G.D.Krummacher Andachten aus "Tägliches Manna"

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

Moderator: eddi

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Er heißt Herr, und freuet euch vor ihm.
Psalm 68,5


Gewiss hat das wahre Christentum die erhabensten Freuden, aber sie sind nur dem bekannt, der es besitzt; nur der kann ausrufen: Herr, du hast Worte des ewigen Lebens! Selig sind also die Leute und Knechte dieses Herrn. Ist er doch der Herr über Alles, und Alles, was Er hat, haben auch sie. Er ist ihr Herr nicht nur, sondern auch ihr erhabener Bruder, und schämt sich nicht, uns seine Brüder, seine Söhne und Töchter zu nennen, Er, vor dem die höchsten Herren der Welt nur Knechte sind. Vor ihm brauchen sie deshalb nicht zu kriechen, sondern finden seinen Gnadenzepter immer huldvoll ihnen zugeneigt, so dass er mit Schalle über ihnen fröhlich ist. Geschieht es auch, dass sie bisweilen etwas versehen, und den Richter fürchten, so leiht er ihnen Fürwort, gegen welches auch die größten Beschuldigungen, die boshaftesten Ränke ihrer Feinde nichts vermögen, wobei es zu ihnen heißt: Allem Zeug, der wider dich zubereitet wird, soll es nicht gelingen, und alle Zunge, so sich wider dich setzt, sollst du im Gericht verdammen. Groß sind demnach die Vorzüge der Knechte dieser Herrn, sowohl in diesem als in jenem Leben. Denn was haben auch die begünstigten Knechte der reichen Herren dieser Welt am Ende von der Gunst ihrer Herren? Entweder dauert sie nicht bis an ihr Ende, oder sie sterben vor ihnen weg, so wie die Knechte das auch von ihren Herren tun, und was kann die Gunst und Gnade solcher Herren ihren Knechten helfen? – Dann sind Herren und Knechte alle gleich. Aber Knechte des Herrn Jesu können rühmen: Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum, wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.

Freue dich, kleine Herd'!
Denn dein Herr, lobenswert,
Weiß dich wohl zu bewahren;
Nur halt' fest und lass
Seinen Bund nicht fahren.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Er hat viele Kinder zur Herrlichkeit geführt.
Hebräer 2,10


Um seinen Erlösten zum Besitz und Genuss seiner unaussprechlichen Herrlichkeit, als seinen Miterben zu verhelfen, hat Jesus von seiner allerhöchsten Höhe bis in die tiefste Tiefe sich erniedrigt, sogar in die Beängstigungen des Fürsten der Finsternis; aber nachdem er die Reinigung unserer Sünden durch sich selbst gemacht hat, hat er sich auch wieder empor geschwungen zur Rechten der Majestät in den Himmel; hat einen Namen empfangen, der über alle Namen ist, in welchem sich beugen sollen alle Knie, und bekennen, dass Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes des Vaters. Schon im Stunde seiner Erniedrigung strahlte zuweilen seine Herrlichkeit durch die schwarzen Wolken derselben, da ihm jede Krankheit auf sein bloßes Machtwort weichen, sogar Sturmwind und des Meeres Wellen samt Legionen Teufeln gehorchen mussten. Was muss seine Herrschaft denn nun erst groß sein, da ihm alle Gewalt im Himmel und auf Erden ist gegeben worden. Johannes hörte seine Gewalt, seine Macht und Herrlichkeit besingen. Mit großen Stimmen sprachen die Himmelsbewohner: Es sind die Reiche der Welt unsers Herrn und seines Christus worden! – Und er regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Als Herr der Herrlichkeit hat sich Christus besonders gezeigt in dem Werk seiner Erlösung. Dafür lobt ihn die unzählige Schar seiner Erlösten, und ruft ihm zu: Du bist würdig, zu nehmen das Buch, und aufzutun seine Siegel; denn du hast uns Gott erkauft mit deinem Blute, aus allerlei Geschlecht, Zungen, Volk und Heiden, und hast uns unserm Gott zu Königen und Priestern gemacht.

O, es freu' sich Jegliches
Seines Volks, und tröst' sich des,
Dass wir in der Ewigkeit
Soll'n beim Herrn sein allezeit.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Selig sind, die da Leide tragen; denn sie sollen getröstet werden.
Matthäus 5,4


Welch ein seliger Wechsel, wenn ein Mensch, der in der Buße nichts anders vernahm, als die strenge und.genaue Forderung des Gesetzes, begleitet von den schrecklichsten Drohungen, so dass er mit David bekennen musste: Ich fürchte mich vor dir, dass mir die Haut schaudert, und entsetze mich vor deinen Rechten! – ohne durch diesen tötenden Buchstaben einige Kraft zu bekommen, die Liebe in sich hervor zu bringen, die des Gesetzes Erfüllung ist, was diesen Gott, für den es Liebe fordert, zugleich mit einer solchen furchtbaren Majestät und Heiligkeit umgibt, dass die Sünder, und wenn sie so heilig wie Moses wären, Schrecken und Zittern ankommen muss – wenn dieser Sünder die durchbohrten Hände dessen im Lichte des heiligen Geistes erblickt, der um unserer Sünden willen dahin gegeben ist; und auferweckt um unserer Gerechtigkeit willen. Welch ein Wechsel, wenn er, geängstet in sich, zerschlagenen Herzens, voll Unruhe und Not, und nahe bei der Hölle, zwar zu Christus flieht, aber von einem ihm unbegreiflichen Unglauben wie gebunden, ein Heil nicht ergreifen kann, das ihm dargeboten wird, wie gern er es wollte, und Jesus nun auch zu ihm sagt: Sei nicht ungläubig, sondern gläubig! und er nun mit jenem geheilten Blinden anbetend ausrufen kann: Ich glaube, Herr! Wurden jene gebissenen Israeliten heil, wenn sie die erhöhte Schlange, dies Vorbild Christi, anschauten: gewiss wird der heil, der, nach Pauli Anweisung, aufsieht auf Jesus, heil von dem quälenden Angstgewissen, heil von Gesetz, Sünde und Tod.

O Gnade, sei mir täglich neu,
Die ich durch meines Jesu Treu'
Zum Trost erfahren habe!
Er sprach zu mir, da ich drum bat:
All deine Schuld und Missetat
Hab' ich verscharrt im Grabe.
Was ich
Für dich
Hab' erlitten
Und erstritten,
Bringt dir Leben;
Deine Sünde ist dir vergeben.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Und Jakob hieß die Stätte Pniel, denn ich habe Gott von Angesicht gesehen, und meine Seele ist genesen.
1. Mose 32,30


Auch der Christen Weg ist manchmal wie an Kanaans Grenzen. Sie genießen unaussprechliche Mitteilungen und Einflüsse des heiligen Geistes. Es strahlt ihnen ein Licht, dass sie mit Jakob sagen können: Ich habe den Herrn von Angesicht gesehen, und meine Seele ist genesen. Es durchweht sie ein Friede Gottes, der wirklich höher ist, als alle Vernunft, und ihr Herz und Sinne bewahrt in Christus Jesu. Sie spüren ein solches Einverständnis, eine solche Übereinstimmung mit Gott, dass ihre ganze Seele zu allem Ja sagt, und wie ein unmündiges Kind in seinen Armen, ja, ihm in der Mutter liegt, und sich von ihm heben und tragen lässt. Alle Schatten des Zweifels verkriechen sich vor diesem Licht. Die Liebe durchgeht wie ein sänftiges Öl das ganze Gemüt, und übet ihre sanfte und mächtige Kraft in Abstoßung aller Herbigkeit. Sie verzeiht, sie duldet alles. Ist er im Leiden, das Herz schmiegt sich unter alles mit freundlicher Gelassenheit. Das ganze Joch Jesu wird sanft, seine ganze Last leicht. In seinem ganzen Dienste ist nichts Schweres noch Beschwerliches, und so schwört das ganze Herz mit Freuden, dass es die Rechte seiner Gerechtigkeit halten will, und hält sie auch wirklich. Die Welt mit allein, was darinnen ist, wird ganz unbedeutend, groß aber die Sehnsucht, um vollends bei dem Herrn daheim zu sein.

Ach, wem er seinen Kuss gegeben.
Und Frieden Gottes in sein Herz,
Der kann nicht ohne ihn mehr leben,
Man sucht und find't ihn allerwärts;
Man hat und fühlt den Menschenfreund,
Wo man's bedarf, und um ihn weint.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Ihr liefet fein. Wer hat euch aufgehalten, der Wahrheit zu gehorchen?
Galater 5,7


Den Galatern sind viele unter den Begnadigten sehr ähnlich. Ziehen sie auch etwa ihre Begnadigung nicht sonderlich in Zweifel, so werden sie doch selten innig froh, sie haben noch mancherlei Bedenklichkeiten, die ihnen Mühe machen, und ob sie die Erlaubnis haben, alle ihre Sorgen auf den Herrn zu werfen, und die Zusicherung: „Denn er sorgt für euch,“ obschon ihnen die Ermächtigung, ja das Gebot gegeben ist, nichts zu sorgen – „denn der Herr ist ihnen nahe“ – so ist es ihnen bei aller Pein, die sie bei ihrer eigenen Sorge haben, doch noch nicht gegeben, sie auf ihm liegen zu lassen, ohne sie wieder zu nehmen. Fast sollte man glauben, sie wären darauf bedacht, ihm seinen Heilands – Titel und Amt streitig zu machen, weil sie klagen, dies und jenes Gute nicht zu vermögen, da doch entweder Jesus kein vollkommener Heiland ist – oder, die diesen Jesum mit wahrem Glauben annehmen, müssen alles in ihm selbst haben, was zu ihrer Seligkeit vonnöten ist. Jesus ist gemeiniglich nicht der Erste, den man anspricht, wie man's tun sollte, sondern der Letzte, und die Ansprache geschieht weit öfter ängstlich, als mit völliger Zuversicht, und darum fehlt's überall. Bei so einem reichen und milden Herrn bleibt man doch zu seinem eignen Schimpf nicht im besten Verstande arm, weil man nicht arm genug sein will, um bloß von seinen Gaben zu leben. Wer hat – nicht zuweilen, sondern immer – den auf nichts Eigenes, sondern auf das Opfer Christi sich stützenden Mut, das Abba zu schreien? Nur wenige, aber doch immer noch einige, die da schwören: an dem Herrn habe ich Gerechtigkeit und Stärke; die nicht nur dann, vor gutem Mute jauchzen, wenn er ihr Herz besonders erquickt, sondern auch dann ruhig seiner harren, wenn er es für gut findet, sie zu demütigen, bis er sich ihnen wieder auf's innigste mitteilte. Außer diesem kann man nicht begreifen, wie der Meister sein Joch für sanft, und seine Last leicht erklären, und seine Jünger behaupten konnten, seine Gebote seien nicht schwer.

Nun ihr halb gewes'nen Knechte,
Und bald Kinder in dem Haus,
Macht's vor Gott in Christi Rechte
Einst auf alle Sünden aus.
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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Unsere Missetat drückt uns hart, du wollest unsre Sünde vergeben.
Psalm 65,4


Der erbarmungswerte Zustand, worin wir von Natur vergraben liegen, wird dann erkannt und empfunden, wenn der Herr dem Menschen Buße gibt, welches zugleich der erste Schritt ist, um zur Offenbarung seines Sohnes in der Seele zu gelangen. Der Mensch fängt an, zu sorgen für seine Sünde, als eine schwere Last fängt sie an, ihn zu drücken, und da sie ihm nach und nach zu schwer wird, nötigt sie ihn, sich nach einem Retter umzusehen. Jesus fängt an, für ihn eine Wichtigkeit zu bekommen, welche er bis dahin so wenig für ihn hatte, als ein Arzt für einen sich vollkommen gesund dünkenden Fieberkranken. Oft wird ein Mensch in dieser Lage mit heftigen Zweifeln bestürmt, ob er wohl je fromm und selig werden könne, und betrachtet es als ein wahres Unglück, dass er auf das Nachdenken über sein Verhältnis gegen Gott gekommen sei, da er allenfalls Wollen des Guten hat, aber das Vollbringen nicht findet. Er betrachtet sich wohl als einen der unglückseligsten Menschen auf Erden, da er auf der einen Seite zwar nicht mehr in sorgloser Sicherheit hinleben, auf der andern aber nicht kann göttlich beruhigt werden. Er kann der Sünde nicht mehr dienen, und ihrer auch nicht los werden; er kann nicht zurück zur Welt, und nicht vorwärts in's Reich Gottes. Dies gibt ihm keine Freude, und jenes auch nicht. Ich elender Mensch! wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?(Röm7.24.) Freilich ist im Himmel schon Freude über solche Seelen; aber noch nicht in ihnen selbst. Sie gehören zu den Traurigen Zions, von welchen es heißt: Tröstet, tröstet mein Volk! Sie gehören zu den Gedemütigten, die sich fürchten vor seinem Wort, und erquickt werden sollen.

O glückselig; denn die Stunden,
Die zur Buß' sind angewandt,
Neu an Jesus mich verbunden,
Bringen mich in Ruhestand.
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Re: G.D.Krummacher Andachten aus "Tägliches Manna"

Beitrag von Joschie »

Ihr seid gekommen zu dem Berge Zion, und zu der Stadt des lebendigen
Gottes.
Hebräer 12,12


Zion ist die Kirche, die Gemeine Gottes in ihrer neutestamentlichen Vollkommenheit, besonders hier auf Erden. Zu dem Berge Zion gekommen sein, heißt also, der wahren Kirche einverleibt sein, und Teil haben an all den herrlichen Vorrechten, die ihr im Worte Gottes zuerkannt, an all den herrlichen Verheißungen, die ihr gegeben sind; teilhaben an all der Liebe und Sorgfalt Gottes für Zion; an aller Herrlichkeit, die demselben zugewendet werden, folglich höchst glückselig sein. Zu diesem sagt Petrus: Ihr seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht. In Gemäßheit dieser Verheißung sollen alle Bürger zu Zion mit Gott unterhandeln, wie David tat, da er sprach: Du hast gesagt: ihr sollt mein Angesicht suchen; drum suche ich auch, Herr, dein Antlitz. – Mag ihr äußerlicher Stand auch sein, welcher er will, mögen sie noch so arm und klein sein, mögen sie gedrückt, verfolgt, verhöhnt werden, mag nicht nur der Teufel, sondern sogar Gott selbst für eine Weile ihnen zuwider sein: so sind doch alle Herrlichkeiten Zions die ihrigen, und in Gottes Augen schon an ihnen erfüllt. Sie alle sind Könige, und müssen sie ihr Königtum hienieden auch meistens im Kriegführen beweisen, so muss ihnen dennoch Alles zum Besten dienen, Niederlage und Sieg. Darum fürchte dich nicht, du Würmlein Jakob, und du armer Haufe Israel.(Jesaja.42.14)

Schreibe, Herr, mich auch mit an
Unter deine Untertanen.
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Joschie
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Re: G.D.Krummacher Andachten aus "Tägliches Manna"

Beitrag von Joschie »

Wir liegen vor dir mit unserm Gebet , nicht auf unsre Gerechtigkeit,
sondern auf deine große Barmherzigkeit.
Daniel 9,18


Daniel sagt: wir liegen; und wirklich lag dieser große Prophet auf der Erde, als er betete. Die Gebärden machen es freilich nicht aus. Aber, wenn die innere Inbrunst, wenn die Heftigkeit des Verlangens, wenn die tiefe Demut uns auf die Knie oder gar auf's Angesicht niederwirft, so ist dies ein Bild des inneren Sinnes. Auch wüsste ich nicht, was ich von dem sagen sollte, der nie auf solche Weise betete; da doch Jesus selbst es also tat. Daniel betete; – aber was war der Grund, worauf er es wagte, sein Anliegen vor den Thron des Allerhöchsten zu bringen? er meinte keineswegs, dass das Beten an sich ihn schon dazu berechtigte. Gehör zu verlangen. Er sagt: Wir liegen nicht auf unsere Gerechtigkeit. – Wer's auf seine Gerechtigkeit wagte, dem würde der Herr leicht seine Werke und seine Gerechtigkeit als eine solche anzeigen, die kein nütze ist. Jedoch machte ihn dieser Mangel einer eigenen Gerechtigkeit auch nicht mutlos. Gottlob, dass es derselben auch nicht bedarf, sondern dass es einen anderen und ganz vollkommenen Grund der Freimütigkeit zu Gott gibt. Denselben fand Daniel und findet der gedemütigte Sünder nicht in seinem Gebet, nicht in dessen Inbrunst und Dringlichkeit, sondern in der großen Barmherzigkeit des Herrn. Das ist ja etwas sehr Erwünschtes, dass auch die Barmherzigkeit zu den Eigenschaften Gottes gehört. Daniels Sinn sei auch der unsrige; dass des Herrn Heiligkeit uns zerknirsche, seine große Barmherzigkeit uns aber tröste.

Wir liegen vor dir in dem Staube,
O Vater, mit zerknirschtem Geist,
Uns unterstützt allein der Glaube,
Dass du noch ein Erbarmer seist.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Joschie
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Re: G.D.Krummacher Andachten aus "Tägliches Manna"

Beitrag von Joschie »

Schaue die Güte und den Ernst Gottes.
Römer 11,22


Die ausschließliche Betrachtung der Güte ohne den Ernst, ist bei unserer Unvollkommenheit hier auf Erden, auch auf die Dauer nicht nützlich, sondern bedenklich, und könnte Leichtsinn und Üppigkeit erzeugen. Freilich ist das in jenen ausgezeichneten Augenblicken nicht zu befürchten, wo, wie die; Bilder im Hohenliede lauten, der Herr die Seele in dem Weinkeller führt, wo sie unter dem Schatten sitzt, des sie; begehrt, und seine Frucht ihrer Kehle süß ist, wo seine Tröstungen die Seele erquicken, und alle Furcht und Misstrauen vertreiben, wo Schmerz und Seufzen weg müssen. Da ist an keinen Leichtsinn zu denken, weil die Liebe Gottes ausgegossen ist in unsere Herzen durch den heiligen Geist, und so die ganze Frucht des Geistes lieblich da steht. Wir wandeln hier aber nicht im Schauen, sondern im Glauben. Jene Tabors, wo man gerne Hütten baute, sind nicht ein beständiger Wohnort. In dem alltäglichen Leben darf man nicht lediglich die Güte Gottes in Gedanken haben, sondern soll neben dem Frieden auch Salz bei sich haben, will man vor Abwegen, Höhen und Leichtfertigkeit, die es nicht genau nimmt, sich manches zu gut hält, was ernstlich bestritten werden sollte, manches Auge schont, das ausgerissen, mancher Hand und Fuß welche abgehauen werden sollten. Wird aber Ernst und Güte gehörig miteinander verbunden, so leitet dies auf den rechten, sichern Weg. Die Erwägung, des Ernstes bewahrt vor Leichtsinn; die der Güte vor Misstrauen und Ängstlichkeit. Indem jener das Herz zusammen zieht, erweitert diese es, und gibt ihm so seine rechte Gestalt. Der eine flößt Ehrerbietung, die andere Zutrauen ein; diese: bewahrt vor dem Verzagen, jener vor Selbsterhebung.

Ach, öffne mir die Tiefe meiner Sünden,
Lass mich auch seh'n die Tiefe deiner Gnad';
Lass keine Ruh' mich suchen oder finden,
Als nur bei dir, der solche für mich hat.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Re: G.D.Krummacher Andachten aus "Tägliches Manna"

Beitrag von Joschie »

Der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer.
Jakobus 5,11


Dieser Name eines Erbarmers schlägt freilich, indem er die Elenden aufrichtet, alles eigne Verdienst, Würdigkeit und Kraft darnieder. Erbarmen setzt lauter Jammer und Elend voraus, denn es bezeichnet eben Liebe gegen Elende. Und auf unserer Seite ist nichts anders als Jammer und Elend, Blindheit und Tod, ja Feindschaft gegen Gott, so dass, wenn uns geholfen sein soll, es nicht anders, als durch Erbarmen geschehen kann. Er findet uns so hilflos, elend und verächtlich, so wie es uns Hesekiel.16 unter dem Bilde eines Neugeborenen, ungewaschenen, in seinem Blute auf's Feld hingeworfenen, dem gewissen und unausbleiblichen Tode Preis gegebenen Kindes vorgestellt wird, so dass den Erretteten nichts anders übrig bleibt, als was am Schlusse gesagt wird: Du wirst dich schämen, wenn ich dir Alles vergeben werde, was du getan hast, spricht der Herr. Tut außer diesem Erbarmen mit dem trotzigen Sünder was ihr vermögt; führt ihn an den Sinai, und lasst ihn Gott selbst donnern und reden hören; lasst alle Plagen über ihn ergehen; ängstigt ihn um und um, ja werft ihn in den Feuerofen; lasst ihn Jesus selber predigen hören, und seine Wunder sehen – ihr werdet nicht vermögen, der Distel eine einzige Feige zu entquälen. Aber wird dieses Totengebein angehaucht von dem lebendigen Odem des Erbarmers: seht, wie es sich aufrichtet, wie es lauter Willigkeit wird, wie es der Sünde entsagt, wie Dieser spricht: Ich bin des Herrn! und Jener sich mit seiner Hand Gott zuschreibt. Dies Erbarmen, das aus Jesu geöffneter Seite floss, ist unsere einige Rettung.

Ich wickle mich in deine Gnade ein,
Mein Element ist einzig dein Erbarmen,
Und weil du mir mein Ein und Alles bist,
So ist's genug, wenn dich mein Geist genießt.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Re: G.D.Krummacher Andachten aus "Tägliches Manna"

Beitrag von Joschie »

Ich will die müden Seelen erquicken, und die bekümmerten Seelen
sättigen.
Jeremia 31,25


Hier tönt eine heilbringende Lockstimme von dem Herrn. Es ist bekannt, wie nachdrücklich und freundlich Jesus zu sich einladet. Wie anlockend ist es, wenn er sich als den Arzt und Hirten, wenn er sein Geschäft als ein Suchen und Seligmachen, wenn er Sünder und Verlorne als diejenigen vorstellt, welche er beabsichtigt und meint. Er sandte seine Apostel an alle Enden der Erde, um zu locken, wen sie fanden, bis sein Haus voll werde, und noch erschallt seine Stimme unter Christen und Heiden, so wie unter den Süden die Botschaft des Friedens angetragen wird, mögen sie sich auch fortwährend des ewigen Lebens unwert achten. Ertönt diese Stimme, wodurch der Herr von Allem ab zu sich hinlockt – ertönt sie nicht in den Mühseligkeiten dieses Erdenlebens, das mit so mannigfachen Wehen durchflochten ist, und dessen Annehmlichkeiten tausend Gefahren unterliegen, bis der gewisse und doch ungewisse Tod alle sichtbaren Verbindungen zerreißt? Liegt nicht in jedem Ach eine Aufforderung, uns zu dem zu neigen, der da sagt: Ich will euch erquicken; bei mir ist Ruhe für die Seele zu finden? Und, o wie heilsam sind die trüben Tage, wenn sie uns nach dieser Sonne verlangend machen.

Von Gott kommt mir ein Freudenlicht,
Wenn du mit deinem Angesicht
Mich gnädig tust anblicken;
O Jesu, du mein trautes Gut,
Sein Wort, dein Geist, dein Leib und Blut
Mich innerlich erquicken.
Tröst' mich
Freundlich,
Hilf mir Armen
Aus Erbarmen,
Hilf in Gnaden.
Auf dein Wort komm' ich geladen.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Re: G.D.Krummacher Andachten aus "Tägliches Manna"

Beitrag von Joschie »

Das ist die Botschaft, die ihr gehört habt von Anfang an, dass wir uns unter einander lieben sollen.
1. Johannes 3,11


Paulus schildert das Leben des natürlichen Menschen als in Bosheit und Neid, sich unter einander hassend und hassenswert, und möchte die Erfahrung ihn widerlegen, statt zu bestätigen, dass die Menschen noch sind, wie sie waren. Dir Klagen über den Mangel der Liebe in der Welt und selbst unter den Christen, sind wohl nur allzu gegründet; indessen mögen diejenigen, welche sie führen, wohl zusehen, ob sie nicht selbst auch ihren Anlass dazu geben. Die Liebe aber ist von der größten Wichtigkeit, denn wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Sie ist aber von Gott, und nicht von uns selber, und nur wer von Gott geboren ist, hat wahre Liebe. Paulus gibt ihr selbst vor dem Glauben und der Hoffnung wenigstens den Vorzug, dass diese aufhören, jene aber bleibt. Sie macht das eigentliche Ebenbild Gottes aus, denn er ist die Liebe. Das Ebenbild haben wir aber verloren, und sind stachelige Dornen geworden, wie sich auch bei Gelegenheit zeigt; dürfen sie aber nicht bleiben, sondern müssen ein Süssteich werden, und uns unter einander herzlich lieben lernen.

Du süßer Himmelstau, lass dich
In unsre Herzen kräftiglich,
Und schenk' uns deine Liebe;
Dass unser Sinn verbunden sei
Dem Nächsten stets mit Liebestreu,
Und sich darinnen übe.
Kein Leid,
Kein Streit
Dich betrübe;
Reine Liebe
Wollst du geben,
Sanft- und Demut auch daneben.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Re: G.D.Krummacher Andachten aus "Tägliches Manna"

Beitrag von Joschie »

Herr, deine Gedanken sind so sehr tief.
Psalm 92,6


Der gläubigen Schar sind, nachdem die Grund-, Fundamental- und Hauptverheissung durch die Sendung Christi erfüllt worden ist, auch große Dinge verheißen, z.B. die gänzliche Vernichtung des alten Menschen, eine vollkommene Heiligung, ein vollkommener Trost, die Bekehrung der Heiden u.s.w. Aber wie sieht es doch in der Wirklichkeit durchgängig aus? Gehts im Gnadenleben wie in der Natur, deren Fortschreiten von Tage zu Tage nachgewiesen werden kann? Nach dem Winter zeigen sich Augen, sie schwellen zu Knospen an, diese brechen auf und gestalten sich zu Blüten und Blättern, jene fallen ab und setzen kleine Früchte an, diese nehmen zu, bis sie ihre Größe und Reife erlangt haben. Lässt sich das Gnadenwerk in einer Seele auch so in einer Stufen- und Reihenfolge nachweisen? Das tut's nicht. Kurz, die göttlichen Verheißungen sind allerdings Ja und Amen in Christus. Zwischen ihnen, zwischen der gläubigen Ergreifung und der gänzlichen Erfüllung derselben, liegen Wüsten, Berge, Abgründe, Ströme und Seen. Nicht selten häufen sich die Schwierigkeiten, je näher die Zeit der Erfüllung heran rückt, und im Ganzen erfüllt Gott sie so, dass ihm die ganze Ehre davon zufällt, und man bekennen muss: Das hat der Herr getan.

O ja, das hat' der Herr getan;
Wir staunen auch dies Wunder an,
Und stehen da, und sehn erfreut
Auf ihn, den Herrn der Herrlichkeit,
Der den Gefangnen Freiheit sendet,
An Allen bald sein Heil vollendet.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Beitrag von Joschie »

Das ist je gewisslich war und ein teuer wertes Wort, dass Christus Jesus
gekommen ist in die Welt,die Sünder selig zu machen.
1. Timotheus 1,15


Es ist gar keinem Zweifel unterworfen, dass Gott uns seinen Sohn gegeben hat, dass wir durch ihn leben sollen. Es ist so gewiss, als etwas gewiss sein kann, dass Gott uns das Leben hat gegeben, und solches Leben ist in seinem Sohne. Nehmen wir glaubwürdiger Menschen Zeugnis an, so ist Gottes Zeugnis unbedenklich größer. Wie viel mehr sollen wir das denn annehmen, wodurch wir unser Siegel mit dazu abgeben, dass er wahrhaftig ist. Glauben wir nicht, so behandeln wir Gott, als ob er ein Lügner wäre, beleidigen ihn demnach auf's Äußerste, da wir ja schon Menschen, die doch in der Schrift als Lügner angegeben werden, nicht empfindlicher und ehrenrühriger beleidigen können, als wenn wir sie wie Lügner, wie alles Glaubens und Vertrauens unwürdige Personen behandeln, und etwas, das sie gesagt haben, eben deswegen bezweifeln, weil sie es gesagt haben. Doch hebt der Menschen Unglauben Gottes Glauben auf? Und ob Etliche nicht glauben an das, was Gott geredet hat, was liegt daran? Röm. 3,3. Es bleibe vielmehr also: dass Gott allein sei wahrhaftig. Wollte aber jemand wohl sehr gern mit aller Zuversicht glauben, kann es aber noch nicht, oder doch für diesmal nicht: so bleibt er doch treu, und hört es gern, wenn wir ihn anschreien: Ich glaube, lieber Herr, hilf meinem Unglauben. Und wer würde überhaupt je zum Glauben gelangen oder darin beharren, käme er nicht gnädig unserm Unglauben zu Hilfe. Mag es Gesetz, mag es ein böses geängstetes Gewissen, mag es die Beschaffenheit, Menge und Größe unserer Sünden, mag's der Unglaube selbst sein, der's für ungewiss, für unwahrscheinlich, ja für unmöglich verschreien will, es ist dennoch je gewisslich wahr, und ein teuer wertes Wort, dass Christus Jesus kommen ist in die Welt, die Sünder selig zu machen. Dennoch essen die Hündlein von des Herrn Tische; dennoch bleibe ich stets an dir.

Dass ist wahr,
Und offenbar,
Dass Christus Jesus kommen ist,
Sünder groß
Zu machen los
Von Sünde, Welt und Satans List.
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Beitrag von Joschie »

Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn.
1. Mose 15,1


Ich bin dein Lohn. Gott der Allgenügsame will also alles, was – wenn ich so reden darf — in seinen Kräften ist, aufbieten, um den Seelen das zu erstatten, was sie etwa um seine– doch wie darf man sagen um seinetwillen? – das sie um ihres eigenen Heils willen verleugnen, was sie an Kampf, Ungemach und Mühe übernehmen. Er will's ihnen hienieden schon erstatten, und sollte das etwa fehlen, doch dort desto gewisser und vollkommener. Petri Frage: Was wird uns dafür? ist keinesweges verwerflich, vielmehr äußerst beherzigungswert und wichtig. Was wir dir dafür, dass du der Welt und Sünde dienst, dass du allem dem so unersättlich nachjagst, was sie dir an Scheingenüssen anbeut - und was wird dir dafür, wenn du hiermit der Welt und was dem Fleisch gefällt, rein absagst und Christus an? Leg dies bedächtig auf die Waagschale gegen einander und bestimme darnach deine Wahl. Auf kurze Lust folgt schwere Last, auf kurze Müh ein ewig Glück. Wer das einigermaßen zu würdigen weiß, was es heißt; Gott ist mein Lohn, der wird sich nicht viel an die Beschwerden der Wüste kehren, sondern nachjagen dem vorgesteckten Ziele, dem Kleinod, welches vorhält die himmlische Berufung in Christus Jesu. Bringt es ein Tag doch wieder ein.

Ja, alle Müh' ist schon bezahlt,
Wenn ich die gold'ne Himmelstür
Mir stell in Glauben und Hoffnung für.
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