Eine Erklärung zum bapt. Glaubensbekenntnis(1689) für heute.

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Joschie
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Eine Erklärung zum bapt. Glaubensbekenntnis(1689).

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KAPITEL 1: Über die Heilige Schrift

II. Die Autorität der Heiligen Schrift (Abschnitt 4-5)

A. Die Tatsache der göttlichen Autorität (Abschnitt 4)



Die erste läuft parallel zur Lehre von der Person Christi. Die Menschlichkeit Christi schmälert oder leugnet nicht seine volle Göttlichkeit mit all ihren Implikationen. Ebenso wenig kann aus der Menschlichkeit der Bibel geschlossen werden, dass sie irrt. Jesus war wahrer Mensch, ohne fehlbar zu sein. Ebenso ist die Bibel ein menschliches Buch, ohne deshalb fehlbar oder weniger göttlich zu sein. Die zweite Überlegung geht von der reformierten Lehre von der organischen Inspiration aus. Diese Ansicht leugnet jegliches Verständnis einer mechanischen oder diktathaften Inspiration, bei der die Menschlichkeit der menschlichen Schreiber außer Kraft gesetzt wird. Sie lehrt die vollkommene Menschlichkeit der Bibel, d. h. dass die eigenen Persönlichkeiten und Freiheiten der menschlichen Schreiber voll wirksam waren. Sie lehrt auch die vollkommene und in jeder Hinsicht vorhandene Göttlichkeit der Bibel, d. h. dass Gott präzise so spricht, ohne menschliche Verzerrung. Gott machte — durch die allgemeine Vorsehung und die besondere Gnade — den Mund dieser Männer, indem er sich damit präzise das Instrument erschuf, das er haben wollte. Die organische Inspiration geht von der reformierten und biblischen Sicht aus, dass dieselbe Handlung gleichzeitig sowohl von Gott verordnet als auch das Ergebnis des freien menschlichen Handelns sein kann. Folglich kann die Bibel das Ergebnis von Menschen sein, die frei schreiben und handeln, während sie gleichzeitig von Gott inspiriert und irrtumslos ist. Daraus lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass diejenigen, die die reformierten Ansichten über die göttliche Souveränität ablehnen und doch begriffen haben, dass die Bibel in allen ihren Teilen menschlich ist, logischerweise die vollkommene Irrtumslosigkeit der Bibel ablehnen müssen.Dies ist tatsächlich erst kürzlich bei einem sehr bekannten evangelischen Theologen so geschehen. Obschon er einstmals ein Verteidiger der biblischen Autorität war, hat dieser Theologe arminianische Positionen angenommen. Schlussendlich leugnet er nun in einem kürzlich erschienen Buch über die Bibel die uneingeschränkte Irrtumslosigkeit der Bibel.
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KAPITEL 1: Über die Heilige Schrift

II. Die Autorität der Heiligen Schrift (Abschnitt 4-5)

B. Die Beglaubigung ihrer göttlichen Autorität (Abschnitt 5)


Abschnitt 5 richtet sich gegen den römischen Katholizismus. Der römische Katholizismus behauptet, dass die Gemeinde in der Lage sei, der Bibel eine unfehlbare Beglaubigung zu geben. Jede Meinung, die der Gemeinde eine unfehlbare Autorität zuspricht, ist für Protestanten inakzeptabel, aber dies brachte die Reformatoren in eine missliche Lage. Wenn sie diese Ansicht verwarfen, auf welche Weise konnte dann das entgegengesetzte Extrem, die radikalen Anabaptisten und ihr Anspruch, direkte Offenbarungen zu empfangen, die Bibel beglaubigen? Dieses Dilemma trieb sie zur Bibel und zur Formulierung einer scharfsinnigen Einsicht hinsichtlich ihrer Beglaubigung. Während sie dem Zeugnis der Gemeinde ein gewisses Gewicht zugestanden, waren es die göttlichen Vorzüge der Schrift selbst, vom Heiligen Geist auf das Herz angewandt, die die Heilige Schrift in Wirklichkeit und wirksam beglaubigten. Sie lehrten also die Selbstbeglaubigung der Heiligen Schrift. Die reformierte Ansicht über die Selbstbeglaubigung (oder autopistia) der Heiligen Schrift kann nur als eine Trilogie reformierter Lehren richtig verstanden werden. Des Weiteren kann eine angemessene Würdigung der Schlussfolgerung aus den biblischen Belegen, die für die reformierte Lösung sprechen, nur dann erfolgen, wenn man diese drei Lehren im Einklang miteinander betrachtet.
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KAPITEL 1: Über die Heilige Schrift

II. Die Autorität der Heiligen Schrift (Abschnitt 4-5)

B. Die Beglaubigung ihrer göttlichen Autorität (Abschnitt 5)


1. Der selbstbeglaubigende Charakter der allgemeinen Offenbarung
Wahrscheinlich hat niemals jemand die Bedeutung der selbstbeglaubigenden Charakters der natürlichen Offenbarung, die allgemein an alle Menschen ergeht, schärfer formuliert als Cornelius Van Til, als er sagte: „Die verdorbensten Menschen können der Stimme Gottes niemals völlig entrinnen. Ihre größte Bosheit ist bedeutungslos, es sei denn, man nimmt an, dass sie gegen die Autorität Gottes gesündigt haben. Gedanken und Taten von größter Widernatürlichkeit besitzen selbst eine Art Offenbarungscharakter, der in ihrer Abartigkeit selbst besteht. Der natürliche Mensch klagt sich entweder selbst an, oder er entschuldigt sich selbst, nur weil sein vollkommen verdorbenes Bewusstsein bis zu dem ursprünglichen Zustand der Schöpfung zurückreicht. Der verlorene Sohn kann die Stimme des Vaters niemals vergessen. Diese Stimme hallt ständig in seinen Ohren wider.“ Nach der biblischen Sicht von der natürlichen Offenbarung wird der Mensch stets unmittelbar mit der göttlichen Offenbarung konfrontiert. Gott beglaubigt sich selbst ständig in seiner Offenbarung gegenüber dem Menschen. Das Geschöpf kann dem Schöpfer niemals entrinnen. Die natürliche oder allgemeine Offenbarung ist selbstbeglaubigend, weil sie die Offenbarung des Schöpfers gegenüber dem Geschöpf ist, das in seinem Bilde erschaffen wurde. Die biblischen Belege dafür sollen hier kurz zusammengefasst werden: Psalm 19 bekräftigt, dass die Schöpfung eine Stimme hat. Sie wurde durch das Wort Gottes erschaffen und spricht jetzt zu den Menschen. Mit ihrer Stimme verkündigt sie laut, klar, reichlich, unablässig und überall die Herrlichkeit des lebendigen Gottes. Römer 1,18-32 reflektiert diesen Psalm und geht noch einen Schritt weiter, indem hier behauptet wird, dass diese Offenbarung den Menschen ohne Entschuldigung sein lässt, denn sie vermittelt dem Menschen in der Tat eine gewisse Kenntnis von Gott. Durch sie ist das, was von Gott bekannt ist, für die Menschen augenscheinlich und wird ihnen klar. Seine ewige Macht und sein göttliches Wesen werden von den Menschen klar gesehen und verstanden. Daher kann der Apostel sagen, dass die Menschen Gott in einer gewissen Weise kennen, das Gesetz Gottes kennen und die Anordnung Gottes kennen, dass diejenigen, die Gottes Gesetz brechen, sterben müssen.
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KAPITEL 1: Über die Heilige Schrift

II. Die Autorität der Heiligen Schrift (Abschnitt 4-5)

B. Die Beglaubigung ihrer göttlichen Autorität (Abschnitt 5)


Auch wenn sie die Wahrheit unterdrücken, so besitzen sie diese dennoch. Diese Sicht der Dinge wird durch den Rest der Heiligen Schrift eindeutig erhärtet, die es standhaft ablehnt, rationale Argumente zu gebrauchen, um dadurch die Existenz Gottes zu beweisen.Selbst in Apostelgeschichte 17, wo Paulus Vollheiden gegenübersteht, werden die Existenz und die Eigenschaften Gottes vielmehr bekräftigt, vorausgesetzt und verkündigt, und weniger bewiesen oder begründet. Wenn Paulus heidnische Schriftsteller zitiert, um sein Zeugnis zu untermauern, dann wird dadurch deutlich, dass er davon ausgeht, dass selbst solche, die das Licht der Heilsoffenbarung nicht haben, eine gewisse, unterdrückte Gotteskenntnis besitzen, die sich verzerrt in ihrem systematischen Denken wiederfindet. Es muss klar sein, was die Aussagekraft des biblischen Zeugnisses ist. Die Bibel sagt nicht, dass die Menschen Gott kennen können, noch dass sie die Möglichkeit besitzen, Gott zu kennen, und dass sie ihn kennen werden, wenn sie ihren Verstand in der rechten Weise benutzen. Es geht nicht darum, dass die Menschen durch die natürliche Offenbarung eine gewisse, ungenaue Ahnung über eine unklares göttliches Wesen besitzen. Sie besagt vielmehr, dass die Menschen unmittelbar mit einer klaren und unausweichlichen Offenbarung des wahren und lebendigen Gottes konfrontiert sind.Den Belegen für die Selbstbeglaubigung der Heiligen Schrift kann ohne diesen Hintergrund niemals das rechte Gewicht zugemessen werden. Wenn die allgemeine Offenbarung sich selbst beglaubigt, wie viel mehr muss dann die in der Heiligen Schrift verschriftlichte spezielle Offenbarung selbstbeglaubigend sein! Denn es ist in der Tat so, dass der große Unterschied zwischen der allgemeinen und der speziellen Offenbarung darin besteht, dass die spezielle Offenbarung einen weitaus unmittelbareren und persönlicheren Charakter hat als die allgemeine Offenbarung. In der allgemeinen Offenbarung spricht die Schöpfung zu uns über Gott. In der speziellen Offenbarung naht sich Gott uns unmittelbar und persönlich, indem er durch Worte zu uns spricht. Wenn sich nun die vergleichsweise indirekte und unpersönliche allgemeine Offenbarung gegenüber dem Menschen als göttliche Offenbarung selbst beglaubigt, wie viel mehr wird sich das unmittelbare, persönliche Reden Gottes zu den Menschen in der speziellen Offenbarung durch ihre Selbstbeglaubigung dazu zwingen, dass sie anerkannt wird.
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KAPITEL 1: Über die Heilige Schrift

II. Die Autorität der Heiligen Schrift (Abschnitt 4-5)

B. Die Beglaubigung ihrer göttlichen Autorität (Abschnitt 5)

2. Der selbstbeglaubigende Charakter der Heiligen Schrift
Hier kommen wir zu dem wahren Kern der reformierten Lösung für das Problem der Beglaubigung der Heiligen Schrift. Die Bibel bekräftigt überall, dass die Heilige Schrift niemals als toter Buchstabe betrachtet werden darf, sondern dass sie als das lebendige Wort Gottes betrachtet werden muss (Jer 23,28-29; Lk 16,27-31;13 Joh 6,63; Hebr 4,12-13; 1Petr 1,23-25). Als das lebendige Wort Gottes fordert die Heilige Schrift in und aus sich selbst heraus, den Glauben an sie selbst, und verpflichtet alle, die sie hören, an sie zu glauben. Ohne vernünftig argumentierende Abhandlungen und ohne das Heranziehen äußerer Beweise ist die Heilige Schrift ausreichend, um das Vertrauen in ihre Wahrheit, die für den rettenden Glauben notwendig ist, zu begründen (5Mose 31,11-13; Mk 16,15-16; Joh 20,31;Gal 1,8-9). Wenn man nicht klar dafür eintritt, dass die Heilige Schrift ausreichend ist, um in und aus sich selbst heraus den Glauben zu fordern, dann untergräbt man ernsthaft die Lehre von der Hinlänglichkeit (Suffizienz) der Heiligen Schrift.Calvin bringt dies deutlich auf den Punkt: „Wenn man daher fragt: ‚Woher sollen wir denn die Überzeugung haben, die Schrift komme von Gott her zu uns, wenn wir nicht zum Urteil der Kirche unsere Zuflucht nehmen?‘, so ist das genau so, als wenn jemand fragte: ‚Woher sollen wir denn Licht und Finsternis, Weiß und Schwarz, Süß und Bitter unterscheiden lernen?‘ Denn die Wahrheit der Schrift erweist sich ganz von selbst und ist darum nicht weniger deutlich als die Farbe an einem weißen oder schwarzen,der Geschmack an einem süßen oder bitteren Ding!“
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KAPITEL 1: Über die Heilige Schrift

II. Die Autorität der Heiligen Schrift (Abschnitt 4-5)

B. Die Beglaubigung ihrer göttlichen Autorität (Abschnitt 5)

3. Das Zeugnis des Heiligen Geistes über die Heilige Schrift
Nun können wir die wahre Bedeutung der reformierten Lehre über das Zeugnis des Heiligen Geistes erkennen. Es handelt sich dabei um keine subjektivistische oder mystische Berufung auf eine innere Erleuchtung. Vielmehr hat dieses Zeugnis seine Grundlage in der Selbstbeglaubigung der Heiligen Schrift. Calvin hat dies deutlich erkannt: „Dabei also soll es bleiben: wer innerlich vom Heiligen Geist gelehrt ist, der verharrt selbst bei der Schrift, und diese trägt ihre Beglaubigung in sich selbst; daher ist es nicht angebracht, sie einer Beweisführung und Vernunftgründen zu unterwerfen. Die Gewißheit aber, die sie uns gewinnt, die erlangen wir durch das Zeugnis des Geistes.“ Nun mag die Frage aufkommen: „Wenn sich die Heilige Schrift selbst beglaubigt, weshalb ist dann das zusätzliche Zeugnis durch den Heiligen Geist nötig?“ Wie ist es ferner zu verstehen, dass ihr so viele Leute nicht glauben und sie ablehnen, wenn sie sich doch selbst beglaubigt? Dies bringt uns dazu, dass wir nun die Notwendigkeit des Zeugnisses durch den Heiligen Geist betrachten wollen. Der Grund und die Notwendigkeit für dieses Zeugnis lässt sich in einem Wort ausdrücken: Sünde. Die menschliche Verdorbenheit verkehrt die intellektuellen Bemühungen des Menschen. Sie bringt die Menschen dazu, die Wahrheit zu unterdrücken, und verblendet sie auf diese Weise geistlich gegenüber dem Licht der göttlichen Offenbarung (Röm 1,21; 2Kor 4,3-4; Eph 4,17-21). Das Zeugnis des Heiligen Geistes hat daher die Eigenschaft, dass es die schlechte ethische Ausrichtung beseitigt, die den Menschen gegenüber dem Licht der göttlichen Offenbarung blind macht. Das Zeugnis ist somit ein ethischer Vorgang. Es besteht nicht in irgendeiner neuen Offenbarung, die zu dem, was in der Heiligen Schrift enthalten ist, hinzukommt. Die Tatsache des Zeugnisses durch den Heiligen Geist kann anhand zweier biblischer Argumentationslinien aufgezeigt werden. Erstens lehrt die Bibel, dass ein Mensch, wenn er richtig denken will, die richtige ethische Ausrichtung haben muss (Ps 111,10; Spr 1,7; 9,10; 15,33; Joh 3,19-21; 7,16-17; 10,26-27; 2Tim 2,25; 3,7). Glaube, Furcht, das Tun von Gottes Willen, Buße — all dies wird durch das erneuernde Werk des Heiligen Geistes in Sündern hervorgebracht. Die Bibelstellen, die diese Behauptung belegen, sind alle wohlbekannt und müssen hier nicht eigens zitiert werden.
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Joschie
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KAPITEL 1: Über die Heilige Schrift

II. Die Autorität der Heiligen Schrift (Abschnitt 4-5)

B. Die Beglaubigung ihrer göttlichen Autorität (Abschnitt 5)


Zweitens gibt es eine Reihe von Schriftstellen, die direkt feststellen, dass es der Heilige Geist ist, der uns dazu befähigt, geistliche Wahrheiten zu erkennen und zu verstehen (Mt 16,17; Joh 3,3-8; 1Kor 2,4-5.14-16; 1Thess 1,5-6; 1Joh 2,20-21.27). Diese Bibelstellen machen deutlich, dass der Glaube an die Heilige Schrift vom Heiligen Geist selbst hervorgebracht wird. Abschließend ist es wichtig festzuhalten, dass das ganze Bemühen, irgendwelche äußere Wahrheitsbeweise für die Bibel zu finden, fehlgeleitet ist, sei es, dass die Bestätigung in einer unfehlbaren Kirche gesucht wird oder bei einem historischen Experten. Dies ist so aus folgenden Gründen: Da, erstens, Gott gesprochen hat und die Bibel selbst das lebendige Wort Gottes ist, ist die höchstmögliche Beglaubigung der Bibel ihr eigenes Zeugnis über sich selbst. Zweitens würde die Annahme, dass eine nachfolgende göttliche Bezeugung nötig sei, um die biblische Offenbarung zu bestätigen, es erfordern, dass diese nachfolgende göttlich Beglaubigung selbst durch eine dritte Offenbarung bestätigt würde und dies ad infinitum. Wenn die Bibel als Gottes Stimme aus dem Himmel sich nicht selbst beglaubigen würde, dann könnte auch keine noch so große Anzahl himmlischer Stimmen jemals ausreichen, um sie zu beglaubigen. Drittens neigen die Dinge, die als Zeugen für die Bibel angerufen werden, dazu, dass sie die Bibel als wirksame Autorität beseitigen. Mit anderen Worten: Das, worauf man sich beruft, um die Bibel zu beglaubigen, wird leicht zum eigentlichen Kanon derer, die sich darauf berufen, und dies wirkt sich nachteilig auf die Bibel aus. Diese Beobachtung wird auf jeden Fall durch die römisch-katholische Kirche bestätigt, die sich auf die kirchliche Autorität beruft. Die Geschichte dieser Bewegung zeigt, dass ihre Berufung auf die Kirche, um die Autorität der Bibel zu beglaubigen, die biblische Autorität ausgehöhlt hat. Dies liegt daran, dass die Bibel bei jedem Rückgriff auf eine andere Beglaubigung immer weniger selbst als die absolute Norm betrachtet wird. Jedes Mal muss die Bibel durch die Berufung auf eine höhere Norm oder einen Kanon bestätigt werden.Daher ist jeder dieser Lösungsversuche tatsächlich eine Leugnung der absoluten, göttlichen Autorität der Bibel. Wenn es also hilfreich ist, logisch zwischen der Autorität der Bibel, die sie bei uns hat, und der Autorität, die sie in sich selbst hat, zu unterscheiden, so muss dennoch stets daran erinnert werden, dass sie in beiden Fällen ihre Autorität aus dem einzigen Grund besitzt, „weil sie das Wort Gottes ist.“ (1,4).
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Joschie
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KAPITEL 1: Über die Heilige Schrift

III. Die Hinlänglichkeit (Suffizienz) der Heiligen Schrift(Abschnitt 6)


Die Lehre des Bekenntnisses über die Hinlänglichkeit (Suffizienz) der Heiligen Schrift muss zuerst definiert werden. Zunächst ist zu beachten, was in dieser Definition nicht behauptet wird — was die Suffizienz der Heiligen Schrift nicht bedeutet. Es ist klar, dass die Hinlänglichkeit der Heiligen Schrift nicht bedeutet, dass erstens alles, was wir über die Dinge wissen müssen, die im Bekenntnis erwähnt werden, ausdrücklich, oder wir können hinzufügen, wortwörtlich in der Heiligen Schrift erwähnt wird. Der Ausdruck „oder kann mit Gewissheit aus der Schrift erschlossen werden“ entspricht der Wendung im Westminster Bekenntnis „oder kann durch gute und notwendige Schlussfolgerungen aus der Schrift hergeleitet werden.“ (WBK 1,6). Mit dem, was durch die recht angewandte Logik aus der Heiligen Schrift erschlossen werden kann, ist gemeint, dass das, was zwingend in ihr enthalten ist, die Autorität der Heiligen Schrift selbst hat. Zweitens legt die Definition im Bekenntnis nahe, dass die Hinlänglichkeit der Heiligen Schrift keine „Omni-Suffizienz“ (allumfassende Hinlänglichkeit) ist. Die Hinlänglichkeit muss immer im Zusammenhang mit einem Zweck bestimmt werden. Die erste Frage in dieser Sache muss immer lauten: „Für was ist etwas hinreichend?“ Während weiter unten ausgeführt wird, für welchen genauen Zweck die Heilige Schrift hinlänglich ist, sollte hier schon klar sein, dass die Aussagen über die Hinlänglichkeit der Heiligen Schrift sehr sorgfältig formuliert sind. Die Bibel ist nicht für jeden nur denkbaren Zweck allumfassend ausreichend. Beispielsweise ist die Heilige Schrift kein ausreichendes Lehrbuch für Mathematik, Biologie oder Spanisch. Die Hinlänglichkeit der Heiligen Schrift besagt nicht, dass sie für uns eine ausreichende Grundlage bietet, um Geometrie oder Algebra zu erlernen. Die theologischen Väter des Westminster Bekenntnisses bekannten ihren Glauben an die Hinlänglichkeit (Suffizienz) der Heiligen Schrift, aber nicht an die allumfassende Hinlänglichkeit (Omni-Suffizienz) der Heiligen Schrift.
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Leo_Sibbing
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KAPITEL 1: Über die Heilige Schrift

IV. Die Klarheit der Heiligen Schrift (Abschnitt 7)
Die Definition des Glaubensbekenntnisses soll anhand von drei einfachen Feststellungen entfaltet werden. Die Bibel ist klar. Zuerst müssen die Belege für die Klarheit der Heiligen Schrift angeführt werden. Erstens kann man ins Feld führen, dass die Klarheit der Heiligen Schrift Teil ihrer Hinlänglichkeit (Suffizienz) ist (2Tim 3,16-17). Es wäre lächerlich, zu behaupten, dass die Heilige Schrift dazu geeignet sei, den Menschen Gottes für jedes gute Werk zuzurüsten, wenn sie nicht eindeutig genug zu verstehen wäre. Eine solche Schrift wäre für gar nichts hinlänglich. Zweitens setzt die Fähigkeit der Heiligen Schrift, Überzeugungen zu schaffen, voraus, dass sie klar ist (2Tim 3,14). Das Verb, das hier mit „überzeugt sein“ übersetzt wird, bedeutet soviel wie „Vertrauen zu etwas haben“, „von etwas überzeugt werden“. Aus dem Zusammenhang mit Vers 15 wird klar ersichtlich, dass die Heilige Schrift die Quelle dieser Überzeugung ist. Es kommt hier darauf an, dass niemals jemand von etwas überzeugt ist, bevor er nicht klar erkannt hat, dass es stimmt. Selbst die Wahrheit wird niemanden überzeugen und kein Vertrauen erwecken, wenn sie unklar präsentiert wird. Da die Heilige Schrift Timotheus nicht nur zu einer leisen Ahnung, sondern zu Überzeugungen gebracht hat, muss sie also klar gewesen sein. Drittens wird dieKlarheit oder Verständlichkeit der Heiligen Schrift durch viele andere Stellen untermauert (5Mose 30,11-14; Ps 19,8-9; 119,105; Spr 6,22-23; 2Petr 1,19). Es soll hier auch das Ausmaß der Klarheit der Schrift angesprochen werden.Das Bekenntnis spricht davon als von den Dingen, „die notwendigerweise zum Heil erkannt, geglaubt und beachtet werden müssen“ (1,7). Noch einmal muss gesagt werden, dass diese Aussage nicht die Absicht hat, die Klarheit der Heiligen Schrift auf ein paar einfache Evangeliumswahrheiten zu reduzieren. Eine derartig Minimierungsmentalität war jenen Theologen völlig fremd. Vielmehr machen die oben zitierten Belege deutlich, dass die Klarheit der Schrift nicht in einem so großen Ausmaß eingeschränkt werden darf. Die Dinge, die zum Heil notwendig sind, haben in der Vorstellung der Westminster Theologen gewiss auch wenigstens die zentralen Pflichten des christlichen Lebens und der guten Werke beinhaltet. Aus diesen Pflichten besteht der Weg, der zum Leben führt (Mt 7,13-14).
Ich freue mich sehr in dem HERRN, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir Kleider des Heils angezogen, mit dem Mantel der Gerechtigkeit mich bekleidet, ... Jesaja 61,10

Leo_Sibbing
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Beitrag von Leo_Sibbing »

KAPITEL 1: Über die Heilige Schrift

Fortsetzung von: IV. Die Klarheit der Heiligen Schrift (Abschnitt 7)
Die Bibel ist nicht in allen Teilen gleichermaßen klar. Die klassische Belegstelle, die hierzu gewiss angeführt werden muss, ist 2. Petrus 3,16. Hier stellt Petrus (der selbst ein paar Dinge geschrieben hat, die schwer zu verstehen sind) fest, dass Schriften des Paulus einige schwer verständliche Dinge enthalten. Es ist zu beachten, dass Petrus diese Feststellung sorgfältig eingrenzt. Nur einige Dinge sind schwer zu verstehen. Nur die Unwissenden und die Unbefestigten verdrehen diese Dinge zu ihrem eigenen Verderben. Dann fügt Petrus durch eine weitere Einschränkung hinzu, dass diese Leute in gleicher Weise die übrige Heilige Schrift verdrehen. Dies unterstreicht natürlich noch einmal, dass die Ursache für diese Verdrehung nicht in der Unklarheit der paulinischen Schriften zu suchen ist, sondern bei den Unwissenden und Unbefestigten. Das Vorhandensein derartiger Schwierigkeiten hebt die praktische Hinlänglichkeit und Klarheit des Wortes Gottes im Blick auf seine Erlösungsabsichten selbstverständlich nicht auf. Die Bibel ist nicht für alle gleichermaßen klar. Auch dies wird an 2. Timotheus 3,15-17 nochmals deutlich. Vers 15 stellt fest, dass die Heilige Schrift klar genug ist, um einem Kind die Weisheit zu vermitteln, die zur Rettung führt. Dies impliziert die Aussage des Paulus, dass Timotheus, seitdem er ein „Baby“ (wörtlich übersetzt) war, die Heilige Schrift kannte, die fähig war, ihm die Weisheit zu vermitteln, die zum Heil führt. Dies ist natürlich eine Übertreibung (Hyperbel). Babys wissen nichts von irgendwelchen Schriften, geschweige denn von der Heiligen Schrift. Paulus wollte jedoch sagen: Sobald Timotheus irgendetwas kannte, lernte er die Heilige Schrift kennen, und er kannte sie als genau die Sammlung von Schriften, die selbst ein Kind wie Timotheus weise zur Rettung machen können. Vers 17 behauptet, dass die Heilige Schrift klar genug ist, um den Menschen Gottes für jedes gute Werk zuzurüsten. Der Kontrast zwischen dem Kind in Vers 15 und dem Mann Gottes in Vers 17 mag beabsichtigt sein.
Ich freue mich sehr in dem HERRN, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir Kleider des Heils angezogen, mit dem Mantel der Gerechtigkeit mich bekleidet, ... Jesaja 61,10

Leo_Sibbing
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KAPITEL 1: Über die Heilige Schrift

Fortsetzung von: IV. Die Klarheit der Heiligen Schrift (Abschnitt 7)

In jedem Fall ist es lehrreich, zu beobachten, was Paulus im Blick auf den Menschen Gottes bemerkt. Uns stellt sich hier natürlich unmittelbar die Frage:„Wer ist der Mensch Gottes?“Verschiedene Hinweise machen deutlich, dass mit dem Menschen Gottes nicht irgendein Gläubiger gemeint ist, sondern vielmehr jemand mit einem offiziellen Amt des Dienstes im Volk Gottes. Der Mensch Gottes ist der Mann, der von Gott selbst mit einer besonderen leitenden Stellung in der Gemeinde betraut wurde. Es ist der Mann im Volk Gottes, der in besonderer Weise mit Gott verbunden ist oder den Gott in besonderer Weise ausgewiesen hat. Drei Gedankenlinien rechtfertigen gemeinsam diese Schlussfolgerung:
1. Da gibt es zum einen die alttestamentliche Verwendungsweise. Es eindeutig, dass diese Bezeichnung im Alten Testament nicht für alle gottesfürchtigen Israeliten gebraucht wurde, sondern denen vorbehalten war, die sie leiteten.
2. Des Weiteren gibt es die Verwendung in 1. Timotheus 6,11. Es scheint klar, dass Paulus im ganzen Zusammenhang Timotheus in seiner offiziellen Stellung als Diener anspricht (1Tim 1,18; 5,17-25; 6,2.14.17-18.20).
3. Ferner gibt es den Zusammenhang mit 2. Timotheus 3,17. In dem vorangehenden Vers denkt Paulus eindeutig an den Dienst. Die Heilige Schrift ist nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung — unterschiedliche Facetten im Dienst des Timotheus und eines jeden aufrichtigen Pastors. In den nachfolgenden Versen liegt die Betonung weiterhin auf dem Dienst (2Tim 4,1-5).
Der Mensch Gottes darf also nicht einfach mit jedem Gläubigen gleichgesetzt werden. Folglich ist es angemessen, 2. Timotheus 3,15-17 als Paulus’ Gedanken darüber zu verstehen, dass die Bibel nicht für jeden in gleicher Weise klar ist. Sie ist klar genug, um selbst einem Kind den Weg des Heils einsichtig zu machen. Sie ist klar genug, um dem Mann Gottes im Blick auf alle seine Pflichten Einsicht zu geben. Die Hinlänglichkeit und Klarheit der Heiligen Schrift beseitigen folglich nicht die Notwendigkeit des Dienstes der Gemeinde. Diese Warnung ist gerade in unserer Zeit äußerst notwendig. In der klassischen Belegstelle für die Klarheit und Hinlänglichkeit (Suffizienz) der Heiligen Schrift wird dies besonders im Blick auf die Arbeit des lehrenden Pastors herausgehoben.
Ich freue mich sehr in dem HERRN, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir Kleider des Heils angezogen, mit dem Mantel der Gerechtigkeit mich bekleidet, ... Jesaja 61,10

Leo_Sibbing
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KAPITEL 1: Über die Heilige Schrift

Fortsetzung von: IV. Die Klarheit der Heiligen Schrift (Abschnitt 7)

Manche meinen selbstgefällig, sie seien vom Dienst einer Gemeinde unabhängig, was heutzutage oft aus der Hinlänglichkeit der Heiligen Schrift abgeleitet wird (vgl. auch Apg 8,30-31; 17,11; Eph 4,11-13). Doch diese Meinung wird durch die oben genannte Tatsache widerlegt. Die folgenden Schlussfolgerungen werden durch diese Bibelstellen bestätigt. Diese Abschnitte unterstreichen eindeutig die alleinige und höchste Autorität der Heiligen Schrift. Der pastorale Dienst ist nicht mit einer priesterlichen Eigenschaft bekleidet, welche die Pastoren qualitativ von anderen Gläubigen unterscheiden würde. Diese Stellen lehren auch, dass der Mann Gottes im Leben des Volkes Gottes notwendig ist. Auch wenn man nicht behaupten kann, dass der Dienst der Gemeinde bei der Bekehrung eines jeden Gläubigen absolut notwendig sei, so ist der Dienst durch Pastoren dennoch häufig ein wichtiges Mittel, das zur Bekehrung führt. Aber noch wichtiger ist die Tatsache, dass der lehrende Pastor für das fortwährende Leben einer Gemeinde von entscheidender Bedeutung ist. Man kann von einer allgemeinen und praktischen Notwendigkeit des Lehrdienstes sprechen. Wenn man diese Wahrheiten zusammen betrachtet, lehren sie schlussendlich, dass das Wort Gottes und der Mann Gottes zusammenwirken. Die Heilige Schrift gestattet es uns also nicht, den einen oder das andere zu vernachlässigen oder zu verachten. Dies hat eine Reihe praktischer Konsequenzen zur Folge: Wir müssen uns gegen den modernen Individualismus wenden. Wir brauchen Männer, die uns in der Heiligen Schrift unterweisen. Wir müssen eine belehrbare, demütige Haltung gegenüber denen bewahren, die uns im Glauben belehren. Wir müssen ihre Unterweisung annehmen und die Heilige Schrift erforschen.
Ich freue mich sehr in dem HERRN, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir Kleider des Heils angezogen, mit dem Mantel der Gerechtigkeit mich bekleidet, ... Jesaja 61,10

Leo_Sibbing
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KAPITEL 1: Über die Heilige Schrift

Fortsetzung von: IV. Die Klarheit der Heiligen Schrift (Abschnitt 7)

Wir dürfen nicht zulassen, dass es irgendetwas gibt, das unseren Gewinn aus der öffentlichen Wortverkündigung unnötig schmälert. Es sollte die Priorität eines jeden Christen sein, sich selbst und seine Familie unter die treue Verkündigung von Gottes Wort zu bringen. Aus der Vollkommenheit der Schrift — wie man ihre Hinlänglichkeit (Suffizienz) und Klarheit auch nennen kann — ergeben sich auch eine Reihe von Schlussfolgerungen von größter Bedeutung. Die erste ist die zentrale Stellung, die die Heilige Schrift einnimmt, um einem Christen den Weg zu weisen. Die Heilige Schrift ist der Schlüssel, oder sie bietet die Lösung dar, um den Willen Gottes für unser Leben zu entdecken. Sie ist dazu in der Lage, denn sie ist ein hinlänglicher und klarer Wegweiser für den gesamten uns gebotenen Willen Gottes. Die klar und vollständig in der Heiligen Schrift enthaltene Weisheit befähigt uns dazu, unser Leben in einer Gott wohlgefälligen Weise zu führen. Im Licht der Heiligen Schrift und ihrer Weisheit klären sich selbst so verzwickte Entscheidungen wie die Wahl der Ausbildung, des Berufs und der Ehe. Daher müssen wir diejenigen, die Weisung von Gott brauchen, auf die Heilige Schrift verweisen, in der genau diese Wegweisung verheißen ist (Ps 25). Die Vollkommenheit der Heiligen Schrift muss auch jeglichen Zynismus und jegliche Skepsis hinsichtlich der Bedeutung oder der rechten Auslegung der Heiligen Schrift beseitigen. Selbst bekennende Christen werden manchmal sagen: „Große Männer Gottes hatten unterschiedliche Meinungen, wie kann ich dann erwarten, dass ich mir über die Bedeutung der Heiligen Schrift an dieser Stelle sicher sein kann?“ Wie oft wird der Einspruch erhoben: „Das ist lediglich deine Auslegung.“ Solche Einwände gehen davon aus und implizieren, dass die Heilige Schrift weder hinlänglich noch klar ist. Sie leugnen die Vollkommenheit der Heiligen Schrift. Sie behaupten mit anderen Worten, dass Gott gemurmelt, gestottert oder gestockt hat, als er gesprochen hat.
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KAPITEL 1: Über die Heilige Schrift

Fortsetzung von: IV. Die Klarheit der Heiligen Schrift (Abschnitt 7)

Solche Vorstellungen sind eindeutig in der Auflehnung gegen den Gott der Heiligen Schrift gegründet. Sie widersprechen der Hinlänglichkeit und Klarheit, die sich die Bibel selbst zuschreibt. Die Vollkommenheit der Schrift besagt auch, dass die Quelle des Irrtums in Glaubens- und Lebensfragen in der Sünde zu suchen ist. Dies soll nicht heißen, dass jeder Irrtum ausschließlich oder in derselben Weise durch Sünde verursacht wird. Es besagt lediglich, dass nicht gefallene Menschen sich nicht durch Sünden der Unkenntnis darüber, was sie glauben oder tun sollen, schuldig machen würden. Wenn nun der Einwand erhoben wird: „Große Männer Gottes hatten unterschiedliche Meinungen.“ , dann muss man darauf erwidern, dass sie auch nur Sünder waren, Sünder mit Schwächen, die durch die bleibende Sünde verursacht wurden. Die Hinlänglichkeit (Suffizienz) und Klarheit der Heiligen Schrift müssen die Grundlage sein, auf der wir jeder Glaubens- und Lebensfrage begegnen. Es ist unsere Pflicht und unser Vorrecht, davon auszugehen, dass unsere Pflicht in jeder Glaubens- und Lebensfrage hinlänglich und klar in der Heiligen Schrift geoffenbart ist. Jeder Ansatz zum praktischen Bibelstudium, der nicht von dieser Sichtweise ausgeht, ist unangemessen und wird notgedrungen wirkungslos bleiben, denn er betrübt den Heiligen Geist, der die Heilige Schrift eingehaucht hat. Themen wie der christliche Sabbat, die Gläubigentaufe u.s.w. — verwirrend, wie sie manchmal erscheinen mögen — dürfen nicht als unlösbar betrachtet werden. Da diese Dinge eindeutig unsere religiöse Pflicht betreffen, müssen wir die Heilige Schrift als hinlänglich und klar genug ansehen, um auch sie zu lösen.
Ich freue mich sehr in dem HERRN, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir Kleider des Heils angezogen, mit dem Mantel der Gerechtigkeit mich bekleidet, ... Jesaja 61,10

Leo_Sibbing
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Eine Erklärung zum bapt. Glaubensbekenntnis(1689).

Beitrag von Leo_Sibbing »

KAPITEL 1: Über die Heilige Schrift

Unterstützt dieses Kapitel die Lehre von der uneingeschränkten Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift?
Mit dem Ausdruck „uneingeschränkte Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift“ spreche ich die Vorstellung an, dass die Heilige Schrift in allem, was sie sagt, irrtumslos ist. Diese Ansicht muss gegenüber solchen bekennenden Evangelikalen verteidigt werden, die sich für eine Sicht der Heiligen Schrift entschieden haben, die als „Unfehlbarkeit statt Irrtumslosigkeit oder „eingeschränkte Irrtumslosigkeit“ bezeichnet wird. Solche Ansichten wurden übernommen, um Irrtümer in den historischen oder wissenschaftlichen Aussagen der Bibel zuzulassen. Es fällt schwer, auf solche offenkundig widersprüchlichen Formulierungen wie „Unfehlbarkeit statt Irrtumslosigkeit“oder „eingeschränkte Irrtumslosigkeit“ geduldig zu reagieren. Selten wurde Sprache so unaufrichtig gebraucht. Die folgenden Aussagen gehen von einem etwas aufrichtigeren Sprachgebrauch aus. Wenn man dieses Kapitel unbefangen liest, muss man zu dem Schluss kommen, dass seine Autoren die uneingeschränkte Irrtumslosigkeit unterstützen würden, wenn sie an der gegenwärtigen Auseinandersetzung teilnehmen würden. Zunächst sprechen sie davon, dass die Heilige Schrift „durch die Inspiration Gottes gegeben“ wurde (1,2), dass sie „von Gott inspiriert“ ist (1,3) und schließlich dass sie „unmittelbar von Gott inspiriert“ ist (1,8). Des Weiteren hegen sie in konservativster Manier keinen Zweifel an der exklusiven Kanonizität der 66 Bücher des Alten und Neuen Testaments (1,2-3). In ebendieser konservativen Haltung stellen sie fest, dass die Heilige Schrift „das Wort Gottes ist“ (1,4). Und noch mehr, sie sprechen von der „Übereinstimmung aller ihrer Teile“ den „unvergleichliche[n] Vorzüge[n] und ihre[r] gänzliche[n] Vollkommenheit“ und von „der unfehlbaren Wahrheit“ der Heiligen Schrift (1,5). Ganz offensichtlich konnten sie nicht geglaubt haben, dass die Schriften der Bibel einander widersprechen oder dass ihre historischen oder wissenschaftlichen Aussagen unzuverlässig seien. Und dennoch unterscheidet das Bekenntnis in einer außerordentlich konservativen Weise zwischen den „unmittelbar von Gott inspiriert[en]“ Originalen, welche die höchste Berufungsinstanz sind, und den notwendigen, wenn auch menschlichen Übersetzungen (1,8).
Ich freue mich sehr in dem HERRN, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir Kleider des Heils angezogen, mit dem Mantel der Gerechtigkeit mich bekleidet, ... Jesaja 61,10

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