"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

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Sonja
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"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

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Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.
2. Mose 20,7


Ich decke eine Sünde auf, welche mit uns so verwachsen ist, dass wir von ihrer Strafbarkeit und Gräulichkeit keinen Begriff mehr haben und welche so allgemein verbreitet ist, sowohl unter hohen als niedern Ständen, dass fast niemand mehr sie als Sünde achtet; eine Sünde, welche um sich frisst wie der Krebs, welche alles auflöst, alles Bemühen um das Wohl von Kirche und Staat vereitelt und ungestraft an des Landes und des Volkes, der Städte und der Bürger Herzen zehrt. Morden, Stehlen und Rauben, Empörung wider den Staat, Ungehorsam, wo pünktlicher Dienst erfordert wird, Ehebruch und Verleumdung seines Nächsten werden ans Licht gezogen und gestraft; aber eine Sünde gibt es, weit gefährlicher als der Wurm, der die Pfähle der Deiche zernagt, dass sie zuletzt keiner hohen Flut mehr Widerstand bieten können; eine Sünde, viel mehr verwüstend, viel mehr mit sich wegraffend und in den Abgrund ihrer Wellen hineinstürzend als die verheerendste Überschwemmung; und diese Sünde ist der Missbrauch des heiligen Namen Gottes.

Oder sollen wir in dem Selbstbetrug steckenbleiben, dass, weil wir unter dem Evangelio, unter der Gnade leben, das Gesetz uns nichts mehr angehe? Freilich, es ist wohl unsere Art, die zehn Gebote den Kindern zu überlassen, als wären wir darüber hinaus; aber über die Gebote unseres souveränen Gottes kommen wir mit unserm Evangelium nicht hinaus. Sind wir wahrlich unter der Gnade, so erfüllen wir sie, wenn auch nicht wir, so doch die Gnade, die mit uns ist in Christo Jesu; sie werden in uns erfüllt nach dem Geist, und zwar so, dass wir kein Gebot gegen uns haben.

Wer darf zum Herrn auf Zion gehn?
Wer dort an heil'ger Stätte stehn,
wo man ihn auf dem Thron verehret?
Wer rein von Hand und Herzen ist,
wer seines Bundes nicht vergisst,
nie heuchelt, ihm nicht fälschlich schwöret.
Amen

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Sonja
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Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.
2. Mose 20,7

Soll ich es bezeichnen, wie mancher den Namen Gottes ausspricht und des Herrn Wort zur Hand nimmt, daraus lernt und andere lehrt, bloß um sich selbst zu behaupten, bloß um die Pein des Gewissens, den inneren Unfrieden zu stillen, während dem er nicht loslassen will, was er loslassen sollte zur Errettung seiner Seele? Aber noch gräulicher ist der Missbrauch, welcher so häufig gefunden wird, dass man die Gottseligen aufsucht, sich fromm gebärdet, die Einfältigen dadurch betrügt, und das alles nur aus ganz andern Beweggründen, etwa unrein Stück Geld, weil man zu faul ist, um zu arbeiten, weil man das Verdienst in Liederlichkeit und Trunk verschwendet, oder zu faul ist, Gott anzurufen? Da hat man wohl Glauben, andere um ihr Geld und guten Ruf zu bringen, aber keinen Glauben zu dem, der den Elenden herrlich hilft und ruft die Dinge, welche nicht sind, als wären sie da. Aufdecken möchte ich, wie man mit dem Namen Gottes im Munde, mit seinem Wort auf den Lippen, wetterwendisch sein kann, das Gebot fahren lassen kann, um nicht in Gefahr zu geraten, in Gottes Namen der Schlechtigkeit, der Ungerechtigkeit nachgibt und so über sich und andere Gottes Drohung und Strafe herbeiführt, nach dem alten Sprichwort: Alles Unglück beginnt in Gottes Namen. Aber das Gebot ist weit, und das menschliche Herz ein trotziges und verzagtes Ding.

Wohl uns, wenn wir die Lehre, wenn wir die Bestrafung zu Herzen nehmen, wenn wir hinschwindend vor Gottes Drohung und Strafe verlegen und bekümmert fragen: Wie wird dies Gebot erfüllt, wie gebrauche ich den Namen des Herrn, meines Gottes, recht, wie heilige ich ihn?

Wend' gnädig weg dein schreckend Angesicht.
Schau nicht mehr her auf meine vielen Sünden,
sie fordern Straf', lass mich Vergebung finden!
Erbarmer, geh' nicht mit mir ins Gericht!
Amen

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Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.
2. Mose 20,7

Das Gesetz ist geistlich, und das Wie seiner Erfüllung ist ein großes, aber geoffenbartes Geheimnis der Gottseligkeit. Auch in Bezug auf dies Gebot lasst es uns eingestehen, dass es durch uns erfüllt werden muss, so wir anders nicht wollen getroffen sein von des Herrn furchtbarer Drohung und Strafe. Gestehen wir es ein, dass wir alle gehalten und verpflichtet sind, den Namen unseres Gottes nach seinem heiligen Willen und nicht anders zu gebrauchen, so kommt’s bei uns zum Schreien: Gehe nicht ins Gericht mit mir, sei mir gnädig, so kommt das Bedürfnis nach Versöhnung mit Gott in dem Blute Christi, das Verlangen nach Vergebung der Sünden, nach der Bekleidung mit der Gnade und der Gerechtigkeit Christi.

Wo aber der Glaube ist, wo Christus ist, da machen sich Sünde, Teufel und Welt auf, da kommt denn Not und Anfechtung allerlei Art; wo aber Not und Anfechtung ist, da ist auch alsbald das rechte Anrufen dieses Namens; wo das Anrufen ist, da wird dieser allein heilige Name, der schon in der heiligen Taufe auf uns gelegt worden, auch in allen unsern Worten und Werken gepriesen, so dass man herausfährt und predigt Gottes Gerechtigkeit trotz aller Feindschaft der Menschen, und lässt Gut, Leib und Leben, Weib, Kind, Haus und Hof um dieses Namens willen. Denn Gottes, Namen heiligen wir nicht, wenn wir es bloß mit dem Munde tun, sondern wenn wir mit der Tat, mit Handel und Wandel ihn bekennen. Das helfe uns unser erhöhter Heiland, der uns beten lehrte: Dein Name werde geheiligt, und der sich selbst für unsgeheiligt hat.

Wie herrlich ist sein Name, gebet
ihm Ehr' und Herrlichkeit!
Kommt, fallet vor ihm hin, erhebet
ihn bis in Ewigkeit!
Amen

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Du aber sollst rechtschaffen sein mit dem Herrn, deinem Gott.
5. Mose 18,13


Der Geist Gottes legt einem Menschenkinde die gewaltige Frage vor, eine Frage, mit welcher er ihn sein Leben lang verfolgt, ob er darauf antworten könne, eine Frage, wovon der Mensch sich nicht abmachen kann; diese Frage ist: Bist du in Wahrheit von der Ungerechtigkeit abgekommen oder sitzest du noch auf deiner Sünde? Bist du gesund im Glauben oder bringst du deine Frömmigkeit bei Gott in Rechnung? Und vor dem unsichtbaren Richter der Gedanken wirft sich der Mensch heute auf diese, morgen auf jene Seite; bald ist es bei ihm Glaube, Barmherzigkeit und Gnade, bald ist es wiederum Werk und Heiligkeit; und so sucht er Ruhe und findet sie nicht. Das ist eine Krankheit, welche alle kennen, die sich im Hause Gottes befinden.

Das Heilmittel ist, dass man aufhöre, vor Gott sich behaupten zu wollen, dass man vor ihm bekenne, wie und was man ist und von Gott keine argen Gedanken hege, vielmehr ihn als solchen anerkenne, wie man ihn doch ohnehin kennt. Die Folgen davon sind unausbleiblich, Friede und Freude im heiligen Geist. Weil aber kein Menschenkind seines Stolzes wegen je dahin kommen wird, dass es aus sich selbst gestehe, wie und was er ist, so gefällt es Gott, immerdar wieder von neuem in allerlei Weise seine guten, heilsamen Worte predigen zu lassen, auf dass man doch Mut zu ihm fasse, ihm alles zu bekennen, ihm nichts zu verhehlen, sich vor ihm bloß zu legen, wie man ist, ohne etwas für sich zurückzuhalten, damit der Geist der Zuversicht und des freien Zutritts vor Gott vorhanden sei, dass man Freude und Wonne höre und sich nicht niedergeschlagen fühle bei der Gerechtigkeit.

Doch da ich mich entschloss, nichts zu verhehlen,
dir alle Sünd aufrichtig herzuzählen,
und da ich's tat, vergab, Herr, deine Huld
mir Missetat und alle Sündenschuld.
Amen

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Da sprach der Herr zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel? Er sprach: Ich weiß es nicht, soll ich meines Bruders Hüter sein?
1. Mose 4,9

Du sagst vielleicht: Wo ist mein Bruder, mein Nächster? Du siehst ihn alle Tage. Dein Nächster ist der, auf welchen du von deiner vermeintlichen Höhe herabsiehst, wie Kain auf Abel. Betest du für ihn, ringst du für ihn im Gebet? – Hat Christus nicht den heiligen Geist erworben? Und was tut dieser Geist? Er hält den Menschen Gottes Gesetz vor, er offenbart dem Menschen, dass er jeden Augenblick nichts anderes wert ist, als vor Gottes Angesicht verworfen zu werden. Wo der heilige Geist ist, da deckt er, weil er heilig ist, fortwährend alle Sünden auf, wie eine gute Hausfrau fortwährend alle Ecken ausfegt, weil sie alles in Ordnung halten will. Der heilige Geist lehrt uns beten: Gott, erbarme dich! Er lehrt uns die Anwendung auf uns selbst machen, dass ich schreie: Ich bin ein Kain. Er lehrt aber nicht so schreien, wie Kain es selbst tat nach Vers 13, da er sprach: Meine Sünde ist größer, denn dass sie mir vergeben werden möge. Es schreien viele: Ich bin ein Kain, ein Judas, – und da ist doch nur wenig Reue vorhanden, indem sie sich solcher starken Ausdrücke bedienen, um dem, der sie treulich warnt, den Mund zu stopfen, oder um in ihrem gottlosen Wesen zu beharren. – Wir haben vor Gott zu erkennen und zu bekennen, wie wir sind, damit wir uns an Gnade halten und Gnade glauben im Leben und im Sterben.

Aus tiefer Not schrei ich zu dir,
Herr Gott, erhör mein Rufen,
dein gnädig Ohren kehr zu mir
und meiner Bitt sie öffen.
Denn so du willst das sehen an,
was Sünd und Unrecht ist getan,
wer kann, Herr, vor dir bleiben?
Amen

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Kain sprach zu dem Herrn: Meine Sünde ist größer, denn dass sie mir vergeben werden möge.
1. Mose 4,13


Christus vergibt Sünde. Er kommt in Barmherzigkeit, gibt sich mit Sündern und Zöllnern ab; denn diese will er in Gnaden annehmen. Das ist aber der Unglaube, vor welchem wir hier gewarnt werden, dass man seine Seligkeit und sein Heil nicht a l l e i n in Christo Jesu sucht, und wir sehen, was die Frucht dieses Unglaubens ist: Brudermord. Die zweite Frucht des Unglaubens, die zugleich das Wesen dieses Unglaubens ausdrückt, ist diese, dass man sich sagt wie Kain: Meine Sünde ist größer, denn dass sie mir vergeben werden möge. Das ist die Lehre der römischen Kirche. Kain mag gedacht haben: Nun habe ich gesündigt wider den heiligen Geist, und das wird nicht vergeben, während doch Jesus (Matth, 12,31 und 32), als er von dieser Sünde sagte, dass sie nicht vergeben werden soll, solches gesagt hat mit dem Herzen einer Mutter, die ein Kind von sich stößt und abschreckt, indem sie sagt: Wenn du das und das tust, so sollst du nie mehr vor mein Angesicht kommen! Kommt aber das Kind und schreit: Ach, Mutter, ich habe mich in's Verderben gestürzt, – wo ist das Mutterherz, das dann noch zurückstößt?

Kains Aussage indessen bedeutet: Wenn ich denn mit den Werken nicht durchkommen kann, wenn ich denn von neuem wieder geboren werden muss, – ja, dann ist für mich keine Hoffnung mehr, dann ist es mit meiner Seligkeit aus. Aber keine Sünde, sie mag noch so schrecklich sein, wird Gott im Wege stehen, wenn nur die Anerkennung, das Bekenntnis da ist.

Ach, rechnest du die Sünden
dem Übertreter zu,
wer kann dann Rettung finden?
Wer zürnet, Herr, wie du?
Allein du kannst vergeben,
du tilgest alle Schuld,
dass wir hinfort dir leben
und preisen deine Huld.
Amen

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Gott sei mir gnädig nach deiner Güte und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit.
Psalm 51,3


Hört, was David Gott vorgesungen hat. Fast ein jedes Muttertier hat ein Herz über seine armen und elenden Jungen, es bricht ihm das Herz gegen sie, wenn sie so hilflos daliegen, besonders wenn sie in Not und Gefahr sind, so dass es sich seiner Jungen erbarmen muss. Gott, du starker Gott! Du, Gott Vater, Sohn und heiliger Geist! mache du es auch so mit mir, der ich um und um in der Not meines Verderbens stecke; bin ich doch dein trautes Kind, obschon ich die Hölle verdient habe, obschon ich nicht mehr wert bin, dein Kind zu heißen! – Aus Gott, zu Gott klingen diese Worte, und es ist etwas Wunderbares darinnen, dass ein sonst stolzer Mensch, der sich lieber der Verzweiflung ergibt, um Gnade ruft. Wer um Gnade ruft, bekennt, dass er den ewigen Tod verdient hat. Er bekennt, dass er gar kein Werk noch Verdienst mehr hat, dass es aus und vorbei ist mit allem Ruhm des Fleisches. Wer um Gnade ruft, will die Sünde nicht, sondern schreit zu Gott um Errettung von ihrer Wut und Tyrannei. Wer um Gnade ruft, bekennt, dass er es nicht mehr besser machen kann. Wer um Gnade ruft zu Gott, glaubt, dass oben Gnade für ihn da ist, dass lediglich die Gnade ihm helfen und ihn erretten kann. Wer um Gnade ruft, glaubt, dass Gnade ein freies Geschenk ist, glaubt aber auch, dass, weil Gott frei ist, Gnade zu erteilen, er auch Gnade erteilen kann, will und wird.

Erbarm' dich mein, o Gott, nach deiner Huld,
Barmherziger, erbarm' dich eines Armen!
O, du bist groß und herrlich; in Erbarmen
verkläre dich und tilge meine Schuld!
Ach, tilge sie, sie drückt mich früh und spat,
und unrein kann ich nirgend Reingung finden.
Wasch' du mich wohl von meiner Missetat,
und rein'ge mich von allen meinen Sünden!
Amen

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Siehe, du hast Lust zur Wahrheit, die im Verborgenen liegt; du lässest mich wissen die heimliche Weisheit.
Psalm 51,8


Es ist kaum glaublich und dennoch wahr, dass fast alle menschlichen Bemühungen auf dem religiösen Gebiete lediglich darin ihren Grund haben und auch von jeher gehabt haben, dass der Mensch nur Lust hat sich zu halten an den alten Stamm Adam und nicht hinübergehen will in die Herrschaft der Gnade, wobei nach der Verheißung die Sünde nicht mehr des Menschen Herr ist. Denn nach der Sünde steht dein Verlangen, o Mensch, und nicht nach der Gerechtigkeit. Im Kirchlichen soll deshalb alles rein sein; ob aber bei dir im Häuslichen alles rein ist, darnach fragst du nicht so sehr. Die Lehre soll durchaus unverfälscht sein; ob aber dein Benehmen mit den Deinen und mit deinem Nächsten auch so ist, wie es vor Gott sein soll, das macht dir wenig Kummer. Ein anderer soll ehrlich sein und Gott und dem Nächsten das Seine zukommen lassen; ob du aber ein Herz habest, dem andern das Seine zu geben, deine eigenen Schulden zu bezahlen, und ob im Falle des Unvermögens bei dir ein Rufen zu Gott da sei um Segen, ein Schreien zu Gott und ein solcher Wandel, dass ein jeder dadurch überzeugt wird: der meint es redlich und ehrlich, das macht dir keine Sorge. Und du willst dich vor der Stimme der Wahrheit für fromm ausgeben? Du willst behaupten, du seiest unschuldig und rein? Dazu hat der Mensch Lust, aber nicht zur Wahrheit.

Herr, willst du Lohn nach Werken geben,
so muss dein Knecht auch vor dir beben.
Ach, geh mit ihm nicht ins Gericht!
Wer ist von allen, die hier leben,
gerecht vor deinem Angesicht?
Amen

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Siehe, du hast Lust zur Wahrheit, die im Verborgenen liegt; du lässest mich wissen die heimliche Weisheit.
Psalm 51,8


Leider ist das so eines jeden Menschen Weise, dass er mit dem Hund auf den Stein beißt, aber nicht auf den sieht, der denselben wirft. Die Sünde, die Sünde wird angeklagt. Aber klage du vielmehr dich selbst an, o Mensch, und nicht die Sünde. Du hassest die Sünde, wie du meinst, aber du liebst dich selbst, den Sünder. Die Sünde soll ausgerottet werden, aber du willst bleiben. Wider die Sünde willst du den Kampf aufnehmen, gegen sie streiten bis aufs Blut, und du schonest des eigentlichen Feindes, wie Saul des Agag. Du klagst dich wohl mal an, ja du kannst keine Ausdrücke finden, die stark genug wären, um zu beschreiben, wer du bist; aber du bedienst dich aller dieser Ausdrücke nur im Hinblick auf die Tat oder die Taten, die du verübst oder verübt hast, indem du stets nur auf das siehst, was aus dir hervorgeht; aber niemals fällt es dir ein zu erforschen, woran es doch eigentlich liegt, dass du so sündigst, dass du solche Begierden nährst, welche dir so viel zu schaffen machen.

Nun höre, das ganze verkehrte Wesen hat darin seinen Grund, dass wir nicht wissen wollen, dass alle Sünden herrühren von unserer Gesinnung gegen Gott, auch nicht wissen wollen, dass diese Gesinnung verdreht und verkehrt ist von Mutterleibe an. Es werden deshalb auch allerlei Kennzeichen der Gnade aufgesucht, und weil keins mehr gefunden wird, soll es mit der Gnade aus sein. Und in solcher Stimmung können wir den 51. Psalm lesen in einem sogenannten Bußkampfe und wir verstehen gar nichts von den Worten: Siehe, du hast Lust zur Wahrheit.

Herr, dir gefällt des Herzens Redlichkeit,
drum sag ich dir, wie ich's im Innern finde;
durch Weisheit, die dein Geist mir noch verleiht,
verberg ich nichts vom Gräuel meiner Sünde.
Amen

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Siehe, du hast Lust zur Wahrheit, die im Verborgenen liegt; du lässest mich wissen die heimliche Weisheit.
Psalm 51,8


Wohl dem, der dies von sich anerkennt, welcher der Wahrheit, die in seinem Innern spricht, und wozu Gott allein Lust hat, Raum gibt! Der wird Gott dienen können; denn er wird die Sünde nicht begehen, woraus alle andern hervorkommen, nämlich, dass er sich vor Gott als etwas darstellt, was er doch im Innern nicht ist; er wird die Ungerechtigkeit nicht begehen, welche die Quelle aller Ungerechtigkeit ist, dass er sich das anmaßt, was allein Gott zukommt.

Wie wird es nun geschehen, dass wir dem Herrn so dienen, dass es nach Gottes Willen ist, und wie will Gott, dass ihm gedient werde? Ja, das rate einmal. O das Herz Gottes! Er will uns dienen und dient uns mit Gut und Blut. Er hat uns gedient damit, dass er seines eigenen Sohnes nicht verschont, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat; er dient uns damit, dass er uns mit diesem Sohn alle Dinge schenkt. Und indem er sie uns schenkt, sagt er uns zugleich, dass wir ihm einen Dienst erweisen, wenn wir uns bekleiden lassen mit den Kleidern seines Heils, wenn wir aus den Reichtümern seiner Gnade nehmen Gnade um Gnade; wie er denn gesagt hat: Tue deinen Mund weit auf, ich will ihn füllen. O welch ein Gott ist Gott! Vor seiner Gnade werden wir am meisten zunichte. Vor dem Licht seines Antlitzes, das über uns leuchtet, schwinden wir dahin, und gerade so fühlen wir uns gestärkt und auf die Füße gestellt. Das ist wohl, um zu sagen: Unser ist die Beschämung des Angesichtes.

Wo ist ein solcher Gott wie du?
Du schaffst den Müden süße Ruh,
Ruh, die nicht zu ergründen.
Ein Abgrund der Barmherzigkeit
verschlingt ein Meer von Herzeleid:
Du Herr vergibst die Sünden.
Amen

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Lass mich hören Freude und Wonne, dass die Gebeine fröhlich werden, die du zerschlagen hast.
Psalm 51,10


Es ist eine wunderbare Gnadenwirkung, nach welcher Gott kraft der Auferstehung Christi aus den Toten, in dem erwählten Sünder das Betrübtsein nach Gott wirkt und daraus eine Reue hervorkommen lässt, welche niemand gereut. Dieses Betrübtsein nach Gott wirkt die Gnade teilweise durch das Gesetz, teilweise durch das Evangelium. Dieses Betrübtsein nach Gott ist in jeglichem, bei welchem wahre Gnade ist, so oft er von der Gewalt der Sünde überfallen wird und des inne geworden ist, wie er an Gott gesündigt hat. Je nach dem Maße einer ergriffen wird von der Gnade und niedergeworfen von der Heiligkeit des Gesetzes, ist dieses Betrübtsein mächtiger. Nicht immerdar ist dieses Betrübtsein bei den Erwählten so lebendig fühlbar, dass sie wissen, dass sie tief betrübt sind nach Gott. Es scheint bisweilen, als wären sie nicht recht betrübt, da klagen sie über Herzenshärte, klagen darüber, dass das Herz nicht brechen und keine Träne aus den Augen hervorkommen will. Es wird ihnen indes umsomehr angst bei einer scheinbaren Verstocktheit unter der Sünde. Es bleibt aber nicht aus, dass immerdar, wenn die Zeit des Herrn da ist, und er sie gnädig anblickt, die Kinder Gottes durch und durch zerschlagen werden, dass ihnen um Trost bange wird, dass sie begehren, das gnädige Antlitz des Herrn von neuem zu sehen, und beten: Lass mich hören Freude und Wonne, dass die Gebeine fröhlich wenden, die du zerschlagen hast.

Unreinigkeit regt in mir Weh auf Weh.
Sieh', wie ich mich in meinem Aussatz quäle!
Entsünd'ge du mit Ysop meine Seele,
und wasche mich, dann glänz' ich wie der Schnee.
Gewaschen kann ich mich erst wieder freun.
O lass mein Ohr bald Freud' und Wonne hören!
Erquick, denn du zerschlugst mir mein Gebein!
Dann kann mein Herz zur Ruhe wiederkehren.
Amen

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Schaffe in mir Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, gewissen Geist.
Psalm 51,12


David hat einen Abscheu gegen des halbe Wesen. Er denkt: ganz oder gar nichts. In Verdrehtheit bin ich geboren, voller Sünden stecke ich, verdreht bin ich bis ins tiefste Herz und Gemüt hinein; aber den Gott, der mich vom Mutterleibe an gekannt hat, den ich gekannt habe von Jugend an, dessen Gnade, Erbarmen, Treue und Güte ich in tausend Wegen erfahren habe, kann ich nicht fahren lassen. Er soll mich ganz und ungeteilt haben, so wie ich bin. Und dieses Herz, so wie es ist, soll ihm ganz und ungeteilt anhangen, ihn ehren und lieben, ihm soll alles andere weichen. Aber wie komme ich dazu, dass dieses Herz ihm ungeteilt anhange? Hier fühlt er: das ist nur ein Werk allmächtiger Gnade. Soll es da sein, wo nichts ist, so ist es ein Werk, wie das der Schöpfung, wo Gott sprach: es werde, und es ward. Darum bittet er: Schaffe es mir, o Gott! Da sucht er das Ende des Gebots, welches ist: Liebe aus reinem Herzen; da begehrt er den Herrn aus reinem Herzen anzurufen, ihn zu lieben in Unverderblichkeit. Und war ihm früher der Geist fest, um an Gnade zu halten, so bittet er jetzt um Erneuerung dieses Geistes, auf dass er wiederkehre zu seiner Festung und von nun an darin wohl aufbewahrt bleibe, auf dass die Sünde der Eigengerechtigkeit und der Naseweisheit wider Gottes Wort ihn nicht von neuem stürze.

Erscharff', o Gott, ein reines Herz in mir!
Du schufst es ja, du kannst es neu erschaffen,
gib meinem Geist die Festigkeit in dir,
dass ich nie mög' im Ernst und Streit erschlaffen!
Amen

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Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir.
Psalm 51,13


Wunderbares Gebet! Ich bin vor deinem Angesicht, verwirf mich nicht von deinem Angesicht. Ich habe deinen heiligen Geist, nimm deinen heiligen Geist nicht von mir. So steht's aber geschrieben, ob auch Tausende hier lieber lesen möchten: Gib mir den heiligen Geist wieder. Was das Deinen hier bedeutet, fällt ihnen dabei nicht ein. Es ist, als ob David die Worte des Herrn Jesu gehört hätte: Ich will den Vater bitten, und er soll euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch bleibe ewiglich; er bleibt bei euch und wird in euch sein. Aber doch, dieser Tröster war auch ihm gegeben von seiner Bekehrung an und war auch bei ihm und in ihm geblieben, sonst hätte er nicht gebetet: Nimm ihn nicht von mir! Aber wie? War denn Gottes heiliger Geist in David geblieben, da er sündigte mit Bathseba, da er überlegte, wie Uria zu betrügen sei, da er ihn endlich dem gewissen Tode preisgab? Wo wahre Gnade ist, da hält man Gott auch nicht mehr verpflichtet, seinen Verheißungen nachzukommen, sondern es ist das Bekenntnis da, dass man's wert ist und mit seinen Sünden verdient hat, dass Gott seinen heiligen Geist von einem nehme. Nicht, dass David fürchtete, Gott wäre so veränderlich, sondern er sei der Einwohnung eines so hohen Gastes unwert, weil er denselben tief betrübt. Und so bittet er: Nimm deinen heiligen Geist nicht von mir.

Ach, entzieh den heilgen Geist mir nicht!
Gib mir auf's neu, mich deines Heils zu freun,
lass dessen Kraft mir Leib und Geist durchdringen!
Dein edler Geist muss meine Stärke sein,
dann kann ich Welt und Fleischeslust bezwingen.
Amen

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Denn du hast nicht Lust zum Opfer, ich wollte dir's sonst wohl geben, und Brandopfer gefallen dir nicht.
Psalm 51,18


Da vernehmen wir, wie David erfüllt ist, von allem Gottesruhm, und wie er es im heiligen Geist versteht, dass ihm die Sünden vergeben sind, auch wie reich er sich fühlt in dieser Vergebung der Sünden. Er sieht nur zwei Dinge: seine Sünde und Gottes Erbarmen. Gott hat nicht Richter sein wollen, hat nicht gesehen nach Davids Sünde, auch nicht gewartet auf Davids Frömmigkeit, Opfer, Werk, Buße, Bekehrung, gutes Vorhaben oder sonst welche Tugend, sondern Gott ist gekommen zu David, da David von Gott ferne war, hat ihn allererst aufgesucht, ihm die Übertretung seines Gebotes vorgehalten, ihm seine Sünden und grundloses Verderben recht aufgedeckt, dass dem David alle Gebeine zerschlagen waren. Und nachdem Gott dem David das getan, hat er ihm keinen Befehl gegeben von Opfern, von Bußübungen, auch nicht von Gaben oder Früchten der Dankbarkeit, sondern Gott vergab ihm die Sünde aus Gnade. Das fühlt aber das Gewissen wohl, dass, wo Gott die Sünde vergibt, das nicht so ist, als wenn ein Menschenkind einem etwas vergibt. Wo Gott Sünden vergibt, da hat er für die Sünden Genugtuung; da hat er Bezahlung für die Schuld; da ist die Strafe getragen; da ist die Sünde aus dem Mittel getan und der Tod, der Sünden Sold. Da ist eine Gerechtigkeit vor Gott da, nach welcher er die Sünde hat vergeben können.

Ich weiß sonst nichts zu sagen,
als dass ein Bürge kam,
der meine Schuld getragen,
die Rechnung auf sich nahm
und sie so völlig hingezählt,
dass von der ganzen Menge
auch nicht ein Stäublein fehlt.
Amen

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Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist; ein geängstetes und zerschlagenes Herz wirst du Gott nicht verachten.
Psalm 51,19

Wer Vergebung der Sünden glaubt, möchte Gott wohl alles bringen; möchte herzensgern ganz dem Befehle Gottes gemäß sein, möchte in allen guten und Gott wohlgefälligen Werken einhergehen und darin mehr und mehr überfließend sein. Es gibt der Seligkeiten so viele in dem Dienste Gottes, dass der Aufrichtige wohl fort und fort unverrückbar darin verweilen möchte. Aber wenn er nun alles übersieht, was aus ihm hervorgeht in diesem Dienste Gottes, und er in allem nur Sünde sieht, was kann er da bringen für die Vergebung seiner Sünden? Womit diese dem Herrn vergelten? O, sein ganzer Gottesdienst schwindet dahin vor der Herrlichkeit Jesu, vor der Herrlichkeit der ewigen Erbarmung! Er kann nur die freie Gnade rühmen, nur den Namen Gottes preisen, wenn ihm der Herr seine Lippen öffnet, und ist das sein Bitten und Seufzen: der Herr, der sich alles kann untertänig machen, möge solches tun. Denn sonst ist man der Sündenvergebung bald nicht mehr eingedenk und steckt wieder im Opfer, im Gesetz, im Werk, um Sündenvergebung zu verdienen, oder Gott die Sündenvergebung zu vergelten. Es gibt aber auch Opfer, Schlachtopfer, welche Gott angenehm sind. Diese sind ein geängsteter Geist, wie David oben schreibt. Das sind die rechten Opfer, zu welchen Gott Lust hat. Nun ist das ein zerbrochenes und zermalmtes Herz, das sich selbst die Sünde und Schande gibt und gibt Gott die Ehre. Es ist ein Herz, das von Gott nimmt, und hat nichts von sich selbst, vermag auch nichts zu geben. Die aber ein zerbrochenes und zermalmtes Herz haben, wissen und fühlen solches nicht. Vielmehr ist es ihnen häufig, als wäre das Herz steinern, und sie möchten alles geben, dass sie ein zerbrochenes hätten. Die Gnade zerbricht aber in der Art, dass sie das Herz heil macht, so dass es immer zerbrochen bleibt und dennoch heil ist.

Ein Opfer ist es, das dir wohlgefällt:
Ein Geist, der tief geängstet zu Gott flehet,
ein Herz, das ganz zerknirscht sich an ihn hält,
dies bring ich dir, dies hast du nie verschmähet.
Amen

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