Andachten zum 2. Buch Mose

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

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Jörg
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J.Kroeker Über unseren Glaubensumgang mit Gott.

"Ihr habt gesehen, was Ich an Ägypten getan, während Ich euch auf Adlerflügel hob und euch zu Mir brachte." 2.Mose 19,4.


Mit diesen Worten deutete Gott selbst die großen Ereignisse, die Israel erlebt hatte und nun bereits hinter dem Volke lagen. Jedes einzelne derselben hatte das eine Ziel gehabt, das in der Abhängigkeit von Ägypten schmachtende Volk bis zu Gott zu bringen, damit es von Gott her als dessen Knecht mit prophetischer Sendung unter die Völker trete. Denn Erlöste können ihre Erlösung nur im Umgang mit dem Erlösenden finden. Ohne Gott und nur auf sich und seinen Propheten gestellt, hätte Israel in der Wüste zuletzt nur ein Massengrab gefunden. Alles für das Reich Gottes je und je erlöste Leben trug die Erlösung nicht etwa als eine einmal empfangene Gabe und Kraft in sich, sondern empfing sie immer neu von Gott selbst. Nicht das in der Vergangenheit Empfangene, sondern das im Umgang mit Gott dauernd Empfangende hob Israel über die anderen Völker weit hinaus. Es gab ihm jene Sonderstellung, in der es mehr als alle anderen Völker ausschließlich Gott angehörte. In dem "und habe euch bis zu Mir gebracht" liegt mithin das tiefste Geheimnis der Separation des Glaubens für den Umgang mit Gott. Nicht um die anderen Völker zu verachten, sondern um sie segnen zu können, sah sich Israel in seiner Geschichte für diesen Umgang mit Gott berufen. Erst Jünger, die nicht mehr von der Welt sind, kann Jesus als seine Apostel in die Welt senden. Selbst vom Worte Gottes lebend, sollte Israel zur Stimme Gottes für die Völker werden: Das war Inhalt und Ziel seiner göttlichen Erwählung, die in der erlebten Berufung in Ägypten ihren geschichtlichen Anfang genommen hatte.

Jeder geistige Umgang mit Gott hat nun zwei Pole: Gott als den Sprechenden und den Menschen als den Hörenden. Dieses Reden Gottes und dieses Hören Israels sollte hinfort auch die verborgene Kraftquelle für den zukünftigen Aufbau des erwählten Volkes werden. Gott als der aktiv Schaffende, Israel als der glaubend Empfangende, - und das geschichtliche Ergebnis würde ein Königreich von Priestern sein, in dem auch der Kleinste lernen sollte, sein inneres Ohr an den Mund Gottes zu legen. Denn wie Gott das ganze Volk Pharao gegenüber als seinen Sohn bezeichnet hatte, so sollte auch das ganze Volk, nicht etwa nur der Priester, Ihm geweiht sein und ein Ohr für die Sprache Gottes gewinnen. Hätte Israel sich auf den Boden seiner Berufung gestellt, es hätte nicht die Thora, die Worte des Gesetzes auf steinernen Tafeln empfangen, Gottes unmittelbares Sprechen wäre das lebendige Wort im Leben des Volkes geworden.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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D.Rappard Gott redete alle diese Worte . . . . . 2. Mos. 20,1.

Im Mittelpunkt der alttestamentlichen Geschichte steht die Gesetzgebung auf Sinai. Nachdem Gott sein Volk aus dem Diensthause Ägyptens erlöst hatte, wollte er es erziehen für seine Aufgabe unter den Völkern. Dazu tat er ihm seinen Willen kund zunächst in den zehn Geboten, die auf alle Zeiten ihre bindende Geltung haben.

Heute bleiben wir stehen bei den Worten: G o t t r e d e t e. Die zerklüfteten Felsen des Sinai bildeten eine wunderbare Staffage zu der mächtigen Erscheinung. Der ganze Berg rauchte, darum daß der Herr herabfuhr im Feuer, und aus dunklem Gewölbe erhob sich ein Ton, wie einer sehr starken Posaune (2. Mose 19, 16). Wir spüren da etwas von der ,,s c h r e c k l i c h e n H e i l i g k e i t" Gottes.

O, es ist heilsam, uns diese hehre Majestät vorzustellen. Viele reden von dem ,,lieben Gott", als wäre er ein fernes Wesen, zu dem man sich freundschaftlich stellen könne oder auch nicht. Aber wir haben es zu tun mit einem großen und schrecklichen Gott (Dan. 9, 4), vor dem unser ganzes Wesen sich beugen muß in Anbetung und Ehrfurcht. E i n e n g e r i n g e r e n G o t t m ö c h t e i c h n i c h t h a b e n. Denn dieser Gott ist herrlich, nicht nur in seiner Macht und Heiligkeit, sondern auch in seiner Gnade. U n d e r i s t m e i n!

Herr Gott, Du bist unsere Zuflucht für und für. Meine Seele beugt sich vor Dir, dem mächtigen Urquell des Lebens, und lobt Deinen heiligen Namen.
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D.Rappard Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine andern Götter neben mir haben. 2. Mos. 20,2.3.


Ist der Gott, der sich in seinem Wort geoffenbart hat, in Wahrheit d e i n G o t t? Nur wenn er dich aus dem Diensthause der Sünde hat herausführen können, hast du in ihm deinen lebendigen, persönlichen Gott. Du sollst keine anderen Götter n e b e n m i r haben, sagt er. Wir sind heute nicht in Gefahr, Götzen von Holz und Stein anzubeten, aber es gibt andere Abgötter. Geld und Gut, Ehre und Behaglichkeit sind ebenso verführerisch wie Baal und Astaroth. Viele Kinder werden dem Moloch der Weltsitten geopfert. - Aber der zäheste aller Götzen ist das Ich, das sich in immer neuer Gestalt zu behaupten sucht. Bei einer wahren Bekehrung wird das Ich zwar entthront, und der Herr als König des Herzens eingesetzt; aber es gilt wachen, daß der alte Beherrscher nicht wieder n e b e n dem herrlichen neuen sich festsetze.

Und was soll ich sagen von den Banden irdischer Liebe? O, da gibt es viel verborgene Abgötterei. Nicht, daß wir die Unsrigen weniger lieben sollten. O nein; aber unseren Gott mehr. Er muß der Erste sein. Alles, was uns mehr gilt als E r, ist ein Abgott. Im innersten Heiligtum des Herzens darf niemand wohnen als Jesus allein.

Gieß sehr tief in mein Herz hinein, O Du mein Herr und Gott allein Die Flamme Deiner Liebe.
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Jörg
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C.O.Rosenius Ich bin der Herr, dein Gott, der Ich dich aus Ägyptenland, aus dem Diensthause, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben Mir. 2. Mos. 20, 2 und 3.

Dies ist die Einleitung des Herrn zu Seinem heiligen Gesetz. Hier gibt Er zu verstehen, wer da redet, und auf welche Gründe hin Er so fordern, befehlen und richten kann. ,,Ich bin der Herr." Dieses ,,Ich der Herr" ist der eigentliche Grund der unendlichen Wichtigkeit und der ewig bindenden Kraft des heiligen Gesetzes. Ich bin der Herr; Ich bin Jahwe, der Ewige, der Unveränderliche, die Urquelle aller Wesen und aller Macht.

Laßt uns hier bedenken: Wie ist der Mensch entstanden, der diesem Gesetz gehorchen soll? Was ist der Mensch? Er ist ja ,,Seiner Hände Werk", Seine erschaffene Kreatur. Hat Gott dann nicht vollkommene Macht und alles Recht, ihm zu befehlen, was Er will, seine Freiheit zu beschränken und ihm Gesetze vorzuschreiben? Daran erinnert Er uns zuerst mit diesen Worten. Darum laßt uns dieselben tief bedenken. Denn gerade darin liegt der Grund alles Ungehorsams und aller Verachtung des Gesetzes Gottes, daß wir nicht bedenken, wer der Herr ist, der das Gesetz gegeben hat, und was wir Ihm gegenüber sind. Wenn es uns gegeben würde, zu sehen oder zu vernehmen, wer der ist, der in dem heiligen Gesetz redet, dann würden wir wohl lieber verschmachten oder sterben wollen, als Ihm etwas zuwiderzutun. Wir sagen nicht, daß wir dadurch die Kraft bekommen würden, der Sünde widerstehen zu können. So steht unsere Sache nach dem Sündenfalle nicht, daß wir nur auf ein Gebot hin das tun könnten, was wir wollten, sondern wir würden verschmachten und verzweifeln, wenn Gott sich nicht über uns erbarmte und uns errettete. Es fehlt soviel daran, daß wir bei all unseren Sünden sicher und stark sein könnten. Darum bedenke, was das besagen will, daß Gott dem Menschen Gesetze gibt; - Er, der der Schöpfer des Himmels und der Erde ist, der im Anfang aus nichts alles schuf, der die Sonne, den Mond und die Sterne und die Erde mit allem, was darauf ist, und schließlich den Menschen erschuf - Ihm zum Bild, zum Kind und Erben, ausgerüstet mit Gaben, Seinen Willen hören und verstehen zu können - Er, ,,der Hohe und Erhabene", gibt den Menschen Gebote und Gesetze.

Sollten wir wagen, Ihm zu trotzen und Ihn zu verachten? Wir sollten stets bedenken, daß Gott uns jeden Augenblick vernichten kann, wie man etwa eine Fliege zerdrückt. Wir sind ganz in Seiner Hand und unser Leben und unsere Wohlfahrt hängen für Zeit und Ewigkeit allein von Ihm ab. Nicht einmal einen Atemzug haben wir in unserer Macht, und Gott besitzt unzählige Weisen und Mittel, diejenigen zu strafen, die Ihn erzürnen. Überall sehen wir ja, wie Er dem einen einen furchtbaren, jähen Tod, dem anderen eine schreckliche Krankheit sendet, den dritten in Wahnsinn, den vierten in Verblendung und Frechheit fallen läßt, die ihm Sünde und Schande bringen. Wie wahr sind Luthers Worte: ,,Gott hat allenthalben Schlingen und Fallen für Seine Verächter, so daß sie Ihm nirgends entfliehen können." Schließlich ist Er auch der, der Leib und Seele in der Hölle verderben kann. - Wenn Er unsere Seelen nicht in Seine Hand nehmen will, sobald wir sterben, dann gehen sie ewig verloren. Sollten wir wirklich wagen, Ihn zu verachten und Ihm zu trotzen? - Bedenke auch andererseits, wieviel Gutes Gott uns tun kann, wenn Er uns gnädig ist. Wieviel Gnade und Segen in der Zeit, wieviel Freude und Seligkeit in der Ewigkeit kann Er Seinen Freunden geben! Wie aber, wenn Er Seinen Heiligen Geist von dir nehmen und dich der Finsternis der Natur, den Lüsten des Fleisches und der Gewalt des Teufels übergeben wollte? - Laßt uns darum das Wort ,,Ich bin der Herr" in Ehren halten! Laßt es uns mit Flammenschrift in unsere Seele schreiben, so daß es uns unser ganzes Leben lang vor Augen steht!

Aber noch eine weitere Lehre liegt in dem Namen, mit dem Gott, der Herr, sich dem Volke darstellt - in dem Namen ,,Jahwe"; denn Jahwe bedeutet ,,der Ewige, Unver- änderliche". Dadurch hat Er angedeutet, daß Sein Gesetz in der Zeit nie an einem Buchstaben oder Tüpfelchen abgeändert werden kann. Es ist bemerkenswert, daß der Grund zum heiligen Gesetz Gottes eigentlich kein freier, zufälliger Wille Gottes, sondern vielmehr die Natur Seines eigenen Wesens ist. Denn fragt jemand, warum wir heilig sein sollen, so antwortet Gott: ,,Seid heilig, denn Ich bin heilig." Er sagt nicht, ,,denn Ich will das", sondern ,,denn Ich bin heilig". Wenn der Grund des heiligen Gesetzes nun in Gottes eigenem Wesen liegt, so verstehen wir, weshalb es unmöglich verändert werden kann; denn dann müßte Gott sich ändern. Darum kann weder in der Zeit noch in der Ewigkeit erlaubt sein, was Er in Seinem heiligen Gesetz verboten hat, nämlich andere Götter zu haben, den Namen Gottes zu mißbrauchen, Gottes Wort oder seinen Nächsten zu verachten, ihn zu beneiden, zu hassen oder zu betrügen usw. - Alles das kann niemals in irgendeinem Fall oder Umstand - wie z. B. wegen der Schwachheit unserer gefallenen Natur - entschuldigt oder erlaubt sein, sondern wird dem Herrn ewiglich mißfallen. Denn das Gesetz Gottes hat uns gesagt, daß solches gegen Seinen heiligen Sinn streitet; und Sein Sinn kann sich nie ändern. Auch das haben wir zu bedenken bei diesen Worten ,,Ich bin Jahwe."

So redet Er: ,,Ich bin dein Gott; Ich gab die heil'gen Zehn Gebot'. Veracht' nicht Meine Majestät, Die Straf' der Sünde stets nachgeht; Ich bin dein Herr, Jehova."
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C.O.Rosenius Du sollst keine anderen Götter haben neben Mir. 2. Mos. 20, 3.

Wir sollten einigermaßen verstehen, was das erste Gebot von uns fordert. Wenn nun der Herr nur mit unserem Verstehen und Wissen zufrieden wäre, dann wäre ja alles gut. Aber der heilige Gott will etwas ganz anderes von uns haben: Wir sollen auch danach tun, wir sollen nicht nur wissen, verstehen und davon reden, sondern wirklich das tun, was Er fordert. Er will nicht dulden, daß dies erste Gebot vergessen und verachtet wird. Er will ernstlich über die Befolgung desselben wachen. Darum hat Er an dieses Gebot zwar eine ernste Drohung, aber auch eine herrliche Verheißung geknüpft. Denn gerade bei diesem fügt Er hinzu: ,,Ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied derer, die Mich hassen, und tue Barmherzigkeit an vielen Tausenden, die Mich liebhaben und Meine Gebote halten."

Obwohl diese Worte auf alle Gebote angewendet werden können, muß man doch aus dieser ernstlichen Drohung erkennen, welchen heiligen Eifer der Herr um Sein erstes Gebot hat, damit wir es zu Herzen nehmen sollen, um wirklich danach zu tun. Wir werden doch wohl nicht auf uns nehmen wollen, den Zorn Gottes zu ertragen und auszuhalten? Es handelt sich hier also um das Tun und nicht um das Wissen des Willens Gottes. So sprach auch Jesus zum Schriftgelehrten, als dieser das vornehmste Gebot hergesagt hatte: ,,Tue das, so wirst du leben!." Das heißt ja tatsächlich, mit dem großen Gott Spott zu treiben, das ist ja Heuchelei und Gaukelei vor Seinen Augen, wenn du es dabei bewenden läßt, Sein Wort zu hören, zu lesen, zu verstehen und zu beurteilen, dann aber davongehst und die Befolgung selbst vergißt. Darum höre noch einmal, wie Er spricht: ,,Du sollst keine anderen Götter haben neben Mir." Wer soll dies tun, wenn nicht gerade du, du, der du Seine Stimme hörst, du selbst, der du Sein Gebot liest und verstehst. Oder sollst du nur andere es annehmen lassen? Weshalb bist du ausgeschlossen? Der Herr sagt nicht, daß du es tun kannst oder darfst, wenn es dir gefällt; sondern Er sagt: ,,Du sollst - du sollst!" Es steht dir nicht frei, es zu tun oder zu lassen, sondern du sollst es tun, oder aber Sein gerechter Zorn, Sein gerechtes Urteil werden auf dir lasten. Er hat ein göttliches Majestätsrecht, über uns zu befehlen.

So sagt Er auch nicht, daß du gewisse Abgötter fahrenlassen sollst, und daß du den einen oder den anderen behalten kannst, sondern Er sagt: ,,Du sollst keine anderen Götter haben neben Mir." Du hast vielleicht keinen Menschen, aber du hast Geld zum Abgott; du hast vielleicht nicht Geld und andere Reichtümer, aber du hast eigene persönliche Verdienste, Tüchtigkeit, Gelehrsamkeit und andere Gaben. Du hast diese nicht zu Abgöttern, hast aber besondere Gnade im Geistlichen, eine besondere Erleuchtung, Weisheit, Stärke, Gottesfurcht, die deine Abgötter sind. Der Herr sieht es und wird einen jeden ohne Ansehen der Person richten. Es liegt ein ewiger, göttlicher Ernst in dem Gebot: ,,Du sollst keine anderen Götter haben neben Mir."

Bedenke darum noch einmal das Wort lieben - ,,du sollst lieben den Herrn, deinen Gott von ganzem Herzen" usw. ,,Lieben" bedeutet doch wohl auch hier ,,lieben!" Bist du dagegen kalt gegen Gott, so daß du nicht mit innigster Lust zuerst und zuletzt mit Ihm umgehen, mit Ihm und von Ihm reden willst - denn, wes das Herz voll ist, des geht der Mund über - wenn sich deine Worte und Gedanken mehr mit anderen Dingen beschäftigen, mögen dies auch die herrlichsten sein, so liebst du Gott nicht. Findest du obendrein Seine Gebote schwer, so daß du dich zu dem zwingen mußt, was Ihm gefällt, oder bist du mit Seinem Willen unzufrieden, wenn Er dir deine Abgötter nimmt, dir die Sünde verbietet oder dir Leiden, Verachtung und Verlust zusendet, so liebst du Ihn nicht von deinem ganzen Gemüt. Du liebst dich selbst mehr als den großen Gott und Sein Wohlgefallen. Du betest den erbärmlichsten Götzen an, nämlich dich selbst. Und dann mußt du wissen, daß du nach dem heiligen Gesetz des Herrn zur Hölle verdammt bist und mit allem Recht dem Teufel angehörst. Hältst du dagegen dieses erste Gebot Gottes und danach auch die anderen treulich, so darfst du wissen, daß Gott dir überaus gnädig ist, daß du Ihm gefällst und für Zeit und Ewigkeit alle Seine Güter genießen wirst.

Hier muß nun jeder Mensch ans Licht gebracht werden. Wenn du nämlich bei solcher Betrachtung des göttlichen Gesetzes noch gleichgültig, nur ein Hörer und Betrachter bleiben kannst, der es anderen überläßt, es zu Herzen zu nehmen, während du selbst davongehst und in gefährlicher Sorglosigkeit dahinlebst, dann ist dies ein Zeichen dafür, daß du ein leichtsinniger Gottesverächter bist, der Gott und Sein heiliges Gesetz für ein Nichts hält. Bist du ein frommer und religiöser Mensch, sagst aber: ,,Das kann kein Mensch erfüllen" - und gehst weg und lebst unbesorgt um den Willen und die Gebote Gottes in deiner vermeintlichen geistlichen Armut dahin, einer Armut aber, die dich nicht beunruhigt, bekümmert oder züchtigt, sondern dich sicher und selbstzufrieden dahinleben läßt, oder gehörst du zu denen, die da sagen: ,,Das ist wahr, so sollen Christen sein; dies und jenes sollen sie tun", nimmst selbst aber keinen Teil an dieser Arbeit und hast darum auch nicht gemerkt, wie so ganz verloren es mit deiner Frömmigkeit ist, die dich flüchtig über die Prüfung deines Herzens hinwegführt - dann solltest du merken und wissen, daß du ein bezauberter und verblendeter Heuchler bist -, ganz dem Pharisäer gleich, der das größte und vornehmste Gebot richtig hersagen konnte, aber dennoch ,,sich selbst rechtfertigen wollte".
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D.Rappard Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht. 2. Mos. 20,4.5.


Der Herr, der die Macht des Götzendienstes in den umliegenden Völkern kannte, wollte sein Eigentumsvolk davor bewahren, indem er ihm durchaus verbot, ein Abbild seines Gottes zu machen. Wie nötig es war, und wie gerade in diesem Punkte das Volk so furchtbar gesündigt hat, wissen wir aus der ganzen nachherigen Geschichte Israels. Immer und immer wieder fiel es in die schrecklichste Abgötterei, und erst die scharfe Zuchtrute der babylonischen Gefangenschaft hat dazu geholfen, es von dieser Neigung zu befreien.

Was haben wir aus diesem Gebot zu lernen? Klar tönt uns daraus des Heilands eigenes Wort entgegen: Gott ist Geist; und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. Gott im Geist anbeten ist: in seine Gegenwart treten und ihn, den Lebendigen, Allwissenden, in unser innerstes Wesen hineinleuchten lassen mit seinem Licht und seiner Wahrheit. Vor ihm zerrinnt Schein und Lüge. Bloßes Formenwesen ist kein Gottesdienst.

Manche machen sich in ihrer Phantasie ein Bild und ein Gleichnis eines Gottes, wie er ihnen gefallen würde, aber damit betrügen sie sich selbst. Der Weg zu ihm und zu der wahren Anbetung geht über Golgatha.

Herr, offenbare mir immer deutlicher Dein Wesen und Deine Wahrheit. Mache mich los von allem bloß äußeren Gottesdienst, los von allem Schein.
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D.Rappard Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen. 2. Mos. 20,7.

Es gibt mancherlei Arten, den Namen des Herrn zu mißbrauchen, wörtlich: ,,zum Nichtigen anzuwenden". Am häufigsten geschieht es in gedankenloser Weise als Ausruf des Schreckens oder der Verwunderung. (Ach Gott! Herrje!) Eben weil es gedankenlos geschieht, muß daran erinnert werden. -

Eine reisende Dame rief einst einen Angestellten herbei, um ihr beim Aussteigen zu helfen, und ließ dabei ein Gepäckstück fallen. ,,Jesus!" rief sie aufgeregt aus, worauf der Dienstmann freundlich ernst sprach: ,,S o d a r f m a n den Namen n i c h t s a g e n!" Diese Mahnung in diesen Umständen machte einen tiefen Eindruck; möge sie auch anderen dienen. Noch gröber wird der Name Gottes mißbraucht bei falschen Beteuerungen, bei Drohungen, beim Zaubern, was schon an und für sich eine große und greuliche Sünde ist. Wird er nicht auch mißbraucht bei gedankenlosem Beten? Bei oberflächlichem Herr, Herr sagen? überhaupt im Tragen des Namens, wenn das Herz doch fern von ihm ist? Wem im Herzensgrunde der Name Jesus als das schönste Kleinod strahlt, wird ihn nicht in eitler Weise mißbrauchen. - Im Gegensatz zu dem M i ß b r a u c h des herrlichen Namens Gottes lasset uns ihn recht g e b r a u c h e n in wahrem, demütigem Gebet und im Preis seiner großen Güte.

Herr, Dein Name ist ein festes Schloß; der Gerechte läuft dahin und ist beschirmt. Auch ich berge mich in Dich. Amen.
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C.O.Rosenius Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen! 2. Mos. 20, 7.

Indem wir an die Frage gehen, wie der Name Gottes unter uns mißbraucht wird, geraten wir in eine Betrachtung, die voll merkwürdiger Umstände ist, ja, so merkwürdig, daß man vor Verwunderung und Schreck laut aufschreien möchte. Wir wollen hier nur den allgemeinsten, den gedankenlosen Mißbrauch des Namens Gottes betrachten, oder wie leichtsinnig man Seinen Namen im Mund führt. Man meint nichts Böses damit, wenn man die großen, heiligen Namen - Gott, Jesus, Christus - entweder als ganz gedankenlose Füllworte in der Sprache oder auch als Ausdrücke von allerlei zufälligen Gefühlen und Gemütsbewegungen anwendet - ja, man weiß kaum, warum man es tut. Man findet unter den Sünden der Welt kaum eine, die so merkwürdige Umstände offenbart wie diese, wenn man betrachtet, daß sie gar nicht als Sünde angesehen wird, und zweitens, was sie durch ihr eigenes Wesen teils von dem Zustand eines Menschen, teils von der Tiefe und der Macht des Teufels und von seiner Herrschaft über die Kinder der Welt offenbart.

Im ganzen Gesetz Gottes gibt es kein Gebot, das die Kinder der Welt so sehr für nichts halten, wie das zweite Gebot. Keine Sünde ist ihnen so federleicht und unwichtig wie der Mißbrauch des Namens Gottes, so daß jedermann, der von ihr wie von einer schweren Sünde redet, für unvernünftig angesehen wird. Aber Gott der Herr hatte gewiß andere Gedanken, als Er nicht nur dieses Gebot gleich nach dem ersten gegeben, sondern auch daran die furchtbare Drohung geknüpft hat: ,,Der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der Seinen Namen mißbraucht."

Denke doch ernstlich über diese Sache nach! Daß ein Mensch die Gewohnheit haben kann, in dieser leichtsinnigen Weise, ohne sich etwas dabei zu denken, den Namen Gottes im Mund zu führen - was offenbart das von dem Zustand dieses Menschen? Es ist ja, wie jedermann einsieht, eine erschreckliche Sache, daß es nichts Geringeres als einen gottlosen Zustand offenbart - nicht nur ein sündiges Wesen, nein, etwas viel Erschrecklicheres, geradezu eine Verachtung gegen Gott, ja, geradezu die herrschende Gottlosigkeit, die der Hölle angehört. Auch der schwerste Sündenfall kann nicht so sehr einen gottlosen Zustand beweisen wie diese Gewohnheit, mit Leichtsinn den Namen Gottes im Mund zu führen. Während der schrecklichste Sündenfall, allein oder an und für sich betrachtet, nie ein genügender Beweis dafür ist, daß der Sinn gottlos ist, so ist dagegen schon die genannte Gewohnheit allein ein bestimmter Beweis dafür. Wir sagen nicht, daß die andere Gewohnheit, nämlich den Namen Gottes nie zu mißbrauchen, beweise, daß das Gemüt gottesfürchtig sei. Denn die fromme Gewohnheit kann auch nur von der Erziehung oder irgendeinem gesetzlichen oder menschlichen Beweggrund herrühren. Aber eine frei geübte Sünde und eine Verachtung gegen ein Gebot Gottes sind immer ein bestimmter Beweis der Gottlosigkeit.

Durch das zweite Gebot offenbart sich ferner, wie die Frömmigkeit des natürlichen Menschen beschaffen ist: Gott bedeutet nichts; Sein Wort und Name sind gleich Null, darum ist das zweite Gebot so unwichtig. Das vierte Gebot ist von Wichtigkeit; denn wir wollen gern von Kindern und Dienern geehrt werden. Auch das fünfte Gebot ist wichtig, denn töten oder getötet werden ist erschrecklich. Das Sechste, siebente und achte Gebot haben aus ähnlichen Gründen ihre Wichtigkeit. Dagegen Gott, Sein Name, Sein Wohlgefallen oder Sein Verbot - was bedeutet das? So ist die Frömmigkeit der Welt. Die alte Schlange, die die ganze Welt verführt, weiß auch, wie wichtig es ihrem Reiche ist, daß die ganze Welt leichtsinnig den Namen Gottes im Mund führt; denn ein besseres Mittel konnte der Satan nicht erfinden, um die Waffen des Herrn stumpf und den Sinn des Menschen unempfänglich zu machen. Wenn die Menschen nur recht gewohnt werden, den Namen Gottes zu mißbrauchen und täglich zu hören, wie er mißbraucht wird, dann werden später derselbe heilige Name und dasselbe heilige Wort ihr Herz nicht sehr beunruhigen. Ohne Zweifel ist dieser hinterlistige Plan die Ursache dafür, daß eine ganze Schar derer, die sonst Gott und Sein Wort bekennen, so häufig den Namen Gottes mißbraucht; denn sonst könnte man kaum den Grund dafür begreifen. Wir müssen uns hier dessen erinnern, daß der Mensch in seinem Fleische seine natürlichen Versuchungen zu anderen Sünden hat, wie z.B. zum Zorn, zur Wollust, zum Stolz und zur Ungerechtigkeit. Welches aber sind die natürlichen Veranlassungen zum Mißbrauch des Namens Gottes? Welche Lüste des Fleisches werden dadurch befriedigt? Was kann darum die Ursache sein, daß die Welt so sehr beflissen ist, dem Gebot und der Drohung Gottes hierin zu trotzen? Bedenke diesen Umstand! Ja, das weiß er, der ,,der Fürst dieser Welt" heißt; er hat seinen tiefen Plan und seine Berechnung dabei. Möchten darum alle Christen, die diese Tiefe des Satans erkennen, mit besonderem Eifer vor der Übertretung dieses Gebotes warnen, ermahnen und strafen, wo sie können, wegen dieser so abhärtenden Sündenübung! Und möchten alle Eltern und Lehrer in dieser Beziehung mit strenger Aufmerksamkeit über die Kinder wachen und ihnen sogleich einen ebenso großen Schrecken vor dem Mißbrauch des Namens Gottes wie vor dem Teufel und der Hölle einflößen!

Laß mich nicht Dein Wort verachten, Als wär's menschliches Gebot, Laß mit Ehrfurcht mich's betrachten Als ein Wort von Dir, mein Gott; Daß ich auf der Schrift nur steh', Daß ich niemals irregeh'!
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D.Rappard Gedenke des Sabbattages, daß du ihn heiligst. 2. Mos. 20,8.

Das Sabbatgebot ist älter als die Gesetzgebung auf Sinai. Wir finden den Hinweis darauf schon auf dem ersten Blatt unserer Bibel, wo es heißt: Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn. Die Einteilung der Zeit in Wochen und Jahre entspricht dem angeborenen Bedürfnis des Menschen, und in großer Weisheit hat der Schöpfer die richtige Proportion bestimmt: Sechs Tage äußerlicher, irdischer Arbeit zu einem Tag körperlicher Ruhe und geistlicher Weihe.

Wir feiern nach dem Vorbild der ersten Christen den S o n n t a g als unseren Sabbattag (1. Kor. 16, 2; Apost. 20, 7; Off. 1, 10). An einem Sonntag ist der Herr siegreich vom Grab erstanden und hat damit neues Leben angebahnt, einen ganz neuen Anfang gemacht. Das hebt aber das Urgesetz von dem alle sieben Tage wiederkehrenden Ruhetag nicht auf, das für die Wohlfahrt der Einzelnen und der Völker so wichtig ist. Aber wir Kinder des Neuen Bundes haben daneben noch ein viel herrlicheres Vorrecht. Wir, die wir glauben, gehen ein zur Ruhe, sagt uns Gottes Wort (Hebr. 4, 3). In J e s u i s t R u h e, nicht nur an e i n e m Tag, sondern alle Tage, bei Arbeit und Mühe, in Kampf und Schmerz. Unsere Sonntage aber sind ein süßer Vorgeschmack des ewigen Sabbats vor Gottes Angesicht.

O Du des Sonntags Sonne, mein Heiland Jesus Christ, Der Du des Himmels Wonne, des Lebens Quelle bist, Durchleuchte und durchziehe mir Geist und Seele ganz, Daß alles Finstre fliehe vor Deines Lichtes Glanz.
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C.O.Rosenius Gedenke des Sabbattages, daß du ihn heiligest! 2. Mos. 20, 8.

Gott, der Herr, legt ein besonderes Gewicht auf die Heilighaltung des Sonntags. Das gibt Er deutlich dadurch zu erkennen, daß Er nicht einfach befiehlt: ,,Du sollst den Feiertag heiligen", sondern uns auffordert, im voraus daran zu denken. Eine weniger wichtige Sache kann man sogleich unternehmen, ohne im voraus daran denken zu müssen; eine Sache aber, an die man im voraus denken soll, muß von einer besonderen Wichtigkeit und Bedeutung sein. Sodann kann man aus diesen Worten erkennen, daß wir auch unsere irdischen Angelegenheiten im voraus so einrichten sollen, daß es uns möglich werden kann, einen ungestörten Sonntag zu erhalten. Viele büßen seinen Segen, die Ruhe der Seele in Gott und Seinem Worte nur dadurch ein, daß sie des Sonntags nicht im voraus gedenken, ihn nicht von solchen Geschäften und Besuchen freihalten, die sie und ihr Haus an der Heilighaltung desselben hindern. Viele leiden an Abhaltungen, die sie selbst hätten beseitigen können, wenn sie das Wort des Herrn befolgt hätten: ,,Gedenke des Sabbattages, daß du ihn heiligest."

Aber was sollen wir tun, um den Feiertag zu heiligen? Wie wird der Sonntag geheiligt, und wie wird er entheiligt? Unser Lehrvater Luther drückt es in einer kurzen, aber inhaltsreichen Zusammenfassung so aus: ,,Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir die Predigt und Sein Wort nicht verachten, sondern dasselbe heilig halten, gerne hören und lernen." Das ist es, was das Gebot des Sonntags im Geist des Neuen Testamentes fordert. Wenn wir einen solchen Sinn haben, der Gottes Wort liebt, dann werden wir sicherlich auch im Werk und in der Tat den Ruhetag heiligen. Zwar ist es sehr schwer, die äußere Beschäftigung so vorzuschreiben, daß sie für jeden Fall und für jede Gelegenheit paßt; zum anderen ist der Sonntag auch durch die vortrefflichsten Andachtsübungen und die schönsten Taten nicht geheiligt, wenn sie nicht aus der Gottesfurcht und aus der Liebe zu Gott und Seinem Wort fließen; denn ohne diese sind sie vor Gott nichts anderes als Heuchelei. Der Geist der Gottesfurcht und der Liebe muß im Herzen wohnen, dann wird er dir auch für jeden besonderen Fall das sagen, was du in bezug auf das Äußere tun und lassen mußt. Die Hauptsache ist nur, daß wir Gott so fürchten und lieben, daß wir Sein Wort nicht verachten, sondern dasselbe heilig halten, gern hören und lernen.

Demnach verbietet das dritte Gebot also, ein gottloses und irdisch gesinntes Herz zu haben, das das heilige Wort verachtet und darum auch am Tage des Herrn glaubt, das tun zu können, was ihm gefällt. Werfen wir nur einen Blick hinaus in die Welt und darauf, wie es im allgemeinen zuzugehen pflegt, so stoßen wir auf so betrübliche und merkwürdige Umstände, daß man nur enttäuscht sein kann.

Hier nur zwei Tatsachen: Die ersten Worte, die wir in der Schrift über die Stiftung des Sabbats finden, sind diese: ,,Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn." Er ist also ein von Gott ,,gesegneter" Tag. Wir müssen auch von ganzem Herzen bekennen, daß er ein gesegneter Tag vor allen anderen wurde, ein Tag, an dem Gott dem Menschen besonders begegnen und einen Segen über ihn ausgießen will, den nur der unendliche Lobgesang der Ewigkeiten aus dem Mund der seligen Scharen vor Gottes Thron recht wird preisen können - einen Segen von hoher, himmlischer Natur, der sich in unendliche Seligkeit auflöst.

Weiter heißt es: ,,Gott heiligte den Tag." Er sollte ein heiliger Tag vor allen anderen Tagen sein, ausgesondert nur für heilige und himmlische Dinge. Doch welch ein Anblick! Welch ein sonderbares Schauspiel, wenn wir bedenken, was dieser Tag für die Welt, für den ungläubigen Menschen geworden ist: In beiden eben genannten Hinsichten wurde er der grellste Gegensatz, der größte Fluch und der unheiligste Tag aller Tage. Die Arbeitstage können nach dem Gebrauch der Welt heilig genannt werden im Vergleich mit dem Ruhetag. Die meisten Kinder der Welt verrichten an den Arbeitstagen nur die erlaubten Werke ihres Berufes, am Sonntag aber muß man hinaus, um seinen Vergnügungen nachzugehen. Und dazu muß man das haben, was das Herz begehrt, man braucht die Sünde, die Befriedigung der fleischlichen Lüste. Der eine tut es in gröberen Lüsten, als da sind Schlemmerei, Trunksucht oder nächtliche Ausschweifungen; ein anderer in feinerer Weise, in bloßer Trägheit oder im Zeitvertreib, in verfänglichen Reden und leichtsinnigen Gesellschaften, Theatern und Spielen, - wobei auch das, was an anderen Tagen unschuldig wäre, wie zum Beispiel irdische Arbeit, weltliche Studien u. a. an dem vom Herrn geheiligten Ruhetage offenbare Sünde wird. Kurz, wie es im allgemeinen zuzugehen pflegt, so muß man dem Worte recht geben: ,,Der Sonntag ist der Sündentag."

Daß aber der Sabbat zum Fluch wird, geschieht auch noch in einer feineren, einer geistlichen und verborgenen Weise, nämlich bei denen, die zwar äußerlich den Sonntag durch regelmäßigen Kirchgang und äußerlichen Gebrauch des Wortes halten, dies jedoch ohne Ehrfurcht und die heilige Furcht vor dem Herrn, der im Worte mit ihnen redet, und ohne Bußfertigkeit und Gehorsam. Sie haben darum auch so wenig Segen von ihrem Hören, daß es ihnen besser gewesen wäre, wenn sie an diesem Tage irdische Arbeit verrichtet hätten. Sie haben als Frucht ihres Hörens nur eine Verhärtung und Verstockung. Denn je mehr sich ein Sinn daran gewöhnt, das Wort Gottes vergeblich zu hören, desto mehr wird er abgestumpft und verhärtet. Und wer nicht mit Aufrichtigkeit vor dem Herrn Seinem Worte sofort gehorchen und dasselbe befolgen will, der wird ebenfalls vom Hören nur verhärtet. So wird der Tag, den Gott, der Herr, segnete, einem unbußfertigen und falschen Sinn zum Fluch.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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D.Rappard Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß dir's wohl gehe, und du lange lebst im Lande, das dir der Herr, dein Gott, gibt. 2. Mos. 20,12; Eph. 6,2.

O könnte ich dieses Wort mit Flammenschrift in jedes junge Herz prägen und dazu rufen: Es ist wahr! Es ist wahr! Tausendfache Erfahrung hat es gelehrt, daß auf die Erfüllung dieses Gebots ein großer Segen, und auf die Mißachtung desselben ein bitterer Fluch folgt. Gott, der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden, weiß, wie es um Vater- und Mutterherzen bestellt ist, weiß, was sie von ihren Kindern zu erwarten das Recht haben. Welch eine Umkehrung göttlicher Ordnung ist es doch, wenn Kinder, nachdem sie erwachsen sind, die liebende Sorgfalt der Eltern mit Undank belohnen und ihnen das Herz schier brechen. Es ist eine Krankheit unserer Zeit.

Vielleicht ruht heute ein junges Auge auf diesen Zeilen, und das Gewissen mahnt leise: Du hast dies Gebot oft übertreten, wissentlich und unwissentlich. O da bitte ich dich, mein Leser, säume nicht, diese Sache in Ordnung zu bringen. Du hast zugleich gegen Gott gesündigt. Bekenne es ihm! Bekenne es deinen Eltern, und fange mit Gottes Hilfe ein Neues an! Er, der hier so klar gebietet, wird dir gern die Kraft zur Erfüllung geben.

Jesu, Jesu! Hilf mir dazu, Daß ich gehorsam sei wie Du!
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Jörg
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D.Rappard Du sollst nicht töten. 2. Mos. 20,13.

Die Worte Jesu in der Bergpredigt sind eine ernste Ergänzung zu diesem Gebot: Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten. Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder z ü r n t, der ist des Gerichts schuldig (Matth. 5, 21 ff.). Und der Apostel Johannes schreibt: Wer seinen Bruder hasset, der ist ein Totschläger, und ihr wisset, daß ein Totschläger nicht hat das ewige Leben in ihm bleibend (1. Joh. 3, 15).

Unter der strafenden, überführenden Macht des Heiligen Geistes (Joh. 16, 8) hat schon manch ein gebeugter Sünder ausgerufen: Wehe mir, ich bin ein Mörder! Und manch ein begnadigtes Gotteskind denkt mit Scham zurück an Aufwallungen des Zorns, die leicht zu einem verletzenden, vielleicht tödlichen Schlag hätten führen können.

Es gibt ein langsames, verborgenes Töten durch fortgesetzte eisige Kälte, Mißgunst oder Geiz, auch in Familien, die Christi Namen tragen. O, davor hüte sich, wer einzugehen hofft in die Perlentore des Neuen Jerusalems!

D u s o l l s t l i e b e n! So heißt das große Gebot der Gnade, und sie gibt zugleich die Kraft, das Gebot zu erfüllen. So bezeugt der gottselige Gerhard Tersteegen: ,,Ich finde gegen keinen einzigen Menschen etwas anderes in meinem Gemüte, als nur: u n b e d i n g t e V e r s ö h n u n g, a u f r i c h t i g e B e u g u n g und h e r z l i c h e L i e b e."

Herr, laß mich so in Dir bleiben, daß Deine Liebe in meinem Herzen jedes Gefühl vertilge, was nicht Liebe ist.
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C.O.Rosenius Du sollst nicht töten! 2. Mos. 20, 13.

Wenn wir die Erklärung Jesu über dieses Gebot (Matth. 5) recht beachten, dann werden wir finden, daß der Blick und die Gedanken Gottes etwas tiefer als die unsrigen gehen, daß nämlich Gott den inwendigen Menschen ansieht und daß der große Schöpfer und Vater der Geister unseren Geist, unser Herz, unsere innersten Gedanken vor Augen hat. Er meint mit dem Worte ,,nicht töten" viel mehr, als daß du einem Menschen nicht das Leben rauben sollst. Er sieht nicht nur auf deine Hand, sondern auf dich, dein ganzes Wesen, dein Herz, deine Gemütsbewegungen, deine Zunge, deinen Blick, deine geheimste Meinung, ja, auf deine Liebe oder Lieblosigkeit. Denn Er sagt: ,,Du sollst nicht töten." Und was bedeutet das Wort ,,du"? Wahrlich nicht deine Hand, deine Zunge oder ein besonderes Glied, sondern gewiß den ganzen Menschen, und in erster Linie die Seele. Wenn ich Sage: Du sollst das oder das nicht tun, so rede ich ja nicht zu der Hand, sondern zu der ganzen Person. Und wenn ich auch sagte: Deine Hand soll das nicht tun, so spräche ich dennoch eigentlich nicht zu der Hand, sondern zu dir selbst, zu deiner Seele, deinem Verstand und Herzen, die der Hand befehlen; denn die Hand ist nur eine Dienerin unter der Seele, unter dem Verstand und dem Willen. So können wir verstehen, daß Gott den inwendigen Menschen ansieht. Darum bedeutet das Wort ,,Du sollst nicht töten" dasselbe, wie wenn Er sagte: Alles, was in dir ist, soll nicht töten. Wie viele Arten des Tötens man auch immer erdenken mag - sei es mit der Hand, der Zunge, dem Herzen oder mit Zeichen und Gebärden, mit zornigen Blicken oder mit den Ohren, die nicht leiden, daß von jemandem gut gesprochen wird -, dieses alles heißt töten. Damit ist das Herz und alles in dir so gesinnt, daß du vor den Augen Gottes ein Mörder bist. - Beachte dies!

Um nun alles das, was im fünften Gebot verboten wird, zu sammeln und zusammenzufassen, so finden wir zuerst die Tat selbst, den Totschlag. Kein Mensch als solcher hat das Recht, das Leben irgendeines Menschen zu verkürzen. Wenn die Obrigkeit jemanden am Leben straft, so ist das nicht die Tat eines Menschen, sondern Gottes, der in Seinem Gesetz ausdrückliche Befehle über die Hinrichtung des Menschen gegeben und dazu die Obrigkeit verordnet hat, auf daß sie nicht umsonst das Schwert trage; denn sie ist ,,Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe über den, der Böses tut", wie Paulus in Röm. 13, 4 schreibt.

Gott verbietet jeden noch so kleinen Anfang zum Totschlag, auch wenn die Tat nicht ganz vollendet wird. Denn schon der bloße Zorn des Herzens, der gewöhnlich nicht verborgen bleiben kann, sondern sich zum mindesten durch ein finsteres Angesicht oder in bitteren Worten und Gebärden, vielleicht auch nur durch ein bloßes Seufzen äußert, ist nicht nur sündig vor den Augen Gottes, sondern ist auch ein in der Tat begonnener Totschlag. Kurz - alles, was jemals in einem bitteren, gehässigen, neidischen, rachgierigen und lieblosen Sinn gedacht, geredet oder getan wird, ist eine Sünde gegen das fünfte Gebot - ist in den Augen Gottes ein Totschlag.

Hier straft z. B. ein Vater in zügellosem Zorn sein Kind. Gewiß ist er die rechte Person, die es strafen soll; aber wir reden von dem Vater, der es nicht aus Liebe, aus Eifer und Fürsorge um das Wohl des Kindes, sondern aus Zorn, in gereizter Stimmung oder zügelloser Wut tut. Im Augenblick der Bestrafung bedenkt er nicht, welchen Schaden sein Kind an Leib und Seele nehmen kann. Er sucht nur seine Leidenschaft zu befriedigen. Steht dieser Vater nicht wie ein Mörder seines Kindes da? - Dort überschüttet eine erzürnte Mutter mit der Leidenschaft ihres Herzens früh und spät ihr Kind mit unausgesetzten und planlosen Zurechtweisungen und Strafen für kleinere oder größere Versehen und bedenkt nicht, welche glühenden Kohlen sie dadurch auf die geistlichen und leiblichen Lebenskräfte ihres Kindes legt. Was ist eine solche Mutter vor Gott? Wir reden von einer, die nur von zügellosem Zorn beherrscht wird. Sie ist nichts anderes als eine Mörderin ihres Kindes. - Hier tobt ein Mann in wildem, unaufhaltsamem Zorn gegen seine Gattin, für die er alle Zärtlichkeit und Liebe, alle Verträglichkeit und Nachsicht an den Tag legen sollte, dort plagt eine boshafte Frau ihren Mann Tag und Nacht mit bitteren, stechenden Worten oder mit einem kalten, lieblosen Wesen. Was ist nun alles das vor den Augen Gottes? Es ist nicht nur vor den Augen Gottes, sondern in der Tat und in Wirklichkeit nichts anderes als angefangener Totschlag! All dieser Zorn, diese schonungslose Bitterkeit gegen die Mitmenschen - wie sollen sie dem milden, barmherzigen Herrn gefallen?

Aber zu den Taten, mit denen wir einen Totschlag anfangen, gehört auch, dem Nächsten seine Nahrung zu rauben oder dem leiblich Bedürftigen nicht zu helfen. Wenn die Schrift sagt: ,,Wer einem seine Nahrung nimmt, der tötet seinen Nächsten," so liegt darin auch, daß, wenn du deinen Nächsten Not leiden siehst, du aber dein Herz vor ihm zuschließest und ihm nicht das gibst, was er zu seinem Leben braucht, du dann allest tust, was in deinen Kräften steht, um ihn zu töten. Denn wenn alle ebenso handelten wie du, dann würde der Notleidende wirklich getötet. Bist du dann nicht an dem Totschlag beteiligt, und hast du nicht auch in der Tat Anteil an einem Mord, genauso wie der, der seinen Nächsten in Feuers- oder Wassersnot sieht und ihm nicht zu helfen sucht?
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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D.Rappard Du sollst nicht ehebrechen. 2. Mos. 20,14.

Auch zu diesem Worte gibt die Bergpredigt einen bedeutsamen Kommentar. Nicht auf Taten allein kommt es an, sondern auf die geheime Neigung des Herzens, auf Keuschheit in der Gedankenwelt. Innere Reinheit offenbart sich freilich auch nach außen, - in der Kleidung, im Blick der Augen, im Ton der Stimme, in der Wahl der Worte, in allem Tun. Das sind ernste Erwägungen. Wer könnte in diesem Gerichtshof bestehen ohne das köstliche Blut des Lammes und die bewahrende Salbung des Heiligen Geistes?

Aber wir wollen nicht bei uns selbst stehen bleiben. In dem großen Kriegsgericht, das über die Welt erging, ist es in erschreckender Weise zutage getreten, wie gerade die Sünde, von der wir heute reden, die Völker verseucht und Gottes Strafe auf die Menschen herabgerufen hat. Wir sind in Gefahr gewesen, zu werden wie Sodom und Gomorra, deren Schande nur durch völligen Untergang konnte ausgerottet werden. Wer weiß, wie viel die Gebete der ,,Gerechten" in allen Landen beigetragen haben zu der bisherigen Errettung!

Aber wir bekennen es: W i r haben gesündigt! W i r wollen Buße tun! Gott schenke uns Kraft, mehr als bisher unserer Brüder, unserer Schwestern Hüter und Helfer zu sein.

Weg, Welt! weg, Sünd'! euch geb ich nicht Mein Herz; nur Jesu, Dir! Du hast für Dich es zugericht't; Behalt es für und für!
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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C.O.Rosenius Du sollst nicht ehebrechen! 2. Mos. 20, 14.

Dieses Gebot hat Christus bei Matth. 5 erklärt. Welche Gnade war das! Denn Ihn müssen wir hören, wenn wir selig werden wollen. Die Juden hatten mit dem sechsten Gebot ebenso wie mit dem fünften gehandelt. Sie sahen nur auf die grobe Tat, die hier Ehebruch war, und so hielten sie es für ein Nichts, daß ihre Herzen mit unerlaubten Lüsten und Begierden erfüllt waren, wenn sie sich nur der vollen Ausübung im Werk und in der Tat enthalten konnten. Da kam der Herr Christus mit dieser hohen Erklärung: ,,Ich sage euch: Wer eine Frau ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen."

Das ist die Erklärung, in deren Licht wir dieses Gebot betrachten müssen. Laßt uns zunächst aber untersuchen, was darin verborgen liegt, wenn dieses Gebot, das eine so tiefe geistliche Bedeutung hat, daß es schon durch eine unreine Begierde übertreten wird und alle Regungen und Äußerungen der unreinen Lust nicht nur in der Ehe, sondern auch außerhalb derselben umfaßt (was viele Schriftstellen zeigen), doch so lautet: ,,Du sollst nicht ehebrechen!" Es liegt nämlich in dieser Tatsache eine tiefe Lehre in bezug auf dieses Gebot. Wir werden hiermit zurückgeführt auf seinen eigentlichen Grund, auf den ersten in der Schöpfung des Menschen ausgedrückten Gedanken und die Anordnung in bezug auf das menschliche Dasein und die menschliche Fortpflanzung auf Erden, als Gott nämlich einen Mann und eine Frau schuf und sogleich, ja, schon bevor die Frau erschaffen war, die heilige Ordnung der Ehe beschloß. Die Erschaffung des Menschen und die Vermehrung seines Geschlechts waren bei Gott zwei vereinigte Gedanken, so daß wir die Stiftung der Ehe, den Grund zum sechsten Gebot, im ersten Kapitel der Bibel, in der Schöpfungsgeschichte, finden. ,,Gott schuf sie, einen Mann und eine Frau, und segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch", - und deshalb wird im zweiten Kapitel hinzugefügt: ,,Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und an seiner Frau hangen, und sie werden ein Fleisch sein."

Wenn wir bedenken, daß die Ehe eine so hohe Stiftung Gottes in der Schöpfung ist, dann können wir begreifen, welche Wichtigkeit dieses Gebot hat und welch eine furchtbare Verletzung des Majestätsrechtes Gottes es ist, in irgendeiner Weise die Ehe zu brechen. Wer es tut, der verletzt und zerstört das heiligste, wichtigste Verhältnis auf Erden, der zerreißt das heiligste, von Gott geknüpfte Band, der verunreinigt und schändet das reinste, innigste und teuerste Verhältnis zwischen den Menschen, der greift als ein Frevler verbrecherisch in die Rechte und die Ordnung Gottes ein und macht dabei aus Glück Unglück und Fluch aus Segen, weil das Wohlergehen der Menschen oft sowohl für die Zeit als auch für die Ewigkeit auf der Ehe beruht.

Handelt aber nur der so, der in der gewöhnlichen Bedeutung des Wortes seine eigene Ehe oder die eines anderen bricht? Ist das sechste Gebot nur zu denen geredet, die sich schon in der Ehe befinden? Auf keinen Fall! Dies Gebot umfaßt nach der Auslegung des Wortes Gottes alle Menschen ohne Ausnahme. Denn als der Herr den Menschen zum Mann und zur Frau schuf und die Ordnung der Ehe stiftete, zog Er eine heilige Grenze zwischen beide Geschlechter. Diese Grenze ist Gottes Einrichtung und darum ebenso heilig und unumstößlich wie die Ehe selbst. Wer darum diese von Gott gezogene Grenze durchbricht, sei es in Gedanken, in Worten oder in der Tat, der verletzt das sechste Gebot. In dieser Bedeutung sagt der heilige Gott auch zu allen nicht in der Ehe lebenden Männern und Frauen, zu allen Jünglingen und Jungfrauen: ,,Du sollst nicht ehebrechen!"

Daß dieses Gebot eine so weit umfassende Bedeutung hat, kann ein jeder aus der Erklärung Christi sehen, wenn Er sagt: ,,Wer eine Frau ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen." Du hältst dich vielleicht diesem Gebot gegenüber für gerecht, wenn du aus Furcht vor den Urteilen Gottes oder vielleicht nur aus Furcht vor Schande und Unehre und anderen schädlichen Folgen dich der Ausübung deiner Lüste enthalten hast. Christus sagt hier aber, daß du dann schon vor den Augen Gottes die Ehe gebrochen hast. Das wird dir durch ein Beispiel klar werden: Wenn jemand so gegen dich gesinnt wäre, daß er wünschte, dich ermorden zu können, wegen der zu befürchtenden Folgen sich aber der Tat enthielte, würdest du ihn dann für besser als einen Mörder halten, der die blutige Tat wirklich ausgeführt hat? Nein, du würdest ja mit Recht sagen: ,,Der Unterschied ist nur der, daß es meinem Feind um seinen eigenen Kopf bange war, während hingegen der, der den Mord ausführte, dreister und verwegener gewesen ist; aber der Gesinnung und dem Herzen nach sind sie durchaus einerlei böse." So auch hier. Der schändliche Ehebrecher ist nicht so bange vor Schande und anderen Strafen gewesen wie du. Das ist der Unterschied zwischen dir und ihm, wenn du dich nur aus Furcht davon abhalten ließest, deiner Begierde zu frönen. Darum hast du, nicht nur vor Gott, sondern auch in Wirklichkeit, in deinem Herzen ebenso oft die Ehe gebrochen, wie du dazu Lust empfunden hast. So hat der Herr Christus es selbst erklärt.

Seelen, ich bitt euch um Jesu will'n, Wenn ihr wollt euer Herz vor Ihm still'n, Laßt euch absolvieren vom Sündenwesen Und sucht nach Seel' und Leib zu genesen, Durch Jesu Blut.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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