Lesung aus C.H.Spurgeon "Das Evangelium des Reiche"

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

Moderator: eddi

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5911
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Matthäus 10.5-8

Beitrag von Joschie »

5. 6. Diese zwölf sandte Jesus, gebot ihnen und sprach: Geht nicht auf der Heiden Straße, und zieht nicht in der Samariter Städte, sondern geht hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel.

Dies war nur eine „Judenmission“, welche die allgemeine Erweckung des erwählten Volkes beabsichtigte. Es ist ein Beispiel einer besonderen Mission und gibt den Missionen für besondere Volksklassen ein Recht, aber es muß nicht zu einem Beispiel gemacht werden, wodurch der Herr eine eiserne Regel für alle Missionen vorgeschrieben hat. Die Leute waren zu jener Zeit unsrem Herrn günstig gesinnt, und deshalb konnten seine Apostel eine bessere Behandlung erwarten, als man sie in unsren Zeiten hoffen kann. Einige dieser Regeln wurden bei einer folgenden Sendung geändert, als die Leute weniger günstig gesinnt waren. Dies war eine Mission von Israel zu Israel. Sie war nicht für die Heiden, sondern strenge auf “das Haus Israel“ beschränkt. Selbst die, welche den Juden am meisten glichen, sollten nicht besucht werden: “ziehet nicht in der Samariter Städte.“ Es war ein Suchen nach “den verlornen Schafen aus dem Hause Israel“ auf den Weiden nahe bei der Hürde. Wir dürfen gelegentlich Gottesdienste für bestimmte Klassen – für Arbeiter etc. haben, aber die stehende Regel lautet nicht so, sondern vielmehr: „Geht hin in alle Welt, und predigt das Evangelium aller Kreatur.“

7. Geht aber, und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.

Ihr erstes Werk war, das kommende Reich zu verkünden und den Weg für den kommenden König zu bereiten. Diejenigen Israeliten, welche willig waren, konnten Unterthanen dieses himmlischen Reiches werden und sollten darum von seinem nahen Kommen benachrichtigt werden.

8. Macht die Kranken gesund, reiniget die Aussätzigen, wecket die Toten auf, treibet die Teufel aus. Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst gebt es auch.

Nachdem sie den Seelen gedient, sollten sie auch den Körpern der Menschen Gutes thun, und so ihre Botschaft durch ihre Wunder bestätigen. Diese Thaten der Barmherzigkeit sind in aufsteigender Linie; beachtet die Stufen. Alles sollte ohne Gebühr oder Lohn getan werden; ihre Kräfte waren nicht gekauft, ihre Wunder sollten nicht verkauft werden.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5911
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Matthäus 10.9-11

Beitrag von Joschie »

9. 10. Ihr sollt nicht Gold noch Silber noch Erz in euren Gürteln haben; auch keine Tasche zur Wegfahrt, auch nicht zwei Röcke, keine Schuhe, auch keinen Stecken. Denn ein Arbeiter ist seiner Speise wert.

Sie brauchten nicht für Speise oder Logis zu bezahlen. Die Leute gaben ihnen freien Unterhalt, und deshalb hatten sie kein Geld nötig. Sie brauchten keine Reisetasche zu tragen, denn Mahlzeiten wurden ihnen freigebig angeboten von denen, die sie unterwiesen und heilten. sie sollten sich nicht mit doppelter Kleidung beladen, denn wenn das Wetter es erforderte, würden die Leute sie damit versorgen, selbst wenn ihre Schuhe sich abnützten, würden ihre Hörer ihnen welche wiedergeben. Wenn die Predigt wirklich angenommen wird, so wird der Prediger keinen Mangel an dem zum Leben Nötigen haben. Sie brauchten nicht einmal zu warten, um sich einen Stecken zu suchen, denn wenn einer nötig war, und sie ohne ihn ausgegangen, so würde ihnen einer gegeben werden. Unter einem willigen Volke ist eine solche Sendung nicht nur möglich, sondern im höchsten Grade angemessen. Es ist nur gerecht, daß die Leute diejenigen mit zeitlichen Dingen unterhalten, die ihnen im Geistlichen dienen, und es ist recht, daß Pläne gemacht werden, welche ihnen diese Pflicht auferlegen, wie es hier der Fall war. Der Prediger soll umsonst predigen, aber die, die den Nutzen davon haben, sollen auch umsonst Speise für ihn schaffen. Solche Mission, wie diese, ist in keinem Sinne eine Heidenmission. Diese Weise ist an sich gut, aber sie würde nicht möglich sein unter feindlichen Völkern. Bei der Arbeit unter Gegner muß der Befehl unsres Herrn, den Er unter andren Umständen gab, befolgt werden. Siehe Lk. 22,36: „Wer einen Beutel hat, der nehme ihn“ etc. Verschiedenes Verfahren muß zu verschiedenen Zeiten angewandt werden. O, daß einige unsrer sehr geistlich gesinnten Brüder ein wenig gesunden Verstand hätten! Wir bringen das Gebet dar mit sehr mutlosen Herzen.

11. Wo ihr aber in eine Stadt oder Markt geht, da erkundigt euch, ob jemand darinnen sei, der es wert ist; und bei demselben bleibt, bis ihr von dannen zieht.

Suchet Leute aus, die sich eignen, mit euch im heiligen Werke verbunden zu werden. Wie ihre Umstände auch sein mögen, sehet hauptsächlich auf ihren Charakter. Für das beste Werk sucht die besten Männer aus. Stellt nicht euren Meister bloß, indem ihr bei Leuten von schlechtem Ruf wohnt. Aber wechselt nicht euer Quartier, und lauft nicht von einem zum andren, damit ihr nicht bloße Bettler scheint, die von Tür zu Tür gehen. Bleibt bei den guten Leuten, mit denen eure Mission beginnt. Es mag sein, daß sich später reichere Leute einstellen, aber vergeßt nie die würdigen Männer und Frauen, die euch zuerst bewirteten. Das sind weise Regeln. Dies ist nicht die Weise, die man bei Heiden beobachten kann, wo keine „würdig“ genannt werden können. Da suchen wir die Sündigen und fühlen, dass wir zu den am tiefsten Gesunkenen gesandt sind.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5911
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Matthäus 10.12-15

Beitrag von Joschie »

12. Wo ihr aber in ein Haus geht, so grüßt dasselbige.

Sagt: „Friede sei mit diesem Hause.“ Seid sehr höflich äußerlich und sehr wohlwollend innerlich. Ihr kommt als ein Segen, kommt mit einem Segen. Wir sollten nie in ein Haus eintreten, ohne ihm Gutes zu wünschen, und es nicht verlassen, ohne versucht zu haben, es besser zu machen.

13. Und so es dasselbige Haus wert ist, wird euer Friede auf sie kommen. Ist es aber nicht wert, so wird sich euer Friede wieder zu euch wenden.

Denkt gut von allen, bis sie durch ihr Verhalten beweisen, daß eure gute Meinung ein Irrtum ist. Segnet das Haus, und wenn es dies wert ist, so wird der Herr euren Segen wirksam machen, und der Friede wird dort wohnen; aber wenn das Haus es nicht wert ist, so soll der Segen nach eures Herrn Befehl sich “wieder zu euch wenden,“ und das wird euch instandsetzen, die Zurückweisung zu ertragen, ohne entmutigt zu werden. Wir können nicht über den Wert urteilen, aber der Herr will es tun. Wir sollen von allen Gutes hoffen. Wir werden Gutes empfangen, selbst wenn es uns nicht gelingt, Gutes zu tun. Wenn das Misslingen nicht unsre Schuld ist, so wird es für uns kein Misslingen sein.

14. Und wo euch jemand nicht annehmen wird, noch eure Rede hören, so geht heraus von demselben Hause oder Stadt, und schüttelt den Staub von euren Füßen.

Entsagt aller Gemeinschaft mit denen, die nicht Gemeinschaft mit eurem Herrn haben wollen. Seid nicht zornig; klagt nicht mit Bitterkeit an, sondern “schüttelt den Staub von euren Füßen“ und geht anderswohin. Geht nicht weg, um im Privatgespräch über die Leute zu spotten, aber lasst sie wissen, dass ihr sie verlasst, weil sie eure Botschaft abweisen. Tut dieses offen und in der feierlichsten und lehrreichsten Weise, hoffend, dass man an euer letztes Thun gedenken werde. Es ist zu fürchten, dass wir die, welche Christus vorwerfen, in traurig leichter Weise behandeln und nicht den Abscheu über ihre Verwerfung unsres Königs zeigen, den diese verdient. Wir sollten unbußfertige Sünder wissen lassen, dass wir sie als nicht zu unsrer Gemeinschaft gehörig betrachten. Wenn sie nicht hören wollen, so müssen wir sie sehen lassen, dass wir sie nicht anerkennen und sie für unrein halten, weil sie Christus Jesus abweisen. Wie wenig von diesem wird getan von den glattzüngigen Predigern unsrer Tage! Die Menschen mögen das Evangelium abweisen und doch die Busenfreunde der sein, die ihnen predigen. Ja, sie versuchen sogar von der Kanzel, sie in ihrer Unbußfertigkeit zu ermuntern durch den Traum einer „weiteren Hoffnung.“

15. Wahrlich, ich sage euch: Dem Lande der Sodomer und Gomorrer wird es erträglicher ergehen am jüngsten Gericht denn solcher Stadt.

Die verfluchten Städte der Ebene mögen ein schreckliches Gericht erwarten, aber ihr Teil wird nicht so unerträglich sein, als das derjenigen, zu denen das Evangelium in der offensten Weise kommt und die doch seine Boten nicht aufnehmen, nicht einmal ihre Worte hören wollen. Mit welcher Feierlichkeit umgeben diese Drohungen sowohl das Predigen als das Hören von dem Reiche! Unser Herr besiegelt seine furchtbare Weissagung mit einen “Wahrlich“ und mit jener feierlichen Einleitung: “Ich sage euch.“

Hier sendet unser hochgelobter König seine Botschafter aus mit dem Befehl, das jüdische Volk aufzufordern, ihren Herrn und Herrscher anzuerkennen, und Er unterstützt sie in ihrem Auftrage durch eine fürchterliche Androhung des Gerichts für die, welche sie nicht aufnehmen oder ihre Worte nicht hören wollen.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5911
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Matthäus 10.16-19

Beitrag von Joschie »

(Des Königs Boten können erwarten, schlecht behandelt zu werden. V. 16-25.)

16. Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.

“Siehe.“ Unser Herr fordert zu besonderer Aufmerksamkeit auf und stellt dann seinen Gesandten vor Augen, sowohl damals als jetzt, was die Zukunft ihres Kreuzzuges sein wird. Was Er tat, war sehr wunderbar, daher das „Siehe!“

Es würde tollkühn sein, zu gehen, wenn Jesus nicht spräche: “Ich sende euch.“ Wenn Jesus Schafe aussendet, so mögen sie furchtlos “mitten unter die Wölfe“ gehen. Er sendet sie, nicht um mit den Wölfen zu kämpfen oder sie aus ihren Höhlen zu treiben, sondern sie umzuwandeln. Die Jünger wurden zu grimmigen Menschen gesandt, sie von der Sünde zu überzeugen, und deshalb mussten sie weise sein, um sie zu bekehren, und deshalb mussten sie sanft sein. Die Waffe der Christen ist ihre Waffenlosigkeit. Sie sollen verständig, vorsichtig sein, “klug wie die Schlangen“; aber sie sollen liebevoll, friedlich sein, “ohne Falsch wie die Tauben.“ Der christliche Missionar muss auf seiner Hut sein, damit er keinen Schaden leidet, aber er muss ohne Falsch sein, damit er keinen Schaden tut. Wir sollen Märtyrer genannt werden, nicht Wahnwitzige; wir sollen einfältigen Herzens sein, aber keine Einfaltspinsel.

Im Grunde ist die Sendung der Schafe zu den Wölfen eine hoffnungsvolle, da wir in der äußeren Welt sehen, dass die Schafe, obwohl so schwach, doch an Zahl weit die Wölfe übertreffen, die so grimmig sind. Der Tag wird kommen, wo der Verfolger so wenige sein werden wie der Wölfe, und die Heiligen so zahlreich wie die Schafe.

Herr, lehre mich in meiner Arbeit für Dich die wundervolle Verbindung von Schlange und Taube zu zeigen, die Du hier Deinen Dienern gebietest. Lass mich nie gegen andre wie ein Wolf werden, sondern lass mich überwinden durch die Sanftmut eines Lammes!

17. 18. Hütet euch aber vor den Menschen, denn sie werden euch überantworten vor ihre Rathäuser, und werden euch geißeln in ihren Schulen. Und man wird euch vor Fürsten und Könige führen um meinetwillen, zum Zeugnis über sie und über die Heiden.

“Hütet euch aber vor den Menschen.“ Verlasst euch nicht auf sie, betrachtet sie nicht als Mithelfer beim Aufrichten des Himmelreichs und versucht nicht, euer Zeugnis zu mildern, um es ihrem Geschmack anzupassen. Buhlt nicht um ihren Beifall und setzt keinen großen Wert auf ihre Gunst. Sie werden euch nicht schirmen, sondern “euch überantworten“; sie werden nicht für euren Unterhalt sorgen, sondern für eine Anklage vor dem Rat; sie werden euch nicht mit Dekorationen beladen, sondern euch mit Geißeln schlagen in ihren öffentlichen Versammlungsorten. So würden Israeliten die Israeliten behandeln. Die Grausamkeit, die beschrieben wird durch: “werden euch geißeln in ihren Schulen,“ muss sicherlich eine raffinierte Bosheit gewesen sein, doch ist für einige Menschen das Verfolgen ein Teil ihrer Religion.

Die Bosheit der Juden würde die Einmischung der heidnischen Obrigkeiten und Monarchen herbeirufen. Diese wurden auch Verfolger, und vor ihrem Tribunal hatten die Heiligen sich zu verantworten; aber da dies um Christi willen war, so waren sie dadurch instandgesetzt, ein Zeugnis für ihren Herrn und gegen seine Feinde abzulegen. Auf diese Weise nur konnten heidnische Fürsten und Könige ihr Zeugnis hören, und darum sollten sie die Vorladung vor irdische Machthaber willkommen heißen.

Unsre Haltung gegen Menschen muss eine vorsichtige sein. Wir müssen uns ihnen nicht anvertrauen und uns nicht auf ihre Gönnerschaft verlassen, aber wir müssen zu gleicher Zeit jede Gelegenheit benutzen, von unsrem Herrn vor ihnen zu zeugen. Unser Beschützer und Herr ist im Himmel.

19. Wenn sie euch nun überantworten werden, so sorgt nicht, wie oder was ihr reden sollt; denn es soll euch zu der Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt.

Wenn ihr vor dem Richter steht oder im Begriff seid, vor ihn geführt zu werden, so quält euch nicht um das, “was ihr reden sollt.“ Seid nicht ängstlich wegen der Art oder des Inhalts eurer Verteidigung. Wenn ihr des Herrn wahre Knechte seid, so seid ihr Wortführer des Heiligen Geistes, Er wird euch in eine friedvolle Gemütsstimmung setzen und passende Worte sollen “euch gegeben werden.“ Er wird in euch und durch euch reden. Der Vater selber wird euch in dem Augenblick die geeignetste Antwort an eure Gegner in den Mund geben. Dies ist wunderbar wahr gewesen bei den Märtyrern der Wahrheit in früheren Jahrhunderten, und kühne Verteidiger der Wahrheit empfangen noch immer dieselbe Leitung. Einfache Bauern haben große Philosophen in Verlegenheit gesetzt, und niedere Frauen haben gelehrte Theologen in die Enge getrieben.
Zuletzt geändert von Joschie am 18.06.2015 16:36, insgesamt 1-mal geändert.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5911
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Matthäus 10.20-23

Beitrag von Joschie »

20. Denn ihr seid es nicht, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet.

Die Männer Gottes sind überhaupt nur Werkzeuge Gottes. Unser Herr Jesus sagte, dass Er nicht aus sich selber, sondern durch den Vater spräche, und das tun seine treuen Zeugen auch. Sie reden und doch reden sie nicht; Gott schweigt und dennoch redet Er durch sie.

21. Es wird aber ein Bruder den andren zum Tode überantworten, und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich empören wider ihre Eltern, und ihnen zum Tode helfen.

Unnatürlicher Hass ist aus religiöser Bitterkeit entsprungen. Die alte Schlange bemüht sich nicht nur, das Verhältnis des Geschöpfes zum Schöpfer zu vergiften, sondern sogar das des Kindes zu den Eltern und der Eltern zu dem Kinde. Brüder können unbrüderlich werden und alle andren Verhältnisse unnatürlich, wenn sie unter der Herrschaft blinden Religionseifers sind. In Verfolgungszeiten können wir keine Liebe von denen erwarten, die Gott nicht lieben. Es hätte unmöglich scheinen können, dass Blutsverwandte willig sein könnten, einander zum Tode zu helfen, aber die Geschichte hat reichlich gezeigt, dass unsres Herrn Worte nicht zu stark waren. Er kannte die Menschenherzen und warnte seine Jünger im voraus vor dem mitleidlosen Sturm, der über sie kommen würde infolge der menschlichen Feindschaft gegen die Wahrheit.

22. Und müsst gehasst werden von jedermann um meines Namens willen. Wer aber bis ans Ende beharrt, der wird selig.

Dies sind schwere Worte, aber sie sind wahr. Wenn wir treu sind, so werden wir notwendig Feinde machen. Jesus sagt im Grunde. Die Klassen und die Massen werden sich gegen euch wenden, um des Namens, der Lehre und der Herrschaft eures Meisters willen. Zuweilen wird der Monarch und zuweilen der Pöbel gegen euch wüten; aber entweder von dem einen oder von dem andren oder von beiden wird die Feindschaft ausgehen. “Ihr müsst gehasst werden von jedermann um meines Namens willen“ war das Sturmsignal, das die späteren Verfolgungen ankündete. Dies Signal mag nach dem göttlichen Ratschluss noch wieder aufgezogen werden. Glücklich sind die, welche Verfolgung ertragen können und festhalten und ausharren “bis ans Ende“ der Prüfung, dem Ende des Lebens oder dem Ende der Weltzeit. Solche sollen “selig“ werden in der Tat; aber die, welche durch den Widerstand überwunden werden können, sind verloren.

Möge der Herr uns bereit machen, die größte Unfreundlichkeit zu ertragen und auszuhalten, bis der Tag des Gerichts kommt, oder bis Er selbst unsre Feinde mit uns zufrieden macht!

23. Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so flieht in eine andre. Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet die Städte Israels nicht ausrichten, bis des Menschen Sohn kommt.

Sie sollten bei ihrem Werke bleiben und in allen Städten Israels predigen, aber sie durften vor der Gefahr in der einen Stadt fliehen und in eine andre gehen. Sie sollten nicht in einer Stadt bleiben, mit der Obrigkeit streiten und Verwirrung und Unordnung hervorbringen, sondern rasch fortgehen, wenn sie grausamen Widerstand finden. Es ist äußerst töricht, zu versuchen, den Menschen Religion aufzuzwingen. Die Religion macht Fortschritte durch Sanftmut und nicht durch Gewalt. Wenn eine Stadt in Waffen gegen den Prediger ist, so ist es am besten, wenn er hingeht, wo er weniger Widerstand findet.

Es würden immer noch Städte übrig bleiben, die das Licht nötig hätten. Sie würden nicht gezwungen sein, mit ihren Arbeiten aufzuhören, weil einige Städte ihnen die Tore verschlossen. Viel nicht angebautes Land hatte den Anbau nötig, darum sollten sie zu frischen Feldern eilen und dort Ernten einheimsen.

Während sie ihren Platz änderten, sollten sie bei ihrem Plan bleiben. Ihre Mission für Israel sollte ein schnelles Werk sein, denn der Herr wollte bald zum Gericht über das Land kommen, und sie sollten kaum Zeit haben, durch das ganze Land zu gehen, ehe Israels Tag der Barmherzigkeit als ein Volk, das in seinem eignen Lande wohnte, zu Ende wäre. Die Verfolgung, die sie in einer Stadt erführen, sollte ihre Schritte beschleunigen, zu einer andren zu gehen und so den schnellen Besuch des ganzen Landes fördern. Sie sollten sich nicht bei einer hoffnungslosen Stadt aufhalten, denn sie hatten keine Zeit zu verlieren. In solch fleißiger Weise sollten wir die Welt evangelisieren und glauben, dass wir keine Stunde zu säumen haben, denn des Menschen Sohn mag plötzlich kommen. Wenn seine Zukunft sehr rasch stattfinde, so würde sie kommen, ehe alle Stämme und Völker sein Evangelium gehört hätten. Dies darf nicht sein. Viele sollten „hin und her eilen“ und die Kunde von seinem Kreuze verbreiten. Wenn wir dies nicht freiwillig tun, mag es sein, dass wir dazu getrieben werden. Verfolgung ist oft ein Sporn für die Gemeinde gewesen. Last uns fleißig in unsrem heiligen Beruf sein und das Evangelium predigen, so lange wir es in Frieden tun können, denn gefährliche Zeiten mögen uns nahe sein, oder der Herr mag erscheinen, ehe wir es denken.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5911
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Matthäus 10.24-28

Beitrag von Joschie »

24. 25. Der Jünger ist nicht über seinen Meister, noch der Knecht über den Herrn. Es ist dem Jünger genug, dass er sei wie sein Meister, und der Knecht wie sein Herr. Haben die den Hausvater Beelzebub geheißen, wie viel mehr werden sie seine Hausgenossen also heißen!

Der Schüler ist nicht trefflicher als der Lehrer, noch der Knecht als sein Herr. Wer wollte wünschen, eine solche Vergewaltigung aller Ordnung und Regel zu sehen? Deshalb sollten wir wohl zufrieden sein, selbst wenn uns nicht so viel Ehrfurcht gezollt wird, wie unsrem Herrn. Wenn wir dieselbe Behandlung erfahren wie unser Meister, so haben wir Ehre genug, und mehr, als wir mit Recht erwarten dürfen. Was denn? Wenn der Hausvater dem Beelzebub, dem Fliegengott der Philister, verglichen und nach dem Fürsten der Teufel benannt wird, mit welchen Namen werden sie uns nennen? Ohne Zweifel wird die Bosheit den Witz schärfen und der Spott wird Worte erfinden, die durchbohren wie Dolche und schneiden wie Messer. Gott sei Dank, sie mögen uns nennen, wie sie wollen, aber sie können uns nicht böse machen. Sie können und werden unsren Namen als einen bösen verwerfen, denn sie nennen Gutes böse und Böses gut. Gott ward im Paradiese verleumdet und Christus auf Golgatha; wie können wir hoffen, zu entrinnen? Anstatt zu wünschen, das Kreuztragen zu vermeiden, sollten wir zufrieden sein, Unehre um unsres Königs willen zu erdulden. Sehen wir es vielmehr als eine Ehre an, in allen Dingen unsrem Meister zu gleichen, da wir zu seinen “Hausgenossen“ gehören, so lasst uns fröhlich sein, mit dem “Hausvater“ zu teilen. Es ist eine so große Ehre, zum königlichen Haushalt zu gehören, dass kein Preis dafür zu hoch ist. Genaue Ähnlichkeit mit dem Bilde ihres Herrn ist die Ehre der Heiligen. „Wie sein Herr zu sein“ ist für jeden wahren Knecht das höchste Ziel seines Strebens.

O Herr Jesus, unser Heiland und König, wir sehen, wie Du behandelt wurdest, und wir gehen freudig in die Gemeinschaft Deiner Leiden ein! Gewähre uns Gnade, nie vor der Treue gegen Dich zurückzuschrecken, koste es, was es wolle.

(Der König ermutigt seine Kämpfer. Vers 26-42.)

26. Darum fürchtet euch nicht vor ihnen. Es ist nichts verborgen, das nicht offenbar werde, und ist nichts heimlich, das man nicht wissen werde.

Der König gibt Gründe zur Ermutigung an, indem Er sagt: “Darum fürchtet euch nicht vor ihnen.“ Habt keine Furcht vor Verleumdung; euer Herr und Meister trug die volle Wut dieses erbarmungslosen Sturms. habt keine Furcht vor Missdeutungen, denn der große Gott wird binnen kurzem euren Charakter ins rechte Licht stellen. Ihr und eure Verleumder werden der Wahrheit gemäß dargestellt werden. Ob ihr auch mit übler Nachrede bedenkt wäret, soll eure Lauterkeit doch “offenbar“ werden; obwohl euer wahrer Wert verborgen ist, soll man ihn doch “wissen.“ Geheime Schändlichkeit und geheime Tugend werden gleichermaßen ans helle Tageslicht gezogen werden. Denkt an die Zukunft und lasst euch nicht durch die Gegenwart überwältigen.

27. Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht; und was ihr hört in das Ohr, das predigt auf den Dächern.

Gott ist der große Offenbarer, und ihr solltet Ihm nachahmen, indem ihr den Menschen die Wahrheit bekannt macht. Fahrt fort, wahre Gläubige, mit eurer Arbeit als Mund für Gott. Sagt laut, was der Meister euch sagt. Empfangt eine Botschaft von Ihm selber in der stillen Betrachtung und dann macht sie überall bekannt. Hört sie wie ein Flüstern im Ohr, und dann lasst sie erschallen, wie der Ausrufer im Orient, der zu dem höchsten Punkt im Dorfe geht und seine Botschaft alle Leute “von den Dächern“ hören lässt. Halte das Studierzimmer und das Gebetskämmerlein verborgen und komme da im Verborgenen mit Jesu zusammen, und dann richte die Kanzel des Zeugnisses an einem so hervorragenden Platz auf, wie du ihn nur finden kannst. Wenn du in die “Finsternis“ der Krankheit, der Not oder der Traurigkeit eingehüllt bist, so horche auf Ihn, dessen Stimme in der dichten Finsternis gehört wird, und dann “rede im Licht“ die nützlichen Lehren, die du gelernt hast.

Herr, lass keinen von uns reden, bis Du zu ihm geredet hast, und dann lass ihn nicht schweigen. Mögen alle Deine Jünger Dir ein offenes Ohr leihen und dann in Deiner Sache ihre mit Feuer berührten Zungen gebrauchen!

28. Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, und die Seele nicht mögen töten. Fürchtet euch aber viel mehr vor Dem, der Leib und Seele verderben mag in die Hölle.

Dieses, so unmittelbar auf den vorhergehenden Vers folgend, verbietet uns, unser Zeugnis aus Menschenfurcht zu unterlassen. Wir dürfen nicht weniger oder mehr sagen um des Widerstandes der Feinde willen. Ein mächtiger Grund wider die Furcht ist die vergleichsweise Schwäche des Feindes. Die Menschen können nur unsren niederen Teil, den Leib, töten, aber sie vermögen die Seele nicht zu töten. Aber wenn wir Gott ungehorsam sind, so hat der höchste Herr über Leben und Tod die Macht, beide Teile unsres Wesens zu verderben, indem Er sie beide in den Tod und die Finsternis der Hölle wirft. Lasst uns den Größeren fürchten, so werden wir den Geringeren nicht fürchten. Es gibt keine so treffliche Kurz gegen die Menschenfurcht wie die Gottesfurcht.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5911
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Matthäus 10.29-38

Beitrag von Joschie »

29-31. Kauft man nicht zwei Sperlinge um einen Pfennig? Noch fällt derselben keiner auf die Erde ohne euren Vater. Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupt alle gezählt. Darum fürchtet euch nicht; ihr seid besser denn viele Sperlinge.

Hier ist eine Predigt wider die Furcht, und Sperlinge sind der Text. Diese Vögel sind von geringem Wert, und ihr seid weit mehr denn viele von ihnen. Gott beachtet den Tod eines Sperlings, und Er beachtet noch viel mehr: Leben und Tod der Seinen. Sogar der kleinste Teil des Körpers seiner Kinder ist verzeichnet. Auch die Haare auf ihrem Haupte sind gezählt, und bis auf den kleinsten Umstand steht ihr ganzes Leben unter der Anordnung des Gottes der Liebe. Der Zufall ist nicht in unsrem Glaubensbekenntnis. Der Ratschluss des ewigen Wächters lenkt unser Schicksal, und Liebe wird in jeder Zeile dieses Ratschlusses gesehen.

Da wir ohne den Willen und die Erlaubnis unsres Vaters keinen Schaden von der Hand der Menschen durch ihr willkürliches Benehmen leiden sollen, so lasst uns bereit sein, mit heiligem Mut alles zu tragen, was der Zorn der Menschen über uns bringen mag. Gott will nicht das Leben eines seiner Krieger vergeuden; nein, nicht einmal ein Haar von seinem Haupte. Wenn wir im Kampf für Gottes Sache sterben, so leben wir im höchsten Sinne, denn durch den Verlust des Lebens gewinnen wir das Leben.

32. 33. Darum, wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.

Weil die göttliche Vorsehung alles lenkt, ist das Geschick der Gläubigen sicher und ohne Furcht vor Schaden, und sie dürfen vor dem kühnsten Bekenntnis ihres Glaubens nicht zurückschrecken, aus Furcht, ihr Leben zu verlieren. Unser Geschäft ist, Christus vor den Menschen bekennen. In Ihm hat die Wahrheit, die wir anerkennen, ihren Anfang, Mittelpunkt und ihr Ende. Unser Glaubensbekenntnis ist ein Bekenntnis Christi: Er ist unsre „Theologie“, unser „Wort Gottes“: Welche Freude, Ihn jetzt zu bekennen! Welch ein Lohn, von Ihm hernach in der Welt der Herrlichkeit bekannt zu werden! Es wird eine große Sünde wider den großen Gott sein, den Jesus zweimal “meinen himmlischen Vater“ nennt, wenn wir verfehlen, seinen Sohn auf Erden zu bekennen.

Es ist klar, dass in dieser Stelle Jesus “verleugnen“ soviel heißt, als Ihn nicht bekennen. Welche ernste Warnung ist dies für den feigen Gläubigen! Kann ein nicht bekennender Glaube erretten? Leben und sterben, ohne Christus vor den Menschen zu bekennen, heißt eine furchtbare Gefahr laufen. Tatsächlich sich von Christus lossagen und Ihn aufgeben, muss ein schreckliches Verbrechen sein, und es ist furchtbar, die Strafe zu betrachten. Von Jesu verleugnet vor seinem himmlischen Vater! Welche Hölle kann schlimmer sein?

Herr, lass mich niemals erröten, Dich in jeder Gesellschaft zu bekennen! Wirke in mir einen kühnen Geist durch Deinen Heiligen Geist. Lass mich deine Wahrheit bekennen, wie immer der Zeitgeist sein mag, mich zu Deiner Gemeinde halten, wenn sie am meisten verachtet ist, Deinen Vorschriften gehorchen, wenn es am meisten kostet, und Deines Namens mich rühmen, wenn er am meisten geschmäht wird.

34-36. Ihr sollt nicht wähnen, dass ich gekommen sei, Frieden zu senden auf Erden. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu erregen wider seinen Vater und die Tochter wider ihre Mutter und die Schwiegertochter wider ihre Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eignen Hausgenossen sein.

Friede wird das schließliche Resultat des Kommens unsres Herrn sein, aber zuerst sendet der Herr Jesus ein Schwert unter die Menschen. Er kriegt gegen den Krieg und streitet gegen den Streit. Indem Er den Frieden des Himmels erzeugt, weckt Er die Wut der Hölle auf. Die Wahrheit reizt zum Widerstand, Reinheit erregt Feindschaft, und Gerechtigkeit weckt alle Kräfte der Ungerechtigkeit auf.

Während des Gärungsprozesses, in dem das Recht um die Herrschaft ringt, helfen natürliche Verwandtschaften nichts zur Bewahrung des Friedens. Das Kommen Christi in ein Haus ist oft die Ursache von Uneinigkeit zwischen den Bekehrten und Unbekehrten. Je liebevoller der Christ ist, desto mehr Widerstand findet er oft. Die Liebe erzeugt einen zärtlichen Eifer für die Errettung der Freunde, und eben dieser Eifer ruft Empfindlichkeit hervor. Wir sollen dies erwarten und nicht betroffen werden, wenn es geschieht. Erbitterung wegen der Religion erregt oft die wildeste Feindschaft, und nahe Blutsverwandtschaft entflammt die Heftigkeit eher, als dass sie dieselbe löscht. Wir müssen mit dem Bekenntnis des Herrn Jesu fortfahren, komme, was da wolle. Selbst wenn unser Haus eine Löwenhöhle für uns wird, müssen wir unsren Herrn verteidigen. Diejenigen, welche um jeden Preis Frieden wünschen, haben keinen Teil an diesem Reiche.

Herr, lehre uns, wie wir uns in diesem schwierigen Umständen zu verhalten haben!

37. Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert.

Christus muß zuerst kommen. Er beansprucht hier den höchsten Platz in jeder menschlichen Brust. Hätte Er das können, wenn Er nicht göttlich gewesen wäre? Kein bloßer Prophet würde in dieser Weise reden. Doch fühlen wir nicht die geringste Selbstsucht in seiner Rede, und es kommt uns auch nicht in den Sinn, daß Er über seine Grenze hinaus geht. Wir sind uns bewußt, daß der Sohn Gottes ein Recht hat, so zu sprechen, und nur Er.

Wir müssen uns ernstlich davor hüten, Götzen aus denen zu machen, die uns am teuersten sind, indem wir sie mehr lieben, als Jesum. Wir müssen sie niemals dem Throne unsres Königs nahe setzen. Wir sind nicht wert, mit dem Herrn Jesu droben zu weilen, nicht einmal hienieden mit Ihm verbunden zu sein, wenn wir irgend einen irdischen Gegenstand für wert halten, Nebenbuhler des Herrn Jesu zu sein.

Vater und Mutter, Sohn und Tochter, wir würden ihnen gern alles zu Gefallen tun, aber im Gegensatz zu Jesu sind sie gar nichts, und es kann ihnen keinen Augenblick verstattet werden, unsrer Treue gegen unsren Herrn in den Weg zu treten.

38. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt, und folgt mir nach, der ist mein nicht wert.

Hier erwähnt unser Herr zum zweiten-mal in diesem Evangelium seines Todes. Zuerst sprach Er davon, dass Er von ihnen genommen werden würde, und jetzt spricht Er von dem Kreuz. Es gibt ein Kreuz für einen jeden, das er als “sein Kreuz“ betrachten kann. Es mag sein, dass das Kreuz uns nicht aufnimmt, sondern dass wir das Kreuz aufnehmen müssen, indem wir willig sind, alles und jedes um Christi willen zu erdulden. Wir sollen nicht das Kreuz hinter uns her schleppen, sondern es aufnehmen. „Geschleppte Kreuze sind schwer, getragene Kreuze sind leicht.“ Das Kreuz tragend, sollen wir Jesu nachfolgen. Ein Kreuz tragen, ohne Jesu nachzufolgen, ist eine armselige Sache. Ein Christ, der das Kreuz scheut, ist kein Christ, aber ein Kreuzträger, der nicht Christus nachfolgt, verfehlt eben sowohl das Ziel. ist es nicht sonderbar, dass nichts so notwendig ist, um einen Menschen des Herrn wert zu machen, als das Kreuz tragen und seiner Spur folgen? Doch ist es sicherlich so. Herr, Du hast mir ein Kreuz auferlegt, gestatte mir nicht, demselben zu entgehen oder davor zurückzuschrecken.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5911
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Matthäus 10.39-42

Beitrag von Joschie »

39. Wer sein Leben findet, der wird es verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden.

Wenn jemand, um dem Tod zu entrinnen, Christus aufgibt, und so eine Fortdauer dieses armen, sterblichen Lebens findet, so verliert er eben dadurch das wahre Leben. Er gewinnt das zeitliche Leben auf Kosten des ewigen. Andrerseits, wer das Leben verliert um Christi willen, findet das Leben im höchsten Sinne, ewiges Leben, unendlich seliges Leben. Der trifft die weiseste Wahl, der sein Leben für Jesus hingibt und Leben in Jesu findet.

40. Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt Den auf, der mich gesandt hat.

Welche gesegnete Vereinigung und heilige Gemeinschaft ist zwischen dem König und seinen Dienern! Die vorliegenden Worte sind besonders wahr von den Aposteln, an die sie zuerst gerichtet waren. Apostolische Lehre ist Christi Lehre. Die Zwölf aufnehmen, heißt ihren Herrn Jesus aufnehmen, und den Herrn Jesus aufnehmen, heißt Gott selber aufnehmen. In diesen Tagen verachten gewisse Lehrer die Episteln, welche von den Aposteln geschrieben wurden, und sie selbst sind wert, verachtet zu werden, weil sie dies tun. Dies ist einer der sichersten Prüfsteine des gesunden Glaubens. „Wer Gott erkennt, der hört uns,“ sagt Johannes. Dies trifft noch schwer die neuen Kritiker, die in heuchlerischer Weise vorgeben, Christus aufzunehmen, und dann seine inspirierten Apostel verwerfen.

Herr, lehre mich, die Deinen in mein Herz aufzunehmen, damit ich so Dich aufnehmen möge; und was die Lehre betrifft, an der ich halte, so befestige mich in dem apostolischen Glauben.

41. Wer einen Propheten aufnimmt in eines Propheten Namen, der wird eines Propheten Lohn empfangen. Wer einen Gerechten aufnimmt in eines Gerechten Namen, der wird eines Gerechten Lohn empfangen.

Die Menschen mögen einen Propheten aufnehmen als einen Patrioten oder einen Poeten, aber das ist nicht der Punkt, auf den es ankommt. Der Prophet muss aufgenommen werden in seiner höchsten Eigenschaft, “in eines Propheten Namen“, und um seines Herrn willen; dann ist der Herr selber aufgenommen und wird den Aufnehmenden in derselben Weise belohnen, in der sein Prophet belohnt wird. Wenn wir nicht alle guten Taten eines Gerechten tun können, so können wir doch an seinem Glück teilnehmen, indem wir Gemeinschaft mit ihm haben und uns mit ihm verbinden dadurch, dass wir den Glauben verteidigen und sein Herz trösten. Gottes verfolgte Diener in unsre Häuser und Herzen aufzunehmen, heißt ihren Lohn teilen. Die Sache und den Charakter guter Menschen verteidigen, das heißt ihnen beigezählt werden in Gottes Rechnung. Dies ist alles aus Gnaden, da die Tat so klein und der Lohn so groß ist.

42. Und wer dieser Geringsten einen nur mit einem Becher kalten Wassers tränkt in eines Jüngers Namen, wahrlich, ich sage euch: Es wird ihm nicht unbelohnt bleiben. (Engl. Übers.: Er wird in keiner Weise seinen Lohn verlieren.)

Er blickte hinweg von den Aposteln auf einige der Geringsten und Jüngsten seiner Nachfolger, und erklärte, daß die kleinste ihnen erwiesene Freundlichkeit ihre Belohnung haben werde. Es mag ein Meer warmer Liebe in “einem Becher kalten Wassers“ sein. Viel Treue gegen den König kann durch kleine Freundlichkeiten gegen seine Diener ausgedrückt werden, und vielleicht mehr durch Freundlichkeit gegen die Kleinen unter ihnen, als durch Freundschaft mit den Größeren. Ein armes und verachtetes Gotteskind um Christi willen lieben, zeigt größere Liebe für Christum, als wenn wir die angesehenen, liebenswürdigen und reichen Glieder seiner Gemeinde lieben.

Taten der Liebe werden von Gott mehr nach ihrem Beweggrund, als nach ihrem Maße geschätzt. “Ein Becher,“ und noch dazu “kalten Wassers,“ mag von dem einen so viel bedeuten, wie ein Festmahl von einem andren. Kaltes Wasser hat einen besonderen Wert in einem heißen Klima, aber dieser Spruch macht es überall köstlich. Erfrischung geben kann zu einem trefflichen Mittel der Gemeinschaft mit heiligen Menschen gemacht werden, wenn wir es tun, weil sie Jünger sind, und das besonders, wenn verfolgende Regierungen es strafbar machen, den Heiligen in irgend einer Weise beizustehen.

Obwohl jede freundliche Tat ihr eigener Lohn ist, so verheißt der Herr doch eine fernere Belohnung. Was wir um Christi willen geben, ist gegen Verlust versichert durch die Verheißung des Spruches, durch das “Wahrlich, ich sage euch“, das es bestätigt und durch das “in keiner Weise“, das jede Möglichkeit ausschließt, dass es auch anders sein könne.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Jörg
Moderator
Beiträge: 2831
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Matthäus 11.1-3

Beitrag von Jörg »

(Der König stärkt seine Boten durch sein eignes Erscheinen. V. 1-19.)

1.Und es begab sich, da Jesus solches Gebot zu seinen zwölf Jüngern vollendet hatte, ging Er von dannen weiter, zu lehren und zu predigen in ihren Städten.


Er ordnete ihre Missionstour an, und folgte ihnen alsdann selber. Es war sein Plan, sie zu je Zweien durch die Städte Israels zu senden und ihnen dann in Person zu folgen und ihr Zeugnis durch seine eigne Unterweisung zu kräftigen, denn Er kam, “zu lehren und zu predigen.“ Wir sollen unser Bestes für die Menschen thun und dann hoffen, daß unser Herr sich herablassen werde, unsre Lehre zu bezeugen und zu bestätigen dadurch, daß Er zu den Herzen der Menschen kommt. Der Ausdruck “ihren Städten“ klingt etwas seltsam. Hatte unser Herr diese Städte den Zwölfen gegeben? Es will so scheinen. In geistlichem Sinne gehen zuerst hin und nehmen Besitz von den uns anvertrauten Seelen, und dann kommt der König selber und nimmt sein Eigentum von unsren Händen entgegen.

Herr, gib mir viele Seelen, die Dein sein werden am Tage Deiner Erscheinung. Zu diesem Ende wollte ich fröhlich gehen auf Dein Geheiß und Dein Wort predigen in dem Vertrauen, daß ich den Ton der Füße meines Herrn hinter mir hören werde.

(Der König verteidigt und ermutigt seinen Herold.)

2. 3. Da aber Johannes im Gefängnis die Werke Christi hörte, sandte er seiner Jünger zwei, und ließ Ihm sagen: Bist Du, der da kommen soll, oder sollen wir eines andren warten?


Hier beginnen wir eine ganz andre Erzählung. Der erste Vers hätte zu dem vorhergehenden Kapitel gehören sollen. Johannes war im Gefängnis, aber er war kein guter Vogel für den Käfig; er war der Mann der Wüste und des Stromes, und sein Glaube begann im Gefängnis zu erschlaffen. So meinen einige. War es so? Oder war seine Gesandtschaft zum Herrn geschickt um der Jünger Johannis willen? Schwankten diese so sehr, daß Johannes ihnen nicht wieder Mut einsprechen konnte ohne diese Hilfe Jesu? Oder wollte Johannes unsrem Herrn zu verstehen geben, daß Zweifel entstanden seien, die durch eine fernere Verkündigung seiner Sendung beseitigt werden würden? War dies alles, zu dem Johannes sich noch für fähig hielt, nämlich den Herrn aufzufordern, seine Rechte in der entschiedensten Weise zu behaupten? War Johannes entschlossen, von unsrem herrn eine sehr klare Aussage zu erlangen, damit seine Jünger bereitwillig zu Jesu übergehen möchten? Die Frage nach der Sendung unsres Herrn war sicherlich nicht um des Johannes willen, denn er wußte gut genug, daß Jesus der Sohn Gottes war. Aber als er alles hörte, was Jesus that, mag er sich gewundert haben, daß er im Gefängnis gelassen wurde, und auch gedacht haben, daß möglicherweise ein andrer noch kommen sollte, ehe alles zurecht gebracht werden würde. Dunkle Gedanken mögen zu den Tapfersten kommen, wenn sie in einer engen Zelle eingesperrt sind. Es war gut, daß die Frage des Johannes gethan ward, so daß sei eine deutliche Antwort erhielt, beruhigend für ihn selber und lehrreich für uns.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2831
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Matthäus 11.4-6

Beitrag von Jörg »

4. 5. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Gehet hin und saget Johannes wieder, was ihr seht und hört; die Blinden sehen, und die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein, und die Tauben hören, die Toten stehen auf, und den Armen wird das Evangelium gepredigt.

Unser Herr stellt keine Behauptung auf, sondern legt ein klares Zeugnis vor den Augen der Gesandten des Johannes ab. Er gründete den Beweis für sein Amt als Messias auf seine Wunder. Wie kommt es, daß in unsren Tagen gesagt wird, daß die Wunder mehr eine Prüfung des Glaubens, als eine Stütze desselben seien? Ein ungläubiges Geschlecht verwandelt selbst Speise in Gift. Was Johannes im Gefängnis gehört, sollten seine Boten selber sehen, und es dann ihrem eingekerkerten Meister erzählen.

Gefängnismauern können die Botschaft von Jesu nicht ausschließen, aber gute Botschaft kommt am besten durch Freunde, welche persönliche Zeugen sind.

Die Boten erhielten Befehl: “Gehet hin und saget Johannes wieder, was ihr seht und hört.“ Vom Hören und Sehen hatten sie mehr, als sie vollständig berichten konnten, und mehr als genug, um sie sehen zu lassen, daß Jesus der Christ sei. Die bewirkten Heilungen waren alle wohlthäthig, übermenschlich und von der Art, wie sie den Weissagungen der Propheten gemäß das Kommen des Messias bezeichnen sollten. Sie häuften sich und nahmen immer an Kraft zu. Die letzten zwei bilden augenscheinlich den Höhepunkt: “Die Toten stehen auf, und den Armen wird das Evangelium gepredigt.“ Diese zwei Wunder sind nebeneinander gestellt. Es ist ebensoviel Wunderbares in dem Evangelium der Armen, als in der Auferweckung der Toten.

Die Jünger des Johannes waren zu rechter Zeit gekommen, als unsres Herrn Werk in vollem Gange war, und all diese wundervollen Thaten rasch aufeinander folgten. Jesus ist sein eigner Beweis. Wenn Menschen Beweisgründe für das Evangelium wollen, so laßt sie sehen und hören, was es ist und was es thut. Laßt uns den Seelen in dem Gefängnis des Zweifels erzählen, was wir Jesum haben thun sehen.

6. Und selig ist, der sich nicht an mir ärgert.

Derjenige ist selig, dessen Glaube nicht zum Straucheln gebracht werden kann. Ein Wink für Johannes. Johannes war nicht gefallen, aber wahrscheinlich hatte er gestrauchelt. Er war ein wenig irre geworden durch ein Gefühl der Nicht-Befreiung in der Zeit der Not, und darum hatte er die Frage gethan. Selig ist der, welcher ins Gefängnis geworfen, dem in seinem Zeugnis Schweigen auferlegt wird, und der von seinem Herrn verlassen zu sein scheint, und der doch jeden Zweifel fern zu halten vermag. Johannes gewann diesen Segen und seine Ruhe bald wieder.

Herr, gewähre mir, fest in meinen Überzeugungen zu sein, so daß ich den Segen genießen möge, der aus einem unwandelbaren Glauben fließt!
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2831
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Matthäus 11.7-10

Beitrag von Jörg »

7. Da die hingingen, fing Jesus an, zu reden zu dem Volk von Johannes: Was seid ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen? Wolltet ihr ein Rohr sehen, das der Wind hin und her wehet?

Unser Herr wird früher oder später Zeugnis für denjenigen ablegen, der treu von Ihm gezeugt hat. Johannes ehrt Jesum, und zu seiner Zeit ehrt Jesus den Johannes. Unser Herr fragt seine Hörer, was sie von Johannes dächten. Ihr gingt, um ihn zu sehen; ihr seid sogar “hinaus gegangen in die Wüste“, um ihn zu sehen. Was sahet ihr? Einen schwankenden Redner? Einen Mann, der den Einfluß seiner Zeit fühlte und sich vor ihrem Geiste beugte, wie ein Rohr im Winde? Nein, wahrlich; Johannes war kein Mantelträger, kein schmeichelnder Hofmann, keiner, der sich den Großen gefällig machte. Der Täufer hatte nicht zu Jesu gesandt, weil er schwach war, sondern weil er ehrlich und offen war, und so begierig nach völlig Gewißheit, daß er nicht den Schatten eines Zweifels ertragen konnte. Johannes sandte ins Hauptquartier, um die Gewißheit doppelt gewiß zu machen durch eine Erklärung aus Christi eignem Munde.

8. Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Menschen in weichen Kleidern sehen? Siehe, die da weiche Kleider tragen, sind in der Könige Häusern.

Saht ihr einen Mann von höfischen Manieren, kostbarer Kleidung, gewählten Reden und zarten Ausdrücken? War Johannes ein Hofprediger, geeignet, königlichen Damen zu schmeicheln? Wenn das, wie kam er dazu, in der Wüste zu sein? “Siehe, die da weiche Kleider tragen, sind in der Könige Häusern.“ Johannes ward wegen seiner offenen Rügen gehaßt, und Rache gegen ihn brannte in dem Herzen einer dem Throne Nahestehenden, weil er es nicht verstand, zu schweigen in der Gegenwart königlicher Sünde. Johannes, der Täufer, war nicht in dem Palast: er war ins Gefängnis befördert. Seine Redeweise hatte das Ohr einer schamlosen Fürstin verletzt, denn er verstand es nicht, sanfte Worte zu sprechen wie die, welche “weiche Kleider tragen.“ So zeugt unser Herr für Johannes, der gekommen war, sein Zeuge zu sein.

9. 10. Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, ich sage euch, der auch mehr ist denn ein Prophet. Denn dieser ist’s, von dem geschrieben steht: Siehe, ich sende meinen Engel vor Dir her, der Deinen Weg vor Dir bereiten soll.

Johannes war alles, was die größten Propheten gewesen waren, und er war Jesu näher, als alle übrigen; seines Herrn Schritte folgten ihm auf dem Fuße. Er leuchtete, wie Miltons Stern:

„Schönster der Sterne, der letzte der Nacht,
Wenn du nicht mehr noch angehörst dem Tag.“

Er war beinahe ein Prediger des Evangeliums, und ob er auch nicht ganz diesen Punkt erreichte, war er doch der höchste der Propheten, ja, mehr denn ein Prophet. Im Buche Maleachi hatte Gott, der Herr, verheißen, einen Engel vor dem Messias herzusenden, und nun führt der Messias selbst die Weissagung an mit einer Veränderung der Personen, die nicht verständlich ist, außer wenn wir an die Dreieinigkeit in der Einheit glauben. Der, welcher “Mir“ ist, ist auch “Dir“, der Beziehung gemäß, in welcher er betrachtet wird, oder der Person gemäß, die spricht. Johannes war der Engel Gottes, der den Weg für den Herrn Jesum bereiten sollte, und unser Herr erkennt ihn in dieser ehrenvollen Eigenschaft an. Jesus schämt sich nicht seines Herolds, obgleich er im Gefängnis ist, sondern spricht vielmehr um so offener von ihm. Johannes hat seinen Herrn bekannt, und nun bekennt sein Herr ihn. Dies ist eine Regel bei unsrem König.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2831
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Matthäus 11.11-15

Beitrag von Jörg »

11. Wahrlich, ich sage euch: Unter allen, die von Weibern geboren sind, ist nicht aufgekommen, der größer sei denn der Johannes der Täufer; der aber der Kleinste ist im Himmelreich, ist größer denn er.

Jesus gibt dem Johannes eine sehr hohe Stellung, und wir wissen, daß sein Urteil wahr ist. Bis zu dem Kommen unsres Herrn war Johannes der Größte unter den von Weibern Gebornen; aber für die neue Weltzeit galt ein höherer Maßstab, denn das Himmelreich war da. Wie wir sagen können, daß in der Regel der dunkelste Tag heller ist, als die hellste Nacht, so steht Johannes, obwohl der Erste in seiner eignen Ordnung, doch hinter dem Letzten der neuen oder evangelischen Ordnung zurück. Der Kleinste im Evangelium steht auf höherem Boden, als der Größte unter dem Gesetz. Wie bevorzugt sind wir durch den Glauben ins Himmelreich eingegangen, daß wir dasjenige sehen, hören und genießen dürfen, in das selbst der Prophet der Propheten nicht eintreten konnte!

Wir mögen sicher sein, daß nichts Bessers entdeckt und offenbart werden kann, als diese Himmelreich, in das unser Herr und König uns hineingebracht hat.

12. Aber von den Tagen Johannes des Täufers bis hierher leidet das Himmelreich Gewalt, und die Gewalt thun, die reißen es zu sich.

Johannes hatte einen ungewöhnlichen Ernst erweckt, der noch nicht ausgestorben war. Die Menschen waren begierig nach den Herrlichkeiten “des Himmelreichs.“ Obwohl sie es falsch auslegten, waren sie doch voll Feuer, es zu ergreifen. Johannes selber in seinem Übermaß des Eifers hatte zwei seiner Jünger mit einer ungeduldigen Frage an unsren Herrn gesandt. Unser Heiland tadelt nicht seine dringende Frage, sondern sagt, daß es so sein müsse. Eine heilige Gewalt war von dem Täufer angewandt, sie hatten diese eben in seiner Frage gesehen, und unser Herr wollte, daß alle, welche das Reich zu erlangen wünschten, es mit demselben leidenschaftlichen Eifer an sich rissen. Die Zeit war da, mit der Gleichgültigkeit ein Ende zu machen und einen heiligen Entschluß in göttlichen Dingen zu fassen.

So schildert der König den Geist, der von denen verlangt wurde, die Anteil an seiner großen Sache in seinem Reich haben wollten. Herr, wecke uns auf! Laß uns nicht tote Formalitäten brauchen, wo lebendige Gewalt allein helfen kann!

13. Denn alle Propheten und das Gesetz haben geweissagt bis auf Johannes.

Gott blieb die ganze Zeit über nicht ohne Zeugen. Johannes endete die Kette der Vorherseher und Vorhersager, und nun erscheint der Herr selbst. Unser Herr zieht bei ihm eine Linie und sagt: “bis auf Johannes“. Von jetzt an ist das Reich aufgerichtet.

14. Und (so ihr es wollt annehmen) er ist Elias, der da soll zukünftig sein.

Johannes war der Elias, nach dem sie aussahen. Wollten die Leute es glauben? Wollten sie seinem Befehl zur Buße gehorchen? Dann würde er für sie der wahre Elias sein und den Weg des Herrn für sie ebnen. Selbst ein von Gott gesendeter Mann ist für seinen Hörer in großem Maße das, was sein Hörer aus ihm macht. Ohne Zweifel haben die Menschen manches große Gut verloren, weil sie es nicht angenommen haben. “So ihr es wollt annehmen“, ein Predigtamt mag das Mittel des Heils sein, oder ein Hilfsmittel zur geistlichen Erbauung, oder zu ungemeiner Freude, aber wenn es nicht angenommen wird, so mag es etwas Ermüdendes werden, oder so bedeutungslos, wie ein tönendes Herz oder eine klingende Schelle.

15. Wer Ohren hat, zu hören, der höre.

Diese Sache ist ernster Beachtung wert. Wenn ihr irgend etwas hören könnt, so hört diese Wahrheit. Dieser Ruf zur Aufmerksamkeit muß oft wiederholt werden. Durch das hörende Ohr kommt der göttliche Segen in die Seele, deshalb höret, so wird eure Seele leben. Unser Herr und König, der das Ohr gemacht, hat ein Recht, Aufmerken auf seine Stimme zu fordern. Manche haben keine Ohren für die Wahrheit, aber schnelle Ohren für die Lüge. Wir sollten dankbar sein, wenn der Herr uns geistliches Wahrnehmungsvermögen verliehen, denn „das hörende Ohr und das sehende Auge“ sind vom Herrn.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2831
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Matthäus 11.16-19

Beitrag von Jörg »

16-19. Wem soll ich aber dies Geschlecht vergleichen? Es ist den Kindlein gleich, die an dem Markt sitzen, und rufen gegen ihre Gesellen, und sprechen: Wir haben euch gepfiffen, und ihr wolltet nicht tanzen; wir haben euch geklagt, und ihr wolltet nicht weinen. Johannes ist gekommen, aß nicht und trank nicht, so sagen sie: Er hat den Teufel. Des Menschen Sohn ist gekommen, ißt und trinkt, so sagen sie: Siehe, wie ist der Mensch ein Fresser und Weinsäufer, der Zöllner und der Sünder Geselle! Und die Weisheit muß sich rechtfertigen lassen von ihren Kindern.

Unser Herr verurteilt die Thorheit der Zeit, in welcher Er lebte. Die Leute wollten den Boten Gottes, wer es auch war, nicht hören, sondern erhoben kindische Einwände. Darum vergleicht der Heiland sie “den Kindlein, die am Markt sitzen“, die von ihren Gefährten zum Spielen aufgefordert wurden, sich aber nie über das Spiel einigen konnten. Wenn einige Kinder eine Hochzeit nachahmen wollten und zu pfeifen begannen, so wollten die andren nicht tanzen; und wenn sie ein Begräbnis vorschlugen und zu klagen begannen, so wollten die andren nicht weinen. Sie waren mürrisch, verdrießlich und streitsüchtig und verwarfen jeden Vorschlag.

Das war die thörichte Weise der Menschen zu unsres Herrn Zeit. Johannes war ein Einsiedler; er muß von Sinnen sein und unter dem Einfluß eines Teufels stehen. Jesus ist ein Mensch unter Menschen und geht zu ihren Festen; Er wird beschuldigt, daß Er zu viel ißt und trinkt und sich mit den Niederträchtigen und Gottlosen verbindet. Man konnte ihnen nichts recht machen. So ist es zu dieser Stunde; ein Prediger, der eine edle Sprache hat, ist zu blumenreich, und ein andrer, der einfache Worte gebraucht, ist gemein; der lehrhafte Prediger ist langweilig und der eifrige ist viel zu aufregend. Man kann einigen Leuten nie gefallen. Sogar der große Herr aller findet, daß man mit seinen weisen Anordnungen unzufrieden ist.

Dennoch verkündete die Weisheit ihre Lehre durch richtig gewählte Boten. “Sie läßt sich rechtfertigen von ihren Kindern.“ Ihre Kinder erkennen die Tauglichkeit ihrer Boten an, und ihre Boten, die auch ihre Kinder waren, machten ihrer Wahl Ehre und rechtfertigen es, daß sie auserlesen und vorbereitet worden waren. Der allweise Gott ist ein besserer Richter über das, was ein Prediger sein sollte, als jemand von uns es ist. Wohl mochte George Herbert schreiben: „Richte nicht den Prediger, er ist dein Richter.“

Die verschiedenen Arten der Prediger sind alle nötig, und sie sind, wenn wir es nur wissen wollten, alle unser. Ob Paulus oder Apollo oder Kephas; es ist unsre Sache nicht, an ihnen zu mäkeln, sondern ihren Worten ernste Beachtung zu schenken.

Herr, befreie uns von einem zanksüchtigen, tadelnden Geiste; denn wenn wir mit Einwürfen beginnen, so sind wir geneigt, damit fortzufahren. Wenn wir den einen Prediger nicht hören wollen, so mögen wir bald eines zweiten und dritten auch überdrüssig werden, und binnen kurzem mag es geschehen, daß wir keinen Prediger mit Nutzen hören können.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2831
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Matthäus 11.20-22

Beitrag von Jörg »

(Der König warnt, freut sich und ladet ein. V. 20-30.)

Die wundervolle Stelle der Schrift, welche den übrigen Teil des Kapitels ausmacht, handelt von drei Dingen, über die viel Streit gewesen ist, nämlich: die Verantwortlichkeit des Menschen, die unumschränkte Erwählung Gottes und die freien Einladungen des Evangeliums. Sie sind alle hier in schöner Vereinigung.

20. Da fing Er an, die Städte zu schelten, in welchen am meisten seiner Thaten geschehen waren, und hatten sich doch nicht gebessert.

Einige Städte waren mehr durch die Anwesenheit des Herrn begünstigt, als andre, und darum erwartete Er mehr von ihnen. Die Städte hätten Buße thun sollen, sonst würde Christus sie nicht getadelt haben. Buße ist eine Pflicht. Je mehr die Menschen von des Herrn Werk sehen und hören, desto größer ist ihre Verpflichtung zur Buße. Wo am meisten gegeben ist, da wird am meisten gefordert. Die Menschen sind verantwortlich für die Art, in der sie den Herrn Jesum und seine “mächtigen Thaten“ behandeln.

Es gibt eine Zeit fürs Schelten: “Da fing Er an.“ Der liebevollste Prediger wird Ursache zur Klage über seine unbußfertigen Hörer finden. Er schilt, derselbe, der auch weinte. Buße ist das, worauf wir Prediger abzielen sollen, und wo wir sie nicht sehen, sind wir sehr bekümmert. Unser Kummer ist nicht darüber, daß unsre Hörer nicht unsrer Geschicklichkeit Beifall spendeten, sondern daß sie nicht Buße thaten. Sie haben genug zu bereuen, und ohne buße kommt Wehe über sie, und darum trauern wir, daß sie nicht Buße thun.

21. Wehe dir, Chorazin! wehe dir, Bethsaida! Wären solche Thaten zu Tyrus und Sidon geschehen, als bei euch geschehen sind, sie hätten vorzeiten im Sack und in der Asche Buße gethan.

Jesus wußte, was das Geschick einiger jüdischen Städte sein würde, und Er wußte, was gewisse heidnische Städte gethan haben würden, wenn sie in ihre günstigen Umstände versetzt worden wären. Er sprach mit Unfehlbarkeit. Große Vorrechte waren an Chorazin und Bethsaida verloren, wären aber wirksam gewesen, wenn sie Tyrus und Sidon gewährt worden wären. Nach unsres Herrn Erklärung gab Gott die Gelegenheit, wo sie verworfen ward, und sie wurde nicht gegeben, wo sie angenommen worden wäre. Dies ist wahr, aber wie geheimnisvoll! Der praktische Punkt war die Schuld dieser begünstigten Städte, in der sie verharrten, unbewegt durch Heimsuchungen, welche die heidnischen Sidonier bekehrt haben würden; ja, welche eine schnelle Buße bei ihnen bewirkt hätten; in der demüthigendsten Weise, “im Sack und in der Asche.“ Es ist eine traurige Thatsache, daß unsre unbußfertigen Hörer einer Gnade Trotz bieten, die Kannibalen zu des Heilandes Füßen gebracht haben würde!

22. Doch ich sage euch: Es wird Tyrus und Sidon erträglicher ergehen am jüngsten Gerichte denn euch.

Wie schrecklich die Hölle dieser zwei sündigen Städte auch sein wird, so wird doch ihre Strafe erträglicher sein, als das Urteil, das über die Städte Galiläas ergehen wird, wo Jesus lehrte und Wunder der Liebe that. Die Sünde steht im Verhältnis mit dem Licht. Die, welche verloren gehen mit der Verkündigung des Heils in ihren Ohren, gehen in furchtbarer Weise verloren. Sicherlich wird der Tag des Gerichts viele Überraschungen bieten. Wer hätte gedacht, Bethsaida tiefer sinken zu sehen als Sidon? Gläubige werden am Tage des Gerichts nicht überrascht werden, denn sie werden an unsres Herrn: “Ich sage euch“ gedenken.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2831
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Matthäus 11.23-26

Beitrag von Jörg »

23. Und du, Kapernaum, die du bist erhoben bis an den Himmel, du wirst bis in die Hölle hinunter gestoßen werden. Denn so zu Sodom die Thaten geschehen wären, die bei dir geschehen sind, sie stände noch heutigestags.

Die Warnung für Kapernaum ist womöglich noch eindringlicher, denn Sodom wurde thatsächlich durch Feuer vom Himmel zerstört. Kapernaum, seine Stadt, das Hauptquartier der Armee des Heils, hatte den Sohn Gottes gesehen und gehört; Er hatte so viel darin gethan, daß es selbst Sodomer gefühlt haben würden, und dennoch blieb es unbewegt. Jene faulen Sünder des verfluchten Sodom würden, wenn sie die Wunder Christi gesehen hätten, ihre Sünden aufgegeben haben, und ihre Stadt wäre verschont geblieben. Jesus wußte, daß dies der Fall gewesen sein würde, und darum trauerte Er, als Er Kapernaum so verhärtet wie je bleiben sah. Wegen dieser Verwerfung besonderer Vorrechte sollte die Stadt, die bis zum Himmel erhoben war, ebenso tief in die Strafe hinabgestoßen werden, wie sie hoch gestellt worden war in den Vorrechten. Möge keiner von unsrem eignen begünstigten Volke in solcher Verdammung untergehen! Ach, wie sehr fürchten wir, daß es Millionen so ergehen wird!

24. Doch ich sage euch: Es wird der Sodomer Lande erträglicher ergehen am jüngsten Gerichte denn dir.

Was Sodom erdulden wird, wenn der Richter aller das Geschick der Gottlosen bestimmen wird, mögen wir nicht versuchen uns vorzustellen; aber es wird etwas weniger sein als die Strafe, welche denen zuerkannt wird, die gegen das Licht gesündigt und das Zeugnis des Herrn vom Himmel verworfen haben. Das Evangelium des Sohnes Gottes verwerfen, heißt: sich eine siebenfache Hölle schaffen. Hier spricht der Herr wiederum mit seiner eignen, vollen Autorität: “Ich sage euch.“ Er spricht, was Er weiß, denn Er selber wird einst der Richter sein.

Soweit sprach unser Herr mit schwerem Herzen, aber seine Stirn erheiterte sich, als Er im nächsten Verse zu der glorreichen Lehre von der Erwählung kam.

25. 26. Zu derselbigen Zeit antwortete Jesus und sprach: Ich preise Dich, Vater und Herr Himmels und der Erde, daß Du solches den Weisen und Klugen verborgen hast, und hast es den Unmündigen offenbart. Ja, Vater; denn es ist also wohlgefällig gewesen vor Dir.

Er wandte sich zur andren Seite der Wahrheit. “Jesus antwortete.“ Eine Lehre beantwortet die andre. Unumschränkte Gnade ist die Antwort auf die große Schuld. Mit frohem Geiste sieht Jesus, wie die unumschränkte Gnade dem unvernünftigen Übermaß menschlicher Sünde begegnet und sich die ihrigen auswählt, so, wie es dem Vater wohlgefällig ist. Dies ist der Sinn, mit dem wir die erwählende Gnade Gottes betrachten sollen. “Ich danke Dir.“ Es ist Grund da für die tiefste Dankbarkeit. Hier ist der Urheber der Erwählung: “Vater.“ Es ist der Vater, der die Wahl trifft und die Segnungen offenbart. Hier ist sein Recht, zu handeln, wie Er es thut, denn Er ist “Herr des Himmels und der Erde.“ Wer wird das Wohlgefallen seines Willens in Frage stellen? Hier sehen wir beide, die Erwählten und die Übergangenen. Die Unmündigen sehen, weil heilige Wahrheiten ihnen geoffenbart sind, sonst nicht. Sie sind schwach und unerfahren, aber einfach und lauter. Sie können anhänglich sein und vertrauen, schreien und lieben, und solchen thut der Herr die Schätze seiner Weisheit auf. Die von Gott Erwählten sind solche wie diese. Herr, laß mich einen unter ihnen sein! Die Wahrheiten des himmlischen Reiches sind durch eine richterliche That Gottes denen verborgen, die nach ihrem eignen Ermessen “die Weisen und Klugen“ sind. Sie können nicht sehen, weil sie ihrem eignen trüben Licht vertrauen, und das Licht Gottes nicht annehmen wollen.

Hier sehen wir auch den Grund der Erwählung, den göttlichen Willen: “Es ist also wohlgefällig gewesen vor Dir.“ Wir können nicht weiter gehen. Die Wahl schien Ihm gut, der niemals irrt, und darum ist sie gut. Dies gilt den Kindern Gottes als der Grund, der über allen Grund hinaus ist. “Gott will es“ ist genug für uns. Wenn Gott es will, so muß es sein, und so sollte es sein.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Antworten