Andachten zum 3. Buch Mose

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

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Jörg
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C.O.Rosenius Rede mit der ganzen Gemeinde der Kinder Israel und sprich zu innen: Ihr sollt heilig sein, denn Ich bin heilig, der Herr, euer Gott. 3. Mos. 19, 2.

Zum Gesetz gehören alle Worte Gottes, welche lehren, was wir sein und tun sollen, alle Worte Gottes, die etwas von uns fordern, seien es innere Eigenschaften oder äußere Werke. Denn das Gesetz Gottes fordert den ganzen Menschen, auch das Innerste seines Wesens, seines Herzens, seiner Gedanken und Begierden. Darum sagen die Gesetzesworte nicht: Deine Hand, dein Fuß, deine Zunge soll dies tun, soll jenes lassen, sondern sie sagen: Du, du, - d.h., sie reden den ganzen Menschen an. Nimm als Beispiel nur das erste Gebot. Es fordert ,,unser ganzes Herz, unsere ganze Seele, alle unsere Kräfte und unser ganzes Gemüt". Und bedenke einmal, was es bedeutet, daß wir Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen sollen. Es bedeutet, daß ich Gott über alle Dinge fürchten soll, nicht fleischlich, sicher, hart und gleichgültig Gott und meiner Seele gegenüber sein darf, nicht leichtsinnig sündigen darf, sondern bange davor sein muß, Gott zuwiderzuhandeln, und daß ich lieber alles leide, lieber den Tod erdulde, als gegen meinen Gott zu sündigen; es bedeutet, daß ich mit Ernst, Eifer und Kraft gegen die Sünde wache und ernstlich streite, und daß ich nicht die eine Stunde wache, bete und streite und die andere Stunde leichtsinnig der Versuchung folge, sondern daß ich zu allen Stunden wache, bete, streite usw.

Daß ich Gott über alle Dinge lieben soll, bedeutet auch, daß ich nicht kalt gegen Ihn, nicht träge und ohne Lust zum Gebet und zum Wort Gottes sein darf, sondern mit der höchsten Lust und Freude mit Gott umgehen soll, so daß ich am liebsten an Ihn denke, am liebsten von Ihm rede und aus Liebe zu ihm gern alles tue, was Er befiehlt, und gern alles leide, was Er über mich zu ergehen gestattet; denn alles das tut man dem, den man recht liebt. Gott über alle Dinge zu vertrauen, erfordert einen wahren Glauben an Ihn und eine wahre Zuversicht auf Ihn, verbietet alles Vertrauen auf mich selbst und alles Erschaffene, verbietet alle Vermessenheit und Eigenliebe, verbietet alle Verzagtheit, jede Sorge des Unglaubens und allen Zweifel. Kurz, wenn du alle Gebote Gottes durchgehst, so fordern sie nicht das eine oder das andere Werk, nicht das eine oder das andere Glied, die Hand, den Fuß oder die Zunge, sondern sie fordern den ganzen Menschen. Deshalb erklärt Christus in Matth. 5: Wer nur seinem Nächsten zürnt, ist vor Gott als ein Mörder angesehen, wer eine Frau nur mit unreiner Begierde ansieht, wird von Gott einem Ehebrecher gleich gerichtet.

Aus alledem erkennen wir: Gottes Gesetz fordert nicht nur Werke, sagt nicht nur, was und wie wir es tun sollen, sondern es fordert vor allen Dingen unser Inneres, einen guten Herzenszustand, gute innere Eigenschaften. Es sagt, was und wie wir sein sollen. Es gehört also auch das Wort Gottes, das von unserer Gemütsstimmung und unseren Eigenschaften handelt, zum Gesetz. Wenn ich z. B. wegen Kälte, Härte, Leichtsinn, Hochmut, Eigenliebe Trägheit zum Wort des Herrn und zum Gebet bestraft werde, dann werde ich vom Gesetz bestraft. Damit aber nicht genug. Wir finden auch, daß gerade das Innere, der eigentliche Zustand des Herzens, die Gesinnung und die Lust das Größte und Vornehmlichste ist, was Gott vor allen anderen Dingen fordert. Denn wenn ich auch äußerlich noch so fromm lebe, noch so viel Gutes tue und mich alles Bösen enthalte, dabei aber innerlich Gedanken und Begierden hege, die dagegen streiten, Begierden zur Sünde und Unlust zum Guten, so bin ich vor Gott doch denen gleichgestellt, die diese Sünden in der Tat frech und grob ausüben. In einem solchen Zustande, in dem ich das Gute nur aus Zwang, nur um der Drohungen oder Verheißungen des Gesetzes willen tue, kann ich also kein einziges Werk tun, das vor Gott gut ist.

So ist Gott, und so ist Sein heiliges Gesetz. Denn Gottes Gesetz ist nichts anderes als Seine Heiligkeit, Seine Natur und Sein Wille in Worten ausgedrückt. So wie Er ist, will Er, daß auch wir sein sollen. Was Er liebt, will Er, daß auch wir lieben sollen. Was Er haßt, will Er, daß auch wir hassen sollen. Er kann nicht damit zufrieden sein, daß wir das hassen und verachten, was Er liebt, oder daß wir das lieben, was Er haßt. So wenig wie Er sich mit der Sünde und dem Teufel einigen und mit ihnen umgehen kann, so wenig kann Er es dulden, daß wir mit ihnen umgehen. Daher rührt es, daß Er sich uns als ein Beispiel darstellt und von uns fordert, daß wir heilig und vollkommen sein sollen, gleichwie Er ist, indem Er sagt: ,,Ihr sollt heilig sein, denn Ich, euer Gott, bin heilig." Und Christus spricht: ,,Seid vollkommen, gleichwie euer himmlischer Vater vollkommen ist."

Ach, die armen Toren, die da sprechen: ,,Gott kann nicht mehr von uns fordern, als wir vermögen." Dabei sind Seine angeführten Worte doch so deutlich! Wenn Gott nicht mehr von uns forderte, als was wir gefallenen Sünder vermögen, würde nicht ,,aller Mund verstopft werden und alle Welt schuldig sein", ja, dann hätte Christus vergeblich den Tod für uns erduldet.

Weil ganz muß sein ohn' Fleck und Naht, Was Gott nicht soll verfluchen, So geb ich's auf, mein'n Hochzeitsstaat Im eignen Werk zu suchen. Ich suche draußen alle Pracht, Die einst mich schmück' und kröne. Mir selber sag ich gute Nacht Und leb' in Christi Schöne.
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Jörg
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C.H.Spurgeon ,,Du sollst kein Verleumder sein unter deinem Volk; - sondern du sollst deinen Nächsten strafen, auf daß du nicht seinethalben Schuld tragen mußt." 3 Mose 19, 16. 17.

Verleumderisches Wesen wirft ein dreifaches Gift aus; denn es brandmarkt den Verleumder, den, der der Verleumdung ein Ohr leiht, und den, welcher verleumdet wird. Ob der Verleumdung Wahres oder Falsches zu Grunde liege, so wird uns in dieser Vorschrift des Wortes Gottes alle Verleumdung und deren Verbreitung untersagt. Der gute Name der Kinder Gottes sollte in unsern Augen teuer und wert gehalten sein, und wir sollten es für eine Schmach halten, dem Satan zu helfen, den Namen des Herrn und seiner Gemeinde zu verunglimpfen. Manche Zunge bedarf viel eher eines Zaumes statt eines Sporns. Viele meinen sich zu rühmen und zu verherrlichen, wenn sie ihre Brüder untertreten, gleich als ob sie sich damit erhöhen könnten. Die beiden weisen Söhne Noahs warfen einen Mantel über ihren Vater, und der ihn der Schande preisgegeben hatte, erntete einen schrecklichen Fluch. Wir mögen einen dieser Tage vielleicht Vergebung und Stillschweigen von unsern Brüdern nötig haben, darum sollen wir liebevoll Gleiches tun denen, die es heute bedürfen. Das sei unsre Hausregel und unsre persönliche Pflicht: Sage keinem Menschen Böses nach. Dennoch gestattet uns der Heilige Geist, die Sünde zu tadeln, und gibt uns an, in welcher Weise dies zu geschehen habe. Wir sollen so tun, daß wir es unserm Bruder unter Augen vorhalten, und sollen ihn nicht hinter seinem Rücken verleumden. Solches Strafen ist männlich, brüderlich, christlich, und so der Herr mit seiner Gnade dabei ist, nützlich zur Besserung. Scheut das Fleisch davor zurück? Dann müssen wir unserm Gewissen umso mehr Gehör geben und uns Gewalt antun, und uns ans Werk machen, auf daß wir nicht selber teilhaftig an der Sünde erfunden werden, die wir an unserm Freunde durch unser Schweigen geduldet haben. Hunderte sind vor großen Sünden bewahrt worden durch rechtzeitiges, weises, liebevolles Warnen treuer Seelsorger und Brüder. Unser Herr Jesus hat uns ein großes Beispiel vor Augen gestellt, wie man mit irrenden Freunden umgehen müsse, in der Warnung, die Er dem Petrus gab, in dem Gebet, das Er für ihn darbrachte, und in der Zartheit, mit welcher Er seine prahlerische Versicherung, als ob solche Vorsicht und Warnung bei ihm unnötig wäre, beantwortete.
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Jörg
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C.H.Spurgeon ,,Rechte Waagen, rechte Pfunde, rechte Scheffel, rechte Kannen sollen bei euch sein." 3 Mose 19, 36.


Gewichte, Waagen und Maße mußten nach der Vorschrift des Heiligtums beschaffen sein. Gewiß hat kein Christ nötig, in seinem irdischen Beruf hieran erinnert zu werden, denn wenn die Rechtschaffenheit sonst auch überall auf dieser Erde verpönt wird, sie würde eine Heimat finden in den Herzen der Gläubigen. Es gibt aber auch Waagen anderer Art, in welchen die sittlichen und geistlichen Zustände gewogen werden, und diese erfordern öftere Prüfung. Die Waagen, in welchen wir unsern eignen und andrer Menschen innern Wert ermessen, sind wohl nicht immer richtig. Verwandeln wir nicht vielleicht die Lote unsrer Tugend in Pfunde, und die Scheffel der Verdienste andrer in Becher? Achte hier wohl auf dein Gewicht und Maß, lieber Christ. Sind die Waagschalen, auf welchen wir unsre Leiden und Lasten abwiegen, richtig ausgeglichen? Der Apostel Paulus, der mehr zu leiden hatte als wir, nannte seine Trübsal leicht, und doch meinen wir oft, die unsern seien schwer; gewiß muß da etwas mit den Gewichten nicht ganz in Ordnung sein! Wir müssen ein aufmerksames Auge hierauf haben, damit wir nicht im oberen Heiligtum ob unsers ungerechten Handelns verklagt werden. Sind auch die Pfunde, mit welchen wir unsre Glaubensüberzeugungen wägen, von ganz richtigem Gewicht? Die Verheißungen der Gnade sollten für uns dasselbe Gewicht haben, wie die Gebote der Heiligen Schrift, nicht mehr und nicht weniger; aber es ist zu befürchten, daß bei manchen das eine oder andre Stück unrichtig abgewogen wird. Es ist etwas Wesentliches, daß in den Sachen der Wahrheit das richtige Maß eingehalten werde. Christ, sei hier vorsichtig; die Maße, nach welchen wir unsre Pflicht und Verantwortlichkeit abschätzen, scheinen zu klein. Wenn ein Reicher für das Reich Gottes nicht mehr beisteuert als der Arme, ist das wohl ein richtiges Efa und ein richtiges Hin? Wenn die, die ihre ganze Kraft dem Reiche Gottes widmen, fast verhungern müssen, ist das recht und billig? Wenn die Armen verachtet und die Reichen hoch geehrt werden, ist das eine rechte Waage? Lieber Christ, wir könnten noch an manches erinnern, aber es ist besser, darüber nachzudenken, wie alle ungerechten Waagen, Maße und Gewichte beseitigt werden können.
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D.Rappard Rechte Wage, rechte Pfunde, rechte Scheffel, rechte Kannen sollen bei euch sein; denn Ich bin der Herr, euer Gott. 3. Mos. 19,36.

Aus diesem Kapitel wollen wir uns noch eine Stelle näher ansehen. Sie ist überaus praktisch, greift ins Alltags- und Berufsleben und zeigt uns die wunderbare Verbindung, die zwischen den sichtbaren Dingen und dem unsichtbaren aber gegenwärtigen Gott vorhanden ist.

Der Herr sieht zu, wie wir handeln und wandeln. Er merkt, ob irgend etwas Betrügliches, Unlauteres oder Unwahres sich in unser Tun mischt. Die Nachfolger Jesu sollten bis ins Kleinste treu sein beim Zoll, beim Steuern, beim Kaufen und Verkaufen. Die Nichtbeachtung dieser göttlichen Regeln bringt Schutt und Befleckung ins Gewissen, und bildet nur zu oft eine Wolke, die des Vaters Angesicht verhüllt. Sie bringt auch Schande auf den heiligen Namen, nach dem wir uns nennen. Ganz naiv sagte einmal ein Grenzwächter: ,,An den Missionsfesten müssen wir doppelt aufpassen, weil die frommen Frauen so viel verbotene Ware herüber zu schmuggeln suchen!" Niemals sei das von uns gesagt, ihr Lieben! Die Welt muß es wissen und nie daran zu zweifeln haben, daß die Christen rechtschaffen und wahr sind, daß ihre Scheffel und Kannen richtig offenbar sind vor den Augen des Herrn, ihres Gottes.

Herr, mach mich treu in kleinen Dingen, treu im Handeln und Wandeln. Laß mich allzeit leben in Deiner Augen Licht.
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D.Rappard Wenn ihr dem Herrn wollt Dankopfer tun, so sollt ihr opfern, so daß es ihm gefallen mag. 3. Mos. 19,5.

Manche Christen kennen das Alte Testament sehr wenig. Es ist mir, zum Beispiel, schon gesagt worden: Im dritten Buch Mose lese ich nie; da sind ja lauter Satzungen, die für uns keinen Wert haben. Das ist ein sehr oberflächliches Urteil. Gerade in diesem Buche finden sich Schätze, an denen das vom Geist Gottes erleuchtete Herz sich laben kann. Abgesehen von der tiefen Bedeutung des Opferdienstes, lernen wir hier in einer Menge kleiner Züge den Sinn und die Art unseres Gottes kennen. In unserem Textkapitel ist eine Fülle von Weisheit, Liebe und zarter Rücksicht enthalten, die wir mit Ernst beherzigen sollten, zumal der stete Hinweis auf Gott den Ermahnungen einen besonderen Stempel aufdrückt. Sechzehn Mal kommt, wie ein geweihter Kehrreim, das Wort immer wieder vor: Denn Ich bin der Herr.

Im heutigen Losungsworte ist ein fester Grundsatz niedergelegt: unser Tun und Lassen, unsere Gottesdienste und Opfer müssen nach Gottes Wort eingerichtet werden, sollen sie ihm gefallen. Es steht alles in Beziehung zu ihm. Es gilt heilig umgehen mit dem heiligen Gott.

Herr, ich möchte Dir heute ein Dankopfer bringen. Laß es geschehn im Namen Jesu Christ, so wie es Dir d u r c h i h n gefällig ist.
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A.Christlieb Wenn ihr erntet, sollt ihr nicht alles genau auflesen ... Du sollst deinen Nächsten zurechtweisen ... Rechte Waage, Pfunde und Scheffel sollen bei euch sein. 3. Mose 19, 9. 17. 36

Köstliche Hinweise gibt uns dieses Kapitel. Es zeigt, worin Israel es genau und worin es nicht genau nehmen sollte. Nicht genau sollte Israel es nehmen beim Einsammeln der Ernte. Da sollte man Ähren und Trauben übriglassen, damit der Arme Nachlese halten könnte. Genau aber sollte Israel es nehmen mit rechter Waage, rechtem Maß, genau auch mit dem Wort über den Mitmenschen: ,,Du sollst kein Verleumder sein!" In Verbindung damit heißt es weiter: ,,Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern du sollst deinen Bruder zurechtweisen, auf daß du nicht seinethalben Schuld tragen müssest" (V. 17). - Das ist eine heilige Kunst, die nur der Geist Gottes uns lehren kann. - Siehe den Jonathan, der seinen Vater Saul so demütig, so zart und doch so ernst darauf hinweist, wie unrecht er an David tue, indem er ihn töten wolle. Sieh Abraham an (1. Mose 21, 25) der den Abimelech offen und ehrlich zur Rede setzt um des Wasserbrunnens willen, den Abimelechs Knechte mit Gewalt genommen hatten. Es gelang ihm, den Abimelech zu einem Bund zu bewegen, der für beide Teile Segen brachte. - Siehe Daniel an (Dan. 5, 17 ff.), der die Vollmacht hatte, den trunkenen König Belsazar zu strafen mit den Worten: ,,Du hast dich nicht gedemütigt, sondern hast dich gegen den Herrn des Himmels erhoben!" - Laßt uns um die Gnadengabe des Heiligen Geistes flehen, der uns instandsetzt, den Nächsten nicht zu hassen, sondern in Ernst und Liebe zurechtzuweisen, der uns hilft, es nicht genau zu nehmen, wo der Raffgeist uns verführen will, den Pfennig durchzubeißen, es aber genau zu nehmen mit dem Bezahlen unserer Rechnungen und mit den Worten, die wir über unseren Nächsten reden.
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A.Christlieb Wandelt nicht in den Satzungen der Heiden. Ihr sollt jener Land besitzen. Ihr sollt mir heilig sein. 3. Mose 20, 23 f., 26

Kanaan war ein Land, dessen Bewohner zu den allergottlosesten Menschen gehörten und die allergreulichsten Laster trieben. Darum werden sie auf Gottes Befehl ausgerottet und ihr Land dem Volk Israel gegeben. Dieser Vorgang ist vorbildlich für die große Neuordnung, die dem ganzen Erdkreis bevorsteht. - Die Erde ist weithin in der Gewalt gottloser Menschen, die in schändlichen Lastern leben. Nach Gottes Wort wird das immer noch schlimmer werden. Zuletzt läßt Gott über die Erde ein Gericht ergehen, in welchem die Gottlosen vertilgt werden. Danach erfüllt sich die Verheißung des Herrn Jesu: ,,Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen" (d. h. beherrschen und regieren im Namen des Herrn Jesu). Sehr weit sind wir nicht mehr von dieser Zeit entfernt. Schreien nicht in Stadt und Land die Sünden gen Himmel?! Gott aber ist heilig. - Als vor dreieinhalbtausend Jahren das Maß der Sünden Kanaans voll war, da brach das Gericht herein. So wird es am Ende der Tage sein, wenn sich die Prophezeiung Daniel 7 Vers 27 erfüllt: ,,Aber das Reich, Gewalt und Macht unter dem ganzen Himmel wird dem heiligen Volk des Höchsten gegeben werden, des Reich ewig ist, und alle Gewalt wird ihm dienen und gehorchen." - Das alles geschieht, sobald das Gericht über den Antichristen vollzogen ist. Dieser Satansmensch wird die ganze Erde als Weltregent beherrschen. Er wird Gott, den Allerhöchsten, lästern und wider die Jünger Jesu - ähnlich wie einst Saulus - schnauben mit Drohen und Morden. Dieser Unhold aber wird vertilgt werden, und die Gemeinde des Herrn Jesu, welche in der Verfolgungszeit geläutert ist, wie Joseph im Gefängnis, wird mit dem Herrn Jesus leben und regieren auf Erden tausend Jahre lang.
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A.Christlieb Wenn von den Nachkommen Aarons einer ein Fehl an sich hat, der soll nicht herzutreten, zu opfern. 3. Mose 21, 17

Samuel Zeller redete einmal über diesen Text unter dem Thema: ,,Gottes Schönheitssinn." Niemand durfte Priester sein, der ein Fehl an sich hatte, er sei blind, lahm, mit einer seltsamen Nase, an Fuß oder Hand gebrechlich oder höckerig oder schielend oder der Grind oder Flecken hat oder der gebrochen ist." Im Neuen Bund ist diese Verordnung dem Buchstaben nach aufgehoben. Es hat lahme und blinde Prediger gegeben, die voll Geist und Kraft ihren Dienst in reichem Segen tun durften. Dem Geiste nach bleibt 3. Mose 21 aber in Geltung. Paulus spricht davon in 1. Tim. 3 und zeigt, welche Bedingungen für den gesegneten Dienst im Reiche Gottes erfüllt sein müssen. Ein Diener am Worte Gottes darf nicht unmäßig sein! Das gilt besonders für sein Verhältnis zum Alkohol, zum Erwerbsleben und zum ehelichen Leben. Ein betrunkener Prediger macht sich ebenso unmöglich wie einer, der in die Kirchenkasse greift oder seiner Frau nicht treu ist. - Die Leviten des Alten Bundes durften keinen Besitz haben. Der Herr selber wollte ihr Erbteil sein. Die Diener des Wortes im Neuen Bunde sollen im Vollsinn des Wortes sagen: ,,Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde." - Großer Nachdruck wird von Paulus darauf gelegt, daß der Prediger kein Neuling sein darf. Wenn ein Pferd im zweiten bis dritten Jahr schon eingespannt wird, ist es für immer verdorben. Wenn ein Obstbäumchen schon im zweiten oder dritten Jahr seine wenigen Früchte zur Reife bringen muß, verdirbt es. Wenn jemand, eben bekehrt, sofort Evangelist wird, muß er zum frommen Schwätzer werden und ,,dem Lästerer in Schmach und Strick fallen". Gott bewahre uns vor diesen Fehlern und lasse uns zu tauglichen Mithelfern werden im neutestamentlichen Priesterdienst.
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A.Christlieb Wenn ihr euer Land einerntet, so sollt ihr die Garbe der Erstlinge dem Priester bringen. Ihr sollt auch nicht alles genau auflesen, sondern es den Armen und Fremdlingen lassen. 3. Mose 23, 10 u. 22

Wenn die Heilige Schrift eine Wahrheit wiederholt, so will sie, daß man besonders darüber nachdenkt. So ist es mit dieser Anordnung über das Verhalten bei der Ernte. Die Sache Gottes und die Not der Armen darf dabei ja nicht vergessen werden! Zu Beginn und beim Abschluß der Ernte soll daran gedacht werden. Das wurde dem israelitischen Landmann ernstlich eingeprägt. - Uns soll damit gesagt werden: Bekämpfet den irdischen Sinn! Dem geht es nur darum, so viel als eben möglich einzuheimsen und möglichst alles selbst zu behalten. - Das Kämpfen gegen den Raffgeist ist aber vergeblich, wenn nicht der Heilige Geist uns die himmlische Gesinnung einpflanzt, die nicht anders kann, als trachten nach dem, das droben ist. Dabei lernt man, Liebe üben, an andere denken und der Elenden sich anzunehmen. Wieviel Tränen armer Waisen würden getrocknet, wieviel Seufzer gequälter Fremdlinge verstummen, wenn man ,,die Reste der Ernte" ihnen überließe! Und wie froh würden die sein, die das lernen. Sprüche 19, 17 sagt: ,,Wer sich des Armen erbarmt, der leiht dem Herrn." Und der Herr Jesus sagt, dem ,,Gerechten solle hundertfältig vergolten" werden. So gebt doch, was ihr nur könnt, auf diese Bank! Sie wird niemals zahlungsunfähig. Ob hier unten auch eine Stadt, eine Provinz oder gar das Reich für die Sicherheit der Spareinlagen bürgen: Ein unglücklicher Krieg - und alles ist verloren. Hier aber ist eine fröhliche Sparbank. Sie hat die denkbar beste Verwaltung; sie macht die Teilhaber zu einer Gemeinschaft von Freunden; sie arbeitet steuerfrei; sie zahlt hundertfältige Zinsen, - das sind 10 000 Prozent und bereitet Freude allen, die auch nur zuschauen. Wer tut mit?
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A.Christlieb Führe den Flucher hinaus vor das Lager und lasse ihn steinigen. 3. Mose 24, 14

Hier wird uns erzählt von einem Gotteslästerer und seinem Ende. Er war der Sohn eines ägyptischen Mannes und einer Israelitin namens Selomith, aus dem Stamme Dan. Der junge Mann hat bei einem Zank im Lager den Namen des Herrn gelästert und ihm geflucht. Mose fragte den Herrn, was mit ihm geschehen sollte. Die Antwort hieß: Alle, die den Fluch gehört haben, sollen ihn mit Steinwürfen töten! Welch ein Geschick! Auf dem Wege nach Kanaan als Verbrecher mit dem Tode bestraft werden! - Wir wollen dieser Geschichte eine dreifache Warnung entnehmen. Erstens: Keine leichtfertige Eheschließung! Die Mutter des Knaben hatte sich mit einem Ägypter verheiratet. Diese Verbindung war Gott nicht wohlgefällig. Er hatte die Ehe mit Heiden verboten. Mit der Verbindung der Eltern war der Keim zu der Untat des Sohnes bereits gelegt. Wie war in solch einer Mischehe einheitliche Kindererziehung in der Furcht Gottes möglich? Der Sohn mag von seinem Vater und dessen Familiengliedern solche lästerlichen Ausdrücke früh gehört haben. - Der Herr bewahre uns und die Unsrigen vor leichtfertiger Verlobung, vor ungeheiligtem und zuchtlosem Familienleben! Die Geschichte warnt uns auch vor Z a n k. Die Bibel geht der Entstehung menschlicher Sünde nach bis auf die Wurzel. In diesem Falle war es der Zank. Es entsteht ein Streit. Man erhitzt sich immer mehr. Man gerät in Wut, und so kommt es zu dem Frevel, der mit dem Tod bestraft wird. - Ach, wie manch entsetzliches Verbrechen beginnt mit Zank! Laßt uns Kinder des Friedens werden! - Zuletzt warnt uns diese Geschichte vor unbedachten Ausdrücken. Selbst einem Mose konnten ,,etliche Worte entfahren", die ihm verhängnisvoll wurden! Er durfte nicht mit nach Kanaan! - Daß unsere Zunge doch unter die Herrschaft des Geistes Gottes komme!
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A.Christlieb Ihr sollt das fünfzigste Jahr heiligen und ein Freijahr ausrufen. 3. Mose 25, 10

Mit Posaunenschall wurde das einzigartige Jahr angekündigt und hieß darum ,,H a l l j a h r". Sehnsüchtig harrten die Armen, Verschuldeten und Versklavten auf den Ton der Posaunen. Denn wer in Schuld geraten und dadurch um Hab und Gut gekommen war, dem wurden die Schulden erlassen. Das ,,E r l a ß j a h r" war da! Selbst die Sklaven, die ihre persönliche Freiheit verloren hatten, mußten freigegeben werden. Gab das einen Jubel, wenn der Tag der Freiheit anbrach und man ,,J u b e l j a h r" schrieb! - Man kann verstehen, daß diese beglückende Einrichtung dem Herrn Jesus ein willkommenes Sinnbild war für die frohe Kunde, die er zu bringen hatte. Darum nahm er bei der ersten Predigt in seiner Vaterstadt einen Text, der sich auf das Halljahr bezog und rief: ,,Heute ist diese Schrift erfüllt vor euren Ohren." O, hört es, ihr Sklaven der Sünde, die ihr seufzt unter dem Joch Satanas, unter den Ketten der unreinen Lüste, des Geizes und der Sorge: Jesus macht frei! ,,Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht. Wen aber der Sohn frei macht, der ist recht frei" (Joh. 8, 34. 36). Laßt die Posaune des Evangeliums in alle Welt hinein schallen: Satan hat kein Recht, euch festzuhalten. Ihr seid frei! Danket Gott! Das Jubeljahr bricht für euch an mit der Stunde, in welcher ihr dem Herrn Jesus den innersten Geistesgrund öffnet. Mit einem Schlag geht es aus Armut und Knechtschaft in Reichtum und Freiheit! - Den Erniedrigten, Verachteten, Versklavten brachte das Halljahr volle Gleichberechtigung mit allen Gliedern des erwählten Gottesvolkes. Mußten sie bis dahin als Unwürdige zur Seite stehen, jetzt war ihre Ehre wieder voll hergestellt. So macht der Herr Jesus die Seinen zu vollberechtigten Mitgliedern der Engel- und Gotteswelt. Er bringt das ,,Jubeljahr" im vollsten Sinne.
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W.MacDonald »Und ihr sollt das Jahr des fünfzigsten Jahres heiligen und sollt im Land Freilassung für all seine Bewohner ausrufen. Ein Jubeljahr soll es euch sein, und ihr werdet jeder wieder zu seinem Eigentum kommen und jeder zu seiner Sippe zurückkehren.« 3. Mose 25,10

Jedes fünfzigste Jahr im Kalender Israels war als das »Jubeljahr« bekannt. Das Ackerland sollte dann brachliegen. Grund und Boden kehrte an seinen ursprünglichen Besitzer zurück. Sklaven wurden freigelassen. Es war eine frohe Zeit der Freiheit, Gnade, Erlösung und Ruhe. Wenn jemand sich ein Grundstück kaufte, mußte er dabei in Betracht ziehen, welches Jahr gerade war. Das Land war beispielsweise wertvoller, wenn noch 45 Jahre bis zum nächsten Jubeljahr blieben. Aber wenn es sich nur noch um ein einziges Jahr handelte, dann lohnte sich der Kauf kaum. Denn der Käufer würde ja nur ein einziges Mal davon ernten können. Es gibt auch eine andere Deutung dieser Textstelle, nach der das Wiederkommen des Herrn für die Christen das Jubeljahr sein wird. Dann werden sie in die ewige Ruhe im Vaterhaus eingehen. Sie werden von den Fesseln der Sterblichkeit befreit werden und einen neuen herrlichen geistlichen Leib bekommen. Und alle materiellen Dinge, die ihnen als Verwaltern anvertraut waren, werden an ihren ursprünglichen Besitzer zurückkehren. All das sollten wir mitbedenken, wenn wir unsere materiellen Besitztümer zählen. Wir mögen vielleicht viele Tausende von Mark unser eigen nennen in Form von Grundbesitz, Investitionen oder Bankkonten. Aber wenn der Herr heute wiederkommen würde, wären sie für uns nichts mehr wert. Je näher wir Seiner Wiederkunft kommen, desto geringer wird der wirkliche Wert dieser Reichtümer. Das heißt aber auch, daß wir sie heute noch arbeiten lassen sollen zur Förderung der Sache Christi und zur Behebung menschlicher Not. Gerade so wie das Jubeljahr durch Trompeten angekündigt wurde, so wird die Wiederkunft des Herrn einmal durch den Klang »der letzten Posaune« eingeleitet werden. C.H. Mackintosh sagt in diesem Zusammenhang: »All das will uns etwas Gutes lehren: Wenn wir die bleibende Hoffnung auf die Wiederkunft des Herrn stets in unserem Herzen tragen, werden wir unbeschwert sein von allen irdischen Dingen. Es ist moralisch ganz unmöglich, mit Freude und Geduld den Sohn vom Himmel zu erwarten und nicht gleichzeitig zu dieser gegenwärtigen Welt einen gesunden Abstand zu haben... Einer, der in der ständigen Erwartung lebt, daß Jesus Christus erscheinen wird, muß von allem distanziert sein, was verworfen und zerbrochen wird, sobald unser Herr kommt... Möge unser Herz zu Ihm hingezogen und unser Leben und Tun in allen Dingen von dieser kostbaren und heiligenden Wahrheit beeinflußt werden.«
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W.Nee Euer fünf werden hundert vor sich herjagen, und euer hundert werden zehntausend vor sich herjagen, und eure Feinde werden vor euch fallen. 3. Mose 26,8

Hier wird gezeigt, was unser Gebet vermag. Denn wo zwei sich auf Erden eins werden, da bindet der Himmel zehntausend Feinde. Wie oft hat das Volk Gottes, wenn ein kritischer Augenblick kam, diese Verheißung Jesu in ihrem buchstäblichen Sinn ergriffen und ihre Wahrheit erprobt! In der Nacht, da Petrus gefangen saß, betete die ganze Gemeinde in Jerusalem unablässig für ihn zu Gott, und alle Macht des Königs Herodes wurde zu nichts vor der Antwort des Himmels auf dieses Gebet. Eine andere Königsmacht drang in Herodes' Herrschaftsgebiet ein, und sogar die eiserne Tür des Gefängnisses gab nach und öffnete sich von selbst.
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J.Kroeker Von seinen Gerichten.

"Aber selbst auch dann, wenn sie sich im Lande ihrer Feinde befinden, will Ich sie nicht verwerfen und keinen Widerwillen gegen sie hegen, sodass Ich sie ganz vertilgte und meinen Bund mit ihnen bräche; denn Ich bin der Herr, ihr Gott." 3.Mose 26,44.


Wahrlich, Israel bleibt ein Rätsel auch in seinem Gericht und in seiner Verbannung! Nicht als ob die Gerichte so leicht und das Exil innerhalb der Völkerwelt so erträglich gewesen wären. Was das von Gott erwählte Volk in seinen Gerichten durchlitten und in seiner Verbannung durchkostet hat, gehört mit zum Allertragischsten der Weltgeschichte. Seine Leiden und Gerichte waren zwar in sich groß und gewaltig genug, um ein so kleines Volk vom Schauplatz der Geschichte zu fegen. Sie erwiesen sich aber bisher für dasselbe weit mehr als Läuterung und Heimsuchung, denn als Untergang und Vernichtung.

So ist Israel-Juda geblieben. Es musste bleiben, um auch im Gericht und im Leiden als Erstgeborener eine unnennbare Aufgabe in der Völkerwelt zu erfüllen. Kein Volk hat bisher seinen staatlichen Zusammenbruch, den Verlust seines Heiligtums, die Tränensaat in seinem Exil, das Verstummen seiner Propheten so als eine Auswirkung der ewigen Gerechtigkeit Gottes empfunden, wie das jüdische. Nicht nur die Klagelieder des Jeremias, nicht nur die Seufzer und Gebete der nachexilischen Psalmen, sondern eine ganze Gebetsliteratur des Spätjudentums mit seinen erschütternden Bekenntnissen legt Zeugnis davon ab, wie tief der wahre, von Gott begnadete Jude seine Schmach, seine Heimatlosigkeit, seine Verbannung als ein gerechtes Gericht Gottes empfindet und trägt.

Das Entscheidende dabei war immer wieder, wie seine Propheten die so tragischen Ereignisse ihres Volkes beurteilten und mitten im Gericht dem Volke dennoch eine lebendige Hoffnung für die Zukunft zu geben vermochten. Ihrem Geiste waren die großen politischen Weltereignisse keine sinnlosen Willkürakte, sie standen ihnen im engsten Zusammenhang mit Gottes Weltregierung, wie diese sich im Leben der Völker in Gnade und Gericht zu äußern vermag. Sie sahen daher nie ihr Volk hoffnungslos dem jeweiligen Weltgeschehen preisgegeben. Auch im schwersten Gericht und im Weltexil sollte das Volk wissen, dass Gott nicht seinen Bund mit ihm gebrochen hat und nicht aufhört, ihr Gott zu sein. Diese Hoffnung ihrem Volke in sein kommendes Exil je und je mitzugeben, gehört zum Größten, das die Propheten für ihr Volk taten.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Beitrag von Jörg »

W.Nee All deine Schätzung soll nach dem Schekel des Heiligtums geschehen. 3. Mose 27,25

Das vierte Buch Mose beginnt mit einer Zählung aller über zwanzigjährigen, wehrfähigen Männer in Israel. Unmittelbar vorher, im letzten Kapitel des dritten Buches Mose, gibt Gott an, wie hoch der Wert seiner Kinder einzuschätzen ist nach Maßgabe ihrer Selbsthingabe an ihn. (Zu unterscheiden ist hiervon die Stelle in 2. Mose 30; dort geht es um die Höhe des Sühnegeldes, die für jeden gleich war und die das darstellte, was Gott selbst für ihn getan hatte.) Ein kurzer Vergleich von 3. Mose 27,3 und 4. Mose 1,3 macht deutlich: für Gott bemißt sich der Wert eines Menschen an dessen Kampffähigkeit. Daraus entspringt für uns die Frage: Bin ich für Gott brauchbar, um von ihm in seinem jahrtausendelangen Kampf eingesetzt zu werden? Jahwe schätzt Kampfkraft sehr hoch ein. Ob wir alt oder jung sind, ob wir auf eine lange oder eine kurze Glaubensgeschichte zurückblicken, für jeden von uns lautet die Frage, die er sich heute stellen muß: Welchen Wert habe ich für Gott aufgrund meiner Kampfbereitschaft?
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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