Glaubensbekenntnisse Alte Zöpfe oder was?

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Moderator: Jörg

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Joschie
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Glaubensbekenntnisse Alte Zöpfe oder was?

Beitrag von Joschie »

Zu diesem Thema muß ich etwas weiter ausholen. In meiner alten Gemeinde spielte ein Bekenntnis keine Rolle. So das ich mich erst nach und nach, als ich nach Hamburg zog, damit befasste. Dort habe ich verschiedene Gemeinden besucht und oft bei der Frage nach dem Glaubensbekenntnis im besten Fall Kopfschütteln oder nichtssagende Aussagen bekommen. Gerade in Zeiten von lehrmäßiger Beliebigkeiten finde ich dieses nicht gut. Haben für euch Bekenntnisse noch einen Wert oder sind sie überholt? Bin gespannt auf eure Antworten. :!: :idea:
Joschie!
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Stefan Pohl
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Beitrag von Stefan Pohl »

Bekenntnisse sind Zäune, die innerhalb des Leibes des Christus errichtet werden. Das Wort Konfession – das ja nichts anderes als Bekenntnis heißt – ist faktisch gleichbedeutend mit Denomination. Wer Bekenntnisse aufrichtet, statt sich auf das zu beschränken, was geschrieben steht, zerteilt den Christus. Gerade gegen lehrmäßige Beliebigkeiten hilft nur das reine, unverfälschte Wort der Schrift ohne theologische Ergänzungen.

Robert
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Beitrag von Robert »

Wichtig ist schon, daß man in der Lage ist mitzuteilen, an was/wen man glaubt.
In eine Pfingst/Charis./Glaubens- Gemeinde oder eine Calvinistische Gemeinde würde ich nicht gehen.
Auch würde ich nie in eine Gemeinde gehen, die zum ACK gehört oder ökumenisch angehaucht ist.
Insofern sind gewisse Aussagen schon wichtig.

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H.W.Deppe
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Beitrag von H.W.Deppe »

Spurgeon schrieb z.B. in der von ihm 1855 herausgegebenen Ausgabe des baptistischen Bekenntnisses (von ursprünglich 1677):
Ich hielt es für angebracht, diese hervorragende Zusammenstellung von Lehren, die im Jahre 1689 von den baptistischen Pastoren unterzeichnet wurde, neu herauszugeben. Wir brauchen ein Banner der Wahrheit. Möge dieses kleine Büchlein das Anliegen des herrlichen Evangeliums unterstützen, indem es klar bezeugt, worin dessen Hauptlehren bestehen. … Dieses alte Schriftstück ist eine ausgezeichnete Zusammenfassung der Dinge, die von uns mit größter Gewissheit geglaubt werden.
Quelle: http://www.reformierte-baptisten.de/bekenntnis.htm

Gerade in unserer Zeit der lehrmäßigen Beliebigkeit, Orientierungslosigkeit und des postmodernen Pluralismus (jeder behauptet schließlich, sich auf die Bibel zu stützen) dienen prägnant formulierte Bekenntnisse dazu, einerseits falsche Lehren (die sich ja auch auf die Bibel berufen) ausdrücklich abzulehnen und andererseits die vorrangigen richtigen Lehren zu bekennen *und biblisch zu begründen*. Ein Bekenntnis fördert damit die Lehrfestigkeit. Ein richtiges Bekenntnis trennt auch nicht, sondern eint (siehe dazu Tim Kellys Buch "Auserwählt und eins gemacht).

Sola Scriptura ist zweifellos und unbestritten das Maß aller Dinge - sola et tota scriptura. Aber das ist etwas anderes als ein "Solo scriptura" - d.h. die Bibel allein *nach meinem subjektiven Verständnis*. Das würde letztlich zum postmodernen "ich allein" führen und in der Konsequenz zum gleichberechtigten Nebeneinander aller beliebigen Ansichten.

Werner
"Der Prophet, der einen Traum hat, erzähle den Traum! Wer aber mein Wort hat, rede mein Wort in Wahrheit! Was hat das Stroh mit dem Korn gemeinsam? spricht der HERR." (Jer 23,28)
Lasst uns bei dem bleiben, was geschrieben steht! Sola Scriptura!

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Hallo Stefan!
Was ist das unverfälschte Wort? Die unrev. Elberfelder, rev. Elberfelder, Luther, Schlachter oder DaBhaR :shock: :?: Ich habe bisher noch keine Gemeinde kennengelernt die kein Bekenntnis hatte,geschrieben oder nicht geschrieben, wenn es nur die eine bestimmte wahre Übersetzung ist. Du schreibst gegen lehrmäßige Beliebigkeiten hilft nur das reine unverfälschte Wort ohne theologische Ergänzungen. Wie willst du dann wissen ob dein Verständnis der Schrift richtig ist? Also schmeißen wir alle Kommentare, theologischen Bücher und 2000 Jahre Kirchengeschichte auf den Müll. :mrgreen: :mrgreen:
Joschie
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Stefan Pohl
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Beitrag von Stefan Pohl »

Joschie hat geschrieben:Also schmeißen wir alle Kommentare, theologischen Bücher und 2000 Jahre Kirchengeschichte auf den Müll.
War das eine Frage oder eine Aufforderung?

Aber mal im Ernst: Schmeißen wir doch alles auf den Müll, was aus dem Fleisch geboren ist. Du kannst selbst mal überlegen, wieviel Prozent der Kirchengeschichte (und vermutlich auch der theologischen Kommentare) da übrigbleiben. Es gibt jetzt sicher wieder Leute, die das furchbar arrogant finden, aber »die Kirche« (und ihre Geschichte) ist wahrlich nicht mein geistliches Erbe. »Die Kirche« hat sich selbst im 3. / 4. Jahrhundert von Christus abgeschnitten, nicht eingedenk der Warnungen aus Römer 11.

Was ist übrigens Deine Alternative zum puren Schriftwort? Sich aus allen Sonderbekenntnissen auf dem frommen Markt das schönste heraussuchen?

Herzliche Grüße, Stefan.

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Hallo Stefan!
Das war eine Frage,keine Aufforderung. Du fragst wieviel Prozent überbleibt von Kommentaren und Kirchengeschichte die positiv ist, mehr als mancher denkt. Wenn ich zum Leib Christi gehöre dann stehe ich auch zu seiner Geschichte im positiven wie im negativen. Ich kann mir nicht nur die Rosinen rauspicken wie es gerade mein Empfinden oder lehrmäßigen Einstellungen entspricht. Deine Einstellung die Kirche hat sich im 3.-4. Jahrhundert von Christus selbst abgeschnitten, ist nicht nur fürchterlich arrogant, diese Einschätzung kommt selbst von dir, sondern im höchsten Maß überheblich :!: :!: Du hast dich nicht dazu geäußert was du unter dem reinen Wort verstehst. Um Roß und Reiter zu nennen, zu welchen Bekenntnissen ich stehe, es ist das Westminster Glaubensbekenntnis und das Confessions of Faith von 1698 das ist das alte baptistische Glaubensbekenntnis.
Joschie
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Stefan Pohl
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Beitrag von Stefan Pohl »

Was hat jetzt bitte der Leib Christi mit der Kirche(ngeschichte) zu tun? Die Kirche hat die Gemeinde fast immer verfolgt.

Markus
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Beitrag von Markus »

Vielleicht sollten wir vorsichtig sein, den Leib Christi (bzw. das "wahre Christentum") irgendwie definieren zu wollen. Denn sobald wir eine Grenzlinie zwischen "Kirche" (innerhalb Christus) und "Welt" (ausserhalb Christus) ziehen, üben wir Gericht. Ein Gericht, das wir notabene nur aufgrund äusserer Wahrnehmung vollziehen können ("... ein Mensch sieht, was vor Augen ist...", 1. Sam 16,7).
Ob Bekenntnisse hilfreich sind, falsche von richtigen Lehren abzugrenzen, wage ich zu bezweifeln. Damit ist nämlich noch längst nicht geklärt, ob wir uns tatsächlich auf den inneren Sinn (und den Geist) des Wortes Gottes, oder eben nur auf den Buchstaben der Bibel (bzw. des Bekenntnisses) berufen.
Das erwähnte "Solo scriptura" (Bibel allein *nach meinem subjektiven Verständnis*) könnte natürlich auch folgendermassen angewendet werden: Bibel allein *nach meinem gewälten Bekenntnis*. Darin sehe ich eigentlich keinen Unterschied, ausser dass Bekenntnisse gewöhnlich breiter abgestützt sind.
Was wir viel besser und einfacher klären könnten ist die Frage, ob unsere Argumentation auf einem innerbiblischen Zeugnis oder auf ausserbiblischen Schriften beruht...
Markus

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Stefan Pohl
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Beitrag von Stefan Pohl »

Markus hat geschrieben:Vielleicht sollten wir vorsichtig sein, den Leib Christi (bzw. das "wahre Christentum") irgendwie definieren zu wollen. Denn sobald wir eine Grenzlinie zwischen "Kirche" (innerhalb Christus) und "Welt" (ausserhalb Christus) ziehen, üben wir Gericht. Ein Gericht, das wir notabene nur aufgrund äusserer Wahrnehmung vollziehen können ("... ein Mensch sieht, was vor Augen ist...", 1. Sam 16,7).
Natürlich können wir nicht über einzelne Menschen richten. Aber wir können die Werke der Finsternis als solche kenntlich machen, dies sollen wir sogar (Eph. 5, 11). Und wir können auch Organisationen, die einen geistlichen Anspruch erheben, wiewohl sie der Welt angehören, als solche erkennen und bezeichnen. Kirchen als solche können nicht Glieder am Leib des Christus sein, dies können nur einzelne Personen. Noch weniger kann eine Kirche als Gesamtheit der Leib des Christus sein. Diese Vorstellung ist schon fast lästerlich.

Markus
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Beitrag von Markus »

Mit "Kirche" habe ich nicht die "Institution Kirche" gemeint, sondern die "ecclesia" im Sinne der "Herausgerufenen". Die Institution "Kirche" ist ein irdisches Gefäss und hat nichts mit dem Leib Christi zu tun, das sehe ich genauso.
Aber gerade weil es sich bei den "Herausgerufenen" um eine geistliche Realität handelt, um einen Zustand, der inwendig verborgen ist, um eine Beschneidung, die am Herzen geschieht (Röm 2,28-29), halte ich eine definierte Grenzlinie, die sich z.B. an einem Bekenntnis orientiert, für ungeeignet.

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Stefan Pohl
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Beitrag von Stefan Pohl »

Dann ist dies der klassische Fall, daß wir wegen unterschiedlicher Begriffsinhalte aneinander vorbeigeredet haben. Ich benutze zur Wiedergabe von ecclesia nie den Begriff »Kirche«. Ecclessia bezeichne ich entweder als »Herausgerufene«, notfalls dort, wo ich damit rechnen muß, daß man mit dem Begriff nichts anfangen kann, auch mal hilfsweise als Gemeinde/Versammlung. »Kirche« benutze ich ausschließlich im Sinne von Babel: Das Reich der Vermischung.
Markus hat geschrieben:Aber gerade weil es sich bei den "Herausgerufenen" um eine geistliche Realität handelt, um einen Zustand, der inwendig verborgen ist, um eine Beschneidung, die am Herzen geschieht (Röm 2,28-29), halte ich eine definierte Grenzlinie, die sich z.B. an einem Bekenntnis orientiert, für ungeeignet.
Da stimme ich zu.

Markus
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Beitrag von Markus »

Ja, solche Begriffe sind eben durch vielerlei Vorstellungen besetzt.

Worauf stützt du deine Argumentation, dass die "Kirche" das Reich der Vermischung, bzw. Babel sei?

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Stefan Pohl
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Beitrag von Stefan Pohl »

Kirche ist zuerst mal kein biblischer Begriff. Da wir aber ermahnt werden, ein »Muster gesunder Worte« (2. Tim. 1, 13) zu pflegen (womit ja nur schriftgemäße Worte gemeint sein können*), andererseits auch »nicht über das hinaus zu sinnen, was geschrieben steht« (1. Kor. 4, 6) taugt er schon mal keinesfalls zur Bezeichnung geistlicher Dinge, also in dem Fall der Herausgerufenen. Es gibt auch keine etymologische Verbindung, die dies erlauben würde.
Für die Einordnung des Begriffes »Kirche« sei zunächst die RKK herangezogen, die sich ja selbst auch als »die Kirche« sieht. Diese hat das Prinzip der Vermischung babylonischer Mysterienkulte und christlicher Teilwahrheiten perfektioniert, auch weitere Kulte (z. B. Mithraskult, Ascherakult, Voodoo) integriert und verdaut. Sie ist das Bild einer Mischreligion schlechthin. Die daraus via Reformation hervorgegangenen Kirchen spiegeln dieses Bild in abgeschwächter Form.


*Notiz an alle Schlauberger: Natürlich benutze ich Staubsauger und Telephone, obwohl nichts darüber geschrieben steht. Hier geht es aber um Bezeichnung geistlicher Dinge und geistlicher Wahrheiten, da haben »Neuerungen« keinen Platz.

Markus
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Beitrag von Markus »

Der Terminus "Begriff" ist auch kein biblischer Ausdruck. Also müssten wir statt "Begriff" immer "Wort" (Logos) sagen, um deinem Anspruch gerecht zu werden (ich weiss natürlich, dass dieser Vergleich hinkt... :-).
Ich werde mich also bemühen, die etymologisch korrekten Begriffe zu verwenden. Denn im Grundsatz bin ich mit dir einig. Wir sollten unsere Gespräche über biblische Themen möglichst im Rahmen der biblischen Terminologie halten.
Was die RKK betrifft, so magst du ja Recht haben. Aber die Verbindung der RKK mit "Babel" geht für mich weit über das hinaus, was geschrieben steht...

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