Lesung aus C.H.Spurgeon "Das Evangelium des Reiche"

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

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Jörg
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Matthäus 3.15-17

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15. Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Laß es jetzt also sein; also gebühret es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er es Ihm zu.

Jesus antwortete dem Johannes deutlich und entschieden, daß er seinen Widerstand sofort aufgab. Es gebührete sich für Johannes sowohl wie für Jesum, daß Jesus von Johannes getauft wurde. Diese Versicherung genügte dem Täufer so weit, daß er es, wenn auch mit Protest, “Ihm zuließ“. Die Taufe war gebührend selbst für unsren Herrn, der keiner persönlichen Reinigung bedurfte, denn Er war das Haupt seiner Gemeinde, und es gebührte sich, daß Er sei, wie die Glieder sein sollten. Die Taufe stellt sehr schön die Eintauchung unsres Herrn in seine Leiden, sein Begräbnis und seine Auferstehung dar. so erfüllt sie vorbildlich “alle Gerechtigkeit“. Diese Anordnung ist sehr bedeutungsvoll, wenn sie richtig beobachtet wird. Und sie sollte mit Ehrfurcht betrachtet werden, da unser Herr selbst sich ihr unterwarf. Sollte ich mich weigern, meinem Herrn zu folgen? Sollte ich denken, daß nichts in einer Anordnung sei, von der Er sprach: “Also gebühret es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen.“

16. 17. Und da Jesus getauft war, stieg Er bald herauf aus dem Wasser; und siehe, da that sich der Himmel auf über Ihm. Und Johannes sahe den Geist gleich als eine Taube herabfahren, und über Ihn kommen. Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe.

Unser Herr ging in das Wasser hinab, denn Er “stieg herauf aus dem Wasser“. Er blieb nicht lange in dem Fluß, sondern sowie Er die eine Pflicht erfüllt hatte, ging Er bald seines Weges, um eine andre auszuführen. In der Taufe ward unser Herr offen bezeugt und versiegelt als der “liebe Sohn“, sowohl durch das Wort als durch den Geist Gottes. Was brauchen wir mehr Zeugnis? Es ist oft so mit den Seinen; ihre Kindschaft wird klar gemacht während einer Handlung des Gehorsams, und das Wort und der Geist geben ihrem Gewissen Zeugnis.

Unser Herr Jesus sollte nun sein öffentliches Lebenswerk antreten, und Er that dies in der besten Weise. Die Welt that sich vor Ihm und “der Himmel über Ihm auf.“ Sobald Er dessen bedurfte, ward die Quelle, aus der Er schöpfen konnte, Ihm geöffnet. Auch die göttliche Salbung kam auf Ihn herab. Wie eine schnell beschwingte, reine und stille Taube kam “der Geist Gottes“ und fand eine Ruhestätte in Ihm. Als Er in das Element des Wassers eingetaucht war, ward ER sofort umgeben von dem göttlichen Element des Geistes. Dann wurde auch sein Ohr entzückt durch des Vaters hörbare Anerkennung und den Ausdruck des Wohlgefallens, das der Herr immer an Ihm gehabt hatte. Es war ein herrlicher Augenblick. Unser König wurde jetzt proklamiert und gesalbt. Wird nicht sein nächster Schritt sein, das Königreich an sich zu nehmen? Wir werden sehen.

Unser Herr und König steht nun klar vor uns. Johannes der Täufer ist Ihm voraufgegangen, hat Ihn vorher verkündet und Ihn bezeichnet. Er ist in der Taufe seinem Werke gewidmet worden; Er ist von dem Geiste gesalbt und von dem Vater anerkannt worden, und darum kann Er jetzt sein königliches Werk beginnen. Möge niemand von uns im Dienste des Herrn vor der Zeit laufen oder vorwärts gehen, ohne ein Gefühl von des Vaters Beifall und ohne jene geistliche Salbung, die von oben ist!

O, mein Herr, laß mich gesalbt werden und Beifall empfangen in meinem Maße, wie Du in dem Deinen. Zu dem Ende möchte ich Deine Salbung des Geistes anschauen mit dem vollen Glauben, daß ich in Dir gesalbt bin, wie der Leib Salbung empfängt in der Salbung des Hauptes.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Matthäus 4.1-4

Beitrag von Jörg »

(Der König beginnt seine Regierung durch einen Kampf mit dem Fürsten der Finsternis. V. 1-11.)

1.Da ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf daß Er von dem Teufel versucht würde.

Kaum gesalbt, wird Er angefochten. Er suchte nicht die Versuchung, aber “Er ward vom Geist geführt.“ Die dazu erwählte Zeit war unmittelbar nach dem Zeugnis seiner Sohnschaft, wo wir es am wenigsten gedacht hätten, daß Er in betreff dieses Punktes angegriffen werden würde. Zeiten heiliger Freude grenzen nahe an Perioden der Versuchung. Unser Herr ward “in die Wüste“ geführt, wo Er allein in dem Kampf war. Der Teufel selbst kam zu dem Platze und gebrauchte seine diabolischen Künste bei dem Manne, der verordnet war, ihn zu besiegen.

Möchte ich stets auf meinem Wachtturm sein, und besonders in den Zeiten großer Freude, denn dann wird Satan mich am wahrscheinlichsten angreifen. Herr Jesu, sei Du mit mir in der Stunde meiner Prüfung, denn Du weißt dem Versuchten beizustehen!

2. Und da Er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte Ihn.

Die lange Fastenzeit hindurch wurde Er wunderbar erhalten, aber am Schluß derselben begann der Hunger Ihn zu versuchen. Wir sind mehr in Gefahr, wenn unsre Arbeiten und Leiden vorüber sind, als während der Zeit ihrer Dauer. Nun, da der Herr erschöpft ist durch das lange Fasten und schwach vor Hunger, fällt der Feind Ihn an. Der Teufel ist ein großer Feigling und macht sich in niedriger Weise alles zu nutze. Herr, laß mich dem Feind gewachsen sein!

3. Und der Versucher trat zu Ihm und sprach: Bist Du Gottes Sohn, so sprich, daß diese Steine Brot werden.

Er paßte die Versuchung den Umständen an und machte es sehr schlau, denn er versuchte einen Hungrigen mit Brot. Nur ein einziges Wort, und der harte Stein der Wüste wäre Brot. Er unternehme es, für sich selber zu sorgen und seine Wundermacht als “Gottes Sohn“ zu gebrauchen, sich selber einen Tisch zu decken. Der Versucher beginnt seine Versuchung mit einem Zweifel betreffs der Sohnschaft. „bist Du Gottes Sohn?“ Dies ist seine gewöhnliche Art. Er heißt den Herrn seine Sohnschaft dadurch beweisen, daß Er sich selbst Lebensmittel verschafft, und doch wäre dies das sicherste Mittel gewesen, zu beweisen, daß Er nicht der Sohn Gottes sei. Ein wahrer Sohn wird nicht an seinem Vater zweifeln und es nicht unternehmen, sich selbst Brot zu verschaffen; er wird warten, bis seines Vaters Hand ihn speist. Der Böse wollte, daß der eingeborne Sohn aufhörte, von Gott abzuhängen, und die Sache in seine eigne Hand nähme. Versuchungen zu ungläubiger Selbsthilfe sind häufig genug, aber sehr gefährlich.

4. Und Er antwortete und sprach: Es stehet geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht.

Heraus blitzt das Schwert des Geistes; unser Herr will mit keiner andren Waffe kämpfen. Er hätte neue Offenbarungen sprechen können, aber es gefiel Ihm zu sagen: “Es stehet geschrieben.“ Es ist eine Macht in dem Worte Gottes, die selbst der Teufel nicht leugnen kann.

Unser Leben und die Erhaltung desselben hängt nicht vom Sichtbaren ab, wenn auch das Sichtbare gewöhnlich für unsren Unterhalt gebraucht wird. Wir leben “nicht vom Brot allein“, obgleich es das gewöhnliche Mittel zu unsrer Ernährung ist. Der, welcher den Heiland bei einem vierzigtägigen Fasten erhielt, konnte Ihn immer noch am Leben erhalten ohne Brot. Der geheime Einfluß des Wortes der Allmacht konnte die Lebenskräfte in Thätigkeit halten, selbst ohne Brot. Das Brot verdankt seine Kraft, unsren Körper zu ernähren, der geheimen Wirksamkeit Gottes, und diese göttliche Wirksamkeit konnte ebenso sicher ohne die gewöhnlichen Mittel als mit denselben sich bethätigen. Das Wort des Herrn, welches die Himmel macht, kann sicherlich alles erhalten, was es gemacht hat. Unser Herr Jesus sagte dem Versucher in Wirklichkeit, daß Er der Vorsehung Gottes nicht mißtrauen wolle, sondern seines Vaters Zeit abwarten, und sich keinesfalls zu einer That des Unglaubens und Selbstvertrauens treiben lassen wolle.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Matthäus 4.5-7

Beitrag von Jörg »

5.6. Da führte Ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt, und stellte Ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu Ihm: Bist Du Gottes Sohn, (Nach dem Englischen: „Wenn Du Gottes Sohn bist.“) so laß Dich hinab; denn es stehet geschrieben: Er wird seinen Engeln über Dir Befehl thun, und sie werden Dich auf den Händen tragen, auf daß Du Deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.

Diese zweite Versuchung ist eine listige: Er soll überredet werden, eher zu viel, als zu wenig zu glauben. Er soll jetzt nicht für sich selbst sorgen, sondern mit sorgloser Vermessenheit seines Vaters Verheißung über deren Bedeutung hinaus vertrauen. Der Ort war schlau gewählt; Tempelzinnen sind keine sicheren Standpunkte; hohe und heilige Plätze sind der Versuchung offen. Die Stellung war für den Versucher vorteilhaft, denn die Natur fühlt einen Hang zum Fallen, wenn sie “auf eine Zinne“ gestellt wird. Das Ziel des feurigen Pfeiles war unsres Herrn Sohnschaft: “Bist Du Gottes Sohn.“ Wenn der Feind unsres Herrn kindliche Zuversicht hätte schädigen können, so würde er seine Absicht erreicht haben.

Satan borgte unsres Herrn Waffe und sagte: “Es steht geschrieben“, aber er brauchte das Schwert nicht rechtmäßig. Es lag nicht in der Natur des falschen Feindes, richtig zu citieren. Er ließ die notwendigen Worte aus: “auf allen deinen Wegen“, so ließ er die Verheißung sagen, was sie in Wahrheit niemals andeutete, und schrieb dann keck ein Thun vor, welches das Gesetz Gottes verdammen würde, indem er sprach: “Laß Dich hinab.“ Wir sollen behütet werden auf unsren Wegen, aber nicht in unsren Thorheiten. Die Weglassung eines Wortes mag den Sinn einer Schriftstelle verderben; wörtliche Inspiration macht genaues Citieren zur Pflicht, da die Weglassung von ein oder zwei Worten den Sinn oft ganz ändert. Wie kann eine Inspiration zuverlässig sein, wenn sie nur Gedanken, aber keine Worte eingibt?

Hört, wie der Teufel von Engeln, ihrem Herrn, ihrem Auftrage, ihrer Sorgfalt und ihrem Fleiße spricht: ein Mensch mag heilige Gegenstände mit großer Vertraulichkeit handhaben, und doch selbst unheilig sein. Es ist schlimm, von Engeln zu reden, und doch wie der Teufel zu handeln.

Seht, wie der Teufel von einer Versuchung mit niederem Brot zu einer von ehrgeiziger und verwegener Art übergeht. Er hofft, durch einen plötzlichen Wechsel den Herrn in der einen Weise zu fangen, wenn Er ihm auch in der andren entgangen ist. Aber unser Herr war bereit für ihn. Sein Schwert war gezückt gegen alle Art von Streichen. Möge seine Gnade uns in derselben Weise gut gewaffnet gegen den Feind erhalten! Ob der Feind auch seine Taktik ändert, müssen wir doch nicht mit unsrem Widerstand aufhören oder unsre Waffe wechseln.

7. Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben: Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen.

“Wiederum steht auch geschrieben.“ Ein Spruch muß nicht für sich allein betrachtet und unverhältnismäßig hervorgehoben werden, als wäre er die ganze Bibel, sondern man muß jedes Wort des Herrn in Verbindung mit andren Teilen der Schrift nehmen. Es ist ein Gleichgewicht und ein Verhältnis in der göttlichen Wahrheit. “Es steht geschrieben“ muß an die Seite des “Wiederum steht auch geschrieben“ gesetzt werden.

Wie kurz und entschieden war der Schlag unsres Herrn auf den großen Feind! Er stellt einer falsch citierten Verheißung eine klare Vorschrift gegenüber, die uns Vermessenheit verbietet. “Du sollst nicht“ von dem Munde Gottes ist der Schild des Gewissens gegen eine niedrige Versuchung. Die Regel für unser Handeln ist weder eine Verheißung noch eine Fügung, sondern das klare Gebot des Herrn. Vermessenheit ist ein Versuchen Gottes, und keinen Augenblick darf man daran denken, den Herrn zu versuchen. Gedenke daran, Gläubiger, Er ist “dein Gott“, dem du vertrauen, den du aber nicht versuchen sollst. Das zweite Mal war der Widersacher so völlig geschlagen, daß er keine Antwort gab, sondern die Art seiner Kriegsführung änderte.

Herr, laß mich nicht vermessen sündigen oder voreilig handeln! Ich sehe, daß der Glaube für die Pfade des Gehorsams ist, nicht für die Flüge der Phantasie. Gib nicht zu, daß ich mich hinab lasse und mich so aus dem Bereiche Deiner verheißenen Behütung hinauswerfe.
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Jörg
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Matthäus 4.8-10

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8.9. Wiederum führte Ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg, und zeigte Ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit, und sprach zu Ihm: Das alles will ich Dir geben, so Du niederfällst und mich anbetest.

Elender Betrüger! Keins von diesen Reichen war wirklich sein eigen; sie waren alle in Wahrheit das rechtmäßige Erbe des Herrn, dem er sie seiner Behauptung nach geben wollte. Wie that er den Mund auf und sagte: “Dies alles will ich Dir geben!“ Ein armseliges alles im Grunde! Und es wäre eine gestohlene Gabe gewesen, hätte er sie verliehen. Dennoch wäre es für einen von uns ein sehr blendender und bezaubernder Anblick gewesen, denn die Herrlichkeiten auch nur eines Reiches machen, daß Herzen schlagen, Augen glänzen und Füße gleiten. Der Köder ist süß, aber der Haken liegt darunter. Die glänzende Herrlichkeit würde zu teuer erkauft sein durch die Forderung: “Falle nieder und bete mich an.“ Wenn Jesus fleischliche Mittel angewandt hätte, so würde Er bald “die Reiche der Welt“ zu seinen Füßen gehabt haben. Ein wenig Nachgeben in Sachen der Wahrheit, ein wenig Schmeicheln des Vorurteils, und Er hätte viele an sich ziehen können, die unwiderstehlich in ihrem Fanatismus gewesen wären. Durch ihre begeisterten Anstrengungen hätte Er bald eine gewaltige Macht erringen können, vor der Rom gefallen wäre. Unser heiliger Herr verschmähte es, schlechte Mittel zu gebrauchen, obwohl der Meister der Bosheit Ihm Erfolg versprach. Wie konnte Er sich vor dem Teufel beugen? Es war die Höhe der Unverschämtheit von seiten des falschen Feindes, Anbetung von dem Vollkommenen zu verlangen. Christus zu des Teufels Füßen! Es erinnert uns an eine Religion, die durch theatralische Aufführungen und Lotterien unterstützt wird. Welche Gabe des niedrigen Feindes konnte den Sohn Gottes in Versuchung bringen, der Diener des Bösen zu werden? Der Versucher wagt nicht, der Sohnschaft hier zu erwähnen, denn das hätte die lästerliche Zumutung zu sehr bloßgelegt. Kein Sohn Gottes kann den Teufel anbeten.

O Herr, verleihe uns, daß wir, wenn wir je hungern und arm sein sollten, gleich unsrem Herrn nie in die Versuchung willigen, Unrecht zu thun, um Reichtum und Ehre oder auch nur Abhilfe einer dringenden Not zu erlangen! Möge Deine Gemeinde nie der Welt nachgeben mit dem Gedanken, das Reich Christi in einer leichteren und rascheren Weise aufzurichten, als durch die einfache Predigt des Evangeliums!

10. Da sprach Jesus zu ihm: Hebe dich weg von mir, Satan! denn es steht geschrieben: Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn, und Ihm allein dienen.

Der Herr sprach entschieden zu dem Versucher. Satan hatte seine wirkliche Gesinnung verraten, und nun erhält er seinen rechten Namen und wird an seinen rechten Ort gewiesen. Wie muß das Wort ihn stutzig gemacht haben: “Hebe dich weg!“ Dies war das schließliche Wort, das ihn aus des Herrn Gegenwart verbannte. Wie schlich er von dannen! Beschämt eilte er davon wie ein Hund, der heimgeschickt wird.

Unser Herr gab ihm noch zuletzt einen Streich mit dem Schwerte des Geistes. Wiederum sprach Er: “Es steht geschrieben.“ Gottes Gebot, das alle Anbetung und allen Dienst für Jehovah, den Bundesgott, allein verlangt, war ein Wort für Satan zum Erinnern, als er hastig in die unterste Tiefe tauchte, sein Haupt in Scham über seine völlige Niederlage zu verbergen. Auch er ist unter dem Gesetz Gottes und kann nicht seine Stricke zerreißen. O, daß wir die Macht dieser Vorschrift anerkennten und fühlten, daß es nicht unsre Aufgabe ist, die ganze Welt und ihre Herrlichkeit zu gewinnen, sondern daß wir unser ganzes Leben dem Dienst des einen Herrn hinzugeben haben! Abgöttische Anbetung der Kreatur verdorrt unter der sengenden Hitze dieses gebieterischen Gesetzes des Höchsten. Wir dürfen dem Bösen auch nicht einen Schatten von Nachgiebigkeit erweisen, selbst wenn die ganze Welt der Lohn einer einzigen That sündiger Unterwerfung unter dasselbe wäre. “Ihm allein sollst du dienen.“ Unsre Sache ist, Jehovah als unsren Gott zu wählen und dann allein seinem Preise und seinem Dienste zu leben.

Es sit bemerkenswert, daß alle von unsrem Herrn angeführten Stellen aus dem fünften Buch Mose sind, welches Buch von den zerstörenden Kritikern so schwer angegriffen wird. So legte unser Herr dem Teil des Alten Testamentes von dem Er vorhersah, daß Er am meisten angefochten werden würde, eine besondere Ehre bei. Die letzten Jahre haben bewiesen, daß der Teufel das fünfte Buch Mose nicht mag; er möchte sich gern für die Wunden rächen, die es ihm bei dieser denkwürdigen Gelegenheit schlug.
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Jörg
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Matthäus 4.11-16

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11. Da verließ Ihn der Teufel; und siehe, da traten die Engel zu Ihm, und dienten Ihm.

Der Feind verließ Ihn, als er seinen letzten Bolzen verschossen hatte, aber selbst dann verließ er Ihn nur auf eine Zeitlang und trug Sorge, bei erster Gelegenheit zurückzukehren. Nur wenn er sein Äußerstes versucht hat, wird der Versucher ein Kind Gottes verlassen, und auch dann wird er auf eine andre Gelegenheit lauern.

Sobald der Böse gewichen war, erschienen Engel, um einen Dienst zu vollziehen, nach dem sie sehnlich verlangt, den aber die Anwesenheit des Teufels gehindert hatte. Ohne Zweifel hatten sie in der Nähe geschwebt und auf ihre Gelegenheit gewartet. Diese heiligen Wesen durften nicht auf den Kampfplatz kommen, während der Kampf gefochtne ward, damit es nicht schiene, als teilten sie die Ehren des Tages; als der Zweikampf aber geendet, eilten sie, Nahrung für den Leib und Trost für die Seele des Vorkämpfers und Königs zu bringen. Es war ein königlicher Kampf, und der Sieg verdiente, von den Hofleuten des himmlischen Königs gefeiert zu werden. Laßt uns diese Engel betrachten, von ihrem Beispiel lernen und glauben, daß sie auch allen Kriegern des Kreuzes in ihrer Stunde des Streites mit dem Feinde nahe sind.

O versuchter, aber triumphierender König, Deine Diener beten Dich an und bitten um die Erlaubnis und Gnade, Dir zu dienen, wie die Engel es thaten!

(Der König richtet öffentlich sein Reich auf. V. 12-25.)

12. Da nun Jesus hörte, daß Johannes überantwortet war, zog Er in das galiläische Land.


Die Erzählung schreitet nicht der Reihe nach fort; dies war nicht die Absicht des Matthäus. Er läßt vieles aus, was andre berichten, weil es seinem Zwecke nicht diente. Möglicherweise ward Johannes mehr als einmal ins Gefängnis gesetzt. Es scheint, daß die Gefangennahme des Johannes unsren Herrn von dem Schauplatz der Verfolgung hinweg rief in die mehr ländliche Gegend von Galiläa. Seine Thätigkeit trat noch mehr in die Öffentlichkeit, als seines Vorläufers Arbeit aufhörte. Wenn der Morgenstern schwindet, scheint die Sonne um so glänzender. Sein Wegziehen geschah nicht aus Furcht und war nicht mit dem Wunsche nach Gemächlichkeit verbunden, sondern Er folgte der Führung Gottes des Herrn, der Ihn gesandt hatte.

13-16. Und verließ die Stadt Nazareth, kam und wohnte zu Kapernaum, die da liegt am Meer, an den Grenzen Sebulons und Naphthalis; auf daß erfüllt würde, das da gesagt ist durch den Propheten Jesaias, der da spricht: Das Land Sebulon und das Land Naphthali, am Wege des Meeres, jenseit des Jordans, und das heidnische Galiläa, das Volk, das in der Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen, und die da saßen am Ort und Schatten des Todes, denen ist ein Licht aufgegangen.

Beachtet, wie die Bewegungen unsres Königs alle der göttlichen Weissagung gemäß geordnet sind. “Und verließ die Stadt Nazareth, kam und wohnte zu Kapernaum,“ um eine Stelle im Buche Jesaias zu erfüllen. Es war ein altes Programm da, das schon vorzeiten die Bahn seines königlichen Fortschreitens festsetzte. Er ging, wohin das Vorherwissen und die Vorherbestimmung Jehovahs Ihm den Weg bezeichnet hatte.

Er ging überdies dahin, wo man seiner bedurfte, sogar an die “Grenzen Sebulon und Naphthali.“ Das “große Licht“ trat der großen Finsternis gegenüber. Die weit Entfernten wurden von Dem, der die Verjagten Israels zusammenbringen wird, besucht. Unser Herr wirbt nicht um die, welche sich ihres Lichtes rühmen, sondern um die, welche in ihrer Finsternis schmachten; Er kommt mit himmlischem Leben, nicht zu denen, welche mit ihrem eignen Leben und ihrer Kraft prahlen, sondern zu denen, die unter der Verdammung sind und fühlen, daß die Todesschatten sie vom Licht und von der Hoffnung ausschließen. “Großes Licht“ ist ein sehr bedeutungsvolles Bild für das Evangelium, und “Sitzen am Ort und Schatten des Todes“ ist eine sehr treffende Beschreibung von Menschen, die unter der Macht der Sünde niedergebeugt und durch Furcht vor der Verdammnis gelähmt sind. Welche Gnade, daß Jesus zu denen, die außer dem Bereich der gewöhnlichen Mittel, zu denen, die da wohnen “am Wege des Meeres, jenseit des Jordans und zu dem heidnischen Galiläa“ mit Macht zu erleuchten und lebendig zu machen kommt!

Wenn ich fühle, daß ich ein weit vom Wege abgeirrter Sünder bin, Herr – komm zu mir und laß mich wissen, daß “ein Licht aufgegangen ist“, sogar für mich!
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Jörg
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Matthäus 4.17-20

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17. Von der Zeit an fing Jesus an, zu predigen und zu sagen: Thut Buße, das Himmelreich ist nahe herbei gekommen.

Er fuhr mit der Mahnung fort, die Johannes gegeben hatte: “Thut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbei gekommen.“ Der König ist weit größer als sein Herold, aber Er ist nicht verschieden von ihm in seiner Botschaft. Glücklich der Prediger, dessen Wort so ist, daß sein Herr es bestätigen kann! Buße ist die Forderung des Gesetzes, des Evangeliums und des Johannes, der das Verbindungsglied zwischen den beiden war. Sofortige Buße wird verlangt, weil das Gottesreich errichtet ist und dieses Abkehr von der Sünde verlangt. In Christo Jesu war Gott im Begriff, über die Menschenkinder zu herrschen, und darum sollten die Menschen Frieden mit Ihm suchen. Wieviel mehr sollten wir Buße thun, die wir inmitten dieses Reiches leben! Wie bußfertig sollten wir sein, die wir eine zweite Zukunft erwarten! “Das Himmelreich ist nahe herbei gekommen.“ Laßt uns sein wie Diener, die nach ihrem Herrn aussehen. O, mein gnädiger König und Heiland, ich bitte Dich, nimm meine Reue über vergangene Empörungen an als einen Beweis meiner jetzigen Treue!

18. 19. Als nun Jesus am galiläischen Meer ging, sah Er zwei Brüder, Simon, der da heißt Petrus, und Andreas, seinen Bruder, die warfen ihre Netze in das Meer, denn sie waren Fischer. Und Er sprach zu ihnen: Folget mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen.

Unser Herr predigte nicht nur das Reich, sondern begann jetzt, den einen und den andren zu dem Dienst und dem Vorrecht desselben zu berufen. Er “ging am Meer“, und da und dann begann Er sein bekehrendes, berufendes und verordnendes Werk. Wo Er gerade weilte, da that Er seine Macht kund. Unser Wirkungskreis ist da, wo wir sind.

Jesus hatte ein besonderes Auge auf die Fischer. Er berief an seine Seite die beiden Fischer-Brüder, die Er vorzeiten erwählt hatte. Er hatte sie früher durch seine Gnade berufen, und jetzt beruft Er sie ins Predigtamt. Sie waren thätig in einem rechtmäßigen Geschäft, als Er sie zu Predigern berief. Unser Herr beruft nicht Müßiggänger, sondern Fischer. Sein Wort war königlich: “Folget mir nach“; sein Werk war ihrer Beschäftigung als Fischer angemessen; es war voll königlicher Verheißung: “Ich will euch zu Menschenfischern machen“; und es war ungemein lehrreich, denn ein Evangelist und ein Fischer sind sich in vielen Punkten ähnlich. Aus dieser Stelle lernen wir, daß niemand anders einen Menschenfischer machen kann, als unser Herr selber, und daß die, welche Er beruft, nur Erfolg haben können, wenn sie Ihm nachfolgen.

Herr, laß mich als einen Seelengewinner Deinen Geist und Deine Methode nachahmen, auf daß ich nicht vergeblich arbeite!

20. Bald verließen sie ihre Netze und folgten Ihm nach.

Der Ruf war wirksam. Keine Netze können diejenigen festhalten, welche Jesus beruft, Ihm zu folgen. Sie kommen alsobald; sie kommen um jeden Preis; sie kommen ohne eine Frage; sie kommen und verlassen alte Wohnstätten; sie kommen und folgen ihrem Führer ohne Bedingungen und Vorbehalt.

Herr, laß mich immer Dein treuer und nie schwankender Nachfolger sein, so lange ich lebe! Mögen keine Netze mich zurückhalten, wenn Du mich rufst!
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Matthäus 4.21-23

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21. 22. Und da Er von dannen weiter ging, sah Er zwei andere Brüder; Jakobus, den Sohn Zebedäi, und Johannes, seinen Bruder, im Schiff mit ihrem Vater Zebedäus, daß sie ihre Netze flickten; und Er rief sie. Bald verließen sie das Schiff und ihren Vater, und folgten Ihm nach.

Unser Herr liebte die Fischer. Vielleicht eignete sich ihr kühner, herzlicher, offener Charakter für seinen Dienst. Jedenfalls waren sie Dornen, auf die Er die Rosen seiner Gnade pfropfen konnte. Einige beruft Er zum Predigen, wenn sie ihre Netze auswerfen, und einige, während sie dieselben flicken, aber in beiden Fällen sind sie geschäftig. Wir werden beides nötig haben, Netze auszuwerfen und sie zu flicken, nachdem wir zu unsres Herrn Werk berufen sind. Beachtet, wie der Herr wiederum zwei Brüder beruft. Zwei zusammen sind weit besser, als zwei, die einzeln thätig sind. Der Herr weiß, daß unsre Natur Gesellschaft sucht; kein Gefährte in der Arbeit ist besser als ein Bruder. Dieses zweite Brüderpaar “verließ den Vater“ sowohl wie seine Fischerei. Die ersten verließen ihre Netze, aber diese “verließen das Schiff“; bei den ersten werden keine Verwandte erwähnt, aber diese verließen Vater und Mutter um Christi willen, und thaten es ebenso ohne Zaudern wie die andren. Es schien keine vielversprechende Aussicht, dem heimatlosen Jesus zu folgen, aber eine innerliche Anziehungskraft zog sie und sie folgten, froh, der göttlichen Stimme zu gehorchen. Zebedäus mag gedacht haben, seiner Söhne Weggang sein ein großer Verlust für ihn, aber es wird nicht berichtet, daß er irgend welchen Einwand erhob. Vielleicht gab er seine Söhne gern für solchen Dienst hin. Wir sind gewiß, daß ihre Mutter es that. In dem Dienste Jesu sollen wir uns nicht durch verwandtschaftliche Bande zurückhalten lassen, denn Er hat ein höheres Anrecht als Vater oder Gatte.

Herr, berufe mich und meinen Bruder und meine ganze Familie in Deine Gnade, wenn nicht in das Predigtamt!

23. Und Jesus ging umher im ganzen galiläischen Lande, lehrte in ihren Schulen, und predigte das Evangelium von dem Reich, und heilte allerlei Seuche und Krankheit im Volk.

Unser Herr war immer in Bewegung: Er “ging umher im ganzen galiläischen Lande.“ Der große Reiseprediger machte eine Provinz zu seiner Gemeinde. Er lehrte “in ihren Schulen“, aber Er war ebensosehr zu Hause auf ihren Straßen, denn Er gab nichts um geweihte Örter. Lehren und Predigen geht gut zusammen mit Heilen, denn so wird für Seele und Leib gesorgt. Unsres Herrn große macht wird in der Allgemeinheit seiner heilenden Kraft gesehen: Er heilte allerlei Seuche und Krankheit. Weilt bei diesem Worte „allerlei,“ d.h. alle Art. Aber unser Herr begnügte sich nicht mit Wundern für den Körper, denn Er hatte das Evangelium für die Seele, das Evangelium, das in seiner eignen Person als König liegt, in seiner Verheißung der Vergebung der Sünden für die Gläubigen und in seiner liebevollen Herrschaft über die, die Ihm treu sind. Er predigte “das Evangelium von dem Reich,“ ein wahrhaft königliches Evangelium, das die Menschen zu Königen und Priestern macht. Für dies Evangelium war jede Wunderheilung ein Siegel. Heutzutage ist die Heilung der Seelen ein ebenso sicheres Siegel Gottes auf das Evangelium, als damals die Heilung der Krankheiten. Herr, ich kenne die Wahrheit und Gewißheit Deines Evangeliums, denn ich habe Deine heilende Hand auf meinem Herzen gefühlt. Möge ich die Herrschaft und Macht Deines Reiches fühlen und mich freudig Deiner Regierung unterwerfen.
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Matthäus 4.24-25

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24. Und sein Gerücht erscholl in das ganze Syrienland. Und sie brachten zu Ihm allerlei Kranke, mit mancherlei Seuchen und Qual behaftet; die Besessenen, die Mondsüchtigen und die Gichtbrüchigen; und Er machte sie alle gesund.

Natürlich erzählten die Menschen einer dem andren von dem großen Propheten. Sogar die Gegenden jenseit der Grenze begannen von Ihm zu hören. Syrien hörte wiederum, daß ein Gott in Israel sei, der einen Menschen vom Aussatz heilen könnte. Nun wurden die schlimmsten Fälle zu Ihm gebracht, Epileptische, Besessene und Wahnsinnige wurden zu Ihm geführt, und nicht vergeblich. Welch eine Rechnung von Krankheiten finden wir in diesem Verse! Seuchen, Qualen, Besessenheit, Mondsucht, Gicht u.s.w. Und welche Quittung am Schluß: “Und Er machte sie alle gesund!“ O, daß die Menschen begierig wären, ihre geistlichen Krankheiten zu dem Heiland zu bringen! Es würde zu demselben Resultat führen, denn in jedem Fall würden wir lesen: “Er machte sie alle gesund.“ Unser König erntet den Dank derjenigen, welche Er durch die Entfaltung seiner Macht von ihren Krankheiten erlöste. Einige Könige haben vorgegeben, durch ihre Berührung zu heilen, aber Jesus that es wirklich. Nie konnte ein König oder Prophet solche Wunder wirken, als Er. Wohl mochte sein Ruhm groß sein!

25. Und es folgte Ihm nach viel Volks aus Galiläa, aus den zehn Städten, von Jerusalem, aus dem jüdischen Lande und von jenseit des Jordans.

Solch ein Lehrer ist einer Nachfolge gewiß. Aber wie gering die Zahl seiner geistlichen Nachfolger, verglichen mit dem “viel Volks,“ das äußerlich zu Ihm kam! Unser König hat dem Namen nach viele Unterthanen, aber wenige, die Ihn als ihren Herrn kennen, weil sie durch die Macht seiner Gnade im Herzen erneuert sind. Nur diese allein gehen wahrhaft in sein Reich ein. Es ist thöricht und gottlos, davon zu reden, daß andre in sein geistliches Besitztum eingeschlossen sind, aber es ist ein hoffnungsvolles Zeichen, wenn eine große Nachfrage nach Jesu da ist, und jede Gegend und jede Stadt ihren Teil zu der hörenden Menge beiträgt.

Nun werden wir mehr von den gesegneten Lippen Dessen hören, der König in Jerusalem war und auch Prediger für das Volk.
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Matthäus 5.1-4

Beitrag von Jörg »

(Der König verkündigt seine Reichsgesetze. Vers 1-16.)

Dies ist die naturgemäße Ordnung königlicher Thätigkeit. Der König wird gesalbt, tritt unter das Volk, seine Macht zu zeigen, und handelt dann als Gesetzgeber, der seine Gebote verkündigt.

1.Da Er aber das Volk sah, ging Er auf einen Berg, und setzte sich; und seine Jünger traten zu Ihm.

Der Zurückgezogenheit, der frischen Luft und des weiten Raumes wegen wählt der König den Bergesabhang. Es war passend, daß so erhabene Sittenlehren von einem Berge gelehrt wurden. Ein Hügel in der freien Natur war für seine wahrhafte Lehre besser geeignet, als eine marmorne Kanzel es gewesen wäre. Die, welche Ihm als Jünger zu folgen wünschten, versammelten sich dicht um den Rabbi, der den Sitz der Unterweisung in ihrer Mitte einnahm, und in den äußeren Kreisen stand die Menge, um zuzuhören.

2. Und Er that seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:

Selbst wenn sein Mund geschlossen war, lehrte Er durch sein Leben, doch hielt Er nicht das Zeugnis seiner Lippen zurück. Männer, denen es Ernst ist, murmeln und stottern nicht, wenn sie ihre Mitmenschen anreden, sondern thun ihren Mund auf und sprechen deutlich. Wenn Jesus seinen Mund aufthut, so ziemt es uns, Ohren und Herzen aufzuthun.

3. Selig sind, die da geistlich arm sind; denn das Himmelreich ist ihr.

Des Königs erste Gesetze sind Segnungen. Er beginnt sein Lehren mit einem Geschenk von Segnungen. Das Alte Testament endet mit einem Fluch und das Neue Testament beginnt mit einem Segen. Unser Herr bringt den Menschen wahre Segnungen durch sein Lehren und durch sein Reich.

Geistliche Armut wird sowohl geboten als gelobt. Sie ist die Grundlage christlicher Erfahrung. Niemand beginnt recht, der nicht Armut des Geistes gefühlt hat. Doch selbst diesem ersten Zeichen der Gnade wird das Reich als gegenwärtiger Besitz gegeben: denn “das Himmelreich ist ihr.“ Die Frage im Himmelreich ist nicht: „Bist du von Adel?“ sondern: „Bist du arm im Geist?“ Die, welche in ihren eignen Augen keinen Wert haben, sind vom königlichen Blut des Weltherrschers. Diese allein haben die ersten Grundlagen und die Befähigungen für ein himmlisches Reich. Möge ich so sein!

4. Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.

Diese scheinen schlimmer daran zu sein, als die bloß geistlich Armen, denn sie “tragen Leid.“ Sie stehen eine Stufe höher, obwohl sie eine Stufe niedriger zu stehen scheinen! Der Weg zum Steigen in dem Reiche ist, in den eignen Augen zu sinken. Diese Menschen sind betrübt über die Sünde und leiden durch die Übel der Zeiten, aber für sie ist eine Zukunft der Ruhe und der Freude bereitet. Die, welche lachen, sollen klagen, aber die, welche weinen, sollen singen. Welch großer Segen ist das Leid, da es dem Herrn Raum gewährt, uns zu trösten! Unsre Schmerzen sind gesegnet, denn sie sind unsre Berührungspunkte mit dem großen Tröster. Diese Seligpreisung scheint ein Paradoxon (Widerspruch), aber sie ist wahr, wie manche von uns aus seliger Erfahrung wissen. Unsre Trauerstunden haben uns mehr Trost gebracht, als unsre frohen Tage.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Matthäus 5.5-7

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5. Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.

Sie sind demütigen Sinnes und bereit, ihren Teil an der Erde aufzugeben, deshalb soll er ihnen wieder werden. Sie prahlen weder, noch streiten sie oder triumphieren über andre, dennoch sind sie Erben all des Guten, das Gott auf Erden geschaffen hat. In ihrer Sanftmut sind sie gleich ihrem König, und sie sollen mit Ihm herrschen. Das verheißene Land ist für die Stämme der Sanftmütigen, von ihnen sollen die Kananiter ausgetrieben werden. Der hat das Beste dieser Welt, der am wenigsten von ihr und am wenigsten von sich selber hält.

6. Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.

Sie haben keine eigne Gerechtigkeit, aber sie sehnen sich nach der Gerechtigkeit, die von oben kommt. Sie verlangen danach, selber mit Gott und Menschen recht zu stehen, und sehnen sich, Gerechtigkeit in der ganzen Welt herrschen zu sehen. So sehr sehnen sie sich, gut zu sein, daß es scheint, als wenn die Begierden des Hungers sowohl wie des Durstes vereinigt wären in dem einen Wunsch nach Gerechtigkeit. Wo Gott ein so unersättliches Verlangen wirkt, da mögen wir ganz sicher sein, daß Er es befriedigen, ja, es völlig erfüllen werde. In der Betrachtung der Gerechtigkeit Gottes, der Gerechtigkeit Christi und des Sieges der Gerechtigkeit in den letzten Tagen sind wir mehr als befriedigt. In der künftigen Welt wird das Verlangen vollständig befriedigt sein. Nichts hienieden kann eine unsterbliche Seele sättigen; und da es geschrieben steht: “Sie sollen satt werden,“ so blicken wir mit freudiger Zuversicht auf einen Himmel der Heiligkeit, durch den wir auf ewig befriedigt werden sollen.

7. Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.

Sie vergeben und ihnen wird vergeben. Sie urteilen milde und sie sollen nicht verurteilt werden. Sie helfen den Dürftigen und ihnen soll in ihrer Not geholfen werden. Was wir andren sind, will Gott uns sein. Einige haben schwer mit ihrer Filzigkeit zu kämpfen, wenn sie freundlich sein wollen, aber der Segen liegt nicht nur in dem Thun einer barmherzigen Gesinnung. Nachfolger Jesu müssen Menschen der Barmherzigkeit sein, denn sie haben Barmherzigkeit gefunden, und die Barmherzigkeit hat sie gefunden. Wie wir „Barmherzigkeit an jenem Tage“ hoffen, so müssen wir in diesen Tagen Barmherzigkeit erweisen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Matthäus 5.8-10

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8. Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.

Unreine Herzen machen trübe Augen gottwärts. Um das Auge zu reinigen, müssen wir das Herz reinigen. Nur Reinheit hat eine Vorstellung von Gott und kann Ihn wahrhaft schauen. Es ist ein großer Lohn, fähig zu sein, Gott zu schauen; und auf der andren Seite ist es eine große Hilfe zur Reinheit des Herzens, den dreimal Heiligen wahrhaft zu sehen. Es gibt keine reinen Herzen auf der Erde, wenn der Herr sie nicht rein gemacht hat, und keine werden Gott im Himmel schauen, die nicht durch die Gnade hienieden gereinigt sind. Herr, schaffe in mir ein reines Herz, damit ich Dich schauen möge, sowohl jetzt als auf ewig!

9. Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Sie sind nicht nur friedlich wie die Sanftmütigen, die Frieden halten; sondern auch friedlich, indem sie versuchen, Kriege und Streitigkeiten zu enden und so Frieden zu stiften. Diese sind nicht nur die Kinder des friedliebenden Gottes, sondern sie werden auch so heißen, denn den Menschen fällt ihre Ähnlichkeit mit ihrem Vater auf. Hierdurch wird unsre Kindschaft uns und andren bekannt. Menschen des Friedens sind die Kinder des Gottes des Friedens, und ihres Vaters Segen ruht auf ihnen.

Diese siebente Seligpreisung ist eine sehr hohe und herrliche; laßt uns alle versuchen, sie zu erlangen. Laßt uns keine Friedenstörer, sondern Friedenstifter sein. Doch dürfen wir nicht rufen: „Friede, Friede,“ wo kein Friede ist. Der vorhergehende Vers spricht von Reinheit und dieser von Frieden. Zuerst rein, dann friedlich, das ist Gottes Ordnung, und es sollte auch unsre sein.

10. Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn das Himmelreich ist ihr.

Dies ist der besondere Segen der Auserwählten Gottes, und er steht hoch in der Ehrenliste. Die einzige Huldigung, welche die Gottlosigkeit der Gerechtigkeit darbringen kann, ist, sie zu verfolgen. Die, welche in der ersten Seligpreisung geistlich arm waren, sind hier sowohl verachtet wie arm, und deshalb erhalten sie einen neuen königlichen Freibrief, der ihnen “das Himmelreich“ zusichert. Ja, sie haben das Reich jetzt, es ist in ihrem gegenwärtigen Besitz. nicht wegen irgend eines persönlichen Fehlers, sondern einfach wegen ihrer Gottesfurcht werden die Daniele des Herrn gehaßt, aber sie sind gesegnet durch das, was wie ein Fluch aussieht. Ismael spottet über Isaak; aber desungeachtet hat Isaak das Erbe und Ismael wird ausgestoßen. Es ist eine Gabe Gottes, wenn wir würdig geachtet werden, um seines Namens willen zu leiden. Daran sollen wir gedenken und uns über das Kreuz Christi freuen, wenn man uns um seines Namens willen schmäht.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Matthäus 5.11-13

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11. 12. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen, und reden allerlei Uebels wider euch, so sie daran lügen. Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel wohl belohnt werden. Denn also haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.

Verfolgung mit der Zunge ist häufiger, aber nicht weniger grausam als die mit der Hand. Die Verleumdung nimmt es nicht genau und erlaubt sich Anklagen jeder Art: “allerlei Übels.“ Kein Verbrechen ist zu niedrig, um dem Unschuldigen zugeschoben zu werden. Der Verfolger hat kein Bedenken betreffs der Schändlichkeit seiner Anklage. Die Regel scheint zu sein: „Werft recht viel Schmutz, etwas davon wird haften bleiben.“ Unter dieser sehr schweren Prüfung sollen Fromme froher als gewöhnlich sein, denn so werden sie zu dem Rang der Propheten erhoben, gegen welche der Sturm der Lügen mit entsetzlicher Wut anpeitschte. “Also haben sie verfolgt die Propheten.“ Dies ist das Erbteil der Boten des Herrn: sie töteten den einen und steinigten den andren. Die Ehre, mit den Propheten um des Herrn willen zu leiden, ist so groß, daß sie uns wohl aussöhnen kann mit allem, was damit verbunden ist. Es gibt eine inquisitorische Nachfolge von Verfolger, „denn also haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind,“ und es gibt eine prophetische Nachfolge von Heiligen, verordnet, den Herrn in den Feuern zu verherrlichen. Zu diesen Heiligen zu gehören, ist unser hohes Vorrecht, und wir sind glücklich, daß es so ist. Unsre Freude und Fröhlichkeit soll alle gewöhnlichen Grenzen überschreiten, wenn wir in heftige Verfolgung kommen oder aufs schlimmste verleumdet werden.

13. Ihr seid das Salz der Erde. Wo nun das Salz dumm wird, womit soll man es salzen? Es ist zu nichts hinfort nütze, denn daß man es hinaus schütte, und lasse es die Leute zertreten.

So spricht Er zu denen, die Er in sein Königreich aufnimmt. In ihrem Charakter ist eine bewahrende Kraft, welche von der übrigen Gesellschaft die Fäulnis abhält. Wenn sie nicht unter den Menschen hier und da sich fänden, würde die Menschheit verfaulen. Aber wenn sie nur dem Namen nach Christen sind und die wirkliche Macht dahin ist, so kann nichts sie retten und sie sind für die, unter denen sie sich bewegen, von durchaus gar keinem Nutzen. Es gibt ein gewisses Etwas, welches das Geheimnis der macht des Gläubigen ist. Dieses Etwas ist nicht leicht zu beschreiben, aber es ist schlechthin notwendig, um nützlich zu sein. Ein Weltling mag von einigem Nutzen sein, selbst wenn er in gewisser Hinsicht sehr mangelhaft ist, aber ein Christ, der kein wahrer Christ ist, ist ganz und gar schlecht, er ist “zu nichts nütze,“ und gänzlich wertlos für alle und jeden. Völlige Verwerfung wartet auf ihn: “Er wird hinaus geschüttet und von den Leuten zertreten werden.“ Seine Religion bildet einen Fußpfad für Mode oder für Hohn, wie die Welt es zufällig nimmt; in keinem Falle ist sie ein Bewahrungsmittel, denn sie bewahrt sich selbst nicht vor Verachtung.

Wie lehrt dies die Notwendigkeit des Beharrens bis ans Ende! Denn wenn die göttliche Gnade ganz von einem Menschen weichen könnte, so könnte sie nie wieder hergestellt werden. Der Spruch ist sehr klar und bestimmt in diesem Punkte. Welch ein unbiblischer Unsinn, davon zu reden, daß ein Mensch wieder geboren werden könnte, und doch das göttliche Leben verlieren und es dann wieder erlangen. Die Wiedergeburt kann nicht fehlschlagen; wenn sie es thäte, so müßte der Mensch auf ewig hoffnungslos sein. Er könnte nicht wieder geboren werden und wieder und immer wieder, sondern er würde über den Bereich der Barmherzigkeit hinaus sein. Aber wer ist hoffnungslos? Gibt es einige, deren Wiederherstellung unmöglich ist? Wenn das, so mögen einige ganz und gar aus der Gnade gefallen sein, aber sonst nicht. Die, welche von allen Menschen als innerhalb des Bereiches der Gnade reden, können nicht schriftgemäß oder logisch an völligen Abfall glauben, da es unmöglich ist, „daß sie sollten wiederum erneuert werden zur Buße,“ wenn sie wirklich abgefallen sind.

Die große Lehre ist die, daß dann, wenn es der Gnade mißlingt, einen Menschen zu retten, nichts andres für ihn gethan werden kann. “Wo nun das Salz dumm wird, womit soll man es salzen?“ Ihr könnt Fleisch salzen, aber ihr könne nicht Salz salzen; wenn Gnade vergeblich ist, so ist alles vergeblich. Gnädiger Meister, gestatte mir nicht, Versuche anzustellen, wie weit ich meine salzende Kraft verlieren könne, sondern laß mich stets voll Gnade und Wahrheit sein.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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Matthäus 5.14-16

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14.15. Ihr seid das Licht der Welt. Es mag die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an, und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denen allen, die im Hause sind.

Wir sollen die Finsternis der Unwissenheit, der Sünde und des Schmerzes vertreiben. Christus hat uns angezündet, damit wir die Welt erleuchten. Es ist nicht unsre Sache, mit unsrer Religion im Verborgenen zu liegen. Gott will, daß seine Gnade ebenso sichtbar sein soll wie eine Stadt, die auf dem Gipfel eines Berges gebaut ist. Der Versuch, seinen Geist zu verbergen, ist ebenso thöricht, wie eine Lampe “unter einen Scheffel“ zu stellen. Die Lampe sollte von allen, “die im Hause sind,“ gesehen werden, und ebenso die Gnaden des Christen. Häusliche Frömmigkeit ist die beste Frömmigkeit. Wenn unser Licht nicht im Hause gesehen wird, so verlaßt euch darauf, wir haben keins. Lichter sind für Wohnzimmer und Schlafzimmer bestimmt. Laßt uns nicht das Licht der Gnade bedecken. In der That, wir können “nicht verborgen sein,“ wenn der Herr uns einmal auf dem Berge seiner Liebe erbaut hat, ebensowenig können wir in der Finsternis wohnen, wenn Gott uns angezündet und “auf einen Leuchter“ gestellt hat.

Herr, laß mich eifrig sein, in der ganzen Welt das Licht zu verbreiten, das ich von Dir empfangen habe! Wenigstens laß mich in meinem eignen Hause leuchten.

16. Also lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen, und euren Vater im Himmel preisen.

Das Licht ist unser, aber das Lob und der Preis ist für “unsren Vater im Himmel.“ Wir leuchten, weil wir Licht haben, und wir werden gesehen, weil wir leuchten. Durch gute Werke leuchten wir am besten vor den Menschen. Wahres Leuchten ist stille, doch ist es so nützlich, daß Menschen, die nur zu oft sehr schlechte Richter sind, gezwungen werden, Gott zu loben für das Gute, das sie durch das von Ihm angezündete Licht empfangen haben. Engel preisen Gott, den sie sehen, und Menschen sind gezwungen, Gott zu preisen, den sie nicht sehen, wenn sie die “guten Werke“ seiner Heiligen bemerken. Wir brauchen nichts dagegen zu haben, gesehen zu werden, obgleich wir es nicht wünschen sollten. Da die Menschen sicherlich unsre vortrefflichen Eigenschaften sehen werden, wenn wir solche besitzen, so laßt uns zusehen, daß alle Ehre unsrem Herrn gegeben werde, dem sie ganz allein gebührt. Nicht uns, nicht uns, Herr, sondern Deinem Namen gib Ehre!
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Matthäus 5.17-20

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(Unser König ehrt seines Vaters Gesetz. Vers 17-20.)

Er trug Sorge, die Gesetze der Menschen abzuändern und zu verbessern, aber das Gesetz Gottes befestigte und bestätigte Er.

17. Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.

Das Alte Testament steht fest in allen seinen Teilen, beides, in dem “Gesetz und den Propheten.“ Der Herr Jesus wußte nichts von „zerstörender Kritik.“ Er befestigte im tiefsten Sinne des Wortes alles, was in der Heiligen Schrift geschrieben steht, und legt eine neue Fülle hinein. Dies sagt Er, ehe Er daran geht, Bemerkungen über das von den Männern der alten Zeit Gesprochene zu machen. Er selbst ist die Erfüllung und das Wesen der Vorbilder, Weissagungen und Gebote des Gesetzes.

18. Denn ich sage euch wahrlich: Bis daß Himmel und Erde zergehe, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe, noch ein Tüttel vom Gesetz, bis daß es alles geschehe.

Keine Silbe soll abgethan werden. Sogar bis zu dem kleinsten Buchstaben, dem „i“, wird das Gesetz die Schöpfung überdauern. Das Alte Testament ist ebenso heilig behütet wir das Neue. „Des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit.“ Die neueren Kritiker haben sich eine unmögliche Aufgabe gestellt in ihrem Bemühen, die Inspiration der ganzen Heiligen Schrift oder dieses Buches, jenes Kapitels oder jenes Verses abzuthun, denn das Ganze soll aus ihrem Feuerofen herauskommen wie siebenmal geläutertes Silber.

19. Wer nun eins von diesen kleinsten Geboten auflöst, und lehrt die Leute also, der wird der kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber thut, und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich.

Unser König ist nicht gekommen, das Gesetz abzuschaffen, sondern es zu bestätigen und wieder einzuschärfen. Seine Gebote sind ewig; und wenn Lehrer irrtümlicherweise sein Gesetz brechen, und lehren sollten, daß das kleinste Gebot desselben aufgehoben sei, so werden sie ihren Rang verlieren und auf die niedrigste Stufe herabsinken. Der Adel seines Reiches wird dem Gehorsam gemäß erteilt. Nicht Geburt, Kenntnis oder Erfolg wird einen Mann groß machen, sondern demütiger und genauer Gehorsam in Wort und That. “Wer es aber thut und lehrt,“ der ist der Mann, der “groß heißen wird im Himmelreich.“ Daher stellt der Herr Jesus kein milderes Gesetz auf und will auch keinem seiner Diener erlauben, sich dessen zu erkühnen. Unser König erfüllt das alte Gesetz, und sein Geist wirkt in uns das Wollen und Vollbringen nach Gottes Wohlgefallen, wie es in den unveränderlichen Geboten der Gerechtigkeit kundgethan ist.

Herr, mache mich zu einem gehorsamen Unterthanen dieses Deines Reiches, und möge ich beides, “thun und lehren,“ Deinen Worten gemäß! Ob ich klein oder groß auf Erden bin, mache mich groß im Gehorsam gegen Dich.

20. Denn ich sage euch: Es sei denn eure Gerechtigkeit besser, denn der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.

Wir können nicht einmal “in das Himmelreich kommen“ und beginnen, des Herrn zu sein, ohne über die Vordersten unter den Frömmlern der Welt hinauszugehen. Gläubige sollen in ihrem Wandel nicht schlechter sein, sondern weit besser, als die genauesten Gesetzesmenschen. Im Herzen und selbst im Handeln sollen wir höher stehen als die, welche sich des Gesetzes rühmen. Das Reich ist nicht für Empörer, sondern für die pünktlich Gehorsamen. Es fordert nicht nur Heiligkeit, Ehrfurcht, Lauterkeit und Reinheit von uns, sondern es wirk alles dieses in unsrem Herzen und Leben. Das Evangelium gibt uns nicht wegen des höheren Vorzuges einer vorausgesetzten inneren Heiligkeit die Freiheit zu äußeren Sünden, sondern es erzeugt vielmehr äußere Heiligkeit dadurch, daß es in unsrer innersten Seele eine herrliche Freiheit in dem Gesetze des Herrn bewirkt.

Welch einen König haben wir in Jesu! Welche Menschen sollten wir sein, die wir bekennen, seinem heiligen Reiche anzugehören! Wie achtsam auf unsres Vaters geoffenbarten Willen! Wie entschlossen, kein Tändeln mit dem Gesetz und den Propheten zu gestatten!
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Matthäus 5.21-24

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(Der König berichtigt überliefertes Gesetz. Vers 21-37.)

Es war notwendig, daß der Herr Jesus menschliche Überlieferungen hinweg that, um Raum für seine eigne geistliche Lehre zu machen.

21. Ihr habt gehört, daß zu den Alten [englische Übersetzung „von den Alten“] gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein.

Das Alter einer Sache wird oft als eine Autorität geltend gemacht, aber unser König macht kurzen Proceß mit “den Alten.“ Er beginnt mit einer ihrer Änderungen des Gesetzes seines Vaters. Sie hatten etwas zu den heiligen Worten hinzugefügt. Der erste Teil des von unsrem Herrn angeführten Ausspruches war göttlich, aber er war auf eine niedere Stufe herabgezogen durch die Hinzufügung von dem menschlichen Gericht und des Mörders Verpflichtung, dort zu erscheinen. So wurde es mehr zu einem Sprichwort unter den Menschen, als zu einem inspirierten Worte aus dem Munde Gottes. Seine Bedeutung, wie Gott es gesprochen, hatte einen viel weiteren Umfang, als wenn die Übertretung auf das thatsächliche Töten beschränkt wurde, das vor ein menschliches Gericht gebracht werden konnte. Ein Gebot enger machen, heißt es in einem gewissen maße aufheben. Wir dürfen dies nicht einmal thun, wenn wir das Alter als unsre Gewähr dafür haben. Besser, die ganze Wahrheit neu ausgesprochen, als eine alte Falschheit in altertümlicher Sprache.

22. Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Racha! der ist des Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr! der ist des höllischen Feuers schuldig.

Mord liegt im Zorn, denn wir wünschen dem, mit dem wir zürnen, Schaden, oder wünschen, daß er nicht existierte, und dies heißt ihn dem Wunsche nach töten. Zorn „ohne Ursache“ ist verboten durch das Gebot, das da sagt: „Du sollst nicht töten,“ denn ungerechter Zorn ist der Gesinnung nach Töten. Solcher Zorn ohne Ursache bringt uns vor ein höheres Gericht, als das der jüdischen Polizeibehörden. Gott nimmt Kenntnis von den Empfindungen, aus denen Thaten des Hasses entspringen können, und zieht uns zur Rechenschaft ebensosehr für das zornige Gefühl als für die mörderische That. Auch Worte kommen unter dieselbe Verdammnis. Ein Mensch soll gerichtet werden wegen dessen, was “er zu seinem Bruder sagt.“ Einen Mann Rache oder einen nichtswürdigen Menschen nennen, heißt seinen Ruf töten, und zu ihm sagen: “Du Narr!“ heißt ihn in betreff der edelsten Vorzüge des Menschen töten. Daher kommt alles dieses unter ein Urteil, wie die Menschen es in ihren Ratsversammlungen fällen; ja, was noch viel schlimmer ist, unter die Strafe, welche vom höchsten Gerichtshof des Weltalls verhängt wird, der Menschen zum „höllischen Feuer“ verurteilt. So stellt unser Herr und König das Gesetz Gottes in seiner wahren Kraft wieder her und warnt uns, daß seine Drohung nicht nur gegen die offene That des Tötens gerichtet ist, sondern gegen alle Gedanken, Gefühle und Worte, die einem Bruder Schaden thun oder ihn durch Verachtung vernichten könnten. Welch ein umfassendes Gesetz ist dies! Mein Gewissen hätte ruhig sein können in betreff des Gebotes: “Du sollst nicht töten,“ aber wenn Zorn ohne eine gerechte Ursache Mord ist, wie soll ich mich verantworten? „Errette mich von den Blutschulden, Gott, der Du mein Gott und mein Heiland bist!“

23. 24. Darum, wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst, und wirst allda eindenken, daß dein Bruder etwas wider dich habe, so laß allda vor dem Altar deine Gabe, und gehe zuvor hin, und versöhne dich mit deinem Bruder, und alsdann komme, und opfere deine Gabe.

Der Pharisäer machte als Deckmantel für seine Bosheit geltend, daß er ein Sühnopfer bringe, aber unser Herr will, daß wir erst unsrem Bruder vergeben und dann die Gabe opfern. Wir sollen Gott mit Nachdenken verehren, und wenn wir beim nachdenken uns erinnern, “daß unser Bruder etwas wider uns habe,“ so müssen wir innehalten. Wenn wir einem andren Unrecht gethan, sollen wir mit der Andacht aufhören und eilen, Versöhnung zu suchen. Wir gedenken leicht daran, wenn wir etwas gegen unsren Bruder haben, aber jetzt soll sich das Gedächtnis nach der andren Seite wenden. Nur, wenn wir unsres Unrechtes gedacht und uns ausgesöhnt haben, können wir auf Annahme beim Herrn hoffen. Die Regel ist – erst Friede mit Menschen und dann Annahme bei Gott. Durch das Heilige müssen wir gehen, um das Allerheiligste zu erreichen. Wenn der Friede mit unsrem Bruder gemacht ist, dann laßt uns die Andacht vor unsrem Vater halten, so werden wir es mit leichterem Herzen und aufrichtigerem Eifer thun.

Ich möchte sehnlichst wünschen, mit allen Menschen in Frieden zu sein, ehe ich versuche, Gott zu verehren, damit ich nicht Gott das Opfer der Thoren darbringe.
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