Kennt die Schrift einen freien Willen

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Moderator: Jörg

Eddie
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Beitrag von Eddie »

Hallo Leute!

Ich denke Römer 9,14-23 wie von C.K zitiert sagt alles, und zu deinem Beitrag, C.K. --> genau!

Dennoch muss ich dir, Robert, zustimmen, dass es keine Bibelstelle gibt, die den Menschen "zur willenlosen Marionette macht".
Das ist aber auch nicht das Wesen Gottes, dass er jemanden "zur Marionette" macht -- er lässt uns doch unseren Willen...aber dieser ist nun mal nicht ein solcher, dass wir fähig wären, uns für das Gute zu entscheiden.
Das Gute wird durch den Heiligen Geist bewirkt, und deshalb durch Gott. Doch dieses Eingreifen kommt eben NUR durch Seine Gnade -- und das auch nicht bei jedem, sondern bei den Erwählten, denn sonst würdest du entgegen der Bibel JEDEM die Möglichkeit zusprechen, sich für Gott und für unseren Herrn zu entscheiden...
Die Bibel könnte so kurz sein:Alle Erwählten kommen in den Himmel, alle Anderen in die Hölle! Ende der Bibel!

Gibt es einen Grund, warum die Bibel so dick ist und den Menschen von Sünde überführen will?
Die Bibel verfolgt das Ziel, die Menschen zu belehren, damit die Ehre Gottes größer und größer wird.
Dieser Punkt muss auch denke ich bei vielen Stellen mit betrachtet werden, bei Auslegungen und verschiedenen Lehren...
(Robert nicht dass du denkst ich gestehe dir ein Augenmerk auf diesen Punkt nicht zu: es ist allgemein geschrieben :wink: )

Also dann liebe Grüße,
Eddie

--> Ach ja und Robert hast Recht mit Jona :wink:

eugen
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Beitrag von eugen »

Robert hat geschrieben:Das Beispiel von Jona ist nicht angebracht, weil es dort um einen Auftrag und NICHT um Errettung geht.
Habe ich auch schon geschrieben! Bitte nochmal genau lesen:
Ich weiß, hier geht es nicht um eine Bekehrung, sondern um eine Berufung bzw. um einen Auftrag. Dennoch: Hat sich Gott hier über Jonas "Willen" hinweggesetzt? Werden die erweckten Sünder nicht genauso wie Jona in die "Enge getrieben" (Sündenerkenntnis!), so dass sie nur noch eine "Wahl" haben!?

Die Frage ist nicht ob es um eine Bekehrung geht oder um einen Auftrag, sondern ob sich Gott über den sog. "Willen" eines Menschen hinwegsetzen kann. Und, wie es Jona gut verdeutlicht, das kann ER!
Um es wie Robert auszudrücken: Hier geht es darum ob Gott Menschen zu Marionetten machen kann und macht oder nicht! (Ich weiß, das Wörtchen "Marionetten" ist zu hart und unpassend.) Dazu kann ich den Artikel von Spurgeon von der Homepage, auf die C.K. hingewiesen hat, herzlichst empfehlen:
http://www.fb-gemeinde.de/Deutsch/SpurgDT28.html

Gruß
Eugen

Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Robert,

Du schreibst:
Lieber David, wo wird gelehrt, daß der Wille des Menschen nicht betroffen ist?
In den von Dir genannten Bibelstellen steht tatsächlich nicht, daß der Mensch keinen freien Willen hat. Es steht, wie ich bereits geschrieben habe, aber auch nicht, daß der Mensch einen freien Willen hat. Diese Bibelstellen sind also weder ein Beleg für einen freien noch für einen unfreien Willen.

Dasselbe gillt für Jesu Aussage: "Ihr habt nicht gewollt!" Das ist schlicht eine Tatsache. Es steht aber nicht da, ob nun der Wille frei war oder nicht.

Mit dem Gleichnis vom Hochzeitsmahl habe ich mich nicht intensiv auseinandergesetzt. Jedoch wird da auch nirgends der freie Wille gelehrt. Vielmehr endet das Gleichnis mit folgendem Satz:
Mt. 22,14:
Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt!
Außerdem ist es schwierig, eine Lehre auf einem Gleichnis aufzubauen, da in den verwendeten Bildern nicht unbedingt alle Aspekte einer Sache hervorgehoben werden.

Warum die Bibel so dick ist, die Marionetten (obwohl ich das auch nicht behaupte)..., das sind wieder Fragen, die sich aus unseren menschlichen Überlegungen ergeben. Darauf möchte ich mit einem Zitat Luthers antworten:
Wie? Soll dein Schöpfer von dir, seinem Geschöpf gelehrt bekommen, was zu predigen nützlich sei und was nicht?"
Aber wieso nennst Du mir nicht einen Vers, wo explizit der freie Wille genannt wird bzw. eben beschrieben wird, daß der Mensch sich frei entscheiden kann?

Liebe Grüße,

David

C.K.
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Beitrag von C.K. »

Wieso reden wir eigentlich immer vom "freien" oder "unfreien" Willen?

Es ist sehr interessant, in 1. Mose zu lesen, wie und was Gott zum Menschen ganz zu Beginn sprach:

Ich lese fast ausschliesslich von Aufgaben und Anordnungen (Befehlen/Imperativen) und nicht, dass der Mensch jemals die freie Wahl gehabt hätte, zu tun (oder zu lassen) was ihm beliebt (ausser den Tieren ihren Namen geben).

1Mo 1,28 Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht.

Sie hatten nicht einmal die "freie Wahl" zu essen, was ihnen beliebte, sondern es war vorgegeben:

1Mo 1,29 Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise. 1Mo 1,30 Aber allen Tieren auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das auf Erden lebt, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Und es geschah so.

Auch des Menschen Wohnort war vorherbestimmt:

1Mo 2,8 Und Gott der HERR pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte.

1Mo 2,15 Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, daß er ihn bebaute und bewahrte.
1Mo 2,16 Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, 1Mo 2,17 aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm issest, mußt du des Todes sterben.

Was der Mensch auf Gottes Geheiss hin (sic!) tun durfte , war, den Tieren ihre Bezeichnung zu geben:

1Mo 2,19 Und Gott der HERR machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen, daß er sähe, wie er sie nennte; denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heißen.

Das Grundproblem des Menschen ist der Ungehorsam, d.h. der Unglaube. Wenn ich nämlich glaube, dann gehorche ich auch - wenn ich nicht gehorche, dann zweifle ich. Glauben heisst Vertrauen. Und genau dieses Vertrauen in Gott wurde und wird von der Schlange in Zweifel gezogen.

Der Mensch kann nur in der absoluten Abhängigkeit von Gott richtig existieren (Joh 15,5), alles andere ist dahinvegetieren.

Ich meine, zu erkennen, dass der Mensch, der Böses tut, dies aus eigenem Willen tut, währenddem alles Gute allein von Gott bewirkt wird, resp. in Ihm seinen Grund hat.
SOLI DEO GLORIA!

Robert
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Beitrag von Robert »

Im Grunde kann man viele Übereinstimmungen feststellen, nur der Schluß ist anders.
Will GOTT ALLE Menschen retten, dann würde er nach Eurer Meinung nur welche auswählen die ER will ( ohne Begründung).
Nach unserer Meinung will ER alle Menschen erretten, spricht alle Menschen an, d.h. sie haben ALLE die gleiche Möglichkeit.
GOTT respektiert hier den Willen des Menschen, was ER nicht müßte und gegen den Willen doch machen könnte.
Hierin sehe ich , daß wir in SEINEM BILD geschaffen sind!
Hierin sehe ich SEINE Liebe zu allen Geschöpfen.
Hierin sehe ich göttliche Gerechtigkeit vor SEINEM GERICHTSTHRON.


Ich bete daher für Menschen, daß GOTT sie mehrfach anspricht durch bestimmte Begegnungen, Träume, Umstände usw.

Beide Auffassungen sind natürlich nicht miteinander verknüpfbar/vereinbar.Da muß man eine Entscheidung treffen.

Raphael
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Beitrag von Raphael »

Hallo Robert ich glaube die Sicht über die Errettung von Sündern, die wir Calvinismus nennen, wurde in diesem Thread mit vielen (noch :?: :!: ) nicht widerlegten Bibelstellen belegt. Während du (oder andere Vertreter deiner Ansicht) bisher noch keine Bibelstelle gebracht hast, die nicht widerlegt wurde.
Ich möchte die schon mehrfachgestellte Frage von Johannes nochmals stellen und hoffe noch eine Antwort (oder eine Meinungsänderung :wink: ) zu bekommen:
Hallo Zusammen

ich habe etwas die Diskussion hier verfolgt und wüsste gern mal eine Bibelstelle von den Vertretern des "Freien Willens", die den "Freien Willen" auch lehrt. Dabei meine ich nicht die Freiheit zur Wahl des Mittagessens (die Freiheit hat der Mensch), sondern allein bezüglich der Annahme des Heils (nicht der Ablehnung desselbigen, das entspricht m.E. nämlich der Natur des Menschen). Dabei möchte ich nicht eine Stelle die den Menschen vor die Wahl stellt, denn das allein impliziert noch keine Willenfreiheit. Schließlich ist der Mensch auch dazu aufgefordert, deas Gesetz zu halten, ist dazu aber offensichtlich unfähig. Die Stelle sollte also in etwa so lauten:

"Und sie (die Menschen) sind frei, um Freiheit und ewiges Leben zu wählen durch den großen Mittler für alle Menschen oder um Gefangenschaft und Tod zu wählen gemäß der Gefangenschaft und der Macht des Teufels; denn er trachtet danach, daß alle Menschen so elend seien wie er selbst"

Keine Geschichten oder ewige Erklärungen, sondern nur eine Bibelstelle, die so einschlägt wie das da oben.

Gruß

Johannes
Du schriebst weiterhin:
sie haben ALLE die gleiche Möglichkeit
Gibt es dafür einen biblischen Beleg? Hatte ein Esau die gleiche Möglichkeit wie ein Jakob?
Denn dieses Wort ist ein Verheißungswort: "Um diese Zeit will ich kommen, und Sara wird einen Sohn haben". 10Nicht allein aber das, sondern auch als Rebekka schwanger war von Einem, von Isaak, unserem Vater,

11selbst als die Kinder noch nicht geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten (auf daß der Vorsatz Gottes nach Auswahl bestände, nicht aus Werken, sondern aus dem Berufenden), 12wurde zu ihr gesagt: "Der Größere wird dem Kleineren dienen"; 13wie geschrieben steht: "Den Jakob habe ich geliebt, aber den Esau habe ich gehaßt."
Was wir angesichts dieser Stelle keinesfalls behaupten können, ist zu sagen alle hätten die gleiche Chance, denn das hieße Gottes Souveränität, die sich hier als eine Souveränität vorstellt, die frei wählt, was und wen sie will, vollends zu verleugnen.

Hatte der Pharao die gleiche Möglichkeit, wie ein Abraham oder ein Mose? Auf keinen Fall, denn:
Denn er sagt zu Moses: "Ich werde begnadigen, wen ich begnadige, und werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarme". 16Also liegt es nun nicht an dem Wollenden, noch an dem Laufenden, sondern an dem begnadigenden Gott. {Eph.2,8}Epheser 2,8
Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittelst des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; 17Denn die Schrift sagt zum Pharao: "Eben hierzu habe ich dich erweckt, damit ich meine Macht an dir erzeige, und damit mein Name verkündigt werde auf der ganzen Erde". 18So denn, wen er will, begnadigt er, und wen er will, verhärtet er.
Diese Verse widersprechen dir total. Es hat halt nicht jeder die gleiche Chance, weil Gott, gerechter und souveräner Weise, nicht jedem die gleiche Chance lässt!

Keiner hat eine Chance verdient, doch Gott schenkt manchen in Gnade, nicht allein, die Chance, sondern das Nutzen dieser Chance dazu.

Verbiegst du nicht den die hier aus Römer 9 zitierten Stellen, wenn du anderes sagst?

Ohne, dass ich Spaltungen wünsche oder schaffen möchte, ist es doch auch mein Wunsch, dass Christen Gott als Einheit, als ein Leib, ehren, muss ich feststellen (oder liege ich falsch?), dass es nicht so viele Übereinstimmungen gibt. Ich freue mich, dass wir in Bezug auf unser Fundament, alle dem Herrn Jesus Christus gehören und deshalb, sollten wir auch keine Einigung in diesem Thema erzielen, uns miteinander freuen und uns lieben können, wie allein Brüder(Schwestern) im Glauben sich lieben können. Und doch ist hier eine Schnittstelle, denn wir beide haben unterschiedliche Ansichten darüber wie ein Mensch gerettet wird. Der Link auf den C.K. verwies gibt meiner Meinung nach eine sehr gute Zusammenfassung meiner und deiner Sicht an und gleichzeitig, denke ich, ohne dich anzugreifen, sondern allein diese Lehre, zeigt er wie absurd der Arminianismus ist. Ich zitiere zuerst deine (und die vieler anderer) Sicht:
Gemäß dem Arminianismus:

Die Rettung wird vollbracht durch die vereinten Bemühungen Gottes (der die Initiative hat) und des Menschen (der antworten muß) – die Antwort des Menschen ist der bestimmende Faktor. Gott hat die Rettung für alle bereitgestellt, aber seine Bereitstellung wird nur wirksam für die, die sich aufgrund ihres eigenen freien Willens, "entscheiden" mit Ihm zu kooperieren und die von Ihm angebotene Gnade anzunehmen. Am entscheidendsten Punkt spielt der Wille des Menschen die entscheidende Rolle; Demnach bestimmt der Mensch, nicht Gott, wer das Geschenk der Rettung empfängt.
Und jetzt meine(und die vieler anderer):
Gemäß dem Calvinismus:

Die Rettung wird vollbracht durch die allmächtige Kraft des dreieinen Gottes. Der Vater erwählte eine Gruppe von Menschen, der Sohn starb für sie, der Heilige Geist macht den Tod Christi wirksam, indem er die Auserwählten zum Glauben und zur Buße bringt. Dadurch bewirkt er, daß sie willentlich dem Evangelium gehorchen. Der ganze Prozeß (Erwählung, Erlösung, Wiedergeburt) ist das Werk Gottes und ist allein aus Gnade. Demzufolge bestimmt Gott, nicht der Mensch, wer das Geschenk der Rettung empfängt.
Ich denke wir sehen den riesengroßen Unterschied. Im Calvinismus rettet Gott; im Arminianismus rettet der Mensch :!: :!:

Raphael
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H.W.Deppe
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Beitrag von H.W.Deppe »

Raphael hat geschrieben:Ich denke wir sehen den riesengroßen Unterschied. Im Calvinismus rettet Gott; im Arminianismus rettet der Mensch


Danke für deine ansonsten guten Ausführungen - aber darf ich hier etwas präzisieren?

Im "Calvinismus" - bzw. in der biblischen Lehre, rettet Gott ALLEIN (Monergismus)
Im Arminianismus (und Katholzismus und diversen christlichen Sekten) wirken Gott und Mensch in der Rettung zusammen (Synergismus)

Grüße, Werner
"Der Prophet, der einen Traum hat, erzähle den Traum! Wer aber mein Wort hat, rede mein Wort in Wahrheit! Was hat das Stroh mit dem Korn gemeinsam? spricht der HERR." (Jer 23,28)
Lasst uns bei dem bleiben, was geschrieben steht! Sola Scriptura!

Raphael
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Beitrag von Raphael »

Ich stimme dir voll zu Hans-Werner!
Doch es war meine Absicht (vielleicht nicht so ganz koscher) den Unterschied krass darzustellen, aber du hast recht.

Raphael
Zuletzt geändert von Raphael am 17.01.2008 16:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Gast

Beitrag von Gast »

Hi Raphael,
ich vermute, Du hast bereits die ein oder andere Diskussion über das Thema hinter Dir. So have I. Ich bin kein Vertreter eines Freien Willens und doch stehe ich der calvinistischen Lehre ablehnend gegenüber. Sie ist Menschenwerk. So wie fast jeder -ismus. Am besten formuliert hat es m.E. ein Bruder, der jüngst verstorben ist, William MacDonald in seinem Exkurs über die Erwählung in seinem Kommentar zum NT.
Ich denke, Römer 9 handelt überhaupt nicht von der Errettung. Das Beispiel von Isaak und Jakob/Esau und Mose/Pharao dienen dazu, Gottes Position als Herrscher zu verdeutlichen. Gott ist Gott. Er darf bevorzugen und hintenanstellen. Er darf verstocken und begnadigen. Das alles hat mit Israel und der Heilsgeschichte Gottes zu tun. Denn die Frage, die in Römer 9 beantwortet wird ist die, warum Israel, obwohl es doch die 8fachen Segnungen besaß, das Heil mehrheitlich nicht erfasst hat. Sind Gottes Verheißungen hinfällig geworden? Diese Frage wird beantwortet und nicht die, wie man gerettet wird.
Aber seis drum.
Ich glaube, jeder sieht die Dinge so, wie er sie sehen will. In "Fiat lux" wird das ganz gut aufgezeigt (wobei ich der Schlußfolgerung nicht folgen mag). Auch bei Euch reformatorischen ist das der Fall. Es sollte jeder so demütig sein, anzuerkennen, daß unser Erkennen stückweise ist und wir hierin ebenfalls nicht frei sind, da unser Verstand und v.a. unsere Prägung uns gewissermaßen "verbiegt". Ob die Biegung oder der Filter oder wie-auch-immer geartete Subjektivität richtig ist, sehen wir in dem Zeitpunkt, wo wir IHN sehen werden, wie er ist. Bis dahin mag ich diesem viel zu aufgebauschten Thema, dem m.E. in der Schrift weniger Raum gelassen wird als in unserer heutigen Diskussion nicht mehr Raum geben als es die Schrift tut. Was ich aber gar nicht mag ist die Art, wie von manchen hier Gräben aufgerissen werden, die sie selbst nicht zu füllen wissen. Da denke ich manchmal, daß die Erkenntnis, die nicht vom Geist Gottes ist, aufbläht und nicht der Einheit dient. Von daher danke ich Dir für die Worte, es nicht über dieser Frage zur Spaltung kommen zu lassen.
M.

Robert
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Beitrag von Robert »

Lieber Raphael, Du hast nichts bewiesen, weil Du nichts beweisen kannst.
Alle Deine Bibelstellen hast Du falsch verstanden und falsch ausgelegt.
Auf meine Einwände gehst Du erst gar nicht ein.
Du hast ein unbiblisches Bild von GOTT, es prägt Deine Auslegung von Bibelstellen.

Es gibt NICHT EINE Bibelstelle, in der behauptet wird, der Mensch wäre eine Marionette, die keinen Willen hat.
Alle Stellen über Erwählung beziehen sich auf das WOZU, nicht darauf wie sie errettet wurden!
Deine Auslegung macht viele Bibelstellen sinnlos und erklärt Jesus zum Lügner!
Z.B. wenn er sagt:Ihr habt nicht gewollt!
Dann hat Jesus Eurer Meinung nach gelogen!
Er müßte sagen: Ihr habt nicht gedurft, ihr hattet keine Möglichkeit, ihr wart verworfen.

GOTT in SEINER Gerechtigkeit dürfte niemanden verurteilen, weil ER selbst die Verantwortung hat.

Liebe und Gerechtigkeit kommt bei Euch nicht als Frage in Betracht.Ihr überbetont, daß der Mensch tot war/ist, ohne zu klären was das bedeutet.
ABER wir sind immer noch Bild GOTTES!

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Enrico
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Re: Kennt die Schrift einen freien Willen

Beitrag von Enrico »

[
Wie sagte doch Jesus ?
Wer da Sünde tut ...der ist der Sünde Knecht.

Raphael
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Beitrag von Raphael »

Hallo Robert,
ich habe gleich im ersten Text, der diesen Thread eröffnete geschrieben, was ich (und andere) unter dem unfreien Willen meinen. Nämlich einen Willen, der frei ist, Entscheidungen aufgrund seines Sinnes, seiner Wünsche, seines Herzens, zu treffen. Der Wille entscheidet sich immer für den stärksten momentanen Drang/Wunsch. Er ist also frei und verantwortlich. Weil der Mensch jedoch Sünder ist, "und alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse allezeit" (1. Mose 6, 5) ist der stärkste Drang/Wunsch immer der, zu sündigen!
Lies dir den Vers mal genau durch: und alles Gebilde der Gedanken (man kann auch Trachten oder Planen übersetzen)seines Herzens nur böse allezeit.
Er ist der Sünde Knecht, sein Wille ist frei um aus seinem Herzen zu holen, was darinnen ist, denn das ist die Funktion des Willens, nicht die, zu bestimmen was im Herzen ist. Der Wille ist der Startknopf zum Abschuss einer Rakete, er gibt aber nicht die Richtung vor, sagte Walter Chantry.
Ich glaube du hast meine Position nicht verstanden.
@Mephiboschet: Es ist meine zweite Diskussion zum Thema, aber du hast Recht, dieses Thema kann man schnell überbewerten. In dieser Gefahr stehe ich auch. Mir geht es so, das dieses Thema schnell allein eine Kopfsache ist und bleibt und wir nicht den Segen erfahren, der hinter diesen Gedanken steckt. Ich denke Hans-Werner hat es richtig ausgedrückt als er schrieb:
Im "Calvinismus" - bzw. in der biblischen Lehre
Ich denke Calvinismus ist lediglich eine Beschreibung eines biblischen Gedankens, weil Calvin diesen Gedanken, nach langer Zeit im Dunkel, wieder ans Tageslicht holte. Außerdem ist es schneller zu schreiben :wink: .
Herzliche Grüße

Raphael
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Raphael
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Beitrag von Raphael »

@Mephiboschet:
Ich denke, Römer 9 handelt überhaupt nicht von der Errettung.
Soll in Römer 9 der Gedanke von Rettung und Heil gar nicht finden lassen? Ich denke der Gedanke von Gottes Herrschaft auch in der Errettung der Menschen lässt sich schon finden, denn Sätze wie:

"Denn er sagt zu Moses: "Ich werde begnadigen, wen ich begnadige, und werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarme". 16Also liegt es nun nicht an dem Wollenden, noch an dem Laufenden, sondern an dem begnadigenden Gott. {Eph.2,8}Epheser 2,8
Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittelst des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; 17Denn die Schrift sagt zum Pharao: "Eben hierzu habe ich dich erweckt, damit ich meine Macht an dir erzeige, und damit mein Name verkündigt werde auf der ganzen Erde". 18So denn, wen er will, begnadigt er, und wen er will, verhärtet er."

reden schon vom persönlichen Heil. Natürlich auch in Bezug zu unserem Leben, und Wirken, wie es bei Pharao der Fall war. Es geht um Gottes Souveränität, die in Rettung von Sündern nach seinem Erbarmen, ebenso wirkt, wie im Umgang mit seinem Volk. Ich bin mir dazu jetzt aber noch nicht hundertpro sicher. Was sagst du dazu?
Ich freue mich auf deine Antwort!

Raphael
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Albrecht
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Beitrag von Albrecht »

Hallo Raphael, hallo zusammen,

ich habe das gleiche was ich jetzt schreibe schon in meinem Beitrag „Lehrt die Bibel ein zukünftiges Königreich Jesu Christi auf Erden“ geschrieben, und wiederhole es hier, weil ich glaube, daß es auch hier zumindest für eine Seite zutrifft.

Man gewinnt, wenn man sich die Beiträge durchließt den Eindruck, daß diejenigen, die an einer Gnadenwahl Gottes zur ewigen Seligkeit des Sünders festhalten, wieder vor allem von ihrem philosophisch-theologischen Vernunftgebäude, das sie sich selbst gemacht haben, oder das sie bei Calvin oder anderen abgeschaut haben, her argumentieren, aber nicht allein vom Wort Gottes her. Wenn Werner oder Rafael sagen: Calvinismus = biblische Lehre, dann wird das Ergebnis praktische vorweggenommen, und zwar durch eine Denkvoraussetzung die eben nicht alle hier teilen. Ich bin z.B. der Überzeugung daß der Calvinismus eine der schlimmsten Irrlehren waren von denen die Christenheit heimgesucht worden ist. Und zwar aus dem Grund, daß es keine andere reformatorische Glaubensströmung gegeben hat aus der so viele Sekten hervorgegangen sind wie aus dem Calvinismus. Das hat es weder bei den zwinglischen Reformierten noch bei den Lutheranern gegeben. Dabei sollte man auch nicht übersehen, daß Calvinismus und Arminianismus zwei Seiten ein und derselben Medaille sind. Die Spaltung und die Verwirrung die durch diese Lehre angerichtet worden ist, sucht ihres Gleichen in der Kirchengeschichte und scheint sich jetzt hier im Forum wie ein unabänderbares Gesetz fortzusetzen. Rafael und Werner geht mal von Euren Denkvoraussetzungen weg und gebt dem Wort Gottes eine Chance, sonst brauchen wir uns hier nicht weiter auszutauschen.

Ich glaube auch, daß die Lehre von der Gnadenwahl Gottes zur ewigen Seligkeit des Sünders eine wahre Lehre ist und ich glaube auch, daß der Sünder, der Christus noch nicht erkannt hat, in Dingen die sein Heil betreffen keinen freien Willen hat. Deshalb ist auch das Bild vom Rettungsring, das Werner erwähnt hat, falsch. Der Rettungsring hilft dem Menschen nichts, denn er kann ihn nicht ergreifen, weil er ihn nicht als solchen erkennen kann.

Ein Toter bedarf nicht eines Rettungsringes, sondern der Auferweckung und an dieser Auferweckung kann er nicht ein Stückchen mitwirken, sie ist allein das Handeln Gottes an ihm. Richtiger wäre ein Bild gewesen, das den Worten des Psalmisten in Ps. 18, 16 entsprochen hätte:

„Er streckte seine Hand aus von der Höhe, er nahm mich, er zog mich aus den großen Wassern.“

So zog in der Tat Gott den Sünder zu sich, heraus aus dem Reich der Finsternis in dem er ohne Sinn für die Dinge Gottes lebte und machte ihn lebendig und damit zu einem Kind Gottes.

Trotzdem ist es beschämend, wie Christen nicht in der Lage sind sich auf das Wort Gottes einzulassen, sondern allein ihr von Menschen gemachtes System, an das sie sich angehängt haben, zu verteidigen suchen, meist mit recht dürftigen menschlichen Argumenten oder aber mit Schriftstellen die denkbar ungeeignet sind.

In der Sache glaube ich nicht, daß Robert richtig liegt, aber im Gegensatz zu denen, die die Gnadenwahllehre hier vertreten hat man bei ihm den Eindruck, daß er sich mit dem Thema aufrichtiger auseinandersetzt, während ich bei Werner, Rafael, C.K. (bis auf den letzten Beitrag, dort hat C.K. etwas gesagt, was ihn bei Calvinisten sofort zum Ketzer machen würde, er hat nämlich die Zornwahl, die Dreh- und Angelpunkt das Calvinschen Systems ist angezweifelt, und den Eigenwillen des Menschen richtigerweise zur Ursache für das Verlorengehen gemacht) etc. den Eindruck habe, daß sie, leider oft mit wenig biblischer Substanz, letztlich das System Calvinismus verteidigen.

Noch etwas zu dem Satz von Raphael der in typischer Weise dieses Verhalten zeigt.

1. Eine Berufung auf die Lehre von Calvin, kann höchstens dazu helfen, bestimmte Wahrheiten, die Calvin in seinen Lehren betont hat, besser erkennen zu helfen. Die Lehre Calvins kann aber nie, mit der biblischen Lehre gleichgestellt werden, so wie es Werner und Raphael tun. Calvin war ebenso wie Luther ein Mensch mit Unzulänglichkeiten und sogar Fehlern, auch in dem was er gelehrt hat. Vieles war richtig aber gerade in seiner Lehre von der ewigen Vorherbestimmung hat er leider auch sehr falsch gelehrt.

2. Calvin hat keine Wahrheit ans Licht gebracht, sondern er hat eine Wahrheit die Luther – wenn man so will - wieder ans Licht gebracht hat (und mit der er sich gegen den römischen Pelagianismus gewendet hat), nämlich die Lehre vom unfreien Willen und der Rettung des Sünders allein aus Gnade (Lehre von der freien Gnadenwahl Gottes), überzeichnet, in dem er der Gnadenwahl noch die in der Bibel nicht gelehrte Zornwahl hinzugefügt und damit die Gratia universalis die zweite Grundwahrheit der Christlichen Lehre von der Gnade Gottes gegenüber den Menschen, neben der sola gratia, geleugnet hat.

Das war eine schlimme Verirrung, die Gottschalk (gest. 829) schon einmal erfolglos versucht hat in der Kirche populär zu machen, aber nicht die Wiederbringung einer verschütt gegangenen Wahrheit. Keiner der alten Kirchenväter hat jemals eine solche Lehre gelehrt. Calvin hat mit seiner Lehre etwas völlig neues in die Kirche eingeführt, und das mit schlimmen Folgen.

Charles Finney und die Charismatische Bewegung sind ein Kind des Calvinismus, entstanden aus der Reaktion auf den Hypercalvinismus. Etwas Ähnliches könnte man über die Pfingstbewegung sagen, die aus der Heiligungsbewegung hervorging, die wiederum aus dem arminianischen Methodismus kam. Auf dieselbe Art und Weise ist die Irvingianische Bewegung entstanden. Immer war Auslöser der Hypercalvinismus, der eine Gegenreaktion provozierte, die das Pendel auf die andere Seite ausschlagen ließ und plötzlich das menschliche Handeln in den Mittelpunkt rückte, - mit oft verheerenden Folgen. Anstatt in sich zu gehen und darüber nachzudenken was der Calvinismus diesbezüglich an Verwirrung und Verirrungen angerichtet hat, spielen viele Calvinisten heute noch die Überlegenen und weiden sich an den Verirrungen derer, die am calvinistischen System irre geworden sind. Tragisch, wenn man dann nicht sehen will, daß die eigene Lehre die Ursache für all diese Verirrungen gesetzt hat.

Wäre Calvin in dieser Sache bei der Lehre Luthers geblieben, wie viel Sektenwesen wäre der christlichen Kirche dadurch erspart geblieben!

Voraussetzung für einen fruchtbaren Austausch über das hier andiskutierte Thema ist deshalb, daß sich diejenigen, die jetzt so vehement und mit so großer Selbstsicherheit und Überlegenheitsgefühl den Calvinismus mit der biblischen Lehre gleichsetzten und von dieser Voraussetzung her argumentieren, sich genau davon erst einmal wieder lösen und versuchen die Bibel ohne „calvinistische Brille“ zu lesen und sich fragen was sagt die Bibel wirklich. Dann wäre ein fruchtbarer Austausch über das eigentliche Thema wieder möglich, sonst aber nicht.

Lehrt die Bibel wirklich eine begrenzte Wirksamkeit des Opfers Christi am Kreuz (durch das Werk Christi wurde nicht die vollständige Erlösung der ganzen Welt gewirkt, sondern nur einer zuvor bestimmten Auswahl), eine begrenzte Liebe zu den zu dem Menschen (nur eine zuvor bestimmte Auswahl wird geliebt, die übrigen werden von Gott gehasst), eine begrenzte Wirksamkeit der Gnade (der Heilige Geist will nicht alle bekehren, sondern nur die zuvor dafür auserwählten) - so im Gegensatz zu allen Milderungsversuchen innerhalb der reformierten Kirche selbst die Formula Consensus Hevetica von 1675 - und Vorherbestimmung zur ewigen Verdammnis (eine Auswahl von Menschen wurde bereits zuvor zur ewigen Verdammnis ausgewählt) – so Calvin in der Institution III, 21?

Das System des Calvinismus ist in sich völlig schlüssig und logisch. Aber es ist nicht biblisch. Und an dieser Tatsache zeigt sich auch, daß das Gerede der Calvinisten von der Ehre Gottes ein vorgeschobenes Gerede ist. Wer Gott wirklich Ehre geben will, der beugt sich demütig unter sein Wort, der läßt es stehen, so wie es da steht, auch wenn es ihm unverständlich und widersprüchlich erscheint, und ersetzt es nicht mit einem Konstrukt der Vernunft mit dem er versucht das Souveräne Handeln Gottes für den Menschen erklärbar zu machen aber unter das er dann das Wort zwingt.

Wenn ihr Rafael und Werner Euch von dieser Argumentationsvoraussetzung nicht löst, hat es keinen Sinn sich weiter auszutauschen, denn dann steht das Ergebnis auf eurer Seite bereits fest: „Calvinismus = biblische Lehre“ daraus folgt dann alles Weitere.

Menschenlehre muß hinterfragbar bleiben. Ich glaube daß in diesem Fall die Lehrthesen der lutherischen Kirche weiterhelfen können. Ich sage ausdrücklich „weiterhelfen“ können, mehr sollen sie nicht. Die Theologen die nach Luther kamen hatten sehr viele Lehrstreitigkeiten miteinander auszutragen, wodurch der lutherischen Kirche ein ganz großer Schaden entstanden ist. In der Folge davon wurden, um wieder Einigkeit herzustellen, unter der Federführung von Martin Chemnitz und Jacob Andreae in der Formula Concordia von 1577 die wichtigsten Lehraussagen, die sich aus diesen Streitigkeiten ergaben, festgeschrieben. Calvinismus und den Arminianismus (damals noch Pelagianismus bzw. Synergismus genannt) wurden beide als unbiblische Lehren verworfen und anstelle dieser Lehren gesagt, daß die Rettung eines Menschen allein aufgrund der Wahl der Gnade geschieht, daß aber diese Wahl der Gnade die wirksame Gnade Gottes an allen Menschen nicht aufhebt, daß der Mensch in Dingen die das Heil betreffen keinen freien Willen hat und nicht an seiner Erlösung mitwirken könne, daß aber der Mensch, wenn er verloren geht, das ganz allein sich selbst zuzuschreiben habe, es ganz allein aus eigener Schuld geschieht, daß Gott wohl das Verloren werden eines Menschen vorhersieht, aber daß er es aber nicht vorherbestimmt hat, während er diejenigen die das Heil erlangen zum Heil vorherbestimmt hat, und zwar nicht aufgrund ihrer Taten, die er vorhergesehen hat, sondern umgekehrt. Daß Gott will daß alle Menschen zum Heil gelangen. Daß Wirksamkeit des Opfers Christi nicht begrenzt werden kann, sondern der ganzen Welt gilt. Ebenso gilt die Gnade und die Liebe allen Menschen.

C.K. hat etwas ganz Wesentliches eigentlich schon gesagt:
Ich meine, zu erkennen, dass der Mensch, der Böses tut, dies aus eigenem Willen tut, währenddem alles Gute allein von Gott bewirkt wird, resp. in Ihm seinen Grund hat.
So ist es.

Grüße, Albrecht

Albrecht
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Beitrag von Albrecht »

Hallo, ich habe in meinem letzten Beitrag auf die Lehre der lutherischen Kirche verwiesen. Hier der Artikel II „Vom freien Willen“ und der Artikel XI „Von der ewigen Vorsehung und Wahl Gottes, aus der Konkordienformel Teil I“, also dem lutherischen Bekenntnis. Die Artikel sind abgeschrieben aus einer Ausgabe der Concordienformel, die in Form eines kleinen Büchleins unter dem Titel „Der Concordienformel Kern und Stern“ (erhältlich beim Verlag der lutherischen Buchhandlung, Groß Ösingen) von dem Theologen der evangelisch-lutherischen Synode von Missouri, Ohio und anderen Staaten, C.F.W. Walther, anlässlich der Feier des 300. Jahrestages am 29. Mai des Jahres 1877 mit Anmerkungen versehen, herausgegeben wurde. Nach den beiden Artikeln aus der Concordienformel ist noch ein Auszug aus einer Schrift mit dem Namen „Der Gnadenwahlslehrstreit, das ist, einfacher, bewährter Rat für gottselige Christen, …“. angehängt, die im Jahr 1881 erschienen ist, und zwar anlässlich des damals in der lutherischen Kirche Nordamerikas ausgebrochenen Gnadenwahllehrstreites (in dem Artikel von Adolf Zahn, auf den der Link „Vom unfreien Willen“ von Andreas Pilger verweist wird darauf Bezug genommen).

Ich bin nicht der Auffassung, daß die Lehre der lutherischen Kirche die vollkommene biblische Lehre ist, ich glaube daß sie in diesem Punkt der biblischen Lehre viel viel näher kommt als das was Calvin gelehrt hat, daß der Gläubige dafür aber Dinge, stehen lassen muß, die der menschliche Verstand nicht erklären kann, weil sie über ihn hinausgehen, was bei Calvin nicht notwendig ist. Ich bitte also das nur als Hilfe zu sehen, sich in einigen Punkten auf das was die Bibel lehrt hinweisen zu lassen, und von daher die Dinge an der Schrift selbst zu prüfen und zu sehen wie es sich verhält.


Art. II Vom freien Willen.
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STATUS CONTROVERSIAE.

Die Hauptfrage in dieser Zwiespalt.

Nachdem des Menschen Wille in vier ungleichen Ständen gefunden, nämlich 1. vor dem Fall, 2. nach dem Fall, 3. nach der Wiedergeburt, 4. nach der Auferstehung des Fleisches: ist die Hauptfrage allein von dem Willen und Vermögen des Menschen im andern Stande, was derselbige nach dem Fall unsrer ersten Eltern vor seiner Wiedergeburt aus ihm selbst in geistlichen Sachen für Kräfte habe, und ob er vermöge aus seinen eigenen Kräften, zuvor und ehe er durch den Geist Gottes wiedergeboren, sich zur Gnade Gottes schicken und bereiten, und die durch den Heiligen Geist im Wort und heiligen Sacramenten angebotene Gnade annehmen oder nicht?

AFFIRMATIVA.

Reine Lehre vermöge Gottes Worts von diesem Artikel.

1. Hiervon ist unsere Lehre, Glaube und Bekenntniß, daß des Menschen Verstand und Vernunft in geistlichen Sachen blind, nichts verstehe aus seinen eignen Kräften, wie geschrieben stehet: “Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Thorheit und kann es nicht begreifen, wann er wird von geistlichen Sachen gefraget.”

Von Natur hat also der Mensch im Geistlichen keine Freiheit: 1. in Absicht auf seinen Verstand.

2. Desgleichen glauben, lehren und bekennen wir, daß des Menschen unwiedergeborner Wille nicht allein von Gott abgewendet, sondern auch ein Feind Gottes worden, daß er nur Lust und Willen hat zum Bösen und was Gott zuwider ist, wie geschrieben stehet: “Das Dichten des Menschen Herzen ist bös von Jugend auf.” Item: “Fleischlich gesinnt sein ist eine Feindschaft wider Gott, sintemal es dem Gesetz nicht unterthan ist, denn es vermag es auch nicht.” Ja so wenig ein toter Leib sich selbst lebendig machen kann zum leiblichen irdischen Leben, so wenig mag der Mensch, so durch die Sünde geistlich tot ist, sich selbst zum geistlichen Leben aufrichten, wie geschrieben stehet: “Da wir tot waren in Sünden, hat er uns samt Christo lebendig gemacht. Darum wir auch aus uns selbst, als aus uns, nicht tüchtig sind etwas Gutes zu gedenken, sondern daß wir tüchtig sind, das ist von Gott.” 2 Kor. 3.

Von Natur hat also der Mensch im Geistlichen keine Freiheit: 2. in Absicht auf seinen Willen.

3. Die Bekehrung aber wirket Gott der Heilige Geist nicht ohne Mittel, sondern gebraucht dazu die Predigt und das Gehör Gottes Worts, wie geschrieben stehet: “Das Evangelium ist eine Kraft Gottes selig zu machen.” Item: “Der Glaube kommet aus dem Gehör Gottes Worts.” Und ist Gottes Wille, daß man sein Wort hören, und nicht die Ohren verstopfen solle. Bei solchem Wort ist der Heilige Geist gegenwärtig und thut auf die Herzen, daß sie, wie die Lydia in der Apostelgeschichte am 16. Kap., darauf merken und also bekehret werden allein durch die Gnade und Kraft des Heiligen Geistes, dessen Werk allein ist die Bekehrung des Menschen. Denn ohne seine Gnade ist unser Wollen und Laufen, unser Pflanzen, Säen und Begießen alles nichts, wann er nicht das Gedeihen dazu verleihet, wie Christus sagt: “Ohne mich vermöget ihr nichts.” Mit welchen kurzen Worten er dem freien Willen seine Kräfte abspricht, und alles der Gnade Gottes zuschreibet, damit sich nicht jemand vor Gott rühmen möchte (1. Kor. 1, 4).

NEGATIVA.

Widerwärtige falsche Lehre.

Demnach verwerfen und verdammen wir alle nachfolgende Irrthümer als der Richtschnur Gottes Worts zuwider:

1. Den Schwarm der Philosophen, so man Stoicos genennet hat, wie auch die Manichäer, die gelehret haben, daß alles, was geschehe, müsse also geschehen und könne nicht anders geschehen und daß der Mensch alles aus Zwang thue, was er auch in äußerlichen Dingen handele, und zu bösen Werken und Thaten, als Unzucht, Raub, Mord, Diebstahl und dergleichen, gezwungen werde.

Die Stoiker waren eine, im vierten Jahrhundert vor Christi Geburt, von Zeno gestiftete, heidnische Secte. Über die Manichäer siehe S. 11.

2. Wir verwerfen auch der groben Pelagianer Irrthum, die gelehret haben, daß der Mensch aus eigenen Kräften ohne die Gnade des Heiligen Geistes sich selbst zu Gott bekehren, dem Evangelio glauben, dem Gesetz Gottes mit Herzen gehorsamen, und also Vergebung der Sünden und ewiges Leben verdienen könne.


3. Wir verwerfen auch der Halbpelagianer Irrthum, welche lehren, daß der Mensch aus eigenen Kräften den Anfang seiner Bekehrung machen, aber ohne die Gnade des Heiligen Geistes nicht vollbringen möge.


4. Item, da gelehret wird, obwohl der Mensch mit seinem freien Willen vor seiner Wiedergeburt zu schwach, den Anfang zu machen und sich selbst aus eigenen Kräften zu Gott zu bekehren und Gottes Gesetz von Herzen gehorsam zu sein: jedoch, wann der Heilige Geist mit der Predigt des Worts den Anfang gemacht und seine Gnade darinnen angeboten, daß alsdann der Wille des Menschen aus seinen eignen natürlichen Kräften etlichermaßen etwas, wiewohl wenig und schwächlich, darzuthun, helfen und mitwirken, sich selbst zur Gnade schicken, bereiten, dieselbige ergreifen, annehmen und dem Evangelio glauben könne.

Es war dies ein Irrthum der falschen Lutheraner, welche man Synergisten nennt.

5. Item, daß der Mensch, nachdem er wiedergeboren, das Gesetz Gottes vollkommen halten und gänzlich erfüllen könne, und daß solche Erfüllung unsere Gerechtigkeit vor Gott sei, mit welcher wir das ewige Leben verdienen.

Es ist das ein Irrthum der Päbstlichen. Daß der Mensch schon in diesem Leben vollkommen heilig werden könne, lehren bekanntlich jetzt auch die Methodisten.

6. Item, wir verwerfen und verdammen auch den Irrthum der Enthusiasten, welche dichten, daß Gott ohne Mittel, ohne Gehör Gottes Worts, auch ohne Gebrauch der heiligen Sacramente die Menschen zu sich ziehe, erleuchte, gerecht und selig mache.

Die alten Enthusiasten waren eine im vierten Jahrhundert nach Christi Geburt aufgekommene Secte, die sich auch Euchiten oder Messalianer nannten; neuere Enthusiasten waren die Wiedertäufer und Schwenkfeldianer im sechszehenten Jahrhundert.

7. Item, daß Gott in der Bekehrung und Wiedergeburt des alten Adams Substanz und Wesen und sonderlich die vernünftige Seele ganz vertilge, und ein neues Wesen der Seele aus Nichts in der Bekehrung und Wiedergeburt erschaffe.

Es war dies ein Irrthum der Flacianer.

8. Item, wann diese Reden ohne Erklärung gebraucht, daß des Menschen Wille vor, in und nach der Bekehrung dem Heiligen Geist widerstrebe, und daß der Heilige Geist gegeben werde denen, so ihm vorsätzlich und beharrlich widerstreben, denn Gott in der Bekehrung “aus den Unwilligen Willige machet, und in den Willigen wohnet”, wie Augustinus redet.

Solcher Reden bediente sich Flacius, wobei er sich auf Pauli Bekehrung berief, die aber eine außerordentliche war.

Was dann die Reden der alten und neuen Kirchenlehrer belanget, als da gesagt wird: Deus trahit, sed volentem trahit, das ist, Gott zeucht, zeucht aber, die da wollen. Item: Hominis voluntas in conversione non est otiosa, sed agit aliquid, das ist, des Menschen Wille ist nicht müßig in der Bekehrung, sondern wirket auch etwas. Weil solche Reden zu Bestätigung des natürlichen freien Willens in der Bekehrung des Menschen wider die Lehre von der Gnade Gottes eingeführt, halten wir, daß sie der Form der gesunden Lehre nicht ähnlich, und demnach, wann von der Bekehrung zu Gott geredet wird, billig zu meiden seien.

Die Rede: “Gott zeucht (zieht), zeucht aber, die da wollen”, führte unter den alten Kirchenlehrern Chrysostomus; die Rede aber: “Des Menschen Wille ist nicht müßig in der Bekehrung” etc., führten die Scholastiker, und unter den neuen Kirchenlehrern Melanchthon, sowie überhaupt die Synergisten.

Dagegen aber wird recht geredet, daß Gott in der Bekehrung durch das Ziehen des Heiligen Geistes aus widerspenstigen, unwilligen willige Menschen mache, und daß nach solcher Bekehrung in täglicher Übung der Buße des Menschen wiedergeborner Wille nicht müßig gehe, sondern in allem Wirken des Heiligen Geistes, die er durch uns thut, auch mitwirke.

9. Item, das Doctor Luther geschrieben, daß des Menschen Wille in seiner Bekehrung sich halte pure passive, das ist, daß er ganz und gar nichts thue, daß solches zu verstehen sei respectu divinae gratiae in accendendis novis motibus, das ist, wann der Geist Gottes durch das gehörte Wort oder durch den Brauch der heiligen Sacramente des Menschen Willen angreift und wirket die neue Geburt und Bekehrung. Denn, so der Heilige Geist solches gewirket und ausgerichtet [hat], und des Menschen Willen allein durch seine göttliche Kraft und Wirkung geändert und erneuert [hat]: alsdann ist der neue Wille des Menschen ein Instrument und Werkzeug Gottes des Heiligen Geistes, daß er nicht allein die Gnade annimmt, sondern auch in folgenden Werken des Heiligen Geistes mitwirket.

Daß also vor der Bekehrung des Menschen nur zwo wirkliche Ursachen sich finden, nämlich der Heilige Geist und das Wort Gottes, als das Instrument des Heiligen Geistes, dadurch er die Bekehrung wirket, welches der Mensch hören soll, aber demselbigen nicht aus eignen Kräften, sondern allein durch die Gnade und Wirkung Gottes des Heiligen Geistes Glauben geben und annehmen kann.

Melanchthon lehrte irrig, es gebe drei die Bekehrung wirkende Ursachen: das Wort Gottes, der Heilige Geist und des Menschen eigener beistimmender Wille.


Art. XI Von der ewigen Vorsehung und Wahl Gottes.


Von diesem Artikel ist kein öffentlicher Zwiespalt unter den Theologen Augsburgischer Confession eingefallen. Dieweil es aber ein tröstlicher Artikel, wann er recht gehandelt, und deshalben nicht künftiglich ärgerliche Disputation eingeführt werden möchte, ist derselbe in dieser Schrift auch erkläret worden.

So sorgfältig unsere treuen Väter gewesen sind, mit dem Bekenntniß dieses Artikels etwaigen zukünftigen Streitigkeiten über denselben zuvorzukommen, so sorgfältig sollten wir Lutheraner allezeit sein, diese gute Beilage zu bewahren.


AFFIRMATIVA.

Reine wahrhaftige Lehre von diesem Artikel.

1. Anfänglich ist der Unterschied zwischen der praescientia et praedestinatione, das ist, zwischen der Vorsehung und der ewigen Wahl Gottes mit Fleiß zu merken.

Diesen Unterschied hebt Calvin auf; er sagt z. B., es sei unnöthig, sich darüber zu streiten, wie Gott alles voraus wissen könne, da alles geschehe, wie es Gott vorherbestimmt habe. In dieser Lehre folgen ihm auch die Calvinisch-Reformirten, z. B. die Presbyterianer.

2. Denn die Vorsehung Gottes ist anders nichts, denn daß Gott alle Dinge weiß, ehe sie geschehen, wie geschrieben stehet: “Gott im Himmel kann verborgen Ding offenbaren; der hat dem König Nebucadnezar angezeiget, was in künftigen Zeiten geschehen soll.” Dan. 2

3. Diese Vorsehung gehet zugleich über die Frommen und Bösen, ist aber keine Ursach des Bösen, weder der Sünden, daß man unrecht thue (welche ursprünglich aus dem Teufel und des Menschen bösem verkehrten Willen herkömmt), noch ihres Verderbens, daran sie selbst schuldig, sondern ordnet allein dasselbige und steckt ihm ein Ziel, wie lang es währen, und alles, unangesehen daß es an ihm selbst böse, seinen Auserwählten zu ihrem Heil dienen solle.

Im Gegentheil lehren Zwingli und Calvin und die ihnen folgen, daß Gott alles, auch das Böse deßwegen vorauswisse, weil er beschlossen habe, daß es geschehen solle.


4. Die Prädestination oder ewige Wahl Gottes gehet allein über die frommen, wohlgefälligen Kinder Gottes, die eine Ursach ist ihrer Seligkeit, welche er auch schaffet und, was zur selbigen gehöret, verordnet, darauf unsere Seligkeit so steif gegründet, daß sie die Pforten der Hölle nicht überwältigen können. Joh. 10; Matth. 16.

Hiermit ist nicht nur die Irrlehre der Calvinisten verworfen, daß es auch eine Prädestination zur Verdammniß gebe, sondern auch die Lehre der Pelagianer, Halbpelagianer und Synergisten, daß die Seligkeit des Menschen nicht auf die Gnadenwahl Gottes, sondern daß vielmehr die Gnadenwahl und also die Seligkeit auf das Verhalten und die Entscheidung des Menschen gegründet sei.

5. Solche ist nicht in dem heimlichen Rath Gottes zu erforschen, sondern in dem Wort zu suchen, da sie auch geoffenbaret worden ist.

Im Gegentheil lehren die Calvinisch-Reformirten, daß der verborgene Wille Gottes dem in der Schrift geoffenbarten ungleich, ja entgegen sei.

6. Das Wort Gottes aber führet uns zu Christo, der das Buch des Lebens ist, in welchem alle die geschrieben und erwählet sind, welche da ewig selig werden sollen, wie geschrieben stehet: “Er hat uns durch denselben (Christum) erwählet, ehe der Welt Grund geleget war.” Eph. 1.

Desgleichen.

7. Dieser Christus rufet zu ihm alle Sünder und verheißet ihnen Erquickung, und ist ihm Ernst, daß alle Menschen zu ihm kommen und ihnen helfen lassen sollen, denen er sich im Wort anbeut und will, daß man es höre und nicht die Ohren verstopfen oder das Wort verachten soll; verheißt dazu die Kraft und Wirkung des Heiligen Geistes, göttlichen Beistand zur Beständigkeit und ewigen Seligkeit.

Das Gegentheil lehren die Calvinisten, welche behaupten, Gott berufe nur die Auserwählten ernstlich.

8. Derhalben wir von solcher unserer Wahl zum ewigen Leben weder aus der Vernunft noch aus dem Gesetz Gottes urtheilen sollen, welche uns entweder in ein wild, wüst, epikurisch Leben, oder in Verzweiflung führen und schädliche Gedanken in den Herzen der Menschen erwecken, daß sie bei sich selbst gedenken, auch solcher Gedanken sich nicht recht erwehren können, so lange sie ihrer Vernunft folgen: Hat mich Gott erwählet zur Seligkeit, so kann ich nicht verdammet werden, ich thue, was ich wolle; und wiederum: Bin ich nicht erwählet zum ewigen Leben, so hilfts nichts, was ich Gutes thue, es ist doch alles umsonst.

9. Sondern es muß allein aus dem heiligen Evangelio von Christo gelernet werden, in welchem klar bezeuget wird, wie “Gott alles unter den Unglauben beschlossen, auf daß er sich aller erbarme, und nicht will, daß jemand verloren werde, sondern sich jedermann zur Buße bekehre und an den HErrn Christum glaube”. Hes. 18, 32; 1. Joh. 2.

10. Wer nun sich also mit dem geoffenbarten Willen Gottes bekümmert, und der Ordnung nachgehet, welche St. Paulus in der Epistel an die Römer gehalten, der zuvor die Menschen zur Buße, Erkenntniß der Sünden, zum Glauben an Christum, zum göttlichen Gehorsam weiset, ehe er vom Geheimniß der ewigen Wahl Gottes redet, dem ist solche Lehre nützlich und tröstlich.

Hiermit werden diejenigen verworfen, welche behaupten, die Lehre von der Prädestination sei unnütz, ja, eine gefährliche und schädliche Lehre.

11. Daß aber “viele berufen und wenige auserwählet” sind, hat es nicht diese Meinung, als wolle Gott nicht jedermann selig machen, sondern die Ursach ist, daß sie Gottes Wort entweder gar nicht hören, sondern muthwillig verachten, die Ohren und ihr Herz verstocken, und also dem Heiligen Geist den ordentlichen Weg verstellen, daß er sein Werk in ihnen nicht haben kann, oder, da sie es gehöret haben, wiederum in Wind schlagen und nicht achten, daran nicht Gott oder seine Wahl, sondern ihre Bosheit schuldig ist. 2. Petr. 2; Luk. 11; Hebr. 12.

Das Gegentheil lehren die Calvinisten, welche behaupten, die Gnade sei unwiderstehlich und wer einmal in der Gnade stehe, könne nicht wieder aus der Gnade fallen, die Ursache aber, daß so viele nicht selig werden, sei Gott, weil sie nämlich Gott nicht selig machen wolle.

12. Und so fern soll sich ein Christ des Artikels von der ewigen Wahl Gottes annehmen, wie sie im Wort Gottes geoffenbaret, welches uns Christum als das Buch des Lebens vorhält, das er uns durch die Predigt des heiligen Evangelii aufschleußt und offenbaret, wie geschrieben stehet: “Welche er erwählet hat, die hat er auch berufen”, in dem wir die ewige Wahl des Vaters suchen sollen, der in seinem ewigen göttlichen Rath beschlossen, daß er außerhalb denen, so seinen Sohn Christum erkennen und wahrhaftig an ihn gläuben, niemand wolle selig machen, und sich anderer Gedanken entschlagen, welche nicht aus Gott, sondern aus Eingeben des bösen Feindes herfließen, dadurch er sich unterstehet, uns den herrlichen Trost zu schwächen oder gar zu nehmen, den wir in dieser heilsamen Lehre haben: daß wir wissen, wie wir aus lauterer Gnade ohne alle unsern Verdienst in Christo zum ewigen Leben erwählet seien, und daß uns niemand aus seiner Hand reißen könne; wie er denn solche gnädige Erwählung nicht allein mit bloßen Worten zusaget, sondern auch mit dem Eide betheuert und mit den heiligen Sacramenten versiegelt hat, deren wir uns in unsern höchsten Anfechtungen erinnern und trösten und damit die feurigen Pfeile des Teufels auslöschen können.

13. Darneben sollen wir uns zum höchsten befleißigen, nach dem Willen Gottes zu leben und “unsern Beruf”, wie St. Petrus vermahnet, “feste zu machen” 2. Petr. 1, 10 und sonderlich an das geoffenbarte Wort uns halten; das kann und wird uns nicht fehlen.

14. Durch diese kurze Erklärung der ewigen Wahl Gottes wird Gott seine Ehre ganz und völlig gegeben, daß er allein aus lauter Barmherzigkeit ohne alle unsern Verdienst uns selig mache nach dem Vorsatz seines Willens; darneben auch niemand einige Ursach zur Kleinmüthigkeit oder rohem, wildem Leben gegeben.

Durch die pelagianische Lehre von der Prädestination wird Gott seine Ehre geraubt und dieselbe dem Menschen gegeben.


ANTITHESIS oder NEGATIVA.

Falsche Lehre von diesem Artikel.

Demnach glauben und halten wir: welche die Lehre von der gnädigen Wahl Gottes zum ewigen Leben also führen, daß sich die betrübten Christen derselben nicht trösten können, sondern dadurch zur Kleinmüthigkeit oder Verzweiflung verursachet, oder die Unbußfertigen in ihrem Muthwillen gestärket werden, daß solche Lehre nicht nach dem Wort und Willen Gottes, sondern nach der Vernunft und Anstiftung des leidigen Satans getrieben werde, weil alles, was geschrieben ist, wie der Apostel zeuget, “uns zur Lehre geschrieben, auf daß wir durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben”. Röm 15. Demnach verwerfen wir folgende Irrthümer:

Calvin sagt selbst von der Prädestination, wie er sie lehrt: “Ich gestehe es, es ist ein schauerlicher Rathschluß”, womit er selbst eingesteht, daß seine Lehre keine evangelische, sondern ein entweder zur Verzweiflung oder zur fleischlichen Sicherheit führendes Menschenfündlein sei.

1. Als wann gelehret wird, daß Gott nicht wolle, daß alle Menschen Buße thun und dem Evangelio gläuben.

Irrthum der Calvinisch-Reformirten.

2. Item, wann Gott uns zu sich berufe, daß es nicht sein Ernst sei, daß alle Menschen zu ihm kommen sollen.

Wie unter Nummer 1.

3. Item, daß Gott nicht wolle, daß jedermann selig werde, sondern, unangesehen ihre Sünde, allein aus dem bloßen Rath, Vorsatz und Willen Gottes zur Verdammniß verordnet, daß sie nicht können selig werden.

Wie unter Nummer 1.

4. Item, daß nicht allein die Barmherzigkeit Gottes und das allerheiligste Verdienst Christi, sondern auch in uns eine Ursach sei der Wahl Gottes, um welcher willen Gott uns zum ewigen Leben erwählet habe.

Irrthum 1. der Papisten, welche lehren, daß die Auserwählten um ihrer guten Werke willen, die Gott voraus gesehen habe, auserwählt worden seien; 2. der Synergisten, welche lehren, daß die Auserwählten um ihres Glaubens willen, den Gott vorausgesehen habe, oder um ihrer Mitwirkung und Entscheidung willen, die Gott vorausgesehen habe, auserwählt worden seien. Denn so wahr es ist, daß Gott nur die erwählt hat, von welchen er voraussah, daß sie bis an's Ende glauben würden, so unwahr ist es doch, daß er sie erwählt habe, weil er dies voraussah, sonst wäre die Wahl nicht eine Gnadenwahl.

Welches alles lästerliche irrige und erschreckliche Lehren sind, dadurch den Christen aller Trost genommen, den sie im heiligen Evangelio und Gebrauch der heiligen Sacramente haben, und derwegen in der Kirche Gottes nicht sollten geduldet werden.

Aus der oben genannten Schrift C.F.W. Walthers:

„Merke dir, geliebter Leser, zunächst nur zwei kurze Sätze, welche das theure Bekenntniß unserer Kirche der weitläufigen Auseinandersetzung der Lehre von der Gnadenwahl vorausgeschickt und womit es sonnenhell und klar angegeben hat, was ein Mensch vorerst und vor Allem festhalten müsse und wovon er sich schlechterdings durch Nichts abbringen lassen dürfe, wenn er in der Lehre von der Gnadenwahl nicht auf Irrthümer geraten, sondern auf der geraden Bahn der heiligen Schrift bleiben wolle.
Der erste ist folgender: Erstlich ist der Unterschied zwischen der ewigen Vorsehung Gottes und ewigen Wahl seiner Kinder und der ewigen Seligkeit mit Fleiß zu merken! Denn praescientia vel praevisio, das ist, daß Gott alles vorher siehet und weiß, ehe es geschieht, welches man die Vorsehung Gottes nennet, gehet über alle Creaturen, gute und böse etc. Die ewige Wahl Gottes aber vel praedestination, das ist, Gottes Verordnung zur Seligkeit, gehet nicht zumal über die Frommen und Bösen, sondern allein über die Kinder Gottes, die zum ewigen Leben erwählt und verordnet sind, ehe der Welt Grund gelegt ward; wie Paulus spricht Eph. 1, 5: „Er hat uns erwähltet in Christo Jesu und verordnet zur Kindschaft.“ Merke dir aber, lieber lutherischer Christ, auch den zweiten Hauptgrundsatz, welchen unser lutherisches Bekenntniß ebenfalls an die Spitze seiner Lehre von der Gnadenwahl stellt. Denn damit will unser Bekenntnis auch diesen zweiten Hauptgrundsatz für alle Lutheraner gleichsam zu einem Leitstern machen, der dieselben vor allen Irrthümern in Betreff dieser Lehre bewahren solle und könne, und den sie daher auch vorerst und vor Allem festhalten müssten. Dieser zweite Hauptgrundsatz in der Lehre von der Gnadenwahl ist aber folgender: „Die Vorsehung Gottes (praescientia) siehet und weiß zuvor auch das Böse, aber nicht also, daß es Gottes gnädiger Wille wäre, daß es geschehen sollte etc. Der Anfang und Ursach des Bösen ist nicht Gottes Vorsehung (denn Gott schaffet und wirket das Böse nicht, hilft und befördert’s auch nicht) etc. Die ewige Wahl Gottes aber siehet und weiß nicht allein zuvor der Auserwählten Seligkeit, sondern ist auch aus gnädigem Willen und Wohlgefallen Gottes in Christo Jesu eine URSACHE, so da unsere Seligkeit und was zu derselben gehöret, schaffet, wirket, hilft und befördert; darauf auch unsere Seligkeit also gegründet ist, daß die Pforten der Höllen nichts darwider vermögen sollen; wie geschrieben stehet: „Meine Schafe wird mir niemand aus meiner Hand reißen“; und abermals: „und es wurden gläubig, so viel ihrer zum ewigen Leben verordnet waren“ (Matth. 16, 18; Joh. 10, 28 und Apg. 13, 48).
Unsere beiden aus der Concordienformel angeführten Hauptsätze stehen daher gleichsam wie zwei strenge Wächter vor dem Eingang der Lehre von der Gnadenwahl und lassen niemand ein, welcher diese Lehre umdeuten will. Will jemand behaupten, die Gnadenwahl, von welcher die Concordienformel rede, sei eine Gnadenwohl im weiteren Sinne, so tritt ihm sogleich der erste Hauptsatz als der erste Wächter entgegen und spricht: Die Gnadenwahl gehet nicht über alle Mensche, über Gute und Böse, sondern allein über Gottes auserwählte Kinder. Will ein Anderer behaupten, die Gnadenwahl, von welcher die Concordienformel rede, sei keine Ursache des Glaubens, so stellt sich ihm sogleich der zweite Hauptsatz in welchem die Wahl die Ursache des Glaubens genannt wird, als der andere Wächter entgegen. Beide Wächter helfen auch einander gegenseitig. Sagt nämlich der Gegner, der zweite Hauptsatz lehre freilich, daß die Gnadenwahl eine Ursache des Glaubens sei, aber es sei diese nur von einer Gnadenwahl im weiteren Sinne zu verstehen; da kommt der erste Hauptsatz, welcher eine Wahl allein der Kinder Gottes lehrt, als der erste Wächter dem zweiten zu Hilfe. Sagt aber ein Gegner, der erste Hauptsatz rede freilich nicht von einer Gnadenwahl im weiteren, sondern im engeren Sinne, aber er sage ja nichts davon, daß aus dieser Gnadenwahl auch der Glaube fließe; da kommt ihm eilends der zweite Hauptsatz zu Hilfe und bekennt dieses mit klaren Worten. Kurz, unsere Herren Gegner stehen zwischen den zwei Hauptsätzen der Concordienformel wie zwischen zwei Feuern: wollen sie dem ersten entrinnen, so verbrennen sie sich an dem zweiten, und wollen sie dem zweiten entrinnen, so verbrennen sie sich an dem ersten. Da ist kein Ausweg: entweder müssen unsere Gegner unserer Lehre als eine lutherische erkennen, oder sie müssen die Concordienformel als ein irriges calvinisches Buch verwerfen. Gott sei Lob und Preis, daß Er uns ein so herrliches Bekenntnis, welches einem auf allen Seiten wohl befestigen Schloße gleich ist, beschert hat! O, ihr lieben gläubigen Kinder Gottes innerhalb unserer theuren evangelisch-lutherischen Kirche! Haltet denn zwar vorerst gegen alle Calvinisterei unerschütterlich fest daran, daß Gott alle Menschen zum Glauben bringen, im Glauben erhalten und endlich ewig selig machen wolle und dieses alles durch das Wort allen ernstlich, kräftig und wirksam anbiete, und daß daher nicht die Wahl, sondern allein die Menschen selbst, nämlich ihr halsstarriges Widerstreben dran Schuld ist, daß so viele entweder nicht zum Glauben kommen, oder nicht im Glauben bis an das ende verharren und daher ewig verloren gehen. Aber haltet auch daran fest: Daß ihr zum Glauben gekommen seid und darin beharret, davon seid nicht ihr selbst die Ursache, das kommt nicht daher, weil ihr besser, als die Anderen, gewesen seid und weil ihr darum williger gewesen wäret, euch für den Weg zur Seligkeit, also auch für den Glauben selbst, zu entscheiden; sondern die Ursache davon ist, wie die Concordienformel Seite 483 schreibt, diese, daß Gott, „ehe der Welt Grund gelegt, darüber Rath gehalten und in seinem Vorsatz verordnet hat, wie Er mich“ (also auch euch) „dazu bringen und darinnen erhalten wolle“, und daß er eure Seligkeit „in seinem ewigen Vorsatz, welcher nicht fehlen oder umgestoßen werden kann, verordnet und in die allmächtige Hand unseres Heilandes Jesu Christi, daraus uns niemand reißen kann, zu bewahren gelegt hat“. Wer verloren geht, geht nicht darum verloren, weil ihn, wie Calvin gottloser Weise wider das klare Wort Gottes gelehrt hat, Gott zur ewigen Verdammnis bestimmt hat, denn Gott will alle Menschen selig machen, sondern aus eigener Schuld; nicht weil Gott ihn ausgeschlossen, sondern weil er selbst sich ausgeschlossen hat; nicht weil Gott mit seiner Gnade an ihm vorübergegangen ist, sondern weil er, der Mensch, an Gottes Gnade vorübergegangen ist, die ihn retten wollte. Wer aber selig wird, der hat es nicht sich selbst, sondern allein der Erbarmung Gottes in Christo zu danken; wie denn Gott selbst im Propheten Hosea diese beiden Wahrheiten kurz in die Worte zusammenfasst: „Israel, du bringest dich in Unglück, denn dein Heil stehet allein bei mir.“ (Hos. 13, 9) Wer dir daher einreden will, wir lehrten jene schauerliche Calvinische Prädestinationslehre, der übertritt gröblich das achte Gebot, der redet falsches Zeugnis wider seinen Nächsten, der verleumdet uns; was Gott einst richten wird; denn wir verdammen Calvin’s Prädestination von ganzem Herzen, so wahr uns Gott helfe!“

„Stehst du, geliebeter Leser, schon im Glauben oder nicht? – Stehst du nicht im Glauben, so muß ich dir … raten: Befasse ich jetzt noch gar nicht mit der geheimnisvollen Lehre von der Gnadenwahl! In diesem deinem glaubenslosen Zustande bedarfst du, daß man dich die ersten Buchstaben der göttlichen Worte lehre. Die Lehre von der Buße und Bekehrung ist, was du bedarfst. – Stehst du aber schon durch Gottes Gnade im lebendigen glauben, so laß mich di h ferner fragen: Hast du dir deinen Gauben etwas selbst gegeben? – Du wirst sagen: Ach nein; ich habe nicht das Geringste dazu thun können, daß ich durch das Wort des Evangeliums einen lebendigen Glauben erlangt habe, und ich bin nicht zum Wort gekommen, sondern das Wort ist zu mir gekommen. – Wohl! Meinst du aber etwas, daß du also nur zufällig zum Glauben gekommen bist? – Du wirst ohne Zweifel darauf antworten: Ach nein; wenn ich das meinte, so müßte ich ja ein purer Heide sein; es geschieht ja nichts von ohngefähr. – Wohlan, so laß mich dich weiter frage: Wem hast du es dann zu danken, da du durch das Wort zum glauben gekommen bist? – Du sprichst: Das habe ich ganz allein der Barmherzigkeit Gottes und dem allerheiligsten Verdiensten Jesu Christi zu danken. Gott war es, der mir, wie einst der Lydia mein hart verschlossenes Herz aufgethan hat, daß darauf achtete, was ich aus Gottes Wort las und hörte. Ich habe das wahrlich mit nichts verdient. Um meiner vielen Sünden willen wäre ich vielmehr wert gewesen, daß mich Gott weder berufen, noch um glauben gebracht hätte, sondern daß er mich vielmehr in meinen Sünden hätte sterben und verderben lassen. Meine Bekehrung ist mir selbst ein Geheimnis; nur so viel weiß ich, daß ich nichts dazu gethan habe. – Meinst du denn, daß Gott erst in der zeit daran gedacht habe, dich zum Glauben zu bringen? Erst damals, als dir die Augen aufgingen, als du nun dein Sündenelend und Gottes Gnade in Christo erkanntest, zum glauben kamst und ein anderer Mensch wurdest? – Du wirst sagen: Wie könnt ich das meinen! Denn ich weiß ja aus Gottes Wort, daß Gott alles das Gute, was er in der Zeit thut, nicht nur schon von Ewigkeit voraus gewußt sondern auch schon von Ewigkeit voraus beschlossen hat. – So laß mich dich denn nun nur noch eins fragen: Hoffst du auch selig zu werden? – Du wirst antworten: Ja, ich hoffe es. Wenn ich das nicht hoffte, so müßte ich ja Luthers „Christliche Fragestücke“ verwerfen; dann könnte ich ja nicht einmal mit der ganzen heiligen christlichen Kirch den dritten Artikel im festen Glauben hersagen, in welchem es heißt: „Ich glaube … ein ewiges Leben“ und nicht mit unserm Katechismus sprechen: „Ich glaube, … daß Gott mir, samt allen Gläubigen in Christo, ein ewiges Leben geben wird; das ist gewißlich wahr.“ Und mein lieber Herr Jesus Christus sprich ja: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich erkenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben; und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen: (Joh. 10, 27 + 28) Wie dürfte ich also an meiner Seligkeit zweifeln? – Recht so, geliebter Leser! – Siehe, da hast du denn mit ganz kurzen Worten die ganze Gnadenwahllehre als ein einer Summa. Denn das und nichts andres ist es, was die Concordienformel von der Gnadenwahl lehrt und was wir mit derselben lehren, und nur das was mit dieser einfältigen Lehre nicht stimmt, verwirft jenes unser Bekenntnis und wir mit demselben. Kannst du dich also in die vielen Disputationen, die jetzt über die Gnadenwahl mündlich und schriftlich angestellt werden, nicht finden, so sei nur getrost! Bleibst du bei jenem einfältigen Glauben, so hast du die rechte Gnadenwahllehre, selbst wenn du noch nicht in deinem Leben von dem Wort „Gnadenwahl“ etwas gehört hättest! In diesem Glauben laß dich denn auch durch nichts irre machen! … Bleibe einfach bei jenem Sprüchlein, in welchem Gott der Herr selbst sagt: „Israel, du bringest dich in Unglück, denn dein Heil steht allein bei mir.“ (Hos. 13, 9) Von diesem goldenen Sprüchlein weiche weder zur Rechten, noch zur Linken: so gehest du auf der rechten Bahn und das Ende dieses deines Glaubensweges wird sein die ewige Seligkeit. „

Walther, Der Gnadenwahlslehrstreit, das ist, einfacher, bewährter Rath für gottselige Christen, 1881.

Und in einem Brief an einen Kollegen:

„Meine Lehre ist, daß die Gläubigen es Gottes Barmherzigkeit und seinem ewigen Rathschluß in Christo allein zu danken haben, daß sie aus der Welt herausgerissen und zum Glauben gekommen sind; müssen Sie denn dies nicht auch sagen? Haben Sie sich denn den wahren Glauben selbst gegeben? Oder sind Sie nur aus Zufall gläubig geworden? Hat Sie aber Gott zum Glauben gebracht, muß es daher nicht Gott von Ewigkeit beschlossen haben, Sie zum Glauben zu bringen? Sie werden bewußt Ja dazu sagen. Nun, das und nichts anderes ist eben die Gnadenwahl.“

Es gibt noch ein paar Punkte die nicht erschöpfend erklärt sind. Ich habe dazu etwas aus der lutherischen Dogmatik von F. Pieper, einem Theologen der Missouri-Synode abgeschrieben, aber der Beitrag wird zu lange, falls es jemanden interessiert schicke ich es gerne zu, falls allgemeines Interesse besteht kann man es vielleicht noch später einstellen. Insbesondere das was Pieper über die gratia universalis, über die Zornwahl und darüber wie es überhaupt zur Lehre des Calvinismus gekommen ist, geschrieben hat, ist sehr lesenswert. Angesichts der Spaltungen, die es in so vielen Gemeinden in Deutschland wegen dieser Lehre gibt, sollte jeder, der es aufrichtig meint und dem die Einigkeit unter den Brüdern am Herzen liegt, sich damit auseinandersetzen, und die Wahrheit an der Schrift prüfen, bevor er sich vorschnell dem einen oder dem anderen System anschließt und damit Fronten geschaffen werden, die man dann nicht mehr einreißen kann.

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