Andachten zum 1. Buch Mose

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Jörg
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W.MacDonald »Ich will nicht essen, bis ich meine Worte geredet habe.« 1. Mose 24,33

Im gleichen Maß wie Abrahams Knecht sich der Dringlichkeit seiner Mission bewußt war, sollten auch wir die Bedeutung unserer Aufgabe sehen. Das heißt nicht, daß wir plötzlich in sämtliche Richtungen auf einmal rennen müssen. Es heißt nicht, daß wir alles in nervöser Hast tun müssen. Aber es heißt, daß wir uns der vor uns liegenden Pflicht mit absoluter Vorrangigkeit und Dringlichkeit widmen.

Wir sollten die Haltung übernehmen, die sich in den Versen von Robert Frost ausdrückt:

Die Wälder sind lieblich, dunkel und tief. Aber ich habe meine Versprechen einzuhalten Und Meilen zu gehen, ehe ich mich schlafen lege.

Amy Carmichael erfaßte dies mit ihren Worten: »Die Gelübde Gottes sind auf mir. Ich darf nicht verweilen, um mit Schatten zu spielen oder irdische Blumen zu pflücken, bis ich mein Werk getan und Rechenschaft abgelegt habe.«

An einer anderen Stelle schrieb sie:

Nur zwölf kurze Stunden - Laß niemals Das Bewußtsein der Dringlichkeit In uns sterben, Guter Hirte, laß uns immer Die Hügel absuchen mit Dir.

Es wird erzählt, daß Charles Simeon (1759-1836, Pfarrer in Cambridge, evangelikaler Führer, Mitbegründer dreier Missionsgesellschaften) ein Bild von Henry Martyn (1781-1812, Hilfspfarrer von Ch. S., Pioniermissionar und Bibelübersetzer in Indien und Persien) in seinem Studierzimmer hatte. Wohin er im Zimmer auch ging, schien Martyn gleichsam auf ihn zu blicken und zu sagen: »Sei fleißig, sei fleißig; tändle nicht, tändle nicht.« Und Simeon pflegte zu antworten: »Ja, ich will fleißig sein; ich will, ich will fleißig sein; ich will nicht tändeln, denn Seelen gehen verloren, und Jesus muß verherrlicht werden.«

Horchen wir auf die Dringlichkeit in den Worten des furchtlosen Apostels Paulus: »Eines aber tue ich ... ich jage, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christo Jesu« (Philipper 3 ,14).

Und lebte nicht unser Herr in diesem Bewußtsein der Dringlichkeit? Er sagte: »Ich habe aber eine Taufe, womit ich getauft werden muß, und wie bin ich beengt, bis sie vollbracht ist« (Lukas 12,50).

Es gibt keine Entschuldigung für Christen, die Hände einfach in den Schoß zu legen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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C.H.Spurgeon ,,Isaak war ausgegangen, zu beten auf dem Felde um den Abend." 1 Mose 24, 63.

Isaaks Geschäft war ein köstliches Geschäft. Wenn Toren könnten Weisheit lernen, so würden sie im Beten und im Nachdenken über göttliche Dinge einen edlern Umgang und eine würdigere und fesselndere Beschäftigung finden, als in den Eitelkeiten, die jetzt solch einen unwiderstehlichen Zauber auf sie ausüben. Wären wir mehr in der Stille der Einsamkeit, wir würden in der Erkenntnis geförderter, in der Gnade reicher, im Umgang mit Gott seliger sein, als es ohne diese Einkehr in die Stille möglich ist. Die Sammlung des Gemüts verarbeitet die Geistesnahrung, die wir von außen empfangen haben, in uns und führt sie in Fleisch und Blut unsers innern Lebens über. Wenn Jesus der Gegenstand unsrer Betrachtung ist, ist das Nachdenken so süß. Isaak begegnete der Rebekka, als er betete; viele andre haben gerade auch beim Gebet ihre teuersten Geliebten gefunden. Die Wahl des Orts war herrlich. Auf dem Felde ist unser Gebetskämmerlein rings mit Sprüchen Gottes zur Erinnerung geschmückt. Von der Zeder bis zum Ysop, vom rauschenden Adler bis zur zirpenden Grille, vom blauen Himmelszelt bis zum Tau-Tropfen ist alles voller Lehren der Weisheit, und wenn das Auge göttlich erleuchtet wird, dann wird durch diesen Unterricht das Gemüt viel lebhafter angeregt, als durch geschriebene Bücher. Unsre engen Zimmer sind nicht so gesund, so heiter, so angenehm, so anregend, wie die freie Natur. Wir wollen nichts gemein oder unrein achten, sondern bedenken, daß alles Erschaffene auf den Schöpfer hinweist, und das Feld zur heiligen Stätte weiht. Nicht minder lieblich war die Wahl der Zeit. Die Zeit des Untergangs der Sonne, wo sie den Schleier über die Welt zieht, gewährt der Seele jene Ruhe, da die erdgebornen Sorgen den Freuden der himmlischen Gemeinschaft Raum machen. Die Herrlichkeit des Sonnenuntergangs erregt unsre Bewunderung, und die feierlich heraufziehende Nacht erweckt unsre Ehrfurcht. Wenn des Tages Arbeit dir's gestattet, lieber Leser, so ist's gut, wenn du dich am Abend ein Stündchen im Freien ergehen kannst; ist's aber nicht möglich, so ist der Herr auch in der Stadt und will dir im stillen Kämmerlein, oder im Gewühl der wogenden Menge nahe sein. Laß dein Herz ausgehen und Ihn suchen.
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Jörg
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C.H.Spurgeon ,,Isaak wohnte bei dem Brunnen des Lebendigen und Sehenden." 1 Mose 25, 11.

Einst hatte Hagar hier Rettung gefunden, und Ismael hatte von dem Quell getrunken, welchen Gott, der Lebendige und Sehende, so gnädig gezeigt hatte; aber das war nur ein gelegentlicher Besuch gewesen, wie die Weltmenschen auch den Herrn suchen in Zeiten der Not, wo sie seiner Hilfe bedürfen. Sie schreien zu Ihm in Ängsten, aber sie vergessen Ihn, sobald es ihnen wieder gut geht. Isaak wohnte dort und machte den Brunnen des Lebendigen und Sehenden zur bleibenden Quelle seiner Hilfe. Die wesentlichste Seite im Leben eines Menschen ist seine Wohnung und die damit verbundene Lebensweise; und diese geben das wahrste Zeugnis von seinem geistigen Zustand. Vielleicht flößte die gnädige Hilfe, die Hagar hier erfahren hatte, dem Isaak Ehrfurcht ein und machte ihm die Stätte ehrwürdig; ihr geheimnisvoller Name machte sie ihm lieb; sein öfteres sinniges Verweilen am Brunnen zur Abendzeit machte, daß er sich hier heimisch fühlte; hier war er Rebekka zuerst begegnet, und das hatte ihm den Ort teuer gemacht; aber vor allem andern hatte er hier die Gemeinschaft des lebendigen Gottes erfahren, und das bestimmte ihn, diesen geheiligten Fleck zu seiner Wohnstätte zu wählen. Wir aber wollen lernen, vor dem Angesicht des lebendigen Gottes wandeln; wir wollen den Heiligen Geist bitten, daß wir heute und alle Tage fühlen möchten: ,,Du Gott siehest mich." Möchte der Herr Herr uns ein Brunnen sein, voller Wonne, voller Trost, voller Gewißheit, der in das ewige Leben quillt. Der Eimer des Geschöpfes erschöpft sich und zerbricht, aber der Brunnen des Schöpfers hat keinen Mangel; selig, wer beim lebendigen Brunnen wohnt und die reiche, unversiegliche Erquickung und Errettung bei sich hat. Der Herr ist ein rechter Helfer; sein Name ist: Wunder-Rat, Kraft-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; unsre Herzen haben sich oft in Ihm erquickt; durch Ihn hat unsre Seele den herrlichen Bräutigam gefunden, Jesum Christum; in Ihm leben und weben und sind wir; so wollen wir bleiben in seiner innigsten Gemeinschaft. Herr der Herrlichkeit, laß uns nimmermehr von Dir weichen, sondern wohnen bei dem Brunnen des Lebendigen! ,,Du Quell, draus alles Leben fließt, Du Born, der ew'ges Heil ergießt, Dein Nam' ist hehr und heilig."
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A.Christlieb ,,Dann gruben sie einen anderen Brunnen, aber auch um den stritten sie." 1. Mose 26, 21

So macht es der Herr auch heute noch: Wo seine Jünger in Zeiten der Verfolgung und Drangsale stehen, weiß er ihnen Labsale zu senden, von denen die Welt keine Ahnung hat. Wenn Elias von der Isebel verfolgt wird und unter dem Wachholder matt zusammensinkt, empfängt er eine Engelspeise und ein Wort, das ihn aufrichtet (1. Könige 19, 5 ff.).

Gerade in der Zeit, als neidische Nachbarn Isaak alle Brunnen zustopften, empfing er die Zusicherung Gottes, daß er mit ihm sei und ihn segnen werde.

So erfuhr auch Saulus gerade in jener Zeit der ersten Nöte und Verfolgungen nach seiner Bekehrung eine himmlische Labung in der Verzückung, die ihm zuteil wurde (Apostelgeschichte 22).

Merkt das, ihr Seelen, die ihr mehr als andere in Leidenstiefen hineinkommt: Der Herr weiß die Elenden zu erquicken zur rechten Zeit. Ihnen sendet er die Hilfe, die sie brauchen. Er erfüllt das Wort: ,,Ich will eine Hilfe schaffen dem, der sich danach sehnt" (Psalm 12, 6).
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S.Keller 1. Mose 27, 38: «... Hast du denn nur e i n e n Segen, mein Vater?»

Ja, der arme betrogene Vater hat nur einen Segen zu verteilen, weil Gott nur einen, den Jakob, zum Träger der Heilsgeschichte gewählt hatte. (Es ist über das ewige Geschick der Seele des Esau dadurch kein Urteil gefällt; alles bezieht sich nur auf die heilsgeschichtliche Erwählung.) Heute ist es anders. Heute hat der himmlische Vater für jeden von uns einen Segen bereit - denn wir sind alle berufen, daß wir den Segen ererben, und dieser Segen heißt Jesus Christus. In ihm werden wir gesegnet, und dann setzt er jeden von uns an irgendeiner Stelle zum Quellort für das durstige Land seiner Umgebung. Er hat uns arme Sünder nicht nur von der verdienten Hinrichtung gnädig errettet, sondern uns damit zugleich zu Erben seines Reiches bestimmt. Sündenvergebung war der erste herrliche Segen, Heiligungskräfte der zweite, Gaben und Aufgaben zum Seelenretten und Seelenpflegen der dritte, und so geht es fort. Gnade um Gnade, Tag für Tag Hilfen und Tröstungen, Aufträge und Ausrüstungen zu seinem Dienst! Wer will da noch zählen und rechnen, wie viel Segnungen unser reicher Vater für uns bereitet hat. Er hat etwas für dich, heute, wie du es brauchst!

So will ich dir, mein Vater, in die Augen schauen und darin lesen, was für Liebe drin geschrieben steht, daß all mein Zagen in Jauchzen sich wandle und ich dir freudig alles sagen kann, bis du mir sagst: Alles, was mein ist, ist dein! Amen.
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Ch.Spurgeon "Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks; das Land, darauf du liegst, will ich dir und deinem Samen geben." 1. Mose 28,13

Furchtsame Seelen finden es schwer, die Verheißungen Gottes so zu ergreifen, als wären sie ihnen persönlich gegeben. Sie fürchten, es sei Vermessenheit, sich solch wertvolle Dinge anzueignen. Als allgemeine Regel mögen wir annehmen, daß, wenn wir Glauben haben, eine Verheißung zu ergreifen, sie unser ist. Er, der uns den Schlüssel gibt, der für das Schloß seiner Tür paßt, will, daß wir die Tür öffnen und eintreten. Es kann niemals Vermessenheit sein, Gott demütig zu glauben; wohl mag es aber sehr vermessen sein, wenn man wagt, an seinem Wort zu zweifeln. Unser Fehler liegt im Mangel an Glauben, nicht im Überfluß davon. Es würde schwer sein, Gott zu viel zu glauben; aber leider ist die Gewohnheit weit verbreitet, ihm zu wenig zu glauben. "Dir geschehe nach deinem Glauben" ist ein Segensspruch, den der Herr nie zurücknehmen wird. "Alles ist möglich dem, der glaubt!" Es steht geschrieben: "Sie konnten nicht eingehen wegen ihres Unglaubens." Aber es wird niemals gesagt, daß jemand, der durch den Glauben einging, wegen seiner Unverschämtheit getadelt oder hinausgetrieben worden wäre.

Wie oft habe ich die Verheißung wahr gefunden, wenn ich sie als Wahrheit angenommen und daraufhin gehandelt habe! Ich habe mich darauf hingestreckt wie auf ein Lager und mich den Händen des Herrn überlassen; und eine süße Ruhe hat meine Seele erfüllt. Zuversicht auf Gott verwirklicht ihre eigenen Wünsche. Die Verheißung, die unser Herr denen gibt, die im Gebet Gaben suchen, lautet so: "Glaubet, daß ihr es empfangen werdet, so wird es euch werden." Das klingt seltsam, aber es ist wahr; es ist der Logik des Glaubens gemäß. Sprich mit wirklichem Glauben: "Diese Verheißung gehört mir", und sofort ist sie dein. Durch den Glauben empfangen wir die Verheißungen, nicht durch Sehen oder durch Verstehen.
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W.Nee Siehe, ich bin mit dir und will dich behüten..., bis daß ich getan, was ich dir verheißen habe. 1. Mose 28,15

Hier in Bethel spricht Gott trotz Jakobs tadelnswerter Gesinnung kein einziges tadelndes Wort zu ihm. Wir Menschen hätten ihn bestimmt gehörig heruntergeputzt! Und dabei ist Gott heilig; er fand an Jakobs Täuschungsmanöver kein Gefallen. Dennoch machte er ihm keine Vorwürfe. Was hätte es auch genützt? Jakob konnte sich nicht aus eigener Kraft ändern, daher ermahnte ihn Gott auch nicht, es zu tun. Was aber für Jakob unmöglich war, das vermochte Gott, und seine Worte offenbaren sein vollkommenes Selbstvertrauen. »Ich will dich behüten, bis daß ich getan habe .. .« Er wußte, daß sein Diener ihm nicht entkommen konnte und daß Jakob, wenn er viele Jahre danach wieder nach Bethel kam, ein anderer Mensch sein würde. »Siehe, ich bin mit dir.« Das ist unser Trost und unsere Stärke.
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C.H.Spurgeon ,,Laban antwortete: Es ist nicht Sitte in unserm Lande, daß man die Jüngste ausgebe vor der Altesten." 1 Mose 29, 26.

Wir wollen die Unehrenhaftigkeit Labans durchaus nicht entschuldigen, aber wir stehen nicht an, aus der Sitte, die er zu seiner Entschuldigung erwähnte, etwas für uns zu lernen. Es gibt manche Dinge, die in einer bestimmten Ordnung aufeinander folgen, und wollen wir das Zweite erlangen, so müssen wir uns zuvor das Erste sichern. Das Zweite ist in unsern Augen vielleicht lieblicher, aber der Grundsatz des himmlischen Reiches muß bestehen bleiben, und die älteste muß zuerst genommen werden. Es verlangen zum Beispiel manche Menschen die schöne und liebenswürdige Rahel der Freude und des Friedens im Glauben, aber zuvor müssen sie sich der zartäugigen Lea der Reue vermählen lassen. Ein jeder liebt die Glückseligkeit, und mancher möchte gern zweimal sieben Jahre dienen, um sie zu gewinnen; aber nach der Sitte im Reiche des Herrn muß die Lea wahrer Heiligung unsrer Seele lieb werden, ehe sie sich die Rahel wahrhafter Seligkeit zueignen darf. Der Himmel geht nicht voraus, sondern kommt hernach; und nur wer bis ans Ende beharrt, kann Teil an ihm erlangen. Erst muß das Kreuz getragen werden, ehe die Krone errungen wird. Wir müssen unserm Herrn in die Erniedrigung folgen, sonst können wir nie mit Ihm zur Herrlichkeit eingehen. Meine Seele, was sagst du? Hegst du die eitle Hoffnung, das himmlische Gesetz zu durchbrechen? Erwartest du Lohn ohne Arbeit, Ehre ohne Mühe? Gib dem törichten Wahn den Abschied, und nimm gern die Widerwärtigkeit auf dich, um der süßen Liebe Jesu willen, die dir alles ersetzt. In diesem Geiste des Leidens und Tragens wird dir alles Bittere süß, alles Schwere leicht. Wie dem Erzvater Jakob werden dir deine Dienstjahre wie wenige kurze Tage vorkommen, um deiner Liebe zu Jesu willen; und wenn die ersehnte Stunde der Hochzeitsfreude erscheint, werden dir alle deine Mühsale erscheinen, als wären sie gar nicht da gewesen - eine Stunde der Nähe Jesu wiegt ein Leben der Mühe und Arbeit auf. ,,Drum will ich Jesu Joch gern auf mich nehmen, Und mich zu seiner Last mit Lust bequemen; Was du geglaubet hast, das wirst du sehen; Wie du geglaubet hast, so wird's geschehen."
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W.MacDonald »Und als der Herr sah, daß Lea ungeliebt war, da öffnete er ihren Mutterleib; Rahel aber war unfruchtbar.« 1. Mose 29,31

Es gibt ein Gesetz des Ausgleichs im Leben. Nach diesem Gesetz haben Menschen, die auf einem Gebiet benachteiligt sind, auf einem anderen Gebiet besondere Vorzüge. Was einer Frau an Schönheit abgeht, gleicht sie vielleicht durch große praktische Weisheit aus. Ein Mann, der im Sport etwas unbeholfen ist, hat vielleicht größere intellektuelle Fähigkeiten. Dichter sind nicht immer praktisch veranlagt, und Künstler können nicht immer richtig mit ihren Finanzen umgehen.

Als Gott sah, daß Jakob Rahel mehr liebte als Lea, ließ Er Lea fruchtbarer sein. Jahre später wirkte dieses Gesetz des Ausgleichs bei Hanna und Peninna ganz genau so. Elkana liebte Hanna mehr als Peninna, aber Peninna hatte Kinder und Hanna nicht (1. Samuel 1,1-6).

Obwohl Fanny Crosby (1823-1915, amerikanische Liederdichterin) nicht die Gabe des Augenlichts hatte, hatte sie eine unvergleichliche Gabe im Dichten von geistlichen Liedern. Sie sind einer der großen Schätze der Gemeinde (z.B. »Sicher in Jesu Armen«, Seliges Wissen, Jesus ist mein!«, »O Gott, Dir sei Ehre, der Großes getan«, »Gehe nicht vorbei, o Heiland« u.v.a.). Alexander Crudens (1699-1770) litt unter schweren Depressionen, hatte aber die Kraft, die Konkordanz anzufertigen, die seinen Namen trägt (und eigentlich die Grundlage aller modernen Konkordanzen ist).

Da gibt es z.B. einen bescheidenen Christen, der nicht einmal vor sauren Äpfeln predigen könnte, er hat einfach keine Gabe für öffentliche Dienste. Aber er ist ein mechanisches Genie und kann glücklicherweise den Wagen des Predigers immer in fahrbarem Zustand halten. Der Prediger ist ein hoffnungsloser Mechaniker. Wenn mit seinem Auto etwas nicht stimmt, kann er nichts weiter tun, als die Motorhaube öffnen, den Kopf darunterstecken und beten.

Wenn jemand einwendet, daß das Gesetz des Ausgleichs nicht immer im Leben vollkommen funktioniert, dann müssen wir ihm wohl zustimmen. Es gibt Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten. Aber dieses Leben ist nicht alles! Das letzte Kapitel ist noch nicht geschrieben. Wenn Gott den Vorhang öffnet und uns die jenseitige Welt sehen läßt, dann wird uns klar, daß sich spätestens dann das Blatt wendet und das Punktekonto ausgeglichen wird. Wir hören z.B., wie Abraham zu dem reichen Mann sagt: »Kind, gedenke, daß du dein Gutes völlig empfangen hast in deinem Leben und Lazarus gleicherweise das Böse; jetzt aber wird er hier getröstet, du aber leidest Pein« (Lukas 16,25).

In der Zwischenzeit aber ist es gut für uns, wenn wir eine ausgewogene Sichtweise des Lebens haben. Anstatt uns auf unsere Mängel zu konzentrieren, sollten wir daran denken, daß Gott uns einige Eigenschaften und Fähigkeiten geschenkt hat, die andere, die vom Leben mehr begünstigt scheinen, nicht haben. Das bewahrt uns vor Minderwertigkeitsgefühlen, Neid und Bitterkeit.
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W.MacDonald »Ich habe die Erfahrung gemacht...« 1. Mose 30,27

Laban hatte erfahren, daß der Herr ihn um Jakobs willen gesegnet hatte. Es war etwas Gutes, was er daraus lernen konnte. Denn die Erfahrung ist immer eine gute Lehrmeisterin. Ich bin immer wieder beeindruckt davon, wie die Erfahrung uns bei dem Verständnis von Bibelstellen hilft. Wir kennen die Verse vielleicht schon lange vom Wortlaut her, aber wenn wir durch eine neue Erfahrung hindurchgehen, dann werden die Worte plötzlich lebendig. Sie leuchten uns dann entgegen wie ein Licht in der Dunkelheit. Wir wissen sie auf einmal ganz neu zu schätzen. Die Frau Martin Luthers hat einmal gesagt, daß sie manche Verse in den Psalmen niemals hätte verstehen können, wenn Gott sie nicht in viele Notlagen gebracht hätte. Als Daniel Smith und seine Frau als Missionare in China lebten, schlug eines Nachts eine ganze Räuberbande ein großes Loch in die Seitenwand ihres Hauses. Während die beiden schliefen, räumten die Einbrecher die Schubladen und die Schränke aus. Wenn die Missionare nicht tief und fest geschlafen hätten, wären sie vielleicht sogar umgebracht worden. Als Smith später den Vorfall erzählte, sagte er: »Ich habe bis zu diesem Morgen nie die Verse Habakuk 3 ,17.18 verstanden. Dort steht: 'Denn der Feigenbaum blüht nicht, und an den Reben ist kein Ertrag. Der Ölbaum versagt seine Leistung, und die Terrassengärten bringen keine Nahrung hervor. Die Schafe sind aus der Hürde verschwunden, und kein Rind ist in den Ställen. Ich aber, ich will in dem Herrn frohlocken, will jubeln über den Gott meines Heils.,« Er meinte damit, daß man niemals voll und ganz in die Freude Habakuks, die dieser trotz seiner Verluste, die er hat, einstimmen kann, wenn man diese Situation nicht selbst erfahren hat. Als Corrie Ten Boom im Konzentrationslager war, mußte sie auch vor dem Richter erscheinen. »Der Richter... war jedoch gezwungen, seine Arbeit zu tun, und es kam der Tag, an dem er mir Papiere zeigte, die nicht nur mein eigenes Todesurteil bedeuten konnten, sondern auch das meiner Familie und meiner Freunde. 'Können Sie diese Papiere näher erklären?' fragte er. 'Nein, das kann ich nicht', mußte ich zugeben. Und plötzlich nahm er alle diese Unterlagen und warf sie in den Ofen! Als ich zusah, wie die Flammen die Blätter fraßen, die mich hätten verdammen können, da wußte ich, daß ich von einer göttlichen Macht bewahrt worden war, und ich verstand plötzlich wie nie zuvor die Stelle in Kolosser 2,14: 'Als er die uns entgegenstehende Handschrift in Satzungen, die gegen uns war, ausgetilgt, hat er sie auch aus der Mitte weggenommen, indem er sie ans Kreuz nagelte.,« Die neuen Einsichten, die wir durch die Erfahrungen des Lebens in die Heilige Schrift gewinnen, machen solche Erfahrungen ungeheuer wertvoll.
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A.Christlieb Hinweise aus Jakobs Gebetsleben »Weiter sprach Jakob: Gott meines Vaters Abraham und Gott meines Vaters Isaak, Herr, der du zu mir gesagt hast: Zieh wieder in dein Land und zu deiner Freundschaft, ich will dir wohltun; ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und aller Treue, die du an deinem Knecht getan hast; denn ich hatte nicht mehr als diesen Stab, da ich über diesen Jordan ging, und nun bin ich zwei Heere geworden. Errette mich von der Hand meines Bruders, von der Hand Esaus; denn ich fürchte mich vor ihm, daß er nicht komme und schlage mich, die Mütter samt den Kindern. Du hast gesagt: Ich will dir wohltun und deinen Samen machen wie den Sand am Meer, den man nicht zählen kann vor der Menge« (1. Mose 32, 10-13).

Aus diesem Gebet Jakobs können wir drei Hinweise für unser eigenes Gebetsleben entnehmen.

1. Das Gebet stützt sich auf die Verheißungen Gottes

Jakob beginnt damit, daß er Gott an sein Wort erinnert: »Du hast zu mir gesagt: Zieh wieder in dein Land, ich will dir wohltun.« Er schließt sein Gebet, indem er sich abermals an die Verheißung Gottes klammert, die ihm in jenem Traum von der Himmelsleiter gegeben worden war: »Du hast gesagt: Ich will dir wohltun und deinen Samen machen wie den Sand am Meer. So sollen auch wir uns auf die Verheißung Gottes stützen lernen. Es gibt so viele Verheißungen, die wir ergreifen dürfen, wenn wir zum Gnadenthron kommen. Das wird dem Gebet Kraft verleihen. David sei uns darin auch ein Vorbild, wenn er betet: »Mein Herz hält dir vor dein Wort: >Ihr sollt mein Antlitz suchen.< Darum suche ich auch, Herr, dein Antlitz« (Ps. 27, 8).

2. Der Beter vergißt den Dank und die Beugung nicht

Jakob wollte um Hilfe gegen seinen Bruder Esau beten. Aber ein richtiges Gefühl sagte ihm: »Zuerst muß ich mich in tiefem Dank für vergangene Wohltaten vor Gott beugen.« Deshalb sagt er vor seinem Bittgebet: »Ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und aller Treue, die du an deinem Knechte getan hast.« Wie manche Gebete sind kraftlos, weil dieses Stück vergessen wird! Man klagt wohl seine Not vor Gott; aber man vergißt es, sich erst demütig zu beugen und dankbar Gottes bisherige Treue zu preisen. Laßt uns bei der Aufforderung des Paulus, alle unsere Dinge im Gebet vor Gott kund werden zu lassen, nicht vergessen, daß hinzugefügt wird: »mit Danksagung« (Phil. 4, 6)!

3. Ein ganz bestimmtes Anliegen wird vor Gott ausgebreitet

»Errette mich von der Hand meines Bruders, von der Hand Esaus«, betet Jakob. Das war eine bestimmte Bitte. Wie köstlich ist es, daß wir nicht nur die allgemeinen Gebete, die sich in diesem oder jenem Gebetbuch vorfinden, sondern unsere ganz speziellen Angelegenheiten, unser Verhältnis zu diesem oder jenem Nachbarn, unser körperliches Gebrechen, unsere innere Versuchlichkeit zur Lieblingssünde, unsern Mangel an Weisheit bei schwierigen Begegnungen vor Gott ausbreiten dürfen! Laßt uns diese drei Hinweise mit hineinnehmen in unser Kämmerlein und treulich beachten. Jakob wurde auf jenes Gebet hin über Bitten erhört; denn er wurde nicht nur vor Esaus Rache bewahrt, sondern von seinem Bruder sogar unter Tränen und mit Liebe empfangen. Gott kann auch unser Flehen erhören.
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C.H.Spurgeon ,,Du hast gesagt: Ich will dir wohl tun." 1 Mose 32, 13.

Als Jakob jenseits der Furt Jabbok war, und Esau ihm entgegenzog mit vierhundert Mann, da flehte er inbrünstig um den Schutz Gottes und hielt Gott seine Verheißung vor: ,,Du hast gesagt: Ich will dir wohl tun." Ach, welche Kraft liegt nicht in diesem flehen! Er hielt sich an die Zusage Gottes: ,,Du hast gesagt." Die Eigenschaft der Treue Gottes ist ein herrliches Horn an seinem Altar, an das wir uns anklammern können; aber die Verheißung, welche diese Treue und noch mehr dazu in sich begreift, ist noch ein mächtigerer Halt: ,,Du hast gesagt: Ich will dir wohl tun." Er hat es gesagt, sollte Er es nicht tun? ,,Das sei ferne! Es bleibe vielmehr also, daß Gott sei wahrhaftig, und alle Menschen falsch." Sollte Er nicht wahrhaftig sein? Sollte Er nicht halten, was Er verspricht? Steht denn nicht jedes Wort, das von seinem Munde kommt, unerschütterlich fest und muß sich erfüllen? Als Salomo den Tempel zu Jerusalem einweihte, stützte er sich auf denselben kräftigen Grund: er flehete zu Gott, Er wolle sein Wort lassen wahr werden, das Er seinem Knechte David geredet habe, und wolle sein Haus segnen. Wenn ein Mensch ein Versprechen gibt, so ist seine Ehre verpfändet; er unterzeichnet seinen Namen, und muß sein Wort lösen, wenn die gesetzte Frist kommt, sonst verliert er alles Zutrauen. Es wird nie heißen, daß Gott seine Zusagen nicht hält. Das Ansehen des Höchsten ist noch nie befleckt worden, und nie wird ein Makel darauf fallen. Er ist zuverlässig auf den bestimmten Augenblick, nie kommt Er vor der rechten Zeit, aber auch nie zu spät. Durchforsche Gottes Wort und prüfe es an den Erfahrungen seines Volkes, so wirst du Ihn in beidem pünktlich finden von Anfang bis zu Ende. Mancher silberhaarige Greis hat mit Josua den Seinen bezeugt: ,,Es fehlte nichts an allem Guten, das der Herr eurem Hause geredet hatte; es kam alles." Wenn du eine göttliche Verheißung hast, so brauchst du dich nicht mit einem ,,Wenn" darauf zu berufen; eigne sie dir an, als etwas unfehlbar Gewisses. Der Herr will alle Verheißungen erfüllen, Er hätte sie ja sonst nicht gegeben. Gott gibt uns sein Wort nicht bloß, um uns mit Hoffnungen hinzuhalten; sondern wenn Er redet, so will Er auch erfüllen, was Er verspricht.
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C.Eichhorn Israel oder: Durch Nacht zum Licht (I) Und Jakob blieb allein. 1. Mose 32, 25

An der Spitze der Geschichte des Volkes Israel steht der nächtliche Kampf des Stammvaters Jakob. Er ist für alle Zeiten vorbildlich. Es war ein Seelenkampf, der sich aber gleichzeitig in einem körperlichen Ringen ausprägte. Der äußere Kampf ist ein Spiegelbild des inneren. Jakob hat wohl sofort geahnt, daß es ein überirdisches Wesen sei, das in jener nächtlichen Stunde ihm nahte. Daß es Jehova selbst war, wurde ihm erst später klar. Der Prophet Hosea sagt uns, daß es ein Engel war, in dem Jehova sich vergegenwärtigte. Alle Gotteserscheinungen waren vermittelt durch Engel.

Das Wunderbare bei diesem Kampf war, daß beide Teile den Sieg davontrugen. Jehova sowohl wie Jakob haben gesiegt. Jetzt erst bekam Jehova den Jakob ganz in die Hand. Er hat ihn gefunden, und Jakob hat seinen Gott gewonnen. Er ist endlich ganz durchgebrochen und hat den vollen Segen davongetragen. Schon je und je hat Jehova Jakob geliebt.

Aber er hatte noch viel an ihm zu tragen, was nicht in Ordnung war. Gott kann warten. Über zwanzig Jahre hat er in Langmut und Geduld soviel Fleischliches, Unlauteres an Jakob getragen. Nun kam die Stunde, wo er mit ihm zum Ziel kommen wollte.

Es war gerade die rechte Stunde. Jakob war im Gedränge. Er hatte hinter sich die Brücke zu Laban abgebrochen, und vor ihm stand Esau mit vierhundert Mann. Er konnte sozusagen nicht vorwärts noch rückwärts. Es war ihm alles abgeschnitten. Er wurde mit aller Macht zu Gott hingedrängt. Er hatte das Bedürfnis, allein zu sein. In seiner Seele war schon eine Vorahnung dessen, was nun kommen sollte. Es war Nacht. Nun war er zubereitet für eine Begegnung mit Gott. Im Geräusch des Tages überhört man so leicht die Stimme Gottes. Wer der Einsamkeit aus dem Weg geht, kommt nie zu tiefer Frömmigkeit. In der Nacht sieht das Auge auch klarer als bei Tage. Ohne stille Stunden verflacht der Mensch. So groß der Segen der Gemeinschaft ist, stille Stunden sind unentbehrlich für das innere Leben. In der nächtlichen Stunde dort an der Furt des Jabbok redete Gott ein ernstes Wort mit Jakob. Es war Nacht im buchstäblichen und im tieferen Sinn.

Jesu, sieh, ich liege hier, ruf' und schreie nur zu dir!

Ich bin unrein, blind und tot, inn'n und außen voller Not. Sieh, ich strecke mich nach dir! Jakobs Glaube zeiget mir, wie man heftig mit dir ringt, bis man dich zum Segnen zwingt.
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C.Eichhorn Israel oder: Durch Nacht zum Licht (II) Es rang ein Mann mit ihm, bis das Morgenrot anbrach. 1. Mose 32, 25

Jehova gab sich dem Jakob zu spüren als ein Widersacher, denn er hatte noch vielerlei wider ihn einzuwenden. Hatte Esau manches gegen Jakob, so war das doch nichts gegen das, was Gott gegen ihn hatte. Da war der Betrug, den er dem Vater gegenüber begangen hatte. Damals hatte er sich den Erstgeburtssegen erschlichen. Da war all die Schlauheit, mit der er seinen Vorteil zu verfolgen wußte, all das ehrgeizige Wesen, das nach dem ersten Platz trachtete. - Es ist merkwürdig, wie in der Person des Stammvaters Jakob sich der Charakter des Menschen zeigt. Es war ein edler Zug in Jakob. Er strebte nach dem Höchsten. Er war ganz anders als Esau, von dem die Schrift sagt, daß er ein gottloser, d.h. ein niedrig gesinnter, weiheloser Mensch war, der für ein Linsengericht ein ideelles Gut leichtsinnig dahingab. Aber es war in Jakob auch noch eitles, unlauteres, ungebrochenes Wesen und Selbstwirken. Er trug seinen Namen nicht umsonst. Jakob heißt Fersenhalter, der Schlaue und Hinterlistige. Dabei war er kraftvoll, energisch, zäh und beharrlich.

So ist die natürliche Art des Menschen. Er möchte immer vornan sein und eine führende Rolle spielen. Mit List und Schlauheit versucht er sich Vorteile zu verschaffen und ist von Ehrgeiz und Geldgier beherrscht. Da kann nur Gott eingreifen, indem er den Menschen nach "Pniel" führt und ihn dort das Gericht der Sünde und Schuldverhaftung erfahren läßt.

So mußte auch Jakob das alte Wesen ausziehen. Er mußte ein Israel werden, wenn er anders seinen hohen göttlichen Beruf erfüllen wollte. Als in jener Nacht eine feindliche Macht über ihn kam, empfand er wohl bald seine Sünde, befand er sich doch in der Gegenwart des Herrn. Da ward alles klar. Des Herrn Gegenwart ist ein so reiner und zarter Spiegel, daß sich auch nicht der kleinste Flecken in seinem Lichte verstecken kann. Die Angst, die bei diesem nächtlichen Angriff über ihn kam, wurde zur Sündenangst. Hosea sagt: "Er weinte." Er empfand tief seinen Ungehorsam und Eigenwillen. Er beugte sich. Schon zuvor hatte ihn das Gefühl überkommen: Ich bin zu gering aller Barmherzigkeit, die der Herr an mir getan hat. Nun wurde er ganz zerbrochen. Sein Leben stand vor ihm im Lichte Gottes. Seine Sünde zeugte wider ihn. Er fing an zu bitten und zu flehen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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A.Christlieb Wie wird man ein Überwinder? »Jakob kämpfte mit dem Engel und siegte, denn er weinte und bat ihn« (Hos. 12, 5). »Das Gelenk der Hüfte Jakobs ward über dem Ringen mit ihm verrenkt« (1. Mose 32, 26).

Den Namen »Gottesstreiter« und »Überwinder« möchten viele bekommen. Laßt uns an Jakobs Gebetskampf den Weg zur Erlangung dieses Zieles lernen! Drei Hinweise gibt er uns.

1. Jakob weinte

Was bedeuten diese Tränen Jakobs? Etwa rührende Gefühle? Wenn es darauf ankäme, würden viele Tausende auf dem Wege zur Überwinderkrone sein. Scharen von Menschen sind oft tief gerührt, werden aber doch niemals »Überwinder«. Jakobs Tränen bedeuten mehr. Sie bedeuten Schmerz. Was schmerzt ihn? Das, was jeden sündigen Menschen mit Weh erfüllt, wenn er Gott begegnet, nämlich: die sündliche Vergangenheit. Jakob hatte Grund zu weinen. In seinem Leben finden sich dunkle Flecken. Unlauter und listig ist er manchmal vorgegangen. Jetzt steht Gott vor ihm als sein Gegner, der mit ihm rechten will. Was soll Jakob machen? Soll er Gott überwinden, indem er sich selbst rechtfertigt und entschuldigt? Soll er Gottes Feindschaft abwenden, indem er sagt: »Meine Mutter Rebekka ist schuld gewesen, sie hat mich zur List angehalten«? Weist Jakob auf seine ehrliche, mühevolle Arbeit bei Laban hin (1. Mose 31, 6)? Beruft er sich darauf, daß er - dem göttlichen Befehl gehorsam - von Laban weggezogen sei (1. Mose 31, 13)? Nein, tausendmal nein. Durch Selbstentschuldigung überwindet man Gott nicht. Jakob »weint«. Das überwindet Gott. Wenn Gott bei einem Menschen Schmerz und Reue sieht, so läßt sich der heilige Gott von einem schwachen Geschöpf überwinden. Das ist der Weg zur Überwinderkrone. Die große Sünderin ging ihn, als sie bei Jesus Tränen vergoß (Luk. 7, 37 u. 38). Petrus wandelte auf diesem Pfad, als er hinausging und bitterlich weinte (Matth. 26, 75). Daß wir doch lernten, über unsere Vergangenheit den Stab zu brechen! Daß wir gar nichts mehr anzubringen hätten vor dem wider uns stehenden Gott als Bußtränen! Dann würden wir bald, wie Jakob, einen Segen erlangen.

2. Jakob bat Gott

Während die Tränen auf die reuige Abkehr von der sündlichen Vergangenheit hindeuten, weist der Ausdruck »bitten« auf die ausgestreckte Bettlerhand hin, die den neuen Segen aufnehmen möchte. Jakob selbst hat nichts Gutes zu bringen. Er spürt aber, daß Gott ihm etwas Gutes zu geben hat. Er weiß, daß es einen Segen gibt, den er unbedingt haben muß, und um diesen Segen fleht er. Das ist der Weg zur Überwinderkrone. Wie der verlorene Sohn nicht nur seine in den Himmel reichenden Sünden bekannte, sondern Aufnahme suchte im Vaterhaus (Luk. 15, 20 u. 21), so wollen auch wir es wagen, aufgrund des teuren Gotteswortes um Jesu willen Segen und Erbarmung zu erflehen. Wie gerne reicht Gott sie dem ärmsten Sünder dar! Wie mancher ist Überwinder geworden auf diesem heiligen Weg: weinen und bitten, Schmerz tragen über die Vergangenheit und dennoch nicht verzagen, sondern Gottes Erbarmen erflehen!

3. Jakob ließ sich die eigene Kraft lähmen

Dieses Dritte gefällt nicht jedem. Es ist aber auch nötig, wenn man den Titel eines wahren Gottesstreiters erhalten will. Jakobs eigene Kraft wurde zerbrochen. Seine Hüfte wurde ihm verrenkt über dem Kampf mit Gott. Wie verschieden sind doch die Helden im irdischen Leben von den Helden vor Gott! Zu äußerem Heldentum gehört möglichst große eigene Kraft. Zu göttlichem Heldentum ist diese gerade hinderlich. Gott zerschlägt uns alles Selbstvertrauen. Die Hüfte, die »gelähmt« werden muß, ist bei dem einen diese, bei dem andern jene verkehrte Eigenschaft. Gottes Kraft ist eben nur in den Schwachen mächtig. Als Mose in seinen eigenen Augen unbrauchbar geworden war, konnte Gott ihn brauchen (2. Mose 3, 10-12). Unsere eigene Kraft ist ein Hindernis zur Erlangung des Überwindernamens. Durch Weinen, Bitten und Schwachwerden hat Jakob den Namen eines Gotteshelden bekommen. Wohl uns, wenn wir uns auch diesen Jakobsweg führen lassen!
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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