Andachten zu dem Johannesevangelium

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Leo_Sibbing
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Beitrag von Leo_Sibbing »

S.Keller Joh. 17, 3: «Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen.»

Gott und Jesum erkennen - das ist ewiges Leben. Dann kann damit aber nicht ein Aufmarsch von Begriffen und ein Lehrgebäude gemeint sein, sondern man muß an die biblische Sprache denken, die "erkennen" von der innigsten Liebesgemeinschaft braucht. Gott und Jesus werden nur so weit erkannt, als man sie liebt, und man kann sie nur so echt und wahr lieben, wenn man sie am inneren Menschen erfährt. Es steht nicht so, als ob die Lehre über Gott zuerst an einen Menschen herangebracht werden müßte, um Ehrfurcht und Liebe zu wecken, sondern umgekehrt ist's gegangen: Die erfahrene Liebe von oben rief unsere Liebe wach und nachher suchte diese dankbare Rührung nach Begriffen, Namen, Lehren, die hoch genug für Gott und Jesus wären. Der goldene Faden im Gewebe unseres Erdenlebens ist, was wir in heiligem Schauer und süßer Bewegung vom Unsichtbaren erlebten: Scheidung von der Sünde, Gebetserhörungen, Tröstungen, die wir nicht in Worten weitersagen konnten. Schließ die Augen, wenn du allein dich müde geweint im Leid, oder müde gelesen in der Bibel und schicke deine Seele, daß sie Gott, dem nahen, gegenwärtigen, begegne.

Hier bin ich, Herr, mein Vater und Erlöser! Höre mich, sieh mich freundlich an, reiche mir deine durchgrabene Hand, zieh mich an dein Herz und laß mich eine keine Weile Heimatglück in der Fremde genießen. Amen.
Ich freue mich sehr in dem HERRN, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir Kleider des Heils angezogen, mit dem Mantel der Gerechtigkeit mich bekleidet, ... Jesaja 61,10

Leo_Sibbing
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Beitrag von Leo_Sibbing »

S.Keller Joh. 17, 3: «Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen.»

Was muß das für eine Erkenntnis sein, daß Johannes sie ewigem Leben gleichsetzt? Solche Erkenntnis muß erfahrene Erlösung sein, muß eine solche Wirklichkeit sein, daß der arme Sünder, der mit uns zusammentrifft, innerlich überzeugt wird: das ist es, was ich suche. Das gerade brauche ich, um aus meinem Elend herauszukommen. - Dann ist schon klar, daß das nicht in Begriffen und Worten stehen kann, sondern in einer Erfahrung, die neue Kraft und neues Leben mit sich bringt. Davon war im Alten Testament geweissagt: ein Volk, das seinen Gott erkennt, wird sich aufmachen und es ausrichten. Nun muß sich das erfüllen, wenn man die Offenbarung Gottes in Christo an sich gerissen hat, diesen Gottesstrom in sich hinein hat fluten lassen. Das gibt dann den Sinn des Lebens auf Erden; sein Mark, seine Seele, seine treibende Kraft: das ewige Leben. Weil aber durch Liebe und Erfahrung die Erkenntnis Gottes und Christi wächst, wächst auch die Wirkung dieses ewigen Lebens hiernieden. Wenn wir einst Gott so erkennen werden, wie er jetzt uns, dann werden wir das Vollmaß des ewigen Lebens erlangt haben. Hier ist beides - Erkenntnis und Leben - nur Stückwerk.

Wir danken dir, Herr, daß du beides in der Hand hast, den Abbruch des alten und den Aufbau des neuen Lebens. Wir wollen in deiner Hand bleiben. Wirke deine Werke, wenn unsere Werke welken. Führ uns hindurch! Amen.
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Leo_Sibbing
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Beitrag von Leo_Sibbing »

D.Rappard Das ist das ewige Leben, daß sie Dich, den allein wahren Gott, und den Du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen. Joh. 17,3.

In der Erkenntnis Gottes liegt das ewige Leben. Nicht jedes Kennen ist ein E r k e n n e n. ,,Kennst du jene Quelle im Tale?" - ,,Ja, ich habe sie schon oft gesehen." - ,,Aber hast du auch aus ihr getrunken, wenn du dürstend daherkamst? Dann erst hast du sie erkannt." - Kennst du Gott vom Hörensagen nur? Oder hast du ihn erkannt? Hast du einen Eindruck bekommen von seiner Heiligkeit? Hast du gezittert vor seinem gerechten Zorn (Jes. 12, 1)? Hast du erkannt seine Liebe, sein Erbarmen, sein Vergeben, sein göttliches Aufrichten? Auge in Auge, Herz an Herz, so lernt man Gott erkennen. Es ist nicht zumeist eine Tat des V e r - s t a n d e s. Es heißt nicht: Erkennen, d a ß du wahrer Gott bist; sondern: d i c h erkennen.

Und die Erkenntnis Gottes geht Hand in Hand mit der Erkenntnis dessen, den er als Heiland gesandt hat. Manche reden wohl gern von einem lieben Gott, aber sie brauchen und wollen keinen Heiland. Ach, dann haben sie nicht den w a h r e n G o t t und darum auch kein Leben.

Zum ersten Mal vernehmen wir hier den herrlichen Doppelnamen, der bald hinausgetragen werden sollte in die weite Welt: Jesus Christus, der R e t t e r, der g e s a l b t e König.

Herr Jesu, lehre mich immer tiefer eindringen in die lebenbringende Erkenntnis, die Du selbst uns geoffenbart hast! Lehre mich glauben und besitzen!
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Leo_Sibbing
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Beitrag von Leo_Sibbing »

S.Keller Joh. 17, 4: «... ich habe vollendet das Werk, das du mir gegeben hast, daß ich es tun sollte.»

Wieviele unter uns werden an ihrem Lebensabend dieses große Wort ihrem Meister nachsprechen können? Um so etwas sagen zu können, dazu gehört auch ein völliges Erkennen des aufgetragenen Werkes, das uns irrenden, kurzsichtigen Menschen fehlt. Nichts macht mich so klein und traurig, als wenn ich die Wirklichkeit meines Lebenswerkes mit dem vergleiche, was ich hätte leisten sollen. Es wäre zum Verzweifeln, wenn nicht in unserem Textwort ein starker Trost für solche traurige Arbeiter enthalten wäre. Jesu vollkommenes Werk ist nicht nur eine Sühne für unsere Sünden, sondern es deckt auch die Mängel und Unvollkommenheiten unseres Werkes. Er kann aus kleinen, schier vergessenen Abfällen unserer Arbeit noch etwas Wertvolles für die Ewigkeit schaffen, wenn er seinen Stempel darauf druckt: das habt ihr mir getan! Wir wollen uns nicht selbst entschuldigen, nicht geringer von unserer Verantwortlichkeit denken, nichts aufschieben oder unterlassen, was wir tun können - aber nervös brauchen wir uns nicht machen zu lassen! Jesus Christ ist Priester und Versühner aller seiner Diener. Sein Werk heiligt und verklärt unser Werk.

So, Herr Jesus, dann bringe ich dir alle meine Unvollkommenheiten und Unterlassungen. Erbarme dich meines Lebenswerkes und laß den Goldglanz deines Werkes darauf fallen, daß man meiner Schuld nicht mehr gedenke. Amen.
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Leo_Sibbing
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Beitrag von Leo_Sibbing »

S.Keller Joh. 17, 6: «Ich habe deinen Namen offenbart den Menschen, die du mir von der Welt gegeben hast. Sie waren dein und du hast sie mir gegeben und sie haben dein Wort behalten.»

Eine wundersame Stufenfolge: sie waren dein - erste Stufe. Nicht kraft der Schöpfung; denn sonst wären alle sein, sondern weil sie aus der Wahrheit waren und auf dieser untersten Stufe sich ehrlich von ihrem Gewissen strafen ließen. Dann hat der Vater sie dem Sohne gegeben, zugeführt, daß er sie "finden" und nehmen konnte - zweite Stufe. Dann kommt des Sohnes Arbeit an ihnen: des Vaters Namen ihnen zu offenbaren, d. h. sein Wesen ihnen in Heiligkeit und Liebe zu zeigen - dritte Stufe. Und diese Arbeit ist nicht vergeblich gewesen; das Wort hat in den Herzen gehaftet, der Same ist aufgegangen. Denn Jesus irrt sich nicht, wenn er von ihnen sagt: "Sie haben's angenommen und erkannt wahrhaftig (V. 8), daß ich von dir ausgegangen bin" - vierte Stufe. Nun, setze dich in die Stille und überlege, wieviel Stufen dieser Leiter du unter Jesu Führung schon hinangekommen bist. Wenn dich dieses Gedenken nicht rührt und dankbar macht, dann tust du mir leid. An wem sollte das wohl liegen? An seiner Führung gewiß nicht. Dann beuge dich über den versäumten Gnadenstunden und bitte ihn, daß er nochmals die Türen aufschließe und Gelegenheit schenke zum Wachsen und Werden im Licht.

Herr, wir danken dir für dein Tun an uns und bitten dich, fördere unser Werden. Du hast es verdient, daß wir ein vollkommenes Echo werden des Wortes, das du uns gabst. Mach unsere Herzen brennen in deiner Liebe. Amen.
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Leo_Sibbing
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Beitrag von Leo_Sibbing »

D.Rappard Ich bitte für sie und bitte nicht für die Welt, sondern für die, die Du mir gegeben hast, denn sie sind Dein. Joh. 17,9.

Jesus hatte in der feierlichen Stunde, da er seinen Sterbensgang antrat, für sich gebetet, daß der Vater ihn verklären wolle durch tiefste Nacht zur herrlichsten Klarheit. Nun aber gilt sein Bitten den Seinen. Scharf begrenzt ist der Kreis, für den er fleht. ,,Ich bitte nicht für die Welt," sagt er. Klingt dies Wort nicht hart aus dem Munde des liebreichen Heilands? Wir müssen es nur recht verstehen. Er sagt nicht, daß er überhaupt nicht bitte für die Welt, hat er doch bald darauf für seine Mörder gefleht: Vater, vergib ihnen! Aber die Bitten, die er j e t z t vorbringen will, gelten den aus der Welt Herausgeretteten. Er beschreibt sie mit den Worten: Du, Vater, hast sie mir gegeben. Sie sind dein. Sie haben Deine Worte angenommen. Sie haben erkannt, daß ich von Dir ausgegangen bin. Sie glauben, daß Du mich gesandt hast (V. 8).

Gehöre ich zu dieser glücklichen, kleinen Schar? Dann gilt mir die ganze Kraft dieser Heilandsbitte. Denn das hohepriesterliche Flehen, das wir hier belauschen, hat nicht aufgehört mit dem Erdenwandel des Erlösers. Sein Wort sagt uns ausdrücklich, daß er, in der Kraft seines unvergänglichen Priestertums, immerdar lebet und bittet für uns.

Betest Du jetzt auch für mich, Du großer Hoherpriester zu Gottes Rechten? In meiner Armut, in meiner Trauer ist mir die Gewißheit, daß Du es tust, ein seliger Trost.
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Leo_Sibbing
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Beitrag von Leo_Sibbing »

S.Keller Joh. 17, 10: «Und alles, was mein ist, das ist dein, und was dein ist, das ist mein.»

Nach dem Vorausgehenden und Nachfolgenden bezieht sich diese Aussage auf den Besitz von Menschen. Was Jesus gewonnen hat an Persönlichkeiten, ist gerade dadurch, daß sie an ihn gläubig wurden, auch unlöslich mit dem Vater verbunden. Was dem Vater gehorcht und gehört, wird dem Sohne zugeführt. Vater und Sohn sind so eins, daß, wer einen von ihnen liebt, auch den andern liebt. In Gott ist kein Gegensatz durch die Spaltung in Personen (wenn dieser Ausdruck überhaupt paßt), sondern eine Mannigfaltigkeit der Offenbarung. Dieser reiche Gott neigt sich durch Jesus freundlich zu dir und spricht: "Was mein ist, ist dein." Das können wir kurzsichtigen, schwachmütigen Menschen jetzt auf Erden ebensowenig begreifen, wie ein zweijähriges Kind etwas davon hat, wenn es eine Million erbt. Ein Gummiball oder eine Leckerei für wenig Geld erscheinen ihm mehr wert. Aber wie im Lauf der Erziehung dem heranwachsenden Knaben und Jüngling der Wert des Geldes aufgeht, so werden wir Christen für unsern Reichtum erzogen, daß wir mehr und mehr verstehen lernen, was für eine Herrlichkeit unser wartet.

Das soll heute abend nach dem schweren Tagwerk voll Enttäuschungen und Verdrießlichkeiten mein Trost sein, daß du, Herr Jesus, mir die Bilder zeigst von dem Vaterhaus mit den vielen Wohnungen, und leise flüsterst: Was mein ist, das ist dein. Ich danke dir dafür. Amen.
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Leo_Sibbing
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S.Keller Joh. 17, 11: «Erhalte sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast, daß sie eines seien, gleich wie wir.»

Was muß das für ein Geheimnis um Gottes Namen sein, daß die darin Geborgenen nicht nur darin erhalten werden können, sondern daß das noch die Wirkung hat, sie auf die wunderbarste Weise zu vereinigen. Dieser Gottesname ist die Offenbarung Jesu. Nichts bewahrt sie nach außen so mächtig als Jesus, und nichts kittet sie nach innen so fest zusammen als Jesus. Dadurch, daß jeder von ihnen für seine Person das rechte Verhältnis zu Jesu Person bekam (Pfingsten!), dadurch war die goldene Fassung um sie gelegt, daß sie erhalten wurden. Aber zugleich machte Jesus in ihnen sie untereinander verwandt, daß, was einer von ihnen von Jesu Art an sich trug, ihn den anderen liebenswert erscheinen ließ. Warum sollte dasselbe nicht auch bei uns möglich sein? Nur unsere Sünde und unsere persönliche ungebrochene Eigenart stört solche Zusammengebundenheit. Wenn aber die Welt zu einem scharfen Angriff auf uns losstürmt, nicht wahr, dann lassen wir alles, was uns trennt, fallen und schließen uns fest zusammen gegen den gemeinsamen Feind. Je näher dem Ende und der Wiederkunft Jesu, desto besser muß das werden.

Der du einst so für deine Jünger gebetet hast, Herr Jesu, decke auch uns mit dem Schild deiner Fürbitte. Reinige deine Kinder und schließ du sie zusammen, daß die Welt erkenne, du habest heute noch die Deinen in deiner Hand. Amen.
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Leo_Sibbing
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Beitrag von Leo_Sibbing »

D.Rappard Heiliger Vater, erhalte sie in Deinem Namen, die Du mir gegeben hast, daß sie eins seien, gleichwie wir. Joh. 17,11.

Erhalte sie! - Das ist die erste Bitte, die Jesus in dieser Stunde zu seinem Vater emporsendet für die Seinen. Du hast sie mir gegeben, Vater; nun erhalte sie mir auch. Der Herr hatte es erfahren müssen, daß seiner Jünger viele hinter sich gingen und nicht mehr mit ihm wandelten, und voll heiliger Wehmut hatte er an die Zwölf die Frage gerichtet: Wollt ihr auch weggehen (Joh. 6, 67)?

Ach, Herr, mir ist, als richtest Du die Frage heute auch an mich. Und was soll ich sagen? Ich will mit Petrus antworten: Herr, wohin sollte ich gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens, und ich habe geglaubt und erkannt, daß Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. - Aber damit es also bleibe, und ich im Leben und im Tode niemals weiche von Dir, flehe ich heute in Deinen eigenen Worten: Heiliger Vater, erhalte mich in Deinem Namen! Auch ich gehöre zu denen, die Du Deinem Sohne gegeben hast; denn sonst wäre ich ja nicht zu ihm gekommen (Joh. 6, 37). O so erhalte mich denn auch in ihm zum ewigen Leben. H a n d, d i e n i c h t l ä ß t, h a l t e m i c h f e s t!

Und lehre mich, o Herr, das große, selige Geheimnis verstehen und erfahren, daß die Deinen eins sein dürfen in Dir und mit Dir.
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Jörg
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C.H.Spurgeon ,,Ich bitte nicht, daß Du sie von der Welt nehmest." Joh. 17, 15.

Es ist ein seliges und liebliches Ereignis, das allen Gläubigen bevorsteht zu der Zeit, da es Gott wohlgefällig ist, daß wir heimgehn dürfen, um bei Jesu zu sein. Nach etlichen wenigen Jahren werden die Streiter des Herrn, die hienieden kämpfen ,,den guten Kampf des Glaubens," den Streit überwunden haben und werden eingegangen sein zu ihres Herrn Freude. Aber obgleich Christus will, daß die Seinen einst bei Ihm seien, wo Er ist, so bittet Er doch nicht, daß sie plötzlich von der Welt in den Himmel möchten genommen werden. Er wünscht, daß sie hienieden bleiben. Und wie oft sendet dennoch der müde Pilger die Bitte hinauf zum Gnadenthron: ,,O, hätte ich Flügel wie Tauben, daß ich flöge und irgendwo bliebe!" aber Christus, unser Herr, bittet nicht also; Er hinterläßt uns und befiehlt uns in seines Vaters Hände, bis wir gleich Garben reifen Korns eingesammelt werden in die Scheunen unsres Meisters. Der Herr Jesus bittet für uns nicht um eine Erlösung durch einen baldigen Tod, denn es ist nötig, im Fleisch bleiben, um andrer willen, ob es uns auch nicht zum größern Segen dient. Er bittet, daß uns der Vater bewahre vor dem Übel, aber nimmermehr bittet Er für uns, daß wir eingehen dürfen zum Erbteil der ewigen Herrlichkeit, ehe wir zum vollen Alter herangewachsen sind. Christen wünschen oft zu sterben, wenn sie von irgend einer Trübsal heimgesucht werden. Fragt sie warum, so antworten sie: ,,Weil wir möchten bei dem Herrn sein." Wir fürchten aber, es sei ihnen nicht sowohl darum zu tun, bei dem Herrn zu sein, als ihrer Trübsale los zu werden; sonst würden sie das gleiche Verlangen nach dem Tode auch zu andern Zeiten hegen, wo sie nicht dem Druck der Drangsale seufzen. Sie möchten gern heimgehen, nicht sowohl um der Nähe des Heilands willen, als um der Ruhe genießen zu können. Nun ist's aber recht und gut, wenn wir Lust haben, so abzuscheiden, wie der Apostel Paulus, dieweil bei Christo zu sein viel besser wäre; aber das Verlangen, der Trübsal zu entfliehen, ist ein selbstsüchtiger Wunsch. Vielmehr sei euer Sehnen und Sorgen, daß ihr möget Gott verherrlichen durch euer Leben, solange es Ihm gefällt, und wäre es auch mitten unter Mühe und Kampf und Leiden, und überlasset es Ihm, zu sagen: ,,Es ist genug." Wenn die rechte Stunde kommt, wird Er euch schon heimholen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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S.Keller Joh. 17, 15: «Ich bitte nicht, daß du sie von der Welt nehmest, sondern daß du sie bewahrest vor dem Übel.»

Unser leidensscheues Herz hätte es freilich lieber gehabt, daß der Herr den Vater gebeten hätte: Nimm meine Jünger von der Welt weg, wo sie doch nur Angst und Anfechtung haben! Aber was wäre dann aus der inneren Entwicklung der Jünger selbst geworden und was aus ihrem Lebenszweck, der Weltmission? Darum ist es nötig, daß sie in der Welt bleiben. Als Trost waltet Jesu Fürbitte über ihnen: "Daß du sie bewahrest vor dem Übel." Vergleichen wir das Kleinste mit dem Größten! Auch unser Leben hat diese zwei Linien einzuschlagen, seit wir lebendig im Glauben wurden: es muß aus jedem doch noch etwas werden, damit das Bild Jesu an ihm offenbar werden könne, und es muß doch jeder sein noch so bescheidenes Stückchen Arbeit fürs Reich Gottes tun. Darum nimmt der Herr nicht jeden gestern Gläubiggewordenen flugs in die Seligkeit hinein, sondern läßt ihn hier auf Erden sein Brot noch manchesmal mit Tränen und Seufzen essen. Vor seelenmörderischem Übel will er uns bewahren, vor der geistigen Pestilenz, die im Finstern schleicht - aber das Weltleid kriegen wir alle ebensogut wie die Arbeit an dieser Welt. Was sollte sonst aus uns beiden werden, der Welt und uns?

Ach, Herr Jesus, laß uns nicht allein in dem täglichen Arbeiten und Seufzen. Sei du die Sonne unserer Tage, der Trost in unserer Traurigkeit und der Friede unseres Abends. Wir schauen auf dich. Gib uns deine Freundlichkeit zu spüren! Amen.
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D.Rappard Ich bitte nicht, daß Du sie aus der Welt nehmest, sondern daß Du sie bewahrest vor dem Übel. Joh. 17,15.

Bewahre sie! - So fleht der barmherzige Hohepriester. Wie eine zärtliche Mutter für ihr Kindlein sorgt und es, wenn sie fern sein muß, einem starken Schutz empfiehlt, so handelt Jesus mit seinen schwachen Jüngern. Vater, sagt er, dieweil ich bei ihnen war in der Welt, habe ich sie bewahrt; aber nun, da ich von hinnen scheide, verwahre Du sie mir! - Nicht aus der Welt will er sie gleich hinwegnehmen; aber in der Welt sollen sie bewahrt werden vor der Welt.

Wie sehr bedürfen wir solcher Bewahrung! Das Übel, von dem der Heiland spricht, ist überaus groß und mannigfaltig. Es umgibt uns von allen Seiten. Ja, es steckt in uns. Das Hüttlein von Fleisch und Blut, in welchem das aus Gott geborene neue Leben zelten muß bis zum Tag der vollkommenen Erlösung, ist aus gar verderbtem Material gebaut und droht immer, den göttlichen Gast zu ersticken oder gar zu vertreiben. Aber derselbe Herr, der uns das Geistesleben geschenkt hat, kann und will es auch bewahren. Wenn wir zurückblicken auf unser vergangenes Leben, können wir auf tausendfache Beweise solchen göttlichen, inneren Bewahrens stoßen. Wohl uns des treuen Herrn und Hüters!

Du kannst mich bewahren, Du willst mich bewahren, Allmächtig bist Du!
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S.Keller Joh. 17, 16: «Sie sind nicht von der Welt, gleich wie ich auch nicht von der Welt bin.»

Daß Jesus nicht von der Welt war, steht außer allem Zweifel. Was aber sollen wir zu der Gleichung sagen, die er zieht, daß seine Jünger in diesem Punkt auch ihm gleichen? Das kann nur bedeuten, daß das eine Stück neuen Lebens, das sie durch seinen Geist empfangen haben, nicht von der Welt stammt, sondern aus ihm. Sonst ist ihr äußeres Leben nicht viel anders, als ordentliche, ehrbare Weltmenschen es auch unter dem Einfluß christlicher Zucht und Sitte haben können. Der Hauptunterschied, das total Neue, steckt unsichtbar (unser Leben ist verborgen mit Christo) in ihrem Herzen und Willen, in ihrer Gesinnung und ihren Trieben, in ihrem Hassen und Lieben. Jeder muß wohl für sich selbst ganz überzeugt sein, daß er diesen wesentlichen Unterschied von der Welt in sich trage, aber über andere erlaube er sich nicht schnell ein Urteil. Mancher ist in christlicher Luft erwachsen und hat sich so die Formen der Gläubigen angewöhnt, daß man ihn auf den ersten Blick für "nicht von der Welt" halten muß. Wenn man aber seine Stellung zum Geld, sein Benehmen gegen die Nächsten, seine Gesinnung betreffs Eitelkeit und Empfindlichkeit kennen lernt, wird man sagen müssen, es sei doch Welt - nur an manchen Stellen fromm angestrichene Welt!

Herr, erlöse uns von allem frommen Scheine, dem das innere Wesen und die Wahrheit der Gesinnung nicht entspricht. Hilf uns zum vollen Siege der Wahrheit in allen Stücken, damit man an uns sehe, was wir sind, nämlich dein Eigentum. Amen.
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Jörg
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C.H.Spurgeon ,,Heilige sie in Deiner Wahrheit." Joh. 17, 17.

Mit dem Augenblick der Wiedergeburt beginnt auch die Heiligung. Der Geist Gottes haucht dem Menschen jenes neue Leben ein, durch welches er eine ,,neue Kreatur" in Christo Jesu wird. Dies Werk, das mit der Neugeburt anfängt, wird in zwiefacher Weise fortgeführt, durch die Selbstverleugnung, in welcher die Lüste des Fleisches gedämpft und unterdrückt werden; und durch die Lebendigmachung, wodurch das Leben, das Gott in uns gepflanzt hat, zu einem Brunnen lebendigen Wassers wird, das in das ewige Leben quillet. Beides vollzieht sich täglich in dem, was man ,,Standhaftigkeit" nennt, wodurch der Christ bewahrt und gefördert wird in einem Stande der Gnade und erfüllet mit Früchten der Gerechtigkeit, die durch Jesum Christum geschehen zur Ehre und zum Lobe Gottes; und es gipfelt sich und kommt zur Vollkommenheit in ,,Herrlichkeit", wenn die Seele, nachdem sie völlig durchläutert ist, aufgenommen wird in den Himmel, um zu wohnen mit allen heiligen Wesen zur Rechten der Majestät in der Höhe. Aber während der Geist Gottes auf solche Art der Urheber der Heiligung ist, tritt noch eine wahrnehmbare wirksame Macht hinzu, die nicht darf außer acht gelassen werden. ,,Heilige sie," spricht der Herr Jesus, ,,in Deiner Wahrheit: Dein Wort ist die Wahrheit." Die Stellen Heiliger Schrift, welche zeigen, daß das Werkzeug zu unsrer Heiligung das Wort Gottes ist, sind sehr zahlreich. Der Geist Gottes bringt unserm Gemüt die Vorschriften und Lehren der Wahrheit nahe und macht sie kräftig und wirksam in ihm. Sie werden mit dem Ohr vernommen und empfangen im Herzen, und wirken in uns beides, das Wollen und das Vollbringen, nach Gottes Wohlgefallen. Die Wahrheit ist, was uns heiliget, und wenn wir die Wahrheit nicht hören oder lesen, so können wir nicht in der Heiligung wachsen. Wir können nur dann in einem gesunden Leben wandeln und wachsen, wenn wir zunehmen in der gesunden Erkenntnis der Wahrheit. ,,Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege." Sage nicht von irgend einem Irrtum, es habe nichts auf sich, es handle sich bloß um Ansichten und Meinungen. Niemand duldet einen Irrtum im Urteil, ohne früher oder später auch einen Irrtum in der Tat zu gestatten. Bleibe streng bei der Wahrheit, denn wenn du das tust, wird dich der Geist Gottes heiligen. Herr, heilige auch mich in Deiner Wahrheit, Dein Wort ist die Wahrheit!
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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S.Keller Joh. 17, 17: «Heilige sie in deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit.»

Heiligen heißt nicht nur reinigen von dem Bösen, sondern auch aussondern und bestimmen zum Dienst Gottes. Offenbar ist in unserem Text als Mittel, wodurch der Vater Jesu Jünger zu seinem Dienste reinigen und aussondern möchte, das Wort der Wahrheit gemeint. Gottes Wort unterscheidet deutlich zwischen Recht und Unrecht, Rein und Unrein und bezeugt sich am Gewissen als ein unbestechlicher Richter der Gedanken und Triebe des Herzens. Das kann unserer Trägheit und Selbstsucht, unsern unedlen Unterströmungen und eigensinnigen Nebentönen sehr unbequem werden. Aber der wirkliche Dienst Gottes verträgt keine innere Halbheit und Gebundenheit an andere Zwecke. Entweder muß man dem haarscharfen Zeugnis des Wortes im Gewissen nachgeben und jede Verbindung mit solchen Gedanken und Wünschen fahren lassen, oder man muß sich aussperren lassen vom himmlischen Arbeitgeber. Das ist ein Fluch in manchen christlichen Arbeiten, daß die Leute, die der Herr eigentlich als untreu beiseite geschoben hat, so daß er nichts mehr durch sie wirkt, ruhig in ihrem Getue fortfahren! Mit solchen innerlich unwahrhaftigen Arbeitern kann aber der Wahrhaftige sein Werk nicht treiben; sie lärmen weiter, aber es geschieht nichts.

Davor behüte uns, lieber himmlischer Vater! Lehre uns auf das Zeugnis deines Geistes im Gewissen achten, damit wir innerlich deinem Wort gehorsam werden, ehe wir Hand anlegen, um andere zu bessern. Amen.
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