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Das Leben des Elia - Kap. 3 Der Bach Krit

Verfasst: 09.07.2016 08:01
von Sonja
Das hebräische Wort für „verbergen“ in 1.Könige 17,3 ist ein ganz anderes als jenes, das wir in Josua 6,17;25 (wo Rahab die Kundschafter versteckt) oder in 1.Könige 18,4;13 finden. Das Wort, das in Zusammenhang mit Elia benutzt wird, kann ebenso gut übersetzt werden: „Wende dich nach Osten und entferne dich von hier“, ähnlich wie in 1.Mose 31,49. Der Psalmist fragt: „Gott, warum verstößt du uns für immer und bist so zornig über die Schafe deiner Weide?“ (Ps. 74,1) Und was veranlasste ihn zu dieser klagenden Frage? Was war geschehen, dass es ihm bewusst wurde, dass der Zorn Gottes gegen Israel entbrannt war? „Sie verbrennen dein Heiligtum ... Sie verbrennen alle Gotteshäuser im Lande. Unsere Zeichen sehen wir nicht, kein Prophet ist mehr da“ (V. 7-9). Die Hinwegnahme der öffentlichen Gnadenmittel war das sichere Zeichen des göttlichen Missfallens.

So wenig das auch in unserer Zeit erkannt wird, liebe Leser: es gibt keinen sichereren, verlässlicheren Beweis dafür, dass Gott Sein Angesicht vor einem Volk, einer Nation verbirgt, als den, dass Er sie der unschätzbaren Segnungen jener beraubt, die ihnen mit Seinem heiligen Wort treu dienen; denn so weit himmlische Segnungen irdische übertreffen, so viel schrecklicher ist auch geistliches Unheil gegenüber irdischem. Durch Mose hatte der Herr verkündet: „Meine Lehre rinne wie der Regen, und meine Rede riesele wie Tau, wie der Regen auf das Gras und wie die Tropfen auf das Kraut“ (5.Mose 32,2). Und nun sollte aller Tau und Regen Ahabs Land entzogen werden, und zwar nicht nur buchstäblich, sondern auch geistlich. Jene, die an Seinem Wort dienten, wurden von der öffentlichen Bühne abgezogen, vgl. 1.Kön. 18,4.

Wenn weiterer Nachweis für die biblische Grundlage dieser Deutung von 1.Könige 17,3 benötigt wird, so verweise ich den Leser auf Jesaja 30,20: „Und gibt Jehova euch auch das Brot der Drangsal und das Wasser der Bedrückung, so wird er doch nicht länger einengen deine Unterweiser. Und es geschieht, dass deine Augen deine Unterweiser sehen“ (konk. Übers.).“ Was könnte deutlicher sein? Hier sagt Gott dem Volk, dass Sein Zorn durch Barmherzigkeit gemildert sein wird, dass Er ihnen zwar das Brot der Drangsal und das Wasser der Bedrückung gibt, dass Er sie aber nicht wiederum derer berauben wird, die ihren Seelen dienen. Wenn der Herr Seine Unterweiser „einengt“ und verbirgt, so ist das der schlimmste Verlust, der Sein Volk treffen kann. Und schließlich möchte ich die Leser an die Worte Christi erinnern, dass in Elias Tagen „eine große Hungersnot“ im Lande war, und dieser Aussage die Ankündigung gegenüberstellen: „Siehe, es kommt die Zeit, spricht Gott der HERR, dass ich einen Hunger ins Land schicken werde, nicht einen Hunger nach Brot oder Durst nach Wasser, sondern nach dem Wort des HERR, es zu hören; dass sie hin und her, von einem Meer zum andern, von Norden nach Osten laufen und des HERRN Wort suchen und doch nicht finden werden“ (Amos 8,11-12).

Das Leben des Elia - Kap. 4 Die Prüfung des Glaubens

Verfasst: 11.07.2016 08:25
von Sonja
Das Leben des Elia
Kapitel 4 - Die Prüfung des Glaubens


„Da kam das Wort des Herrn zu ihm: Geh weg von hier und wende dich nach Osten und verbirg dich am Bach Krit, der zum Jordan fließt“ (1.Kön. 17,2-3). Wie ich im vorherigen Kapitel dargelegt habe, ging es bei Gottes Anweisung an Seinen Propheten nicht nur darum, Elia ein sicheres Versteck zu besorgen, um Seinen Knecht vor Ahabs und Isebels Zorn zu schützen, sondern darum, Sein Missfallen an Seinem abtrünnigen Volk zu zeigen. Der Abzug des Propheten von der öffentlichen Bühne war ein zusätzliches Gerichtshandeln an der Nation. Ich kann nicht umhin, auf die tragische Parallele, hinzuweisen, die jetzt mehr oder weniger im Christentum sichtbar ist. Während der letzten zwei oder drei Jahrzehnte hat Gott etliche erhabene, treue Diener Seines Wortes durch die Hand des Todes hinweggenommen, und Er hat sie nicht nur nicht ersetzt, indem Er andere an ihrer Stelle zugerüstet hat, sondern eine zunehmende Anzahl der noch Verbliebenen werden von Ihm in die Einsamkeit und Isolation geschickt.

Dass der Herr Elia befahl wegzugehen und sich zu verbergen, geschah sowohl zu Gottes Ehre als auch zum Wohle des Propheten selbst. Es war ein Ruf in die Absonderung. Ahab war abtrünnig, und seine Frau war eine Heidin. Götzendienst war überall zur vorherrschenden Praktik geworden. Jehova wurde öffentlich entehrt. Der Mann Gottes konnte kein Gefallen, keine Anteilnahme an einer so furchtbaren Situation haben. Absonderung vom Bösen ist unbedingt notwendig, wenn wir uns „von der Welt unbefleckt halten“ wollen (Jak. 1,27): nicht nur von weltlicher Boshaftigkeit, sondern von religiöser Verderbtheit ebenso. „Habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis“ (Eph. 5,11), dieses Gebot Gottes hatte in allen Heilszeiten Gültigkeit. Elia trat in Zeiten nationalen Abfalls von dem Herrn als Sein treuer Zeuge auf, und nachdem er sein Zeugnis vor dem verantwortlichen Oberhaupt abgelegt hatte, muss sich der Prophet nun zurückziehen. Allem, was Gott verunehrt, den Rücken zu kehren, ist unsere bindende Verpflichtung.

Aber wohin sollte Elia gehen? Er hatte zuvor in der Gegenwart des Herrn, des Gottes Israels gewohnt. „Vor dem ich stehe“ konnte er sagen, als er das Gerichtsurteil gegen Ahab aussprach, und er sollte weiterhin unter dem Schirm des Allerhöchsten bleiben. Der Prophet war nicht seinen eigenen Plänen und Entscheidungen ausgeliefert, sondern wurde an einen von Gott selbst bestimmten Ort geleitet – außerhalb des Lagers, fern von dem gesamten religiösen System. Das abtrünnige Israel sollte ihn nur als Zeugen gegen sich kennen: er durfte an dem sozialen und religiösen Leben der Nation weder Platz noch Anteil haben. Er sollte sich „nach Osten“ wenden, der Richtung zu, aus der das Morgenlicht aufgeht, denn jene, die von den göttliche Geboten bestimmt werden, „werden nicht wandeln in der Finsternis, sondern werden das Licht des Lebens haben“ (Joh. 8,12). „Am Bach Krit, der zum Jordan fließt“. Der Jordan war die Grenze des Landes. Typologisch stand er für den Tod, und geistlicher Tod herrschte nun über Israel.

Doch welch eine Botschaft der Hoffnung und des Trostes enthielt der „Jordan“ für jemanden, der mit dem Herrn wandelte! Wie trefflich war er dazu geeignet, zum Herzen eines Menschen zu sprechen, dessen Glaube in einem gesunden Zustand war! War es nicht genau an diesem Ort, dass Jehova sich zu Josuas Zeiten um Seines Volkes willen als stark erwiesen hatte? War nicht der Jordan der Schauplatz der wunderwirkenden Macht Gottes gewesen zu der Zeit, als Israel die Wüste hinter sich gelassen hatte? Dort war es geschehen, dass Jehova zu Josua sagte: „Heute will ich anfangen, dich groß zu machen vor ganz Israel, damit sie wissen: wie ich mit Mose gewesen bin, so werde ich auch mit dir sein“ (Josua 3,7). Dort war es gewesen, dass „der lebendige Gott“ (V. 10) die Wasser stehenbleiben
ließ „wie ein einziger Wall“ (V. 13), damit „ganz Israel auf trockenem Boden hindurchgehen“ konnte (V. 17). Dies waren die Dinge, die den Sinn des Tischbiters erfüllen sollten und es ohne Zweifel auch taten, als sein Herr ihm auftrug, an diesen Ort zu gehen. Wenn sein Glaube wach war, dann würde sein Herz in vollkommenem Frieden sein in dem Wissen, dass ein wunderwirkender Gott ihn nicht im Stich lassen würde.

Es war auch zum persönlichen Nutzen des Propheten, dass der Herr ihn jetzt aufforderte, sich zu „verbergen“. Aus einer anderen Quelle als aus dem Zorn Ahabs drohte ihm Gefahr. Der Erfolg seiner Gebete konnte sich als Falle erweisen und sein Herz mit Stolz erfüllen und ihn gar gegen das Elend, das damals das Land verwüstete, verhärten. Bislang hatte er im Stillen gebetet, und dann hatte er für einen kurzen Augenblich ein öffentliches Bekenntnis vor dem König abgelegt. Die Zukunft hielt sogar noch ehrenvolleren Dienst für ihn bereit, denn der Tag würde kommen, wenn er nicht nur in Ahabs Gegenwart von Gott zeugen, sondern die versammelten Heerscharen Baals besiegen und völlig vernichten und, in einem gewissen Maß, die irrende Nation wieder zum Gott ihrer Väter hinwenden sollte. Aber die Zeit hierfür war noch nicht reif; ebenso wenig wie Elia selbst.

Das Leben des Elia - Kap. 4 Die Prüfung des Glaubens

Verfasst: 13.07.2016 07:53
von Sonja
Der Prophet brauchte weitere persönliche Zurüstung im Verborgenen, um erneut in der Öffentlichkeit für Gott sprechen zu können. Ja, meine Leser, der Mensch, den der Herr benutzt, muss niedrig gehalten werden: er muss strenge Disziplin üben, um das Fleisch in rechter Weise abzutöten. Drei weitere Jahre musste der Prophet in Abgeschiedenheit verbringen. Wie erniedrigend! Ach, wie wenig ist dem Menschen zu vertrauen: wie wenig kann er es ertragen, zu Ehren zu gelangen! Wie schnell kommt der Selbstwille wieder an die Oberfläche, und das Werkzeug ist nur allzu bereit zu glauben, es sei mehr als ein Werkzeug! Wie bedauerlich einfach ist es, aus dem Dienst, mit dem Gott uns betraut, einen Sockel zu machen, auf dem wir uns selbst darstellen. Aber Gott wird seine Herrlichkeit nicht mit
einem anderen teilen, und deswegen „verbirgt“ Er jene, die versucht sein könnten, einen Teil davon für sich selbst in Anspruch zu nehmen. Nur indem wir aus dem öffentlichen Blickfeld zurücktreten und mit Gott allein sind, können wir unsere Nichtswürdigkeit erkennen.

Wir können diese wichtige Lektion deutlich in dem Vorgehen Christi mit Seinen geliebten Aposteln erkennen. Bei einer Gelegenheit kehrten sie voller Stolz über ihren Erfolg und von sich eingenommen zu Ihm zurück: sie „verkündigten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten“ (Mk. 6,30). Äußerst lehrreich ist sein schlichter Kommentar: „Geht ihr allein an eine einsame Stätte und ruht ein wenig“ (V. 31). Dies ist noch immer Sein gnädiges Heilmittel für jeden Seiner Knechte, die von ihrer eigenen Wichtigkeit überzeugt sind und sich einbilden, Sein Anliegen auf Erden würde empfindlichen Verlust erfahren, wenn sie nicht mehr da wären. Gott sagt oft zu Seinen Knechten: „Geh weg von hier ... verbirg dich“; dieses göttliche Ziel wird auf unterschiedliche Weise erreicht: zuweilen, indem die persönlichen Hoffnungen, die sie an ihren Dienst geknüpft hatten, zerschmettert werden, manchmal durch schwere Krankheit, manchmal durch den Verlust eines lieben Menschen. Selig der Mensch, der dann von Herzen sagen kann: „Der Wille des Herrn geschehe.“

Jeder Diener, den zu gebrauchen Gott sich herablässt, muss die leidvolle Erfahrung am Bach Krit machen, bevor er für den Triumph am Berg Karmel gerüstet ist. Dies ist ein unwandelbarer Grundsatz in Gottes Wegen. Joseph erlitt die schmachvollen Behandlungen sowohl in der Grube als auch im Gefängnis, bevor er Statthalter über ganz Ägypten wurde, der zweithöchste Mann gleich nach dem Pharao. Mose verbrachte ein Drittel seines Lebens „hinter der Wüste“, bevor Jehova ihm die Ehre zuteil werden ließ, dass er Sein Volk aus dem Sklavenhaus führen durfte. David musste die Hinlänglichkeit der Kraft Gottes auf dem Bauernhof kennenlernen, bevor er hinausging und Goliath vor den versammelten Streitkräften Israels und der Philister erschlug. Ebenso war es bei dem vollkommenen Diener: dreißig Jahre der Abgeschiedenheit und Stille, bevor Er Seinen kurzen öffentlichen Dienst begann: Ebenso bei dem größten Seiner Gesandten: eine Zeit in der Einöde Arabiens war seine Lehrzeit, bevor er der Apostel der Heiden wurde.

Doch gibt es nicht noch einen anderen Blickwinkel, von dem aus wir den scheinbar befremdenden Befehl betrachten können: „Geh weg von hier ... und verbirg dich“? War dies nicht eine sehr reale und schwere Prüfung für die Ergebenheit des Propheten unter den göttlichen Willen? „Schwer“ sage ich, weil für einen starken Mann dieser Auftrag eine noch viel schwierigere Anforderung bedeutete als sein Auftritt vor Ahab: jemand, der so voll Eifer war, musste es als viel härter empfinden, drei Jahre in untätiger Abgeschiedenheit zuzubringen als im öffentlichen Dienst zu stehen. Der Autor selbst kann aus langer, leidvoller Erfahrung bezeugen, dass „eingeengt“ oder „verborgen“ (Jes. 30,20) zu sein, eine weitaus schwierige Anfechtung ist, als über viele Monate Nacht für Nacht vor großen Versammlungen zu sprechen. Im Falle des Elia ist diese Lektion offensichtlich: Er musste persönlich lernen, dem Herrn unbedingten Gehorsam zu leisten, bevor er dazu befähigt wurde, anderen in Seinem Namen zu befehlen.

Das Leben des Elia - Kap. 4 Die Prüfung des Glaubens

Verfasst: 20.07.2016 07:48
von Sonja
Nun wollen wir uns den Ort näher ansehen, den Gott als nächstes für Seinen Knecht ausgesucht hatte: „am Bach Krit“. Nun, es war ein Bach, kein Fluss – ein Bach, der jeden Augenblick austrocknen konnte. Es geschieht selten, dass Gott Seine Knechte oder auch Sein Volk in Üppigkeit und Überfluss hineinstellt: Mit den Dingen dieser Welt übersättigt zu sein, führt nur allzu oft dazu, dass unser Verlangen vom Geber fortgezogen wird. „Wir schwer ist es für einen Reichen, ins Himmelreich zu kommen!“ Gott beansprucht unsere Herzen, und dieser Aspekt wird häufig auf den Prüfstand gestellt. Die Art und Weise, wie zeitliche Verluste hingenommen werden, macht den Unterschied zwischen dem wahren Christen und dem Weltmenschen deutlich. Der letztere lässt sich durch finanzielle Rückschläge völlig aus der Bahn werfen und begeht nicht selten Selbstmord. Warum? Weil er sein Alles verloren hat und es nichts mehr gibt, wofür es sich zu leben lohnt. Im Gegensatz dazu mag der wahre Gläubige schwer erschüttert werde und für eine Weile zutiefst niedergeschlagen sein, doch er wird sein Gleichgewicht wieder finden und sagen: „Gott ist noch immer mein Teil, und mir wird nichts mangeln.“

Anstatt eines Flusses, gibt uns Gott oftmals einen Bach, der heute fließend und morgen ausgetrocknet sein kann. Warum? Um uns zu lehren, uns nicht auf unsere Segnungen zu verlassen, sondern auf den Segner selbst. Doch versagen wir nicht gerade an diesem Punkt immer wieder – indem unsere Herzen von den Gaben anstatt dem Geber eingenommen sind? Ist nicht dies der Grund, weshalb Gott uns nicht einen Fluss anvertrauen wird? – weil er nämlich unbewusst Seinen Platz in unseren Herzen einnehmen würde? „Da ward Jeschurun fett und schlug aus; du wurdest fett, dick, feist! Und er verließ Gott, der ihn gemacht hatte, und verachtete den Felsen seiner Rettung“ (5.Mose 32,15; Elberf.). Die gleiche böse Neigung besteht in uns. Wir fühlen uns manchmal schlecht behandelt, weil Gott uns einen Bach gibt, und keinen Fluss; doch das ist nur deshalb der Fall, weil wir unsere eigenen Herzen so wenig kennen. Gott liebt die Seinen zu sehr, um kleinen Kindern gefährliche Messer in die Hände zu geben.

Und wie sollte der Prophet an einem solchen Ort überleben? Woher sollte seine Nahrung kommen? Gott wird sich darum kümmern; Er wird für seinen Unterhalt sorgen: „Und ich habe den Raben geboten, dass sie dich dort versorgen sollen“ (V. 4). Was auch immer mit Ahab und seinen Götzendienern geschehen mag, Elia wird nicht zugrunde gehen. In den schlimmsten Zeiten wird Gott sich um der Seinen willen als stark erweisen. Wenn auch andere hungern, so werden sie genährt werden: „Sein Brot wird ihm gegeben, sein Wasser hat er gewiss“ (Jes. 33,16). Doch wie absurd erscheint es dem normalen Menschenverstand, einem Mann zu befehlen, auf unbestimmte Zeit an einem Bach zu verweilen! Ja, aber es war Gott, der diesen Befehl gegeben hatte, und die göttlichen Gebote sollen nicht diskutiert, sondern befolgt werden. Elia wurde darin aufgefordert, Gott entgegen dem Schauen, der Vernunft, allem äußeren Anschein zu vertrauen, in dem Herrn selbst zu ruhen und geduldig auf Ihn zu warten.

„Ich habe den Raben geboten, dass sie dich dort versorgen sollen“ (V. 4). Beachte das Wort, dass ich kursiv gesetzt habe. Der Prophet mochte viele andere Verstecke bevorzugt haben, doch zum Krit musste er gehen, um die göttliche Versorgung zu empfangen: so lange er dort ausharrte, hatte sich Gott verpflichtet, für ihn zu sorgen. Wie wichtig ist daher die Frage: Bin ich an dem Ort, den Gott (durch Sein Wort oder durch Seine Vorsehung) für mich bestimmt hat. Wenn ja, so wird er gewiss für all meine Bedürfnisse sorgen. Doch wenn ich Ihm wie der jüngere Sohn den Rücken zuwende und in ein fernes Land ziehe, dann werde ich wie dieser verlorene Sohn mit Sicherheit Mangel leiden. Wie oft ist vorgekommen, dass ein Knecht Gottes in einer niedrigen oder schwierigen Stellung gewirkt hat – jedoch mit dem frischen Tau des Geistes auf seiner Seele und dem Segen des Himmels auf seinem Dienst –, als ein Angebot aus einem Wirkungsfeld kam, das ihm mehr Perspektive (und ein höheres Gehalt) zu bieten schien, und während er sich der Versuchung beugte, wurde der Geist betrübt und seine Fruchtbarkeit in Gottes Reich war zuende.

Derselbe Grundsatz gilt für alle Glieder des Volkes Gottes: Sie müssen „auf dem Weg“ (1.Mose 24,27, Elberf.) sein, den Gott für sie bestimmt hat, wenn sie die göttliche Versorgung erhalten wollen. „Dein Wille geschehe“ kommt vor „Unser tägliches Brot gib uns heute“. Doch wie viele bekennende Christen habe ich persönlich kennengelernt, die in einer Stadt wohnten, in die Gott einen Seiner Diener gesandt hatte, um sie mit „bestem Weizen“ zu nähren, und ihrer Seele ging es gut. Dann bekamen sie ein verlockendes Geschäftsangebot aus einem fernen Ort, das ihre Stellung in der Welt verbessern würde. Sie nahmen das Angebot an, brachen ihre Zelte ab, nur um in eine geistliche Wüste zu geraten, in der kein erbaulicher geistlicher Dienst zu finden war. Infolge dessen verhungerten ihre Seelen, ihr Zeugnis für Christus wurde vernichtet, und eine Zeit fruchtlosen Rückfalls in die Welt begann. Wie das Volk Israel in alter Zeit der Wolke folgen musste, um ihre Ration Manna zu empfangen, so müssen auch wir an dem Ort sein, den Gott bestimmt hat, wenn wir wollen, dass unsere Seelen getränkt werden und unser geistliches Leben gedeiht.

Das Leben des Elia - Kap. 4 Die Prüfung des Glaubens

Verfasst: 24.07.2016 07:21
von Sonja
Als nächstes schauen wir uns die Werkzeuge an, derer sich Gott bediente, um für das leibliche Wohl seines Knechtes zu sorgen. „Ich habe den Raben geboten, dass sie dich versorgen sollen.“ Verschiedene Gedanken bieten sich an. Erstens, wir sehen hierin die große Souveränität und die absolute Oberherrschaft Gottes; Seine Souveränität in der Wahl der Mittel, Seine Oberherrschaft in der Macht, mit der er Seine Wahl zur Ausführung bringt. Er ist sich selbst Gesetz: „Alles, was er will, das tut er im Himmel und auf Erden, im Meer und in allen Tiefen“ (Ps. 135,6). Er verbot Seinem Volk, Raben zu essen, listete sie unter die unreinen Tiere, ja, die „Greuel“ (3.Mose 11,15; 5.Mose 14,14). Doch Er selbst bediente sich ihrer, um Seinen Knecht zu ernähren. Wie anders sind doch Gottes Wege als die unseren! Er benutzte die Tochter des Pharaos, um den Säugling Mose zu retten, und einen Mann wie Bileam, um eine seiner bemerkenswertesten Prophetien hervorzubringen. Er benutzte den Kinnbacken eines Esels in Samsons Hand, um die Philister zu schlagen, und eine Steinschleuder, um ihren Helden zu überwinden.

„Ich habe den Raben geboten, dass sie dich dort versorgen sollen.“ Wie groß ist unser Gott! Die Vögel des Himmels und die Fische im Meer, die wilden Tiere des Feldes, ja selbst Wind und Wellen gehorchen Ihm. „So spricht der HERR, der im Meer einen Weg und in starken Wassern Bahn macht, der ausziehen lässt Wagen und Rosse, Heer und Macht ... Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde. Das Wild des Feldes preist mich, die Schakale und Strauße; denn ich will in der Wüste Wasser und in der Einöde Ströme geben, zu tränken mein Volk, meine Auserwählten“ (Jes. 43,16-20). So veranlasste der Herr Raubvögel, die von Aas leben, Seinen Propheten zu ernähren.

Doch wir wollen hier neben der Macht Gottes auch Seine Weisheit bewundern. Für Elias Versorgung wurde hier teils auf natürliche, teils auf übernatürliche Weise gesorgt. Im Bach befand sich Wasser, so dass er leicht hingehen und es holen konnte. Gott wirkt keine Wunder, um den Menschen Mühe zu ersparen, oder um sie träge und faul zu machen, antriebslos, für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Aber Nahrung gab es in der Wüste nicht: Wie sollte Elia etwas zu essen bekommen? Gott wird sie auf wunderbare Weise darreichen: „Ich habe den Raben geboten, dass sie dich dort versorgen sollen.“ Wären Menschen benutzt worden, um ihm Nahrung zu bringen, so hätten sie vielleicht sein Versteck ausgeplaudert. Wäre ein Hund oder ein anderes Haustier jeden Morgen und Abend zu ihm gegangen, so hätten die Leute ihre regelmäßigen Botengänge mit der Nahrung beobachten können und wären vielleicht neugierig geworden und hätten Nachforschungen betrieben. Aber Vögel, die mit Fleisch im Schnabel in die Wüste fliegen, erregen keinen Argwohn: Man hätte gedacht, dass sie es ihren Jungen bringen. So erkennen wir, wie Gott sich um die Seinen kümmert, wie klug und einfühlsam die Vorkehrungen sind, die Er für sie trifft. Er weiß, was ihre Sicherheit gefährden würde, und sorgt entsprechend vor.

„Verbirg dich am Bach Krit ... ich habe den Raben geboten, dass sie dich dort versorgen sollen.“ Geh sofort, ohne jegliche Zweifel, ohne jede Verzögerung. Und sei es ihrem natürlichen Instinkt noch so zuwider, diese Raubvögel werden dem göttlichen Befehl gehorchen. Das braucht uns nicht im geringsten unwahrscheinlich vorzukommen. Gott erschuf sie, gab ihnen ihren besonderen Instinkt, und Er versteht es, denselben zu lenken und zu beherrschen. Er hat die Macht, ihn zu entkräften und zu hemmen, ganz nach Seinem Gutdünken. Die Natur ist genau das, als was Gott sie erschaffen hat, und sie ist in ihrer Fortdauer ganz von Ihm abhängig. Er erhält alle Dinge durch das Wort Seiner Macht. In Ihm und durch Ihn „leben, weben und sind“ die Vögel und Tiere, und auch die Menschen; und deshalb kann Er, wenn immer es Ihm sinnvoll erscheint, die Gesetze, die Er jedem Seiner Geschöpfe auferlegt hat, jederzeit außer Kraft setzen oder ändern. „Warum wird das bei euch für unglaublich gehalten, dass Gott Tote auferweckt?“ (Apg. 26,8).

Dort in seinem bescheidenen Versteck sollte sich der Prophet viele Tage aufhalten, jedoch nicht ohne eine köstliche Verheißung, die ihm seinen Lebensunterhalt zusagte: die Versorgung mit den nötigen Lebensmitteln wurde ihm von Gott zugesichert. Der Herr wollte für Seinen Knecht sorgen, während er vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen war, und wollte ihn täglich durch Seine wunderwirkende Kraft ernähren. Dennoch war es eine echte Prüfung für Elias Glauben. Wer hatte je gehört, dass solche Werkzeuge eingesetzt wurden – Raubvögel, die in einer Hungersnot Nahrung bringen! Konnte man sich auf Raben verlassen? War es nicht weitaus wahrscheinlicher, dass sie die Nahrung selbst verschlingen würden, anstatt sie dem Propheten zu bringen? Oh, aber er sollte nicht auf die Raben vertrauen, sondern auf das sichere Wort Dessen, der nicht lügen kann: „Ich habe den Raben geboten.“ Auf den Schöpfer, nicht das Geschöpf, auf den Herrn selbst, nicht auf Sein Werkzeug, sollte Elias Herz ausgerichtet sein. Wie selig ist es, über die ‚Umstände‘ erhaben zu sein und in der unfehlbaren Verheißung Gottes einen sicheren Beweis Seiner Fürsorge zu sehen.

Das Leben des Elia - Kap. 5 Der austrocknende Bach

Verfasst: 27.07.2016 08:11
von Sonja
Kapitel 5
Der austrocknende Bach


„Geh weg von hier und wende dich nach Osten und verbirg dich am Bach Krit, der zum Jordan fließt. Und du sollst aus dem Bach trinken, und ich habe den Raben geboten, dass sie dich dort versorgen sollen“ (1.Kön. 17,3-4). Beachte die Reihenfolge: Zuerst der göttliche Befehl, dann die köstliche Verheißung. Elia musste der göttlichen Aufforderung nachkommen, wenn er übernatürlich ernährt werden wollte. Die meisten Verheißungen Gottes sind an Bedingungen geknüpft. Ist nicht dies die Erklärung dafür, dass viele von uns nicht in den Genuss ihrer Segnungen kommen, weil wir es versäumen, uns an die vertraglichen Abmachungen zu halten? Gott belohnt weder Unglauben noch Ungehorsam. Ach, wir selbst sind unsere schlimmsten Feinde und verlieren viel durch unsere Verderbtheit. Im letzten Kapitel habe ich versucht zu zeigen, dass die von Gott hier getroffenen Anordnungen Seine große Souveränität, Seine allgenügende Macht und Seine herrliche Weisheit veranschaulichen; desweiteren, dass sie eine Herausforderung für die Ergebenheit und den Glauben des Propheten waren. Jetzt wenden wir uns der Fortsetzung zu.

„Er aber ging hin und tat nach dem Wort des HERRN und setzte sich nieder am Bach Krit, der zum Jordan fließt“ (V. 5). Gottes Gebot an Elia stellte nicht nur eine echte Prüfung seiner Ergebenheit und seines Glaubens dar, sondern es war auch eine ernsthafte Herausforderung seiner Demut. Hätte sein Stolz die Oberhand gehabt, so hätte er gesagt: ‚Warum sollte ich einen solchen Weg gehen? Ich wäre doch ein Feigling, wenn ich mich „verbergen“ würde. Ich hab keine Angst vor Ahab, deshalb werde ich nicht in die Einsamkeit gehen.‘ Ja, liebe Leser, manche Gebote Gottes sind recht erniedrigend für unser hochmütiges Fleisch und Blut. Es mag den Jüngern nicht gerade als eine heldenhafte Regel vorgekommen sein, als Christus sie aufforderte: „Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so flieht in eine andere“ (Mt. 10,23). Dennoch, so lautete Sein Befehl, und Ihm mussten sie gehorchen. Und weshalb sollte einer Seiner Knechte bei dem Befehl, „Verbirg dich“ zögerlich sein, wenn von dem Meister selbst geschrieben steht: „Aber Jesus verbarg sich“ (Joh. 8,59). Ja, Er ist in allen Dingen ein Vorbild gewesen.

Und weiter, die Ausführung des göttlichen Befehls würde eine erhebliche Belastung der sozialen Bedürfnisse in Elias Natur bedeuten. Es gibt wenige, die Einsamkeit ertragen können: Von ihren Gefährten getrennt zu sein würde sich in der Tat für die meisten Leute als ernsthafte Anfechtung erweisen. Unbekehrte Menschen können ohne Gemeinschaft nicht leben: Die Gesellschaft Gleichgesinnter ist notwendig, um das unruhige Gewissen zu beruhigen und sorgenvolle Gedanken zu vertreiben. Und ist es bei der Mehrheit der bekennenden Christen denn viel anders? „Siehe, ich bin bei euch alle Tage“ hat für die meisten von uns wenig reale Bedeutung. Wie anders war doch die Zufriedenheit, Freude und Fruchtbarkeit Bunyans im Gefängnis und Madame Guyons in ihrer Einzelhaft! Ja, Elia mochte von seinen Gefährten abgeschnitten sein, nicht aber von dem Herrn.

„Er aber ging und tat nach dem Wort des HERRN.“ Ohne Verzögerung und Aufschub folgte der Prophet Gottes Befehl. Welch selige Unterordnung unter den göttlichen Willen zeigt sich hier: dem König Jahwes Botschaft zu überbringen und von Raben abhängig zu sein, war er gleichermaßen bereit. Egal, wie unsinnig die Anordnung und wie unangenehm die Aussichten auch scheinen mochten, der Tischbiter führte sie umgehend aus. Wie unterschiedlich war der Prophet Jona, der vor dem Wort des Herrn floh; ja, und wie unterschiedlich der weitere Verlauf der Geschichten – der eine für drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches eingesperrt, der andere am Ende in den Himmel hinaufgetragen, ohne durch die Pforten des Todes zu gehen! Gottes Knechte sind nicht alle gleich, weder im Glauben, noch im Gehorsam noch in der Fruchtbarkeit. O mögen wir doch alle so prompt im Gehorsam gegen das Wort des Herrn sein, wie Elia es war.

„Er aber ging und tat nach dem Wort des HERRN.“ Der Prophet zögerte nicht, den göttlichen Anweisungen zu folgen, und zweifelte auch nicht daran, dass Gott für alles Nötige sorgen würde. Glücklich sind wir, wenn wir Ihm in schwierigen Umständen gehorchen und im Finstern vertrauen können. Aber weshalb sollten wir auch nicht unbedingtes Vertrauen in Gott setzen und uns auf Sein Wort der Verheißung verlassen? Ist irgendetwas zu schwer für den Herrn? Hat Sein Wort der Verheißung je versagt? So lasst uns keinen ungläubigen Argwohn bezüglich Seiner zukünftigen Fürsorge für uns haben. Himmel und Erde werden vergehen, aber nicht Seine Verheißungen. Gottes Wege mit Elia sind zu unserer Unterweisung überliefert worden: Mögen sie laut zu unseren Herzen reden, unser böses Misstrauen in die Schranken weisen und uns zu dem ernsthaften Ausruf veranlassen: „Herr, mehre unseren Glauben!“ Der Gott Elias lebt noch immer und enttäuscht niemanden, der auf Seine Treue zählt.

Das Leben des Elia - Kap. 5 Der austrocknende Bach

Verfasst: 29.07.2016 07:22
von Sonja
„Er aber ging und tat nach dem Wort des HERRN.“ Elia predigte nicht nur Gottes Wort, sondern er handelte danach. Dies ist die große Not unserer Zeit. Es wird viel geredet, aber wenig nach den göttlichen Geboten gewandelt. Es gibt viele Aktivitäten im christlichen Bereich, aber nur zu oft sind sie von den göttlichen Richtlinien nicht abgesegnet, und in vielen Fällen laufen sie ihnen sogar zuwider. „Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst“ (Jak. 1,22) – das ist die unumstößliche Forderung Dessen, mit dem wir es zu tun haben. Gehorsam ist besser als Opfer und Aufmerken besser als das Fett von Widdern. „Kinder, lasst euch von niemandem verführen! Wer recht tut, der ist gerecht“ (1.Joh. 3,7). Ach, wie viele sind gerade in diesem Punkt verführt: Sie schwatzen über Gerechtigkeit, aber versäumen es, recht zu handeln. „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel“ (Mt. 7,21).

„Und die Raben brachten ihm Brot und Fleisch des Morgens und des Abends, und er trank aus dem Bach“ (V. 6). Was für ein Beweis für den Satz: „Er ist treu, der sie verheißen hat“ (Heb. 10,23)! Die ganze Natur wird ihre Gewohnheiten ändern, ehe eine Seiner Verheißungen versagt. O welch ein Trost liegt hierin für vertrauende Herzen: Was Gott verheißen hat, das wird Er ganz gewiss durchführen. Wie unentschuldbar ist unser Unglaube, wie unsagbar böse sind unsere Zweifel. Wie viel unseres Misstrauens ist die Folge davon, dass die göttlichen Verheißungen in unserem Denken zu unbestimmt und ohne Wirklichkeitsbezug sind? Sinnen wir in gebührlichem Ausmaß über die Verheißungen des Herrn nach? Wenn wir vertrauter mit Ihm wären, oder wie Hiob es ausdrückt, „freundlicher mit Ihm verkehren“ würden (22,21, Elberf.), wenn wir „den HERRN allezeit vor Augen“ haben würden (Ps. 16,8), hätten dann nicht Seine Verheißungen weitaus mehr Gewicht und Kraft bei uns?

„Mein Gott aber wird all eurem Mangel abhelfen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus“ (Phil. 4,19). Es ist nutzlos zu fragen, Wie? Der Herr kennt zehntausend Wege, um Sein Wort einzulösen. Manche, die diese Zeilen lesen, leben vielleicht von der Hand in den Mund, haben keine Ersparnisse und keine Nahrungsvorräte; ja, sie wissen vielleicht nicht, wo ihre nächste Mahlzeit herkommen wird. Aber wenn Du ein Kind Gottes bist, dann wird Er dich nicht im Stich lassen, und wenn Dein Vertrauen in Ihm ruht, dann wird es nicht enttäuscht werden. Auf die eine oder andere Weise wird der Herr dich versorgen. „Fürchtet Jehova, ihr seine Heiligen! denn keinen Mangel haben, die ihn fürchten. Junge Löwen darben und hungern, aber die Jehova suchen, ermangeln keines Guten“ (Ps. 94,9-10, Elberf.). „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles [Nahrung und Kleidung] zufallen“ (Mt. 6,33). Diese Verheißungen sind an uns gerichtet, um uns zu ermutigen, uns an Gott zu klammern und Seinen Willen zu tun.

„Und die Raben brachten ihm Brot und Fleisch des Morgens und des Abends.“ Hätte es Gott gefallen, so hätte Er Elia anstatt von Raben von Engeln versorgen lassen können. Damals lebte auch ein gastfreier Obadja in Israel, der in einer Höhle den Tisch für einhundert Propheten Gottes deckte (18,4). Darüber hinaus gab es siebentausend treue Israeliten, die ihre Knie nicht dem Baal gebeugt hatten; jeder von ihnen hätte es zweifellos als eine hohe Ehre angesehen, einen so erhabenen Propheten wie Elia zu beherbergen. Doch Gott zog es vor, die Vögel des Himmels zu benutzen. Warum? War es deshalb, um sowohl dem Tischbiter als auch uns einen eindeutigen Beweis Seiner absoluten Herrschaft über alle Kreatur, und damit Seiner Vertrauenswürdigkeit selbst in den größten Notlagen zu geben? Und was das Bemerkenswerteste daran ist: Elia wurde besser ernährt als die Propheten, die bei Obadja untergekommen waren, denn diese hatten nur „Brot und Wasser“ (18,4), während Elia auch Fleisch hatte.

Wenn auch Gott heutzutage vielleicht nicht mehr buchstäbliche Raben benutzt, um Seinen notleidenden Knechten und Kindern zu dienen, so wirkt Er doch oft ebenso deutlich und wunderbar, indem Er die Selbstsüchtigen, die Geldgierigen, die Hartherzigen und die Unmoralischen dazu bewegt, den Seinen zu helfen. Oft veranlasst Er sie, entgegen ihren natürlichen Neigungen und ihren schlechten Gewohnheiten, freundlich und freigebig für unsere Bedürfnisse zu sorgen. Er hat die Herzen aller Menschen in Seiner Hand und lenkt sie, wohin Er will (Spr. 21,1). Wieviel Dank gebührt dem Herrn, dass Er Seine Versorgung durch solche Werkzeuge sendet! Ich bezweifle nicht, dass etliche meiner Leser dem Zeugnis aus meinem Leben zustimmen können: Wie oft in der Vergangenheit hat Gott in der unverhofftesten Weise für unseren Lebensunterhalt gesorgt; wir hätten ebenso gut erwarten können, unsere Nahrung von Raben zu empfangen, wie von denen, die sie uns tatsächlich gebracht haben.

Das Leben des Elia - Kap. 5 Der austrocknende Bach

Verfasst: 06.08.2016 09:38
von Sonja
„Und die Raben brachten ihm Brot und Fleisch des Morgens und des Abends.“ Beachte, dass weder Gemüse, Obst noch Süßigkeiten erwähnt werden. Es gab keinen Luxus, sondern nur das Nötigste. „Wenn wir aber Nahrung und Kleider haben, so wollen wir uns daran genügen lassen“ (1.Tim. 6,8). Wie sieht es bei uns aus? Ach, wie wenig von dieser göttlichen Zufriedenenheit ist heutzutage – selbst unter Gottes Kindern – sichtbar. Wie viele von ihnen richten ihre Herzen auf Dinge, die die Gottlosen zu ihren Götzen machen. Warum sind unsere jungen Leute unzufrieden mit dem Lebensstandard ihrer Eltern? Das Selbst muss verleugnet werden, wenn wir uns als Nachfolger Dessen erweisen wollen, der kein Kissen hatte, worauf er Sein Haupt legen konnte.

„Und er trank aus dem Bach“ (V. 6). Diesen Halbsatz dürfen wir nicht achtlos überlesen, denn kein Detail der Heiligen Schrift ist bedeutungslos. Wasser aus dem Bach war ebenso wahrhaftig und deutlich Gottes Versorgung wie Brot und Fleisch, das die Raben brachten. Hat nicht der Heilige Geist diese Einzelheit berichtet, damit wir lernen, dass die „gewöhnlichen“ Gnaden der Vorsehung, wie wir sie nennen, ebenfalls Gottes Gaben sind? Wenn wir mit dem versorgt sind, was nötig ist, um unseren Leib zu erhalten, dann gebührt unserem Gott Dankbarkeit und Anerkennung. Und doch – wieviele gibt es, selbst unter solchen, die sich Christen nennen, die sich zu ihrer Mahlzeit hinsetzen, ohne zuvor Gottes Segen zu erbitten, und die sich davon erheben, ohne Ihm für das zu danken, was sie hatten. Auch darin hat uns Christus ein Vorbild hinterlassen, denn einmal, als Er die Menge speiste, „nahm [Jesus] die Brote, dankte und gab sie denen, die sich gelagert hatten“ (Joh. 6,11). Daher dürfen wir nicht versäumen, dasselbe zu tun.

„Und es geschah nach einiger Zeit, dass der Bach vertrocknete; denn es war kein Regen im Lande“ ((V. 7). Wägen wir aufmerksam diese drei Worte: „Und es geschah.“ Sie bedeuten weit mehr, als dass es einfach passierte. Sie zeigen an, dass der göttliche Beschluss diesbezüglich erfüllt wurde. „Es geschah“ in der guten Vorsehung Gottes, der alle Dinge nach dem Ratschluss Seines Willens ordnet und ohne dessen persöhnliche Einwilligung nichts geschieht, nicht einmal, dass ein Spatz zu Boden fällt (Mt. 10,29). Wie sollte dies doch Gottes Kinder trösten und ihnen ein Empfinden von Sicherheit vermitteln! Was Gott betrifft, gibt es keinen Zufall – dieses Wort kommt in der Bibel nur im Hinblick auf die Menschen vor, wenn sich etwas ereignet, das sie nicht geplant haben. Alles, was in dieser Welt geschieht, ist genau so, wie Gott es von Anfang an bestimmt hat (Apg. 2,23). Versuchen Sie, lieber Leser, diese Tatsache ins Gedächtnis zu rufen, wenn Sie das nächste Mal in Schwierigkeiten und Nöten sind. Wenn Sie zu Seinem Volk gehören, hat Er in Seinem „ewigen Bund“ für jede Lage vorgesorgt, und Seine Gnaden sind „beständig“ (2.Sam. 23,5; Jes. 55,3).

„Und es geschah nach einiger Zeit.“ Lightfoot versteht diese Formulierung in dem Sinne „nach Ablauf eines Jahres“; des öfteren wird sie in der Heiligen Schrift in dieser Bedeutung gebraucht. Wie dem auch sei, nach einem gewissen Zeitraum trocknet der Bach aus. Krummacher schreibt, dass schon der Name Krit „Dürre“ bedeutet, als wenn er gewöhnlich schneller als jeder andere Bach austrocknete. Höchst wahrscheinlich war der Krit ein Bergbach, der durch eine enge Schlucht hinabfloss. Sein Wasser empfing er durch den normalen Wasserkreislauf; doch der übliche Lauf der Natur war jetzt verändert. Gottes Ziel war erreicht, und die Zeit war gekommen, dass der Prophet in ein anderes Versteck weiterziehen sollte. Die Austrocknung des Baches war für Elia ein eindrucksvoller Hinweis auf die Flüchtigkeit alles Irdischen. „Das Wesen dieser Welt vergeht“ (1.Kor. 7,31); und deswegen „haben wir hier keine bleibende Stadt“ (Hebr. 13,14). Wandel und Verfall ist der Stempel, der allem aufgeprägt ist, was hier unten auf der Erde ist: Nichts unter der Sonne ist von Bestand. Wir sollten deshalb auf plötzliche Veränderungen unserer Umstände vorbereitet sein.

Die Raben brachten dem Propheten, wie zuvor, jeden Morgen Fleisch und Brot zu essen, aber ohne Wasser konnte er nicht leben. Aber warum sorgte Gott nicht, ebenso wie für die Nahrung, auch für das Wasser auf wunderbare Weise? Er hätte es doch sicherlich gekonnt. Er hätte Wasser aus dem Felsen hervorbringen können, wie Er es für Israel tat, oder, wie für Samson, aus einem Kinnbacken (Ri. 15,18-19). Doch der Herr ist nicht auf eine bestimmte Methode beschränkt, sondern kennt viele unterschiedliche Wege, um dasselbe Ziel zu erreichen. Gott wirkt manchmal auf diese, manchmal auf eine andere Weise, gebraucht heute dieses Mittel, morgen jenes, um Seine Ratschlüsse auszuführen. Gott ist souverän und geht nicht nach festen Regeln oder Mechanismen vor. Er wirkt immer nach Seinem Wohlgefallen; und das tut Er mit der Absicht, Seine Allgenügsamkeit zu zeigen, Seine mannigfältige Weisheit zu beweisen und die Größe Seiner Macht zu veranschaulichen. Gott ist nicht gebunden, und wenn Er eine Tür schließt, so kann Er leicht eine andere öffnen.

Das Leben des Elia - Kap. 5 Der austrocknende Bach

Verfasst: 11.08.2016 08:48
von Sonja
„... dass der Bach vertrocknete.“ Der Krit konnte nicht ewig fließen, nicht einmal für den Propheten. Elia selbst musste die Schrecklichkeit der Katastrophe, die er angekündigt hatte, zu spüren bekommen. O, liebe Leser, es ist nichts Ungewöhnliches, dass Gott Seine geliebten Kinder unter dem allgemeinen Unglück der Übertreter leiden lässt. In der Nutzanwendung und dem Ziel Seiner Züchtigung macht Er zwar einen deutlichen Unterschied, aber nicht nicht in der Austeilung derselben. Wir leben in einer Welt, die unter dem Fluch eines heiligen Gottes steht, und deshalb ist „der Mensch zur Mühsal geboren, wie die Funken sich erheben im Fluge“. Es gibt auch kein Entkommen vor dieser Mühsal, solange wir in dieser Welt leben. Gottes Volk, wenngleich Gegenstand Seiner ewigen Liebe, ist hiervon nicht ausgenommen, denn „der Gerechte muss viel erleiden“. Warum? Aus verschiedenen Gründen und mit unterschiedlichen Zielen: Eines davon ist, unsere Herzen von den irdischen Dingen zu entwöhnen und unsere Zuneigung auf die himmlischen Dinge zu lenken.

„Der Bach vertrocknete“. Dem äußeren Anschein nach mochte dies als ein wahres Unglück erscheinen, dem fleischlichen Sinn als eine echte Katastrophe. Versuchen wir, uns Elias Situation dort am Krit vor Augen zu führen. Die Dürre war allgegenwärtig, im ganzen Land herrschte Hungersnot – und nun begann sein eigener Bach auszutrocknen. Tag für Tag führte er immer weniger Wasser, bis bald nur noch ein Rinnsal übrigblieb, und dann versiegte er vollends. War er zunehmend angsterfüllt und trübsinnig geworden? Hat er gesagt: Was soll ich nur tun? Muss ich hier bleiben und umkommen? Hat Gott mich vergessen? War es nach alledem doch falsch, hierher zu kommen? Alles hing davon ab, wie standhaft er in der Ausübung seines Glaubens blieb. Wenn sein Glaube aktiv war, bewunderte er Gottes Güte, dass Er die Wasserversorgung so lange aufrecht erhalten hatte. Wieviel besser ist es für unsere Seelen, wenn wir, anstatt unsere Verluste zu beklagen, Gott dafür preisen, dass Er Seine Barmherzigkeit so lange an uns erwiesen hat – insbesondere wenn wir bedenken, dass sie uns geschenkt ist, und dass wir sie nicht im geringsten verdienen.

Obwohl Elia an dem von Gott bestimmten Ort wohnte, wurde er dennoch nicht vor jenen tiefen Seelenprüfungen verschont, die immer wieder für die Erziehung des Glaubenslebens notwendig sind. Die Raben hatten ihn auf Gottes Befehl hin ihren täglichen Besuch abgestattet und ihn morgens und abends mit Nahrung versorgt, und der Bach war stetig und ruhig geflossen. Doch Glaube muss geprüft – und ausgebildet – werden. Der Knecht Gottes darf nicht „auf seinen Hefen still liegen“ (Jer. 48,11), sondern muss in der Schule des Herrn von einer Klasse in die nächste kommen; und wenn er (durch Gnade) die schwierigen Lektionen der einen gelernt hat, muss er jetzt vorangehen und sich mit anderen, noch schwierigeren abmühen. Vielleicht steht so mancher meiner Leser gerade vor dem austrocknenden Bach schwindender Beliebtheit, abnehmender Gesundheit, geschäftlicher Rückschläge oder zerbrechender Freundschaften. Ja, ein austrocknender Bach ist eine wirkliche Not!

Warum lässt Gott es zu, dass der Bach austrocknet? Um uns zu lehren, Ihm selbst und nicht Seinen Gaben zu vertrauen. Als allgemeine Regel kann man sagen, dass Er für Sein Volk nicht allzu lange auf dieselbe Weise und durch dieselben Mittel sorgt, damit sie sich nicht auf diese verlassen und Hilfe von ihnen erwarten. Früher oder später zeigt Gott uns, wie sehr wir von Ihm abhängig sind, selbst was die Versorgung mit alltäglichen Gaben betrifft. Doch das Herz des Propheten musste geprüft werden, um festzustellen, ob er sein Vertrauen auf den Krit oder auf den lebendigen Gott setzte. So handelt Er auch an uns. Wie oft meinen wir, dass wir auf den Herrn vertrauen, wenn wir uns in Wirklichkeit auf bequemen Lebensumständen ausruhen; und wenn sie unbequem werden, wieviel Glauben haben wir dann?

Das Leben des Elia - Kap.6 Nach Zarpat geleitet

Verfasst: 17.08.2016 09:20
von Sonja
Kapitel 6
Nach Zarpat geleitet


„Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen“ (Jes. 28,16; Elberf.). Es zeugt von Weisheit und dient unserem Wohlergehen, wenn wir diese Regel in all den verschiedenen Situationen unseres Lebens befolgen – umso mehr in unserer verrückten, von Schnelligkeit und Eile geprägten Zeit. Sehr gewinnbringend ist es auch, wenn wir sie beim Lesen und Studieren des Wortes Gottes anwenden. Der Segen, den unsere Seele empfängt, hängt nicht so sehr von der Länge der Zeit ab, die wir mit der Heiligen Schrift zubringen, sondern vielmehr von dem Maß, in welchem wir betend darüber nachsinnen, was uns unmittelbar vor Augen ist. Wenn wir zu schnell von einem Vers zum nächsten übergehen, oder wenn wir es versäumen, uns die Einzelheiten des Textes bildlich vor Augen zu führen, und uns die Mühe zu machen, die praktischen Lehren zu entdecken, die sich aus historischen Ereignissen ziehen lassen, dann geht uns viel verloren. Erst wenn wir uns in die Lage dessen versetzen, von dem wir lesen, und darüber nachdenken, was wir wohl in solch einer Lage getan hätten, empfangen wir die größtmögliche Hilfe aus dem Text.

Eine Veranschaulichung hierfür finden wir in dem Abschnitt, der jetzt in Elias Leben erreicht ist. Am Ende des letzten Kapitels waren wir an dem Punkt angelangt, wo es hieß: „Und es geschah nach einiger Zeit, dass der Bach austrocknete“. Nun wollen wir uns nicht zu vorschnell dem weiteren Geschehen zuwenden. Vielmehr wollen wir uns die Lage des Propheten vergegenwärtigen und die Anfechtung bedenken, die ihm widerfahren war. Stellen wir uns den Propheten vor, wie er in seinem einsamen Versteck lebte. Tag für Tag floss der Bach spärlicher: War es mit seiner Hoffnung ebenso? Wurde sein Lobgesang schwächer und seltener, als das Flüsschen immer geräuschloser über die Felsen dahinfloss? Verstummte sein Lied angesichts der angstvollen Gedanken, und lief er rastlos hin und her? Die Heilige Schrift sagt nichts dergleichen. Gott bewahrt diejenigen in vollkommenem Frieden, deren Sinne auf Ihn gerichtet sind. Ja, um dazu fähig zu sein, muss das Herz stetig auf Ihn vertrauen.

Das ist die entscheidende Frage: Vertrauen wir dem Herrn in schwierigen Umständen, oder sind wir nur „Schönwetter-Christen“? Ich befürchte, hätten wir damals an dem austrocknenden Bach gelebt, so wären wir von der Notlage so sehr in Anspruch genommen worden, dass wir, anstatt geduldig auf den Herrn zu warten, uns gänzlich mit quälenden Gedanken um die Zukunft aufgerieben hätten. Und dann, eines Morgens, erwachte Elia und musste feststellen, dass der Bach völlig ausgetrocknet und somit seine lebenserhaltende Versorgung restlos versiegt war. Was sollte er tun? Sollte er bleiben und umkommen? Denn ohne zu trinken konnte er nicht lange überleben. Musste er nicht jetzt sein Schicksal in die eigene Hand nehmen und sich selbst so gut wie möglich helfen? Wäre es nicht besser, den Rückzug anzutreten und Ahabs Rache zu riskieren, als zu bleiben, wo er war, und an Durst zu sterben? Können wir ernsthaft bezweifeln, dass der Satan ihn in der Stunde der Prüfung mit derartigen Versuchungen überhäufte?

Der Herr hatte ihm befohlen: „Verbirg dich am Bach Krit“ und hatte hinzugefügt: „Ich habe den Raben geboten, dass sie dich dort versorgen sollen“; und es ist interessant und segensreich zu sehen, dass er dort blieb, selbst als die Wasserzufuhr versiegt war. Der Prophet wich nicht von seinem Platz, bis er bestimmte Anweisung vom Herrn dazu bekommen hatte. Ebenso war es bei dem Volk Israel in der Wüste gewesen, als sie zum verheißenen Land zogen: „Nach dem Wort des HERRN brachen sie auf, und nach seinem Wort lagerten sie sich. Solange die Wolke auf der Wohnung blieb, so lange lagerten sie. Und wenn die Wolke viele Tage stehenblieb über der Wohnung, so beachteten die Israeliten die Weisung des HERRN und zogen nicht weiter. Und wenn die Wolke auf der Wohnung nur wenige Tage blieb, so lagerten sie sich nach dem Wort des HERRN und brachen auf nach dem Wort des HERRN. Und wenn die Wolke da war vom Abend bis zum Morgen und sich dann erhob, so zogen sie weiter; oder wenn sie sich bei Tage oder Nacht erhob, so brachen sie auch auf. Wenn sie aber zwei Tage oder einen Monat oder noch länger auf der Wohnung blieb, so lagerten die Israeliten und zogen nicht weiter“ (4.Mose 9,18-22). Diese Details sind zu unserer Unterweisung und unserem Trost aufgezeichnet, und wir tun gut und weise daran, sie zu beachten.

„Da kam das Wort des HERRN zu ihm: Mach dich auf und geh nach Zarpat“ (1.Kön. 17,8-9). Wird hieran nicht deutlich, wie wertlos und nutzlos alles fleischliche Planen seitens des Propheten gewesen wäre? Gott hatte nicht „vergessen, gnädig zu sein“, und Er würde auch Seinen Knecht nicht ohne die notwendige Richtungsweisung und Führung sein lassen, wenn Seine Zeit dafür gekommen war. Wie sollten wir uns dieses Wort zu Herzen nehmen – wir, die doch allzu voll mit unseren Plänen und Gedanken sind! Anstatt die Aufforderung zu beachten „Aber sei nur stille zu Gott, meine Seele“, ersinnen wir Wege, unseren Schwierigkeiten zu entkommen, und beten zu Gott, dass Er sie gelingen lässt. Wenn Samuel nicht gerade dann kommt, wenn wir ihn erwarten, versuchen wir, mutwillig nachzuhelfen (1.Sam. 13,12).

Das Leben des Elia - Kap.6 Nach Zarpat geleitet

Verfasst: 21.08.2016 07:42
von Sonja
Beachten wir jedoch, dass, bevor Gottes Wort erneut zu Elia kam, sowohl sein Glaube als auch seine Geduld auf die Probe gestellt wurden. Indem er zum Krit ging, hatte der Prophet unter göttlichem Befehl gehandelt und stand deshalb unter Gottes besonderer Fürsorge. Konnte er denn unter einer solchen Führung ernsthaft zu Schaden kommen? Er muss deshalb bleiben, wo er ist, bis Gott ihn leitet, den Ort zu verlassen, ganz gleich, wie unbequem die Umstände werden mochten. Ebenso ist es bei uns. Wenn es klar ist, dass Gott uns dahin gestellt hat, wo wir sind, müssen wir „bleiben“ (1Kor. 7,20), auch wenn unser Bleiben mit Unannehmlichkeiten und drohenden Gefahren verbunden ist. Wenn andererseits Elia den Krit eigenmächtig verlassen hätte, wie könnte er dann damit rechnen, dass der Herr bei ihm ist, um ihn mit Nahrung zu versorgen und ihn von seinen Feinden zu befreien? Das gilt mit gleicher Konsequenz für uns heutigen Christen.

Jetzt wollen wir die weiteren Vorkehrungen betrachten, die der Herr gnädig für Seinen Knecht in seinem einsamen Rückzugsort traf. „Da kam das Wort des HERRN zu ihm.“ Wie oft ist Sein Wort zu uns gekommen: manchmal direkt, manchmal durch einen Seiner Knechte, und wir haben uns mutwillig geweigert, ihm zu gehorchen. Wenn auch nicht im Wortlaut, so waren wir doch wie die widerspenstigen Juden, die auf Jeremias liebevollen Warnruf antworteten: „Den Worten, die du im Namen des HERRN zu uns sagst, wollen wir nicht gehorchen“ (Jer. 44,16). Dann wieder waren wir wie jene, von denen es in Hesekiel 33,31-32 heißt: „Sie ... setzen sich vor dich hin als mein Volk und hören deine Worte an, handeln aber nicht danach, sondern sie tun liebevoll mit ihrem Munde, während ihr Herz hinter ihrem Gewinn her läuft. Und wisse wohl: du bist ihnen wie ein Liebeslied, wie einer, der eine schöne Stimme hat und die Leier gut zu spielen versteht; und so hören sie denn deine Worte an, handeln aber nicht danach“ (Menge-Übers.). Und weshalb? Weil das Wort des Herrn unseren verderbten Willen durchkreuzt und Dinge verlangt, die unseren natürlichen Neigungen zuwider laufen.

„Da kam das Wort des HERRN zu ihm: Mach dich auf und geh nach Zarpat, das bei Sidon liegt, und bleibe dort“ (V. 8-9). Das bedeutete, dass Elia durch weitere Versuchungen und Demütigungen gezüchtigt werden musste. Erstens, der Name des Ortes, an welchen zu gehen Gott Seinen Knecht beauftragte, war sehr bezeichnend, denn „Zarpat“ heißt „Läuterung“ und stammt aus einer Wurzel, die einen Schmelztiegel bezeichnet – den Ort, wo Metall geschmolzen wird. Elia stand nicht nur eine Prüfung seines Glaubens bevor, sondern eine Läuterung desselben, denn ein Schmelztiegel hat die Aufgabe, die Schlacke vom Gold zu trennen. Die Erfahrung, die unserem Propheten jetzt bevorstand, war sehr beschwerlich und seinem Fleisch und Blut sehr zuwider, denn vom Krit nach Zarpat zu gehen bedeutete eine Wüstenreise von fünfundsiebzig Meilen. Ja, der Ort der Läuterung ist nicht leicht zu erreichen und bringt Härten mit sich, vor denen wir alle von Natur aus zurückschrecken.

Es gilt auch zu beachten, dass Zarpat „bei Sidon“ liegt, das heißt auf dem Gebiet der Heiden, außerhalb Palästinas. Unser Herr betont dieses Detail (in Seiner ersten überlieferten öffentlichen Rede) als eine der ersten Hinweise darauf, dass Gott Seine Gunst auf die Heiden ausweiten wollte, indem Er sagt „Es waren viele Witwen in Israel zur Zeit des Elia“ (Lk. 4,25-26), die (mehr oder weniger) gern den Propheten aufgenommen und ihm geholfen hätten; aber zu keiner von ihnen wurde er gesandt – welch strenge Zurechtweisung des auserwählten Volkes, es einfach zu übergehen! Aber noch bemerkenswerter ist die Tatsache, dass „Sidon“ der Ort war, aus welchem Isebel, die gottlose Verderberin Israels, stammte (1.Kön. 16,13). Wie eigenartig sind doch Gottes Wege, und dennoch von unendlicher Weisheit geordnet! Wie Matthew Henry sagt: „Um Isebel die Machlosigkeit ihrer Bosheit zu zeigen, findet Gott für Seinen Knecht in ihrem eigenen Lande ein Versteck."

Ebenso vielsagend ist auch der Gedanke an die Person, die Gott aussuchte, um Elia zu beherbegen. Nicht ein reicher Kaufmann oder Hauptmann aus Sidon, sondern eine arme Witwe – voller Verzweiflung und auf Hilfe angewiesen – wurde willig gemacht, ihm zu dienen. Das ist gewöhnlich Gottes Art und dient Seiner Verherrlichung, „das, was schwach und töricht in dieser Welt“ ist, zu benutzen und zu ehren. Im Zusammenhang mit den „Raben“, die dem Propheten während seines Aufenthalts am Bach Brot und Fleisch brachten, wies ich auf Gottes Souveränität und die eigenartige Wahl Seiner Werkzeuge hin, die Er für Seine Ziele einsetzt. Dieselbe Wahrheit wird auch hier eindringlich vor Augen geführt: eine arme Witwe! eine Heidin! Wohnhaft in Sidon, der Heimatstadt Isebels! Darum, lieber Leser, lass dich dadurch nicht verwirren, dass Gottes Wege mit dir das ganze Gegenteil dessen sind, was du erwartet hast. Der Herr ist Sein eigenes Gesetz, und unbedingtes Vertrauen und uneingeschränkte Ergebenheit sind die Dinge, die Er von uns erwartet.

Das Leben des Elia - Kap.6 Nach Zarpat geleitet

Verfasst: 23.08.2016 08:25
von Sonja
„Denn ich habe dort einer Witwe geboten, dich zu versorgen“ (V. 9). Des Menschen Not ist Gottes Gelegenheit: Wenn der Krit ausgetrocknet ist, öffnet sich der Weg nach Zarpat. Wie sollte uns dies vor kummervollen Sorgen um die Zukunft bewahren! Denk daran, lieber Leser: der morgige Tag wird auch Gottes morgige Versorgung mit sich bringen. „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit“ (Jes. 41,10): Mach diese sicheren, gewissen Zusagen zum Zufluchtsort deiner Seele – sie sind das Wort Dessen, der nicht lügen kann; lass sie deine Antwort sein auf alles ungläubige Hinterfragen und jede bösartige Verleumdung des Teufels. Beachte, dass Gott Elia auch diesmal nicht an einen Fluss, sondern an einen „Bach“ sandte – nicht zu einer reichen Person mit vielen Vorräten, sondern zu einer armen Witwe mit geringen Mitteln. Ja, der Herr wollte, dass Sein Knecht nach wie vor in seinen Erwartungen ganz auf Ihn gerichtet und von Seiner Macht und Güte abhängig war.

Dies bedeutete wahrlich eine harte Prüfung für Elia, nicht nur eine lange Wüstenreise auf sich zu nehmen, sondern noch dazu eine Erfahrung machen zu müssen, die seinen natürlichen Empfindungen, seiner religiösen Erziehung und seinen geistlichen Neigungen gänzlich zuwider lief – nämlich in Abhängigkeit von einer Heidin in einer heidnischen Stadt zu leben. Von ihm wurde verlangt, das Land seiner Väter zu verlassen und in der Hauptstadt der Baalsanbetung zu wohnen. Mögen wir diese Wahrheit richtig einschätzen, dass Gottes Plan von Elia bedingungslosen Gehorsam erforderte. Wer mit Gott wandeln will, muss Ihm nicht nur unbedingt vertrauen, sondern auch bereit sein, ganz und gar von Seinem Wort geleitet zu sein. Nicht nur muss unser Glaube durch eine große Vielfalt von Fügungen geschult werden, sondern ebenso unser Gehorsam durch die göttlichen Gebote. Es ist sinnlos zu meinen, wir könnten Jahwes Wohlwollen genießen, solange wir uns nicht unter Seine Satzungen beugen. „Siehe, Gehorsam ist besser als Opfer und Aufmerken besser als das Fett von Widdern“ (1.Sam. 15,22). In dem Augenblick, wenn wir ungehorsam werden, ist unsere Gemeinschaft mit Gott unterbrochen und setzen wir uns Seiner gerechten Strafe aus.

Elia sollte nach Zarpat ziehen und dort wohnen. Aber konnte er dort leben, wenn er niemanden kannte? Nun, derselbe, der ihm den Befehl gegeben hatte, hatte auch schon Vorkehrungen für seine Aufnahme und Versorgung getroffen. „Ich habe dort einer Witwe geboten, dich zu versorgen.“ Das muss nicht heißen, dass der Herr sie in Seine Pläne eingeweiht hatte – die Folgeereignisse zeigen eindeutig das Gegenteil. Vielmehr verstehen wir diese Worte in der Weise, dass Gott es in Seinem Ratschluss bestimmt hatte und es durch Seine Vorsehung zustande bringen würde – vergleich hiermit „Ich habe den Raben geboten, dass sie dich versorgen sollen“ (V. 4). Wenn Gott eines Seiner Kinder beruft, an einen bestimmten Ort zu gehen, so darf es getrost darauf vertrauen, dass Er in Seinem vorherbestimmten Plan schon umfassende Vorsorge getroffen hat. Im Geheimen machte Gott diese Witwe geneigt, Seinen Knecht aufzunehmen und zu versorgen. Die Herzen aller sind in der Hand des Herrn, und Er bewegt sie, wie immer es Ihm gefällt. Er kann sie anregen, uns Gunst und Freundlichkeit zu erweisen, auch wenn wir ihnen völlig fremd sind. Dies war schon oft und in ganz verschiedenen Teilen der Erde meine eigene Erfahrung.

Nicht allein Elias Glaube und Gehorsam wurden durch Gottes Ruf nach Zarpat auf die Probe gestellt, sondern ebenso seine Demut. Von ihm wurde verlangt, Mildtätigkeit aus der Hand einer verzweifelten Witwe zu empfangen. Wie erniedrigend für den Stolz, in Abhängigkeit von einem der Ärmsten der Armen gebracht zu werden! Wie vernichtend für alle Selbstsicherheit und Selbstgenügsamkeit, Hilfe von einem Menschen anzunehmen, der offensichtlich nicht genug für die eigenen dringendsten Bedürfnisse besaß! Ja, nur der Druck der Lebensumstände kann bewirken, dass wir uns unter Gegebenheiten beugen, die unseren natürlichen Neigungen zuwider laufen. Diese Erfahrung mussten wir selbst in der Vergangenheit mehr als einmal machen, als wir auf Gaben und Hilfe von Menschen angewiesen waren, die wenig von den Gütern dieser Welt besaßen, aber wir wurden durch das Wort getröstet: „Einige Fauen, die er gesund gemacht hatte von bösen Geistern und Krankheiten ... und viele andere dienten ihm mit ihrer Habe“ (Lk. 8,2-3).Die „Witwe“ steht für Schwachheit und Verwüstung: Israel war zu jener Zeit verwitwet und deshalb musste Elia dies in seiner eigenen Seele erfahren.

„Und er machte sich auf und ging nach Zarpat“ (V. 10). Darin bewies sich Elia als ein wahrer Knecht Gottes, denn der Pfad eines Knechtes ist der Pfad des Gehorsams: Verlässt er diesen Pfad, so ist er kein Knecht mehr. Der Knecht und Gehorsam sind so untrennbar miteinander verknüpft wie der Arbeiter und die Arbeit. Heutzutage sprechen viele von ihrem Dienst für Christus, als benötigte Er ihre Hilfe, als könnte Sein Anliegen nicht gedeihen, wenn sie es nicht unterstützten und förderten – als müsste die heilige Bundeslade unweigerlich zu Boden fallen, wenn ihre unheiligen Hände sie nicht festhielten. Das ist ganz und gar falsch und zwar in schlimmer Weise – das Erzeugnis des vom Satan genährten Stolzes. Was gefordert ist (von uns!), ist, dass wir Christus dienen, uns Seinem Joch unterwerfen, Seinem Willen ergeben und Seinen Geboten unterordnen. Jeder „christliche Dienst“, der nicht in Seinen Satzungen wandelt, ist menschliche Erfindung, fleischliche Betriebsamkeit, „fremdes Feuer“.

Das Leben des Elia - Kap.6 Nach Zarpat geleitet

Verfasst: 03.09.2016 09:04
von Sonja
„Und er machte sich auf und ging nach Zarpat.“ Wie kann ich Gottes Heiligkeit anderen nahebringen, wenn ich nicht selbst den Pfad des Gehorsams gehe? Der Jude zu Paulus‘ Zeiten war sehr von seiner eigenen Wichtigkeit überzeugt, und doch brachte er Gott keine Ehre. „Und maßt dir an, ein Leiter der Blinden zu sein, ein Licht derer, die in Finsternis sind, ein Erzieher der Unverständigen“ (Röm. 2,19-20). Und dann stellt Paulus ihn auf die Probe: „Du lehrst nun andere und lehrst dich selber nicht? Du predigst, man solle nicht stehlen, und du stiehlst? (V. 21). Der Grundsatz, der hier zum Ausdruck kommt, ist tiefgehend und von weitreichender Bedeutung. An ihm sollte sich jeder von uns, die wir das Evangelium predigen, gründlich messen. Der du predigst, Gott „gefällt Wahrheit, die im Verborgenen liegt“, bist du selbst ein Mensch, der seiner Predigt gemäß lebt? Der du lehrst, „Seid vorsorglich für das, was ehrbar ist vor allen Menschen“, hast du selbst unbezahlte Schulden? Der du die Gläubigen ermahnst, beharrlich im Gebet zu sein, verbringst du selbst viel Zeit im Kämmerlein? Anderenfalls sei nicht überrascht, wenn deine Predigt wenig Resonanz findet.

Aus einem friedlichen Hirtenleben in Gilead in die äußerst anspruchsvolle Aufgabe, den König zur Rede zu stellen; aus der Gegenwart Ahabs in die Einöde des Krit; von dem ausgetrockneten Bach nach Zarpat. Die geradezu tumulthaften Veränderungen durch die göttliche Vorsehung sind notwendig, damit unser geistliches Leben gedeihen kann. „Moab ist von seiner Jugend an ungestört gewesen und auf seinen Hefen still gelegen und ist nie von einem Fass ins andere gegossen“ (Jer. 48,11). Das ist ein sehr vielsagendes Bild. Weil Moab lange im Frieden gelebt hatte, war es lethargisch und schlaff geworden. Wie ungereinigter Traubensaft war es verdorben. Gott goss Elia „von einem Fass ins andere“, so dass der Schaum an die Oberfläche treten und abgeschöpft werden konnte. Dieses Aufstöbern unseres Nestes, dieser ständige Wandel unserer Lebensumstände ist keine angenehme Erfahrung, aber es ist notwendig, um uns davor zu bewahren, „auf unseren Hefen still zu liegen“. Doch ach, wie oft sind wir, anstatt die gnädige Absicht unseres göttlichen Winzers zu achten, ungeduldig und verdrießlich und murren, wenn Er uns von einem Fass ins andere gießt.

„Und er machte sich auf und ging nach Zarpat“. Er machte keine Einwendungen, sondern tat, wie ihm geheißen war. Er zögerte nicht, sondern machte sich unverzüglich auf seine lange, mühsame Reise. Er war ebenso bereit, zu Fuß zu gehen, als wenn Gott ihm eine Kutsche bereit gestellt hätte. Er war ebenso bereit, eine Wüste zu durchqueren, als wenn Gott Ihn aufgefordert hätte, sich in einem schattigen Garten zu ergehen. Er war ebenso bereit, bei einer heidnischen Witwe um Versorgung zu bitten, wie wenn Gott ihm aufgetragen hätte, zu seinen Freunden nach Gilead zurückzukehren. Der fleischlichen Vernunft mag es so vorkommen, als steckte er seinen Kopf in den Rachen des Löwen und spielte sozusagen mit der unweigerlichen Katastrophe, als er sich in das Land Sidon aufmachte, wo die Anhänger Isebels sicherlich sehr zahlreich waren. Aber da Gott ihm befohlen hatte zu gehen, war es richtig, dass er ging (und wäre es falsch gewesen, nicht zu gehen), und deshalb konnte er mit der göttlichen Bewahrung rechnen.

Halten wir fest, dass der Herr dem Elia nicht mehr Informationen über seine zukünftige Herberge und Art der Versorgung gab, als dass sie in Zarpat und durch eine Witwe sein sollte. In Zeiten der Hungersnot sollten wir sehr dankbar sein, dass der Herr überhaupt für uns sorgt, und sollten die Art und Weise ruhig Ihm überlassen. Wenn der Herr uns auf unserer Lebensreise leitet, dann muss es uns genügen, dass Er dabei Schritt für Schritt vorgeht. Es ist selten Seine Methode, uns eine weite Strecke im voraus zu offenbaren. In den meisten Fällen wissen wir wenig oder gar nichts von dem, was vor uns liegt. Wie könnte es auch anders sein, da wir doch im Glauben wandeln sollen! Wir müssen Ihm unbedingt vertrauen, dass Sein Plan für uns sich schon noch in seiner ganzen Fülle entfalten wird. Aber wenn wir wirklich mit Gott wandeln und gemäß Seinem Wort auf unsere Wege achten, wird Er allmählich alles deutlich machen. Seine Fügungen werden unsere Schwierigkeiten erhellen, und was wir jetzt nicht wissen, werden wir hernach wissen. So war es auch bei Elia.

Das Leben des Elia - Kap. 7 Die Not einer Witwe

Verfasst: 06.09.2016 07:42
von Sonja
Kapitel 7
Die Not einer Witwe


„Da kam das Wort des HERRN zu ihm: Mach dich auf und geh nach Zarpat, das bei Sidon liegt, und bleibe dort; denn ich habe dort einer Witwe geboten, dich zu versorgen“ (1.Kön. 17,8-9). Beachte die Verknüpfung zwischen diesen beiden Versen. Die geistliche Bedeutung, die darin liegt, tritt für den Leser vielleicht deutlicher hervor, wenn ich es so ausdrücke: Nur wenn unsere Handlungen vom Wort Gottes geordnet werden, kann unsere Seele Nahrung und Stärkung empfangen. Das war eine der wichtigsten Lektionen, die die Kinder Israel in der Wüste lernen sollten: Ihre Nahrung und Erfrischung bekamen sie nur, solange sie auf dem Pfad des Gehorsams gingen (4.Mose 9,18-23 – beachte das siebenfache „nach des HERRN Befehl“ in diesem Abschnitt). Gottes Volk im Alten Testament war es nicht gestattet, eigene Pläne zu haben: Gott ordnete alles für sie – wann sie reisen sollten, und wann sie sich lagern sollten. Hätten sie sich geweigert, der Wolke zu folgen, hätte kein Manna für sie bereit gelegen.

So war es auch bei Elia, denn Gott hat Seinen Dienern dieselbe Regel gegeben wie denjenigen, denen sie dienten: Sie mussten in der Praxis leben, was sie predigten, oder sie waren verflucht. Der Prophet durfte keinen eigenen Willen haben, er durfte nicht bestimmen, wie lange er am Krit bleiben und wohin er von dort aus gehen sollte. Das Wort Jehovas regelte alles für ihn, und indem er es befolgte, erlangte er seinen Lebensunterhalt. Welch tiefe und wichtige Wahrheit liegt hierin für jeden Christen: Der Pfad des Gehorsams ist der einzige Pfad des Segens und des Gewinns. Ach, können wir nicht gerade darin den Grund für unsere Dürre und Unfruchtbarkeit erkennen? Ist nicht unsere Eigensinnigkeit die Ursache dafür, dass unsere Seele ausgehungert und unser Glaube so schwach ist? Sind wir nicht deshalb so kränklich und freudlos, weil wir so wenig uns selbst verleugnen, so wenig das Kreuz auf uns nehmen und Christus nachfolgen?

Nichts dient dem Wohl und der Freudigkeit unserer Seelen so sehr wie die Beugung unter den Willen Dessen, mit dem wir es zu tun haben. Der Prediger muss diesen Grundsatz ebenso beherzigen wie der normale Christ. Der Prediger muss selbst den Pfad des Gehorsams gehen, wenn er von dem heiligen Gott gebraucht werden will. Wie hätte Elia später am Berg Karmel mit so großer Gewissheit sagen können „ Ist der HERR Gott, so wandelt ihm nach“, wenn er zuvor ein Leben der Selbstgefälligkeit und mangelnden Unterordnung geführt hätte? Wie ich schon im letzten Kapitel andeutete, das Korrelat zu ‚Dienst‘ ist Gehorsam. Die beiden Begriffe sind unlösbar miteinander verbunden: Sowie ich aufhöre, meinem Meister zu gehorchen, bin ich nicht länger sein ‚Diener‘. In diesem Zusammenhang wollen wir nicht vergessen, dass einer der edelsten Titel unseres Königs lautete: ‚Der Knecht Jehovas‘. Niemand von uns kann ein höheres Lebensziel haben als jenes, das Sein Herz motivierte: „Ich bin gekommen, deinen Willen zu tun, o mein Gott.“

Aber ich muss deutlich darauf hinweisen, dass der Weg des Gehorsams gegen Gott von Natur aus ganz und gar nicht einfach ist: Er verlangt nach täglicher Selbstverleugnung und kann deshalb nur beschritten werden, wenn das Auge stetig auf den Herrn gerichtet und das Gewissen Seinem Wort unterstellt ist. Es ist wahr, dass das Halten Seiner Gebote „großen Lohn“ (Ps. 19,12) nach sich zieht, denn der Herr wird niemandes Schuldner sein; aber es benötigt das Ablegen aller fleischlichen Vernunft und das Verweilen am Bach Krit, um dort von Raben gespeist zu werden – wie könnte ein stolzer Intellekt das je verstehen? Und nun wurde dem Propheten befohlen, zu einer fernen, heidnischen Stadt zu reisen, um sich dort von einer armen, einsamen Witwe ernähren zu lassen, die selbst kurz vor dem Hungertod stand. Ja, liebe Leser, der Pfad des Glaubens ist von dem, was wir „gesunden Menschenverstand“ nennen, weit entfernt; und wenn Sie an der selben geistlichen Krankheit leiden wie ich, dann finden Sie es häufig schwerer, den Verstand zu kreuzigen, als die schmutzigen Lumpen der Selbstgerechtigkeit zu verwerfen.

„Und er machte sich auf und ging nach Zarpat. Und als er an das Tor der Stadt kam, siehe, da war eine Witwe, die las Holz auf“ (V. 10). Sie war so arm, dass sie keinen Brennstoff besaß und auch keine Diener hatte, die für sie Holz sammeln könnten. Welche Ermutigung konnte Elia aus dem äußeren Anschein gewinnen? Absolut keine: Im Gegenteil, alles war dazu geeignet, ihn mit Zweifeln und Ängsten zu erfüllen, wenn er sich mit den äußerlichen Umständen befasste. „Und er rief ihr zu und sprach: Hole mir ein wenig Wasser im Gefäß, dass ich trinke! Und als sie hinging zu holen, rief er ihr nach und sprach: Bringe mir auch einen Bissen Brot mit! Sie sprach: So wahr der HERR, dein Gott, lebt: ich habe nichts Gebackenes, nur eine Handvoll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Krug. Und siehe, ich habe einen Scheit Holz oder zwei aufgelesen und gehe heim und will mir und meinem Sohn zurichten, dass wir essen – und sterben“ (V. 10-12); das war es, was den Propheten erwartete, als er an seinem göttlich bestimmten Zielort ankam! Versetzen Sie sich in seine Lage, liebe Leser, hätten Sie nicht solche Aussichten als düster und beunruhigend empfunden?

Das Leben des Elia - Kap. 7 Die Not einer Witwe

Verfasst: 10.09.2016 09:11
von Sonja
Aber Elia „beriet sich nicht mit Fleisch und Blut“, und deshalb war er angesichts der so wenig vielversprechenden Situation nicht entmutigt. Stattdessen war sein Herz gestärkt durch das unwandelbare Wort Dessen, der nicht lügen kann. Elias Zuversicht ruhte nicht auf günstigen Umständen oder „guten Aussichten“, sondern in der Treue des lebdigen Gottes; und deshalb brauchte sein Glaube keine Unterstützung von den Dingen aus seiner Umgebung. Der Anschein mag düster und trübe sein, aber das Auge des Glaubens kann die schwarzen Wolken durchdringen und darüber das freundliche Gesicht seines Versorgers sehen. Elias Gott war der Allmächtige, bei dem alle Dinge möglich sind. „Ich habe dort einer Witwe geboten, dich zu versorgen“: darauf verließ sich sein Herz. Worauf verlässt sich unser Herz? Haben wir Frieden in diesem Leben der ständigen Veränderungen? Haben wir uns eine Seiner gewissen Verheißungen zueigen gemacht? „Vertraue auf den HERRN und tu Gutes; so wirst du im Lande wohnen und, wahrlich, du wirst ernährt werden“ (Ps. 37,3; nach der engl. Übers.). „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge“ (Ps. 46,2- 3). Wenden wir uns wieder den äußeren Umständen zu, die Elia bei seiner Ankunft in Zarpat begegneten. „Und als er an das Tor der Stadt kam, siehe, da war eine Witwe, die las Holz auf.“ Gott hatte Seinem Knecht befohlen, dorthin zu gehen, und hatte ihm verheißen, dass eine Witwe ihn versorgen sollte, aber wie ihr Name war, wo ihr Haus war und wie er sie von anderen unterscheiden sollte, war ihm nicht gesagt worden. Er vertraute Gott, dass Er ihm mehr Licht geben würde, wenn er dort ankam.; und er wurde nicht enttäuscht. Er wurde bald von aller Ungewissheit darüber befreit, wer die Person war, die ihn unterstützen sollte. Die Begegnung schien rein zufällig, denn sie waren ja nicht verabredet. „Siehe (betrachte staunend), da war eine Witwe“; beachte, wie der Herr in Seiner Vorsehung alle Ereignisse lenkt, so dass diese bestimmte Frau gerade zu dem Zeitpunkt am Tor war, als der Prophet ankam!

Sieh nur! Hier kommt sie des Weges, um ihm zu begegnen; doch weder kannte er sie, noch sie ihn. Es hat ganz den Anschein, als sei alles reiner Zufall, und doch war es von Gott verordnet und gefügt, um Sein Wort an den Propheten in Erfüllung gehen zu lassen. Ja, liebe Leser, es gibt kein Ereignis in dieser Welt, ganz gleich wie groß oder klein, das aus Zufall geschieht. „Ich weiß, HERR, dass des Menschen Tun nicht in seiner Gewalt steht, und es liegt in niemandes Macht, wie er wandle oder seinen Gang richte“ (Jer. 10,23). Wie segensreich ist die Zusicherung: „Von dem Herrn her werden die Schritte des Mannes gefestigt“ (Ps. 37,23). Es ist purer Unglaube, der die normalen Dinge des Alltags von Gott abkoppelt. All unsere Umstände und Erlebnisse sind vom Herrn gelenkt, „denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen“ (Röm. 11,36). Pflege die heilige Gewohnheit, die Hand Gottes in allem zu sehen, das dir widerfährt.

„Und als er an das Tor der Stadt kam, da war eine Witwe.“ Wie treffend wird hier wieder der Grundsatz veranschaulicht, auf den ich schon die Aufmerksamkeit meiner Leser gelenkt habe, dass nämlich Gott, wenn Er tätig wird, auf beiden Seiten gleichzeitig wirkt. Wenn Jakob seine Söhne nach Ägypten schickt, um in der Hungersnot nach Nahrung zu suchen, wird Joseph bewegt, sie ihnen zu geben. Wenn Israels Kundschafter nach Jericho kommen, ist eine Rahab bereit gemacht worden, sie zu beherbergen. Wenn Mordekai den Herrn anfleht, seinem bedrohten Volk zur Hilfe zu kommen, wird König Ahasverus von Schlaflosigkeit geplagt und veranlasst, in den Staatsarchiven zu forschen und Mordekai und seine Freunde zu unterstützen. Wenn der ägyptische Kämmerer sich danach sehnt, Gottes Wort zu verstehen, wird Philippus zu ihm gesandt, dass er es ihm erkläre. Wenn Kornelius betet, dass ihm das Evangelium enthüllt werde, wird Petrus beauftragt, es ihm zu predigen. Elia hatte keinen Hinweis darauf bekommen, wo diese Witwe wohnte, aber Gottes Vorsehung lenkt ihre Schritte, so dass sie zur rechten Zeit am Tor war und ihm dort begegnete. Welch eine Ermutigung für den Glauben sind doch all diese Beispiele!

Jetzt hatte Elia die Witwe zwar gefunden; aber wie konnte er gewiss sein, ob sie diejenige war, die von Gott dazu bestimmt war, ihm zu helfen? Nun, er musste sie auf die Probe stellen, so wie Abrahams Diener es bei Rebekka tat, als er gesandt war, eine Ehefrau für Isaak zu finden: Elieser betete, dass das Mädchen, zu dem er sagen würde, „Neige deinen Krug“ und die ihm dann antworten würde, „trink, und ich will deine Kamele auch tränken“, diejenige sei, „die du deinem Diener Isaak beschert hast“ (1.Mose 24). Rebekka kam heraus und erfüllte diese Vorgaben. Ebenso hier: Elia prüft diese Frau, um zu sehen, ob sie freundlich und wohlwollend ist: „Hole mir ein wenig Wasser im Gefäß, dass ich trinke“. Wie Elieser glaubte, dass eine Frau, deren Wesen von Freundlichkeit geprägt war, eine gute Gefährtin für den Sohn seines Herrn sein würde, so war auch Elia überzeugt, dass nur eine großherzig gesinnte Person ihn in Zeiten der Hungersnot und Dürre versorgen würde.