Darf man als Christ Soldat sein?

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Moderator: eddi

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maxb
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Darf man als Christ Soldat sein?

Beitrag von maxb »

du möchtest also lieber in den Gesetzen Israels leben
Wo habe ich das gesagt? Ich habe nur darauf hingewiesen, dass Töten nicht gleich Töten ist, weil die Israeliten sonst auch nicht hätten kämpfen dürfen.
...ich aber im Gebot Jesus Christi ...und die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses...
Meinst du nicht, du dehnst das etwas zu weit? Wenn deine Frau oder dein Kind angegriffen wird, schaust du dann aus lauter Liebe zum Angreifer auch nur zu, weil ja dem Angreifer nichts Böses passieren soll? So wie du argumentierst, müsstest du konsequent sein und in solch einer Situation genau so reagieren. Ich sehe nichts Böses darin gegen jemanden handgreiflich zu werden - wenn nötig bis zum Tod-, der über meine Frau oder meine Kinder herfällt und ich sehe nichts Böses darin, mich gegen einen Aggressor zu wehren, der mein Land bedroht. Diese Dinge sind für mich in dem Gebot der Nächstenliebe mit enthalten!
P.S.: "Wer zum Schwert greift, muss auch durch das Schwert sterben"...sagt Jesus, als Petrus bei der ordnungsgemässen Verhaftung von Jesus das Schwert greift und einem der Soldaten das Ohr abschlägt...
Richtig...Ordnungsgemäß. Übrigens ist dieser Vers nicht besonders gut für deine Position...denn er sagt, dass der Angreifer durch das Schwert sterben muss.
Wenn wir jetzt überfallen werden, halte ich diesen Überfall für nicht besonders ordnungsgemäß und bin dann dankbar, wenn sich unser Land wehrt.

Wann und wo man kriegerisch tätig wird ist natürlich eine Sache, die man von Fall zu Fall genau untersuchen muss. Ich würde keinem Christen empfehlen in den Krieg zu ziehen, nur weil der Staat das jetzt so vorschreibt.

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Enrico
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Re: Darf man als Christ Soldat sein?

Beitrag von Enrico »

maxb"du möchtest also lieber in den Gesetzen Israels leben


Wo habe ich das gesagt? Ich habe nur darauf hingewiesen, dass Töten nicht gleich Töten ist, weil die Israeliten sonst auch nicht hätten kämpfen dürfen.
Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.(Epeher 6 vers 12)

maxb
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Beitrag von maxb »

??!

Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Max,
ich denke, dass das Wort uns hier ganz klar eine Vorgabe gemacht hat, die man nicht ignorieren sollte:
Offb 13,10 Wer in Gefangenschaft führt, geht in die Gefangenschaft; wer mit dem Schwerte tötet, soll durchs Schwert getötet werden. Hier ist die Standhaftigkeit und der Glaube der Heiligen.
Wer mit dem Schwert tötet, wird mit dem selben Tod bestraft. Wenn das mit der Standhaftigkeit der Gläubigen verbunden ist, dann heißt das eben, dass wir nicht uns in dieses Tun begeben sollen und dürfen, sondern standhaft diesem Kämpfen mit dem Schwert und widerstetzen sollen.
Biblisch steht hier das Schwert, ist aber übertragbar auf alle Kampfwaffen der Soldaten.

Gast

Beitrag von Gast »

Ist ja schon ein älterer Thread hier, doch vielleicht werde ich demnächst noch einmal was zu schreiben.

Habe das Buch vor mir "Der Christ und der Krieg - Vier Standpunkte" von Robert Clouse (Hrsg.)

Die 4 Standpunkte in diesem Buch sind:

1. Gewaltlosigkeit
2. Der christliche Pazifismus
3. Die Theorie vom "gerechten" Krieg
4. Der "Kreuzzug" oder "präventiver Angriffskrieg"

Wird vielleicht aber noch 2 Monate dauern. Habe noch ziemlich viel anderen Kram hier vor mir liegen, dem ich Priorität einräume.
Gruß und Segen
Samuel

FrankS
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Beitrag von FrankS »

Vermutlich muss man sich an dieses Thema ohnehin langsam antasten. Die Bibelstellen zu diesem Thema, seien sie direkt oder indirekt, scheinen mir längere Überlegungen wert zu sein... zumindest von meiner Warte aus. Betrachtet meine Worte hier also als "Brain-Storming".

Zurzeit finde ich die These: "Geistliche Kämpfe und Probleme werden geistlich ausgetragen und gelöst." sehr sinnvoll.

Es gibt für mich keinen zwingenden Grund, als Christ den Beruf des Soldaten abzulehnen. Natürlich sollen wir nicht morden. Die Tötung eines Menschen ist jedoch nicht immer ein Mord. Trotzdem wird uns alles, was wir nicht aus Glauben und im Glauben tun können, zur Sünde (Rö 14,23). Ein Soldat sollte bei dem was er zu tun hat also nicht gegen sein Gewissen handeln, nicht morden und es nicht tun, um den Glauben zu verteidigen.
Sehr interessant finde ich auch, dass der Beruf des Soldaten im NT nicht grundsätzlich abgelehnt oder negativ beurteilt wird.
- Vom Hauptmann Kornelius wird gar gesagt, er sei fromm und gottesfürchtig (Apg. 10,1ff). Sein Beruf wird an keiner Stelle thematisiert, scheint für das Leben als Christ also irrelevant zu sein.
- Ebenso der Hauptmann aus Math. 8 von dem Jesus sagt, er (Jesus) habe in ganz Israel keinen solchen Glauben gefunden wie bei diesem Soldaten (Vers 10).
- Gerade zu absurd mutet zu diesem Thema die Aussage von Johannes dem Täufer in Lk 3,14 an. Jedoch wirft auch Johannes ihnen nicht vor Soldat zu sein.

Darf man als Christ Soldat sein? Zurzeit würde ich sagen: Ja, und hinzufügen, dass es sicher kein Beruf ist, der einem Christen immer leicht von der Hand gehen dürfte.

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

In meiner alten Gemeinde in der ehemaligen DDR, war es für viele meiner Brüder auch ausschlaggebend, wen sie da dienen sollen. Sie hätten ja mit dem Fahneneid ,sich an diesem Staat mit seiner Ideologie gebunden. Dieses war neben der Aussage der Bibel für viele nicht tragbar.
Gruß Joschie!
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

FrankS
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Beitrag von FrankS »

Joschie hat geschrieben:...Sie hätten ja mit dem Fahneneid ,sich an diesem Staat mit seiner Ideologie gebunden. Dieses war neben der Aussage der Bibel für viele nicht tragbar. Gruß Joschie!
Diesen Grund würde ich aus meiner Sicht als berechtigt ansehen. Eine Gewissensfrage.

Gruß, Frank

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Auch wen es nur am Rande zu tun hat mit dem Thema "Christ und Soldat"
setze ich es mal rein.
Gebot „Du sollst nicht töten“ gilt ohne Einschränkung
Auf die Frage, ob Christen andere Menschen in bestimmten Situationen töten dürften, erklärte Dutzmann, das biblische Gebot „Du sollst nicht töten“ gelte für Christen ohne Einschränkung. „Nun können Christen aber in eine Situation geraten, in der es nötig ist, Gewalt anzudrohen und anzuwenden, um größere Gewalt zu verhindern oder zu beenden.“ Dann entstehe ein ethisches Dilemma, aus dem der Soldat nicht herauskomme, ohne schuldig zu werden. „Ein Christ weiß aber, dass er sich mit seiner Schuld an Gott wenden („…und vergib uns unsere Schuld“) und auf Vergebung hoffen darf“, so Dutzmann. Der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Alfred Buß (Bielefeld), kritisierte die Tötung des Terroristenführers ebenfalls. Gewalt anzuwenden, um Gewalt aus der Welt zu schaffen, sei eine verhängnisvolle Logik, sagte der Theologe der Zeitung „Neue Westfälische“ (Bielefeld). „Die Welt wird nicht besser, indem man Menschen tötet, sondern dadurch, dass man auf seine Feinde zugeht.“ Er bezweifle, dass der Tod bin Ladens die Welt friedlicher macht, so Buß. „Das Feindbild ist weg, nicht aber die Bedrohung.“

Quelle: hier
Gruß Joschie
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Der Pilgrim
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Beitrag von Der Pilgrim »

Sehr interessantes Thema über dass ich mir auch schon sehr viele Gedanken gemacht habe, aber bei dem es mir leider auch nie gelungen ist, zu einem klaren Ergebnis zu kommen. Prinzipiell dürfte es klar sein, dass man als Christ gewalttätige Konflikte auf jeden Fall vermeiden und bei jedem aufkommenden Problem natürlich eine friedliche Lösung anstreben sollte - ich denke, darüber ebsteht kein Zweifel.
Ein äußerst schwieriger Fall ist natürlich die Selbstverteidigung, wie hier ja auch schon gesagt wurde. Fällt es schon schwer, auf jegliche Gegenwehr zu verzichten, wenn man direkt angegriffen wird, so stelle ich es mir noch deutlich schwieriger vor, die Verteidigung von Freunden/Verwandten/Hilfbedürftigen zu unterlassen. Und obwohl das Neue Testament an vielen Stellen absolute Gewaltlosigkeit zu lehren scheint, kann ich es mir nicht vorstellen, dass man im christlichen Sinne handelt, wenn man zusieht, wie beispielsweise ein alter, schutzloser Mensch von einem aggressiven Halbstarken niedergeprügelt wird. In einem solchen Fall sollte das Gebot der Feindesliebe nicht dazu führen, dass man das Gebot der Nächstenliebe gegenüber dem Hilfsbedürftigen ignoriert, das kann kein christliches Verhalten sein. Aus dem Gebot der Feindesliebe und der Gewaltlosigkeit eine "absolute Passivität" abzuleiten, halte ich für äußerst schwierig.
FrankS hat geschrieben: Gerade zu absurd mutet zu diesem Thema die Aussage von Johannes dem Täufer in Lk 3,14 an. Jedoch wirft auch Johannes ihnen nicht vor Soldat zu sein.
Stimmt. Luther übersetzt hier:
"Da fragten ihn auch die Soldaten und sprachen: Was sollen denn wir tun? Und er sprach zu ihnen: Tut niemandem Gewalt oder Unrecht und lasst euch genügen an eurem Sold! "
Das mutet tatsächlich absurd an. Er verbietet den Soldaten zwar nicht ihren Beruf, aber fordert sie zur Gewaltlosigkeit auf. Die Schlachterbibel übersetzt an dieser Stelle aber interessanterweise etwas anders:
"Es fragten ihn aber auch Kriegsleute und sprachen: Und was sollen wir tun? Und er sprach zu ihnen: Mißhandelt niemand, erhebt keine falsche Anklage und seid zufrieden mit eurem Sold! "
"Gewalt tun" und "Jemanden misshandeln" sind zweifelsohne unterschiedliche Dinge.
Idea Nachrichten hat geschrieben:Der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Alfred Buß (Bielefeld), kritisierte die Tötung des Terroristenführers ebenfalls. Gewalt anzuwenden, um Gewalt aus der Welt zu schaffen, sei eine verhängnisvolle Logik
Das sehe ich wiederum genauso, gerade nachdem ich neulich auf Spiegel Online erfuhr, dass Bin Laden wohl unbewaffnet erschossen worden ist. Dass dieser Konflikt nicht auch auf friedlichere Weise hätte gelöst werden können, zweifel ich deswegen stark an. Das sein Tod geradezu gefeiert wird, halte ich ebenfalls für schlimm, und obwohl ich seine Schreckenstaten keineswegs verharmlosen will: Den Tod eines Menschen zu feiern halte ich für unmoralisch.
Darf man als Christ Soldat sein? Zurzeit würde ich sagen: Ja, und hinzufügen, dass es sicher kein Beruf ist, der einem Christen immer leicht von der Hand gehen dürfte.
Hier stimme ich dir zu. Man darf es sicher, aber für mich käme es keinesfalls in Frage und ich würde es auch keinem Christen empfehlen oder raten.
Was auch nicht unbedingt direkt mit dem Thema zu tun hat, aber was ich an dieser Stelle dennoch interessant finde ist (Da gerade das Beispiel des israelischen Heeres zuvor schon angesprochen wurde), dass es scheinbar schon im Alten Israel eine Freiwilligkeit im Heeresdienst gab (5. Mose 20,5-8), sodass das göttliche Gebot schon zu jener Zeit vorsah, dass solche, die es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können bzw. wie es hier ausgedrückt wird "ein verzagtes Herz haben", nicht gezwungen werden sollen, in den Krieg zu ziehen.

Freundliche Grüße,
Simon
Simon W.

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