"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

Moderator: eddi

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Und sie wurden sehr betrübt und hoben an, ein jeglicher unter ihnen, und sagten zu ihm: Herr, bin ich's?
Matth. 26,22


Wo der wahrhaftige Glaube Jesu Christi ist, da klagt man sich an, dass man die Sünde liebt, und ist dennoch der Sünde von Herzen feind, so dass man es in der Ungerechtigkeit gar nicht aushalten kann. Die Ungerechtigkeit muss hinaus und Gott muss da sein mit seinem Frieden. Das behaltet aber: Verzweiflung, dass man sich den Tod gibt, weil man nicht bekommen kann, was man will, weil man sich nicht mehr als einen Heiligen behaupten kann, ist die grässlichste aller Sünden. Sollte man sich auch anklagen müssen: Ich habe die Sünde wider den heiligen Geist begangen, so ist eben diese Klage der Beweis, dass man sie nicht begangen; denn wer sie begeht, klagt über solche Sünde nicht.

Lasst uns den Glauben treiben, meine Geliebten, ein jeglicher in seinem Kreise, den Glauben und das Wort Gottes. Der Glaube bewahrt vor aller Sicherheit und Verzweiflung. Das Wort Gottes lehrt uns auf jedem Blatt diese Wahrheit: Die Schuld ist unser, den Rat Gottes zu unserer Seligkeit führen wir selbst aus in unserer Sünde, und wo wir denn mit unserer Ungerechtigkeit angelaufen sind, da offenbart sich Gottes Gerechtigkeit in dem Blute Jesu Christi, und wer will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.

O Lamm Gottes, unschuldig
am Stamm des Kreuzes geschlachtet,
allzeit erfunden geduldig,
wiewohl du warest verachtet.
All' Sünd hast du getragen,
sonst müssten wir verzagen,
erbarm' dich unser, o Jesu!
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Es war aber der Satanas gefahren in den Judas, genannt Ischarioth, der da war aus der Schar der Zwölf.
Luk. 22,3


Gott gegenüber ist der Mensch, um seine eigene Gerechtigkeit zu behaupten und seine Sünde übertüncht zu halten, ein Teufel, und er stößt lieber Throne und Fürsten um, zertritt lieber alle Gesetze, ja, wirft lieber Gott von seinem Stuhle, als dass er die Schuld bei sich selbst suchen würde. dass da der Satan in einen fährt, wenn ihm seine Schande am Ende aufgedeckt wird, das ist kein Wunder; denn er selbst ist es mit dem Satan eins geworden, um sich gegen Gott zu behaupten. Aber was auch der Satan einem ins Herz geworfen habe, es muss wohl bald aus dem Herzen hinaus, wenn der Mensch sich beugt unter Gottes Wort. Es muss hinaus, wenn er kommt mit Sünden, wenn er, selbst in dem schrecklichen Bewusstsein, dass er in seinem Herzen den Herrn, seinen Wohltäter, der liebenden Bestrafung wegen mit Füßen getreten hat, sich, so wie er ist, ein Teufel, trotz alles Sturms der eigenen Gerechtigkeit mit dem Herzen, ob auch schwer durchwundet, ausstreckt zu der Gnade; denn die Gnade hat eine Allgewalt auch gegen die Sünde des Hochverrats gegen Gott und seinen Gesalbten. Beugt man sich nicht unter das Wort der Gnade auf Leben und Tod, – komme ich um, so komme ich um, – so macht man's wie Judas. O ihr alle, die ihr der Welt und Ungerechtigkeit dient, dem Geiz, der Dieberei, der Eifer- und Ehrsucht, und wollet dabei gute Christen sein, ihr alle, die ihr euch heilig gebärdet und es wisset, dass doch Ungerechtigkeit in eurer Hand ist, lasset euch von eurem Mitmenschen Judas Ischarioth belehren, wie das Ende Verzweiflung ist, wenn man nicht mit Sünden und allem zu des Herrn Füßen sich hinwirft, um von der Sünde wahrlich frei zu sein. Wer den Segen nicht will, ererbt den Fluch.

Gib, Herr, Geduld,
vergiss die Schuld,
schaff' ein gehorsam Herze,
dass ich nur nicht,
wie's wohl geschicht,
mein Heil murrend verscherze.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Die Rechte des Herrn ist erhöht; die Rechte des Herrn behält den Sieg.
Psalm 118,16


Unser teurer Herr und Heiland hat diesen Psalm nicht gesungen, da er auferstand und gen Himmel fuhr, sondern da das schrecklichste Leiden ihm bevorstand, da er wusste, dass sein Jünger Judas ihn verraten, dass die Schar der Schriftgelehrten und Hohenpriester kommen und ihn gefangen nehmen würde, dass man ihn des Todes schuldig erklären würde, dass man ihn martern und an ein Kreuz schlagen würde. Seht, es geht um das Bekenntnis; es geht darum, solches von der Rechten Gottes zu bekennen, dass die Rechte Gottes also erhöht ist, dass sie den Sieg behält, auf dass, wenn alles uns in's Ohr raunt: Es ist aus mit dir und mit allen Verheißungen Gottes, du hast dir was eingebildet, höre auf mit deinem Gebet und Flehen, – auf dass ebenda die Seele dennoch bleibe bei der Wahrheit: Ob ich auch untergehe und es eine verlorene Sache bei mir ist, so ist es doch nicht eine verlorene Sache bei dem Herrn, und sein Wort und seine Treue liegen nie unten! Es hat der Herr Jesus Christus, unser teurer Heiland, da er seinem Leiden entgegenging, solches gesagt und gesungen, auf dass die Wahrheit und das Bekenntnis dieser Wahrheit bei all den Seinen, die er mit seinem Blut erkauft hat, bleibe. Und so geht es denn für die Seele darum, dabei zu bleiben in allem Schmerz, in aller Traurigkeit und Verzagtheit, dass sie es festhalte, dass Jesus Christus sich gesetzt hat zur Rechten der Majestät Gottes.

Des Herren Rechte die behält
den Sieg und ist erhöhet;
des Herren Rechte mächtig fällt,
was ihr entgegenstehet.
Tod, Teufel, Hölle, Welt und Sünd'
durch Christi Sieg gedämpfet sind,
ihr Zorn ist kraftlos worden.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen.
Psalm 118,17


Dieses, ich sterbe nicht, sondern ich werde leben und des Herrn Werke verkündigen, beginnt von dem Augenblicke an, da der Mensch von dem Herrn ergriffen, herumgeholt und bekehrt wird. Es sei nun, dass dies langsam und stille zugegangen ist und er von Jugend auf also geführt worden ist, dass er den Herrn kennen lernte, es sei, dass dies plötzlich und mit Gewalt geschehen ist, das ist gewiss, der Herr legt in die Herzen der Seinen hinein das Wort: Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werk verkündigen. Ist nun Sündennot da, ist auch Not des Todes vorhanden, donnert das Gesetz in's Herz hinein, so dass der Mensch sich verloren fühlt, er muss sterben, er verdammt sich selbst zur Hölle, ja, dann kann er sich selbst nicht trösten; aber eben da kommt dann der Herr und offenbart sich den Seinen mit seinem teuren Wort von Gnade, von Vergebung der Sünden, und wo die Seele des mehr oder weniger inne wird, dass sie Gnade gefunden hat bei Gott, da weiß sie auch, dass sie von dem ewigen Tod erlöst ist und der zeitliche Tod ihr nichts anhaben kann. Dann wird sie sagen, angesichts des Todes, so oft er droht: Ich sterbe nicht, sondern ich werde leben und des Herrn Werk verkündigen.

Das wiederholt sich oft im Leben; denn der Teufel hört nicht auf, die arme Seele mit allerlei Todesgestalt anzufechten, so dass aller Mut entweicht; aber der Herr ist herbei mit seinem Trost, so dass man sich den Mund nicht stopfen lässt. So führt diese Rechte des Herrn seine Heiligen zur Hölle, so dass sie ein Nichts werden und selbst keine Werke aufzuweisen haben, und führt sie wieder heraus, dass sie Gottes Werk verkündigen.

Ich sterbe nicht, ich werde leben
durch den, der mich erlöset hat;
ich will die Werke froh erheben,
die der Erbarmer für mich tat.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Da kam Jesus mit ihnen zu einem Hofe, der hieß Gethsemane, und sprach zu seinen Jüngern: Setzet euch hier, bis dass ich dorthin gehe und bete.
Matth. 26,36


Die Bäche des Todes kommen heran, die Angst der Hölle überfällt ihn; darum will er allein sein und seine Zuflucht bei dem Vater suchen, vor ihm sein Herz ausgießen in dem Gebet um Hilfe und um Errettung. Seine Jünger sollen aber in seiner Nähe bleiben; denn das richtet noch auf, wenn man liebende Gefährten in seiner Nähe weiß; aber in der Anfechtung hat man es mit seinem Gott allein auszumachen, der kann allein helfen und erretten. Das Schreckliche der Anfechtung, worin man sich befindet, kann kein anderer fühlen. – Woher ist es, dass wir, die den Herrn kennen, in der Stunde der Anfechtung, wenn sie auch noch so hoch kommt, eine Zuflucht zu dem Herrn haben? Woher, dass wir durch den heiligen Geist getrieben werden, um zu beten? Daher ist es, weil unser Herr an unserer Statt in den Tagen seines Fleisches Gebet und Flehen mit starkem Geschrei und Tränen geopfert hat zu ihm, der ihn von dem Tode erlösen konnte. Und dass wir allemal, es mag kommen, was da will, dennoch durchbrechen mit unsern Seufzern, woher kommt das? Er hat es dargestellt, er, unser teurer Heiland, durch seine Todesangst. Und das nicht allein: Was er seinen Jüngern gesagt hat: Setzet euch hier, bis dass ich dorthin gehe, das sagt er auch uns; denn von der eigentlichen Not hält er uns doch noch immerdar fern. Das ist seine Gnade, dass er für uns hat gehen und beten wollen, und hat dadurch das Ende aller unserer Not und Anfechtung dargestellt.

Ich wüsste nicht, wo ich vor Jammer bliebe;
denn wo ist solch ein Herz, wie deins, voll Liebe?
Du, du bist meine Zuversicht alleine,
sonst weiß ich keine.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Da sprach Jesus zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibet hier und wachet mit mir.
Matth. 26,38


Daraus ersehen wir, dass der Herr begehrt hat, seine lieben Jünger sollten ihn unterstützen und ihm helfen; denn er sagt nicht: Wachet, sondern: Wachet mit mir. So hat denn der Herr die Schwachheit seiner Jünger nicht verachtet; er ist auch in diesem Augenblick dessen nicht eingedenk, dass er zuvor gesagt: In dieser Nacht werdet ihr euch alle an mir ärgern. Wir sehen hier, wie er den Brüdern in allem hat gleich sein wollen. Er hat sich vor denselben nichts angemaßt. Er hat nicht gedacht: Was sollten die? Ich muss es allein tun. Er hat es gemacht wie alle, die in Anfechtung geraten; sie begehren der Brüder Beistand und Gebet bei allem, was sie durchzumachen haben. Er betrachtet sich und seine Jünger als in gleicher Gefahr. Der Herr spricht aber hier vom Wachen, d. i. dass sie leiblich nicht sollten schlafen und geistlich die Augen offen halten vor der Gefahr, worin sie schwebten; da würden sie denn von selbst wohl beten und auch dem Herrn zu Hilfe kommen, wenn ihn die Angst zu Boden drücken möchte. Aber nicht lange konnte der Herr es bei ihnen aushalten. Er riss sich von ihnen bei einem Steinwurf, kniete nieder, fiel zur Erde auf sein Angesicht und betete, dass, so es möglich wäre, die Stunde vorüberginge.

Wir liegen wohl alle in einer Art Gethsemane, und die meisten schlafen, lassen des Herrn Leiden des Herrn Leiden sein; selbst der Donner der Zeit schreckt viele nicht auf. Die Herzen empor! Seid wacker und betet, auf dass ihr würdig werden möget, zu entfliehen dem, das geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn.

Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld
der Welt und ihrer Kinder,
es geht und träget in Geduld
die Sünden aller Sünder;
es geht dahin, wird matt und krank,
ergibt sich auf die Würgebank,
entsaget allen Freuden;
es nimmt auf sich Schmach, Hohn und Spott,
Angst, Wunden, Striemen, Kreuz und Tod
und spricht: Ich will's gern leiden.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Da sprach Jesus zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibet hier und wachet mit mir.
Matth. 26,38


Er fühlte es, diese schreckliche Stunde war gekommen, dass er einem solchen Tode entgegenging. War es aber nicht die Folge unseres mutwilligen Ungehorsams, unseres Unglaubens, dass wir aus Gott, unserm Leben hinausgingen? Und wer sollte uns nun wieder zu Gott bringen, wo nicht der Mensch Christus Jesus? Wir konnten es nicht; denn wir waren verloren. Ein Engel, ein Geschöpf konnte es auch nicht; denn hier ging es um ein ewig gültiges Tun des Willens Gottes, und dies konnte nur im Gehorsam bestehen. Nur durch Glauben konnte Gott seine Ehre wieder bekommen, nur durch Glauben konnten wir wieder zu Gott gebracht werden. Und nun, um diesen Gehorsam Gott zu bringen, den Glauben Gott wieder zu bringen, war der Sohn Gottes gekommen in Knechtsgestalt, in Gleichheit von Fleisch, von Sünde (Römer 8,3), erfunden wie ein Mensch. Diesen Glauben, diesen Gehorsam, wie sollte er ihn Gott bringen, wo nicht durch ewigen Geist, wie denn der Apostel schreibt, dass er sich durch ewigen Geist Gott unsträflich geopfert. In der Salbung dieses Geistes war er einhergegangen, er, der vom Mutterleibe an eine Frucht dieses Geistes war. Was aber, falls dieser Geist sich enthielt, wenn's drum ging? Und das geschah in Gethsemane, gerade in der Stunde, wo das ganze Leiden und Sterben am Kreuz mit allem, was damit verbunden war, vor ihm stand, und unser Herr fühlte, dass er alsbald von Judas würde überliefert werden.

Eines wünsch' ich mir vor allem andern,
eine Speise früh und spät;
selig lässt's im Tränental sich wandern,
wenn dies eine mit uns geht:
unverrückt auf einen Mann zu schauen,
der mit blut'gem Schweiß und Todesgrauen
auf sein Antlitz niedersank
und den Kelch des Vaters trank.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Und als er noch so redete, siehe, da kam Judas der Zwölfen einer und mit ihm eine große Schar usw.
Matth. 26,47a


Wenn wir allein auf diese Schar sähen, so würden wir damit beweisen, dass wir uns selbst schlecht kennen. Kehren wir mit dieser Geschichte in uns selbst ein und fragen wir uns selbst, was wir denn gemacht haben oder machen? Findet doch der heilige Geist in der Hand des der Gnade Christi widerstrebenden Herzens immerdar Laternen und Fackeln genug, womit man die Wahrheit Jesu aufsucht, sie in eigener Gewalt zu haben und gefangen hinzuführen nach eigenen Gelüsten. Ach, mit welcher Schar und Überlegungen des Scharfsinns, der List und der Klugheit und des Lichtes der Vernunft, mit welcher Schar von Worten, die ebenso viele Schwerter und Stangen sind, rückt das menschliche Herz in den Hof des Leidens und der Angst Christi hinein, um sich selbst zu behaupten wider die Herrschaft der Gnade, um sich zu behaupten in selbstgewählten Wegen und selbstgewählter Frömmigkeit, sich selbst zu behaupten in dem vergänglichen Dienst des Sichtbaren, obschon man in seinem Innern wohl davon überzeugt ist, wen man vor sich hat, gerade wie auch die Diener der Oberpriester und der Pharisäer wohl wussten, wen sie vor sich hatten, aber, um sich ein Stückchen Gold oder Silber zu sichern, rückten sie mit aller Macht heran, die ihnen gegeben war. Wieviel Ursache haben wir zu schaffen, dass wir selig werden mit Furcht und Zittern, wenn wir sehen, dass der Vorgänger derer, die Jesum fingen, einer der Zwölfen gewesen ist.

Du ließest deinen anmutsvollen Mund
mit einem schnöden Joabskuss beflecken,
um meines Herzens Falschheit zu bedecken
und deine Felsentreu zu machen kund.
Die Jünger flohen; denn du wollst allein,
ohn’ allen Trost, des Zornes Kelter treten
für die, die sonst in steter Höllenpein
von dir verbannt zu sein verdienet hätten.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Jesus antwortete: Ich habe es euch gesagt, dass ich es sei. Suchet ihr denn mich, so lasset diese gehen!
Joh. 18,8


Christus sitzt nun zur Rechten des Vaters; er ist nicht mehr gebunden, und sein Wort, das Wort seiner Gnade, ist auch nicht gebunden. Deshalb sollen wir, die wir seinen Namen anrufen, ja gutes Mutes sein, dass keine Bande die Seinen halten können. Er wird in der Macht seiner Liebe sie alle vor und nach zerreißen. Und sprach er damals: Suchet ihr mich, so lasset diese gehen, so spricht er auch jetzt noch: Suchest du mich, o Teufel, suchest du mich, o Welt, feindest du die Meinen an, weil ich in ihnen bin, so habt ihr denn an mir auch einen, woran ihr euch aufreiben könnt; aber lasset meinen Jakob gehen; denn ich taufte ihn mit dem Namen Israel in meinem Blute.

Darum gutes Mutes, ihr Sünder, die ihr die Gerechtigkeit liebt, ihr Elenden, die ihr nach der Freiheit Gottes schmachtet. Erkennen wir es an, dass wir wohl nach dem Schwerte greifen möchten, als sollten wir es fertig bringen mit unserer Macht; erkennen wir es an, dass, wenn es drum geht, wir gar feige sind für unseres Herrn Sache, und dass wir es nicht verstehen, bei ihm zu bleiben, so werden wir ihn hoch loben, dass er das Feld für uns behalten, da er sich gefangen führen ließ, ihn hoch loben, dass er es in seiner Treue fertig gebracht hat und fertig bringt, dass wir durchkommen.

Wie wunderbarlich ist doch diese Strafe!
Der gute Hirte leidet für die Schafe,
die Schuld bezahlt der Herre, der Gerechte,
für seine Knechte.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat Gott gelästert; was bedürfen wir weiteres Zeugnis? Siehe, jetzt habt ihr seine Gotteslästerung gehört.
Matth. 26,65


Lasst uns nicht meinen, wir stünden von Hause aus besser als Kaiphas. Denn wen sieht er vor sich? Einen Menschen ohne Gestalt, aus der Hefe des Volkes, arm, elend, gebunden, einen Menschen, der weder den Kaiphas noch alle Pharisäer für Söhne Gottes hielt; und dieser Mensch von Nazareth, der da so vor ihm steht, soll der Sohn dessen sein, des Name Kaiphas seiner Heiligkeit wegen nicht mal wagte auszusprechen? Dieser Mensch von Nazareth soll sich selbst zu Gott machen? Der soll Gott sein? Nein, solches nur zu denken war dem Kaiphas ein Gräuel, geschweige es zu glauben. Wenn das wahr wäre, so gelte Kaiphas, der Hohepriester, in dem Tempel Gottes nichts. – Dennoch war es so. Wohl dem, der in Kaiphas Sünde seine eigene Sünde erblickt hat. Gar viele, die Christen heißen wollen, haben, obschon sie den Herrn Jesum seit langem gesehen zur Rechten der Kraft und in der Macht seines Zeugnisses, das sie aber verschmähen, kein anderes Verständnis, als Kaiphas davon hatte. Sie träumten sich einen Jesus mit einem Strahlenkranz um das Haupt, einen wandelnden Gott auf Erden, und verdammen vor ihrem Richterstuhl den Jesum zum Tode, der in den Tagen seines Fleisches, wiewohl in demselben Augenblick der Seiende im Himmel, schwächer und machtloser war, als wir alle sind.

Man stellte dich vor's scharfe Blutgericht,
die falschen Zeugen brachten ihre Klagen,
und du hast nicht ein Wort drauf wollen sagen,
weil ich auf tausend konnt' antworten nicht.
Ich hatte deines Namens Heiligkeit
mit Mund und Tat verlästert und zerbrochen;
drum wurde dir in Ungerechtigkeit
als einem Lästerer der Stab gebrochen.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Da spien sie aus in sein Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten. Etliche aber schlugen ihn ins Angesicht.
Matth. 26,67


Allmächtige Liebe, welche so vieles dulden wollte, um uns von dem ewigen Spott und Spuk des Teufels zu befreien, um uns die Gnade zu erwerben, dass wir nicht von allen Teufeln in der Hölle auf ewig verspottet und in's Angesicht geschlagen werden sollten! Keinen Stein auf die Diener von unserer Seite! Was sollen wir antworten, womit uns rechtfertigen? Wütend wird das Fleisch wider Gott; wer hat es nicht bei sich wahrgenommen, wenn wir uns guter Dinge, der Tugend, der Gerechtigkeit, der Frömmigkeit voll wähnen und meinen, wir führen auf einem Eliaswagen gen Himmel, und es uns aufgedeckt wird: Du bist ohne Gottes Geist, ohne wahrhaftiges Leben. Da wird der Mensch mit einem Male wie ein reißendes Tier, wie ein toller Hund, speit und schlägt dem Zeugnis Gottes ins Angesicht, überhäuft es mit allerlei Lästerungen; alles soll Mitleid bei dem Fleische finden, auch Gerechtigkeit, nur der lebendige Gott nicht, nur der ganze Christus nicht, nur nicht das Zeugnis, welches der Heilige Geist zeugt. Das ist abermals eine schreckliche Sünde, und wer steht derselben nicht schuldig? Und diese Sünde, lasst uns acht haben auf das, was vor den Füßen liegt, und diese Sünde, ausgesühnt hat sie der Herr, da er sich verspeien, in das Angesicht schlagen und lästern ließ.

Du, ach du hast ausgestanden
Lästerreden, Spott und Hohn,
Speichel, Schläge, Strick und Banden,
du gerechter Gottessohn,
nur mich Armen zu erretten
von des Teufels Sündenketten.
Tausend-, tausendmal sei dir,
liebster Jesu, Dank dafür.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Da hob er an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht. Und alsbald krähte der Hahn.
Matth. 26,74


Kann das bei einem Bekehrten stattfinden? Verweise du, der du so fragst und klagst, diesen christlichen Teufel zur Hölle, der einen Strick machen will aus seiner Bekehrung und Wiedergeburt, um bei dir allen Lebensmut zu erdrosseln. Warst du denn oder bist du denn mehr als Petrus? Wahrlich, Petrus war wiedergeboren, er hat sein Verderben gekannt, seine Sünden demütig anerkannt; wahrlich, er war bekehrt und hatte einen guten Glauben. Aber was hat er mit dem Worte angefangen? Er sah seinen Herrn vor Kaiphas und wiederholt und wiederholt sagt er von seinem lieben, teuren Heilande mit Fluchen und Schwören und Selbstverwünschungen: Ich weiß nichts von diesem Menschen, ich kenne diesen Jesum nicht.

Suche nicht wiederherzustellen, was verdorben ist. Anerkennen wir die Wiederherstellung von allem, die in und durch Christum geschehen ist. Unterwerfen wir uns dem Zeugnisse Christi, und wir werden es erfahren: Die Macht der Verdorbenheit, die sonst keine Grenzen kennt, ist gebrochen. Wir lassen uns von dem Teufel viele Not machen, weil wir in dem Stolz unseres Herzens dem Worte Gottes nur zum Teil glauben. Wohl dem, der, sei es auch durch Schaden und Schande, klug geworden ist. Er versteht das Schelten Jesu, kehrt vor seiner eigenen Tür, betrachtet sich selbst als Auskehricht; er zieret alles mit seinem Herrn allein und hat auch Ehre davon.

Deine Demut hat gebüßet
meinen Stolz und Übermut,
dein Tod meinen Tod versüßet;
es kommt alles mir zugut.
Dein Verspotten, dein Verspeien
muss zu Ehren mir gedeihen.
Tausend-, tausendmal sei dir,
liebster Jesu, Dank dafür.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Und der Herr wandte sich und sah Petrus an usw.
Luk. 22,61


O den Blick dieses leidenden und treuen Heilandes in das frech sündigende Herz hinein, wer kann diesen Blick vergessen, wobei es denn hieß und heißt: Wer ist gerecht, du oder ich? Wer macht dich nun selig, du oder ich? Wer ist die Wahrheit? Wer und in wem ist das Leben? – Es gibt so manches, was einem hart und fremd deucht in der Liebe Christi, und auch in dem, den die Liebe Christi dringt, und der deshalb lediglich ihn predigt, auf dass diese Liebe in uns vollkommen sei. Aber ein derber Hieb aus liebendem Herzen ist doch heilsamer als ein Honigkuchen mit Ungerechtigkeit. Mancher von euch dünkt sich mit dem Rock des Heils bekleidet und er ist dennoch nackt. Mancher von euch meint siebzig Schuh gewachsen zu sein, und er ist kaum gepflanzt, und es wird bei ihm noch übersommern und überwintern müssen, auf dass es sich herausstelle, es sei eine Pflanze des Vaters in den Himmeln. Das sage ich nicht, um einem Angst einzujagen, sondern wider alle Anmaßung sage ich es; denn wer segnet sich nicht in seinem Herzen und sagt nicht: Ich bin's? – Die Liebe Christi aber, die ist es, und wir sind nichts, und das soll uns wohl hundertmal gesagt sein. Wollte man es nur glauben, so würde so vieles nicht vorfallen, womit am Ende der Name Gottes gelästert wird. – Wohl uns mit dem Blick des Herrn! Er hat weder Ruhe noch Rast, bevor er uns in seiner Ruhe geborgen und uns getröstet hat. Er hat an sein schwaches Häuflein gedacht, da er vor Kaiphas stand und zum Tode verurteilt, auch jämmerlich geschlagen wurde, da er am Kreuz hing, da er im Grabe lag, da er auferstanden war. Wer will nun verdammen?

Hat Petrus dreimal dich aus Furchtsamkeit
verleugnet und damit dein Herz durchstochen,
ach, wie viel öfter hab' ich Treu gebrochen!
Doch ist es mir, o Herr, wie Petro leid,
und darum hast du den treulosen Knecht
beständig noch zu lieben fortgefahren.
Ach, bring mich auch, wenn ich verirrt, zurecht;
lass deinen Geist dies schwache Rohr bewahren!
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.
Luk. 22,62


Und nun, wem ist es ums Herz, wie es dem Petro damals war? Weine nicht bitterlich deshalb, weil du gesündigt, weine nicht bitterlich, weil du nunmehr dich ausgestoßen und verworfen fühlst; denn dieses Gefühl ist nicht von dem Herrn. Vielmehr sagt er: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. Weine nicht bitterlich, als hättest du die Gnade verscherzt und als sei es aus und vorbei; denn das ist des Herrn Wort: Meine Gnade soll nicht von dir weichen. – Weine aber bitterlich, weil du dem Herrn nicht geglaubt hast. Das ist die wahre Zerknirschung, und so wirst du inmitten deiner Betrübtheit und deines bitterlichen Weinens es inne werden, dass du die Sünde nicht anzugreifen hast, um sie auszurotten, sondern Christum zu ergreifen, den Sündentilger, mit andern Worten: dass du zu glauben hast. – Sagst du: Dazu habe ich weder Kraft noch Mut, nun so tue es ohne Kraft und ohne Mut. Weine vor Gott, dass du nicht geglaubt hast, ihm nicht recht gegeben hast in allen seinen Worten. Klage es ihm, dass du keinen Mut hast, den Glauben zu ergreifen, so wirst du glauben eben in solcher Zerknirschung, und du wirst abermals vernehmen, was ich dir sage: Glaube, so bleibst du. Der Teufel sagt, dass man nicht glauben darf, dass Gott es erst geben muss. Das sagt er, auf dass er uns verschlinge. Unsere Seele aber sage: Der Herr denkt an mich.

Ich rief zu ihm: O Herr, erlöse mich,
mach' meine Seel' von Missetaten ledig!
Der Herr ist groß, er ist gerecht und gnädig,
und unser Gott hört und erbarmet sich.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Also ging Jesus heraus und trug eine Dornenkrone und ein Purpurkleid. Und Pilatus spricht zu ihnen: Sehet, welch ein Mensch!
Joh. 19,5


Lasst uns des eingedenk bleiben, wo wir lesen, was die Königsknechte gemacht, dass unser Benehmen nicht besser ist, so oft wir unser Reich und unsern Willen drangeben und die königliche Herrschaft und das ewige Reich der Wahrheit sollen schalten und walten lassen; denn weil wir dabei zu Grunde gehen müssen, und dieses Reich dem Sichtbaren nach nichts darbietet als Verachtung, Verwerfung, Hohn und Schmach, Schwäche und Armut, so misshandeln wir auch fortwährend mit unserer Rebellion den ewigen König der Ehren und der Herrlichkeit. Diese Gräuel hat der Herr für uns ausgesöhnt, da er als König sich von den Königsknechten misshandeln ließ.

Bleiben wir der Worte des Pilatus eingedenk: Siehe, den Menschen. Denn das ist eben unsere Gestalt, die wir wie Gott sein wollten und meinten, unser sei das Reich. In Wirklichkeit sind wir solche erbärmlichen Menschen und Könige, dass unsere Krone aus Dornen besteht und unser Zepter ein Rohr ist. Unsern Menschen trug der Herr in sich, da es von ihm hieß, siehe, den Menschen! – Verlieren wir den Mut nicht, wenn es auch durchs Widerspiel geht, und wir nichts als Kreuz, Not, Armut und Elend vor uns und allerlei Schmach zu tragen haben. Bleiben wir des Wortes eingedenk: Siehe deinen König! Tragen wir die Dornenkrone mit ihm! Er lebt jetzt in Herrlichkeit und wird seine Armen und Blenden mit sich zu Ehren bringen, wie er sie bereits in sich verherrlicht hat.

Du setzest dich zum Bürgen
ja lässest dich gar würgen
für mich und meine Schuld;
mir lässest du dich krönen
mit Dornen, die dich höhnen,
und leidest alles mit Geduld.
Amen

Antworten