Eine Erklärung zum bapt. Glaubensbekenntnis(1689) für heute.

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Jörg
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Über den Zustand des Menschen nach dem Tod

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A. Die Trennung von Leib und Seele im Zwischenzustand

Die erste wesentliche Unterscheidung besteht darin, dass der Mensch aus zwei qualitativ unterschiedlichen Teilen besteht — diese nennt das Bekenntnis Leib und Seele. Da es sich hierbei um zwei qualitativ unterschiedliche Seinsweisen (Entitäten) handelt, können sich nach dem Tod sowohl ihr Zustand als auch ihr Aufenthaltsort voneinander unterscheiden.

1. Der Leib

Hier stimmt das Bekenntnis sowohl mit unserer Erfahrung als auch mit den Aussagen der Heiligen Schrift überein. Die garstige Wahrheit besteht darin, dass wir, d. h. unser Körper, sterben werden. Nach einem gewissen Zerfallsprozess — der Verwesung — werden Sie, Ihr Körper, nicht mehr als ein Häuflein Staub in einem Sarg auf irgendeinem Friedhof sein. Dies wird allen Menschen widerfahren und gerade auch uns, mit den Ausnahmen von Henoch, Elia und denjenigen Christen, die bei Christi Wiederkunft noch am Leben sind. Es geschieht zudem auf Grund von Gottes Fluch über den Ungehorsam Adams (1Mose 2,17; 3,19; Röm 5,12-21; 1Kor 15,22).
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Jörg
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2. Die Seele

Das Bekenntnis macht zwei Aussagen über die Seele, die ihre Beschaffenheit im Zwischenzustand der Beschaffenheit des Leibes gegenüberstellen. Es bekräftigt erstens, dass die Seelen „weder sterben noch schlafen, da sie eine unsterbliche Seinsweise besitzen“ (30,1). Diese Worte erfordern eine gewisse Erklärung, insbesondere der Ausdruck „unsterbliche Seinsweise“ (engl. subsistence; lat. subsistentia; wörtlich: „Subsistenz“). Nach dem Duden bedeutet „Subsistenz“ einfach: „der Bestand, das Bestehen durch sich selbst, Lebensunterhalt, materielle Lebensgrundlage, materielle Existenz.“ Der Leib verwest. Er hört auf, als solcher zu existieren. Die Seele existiert aber weiter und hat auch nach dem Tod eine Seinsweise. Sie besitzt eine Subsistenz. Der Ausdruck „unsterblich“ ist noch schwieriger. Dies ist deshalb der Fall, da die menschliche Seele in einer sehr wichtigen Hinsicht nicht unsterblich ist. Die zweite Definition, die in Grimms Wörterbuch genannt wird, ist diejenige, die nicht gemeint ist, wenn wir hier davon sprechen, dass die Seele unsterblich ist. Diese Definition lautet: „als wesenhafte metaphysische Eigenschaft … von Gott und Göttern … von Engeln … von Teufeln … vom Menschen … von Seele und Geist …“ Die griechische Philosophie betrachtete die Seele als in diesem Sinne unsterblich. Sie betrachtete sie als einen Götterfunken, eins mit Gott, ewig, nicht erschaffen. Das ist mit Sicherheit nicht das, was Christen meinen, wenn sie von der Unsterblichkeit der Seele sprechen. Dies will auch das Bekenntnis nicht sagen. Christen glauben, dass die Seele, wie alles andere, von Gott erschaffen wurde und in jedem Augenblick für ihr weiteres Fortbestehen von ihm abhängig ist.
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Jörg
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Die erste Definition in Grimms Wörterbuch kommt der Bedeutung des Ausdrucks „unsterblich“, wie ihn das Bekenntnis verwendet, wesentlich näher. Diese Definition lautet: „Außerwesentliche Eigenschaft, nicht im philosophisch-transzendenten Sinne: wer nicht stirbt, nicht zu sterben braucht … was nicht untergeht, verdirbt, aufhört, sich immer erneuert, fortsetzt u. dgl. …“ Die deutsche Sprache besitzt möglicherweise kein gutes Wort, um das zum Ausdruck zu bringen, was das Bekenntnis hier meint. „Unsterblich“ ist wohl das beste Wort, das hierfür zur Verfügung steht. Es geht darum, dass der leibliche Tod nicht dazu führt, dass die Seele vergeht. Seelen sterben nicht wie die Leiber. Sie können als Teil des menschlichen Wesens den Tod erfahren, aber sie werden selbst nicht in einen leblosen Zustand überführt oder durch den Tod zersetzt. So heißt es im Bekenntnis: „die weder sterben noch schlafen“ (31,1). Es liegt im Wesen der Seele bei Bewusstsein zu sein. Dieses Wesen besteht über den Tod hinaus fort. Es ist in dieser Hinsicht nicht dem Tod unterworfen.
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Die zweite Aussage des Bekenntnisses über die Seele besagt, dass sie beim Tod nicht zu Staub wird, sondern zu Gott zurückkehrt. Die Vorstellung, die das Bekenntnis zu vermitteln versucht, besteht anscheinend darin, dass die Seele zu Gott zurückkehrt, um bis zum Jüngsten Gericht den vorläufigen Lohn oder die vorläufige Strafe zugewiesen zu bekommen. Die entscheidende Frage ist natürlich: Wo lehrt die Bibel diese Dinge? Wenn wir zur zweiten Unterscheidung kommen, werden wir viele Texte betrachten, die über den jeweiligen Zustand der Gerechten und der Gottlosen im Zwischenzustand direkt etwas aussagen. Jeder dieser Texte wird nur noch einmal all das bestätigen, was bereits über die Trennung von Leib und und über die Seele gesagt wurde. In gewisser Weise besteht der größte Beweis dafür, dass der Leib und die Seele voneinander unterschieden werden müssen, im Vorhandensein des Zwischenzustandes. Der unnormale Zustand des Todes offenbart die Zweiteilung (Dichotomie) in der Beschaffenheit des Menschen am deutlichsten. Man beachte das veranschaulichende Beispiel in 2. Korinther 5,1-8. Die Bibel lehrt zudem ausdrücklich, dass der Mensch aus zwei unterschiedlichen Seinsweisen (Entitäten) besteht, einem Leib und einer Seele (1Mose 2,7; Pred 12,7; Mt 10,28; Jak 2,26).
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Diese Dinge stellen eine Einleitung zur biblischen Lehre über den Tod dar, die sich anhand von vier Aussagen zusammenfassen lässt:

1. Der Tod, der leibliche Tod, ist eine Strafe als Folge der Sünde. Diese Aussage wurde oben durch die Nennung von 1Mose 2,17; 3,19; Römer5,12-21 und 1. Korinther 15,22 bereits bewiesen. Weil der Tod eine Strafe für die Sünde ist, stellt er eine Umkehrung von Gottes Schöpfungsordnung dar, ein Teil des Schiffbruchs, den der Fall des Menschen für Gottes vollkommene Schöpfung mit sich gebracht hat. Als solcher ist er im wahrsten Sinne des Wortes unnatürlich. Er ist etwas Böses.

2. Der Tod, der leibliche Tod, stellt eine radikale und unnatürliche Trennung von Seele und Leib dar, die im Verfall und der Auflösung des Leibes sowie der Entkleidung der Seele endet. (Man beachte hierzu die bereits zitierten Texte). Die Scheidung von Leib und Seele im Tod steht der Art und Weise, in der sie erschaffen worden sind, vollkommen entgegen. Weder die Seele noch der Leib waren dazu gedacht, unabhängig voneinander zu existieren. Die zunehmende Gebrechlichkeit, die das Herannahen des Todes kennzeichnet (Pred 12,1-6), und die widerwärtige Auflösung, die danach folgt, lassen deutlich sein widernatürliches Wesen erkennen.
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3. Der Tod, der leibliche Tod, ist ein Zeichen und ein Unterpfand für den zukünftigen ewigen Tod der Nachkommen Adams. Der leibliche Tod weist auf den „Stachel des Todes“ hin, das heißt auf den schlimmsten Aspekt des Todes (1Kor 15,56-57; Hebr 9,27; Offb 20,14). Der Tod, das schrecklichste physische Ereignis, das man sich überhaupt vorstellen kann, ist ein Symbol für die Hölle, das furchtbarste Unglück, das einen Menschen treffen kann. 4. Für diejenigen, die mit Christus eins sind, wurde der Stachel des Todes aufgehoben. Sie sterben nicht in Adam. Sie sterben in Christus, und daher existiert der Stachel des Todes, seine furchterregende Bedeutung, für sie nicht mehr (Röm 8,37-39; 1Thess 4,14; Offb 14,13). Wenn Christen sich der Realität des Todes nahen, müssen sie sowohl für sich selbst als auch im Blick auf andere eine heilige Ausgewogenheit bewahren. Wenn das, was oben skizziert wurde, stimmt, dann brauchen und dürfen wir im Blick auf den Tod nicht versuchen, in uns eine große Freude herbeizubeschwören, ja nicht einmal eine gleichgültige Haltung. Doch dieses ehrliche Eingeständnis, dass der leibliche Tod schrecklich ist, darf die ausgleichende Haltung nicht zerstören. Für den Christen ist der Stachel des Todes nicht mehr da. Er beraubt ihn nicht seines kostbarsten Besitzes, nämlich Christi. Der Christ soll und muss dem Tod mit einem solchen Mut und einer solchen Hoffnung begegnen, die von der Wahrheit des Evangeliums zeugen. Ungläubige dürfen nicht vergessen, dass der Tod keine Zuschauersportart ist.
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Da dem so ist, braucht der Ungläubige Antworten auf die Frage des Todes. Selbst wenn er am christlichen Glauben zweifelt, selbst wenn er seine Antworten nicht aus der Bibel bekommt — wo wird er sie sonst hernehmen? Kann er wirklich ohne Antworten auf den Tod leben? Wenn der Naturalismus und Materialismus, der an unseren staatlichen Schulen und von unseren bekannten Wissenschaftlern gelehrt wird, wirklich richtig ist, weshalb stört ihn dann so sehr der Gedanke an den Tod? Wenn der Tod doch nur ein Teil unserer natürlichen Ordnung ist, weshalb erscheint er ihm dann so unnatürlich, so schrecklich? Wenn der Tod, die Strafe als Folge des Bösen und das Zeichen der Verdammnis, unnatürlich ist, dann hat er einen Sinn. Wenn der Tod jedoch lediglich Teil der natürlichen Ordnung ist, dann hat er keinen Sinn. Menschliche Gefühle über den Tod geben dann keinen Sinn. Der Ungläubige an sich macht keinen Sinn. Die christliche Lehre bietet die einzige zufriedenstellende intellektuelle Grundlage, um den Tod zu begreifen. Wenn der christliche Glaube wahr ist, dann muss der Ungläubige damit aufhören, seine scheinbaren Zweifel aufrechtzuerhalten und sich ernsthaft mit Christus auseinandersetzen.
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B. Die Trennung von Gerechten und Gottlosen im Zwischenzustand

Die Trennung von Gerechten und Gottlosen wird anhand von drei Aussagen entfaltet. Es gibt eine Aussage über den Zustand der Gerechten, eine weitere über den Zustand der Gottlosen und eine dritte darüber, dass es keine Alternativen dazu gibt. Die dritte Aussage, die in erster Linie die Frage nach dem Fegefeuer anspricht, wird nicht separat, sondern im Rahmen der Erklärung über den Zustand der Gerechten behandelt werden.

1. Der Zustand der Gerechten

a) Ihr unmittelbarer Eintritt in diesen Zustand

Das Schlüsselwort an dieser Stelle des Bekenntnisses ist „dann“. Es bezieht sich auf die Worte: „nach dem Tod … [kehren] ihre Seelen … sofort zu Gott zurück“ (31,1). „Dann“, so sagt das Bekenntnis, werden „die Seelen der Gerechten, die … in Heiligkeit vollkommen gemacht sind, … ins Paradies aufgenommen“ werden (31,1). In dieser Hinsicht lehrt das Bekenntnis klar, dass es keine Zwischenzeit zwischen dem Tod selbst und dem Eingang der Gerechten in die Herrlichkeit gibt. Die Lehre des Bekenntnisses spricht an dieser Stelle ganz klar die Frage nach dem Fegefeuer an. Wenn es zwischen dem Tod und dem Eingang der Gerechten in die Herrlichkeit keine Zwischenzeit gibt, dann gibt es keinen derartigen Ort wie das Fegefeuer. Am Ende des Abschnitts formuliert das Bekenntnis diese Andeutung mit den klaren Worten: „Außer diesen beiden Aufenthaltsorten für die von ihren Körpern getrennten Seelen kennt die Schrift keinen.“ (31,1).

b) Ihre vollkommene Heiligkeit in diesem Zustand

Unter den Segnungen, die der Zwischenzustand den Gläubigen bringt, wird als erste die genannt, dass sie vollkommen heilig gemacht werden. Das heißt also, dass die Gläubigen in ihrem moralischen und ethischen Zustand vollkommen sündlos werden. Ihre Seelen stehen in völligem Einklang mit der vollkommenen Gerechtigkeit Gottes.
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c) Ihre freudigen Umstände in diesem Zustand

Es wird gesagt, dass der Ort für die abgeschiedenen Seelen das „Paradies“ ist. Dies ist, auch wenn manche dies in Frage stellen, ein Synonym für den Himmel. Dieser Ort versichert uns, dass die Seelen der Gerechten in dem Zustand, in den sie bei ihrem Tod eintreten, glücklich sein werden.

d) Ihr verherrlichter Gefährte in diesem Zustand

Eine weitere wesentliche Segnung für die Gerechten im Zwischenzustand ist ihr Gefährte. Sie sind bei Jesus Christus. Wir werden sehen, dass dies eine entscheidende Aussage der Bibel ist und eine Tatsache von vielfältiger Bedeutung, was die biblische Lehre über den Zwischenzustand anbelangt.

e) Ihr wunderbares Vorrecht in diesem Zustand

Das Bekenntnis lehrt, dass die Seelen der Gerechten Gott sehen werden. Die Theologen nennen dies „die seligmachende Schau“ (visio beatifica). Wie kein anderer sündiger Sterblicher es kann, schauen und leben sie in der unmittelbaren Nähe der im Himmel offenbaren Herrlichkeit Gottes.
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f) Ihre unvollkommene Seligkeit in diesem Zustand

Obschon die Seelen der Heiligen im Zwischenzustand vollkommen heilig sind, sind sie dennoch ansonsten unvollkommen. Ihre Seligkeit ist noch unvollständig. Unter den Segnungen, auf die sie immer noch warten müssen, steht die „Erlösung ihrer Körper“ (31,1) an erster Stelle. Bei dem Versuch, die biblische Grundlage für diese Aussagen über den Zustand der Gerechten im Zwischenzustand darzulegen, schien es angebracht, die biblische Lehre anhand einer kurzen Reihe von Fragen und Antworten darzustellen, die ich „Einen Katechismus über den Zwischenzustand der Gläubigen“ nennen möchte.

Frage 1: Wohin gelangen die Geister der Gläubigen nach dem Tod?
Antwort: Sie werden bei Christus sein (Lk 23,43; 2Kor 5,6-9; Phil1,19-24; Hebr 12,23-24; Offb 14,13).
Diese Frage und Antwort wurde an den Anfang gestellt, da es sich bei ihr um die entscheidende Versicherung der Bibel im Blick auf das Sterben der Gläubigen handelt. In gewisser Weise ist diese eine Antwort die Antwort auf alle Fragen zum Zustand des Menschen nach dem Tod. Als Gott anfing, den alttestamentlichen Gläubigen die Geheimnisses des Lebens nach dem Tod zu offenbaren, bestand ihre grundlegende Gewissheit darin, dass der Tod ihre Beziehung zu ihrem Bundesgott nicht zerstören kann (1Mose 5,24; Ps 16,9-11; 23,6; 49,16; 73,24). Der Inhalt dieser alttestamentlichen Schriftstellen ist von elementarer Bedeutung. Sie unterscheiden deutlich zwischen dem Zustand des Menschen nach dem Tod einerseits und nach der Auferstehung andererseits.
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Die grundlegende Zuversicht des Psalmisten im Blick auf das kommende Leben ist jedenfalls sehr klar ersichtlich: Der Gott der Bundesliebe, den ich kennen darf und der mir seine Fürsorge im Leben gezeigt hat, wird mich im Tod nicht verlassen. Diese grundlegende Gewissheit im Alten Testament erfährt im Neuen Testament seine volle Offenbarung und eine zugespitzte Aufmerksamkeit. Ebenso wie der Bund Gottes in Jesus seine volle Offenbarung findet, wird auch die Zuversicht der Christen im Tod in dem Vertrauen darauf auf den Punkt gebracht, dass der „Tod“ uns nicht „wird scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm 8,39). Gläubige sterben im Herrn (1Thess 4,14; Offb 14,13). Es ist Christi ausgesprochener Wille, dass sein Volk dort sein soll, wo er auch ist (Joh 14,2). Wenn sie also sterben, werden sie bei Christus sein (Lk 23,43; 2Kor 5,6-8; Phil 1,23; Hebr 12,23-24). In diesem Zusammenhang müssen verschiedene praktische Beobachtungen hervorgehoben werden: Erstens kann ein Leben mit Christus und für Christus nicht von einer zuversichtlichen Haltung im Tod getrennt werden. Wo weder eine persönliche Kenntnis noch eine praktische Beziehung zu dem lebendigen Gott vorhanden ist, kann es keine biblisch begründete Zuversicht im Tod geben. Es gibt also allen Grund für die Annahme, dass die Zuversicht im Sterben damit zusammenhängt, wie eng Sie in Ihrem Leben mit Christus verbunden sind. Zweitens ist die größte Segnung und die Quelle aller anderen Segnungen für die Gläubigen nach dem Tod die, dass sie dort sind, wo auch Christus ist. Nur die Liebe zu Christus und das Verlangen danach, bei ihm zu sein, kann uns den Tod wünschenswert erscheinen lassen. Diese Tatsache zeigt, wie fleischlich vieles des heute so weit und allgemein verbreiteten Interesses am Leben nach dem Tod ist.
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Frage 2: Wo ist Christus?
Antwort: Christus ist im Himmel hoch erhoben (Mt 6,9; Joh 16,28; Apg 3,21; Eph 4,10; Hebr 1,3).

Frage 3: Was ist der Himmel?
Antwort: Der Himmel ist der besondere Wohnort Gottes, an dem er in besonderer Weise seine Herrlichkeit offenbart (1Kön 8,27-49; Ps 23,6; Jes 63,15; 66,1). Auch wenn in der Bibel vom Himmel häufig im Sinne des materiellen, sichtbaren Universums die Rede ist, ist dies auch eine Bezeichnung für den für uns nicht sichtbaren, besonderen Wohnort Gottes und seiner Engel. Dies hat zu einer weit verbreiteten Unterscheidung von drei biblischen Himmeln geführt: die Luft (die Atmosphäre), die Sterne (das Weltall) und der Himmel Gottes. Es scheint eine biblische Vorgabe für diese Unterscheidung zu geben, da Paulus davon spricht, dass er „bis in den dritten Himmel entrückt wurde“ (2Kor 12,2), und da sich die biblische Verwendung des Wortes „Himmel“ leicht anhand dieser drei Bedeutungen klassifizieren lässt. Der Himmel Gottes kann als der besondere Wohnort Gottes, an dem er in besonderer Weise seine Herrlichkeit offenbart, definiert werden. Auch wenn die Bibel lehrt, dass Gott allgegenwärtig ist, so ist er doch an einer Reihe unterschiedlicher Orte oder in verschiedenen Zuständen in besonderer Weise gegenwärtig. Wilbur Smith hat bemerkt: „Auch wenn es stimmt, dass die Heilige Schrift lehrt, dass ‚die Himmel der Himmel‘ Gott ‚nicht fassen‘ können (1Kön 8,27) und Gott im gesamten Universum allgegenwärtig ist, so bekräftigen sie dennoch ebenso deutlich, dass der Himmel in besonderer Weise der Aufenthaltsort Gottes ist.“ Die in diesem Zusammenhang vielleicht wichtigste Stelle ist 1. Könige 8. Diese Schriftstelle beschreibt die Einweihung des von Salomo errichteten irdischen Tempels als Gottes Haus auf Erden. Dabei sinnt Salomo wiederholt über diesen Ort nach, der in der irdischen Form des Tempels versinnbildlicht ist (1Kön 8,10-13.27.30.32.34.36.39.43.45.49; vgl. Ps 23,6; Jes 57,15; 63,15; 66,1). In diesen Versen wird wiederholt die Tatsache betont, dass der Himmel der Ort von Gottes besonderer Gegenwart ist, in dem seine Herrlichkeit und seine Eigenschaften am deutlichsten geoffenbart sind. Als solches ist er der erhabendste und heiligste Ort des Universums.
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Frage 4: Handelt es sich beim Himmel folglich um einen Ort?
Antwort: Ja, die leibliche Gestalt Henochs, Elias und insbesondere unseres Herrn, die nun im Himmel sind, versichert uns, dass es sich beim Himmel um einen physischen Ort handelt (1Mose 5,21-24; 2Kön 2,10-18; Lk 24,36-43; Joh 19,40-20,17; Apg 1,1-11; Hebr 12,24). Was ist damit gemeint, dass der Himmel ein Ort ist? Der Himmel ist ganz einfach ein Ort mit räumlichen Dimensionen. Er benötigt Platz. Es handelt sich um einen echten Ort wie Berlin, London, Manila oder NewYork. Wie lässt sich dies beweisen? Die beste Möglichkeit zu beweisen, dass der Himmel ein Ort ist, der Raum einnimmt, besteht darin, dass man beweist, dass es dort Dinge gibt, die Platz benötigen. Dies wird durch die Tatsache belegt, dass Henoch, Elia und unser Herr in leiblicher Gestalt im Himmel sind (1Mose 5,21-24; 2Kön 2,10-18). Die biblischen Belege für die leibliche Anwesenheit unseres Herrn sind natürlich noch wichtiger und zahlreicher (Lk 24,36-43; Joh 19,40-20,17; Apg 1,3-4.9-12; 3,21; Hebr 2,14-18; 4,14-15; 6,20; 8,1; 9,24; 12,22-24).
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Frage 5: Gibt es im Himmel Zeit?
Antwort: Ja, da nur Gott über die Zeit erhaben ist, erfahren die erschaffenen Wesen, die im Himmel wohnen, nicht nur Einschränkungen hinsichtlich des Raumes, sondern auch der Zeit (Eph 1,20; 2,7; 1Tim 1,17; Offb 6,11; 20,4-6). Da Gott seinem Wesen nach unendlich, ewig und unwandelbar ist (vgl. Kapitel 2,1), ist er den Einschränkungen von Zeit und Raum nicht unterworfen. Nach 1. Timotheus 1,17 ist er nicht der Zeit unterworfen, sondern der „König der Zeitalter“. Durch den Einfluss der griechischen, insbesondere der platonischen Philosophie und gegen jegliche biblische Grundlage, wurde diese Eigenschaft Gottes häufig auf den Himmel und seine Bewohner übertragen. Dass es im Himmel jedoch Zeit gibt, beweisen verschiedene Überlegungen.
1. Da nur Gott über die Zeit erhaben ist, besteht die einzige Möglichkeit, durch die ein Geschöpf der Zeit entkommen kann, darin, dass sie vergöttlicht wird. Die Bibel lehrt dies jedoch an keiner Stelle. Dies ist eine äußerst schändliche Häresie. Wie auch immer der Ausdruck zu verstehen sein mag, dass jemand „in die Ewigkeit eingeht“ — es kann nicht bedeuten, dass wir in gleicher Weise wie Gott ewig sein werden.
2. Die Bibel lehrt ganz deutlich, dass die Seelen der Gerechten im Himmel der Zeit unterworfen sind (Offb 6,11). Kennzeichnet nicht gerade Christi Himmelfahrt eine neue Ära, Epoche oder Zeit in der Geschichte des Himmels?
3. Im Stand der Ewigkeit gibt es Zeit. Dieser Stand heißt Zeitalter oder kommendes Zeitalter (Mk 10,30; Lk 20,34-35; Eph 1,21; 2,7). Dieses Wort bedeutet so viel wie „Welt-Alter“ und weist tatsächlich darauf hin, dass der Stand der Ewigkeit sowohl eine räumliche als auch eine zeitliche Ausdehnung besitzt. Da man landläufig annimmt, dass sowohl der Stand im Himmel als auch der Stand in der Ewigkeit zeitlos seien, kann man daraus, dass der Stand der Ewigkeit nicht zeitlos ist, entnehmen, dass auch der Himmel nicht zeitlos ist.
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4. Die Vorstellung, dass es im Himmel oder im Stand der Ewigkeit keine Zeit gibt, versucht man oft durch den Hinweis auf Offenbarung 10,6 zu belegen, wo es heißt: „Es soll hinfort keine Zeit mehr sein“ (LÜ; vgl. BRUNS; EIN; RSCH). Eine hinlängliche Widerlegung hierfür findet sich in der Tatsache, dass viele Bibelübersetzungen (vgl. ELB; RELB; GN; GNB; HA; MENGE; NGÜ) und einschlägige griechische Wörterbücher diesen Ausdruck so verstehen, dass die Ausführung von Gottes Absicht nicht länger hinausgezögert werden soll. All dies verdeutlicht uns diesen einen wichtigen Punkt: die Realität der himmlischen Herrlichkeit. Nach dem Sündenfall vertrieb Gott den Menschen aus seiner besonderen Gegenwart. Seit dem Sündenfall nahte Jahwe sich den Menschen nur äußerst selten und offenbarte ihnen nur sehr selten seine Gegenwart in äußerlicher und sichtbarer Weise. Wir sind ein Volk im Exil. Selbst Christen müssen im Glauben und nicht im Schauen wandeln, auf Hoffnung hin und nicht von den vorhandenen Gegebenheiten her bestimmt leben. Christen haben sich außerdem vom Himmel oft solch nebulöse und unwahrscheinliche Vorstellungen gemacht, dass er für sie weitestgehend jeglichen Bezug zur Wirklichkeit verloren hat. Er ist für sie eine ideale, geistliche Welt der zeit- und raumlosen Existenz. Man stellt sich die zeitlose Ewigkeit möglicherweise so vor, dass sie mit lebendigen Statuen gefüllt sei, die sich niemals bewegen und für immer in einer Haltung der Ehrerbietung verharren. Alternativ stellt man sich den Himmel vielleicht als etwas vor, was außerhalb des wirklichen Raumes existiert, als eine wolkige, idealistische, unfassbare und geistliche Seinsweise. Wie befreiend ist es, wenn man solche Vorstellungen zu Gunsten der realistischen Sichtweise der Bibel aufgibt! In Wirklichkeit ist der Himmel ein Ort, an dem Menschen mit Körpern leben: Henoch, Elia und unser Herr. Wenn Sie dort wären, könnten Sie Ihren Erlöser sehen und anfassen.
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