Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

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PeterG
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von PeterG »

Eine grundsätzlichere Frage von mir dazu:
Wenn die Evangelisation bzw. die Mission (je nach Definition) so wichtig ist, warum findet diese praktisch keinen Niederschlag in den Gemeindebriefen? Nirgends wird eine Gemeinde für ihren evangelistischen Einsatz gelobt, noch eine andere für das Fehlen getadelt.
Ich bin auf eure Antworten gespannt.
Röm 1:16: "Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben."

Jose
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Re: Evangelisation bzw. Mission

Beitrag von Jose »

Hier einige Worte die mich sehr ansprechen:

Wenn die Welt euch hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat. Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt das Ihre lieben; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt.
Joh 15,18-19

Und nun, Herr, sieh an ihre Drohungen und gib deinen Knechten, dein Wort mit aller Freimütigkeit zu reden; indem du deine Hand ausstreckst zur Heilung, dass Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus. Und als sie gebetet hatten, bewegte sich die Stätte, wo sie versammelt waren; und sie wurden alle mit dem Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimütigkeit.
Apg 4,29-31

Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, ist es doch Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen.
Röm 1,16

So sind wir nun Gesandte an Christi statt, indem Gott gleichsam durch uns ermahnt; wir bitten für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott!
2. Kor 5,20

Dies nun sage und bezeuge ich im Herrn, dass ihr nicht mehr wandeln sollt, wie auch die Nationen wandeln, in Nichtigkeit ihres Sinnes.
Eph 4,17

Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht im Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts - denn die Frucht des Lichts besteht in lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit -, indem ihr prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist. Und habt nichts gemein mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, sondern stellt sie vielmehr bloß!
Eph 5,8-11

Ich will aber, dass ihr wisst, Brüder, dass meine Umstände mehr zur Förderung des Evangeliums ausgeschlagen sind, so dass meine Fesseln in Christus im ganzen Prätorium und bei allen anderen offenbar geworden sind und dass die meisten der Brüder im Herrn Vertrauen gewonnen haben durch meine Fesseln und viel mehr wagen, das Wort Gottes ohne Furcht zu reden.
Phil 1,12-14

Wandelt nur würdig des Evangeliums des Christus, damit ich, sei es, dass ich komme und euch sehe oder abwesend bin, von euch höre, dass ihr fest steht in einem Geist und mit einer Seele zusammen für den Glauben des Evangeliums kämpft.
Phil 1,27

Denn von euch aus ist das Wort des Herrn erschollen, nicht allein in Mazedonien und in Achaja, sondern an jeden Ort ist euer Glaube an Gott hinausgedrungen, so dass wir nicht nötig haben, etwas zu sagen. Denn sie selbst erzählen von uns, welchen Eingang wir bei euch hatten und wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, dem lebendigen und wahren Gott zu dienen.
1. Thess 1,8-9

So schäme dich nun nicht des Zeugnisses unseres Herrn noch meiner, seines Gefangenen, sondern leide mit für das Evangelium nach der Kraft Gottes!
2. Tim 1,8

Geliebte, ich ermahne euch als Beisassen und Fremdlinge, dass ihr euch der fleischlichen Begierden, die gegen die Seele streiten, enthaltet, und führt euren Wandel unter den Nationen gut, damit sie, worin sie gegen euch als Übeltäter reden, aus den guten Werken, die sie anschauen, Gott verherrlichen am Tage der Heimsuchung!
1. Petr 2,11-12

Wundert euch nicht, Brüder, wenn die Welt euch hasst.
1. Joh 3,13

Das schönste Wort für mich ist aber:
Unser Brief seid ihr, eingeschrieben in unsere Herzen, erkannt und gelesen von allen Menschen; von euch ist offenbar geworden, dass ihr ein Brief Christi seid, ausgefertigt von uns im Dienst, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf Tafeln, die fleischerne Herzen sind.
2. Kor 3,2-3

Möge es bei uns allen so sein, damit wir Licht und Salz sind in dieser Welt, von allen gesehen und wahrgenommen.

albi
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von albi »

Hallo lieber Jose.

Ich denke, du hast Recht. Nicht jeder ist zur Straßenpredigt berufen. Dabei ändere ich wohl gerade meine Ansicht etwas. Also ich will nicht sagen, wer das nicht tut ist ein schlechter Christ; ich denke nur, dass der Ruf allen gilt und jeder prüfen sollte, wie er evangelisiert oder besser gesagt, ob er überhaupt von Jesus Christus kündigt.

Und natürlich sehe ich es auch so, dass man im Alltag die Chancen genauso nutzen sollte. Zum Beispiel war ich heute bei einer Geburtstagsfeier von einer Familie wegen ihrem kleinen Sohn (süßes ein Jahr alt $:D geworden), und dort ergab sich die göttliche Gelegenheit mit einer älteren Frau über das Evangelium zu sprechen. Da war ich auch froh und schenkte ihr am Ende noch eine Schrift; und nun bete ich für sie.
Jose hat geschrieben: 03.03.2018 11:38 als Christen sind wir immer Missionare
Ich finde es schön, dass du es so sagst. Wir müssen nicht erst eine "Beziehung" oder "Freundschaft" mit den Verlorenen eingehen. Wir können immer die Gelegenheit suchen, Leuten Zeugnis zu geben. Auch Fremden, wenn es sich ergibt; und ich bin auch dafür, sogar Fremde anzsprechen in Straßenmission. Den Missionsbefehl sehe ich als pro-aktiv. Wir dürfen nicht warten, bis die Leute uns fragen oder von allein in die Gemeinde kommen.
Jose hat geschrieben: 03.03.2018 11:38 Und was mir auch besonders wichtig wurde, ist die Frage, ob ich auch die Menschen, mit denen ich über Jesus rede, gerne in die Gemeinde einlade, damit sie dort das Wort Gottes hören und auf Gotteskinder treffen. Es geht darum, Menschen zu Jesus und in eine Gemeinde einzuladen. Letztlich dient jede Evangelisation dazu.
Das sehe ich etwas anders. Das Ziel muss nicht sein, Menschen in die Gemeinde einzuladen. Die Evangelisation ist nicht IN der Gemeinde, sondern DRAUSSEN. Ich halte es für einen großen Irrtum, dass man Sünder immer in die Gemeinde einlädt; natürlich können sie zu Besuch kommen, aber IN der Gemeinde sollen die Jünger erbaut und belehrt werden; dort ist nicht das primäre Ziel, Sünder zu bekehren. Dieser Aufgabe gilt außerhalb der Gemeinderäume. Wobei es natürlich nicht falsch ist, auch Leute einzuladen, um Christen und die GEmeinschaft kennen zu lernen; aber auch wenn die Leute "die Liebe, die ihr untereinander habt" sehen, ist das nicht Evangelisation. Auch nicht, wenn wir nett udn sozial und freundlich zu den Leuten sind. Evangelisieren ist immer die verbale Proklamation oder Zeugnis von der Heilsbotschaft.

Ein Christ oder eine Ortsgemeinde ist nicht das Evangelium - Jesus Chrisus am Kreuz um der Sünde willen, begraben und auferstanden um unserer Rechtfertigung willen: Das ist das Evangelium!

Gerade die unbiblische Lehre der sogenannten "Freundschafts-" oder "Beziehungs-Evangelisation" verdreht heute in der Gemeinde Jesu das Verständnis von Evangelisation in Richtung "knüpf viele soziale Kontakte, sei nett und freundlcih, zeige deinen guten Wandel und sei allezeit bereit, Rechenschaft zu geben von der Hoffnung, die in dir ist, wenn dich mal einer fragt was dich so besonders macht". Das macht aus der aktiven, offensiven Zeugnisgeben im Neuen Testament eine passive und defensive Sache; es geht darum, das Evangelium mit anderen "zu teilen". Christen warten ab, bis sie "die Erlaubnis" bekommen, über das Seelenheil zu reden. Jesus und Paulus aber "teilten" das Wort Gottes nicht mit anderen, sondern sie proklamierten offen die Wahrheit. Und Gott gebietet allen Sündern überall, Buße zu tun, weil er einen Tag festgesetzt hat, an dem er durch Jesus Christus die Erde in Gerechtigkeit richten wird. Es ist ein Befehl des lebendigen Gottes, Buße zu tun und das Wort vom Kreuz zu glauben. Und wir dürfen/sollen durchaus zu Menschen den Befehl Gottes verkünden.
PeterG hat geschrieben: 03.03.2018 17:48 Wenn die Evangelisation bzw. die Mission (je nach Definition) so wichtig ist, warum findet diese praktisch keinen Niederschlag in den Gemeindebriefen? Nirgends wird eine Gemeinde für ihren evangelistischen Einsatz gelobt, noch eine andere für das Fehlen getadelt.
Das ist eine sehr interessante Frage. Ich weiß gerade keine Antwort. Vielleicht ein anderer? Aber es kann doch wohl auch kaum bedeuten, dass man dann die Mission / Evangelisation sein lassen kann. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Briefe zentral die Gemeinde INNEN erbauen und belehren soll, während die Außenmission eben vielfach in den Evangelien und der Apostelgeschichte beschrieben wird?

Jose
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von Jose »

Hallo lieber albi,
es würde mich genauer interessieren, ob du hierzu biblische Argumente hast:
albi hat geschrieben: 03.03.2018 21:04 Das Ziel muss nicht sein, Menschen in die Gemeinde einzuladen. Die Evangelisation ist nicht IN der Gemeinde, sondern DRAUSSEN. Ich halte es für einen großen Irrtum, dass man Sünder immer in die Gemeinde einlädt; natürlich können sie zu Besuch kommen, aber IN der Gemeinde sollen die Jünger erbaut und belehrt werden; dort ist nicht das primäre Ziel, Sünder zu bekehren.
Es geht in der Tat nicht lediglich darum, Menschen in eine Gemeinde einzuladen, - wobei schon beim Einladen die Evangelisation beginnt -, sondern es geht darum, Menschen mit Jesus bekannt zu machen, und die Gemeinde sollte hierzu durchaus als Ort geeignet sein. Und die Gemeinde ist nicht nur für die „Frommen“ dar, denn wir ermuntern doch auch unsere ungläubigen Angehörigen und Kinder in die Gemeinde zu kommen, um Gottes Wort zu hören.

albi hat geschrieben: 03.03.2018 21:04 Ein Christ oder eine Ortsgemeinde ist nicht das Evangelium - Jesus Chrisus am Kreuz um der Sünde willen, begraben und auferstanden um unserer Rechtfertigung willen: Das ist das Evangelium!
Auch der Straßenprediger ist nicht das Evangelium, sondern die Botschaft vom Kreuz. Und darum geht es, dass diese Botschaft Menschen erreicht.

albi hat geschrieben: 03.03.2018 21:04 Gerade die unbiblische Lehre der sogenannten "Freundschafts-" oder "Beziehungs-Evangelisation" verdreht heute in der Gemeinde Jesu das Verständnis von Evangelisation in Richtung "knüpf viele soziale Kontakte, sei nett und freundlcih, zeige deinen guten Wandel und sei allezeit bereit, Rechenschaft zu geben von der Hoffnung, die in dir ist, wenn dich mal einer fragt was dich so besonders macht". Das macht aus der aktiven, offensiven Zeugnisgeben im Neuen Testament eine passive und defensive Sache; es geht darum, das Evangelium mit anderen "zu teilen".
Ich weiß nicht, woran du genau dachtest, aber ein soziales Evangelium alleine taugt mit Sicherheit nichts und man muss sich vor Vermischung sehr in Acht nehmen. Allerdings, absondern sollte man sich auch nicht und ich muss anderen auch nicht immer wieder vorhalten: „Du musst dich bekehren!“.

Und ich dachte darüber nach, dass wenn wir mit Menschen über Jesus reden und ihnen Bibelworte sagen, dann sind es oftmals Worte, die in den Briefen an die Gemeinden geschrieben wurden, also eigentlich „Predigten“ an die Gläubigen. Da denke ich z.B. an: "Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit" 1. Joh 1,9, oder: "Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen und mit ihm essen und er mit mir" Offb 3,20. Gerade diese Bibelstelle aus Offenbarung wird oft Ungläubigen zugerufen, dabei war das Wort an eine Gemeinde geschrieben.

Heute, im Gottesdienst, erwähnte der Prediger u.a. auch die Notwendigkeit, dass wir Buße tun sollten über die Schuld der Christen in Deutschland. Und er ermahnte auch sehr dringend, nicht auf andere zu zeigen und meinen: „Wenn alle so wären wie ich, dann sähe es nicht so aus“. Es hat mich sehr bewegt, denn in der Tat, wir sind gut darin, von uns viel zu halten und die Schuld auf andere zu schieben. Es gibt viele Christen die über andere Christen lästern und nur negativ reden und das auch vor Ungläubigen. Was soll die Welt von den Christen halten?

Jesus sagt: "Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt" Joh 13,34-35. Es geht hier um die Welt, sie soll an der Liebe, die wir untereinander haben, erkennen, dass wir Jünger Jesu sind. Und wo soll die Welt das sehen, wenn nicht in der Gemeinde?

Im Gottesdienst wurde auch die Bibelstelle erwähnt: "Denn »der Name Gottes wird euretwegen unter den Nationen gelästert«, wie geschrieben steht" Röm 2,24. Es ist leider eine Tatsache, und die lässt sich mit der Straßenpredigt nicht aus der Welt schaffen. Daher mein Anliegen, dass wenn wir Menschen von Jesus erzählen und ihnen die Notwendigkeit der Bekehrung versuchen zu erklären, wir dann auch überlegen, wohin wir sie einladen können, um Gotteswort zu hören. Das beschäftigt mich persönlich sehr.

albi
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von albi »

Hallo Jose.

Ja, oft werden Bibelworte, die im Kontext der Schrift für Gläubige gelten, an Ungläubige zur Bekehrung gesagt. Das fiel mir auch auf. Mir fällt dazu noch ein:

"heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht" (Hebräer 3,7-8). Auch das spricht Gläubige an und soll sie ermahnen und ist kein Bekehrungsruf an die Welt.

Die Verlorenen dürfen natürlich die Gemeinde besuchen. Aber schau doch nur mal historisch: Als die Gemeinde begründet wurde war sie verfolgt und unterdrückt. Auch in den späteren Jahrhunderten. Oder heute viele Geschwister in Russland. Man kann oft nicht einfach wild alle möglichen Leute einladen und sagen "schau mal vorbei". Es gibt Gegenden, wo es lebensgefährlich sein kann, Christ zu sein und die Gemeinde zu besuchen.

Und Namenschristen und Scheinbekehrten wie der Zauberer Simeon wurden sofort ermahnt um ihrer Sünde. Ananias und Saphira wurden damals noch sofort vom Herrn totgeschlagen wegen ihrer Heuchelei. Jesus Christus will seine Gemeinde rein erhalten und nicht Namenschristen und Scheinbekehrten vermischen lassen oder so, dass sie voller ungläubiger (= gotthassender) Besucher wird, die nur wegen den "netten sozialen Christen kommen". (Wenn ich Gemeindeleiter wäre - was ich nicht bin - würde ich mit diesen Personen immer wieder über ihr Seelenheil sprechen und dann mittelfristig zur Buße und Glauben rufen, und wenn sie nicht zum Glauben kommen ihnen auf Dauer den Gemeindebesuch nicht mehr gestatten. Die Gemeinde besteht nicht aus vielen ungläubigen "Besuchern", sondern aus wiedergeborene Kinder Gottes. Besucher düfen kommen, aber eben als das: Besucher. Kein Besucher bleibt dauerhaft. Er darf sehr gerne ein Familienmitglied werden, oder er soll mittelfristig wieder das Haus Gottes verlassen, weil er sich weigert, sich Christus zu unterwerfen. Dann bestünde die Versammlung Kindern Gottes und Gottlosen. Ich persönlich würde diese Vermischung des Tempel Gottes auf Dauer nicht dulden. Jeder bekäme als Besucher genügend Zeit, das Evangelium zu hören und Christus und die Jünger kennenzulernen, wenn er dann aber in dieser Zeit nicht zum Glauben findet, würde ich ihn vom weiteren Besuch ausschließen. Je mehr solcher ungläubiger regelmäßigen Besucher eine Kirche hat, führte das doch nur dazu, dass die Gemeinde sich immer mehr vermischt und verweltlicht und an Kraft verliert.)

Wo sollen denn die Verlorenen das Evangelium hören? Natürlich dort, wo sie eh schon sind, im Alltag. Die Leute haben doch im Alltag mit uns zu tun. Auch Arbeit, Nachbarschaft, oder eben auf der Straße oder den Märkten durch öffentliche Predigt / Evangelisation/ Traktaten / Büchertischen usw. Mich frustriert sehr oft die Einstellung der Christen: "Ach, ich lade die Person in die Gemeinde ein, dann wird sie dort schon irgendwie das Evangelium in der Predigt hören." Die Einstellung sollte aber sein: "Es ist meine eigene Verantwortung, der Person selbst vom Evangelium zu sagen, und zwar in den Situationen, wo mich Gott mir ihr hingestellt hat." Man lädt zu oft die Verantwortung auf die Gemeinde ab und meint und lädt Leute ein und meint, das sei "Evangelisation".

Im Übrigen erlebe ich auch in meiner eigenen Gemeindegruppe, dass Besucher selten aktiv evangelisiert werden. Ich kann mich nur an ein einziges mal erinnern, dass ein muslimischer Besucher aktiv von mehreren über sein Seelnheil und Christus gesprochen wurde. Man ist halt sonst einfach "nett" und "sozial", aber es kommt selten vor, dass jemand aktiv die Verlorenen "nötigt, in das Reich Gottes zu gelangen" (aktive und engagierte Überzeugungsarbeit).

Die Gemeinde bräuchte dringend Zurüstung der Heiligen ,wie man das Evangelium an die Verlorenen verkündet. Aber genau das fehlt so oft. Man denkt, das sei nicht nötig. Aber ich erlebe fast keinen anderen Christen, der überhaupt sich bemüht, das Evangelium zu verkünden (ich meine jetzt persönlich im Gespräch). Auch einige Umfragen ergaben ja, dass ganz, ganz wenige Christen überhaupt andere aktiv evangelisieren. Das ist ein schrecklicher Zustand. :cry:

Das "in die Gemeinde einladen" führt in Gemeinde auch oft zu guten sozialen und freundschaftlichen Kontakten, so dass sich die Menschen mehr mit der Gemeinde und den Christen verbinden als mit Christus. Man findet alle so nett und will dazugehören, also lässt man sich taufen ("Freundschafts- und Beziehungsevangelisation"). So entstehen viele Scheinbekehrungen.

Ich meine, die Gemeinde ist primär zur Erbauung der Christen da, damit sie dann draußen Zeugnis geben können.

In 1. Korinther 14 scheint es auch so, als wäre die Gegenwart von Unerlösten eher eine Ausnahme in der ekklesia:

"23 Wenn nun die ganze Gemeinde am selben Ort zusammenkäme, und alle würden in Sprachen reden, und es kämen Unkundige oder Ungläubige herein, würden sie nicht sagen, dass ihr von Sinnen seid?
24 Wenn aber alle weissagten, und es käme ein Ungläubiger oder Unkundiger herein, so würde er von allen überführt, von allen erforscht;
25 und so würde das Verborgene seines Herzens offenbar, und so würde er auf sein Angesicht fallen und Gott anbeten und bekennen, dass Gott wahrhaftig in euch ist."

So, noch mal: Ich will nicht sagen, Ungläubige dürfen nicht kommen, nein nein! Sie mögen gerne kommen! Ich bin nur sehr dagegen, dass man diese Gemeindebesuche als "evangelistisches Mittel" sieht, sofern in der Gemeinde dann nicht wirklich ernsthaft versucht wird, den Menschen vom Heil zu überzeugen. Aber oft sind die Christen dann einfach nur "nett" und "sozial", freuen sich über neue Besucher und wollen keinen Anstoß geben. So redet man nicht über Sünde, Gerechtigkeit und Gericht. Dann kommen die Leute immer wieder, werden schon fast ein Teil der sozialen Gruppe, und dass sie immer noch verloren sind verliert dann fast an Gewicht.

Viele moderne Gemeinden bestehen wegen solchen Praktiken schon fast aus mehr halbbekehrten Besuchern und scheinbekehrten Mitgliedern als aus wiedergeborenen Kindern Gottes. Dann ist es auch kein Wunder, wenn Rock and Roll Musik eingeführt werden soll, um das Fleisch zu befriedigen.

PS: Vielleicht mögen mich jetzt einige nicht, weil ich so denke. Aber ich meine schon, das dies biblisch richtiger ist als eine offene "Einladung an jeden und alle". Wie gesagt, in Russland oder China können es sich die Untergrundkirche auch nicht leisten, einfach jeden einzuladen. Ich nehme an, dort wird also auch anders - nämlich draußen - aktiv evangelisiert, im Alltag.

Jose
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von Jose »

albi hat geschrieben: 05.03.2018 11:56 Wenn ich Gemeindeleiter wäre - was ich nicht bin - würde ich mit diesen Personen immer wieder über ihr Seelenheil sprechen und dann mittelfristig zur Buße und Glauben rufen, und wenn sie nicht zum Glauben kommen ihnen auf Dauer den Gemeindebesuch nicht mehr gestatten.
Wir können niemand bekehren, und Besucher sind und bleiben Gäste. Jemand den Gemeindebesuch nicht mehr gestatten, nur weil sich die Person nicht bekehrt? Das sind für mich seltsame Ansichten. Bekehren kann nur Gott, aber die Gemeinde sollte sich fragen, warum die Gläubigen oft so wenig „Zeugen- und Zeugungskraft“ haben, wie es mal jemand ausgedrückt hat.

albi hat geschrieben: 05.03.2018 11:56 Mich frustriert sehr oft die Einstellung der Christen: "Ach, ich lade die Person in die Gemeinde ein, dann wird sie dort schon irgendwie das Evangelium in der Predigt hören." … Man lädt zu oft die Verantwortung auf die Gemeinde ab und meint und lädt Leute ein und meint, das sei "Evangelisation".
Die Einstellung ist natürlich verkehrt, denn man sollte ernstlich für die Person beten. Ich vermute eher, wie mir vor einiger Zeit jemand schrieb und es mir bestätigte, dass manche Christen gar nicht gerne Ungläubige in die eigene Gemeinde einladen, weil man dort sich nur um sich selber dreht und die Gemeinde nicht evangelistisch ist.

albi hat geschrieben: 05.03.2018 11:56 Im Übrigen erlebe ich auch in meiner eigenen Gemeindegruppe, dass Besucher selten aktiv evangelisiert werden.
In eine Gemeinde sollten schon die Lieder, die Gebete und besonders die Predigt auf Jesus hinweisen. Ich denke, dass der muslimische Besucher, wenn er schon in der Gemeinde war, - und da gehört viel dazu -, in der Predigt etwas über das Seelenheil in JESUS gehört hatte. Wenn nicht, ist es schade. Vielleicht haben auch einige, während der Predigt, für ihn gebetet. Das ist oftmals das entscheidende.


Ich wünsche uns viel Freude und Mut, um von Jesus zu zeugen, aber besonders viel Liebe für die Verlorenen, wie es mir aus dem Zeugnis von John Harper so bewusst wurde. Vielleicht ist sein Zeugnis bekannt: hier

PeterG
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von PeterG »

Ich hoffe, meine Frage führt jetzt nicht zu weit weg vom Thema "Straßenpredigt", aber ...
Welche Mittel, Methoden usw. der Evangelisation wird in euren Gemeinden oder von euch eingesetzt? Büchertisch, Traktate verteilen, evangelistische Veranstaltungen, Singen in der Fußgängerzone, von Haus zu Haus? Vielleicht bekommen wir hier ja eine gute Liste mit Möglichkeiten zusammen, die auch biblisch sind.
Röm 1:16: "Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben."

Cherokee
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von Cherokee »

Zu diesem Thema macht ein Studium der Apg. Sinn. Wann gab es Wachstum? Wo wurde gepredigt? Durch wen? Was sagen daneben die NT-Briefe?

Einerseits kommen nur Menschen zum Glauben, wenn der Heilige Geist sie in die Wahrheit leitet (Joh. 16: 8) bzw. der Vater zum Sohn zieht Joh 6:44 "Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, ihn ziehe der Vater".

Andererseits kommt der Glaube aus der Predigt (Röm 10:17); dazu werden Menschen gebraucht. Christen müssen aber der mund auftun. Das kann sehr wohl auf der Straße sein, auch durch Predigt, aber eben auch durch die bereits erwähnten anderen Mittel. Hier kommt es auf das persönliche Gabenprofil an. Wie erkennt man das? Z.B. an den Früchten - liegt eine Bestätigung Gottes vor?

Über allem gilt:
1.
Wandelt weise gegen die, die draußen sind! Kol.4:5
2.
Der Weise gewinnt Seelen Spr. 11:30
3.
Denn obwohl ich frei bin von jedermann, habe ich doch mich selbst jedermann zum Knecht gemacht, auf dass ich möglichst viele gewinne. 20 Den Juden bin ich wie ein Jude geworden, damit ich die Juden gewinne. Denen unter dem Gesetz bin ich wie einer unter dem Gesetz geworden – obwohl ich selbst nicht unter dem Gesetz bin –, damit ich die unter dem Gesetz gewinne. 21 Denen ohne Gesetz bin ich wie einer ohne Gesetz geworden – obwohl ich doch nicht ohne Gesetz bin vor Gott, sondern bin im Gesetz vor Christus –, damit ich die ohne Gesetz gewinne. 22 Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, damit ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, DAMIT ICH AUF ALLE WEISE ETLICHE RETTE. 1. Kor. 9:20 (Hervorhebung von mir)
---------> Sind wir als Menschen-FISCHER bereit, uns zu überlegen, wo man gerade gut + weise fischen kann? Zu welcher Zeit? Werfe ich das Netz rechts oder links oder an welchem Ort aus? Redet diesbzgl. Jesus zu mir? Wen kann ich als Person am besten erreichen? Welche Teil-Aspekte des Evangeliums sollte ich ich jeweils besonders herausstellen, ohne das Evangelium als Ganzes durch Weglassung zu korrumpieren? Bin ich bereit ein Knecht zu sein? Dies schließt das Anpredigen von Menschen aus. Wir sollen leben wie Jesus (1.Joh.2:6), dann werden wir Frucht sehen, weil die Menschen unsere Liebe spüren. Haben wir offene Häuse? Laden wir gern "Ungläubige" zu uns nach Hause ein? Oder mache ich evangelistische Ausflüge (aus meiner Wohlfühl-Insel), weil man ja evangelisieren sollte?

Paulus ging vorangig zu vorbereiteten Menschen, die auf der Suche waren: Synagogen, Lydia in Philippi (Apg. 16:14), Areopag in Athen:
Apg 17,23 Denn als ich umherging und eure Heiligtümer besichtigte, fand ich auch einen Altar, auf dem geschrieben stand: »Dem unbekannten Gott«. Nun verkündige ich euch den, welchen ihr verehrt, ohne ihn zu kennen.

Daneben redete er zu fragenden Menschen und führte sie zu Jesus (Joh. 16:30 ff) je nach Gelegenheit! Apg 26,28 Da sagte Agrippa zu Paulus: Es fehlt nicht viel, und du überredest mich, dass ich ein Christ werde!
Cherokee

PeterG
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von PeterG »

Zu welcher Zeit?
2.Tim 4:2 scheint mir hier wichtig zu sein.
Vorbemerkung dazu: Man kann zwei Wörter unterscheiden: Chronos und Kairos. Chronos bezeichnet unsere Zeit (vgl Chronometer), während mit Kairos der göttliche, richtige Zeitpunkt gemeint ist.
Paulus fordert den Timotheus auf, das Wort zu predigen. Er schreibt von gelegener und ungelegener Zeit, verwendet aber nicht die Begriffe chronos und achronos, sondern kairos und akairos. Also im Sinne von kairos als göttlicher Zeit, gibt es keinen Moment, wo er nicht predigen soll.
Röm 1:16: "Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben."

albi
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von albi »

Hallo PeterG.
2. Timotheus 4,2 meint allerdings im Kontext die Gemeinde, oder nicht? Also Paulus gebietet Timotheus als lehrverantwortlichen Gemeindeleiter, auch in der Zeit, wo die Gemeindeglieder die Wahrheit nicht mehr hören und ertragen, dennoch die Wahrheit zu predigen. Ich denke das kann man nicht 1 zu 1 auf die Evangelisation / Mission übertragen. Von wegen: "Ich stehe an der Aldi-Kasse und muss jetzt der Verkäuferin ein Traktat geben! Das steht ja in 2. Timotheus 4,2..."

Allerdings meint es: "Da ist gerade ein dringendes geistliches Problem in der Gemeinde / mit Gemeindeglied, und er oder ich haben gerade keine Zeit / Lust / Muße / Freude das anzugehen. 2. Timotheus 4,2 sagt aber, dass ich zu gelegener oder ungelegener Zeit für die Wahrheit einstehen soll."

So verstehe ich es.

Mir fallen als Mittel für die Evangelisation noch Glaubenskurse wie "Vertikal - Kurs auf Gott" (mit Kurzfilmen auf DVD), "Training im Christentum Band 0" (evangelistisch), die "Emmaus-Bibelkurse" und andere ein. Außerdem kann man natürlich bei ausreichender Bibelkenntnis mit Ungläubigen einfach so in der Bibel lesen und Dinge erklären. Ich fand es große Gnade, dass ich im letzten halben Jahr mehrfach mit einigen ungläubigen und suchende Leuten in der Bibel lesen durfte. (Es ist genial, dass Leute heute überhaupt etwas aus der Bibel hören und lernen wollen...) Das ist für mich noch eins der schönsten Formen der Evangelisation. Und man hat dabei eine große Verantwortung. Es geht tief, man hat Zeit, und es ist schon etwas "Vor-Jüngerschaft". Die Nachjüngerschaft nach einer Bekehrung kann dann ja genauso weitergehen. Zusammen Bibel studieren, beten, und aktiv werden.

Jemand sagte: "Not every christian is a Bible teacher. But every christian can be a Bible sharer." (Nicht jeder Christ ist ein Bibellehrer. Aber jeder Christ kann ein Bibel-Mitteiler sein.")

PeterG
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von PeterG »

Hallo albi!
2. Timotheus 4,2 meint allerdings im Kontext die Gemeinde, oder nicht?
Kennst du eine Stelle in den neutestamentlichen Briefen, die zur Predigt in der Gemeinde auffordert? Gerade der Kontext von 2. Tim 4, wo Paulus auch seinen Dienst beschreibt als Evangelist (!), kann m. M. n. nicht nur auf Gemeinde bezogen sein.

Zur Aldi-Kasse: Warum nicht? Ist das denn nicht Evangelisation im eigentlichen Sinne? Im Alltag Menschen anzusprechen?
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albi
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von albi »

Hallo PeterG,
ich verstehe die Aussagen "sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden" und "Lehrer nach eigenen Lüsten beschaffen" und so weiter eher als die Gemeinde. Aber natürlich macht die Gemeinde es damit eher der Welt nach.

Was das mit der Aldi-Kasse betrifft: Es wäre schon schön, wenn wir Christen öfters diese Offenheit und Mut hätten. Ich mache es manchmal, aber nicht so spontan. Das braucht dann schon etwas Überwindung. Und vor allem: An der Kasse ist einfach nicht die Gelegenheit. Was anderes ist es, einfach mal so beim Einkaufen einen Passanten anzusprechen, der da steht und auf jemanden wartet. An der Kasse muss es ja schnell schnell gehen. Und es gibt eine gewisse "Kassierer-Kunden-Ethik": Man spricht nur über Geld und Ware. ;)
Aber natürlich kann man diese Ethik auch mal brechen, wenn man sich traut. ;)

Ich gab in der Weihnachtszeit einer Postfrau Schriften zu Lesen. Aber deswegen, weil sie allein im Laden arbeitet und keine Kunden da waren. Das war eine passende Gelegenheit. (Ja ja, ich sehe schon dass du nun antworten kannst: "Verkündige das Wort, tritt dafür ein, sei es gelegen oder ungelegen!") ;)

Was meinst du mit:
PeterG hat geschrieben: 02.01.2019 19:45 Kennst du eine Stelle in den neutestamentlichen Briefen, die zur Predigt in der Gemeinde auffordert?
Meinst du nicht? Bitte die Frage /Bemerkung näher erläutern.

PeterG
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von PeterG »

Was meinst du mit:

PeterG hat geschrieben: ↑
02.01.2019 19:45
Kennst du eine Stelle in den neutestamentlichen Briefen, die zur Predigt in der Gemeinde auffordert?

Meinst du nicht? Bitte die Frage /Bemerkung näher erläutern.
Eigentlich meine ich die Frage genau so, wie ich sie gestellt habe :wink:
Ich kann sie aber vielleicht noch etwas provokant zuspitzen: Mit Predigt meint das Neue Testament die Verkündigung des Evangeliums vor der Welt, aber nicht vor der Gemeinde.
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von albi »

Das ist interessant, dass du das so siehst. Ich habe früher auch schon darüber nachgedacht, dass "predigen" im NT wahrscheinlich eher die Verkündigung vor vielen ungläubigen Menschen dieser Welt ist, während "lehren" die Art in der Gemeinde bzw. mit den Jüngern ist.
Unser Herr Jesus predigte ja die Jünger selten an, sondern sprach mit ihnen (im Sinne von Lehrgesprächen). Natürlich war sein Anteil am Gespräch viel höher, aber sie konnten ihm Rückfragen stellen oder etwas sagen. Außerdem wanderte er mit ihnen durchs Land und teilte seinen Alltag mit ihnen. Weder traf er sich Sonntags 90 Minuten zum Gottesdienst, wo er 45min eine Predigt hielt, noch gründete er eine Bibelschule, wo er Seminare und Workshops gab. Seine Lehrmethode war, einfach im Alltag mit seinen Jüngern zu sein. Ein großes Programm hatte er nicht.

Ich las dieses Zitat von Richard Baxtor aus "The Reformed Pastor" dazu:

"Ich habe Hörer, die seit acht oder zehn Jahren meine Predigten hören, die nicht wissen, ob Christus Gott oder nur ein Mensch ist, und staunen, wenn ich ihnen die Geschichte seiner Geburt, seines Lebens und seines Todes erzähle, als ob sie sie nie zuvor gehört hätten... Ich habe festgestellt, dass manche Unwissenden, die schon so lange unnütze Zuhörer waren, in einem halbstündigen persönlichen Gespräch zu mehr Erkenntnis und Reue fanden als in zehn Jahren des Hörens öffentlicher Predigten. Ich weiß, dass die öffentliche Predigt des Evangeliums das vorzüglichste Mittel ist, weil wir dabei zu vielen auf einmal sprechen können; aber es ist gewöhnlich viel wirksamer, das Evangelium unter vier Augen einem bestimmten Sünder zu verkündigen."

"Doch nur der geringste Teil der Arbeit des Pastors geschieht auf der Kanzel... Täglich von einem Haus zum anderen zu gehen und zu sehen, wie ihr wandelt, zu prüfen, inwieweit ihr daraus Nutzen zieht, euch in euren familiären Pflichten anzuleiten und euch auf den Tod vorzubereiten: das ist das gewaltige Werk."

So sehe ich auch die Aufgaben eines Pastors und von Ältesten viel mehr darin, Jünger durch nahe und persönliche Beziehungen zu machen, als durch distanzierte und unpersönliche Sonntags-Predigten=Vorträge! (das gehört dazu, ist aber nur ein kleiner Teil der Pflichten). Einen Vortrag halten ist im Grunde gar nicht so schwer, und danach hat man wieder seine Ruhe. Aber in Beziehungen anderen zur Reife zu verhelfen (und darin selbst zu reifen), das ist schwieriger und fordert mehr Selbstopfer. Wie Eltern ihre Kinder... So schreibt es Paulus an die Thessalonicher:

"wir waren liebevoll in eurer Mitte, wie eine stillende Mutter ihre Kinder pflegt... denn wir arbeiteten Tag und Nacht, um niemanden von euch zur Last zu fallen, und verkündigten euch dabei das Evangelium Gottes... ihr wisst ja, wie wir jeden Einzelnen von euch ermahnt und ermutigt haben wie ein Vater seine Kinder..." (1. Thess 2)

Und an die Epheser sagte er:

"Darum wacht und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht aufgehört habe, jeden Einzelnen unter Tränen zu ermahnen..." (Apg. 20)

Und Paulus "hielt täglich Lehrgespräche in der Schule eines gewissen Tyrannus" (Apg. 19).

Es gibt einen sehr guten Text von Thomas Schirrmacher dazu: "Ausbilden wie Jesus und Paulus". Einfach googlen.

Frage: Gehört Jüngerschaft zur Evangelisation dazu? Oder ist Jüngerschaft etwas anderes als Evangelisation? Und was hat das mit Straßenpredigen zu tun?

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