Andachten zu dem Johannesevangelium

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Jörg
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C.H.Spurgeon ,,Jesus antwortete: Suchet ihr denn mich, so lasset diese gehen." Joh. 18, 8.

Habe acht, meine Seele, auf die Fürsorge, die der Herr Jesus sogar in dieser Stunde der Versuchung den Schafen seiner Hand bewies! Die waltende Liebe des Leidenden ist stark bis in den Tod. Er ergibt sich dem Feinde, aber Er legt sein Allmachtswort ein, damit seine Jünger freigelassen werden. Für sich selber ,,tut Er seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführet wird, und wie ein Schaf, das verstummet vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut;" aber für seine Jünger redet Er mit mächtiger Kraft. Das ist Liebe, standhafte, selbstverleugnende, treue Liebe! Aber liegt darin nicht noch viel mehr, als ein Blick auf die Oberfläche offenbart? Liegt nicht das innerste Wesen und die Seele des Erlösungswerkes in diesen Worten? Der gute Hirte lässet sein Leben für die Schafe und fordert, daß sie deshalb frei ausgehen. Die Bürgschaft ist anerkannt und angenommen, darum verlangt die Gerechtigkeit, daß die, für die Er einsteht, ihrer Wege gehen dürfen. Mitten aus der ägyptischen Knechtschaft ertönt dies mächtige Wort: ,,Lasset diese gehen." Die Erlöseten sollen aus der Sklaverei der Sünde und des Satans entrinnen. In jeder Kerkerzelle des Abgrunds der Verzweiflung widerhallt das Wort: ,,Lasset diese gehen," und Zaghaft und Furchtsam werden frei. Satan vernimmt die wohlbekannte Stimme, und hebt den Fuß vom Nacken der Gefallenen; und der Tod hört sie, und das Grab öffnet seine ehernen Pforten, und läßt die Toten auferstehen. Ihr Weg ist ein Weg der Vervollkommnung, der Heiligung, des Sieges und der Herrlichkeit, und niemand darf sie aufhalten. Kein Löwe wird sich auf ihrem Wege lagern, noch wird irgend ein wildes Tier ihn betreten. ,,Die Hindin, die frühe gejagt wird," hat die grausamen Jäger auf ihre Fährte gelockt, und nun dürfen die furchtsamsten Rehe und Hindinnen des Feldes in völliger Ruhe weiden unter den Rosen seiner Liebe. Die Gewitterwolke ist losgebrochen über dem Kreuz auf Golgatha, und die Zionspilger werden nimmermehr getroffen von den Blitzen des göttlichen Zorns. Komm, mein Herz, freue dich der Freiheit, welche dein Erlöser dir erworben hat, und lobpreise seinen Namen einen Tag um den andern. ,,Wer vertraut auf Deine Wunden, Hat der Freiheit Hort gefunden."
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Jörg
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A.Christlieb Da hatte Simon Petrus ein Schwert und zog es aus und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Und der Knecht hieß Malchus. Joh. 18, 10

Als Petrus dem Malchus das Ohr abhieb, beging er einen Fehler, der sich oft wiederholt. - Petrus k o n n t e n i c h t w a r t e n, bis er die Antwort des Herrn erhalten hatte. Lukas erzählt, die Jünger hätten gefragt: ,,Sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen?", aber noch ehe der Herr antworten konnte, schlug Petrus, von seiner Feuernatur getrieben, gleich drauf los. Das Schwert blitzte durch die Luft; das Ohr war abgehauen. Hätte Petrus gewartet, der Fehltritt wäre nicht geschehen. - Wie oft kommt ähnliches noch heute vor, weil man nicht auf klare Weisungen Jesu warten kann. - Ferner: Petrus k o n n t e k e i n U n r e c h t e r d u l d e n. Die Gefangennahme Jesu war wirklich eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Wer war unschuldiger als der Heiland! Petrus aber war der Meinung, man dürfe Unrecht nicht ruhig dulden und sich gefallen lassen; nötigenfalls müsse man es gewaltsam verhindern. Das war nicht göttlich gedacht. Auch heute noch zieht mancher das Schwert, wenn auch nur das Schwert einer scharfen Zunge - sobald er denkt, man wolle ihm Unrecht tun. O, laßt uns die Waffen daheim lassen, wenn man uns fälschlich anklagt, beleidigt oder angreift. Laßt uns nicht selber dreinfahren, damit G o t t dreinfahre - zur rechten Zeit! - Als Petrus das Ohr des Malchus abhieb, bewies er auch, daß er seine e i g e n e n G e d a n k e n nicht aufgeben und auf Gottes Gedanken nicht eingehen konnte. Immer wieder hatte Jesus ihm vorausgesagt, er müsse leiden. Aber immer war Petrus bei dem Gedanken geblieben, das Leiden sei zu umgehen. - So sind wir Menschen. Es dauert oft lange, bis wir unsere Lieblingsideen fahren lassen und auf Jesu Kreuzesgedanken eingehen. - Wir wollen Gott bitten, er möge uns G e d u l d , S a n f t m u t und G e h o r s a m geben, damit wir seiner Sache nicht schaden.
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S.Keller Joh. 18, 11: «Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?»

Das war keine Frage Jesu, die Petrus ihm beantworten helfen sollte, sondern ein Vorwurf; er hatte ja schon längst den Entschluß gefaßt und soeben erst den letzten Kampf darüber mit der Angst bestanden. Es hatte sein Gehorsam gegen den Vater über die stärksten menschlichen Triebe gesiegt. Dieser Gehorsam soll aber nun nicht nur als ein starkes Vorbild auf uns wirken: nein, er hat Kräfte ausgelöst, die uns angeboten werden, wenn wir mit zitternder Hand den Kelch nehmen, den uns Gottes Führung hinhält. Bei dem einen kann es auch eine Leidensaufgabe sein; beim andern ein Verhältnis voller Last und Not, das jeder andere, der nicht Gottes gehorsames Kind ist, von sich geworfen hätte; oder aber es ist eine schwere Arbeitsstellung, zu der uns weder Geldgewinn noch Ehrgeiz treibt, sondern die innere Überzeugung, nur darin Gottes Willen ganz zu tun. Wappne dich da gegen das falsche Mitleid deiner Freunde. Er beschwört die Gefahr herauf, daß du anfängst, Mitleid mit dir selbst zu haben und dich wegen deiner Treue bewunderst. Dann hast du deinen Lohn dahin! Weil ich aus Liebe sein Kind bleiben muß, und er mein Vater, darum her mit dem Kelch. Kein Wort weiter! Wer mich darin stören will, ist mein schlimmster Feind.

Lieber Vater im Himmel. Ich traue dir zu, daß du mir nicht mehr auflegst als ich brauche. Stärke mich, dein schwaches Kind, daß ich in den schweren Tagen einen Blick in dein Herz voll Liebe tun darf. Dann geht's. Amen.
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Ch.Spurgeon "Es standen aber die Knechte und Diener um ein Kohlenfeuer, das sie gemacht hatten - denn es war kalt - und wärmten sich; Petrus aber trat auch zu ihnen und wärmte sich." Johannes 18,18

Daß die Diener des Hohenpriesters in der kalten Nacht ein Feuer machten und sich wärmten, ist nicht zu verwundern. Aber unbegreiflich ist es, daß Petrus bei ihnen stand und sich wärmte. Er ging an das Feuer, weil er dachte, er müßte es wie die anderen machen, um keinen Argwohn zu erregen. Aber das Licht des Feuers schien ihm ins Gesicht, einer der Umstehenden erkannte ihn und sagte: "Bist nicht auch du einer seiner Jünger?" So schwach sein Glaube auch war, so liebte er doch seinen Herrn und wollte ihn nicht verlassen. Trotzdem hatte er nicht den Mut, sich zu ihm zu bekennen. Niemand konnte ja annehmen, ein Anhänger Jesu werde sich behaglich die Hände wärmen, während sein Herr mit Hohn und Spott überschüttet wurde.

Manche Christen wärmen sich an dem Feuer der Ehre. Sie wollen um jeden Preis geachtet und geehrt sein, und um diesen Preis belasten sie ihr Gewissen und handeln gegen ihre Grundsätze. Wie können aber Jünger des Herrn, der verachtet und verspottet wurde, um den Beifall der Menschen buhlen und die Wahrheit preisgeben, um sich beliebt zu machen? Sooft wir vor dem Hohn der Gottlosen unsere Fahne sinken lassen, wünschen wir, besser daran zu sein als unser Herr, und das ist eine niedrige Gesinnung. Sooft wir aus Furcht vor Spott nicht Zeugnis ablegen oder aus Trägheit und Bequemlichkeit unsere Arbeit unterlassen, sooft wir den Lüsten des Fleisches frönen, sooft wir Ehre suchen, wo er Schande erduldete - dann sitzen wir wie Petrus unter dem Pöbel; wir wärmen uns behaglich am Feuer, während unser Herr geschmäht und mißhandelt wird. Wußte Petrus nicht, daß böser Verkehr gute Sitten verdirbt? Wußte er nicht, daß die Männer, die seinen Herrn gefangengenommen hatten, kein passender Umgang für ihn waren? Solch ein Sich-Wärmen ist gefährlich. Lieber frieren, als sich die Hände verbrennen. Wenn ihr euch nicht in der Gesellschaft bewegen könnt, ohne eure Grundsätze zu verleugnen, so bleibt ihr ihr besser fern.
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D.Rappard Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Joh. 18,36.

Mit bewegtem Herzen hat unser Geschlecht die Umwälzungen geschaut, die Schlag auf Schlag in der Völkerwelt erfolgt sind. Throne sind gestürzt, berühmte Namen in den Staub gezogen worden. Unheimlich jubelten die einen, tief gebeugt waren die anderen. Und mitten in den brausenden Wogen des Völkermeeres stand und s t e h t unerschütterlich fest das Reich, von dem sein dornengekrönter König einst bezeugte: Mein Reich ist nicht von dieser Welt.

Nie, auch nicht in den blühendsten Friedensjahren hat sich die R e a l i t ä t d e s R e i c h e s G o t t e s so fühlbar gemacht, wie in den Zeiten des Sturmes und des Umsturzes. Der Christ kann wohl ein warmer Vaterlandsfreund sein, aber seine tiefsten Wurzeln sind im unsichtbaren Reich seines Gottes. Dort ist seine Heimat. Für den ewigen König schlägt sein ganzes Herz. Und wenn er auch ob des Unglücks und der Sünden seines Volkes mit Jeremia ausruft: ,,Meine Augen fließen mit Tränen Tag und Nacht über die Erschlagenen meines Volkes", so findet er doch Trost in dem Bewußtsein, daß alle diese Stürme nur dazu dienen müssen, das Kommen des Königs vorzubereiten. Nichts und niemand kann ihn scheiden von der Liebe seines Herrn. Das gibt Kraft und Frieden.

Mein König, wie Dein Reich nicht von dieser Welt ist, so laß auch mich, wiewohl i n der Welt lebend, nicht v o n der Welt sein, sondern volle Genüge haben in Dir.
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W.MacDonald »Mein Königreich ist nicht von dieser Welt; wenn mein Königreich von dieser Welt wäre, so hätten meine Diener gekämpft ...« Johannes 18,36

Die Tatsache, daß das Königreich Christi nicht von dieser Welt ist, genügt schon, mich von der Politik dieser Welt fernzuhalten. Wenn ich mich politisch betätige, dann demonstriere ich dadurch mein Vertrauen in die Fähigkeit des gegenwärtigen Systems, die Probleme der Welt lösen zu können. Aber, ehrlich gesagt, habe ich dieses Vertrauen nicht, weil ich weiß, daß »die ganze Welt in dem Bösen liegt« (1. Johannes 5,19).

Die Politik hat sich als erstaunlich unfähig erwiesen, die gesellschaftlichen Probleme zu lösen. Politische Maßnahmen sind nichts anderes als ein Heftpflaster auf ein eiterndes Geschwür; sie dringen nicht bis zum Infektionsherd vor. Wir wissen, daß Sünde das grundlegende Übel in unserer kranken Gesellschaft ist. Alles, was nicht die Sünde in den Griff zu bekommen versucht, kann als Heilmittel nicht ernstgenommen werden.

Es ist also eine Frage der Prioritäten. Soll ich meine Zeit in politische Betätigung investieren, oder soll ich diese selbe Zeit der Ausbreitung des Evangeliums widmen? Der Herr Jesus beantwortete diese Frage, als Er sagte: »Laß die Toten ihre Toten begraben, du aber gehe hin und verkündige das Königreich Gottes« (Lukas 9,60). Christus bekanntzumachen hat den obersten Vorrang, weil Er die Antwort auf die Probleme dieser Welt ist.

»Denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern göttlich mächtig zur Zerstörung von Festungen« (2. Kor. 10,4). Weil das nun wirklich so ist, kommen wir zu der kühnen Einsicht, daß wir den Verlauf der nationalen und internationalen Geschichte durch Gebet, Fasten und das Wort Gottes mehr beeinflussen können, als es durch Wahlbeteiligung je möglich wäre.

Eine Person des öffentlichen Lebens sagte einmal, daß Politik schon ihrem Wesen nach verdorben sei. Und als Warnung fügte er hinzu: »Die Versammlung sollte nicht ihre eigentliche Aufgabe vergessen, indem sie sich auf ein Gebiet menschlicher Anstrengungen begibt, wo sie zwangsläufig eine armselige Figur abgibt ... Wenn sie sich darin einmischt, wird sie die Reinheit ihres Existenzgrundes verlieren.«

Gottes Plan für dieses Zeitalter ist es, aus den Nationen ein Volk für seinen Namen herauszurufen (vgl. Apostelgeschichte 15,14). Statt es den Menschen in einer verdorbenen Welt möglichst erträglich und bequem zu machen, ist Er damit beschäftigt, Menschen aus ihr herauszuretten. Ich sollte damit beschäftigt sein, bei diesem herrlichen Befreiungsunternehmen mit Gott zusammenzuarbeiten.

Als die Menschen den Herrn Jesus fragten, wie sie die Werke Gottes wirken könnten, antwortete Er, daß es das Werk Gottes ist, an Den zu glauben, den Er gesandt hat (Johannes 6,28.29). Das also ist unsere Aufgabe - Menschen zum Glauben zu führen, nicht zur Wahlurne.
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C.O.Rosenius Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Joh. 18, 36.

Wie ein Reich von dieser Welt ist, sehen wir mit unseren Augen. Es kommt ,,mit äußerlichen Gebärden", mit äußerer Pracht, mit äußerem Ansehen, mit leiblicher Macht, Heeren, Waffen, Titeln und allerlei Veranstaltungen, die diesem äußeren Leben dienen. Das Reich Christi dagegen ist ein geistliches, ein unsichtbares Reich, vor Menschenaugen verächtlich und elend. Es dient nicht diesem Leben, sondern unserem ewigen Heil und einer anderen Zeit.

Gegen unser allergrößtes Übel haben alle Reiche der Welt keine Hilfe. Die Sünde beugt die mächtigsten Könige unter ihre Gewalt. Der Teufel, ,,der Fürst dieser Welt", zwingt alle Könige und Fürsten, ihm zu dienen, wenn sie nicht zu Christus geflohen sind und von Ihm erlöst wurden. Vor dem Tod legt jeder König sein Zepter nieder und läßt sich still wegführen; ja, die ewige Verdammnis trifft ebenso den unbußfertigen König wie jeden anderen Menschen.

Gegen dieses ewige Übel haben alle Reiche der Welt keine Hilfe, gerade hier aber soll das Reich Christi uns dienen. Es hat zwar in der Welt kein Ansehen, vor den Augen der Menschen ist es elend und jämmerlich, wie sein König es auch war, als Er gegeißelt, verspottet und mit Schmach bedeckt vor Pilatus stand. Sein Reich erscheint also höchst elend. Es schützt nicht vor Verachtung durch die Welt, nicht vor der Unterdrückung durch die Menschen, nicht vor Kreuz und Leiden, nicht einmal vor Versuchungen und Anfechtungen durch die Sünde und den Satan, nein, es bringt eher alles das über uns. Aber vor dem Zorn Gottes und dem ewigen Tod schützt es. Von der Sünde, sowohl von ihrer Strafe als auch von ihrer Herrschaft, befreit es. Von der ganzen Herrschaft und der Übermacht des Teufels errettet es. Vor der Hölle und dem ewigen Feuer bewahrt es. Die Menschen, die an Jesus glauben und in Seinem Reiche sind, werden nicht ewiglich sterben, sondern, wenn der leibliche Tod diesem elenden Erdenleben ein Ende macht, werden sie erst recht zu leben anfangen, gleichwie Jesus gerade da zu Seiner Herrlichkeit einging, als Er starb. So ist Sein Reich, so Seine Meinung mit den Worten: ,,Mein Reich ist nicht von dieser Welt."

Dies aber müssen wir uns vor allem durch das Bild des Königs einprägen. Denn dazu sollte die tiefe Erniedrigung des Herrn Christus und Sein Leiden uns in so ergreifenden Zügen vor Augen gestellt werden, daß die Gläubigen zu allen Zeiten in Ihm ein Vorbild ihres eigenen Weges durch Leiden zur Herrlichkeit sehen sollten. Dieser Weg oder das Reich Christi auf Erden, wird uns oft so niederdrückend und so verwunderlich, daß auch seine erleuchtetsten Mitglieder unaufhörlich daran irre werden. Darum mußt du den König oft und gründlich als ein Beispiel der Art und Beschaffenheit des Reiches betrachten; übe dich darin, die großen Gegensätze bei Christus recht zusammenzuhalten, die Gegensätze zwischen dem Wesen und dem Aussehen. Sieh, welch eine herrliche Person. Und sieh, welch eine tiefe Erniedrigung, welch ein jämmerliches Aussehen! Der Person und der Wirklichkeit nach ist der ,,König der Ehren", der eingeborene Sohn des Vaters, dem der Vater auch als Mensch ,,alle Gewalt im Himmel und auf Erden" und ,,einen Namen gegeben hat, der über alle Namen ist, daß in dem Namen Jesu sich beugen sollen alle Knie derer, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, daß Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes, des Vaters." So ist der König in Wirklichkeit. Aber sieh, was davon an Ihm gesehen wird! Er wird in einem Stall geboren und in eine Krippe gelegt. Er war während Seines ganzen Lebens ,,der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit", so arm, daß - während ,,die Füchse Gruben und die Vögel unter dem Himmel Nester haben - des Menschen Sohn nicht hatte, da Er Sein Haupt hinlegte." Und als Er Seinen bedeutungsvollen, von den Propheten vorausgesagten Einzug in Jerusalem hält, reitet Er auf einem geliehenen Füllen der lastbaren Eselin, die Kleider Seiner Jünger zum Sattel. Ist dieser Jesus der große König der Ehren, von dem die Propheten von Anfang der Welt an sangen? Ja, Er ist es, ,,der König der Ehren, mächtig im Streit." Dies aber war jetzt so vollständig verborgen, daß man sich nicht zu wundern brauchte, wenn alle Menschen versucht würden, über Seinen Königsnamen zu spötteln und zu sagen: Dann ist es gewiß ein Bettelkönig.

Aber Sein Reich ist ein Reich der schärfsten Gegensätze, der größten Ehre und Herrlichkeit vor Gott, des größten Elends aber vor uns und vor allen Menschen. Sein Reich ist ein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens, zugleich aber ist darin eine beständige Sünde und Unruhe, ein beständiger Streit. Seine Gläubigen sind vor Gott in größter Gnade und Ehre, sind nichts Geringeres als Gottes Kinder - ,,Meine Söhne und Töchter", spricht der allmächtige Herr. Ja, wir sind Christi Brüder und Miterben, die ,,leuchten werden wie die Sonne in unseres Vaters Reich" - und gehen doch hier auf Erden oft wie ganz von Gott verlassen einher, als wären wir wegen unserer Sünden unter Seinem Zorn. Wir sollten dann vielmehr der Gestalt unseres Königs eingedenk und darauf bedacht sein, daß die große Gnade und Herrlichkeit hier auf Erden unter allem Jammer und Elend verborgen sein soll, auf daß der Glaube eine beständige Übung habe!

Es glänzet der Christen inwendiges Leben, Obgleich sie von außen die Sonne verbrannt; Was ihnen der König des Himmels gegeben, Ist keinem als ihnen nur selber bekannt. Was niemand verspüret, was niemand berühret, Hat ihre erleuchteten Sinne gezieret, Und sie zur göttlichen Würde geführet.
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C.O.Rosenius Du sagst es, Ich bin ein König. Ich bin dazu geboren. Joh. 18, 37.

,,Ich bin ein König", bekennt der Herr Christus vor Pilatus. Und sieh! Der von der ganzen Welt nicht erkannte und verachtete Christus wird schließlich als ein großer und mächtiger König erkannt werden, der ein gewaltiges Reich auf Erden hat, das alle Völker und Länder unter Sein Zepter legt. Die blinden Ungläubigen hören und singen davon, sehen aber nichts und vernehmen nichts davon; Christi Reich ist ihnen gleichsam ein Traumbild, ein Nichts, nur Einbildung einiger verwirrter Menschen. Aber nun schau doch, welch außerordentliche Macht dieses Reich in der Welt ausübt! Sieh, wie alle Völker und Länder ganz umgewandelt werden, sobald das Evangelium Christi unter ihnen zur Herrschaft kommt, und erkenne, wie es ohne des Schwertes Gewalt auch unter seinen schlimmsten Widersachern einen Sieg nach dem anderen gibt! Sieh ferner, wie keine menschliche Macht es bekämpfen kann! Als dieser König Seinen armen Zeugen den Befehl erteilt hatte: ,,Geht hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur", da gingen sie und fragten keinen Kaiser um Erlaubnis, sondern trotzten den strengsten Verboten und dem stärksten Widerstand aller Kaiser. Diese hatten dem Reiche Christi gegenüber keine Macht trotz aller ihrer Rüstkammern und Marterwerkzeuge. Alle Scheiterhaufen, Richtbeile und Schwerter wurden hier ohnmächtig. Christi Reich ist kein Traumbild, wie die Welt meint. Die Zahl der eigentlichen Märtyrer, die nicht nur geistlich umgewandelt wurden, sondern auch die gräßlichsten Martern um der Sache Christi willen haben leiden wollen, ist so groß, daß sie sich auf viele Millionen beläuft. Christi Reich ist kein Traumbild, wenn z. B. die Bibel in viele hundert verschiedene Sprachen übersetzt ist.

Das Reich unseres Herrn Jesus ist kein Traumbild. Du hast vielleicht mit deinen Augen gesehen, daß Menschen, die von keiner irdischen Macht oder Kunst in ihrem Herzen und Gemüt von ihrem fleischlichen und gottlosen Sinn umgewandelt werden konnten, nur durch das Evangelium so umgeschaffen wurden, daß sie, die zuvor aus lauter Eitelkeit von morgens bis abends, tagein, tagaus nur in irdischen Gedanken, Worten und Beschäftigungen lebten, jetzt einen geistlichen Sinn, ein geistliches Herz und einen geistlichen Verstand empfangen haben. Mit herzlicher Freude und Liebe denken und reden sie von Christus und dem, was Ihm angehört, und wollen mit Worten und Werken Ihm dienen. - Und dies nicht aus Zwang, sondern aus der innersten Lust und Neigung des Herzens. Du hast vielleicht gesehen, daß ein Mensch, der zuvor immer sicher und mit sich zufrieden war, jetzt aber beständig mit sich unzufrieden ist, sich vor seinem eigenen Herzen fürchtet und seinen ganzen Trost nur in Christus allein hat. Du hast vielleicht gesehen, daß ein Mensch, der zuvor beständig unglücklich und mit Gott und den Menschen unzufrieden war, jetzt einen tiefen Herzensfrieden und Freude in seinem Heiland erhalten hat, oder daß ein Mensch, der sich früher nie um das Wohl oder Wehe seines Nächsten kümmerte, jetzt eine solche Liebe hat, daß er unausgesetzt daran denkt, wie dieser oder jener errettet werden könne. - Zeugen nicht alle diese Zeichen von einer großen, wundersamen Macht, die das innerste Wesen der Menschen so umgestalten kann? Und stehen nicht alle solche Zeichen offenkundig vor unseren Augen? Erkenne daran, was Christi Reich ist, und wisse, daß Er wirklich ein großer, mächtiger König ist, der trotz des Widerstandes aller Mächte mit Seiner Sache vorwärtsschreitet und das zustandebringt, was der Macht und Klugheit aller Menschen unmöglich ist.

Alles das aber, was wir teilweise vor Augen sehen, können wir von der Person und dem Wesen dieses Königs auch erwarten. Es konnte ja nicht anders sein, wenn wir bedenken, wer dieser König ist, der von alters her beizeiten offenbart hat, daß Er auf Erden ein solches Werk zustandebringen sollte. ,,Ich bin dazu geboren und bin dazu in die Welt gekommen", spricht Er. Wer ist Er? Die Worte ,,in die Welt gekommen" müssen in der Bedeutung genommen werden, die sie in Seinem Mund wirklich haben, wenn Er z.B. spricht: ,,Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; wiederum verlasse Ich die Welt und gehe zum Vater." In Bethlehem sollte der geboren werden, ,,dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist." Er ist ein König, der beim Vater war, bevor die Welt geschaffen wurde.

Bedenke nur! Sollte dieser König nicht herrschen und ein mächtiges Reich haben? Das war ja das ganze Alte Testament hindurch vorausgesagt. So redet der Vater zum Sohne: ,,Heische von Mir, so will Ich Dir die Heiden zum Erbe geben und der Welt Enden zum Eigentum." Und abermals: ,,Es ist ein Geringes, daß Du Mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten Israels wiederzubringen; Ich habe Dich auch zum Licht der Heiden gemacht, daß Du seiest Mein Heil bis an der Welt Ende." ,,Seine Herrschaft soll so groß sein und des Friedens kein Ende." So wird Er auch in dem Gesicht Daniels dargestellt wie ,,eines Menschen Sohn, der in des Himmels Wolken kam", und sodann wird gesagt: ,,Er gab Ihm Gewalt, Ehre und Reich, daß Ihm alle Völker, Leute und Zungen dienen sollten. Seine Gewalt ist ewig, die nicht vergeht, und Sein Königreich hat kein Ende." Darum wird Er auch in Offb. 19 als ein König dargestellt, ,,auf dessen Haupt viele Kronen sind", und ,,auf dessen Kleid und Hüfte ein Name geschrieben stand: ,,Ein König aller Könige und ein Herr aller Herren."

O mächtiger Herrscher ohne Heere, Gewaltiger Kämpfer ohne Speere, O Friedenstürst von großer Macht! Es wollen Dir der Erde Herren Den Weg zu Deinem Thron versperren, Doch Du gewinnst ihn ohne Schlacht.
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C.H.Spurgeon ,,Sehet, welch ein Mensch!" Joh. 19, 5.

Wenn es irgend einen Ort gibt, wo unser Herr Jesus auf das völligste als der Trost und die Freude seines Volkes dasteht, so ist es da, wo Er am tiefsten in den Abgrund der Schmerzen versenkt ward. Kommet hierher, begnadigte Seelen, und schauet den Menschen im Garten Gethsemane; betrachtet sein Herz, das von Liebe so geschwellt wird, daß Er sie nicht mehr zurückhalten kann, das so von Schmerzen erfüllt ist, daß sie sich einen Ausweg bahnen müssen. Siehe seinen blutigen Schweiß; er dringt aus jeder Pore seines Leibes und fällt auf den Boden. Siehe den Menschen an, sie treiben Ihm die Nägel durch Hände und Füße. Schauet empor, ihr reuevollen Sünder, und sehet das Jammerbild eures leidenden Herrn. Bemerkt ihr, wie auf seiner Dornenkrone die Rubintropfen stehen und das Diadem des Königs der Schmerzen mit unschätzbaren Juwelen schmücken? Sehet, welch ein Mensch, wenn nun alle seine Gebeine sich zertrennet haben und Er ausgeschüttet ist wie Wasser und gelegt wird in des Todes Staub; Gott hat Ihn verlassen, und die Hölle hat Ihn umgeben. Schauet doch und sehet, ob irgend ein Schmerz sei, wie sein Schmerz, der Ihn getroffen hat? Und alle, die ihr vorübergeht, kommt, und betrachtet diesen Anblick des Leidens, so einzig, so unerhört, ein Wunder vor Menschen und Engeln, ein unvergleichliches Wunderzeichen. Schauet an den Mann der Schmerzen, der seinesgleichen nicht hat noch kennt in seinen Todesleiden. Staunt Ihn an, ihr Trauernden, denn wenn in einem gekreuzigten Heiland euch kein Trost mehr erwächst, so gibt es keine Freuden mehr, weder im Himmel noch auf Erden. Wenn in dem Lösegeld seines Blutes keine Hoffnung mehr blüht, dann, ihr himmlischen Harfen, lebt keine Hoffnung mehr und keine Freude in euren Tönen, und zur Rechten Gottes wird man keine Wonne mehr finden in Ewigkeit. Wir müssen nur öfter und länger unter dem Kreuze stehen bleiben, wenn wir von unsern Zweifeln und Ängsten weniger gepeinigt sein wollen. Wir brauchen nur in seine Wunden zu blicken, so heilen die unsern. Wenn wir fröhlich und getrost leben wollen, so können wir dies nur durch die Betrachtung seines Todes; wollen wir zur Herrlichkeit erhoben werden, so können wir dies nur, wenn wir seine Erniedrigung und sein Leiden betrachten.
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C.H.Spurgeon ,,Sie nahmen aber Jesum und führten Ihn hin." Joh. 19, 16.

Die ganze Nacht hatte Er Ängste und Schmerzen ausgestanden, den frühen Morgen hatte Er im Palast des Kaiphas zugebracht, man hatte Ihn von Kaiphas zu Pilatus geschleppt, von Pilatus zu Herodes, und von Herodes wieder zurück vor Pilatus; nun waren seine wenigen Kräfte fast erschöpft, und doch ward Ihm weder Ruhe noch Erholung gegönnt. Sie lechzten nach seinem Blut, und darum führten sie Ihn hinaus zum Tode, und luden Ihm das Kreuz noch auf. O Schmerzensweg! Wohl mögen Salems Töchter weinen. Meine Seele, weine auch du. Was lernen wir hier, wenn wir unsern teuren Heiland so hinwegführen sehen? Erkennen wir darin nicht jene Wahrheit, die uns im Bilde des ,,ledigen Bockes" abgeschattet wird? Brachte nicht der Hohepriester den ledigen Bock und legte die Hände auf sein Haupt, und bekannte die Sünden des Volkes, auf daß so die Sünden möchten auf den Bock gelegt und vom Volke hinweggenommen werden? Dann ward der Bock durch einen bestellten Mann in die Wüste geführt, und Er trug hinweg die Sünden des Volkes, so daß sie nicht mehr konnten gefunden werden, wenn man sie suchte. So sehen wir den Herrn Jesum vor die Priester und Ältesten geführt werden, und sie sprachen das Schuldig über Ihn aus; Gott selbst rechnet Ihm unsre Sünden zu: ,,Der Herr warf unser aller Sünde auf Ihn;" ,,Er ist für uns zur Sünde gemacht," Er vertritt uns in unsrer Schuld, Er trägt unsre Sünde unter der Gestalt des Kreuzes auf seinen Schultern; wir sehen den großen ,,Bock der Erledigung" hinweggeführt durch die bestellten Diener der Gerechtigkeit. Geliebte, habt ihr die gewisse Zuversicht, daß Er eure Sünde getragen hat? Wenn ihr das Kreuz auf seinen Schultern erblickt, erkennt ihr darin eure Sünde? Es gibt einen Weg, wie ihr gewiß werden könnt, ob Er eure Sünde getragen hat oder nicht. Habt ihr Ihm die Hand aufs Haupt gelegt und Ihm eure Sünde bekannt und auf Ihn vertraut? Dann lastet eure Sünde nicht auf euch; sie ist ganz und gar durch die köstliche Zurechnung auf Christum übertragen, und Er trägt sie auf seinen Schultern. Laßt dies Bild nicht in eurer Seele erblassen, bis daß ihr euch eurer Erlösung freuet, und betet den liebenden Erlöser an, der eure Missetat getragen hat.
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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Ch.Spurgeon "Pilatus aber schrieb eine Überschrift und heftete sie an das Kreuz; und es war geschrieben: Jesus, der Nazarener, der König der Juden." Johannes 19,19
In dieser Sache könnt ihr von Pilatus lernen: Er schrieb den Namen Jesu auf das Kreuz. Er schrieb diese Worte mit eigener Hand und weigerte sich, sie zu ändern. Der wankelmütige Statthalter hielt diesmal an der Wahrheit fest und wollte sich nicht davon abbringen lassen.

Sorgt dafür, daß ihr den Namen Jesus über euer Kreuz schreibt. Tragt euer Kreuz für Jesus, mit Jesus und Jesus nach. Wenn Pilatus diese Überschrift an das Kreuz heftete, so drückte er damit aus, daß sich ein unwissender Mensch aus einem unbekannten Erdenwinkel zu einem König erhoben hatte. Wundert euch nicht, wenn sich über euer Kreuz ein Regen bitterer Verachtung ergießt. Nehmt Schmach und Hohn als einen Teil der Last eures Lebens an. Laß dich einen "Nazarener" nennen und schäme dich nicht anzuerkennen, daß auch du mit diesem Jesus von Nazareth gewesen bist. Wer sind wir, daß wir Lob erhalten sollten, wo unser Herr Speichel erhielt? Schreibe Jesus von Nazareth auf dein Kreuz, dann werden Verhöhnungen und Schmähungen ihre Schärfe verlieren.

Bezeichnend ist auch das Wort "der König der Juden". Diese Worte sagen uns: Wenn ein König ein unendlich schweres Kreuz getragen hat, dann kann ich als sein Knecht wohl meine Last aufnehmen, die verhältnismäßig leicht ist. Dann ist es nur Ehre, ihm nachzufolgen. Ordnet Jesus, der König, ein Kreuz für mich an? Warum sollte ich dann seine Liebe oder seine Weisheit anzweifeln? Wenn er König ist, so erweise ich mich als Rebell, wenn ich die Last, die er mir auflegt, abschütteln wollte.

Die Juden verwarfen den Herrn Jesus, und doch herrschte er am Kreuz über sie. Auch wir werden da triumphieren, wo wir am meisten geprüft werden. Trübsale dringen auf uns ein, aber "wir rühmen uns der Trübsale". Laßt uns Gemeinschaft mit Christus in seinen Leiden haben, dann werden uns unsere Trübsale Kanzeln erbauen, von denen aus wir den Herrn Jesus predigen.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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W.Nee Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Johannes 19,30

Der christliche Glaube beginnt nicht mit einem großen TUE, sondern mit einem großen GETAN. Unser Verstand natürlich lehnt sich hiergegen auf. Wenn wir uns nicht rühren, wie können wir denn unser Ziel je erreichen? Was können wir erlangen ohne Anstrengung? Wie können wir zu etwas kommen, wenn wir nicht dafür arbeiten? Aber das Christsein ist eine sonderbare Sache! Es geht aus von der Ruhe. Wenn wir am Beginn etwas zu tun versuchen, bekommen wir nichts; wenn wir selber etwas erreichen wollen, entgeht uns alles. »Es ist vollbracht«, sagte Jesus, und Paulus beginnt seinen Brief an die Epheser mit der Feststellung: »Gott hat uns mit jedem geistlichen Segen in der Himmelswelt gesegnet«. Wir werden also gleich zu Beginn aufgefordert, zu ruhen und das, was Gott getan hat, zu genießen - wir sollen nicht versuchen, es selbst zu erlangen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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D.Rappard Da Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und neigte das Haupt und verschied. Joh. 19,30.

Auf diesen Siegesruf meines sterbenden Heilandes stützt sich meine Seele im Leben und im Tod. Es ist in der Ursprache ein einziges Wort: Vollbracht!

V o l l b r a c h t war meines Jesu Erdenlauf in Mühe, Entbehrung, Versuchung, Kampf und Tod. V o l l b r a c h t der Liebesrat Gottes, der vor Erschaffung der Welt im Herzen der Dreieinigkeit beschlossen wurde. V o l l b r a c h t das große Opfer, das im Tempelkultus vorgeschattet war. V o l l b r a c h t, fertiggemacht, das Kleid der Gerechtigkeit, in das die Brautgemeinde sich hüllen kann, um vor dem heiligen Gott zu bestehen. V o l l b r a c h t der Triumph über die alte Schlange, deren Kopf zertreten wurde im Augenblick, da sie dem Erlöser den Fersenstich versetzte.

Wenn Jesus alles vollbracht hat, dann kann und soll ich nichts mehr tun, als mich durch den Glauben so mit ihm zu vereinigen, daß sein Tod mein Tod, sein Leben mein Leben, sein Sieg mein Sieg sei. Auf dem Grabmal einer selig Vollendeten steht die vielsagende Inschrift: ,,Wiewohl sie gestorben ist, lebt sie, weil sie geglaubt hat dem Worte: Es ist vollbracht!" Ja, das ist Glaubensgrund und Heiligungskraft. O Jesu, an diesem heiligen Gedächtnistage Deines Sterbens preise ich Dich anbetend für Deine vollendete Erlösung. Jesu, mein Heiland, Dir sag' ich Preis und Dank!

O Überwinder, hör meinen Lobgesang! In Deine Gnade hüll ich mich tief hinein, In Deinem teuren Blut bin ich gerecht und rein. Ehr' sei dem Lamm, das rief, da es geschlacht't: Es ist vollbracht.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Ch.Spurgeon "Darnach bat Joseph von Arimathia - der ein Jünger Jesu war, doch heimlich, aus Furcht vor den Juden, - den Pilatus, daß er den Leib Jesu abnehmen dürfe." Johannes 19,38

Wie kam es, daß Joseph von Arimathia so zurückhaltend war? Vielleicht lag es an seiner Gemütsart; denn es gibt viele, die all ihren Mut zusammennehmen müssen, um auch nur ein gutes Wort für den Heiland zu sagen, den sie doch lieben. Wenn sie können, stellen sie sich in die letzten Reihen. Sie hoffen, zu den Siegern zu gehören, wenn die Beute verteilt wird. Aber sie sind nicht übereifrig, sich zu den Kämpfern zu gesellen, solange der Streit währt.

Menschenfurcht ist eine Pflanze, die ausgerottet und nicht genährt werden darf. Wenn ich könnte, würde ich diese Pflanze dahin setzen, wo sie wenig Wasser und keinen Sonnenschein bekäme.

Auch fürchte ich, daß Joseph durch seinen Reichtum gehindert war, mutig vorzutreten. Reichtum stärkt nicht das Herz, sondern hält die Menschen zurück, kühn für eine gute Sache einzutreten. Die Fischer des galiläischen Meeres verließen ohne ein Wort ihre wenigen Boote und ihr Fischergerät; aber Joseph kam nur langsam dahin, alles um Christi willen zu wagen. Starke Schwimmer haben ihr Leben gerettet, wenn das Schiff auf einen Felsen stieß und strandete, indem sie jedes Gewicht beiseite warfen. Andere dagegen sanken sofort auf den Grund, weil sie sich ihr Gold um den Leib gebunden hatten.

Tragt Sorge, ihr, die ihr wohlhabend seid, daß euch die Güte Gottes nicht zu einem Fallstrick wird. Hütet euch vor dem Stolz des Lebens, der Begierde nach Rang, dem Wunsch, Schätze zu sammeln; denn das wird euch davon abhalten, eurem Herrn zu dienen.

Was hindert dich, entschieden auf des Herrn Seite zu stehen? Bist du reich? Genießt du Ehre? Tritt hervor, mein Bruder, für die Wahrheit und für den Herrn!

Ich fordere alle verborgenen Gläubigen auf, über den Widerspruch zwischen ihrer Zurückhaltung und ihrem Glauben nachzudenken und diese feige Stellung zu verlassen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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S.Keller Joh. 20, 4: «... schneller denn Petrus ...»

Das Johannesevangelium enthält eine Menge solcher kleinen, anscheinend nebensächlichen Striche, die für die Abfassung eines Augenzeugen sprechen. Schneller als Petrus lief Johannes zum Grabe. Warum? Petrus trug die Last eines wehen, wunden Gewissens, und Johannes beflügelte die reine Liebe den Fuß. Ähnlich dürfte es bei Jesu Wiederkunft wieder werden. Wer unter seinen Gläubigen ein von Sorgen oder Weltgeist beschwertes Herz hat, dürfte an der Engbrüstigkeit des Petrus leiden, wenn es gilt, dem entgegenzueilen, der in strahlender Herrlichkeit wiederkommt. Die geheimste Untreue dürfte dann böse weh tun. Wer dagegen nach diesem Jesus schon mit der ganzen Kraft seiner Seele sich gesehnt und für solches Wiedersehen gerüstet hat, dürfte schneller als Petrus laufen! Wollen wir keinen Tag abschließen, ohne den Bücherabschluß zu machen: wie stehe ich zu Jesu? Wenn heute nacht die himmlischen Alarmsignale tönen und alle Welt aufstehen muß, um ihm entgegenzugehen, wie wird's dann mit meiner Freudigkeit bestellt sein? Herz, mein Herz, erkenne dich selbst und halte deine Lampe bereit, damit dich die Zukunft Jesu nicht erschrecke!

Rüste du selbst, heiliger, kommender Heiland, deine Brautgemeinde, daß sie ohne Schwärmerei und Schuld sich freudig bereit halte auf die Stunde, die jetzt noch niemand kennt als der Vater. Herr, hilf uns zum schnellen Laufen! Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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