Eine Erklärung zum bapt. Glaubensbekenntnis(1689) für heute.

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Jörg
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Über den Zustand des Menschen nach dem Tod

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Frage 6: Wie wird der Himmel in der Bibel beschrieben?
Antwort: Er wird als Gottes Stadt und als Paradies Gottes beschrieben (Gal 4,24-31; Hebr 12,22-24; Lk 23,43; 2Kor 12,2-4). Nun mag jemand sagen, dass diese Antwort der komplexen biblischen Darstellung des Himmels einfach nicht gerecht wird. Ich glaube allerdings, dass sich die meisten biblischen Darstellungen des Himmels in den beiden in der Antwort genannten Darstellungen zusammenfassen lassen. So wie in diesen beiden in der Antwort genannten Beschreibungen wird der Himmel in der Bibel am häufigsten beschrieben. Der Himmel ist die Stadt Gottes (Gal 4,24-31; Hebr 12,22-24). Diese Stadt Gottes ist der Ort, an dem sein Tempel und sein Thron stehen. Die vielen biblischen Beschreibungen des Himmels als Gottes Tempel und Gottes Thron lassen sich in der Darstellung des Himmels als Gottes Stadt zusammenfassen. Es ist von vielfältiger Bedeutung, dass er als Stadt beschrieben wird. Weiter unten in diesem Kapitel werden wir etwas weiter entfalten, warum dies von Bedeutung ist. Im Augenblick ist es allerdings wichtig, festzuhalten, dass der Himmel nicht irgendeine Stadt ist, sondern Jerusalem. Jerusalem war die biblische Hauptstadt des verheißenen Landes Kanaan (Hebr 11,16). Dies bringt uns zur zweiten entscheidenden biblischen Beschreibung des Himmels. Der Himmel ist das Paradies Gottes. Das Wort bezeichnet wörtlich einen schönen Park oder Garten. Die Bibel greift dabei auf zwei Vorbilder zurück und beschreibt den Himmel als schönen Park oder Garten.
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Jörg
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Das in Offenbarung 2,7 erwähnte Paradies erinnert offensichtlich an den Garten Eden. Dort befand sich der Baum des Lebens. Dort hatte der Mensch außerdem in vollkommener Gerechtigkeit und Freude mit Gott Gemeinschaft. Der Himmel ist somit eine Wiederkehr des Gartens Eden. Eng mit diesem Vorbild verbunden ist das Beispiel des verheißenen Landes, des Landes Kanaan, der verheißenen Ruhe für das Volk Gottes (Hebr 11,16; vgl. 3,18-4,1; Offb 6,11; 14,13). Auf die große Verheißung der Ruhe Kanaans, auf das Land, das von Milch und Honig fließt, blickte Israel in der Zeit der beschwerlichen Jahre der brennenden Wüstenhitze. Der Himmel ist somit auch das Erbe, auf das die Christen blicken. Durch das Nachsinnen über diese beiden bildhaften Beschreibungen können wir das Wesen des Himmels besser verstehen. Doch die Vorstellung, dass der Himmel Gottes Stadt und das Paradies Gottes ist, wirft eine Frage auf. Werden diese beiden Bilder nicht auch dazu gebraucht, um zusätzlich zum Zwischenzustand den ewigen Zustand zu beschreiben? Besteht unser Stand in der Ewigkeit nicht im ewigen Erbe des neuen Jerusalem und in der Ruhe im himmlischen Kanaan? Die Antwort lautet: Ja (vgl. Hebr 9,15; 13,14; Offb 21,2-4). Im Blick auf die Lehre vom Zwischenzustand bringt dies ein besonders wichtiges Prinzip ans Licht. Der Zwischenzustand geht dem Stand in der Ewigkeit voran. Der Himmel ist der gegenwärtige Vorgeschmack auf unsere zukünftige Hoffnung. Der Christ hat nicht zwei Hoffnungen. Er hat eine Hoffnung. Aber diese eine Hoffnung wird in der himmlischen Existenz der Geister der Gläubigen vorweggenommen.
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Frage 7: Worin besteht der glückselige Zustand der Geister der Gläubigen im Himmel?
Antwort: Sie werden selbst unwandelbar und vollkommen heilig und glücklich sein (Lk 23,43; 2Kor 5,8; Phil 1,23; Hebr 12,23; Offb 14,13). Diese Antwort bekräftigt vier Dinge über den Zustand der Geister der Gläubigen im Himmel:
1. Es handelt sich um einen unwandelbaren Zustand. Dies ergibt sich aus der äußerst wichtigen Tatsache, dass die Errettung aus der souveränen Absicht Gottes erwächst. „Denn Gottes Gnadengaben und Berufung sind unwiderruflich.“ (Röm 11,29 RSCH). Die Seligkeit, die man in der himmlischen Stadt empfängt, kann somit nicht wieder rückgängig gemacht werden. Wenn der freie Wille die Quelle des Heils wäre, dann hätte der frühe Kirchenvater Origenes Recht, wenn er lehrt, dass alle Menschen errettet werden, sie aber auch von der himmlischen Herrlichkeit wieder abfallen können. Da wir jedoch glauben, dass das Heil schlussendlich von Gott abhängt, ist somit auch die Herrlichkeit des Himmels von beständiger Dauer. Dies wird in der biblischen Aussage deutlich vorausgesetzt, in der es heißt, dass die Stadt „Grundlagen“ hat und ihr „Baumeister und Schöpfer Gott ist“ (Hebr 11,10). Die Stadt Gottes ist auch ein Ort der Sicherheit und verkörpert in idealer Weise die Absicht, mit der alle Städte errichtet wurden (Ps 48,4.9). Dies wird auch in der Feststellung vorausgesetzt, dass die Geister der Gläubigen „vollendet“ (wörtlich „ans Ziel geführt“) sind (Hebr 12,23). Da der allmächtige Gott dieses Ziel hat, ist es unumkehrbar und unveränderlich.
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2. Es handelt sich um einen Zustand vollkommener Heiligkeit. Drei Überlegungen führen zwingend zu diesem Schluss: Erstens zwingt die ausdrückliche Aussage der Heiligen Schrift in Hebräer 12,23 zu dieser Schlussfolgerung. Dieser Vers spricht von „den Geistern der vollendeten Gerechten“. Aus dieser Aussage kann man notwendigerweise ableiten, dass sie gerade in ihrem Wesen als gerechte Menschen vollendet wurden. Wie bereits angesprochen wurde, bedeutet der Ausdruck „vollenden“ wörtlich so viel wie „ans erstrebte Ziel führen“ oder „vervollkommnen“. Das von den Gerechten angestrebte Ziel besteht natürlich im Lohn des ewigen Erbes. Die analogen Aussagen der Heiligen Schrift machen deutlich, dass ein Aspekt des Segens, der aus diesem Erbe erwächst, darin besteht, dass Gläubige ethisch vollkommen gemacht werden. Die zentrale Aussage von Hebräer 12,23 besteht somit darin, dass die Geister der Gläubigen im Tod diese Vollkommenheit erlangen. Dass die Geister der Gerechten in der Heiligkeit vollendet werden, ergibt sich zweitens zwingend aus ihrem Aufenthaltsort. Sie befinden sich in der Heiligen Stadt und dem Paradies Gottes. Das Leben an diesem Ort erfordert jedoch vollkommene Heiligkeit (1Mose 3; Offb 21,27). Als der Mensch in Sünde fiel, wurde er aus dem Garten Eden vertrieben und durfte nicht wieder in Gottes Gegenwart eintreten, bevor seine ethische Vollkommenheit nicht wiederhergestellt war. In der Stadt zu leben, die in das unverhüllte Licht der Herrlichkeit des dort gegenwärtigen Gottes getaucht ist, erfordert moralische Vollkommenheit (Hebr 12,23). Die ethische Vollkommenheit der Geister der Gläubigen wird drittens durch ihren Gefährten erforderlich. Sie gehen hin, um bei Christus zu sein. Dies ist das Hauptprinzip der Bibel. In gewisser Weise wandeln sie mit dem Tod nicht länger im Glauben, sondern im Schauen (2Kor 5,6-8). Doch Christus zu schauen, bedeutet, ihm gleichgestaltet zu sein (1Joh 3,1-3). Auch wenn dieser Text von seiner Wiederkunft spricht, ist das darin enthaltene Prinzip allgemeingültig. Wir werden ihm gleich sein, weil wir ihn sehen. Wenn wir ihn also im Tod in unserem Geist sehen werden, dann werden zumindest unsere Geister ihm ähnlich gemacht sein.
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3. Es handelt sich um einen Zustand vollkommener Freude. Jeder, der im Paradies Gottes, in der Stadt Gottes und mit dem Sohn Gottes lebt, muss vollkommen glücklich sein.

4. Es handelt sich um einen noch unvollendeten Zustand. Sie sind nur in sich selbst vollkommen glücklich und heilig, d. h. in ihrem Geist. Wie wir unter Frage 10 sehen werden, gibt es im Blick auf die vollkommene Freude dieser Geister noch einige Einschränkungen.

Frage 8: Was tun diese Geister im Himmel?
Antwort: Sie ruhen im himmlischen Kanaan. Sie leben zusammen mit ihren Mitbürgern im himmlischen Jerusalem. Sie regieren mit Christus. Sie schauen Gott und die Fürbitte des Lammes im wahren Tempel, in dem sie Gott dienen und anbeten (Lk 23,43; Hebr 12,23; Offb 6,11; 14,13; 20,4-6; vgl. Offb 3,12.21).

1. Sie ruhen im himmlischen Kanaan (Offb 6,11; 14,13). Wir können an dieser Stelle nicht auf all das eingehen, was das äußerst reichhaltige biblische Konzept der Ruhe vermittelt. Die oben angeführten Schriftstellen zeigen deutlich, dass der Himmel für die Geister der Gläubigen ein Ruheort ist. Dies sollte uns nicht überraschen, da es sich ja um das himmlische Kanaan handelt. Kanaan war der Ruheort von Gottes Volk, das Land, in dem sie Gott dienen konnten, ohne durch den Pharao unterdrückt zu werden, und ohne die Gefahren, die sie auf der Wüstenwanderung erfahren hatten. Sie sollten ruhen, und die Mühe und Last, die sie zuvor erfahren hatten, sollten zu einem Ende kommen. Die Vorstellung, dass die Anstrengungen zu einem Ende kommen, ist in Offenbarung 14,13 eindeutig vorhanden. Sie ruhen von ihren Mühen. Man beachte die Mehrzahl. Das Wesen dieser Mühen wird durch Vers 12 angedeutet. In der Welt war es notwendig, im Bewahren der Gebote Gottes auszuharren und an Jesus zu glauben. Das Wort „Ausharren“ lässt erkennen, dass sie in ihrem Bemühen, Christus zu dienen, Widerstand erfahren hatten. Der Zusammenhang identifiziert diesen Widerstand in erster Linie mit der Welt und dem Teufel. Doch auch ihr eigenes Fleisch ließ den Gehorsam gegenüber Gott zur Mühe werden. Die Ruhe des Himmels bedeutet das Ende für diese Kämpfe, die Möglichkeit, Gott ohne derartige Hindernisse anzubeten und zu dienen, und die Vorfreude auf Gottes Lohn für ihre treuen Bemühungen. Das, was Kanaan für Israel war, das, was der Tag der Ruhe für den müden Christen bedeutet — das und noch viel mehr wird der Himmel für die Geister der Gläubigen sein.
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2. Sie leben zusammen mit ihren Mitbürgern im himmlischen Jerusalem. Oft wird die Frage gestellt: Werden wir uns im Himmel wiedererkennen und miteinander reden? Die Antwort auf diese Frage lautet eindeutig: Ja. Gerade die Beschreibung des Himmels als Stadt Gottes erfordert die Vorstellung der Gemeinschaft und des Zusammenlebens mit den anderen Mitbürgern in dieser Stadt. In der Heiligen Schrift wird die Stadt als eine harmonische Gesellschaft beschrieben. Mit anderen Worten: Das Vorhandensein einer Gesellschaft ist eine ganz wesentliche Voraussetzung für das Vorhandensein einer Stadt. Eine Gesellschaft setzt per Definition Gemeinschaft und persönliche Beziehungen voraus. Der Himmel stellt als die Stadt Gottes eine derartige Gesellschaft dar. Dass wir im Himmel einander kennen und miteinander reden werden, wird außerdem durch die grundlegende Wahrheit des Zwischenzustandes bestätigt, dass wir bei Christus sein werden. „Bei Christus zu sein“ oder „zu Hause bei Christus zu sein“, erfordert eindeutig die Vorstellung, ihn zu kennen und mit ihm zu reden. Wenn klar ist, dass wir unseren Herrn kennen und mit ihm reden werden, dann liegt es auch nahe, anzunehmen, dass wir die Geister der Gerechten kennen und mit ihnen reden werden.
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3. Sie regieren mit Christus. Rechtlich betrachtet sitzen Christen bereits bei Christus in der Himmelswelt. Das heißt, auf Grund unserer Einheit mit Christus haben wir bereits Teil an seiner herrlichen Regentschaft (Eph 2,6; Kol 3,1-3). Doch was wir nun in rechtlicher Hinsicht genießen, werden wir persönlich erfahren, wenn wir im Tod abscheiden, um bei Christus zu sein. Dann werden unsere Geister zu ihm kommen, wo er zur Rechten Gottes regiert (Phil 1,23). Dies lässt sich nicht nur aus den vorangehenden Wahrheiten ableiten. Dies ist die klare Aussage der Heiligen Schrift an der wichtigsten Stelle, an der sie den Zwischenzustand behandelt (Offb 3,21). Zweifelsohne wird sich diese Schriftstelle bei der Wiederkunft Christi erfüllen, und zwar in umfassender Weise, wenn die Heiligen die Welt richten werden (1Kor 6,2-3). Es gibt jedoch drei Überlegungen, die eine Erfüllung dieser Verheißung im Zwischenzustand belegen: 1. Es ist natürlich anzunehmen, dass die Herrschaft mit Christus, die hier verheißen wird, am Ende des Lebens des Überwinders beginnt, wenn er die erforderliche Voraussetzung für diese Verheißungen erfüllt hat. 2. Auch andere Verheißungen für die Überwinder werden sich im Zwischenzustand erfüllen (vgl. Lk 23,43; 2Kor 12,4; Offb 2,7; 3,5.12; 6,11; 20,6). Diese vorläufigen Erfüllungen der Verheißungen für die Überwinder im Zwischenzustand bestätigen ein weiteres Mal das Prinzip, dass eine gewisse Kontinuität zwischen dem Zwischenzustand und dem Stand in der Ewigkeit vorhanden ist. 3. Die richtige Auslegung von Offenbarung 20,4-6 bestätigt direkt, dass es eine derartige Erfüllung gibt. Dies bringt uns zur Auslegung von Offenbarung 20,2-6 und deren Bedeutung für die Lehre vom Zwischenzustand. An dieser Stelle kann Offenbarung 20 nicht auch nur ansatzweise behandelt werden. Es gibt hervorragende Abhandlungen, welche die Auslegung, die hier vorausgesetzt wird, entfalten. Es soll die Feststellung genügen, dass die einzige Auslegung dieses Abschnitts, die sowohl mit dem übrigen Neuen Testament als auch mit der Sprache des Abschnitts übereinstimmt, diejenige ist, die in Vers 4-6 eine Beschreibung des herrlichen Zustands der Geister der Gläubigen sieht, insbesondere der gläubigen Märtyrer dieses Zeitalters im Himmel. Dieser Auslegung zufolge muss Offenbarung 20,4-6 als die entscheidende Stelle des Neuen Testaments zur Frage des Zwischenzustands angesehen werden.
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Drei Fragen sollen die Bedeutung dieses Abschnitts für den Zwischenzustand erläutern. Wen sieht Johannes? Er sieht Seelen, „die Seelen derer, die … enthauptet worden waren“ (Vers 4). Das Wort „enthauptet“ steht im Perfekt. Dies bedeutet, dass er Seelen sah, die enthauptet worden waren und die immer noch enthauptet waren. Der Ausdruck „Seelen“ wird in der Bibel natürlich auch für lebende Personen verwendet, aber er bezieht sich gewöhnlich auch auf die Geister der Toten und wird im Buch der Offenbarung auch in diesem Sinne gebraucht (Offb 6,11). In diesen Versen muss es sich allerdings um die Seelen der Toten handeln, da die Seelen, die enthauptet worden sind (eine wörtliche Wiedergabe des griechischen Perfekts), tot sein müssen. Wo sind diese Seelen? Sie sitzen auf Thronen (Vers 4). Ihnen wird es gegeben, mit Christus auf seinem Thron im Himmel zu sitzen, wobei sich Offenbarung 3,21 erfüllt. Was tun sie? Sie tun drei Dinge: Sie leben, regieren und dienen als Priester. Welch eine triumphale Szene! Die Römer dachten, sie hätten diese Christen getötet. Sie dachten, sie hätten jeglicher Macht und jeglichem Einfluss, der von ihnen ausging, ein Ende gesetzt. Sie hatten sie als solche behandelt, die nicht würdig genug sind, um in der menschlichen Gesellschaft leben zu dürfen. Aber alles, was ihre noch so schrecklichen Verfolgungen zuwege gebracht hatten, war, dass sie in ein noch wirklicheres Leben erhoben wurden, in eine erhabene Regentschaft mit Christus und an einen Ort heiligen Dienstes, nicht in der Gegenwart von Menschen, sondern in der Gegenwart Gottes. Welch eine triumphale Wiederherstellung des Rechts für die Märtyrer Christi! Dies bringt uns zu einer vierten Tätigkeit:
4. Sie schauen Gott und die Fürbitte des Lammes im wahren Tempel, in dem sie Gott dienen und anbeten (Offb 3,12; 20,6). Ein Puritaner hatte einmal bemerkt, dass wir hier auf Erden nur eine schwache Ahnung von Christi Fürbitte haben, dass wir ihn aber dort bei seinem Werk sehen werden. Dies wird uns ganz gewiss tief und in angemessener Weise beeindrucken.
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Frage 9: Wann kommen die Geister der Gläubigen in den Himmel?
Antwort: Die Geister aller Gläubigen kommen unmittelbar nach ihrem Tod in den Himmel (Lk 23,43; 2Kor 5,6-8; Phil 1,23). Das Schlüsselwort ist hier „alle“. Diese Frage und ihre Antwort werfen das Problem des Fegefeuers auf. Es gibt zwei schlüssige Argumente, welche die oben gegebene Antwort begründen, das erste ist ein negatives, das andere ein positives. Die Lehre vom Fegefeuer entbehrt jeder biblischen Grundlage und setzt viele der Irrlehren Roms voraus, wie zum Beispiel die Unterscheidung zwischen Todsünden und lässlichen Sünden. Der für uns relevante Punkt ist der, dass es neben dem Himmel keine biblische Alternative für den Aufenthaltsort der abgeschiedenen Geister der Gläubigen gibt. Sie müssen in den Himmel kommen, denn die Bibel kennt keinen anderen Ort, an den sie kommen könnten. Jede Schriftstelle, die den Aufenthaltsort der abgeschiedenen Geister benennt, nennt dafür den Himmel (vgl. Lk 23,42-43). Manche, die das unmittelbare Eingehen der Gläubigen in den Himmel ablehnen, übersetzen diese Verse folgendermaßen: „Wahrlich, ich sage dir heute: Du wirst mit mir im Paradies sein.“ Sie setzen den Doppelpunkt nach dem Wort „heute“ und verbinden dieses mit dem Ausdruck, „Wahrlich, ich sage dir.“ Diese Wiedergabe ist in wenigstens dreifacher Hinsicht falsch: Erstens lässt sie Jesus banalen Unsinn reden. Wann sonst sollte Jesus dies sagen?
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Zweitens verletzt sie die natürliche Bedeutung dieses Verses. Der Schächer hatte darum gebeten, dass Jesus seiner gedenken solle, wenn er in sein Reich kommt. Jesu Antwort lautet: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Drittens missachtet sie den Zusammenhang, in dem in den unmittelbar folgenden Versen betont wird, dass Jesus an eben diesem Tag starb (Lk 23,44-46). Man beachte auch 2. Korinther 5,6-8. Paulus bringt hier seine Zuversicht zum Ausdruck, dass der Tod für ihn bedeutet, beim Herrn im Himmel zu Hause zu sein. Zwei Dinge steigern die Bedeutung dieser Stelle und lassen erkennen, dass das, was für Paulus gilt, auch für alle anderen Gläubigen gilt. Paulus gebraucht an dieser Stelle durchweg das Pronomen „wir“. Das bedeutet, dass er wenigstens davon ausgeht, dass seine Mitarbeiter, wenn nicht alle Gläubigen, dieselbe Segnung erfahren. Der zweite Aspekt, der in diese Richtung weist, ist die Art und Weise, wie Paulus die Formulierung „einheimisch im Leib, ausheimisch vom Herrn“ gebraucht (Vers 6.8.9). Dies erfordert die Vorstellung, dass es nur zwei Alternativen gibt (vgl. Phil 1,21-24; Hebr 12,23; Offb 6,9-11; 14,13; 20,4). Der Schächer am Kreuz, Paulus, seine Mitarbeiter, die Geister der gerechten Menschen, die vollkommen gemacht wurden, die Märtyrer, die Toten, die im Herrn gestorben sind — alle diese sind ohne Ausnahme im Himmel. Wenn diese alle im Himmel sind, wenn kein anderer Aufenthaltsort für die Geister der Gläubigen geoffenbart ist, wenn alle Christen in gleicher Weise mit Christus verbunden sind, in gleicher Weise Vergebung empfangen und in gleicher Weise Miterben der Herrlichkeit sind, dann müssen wir daraus schließen, dass die Geister aller Gläubigen unmittelbar in den Himmel eingehen, wenn sie sterben.
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Frage 10: Ist die Seligkeit dieser Geister vollkommen?
Antwort: Nein! Im Zwischenzustand ist das Ziel der Erlösung noch nicht erreicht. Ihre Seligkeit ist folglich in fünffacher Weise noch unvollkommen: Sie haben die Erlösung ihrer Leiber noch nicht empfangen; ihre Brüder, das erwählte Volk Christi, sind zum Teil noch nicht erlöst; ihr Erbe, eine erlöste Schöpfung, gehört ihnen noch nicht; ihnen wurde noch nicht im Jüngsten Gericht öffentlich Recht geschaffen; ihre Feinde wurden noch nicht gerichtet (2Kor 5,1-8; Offb 6,11; 21,1). Bei den vorangehenden Fragestellungen haben wir betont, dass der Zwischenzustand in der Heiligen Schrift oft als eine Vorwegnahme oder anfängliche Erfüllung der Seligkeit des ewigen Standes betrachtet werden kann. Demnach gibt es eine gewisse Kontinuität zwischen dem Zwischenzustand und dem ewigen Stand. In Frage 8 wurde bereits angedeutet, dass es hinsichtlich des Zwischenzustandes eine ausgleichende Wahrheit gibt, die in der Heiligen Schrift ebenfalls klar betont wird. Auch wenn der Zwischenzustand ein Stand vollkommener Heiligkeit und in gewisser Weise ein Stand vollkommenen Glücks ist, so ist er in anderer Hinsicht doch ein Stand der Unvollkommenheit. In der Antwort auf Frage 10 werden fünf Bereiche genannt, in denen die Seligkeit des Zwischenzustands noch unvollkommen ist. Selbst eine oberflächliche Vertrautheit mit der Heiligen Schrift reicht aus, um die Grundlage für die fünf Aussagen, die hier getroffen werden, zu benennen.
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An dieser Stelle sollen zwei Schriftstellen betrachtet werden, die bewusst die verbleibende Unvollkommenheit und den Mangel im Zwischenzustand aufgreifen. Man könnte vielleicht meinen, dass die Bibel nirgends in negativer Weise über den Zwischenzustand der Gläubigen spricht. Es ist allerdings wichtig, zu begreifen, dass die Bibel den körperlosen Zustand niemals idealisiert und die wahre Hoffnung der Gläubigen, die historische Vollendung, die sowohl irdisch als auch leiblich ist, stets aufrechterhält. Die erste Schriftstelle ist Offenbarung 6,9-11. Hier wird eine Reihe von Aspekten genannt, die im Zwischenzustand noch nicht befriedigend sind. Der herausragendste ist der Mangel an wiederhergestelltem Recht, den die Seelen der Gerechten empfinden, denn ihre Feinde wurden noch nicht gerichtet. Die unbeantwortete Ungerechtigkeit lässt die Seligkeit dieser Seelen unvollkommen sein. Zwei andere noch nicht befriedigende Bereiche werden weniger direkt angesprochen. Die Beschreibung als „die Seelen derer, die geschlachtet worden waren“ (Vers 9), lässt erkennen, dass ihr körperloser Zustand beunruhigend ist. Die Erwähnung „ihrer Mitknechte und ihrer Brüder …, die ebenso wie sie getötet werden sollten“ (Vers 11), erinnert uns an die Einheit des erwählten Volkes Gottes. Die Seligkeit der Geister der Gläubigen muss solange unvollkommen bleiben, wie sie noch der Feindschaft einer grausamen Welt unterworfen sind.
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Die zweite Schriftstelle findet sich nicht in der höchst bildlichen Umgebung der Offenbarung, sondern in der eher allgemeinverständlichen Atmosphäre und Sprache des 2. Korintherbriefes. Auch diese Stelle beschäftigt sich in besonderer Weise mit den nicht zufriedenstellenden Aspekten des Zwischenzustandes. Wenn Paulus hier davon spricht, „nackt“ und „entkleidet“ zu sein (2Kor 5,3-4), dann spielt er damit auf den Zwischenzustand an, in den man beim Sterben eintritt, und den körperlosen Zustand, den dies mit sich bringt. Zudem bringen diese Verse deutlich das Verlangen des Paulus zum Ausdruck, nicht nackt oder entkleidet zu sein, sondern, wenn möglich, den verwandelten Leib über seinen sterblichen Leib anziehen zu dürfen. Sowohl in Vers 2 als auch in Vers 4 gebraucht Paulus eine Form des Verbs „anziehen“, das wörtlich soviel wie „über etwas anderes anziehen“ bedeutet. Es ist nicht genau dasselbe Verb, das in 1. Korinther 15,53-54 von der Auferstehung der Toten gebraucht wird, was einfach „anziehen“ bedeutet. Paulus denkt in 2. Korinther 5 eindeutig an den körperlosen Zwischenzustand als etwas in gewisser Hinsicht nicht Erstrebenswertes.

2. Der Zustand der Gottlosen

Die Aussage des Bekenntnisses über den Zustand der Gottlosen nach dem Tod ist sowohl ernüchternd als auch lakonisch: „Die Seelen der Gottlosen werden in die Hölle geworfen, wo sie in Qualen und äußerster Finsternis bleiben, aufbewahrt zum Gericht jenes großen Tages.“ (31,1). Mit diesen Worten teilt uns das Bekenntnis drei Dinge über den Zustand der Gottlosen im Zwischenzustand mit: ihren Aufenthaltsort (die Hölle), ihre Umstände (Qualen und Finsternis) und ihre Aussicht (das Gericht des großen Tages). Um die biblischen Grundlagen für diese Aussagen eingehend zu würdigen, müssen wir zwei Dinge bedenken: die grundlegenden biblischen Begriffe, die im Zusammenhang mit dem Zustand der Gottlosen verwendet werden, und die grundlegenden biblischen Texte, in denen der Zustand der Gottlosen behandelt wird.
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a. Die grundlegenden biblischen Begriffe, die im Zusammenhang mit
dem Zustand der Gottlosen verwendet werden


Keine Erörterung des Zwischenzustandes der Gottlosen wäre vollständig, wenn darin nicht die Bedeutung des alttestamentlichen Begriffs „Scheol“ und seiner Entsprechung im Neuen Testament, „Hades“, behandelt würde. Insbesondere die Bedeutung von Scheol ist mit einer gewissen Unsicherheit und Verwirrung behaftet. Sekten wie die Zeugen Jehovas behaupten, dass Scheol soviel wie Vergessenheit oder Nichtexistenz bedeute. Diese Ansicht lässt sich völlig ausreichend dadurch widerlegen, dass Stellen wie 5. Mose 32,22 ihren Sinn verlieren würden. Moderne Theologen und einige Evangelikale, die durch diese modernen Ansätze beeinflusst wurden, meinen, dass es sich um eine schattenhafte Unterwelt handle. Nach dieser Ansicht war die jüdische Auffassung vom Leben nach dem Tod maßgeblich von seinen Nachbarvölkern beeinflusst worden. Die allgemein verbreitete Vorstellung jener Tage besagte, dass alle Menschen, sowohl gute wie auch böse, in eine düstere Unterwelt gelangen. Diese Ansicht beruht auf jenen Texten, die ausdrücklich oder indirekt lehren, dass nach dem Tod alle Menschen an denselben Ort, den Scheol, kommen (1Mose 37,35; 2Sam 1,23; Ps 9,18; Pred 2,14; 3,19; 6,6; 7,2; 9,2-3.10). Diese Texte lehren zugegebenermaßen, dass alle Menschen in den Scheol kommen, wenn sie sterben. Doch wie wir sehen werden, ist die Annahme äußerst unwahrscheinlich, dass Scheol nur im Bezug auf die Unterwelt gebraucht wird. Diese Ansicht wird den Texten nicht gerecht, die eindeutig lehren, dass es nach dem Tod einen Unterschied zwischen den Gerechten und den Gottlosen gibt (Spr 14,23). Im Alten Testament gibt es klare Hinweise darauf, dass die Gerechten ein seliges Leben nach dem Tod erfahren werden und dass die Gottlosen gerichtet werden. Der zwischentestamentliche Judaismus betrachtete den Scheol als einen Ort mit wenigstens zwei Abteilungen, einer Abteilung für die Gerechten und einer für die Ungerechten.
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Harry Buis fasst die eben erwähnte Sichtweise folgendermaßen zusammen: „Die wichtigste Entwicklung in dieser Phase besteht in der Tatsache, das der Scheol nun in zwei Bestandteile aufgeteilt wird: den einen für die Guten, Paradies genannt; den anderen für die Bösen, Gehenna genannt.“ Diese Theorie wurde wahrscheinlich deshalb entwickelt, um dem oben angesprochenen Problem zu begegnen. Das Alte Testament lehrte, dass alle Menschen in den Scheol gehen, aber es lehrt ebenso, dass es im Tod eine Unterscheidung zwischen den Gerechten und den Ungerechten gibt. Die Lösung für dieses Dilemma bestand für die Juden darin, die Vorstellung zu postulieren, dass es im Scheol zwei Abteilungen gebe, einen Ort der Qual für die Ungerechten und einen Ort der Seligkeit für die Gerechten. Viele hielten dies seit der Zeit des zwischentestamentlichen Judaismus für eine logische Theorie. Einige frühe Kirchenväter und moderne Dispensationalisten haben sich diese Sichtweise zu Eigen gemacht und aus einer christlichen Perspektive heraus weiterentwickelt. Doch gegen diese Theorie gibt es viele Einwände. Erstens widerspricht das Alte Testament dieser Lehre, indem es bekräftigt, dass die Gläubigen selbst damals in den Himmel kamen (1Mose 5,24; 2Kön 2,11; Ps 23,6; 73,23-24). Zweitens wird das Paradies, wie wir bereits weiter oben gesehen haben, im Neuen Testament mit dem Himmel gleichgesetzt (Lk 23,43; 2Kor 12,4; Offb 2,7). Drittens lässt sich diese Theorie nicht mit Lukas 16,22 in Einklang bringen. Der reiche Mann ist nicht in der Gehenna, sondern im Hades. Hades ist die griechische Entsprechung für das hebräische Wort Scheol. Das Paradies, Abrahams Schoß, wird nicht der Gehenna gegenübergestellt, sondern dem Hades. Die entscheidende Prämisse für ein besseres Verständnis besteht darin, dass in der Bibel nicht immer dieselbe Sache bezeichnet wird, wenn sie von Scheol und Hades spricht. Diese Prämisse wird in allen bereits erwähnten falschen Auslegungen abgelehnt.
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