Woran erkenne ich eine Berufung?

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Joschie
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Woran erkenne ich eine Berufung?

Beitrag von Joschie »

Hallo Ihr!
Ich möchte dieses Thema mal hier reinsetzen. Meine Frau kam damit von ihrem Hauskreis. Dort wurde gesagt, das jeder Gläubige eine Berufung hat, wie z.B. einen Hauskreis leiten, Musik in der Gemeinde machen und auf Arbeit Zeugnis geben. Auf der Frage von meiner Frau, wie man seine Berufung erkennt, wurde gesagt, man soll beten und dann zeigt einem das Gott. Was sagt ihr dazu und welche Antwort würdet ihr meiner Frau geben?
Gruß Joschie!
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Jörg
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Beitrag von Jörg »

Berufen um "Zeugnis auf der Arbeit zu geben"? Das erinnert mich daran, daß mal jemand gesagt hat, er sei "berufen, Fürbitte zu tun". Dazu brauche ich aber keine besondere Berufung, weil die Bibel jedem Christen zuruft (berufen kommt von rufen), Zeuge zu sein und Fürbitte zu tun. Ich brauche ja auch keine besondere Berufung, "Salz der Erde" zu sein, denn die Schrift sagt "ihr seid das Salz der Erde"! Ich glaube, daß unser Herz uns hierbei betrügen und täuschen kann, selbst wenn wir es völlig aufrichtig und ehrlich meinen. Bei mir war es früher lange Zeit so, daß ich immer meinte, daß Gott möchte, ich solle auf eine Bibelschule gehen. Heute bin ich mir sicher, daß Gott mich so geführt hat, daß ich Kaufmännischer Angestellter bin. Ja, auch dieser profane Beruf ist für mich "Berufung"! Das hat Luther gegenüber der römisch-katholischen Bevorzugung des Kleriker- und Mönchberufes mit Recht betont. (Siehe auch 1. Korinther 7, 20 "Jeder bleibe in der Berufung, in der er berufen wurde")

Vielleicht ist bei der Fragestellung auch Apostelgeschichte 6, 1-7 wichtig, weil hier deutlich wird, daß die sieben Armenpfleger aus der Gemeinde heraus gewählt wurden und nicht weil sie sich innerlich dazu berufen fühlten.

Wichtig finde ich auch noch das Wort aus 1. Petrus 4, 10: "dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat...." (Luther 1984) Wunderbar, jeder Gläubige hat eine Begabung von Gott empfangen! Ich finde, das ist Grund zur Freude. Zu sagen "ich bin zu nichts zu gebrauchen" ist also gegen die Heilige Schrift. Vielleicht brauchen wir aber auch den Zuspruch und die Ermutigung der Geschwister, um unsere Gaben zu erkennen.

Der Tipp, dafür zu beten, ist gut! Ich selber fragte einmal den Herrn, was ich in der Gemeinde tun sollte. Nach einiger Zeit fügte es der Herr so, daß ich für eine alte Witwe einkaufen ging und vor und nachher einfach mit ihr Kaffee getrunken habe und mich mit ihr unterhalten habe. Das war völlig unspektakulär - ohne irgendwelche inneren Berufungserlebnisse. Gott hat mir diese alte Witwe einfach "vor die Füße gelegt"

Lieben Gruß

Jörg
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jose
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Re: Woran erkenne ich eine Berufung?

Beitrag von Jose »

Joschie hat geschrieben:Ich möchte dieses Thema mal hier reinsetzen. Meine Frau kam damit von ihrem Hauskreis. Dort wurde gesagt, das jeder Gläubige eine Berufung hat, wie z.B. einen Hauskreis leiten, Musik in der Gemeinde machen und auf Arbeit Zeugnis geben.
Gott hat uns dazu berufen, dem Bilde Seines Sohnes gleich zu werden: "Denn die er vorher erkannt hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein" Röm 8,29. Solange wir hier auf Erden sind, sind wir nicht automatisch Jesu ähnlich, daher werden wir in der Schrift oft ermahnt, würdig zu wandeln, z.B. in Eph. 4,1: "Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn: Wandelt würdig der Berufung, mit der ihr berufen worden seid." Um dieser Berufung gerecht zu werden, da benötigen wir viel Gnade.

Mit dem was eingangs erwähnt wurde denke ich eher an Gaben die der Herr den einzelnen schenkt. Petrus schreibt dazu: "Wie jeder eine Gnadengabe empfangen hat, so dient damit einander als gute Verwalter der verschiedenartigen Gnade Gottes! Wenn jemand redet, so rede er es als Aussprüche Gottes; wenn jemand dient, so sei es als aus der Kraft, die Gott darreicht, damit in allem Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus, dem die Herrlichkeit ist und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen." 1. Petrus 4,10.11.

Es gibt aber auch eine besondere Berufung zum Dienst, da ist es aber gut, wenn nicht der Berufener es von sich selbst sagt, er sei berufen. Ich finde die Stelle in Apg. 13,2 sehr treffend: "Während sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie berufen habe!" Die Gemeinde suchte den Herrn und der Herr redete zu ihnen.

Ich freue mich über Zeugnisse von Geschwistern, die erzählen, wie ihnen der Herr eine besondere Last aufs Herz legte und sie dann durch verschiedene Umstände erkannten, dass der Herr sie zu einem besonderen Dienst rief. Sie waren dann aber auch bereit, alle menschlichen Sicherheiten aufzugeben, wie beispielsweise einen sehr guten und sicheren Beruf, um ganz für den Herrn da zu sein.

Tatsache ist aber, wir haben alle vom Herrn Talente empfangen. Und wenn es nur ein Talent wäre: "Denn es ist wie bei einem Menschen, der außer Landes reiste, seine eigenen Knechte rief und ihnen seine Habe übergab: und einem gab er fünf Talente, einem anderen zwei, einem anderen eins, einem jeden nach seiner eigenen Fähigkeit, und reiste außer Landes" Mt 25,14.15. Jeder von uns hat vom Herrn etwas empfangen womit wir wirken sollen, und nicht vergraben, so wie "Der aber das eine empfangen hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn." Mt 25,18: Wir wissen, welchen Lohn er von dem Herrn empfing. Wie ernst ist es doch: "Ich sage euch aber: Jeder, der sich vor den Menschen zu mir bekennen wird, zu dem wird sich auch der Sohn des Menschen vor den Engeln Gottes bekennen; wer mich aber vor den Menschen verleugnet haben wird, der wird vor den Engeln Gottes verleugnet werden." Lk 12,8.9.

Was mich in diesem Zusammenhang bedrückt, ist die große Verantwortung die wir alle haben: Wir können entweder meinen zu etwas berufen zu sein und sind es nicht. Oder aber, wir können eine Gnadengabe, die der Herr uns gegeben hat, vernachlässigen. So verstehe ich die Ermahnung des Paulus an Timotheus: "Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir, die dir gegeben worden ist durch Weissagung mit Handauflegung der Ältestenschaft!" 1.Tim 4,14.


Liebe Grüße,
José
Bibelzitate sind, wenn nicht anders angegeben, nach der rev. Elberfelder (PC-Ausgabe)

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