Christ und Tattoos - Passt das zusammen?

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Joschie
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Christ und Tattoos - Passt das zusammen?

Beitrag von Joschie »

Hallo Ihr!
Der folgende Artikel von Hans-Werner Deppe ist aus dem Timotheus Magazin #31. Ich möchte diesen Artikel hier im Forum zur Diskussion stellen weil mich eure persönliche Meinungen zu diesen Artikel doch sehr interessieren :!:
Gruß und Segen von Joschie

Christ und Tattoos - Passt das zusammen?
Tattoo or not tattoo – das ist hier die Frage.

Einerseits ganz einfach zu beantworten. Sollen Christen sich tätowieren? Die Bibel sagt natürlich nicht, dass Christen sich tätowieren lassen sollen. Christen haben das auch nicht nötig. Sie sind auch so cool und akzeptiert genug – von Gott perfekt und vorbehaltlos als Kinder angenommen und geliebt. Was für einen Grund und eine Motivation kann es da noch geben, sich ein Tattoo machen zu lassen?

Immerhin hat mittlerweile etwa jeder fünfte Mensch ein Tattoo, unter jungen Leuten jeder vierte, Tendenz stark steigend. In Deutschland werden jedes Jahr etwa drei Millionen neue Tattoos gestochen. Wartezeiten von einem halben Jahr für einen Termin im Tattoo-Studio sind normal. Das Geschäft brummt.

Bis vor ein paar Jahrzehnten gehörten Tätowierungen klar ins Milieu der Kriminellen und Verruchten, doch heute sind sie in allen Gesellschaftsschichten vorzufinden, in manchen Kreisen sogar ein Must-Have. So ein Gruppendruck kann natürlich menschlich gesehen tatsächlich zu einem Motiv werden. Man will dazugehören, mitmachen, sich identifizieren.

Unter bibeltreuen Christen war das Tätowieren bis vor kurzer Zeit völlig tabu. Natürlich freut sich der Himmel, wenn ein Sünder mit Tattoos zur Buße und zum Glauben kommt, aber seine Tätowierungen nun einmal nicht entfernen kann. Es gibt Christen mit Tattoos, weil wir alle einmal Sünder waren und manche aus dieser Zeit noch sichtbare Spuren mit sich tragen. Durch das Blut Christi wird dieser Makel für die Ewigkeit und vor Gott reingewaschen werden.

Aber es gibt auch eine zunehmende Zahl an Christen, die sich bewusst als Gläubige tätowieren lassen, mit christlichen Bildmotiven wie einem Kreuz, einem Bibelvers oder dem Namen Jesus. Ist das etwa falsch? Ist das gegen Gottes Willen und Sünde, oder kann man das im Rahmen der christlichen Freiheit ruhig tun? Gehört künstlerischer Ausdruck nicht schließlich zu unserem Menschsein als kreative Abbilder Gottes? Und kann so eine sichtbar getragene Botschaft nicht sogar ein evangelistischer Türöffner sein, um mit bestimmten Menschen in Kontakt und ins Gespräch zu kommen?

Gilt die Aussage aus 3. Mose 19,28 heute noch?

Was sagt die Bibel dazu? Welche Argumente werden von Christen üblicherweise für und gegen Tattoos angeführt? Und wird die Bibel dabei richtig ausgelegt? Das gilt es zu prüfen, und dabei stoßen wir als erstes auf den fast einzigen Vers in der Bibel, der ausdrücklich etwas zu dieser Praxis sagt: “Einen Einschnitt wegen eines Toten sollt ihr an eurem Fleisch nicht machen; und geätzte Schrift sollt ihr an euch nicht machen. Ich bin der HERR” (3Mo 19,28, vgl. 21,5).

Im historischen Zusammenhang richtet sich dieses Verbot gegen die Praxis der Israel umgebenden heidnischen Völker, die sich bei der Trauer um Verstorbene aus Aberglauben oder Götzendienst Hautritzungen zufügten (vgl. 1Kö 18,28; Jer 16,6; 41,5), aber auch allgemein gegen andere heidnisch-antike Praktiken der dauerhaften Hautbeschriftung. Menge übersetzt: „Wegen eines Toten dürft ihr euch keine Einschnitte an eurem Leib machen und keine Ätzschrift an euch anbringen.“ Manche englischen Bibelausgaben (z.B. ESV, NIV) übersetzen das hebräische Wort für „Ätzschrift“ sogar mit „Tattoos“. Viele Ausleger sehen in diesem Vers zwei einzelne Verbote: a) Hautritzungen wegen eines Toten in der ersten Hälfte des Verses, und b) Beschriftungs-Eingriffe in die Haut allgemein (also jegliche Tätowier-Methoden und -Anlässe) in der zweiten Hälfte.

Bei heutigen Tattoo-Verfahren wird Tinte zwischen die Hautschichten eingebracht, aber in alten Kulturen waren auch andere Methoden gebräuchlich, um dauerhafte Beschriftungen oder Bemalungen der Haut vorzunehmen, wie eben das Ritzen und Ätzen. Im Judentum sind Tätowierungen aufgrund dieser Gebote bis heute allgemein untersagt.

Wir müssen den Vers richtig auslegen, um ihn richtig anzuwenden und zu entscheiden, ob es sich um eine heute nicht mehr gültige zeremonielle Vorschrift handelt oder um den allgemeinen moralischen Willen Gottes. Viele ethisch verwerfliche Dinge wie Sodomie, Entweihung der Tochter (Vers 29) und das Opfern von Kindern werden nur im AT verboten und nicht erneut im NT, und doch ist klar, dass so etwas dem Willen Gottes zutiefst widerspricht. Das Argument „Das steht nur im Alten und nicht im Neuen Testament“ ist zu einfach gedacht und zu oberflächlich. Wir dürfen das Tattoo-Verbot von 3. Mose 19,28 nicht einfach von der Hand weisen mit einem lapidaren „Das gilt heute nicht mehr“. Christen sind zwar nicht an das mosaische Gesetz gebunden, aber das Gesetz drückt sehr wohl Gottes Willen nach Heiligkeit seines Volkes aus. Gottes Volk soll sich von der Gottlosigkeit und dem Götzendienst der Heiden fernhalten.

Und genau darum geht es in diesem Abschnitt. „Ihr sollt heilig sein, denn ich, der HERR, euer Gott bin heilig“, sagt Gott in Vers 2 zum Volk. Daraufhin folgen viele konkrete Anweisung sowohl für ein gottgemäßes Zusammenleben innerhalb des Volkes, aber auch für das Abweisen heidnischer Praktiken von außen. Von Vers 26 an werden verschiedene heidnisch-religiöse Praktiken genannt, die die Israeliten auf keinen Fall nachmachen sollten: Fleisch mit Blut essen, Wahrsagerei, bestimmte Frisuren (ja, auch die gehörten zum heidnischen Götzendienst, was man bei vielen Auslegern nachlesen kann) und eben Hautritzungen und Tattoos.

Gottes Volk steht seit eh und je mitten in einem Kulturkampf mit der sie umgebenden gottlosen und heidnischen Kultur. Christen sollen nicht „mitlaufen im Strom der Heillosigkeit“ (1Petr 4,4), sich nicht am Götzendienst beteiligen und nicht „gleichförmig dieser Welt“ sein (Röm 12,2). Und da Tätowierungen auch heute noch eine grundsätzlich heidnische Praxis sind mit spirituellem, gegenkulturellem oder ideologischem Hintergrund, ist klar, dass Christen unbedingt die Finger davon lassen müssen. 3. Mose 19,28 ist nur eine von vielen Aussagen der Schrift, dass Weltförmigkeit, die von außen das Volk Gottes verlockt und bedroht, entschieden abgelehnt werden muss.

Vielleicht denken manche, 3. Mose 19,28 spreche ebensowenig gegen ein heutiges Tätowieren wie 5. Mose 22,5 nicht das Tragen einer Hose für die Frau verbietet. Tatsächlich lassen sich beide Verse vergleichen, denn in beiden geht es um eine heidnisch-rituelle Sache. Aber die heidnische Praxis des Verkleidens einer Frau als Mann aus 5. Mose 22,5 trifft nicht auf das heutige Tragen einer Damenhose zu: Tattoos hingegen sind heute immer noch Tattoos.

Erkenntnisse aus der Kulturgeschichte

Tätowierungen waren kulturhistorisch unter vielen Völkern der Welt seit Jahrtausenden verbreitet, besonders als religiös-rituelle Praxis. Die Gletschermumie Ötzi hat zahlreiche Tätowierungen. Als heidnische Praxis bekannt ist das Tätowieren bei zahllosen antiken und auch heutigen indigenen Völkern. Wikipedia führt in einer „Liste von Ethnien mit traditionellen Körpermodifikationen“ fast einhundert Völker mit dieser Praxis auf, darunter nahezu alle Indianerstämme und zahllose afrikanische und asiatische Völker. Als europäische Völker werden u.a. die Pikten aufgeführt, die in der Antike in Schottland lebten und als kriegerisches Volk den Römern auf der britischen Insel das Leben schwer machten. Der Begriff „Pikten“ bedeutet „die Bemalten“ (daher das Wort Picture für Bild).

Einzug in die zivilisierte westliche Welt hielt das Tätowieren insbesondere durch den Seefahrer James Cook, der diese Praxis erstmals 1769 in seinem Reisebericht über polynesische Völker im Südpazifik beschrieb. Er benutzte dafür das polynesische Wort „tatau“, woraus sich das englische „tattow“ bildete. Cook beschrieb das polynesische Tätowieren als schmerzhafte Operation, bei der Farbe unter die Haut eingebracht wird, „insbesondere auf die Pobacken“[1]. Auch brachte James Cook 1774 den tätowierten jungen Polynesier Omai mit nach London. Der sympathische Omai fand Eingang und Ansehen in den höchsten Adelskreisen Englands. Zudem ließen sich etliche der Seefahrer der Cook-Expeditionen tätowieren. So wurde das Tätowieren zur gängigen Praxis unter Seefahrern und in der Folge unter Kriminellen und Häftlingen. Häftlinge kommunizierten durch ihre Tätowierungen die Zugehörigkeit zu bestimmten Organisationen, die Länge ihrer Haftzeit oder andere geheime Botschaften oder Identitäten. In England wurde 1969 beobachtet, dass 40% der jungen Kriminellen Tätowierungen hatten. Deshalb wurde das Tätowieren Minderjähriger verboten, damit junge Leute sich nicht durch Tätowierungen schon frühzeitig mit kriminellen Gruppen identifizierten.

Seit der Erfindung der elektrischen Tätowiermaschine im Jahre 1891 verbreitete sich die Praxis des Tätowierens zunehmend, doch wirklich populär wurde es erst mit der Kulturrevolution der 1960er und 1970er Jahre, mit der auch die Rock- und Popmusik ihren Siegeszug hielt. Die Rocksängerin Janis Joplin (gestorben 1970 im Alter von 27 Jahren) war mit ihren kleinen Tattoos auf Handgelenk und Brust Vorreiterin und Trendsetterin. Tattoos stiegen auf von einem Merkmal der Subkultur zu einem Merkmal der Protest- und Gegenkultur. Wer sich tätowieren ließ, wollte sich dadurch eigentlich schon immer vom Mainstream der Gesellschaft abgrenzen. Aber mit der Abgrenzung schuf das Tätowieren natürlich eine neue Identifikation, die Zugehörigkeit zu einer bestimmten subkulturellen Gruppe. Waren das einst Matrosen und Kriminelle, so identifizierten sich Tätowierte seit den 1970er Jahren mit der Protestkultur und ihren verschiedenen Strömungen (Hippies, 68er, Rockmusikszene, Punks etc.).

Als ab den 1990er Jahren nicht nur immer mehr Rock- und Popmusiker, sondern auch andere Prominente wie Schauspieler und Sportler, insbesondere Profi-Fußballer, zunehmend Tattoos zur Schau trugen, wurde das Tätowieren endgültig gesellschaftlich salonfähig, behielt aber stets den Geschmack und das Flair des provozierend Andersartigen, des kühnen Verstoßes gegen gesellschaftliche Konventionen.

Unter Profi-Fußballern ist der Trend, dass man ohne Tätowierung schon fast nicht mehr akzeptiert wird, heute besonders deutlich. Möglichst beeindruckende Bemalungen gehören in diesem Sport offenbar zur psychologischen Kriegsführung, die vermittelt, dass man kein schüchternes Muttersöhnchen ist.

Die Denkmuster der Welt

Wenn wir als Christen aufgefordert werden, „nicht gleichförmig der Welt“ zu sein, bezieht sich das vor allem auf das Denken, auf die Gesinnung: „Seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes, um zu prüfen, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene (Röm 12,2).

Welche Denkmuster liegen dem Tätowieren üblicherweise zugrunde? Die Vorstellungswelt in der Tattoo-Szene ist auch heute noch magisch und mystisch geprägt. Viele Tätowierer und Tätowierte gehen davon aus, dass Tattoos eine geheimnisvolle Kraft oder Schutz verleihen. Das macht auch schon die verbreitete Art von Motiven deutlich, die oft mystisch, heidnisch bis okkult geprägt sind. Ein beliebter Motivstil nennt sich „tribal“ (d.h. aus heidnischen Stämmen), ist also direkt aus dem Heidentum übernommen samt dem Hintergrund eines magischen Denkens. Wer ein Tattoo-Studio betritt oder sich anderweitig in die Hände eines Tätowierers begibt, wird mit dem Flair der mystischen, magischen, heidnischen und sogar okkulten Welt unausweichlich in Berührung kommen.

Das gesellschaftliche Denken hinter dem Tätowieren bringt Wikipedia auf den Punkt: „In der heutigen Zeit dienen Tätowierungen … als Ausdrucksmöglichkeit für Exklusivität, Selbstdarstellung, Geltungssucht und Abgrenzung … Weiterhin auch als Mittel zur Verstärkung sexueller Reize, Schmuck, Protest (Punk).“

Christliche Gründe für Tattoos?

Ist das denn bei Christen, die sich tätowieren lassen, auch so? Haben sie nicht andere, bessere Motive (im Sinne von Gründe – natürlich auch bessere Bildmotive)? Hanniel Strebel berichtet auf seinem Blog von einer Stippvisite in der ICF (International Christian Fellowship, eine charismatische Großgemeinde) in der Schweiz. Er fühlte sich dort allein schon wegen eines fehlenden Tattoos fremd[2]. Zumindest für den Außenstehenden sind Tattoos anscheinend auch unter einer bestimmten Richtung von Christen identitätsstiftend.

Natürlich sollen Tattoos eine Identität ausdrücken, eine Zugehörigkeit, sogar eine Weihe. Wegen der Dauerhaftigkeit hat man sich einer Sache, Ideologie, Gruppe oder Person ganz und gar verschrieben. Ist das denn bei uns Christen nicht so? Haben wir uns nicht mit Haut und Haar dem Herrn Jesus verschrieben, uns ihm geweiht, mit dem festen Entschluss, dass das ein Leben lang so bleiben soll? Hoffentlich, aber das drücken wir nicht durch Tattoos aus, sondern durch die Taufe und ein entsprechend hingegebenes und gehorsames, geheiligtes (= Gott geweihtes) Leben.

Tattoos, auch „christliche“, machen dieser Identität, dieser klaren und reinen Zugehörigkeit zu Jesus, nur Konkurrenz. Se vermitteln stets auch die Botschaft, dass man irgendwie zur Tattoo-Kultur gehört, und das ist nun einmal eine ganz und gar nicht christliche Kultur. Wer sich als Christ tätowieren lässt, drückt damit bestenfalls eine Zughörigkeit zu einem pop-hippen Alternativ-Christentum aus. Daher ist Tätowieren unter Christen – da es bei althergebrachten Christen ja verpönt ist – ein Verstoß gegen Konventionen, eine Provokation. Man fühlt sich als „freier, starker Christ“ reifer als die „schwachen“ Christen. Aber genau dieses Denken ist falsch, wie Paulus mehrfach herausstellt (Röm 15,1; 1Kor 8,9-11; Gal 5,13). Und als Tätowierter kann man nicht situationsabhängig diese neutestamentlichen Anweisungen befolgen, keinen Anstoß zu geben, da das Tattoo sich nicht ablegen lässt wie eine coole Kappe, die manche „strengen“ Christen für den Sonntagsgottesdienst womöglich unangemessen finden. Weder Rebellion gegen Establishment oder Elterngeneration, noch provozierender Konventionenverstoß, noch Erhebung über unserer Meinung nach „schwache Christen“ dürfen jemals Leitlinien für unser Handeln sein.

Aber wenn sich jemand schlicht aus Liebe zu Jesus den Namen des Retters oder einen Bibelvers tätowieren lässt? Nun, wenn du von deinem Ehepartner genau weißt, dass er Tattoos nicht leiden kann, würdest du dir dann „aus Liebe zu ihm“ trotzdem seinen Namen stechen lassen? Und wenn in anderen Lebensbereichen (Bibellesen und Gebet, Dienst für andere und in der Gemeinde, Charakter …) noch so viel Luft nach oben ist, deine Liebe zu Jesus zu zeigen, warum sollte dann gerade dieser eigensinnige Wunsch der richtige Weg sein? Eigensinnige Gottesverehrung ist überhaupt keine Gottesverehrung. Es ist streng verboten, Gott auf Art der Heiden zu verehren: „… Ihr sollt ihre Altäre niederreißen … Den HERRN, euern Gott, dürft ihr so nicht verehren“ (5Mo 12,3-4). Wahre Anbetung kann nur „in Geist und in Wahrheit“ (Joh 4,24) geschehen, also entsprechend Gottes Wort.

Manche Christen tätowieren sich sogar mit Portraits von Predigern oder anderen christlichen Prominenten (die sich wahrscheinlich im Grabe umdrehen würden). Dabei ist „christlicher Starkult“ und „evangelikale Heiligenverehrung“ ohnehin schon eine reale Gefahr. Und wenn man sich ein Konterfei eines Glaubensvorbilds stechen lässt, ist das nicht sogar schlimmer als katholische Ikonen-Anbetung? Hier wird nicht nur ein Bild außerhalb von mir verehrt, sondern in meinen Körper eingebrannt, was eine viel stärkere Form der Verehrung ist, ein Ausdruck der Lebensweihe.

Kulturrelevant?

Die Öffnung der Evangelikalen für die früher klar verurteilten Tätowierungen kommt vor allem aus der Emerging-Church-Bewegung. Diese Bewegung betont eine so genannte Kulturrelevanz, d.h. Christen sollen sich der modernen Kultur anpassen, damit sie die Leute von heute erreichen können. Sie verstehen „den Griechen ein Grieche“ werden so weitgehend, dass damit auch ein Annehmen solcher kulturellen Gewohnheiten eingeschlossen ist, die sündig oder heidnisch sind. Allerdings sagt Paulus in 1. Korinther 9,20-22 gar nicht, dass er „den Griechen ein Grieche“ geworden sei (lest selber nach). Er beschreibt dort seine persönlichen Mühen, um das Evangelium zu verbreiten, und liefert weder Vorwand noch Ausnahmegenehmigung, um heidnische Praktiken zu übernehmen. Man kann darüber diskutieren, ob es richtig war, dass Hudson Taylor sich einen Zopf wachsen ließ, um die Chinesen zu erreichen, doch bin ich sicher, dass er das nicht tat, weil er es cool fand, sondern aus selbstlosem Eifer für das Evangelium. Selbst Paulus wünschte, verflucht zu sein, wenn dadurch die Juden bekehrt würden (Röm 9,3). Das ist eine bewundernswert richtige Einstellung!

Haben manche Christen vielleicht den Auftrag, „den Tätowierten ein Tätowierter zu werden“? Nein, kulturelle Anpassung hat klare Grenzen. Wird dir jemand etwa nicht zuhören, nur weil du kein Tattoo hast? Oder wird ein Tätowierter allen Ernstes nur deshalb Interesse am Evangelium bekommen, nur weil du ein Tattoo hast? Wir sollen Salz der Erde sein, aber nicht selber Erde: also nahe dran an den Menschen, aber spürbar anders, von Gott geprägt.

Die emergente Bewegung geht mit ihrer Kulturanpassung klar zu weit im Gutheißen aller Art von Weltförmigkeit aufgrund fragwürdiger „missionaler“ Argumente. Leider verbreitet sich dieses Denken auch in reformierten Kreisen, durch Prediger und Autoren wie Mark Driscoll, Timothy Keller, Joel McDurmon und anderen.

Und nicht jedes vermeintliche Bekenntnis zu und Zeugnis für Jesus ist biblisch gut und richtig. Paulus brachte die Wahrsagerin in Apostelgeschichte 16,16-18 zum Schweigen, weil ihr Zeugnis für die Evangeliumsverkündigung zwar inhaltlich (fast) richtig war, aber aus einer dämonischen Quelle kam. Ich frage mich, ob das auf „christliche Tattoos“ nicht auch zutrifft. Das Evangelium wird hier mit heidnisch-weltlich-okkultem Hintergrund in Verbindung gebracht.

Alles ist erlaubt …?

Aber ist uns Christen nicht ausdrücklich „alles erlaubt“ (1Kor 6,12 und 10,23)? Im Beitrag „Achte auf den Kontext“ auf Seite 20 sehen wir: Paulus macht an diesen Stellen deutlich, dass auch für Christen eben nicht „alles geht“, in 1. Korinther 6 insbesondere außerehelicher Verkehr und in 1. Korinther 10 rücksichtsloses Essen von Götzenfleisch. Paulus kritisiert die Korinther für ihr arrogantes, egozentrisches Verständnis von christlicher Freiheit. Auch für Christen gelten klare Grenzen, was geht und was nicht geht, was Sünde ist und was nicht. Tätowierungen gehen nicht.

Gesundheitliche Aspekte

Schon vom gesunden Menschenverstand her sind Tätowierungen höchst unvernünftig. Da ist zunächst der Kostenpunkt – viel Geld (dreistellig auf jeden Fall), Aufwand, Schmerzen. Beim Tätowieren stechen bis zu sieben Nadeln gleichzeitig zu, etwa 1000 Mal in der Minute dringen sie in die Haut und reißen sie auf. Das herausfließende Blut wischt der Tätowierer fortwährend weg. Klingt wie freiwillige Folter gegen viel Geld. Über die Nadeln kann man sich Infektionen zuziehen.

Betreiber eines Tattoo-Studios brauchen keinerlei Qualifikation, nur einen Gewerbeschein. Hygienestandards und eingesetzte Farbstoffe sind oft fragwürdig. Bei billigeren Studios ist das gesundheitliche Risiko am größten. Laut einer Befragung der Uni Regensburg aus dem Jahr 2010 haben 67% der neu Tätowierten mit Entzündungen, Schwindel, Fieber oder Übelkeit zu kämpfen; viele klagen über anhaltende Komplikationen.

Manche Farbmittel enthalten krebserregende Stoffe und Schwermetalle. Die Farbpigmente lagern sich nachweislich auch in den Lymphknoten an, die sich entsprechend verfärben. Die gesundheitlichen Folgen sind weitgehend unerforscht. Es kann nicht gut und im Sinne des Erfinders unseres Leibes sein, uns so etwas anzutun. Und die Methoden zur Entfernung von Tattoos (Lasern, chemische Verfahren) sind gesundheitlich mindestens ebenso riskant.

Allein aus diesen menschlichen Überlegungen ist es schon abwegig, sich tätowieren zu lassen. Tätowieren hat den Reiz, einfach mal etwas Unvernünftiges zu tun. Meine Prognose: Wenn (der Herr seine Wiederkunft noch verzieht und …) in 20 Jahren die aufgewachsenen Kinder die unansehnlich gewordenen Tattoos ihrer Eltern sehen, wird die Tattoo-Mode rasch ein Ende finden.

Unser Körper als Tempel und Opfer

Dass der Leib des Christen ein Tempel des Heiligen Geistes ist, steht auch im Zusammenhang von „… alles ist mir erlaubt …“ (1Kor 6,12-19). In 1. Korinther 6 geht es zwar speziell um sexuelle Sünden, und daher bedeutet die Tatsache, dass unser Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, nicht, dass Christen sich stets um körperliche Unversehrtheit, Makellosigkeit und hundertprozentige Bio-Gesundheit bemühen müssen. Nicht jedes Glas Cola ist Sünde. Aber Gott hat uns den Körper zu einem klaren Zweck gegeben: „…. der Bauch ist für die Speise“ und „der Leib … für den Herrn“ (Vers 13).

Unser Körper ist dafür da, dass wir

a.Gottes gute Gaben nach seinen guten Vorgaben zu seiner Ehre genießen

b.dass wir ihm damit dienen.

Sexuelle Sünden sind ein Missbrauch des Körpers und Schändung dieses Tempels. Wer Hurerei betreibt, „sündigt gegen den eigenen Leib“ (Vers 18). Da Tätowieren ebenfalls eine körperlich-stoffliche Verbindung höchst fragwürdigen Hintergrunds und Ursprungs ist, drängt sich die Frage auf, ob diese Praxis nicht ebenfalls als Sünde gegen den eigenen Leib zu bezeichnen ist.

Der Leib des Christen gehört als Tempel nicht uns selbst, wir gehören uns gar nicht selbst, sondern sind „um einen Preis erkauft“ (1Kor 6,20; 7,23). Deshalb sprechen nicht nur gesundheitliche Bedenken gegen Tätowierungen, sondern auch die Eigentumsverhältnisse. Mit unserem Körper sollen wir Gott dienen, ihm unseren Körper und unsere Kraft weihen wie ein Opfer (Röm 12,1), und nicht unseren Körper zur Selbstverwirklichung und Selbstdarstellung verwenden. Unsere Haut ist nicht als Leinwand gedacht, das wäre eine Zweckentfremdung.

Mit der Haut und der Sichtbarkeit ist das ja ohnehin so eine Sache: Der Großteil unserer Hautfläche sollte in den meisten Situationen ohnehin nicht öffentlich exponiert sein, und Tattoos an den sichtbaren Hautstellen wie z.B. den Unterarmen gelten auch heute noch als unseriös und sind in vielen Berufen unerwünscht oder sogar verboten.

Und in der heutigen Zeit, wo beide Geschlechter ihre Körper „schmücken“, gilt beiden Geschlechtern der Aufruf aus 1. Petrus 3,3-4, dass unser Schmuck nicht äußerlich sein soll, sondern eine christusähnliche Bescheidenheit und Demut, ein stiller und sanfter Geist (vgl. 1Tim 2,9). Geben wir ein solches jesusähnliches Bild in der Öffentlichkeit ab?

Paulus pflegte seinen Leib nicht wie ein männliches Model, sondern er „zerschlug“ ihn und „knechtete“ ihn (1Kor 9,27; vgl. Röm 13,14). Er schrieb von sich: „Ich trage die Malzeichen Jesu an meinem Leib“ (Gal 6,17), was manche sogar als Argument für christliche Tattoos heranziehen! Doch Paulus meint damit, dass er durch den Dienst für Gott und die Verfolgung gekennzeichnet war auch in Form von Wunden durch Geißelung, Steinigung und vielerlei Entbehrungen.

Ich denke, man kann mit Fug und Recht sagen, dass Tätowierungen grundsätzlich eine „fleischliche“ Sache sind, die „dem Fleisch dienen“, das wir doch „für gekreuzigt halten“ sollen (Gal 5,24). Zum Glück ist das Christsein keine metaphysische Sache, abgehoben von dieser Welt, sondern wir sollen Gott mitten in dieser Welt dienen mit Haut und Haar, und ihm von ganzem Herzen unseren „Leib darstellen als lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst“ ist (Röm 12,1). Diese lebenslängliche Weihe, – die Nichtchristen durch Tätowierungen in Bezug auf ganze andere, wertlose Dinge ausdrücken – drücken wir durch die Taufe und durch unser alltägliches, hingegebenes Leben mit und für Gott aus. Möge an unserer Stirn wie bei den Priestern im Alten Testament stehen: „Heilig dem Herrn“ – das sei unser unsichtbares Siegel und unsere spürbare Auszeichnung vor der Welt.

Zusammenfassung
Gründe gegen Tätowierung bei Christen:


1.Mose 19,28 besagt, dass die heidnische Praxis gewaltsamer und permanenter Hautmodifikation Gottes Willen nach Heiligkeit widerspricht (2Kor 6,14-17).

2.Der heidnische Ursprung und Hintergrund des Tätowierens wird bis heute tradiert und gepflegt, was bei einem Blick in ein übliches Tattoo-Studio deutlich wird.

3.Diese Praxis ist auch heute mit weltförmigem Denken (Röm 12,2) verbunden: u.a. magisches Denken, Rebellions-Kultur, Konventionen-Verstoß, Eitelkeit, Eigensinn, Rücksichtslosigkeit. Sie widerspricht jesusähnlicher Demut und Bescheidenheit.

4.Gegen das Tätowieren sprechen starke und unabwägbare, langfristige gesundheitliche Risiken, auch was das Entfernen betrifft.

5.Sich als Christ tätowieren zu lassen, bedeutet, den Leib als Tempel des Heiligen Geistes stofflich und gewaltsam mit fragwürdigen Dingen und Hintergründen in Verbindung zu bringen. Das NT warnt eindringlich vor dem Missbrauch unseres Körpers (1Kor 3,17; 6,13-20), der nicht uns selbst gehört, den Christus teuer erkauft hat und der dem Dienst für Gott geweiht sein soll (Röm 12,1).

6.Die angeblichen geistlichen Motive (Kulturrelevanz, Gottesliebe, Zeugnis, Ausdruck von Kreativität) sind biblisch nicht überzeugend und nicht haltbar.

7.Die dauerhafte Körpermodifikation drückt Weihe, Identität und Verschriebensein aus. Sie ist kein „Ausrutscher“ wie andere Sünden oder situationsabhängig entfernbar, sondern eine radikale, bleibende Initiation in eine bestimmte Identität. Tätowierung steht damit in Konkurrenz zu Bekehrung, Wiedergeburt, Taufe und einem Gott hingegebenen Alltagsleben.
Quelle: url=https://www.betanien.de/christ-und-tatt ... s-zusammen]Hier[/url]
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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