Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

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Moderator: eddi

albi
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Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von albi »

Hallo Forum!

Mich beschäftigt schon lange die Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation. (Und jeder der mich etwas kennt, merkt das.)

Mein starker Eindruck ist, dass die ganze Heilige Schrift als PRINZIP von Anfang bis Ende zeigt, dass die öffentliche Verkündigung (also lautstarkes Ausrufen vor fremden Zuhörern an öffentlichen Plätzen) das von Gott gebotene Mittel ist, um seine Botschaft an die Welt weiterzugeben. Ich sage nicht, dass es DAS EINZIGE Mittel ist und Traktate, Büchertische und persönliche Gespräche falsch seien und keine Rolle spielen; sondern dass die Straßenpredigt heute bei den allermeisten Christen völlig unterbewertet und dazu häufig noch verworfen wird. (Keiner hört zu, die Leute nehmen nur Anstoß, das ist ein schlechtes Zeugnis, ich will mir keinen Ärger einhandeln, usw.)

Ich stelle mir vor, dass die frühe Christenheit sehr viel öffentlich predigten, weit mehr als es "Berufs-Evangelisten" gab. Dass dort einfache Brüder in Rom rausgingen und auf dem Markt die Auferstehung Jesu predigten, ähnlich wie ein Herold des Königs seine Siegesbotschaft öffentlich laut erschallen lässt. Ich stelle mir vor, dass die Ausbreitung des Evangeliums vor allem damit zu tun hatte, dass die frühen Christen sehr freimütig in der Rede waren, nicht nur im persönlichen Gespräch, auch in der öffentlichen Predigt.

Aber wo ich das Thema auch anspreche, ob bei "einfachen" Christen in Gemeinden, oder bei Leuten in "Bibelschulen" oder auch bei Ältesten und Pastoren: SO gut wie immer weichen die Leute dem Thema aus, relativieren oder werden ganz ängstlich. Ich finde es krass, weil wir ja (noch!) in einem Land leben, wo wir freie Meinungsäußerung haben und (fast) jeder (bis zu einem gewissen Grad) auf der Straße tun kann, was er will (evtl. braucht er eine Genehmigung, aber auch die bekommt man recht einfach). Ich kenne einige die das machen und habe das selbst schon oft gemacht, und bisher wurden wir noch nicht zusammengeschlagen, nur manchmal geschmäht und über uns lustig gemacht, selten mal beschimpft. Soll das der Hauptgrund sein, warum die Christen das ablehnen? Wegen bisschen Schimpfe, Beleidigungen und Spott?

Was meint ihr? Stimmt das? Ist die öffentliche Predigt ein ZENTRALES Mittel der Evangelisation in der Bibel?

Wenn ja: Warum gibt es heute so wenige Straßenprediger, die öffentlich auf den Straßen Christus und das Evangelium proklamieren?

Wie könnte man junge (und älteren) Christen motivieren, ihren Glauben laut in der Öffentlichkeit zu predigen?

Was ist von den oben genannten Einwänden zu erwidern (hört eh keiner zu, schlechtes Zeugnis etc.)?

Dazu empfehle ich dem Forum den Doku-Film "GO STAND SPEAK". Ausschnitte dazu gibt es auf Youtube.

Jose
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von Jose »

Hallo albi. Ich habe vorhin verschiedene Threads mir angeschaut und sah auch dieses Thema von dir von vor einigen Monaten. Das Thema finde ich wichtig und möchte mich dazu äußern.

Ich kann nicht generell sagen, dass die Straßenpredigt das Evangelisationsmittel in der Bibel war. War es nicht so, dass Paulus z.B. die Synagogen aufsuchte? Aber es war damals eine ganz andere Zeit und die Kommunikation erfolgte im Wesentlichen auf der Straße oder dort, wo viele Menschen zusammenkamen, siehe z.B. Apg. 17 und Paulus im Areopag. Unsere Zeit hat sich sehr geändert, so dass das Evangelium auf verschiedener Weise verbreitet wird. In westlichen Kulturen ist es außerdem sicherlich anders als dort, wo Menschen um das Überleben kämpfen.

Was aber die Straßenpredigt anbetrifft, so bin ich früher Straßenpredigern begegnet, aber nicht immer war ich überzeugt. Wenn ich aber höre von Geschwistern, die auf die Straße gehen, ein Chor singt ein Paar Lieder und ein Bruder verkündigt dann das Evangelium, da freue ich mich.

Zu der Frage, wie man andere motivieren kann, das Evangelium zu verkündigen, so ist die Frage m.E. nicht so einfach zu beantworten, denn zuallererst geht es um dich und mich. Sind wir motiviert, dringt uns die Liebe Jesu dazu Menschen auf IHN hinzuweisen? Wenn Gott mit uns anfangen kann, dann werden wir sicherlich andere dazu bewegen, durch unser Zeugnis. Und wenn doch nicht, – vielleicht wissen wir es aber nur nicht -, dann hat Gott dich und mich bewegt.

Ich habe mich letztes Jahr gefreut über manche Evangelisationen von denen ich erfahren habe und zu der viele Menschen eingeladen wurden. Auf dieser Weise gibt es auch gute Möglichkeiten, das Evangelium weiterzusagen und Menschen haben auch eine Anlaufstelle, eine Gemeinde, wo sie hingehen können. Auch die Kalenderverteilaktionen zu Jahresende sind eine gute Möglichkeit.

Über dieses Thema und persönliche Erfahrungen ließe sich sicherlich viel sagen.

Herzliche Grüße und ein gesegnetes neues Jahr wünsche ich allen!
José

albi
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von albi »

Hallo Jose!

Schön dass du zu diesem Thema etwas beigetragen hast. Ich habe mir gerade heute vorgenommen, ein neues Thema "Wie sollen wir evangelisieren?" zu eröffnen; aber man kann das weiterhin in diesem Thread behandeln.

Also die Frage an euch alle, die das lesen: WIE ist die biblische Methodik, das Evangelium weiter voranzutreiben? Es geht hier nicht um die Orthodoxie, die rechte Lehre, also das WAS (Inhalt der Botschaft), sondern das WIE (die Art und Weise, wie wir die Botschaft vermitteln und voran bringen sollen).

Es gibt zB viele Christen, die Theater spielen oder Pantomime machen. Es gibt diverse "Jesus-Filme" oder andere christliche Filme. Es gibt Büchertische, Traktate, Broschüren, Bücher. Es gibt persönliches Zeugnis. Es gibt die Idee der sog. "Freundschafts-Evangelisation" (freunde dich zuerst mit einem Unbekehrten an, zeige ihm deinen guten Wandel, so dass er ins Fragen kommt, und stehe dann allezeit bereit, Rechenschaft zu geben für die Hoffnung, die in dir ist; für mich ist das eine äußerst drastische Eisegese in 1. Petrus 3,15b!).

Und natürlich gibt es die öffentliche und offensive und aktive Evangelisation auf der Straße. Singen, Traktate verteilen, öffentliche Straßenpredigten. Jemand sagte mal: "Nur weil es schlechte Straßenprediger gibt - die typischen Hassprediger -, sollten wir nicht die Straßenpredigt verurteilen. Genauso gibt es auch viele schlechte Pastoren; aber deswegen schaffen wir nicht die Gemeinde-Leitungen ab." Ich denke, er hat völlig Recht.

Was sind eure Erfahrungen? Meine These ist weiterhin: Das biblische Mittel zur Ausbreitung des Evangeliums war von Noah bis zum Täufer Johannes, und weiter von Jesus Christus über die Apostel, und dann von den frühen Christen bis zur Reformationszeit immer die öffentliche Verkündigung von Christus. Natürlich war auch das persönliche Zeugnis unter vier Augen ebenso wie der heilige Wandel der Christen entscheidend; aber meine These bleibt weiterhin, dass die Botschaft Gottes an die sündige Welt in der Bibel hauptsächlich durch die öffentliche Ausrufen kundgetan wurde. Und meine weitere These ist: Diese Methode ist nicht kultur-abhängig; auch wenn im Westen das öffentliche Ausrufen nicht mehr üblich ist, bleibt es weiterhin GOTTES auserwählte und vorgeschrieben biblische Methode, das Reich Gottes / das Evangelium der Gnade Gottes allen Ohren predigen zu lassen.
(Das heißt nicht, dass jeder einzelne männliche Christ nun öffentlich predigen soll; das heißt aber, dass man durchaus den Aufruf des HERRN zur öffentlichen Ausrufung jesu Christi bedenken soll, denn es ist keine Option, sondern ein Gebot: "GEHT HIN und PREDIGT das Evangelium ALLER KREATUR!" (dort steht wörtlich: "predigt", kerysso = öffentlich Ausrufen wie ein königlicher Herold.)

Jose
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von Jose »

Hallo albi, deine These mag dem Empfinden nach stimmen:
albi hat geschrieben:Meine These ist weiterhin: Das biblische Mittel zur Ausbreitung des Evangeliums war von Noah bis zum Täufer Johannes, und weiter von Jesus Christus über die Apostel, und dann von den frühen Christen bis zur Reformationszeit immer die öffentliche Verkündigung von Christus.
aber ich denke, es waren immer einzelne, die Gott berufen hatte zur öffentlichen Verkündigung.

Mich würde interessieren, ob du ein Straßenprediger bist, weil Gott dich dazu berufen hat. Wenn ja, dann möge Gott dich segnen und zum Segen setzen.

Ich freue mich über Zeugnisse von Menschen, die aus Retterliebe evangelisierten und von Gott gebraucht wurden. Durch sie entstanden z.T. Missionswerke, die durch Schriften und Radiosendungen schon viele Menschen erreicht haben.

Die Frage bezüglich Straßenpredigt würde ich

1. zunächst sehr mit den Gegebenheiten in Verbindung bringen, z.B. die Zeit des Alten und Neuen Testamentes. Ein Jona würde heute wohl nicht zu Fuß durch Ninive gehen und den Menschen predigen, wobei auch in den Erweckungszeiten der vergangenen Jahrhunderte viele Evangelisten unterwegs waren, zu Fuß oder zu Pferd und zu Menschen öffentlich predigten.

2. auch unterscheiden zwischen den Gegebenheiten in der westlichen Welt, wo sich viele für Christen halten und es viel falsche christliche Verkündigung gibt durch Irrlehrer; und dem Missionsfeld, wo Menschen mit Jesus noch gar nicht konfrontiert wurden und die Möglichkeiten Menschen zu erreichen sehr durch den persönlichen Kontakt erfolgen.

3. auch unterscheiden zwischen den Ländern, in denen schon das Bekenntnis zu Jesus und die Verkündigung des Evangeliums unter Strafe stehen. Da offenbart sich Gott oftmals auf wunderbare Weise. Auch zurzeit Jesu war übrigens das Bekenntnis zu Jesus, gerade in Israel, für viele ein Ärgernis. Heute wird man eher als Fundamentalist gesehen und von denen, die sich Christen nennen, abgelehnt.

Interessant fand ich diese Aussage:
albi hat geschrieben:Das heißt nicht, dass jeder einzelne männliche Christ nun öffentlich predigen soll.
Schließt du hier bewusst Frauen aus? Gerade in der Mission sind oftmals Frauen sehr tätig. Warum dürfen sie nicht auf der Straße den Menschen von Jesus Zeugnis geben? Es geht letztlich um Mission in der Welt, und hier sind Männer und Frauen berufen, Zeugen zu sein. Ja, wir alle, jeden Tag.

In den vergangenen Tagen besuchte ich eine Evangelisation. Ich finde es eine gute Möglichkeit, Menschen einzuladen, sie aus ihrem Alltag herauszuholen, sie mit dem Evangelium zu konfrontieren, mit anderen Christen und nicht zuletzt mit der Gemeinde Jesu. Der Straßenprediger mag den Samen streuen, aber es braucht mehr, damit die Menschen, die angesprochen wurden, auch weitergeführt werden. Christen brauchen freudige Gemeinschaft mit anderen Christen, eine geistliche Heimat. Daran krankt es m.E. in Deutschland und das schadet auch dem Verlangen zu evangelisieren.

Ob bei Hausbesuchen oder bei Straßeneinsätzen, ich durfte einige Erfahrungen mit Menschen machen, freudige und traurige. Bei Zeugendiensten innerhalb der Familie, Nachbarschaft, Arbeitsplatz, Freundeskreis und in der Gemeinde habe ich einiges erlebt. Für mich ist es die entscheidende Frage: Handle ich aus Liebe zu Jesus und zu den Menschen und stehe ich recht vor JESUS?

albi
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von albi »

Hallo Jose!

Ich denke, es waren nicht nur Einzelne. Ich denke, Gott beruft durchaus viele, aber nur wenige gehen dem Ruf nach. Das ist so ähnlich wie mit dem Ruf in die Mission: "Ich bin nicht berufen, ich fühle mich nicht berufen, ich glaube Gott beruft mich in ein treues Arbeitsleben, und von daheim kann ich ja die paar Missionare auch finanziell unterstützen." Ich glaube, Jesus beruft sehr viel mehr Leute in die Mission zu gehen, aber man will diesen Ruf einfach gerne überhören. Seien wir ehrlich: es ist sehr viel bequemer, zuhause zu bleiben, zu heiraten, eine Familie zu gründen und ein "ordentliches und geregeltes Arbeitsleben nachzugehen mit pünktlicher monatlicher Zahlung des Arbeitslohnes", als den beschwerlichen Weg in die Mission zu wagen.

Dennoch bin ich überzeugt: Christus ruft junge Leute in die Mission in fremde Länder.
Jose hat geschrieben:Interessant fand ich diese Aussage:

albi hat geschrieben:
Das heißt nicht, dass jeder einzelne männliche Christ nun öffentlich predigen soll.

Schließt du hier bewusst Frauen aus? Gerade in der Mission sind oftmals Frauen sehr tätig. Warum dürfen sie nicht auf der Straße den Menschen von Jesus Zeugnis geben? Es geht letztlich um Mission in der Welt, und hier sind Männer und Frauen berufen, Zeugen zu sein. Ja, wir alle, jeden Tag.
Die Schrift schließt Frauen vom öffentlichen predigen aus, nicht vom Zeugnis geben in persönlichen Gesprächen auf der Straße. Natürlich sollen unsere Schwestern Zeugnis geben! $:D

Jose hat geschrieben:Mich würde interessieren, ob du ein Straßenprediger bist, weil Gott dich dazu berufen hat.
Nein, ein "richtiger Straßenprediger" bin ich nicht. Im Sinne von Vollzeit oder mit ganzem Einsatz. Das wollte ich mal ehrlich werden, weil es mich dazu innerlich sehr drängte. Ob das dann eine Berufung war, wie du sie dir vorstellst, kann ich nicht sagen. Ich finde auch die Idee, für irgendetwas extra eine "Berufung" zu spüren, etwas ungenau; woher genau sollst du denn wissen, ob du für die Mission oder die Predigt oder die Seelsorge oder einen HIlfsdienst "berufen" bist? Hörst du eine Stimme vom Himmel? Ich denke: Wenn es dic hinnerlich zu etwas drängt, dann gibt dir der Herr schon längst die Wünsche deines Herzens, also folgen ihnen nach und warte nicht ewig, bis du eine Stimme vom Himmel hörst oder so was Dummes. Denn das wird voraussichtlich nicht geschehen.

Und Ich predigte auch regelmäßig, dann unregelmäßig, dann selten. Und jetzt kaum noch. Das lag einerseits daran, dass ich eigenltich introvertiert bin und ich kaum Mitstreiter dazu fand - und alleine ist das schon eine große Überwindung und kostete mich große Kräfte; und dann auch an der neuen Gemeinde, weil die das genauso wie die meisten anderen Christen irgendwie "komisch" findet und ich kaum "moralische Unterstützung" fand, höchtens Duldung. Von Wegen: "Wenn du das machst, tu es in deinem Namen und auf eigene Verantwortung und lass und die Gemeinde raus!" Von wegen: "Zu radikal". Christen wollen lieber "nicht radikal", sondern "nett" sein. Eine Schwester dort sagte, als ich sie fragte ob sie mit rauskommt: "Ich glaube nicht, dass ich dazu berufen bin." Ich denke, sie meinte im Herzen eigentlich: Ich fürchte mich zu sehr." So kann man die Idee der "Berufung" für alles als Rechtfertigung gebrauchen.

Ich würde eher sagen: Christus hat uns schon längst berufen in Matthäus 28, Markus 16 und Apostelgeschichte 1 und so weiter. Wir müssen doch eigentlich nur die Ohren aufsperren um den Ruf zu hören.

Die Straßenpredigt ist halt sehr direkt und offensiv (ich meine nicht: beleidigend, sondern: sie geht dorthin wo die Menschen eh schon sind und predigt das Wort vom Kreuz, "den Juden ein Ärgernis, den Griechen / Heiden eine Torheit"). Ich meine stelle dir Whitfield vor, wie der auf vor hunderten und tausenden Leuten predigte! Und heute gibt es immer noch Straßenprediger, die auf dem Markt und sonst wo stehen und die Botschaft rufen: "JESUS RETTET!" (vereinfacht gesagt).

Wie sollen denn die Leute sonst davon erfahren?! Wie oft kommt ein Verlorener in eine Gemeinde und sagtg: "Ich würde mal so gerne das Evangelium hören! Ich gehe mal in die Kirche und frage sie, was sie glauben, vielleicht könnte das was für mich sein." Wie oft kommt das vor? Ich habe das noch nie erlebt. Nein, man muss rausgehen und ihnen das Evangelium verkündigen.

Das Evangelium ist eine Botschaft, die sie nicht hören wollen. "Denn es wird geoffenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit durch ungerechtigkeit niederhalten..." (Römer 1,18) Gott wird heute immer mehr aus dme öffentlichen Raum verdrängt. Es ist SEINE Welt. Das ist SEINE Schöpfung. Und man darf kaum noch öffentlich von ihm reden, seinen Namen bekannt machen. Die Welt will ihren Herrn verdrängen, ignorieren und vergessen.

Deswegen ist es, so meine ich, die moralische Pflicht der Christen, Christus zu predigen und die Welt wieder mit ihrem Schöpfer und Herrn und Retter zu konfrontieren. Die Welt unterdrückt Christus, und die Christen gehen dagegen an, indem sie ihn bekannt machen.

Dem Satan ist es nich tso schlimm, wenn wir uns fromm in unsere Gemeinden zurückziehen und still sind; was er nicht will, ist wenn die einzelnen Christen und ganze Gemeinden Feuer und Flamme werden Christus öffentlich vor der Welt zu predigen. Er weiß, dass das Evangelium GOTTES KRAFT zur Errettung ist für jeden, der glaubt. Satan denkt vielleicht: "Lebe doch schön fromm dein Leben, solange du still bist, und ich lasse dich ein wenig in Ruhe!" Wann wird der Teufel dich wohl niederringen wollen und wann wirst du in heftige geistige Kämpfe verwickelt? Wenn man still zuhause fromm ist? Ich denke dann, wenn man aktiv werden will.

Jemand sagte mal zu mir wegen der Straßenpredigt: "Albi, Satan hasst dich." Das fand ich sehr krass.
Jose hat geschrieben:Ein Jona würde heute wohl nicht zu Fuß durch Ninive gehen und den Menschen predigen, wobei in den Erweckungszeiten der vergangenen Jahrhunderte viele Evangelisten unterwegs waren, zu Fuß oder zu Pferd und zu Menschen öffentlich predigten.
Warum denkst du, dass das heute nicht mehr so wäre? Oder was hätte der HERR ihm heute aufgetragen? Einen Radiodienst zu gründen? Warum sollte er nicht in Berlin auf den Alexanderplatz gehen und laut rufen: "Noch 40 Tage, und Berlin wird durch GOTT zerstört!"

Ich hörte, dass auch heute noch Christen mit Megaphonen durch die Straßen laufen und vor dem Jüngsten Gericht warnen und zur Buße rufen. Ja, klingt komisch, aber ist es nicht genau das, was Jona getan hat? Oder Noah? Was haben Jesus Chrisus und die Apostel anders getan? Johannes der Täufer? Die Propheten standen am Eingang der Stadt und riefen ihre Botschaften aus.

Warum wird bei uns eigentlich nur in den verschlossenen Gemeinden gepredigt, wenn die Bibel voller Beispiele ist, dass draußen öffentlich gepredigt wurde?! Welche Ungläubige kommt denn jemans in die Gemeinde, um dort das Evangelium zu hören? Auch wenn Christen überall Einladungen verteilen: Wie viele Leute kommen denn dann überhaupt? Und warum gibt man sich die Mühe, Einladungen zu verteilen, wenn man stattdessen evangelistische Traktate verteilen kann?

Jose hat geschrieben:In den vergangenen Tagen besuchte ich eine Evangelisation. Ich finde es eine gute Möglichkeit, Menschen einzuladen, sie aus ihrem Alltag herauszuholen, sie mit dem Evangelium zu konfrontieren, mit anderen Christen und nicht zuletzt mit der Gemeinde Jesu.
Schön. Wie war es denn? Ich sehe deine Aussage "sie aus ihrem Alltag herausholen" anders. Ich meine. Wir sollten sie eben NICHT erst einmal aus ihrem Alltag herausholen und in eine künstliche Situation führen (einen Vortrag, eine Gemeindeveranstaltung), sondern sie genau dort abholen, wo sie im Alltag eh sind. Jedenfalls lese ich in der Bibel, dass alle Sprecher Gottes dorthin gingen, wo die Sünder waren. Jesus ging zu ihnen; er predigte in den Synagogen; er sandte seine Jünger in ihre Dörfer (ohne MIssionszelte aufzubauen und Chöre einzuladen usw.); sie gingen einfach überall hin und predigten und evangelisierten.

Das machen übrigens heute auch die Zeugen Jehovas und die Mormonen so. Die haben das irgendwie verstanden, nur verbreiten sie halt Irrlehren... MIch lachte mal ein Zeuge Jehova aus und demütigte mich, als er mich fragte, wie viele aus meiner Gemeinde eigentlich draußen das Evangelium verbreiten. Ich sagte kleinlaut: "Keiner..." Da war er über uns Christen amüsiert und ich wurde tief beschämt, denn er sah sich bestätigt und ich schämte mich über die Trägtheit von uns.
Jose hat geschrieben:Der Straßenprediger mag den Samen streuen, aber es braucht mehr, damit die Menschen, die angesprochen wurden, auch weitergeführt werden. Christen brauchen freudige Gemeinschaft mit anderen Christen, eine geistliche Heimat. Daran krankt es m.E. in Deutschland und das schadet auch dem Verlangen zu evangelisieren.
Christen.

Ja, richtig! Der Straßenprediger streut "nur" den Samen! Er streut, und es braucht die Gemeinde zur Weiterarbeit. Jeder hat seine Gnadengaben, und alle müssen entsprechend ihrer Gnadengabe zusammenarbeiten. Der Straßenprediger hat vieleicht nicht die Gabe, Leute tiefer zu belehren. Aber er hat die Gabe, das Evangelium zu predigen. In der Gemeinde drin dann sollen die Bekehrten ja zu Jüngern ausgebildet werden. Der Straßenprediger ist nicht unabhängig oder steht außerhalb der Gemeinde, sondern er tut eben den Außendienst. Es gibt den Außendienst der Predigt (Außenmission / Öffentliche Evangelisation) und den Innendienst, "zu Jüngern zu machen und zu lehren, alles zu halten, was ich euch geboten habe" (Heiligung, Wachstum in der Erkenntnis Gottes). Eine gesunde Gemeinde muss beides im Gleichgewicht haben.


Jose, wie ist deine bevorzugte Art, Christus vor anderen Menschen zu bezeugen?

Jose
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von Jose »

Hallo albi!
Du sprichst vieles an, aber du stellst auch manches in Frage, worüber ich mich wundere. Mit der Aussage "sie aus ihrem Alltag herausholen" meinte ich, sie mit etwas anderem konfrontieren, als das, was sie in ihrem Alltag kennen und ihnen nicht weiterhilft. Das schließt absolut nicht aus, sie in ihrem Alltag kennengelernt zu haben, besonders bei Menschen aus dem näheren Umfeld.

Die Evangelisation war sehr einladend, erbauend und ermahnend, für Menschen, die Jesus noch nicht kennen, und solche, die Jesus kennen, aber deren Leben nicht wirklich ein Zeugnis für Jesus ist. Mich persönlich hat es sehr angesprochen.

Du erwähnst immer wieder die ZJ oder andere Irrlehrer. Das sind für mich keine Vorbilder, sondern, sie werden ein schlimmeres Urteil empfangen. Auch mir wurde schon von einem ZJ gesagt, dass doch nur sie solche Hausbesuche machen. Uns besuchen sie schon lange nicht mehr. Wohl bei dem letzten Gespräch bat ich sie, die Zeit, die sie mit mir reden, nicht aufzuschreiben. Das sind arme Menschen und handeln unter Druck, weil ihre Organisation die Leistung von ihnen fordert.

Wir alle sind berufen von Jesus zu zeugen, aber es gibt besondere Berufungen. Eine Schwester hatte lange Zeit darum gebeten, Gott möge jemand senden, der in ihre Umgebung zu Menschen geht und sie einlädt. Irgendwann vernahm sie in ihrem Herzen die Antwort: „Gehe du!“ und sie ging.

Eine bevorzugte Art, Christus vor anderen Menschen zu bezeugen, habe ich nicht. Heute Abend werde ich wieder in eine Evangelisation sein, besonders für junge Menschen.

albi
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von albi »

Ist schön, wenn die Evangelisation gesegnet ist. Wie viele Ungläubige kommen denn da hin?
Jose hat geschrieben:Wir alle sind berufen von Jesus zu zeugen, aber es gibt besondere Berufungen. Eine Schwester hatte lange Zeit darum gebeten, Gott möge jemand senden, der in ihre Umgebung zu Menschen geht und sie einlädt. Irgendwann vernahm sie in ihrem Herzen die Antwort: „Gehe du!“ und sie ging.
Ich denke nicht, dass es unbedingt "besondere Berufungen" gibt. Diese Idee, dass man zu allem "berufen" sein muss teile ich nicht mehr. In der Bibel steht, wir sind berufen heilig zu sein, wir sind berufen zum ewigen Leben, wir sind berufen, uns von der Unzucht zu enthalten, wir sind berufen, zu beten, dankbar zu sein, uns an Gott zu erfreuen, Gottes Willen zu erforschen und nach seinen Geboten zu leben, und wir sind auch berufen, das Evangelium zu predigen. Genauso wenig, wie jemand einen besonderen Ruf braucht, um heilig zu leben oder zu beten, braucht jemand einen besonderen Ruf, um zu heiraten oder Straßenprediger oder Evangelist zu werden. Wir sind alle dazu berufen, die Frage ist wohl immer nur, wie weit wir den vielen einzelnen Berufungen nachkommen.

Selbst zum Dienst des Ältesten / Pastoren steht geschrieben:

"Glaubwürdig ist das Wort: Wer nach einem Aufseherdienst trachtet, der begehrt eine vortreffliche Tätigkeit." (1. Timotheus 3,1) Ich verstehe das so, dass es auch zum Dienst als Ältester / Pastor keine besondere übernatürliche "Berufung" gibt, und dass man danach streben darf; das bedeutet, der Pastor bekam keine übernatürlichen Ruf, sondern er wünscht sich das einfach sehr, er liebt die Gemeinde und begehrt den Dienst an anderen. Woher kommt so ein Wunsch? Gott hat ihm den Wunsch ins Herz gegeben (= BERUFUNG!). Die einzige Frage ist dann, ob man den darauf folgenden Kritierien für den Ältestendienst gerecht wird und ob die Gemeinde meint, der Mann sei treu; wenn nicht, hat Gott einen auch nicht berufen und der Mann darf nicht eingesetzt werden; wenn aber ja, dann hat Jesus ihn schon berufen und der Mann darf geprüft und eingesetzt werden.

Ähnlich sehe ich es mit anderen Diensten. Es ist wie die Frau, von der du schreibst: Sie betet, dass der Herr der Ernte aussendet; dann schließlich merkt sie (als subjektives! Empfinden): "Geh selbst!"

Manchmal beten wir für Dinge, wo wir selbst handeln sollen. "Herr, errette meinen Kollegen!" Ja, aber bemühe ich mich denn, ihm ein guter Zeuge Jesu Christi zu sein? Spreche ich mit ihm über den Heiland?

Die ZJ machen nicht nur Hausbesuche. Sie stehen auch mit ihren Rolltischen überall in den Großstädten. ich sehe sie überall. Sie sind dauerpräsent. Teilweise sehe ich mehrere Stände in der Innenstadt. Ich kenne auch das Argument von Christen "Ja, die müssen das ja tun, die denken sie werden dadurch gerettet". Aber denken denn die Christen, sie müssten das nicht tun? Nennen wir es denn nicht den großen Missions-BEFEHL? Oder ist es nur eine Option?

Natürlich sind die ZJ bzw. ist die Wachtturm-Gesellschaft Irrlehre. Aber immerhin tun sie das, was wir so wenig tun: Sie missionieren, und sie haben ihre kleinen Bücher "Was lehrt die Bibel wirklich?" und gehen damit zu Menschen nach Hause und machen sie zu Jüngern der Wachtturm-Gesellschaft. Unser Auftrag ist genauso: Rausgehen mit dem Evangelium und Menschen zu Jüngern Jesu zu machen. Es gibt viele gute Glaubenskurse oder Broschüren für Neu- und Jungbekehrte. Wir müssen a) missionieren, und wir müssen b) Bekehrte zu Jüngern machen. Beides gehört zusammen.

albi
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von albi »

Ich fand heute im „Praktischer Kommentar zur Bibel. Band 1: Matthäus 1,1-16,12 etwas zum Thema Mission / Evangelisation.

Der Kommentar bespricht Matthäus 9,35-38.

„Und Jesus durchzog alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen, predigte das Evangelium von dem Reich und heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen im Volk. …Die Ernte ist groß, aber es sind nur wenige Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte aussende.“

Dazu heißt es im Kommentar:
1. Jesu Methode: Um Menschen zu erreichen, hatte Jesus Christus nur eine Methode: ‚er durchzog alle Städte und Dörfer‘ und ging den Leuten nach. Er lehnte sich nicht zurück und wartete darauf, dass sie zu ihm kamen.

Gedanke 1
Wir sind närrisch, wenn wir uns zurücklehnen und darauf warten, dass die Leute zu uns kommen. Die übergroße Mehrheit kommt nicht. Sie wissen nicht, dass sie kommen sollen; wir müssen ihnen nachgehen.

Gedanke 2
Die gleiche Methode wird uns in der großen Aussendung gegeben.

„So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit. Amen.“

2. Der Ort von Jesu Dienst. Er ging buchstäblich überall hin: in Städten und Dörfer, ins Land, in die Synagoge, auf Berge, ans Seeufer, auf Boote, auf Friedhöfe und in Häuser. Es gab keinen Ort, an dem Jesus nicht ging, um zu dienen.

Gedanke 1
Man beachte drei treffende Lehren.
1) Um wie viel mehr sollten wir überall hingehen! Um wieviel mehr sollten wir weder Haus noch Hütte vernachlässigen.

2) … Christus ging dahin, wo er aufnahmebereits Publikum fand, wenn er die Möglichkeit hatte.

Gedanke 1
2) Jeder Gläubige soll predigen, lehren und heilen. Jesus wollte nie, dass der Hauptamtliche die Arbeit allein macht. Er hat jeden Gläubigen gesandt und er erwartet, dass sich jeder Gläubige damit befasst, Menschen zu erreichen und ihnen zu helfen.

[…]


Die Vision eines großen Bedarfs an Arbeitern. Christus braucht Menschen, d.h. Gläubige: Männer, Frauen, Jungen und Mädchen. Es gibt nur wenige Arbeiter. Er braucht viele Arbeiter und er braucht sie jetzt. Wenn keine Erntearbeiter loslegen, wird die Ernte sterben und auf der Erde verrotten.


Gedanke 1
Es gibt unendlich viel zu tun, doch nur so wenige tun es.
1) Die Ernte wird nicht eingebracht, weil die Arbeiter nicht losziehen.
2) Die Ernte wird auf dem Feld verrotten, wo sie gewachsen ist (der Erde).

Gedanke 2
in Jeder Generation werden dringend Arbeiter gebraucht. …

Gedanke 3
Warum gibt es nicht mehr Arbeiter?
1) Manche lehnen Gottes Ruf ab. [das spricht hier nicht vom Ruf zum Glauben, sondern von Gläubigen, die den Missionsbefehl ignorieren!]
2) Manche verschieben Gottes Ruf.
3) Manche leugnen Gottes Ruf; sie verschließen ihren Verstand völlig. [indem sie Ausreden, Entschuldigungen oder Rechtfertigungen ausdenken.]
4) Manche suchen einen Beruf, eine Stellung oder ein Auskommen, anstatt die Leute wirklich zu erreichen und ihnen zu dienen.
5) Manche predigen ein falsches Evangelium. …

albi
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von albi »

Juchu, ich hatte gerade meinen hundertsten Beitrag. :mrgreen:

Sorry, dass musste mal kurz erwähnt werden. :lolxxl:

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Joschie
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von Joschie »

albi hat geschrieben:Juchu, ich hatte gerade meinen hundertsten Beitrag. :mrgreen:

Sorry, dass musste mal kurz erwähnt werden. :lolxxl:
Herzlichen Glückwunsch albi :sh: Ich habe auch schon etwas über hundert Beiträge :lolxxl: :lolxxl:
Liebe Grüße Joschie
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von Jose »

Hallo albi.
Als Gotteskinder sollen wir immer ein Zeugnis für JESUS sein, aber das Thema hier lautet „Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation“ und ich denke schon, dass hierzu ein klarer Auftrag von Gott da sein sollte. Ich teile in dieser Hinsicht deine Auffassung nicht:
albi hat geschrieben:Ich denke nicht, dass es unbedingt "besondere Berufungen" gibt. Diese Idee, dass man zu allem "berufen" sein muss teile ich nicht mehr.
Ich würde eher meinen, dass du dich widerspricht.

Deine offenen Worte, die ich sehr schätze, machten es mir sehr deutlich:
albi hat geschrieben:Und Ich predigte auch regelmäßig, dann unregelmäßig, dann selten. Und jetzt kaum noch. Das lag einerseits daran, dass ich eigenltich introvertiert bin und ich kaum Mitstreiter dazu fand - und alleine ist das schon eine große Überwindung und kostete mich große Kräfte; und dann auch an der neuen Gemeinde, …
Die Schwester, von der ich erzählte, hat es sich von Gott schenken lassen. Sie hat den Dienst getan, bis sie aus Altersgründen nicht mehr die Kraft dazu hatte.

Wenn wir in besondere Weise den Herrn dienen wollen, dann sollten wir nicht auf andere blicken oder auf andere warten, sondern uns von Gott gebrauchen lassen. Dann wirkt der Herr durch uns.

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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von Joschie »

Jose hat geschrieben:Hallo albi.
Als Gotteskinder sollen wir immer ein Zeugnis für JESUS sein, aber das Thema hier lautet „Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation“ und ich denke schon, dass hierzu ein klarer Auftrag von Gott da sein sollte. Ich teile in dieser Hinsicht deine Auffassung nicht:
albi hat geschrieben:Ich denke nicht, dass es unbedingt "besondere Berufungen" gibt. Diese Idee, dass man zu allem "berufen" sein muss teile ich nicht mehr.
Ich würde eher meinen, dass du dich widerspricht.
Jose,wo widerspricht sich hier albi?
Gruß Joschie
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Jose
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von Jose »

Hallo Joschie.
Zu meinen, man benötige keine besondere Berufung bzw. Auftrag für besondere Aufgaben, um sich dann selber einzugestehen, wie es mit der eigenen Kraft und mit dem eigenen Antrieb nicht gelingt, ist an sich bereits ein Widerspruch.

Der Widerspruch wurde aber auch deutlich in der Aussage:
albi hat geschrieben:Es ist wie die Frau, von der du schreibst: Sie betet, dass der Herr der Ernte aussendet; dann schließlich merkt sie (als subjektives! Empfinden): "Geh selbst!"
Das war bei ihr ganz offensichtlich „kein“ subjektives Empfinden (die Formulierung hat albi eingefügt). Und sie hatte sich auch nicht „selbst“ gesandt. „Geh selbst!“ bedeutete, dass sie den Auftrag Gottes vernahm: „Dich will ich senden!“

albi
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von albi »

Hallo Jose.

Das kann viele Gründe haben. Und eine Berufung meint nicht automatisch, dass man lebenslang zu etwas berufen ist. Es kann sein, dass die Berufung aufhört, wenn man seinen Job erledigt hat. Es kann auch sein, dass man in seiner Berufung versagt hat. Aber die Gedanken und Erfahrungen dazu sind sehr persönlich und will ich nicht öffentlich ins Forum schreiben. Das wirst du verstehen.

Es kann sein, Gott "beruft" dich zu einer spontanen Predigt auf dem Alexander Platz Berlin. Du hast einen starken inneren "Drang", und auf einmal predigst du; ich glaube, dass es das gibt; und das ging mir einmal in einer anderen Stadt so. Ich stand einfach da, das Gefühl kam mir als müsste ich erbrechen, weil in mir etwas aus dem Herzen aufstieg und brannte, und dann kam es aus meinem Mund heraus und ich predigte irgendetwas. Das war nicht vorher geplant. Ich weiß nicht, ob das göttlich war oder eine Art Wahn - wie soll man das unterscheiden? Solche Dinge sind immer äußerst subjektiv. So viele Christen berufen sich auf ihre subjektiven Empfindungen als "Stimme Gottes" und "Berufung" - und keiner kann das objektiv nachprüfen. Das ist doch unvernünftig und albern. Deswegen sage ich offen, dass ich nicht weiß, ob diese einmalige Erfahrung von Gott kam oder einfach von etwas in mir. Es ist ja auch egal, es ist immer der Wille Gottes, dass Christus bekannt wird. Ich weiß auch, dass ich nichts falsch gemacht habe, ob das nun ein direkter Eingriff des Herrn war oder einfach irgendeine Art chemische Reaktion in meinem Gehirn. Christus wurde in diesen Minuten den Menschen gepredigt, und das gefällt Gott immer und ist immer seine Berufung für jeden einzelnen Christen. Man muss sich nicht erst umständlich zu fragen, ob Markus 16,15 oder Matthäus 28,19 deine "Berufungen" sind. Jesus beruft ALLE seine Jünger zu diesem großen Werk. Allein, dass es in der Schrift steht ohne jede Einschränkung, zeigt, dass es der Wille Gottes für jeden Christen ist, der dazu seelisch und körperlich und sozial und so weiter fähig ist.

Dieser Berufungsmythos ist für die meisten Christen doch nur eine faule Ausrede, dass sie sich nicht ans Werk machen. "Ich bin dazu nicht berufen." Wie oft kann man das hören! Ich würde sagen: Es stimmt, du bist nicht berufen - es ist dir befohlen! Das ist kein "Ruf", es ist ein Befehl. Wenn der Herr Jesus sagt "macht Jünger" ist das sein direkter, klarer Befehl: Es ist ein Wort Gottes an alle, die seinen Namen anrufen an allen Orten. Wo braucht man da noch einen übernatürlichen und sehr subjektiven "Ruf", ob der Befehl "geht hin und macht Jünger" auch MIR speziell gelte? Natürlich gilt dir das speziell, Jesus spricht zu allen seinen Jüngern zu jeder Zeit bis an das Ende der Weltzeit; also fang gleich an, dir Gedanken zu machen, wie du diesen Befehl umsetzten kannst. John MacArthur schrieb, er WOLLTE einfach Prediger an der Grace Church werden. "Ach so, Mister MacArthur, ganz schön eigenwillig", sagte einer. Er schreibt dazu nur nüchtern: "Nein, es war Gottes Wille." Ja, man kann es sich nämlich auch sehr schwer machen mit den vielen wichigen Lebensentscheidungen, wenn man nur auf solche "Rufe" wartet. Und woher weiß man, ob ein Ruf wirklcih göttlich ist oder nicht einfach Emotion, Einbildung, Nervenüberreizung, und so weiter? Wenn JAHWE in Bibel zu Menschen sprach, geschah dies immer auf eine extrem KLARE Weise. Da war nichts zu deuteln oder interpretieren, als Gott Mose oder Jona oder Jeremia berief. Das waren keine subjektiven inneren Eindrücke bei Noah: "Also, äh, ich denke, also es scheint mir jedenfalls so, dass Gott will, dass ich ein Boot baue... Ich hatte da so einen Traum, und dann sprach auch meine Frau von einem großen Ding, und viel Wasser... Und ja, in meinem Bauch da habe ich so ein Gefühl... Ja, ich glaube, dass Gott mir sa was sagen will!"

Nein, sondern:
13 Da sprach Gott zu Noah: Das Ende alles Fleisches ist bei mir beschlossen; denn die Erde ist durch sie mit Frevel erfüllt, und siehe, ich will sie samt der Erde vertilgen!
14 Mache dir eine Arche aus Tannenholz; in Räume sollst du die Arche teilen und sie innen und außen mit Pech überziehen.
Bei der Glaubensschwester: Sie erkannte einfach, dass der ALLGEMEINE RUF auch IHR gilt. Und ging. Jesus hat sie nicht extra berufen; der Geist hat ihr einfach nur klar gemacht, dass der Missionsbefehl auch ihr gilt. "GEH DU!" Ich hatte auch auf dem Herzen, ständig Traktate zu schreiben und zu verteilen, auch wenn ich dazu keinen besonderen "Ruf" hatte. Ich nahm einfach den ALLGEMEINEN RUF Jesu Christi ernst. Und dieser Ruf Gottes bewegte mein Herz und drängte mich, aber auch da würde ich nicht rum laufen und jedem sagen "Gott hat mich zu diesem Dienst berufen!" Ich hatte einfach ein brennendes Herz, und tat es. Der Geist drängt dich, und du tust und gibst nach und folgst.

Wenn man aber ständig "Berufung" behauptet, schottet man sich sehr ab gegen PRÜFUNG durch andere. Denn wer wagt es, "Gottes Willen" zu hinterfragen?! Ich kannte so einen, der sagte, ich bin gegen Gottes Willen, dass ich mich der Gemeinde angeschlossen habe, und Gotte Wille sei, dass ich weiterhin mit ihm Gemeinschaft hätte. Dabei sagt Gottes Wort: "Sondere dich von denen ab, die unordentlich wandeln!" ich glaubte Gottes Wort und nicht seiner subjektiven Gefühlen, und sonderte mich von ihm ab. Aber so kann man Leuten Druck machen: "Es ist Gottes Wille, ich weiß, es ist sein Ruf, dass du dies und das!"

Sich auf eine "Berufung" zu berufen schottet ab gegen Beratung und Vernunft. Wir lesen aber viel in den Sprüchen, das man sich beraten soll. Und manche eher sensiblen und empfindsamen Geister mögen auch irgendwelche inneren Impulse ständig für Gottes Ruf verwechseln. Und dann wird der innere Impuls als Entschuldigung dafür genommen, sich moralisch fehl zu verhalten und z.B. Verabredungen zu brechen (= SÜNDE gegen Gottes Moralgesetz). Manche behaupten sogar, Gott beruft sie dazu, sich von ihrem Ehepartner zu trennen und einen anderen zu heiraten... Das sind zugegeben die stärksten Auswüchse dieser Führungsmystik.

Der innere Impuls wird in dieser Mystik zum neuen Gesetzgeber, zum neuen Gesetz, das sich über das offenbarte und klare Moralgestz stellt. Ja, eine subjektive, nicht rational und objektiv von anderen überprüfbare Quelle ("innerer Ruf") soll dann Gottes Willen offenbaren; die, die solch eine Meinung von Führungsmystik vertreten (vielfach aus den Kreisen der Brüderbewegung), sind dann aber sehr kritisch und ablehnend eingestellt gegenüber dem klar offenbarten Gottes Moralgesetz.

Das hat viel zu tun mit dem Thema "Wie erkenne ich den Willen Gottes?" brauche ich eine klare Anweisung, welchen Beruf ich nachgehe? Welchen Partner ich heirate? Welche Entscheidungen ich treffe? Oft macht man solch eine Führungsmystik damit zu einer neuen Gesetzlichkeit. Wenn man keinen klaren "Ruf" hat, sündigt man, heißt es. "Bist du denn dazu überhaupt berufen?" Das habe ich auch schon oft gehört. Das ist aber voll daneben. Im Gericht wird keiner danach beurteilt, wie gut er fähig war, irgendwelchen subjektiven Empfindungen zu folgen, sondern er wird am Moralgesetz Gottes gemessen. Wir lesen in der Offenbarung 21 und 22, dass LÜGNER, HURER, GÖTZENDIENER usw. in den Feuersee geworfen werden - das sind alles Sünden gegen die Zehn Gebote. Nirgendwo beschreibt die Bibel es als Sünde, einem subjektiven Ruf oder einer unklaren inneren Empfindung nicht zu folgen; oder dass jemans, der ohne solche inneren Empfindungen etwas für den Herrn tut, sündigt. Sünde ist "die GESETZ-losigkeit". Und Sünde ist für alle Zeiten einzig definiert am Moralgesetz Gottes und dessen geistlicher Auslegung. Sünde ist ganz eindeutig immer ein Verstoß gegen Gottes klar offenbarten Moralgesetz in den Zehn Geboten, auch schon als Herzenssünden.

Paul Washer sagte: "Gott ist weit fähiger, dich zu führen, als du fähig bist, seine Führung im voraus zu erkennen." Vertraue auf den Herrn. Paulus suchte auch nicht immer im Voraus eine Führung, sondern er plante seine Missionsreisen und ging einfach los, und Jesus lenkte seine Schritte. Hauptsache, man geht überhaupt los und kommt in Bewegung. Besser sich bewegen und etwas tun als nur rumsitzen und abwarten, bis man eine "Berufung" für irgendetwas erhält und sich "danach fühlt", dass man nun etwas tun sollte. Die Bibel ist sehr klar, dass wir alle Dinge wie zum Beispiel Evangelisation tun sollen.

Nur in diesem Thema geht es nicht um göttliche Berufung, sondern um Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation. Ich bitte das zu beherzigen und nicht vom Thema abzuweichen. Wenn dich, Jose, das interessiert, kannst du ja dazu ein eigenes Thema eröffnen. :hi:

Gott segne dich und uns.

Albi

Jose
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Re: Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation

Beitrag von Jose »

albi hat geschrieben: 26.02.2018 20:26 Nur in diesem Thema geht es nicht um göttliche Berufung, sondern um Straßenpredigt als Mittel der Evangelisation. Ich bitte das zu beherzigen und nicht vom Thema abzuweichen.
Keine Frage, albi. Mir liegt nur daran, dass Christen nicht anfangen, nach Lust und Laune mal Zeugnis zu geben und dann wieder nicht, und dabei nicht darauf achten, ob ihr Leben im Einklang mit dem Willen Gottes steht. Wer Christsein als Aufgabe sieht, wird sich auch fragen: „Herr, wie kann ich Dir dienen?“ Wir haben in Deutschland noch die Freiheit und auch viele Möglichkeiten Menschen einzuladen und zu ermuntern, sich mit Jesus zu beschäftigen. Ob jemand auf der Straße steht und Vorbeigehenden freundlich grüßt, ein Traktat anbietet und auf Jesus hinweist. Oder ob jemand bei den Gelegenheiten die sich bieten, darum betet mit Menschen ins Gespräch zu kommen über den Glauben und von Jesus zu zeugen - als Christen sind wir immer Missionare.

Ich könnte von persönlichen Erfahrungen erzählen, aber das können wohl die allermeisten, die schon lange mit Jesus unterwegs sind. Öffentlich auf der Straße predigen, also nicht nur mit Menschen über den Glauben reden, ist für mich noch eine andere Stufe und auch eine größere Verantwortung, als Menschen eine Schrift anzubieten. Dabei denke ich z.B. auch an Bibelworte wie: "sondern ich zerschlage meinen Leib und knechte ihn, damit ich nicht, nachdem ich anderen gepredigt, selbst verwerflich werde" 1.Kor 9,27. Und was mir auch besonders wichtig wurde, ist die Frage, ob ich auch die Menschen, mit denen ich über Jesus rede, gerne in die Gemeinde einlade, damit sie dort das Wort Gottes hören und auf Gotteskinder treffen. Es geht darum, Menschen zu Jesus und in eine Gemeinde einzuladen. Letztlich dient jede Evangelisation dazu.

Und was die Eingangsfrage anbetrifft und die angegebenen YouTube Videos. Ich habe mir drei der Videos angeschaut aus "GO STAND SPEAK", und dann auch noch ein anderes Video von einem Straßenprediger, der auf der Straße schrie, vermutlich um überhaupt gehört zu werden. Ich wünsche allen, denen es ein Anliegen ist, Menschen das Evangelium durch die Straßenpredigt zu sagen, dass sie so gesinnt sind wie Paulus: "und meine Rede und meine Predigt bestand nicht in überredenden Worten der Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft" 1. Kor 2,4. Den Eindruck hatte ich nicht immer.

Nein, ich bin nicht der Meinung, dass alle durch die Straßenpredigt evangelisieren sollen. Finden wir auch nicht so in der Bibel. Wie viele waren es den? Und bedeutet z.B. die Aussage Jesu: "Was ich euch sage in der Finsternis, redet im Licht, und was ihr ins Ohr geflüstert hört, ruft aus auf den Dächern!" Mt 10,27, dass jeder öffentlich predigen soll? Das Bibelwort: "Die Zerstreuten nun gingen umher und verkündigten das Wort" Apg 8,4, verstehe ich auch nicht als Straßenpredigt, sondern generell als unseren Auftrag, missionarisch zu sein und viel freier und selbstverständlicher über unseren Glauben zu reden.

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