Andachten zum Buch der Richter

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Joschie
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Andachten zum Buch der Richter

Beitrag von Joschie »

A.Christlieb Nach dem Tod Josuas fragten die Kinder Israel den Herrn. Richter 1, 1

Josua, der treue Gottesknecht war entschlafen. Israel steht da ohne Führung. Eine kritische Lage. Man war gewohnt gewesen, mit allen Anliegen zu Josua zu kommen. Wohl waren Älteste vorhanden, aber keiner von ihnen war überragend begabt, so daß er Josuas Nachfolger hätte werden können. Da hat Israel als Volk von sich aus das rechte Verhalten gefunden. Wir lesen: ,,Nach dem Tod Josuas fragten die Kinder Israel den Herrn." - Und wir? Was wollen wir tun, wenn wir unseren treuesten Ratgeber, den gottgeschenkten Leiter unserer irdischen Welt, Vater oder Mutter, Mann oder Frau verloren haben? Israel kann es uns lehren: Unsern allerbesten und allertreusten Ratgeber, unsern stärksten und sichersten Halt haben wir nicht verloren. Wir dürfen tun wie Israel. Wir gehen in unser Kämmerlein und handeln nach Psalm 62, 9: ,,Hoffet auf Gott allezeit, liebe Leute, schüttet euer Herz vor ihm aus!" - Vorbildlich sei für uns auch der Umstand, daß Israel sogleich das noch unvollendete Werk Josuas fortsetzt. Er hatte Kanaan erobert und auf Gottes Befehl die in greulichen Sünden verderbten Kanaaniterstämme ausgerottet. Diese Aufgabe war aber noch nicht vollendet. In den Gründen und auf den Höhen des Gebirges lebten noch starke Verbände götzendienerischer Heiden, die Israel gefährlich werden konnten. Israels erste Tat nach Josuas Tod war nun, Josuas Werk weiterzuführen. - Sind treue Gottesmenschen von uns geschieden, dann ehren wir sie am besten, wenn wir nicht nur ihre Gräber schmücken, sondern das von ihnen begonnene Werk treu weiterführen. - Um diese Aufgaben besser erfüllen zu können, schlossen die Stämme Israels sich zu gemeinsamem Kampf zusammen. - Hier liegt ein dritter Hinweis, wie man beim Sterben treuer Gottesmenschen sich verhalten soll: Fester Zusammenschluß, daß einer dem andern helfe, Sieg und gottgesetztes Ziel zu ererben.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Shalom
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Ch.Spurgeon

"Nach dem Tode Josuas fragten die Kinder Israel den Herrn und sprachen: Wer von uns soll zuerst ausziehen, den Krieg gegen die Kanaaniter zu beginnen?" Richter 1,1



Wir deuten oft Kanaan als ein Bild des Himmels und den Jordan, durch den Israel zog, als ein Symbol des Todes. Das ist poetisch und mag auch sehr lehrreich sein; aber wenn wir die Sache einer sorgfältigen Erwägung unterziehen, sehen wir noch mehr. Wenn das Neue Testament das Alte auslegen soll, dann ist noch etwas anderes in dem Land, in dem Milch und Honig fließen, zu sehen. "Wir, die wir glauben, gehen ein in die Ruhe." Das heißt, alle, die an Christus glauben, sind schon über den Jordan gegangen und in die verheißene Ruhe gekommen. Sie leben unter der Herrschaft des Christus innerhalb der Grenzen seines Reiches, und alles, was Gott ihnen verheißen hat, gehört ihnen.

Dieses Bild stellt den gereiften Gläubigen dar, der durch den ersten Wüstenabschnitt seines Lebens hindurchgegangen ist und nun einen Stand erreicht hat, in dem er sich seiner geistlichen Vorrechte wirklich erfreut und sich mit Christus in die himmlischen Örter versetzt weiß. Für ihn ist indessen der Stand hoher Vorrechte kein Stand ungestörter Ruhe, im Gegenteil. Er führt einen beständigen Krieg "wider die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Regionen" (Epheser 6,12). Die Kanaaniter müssen vertrieben werden: unsere natürlichen Neigungen und Verdorbenheiten, unsere sündigen Gewohnheiten und Lüste, der Hang und Trieb unseres Geistes zum Bösen. Was Josua nicht tun konnte, wird unser Herr Jesus vollständig ausführen.

Die Aufgabe Israels war, die verurteilten Völker, die im Besitz des Landes waren, auszutreiben und vollständig auszurotten. Josua, der heldenmütige Anführer, lebte nicht mehr. Wer sollte nun die Führung haben? Die Macht der Kanaaniter wurde zu seiner Zeit gebrochen, aber als er tot war, begannen die alten Völker wieder aufzuleben.

So erfahren auch wir oft, daß unsere Sünden, die wir schon tot glaubten, plötzlich neuen Mut fassen und versuchen, ihre Herrschaft wieder aufzurichten.

Shalom
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A.Christlieb

Juda sprach zu Simeon: Ziehe mit mir und laß uns wider die Kanaaniter streiten. Richter 1, 3


Ein bedeutsames Vorbild. Auf Gottes Befehl hin soll Juda den Ausrottungskampf gegen die besiegten Kanaaniter beginnen. Juda fühlt sich allein zu schwach. Er tritt an Simeon heran, und erbittet sich dessen Mithilfe. Das ist für unseren Kampf gegen die Sünde ein wichtiger Hinweis. Es gibt Seelen, die sich im einsamen, nutzlosen Kampf mit der Sünde vor Gram fast verzehren. Es ist höchste Zeit, daß sie einen Mitkämpfer und Mitbeter suchen, dem sie das Herz ausschütten können. Juda hat sich den Simeon ausgesucht. Er stand ihm innerlich wohl am nächsten. Ist es nicht so, daß allenthalben Menschen Freundschaftsbündnisse schließen bei geschäftlichen und politischen Unternehmungen? Wieviel mehr sollten wir Gotteskinder das tun, wo in unseren Reihen sich doch Bruderliebe und Treue finden? Der Herr Jesus hat gesagt: ,,Wo zwei unter euch eins werden, worum es ist, daß sie bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel" (Matth. 18, 19). Und Jakobus sagt: ,,Bekenne einer dem andern seine Sünden" (5, 16). Wie Juda dem Simeon sagte: ,,Ich kann die unheimlichen Mächte in den Gründen allein nicht überwinden", so dürfen auch wir vor einem von uns erwählten, vertrauenswürdigen Bruder ehrlich bekennen: ,,Hier fehlt es mir an Kraft zum Sieg." Wenn man ehrlich eingesteht, wo der Feind noch übermächtig ist, wo man gemeinsam die Knie beugt und den Kampf aufnimmt, da erlebt man in herrlichster Weise, was Psalm 133 sagt: ,,Siehe, wie fein und lieblich ist es, daß Brüder einträchtig beieinander wohnen, denn daselbst verheißt der Herr Segen und Leben immer und ewiglich!" Im treuen Gehorsam gegen unseren Herrn im Himmel wollen wir den heiligen Kampf führen gegen die Kanaaniterreste in unseren Herzen und einander in Liebe und Fürbitte beistehen, bis wir den gottgewollten Sieg erlangt haben.

Shalom
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A.Christlieb

Juda konnte die Kanaaniter in den Gründen nicht vertreiben darum, daß sie eiserne Wagen hatten. Richter 1, 19


Kanaan lag erobert zu den Füßen Israels. Man hatte ein herrliches Siegesfest gefeiert. Aber - in etlichen Gebirgsgegenden und Talgründen hausten noch Kanaaniterreste, an welche sich Juda nicht heranwagte, denn - sie hatten eiserne Wagen. Wir kennen sie schon, diese Mordinstrumente, an deren Speichen bei der Umdrehung der Räder weit hinausragende Sichelmesser mit herumgingen und rechts wie links die Menschen hinmähten. Josua hatte (Kap. 17) von Israel nicht verlangt, daß Israel ohne Rücksicht auf eigene Verluste die Kanaaniterreste sofort ausrotte. Wohl aber bestand er darauf, daß Israel mit diesen Stämmen im Kriegszustand bliebe und niemals Bündnisse oder gar Eheschließungen mit ihnen einginge. Wenn das geschähe, würden die Kanaaniter ihnen ,,zu Stricken und Netzen, zu Geißeln in den Seiten und Stacheln in den Augen" werden. - Ähnliches erleben wir als Christen. Wohl hat der Löwe aus Juda den entscheidenden Sieg über uns gewonnen. Aber in den tiefsten Herzensgründen stecken noch Kanaaniter, daß man darob weinen möchte: tief eingewurzelte Lieblingssünden, Eigenliebe, Unreinigkeit, Geldliebe, Genußsucht, Ehrsucht. Da gilt es für uns, nicht mit diesen Dingen zu liebäugeln, keine freundschaftlichen Beziehungen zu unterhalten, vielmehr im Kriegszustand zu verharren! Nie vergesse ich, wie ich unter den Briefen meines Vaters *) das demütige Bekenntnis eines gesegneten Predigers las, der einen sittlichen Fall getan und sein Amt hatte niederlegen müssen. Er schilderte, wie diese Sünde in seinen Gedanken länger gewohnt habe, und daß er nie geahnt habe, wie die Sünde einen plötzlich mit solcher Wucht überfallen könne. Drum beten wir: ,,Herr, habe acht auf mich und laß mich ritterlich den Kampf bestehen, wenn Satan, Sünd und Welt mich stürmend überfällt, nicht übergehen." *) Prof. Christlieb in Bonn

Shalom
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Ch.Spurgeon

"Und der Herr war mit Juda, so daß er das Gebirge eroberte; aber die Bewohner der Ebene vermochte er nicht zu vertreiben; denn sie hatten eiserne Wagen." Richter 1,19



Die Männer Judas konnten die Einwohner des Gebirges austreiben; aber sie vermochten nicht, die Einwohner des Tales auszutreiben, weil sie eiserne Wagen hatten. Soweit ihr Glaube ging, soweit ging Gott mit ihnen, und sie konnten alles und jedes tun. Aber als sie verzagt überlegten, sie könnten die Einwohner der weiten Täler nicht austreiben, gelang es ihnen auch nicht. Sie waren bange vor diesen Wagen, die zwischen den Felgen Stangen hatten, in denen Lanzen befestigt waren, die sich ihren Weg durch die Krieger hindurchschnitten und bei denen die Achsen der Räder mit großen Sicheln versehen waren. Die Erfindungen waren neu und verursachten einen panischen Schrecken. Deshalb verloren die Männer Judas ihren Glauben an Gott und wurden feige. Wenn sie an Gott geglaubt hätten und in seinem Namen vorwärtsgegangen wären, würden die Rosse bald geflohen sein. So taten sie es wirklich, als Gott seinem Volk Glauben gab. Aber ihr Glaube war unvollkommen. Sie behielten zuviel Selbstvertrauen. Hätten sie ihr Vertrauen auf Gott allein gesetzt, wären diese eisernen Wagen nur Nullen in ihren Berechnungen gewesen. Eiserne, feurige Wagen vermögen durchaus nichts gegen einen allmächtigen Gott. Sie dachten offensichtlich, daß in ihnen etwas sei. Ihre Macht ging soweit, daß sie die Männer des Gebirges schlagen konnten, aber nicht soweit, die Kavallerie in der offenen Ebene anzugreifen, wo Raum war, sich hierhin und dahin zu wenden.

Nun, dies ist eure und meine Schwachheit. Wir nehmen stillschweigend an, daß uns Gott bis zu einem gewissen Punkt helfen kann. Heißt das nicht, daß wir uns selbst bis zu diesem Punkt helfen können? Wenn dieser Glaube näher erklärt wird, so birgt er ein gewisses Maß von Selbstvertrauen in sich. Und dem Selbstvertrauen ist das Mißtrauen Gott gegenüber am nächsten verwandt. Oh, daß wir einen Glauben hätten, der alle Verheißungen annimmt und erwartet, daß Gott sie erfüllen wird.

Shalom
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A.Christlieb

Aber die Kinder Benjamin vertrieben die Jebusiter nicht. Richter 1, 21


Eine betrübliche Feststellung. Sie wird auch gemacht bei den Kindern Manasse, Sebulon, Asser, Naphtali und Dan. Ganz genau berichtet Gottes Wort über Sieg und Niederlage des Volkes Gottes. Wenn das schon im Alten Bund so war, wieviel mehr wird in den Büchern Gottes genau vermerkt, ob die Streiter Jesu Christi Herr werden über ihre Feinde oder nicht. Erfreulich ist, daß bei Dan erwähnt wird, wie dieser Stamm in Kampfesstellung gegenüber den Kanaanitern bleibt. Aber wie wehmütig ist die Feststellung, daß Dan zurückgeschlagen und aufs Gebirge hinaufgedrängt wird. So kann es uns auch ergehen im Kampf mit der Sünde, wenn wir nicht wachsam sind. Wenn wir nicht anhalten mit Bitten und Flehen, dann können alte Sündenmächte, die man längst für überwunden hielt, ihr Haupt wieder emporheben und uns schwere Niederlagen beibringen. Von Timotheus heißt es ,,...auf daß dein Zunehmen in allen Dingen offenbar werde." Wo aber der Weg des Stammes Dan gewählt wird, da wird der Rückgang und der Rückfall offenbar. In manchen Christenherzen sitzt die Liebe zum Geld, zur Fleischeslust, zum zornigen Dreinfahren so fest und zäh, daß man die ungebrochene Macht dieser Sünden bald gewahr wird. Man braucht etwa nur eine alte Geldschuld anzufordern, und im Mienenspiel wie in der Sprache entsteht eine große Aufregung. Ähnliches erlebt man bei den anderen Sünden. Das muß aber nicht so bleiben. Josua ist gestorben. Er konnte den Kindern Israel nicht mehr helfen. Unser Herr Jesus lebt! Er ist der nie überwindbare Siegesheld. Wir brauchen dem Heiland nur zu zeigen, wo in den Gründen unseres Herzens die Kanaaniter noch verborgen sitzen. Wir können sie angreifen mit dem Belagerungswerkzeug des unablässigen Gebetes. Dann werden wir erleben die Wahrheit des Wortes: ,,Jesus ist Sieger."

Shalom
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S.Keller Richter 1, 32:

«... denn sie vertrieben sie nicht.»


Verschiedene Stämme Israels hatten die Kananiter nicht ganz vertrieben, die in ihren Stammesgrenzen lebten. Es war für den Augenblick bequemer; aber es rächte sich später. Das gab nicht nur eine stete Versuchung zum Götzendienst für die Nachkommen, sondern auch Gelegenheiten zur Vermischung mit ihnen. Prüfe einmal nach, was für solche alte, böse Kanaaniter in deinem Herzen wohnen geblieben sind! Hättest du sie einst nach deiner Bekehrung gleich vertrieben, wäre es besser und leichter gegangen. Da ist unsere empfindliche Eitelkeit, unsere gereizte Ungeduld, unsere stolze Rechthaberei - lauter alte Kanaaniter. Das siehst du, wenn man deine Meinung nicht teilt oder dir gar widerspricht. Dann nimmst du den Schild hervor, darauf steht: "Eifer für die Wahrheit", und das Schwert deiner Eigenliebe, und der Kampf gegen deine Nächsten geht los - nicht gegen die Kanaaniter! Im Gegenteil, die werden so treu geschützt und verteidigt. Bei manchem gläubigen Vater in Christo war das das letzte Stück des alten Wesens, das erst nach schmerzlichen Demütigungen als Feind erkannt und zusammengehauen ward. Wenn wir doch mit all solchen Kanaanitern schon aufgeräumt und den Sieg behalten hätten.

Du weißt, Herr Jesu, wie es damit bei uns steht. Zeige uns unsere Feinde, wie du sie ansiehst, und dann hilf uns zur Austreibung der Kananiter aus unsern Herzen und Häusern durch deine Kraft. Erbarme dich unser, o Jesu! Amen

Shalom
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A.Christlieb

Wie ich getan habe, also hat Gott mir vergolten. Richter 1, 7


Adoni-Besek.
Wer kennt den Mann und seine Geschichte? Kaum einer. Sie ist aber sehr ergreifend. Adoni-Besek war einer der erfolgreichsten Kanaaniterkönige. Siebzig Kriegszüge gegen die Nachbarfürsten hatte er unternommen, und alle siebzig siegreich beendet. Auf seinen Befehl war aber das Leben der feindlichen Fürsten stets geschont worden. Doch nicht etwa aus Edelmut oder Barmherzigkeit. Wenn die gefangenen Fürsten vor ihm standen, dann ließ er ihnen - oder tat er es eigenhändig? - die Daumen und großen Zehen abhacken! Und nicht genug damit. Er hatte, wie später Napoleon, seine Freude daran, unterworfene Fürsten um sich zu haben und sich an ihrer Demütigung zu weiden. Adoni-Besek ließ die Könige wie Hunde unter seinem Tisch die Brocken auflesen, die er den von Hunger Gequälten hinwarf. Und was mögen diese bedauernswerten Männer an demütigenden Hohnworten noch haben schlucken müssen! - Weithin im Land sprach man davon. Nun rückte Israels Heer heran. Adoni-Besek, siegesgewohnt, greift zu den Waffen. Siebzig Feldzüge hat er gewonnen. Den einundsiebzigsten aber - verliert er! Vers 6 lesen wir: ,,Und Adoni-Besek floh", wohl zum erstenmal in seinem Leben. Man jagt ihm nach, man ergreift ihn. Und nun ergeht über ihn die gerechte Strafe: ,,Auge um Auge, Zahn um Zahn!" Man haut ihm beide Daumen und beide großen Zehen ab. - Doch nun folgt etwas Überraschendes. Adoni-Besek jammert nicht in seinem Schmerz, sondern ruft: ,,Siebzig Könige mit abgehauenen Daumen ihrer Hände und Füße lasen auf unter meinem Tisch. Wie ich nun getan habe, so hat mir Gott wiedervergolten." Vers 7. - Was wird es erst in der Ewigkeit geben, wenn sich das furchtbar ernste Wort des Herrn Jesu erfüllt: ,,Mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden"! Adoni-Besek! Ein göttliches Strafgericht!

Shalom
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A.Christlieb

Das Volk hob seine Stimme auf und weinte. Richter 2, 4


Am Schluß des ersten Kapitels im Richterbuch wird immer wieder hervorgehoben: ,,Israel machte die Kanaaniter zinsbar, aber - vertrieb sie nicht." Und dabei hatte Gott mit solchem Ernst Israel befohlen, die Heiden mit ihrem greulichen Götzendienst und lasterhaften Leben gänzlich auszurotten, weil sie sonst Israel leicht verführen könnten. Da hat es sich eines Tages ereignet, daß Gott einen Engel sandte, der das Volk zusammenrief und ihm eine erschütternde Bußpredigt hielt. Dieselbe war nur ganz kurz. Jedes Kind konnte sie begreifen. Aber sie hatte die zerschmetternde Kraft des Blitzstrahles und erschütterte die Menschen wie rollender Donner: Der Engel drohte dem Volk schweres Gericht an, wenn es Gottes Befehl nicht treu erfüllen würde. - Die Wirkung war ungeheuer. Tränen flossen in solchen Strömen, daß der Ort von da an Bochim, d. h. Tränental hieß. Ja mehr! Das Volk tat Buße. Es gab derselben Ausdruck in einem Opferfest zu Ehren Gottes, bei dem ungezählte Tiere dargebracht wurden. Aber - die Buße war nicht bis in die Herzwurzel gegangen. Sechs Verse später heißt es bereits: ,,Die Kinder Israel taten übel vor dem Herrn und dienten dem Baalim. Da ergrimmte der Zorn des Herrn über Israel und gab sie in die Hand der Räuber" (V. 14). - Und wir? Haben wir nicht einen Prediger, vom Himmel gesandt, der weit nachdrücklicher Zeugnis ablegt als der Engel bei Bochim? Redet nicht Gott selber, der Heilige Geist, durch das Wort der Heiligen Schrift zu uns? Greift er uns nicht ans innerste Herz durch das Zeugnis vom Kreuz? Hat er nicht seit 1914 mit Donnergewalt gedroht und gestraft? Sind nicht Ströme von Tränen geflossen bei denen, die bis ins Herz getroffen wurden? Uns hilft aber nicht schnell trocknender Tränenstrom, sondern allein der Gehorsam gegen Gottes Wort.

Shalom
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Ch.Spurgeon

"Da nun der Engel des Herrn solche Worte zu allen Kindern Israel redete, erhob das Volk seine Stimme und weinte." Richter 2,4



Wie hoffnungsvoll! Sie alle waren aufmerksame Hörer. Es war nicht einer da, der seine Augen umherschweifen ließ oder die scharfen Worte vergaß, die gesprochen wurden. Alle schienen ihre Ohren weit aufzutun, um die göttliche Ermahnung aufzunehmen. Dort standen sie vor dem Herrn, erstaunt und verwirrt, während der Engel seine ernste Botschaft ausrichtete und dann zu dem zurückkehrte, der ihn gesandt hatte. Diese Israeliten hörten die Warnung und nahmen die Wahrheit in sich auf. Sie waren aufmerksame Hörer, und jeder würde gesagt haben: "Gelobt sei Gott! Diese Predigt hat ein großes Werk getan." In der ganzen Versammlung war nicht einer, der lachte; nicht einer, der gleichgültig war; nicht einer, der die Botschaft verhöhnte und verachtete, sondern nach diesem Text erhoben alle ihre Stimme und weinten. Ein Gefühl der Bedrückung lag auf ihnen. Ihre Seelen waren tief betrübt; sie drückten ihren Schmerz in einem bitteren Schrei aus, und mittlerweile flossen ihre Tränen, so daß wir denken würden: Das ist verheißungsvoll!

Diese Menschen waren auch bekennende Hörer; denn sobald dieser Gottesdienst vorüber war, "opferten sie daselbst dem Herrn". Sie bekannten sich als des Herrn Knechte, nahmen das Opfer, welches er bestimmt, und opferten für ihre Sünden. Sie alle waren Verehrer des Höchsten und aufrichtig bußfertig.

Nun, liebe Freunde, alles dies sieht sehr hoffnungsvoll aus, weil wir dieses Ergebnis erwarten, wenn Gott das Gesetz dem Gewissen des Menschen vorstellt. Wenn einem Menschen seine Sünde vorgestellt wird, sollte er dann nicht weinen? Hoffnung glänzt in jeder Träne. Oh, daß die Menschen anständig genug wären, ihre Übertretungen zu beweinen. Mich wundert, daß einige von euch ihre Bibel mit trockenen Augen lesen können. Es ist nicht zu verwundern, daß die Leute schreien und weinen; ein Wunder ist, daß nicht jeder Ort, an dem das Gesetz und das Evangelium verkündigt werden, ein "Bochim", ein Ort des Weinens, ist.

Shalom
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Ch.Spurgeon

"Da nun der Engel des Herrn solche Worte zu allen Kindern Israel redete, erhob das Volk seine Stimme und weinte." Richter 2,4



Nun möchte ich euch die andere Seite zeigen, und ihr werdet feststellen, daß nichts Beständiges in den Wasserfluten Bochims war. Diese Leute wurden durch die Predigt des Engels zum Weinen gebracht; und wir dürfen uns durch ihr Weinen nicht täuschen lassen. Ich vermute, daß ihre Klagen und Tränen ebenso durch die Person des Predigers als durch irgend etwas anderes hervorgerufen werden konnte. Es war der Engel des Herrn, und wer würde in seiner Gegenwart nicht bewegt werden? Einige predigen so, daß es fast unmöglich ist, dabei unempfindlich zu bleiben. Sie verfügen über eine solche Ausstrahlungskraft oder einen so gewaltig hervortretenden Ernst, daß es eine ganz natürliche Folge ist, wenn die Gefühle des Hörers gerührt werden. Aber eine zeitliche Ursache kann nicht eine ewige Veränderung hervorbringen. Ihr müßt von neuem geboren werden - "nicht aus dem Geblüt, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott". Es mag ein großer Segen für euch sein, einen eindringlichen Prediger zu hören, aber wenn ihr euch auch nur ein wenig auf ihn verläßt, wird es schädlich für euch sein.

Weiter fürchte ich, daß die Buße dieser Leute sehr viel mit ihrer natürlichen Weichheit zu tun hatte. Ich liebe den starken Mann, der innerlich weint und sparsam mit dem äußeren Regenschauer ist. Ich kenne wahrhaft weichherzige Männer, die keine Träne vergießen können, wenn es ihr Leben gilt, aber einen viel tieferen Schmerz fühlen als die, deren Kummer oberflächlich und wässrig ist. Einige haben eine natürliche Weichheit, die das Erreichen geistlicher Empfindsamkeit verhindert. Diese Bereitwilligkeit zu weinen, diese Bereitschaft, das Wort mit Freuden aufzunehmen, sofort in den Glauben hineinzuspringen, mag vielleicht nichts als geistliche Schwäche sein. Einige Menschen weinen überreichlich, weil sie Trunkenbolde gewesen sind. Das ist eine elende Sache. Ein Gramm Glauben ist besser als eine Tonne Tränen. Ein Tropfen echter Buße ist köstlicher als ein Strom von Tränen.

Shalom
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Ch.Spurgeon

"Da nun der Engel des Herrn solche Worte zu allen Kindern Israel redete, erhob das Volk seine Stimme und weinte." Richter 2,4



Ich fürchte, daß diese Israeliten nicht weinten, weil sie gesündigt hatten, sondern weil Gott gesagt hatte, daß er die Kanaaniter nicht mehr vor ihnen austreiben wollte. Jeder Mörder bereut unter dem Galgen; das heißt, er bereut, daß er gehenkt wird; aber er bereut nicht, daß er andere Leute getötet hat. Wir sollten klar zwischen dem natürlichen Erschrecken, das durch eine lebendige Beschreibung des zukünftigen Zorns hervorgerufen wird, und jener wirklichen, geistlichen Berührung Gottes, die das Herz bricht und es dann verwandelt, unterscheiden. Diese Leute täuschten sich über die Tiefe und Aufrichtigkeit ihrer eigenen Gefühle. Ohne Zweifel hielten sie sich für auserlesene Bußfertige, aber sie waren nur zitternde Feiglinge, die unter Eindrücken litten, die ebenso unnütz wie vorübergehend waren.

Diese Israeliten wurden durch Weinen nicht besser, denn sonst hätten sie ausgerufen: "Kommt, Brüder, greift zu den Schwertern! Laßt uns hingehen, um mit den Hevitern und den Hetitern zu streiten, ihre Altäre niederzureißen und ihre Götzenbilder und ihre Haine zu zerstören!" Nein, sie ließen das Schwert in der Scheide und schlossen mit den verurteilten Völkern Verträge. Sie bekannten und beklagten wahrscheinlich ihre eigene Lauheit und gingen soweit zu sagen: "Es ist traurig, daß wir so hartnäckig sind. Es ist wirklich eine schreckliche Sache."

Ich hörte jemand sagen: "Es ist furchtbar, ein Sklave des Weinbechers zu sein; ich wünschte, ich hätte ihn nie geschmeckt." Ach, er war am nächsten Tag wieder betrunken. Wenn ihr die Sünde bereut, dann nieder mit der Sünde! Wenn die Buße von Herzen kommt, dann ist sie sehr praktisch. Wenn sich einer wahrhaft zu Gott bekehrt, so kehrt er sich von der Sünde weg. Wenn Satan wirklich aus einem Menschen ausgetrieben wird, fegt der Befreite sein Haus und reinigt sich von dem Schmutz, den er früher beherbergt hat. Errettung liegt nicht im Fühlen, sondern im Glauben. Errettung liegt nicht im Weinen, sondern im Vertrauen auf Christus. "Zerreißt eure Herzen und nicht eure Kleider!"

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A.Christlieb

Dies sind die Heiden, die der Herr bleiben ließ, auf daß er durch sie Israel versuchte, und daß die Kinder Israel streiten lernten - nämlich alle Kanaaniter, die am Berg Libanon wohnten; dieselben blieben, Israel zu versuchen, daß kund würde, ob sie den Geboten des Herrn gehorchten. Richter 3, 1-4



Die folgenden Betrachtungen enthalten die Hauptgedanken einer Reihe von Bibelstunden, welche die Bedeutung der Kämpfe Israels mit den Kanaaniterresten ins rechte Licht rücken sollten: 2.Mose 23,23 5.Mose 7,22 5.Mose 7,2 Jos.23,13 5.Mose 7,5 2.Mos.23,20 Jos.17,18. Diese Kämpfe haben eine sinnbildliche Bedeutung für die Kämpfe eines Christen im Leben der Heiligung. Selbst solche Schriftausleger, welche der gleichnisartigen Auslegung der Heiligen Schrift ganz ablehnend gegenüberstehen, können an dieser Stelle nicht umhin, auf die Ähnlichkeit des Kampfes Israels mit dem Kampf ernster Christen gegen das tiefe Verderben im eigenen Herzensgrund hinzuweisen. Im Blick auf mein eigenes inneres Leben danke ich dem Herrn für die Freude, Ruhe und Klarheit, die mir das Studium dieser Bibelstellen für meine persönlichen Kämpfe mit der Sünde gebracht haben. Diesen Gewinn möchte ich auch anderen mitteilen, besonders solchen, denen die in uns wohnende Sünde noch manche Träne auspreßt. Wie schwer ist es zu begreifen, daß auch im Gnadenstande die Sünde mit ihrer unheimlichen Zähigkeit uns so viel zu schaffen macht. Ein doppelter Gebetswunsch begleitet diese Betrachtungen: Die aufrichtigen Kämpfer sollen den Weg finden heraus aus allem gesetzlichen Kampf gegen die Sünde, hinein in das Geheimnis des Glaubenskampfes. Laue und träge Kämpfer sollen etwas spüren von dem heiligen Ernst Gottes und seinen Absichten auf die Zurüstung seines erwählten Volkes. Es bleibt eines der tiefsten Geheimnisse des Neuen Testamentes, daß Gott alles tun und wirken muß, Wollen und Vollbringen, während der Mensch nichts vermag; und daß die Gläubigen doch all ihren Fleiß daran zu wenden haben, im Glauben Tugend darzureichen, wie Petrus (II, 1, 5) es sagt.

Shalom
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A.Christlieb

Die Kanaaniter blieben, auf daß kund würde, ob Israel den Geboten des Herrn gehorchte, und daß sie streiten lernten. Richter 3, 1-4


Wenn man besonders drückende Lasten zu tragen hat, wird einem alles schon leichter, wenn man weiß, warum einem das auferlegt ist. Den Israeliten ist es gewiß sehr peinlich gewesen, wenn sie in der Nähe eines Kanaaniterstammes wohnen mußten. Da haben sie aufgeatmet, wenn Gott ihnen sagen ließ: Das geschieht nicht, um euch zu quälen und zu beunruhigen. Ihr sollt nur geprüft werden, ob ihr Gott gehorcht und ob ihr tapfere Streiter seid. - Das gilt auch für unser inneres Leben. Gott stellt uns auf die Probe durch die in uns vorhandenen Sündenreste. Werden wir dem Herrn gehorchen, der befiehlt: ,,Hasset das Arge"?! Oder werden wir dem oberflächlichen Gerede verfallen, man könne im Gnadenstande ganz ruhig unter der Knechtschaft gewisser Sünden bleiben, Gott sei ja gnädig! - Da tun wir nicht mit! Wir wollen uns vor Gott prüfen und sprechen: Herr, es ist noch Sünde in mir, aber ich will von oben bis unten in der Feindschaft gegen dieselbe bleiben. Ich will mich nie falsch beruhigen, wenn ich eine Niederlage erlitten habe. Ich will dann nicht ruhen, bis ich durch Buße und Glauben wieder in die Siegerstellung und dir näher gekommen bin. - Israel sollte streiten lernen. Gott wollte sein Volk nicht untergehen lassen in der behaglichen Ruhe der Genußsucht und fauler Gemütlichkeit. Es sollte ein Volk wackerer Kämpfer werden. - Das gilt auch für uns im Blick auf unsere Zubereitung für die himmlische Herrlichkeit. Darum wollen wir nicht klagen über die Reste der Sünde in unserem Innern, sondern auf den Knien flehen um Kräfte zum Streiten und zum Überwinden. ,,Gott hebt, die mit ihm kämpfen allhier, zu immer größeren Siegen." (Blumhardt).

Shalom
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A.Christlieb

Ich will mit dir ziehen aber der Preis wird nicht dein sein auf dieser Reise. Richter 4, 9


Israel blieb Gott ungehorsam. Es rottete die Kanaaniter nicht aus. Da ließ Gott die unterworfenen Völker so erstarken, daß sie Israel unterjochten und die furchtbare Drohung 4. Mose 33, 55 sich erfüllte: ,,Sie werden zu Dornen werden in euren Augen und zu Stacheln in euren Seiten." Wenn dann Israel schrie, erweckte Gott ihnen einen ,,Heiland", einen Richter, d. h. einen Menschen, der Israel aufrichtete, ihm zurechthalf. Von einem solchen Mann erzählt Richter 4. Er hieß Barak und war ein Mann des Glaubens und des Gebets. Zu seiner Zeit wurde Israel geknechtet durch den Kanaaniterkönig Jabin, der einen besonders tüchtigen Feldherrn hatte, namens Sisera. 900 eiserne Streitwagen mit Sichelmessern machten sein Heer zu einer für Israel unüberwindlichen Macht. Da rief Gott den Barak auf, eine Streiterschar zu sammeln und das Joch Jabins abzuschütteln. Aber - Baraks Glaube reichte nicht hin, den Kampf aufzunehmen! Nun hatte Gott in Israel noch andere übrigbehalten, die ein Glaubens- und Gebetsleben führten. Sie versammelten sich um eine Prophetin namens Debora. Diese wackere Frau sandte Boten zu Barak und ließ ihm sagen: ,,Hat Gott dir nicht befohlen: ,,Geh hin, ich will Sisera in deine Hand geben?" Barak antwortete: ,,Nur wenn du mit mir ziehst, will ich gehen!" Es kam bei Barak etwas zum Vorschein, was auch uns öfter Not macht. Gottes klarer Befehl, sein Wort allein genügt uns nicht. Wir möchten noch Rückhalt und Schutz von Menschen haben, statt es auf Gottes Wort allein zu wagen. - Debora ist damals um der Sache willen mit in den Kampf gezogen. Gott gab Barak auch den Sieg über Sisera. Aber dem Barak wurde das schönste Blatt aus dem Siegeskranz herausgebrochen. - Daß doch unser Glaubens- und Gehorsamsleben allein auf dem Herrn und seinem Wort ruhte.

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