Andachten zum 1. Buch Mose

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

.Kroeker Von seinem wunderbaren Schöpfungswerk.

"Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn." 1.Mose 2,3.



Gott segnet, indem Er mit dem Erlösten in Gemeinschaft tritt. Er heiligt, indem Er das Gesegnete in seinen Dienst zieht. Durch die Gemeinschaft stattet Er alles Empfangende mit ewig neuen Lebenskräften aus, sodass das erlöste Geschöpf sich bei allem Wirken nicht ausgibt, bei allem Segnen nicht verarmt, bei aller Hingabe nicht verliert. Daher konnte ein Jesaja von dieser Gemeinschaft bezeugen: "Die auf Jahve Harrenden erneuen stets ihre Kraft; sie gewinnen Flügel gleich den Adlern, sie eilen und werden nicht müde, sie wandeln und ermatten nicht." Denn Vollendung bedeutet nie Stillstand, Erstarrung. Letztere sind Symptome des Todes, nicht aber des Lebens. Gottes Sabbat nahm der Schöpfung nicht den Schöpfer, sondern brachte Ihn derselben, wie sie Ihn bisher in ihrem Totalzusammenhang nicht empfangen hatte. Gottes Ruhe bedeutet daher nicht, dass Er sich nun nach sechs Tagen in sich selbst zurückzieht, sondern dass seine Offenbarung hinfort den Charakter des Segnens und des Heiligens angenommen hat. Und in der Vollendung des Geschöpfes offenbarte sich hinfort jene nie versagende sittliche Grundlage, wo Gott die Fülle seines Lebens wie nie zuvor enthüllen und alles Erlöste für ganz neue Dienste heiligen, d.h. weihen konnte. rWar die Schöpfung in den sechs Schöpfungstagen der Gegenstand fortschreitender Offenbarung gewesen, so sollte sie nun selbst unter dem Segen und durch die Heiligung Gottes zu einer ewig fortschreitenden Offenbarung werden. Einst sprach Gott nur zu ihr. Jetzt spricht auch sie zu Gott. Einst offenbarte sie nur ihr Chaos. Jetzt offenbart sie Gottes Sabbat und zwar als die ihr eigene sittliche Weltordnung.

Diesen Schöpfungssabbat besitzt die Welt und der Mensch in ihr nicht mehr. Mit dem Fall des höchsten Geschöpfes, des Menschen, ist auch der Sabbatcharakter der Schöpfung verloren gegangen. Als der Mensch erst im Geschöpf suchte, was er allein im Schöpfer finden konnte, verlor er nicht nur sein Eden, sondern auch den Sabbat Gottes. Er zog hinfort alles mit in seine innere Unruhe und in den Zwiespalt seiner Seele hinein. Im Sabbatbereich Gottes vermag keine Sünde zu nächtigen. Die Sünde entzieht sich und ihren Träger dem Angesicht dessen, der sie ewig verneint. Daher floh der Mensch in seinem Fall, sobald Gott sich ihm nahte. Im Bereich der Sünde liebt er die Finsternis mehr als das Licht. Aber an dieser Flucht zerbricht er, in dieser Finsternis geht er zugrunde. Das macht seine Erlösung von Gott her notwendig.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Der Pilgrim
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Beitrag von Der Pilgrim »

1Mo 2,8 J.Kroeker Von Adam und seinem Fall.

"Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden gegen Morgen. Darein setzte Erden Menschen, den Er gemacht hatte." 1.Mose 2,8.


Von tiefer Bedeutung ist die erschütternde Feststellung, dass der Mensch sein Eden in Eden verlor. Denn er fand seinen ersten Versuchungsboden im Paradiese. Obzwar der Mensch außerhalb des Paradieses erschaffen war, so war er doch bestimmt, im Paradiese zu leben.

In dieser Bestimmung des Menschen fürs Paradies liegt daher auch seine gegenwärtige Qual, nachdem er es verloren hat. Ewig sucht er es und findet es doch nicht. Und doch kann er ohne dasselbe nicht leben. Dass er vergeblich das sucht, ohne das er nicht leben kann, - darin liegt das erschütternde Gericht des gefallenen Menschen.

Denn kein Fall riss ihm die ursprüngliche Bestimmung für jene Heimat aus der Brust, die die Urgeschichte mit den Worten beschreibt: "Und es pflanzte Gott der Herr einen Garten in Eden zu Osten und setzte dorthin den Menschen, den Er gebildet hatte." Und kein Gericht zerstörte im Menschen seitdem die Sehnsucht nach dem Verlorenen, so tief er in seiner Schuld auch sank und so weit er sich auch entfernte. Das ist der gegenwärtige Mensch in seiner ganzen Tragik: Dass er für eine Heimat bestimmt ist, die er niemals mehr zu finden vermag. Aber in dieser seiner unzerstörbaren Sehnsucht liegt auch die Verheißung seiner Erlösung. Ohne Sehnsucht nach Erlösung hätte dem Menschen nie ein Erlöser werden können. Könnte der Mensch letzthin auch in seiner Qual zur Ruhe kommen, er würde sich niemals einer ihm angebotenen Erlösung erschließen. Dann fände er in seinem Gericht sein Leben. Aber dem Menschen in seiner Sehnsucht vermag Gott als Erlösung nun das anzubieten, was er ohne Erlösung ewig vergeblich sucht.

Wie jedoch konnte dem Menschen der ursprüngliche Boden seiner Bestimmung zum Versuchungsboden werden? Es heißt im biblischen Bericht: "Und es legte Gott der Herr dem Menschen das Gebot auf: Von jeglichem Baum des Gartens darfst du sehr wohl essen: aber von dem Baum der Erkenntnis dessen, was gut und böse ist, sollst du nicht essen; denn an dem Tage, an welchem du von ihm isst, musst du gewisslich sterben." Auch auf Paradiesesboden gibt es verbotene Frucht. Obgleich es der Boden seiner ewigen Bestimmung und die Zentralbasis seiner Herrscherdienste war, so hatte dieser den Menschen doch nicht von seinem inneren Sohnesverhältnis zum Schöpfer gelöst. Gottes Vater- und Schöpferwille reichte bis ins innerste Heiligtum des Paradieses hinein und band sein Kind, den Menschen, für immer in seinem richtigen Verhältnis zu Gott an den Gehorsam. Ein dauernder Kindeszustand ist nur denkbar unter freiwilligem Kindesgehorsam.
Simon W.

Der Pilgrim
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Beitrag von Der Pilgrim »

1Mo 2,15 W.MacDonald »Und Gott, der Herr, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, ihn zu bebauen und ihn zu bewahren.« 1. Mose 2,15

Entgegen der Meinung, die manche vertreten, ist Arbeit kein Fluch; sie ist vielmehr ein Segen. Noch bevor die Sünde in die Welt hineinkam, gab Gott Adam die Aufgabe, sich um den Garten Eden zu kümmern. Erst nachdem der Mensch gesündigt hatte, verfluchte Gott den Boden - aber nicht die Arbeit. Er bestimmte, daß der Mensch bei seinem Bemühen, auf dem Acker seinen Lebensunterhalt zu erarbeiten, mit Sorgen, Enttäuschungen und viel Schweiß zu kämpfen haben würde (s. dazu 1. Mose 3,17-19). Ein gutes altes Sprichwort sagt: »Gesegnete Arbeit! Wenn du Gottes Fluch bist, wie muß dann erst Sein Segen aussehen?« Aber die Arbeit trägt eben nicht den Fluch Gottes. Sie ist ein Teil unseres ureigensten Wesens. Sie gehört zu unserem Bedürfnis nach schöpferischer Tätigkeit und nach Selbstwertgefühl. In dem Moment, in dem wir der Trägheit nachgeben, ist die Gefahr des Sündigens am größten. Und oft ist es so, daß wir allmählich in uns zusammenfallen, wenn wir uns von einem aktiven Leben zurückgezogen haben. Wir sollten nicht vergessen, daß Gott Seinem Volk auch geboten hat, sich anzustrengen: »Sechs Tage sollst du arbeiten« (2. Mose 20,9). Die Menschen neigen oft dazu, das zu übersehen und nur den anderen Teil des Satzes zu betonen, der ihnen gebietet, am siebenten Tage auszuruhen. Das Neue Testament bezeichnet einen Müßiggänger als »unordentlich« oder »ungehorsam« und sagt unmißverständlich, wenn ein Mensch nicht arbeiten wolle, so sollte er auch nicht essen (s. dazu 2. Thessalonicher 3,6-10). Der Herr Jesus ist unser höchstes Beispiel für einen Menschen, der schwer arbeitet. »Was für anstrengende Tage hatte Er! Und die Nächte, die Er in der Arbeit des Gebetes verbrachte! Drei Jahre im Dienst machten einen gealterten Mann aus ihm. 'Du bist wohl noch keine fünfzig Jahre alt', sagten sie zu ihm, wenn sie Sein Alter ungefähr schätzten. Fünfzig? Er war doch erst dreißig!« Manche Leute werden allergisch gegen Arbeit, weil ihre Arbeitsstelle ziemlich unerfreulich ist. Sie sollten dabei bedenken, daß kein Beruf und keine Stellung rundherum ideal ist. Jede Beschäftigung hat auch ihre schlechten Seiten. Aber ein Christ kann seine Arbeit zur Ehre Gottes tun, »nicht irgendwie, sondern triumphierend«. Der Gläubige strengt sich an bei seiner Arbeit, nicht nur um seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, sondern auch, um anderen zu helfen, die in Not sind (s. dazu Epheser 4,28). Das gibt der Arbeit noch einen zusätzlichen, selbstlosen Antrieb. Selbst in der Ewigkeit werden wir noch arbeiten, denn es heißt: »Und seine Knechte werden ihm dienen« (Offenbarung 22,3). In der Zwischenzeit sollten wir dem Ratschlag von Spurgeon folgen: »Arbeitet euch zu Tode, und dann erweckt euch durch das Gebet wieder zum Leben.«
Simon W.

Der Pilgrim
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Beitrag von Der Pilgrim »

1Mo 2,16 C.O.Rosenius Und Gott der Herr gebot dem Menschen und sprach: Du sollst essen von allerlei Bäumen im Garten; aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen. Denn welches Tages du davon issest, wirst du des Todes sterben. 1. Mos. 2, 16 u. 17.

Das hierin besonders Bedenkenswerte und Lehrreiche ist die Tatsache, daß Gott Sein Verbot an eine so geringe und unbedeutende Tat knüpfte. Sieh und lerne ein für allemal, wie der große, heilige Gott richtet! Wenn Er den Menschen auf die größte und bedeutungsvollste Probe stellt, wählt Er nicht selten die geringste Tat, die auf Erden erdacht werden kann. Eine Probe, deren Folgen sich über eine ganze Welt erstrecken sollte, ein Gebot, dessen Übertretung den Tod aller Art - geistlich, leiblich und ewig - mit sich führen sollte, wird an eine so geringe Tat geknüpft, nicht von der Frucht eines Baumes mitten unter dem Reichtum an Bäumen und Früchten des Paradieses zu essen.

Der Herr hat mit diesem Gebot dem Menschengeschlecht auf ewige Zeiten die Lehre gegeben, daß Seine Augen auf das Herz und auf den Gehorsam, nicht aber auf die Größe der Tat sehen. Er hat uns damit eine ernste Lehre gegeben, daß Er über die von Ihm erschaffenen Wesen ein alleingebietender Herr sein will, der vollkommenen Gehorsam verlangt, wenn Er etwas befiehlt. Hätte Er z. B. zu Adam gesagt: ,,Du sollst deine Frau nicht töten", oder: ,,Du sollst nicht die Tiere peinigen", dann hätte die Vernunft sicher verständliche Gründe dafür gesehen, hätte das Gebot gebilligt und unterstützt und so nur der Vernunft wegen sich danach gerichtet, und dann wäre der Gehorsam gegen des Herrn Gebote nie auf die Probe gestellt worden. Dann hätte der Mensch sich an den Wert der Tat geheftet und das übersehen, was Gott eigentlich haben wollte - den Gehorsam. Nun aber wählte Gott die allerkleinste Tat, auf daß die Vernunft keinen Grund, keine Leitung, keine Unterstützung finden, sondern damit das Gebot einen reinen Gehorsam fordern sollte. Jetzt würde die Vernunft sagen: ,,Sollte Gott uns wegen einer so geringen Tat zum Tod verurteilen? Das Paradies ist ja voller Bäume und Früchte, dazu sind wir die einzigen, die davon genießen sollen. Für wen soll dieser liebliche Baum aufbewahrt werden?"

Es kann auch nicht mit Worten ausgesprochen werden, wie mannigfaltig und unendlich viel Böses aus der Neigung kommt, auf den Wert der Tat statt auf Gottes Wort und Gebot zu sehen. In dieser Neigung liegt der Grund zu aller Sicherheit und Heuchelei. Wenn Gott sagt: ,,Du sollst nicht töten, nicht stehlen, nicht ehebrechen," dann kann man das für wichtige Gebote halten. Wenn Er aber sagt: ,,Du sollst den Namen deines Gottes nicht mißbrauchen", oder: ,,Du sollst deinem Bruder nicht zürnen, auch nicht seine Worte und Taten durch falschen Bericht entstellen" usw., dann scheint es einem, als wären dies nur geringe Gebote, die man nach Belieben halten oder auch übertreten kann. Vergißt man den heiligen Willen und die Gebote des großen Gottes und sieht nur auf die Tat, dann kann man mitten unter dem greulichsten inneren Sündenwesen sicher leben, wenn man nur äußerlich und in gewissen Stücken fromm ist. So handeln von Natur alle Menschen.

Aber nicht nur in bezug auf Gottes Gebote, sondern auch in Sachen des Glaubens bereitet uns die Neigung, nur auf die Tat und nicht auf die Worte Gottes zu sehen, großen Schaden. Daß Gott in der Taufe ein Kind annimmt, es Christus mit Seinem ganzen Verdienst anziehen läßt, das ist für die Vernunft, die nur Wasser und die Amtshandlung eines schwachen Menschen (des Predigers) sieht, die größte Torheit. Wenn das Kind etwa im Alter von zwei Jahren Adams Natur zeigt, dann kann man nicht glauben, daß es vor Gott heilig ist oder daß Seine Engel sich über dasselbe freuen. Oder wenn ein Erwachsener zum Glauben gekommen ist und heute getauft wird, dann muß er morgen spüren, daß ,,der Unflat am Fleisch nicht abgetan ist", sondern daß er nur vor Gott rein und in Christi Gerechtigkeit heilig ist. Aber nun sieht er diese Gerechtigkeit nicht, sondern nur das, was er von Adam her hat, nur seine eigene Sünde und Unreinheit, und ist dann gleich bereit, den Mut zu verlieren und zu denken: ,,Nein, ich wurde doch nicht rein." Dann bedeutet es durchaus nichts, was Jesus sagte: ,,Wer gewaschen ist, der ist ganz rein (vor Gott) und darf nicht, denn die Füße (den Wandel) waschen." Dann heißt es: ,,Wenn ich doch fromm und heilig sein könnte; aber, daß ich nur Christi Gerechtigkeit haben soll - das ist ein Nichts." Warum das? Nur deshalb, weil Christi Verdienst nicht mein eigenes Werk ist und weder gesehen noch gefühlt wird, sondern mir allein von Gott zugesagt ist. Daß Er dies sagt, ist mir nichts. Wenn ich selbst etwas Heiliges täte, das wäre doch etwas, worauf ich bauen könnte. In dieser Weise ist dann alles, was Jesus getan, gelitten und gesagt hat, nichts. Alles ist nichts gegen mein eigenes Werk. So ist die Natur. Deshalb ist es wohl nötig, zu beachten, wie die größten Dinge sich unter der geringsten Gestalt verbergen, wenn der Herr etwas sagt. Solches wollte Er ein für allemal die ganze Welt lehren, als die größte Probe an die kleinste Tat geknüpft wurde, wie die ist, von der Frucht eines Baumes zu essen. Bedenke, wenn eine ganze Welt durch eine so kleine Tat, nur um des Wortes des Herrn willen, unter die Sünde, unter Tod und Verderben kommt, dann darf in Zukunft niemand auf den Wert der Tat, sondern einzig und allein auf des Herrn Wort sehen.

Dein ganzes Wort, O Herr, lehr schätzen mich, Gib mir ein Herz, das Dir folgt williglich!
Simon W.

Der Pilgrim
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Beitrag von Der Pilgrim »

1Mo 2,23 J.Kroeker Von seinem wunderbaren Schöpfungswerk.

"Diese endlich ist es! Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch! Diese mag Männin genannt werden, denn von einem Manne ward diese genommen." 1.Mose 2,23.


Als der erste Mensch seine Einsamkeit erkannte, griff Gott "in göttlichem Schweigen" ein und warf auch über das Entstehen der Frau den Schleier des Geheimnisses, wie er über alles erste Werden des Lebens ruht. Der Mensch erkennt nur: "Diese endlich ist es! Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleische!" Hier kommt die ganze innere Freude, das tiefste Glück der menschlichen Persönlichkeit in ihrer Reinheit zum Ausdruck, endlich gefunden zu haben, was ihr Innerstes bisher in der übrigen Schöpfung vergeblich suchte. Daher ist auch die wahre Ehe das Symbol der tiefsten und höchsten Gemeinschaft geworden, die sich dem Menschen erschließen kann. Sprachen doch später die Propheten von dem Verhältnis Gottes zu Israel und von der Stellung des Volkes zu Gott in diesem Bild. Ja, noch später nennt Paulus Christus und die Kirche in Verbindung mit dem Wort: "Um das wird ein Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und werden die zwei ein Fleisch sein. Dieses Geheimnis ist groß, ich aber deute es auf Christus und die Gemeinde."

Ging dem Menschen die wahre Ehe verloren, dann verlor er die höchste Gemeinschaft, zu der das menschliche Leben geadelt werden kann. Sie ist daher auch ungleich tiefer und reiner als das geschlechtliche Zusammenleben der übrigen Welt. Grade unser Zeitalter ist ein erschütternder Beweis, welch eine Vereinsamung der Seele und welch eine Verwilderung der Sitten eintreten, wenn der Mann nicht mehr in seiner Frau und die Frau nicht mehr in ihrem Mann völlig zur Ruhe kommt. Dann erkennt zwar der Mann noch im Nächsten das andere Geschlecht, aber nicht mehr seine Frau. Und mit der Frau geht alsdann die höchste Schöpfung des Menschen als Mann und Frau verloren, die Familie: dieses Paradies der Menschheit mit der Wiege ihrer Zukunft. Noch hat sich kein Volk vor seinem sittlichen und physischen Untergang zu retten vermocht, sobald der Mann die Frau nicht mehr erkannte und damit die Ehe verlor.

So erweist sich jede Abweichung des Menschen von seiner göttlichen Berufung und von dem Sabbatboden der Schöpfung als ein neuer Zustand, der nicht zum ewigen Leben, sondern zu jenem Tode führt, wo man ewig stirbt und doch nicht sterben kann. Man hört zwar auf zu sein, was man war, aber man hört nicht auf zu sein, was man ist und wird. Nur eine Neuschöpfung Gottes kann den Menschen hinfort noch aus jenem Zustand erlösen, den er sich durch seinen Fall auf dem Boden der ersten Schöpfung schuf.
Simon W.

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

A.Christlieb Und die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde. 1. Mose 3, 1

Das erste Wort, das über den Satan gesprochen wird, heißt: ,,L i s t i g e r, als alle andern!" Ja, er ist das listigste aller Geschöpfe, unser Erzfeind, vor dem wir uns aufs äußerste zu hüten haben. Er hat die Menschen v e r f ü h r t und ins Elend gestürzt. Listig ist er zu Werke gegangen. Kaum merklich führt er aus der gottgewollten Richtung heraus: Falsche Weichenstellung! Ganz allmählich nur ändert sich die Richtung. Gibt man dem Verführer nur im Geringsten nach, dann geht es schnell weiter in der verkehrten Richtung. Darum gilt es: Wachen! Wachen! Wachen! Seine zweite List: Er machte den Menschen u n z u f r i e d e n . Tausend und abertausend Bäume (Kap. 2, 9), ,,lustig anzusehen und gut zu essen" rings um ihn her. Aber das ist alles nichts gegen den Einen, den Verbotenen! ,,Wenn du das nicht hast, ist alles übrige wertlos." -

Ach, so verführt Satan bis heute Tausende von jungen Menschen. Er lockt sie auf halbdunkle, mondscheinbeleuchtete Wege, deren Ende ein Abgrund ist. Darum: Wachet! Wachet! Wachet! - Glänzende Erwartungen weckt der listige Feind. ,,Ihr werdet sein wie Gott!" Auf die höchste Höhe führt er den Menschen hinauf und stürzt ihn in die tiefste Tiefe. Ach! wäre der Mensch in der D e m u t geblieben! - Darum: Wachet! Wachet! Wachet! - Sein schändlichstes Werk begeht Satan dadurch, daß er direktes Mißtrauen gegen Gott in das Herz des Menschen sät. ,,Klein will er euch halten und dumm! Er gönnt euch nichts! Das allerbeste hat er euch mit Absicht vorenthalten!" Ach, daß der Mensch nicht gleich rief: ,,Hebe dich weg von mir, Satan!" Er hat dem Mißtrauen gegen Gott das Herz geöffnet. Dieses Mißtrauen aber ist die eigentliche Sünde der Welt. An diesem Schlangengift krankt die Menschheit. Nur echter Glaube bringt uns Heilung.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

C.O.Rosenius Und die Schlange sprach zum Weibe: Ja, sollte Gott gesagt haben? 1. Mose 3, 1.

O, daß jeder um des ewigen Wohles seiner teuren Seele willen ein für allemal das lernte, was die eigentliche Hauptsache aller Bestrebungen des Teufels mit uns ist und wovon es abhängen wird, ob wir errettet oder von diesem Feind gefangen sein werden! Das ist nämlich der Punkt, den der Teufel zuerst angriff, nämlich die Frage nach dem Wort Gottes. Sollte man bestimmt glauben, was Gott gesagt hat, oder könnte man mit eigenem Nachdenken nicht auch einen Grund finden, etwas anderes zu glauben? Wahrlich, auf diesem Punkte wird der Ausgang des Streites mit dem Feind unserer Seele beruhen.

Als ein alter Christ viele Jahrzehnte hindurch mit dem Satan gekämpft hatte und zuletzt mit kurzen Worten ausdrücken wollte, was die Hauptsache gewesen sei, wovon es immer abgehangen habe, ob er stehen oder fallen würde, da mußte er sagen: ,,Das hat darauf beruht, inwiefern ich mich an das Wort Gottes habe halten können, oder ob ich im Gegenteil dasselbe aus den Augen verloren und angefangen habe, nur zu denken, frei nach eigenem Gutdünken außerhalb des Wortes zu denken und mit eigenen Meinungen und mit denjenigen anderer hin und her zu schweben." - Ja, davon hängt es in allen Versuchungen ab.

Woher kommt es, daß ein Christ, der zu einer Zeit vor einem bloßen flüchtigen Gedanken an eine gewisse Sünde mit Grauen erfüllt wurde, während sie selbst noch weit entfernt war, zu einer anderen Zeit geradezu ein Bündnis mit derselben Sünde schließen und sicheren, unerschrockenen Mutes anfangen kann, sie zu üben und zu verteidigen? Das kommt nur daher, weil er in den Zeiten der Versuchung die Augen von den Geboten Gottes weggewendet und auf diese Sünde gerichtet und angefangen hat, frei über die Sache zu denken, ohne auf das Wort zu blicken.

Woher kommt es, daß Menschen im Namen der Religion und des Gewissens ,,um des Herrn willen" die größten Torheiten unternehmen und das zu guten und heiligen Werken machen, was der Herr nie von uns begehrt hat, ja, was Er sogar verboten hat, und andererseits solches zur Sünde machen, wovon der Herr in Seinem Wort nie geredet hat, wie so viele Beispiele in der jüdischen und päpstlichen Kirche zeigen, die leider auch unter uns oft zutagetreten? Das kommt nur daher, weil man nicht darauf achtet, wie Gott geredet hat. Man meint, man hat ein Gefühl, eine innere Stimme, die so oder so sagt, oder weil andere Menschen es so meinen und sagen, nicht aber, weil der ewige Gott es gesagt hat.

Woher kommt es, daß ein kämpfender Christ wegen seiner Sünden und Mängel die Zuversicht zur Gnade und zu Gottes Freundschaft verliert, fremd und scheu seinem Heiland gegenüber ist und in dem knechtischen Geist gefangen wird trotz allem, was uns das Evangelium Gottes von Christus, von der ewigen Gnade und der Freiheit vom Gesetz, die Er uns erworben hat, sagt? Nur daher, weil der Mensch seinen Blick vom Wort Gottes ab und in sich hineinrichtet und anfängt zu denken und nun meint, es sei ganz unmöglich, daß er ein Kind und Freund Gottes sein könnte, da er so und so ist und sich fühlt.

Ach, daß man die Wahrheit in die Ohren und Herzen aller Kinder Gottes hineinrufen könnte, so daß die Berge erbebten: Alle Macht des Satans über dich beruht darauf, ob er dein Auge vom Wort Gottes abwenden kann. Alle deine Siege werden davon abhängen, ob du beim Wort Gottes bleiben kannst. Was sagt Gottes Wort? Sieh nur darauf, was Gott geredet hat! Davon wird alles abhängen. Alles ist Torheit, alles ist falsch, was geistlich scheinen will, aber nicht im Worte Gottes begründet ist. Nur das ist gut und heilig, was Gott geboten hat. Nur das ist Sünde, was Er verboten hat. Was Er Sünde nennt und verbietet, das ist Sünde und sehr gefährlich, wenn auch dein Herz tausendmal nein dazu sagt und wenn auch die ganze Welt mit allen Heiligen und Gelehrten es für unschuldig hielte. Was Gott gut und heilig nennt, das ist gut und heilig, wenn auch du mit der ganzen Welt es für unheilig hieltest. Und was Er nicht besonders genannt hat, das muß immer nach dem Gebot der Liebe beurteilt und angewandt oder aber vermieden werden, je nachdem es für den Augenblick dir oder deinem Nächsten gut oder schädlich ist. So steht die Grundregel fest: Was Gott nicht in bestimmten Worten oder in dem allgemeinen Gebot der Liebe geboten hat, das ist kein gutes Werk, mag es auch den herrlichsten Schein in deinen Augen oder in den Augen anderer haben. Was Gott nicht in bestimmten Worten oder in dem allgemeinen Gebot der Liebe verboten hat, das ist keine Sünde, wenn es auch dir und allen Menschen in der Welt anders scheint. Alles beruht auf dem Wort Gottes. Wenn du das nicht festhältst, dann wirst du stets ein Rohr sein, das von allen Winden hin und her bewegt wird. Und dann kann der Teufel dich führen, wohin er will.

Wie kräftig wird uns das in dem denkwürdigen Streit zwischen dem Satan und dem Herrn Christus gepredigt, in welchem Er die heiligsten und reinsten Worte Gottes hätte reden können, dem Satan aber nicht mit einem einzigen eigenen Worte, sondern nur mit denen der Schrift antwortet: ,,Es steht geschrieben." Bedenke dein ganzes Leben lang, daß der Herr Jesus nichts anderes gegen den Satan zu sagen wußte als nur dieses: ,,Es steht geschrieben." Wahrlich ein starker Donnerschlag gegen alle unsere eigenen Gedanken und Meinungen und ein ewiges Zeugnis dafür, daß alles, was den Teufel mit seinen Versuchungen überwinden wird, nur dieses ist, sich an dem festzuhalten, was Gott geredet hat.

Deinem Worte will ich trauen Und darauf beständig schauen; Sonst ist doch kein Licht vorhanden, Fremde Lehre macht zuschanden;

Aber Dein Gesetz und Gnade Leitet mich auf rechtem Pfade. Herr, mein Glauben und mein Lieben Hat den Grund: Es steht geschrieben."
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Der Pilgrim
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1Mo 3,2 J.Kroeker Von Adam und seinem Fall.

"Und die Schlange sprach zur Frau: Hat Gott wirklich gesagt, ihr dürft nicht essen von jedem Baum im Garten? Da sprach die Frau zur Schlange: Wir essen von der Frucht der Bäume im Garten, aber von der Frucht des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rührt sie auch nicht an, damit ihr nicht sterbet!" 1.Mose 3,2-4.

Es handelt sich mithin in diesem Verbot unverkennbar um die freiwillige Unterwerfung der sinnlichen Natur des Menschen unter den ihm geoffenbarten Gotteswillen. Seine Sohnesfreiheit musste ihm die Möglichkeit geben, entweder den Willen des Vaters über das Geschöpf, oder aber die Frucht der Erde über den Willen Gottes zu stellen. Es fragt sich somit, ob der Mensch sich von Fall zu Fall für die Herrschaft der Offenbarung Gottes oder für den Genuss der Frucht des Paradieses entscheiden wolle. Sollte der Kindesgehorsam im Menschen in seiner Stellung zu Gott nicht nur instinktiv, nur rein naturhaft sein, sondern sich geistig vollenden, so musste ihm mithin auch das Paradies mit seinem Baum der Erkenntnis zu einem Versuchungsboden werden können. Die Fähigkeit zu sündigen, d.h. sich innerlich für etwas anderes als für die Offenbarung Gottes zu entscheiden, schloss daher auch das Paradies für den Menschen nicht aus.

Denn als "Adam", als Mensch vor dem Fall, besaß er seine Gottebenbildlichkeit nur als eine anerschaffene, naturhafte, nicht aber als eine selbsterwählte, geistige. Diese Ebenbildlichkeit oder Sohnesstellung konnte sich auf Grund der Freiheit des Geistes entweder für das Naturhafte oder für das Geistige entscheiden. Das Naturhafte seines Wesens sah sich angezogen, wie später der Fall zeigte, von dem Reiz und der Frucht der Erde, von deren Staub der körperliche Mensch, wenn auch als Bild Gottes, gebildet war. Das Geistige in ihm zog jedoch zur Offenbarung und zu deren Quelle, zu Gott selbst hin. Am Baum der Erkenntnis und an dem mit demselben verbundenen Verbot als Gottesoffenbarung sollte nun offenbar werden, was der Mensch in seiner Freiheit erwählen würde. Wird ihm die Offenbarung Gottes das Gute schlechthin und eine von Gott verbotene Frucht, auch wenn sie im Paradiese wächst, das Böse sein, oder wird er eine andere Entscheidung treffen. Die Entscheidung für die Offenbarung als sein Leben und seine Zukunft konnte allein von seinem Geiste, als dem Hauche Gottes, getroffen werden. In der Entscheidung jedoch für die verbotene Frucht der Erde entschied das Naturhafte, die seelische Gesinnung des Menschen und machte ihn unabhängig von Gott und abhängig von der Erde.
Simon W.

Der Pilgrim
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1Mo 3,3 J.Kroeker Von Adam und seinem Fall.

"Von der Frucht des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rühret sie auch nicht an, damit ihr nicht sterbet!" 1.Mose 3,3.

Auch in seinem gefallenen Zustand ist der Mensch als lebendige Persönlichkeit unsterblich. Die Frau starb jedoch hinfort der göttlichen Offenbarung und lebte der Inspiration des Tieres. Darin lag die ganze Tiefe ihres Falles. Das ist jedoch in Gottes Augen Todesleben mit all seiner mitfolgenden Qual. Worin der Mensch sein Leben und seine Zukunft zu finden hofft, gereicht ihm zum Gericht. In dieser Tragik schreibt die Welt ihre Geschichte und baut sie an ihrem Kultur-Paradies.

Denn damit, dass der Mensch des natürlichen Todes stirbt, hört er noch nicht auf zu sein. Eva starb also nicht, indem sie aufhörte zu sein. Aber sie starb, indem sie aufhörte zu sein, was sie war, und indem sie niemals hinfort mehr werden konnte, was sie sein wollte.

Wie verständlich wird von diesem Standpunkte aus die ganze spätere Erlösungsfrage. Wer den Boden des Todeszustandes als sein Leben betrat, der konnte selbst von hier aus niemals mehr den Boden des göttlichen Lebens gewinnen. Kein Zustand führt über sich selbst hinaus. Daher trug Jesus das Lebensevangelium wieder in die menschliche Todesschöpfung hinein. Wie das Schlangenevangelium seine Inspirationen in das Paradies trug, so trug Jesus als Heiland der Welt das Lebensevangelium in das Todesexil der Menschheit. "Es sei denn, Nikodemus, dass der Mensch von neuem geboren werde, sonst kann er das Reich Gottes nicht sehen." Der Weg ins Reich des Lebens aus dem Zustand des Todes ist allein der der Geburt auf Grund göttlicher Heilstat. Wer in das Himmelreich hinein will, muss einwilligen, sich in den Himmelreichszustand versetzen zu lassen.

Als Sterbende zog die Frau alsdann den Mann mit in ihr Sterben. Als die Verkörperung des empfangenden Prinzips im Menschen war sie die zunächst Versuchte und Gefallene. Aber in diesem Todeszustand war auch sie wieder die zunächst Erlöste. Der Heiland der Welt wurde von der Frau empfangen und geboren. Die Geburtsstunde der Gemeinde Jesu Christi ist aufs engste mit Frauen verbunden. Und die Kraft des Reiches Gottes in der Gegenwart sieht sich wesentlich bestimmt durch das starke und selbstlose Mitwirken der Frau. War sie die erste Verführerin der Menschheit, so erwies sie sich erlöst vielfach auch als die erste Botin und Trägerin des Lebens. Liegen doch bisher nicht selten die ersten Zellen des Lebens in der Reichsgottesgeschichte im engsten Wirkungskreis der Frau.
Simon W.

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1Mo 3,4 C.O.Rosenius Da sprach die Schlange zum Weibe: Ihr werdet mitnichten des Todes sterben. 1. Mos. 3, 4.

Ist es nicht bedeutsam, wie der Teufel hier seinen Angriff beginnt? Er fängt ganz leise damit an, das Band zu lösen, das den Menschen hält, nämlich den Glauben an Gott. - Sollte Gott gesagt haben: ,,Ihr sollt nicht essen"? usw. Er redet noch vorsichtig; Er sagt noch nichts Bestimmtes. Er überläßt es Evas eigenem Nachdenken und will, daß sie ihre Vernunft brauchen und nachdenken soll, ob ein solches Gebot anzunehmen sei, oder ob sie es nicht vielleicht mißverstanden habe. Sobald Eva sich aber in ein Gespräch einließ, stieg seine Dreistigkeit: ,,Ihr werdet nicht sterben." So pflegt es der Teufel zu machen. Er fängt damit an, den Glauben wankend zu machen, verwirrt dann den Verstand über Gottes Wort und macht den Menschen schließlich über Gottes Meinung ungewiß. Gelingt ihm dies, dann gewinnt er alles. Verbleibt der Mensch dagegen fest in einem lebendigen Glauben an Gottes Wort, dann ist keine Begierde so mächtig, kein Fall so tief, daß nicht noch allem abgeholfen werden kann. Das weiß der Teufel. ,,Deshalb", sagt Luther, ,,ging er damit um, daß er durch seine Rede Eva von dem wegführen könnte, was Gott gesagt hatte, und hat so, wenn er das Wort aus dem Wege geräumt hatte, den guten Willen verdorben, den der Mensch vorher hatte, so daß er sich gegen Gott auflehnte; er hat auch den Verstand verwirrt und verdorben, so daß der Mensch an Gottes Willen zweifelte. Daraus folgt dann eine ungehorsame und gegen Gott streitende Hand, die sich gegen das Gebot Gottes ausstreckt, den Apfel zu pflücken, darnach auch ein ungehorsamer und widerstreitender Mund und Zähne. Kurz, auf Unglauben oder Zweifel an Gott und Seinem Wort folgt alles Böse; denn was gibt es Schlimmeres, als Gott ungehorsam zu werden und dem Teufel zu gehorchen?" - Solches beabsichtigt er nun mit dieser hinterlistigen Frage: ,,Ja, sollte Gott gesagt haben?" Als ob er sagen wollte: Ihr seid wahrlich gute Narren, wenn ihr glaubt, daß Gott es so gesagt hat; denn Gott ist keineswegs ein solcher, der danach fragt, ob ihr eßt oder nicht eßt. Und außerdem: Solltet ihr, die ihr zu Herrschern über die ganze Erde eingesetzt seid, unter einem solchen Zwang stehen, daß ihr nicht Freiheit hättet, von allerlei Bäumen im Garten zu essen? Wäre das nicht ein Widerspruch zu dem, was Gott euch gesagt hat: ,,Ihr sollt essen von allerlei Bäumen im Garten"? In dieser Weise arbeitet die alte Schlange darauf hin, Eva zu verwirren, sie in Ungewißheit und in Unglauben an Gottes Wort zu führen.

In gleicher Weise verfährt der Teufel noch heute. Ist es nicht merkwürdig, daß man von mancher listigen Schlange oft ganz dieselben Worte hört, durch die der Teufel einer einfältigen Seele den Glauben zu rauben sucht?! ,,Sollte Gott gesagt haben?" - z. B., daß derjenige, der nicht das ganze Gesetz hält, verflucht sei? Oder würde Gott den Menschen auf die Erde gesetzt haben, wenn Er gewußt hätte, daß dieser fallen würde und Er ihn schließlich verdammen müßte? Oder sollte Gott einen Unschuldigen für die Schuldigen leiden lassen? Oder sollte Gott gesagt haben, daß Er den nicht ungestraft lassen würde, der nur Seinen Namen mißbraucht? Sollte Gott, der die Liebe ist, es so genau nehmen? - In dieser Weise bestärkt der Teufel die Gottlosen in ihrer Sicherheit und verhilft ihnen dadurch zu einem derart unerschütterlichen vermeintlichen Glauben an Gottes Güte, daß ihnen nichts Böses begegnen würde. ,,Ihr werdet mitnichten des Todes sterben", heißt es.

Bei den Gläubigen dagegen ficht er unaufhörlich den Trost an. Da heißt es wieder: ,,Sollte Gott gesagt haben?" Sollte Er z. B. gesagt haben, daß Er mir die Sünde nicht zurechnet, die ich doch wirklich habe und bei mir fühle, und daß Er mir dagegen eine Gerechtigkeit zurechnet, die ich weder habe noch bei mir fühle? Sollte Gott gesagt haben, daß ich, der ich leider jeden Tag sündige, dennoch Sein geliebtes Kind sein soll, als ob ich nie sündigte - und dies alles nur um Seines Sohnes willen, der sich für unsere Sünden dahingab? Sollte Er gesagt haben, daß Er allezeit bei uns ist, also auch in meinem Kämmerlein, und daß Er alles hört, was ich bitte oder seufze. In dieser Weise ficht die alte Schlange, der Teufel, unseren Glauben an Gottes Wort stets aufs neue an, um uns ungewiß und in unseren Gedanken schwankend zu machen, damit er uns später führen kann, wohin er will. Darauf müssen wir uns immer gefaßt machen und deshalb stets auf unserer Hut sein.

Jesu, hilf siegen, wenn alles verschwindet Und ich mein Nichts und Verderben nur seh, Wenn kein Vermögen zu beten sich findet, Wenn ich vor Angst und vor Zagen vergeh; Jesu, so wollst Du im Grunde der Seelen Dich mit dem innersten Seufzen vermählen!
Jesu, hilf siegen im Wachen und Beten, Hüter, du schläfst ja und schlummerst nicht ein; Laß dein Gebet mich unendlich vertreten, Der du versprochen, mein Fürsprech zu sein. Wenn mich die Nacht mit Ermüdung will decken, Wollst Du mich, Jesu, ermuntern und wecken!
Simon W.

Jörg
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J.Kroeker Die auf Gott hin angelegte Persönlichkeit des Menschen dürstet nach Erleuchtung. Und zwar nach einer Erleuchtung Von Adam und seinem Fall.

"Da sprach die Schlange zur Frau: Ihr werdet sicherlich nicht sterben! Gott weiß vielmehr, welches Tages ihr davon esset, werden eure Augen aufgetan und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist." 1.Mose 3,4 f.


Die auf Gott hin angelegte Persönlichkeit des Menschen dürstet nach Erleuchtung. Und zwar nach einer Erleuchtung, die den Menschen über sich selbst hinausführt. Diese kann jedoch ihm nie von jenem Geschöpf und dessen Gaben werden, das unter ihm steht. Sie kann ihm nur werden von dem Schöpfer, der weit über ihm steht. Nach dem Evangelium der Schlange soll jedoch die Erleuchtung von oben ersetzt werden durch die Frucht von unten. Was Wunder, dass auf Grund solch einer Erleuchtung der Mensch sich in seiner Erkenntnis hinfort auch nur in dem bewegte, was im Bereiche dieser Natur lag.

Als Bild und Gleichnis Gottes war die ganze Persönlichkeit des Menschen für die Ebenbildlichkeit Gottes berufen. Was dem Menschen jedoch nur als innerlicher Wesenszustand werden kann, sollte ihm nach dem Wort der Schlange nun auf dem Wege natürlicher Erkenntnis werden. Das Wissen über Gott soll ihn zu einem Gott machen. Das Erkennen der Natur soll ihn bereits über die Natur hinausheben. Denn das "sein wie Gott" soll der Mensch nicht als eine Wirkung Gottes, sondern als eine Folge des Genusses der Frucht der Natur empfangen. Man kann Gott gleich werden, ohne von dem Wirken Gottes abhängig zu sein. Eine Frucht des Baumes und eine innerliche Willensentscheidung des Menschen, von der Frucht zu nehmen und zu essen - das ist der natürliche Weg zur menschlichen Gottgleichheit.

Bisher führte dieser Weg den Menschen, sooft und solange er ihn ging, nur zur Naturähnlichkeit. Der Mensch fand nicht das Gottesbild über ihm, sondern das Tierbild unter ihm. Es erschloss ihm wohl die Kraft der Natur, aber nicht seine Unabhängigkeit von der Natur. Je mehr er sie auf Grund ihrer Erkenntnis zu beherrschen suchte, desto mehr sah er sich durch sie geknechtet. Kein Zeitalter der Geschichte war wohl so versklavt durch die Kräfte der Natur, wie der Kulturmensch unseres 20. Jahrhunderts. Umsonst ringt heute der Mensch im Lichte eines Tierevangeliums nach den Kräften einer Gottesherrschaft. Was er auch baut in Stadt und Land, was er auch einigt in Gesellschaft und Reich, was er auch gewinnt an Besitz und Leben, was er auch predigt in Politik und Wissenschaft - alles trägt nicht das Gottesbild über ihm, sondern das Tierbild unter ihm, ist nicht Gottesherrschaft über die Welt, sondern Weltherrschaft über den Menschen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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A.Christlieb Ihr werdet sein wie Gott. 1. Mose 3, 5

Mit diesen Worten hat Satan den Menschen betrogen und sein Streben nach gottähnlicher Macht geweckt. Der natürliche Mensch sucht dauernd dieses Ziel mit Aufbietung aller seiner Kräfte zu erreichen, wird dabei aber gründlich betrogen. Jesus dagegen zeigt uns den Weg, wie wir in Wahrheit zu göttlicher Machtstellung gelangen können. Er spricht (Matth. 20, 26): ,,So jemand unter euch will gewaltig sein, der sei euer Diener." Der göttliche Weg ist dem natürlichen genau entgegengesetzt. Dienen ist ein Verzichten auf Herrschergewalt. Dienen ist ein Sich-Beugen unter andere. Dienen heißt, den andern höher stellen als sich selbst. Nur diejenigen, die sich den Diene-Mut, die Demut schenken lassen, sind auf dem Weg zum Thron. Das hat der Herr Jesus seinen Jüngern Jakobus und Johannes gesagt, welche sich die beiden Plätze zu seiner Rechten und zu seiner Linken im Reich Gottes gewünscht hatten. Der Weg zum Thron geht durch das Demutstal. - Einen zweiten Hinweis für Thronbewerber in der Herrlichkeit gab der Herr Jesus in dem Wort Luk. 19, 17: ,,Weil du im Geringsten treu gewesen bist, sollst du Macht haben über zehn Städte." Der Weg heißt: ,,T r e u im Kleinen! Menschliche Herrschsucht macht große Pläne und steckt sich weite Ziele." Jesus sagt: ,,In deiner nächsten Nähe, in den kleinen Pflichten des Hauses und der Familie und des Berufes liegen die Aufgaben, deren t r e u e Erfüllung ewig gelohnt wird, sofern sie im Namen Gottes erfolgten. Auf T r e u e warten K r o n e n !" - Und endlich Offbg. 2, 26 f.: ,,Wer überwindet, dem will ich M a c h t geben." Überwindet! Das ist ein inhaltsschweres Wort. Wir denken an die Kanaaniter-Reste mit den eisernen Wagen in den Gründen und an die schweren Kämpfe Israels mit ihnen. Unser Kampf mit der Sünde in unseren Herzensgründen ist härter und schwerer. Der Überwinder aber wird gekrönt! Sind wir auf dem Weg zum Throne und zur Krone?
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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C.O.Rosenius Da sprach die Schlange zum Weibe: Gott weiß, daß, welches Tages ihr davon esset, so werden eure Augen aufgetan und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist. 1. Mos. 3, 5.

Welche verschlagene Zweideutigkeit und Schlangenlist äußert sich doch in diesen Worten, wie gebärdet sich hier der Teufel! Wie ein Engel des Lichts ist er gekleidet und sagt nun nicht etwa zu Adam und Eva: ,,Ihr sollt gar nicht beachten, was Gott sagt", sondern im Gegenteil, er nimmt Gott zum Zeugen dessen, was er gesagt hat, und nimmt die eigenen Worte zum Beleg dafür. Er gibt nur eine Erklärung des Namens, den Gott dem Baum gegeben hatte. Gott hatte ihn im Verbot ,,den Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen" genannt. Was das bedeutet, wollte der Teufel nun auslegen. ,,Gott weiß", sagte er, Gott hat durch den Namen dieses Baumes zu erkennen gegeben, daß man durch ihn die Erkenntnis vom Guten und vom Bösen erhält, eine Erkenntnis, die Er selbst besitzt. Wenn ihr davon eßt, werdet ihr wie Gott sein und wissen, was gut und böse ist. Dies alles sind ja vortreffliche Dinge, weise und erleuchtet wie Gott zu werden, das kann doch nichts Böses sein! Wenn Gott dies nun weiß, dann ist es ja unmöglich, daß Er, euer holder, allgütiger Vater, euch verboten haben sollte, von diesem Baume zu essen.

So hat mancher die Hinterlist des Satans verstanden. Andere dagegen meinen, daß Er dadurch den Verdacht einer Mißgunst Gottes einflößen wollte, nämlich, daß Gott ihnen nicht gönnte, so glücklich und so herrlich zu werden. Beide Meinungen können gut zusammen bestehen. - Eva konnte ja nur diesen Schluß ziehen: Wenn Gott weiß, daß unsere Augen durch das Genießen dieser Frucht geöffnet werden, so kann Er uns nicht verboten haben, davon zu essen. Wir müssen Seine Worte offenbar falsch verstanden haben; denn wie könnte solch ein Gebot mit Seiner Güte und Liebe übereinstimmen? Hat Er dagegen uns wirklich verboten, davon zu essen, so können wir daraus schließen, daß Er uns nicht günstig gesinnt ist.

Wie deutlich wird hier doch die Verruchtheit des Satans! Und sie leuchtet noch häßlicher hervor, wenn man bedenkt, wie er hier in seine bodenlose Lüge Wahrheiten mischt, die er durch zweideutige Ausdrücke verändert und verdunkelt. Er verspricht z. B., daß ihre Augen geöffnet werden sollen. Das konnte so verstanden werden, daß sie eine außerordentliche Weisheit und Einsicht bekommen würden; er aber meint ohne Zweifel die betrübende Erfahrung, die sie aus der Sünde und ihrer Strafe würden ziehen müssen.

Was in dieser Versuchung am meisten hervortritt und dazu bei allen Kindern Adams so tiefe Merkmale hinterlassen hat, ja, noch heute die eigentliche Grundquelle alles geistlichen Verderbtseins, all der mächtigsten Versuchungen und des tiefsten Falles ist, das ist die Verführung der Schlange zum Hochmut, zur Selbstvergötterung und Unabhängigkeit oder zur Selbstklugheit. Schon in den ersten Worten der Schlange ,,sollte Gott gesagt haben, ihr sollt nicht essen von allerlei Bäumen im Garten", liegt der Gedanke verborgen: Ihr, Gottes herrlichstes Werk, ihr, Herrscher über die ganze Erde, solltet ihr gebunden sein? Solltet ihr nicht volle Freiheit haben? Als aber die Dreistigkeit des Versuchers gestiegen war, sagte er ausdrücklich: ,,Ihr werdet wie Gott oder Götter sein." Gerade dieses ,,ihr werdet wie Gott sein" - nicht durch eine Gottes-Gnade oder -Gabe, sondern durch eigene Erkenntnis des Guten und des Bösen, durch eigenes Unternehmen, eigenes Werk - machte tiefen Eindruck auf den Menschen und hinterließ bei Adams Geschlecht Merkmale, die noch heute unaufhörlich durchscheinen. Unleugbar ist es auch etwas Bedeutungsvolles, daß die Schlange eine Erkenntnisbegierde wachrief, die vor allem zu diesem erschrecklichen Fall beitrug. Luther sagt: ,,Es ist eigentlich des Teufels natürliches Gift, daß der Mensch klüger sein will, als es ihm von Gott befohlen ist." Erstens gibt es im allgemeinen nichts, was die Menschen in geistlichen Dingen so töricht, so sehr feindlich gegen Gott und Seine Wege gemacht hat, als die eingebildete Klugheit. ,,Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden", auch wenn sie wirklich den größten Vorrat an Wissenschaften besäßen. Der Apostel sagt, daß ,,das Wissen aufbläht". Je größer der Reichtum an Verstand und Wissen ist, um so mächtiger sind auch die Versuchungen zur Selbstvergötterung und Selbstklugheit, und desto mehr wird dieser Mensch für Gottes Weisheit unempfänglich. ,,Gott widersteht den Hoffärtigen" und ,,verbirgt" sein Licht ,,den Weisen und Klugen". Wenn Er einem Menschen widersteht, ist es mit ihm vorbei; dann fällt er aus einer Torheit in die andere. ,,Alsdann bekommt er eine solche Weisheit", sagt Luther, ,,daß er das für Gerechtigkeit ansieht, was Sünde ist, und die äußerste Torheit für die höchste Weisheit; denn dahin pflegt der Teufel die Sache zu bringen, daß, je weiter der Mensch vom Worte abkommt, desto gelehrter und weiser dünkt er sich zu sein."

Wache, Seel', allzeit Dich zum Streit bereit'! Denn der Teufel legt dort Schlingen, Wo's am leicht'sten kann gelingen, Das ist seine Weis'; Wache drum mit Fleiß!
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Jörg
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J.Kroeker Von Adam und seinem Fall.

"Als nun die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre, ja dass er eine Lust für die Augen und ein wertvoller Baum wäre, der klug machte, so nahm sie von derselbigen Frucht. Sie aß und gab zugleich auch ihrem Mann davon und er aß." 1.Mose 3,6.


Die antigöttlichen Worte der Schlange waren als ein Evangelium an die Frau herangetreten. Dieses verhieß ihr einen Genuss und einen Zustand, den der Mensch noch nicht hatte. Er hatte bisher nie von der Frucht des Baumes der Erkenntnis genossen. Nach dem Besitz der Gottgleichheit sehnte er sich wohl. Der Mensch erkannte aber zunächst nur seinen tiefen Abstand von Gott. Das Evangelium der Schlange zeigte nun dem Menschen einen so einfachen und natürlichen Weg, wie seine Sehnsucht in seinem Zustand und Leben Erfüllung werden könne.

Nur ein Evangelium erweckt. In ihm liegt immer ein Antrag, der den Menschen vor eine innere Entscheidung stellt. Nie hätte Eva, "die Männin" ihre Augen aufgehoben und den Baum der Erkenntnis angesehen, wenn das Evangelium der Schlange ihr nicht etwas verheißen hätte, das sie nicht besaß und das doch der Sehnsucht ihrer Seele entsprach. So kam es bei der Frau, - so kommt es immer wieder zum Sehen des Verbotenen. Und wie oft ist das Verbotene an sich zunächst schön und lieblich und mit einer köstlichen Frucht verbunden.

Vielleicht bot auch an sich die Frucht des Baumes nichts Sündhaftes. Wir wagen die Vermutung auszusprechen, dass der Mensch in seiner Entwicklung zu Gott hin einmal einen Zustand erreicht hätte, wo er als Herr der Schöpfung auch Abendmahl unter diesem Baum hätte halten können. Die Sünde ist mithin zunächst also nicht etwas zu Genießendes, sie ist in ihrem Wesen etwas Geborenes, das Kind des Menschen und nicht die Frucht des Baumes. Die Frucht des Baumes verkörperte in sich nur ein klares Verbot Gottes zum Heil des Menschen. Denn auch im Verbot wollte Gott weit mehr geben als nehmen. Von Gottes Seite ist alles eine Gabe zum Leben. Wie der Baum des Lebens Gottes Gabe vermittelte, in dem der Mensch von ihm aß, so sollte auch der Baum der Erkenntnis Gottes Gabe vermitteln, indem er nicht von ihm aß. Das Entscheidende auch im Blick auf diese beiden Bäume, die in sich die höchsten Gaben der Natur für den Menschen verkörperten, war mithin die Gottesoffenbarung, die mit ihnen verbunden war. Die Sünde war und ist daher in ihrem Wesen weit mehr als eine menschliche Versündigung gegen die Natur und ihre Gesetze. Sie erweist sich als eine Frucht der inneren Entscheidung des Menschen gegen Gottes Offenbarung.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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J.Kroeker Von Adam und seinem Fall.

"Da wurden ihrer beider Augen aufgetan und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren." 1.Mose 3,7.


Das Schlangenevangelium hatte Recht behalten. Der Mensch gewann erleuchtete Augen. Und doch war es eine Lüge. Der Mensch erkannte nicht seine Gottgleichheit, sondern entdeckte plötzlich seinen inneren Abstand von Gott. Diese Entdeckung konnte wohl im Menschen die innere Qual, aber nicht die ersehnte Gottgleichheit erwecken. Je tiefer der Mensch erkennt, dass er nackt ist, desto weniger befriedigt ihn sein Zustand. Was er besitzt, enttäuscht ihn, was er sucht, findet er nicht.

In seiner Sehnsucht nach der Gottgleichheit hatte der Mensch sich innerlich der Botschaft des Tierevangeliums erschlossen. Er hatte gehofft, die Erfüllung seiner Sehnsucht auf dem geoffenbarten Wege der eigenen Kraft finden zu können. Was er jedoch fand, war er selbst und nicht Gott. Er erkannte sich in seinem eigenen Bild, nicht aber im Bild Gottes. Denn Inspirationen von unten können dem Menschen auch nur die untere Welt erschließen. Ihr Licht erleuchtet die Augen nur für die Welt des eigenen Seins. Würden sie Licht auch über die Welt Gottes vermitteln, dann wären sie ja im Leben des Menschen mit ein positiver Faktor in der Heilsgeschichte Gottes. Nun sind ihre Wirkungen allein negativer Natur. Daher bewegte sich der Mensch auch in seiner späteren Geschichte nur im eigenen Licht. Göttliches Licht empfing er nur, wenn die Offenbarung Gottes einen Weg fand, es in die Welt des Menschen hineinzutragen.

Wo der Mensch in seiner Sehnsucht nach dem Überzeitlichen und in seiner Ahnung vom Ewigen sich im eigenen Licht dennoch ein Bild des Ewigen und Göttlichen zu machen suchte, da wurden seine Götter zu Tyrannen und deren Himmelreich eine Lasterhöhle. Um sich vor diesen Gottheiten zu schützen und ihrem ewigen Zorn zu entgehen, unterzog er sich den schwersten Opfern. Die Furcht vor der Gottheit und ihrer Ewigkeit wurde zum Inhalt seiner Religion. Die Mythologien der Völker sind die Theologien der Menschheit, die ohne Gottesoffenbarung das Angesicht Gottes suchte. Die Menschheit suchte Gott, ab er fand nur ein ins Entsetzliche gesteigertes Menschenbild. Die Völker ersehnten das Himmelreich, aber schauten es nur im eigenen Lasterleben. Sie erflehten Erlösung, aber nicht die von ihrer Sünde und Schuld, sondern allein die der Befriedigung ihres gefallenen und unerlösten Zustandes. Ohne Offenbarung fand daher nie der Mensch über sich selbst und über seinen Todeszustand hinaus. Wohl vermochte er in seiner Geschichte dem Leben zwar andere Formen, niemals jedoch einen höheren Inhalt zu geben. Dies bleibt eine Tat der Barmherzigkeit Gottes.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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