Seelische Probleme und Christsein

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Moderator: eddi

albi
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Seelische Probleme und Christsein

Beitrag von albi »

Hallo Forum!

Christen können offensichtlich genauso unter seelischen Problemen und Störungen leiden wie Nicht-Christen. Soweit ich weiß sind die üblichen seelischen Störungsbilder in der Bevölkerung genauso unter gläubigen Christen wie unter Nicht-Christen verbreitet ("Depressionen", "Psychosen", "Persönlichkeits-Störungen", usw.)

Sylvia Plock veröffentlichte vor kurzem ein Buch dazu (ich nenne keinen Titel, um keine Werbung zu machen.) :wink:

Was kann man tun? Wie ist das einzuordnen? Wo ist Hilfe?

Was ist mit Psychologie und Psychotherapie? Was ist mit Seelsorge "allein an der Schrift"?

Was meint ihr dazu? Vor allem, was sagt die Bibel dazu?

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

albi hat geschrieben:Was ist mit Seelsorge "allein an der Schrift"?
Zu dieser Seelsorge braucht man auch Seelsorger und genau hier liegt das Problem. Es gibt in vielen Gemeinde heute so gut wie keine Seelsorger. Gute Seelsorger fallen nicht vom Himmel sie müssen auch ausgebildet werden. Seelsorge ist keine Spielwiese an der sich jeder mal ausprobieren kann, der sich für einen Seelsorger hält. Er richtet ansonsten mehr Schaden als Nutzen an!
Gruß Joschie
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

albi
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Beitrag von albi »

"Es gibt in vielen Gemeinde heute so gut wie keine Seelsorger."

Das ist ja das Schreckliche: "Geh bloß nicht zum Psychologen, lass dir in der Gemeinde helfen!"

Aber dort gibt es dann keinen, der wirklich zu helfen weiß (außer bei "den üblichen" und eher alltäglichen Themen und Problemen, Eheprobleme, usw.).

Jose
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Re: Seelische Probleme und Christsein

Beitrag von Jose »

Wichtig zu beachten ist, dass seelische oder psychische Probleme sich oftmals nicht durch Seelsorge alleine lösen lassen, denn die Ursache kann eine Krankheit oder erbliche Veranlagung sein, welche durch Medikamente behandelt werden muss.

Es gibt viele Ursachen, weswegen auch Christen depressiv werden können. Wenn es um fehlende Ermunterung und Trost geht oder auch Zurechtbringung, um Belastendes abzulegen und die Beziehung zu Gott zu bereinigen, da kann ein Seelsorger in der Gemeinde eine Hilfe sein.

Wichtig erscheint mir noch der Hinweis, dass so, wie nicht alle Psychiater schlimm sind, haben auch nicht alle Gemeindepastoren die Berufung dazu Seelsorger zu sein und sind zuweilen selbst Teil des Problems.
Zuletzt geändert von Jose am 17.04.2017 13:02, insgesamt 3-mal geändert.

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Peter01
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Re: Seelische Probleme und Christsein

Beitrag von Peter01 »

Was einen Rat - auch in der Seelsorge betrifft - ist die Schrift klar:

Wohl dem, der nicht wandelt nach dem Rat der Gottlosen...

Der Rat der Gottlosen wird dir immer deutlich machen, dass du selbst unschuldig bist. Schuld sind deine Eltern, die dich in der Kindheit schlecht behandelt haben, schuld sind deine falschen Freunde, schuld ist deine Frau oder dein Mann, schuld ist der Arbeitgeber, oder dein Nachbar. Du bist ein Opfer deiner Gesellschaft.
Als nächstes wird dich fast jeder Psychologe als krank beschreiben. Er wird dafür eines der Krankheiten verwenden, die die Menschheit erfunden hat um die Opferrolle des Bedürftigen hochzuhalten. Diese erfundenen Krankheiten nennen sich Depression, Schizophrenie, Burnout usw. Du bekommst Tabletten verschrieben und glaubst, dass es dir nun besser gehen wird. Dem ist aber nicht so. Es wird dir nur noch schlechter gehen. Der Rat der Gottlosen verdirbt dich nur noch mehr.
Warum? Weil das Grundproblem bestehen bleibt. Der Mensch ist kein Opfer, sondern schuldig -nämlich vor Gott. Er ist ein Sünder und vor Gott voll verantwortlich. Er braucht die Heilung, die er nur von dem Evangelium bekommen kann. Da helfen keine Tabletten, oder sonstige beruhigende Mittel. Seine Perspektive muss auf den Kopf gestellt werden. Er dachte er bräuchte Hilfe, weil er es nicht verdient hat in diesem Zustand zu sein, weil er er doch gut ist, weil er ein Opfer ist, weil er unschuldig ist. Er denkt, dass er in einer für ihn unwürdigen Lage ist. Das Evangelium zeigt ihm wer er wirklich ist und was er verdient hat. Das Evangelium von Jesus Christus. Das ist der Rat der Gottesfürchtigen, wohin man auch gehen soll, wenn man seelische oder psychische Probleme hat.
Es muss aber sowohl dem Leidenden als auch dem Seelsorger klar sein. Das Problem wird durch die Seelsorge nicht weggeschafft. Die Seelsorge hat nicht zum Ziel das Problem zu eliminieren. Sie hat zum Ziel die Perspektive des Leidenden zu ändern, ihm die Hoffnung des Evangeliums aufzuzeigen, ihm so das Problem erträglicher zu machen. Seine Perspektive auf Gott zu richten und auf den Erretter Jesus Christus.

Wenn es es richtig angegangen wird, wird mit dem Leidenden das geschehen, was auch in den Psalmen oft beschrieben und deutlich ist: Die Schreiber waren am Verzweifeln, völlig hoffnungslos und am ermatten, solange sie sich inmitten des Problems standen und nur auf das Problem fixiert waren. Sobald sie aber ihre Perspektive auf Gott richteten. Darauf schauten, was Gott denen gibt die ihn lieben und ihm nachfolgen, die Herrlichkeit des Evangeliums kosteten, war das Problem so klein, dass es nicht mehr erwähnenswert wurde.

Vergleiche als Beispiel Psalm 73:

Vers 1-16 Völlige Verzweiflung, die sogar als Folge Gott in Frage stellte.
Vers 17: Änderung der Perspektive (Achte auf den Ausdruck: "Bis....")
Vers 18-27: Die Lösung für das Problem (Mit einer anderen Perspektive leben und das Problem mit der Herrlichkeit Gottes überwinden.

Jörg
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Re: Seelische Probleme und Christsein

Beitrag von Jörg »

Peter01 hat geschrieben: Er wird dafür eines der Krankheiten verwenden, die die Menschheit erfunden hat um die Opferrolle des Bedürftigen hochzuhalten. Diese erfundenen Krankheiten nennen sich Depression, Schizophrenie, Burnout usw. Du bekommst Tabletten verschrieben und glaubst, dass es dir nun besser gehen wird. Dem ist aber nicht so. Es wird dir nur noch schlechter gehen.
Hallo Peter, ich weiß nicht, wie Du darauf kommst, dass Depression und Schizophrenie erfundene Krankheiten sind? ??! Woher weißt Du, daß es den schwer leidenden Menschen schlechter geht, wenn sie Tabletten verschrieben bekommen? Aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, dass viele Menschen ohne die Medikamente gar nicht mehr leben würden (Depressionen sind eine der häufigsten Todesursachen). Es verbietet sich und grenzt an seelischer Grausamkeit alle diese Dinge zu vergeistlichen. Das wäre genauso, als wenn Du einem an Diabetes leidenden Menschen Seelsorge statt Tabletten anbieten würdest.

Gerne verweise ich auf einen regen Austausch hier im Forum vor einigen Jahren ( http://www.betanien.de/forum/viewtopic.php?t=731). Besonders die Zitate von (dem Arzt!) Dr. Martyn Lloyd-Jones möchte ich sehr empfehlen. Von meiner Seite ist dem nichts hinzuzufügen.

Hier ein Zitat von Dr. Martyn Lloyd-Jones aus diesem Austausch: "Eine weitere Gefahr sehe ich darin, daß ein Pfarrer dazu neigt, sämtliche Probleme zu "vergeistlichen". Ich habe das Beispiel schon des öfteren erwähnt, möchte es aber an dieser Stelle noch einmal erzählen, weil es sehr deutlich macht, was ich damit meine: Ich kann mich noch gut an einen Sonntagnachmittag erinnern, als mich zwei Mitglieder meiner Gemeinde - zwei sehr fähige und gute Leute übrigens!- in meinem Büro aufsuchten. Sie waren vollkommen blaß, wirkten niedergeschlagen und waren mit ihren Nerven offensichtlich am Ende. Als ich sie fragte, was denn geschehen sei, erzählten sie mir, daß sie nichts erreicht hätten. Das einzige sichtbare Ergebnis der Unterredung war ihre völlige Erschöpfung. Den Mann hatte das, was sie gesagt hatten, nicht im geringsten beeindruckt. Es stellte sich dann später heraus, daß sie versucht hatten, ein seelsorgerliches Gespräch mit einem psychisch Kranken zu führen, einem Manisch-Depressiven, der schon zum wiederholten Mal erfolglos in einer Nervenheilanstalt behandelt worden war - und diese beiden "Hobbyseelsorger" hatten tatsächlich versucht, sein Problem auf eine "geistliche Weise" zu lösen. (aus "Das Beste von Martyn Lloyd-Jones" von Christopher Catherwood, S.67f,Verlag der Liebenzeller Mission) "Was antworten wir denjenigen Patienten, die im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen die Ansicht vertreten, es sei nicht richtig oder sogar "Sünde", irgendwelche Medikamente, insbesondere Psychopharmaka, zu nehmen. Die Antwort kann nach meiner Überzeugung nur folgendermaßen lauten: Es ist genausowenig Sünde, Psychopharmaka zu nehmen und damit etwas gegen eine Fehlfunktion des Gehirns zu unternehmen, wie es Sünde ist, im Falle eines Diabetes mellitus Insulin zu spritzen und damit etwas gegen eine Fehlfunktion der Schilddrüse zu unternehmen. Warum solllte in einem Fall das Einnehmen eines Medikaments verwerflich und in einem anderen angezeigt sein? Wir müssen endlich begreifen, daß auch eine psychische Krankheit eine "organische" Ursache hat, daß sie nämlich durch einen fehlerhaften Gehirnstoffwechsel hervorgerufen wird. (aus "Das Beste von Martyn Lloyd-Jones" von Christopher Catherwood, S. 102f,Verlag der Liebenzeller Mission).

Gruß, Jörg

PS: Ich bin einige Tage weg und kann auf etwaige Antworten nicht sofort eingehen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jose
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Re: Seelische Probleme und Christsein

Beitrag von Jose »

Vielen Dank, Jörg, für deine Worte. Wenn man bedenkt, wie viele Menschen es gibt, auch Christen, die an psychischen Krankheiten oder schweren Erschöpfungszuständen leiden, kann man das nicht einfach mit Sünde und Selbstverschulden abtun oder soweit gehen die Notwendigkeit einer medikamentösen Behandlung in Frage zu stellen.

Zur Medizinischen Seite hier ein Beispiel im Zusammenhang mit Vitamin B12 Mangel:
Gerade ein nicht erkannter und dementsprechend unbehandelt gebliebener B12 Mangel kann für den Patienten dramatische Folgen haben. Angefangen bei Depressionen über Paranoia und Wahnvorstellungen, Gedächtnisverlust, Verlust von Geschmack und Geruch bis hin zu Schwindelanfällen, Panikattacken und Erblindung.

Die Folgen eines Vitamin B12 Mangels
Was die biblische Seelsorge anbetrifft, Gott selbst ging mit dem am Boden liegenden, man kann sagen „depressiven“ Elia, wunderbar um. Elia brauchte zunächst Ruhe und Speise und der HERR gab ihm beides und dadurch die nötige Stärkung und Hilfe (1. Kön. 19,5-9a).

albi
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Re: Seelische Probleme und Christsein

Beitrag von albi »

Wie kann die Bibel als Wort Gottes Menschen helfen?

Wie wendet man sie an?

Jose
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Re: Seelische Probleme und Christsein

Beitrag von Jose »

Ich denke nicht, dass Gottes Wort "angewandt" wird, darin kann die entmutigte Seele aber Trost, Ermutigung und wenn nötig, Zurechtweisung finden. Was aber nicht übersehen werden darf, ist die Verantwortung, die wir füreinander haben, den Kleinmütigen beizustehen, mit den Angefochtenen zu beten, mit den Weinenden zu weinen.

Wenn ein Gotteskind sich in einem seelischen Tief befindet braucht es Trost, ermunternde Bibelworte, Glaubenslieder. Wie viel Segen kann Gott durch Christen wirken, die in Heimen und Kliniken fröhliche Lieder singen. Paulus wurde getröstet, als er die Gläubigen sah. Die persönliche Zuwendung ist so wichtig, darum ist Witwen und Waisen zu besuchen der rechte Gottesdienst.

Wir sollen auch nicht sein wie Hiobs Frau, die mit der Situation nicht klar kam und kurzen Prozess machen wollte. Und auch nicht sein wie seine Freunde, die leidige Tröster waren. Das Leiden von seelisch kranken Menschen kann ohnehin am besten verstehen, wer ähnliches erlebt hat. Wer nie am Boden lag und eine Nacht vor Kummer geweint hat, wird nicht mitfühlen können mit den Betrübten und Mühseligen.

Jesus ruft die Mühseligen und Beladenen zu sich. Er will sie erquicken und ihnen Ruhe schenken. Er kann mit ihnen fühlen, denn Er wurde versucht wie wir und Er wird das geknickte Rohr nicht zerbrechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen.

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Peter01
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Re: Seelische Probleme und Christsein

Beitrag von Peter01 »

albi hat geschrieben:Wie kann die Bibel als Wort Gottes Menschen helfen?
Wie wendet man sie an?
Dies ist eine sehr wichtige Frage, albi.
Die Bibel und das was darin steht kann und muss angewandt werden. Die Schrift macht immer wieder deutlich - besonders der Titusbrief, dass zu dem Bekenntnis des Glaubens auch das praktische Leben (die Anwendung) gehört, dazu gehört natürlich auch die Seelsorge. Auf deine allgemeine Frage kann ich leider nur allgemein antworten, weil es von der Situation abhängig ist. Aber ich möchte dir die Anwendung der Schrift in der Seelsorge an einem Beispiel verdeutlichen:

Eine junge Frau suchte einen Pastor auf. Sie hasste sich so sehr, dass sie nicht mehr weiter wusste. Alles was sie im Spiegel sah, gefiel ihr nicht. Eine halbe Stunde saß sie vor dem Pastor und erzählte ihm, was ihr an ihr selbst nicht gefiel. Sie hasste sich so sehr, dass sie keine Lebensfreude hatte, geschweige denn ein Christus ergebenes Leben führte.

Ein Psychiater würde bei dieser jungen Frau wahrscheinlich in der Vergangenheit rumwühlen und ihr deutlich machen, dass sie ein Opfer ihrer Gesellschaft gewesen ist, in der die Menschen in ihrer Umgebung aufgrund ihres möglichen handicaps sie gemobbt haben, ihr nie das Gefühl gegeben haben zu der Gesellschaft zurückzufinden und sie sich deshalb so hasst. Er wird ihr aufzeigen was für ein wertvoller Mensch sie ist und er wird versuchen alles Mögliche zu tun, was die junge Frau dazu bringen würde, sich zu lieben.

Was hat der Pastor (Seelsorger) gemacht? Nachdem die junge Frau sich ausgesprochen hatte, fragte der Pastor verwundert: "Aber junge Frau, wenn sie sich wirklich hassen, dann müssten sie sich doch über ihr Aussehen freuen, je schlimmer sie aussehen, desto besser für sie, oder?"
Der Pastor erkannte sofort, dass das eigentliche Problem welches die junge Frau hatte, war dass sie sich geliebt hatte. Zu dieser Erkenntnis verhalf ihm die Schrift, die deutlich sagt, dass sich kein einziger Mensch selbst hasst - ganz im Gegenteil. Aufgrund der Schrift (vgl. Eph 5,29) machte der Pastor die Frau auf ihr eigentliches Problem bewusst. Sie liebte sich so sehr, dass sie sich nicht für würdig hielt so auszusehen wie sie ausgesehen hat. Der Mensch hat nicht das Geringste an Schönheit verdient, weil er ein Sünder ist und gegen Gott rebelliert. Er ist elend, arm, blind und bloß in seiner Sünde gefangen. Trotzdem ist Christus auch für solch einen Menschen gekommen und hat ihn allein aus Gnaden gerettet und ihm mit der Errettung eine unbeschreibliche Errettung geschenkt, die von nichts anderem zu übertreffen ist. Wer Christus hat, hat das Leben und es mangelt ihm an nichts mehr - so hässlich er von seinem Aussehen auch sein mag.

Völlig von Ihrer Sünde überführt erkannte die junge Frau das eigentliche Problem und tat Buße.

Im Prinzip geschieht in der Seelsorge immer das Gleiche. Man versucht den Kern des Problems mithilfe der Schrift zu erfassen. Der Kern hat immer mit dem Wesen des Menschen zu tun. Die Schrift offenbart das ganze Wesen des Menschen und sagt offen wie er tickt. Als nächstes verweist man ihn auf das Evangelium, was Christus getan hat und was wir in ihm haben. Dadurch versucht man die Perspektive des Leidenden auf Christus zu lenken. Auch die Seelsorge hat die Ehre Gottes als Ziel. Eine W-Frage kann helfen: Wie kann ich dem Leidendem helfen, damit er wieder Christus schätzt und Gott dadurch verherrlicht wird?

Sicherlich ist der Weg dahin oft viel schwieriger als ich es hier ausdrücke, aber das ist die Basis. Wie ich oben geschrieben habe kann ein seelisches Problem nur von einem Seelsorger angegangen werden. Ein Psychiater wird mehr zerstören als er aufbauen wird. Entweder er wird dem Leidenden einen Floh ins Ohr setzten, dass er ein Opfer ist und nicht schuld ist oder er wird dem seelischen Problem einen organischen Ursprung anhängen und versuchen die seelischen Probleme, die er als eine erfundene Krankheit erklärt, mit Tabletten zu bekämpfen. Ein Zeichen dafür dass der Psychiater weder die Schrift noch das darin dargelegte Wesen des Menschen kennt.

Was ich hier noch deutlich anmerken möchte ist, dass eine Seelsorge nur mit einem Menschen angegangen werden kann, der an Christus glaubt und selbst die Seelsorge wünscht. Einen Ungläubigen muss das Evangelium verkündigt werden.

Viele Grüße

Peter

Jörg
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Re: Seelische Probleme und Christsein

Beitrag von Jörg »

Peter01 hat geschrieben: Ein Psychiater wird mehr zerstören als er aufbauen wird. Entweder er wird dem Leidenden einen Floh ins Ohr setzten, dass er ein Opfer ist und nicht schuld ist oder er wird dem seelischen Problem einen organischen Ursprung anhängen und versuchen die seelischen Probleme, die er als eine erfundene Krankheit erklärt, mit Tabletten zu bekämpfen.
Es stimmt mich traurig und wütend, mit welcher Selbstsicherheit Du einfach Unwahrheiten (psychische Krankheiten sind erfundene Krankheiten, Verteufelung der Medikamente) wiederholst und das noch mit dem Anschein von Frömmigkeit.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jose
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Re: Seelische Probleme und Christsein

Beitrag von Jose »

Sehr hilfreich zu lesen: Was sagt die Bibel über Depression? Wie kann ein Christ die Depression überwinden? Eine m.E. ausgewogene und an der Realität orientierte Antwort, die auch meine Erfahrungen mit Christen und Nicht-Christen entspricht.

Christen sollten bei dem Thema Seelsorge besonders an die Erfahrung von Hiob und das Versagen von seinen Freunden denken, die nach meinem Verständnis, hochmütig und eingleisig dachten und redeten und am Ende von Gott zurecht gewiesen wurden.

Jörg
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Re: Seelische Probleme und Christsein

Beitrag von Jörg »

Es soll noch einmal der Arzt D. Martyn Lloyd-Jones zu Wort kommen:

"Zunächst wollen wir uns den Irrtum ansehen, bei dem man das Physische oder Psychologische als etwas Geistliches betrachtet. Manchmal sind Christen in großer Not, weil sie das, was nichts anderes als ein rein physischer Zustand ist, fälschlicherweise für einen geistlichen Zustand halten. Denken Sie daran, dass wir Leib, Seele und Geist sind. Christen können an irgendeinem krankhaften Zustand leiden, krank werden und sich dessen noch nicht einmal bewusst sein. Sie wissen lediglich, dass sie sich nicht mehr so fühlen, wie sie sich gefühlt hatten. Eine Art Lethargie überfällt sie, sie freuen sich nicht mehr so an der Lektüre der Bibel, wie sie es zuvor taten, sie können nicht mehr so beten wie einst, sie befinden sich in einem deprimierten Zustand. Sie können sich selbst nicht verstehen, und der Teufel kommt zu ihnen und flüstert ihnen ein, dass dies daran liege, dass sie im geistlichen Sinne abgeglitten seien. Vielleicht wirft er sogar die Frage auf, ob sie überhaupt je geistlich gewesen sind, regt sie auf und quält und beunruhigt sie auf diese Weise. Sie sind nicht mehr fähig, sich so zu konzentrieren, wie sie es früher konnten, und sie meinen, dass sie nicht mehr so aktiv sein könnten, wie sie es einst waren. Der Teufel kommt zu ihnen und flüstert ihnen ein, dass Gott irgendwie mit ihnen unzufrieden sei, dass sie bestraft würden und so weiter. Also leiden sie an großen Seelenqualen. Ein Beispiel aus der Praxis wird uns beim Verständnis weiterhelfen.

Ich erinnere mich, wie ich bei einer Gelegenheit vor etwa fünfundzwanzig Jahren einen Brief von einer Dame erhielt, die mich bat, zu versuchen, ihr zu helfen und mir ihre Geschichte anzuhören. Sie sagte, dass sie das, was ich gerade beschrieben habe, selbst erfahren habe - diese Form der Lethargie, bei der ihr Interesse nicht so groß war, wie es einst war, und sie unfähig war, gewisse Dinge zu tun. Sie steckt in geistlichen Nöten und meinte, das einiges erstlich schief gegangen sei. Sie hatte von einem gewissen wohlbekannten Prediger gehört, der behauptete, in psychologischen und geistlichen Angelegenheiten ein Experte zu sein, und sie hatte ihm geschrieben; viele Monate lang hatte er sie durch die briefliche Korrespondenz behandelt. Doch der Dame ging es anstatt immer besser immer schlechter. Als ich ihr begegnete, sagte mir ein einziger Blick, dass sie an einer Krankheit litt, die als perniziöse Anämie bekannt ist. Infolge ihrer Blutarmut hatte sie ihre Energie und ihr Konzentrationsvermögen verloren. Ein Mensch kann keine perniziöse Anämie haben und sich dabei immer noch glänzend und energiegeladen und prima und enthusiastisch fühlen. Wenn man nun versucht, einem Christen zu helfen, der an perniziöser Anämie leidet und dagegen nicht medizinisch behandelt wird, indem man ihm bloß empfiehlt, sich zusammenzureißen und zu versuchen, schöne und positive Gedanken zu denken, hilf man ihm nicht nur nicht, sondern man behandelt ihn grausam, ja, man verschlimmert das Problem. Was sie benötigte, war natürlich lediglich die anerkannte Behandlung gegen perniziöse Anämie; und nachdem sie diese bekommen hatte, erholte sie sich sofort in jeglicher Hinsicht. Das ist ein Beispiel für das Verwechseln des Physischen mit dem Geistlichen, bei dem man etwas, was im Wesentlichen ein physischer Zustand und ein physisches Problem ist, so betrachtet, als ob es ein geistliches Problem wäre. Unwissenheit liegt dieser Verwechslung zugrunde, aber der Teufel zieht daraus seinen Nutzen." (Quelle: Der geistliche Kampf, Leben als Christ; S. 244-245; 3L Verlag)


Dieses Zitat ist ein Beispiel für eine nüchterne, qualifizierte und verantwortungsvolle Betrachtungsweise im Gegensatz zu manch unnüchterner, bigotter Äußerung!

Es grüßt Euch herzlich, Jörg
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Peter01
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Re: Seelische Probleme und Christsein

Beitrag von Peter01 »

Guten Tag zusammen,

ich möchte freundlich darauf hinweisen, dass die Eingangsfrage sich auf seelische Probleme bezog. Dass seelische Probleme organischen Ursprungs sein können und in diesem Fall der physische Körper des Leidenden angegangen werden muss - z.B. mit effektiven Medikamenten, welche nicht das Symptom sondern das eigentliche Problem behandeln und daraus das seelische Problem gelöst wird, steht außer Frage.

Aber Probleme rein seelischen Ursprungs können weder von einem Arzt, noch von einem Psychiater effektiv behandelt werden. Hier ist das Wort Gottes, welches lebendig und wirksam ist und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch bis es scheidet Seele und Geist, Mark und Bein und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens (Hebr 4,12). Besonders die Psalmen zeigen immer wieder auf, dass die Seele allein in Gott gestillt werden und zur Ruhe kommen kann. Beachtet besonders den Psalm 119. Ein seelisches Problem mit Tabletten zu behandeln kann gefährlich sein und zu Funktionsstörungen kommen. Denn die Tabletten werden ihre Auswirkung im Körper haben, was sich wiederum auf die Psyche auswirken kann.

Auch ich könnte hier sehr viel über meine persönliche Erfahrungen mit einigen sogenannten Krankheiten sprechen. Ich möchte aber vielmehr darauf hinweisen, dass hier emotionale Empörungen aufgrund einer anders verlaufenden Erfahrung, und daraus resultierende versteckte beleidigende Unterstellungen nichts zur Objektivität dieses Themas beitragen. Jeder von uns kann viel erlebt haben. Das Ziel soll auch nicht sein die Erlebnisse des anderen für nichtig zu erklären. Bei diesem Thema bitte ich aber darum die Objektivität zu wahren und mit dem Wort Gottes zu argumentieren, welches äußerst praktisch ist, wenn man es richtig anwendet.

Wahrscheinlich besteht noch hier oder dort Bedarf sich mit dem Thema Seelsorge biblisch auseinanderzusetzen. Wie ersichtlich ist, wird oft Seelsorge mit Leibsorge verwechselt. Das eine kann mit Medikamenten behandelt werden, das andere nicht. Joschie hat oben gesagt, dass es heute so gut wie keine Seelsorger gibt. Dem kann ich leider nur zustimmen - jedenfalls was unser Land angeht. Seelsorge muss genauso wie das Predigen gelernt sein um es auf eine biblische Art und Weise anzuwenden.

Viele Grüße

Peter

Jose
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Re: Seelische Probleme und Christsein

Beitrag von Jose »

Peter, diese pauschale Aussagen sind definitiv verkehrt:
Peter01 hat geschrieben: Er wird dafür eines der Krankheiten verwenden, die die Menschheit erfunden hat um die Opferrolle des Bedürftigen hochzuhalten. Diese erfundenen Krankheiten nennen sich Depression, Schizophrenie, Burnout usw. Du bekommst Tabletten verschrieben und glaubst, dass es dir nun besser gehen wird. Dem ist aber nicht so. Es wird dir nur noch schlechter gehen.
Peter01 hat geschrieben:Ein Psychiater wird mehr zerstören als er aufbauen wird. Entweder er wird dem Leidenden einen Floh ins Ohr setzten, dass er ein Opfer ist und nicht schuld ist oder er wird dem seelischen Problem einen organischen Ursprung anhängen und versuchen die seelischen Probleme, die er als eine erfundene Krankheit erklärt, mit Tabletten zu bekämpfen.
Kannst du dich davon distanzieren?

Auch dieses Thema ernst zu nehmen gehört zur Seelsorge und muss berücksichtigt werden. Es ist schon deswegen wichtig, weil die Kranken oftmals versucht werden die Medikamente selbstständig abzusetzen und es genug leute gibt, die sie darin unterstützen und behaupten, ein Christ bräuchte es nicht. Dies führt zwangsläufig dann oftmals noch tiefer in die Depression, die es angeblich nicht gibt.

Und wenn du schreibst:
Peter01 hat geschrieben:Seelsorge muss genauso wie das Predigen gelernt sein um es auf eine biblische Art und Weise anzuwenden.
Ich bin überzeugt, dass zu beidem eine Berufung da sein muss. Theorie alleine genügt nicht.

Albi hat im Eröffnungsbeitrag geschrieben:
albi hat geschrieben:Christen können offensichtlich genauso unter seelischen Problemen und Störungen leiden wie Nicht-Christen. Soweit ich weiß sind die üblichen seelischen Störungsbilder in der Bevölkerung genauso unter gläubigen Christen wie unter Nicht-Christen verbreitet ("Depressionen", "Psychosen", "Persönlichkeits-Störungen", usw.)
Vielleicht wäre es auch gut mal darüber zu denken, warum auch viele Christen seelische Probleme haben.

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