Sakramente

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Moderator: eddi

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Jose
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Sakramente

Beitrag von Jose »

In der Reformation in Deutschland bzw. in der Schweiz wurden die Sakramente nicht einfach abgeschafft, wobei ich denke, dass es einfach daran lag, dass zu dem Zeitpunkt vieles noch nicht erkannt wurde. Man konnte kaum erwarten, dass nach so vielen Jahren der Unwissenheit, sich alle biblischen Wahrheiten kurzfristig wieder Bahn brechen würden.

Im Katholizismus hatte ich sinngemäß gelernt, dass Sakramente heilige Handlungen seien, mittels derer, Gott, in besonderer Weise Seine Gnade erweist. Die Irrlehre dabei war, dass man durch die Handlung selber etwas zu bewirken meinte, wobei doch ohne den Glauben nichts bewirkt werden kann. Weil man der Handlung der Taufe nun eine besondere Wirksamkeit beimaß, wurde, zumindest im Katholizismus, behauptet, dass der Säugling dadurch ein Kind Gottes wurde. Dem Abendmahl wurde die Kraft zugesprochen, Sündenvergebung zu vermitteln, was ohne Buße und Glauben aber gar nicht geschehen kann.

In "2000 Jahre Christentum" habe ich folgende Erklärung zu Sakramente gefunden:
SAKRAMENTE
von Christus eingesetzte Zeichen des Heils; dem Empfänger eines Sakraments wird die Gnade der in dem Zeichen verborgenen Heilstat zuteil. Der Begriff wurde von Tertullian in den christlichen Sprachgebrauch eingeführt; zuvor verstand man darunter den Fahneneid des römischen Soldaten. Sakramente erhalten also eine besondere rechtliche Stellung: In der Teilnahme an ihnen zeigt sich die Zugehörigkeit zur Kirche. Die erste Sakramentelehre erstellte Augustin: Sakramente sind sichtbare Zeichen, denen eine unsichtbare Wirklichkeit entspricht; ihr Ursprung liegt in Gott. Daher haben sie eine objektive innere Würde und Heiligkeit, die durch einen unheiligen Spender nicht angetastet werden kann. Da der Empfang der Sakramente heilsnotwendig ist, jedoch keine Klarheit über ihre Anzahl bestand, war man bestrebt, eine möglichst hohe Zahl kirchlicher Handlungen als Sakramente zu bezeichnen. Erst Mitte des 12. Jahrhunderts wurde ihre Anzahl auf sieben festgelegt: Taufe, Abendmahl, Firmung, Ehe, Krankensalbung, Priesterweihe und das Bußsakrament. Schon für Augustin und später für Thomas von Aquin besteht ein Sakrament notwendig aus einem äußeren Zeichen (Handlung) und einem hinzutretenden Glaubenswort; drittes Merkmal eines Sakraments ist seine Einsetzung durch Christus. Die Reformation bringt eine Erneuerung der Sakramentelehre: Hervorgehoben wird die enge Verbindung von Verkündigung und Sakrament. Außerdem wird die Anzahl auf Taufe und Abendmahl beschränkt (zeitweise erweitert durch das Bußsakrament). Bei allen anderen sah Luther nicht alle drei Voraussetzungen gegeben. Die Meinungen über Wirksamkeit und Symbolgehalt gingen bei den Reformatoren stark auseinander: Für Luther und Melanchthon ist Gott handelndes Subjekt bei der Sakramentenspendung, für Zwingli dagegen der einzelne Gläubige oder die Gemeinde. Das Sakrament selbst ist für ihn lediglich Erinnerungszeichen.
Quelle: 2000 Jahre Christentum, Karl Müller Verlage Erlagen, 1990
Ich frage mich sehr, ob man die Verwendung der Bezeichnung "Sakramente" wirklich auf biblischen Boden stellen kann. Was ich zudem bedenklich finde ist die Gefahr, dass ungefestigte Gläubige der Handlung selber eine gewisse Wirksamkeit zuschreiben könnten und sich dabei etwas vortäuschen.


Was verstehen die Moderatoren des Forums unter Sakramente? Mit Verweis auf dem Heidelberger Katechismus fand ich im Forum:
68. Wieviel Sakramente hat Christus im Neuen Testament eingesetzt?
Zwei: die heilige Taufe und das heilige Abendmahl.

http://www.betanien.de/forum/viewtopic. ... 6632#16632
José

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Jose hat geschrieben:Was verstehen die Moderatoren des Forums unter Sakramente? Mit Verweis auf dem Heidelberger Katechismus fand ich im Forum:
Es geht nicht das du Jose auf eine bestimmte Gruppe begrenzt.Entweder man stellt die Frage an alle Nutzer oder man tauscht sich per P.N. aus.
Quelle: 2000 Jahre Christentum, Karl Müller Verlage Erlagen, 1990
Gibt es dazu auch einen Autor oder einen Link?
Gruß Joschie
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Leo_Sibbing
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Beitrag von Leo_Sibbing »

:-)
Zuletzt geändert von Leo_Sibbing am 22.12.2021 19:16, insgesamt 1-mal geändert.
Ich freue mich sehr in dem HERRN, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir Kleider des Heils angezogen, mit dem Mantel der Gerechtigkeit mich bekleidet, ... Jesaja 61,10

Jose
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Re: Sakramente

Beitrag von Jose »

Joschie hat geschrieben:Es geht nicht das du Jose auf eine bestimmte Gruppe begrenzt.
Tut mir Leid, Joschie, war so nicht meine Absicht, jemand auszuschließen. Es kann sich ohnehin jeder beteiligen, mit Hinweis auf "Mit den Bekenntnissen durchs Jahr 2010" (http://www.betanien.de/forum/viewtopic.php?t=1071) dachte ich, es wäre sinnnvoller zuerst die Moderatoren zu fragen.

Danke für die Antwort, Leo. Hat mir sehr geholfen, wobei ich selber den Begriff "Sakrament" weiterhin nicht besonders schätze.
Joschie hat geschrieben:Quelle: 2000 Jahre Christentum, Karl Müller Verlag Erlagen, 1990
Gibt es dazu auch einen Autor oder einen Link?
Ich dachte, die Angabe des Verlages und das Jahr der Ausgabe wäre ausreichend. Als Herausgeber steht: Univ.-Prof. Dr. Günter Stemberger.

José

Leo_Sibbing
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Re: Sakramente

Beitrag von Leo_Sibbing »

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Zuletzt geändert von Leo_Sibbing am 22.12.2021 19:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Hallo Ihr!
Für mich ist nicht das Wort Sakrament das Problem und ich verstehe auch nicht, warum sich manche so daran stören. Ich habe immer mehr den Eindruck, das alle Begriffe und Sachverhalte, die aus der Kirchengeschichte kommen, erstmal negativ besetzt sind. Ich finde es viel wichtiger, das man abklärt, was eigentlich Taufe und Abendmahl beinhalten und biblisch bedeuten. Heute und das ist meine ganz persönliche Wahrnehmung, ist das Abendmahl meistens ein Anhängsel am Ende des Gottesdienstes und das alle 4-6 Wochen. Daraus ergibt sich auch für mich ganz persönlich die Frage, wie ist mein Verhältnis zum Abendmahl?
Gruß Joschie!
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Leo_Sibbing
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Beitrag von Leo_Sibbing »

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Pilger Andreas
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Beitrag von Pilger Andreas »

"Was sind Sakramente?" von Sebastian Heck, Pastor der Selbständig Reformierten Kirche Heidelberg.

Gruß,
Andreas

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Hallo Andreas
In den Beitrag Sebastian Heck steht:
Wozu Sakramente?

Zwei Gründe nennt Calvin: erstens, »um der Schwachheit unseres Glaubens«. Weil wir allemal Sünder sind und bleiben, bis wir aus dieser Welt scheiden und in die sündlose Herrlichkeit eingehen, und weil wir immer wieder zweifeln an den Zusagen Gottes, deshalb brauchen wir in dieser Zwischenzeit »eine Stütze«; Dinge, die nicht nur dem Intellekt einleuchten, sondern uns auch auf anderem Wege die Verheißungen Gottes vor Augen (!) führen; zweitens, damit wir durch sie »unsere Frömmigkeit gegen ihn sowohl vor seinem und der Engel Angesicht als auch vor den Menschen bezeugen«. Die Sakramente haben also durchaus den Charakter eines menschlichen Bekenntnisses. Wir bezeugen durch sie auch unseren Glauben. Doch dies ist erst der zweite Schritt. Der Hauptblickpunkt der Sakramente liegt auf dem Handeln Gottes, nicht auf der menschlichen Reaktion darauf.

Leider wird diese Reihenfolge von unseren baptistischen Geschwistern oft umgekehrt und der Schwerpunkt wird auf den menschlichen Akt gelegt — teilweise mit verheerenden Folgen für das Verständnis des Sakraments und des ganzen Evangeliums.
Die Sakramente entsprechen voll und ganz dem gnädigen Charakter des Evangeliums. Ja, sie haben denselben Inhalt, wie wir schon gesehen haben, wie das verkündigte Evangelium selbst: Jesus Christus und sein Opfer am Kreuz für Sünder!
Seit wan gibt es diese Reihenfolge bei den baptistischen Geschwistern und wie sieht es das baptistische Glaubensbekenntnis von 1689?
Gruß Joschie
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Pilger Andreas
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Beitrag von Pilger Andreas »

Hallo Joschie,

Baptistisches Glaubenbekenntnis von 1689 Artikel 29.2: "Diejenigen, die tatsächlich Buße zu Gott, Glauben an und Gehorsam gegnüber unserem Herrn Jesus bekennen, sind die allein zulässigen Empfänger dieser [gemeint ist die Taufe] Anordnung." Ich denke, daß Baptisten das schon immer geglaubt haben, das macht ja ihr Wesen aus.

Da ich in keine Diskussion über die Taufe einsteigen werde, verweise ich auf zwei Predigten zum Thema von H. F. Kohlbrügge über Kolosser 2,10-12 und Römer 6,3.4.

Gruß,
Andreas

Jose
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Das Mahl des Herrn

Beitrag von Jose »

Vielen Dank, Andreas, für den Link zum Artikel von Sebastian Heck. Darin las ich u.a.:
Genau genommen braucht Gott keine Sakramente! Auch das Evangelium braucht sie nicht, dann die Sakramente sagen ja nichts aus, was nicht ohnehin schon im Evangelium enthalten wäre. Doch »um der Schwachheit unseres Glaubens« (Calvin) brauchen wir »Bestätigung« durch diese gewöhnlichen Elemente (Wasser, Brot, Wein), die der Heilige Geist »heiligt« zu einem besonderen, geistlichen, sakramentalen Gebrauch.

Der Heilige Geist erzeugt Glauben in uns durch das Wort Gottes. Und doch können die Zusagen des Evangeliums unter Umständen akstrakt und unpersönlich bleiben, weil wir schach sind und unser Glaube klein. Die Sakramente aber sind für uns ganz persönlich. Das Wasser läuft über unsere Haare und unseren Kopf. Das Brot wird uns persönlich gegeben, der Wein erzeugt in unserem Mund einen unverwechselbaren Geschmack. In den Sakramenten gibt es keine Zweifel - wir sind gemeint!
Das ist genau meine Sorge, dass man in der Reformationszeit es nicht geschafft hat - es was ja auch sehr vieles abzulegen - sich von der Notwendigkeit von irgendwelchen sichtbaren Zeichen zu trennen. Wenn ich am Mahl des Herrn teilnehme, dann nicht um daran erinnert zu werden, dass ich gemeint bin. Vielmehr sollen nur diejenigen daran teilnehmen, die wissen, dass sie gemeint sind und deren Gewissen sie nicht anklagt, unwürdig daran teilzunehmen.

Wir werden i.d.R. vor dem Mahl des Herrn auf diese Bibelstelle hingewiesen:
"Wer also unwürdig das Brot isst oder den Kelch des Herrn trinkt, wird des Leibes und Blutes des Herrn schuldig sein. Der Mensch aber prüfe sich selbst, und so esse er von dem Brot und trinke von dem Kelch. Denn wer isst und trinkt, isst und trinkt sich selbst Gericht, wenn er den Leib des Herrn nicht richtig beurteilt" 1. Kor. 11,27-29. Ich finde diese regelmäßige Ermahnung zur Selbstprüfung sehr wichtig, denn Jesus sprach: "Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, dies tut, sooft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis!" 1. Kor. 11,25. Wie können wir es aber tun, wenn unser Leben kein Zeugnis für den Herrn ist? "Denn sooft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt" 1. Kor. 11,26.

Aber natürlich ist auch so, dass wenn wir in Demut und mit dankbarem Herzen am Mahl des Herrn teilnehmen und daran denken, was Er für uns getan hat, es uns neu und tiefer groß werden darf, dass Er, der Reine, für uns zur Sünde wurde und uns das Heil erworben hat. Da bleibt nur Dank und Anbetung übrig.


Liebe Grüße,
José
Bibelzitate sind, wenn nicht anders angegeben, nach der rev. Elberfelder (PC-Ausgabe)

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