Luther-Predigten, Zitate und Sprüche

Nur für Gläubige, die die fünf Punkte des Arminianismus ablehnen

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Jörg
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Am Sonntag Estomihi

Lukas 18,31-43

Er nahm aber zu sich die Zwölfe und sprach zu ihnen: Sehet, wir gehen hinauf gen Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, daß geschrieben ist durch die Propheten von des Menschen Sohn. Denn er wird überantwortet werden den Heiden; und er wird verspottet, und wird geschmähet, und verspeit werden; und sie werden ihn geißeln und töten, und am dritten Tage wird er wieder auferstehen. Sie aber vernahmen der keines, und die Rede war ihnen verborgen, und wußten nicht, was das gesagt war. Es geschah aber, da er nahe zu Jericho kam, saß ein Blinder am Wege und bettelte. Da er aber hörte das Volk, daß durchging ging, forschte er, was das wäre. Da verkündigten sie ihm, Jesus von Nazareth ginge vorüber. Und er rief und sprach: Jesu, du Sohn Davids, erbarme dich mein! Die aber vorne an gingen, bedrohten ihn, er sollte schweigen. Er aber schrie viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich mein! Jesus aber stand stille und hieß ihn zu sich führen. Da sie ihn aber nahe bei ihn brachten, fragte er ihn, und sprach: Was willst du, daß ich dir tun soll? Er sprach: Herr, daß ich sehen möge. Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend; dein Glaube hat dir geholfen. Und alsbald ward er sehend, und folgte ihm nach, und preiste Gott. Und alles Volk, daß solches sah, lobte Gott.

1. In dem heutigen Evangelium sind zwei Stücke. Das erste ist die Prophezeiung oder Weissagung, in welcher der Herr den zwölf Aposteln von seinem Leiden verkündigt. Und dies sind die Worte, welche die Engel am Ostertag den Frauen bei dem Grab vorhalten, da sie sprechen, Lukas 24, 6. 7.: " gedenket daran, wie er euch sagte, da er noch in Galiläa war, und sprach: Des Menschen Sohn muß überantwortet werden in die Hände der Sünder, und gekreuzigt werden, und am dritten Tage auferstehen ". Denn der Herr Jesus ist eben auf der Reise aus Galiläa nach Jerusalem, da ist er geblieben und gekreuzigt worden. Das andere ist das Wunderwerk an dem Blinden.

2. Von solcher Weissagung meldet der Evangelist wohl dreimal, daß die Jünger es nicht verstanden haben. Denn sie dachten, er redete ungewöhnliche Wörter, die einen besonderen Verstand hätten. Darum war ihnen eben, als würden sie eine fremde, unbekannte Sprache, deren sie kein Wort verstehen konnten. Und das darum; weil ihr Herz so stand, daß sie dachten: Der Mann tut so viel Wunderzeichen, er weckt Tote auf, macht die Blinden sehend, daß wir sehen und greifen müssen, Gott sei mit ihm. Darum muß er ein großer Herr mit der Zeit werden, und wir, seine Diener, werden auch Fürsten und große Herren sein. Denn wer wollte so einem mächtigen Mann, der den Tod und alle Plage mit einem Wort heilen und vertreiben kann, einen Schaden zu fügen? Darum stand ihr Herz so: Gott ist zu wohl an ihm, der wird ihn nichts leiden lassen; das aber seine Worte lauten, als rede er, wie er leiden und sterben solle, das wird eigentlich eine andere Deutung haben. Dieses ist der lieben Apostel Einfalt gewesen.

3. Damit ist nun angezeigt, daß alle Gottes Werke die Art haben, wenn man davon redet, ehe sie geschehen, so sind sie nicht zu begreifen; aber wenn sie geschehen sind, alsdann versteht man sie und siehts. Also meldet Johannes oft, daß die Jünger Christi erst später verstanden haben, was er mit ihnen geredet hat. Darum hören Gottes Wort und Glaube zusammen. Denn wenn Gott redet, so kann er nicht anders reden, denn von Sachen, die weit über die Vernunft, und wir natürlich nicht verstehen noch fassen können; darum soll man es glauben. Wenn mans nun geglaubt hat, alsdann soll mans auch erfahren, daß es wahr sei, und Recht verstehen.

4. Als, daß ich ein Beispiel gebe: Gottes Wort lehrt uns von der Auferstehung der Toten; das versteht die Vernunft nicht. Darum sieht man, das weltweise Leute, und vor allen die Gelehrten, uns verspotten und für Narren halten, daß wir es glauben, und uns bereden lassen, es sei ein Leben nach diesem Leben. Also, daß Gott Mensch geworden und von einer Jungfrau in die Welt geboren ist, daß versteht die Vernunft auch nicht; darum muß es geglaubt sein, bis wir dahin kommen und es sehen werden, und sagen: Nun verstehe ich es, ja, sehe es auch, daß es wahr ist, was ich zuvor geglaubt habe. Also, daß man durch die Wassertaufe Gottes Gunst und Gnade, ohne alles Verdienst erlangen, und Vergebung der Sünde durch die Absolution empfangen soll, lautet vor der Vernunft als eine Lüge; darum hält sie die Christen für toll und töricht, daß sie solches glauben. Denn die Vernunft denkt: Soll man Gott versöhnen, so hört etwas Höheres und Besseres dazu, nämlich gute Werke, die uns sauer werden und weh tun. Wie man bei dem Papst vor Augen hat, der die Leute durch seine Predigt auf eigene Verdienste weist.

5. Denn es will der Vernunft nicht einleuchten, daß sie glauben soll, daß allein durch die Taufe und den Glauben an Christum alles ausgerichtet ist, was zur Seligkeit gehört; denn sie sieht, daß das Wort ein geringes Ding ist; der es führt, ist auch ein armer, gebrechlicher Sünder. Das nun ein Mensch Leib und Leben in Ewigkeit auf solche Wort setzen soll, das ist lächerlich. Darum, ob man gleich Gottes Wort den Leuten so klar und deutlich sagt, es geht der Vernunft nicht ein, sie glaubt es doch nicht. Und muß darum das liebe Evangelium den Namen vor der Welt haben und behalten, es sei Ketzerei und eine Teufelslehre, damit man die Leute verführt, und lehrt sie, daß sie nichts Gutes tun sollen; anders kann die Vernunft darüber nicht urteilen.

6. Darum sollen wir lernen einfältig dem Worte Gottes zu glauben, und in unserem Herzen sprechen: nun, sehe, greife und fühle ich es nicht, daß es also sei, so höre ich es doch, daß es Gott sagt. Er ist aber so mächtig, daß er es wahr machen kann, daß ich es zu seiner Zeit und in jenem Leben fassen und verstehen, ja, sehen und greifen werde, ob ichs gleich jetzt nicht verstehe.

7. Also sieht man auch in Beispielen. Ehe David den Goliath angreift, glaubt er, er wolle ihn schlagen und erwürgen, wie er zu Saul sagt: " Der Herr, der mich von dem Löwen und Bären errettet hat, er wird mich auch erretten von diesem Philister "; also: " Dieser Philister, der Unbeschnittene, soll gleich sein, in wie der Löwe und der Bär; denn er hat geschändet den Zeug des lebendigen Gottes ", 1. Samuel 17, 36-37. Also, zum Philister selbst sagt er Vers 46.: " heutiges Tages wird dich der Herr in meine Hand überantworten, daß ich die schlage, und nehme dein Haupt von dir ". Diese Worte hat jedermann aus dem Munde Davids gehört, und wenn es nicht Gottes Wort gewesen wäre, so wäre es nichts. Aber es sind Gottes Worte, und David glaubt denselben, ehe er es erfährt. Darum geht es auch so aus, und liegt nichts daran, ob es anderen lächerlich war, und konnten nicht glauben, daß es so gehen sollte und wahr werden. Denn die Vernunft konnte es nicht glauben, daß David, der gegen den Goliath eine geringe Person war, sollte mit einem Stein einen so großen, starken Riesen niederwerfen. Aber David glaubt es und tut es. Da konnte man sehen, ja, greifen, daß es wahr und nicht erlogen war.

8. Aber vorhin, da allein das Wort da war, wo David sagt: " Der Herr wird dich heut mir in meine Hand geben ", da war es die größte Lüge, ja, ein unmögliches Ding. Denn die Vernunft macht ihre Rechnung, wie Saul 1. Samuel 17 also: David ist ein Knabe, ein Hirte, der noch nie in einem Krieg gewesen, und ganz bloß daher kommt mit einem Stock und einer Schleuder, als wollte er einen Hund jagen; wie ihm denn Goliath höhnisch vorwirft und spricht: " Bin ich denn ein Hund, daß du mit einem Stock zu mir kommst? " Aber der Riese kommt mit seinem Harnisch und großem Spieß. Ist solches nicht ein ungleiches Zeug und Rüstung, die lächerlich anzusehen ist, daß solches der kleine junge Schütze David tun soll, daß kein Mann im ganzen Lager sich unterstehen darf? Nun, David sah es selbst nicht, aber er glaubt es, daß Gott die Gotteslästerung an seinem Feinde strafen und ihm helfen würde; und so geschah es.

9. Also geht es durch und durch: Gottes Wort und Werk hält man immer für unmöglich, ehe es geschieht. Dennoch geschieht es, und geht über die Maßen leicht und gering zu, wenn es ins Werk kommt. Ehe es aber ins Werk kommt, solle man es nicht wissen, noch verstehen, sondern einfältig glauben. Denn wie durch die Taufe die Sünde abgewaschen, und wir am jüngsten Tag von den Toten auferstehen werden, daß wird die Vernunft nie verstehen; besonders weil man sieht, daß mancher heilige Mensch von Vögeln gefressen, von Hunden und Wölfen zerrissen wird; einige werden zu Asche verbrannt, und die Asche in das Wasser geworfen: wie der Papst mit dem Heiligen Johannes Hus getan hat. Da denkt die Vernunft so: Wo wird unser Herr Gott den Leib einmal wieder nehmen? Nun, sagt Gott, ich sag es, es ist mein Wort. Das ist mit der Vernunft nicht zu glauben, sondern auch unmöglich zu sehen. Aber glaubst du es, so soll es wahr werden; denn ich bin allmächtig, und kann aus nichts alle Dinge machen.

10. Was sind wir doch vor hundert Jahren gewesen? Ebensowenig als das Kind, daß vor 20,30, 40 Jahren nach uns geboren werden sollte. Weil nun Gott die Kunst kann, aus nichts alle Dinge machen, so wird er ja auch das können, daß der aus dem, daß etwas gewesen, wieder etwas machen wird. Darum soll man nicht danach sehen, ob ein Ding möglich sei; sondern so soll man sagen: Gott hat es gesagt; darum wird es geschehen, wenn es auch sonst nicht möglich wäre. Denn wenn ich es gleich nicht sehen noch ergreifen kann, so ist er doch der Herr, der aus einem Unmöglichen ein Mögliches und aus nichts alles machen kann.

11. Darum sind es über die Maßen verdrießliche Narren, die unserm Herrn Gott sein Wort und Werk nach ihrer Vernunft messen wollen. Denn weil ich einen Toten nicht lebendig machen kann, soll es darum Gott auch nicht können? Darum hüte sich ein jeder davor, daß er Gottes Wort und Vermögen nicht nach seinem Sinn und Vermögen messe. Denn wo es unsere Vernunft alles fassen und begreifen könnte, so hätte unser Herr Gott seinen Mund wohl können zuhalten. Aber weil er redet, so ist das ein Zeichen, daß unsere Vernunft nicht alles weiß noch versteht, und das Gottes Wort über und wider alle Vernunft ist; wie man aus der Erfahrung lernt.

12. Ich verkündige die Vergebung der Sünden, und absolviere und entbinde dich aus dem Befehl Christi. Da hörst du das Wort, und wenn du es gehört und von Sünden entbunden bist, so fühlst du es doch nicht, daß Gott und seine Engel dich anlachen. Von solcher Freude weißt du gar nichts, davon der Herr sagt: " Die Engel im Himmel freuen sich über einen Sünder, der sich bekehrt ".

13. Also, wenn du jetzt getauft bist, hast du dieselbe Haut und das Fleisch nach der Taufe, welches du vor der Taufe hattest. Soll es aber darum beides nicht sein, die Absolution und die Taufe? O nein. Darum lerne also sagen: Gott hat mich getauft. Gott hat durch sein Wort mich absolviert und von Sünden entbunden. Darum glaube ich fest, wenn ich es auch gleich nicht sehe noch fühle, daß Gott mich anlachen seinen Sohn heißt, und Christus, mein Herr heißt mich seinen Bruder; und die lieben Engel haben eine besonders große Freude an mir. Solches, sage ich, glaube ich, und habe ganz und gar keinen Zweifel daran. Will es der Papst nicht glauben, das schadet nicht; ich will es glauben; denn Gott wird mir in seinem Wort nicht lügen.

14. Die Jünger hier konnten diese Kunst nicht; sonst würden sie nicht lange davon diskutiert, oder sich verwundert haben; sie würden beschlossen haben: Eben wie er es redet, also wird es auch gehen; denn der Mann kann nicht lügen, es geschehe gleich, wann oder wie es wolle. Aber der Blinde, von dem der Evangelist meldet, der kann solche Kunst sehr wohl. Seine Augen sind starr und blind, daß er nicht ein Stück damit sieht; aber sobald da das Wort klingt: " sei sehend ", glaubt er es. Darum widerfährt ihm auch, wie er glaubt. Dieses Wort, da es noch allein ist, redet von einem Ding, daß nicht vorhanden ist. Denn die Augen sind dem Blinden noch zu; aber bald auf das Wort, da er es glaubt, folgt das Werk, wie er es geglaubt hat. Also sollten die Jünger auch getan haben. Ob sie gleich nicht sahen, wie es möglich war, sollten sie dennoch geglaubt haben, weil sie sein Wort hatten. Denn auf das Wort gehört nichts denn als allein der Glaube.

15. Das ist das erste Stück, daß wir aus dem heutigen Evangelium lernen sollen, nämlich dem Wort Gottes mit ganzem Herzen, ohne wanken, glauben. Von solchem Glauben weiß der Papst nichts, lehrt auch nichts davon. Ihr aber sollt es wissen und können, daß ein christliches Herz sei, daß da Gottes Wort von Vergebung der Sünden nicht allein hört, sondern auch fest glaubt, und daran nicht zweifelt, wenn es auch nichts davon sieht oder fühlt. Denn dasselbe soll sich erst später finden und folgen. Wenn wir es fest geglaubt haben, wird sich dann die Erfahrung auch finden, daß wir sagen werden: O wohl mir, daß ich geglaubt habe. Die anderen aber, als, Katholiken, Türken, Juden, die Gott nicht geglaubt haben, werden stehen und schreien: Zeter mordio, daß wir nicht geglaubt haben! Wer hätte das gedacht? Werden also dieses am Ende glauben. Aber es wird ihnen nichts nützen, und ihnen nicht mehr helfen, es ist zu lange gewartet.

16. Das ist das erste, daß wir uns nicht ärgern sollen an dem Wort Gottes, ob es gleich wunderbarlich, lügerlich und unmöglich lautet; sondern fest auf dem Bestehen: hat es Gott geredet, so wird es auch geschehen müssen. Denn niemand soll danach fragen, ob es möglich sei, sondern allein dahin sehen, ob es Gott geredet habe. Hat es Gott geredet, so ist er so mächtig und wahrhaftig, daß er es auch tun kann. Darum soll man es glauben; wer es aber nicht glauben will, der lästert Gott auf das höchste. Vor solcher Sünde sollen wir uns fleißig hüten, daß wir an Gottes Wort nicht zweifeln, Gott gebe, es laute so lügerlich als es immer kann. Denn was Gott redet, das wird gewiß wahr. Also haben wir Gottes Wort in der Taufe, im Abendmahl, in der Absolution und in der Predigt; da redet Gott selbst mit uns, spricht uns selbst von Sünden los. Solches sollen wir Glauben und für wahr halten, und ja nicht daran zweifeln. Das ist das erste Stück.

17. Im anderen Stück, von dem Blinden, lehrt uns der Evangelist eine rechte bettlerische Kunst, daß man vor Gott wohl geilen lernen, unverschämt sein, und immer anhalten soll. Denn der blöde ist, der läßt sich bald abweisen und taugt nicht zum Betteln. Man muß die Scham abtun, und denken, unser Herr Gott will es so haben, daß wir geilen und anhalten sollen. Denn es ist seine Lust und Ehre, daß er viel geben will, und gefällt ihm wohl, daß man sich viel Gutes von ihm erhofft. Darum soll man es ja so unverschämt tun, wie er es gern hat. Denn wer so lange warten will, bis er würdig werde, daß ihm Gott etwas gebe, der wird bestimmt nie etwas bitten. Darum ist es am besten, daß man die Scham abziehe, und den Mund schnell auftut, und sage: " Herr, ich stecke hier und da in großer Gefahr und Not meines Leibes und der Seele, bedarf darum deiner Hilfe und Trost; dies willst mir ja nicht versagen, sondern gewiß widerfahren lassen, nach deiner gnädigen Zusage.

18. Die Bettler auf der Straße und Gasse können diese Kunst wohl, aber die Leute haben es nicht gern, sind dessen überdrüssig, und weisen solche Bettler mit bösen Worten ab. Aber unser Herr Gott hat solche Bettler gern, die getrost anhalten und sich nicht abweisen lassen wollen. Wie wir hier an diesem Blinden sehen, der hätte gern gesunde Augen gehabt. Darum, da er das Geschrei hört von denen die vorüber gehen, fragt er, was das wäre. Da er von Jesu hört, fängt er an zu schreien: " Jesu, du Sohn David, erbarme dich mein ". Die nun vorne gehen, bedrohen ihn, er soll schweigen; aber er kümmert sich nicht darum; ja, je mehr man ihm wehrt, desto getroster schreit er.

19. Das ist ein rechter Geiler und feiner Bettler, wie ihn unser Gott gern hat. Darum sollen wir an diesem Beispiel merken, und auch vor den Herrn Christum treten, und ihn bitten: O Herr, ich bin ein armer Sünder, gib, daß dein Reich auch zu mir komme, und vergib mir meine Schuld. Hilf hier, hilf da. Wer so bettelt und unverschämt anhält, der tut recht, und unser Herr Gott hat es gern; denn er ist nicht so wie wir Menschen. Uns kann man mit dem Geilen müde, unlustig und unwillig machen; ihm aber ist es eine große Ehre, daß man ihn für einen großen Herren halte, und nicht ablasse, sondern sage: Herr, es ist deine Ehre, dadurch du gerühmt wirst, daß ich von dir bettle. Darum, lieber Herr, siehe nicht an, daß ich unwürdig bin, sondern das ich deiner Hilfe bedürftig bin, und du der rechte einzige Nothelfer für alle Sünder bist. Darum geschieht es dir zu Ehren, daß ich dich anrufe; so kann deine Hilfe auch nicht fehlen.

20. So ein unverschämtes Gebet, daß fest anhält und sich nicht abschrecken läßt, gefällt Gott wohl. Wie wir hier an dem Blinden sehen, sobald er anfängt zu bitten, schnell fordert der Herr ihn zu sich, muß jedermann aus dem Wege weichen. Und er, der Blinde, schämt sich auch nicht, läßt sich zu ihm leiten. Da fragt der Herr ihn sofort: " was willst du, daß ich dir tun soll? ". Da muß man sehen, wie die Hände dem Herrn offen stehen. Als wollte er sagen: Bitte, was du willst, es soll dir widerfahren. Der Blinde wartet nicht lange, und spricht: Ich bitte, daß ich sehen möge. Da antwortet der Herr: Ja, du sollst sehen. Das heißt ja unverschämt gebeten, aber sehr gnädig erhört. Das sollen wir lernen von dem Blinden, also auch mit unserem Gebet nicht warten und Christus unsere Not bringen, und gewiß glauben, er werde uns erhören und geben.

21. Im Papsttum haben wir selbst unser Gebet verachtet und gedacht: Wo nicht andere für uns bitten, so werden wir nichts erlangen. Aber solches soll kein Christ tun; sondern, sobald die Not da ist, schnell in die Kammer gelaufen und auf die Knie gefallen, und gesagt: Herr, hier komme ich, muß das und jenes haben, ob ich wohl unwürdig bin. Aber siehe meine Not und meinen Jammer, und hilf um deiner Ehre willen. Also lerne unverschämt beten, und zweifle ja nicht, Gott werde dir um Christi willen geben, was dir nützlich und gut ist. Denn da steht die Verheißung klar und gewiß: " Was ihr im Namen Jesu bittet, daß soll euch widerfahren ". Allein, siehe darauf, daß du nicht müde werdest, sondern fest anhaltest.. Je mehr du es tust, je lieber hat es der Herr; er wird durch dein Geilen nicht müde. Ja, dein Gebet möchte so stark und ernst sein, der sollte dir in derselben Stunde geben, was du begehrst, daß er sonst noch nicht täte und noch lange verzöge; aber er erhört und gewährt dich um deines ängstlichen Betens willen. Wie ich hoffe, daß der jüngste Tag nicht so lange ausbleiben soll, sondern durch das ängstliche Seufzen der Christen eher kommen, denn wir es denken können. Wie der Herr in Lukas 18 von der Witwe ein Gleichnis gibt, die nicht nachlassen wollte, da der Richter, der da weder nach Gott noch den Menschen fragte, sagt: ich kann es nicht länger leiden, daß mich die Witwe so bedrängt; ich will ihr helfen, daß ich von ihr loskomme. " Sollte aber Gott ", spricht Christus, " nicht auch erretten seine Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte Geduld darüber haben? Ich sage euch, er wird sie erretten in einer Kürze ". Das ist als wollte er sagen: Das Gebet macht, daß Gott eilt, wo er sonst nicht so eilen würde.

22. Darum dient das Gebet dazu, daß man ein Ding desto schneller erlange, welches sonst wohl länger dauern würde, ja, wohl überhaupt nichts daraus würde. Das also dies Beispiel dazu dient, daß wir sollen unverschämte Bettler sein und Geilen lernen, uns nicht lassen müde machen, sondern sagen: Herr, wahr ist es, ich bin ein armer, unwürdiger Sünder, das weiß ich wohl; aber nichtsdestoweniger muß ich dies oder jenes haben; gib mir es. Denn hier gilt kein diskutieren, ob ich fromm bin, das einzige Stück ist genug, daß ich eine Not habe und du gern geben willst, was mir zu Leib und Seele nützlich ist.

23. Wenn du so betest und fest anhälst, so wird er gewiß zu dir sagen, wie zu diesem Blinden: " Was willst du, daß ich tun soll? sei sehend, dein Glaube hat dir geholfen ". Denn beten und nicht glauben, heißt unseren Herrn Gott spotten. Der Glaube aber steht allein auf dem, daß Gott um Christi, seines Sohnes und unseres Herrn, willen uns gnädig sein, erhören, schützen, retten und selig machen werde. Dazu helfe uns unser lieber Herr und Erlöser, Christus Jesus, Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Am Sonntag Invocavit


Matthäus 4,1-11

Da ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf das er von dem Teufel versucht würde. Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, daß diese Steine Brot werden. Und er antwortete und sprach: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, daß durch den Mund Gottes gehet. Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels, und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so laß dich hinab; denn es steht geschrieben: Er wird seinen Engeln über dir Befehl tun, und sie werden dich auf den Händen tragen, auf das du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben: Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen. Wiederum führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit. Und er sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, so du niederfällst und mich anbetest. Da sprach Jesus zu ihm: Heb dich weg von mir, Satan; denn es steht geschrieben: Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn, und ihm allein dienen. Da verließ ihn der Teufel; und siehe, da traten die Engel zu ihm und dienten ihm.

1. In diesem Evangelium hört ihr, wie der Herr Jesus nach seiner Taufe auf dreierlei Weise versucht worden ist, nachdem er 40 Tage und 40 Nächte in der Wüste gewesen und nichts gegessen hat; oder wie Lukas davon redet, so haben diese drei Anfechtungen die ganzen 40 Tage über gedauert, daß er mit einer etliche Tage umgegangen ist, und vielleicht nicht nach der Ordnung, wie Matthäus hier erzählt.

2. Nun ist aber dies ein weites Evangelium, besonders wenn man es auf die ganze Christenheit ziehen will, die auch durch Hunger und Verfolgung, durch Ketzerei, und endlich mit dem Reich der Welt versucht ist, wie die Geschichte, wer Achtung darauf hat, fein beweist. Aber wir wollen es diesmal nicht so weit bedenken, sondern bei der einfachen Lehre bleiben. Und aufs erste wollen wir dies Beispiel unseres lieben Herrn Christi vor uns nehmen, in welchem wir sehen, daß ein jeder Christ, sobald er getauft, wird er gestellt in das Heer gegen den leidigen Teufel, der wird ihm aufgeladen, und verfolgt ihn, weil er lebt. So es nun der giftige Feind nicht dahin bringen kann durch seine Anfechtung, daß er die Christen zu Fall bringe und über sie siege; so tut er, wie er mit Christus getan hat, und sieht, daß er sie an das Kreuz hängt und umbringt.

3. In solcher Gefahr stehen alle Christen. Denn das ist schnell auszurechnen, weil er den Herrn Christus selbst nicht verschont, sondern sich so trefflich gegen ihn gesetzt hat, wird er viel weniger schonen, da er weiß, daß wir viel schwächer und nicht so gut gerüstet sind. Darum mögen wir uns auf solch eine Gefahr einstellen, und am Herrn Jesus Christus hier lernen, wie wir solchem Feinde auch begegnen sollen, daß er von uns ablassen muß. Das geschieht aber allein durch den Glauben an Gott und sein Wort. Wer solchen Harnisch hat und recht braucht, der ist vor dem Teufel gut geschützt. Wer ihn aber nicht hat oder unrecht braucht, dem ist weder zu raten noch zu helfen gegen den giftigen Feind.

4. Darum soll ein jeder Christ sich fleißig zur Predigt und an dem Wort Gottes halten, daß mit Fleiß lernen und sich darin üben; daneben auch immer Gott in den Ohren mit einem ernstlichen Gebet liegen, daß er sein Reich zu uns kommen lassen, und uns nicht in Versuchung führen soll, sondern vor allem Übel gnädiglich bewahren.

5. Nun steht hier, der Herr Jesus sei vom Geist in die Wüste geführt, das ist, der Heilige Geist habe ihn in die Wüste gerufen. Solches hat der Evangelist besonders anzeigen wollen, daß man sich vor eigener Andacht hüte; besonders weil Christus selbst nicht aus eigener Andacht oder Vornehmen in die Wüste gegangen und da mit dem Teufel gerungen hat; wie viele tun, und sich manches vornehmen, ohne Gottes Wort, aus eigener Andacht. Aber so etwas soll nicht sein. Niemand soll etwas anfangen noch irgendwo hinlaufen, Gott zu dienen, er wisse denn gewiß, daß Gott ihm solches geheißen hat, entweder durch sein Wort, oder durch Menschen, die an Gottes Statt über uns Macht haben. Denn wer ohne solchen Beruf etwas vornimmt, wie Mönche und Nonnen in die Klöster gelaufen sind, der tut nicht allein Gott keinen Dienst, sondern tut wider den Gehorsam Gottes.

6. Darum ist dies Beispiel Christi wohl zu bedenken, daß er nicht von sich selbst ist in die Wüste gelaufen, sondern der heilige Geist hat es ihm geheißen; auf das wir dergleichen auch tun, und nichts aus eigener Andacht vornehmen; sondern in allem, daß wir tun, rühmen und sagen können: Es geschehe im Gehorsam und Befehl des Wortes. Diese Lehre habt ihr oft gehört, daß man besonders danach sehen soll, daß man gewiß sei, Gott habe es befohlen, und außer seinem Wort nichts anfangen.

7. Mit den einfachen Ständen und Werken der Liebe bedarf es keinen neuen Befehls; denn solches ist bereits in den zehn Geboten befohlen. Da heißt uns unser Herr Gott einen jeden, daß er Gottes Wort hören, Gott lieben, Gott anrufen soll, Vater und Mutter gehorsam sein, niemand töten, nicht Unzucht treiben, sondern ehelich werden soll. Solches alles ist Gottes Geschöpf und Befehl; darum darf man da nicht fragen nach dem Heiligen Geist, daß er dich oder mich besonders berufe, und heiße ehelich werden, Vater und Mutter sein. Solch ein Befehl ist schon zuvor da. Aber etwas besonderes anfangen, in ein Kloster laufen, und da Gott dienen wollen, also, nicht Fleisch, Eier, Butter essen, da ist kein Befehl noch Gottes Wort von; deswegen ist es ein stinkender Dreck vor Gott und kein Gottesdienst.

8. Nun wollen wir auch die Anfechtungen nach einander besehen. Die erste ist, daß der Teufel zum Herrn Jesus Christus spricht, da er sieht das ihn hungert: " Bist du Gottes Sohn, so sage, daß diese Steine Brot werden ". Solches scheint nicht so eine harte Anfechtung zu sein. Denn wir denken so: Was hätte es Christus geschadet? Er hätte leicht Steine zu Brot machen können. Hat er doch noch viel größere Dinge getan! Aber er will es darum nicht tun, denn er versteht den Teufel in seiner Sprache sehr wohl, der besonders das nicht sucht, daß Christus ein Wunder tun soll; sondern, wie man aus des Herrn Christi Antwort klar sieht, er wollte ihm gern den Glauben und das Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit nehmen, und ihm den Gedanken in das Herz stecken: Gott hat dich vergessen, er will sich dein nicht annehmen, er will dich des Hungers sterben lassen, und dir nicht ein Stück Brot gönnen. Darum antwortet der Herr: Ei, Teufel, nicht so; " der Mensch lebt nicht allein von dem Brot, sondern von einem jeden Wort, daß da geht aus dem Munde Gottes ". Das also des Teufels Eingeben dies ist, er soll allein auf das Brot denken, und Gottes Wort nicht weiter achten, wenn er Brot habe.

9. Solche Anfechtungen gehen auch noch heute, daß der Teufel den Leuten solche Gedanken in das Herz steckt: Bist du Gottes Sohn, so kann Gott mit dir auch nicht zürnen. Darum so scharre nun getrost und sei geizig, tu wie die Welt tut, schadet alles nichts, du kannst nicht sündigen. Denn sollte Gott dir die Nahrung und das Brot nicht gönnen wollen, so müßte er doch ein schlechter Gott und unbarmherziger Vater sein. Mit solchen Gedanken macht er Bürger und Bauern zu Schälken, daß sie fortfahren mit Scharren und Geizen, und halten es dafür, Gott werden darum nicht zürnen, weil es allein um das tägliche Brot und die Nahrung zu tun ist. Ich muß ja, gedenkt ein jeder, für Weib und Kind sorgen, ihnen genug schaffen. Also macht der Teufel mit dem Wort einen Deckel über die Sünde, daß er spricht: Du bist Gottes Sohn. Als wollte er sagen: Du kannst ja nicht sündigen noch Unrecht tun. Wie man überall in der Welt sieht, daß niemand sich ein Gewissen darüber macht, daß er nach dem Wort ein wenig fragt, und fragt allein nach dem Brot oder der Nahrung. Darum geht diese Anfechtung auch heute noch in der Welt, daß der Teufel das Wort gering macht, und die Leute dahin treibt, daß sie nicht so sehr nach dem Wort fragen, als um das Brot.

10. Da muß man lernen und sich gegen solche Anfechtungen wehren, und sagen: Teufel, du willst mich gern vom Wort bringen; nein, es soll dir nicht gelingen. Denn ehe ich an Gottes Wort Mangel haben wollte, eher wollte ich am Brot Mangel haben und lieber des Hungers sterben. Denn es ist ja besser, daß der Leib verderbe, denn daß er durch Speise erhalten werde, und die Seele ewig sollte sterben und verloren sein. Zu solchen Gedanken läßt der Teufel uns nicht gern kommen, legt sich aber mit der Anfechtung immer in den Weg, und arbeitet dahin, daß wir nur auf den vollen Bauch sehen und Gottes Wort verachten, und denken sollen, es hat keine Not, Gott ist mein Vater, sollte er mir das Brot und die Nahrung nicht gönnen?

11. Wer vor solcher Anfechtung sich bewahren will, der lerne hier von Christus, daß ein Mensch zweierlei Brot habe, das vom Himmel kommt, ist das Wort Gottes. Das andere und geringere ist das zeitliche Brot, daß aus der Erde wächst. Wenn ich nun das erste und beste Himmel-Brot habe, und lasse mich davon nicht bringen, so soll das zeitliche Brot auch nicht fehlen noch außen bleiben: es müßten eher die Steine zu Brot werden. Die anderen aber, die das himmlische Brot fahren lassen, und nehmen sich allein um das zeitliche an: wenn sie den Bauch voll haben, legen sie sich hin und sterben. Sie können das Gut nicht total fressen, sondern müssen es hinter sich lassen und dort ewig Hungers sterben. Es soll aber nicht so sein. Darum ob dich der Teufel anficht durch Verfolgung, Mangel, Hunger und Kummer: leide es und faste mit Christus, weil doch der Geist dich so treibt, und laßt das Vertrauen auf Gottes Gnade nicht fallen. So werden bald die lieben Engel kommen und deine Tischdiener werden; wie der Evangelist hier am Ende von Christus sagt.

12. Das ist das erste Stück, von der ersten Anfechtung, daß man Gottes Wort lernen soll und hoch halten, und demselben glauben, und sich durch kein Unglück und Mangel dahin bewegen lassen, daß man daraus schließen wollte, Gott wäre uns nicht gnädig, er wolle uns nicht helfen, er habe uns ganz und gar vergessen. Gegen solche Anfechtung tröstet uns niemand, denn allein das Wort Gottes. Das ist solch ein Brot und Speise: wer davon ißt, das ist, wer dem Wort glaubt, der hat das ewige Leben. Das merke gut. Wiederum das zeitliche Brot, nach dem alle Welt scharrt, hält nur solange, bis das Stündlein kommt, dann ist es aus, und muß danach in Ewigkeit Hungers sterben.

13. Die andere Anfechtung ist, daß der Teufel den Herrn Jesus führt in die heilige Stadt Jerusalem und stellt ihn oben auf den Tempel, und spricht: Er soll sich herunter fallen lassen, ihm werde kein Leid widerfahren, denn er sei Gottes Sohn; darum müßten eher alle Engel auf ihn warten, ehe er an einen Stein sich stoßen sollte.

14. Das ist eine schwere und geistliche Anfechtung des Glaubens, da der Glaube auf der anderen Seite auch angefochten wird, eben wie er oben mit der Sünde und dem Zorn Gottes angefochten wird. Denn wo es der Teufel dahin nicht bringen kann, daß wir an Gott verzagen, so versucht er es auf der anderen Seite, ob er uns könne vermessen und hoffärtig und kühn machen. Als wollte der Teufel sagen: Willst du mit mir aus Gottes Wort diskutieren; halt, ich kann es auch. Da hast du Gottes Wort: " Er wird seinen Engeln über dir Befehl tun, die müssen dir eine Treppe bauen, und sollen dich auf den Händen tragen ". Nun so spring hinab, laß sehen, ob du auch der Zusage Gottes glaubst.

15. Hier muß man Christum verstehen und als einen Menschen sehen, der die Gottheit in seiner Menschheit verborgen hat. Wie er am Kreuz sich auch so stellt als ein Mensch, klagt und schreit um Hilfe und Erlösung: also stellt er sich hier auch als ein einfacher Mensch. Darum meint der Teufel, er wolle ihn dahin bringen, daß er Gott einem unnötigen Wunderzeichen versuche. Führt darum den 91. Psalm an, zum Zeugnis; läßt aber doch das nötige Stück darin aus: der Herr wird dich bewahren " auf deinem Wege ". Mit solchem Spruch will der Schalk dem Herrn Christus aus den Augen reißen, was ihm befohlen war, und ihn führen auf seine Weise, die ihm nicht befohlen war. Denn Christus ist jetzt in der Wüste, nicht darum, daß er dort Wunder tun soll; sondern das erleiden soll, er soll ein leidender Mensch sein: so will der Teufel ihn aus dem Wege führen, da ihn Gott zu geordnet hat, und bereden, er soll ein unnötiges Wunderwerk tun.

16. Aber Christus treibt ihn zurück und spricht: " Es steht geschrieben: Du sollst Gott nicht versuchen ". Denn da ist eine Treppe; darum ist es nicht nötig, daß ich mich hinunter fallen lasse. Weil ich nun ohne Gefahr die Treppe hinab gehen kann, wäre es unrecht, wo ich mich ohne Not und Befehl Gottes wollte in Gefahr begeben.

17. Das ist auch eine nötige und nützliche Lehre, daß es heißt Gott versuchen, wo jemand von dem ordentlichen Befehl abtreten, und ohne Gottes Wort etwas Neues und Besonderes anfangen will. Wie Mönche und Nonnen tun, die fahren aus eigener Andacht, nehmen sich ein besonderes Leben vor; sagen danach, Christus hat es befohlen, da er sagt: " Verlasse alles, und folge mir nach ". Das ist nicht allein Vernunft, sondern auch Schrift. Aber hier siehst du, daß der Teufel auch die Schrift führen kann um damit die Leute zu betrügen. Aber den Mangel hat es, daß er die Schrift nicht ganz führt, sondern nimmt nur so viel, als ihm zu seiner Sache dient; was ihm nicht dient, daß läßt er aus und schweigt still davon.

18. Die Widertäufer tun auch so, führen sehr viel Schrift, wie man auf keine Kreatur sich verlassen noch darauf vertrauen soll. Danach sagen sie: Die Taufe ist auch eine Kreatur; denn es ist nichts anderes als nur Wasser; darum soll man auf die Taufe kein Vertrauen setzen und sich darauf verlassen. Die wollen Gottes Gnade nicht bei der Taufe glauben, sondern mit den Händen fassen. An Schrift fehlt es ihnen nicht, aber daran fehlt es ihnen, daß sie die Schrift nicht recht führen. Denn so Gottes Wort nicht da stünde und so lautete: " Es sei denn, daß jemand wiedergeboren werde durch das Wasser und den Geist, so wird er das Himmelreich nicht sehen "; so wäre es unrecht, Gottes Gnade in der Taufe oder bei dem Wasser suchen. Aber da steht Gottes Wort fest: " Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig ". Denn es muß Glaube und Taufe, Wort und Wasser bei einander sein; das wollen die blinden Leute nicht sehen.

19. Also widerspricht Christus dem Teufel auch, und antwortet: Wenn ich auf meinen Wegen gehe, die mir Gott befohlen hat, so weiß ich wohl, daß die Engel bei mir sind, und auf mich sehen müssen und mich bewahren. Also wenn ein Kind in seinem kindlichen Gehorsam geht, Vater und Mutter, Knechte und Mägde in ihrem Amt und Beruf gehen, so ihnen ein Unfall kommt, da will Gott durch seine Engel retten und helfen. Gehen sie aber aus dem Wege, so sollen die Engel nicht da sein; da kann ihnen der Teufel alle Stunden den Hals brechen; wie er denn oft tut, und geschieht ihnen auch recht, denn sie sollten nicht neue noch andere Wege machen; denn das heißt Gott versuchen.

20. Das ist nun solche Anfechtung, die niemand versteht, denn er habe es erfahren. Denn gleich wie die erste auf Verzweiflung treibt, so treibt diese auf Vermessenheit, und auf solche Werke, die Gottes Wort und Befehl nicht haben. Da soll ein Christ die Mittelstraße gehen, daß er weder verzweifle noch vermessen ist, sondern bleibe einfältig bei dem Wort in rechtem Vertrauen und Glauben. So sollen die lieben Engel bei uns sein und sonst nicht.

21. Die dritte Anfechtung ist nun die gröbste, daß der Teufel durch Lehre und Gewalt uns, wieder Gottes Wort, sich untersteht uns in Abgötterei zu bringen. Zu solchem hilft das sehr viel, daß die äußerliche Heiligkeit so einen großen Schein vor der Vernunft hat, und weit schöner scheint, denn aller Gehorsam gegen das Wort Gottes. Denn der Papst hält den Ehestand nicht für ein heiliges Leben, also, Kindern nähren und lehren, im Haus arbeitsam, gehorsam und treu sein, als er es für ein heilig und großes Ding hält, wo einer hingeht, zieht einen grauen Rock oder eine Kappe an, hält sich nicht wie andere Leute, ißt kein Fleisch am Freitag, fastet, geht Wallfahrten. Das hat einen solchen Schein, daß König und Kaiser sich davor bücken.

22. Mit solcher eigenen Andacht und selbst erfundener Geistlichkeit ist der Papst groß geworden, daß er und sein Haufe nicht tun will, was andere Leute tun; denn dasselbe wäre ihnen zu gering. Das hat aber ein besonderes Ansehen, wenn einer in ein Kloster läuft, ein Mönch und unseres Herrn Gottes (wie sie rühmen) eigener Diener wird, da man weder Geld noch Gut sucht und der Welt sich ganz entzieht. Denn so hat man das Leben der Mönche gerühmt; obwohl es eine andere Meinung damit hat, wie jedermann wohl weiß. Aber Summa Summarum, dieses ist eine rechte teuflische Anfechtung. Denn es ist eine nicht befohlene Heiligkeit, und heißt nicht Gott gedient, dem man doch, wie Christus hier sagt, allein dienen soll. Dient man aber Gott nicht allein, so dient man gewiß dem Teufel. Der lohnt auch, wie er Christus hier verheißt, und gibt ein gutes Leben.

23. Wer aber Gott dienen will, der tue, was Gott in seinem Wort befohlen hat. Bist du ein Kind, so Ehre deinen Vater und Mutter. Bist du Magd oder Knecht, so sei gehorsam und treu. Bist du Herr oder Frau, so ärgere deine Knechte nicht mit Worten noch mit Werken; sondern tue, was dir gut ansteht, und halte sie auch zur Furcht Gottes. Das heißt Gott und seinem Wort, und nicht der Person gedient. Denn da ist sein Wort, daß solches befiehlt und haben will. Man heiße es nun vor der Welt, wie man will, daß es Herrn oder Frauen, Vater oder Mutter, Nachbarn oder Kindern gedient sei, so ist es doch ein rechter Gottesdienst. Denn Gott hat sein Wort geschrieben über meines nächsten Haupt und gesagt: Du sollst deinen Nächsten lieben und ihm dienen.

24. Das nun der Papst solches Befehls nicht achtet, und seine besondere Heiligkeit daraus macht, wenn man eine graue Kappe anlegt, keine Butter noch Fleisch ißt, das ist lauter Teufelsdienst. Denn Gottes Befehl und Wort ist nicht da. Dieses reimt sich eben zur Frömmigkeit, die vor Gott gilt, als es sich reimt zu einem steinernen Haus, wenn die Kinder Häuser aus Kartenblättern machen. Ursache, Gott kannst du nicht dienen, du hast denn sein Wort und Befehl. Ist nun sein Wort und Befehl nicht da, so dienst du nicht Gott, sondern deinem eigenen Willen. So sagt nun unser Herr Gott: Wem du dienst, der lohne dir auch; welcher Teufel hat es dir gesagt? Ich heiße dich Vater und Mutter, deiner Obrigkeit und deinem Nächsten dienen; das läßt du gehen, und tust dazu, daß ich nicht befohlen habe; das soll ich mir gefallen lassen? Nein, da wird nichts draus werden.

25. Also ist der Papst und sein Haufe ein lauterer Götzendiener und Teufelsknecht. Denn das Wort verachtet er nicht allein, sondern verfolgt es auch; will dazu noch heilig sein um solches äußerlichen Gottesdienstes willen, den er angerichtet hat mit Kappen und Platten, mit Fasten, Fische essen, Messe lesen, und was dergleichen mehr ist; davon kann ihn niemand bringen. Warum? Darum, daß der Teufel ihm der Welt Reich gewiesen und verheißen hat. Das macht, daß er unserer Predigt und Gottesdienst spottet. Denn wir sind Bettler dabei, und müssen viel leiden. Aber seinen Gottesdienst hebt er in den Himmel; denn da hat er Geld und Gut, Ehre und Gewalt von, und ist ein größerer Herr, denn als ein Kaiser und König sein kann. Da sieht man, wie der Teufel mit dieser Anfechtung so gewaltig ist. Wir aber sollen dem Teufel unter die Augen treten, und ihm sagen, wie Christus sagt: Teufel, heb dich von mir weg, es steht geschrieben: " Du sollst Gott deinem Herrn, allein dienen ", das ist, allein auf Gottes Wort sehen und demselben folgen, und außerhalb desselben keinen Gottesdienst anrichten. Auf diese drei Anfechtungen müssen wir gewappnet sein, weil wir leben. Sollen darum hier lernen, wie wir uns mit Gottes Wort dagegen schützen, daß wir auf der Mittelstraße gehen; und uns darum nicht den Glauben nehmen lassen, daß wir Stein und nicht Brot haben, wenn uns hungerte, noch im Glauben vermessen werden, oder endlich um Geldes um Guts willen vom rechten Gottesdienst abfallen; sondern zugleich im Glauben und in der Furcht Gottes beständig bleiben. Unser lieber Herr Christus, der diese Anfechtung und zu gut selbst überwunden hat, der gebe uns auch Stärke, daß wir es durch ihn überwinden und selig werden mögen, Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Am Sonntag Reminicsere

Matthäus 15, 21-28

Und Jesus ging aus von dannen und entwich in die Gegend von Tyros und Sidon. Und siehe, ein kanaanäisch Weib ging aus derselbigen Grenze und schrie ihm nach und sprach: Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich mein! Meine Tochter wird vom Teufel übel geplagt. Und er antwortete ihr kein Wort. Da traten zu ihm seine Jünger, und baten ihn und sprachen: Laß sie doch von dir; denn sie schreit uns nach. Er antwortete aber und sprach: Ich bin nicht gesandt, denn nur zu den verlorenen Schafen von dem Hause Israels. Sie kam aber und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir! Aber er antwortete und sprach: Es ist nicht fein, daß man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde. Sie sprach: Ja, Herr; aber doch essen die Hündlein von den Brosamlein, die von ihrer Herren Tisch fallen. Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: O Weib, dein Glaube ist groß; dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter ward gesund zu derselbigen Stunde.

1. Das ist ein hohes Evangelium. Man hat es darum auf diesem Sonntag gelegt, eben wie andere, daß auch hier geschrieben wird vom Teufel austreiben; damit soll angezeigt werden, daß man fromm werden und beichten soll. Aber das ist eine schlechte und päpstliche Frömmigkeit, wenn sie sich nur auf diese Zeit bezieht. Und wird mit elenden Fasten und unbilligem Beichten, weil man aus der Schrift keinen Befehl davon hat.

2. Darum müssen wir erstlich wissen, daß dies Evangelium nicht von solchen Kinderspiel und Puppenwerk redet; sondern es ist eine hohe und schwere Lehre, von dem rechten Kampf und Todesangst im Glauben vor Gott, daraus wir das lernen sollen, daß uns kein Ding abschrecken soll vom rufen und beten zu Gott, ob er schon selbst nein dazu spricht. Wie man erfährt in Todesnöten; da schiebt und schürt der Teufel überall mit Gedanken dazu, daß sich unser Herr Gott nicht anders läßt ansehen, denn als wolle er unser nicht. Da geht es denn scheußlich zu, wenn die schwarzen dicken Wolken also die liebe Sonne dämpfen und decken, da ist dann eine Not über alle Not.

3. Dieser Kampf ist uns hier aufgezeigt in dem Weiblein, da nicht allein die Person, sondern alle anderen Umstände so böse sind, daß sie nicht schlimmer sein können. Denn erstens ist es ein heidnisches Weib, das ist das erste welches die Sache schwer macht, daß sie kein Kind nach Abrahams Samen ist; hat darum auch kein Recht, hier etwas zu bitten, denn sie ist fremd. Dieses sollte sie dermaßen vor den Kopf gestoßen haben, daß sie gesagt haben sollte: Was soll ich bitten? Es ist alles verloren. Ursache, ich bin ein heidnisch, fremd Weiblein; er aber ist ein Jude und zu den Juden gesandt.

4. Wenn wir solch einen Stoß in unserem Herzen fühlen, so würden wir bald liegen und das Gebet fallen lassen. Denn es ist kein Scherz, wenn das Gewissen da steht und spricht: ach, du bist einer der nicht beten soll, du gehörst nicht zu Christus, dich hört unser Herr Gott nicht; du hast keinen Glauben, bist vielleicht nicht erwählt, bist nicht Wert zu solch einem hohen Werk, daß du vor Gott treten, und ihn um etwas bitten sollst. Mit solchen Gedanken kann der Teufel uns in Verzweiflung bringen; denn es ist ein sehr großer Stoß.

5. Da siehe nun auf dies Weiblein, und lerne dich auch in solchem Fall halten, wie sie sich hält. Sie geht hin und sieht solches nicht, ist gleich blind im Geist, daß sie eine Heidin und er ein Jude ist. Denn das Vertrauen und Herz zu Christo ist so groß, daß sie denkt: Er wird mich nicht lassen. Mit solchem Glauben löscht sieht das aus, daß sie eine Heidin ist. Das würde ein anderer ohne Glauben nicht getan haben; sondern würde also gedacht haben: Du bist des Teufels, es ist vergebens, daß du betest; Laß sein Volk bitten, mit dir will Gott nichts zu tun haben, und würde darum nicht gebeten haben. Aber das Weiblein läßt sich nicht anfechten, diskutiert nicht bei sich selbst: Du gehörst in das Haus nicht, du bist eine ausgeschlossene Heidin, und nicht Wert, daß dich die Erde trage.

6. Solches ist eine harte und böse Anfechtung, wenn der Teufel also im Herzen alles zuschüttet, und spricht: Was willst du lange beten, du bist doch mein; hebe dafür an und fluche Gott, es gilt gleich viel; du wirst doch nicht selig. Solche Teufels Gedanken können ein ungeübtes Herz hindern, daß es gar nicht betet, und in Verzweiflung fällt.

7. Darum ist diese Geschichte um unseretwillen geschrieben, daß wir uns nicht daran stoßen, wenn der böse Feind uns vorhalten will und sagen: Du bist kein Christ, beten hat keinen Sinn. Nein, so nicht, kehre dich daran nicht, sondern sprich also: Ich sei, wer ich will, so frage ich nichts danach. Denn ob ich gleich ein Sünder bin, so weiß ich doch, daß darum mein Herr Christus nicht ein Sünder ist, sondern er bleibt gerecht und gnädig. Darum will ich getrost zu ihm rufen und schreien, und mich sonst an nichts kehren; denn ich habe jetzt keine Zeit zu diskutieren, ob ich erwählt sei oder nicht. Das aber fühle ich, daß ich Hilfe bedarf; komme darum, und suche sie in aller Demut.

8. Solches heißt dieses Beispiel hier recht verstehen und gefolgt. Denn das Weiblein war eine Heidin, konnte darum, ja, sie mußte wohl denken, sie wäre nicht erwählt; dennoch schlägt sie es in den Wind, und tritt vor den Herrn Christus, und läßt solche Gedanken am Gebet nicht hindern. Also tue du auch, und sprich: Herr, ich komme jetzt, und muß dies und anderes haben; wo will ich es sonst nehmen oder suchen, denn bei dir im Himmel durch deinen Sohn, meinen Erlöser Jesus Christus? Das ist ein Kampfstück und ein sehr großes Wunder an dem heidnischen Weib.

9. Nun steht im Text, daß sie schreit: " O Herr, du Sohn Davids, erbarm dich mein "; und klagt ihre Not: " Meine Tochter wird hart gepeinigt von dem Teufel ". Solches Geschrei hört Christus wohl, aber er antwortet ihr nicht ein Wort. Das ist der andere Stoß, daß sich unser Herr Gott stellt, eben wie sie war. Sie ist eine Heidin, die nicht in das Erbe gehört, soll auch der Wohltat nicht genießen. Darum da sie Christus nachläuft und ihn bittet, schweigt er, als habe er nichts mit ihr zu schaffen. Da sollte sie wohl gedacht haben: Wo ist nun der Mann, der mir von jedermann so gerühmt ist, wie barmherzig er sei, er höre bald und helfe gern? Aber wie sehe und erfahre ich es hier, so hört er, wenn er will, und nicht, wenn wir es bedürfen. Aber es läßt sich das arme Weiblein noch nicht schrecken. Was begegnet ihr aber weiter?

10. Zum dritten werden die Jünger des Geschreis müde, sind in ihrem Sinn frömmer denn Christus selbst. Denn sie denken, er sei zu hart und unfreundlich; bitten darum für das Weib: Ach Herr, gib und hilf ihr, sie läßt sonst doch nicht ab. Das ist ein schönes Beispiel, daß man im Gebet nicht ablassen soll.

11. Es gibt Prediger die schreiben, daß man ablassen soll zu bitten. Aber das ist nicht richtig, wenn man so predigt. Denn das Ablassen findet sich auch so schon früh genug, als daß man es noch anzeigen muß. So zeigt uns auch dies Beispiel genügend, daß man nicht aufhören, sondern immer weiter bitten und beten soll, und mit diesem Weiblein hier sagen: Ich kann jetzt nicht diskutieren, ob ich fromm oder böse, würdig oder unwürdig bin, kann jetzt nicht warten; ich habe eine große Not. " Meine Tochter wird vom Teufel übel geplagt ", da muß ich Rat und Hilfe dazu haben. Da sieht man, daß solche harten Stöße Ursache geben dem, der seine Not fühlt, nur desto mehr und ernster anzuhalten mit Bitten und FLehen, daß ihm geholfen werde, ganz gleich wie böse und unwürdig er der Hilfe ist.

12. Da findet sich die dritte Anfechtung, oder der dritte Stoß, daß Christus spricht: ich bin nicht gesandt, denn nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israels. Schlägt dadurch die Jünger auch vor den Kopf, will weder das Weiblein noch sie, so für sie bitten, hören.

13. Da sollte sie gedacht haben: Das muß doch ein harter Mann sein, der auch andere Leute, die von sich selbst und ungebeten bitten, nicht hören will. Und ist die Wahrheit, Christus ist uns im ganzen Evangelium nirgendwo so hart dargestellt als hier. Dennoch läßt sie nicht ab, sondern bittet für und für.

14. Da nun ihr Schreien und Fürbitte nicht helfen will, kommt sie auch ins Haus hinein, wie Markus sagt. So etwas mag man wohl ein unverschämtes Weib heißen. Sie ist ihm auf der Gasse mit einem Geschrei nachgelaufen; da nun Christus ins Haus geht, daß er ihrer los würde, läuft sie ihm nach, fällt zuerst vor ihm nieder. Aber solches ist uns zur Lehre und zum Trost geschrieben, daß wir lernen sollen, was für ein herzliches Wohlgefallen Christus daran hat, wenn man so mit bitten anhält.

15. Dennoch läßt sich der Herr noch nicht finden, wie sie ihn gerne hätte. Denn höre, was sagt er zu diesem Weiblein? " Es ist nicht fein, daß man den Kindern ihr Brot nehme, und werfe es vor die Hunde ". Wenn er solch ein Wort zu mir gesagt hätte, ich wäre schnell davon gelaufen, und hätte gedacht: es ist umsonst, was du tust, da es nicht zu holen. Denn es ist über die Maßen ein hartes Wort, daß der Herr ihr vor die Füße wirft, sagt noch dazu, daß sie kein Kind oder eine Heidin ist, sondern heißt sie dazu noch einen Hund. Das ist ärger, als wenn er sie nur eine Heidin geheißen hätte. Ja, ist genau so als wenn er gesagt hätte: du bist des Teufels, wie du gehst und stehst, du hast hier nichts zu suchen. Das heißt doch wohl hoch versucht. Wenn ein Heiliger ein solches Wort zu mir sagen würde, ich würde mich zu Tode fürchten. Was soll es aber jetzt sein, daß es Christus selbst zu diesem Weiblein sagt.

16. Darum ist dies ein hohes und treffliches Beispiel, an welchem man sieht, was für ein gewaltiges Ding der Glaube ist, der ergreift Christum bei seinen Worten, da er am zornigsten ist, und macht aus einem harten Worte eine tröstliche Predigt. Du sprichst, sagt sie, ich sei ein Hund: ich lasse es geschehen, will gern ein Hund sein, halte mich nur wie einen Hund. Gib deinen Kindern das Brot, setze sie zu Tisch, solches begehre ich nicht, laß mich unter dem Tisch die Brosamen auflesen, und gönne mir das, was umsonst ist; an diesem will ich mir genügen lassen. Fängt also den Herrn Christus mit seinen eigenen Worten. Ja, daß noch mehr ist, mit dem Recht eines Hundes gewinnt sie das Recht eines Kindes. Denn wo will er hin, der liebe Herr Jesus? Er hat sich selbst gefangen und kann nicht anders. Aber wer es nur wohl könnte, er läßt sich von Herzen gern so fangen.

17. Das ist nun das rechte Meisterstück, ein besonderes und großes Beispiel, welches darum uns aufgeschrieben ist, daß wir es lernen sollen, und uns von dem Manne nicht abweisen lassen sollen, Gott gebe, er heiße uns Hunde oder Heiden. Denn die Hunde müssen auch Herren und zu essen haben. So müssen die Heiden auch einen Gott haben.

18. Mit solchem harten Anhalten und festem Glauben ist der Herr gefangen, und antwortet: " oh Weib, kannst du diese Stöße in deinem Herzen erleiden und ausstehen, so geschehe dir, wie du geglaubt ". Denn es ist ein seltsam Gericht. Er sah, daß die anderen Juden sich bald an einem Wort ärgerte, da er sagt: Sie müßten sein Fleisch essen. Dies Weiblein aber hält immer fest an der Hoffnung, er werde helfen, und will von ihm nicht ablassen.

19. Hier sieht man, warum sich der Herr so hart gestellt und ihr die Hilfe abgeschlagen hat nämlich: daß er seine unfreundliche Art nicht darum gezeigt hat, als wollte er nicht helfen; sondern das so ihr Glaube offenbar würde, und die Juden, so Erben zu seinem Reich und Kinder waren, an der Heidin, die kein Kind noch Erbe war, lernten, wie sie an Christum glauben und alles Vertrauen auf ihn setzen sollten. Denn solches will Christus haben, und gefällt ihm sehr wohl, daß er seine Güte und Freundlichkeit nicht länger kann verbergen, und spricht: " Gehe hin, dir geschehe, wie du nur willst ". Geht also mit dem Recht eines Hundes und macht nicht allein die Tochter gesund, sondern gibt, was sie begehrt und haben will, und setzt sie unter Abrahams Samen. Zu solcher Gnade bringt sie der Glaube, daß sie nicht mehr ein Hund noch eine Heidin, sondern liebe Tochter und ein rechtes heiliges Weib heißt und ist.

20. Dieses Beispiel dient uns dazu, ob uns unser Herr Gott lange aufhält, daß wir doch nicht ablassen, sondern fest glauben sollen, er werde endlich Ja dazu sagen; und wenn er es nicht laut und öffentlich sagt, daß er es doch heimlich bei sich im Herzen habe, bis die Zeit kommt, daß du es erfahren und sehen muß, wenn du nur mit Beten nicht faul bist. Wie man in anderen Beispielen auch sieht. Josef schrie und hielt mit Beten fest über 13 Jahre, Gott wolle ihm helfen. Aber es wurde immer schwerer je länger es dauerte. Je mehr er betete, umso schwerer ging es ihm. So geht es auch noch heute den Christen: wenn sie lange gerufen und zu Gott geschrieen haben, fühlen sie keine Besserung, sondern wird je länger, wie sie es fühlen, je ärger, wie bei Josef. Wenn Gott den Josef früher hätte erlöst, da wäre Jakob, sein Vater, wohl froh geworden. Aber Josef hätte ein Schafhirte bleiben müssen. Da es sich aber solange verzog, ward er ein Herr über ganz Ägypten, und schafft Gott durch ihn viel Gutes, nicht allein die sieben Jahre der Teuerung über, sondern auch sonst in Welt-und Kirchenregiment; aus dem nicht allein Ägypten, sondern auch die umliegenden Länder gebessert worden sind.

21. Also will Gott noch mit uns tun. Wenn er uns lange unsere Bitte versagt, und immer das Nein gegeben hat, wir aber an dem Ja festhalten, so solle es endlich Ja und nicht Nein sein. Denn sein Wort wird nicht lügen: " Was ihr den Vater bittet in meinem Namen, das wird er euch geben ".

22. Aber unsere Vernunft ärgert sich hoch wenn die Sache lange dauert, und wollte gern, daß uns Gott sofort erhört. Da ist es nötig, daß man sich nicht ärgere. Man soll unseren Herrn Gott Nein sagen lassen, und die Bitte ein Jahr, zwei Jahr, drei Jahr oder noch länger aufhalten, und hüte sich nur davor, daß wir die Hoffnung und Glauben an seiner Verheißung nicht aus unseren Herzen reißen lassen: so wird zuletzt etwas daraus werden müssen, daß er weit mehr geben wird, denn du zu geben gebeten hast. Wie diesem Weiblein geschieht: und hätte sie mehr begehrt und haben wollen, er hätte es ihr auch noch gegeben.

23. So will nun unser Herr Gott uns lehren, daß es nicht alle Zeit gut sei, bald erhören. In großen Nöten tut er es; als, wenn du in ein Wasser fällst oder im Krieg bist, da gilt es nicht lang Harren, wenn die Not so nahe und groß ist. Aber wo sich das Harren und der Verzug aushalten läßt, da soll man lernen, daß er es gern pflegt zu verziehen, aber doch so, wie der Prophet Habakuk sagt 2,3.: " ob die Verheißung verzieht, so harre ihrer, sie wird gewißlich kommen, und nicht verziehen ".

24. Also verzieht er jetzt und läßt den Papst und die Türken gegen uns toben. Wir schreien und tun jämmerlich, er aber hört nicht, und stellt sich, als kenne er uns nicht, läßt uns so jämmerlich zurichten, als hätten wir keinen Gott. Aber es wird nicht immer so bleiben. Darum laßt uns keinen Zweifel daran haben; das Wort im Himmel haben wir, das steckt dem Herrn Christo und Gott seinem Vater, gewiß im Herzen, ob er wohl hier vier oder fünf eiserne Mauern davor baut und der Teufel mit Nein dazu schießt. Aber da lerne sagen: ich weiß ja, daß Gott seiner Kirche wird gnädig sein und sie erretten, wenn sie um Hilfe schreit. Das Wort Ja steckt in seinem Herzen, laut der Zusagung Christi: " Was ihr den Vater bittet in meinem Namen, das wird er euch geben ". Darum will ich nicht diskutieren, ob ich erwählt und zum Beten würdig bin; sondern das Ja Wort gewißlich da sein wird, wenn nicht nur bete und fest anhalte.

25. Also ist diese Geschichte ein besonders schönes Beispiel eines rechten Glaubens, daß derselbe will geübt sein, und soll doch endlich alles überwinden und erlangen, wenn wir diesem Weiblein folgen; die will sich auch den Herrn Christum selbst das Ja Wort nicht lassen aus dem Herzen nehmen, daß er freundlich sei und helfen werde.

26. Besonders aber tröstet uns diese Geschichte gegen die allgemeine Anfechtung, davon wir unser Leben lang nicht von kommen können, daß der Glaube und das Vertrauen dahin fällt, wenn wir an unsere Unwürdigkeit und unser sündiges Leben denken. Denn so Christus mehr auf unsere Würdigkeit und Verdienst, denn auf seine Barmherzigkeit und unsere Not sehen wollte, würde er diesem Weib nicht geholfen haben. Aber er will gnädig sein und gern helfen, wenn nur wir mit dem Vertrauen und Beten anhalten. Unser lieber Herr Gott helfe uns, daß wir auch dahin kommen, und uns mit festem Glauben auf sein Wort und Zusagung von ganzem Herzen verlassen, und durch Christum, mit Hilfe des Heiligen Geistes, ewig selig werden, Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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Am Sonntag Oculi

Lukas 11,14-28

Und er trieb einen Teufel aus, der war stumm. Und es geschah, da der Teufel ausfuhr, da redete der Stumme. Und das Volk verwunderte sich. Etliche aber unter ihnen sprachen: Er treibt die Teufel aus durch Beelzebub, den Obersten der Teufel. Die anderen aber versuchten ihn und begehrten Zeichen von ihm vom Himmel. Er aber vernahm ihre Gedanken und sprach zu ihnen: Ein jegliches Reich, so es mit ihm selbst uneins wird, das wird wüste, und ein Haus fällt über das andere. Ist denn der Satan auch mit ihm selbst uneins, wie will sein Reich bestehen? Weil ihr sagt, ich treibe die Teufel aus durch Beelzebub. So aber ich die Teufel durch Beelzebub austreibe, durch wen treiben sie euere Kinder aus? Darum werden sie euere Richter sein. So ich aber durch Gottes Finger die Teufel austreibe, so kommt je das Reich Gottes zu euch. Wenn ein starker Gewappneter seinen Palast bewahrt, so bleibt das seine mit Frieden. Wenn aber ein Stärkerer über ihn kommt und überwindet ihn, so nimmt er ihm seinen Harnisch, darauf er sich verließ, und teilt den Raub aus. Wer nicht mit mir ist, der ist wieder mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut. Wenn der unsaubere Geist von den Menschen ausfährt, so durchwandert er dürre Stätten, sucht Ruhe und findet sie nicht; so spricht er: Ich will wieder umkehren in mein Haus, daraus ich gegangen bin. Und wenn er kommt, so findet er es mit Besemen gekehrt und geschmückt. Dann geht er hin und nimmt sieben Geister zu sich, die ärger sind, denn er selbst; und wenn sie hinein kommen, wohnen sie da; und es wird hernach mit demselbigen Menschen ärger dann vorhin. Und es begab sich, da er solches redete, erhob ein Weib im Volk die Stimme und sprach zur ihm: Selig ist der Leib, der dich getragen hat, und die Brüste, die du gesogen hast. Er aber sprach: Ja, selig sind, wie das Wort hören und bewahren.

1. Das heutige Evangelium handelt, wie ihr hört, vom Teufelaustreiben. Und es hat die Meinung wie vor acht Tagen, daß man durch Reue, Buße und Beichte sich wollte bessern und den Teufel austreiben. Man lese dies Evangelium aber heute oder morgen, im Sommer oder wann immer, so ist es sehr reich, weil darin unseres lieben Herrn Christi Werk vorgehalten wird, welches nicht allein damals geschehen ist, sondern es soll bleiben bis an der Welt Ende und solange sein Werk auf Erben bleibt. Von solchem Werk hat das Evangelium auch vor acht Tagen gehandelt. Aber hier steht dabei, wie es von mancherlei Leuten gedeutet worden ist. Dieses gibt auch eine feine, nützliche Lehre wie ihr hören werdet. Wir wollen aber zuvor vom Werk Christi sagen.

2. Das nun unser lieber Herr Jesus ihr einen Teufel austreibt, ist uns besonders zum Trost geschrieben, daß wir lernen und wissen sollen, daß er ein Herr über den Teufel und sein Reich ist, und daß solch ein Werk, so es damals leiblich angefangen, nicht aufhöre, sondern in der Christenheit bleiben werde bis an den jüngsten Tag. Denn zu solchem Werk hat Christus sein Werkzeug, die heilige Taufe, daß Sakrament, daß Wort und Absolution und anderes, was zum Predigtamt gehört, hinter sich gelassen, daß man dem Teufel sein Reich damit zerstören, ihm die Leute abfangen, und ihn aus den Leuten treiben soll. Denn also steht geschrieben: Gleich wie der Regen, der auf ein dürres Land fällt, nicht ohne Frucht abgeht, das grünt hernach und wird alles lebendig; also schafft auch gewißlich Gottes Wort immer da bei etlichen Frucht. Denn der heilige Geist will immer bei dem Wort sein, dadurch die Herzen erleuchten, anzünden und reinigen, und also von des Teufels Tyrannei und Gewalt erlösen.

3. Ob nun das vor der Welt nicht scheint, und mit leiblichen Augen nicht gesehen wird, wie damals, da es von Christus leiblich geschah, denn die Welt ist es nicht wert, daß sie einen Funken göttlicher Kraft sehen soll; sondern sie soll blind sein, schmähen und lästern; wie wir sehen, daß sie es mit dem Herrn Christus hier auch tut. Wir aber, die das Wort haben und annehmen, sollen es sehen und wissen, und uns von Herzen darüber trösten, daß Wort uns die Gewalt hier auf Erden gelassen hat, daß wir können, sollen und müssen ohne Unterlaß Teufel austreiben.

4. Denn ein jegliches Kind, so zur Welt kommt, daß wird geboren in des Teufels Reich, da er als ein Herr regiert und alle Tyrannei der Sünden wegen tut. Man trage es aber nach dem Befehl Christi zur seligen Taufe, dadurch man zum Reich Gottes wiedergeboren wird, wie Christus Johannes 3, sagt, so muß der Teufel weichen und ausfahren. Denn da wird dem Kinde von Gott durch Christum Gottes Gnade zugesagt, weil es in den Tod Christi getauft wird. Also ein armes, betrübtes Gewissen, daß der Teufel mit einem schweren Fall drückt, oder sonst eine andere Anfechtung beschwert, daß kommt zu mir, klagt mir seine Not und begehrt Trost und Unterricht. Da habe ich Befehl, und ein jeder Christ, daß ich meinen Bruder trösten und stärken, und ihn Gottes Gnade durch das Verdienst Christi zusagen soll. Da muß der Teufel weichen: nicht mir, der ich ein armer Sünder und elender Mensch bin, sondern dem Wort, welches unser lieber Herr Christus uns auf Erden gelassen hat. Also wenn du ein blödes, erschrocken Gewissen hast, und kannst den Trost nicht fest genug greifen, daß Gott dir gnädig sei und deine Sünde vergeben wolle: da hat unser lieber Herr Christus sein Abendmahl zum gewissen Trost verordnet; auf das, weil sein Leib und Blut dir zur Speise und Trank gegeben wird, so hast du keine Ursache zu zweifeln, daß sein Leib für deine Sünde gegeben und sein Blut für deine Sünde vergossen ist. Wo aber solcher Glaube und Vertrauen ist, da ist es unmöglich, daß der Teufel länger seinen Sitz behalten und die Herberge nicht räumen müßte.

5. Also muß dies Werk für und für gehen in der Christenheit, die sich mit der Schlange beißen, und wieder das Teufels Reich immer mit aller Gewalt setzen und dagegen streiten muß; wie sie denn tut, und mehr denn Christus selbst; wie er sagt bei Johannes 14,12.: " wahrlich, wahrlich, ich sage euch, der an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere denn diese tun; denn ich gehe zum Vater ".

6. Ursache, die christliche Kirche treibt ihr Amt viel weiter denn Christus: der hat es nur in dem kleinen Winkel des jüdischen Landes getan und wenig Leute bekehrt; denn er hat nur bis in das vierte Jahr gepredigt. Dagegen aber treibt die christliche Kirche, durch die Hilfe ihres Hauptes und Herren Jesus Christus, der zur Rechten Gottes sitzt, dieses Amt für und für, daß sie predigt, die Sakrament austeilt und den Teufel in seinem gottlosen Wesen immerdar straft, und heute da, morgen an einem anderen Ort austreibt, auch von ihr selbst. Denn wir sind sein noch nicht aller Dinge ganz los, und müssen alle Augenblicke vor ihm auf der Hut sein.

7. Solch ist tut dem Teufel sehr weh; darum, eben wie wir ihn durch das Predigtamt und die Heiligen Sakrament austreiben, also versucht er sich wiederum an uns, wenn er nicht bei uns sitzen kann, daß er uns doch durch Verfolgung zur Welt hinaus treibe. So ist es immer gegangen, und wird weiter gehen bis an der Welt Ende; wie denn Christus selbst begegnet ist. Denn er wollte den Teufel nicht leiden, sondern trieb ihn aus, wo man es begehrte; da wollte ihn der Teufel auch nicht leiden, brachte ihn durch die Juden an das Kreuz und stieß ihn zur Welt hinaus. Aber es gelang ihm nicht.

8. Denn Christus hat nicht allein von dem armen Menschen, davon dies Evangelium meldet, den Teufel ausgetrieben; sondern er ist erschienen, wie 1. Johannes 3,8 geschrieben steht, daß er die Werke des Teufels zerstöre, also, daß der Teufel keine Gewalt hat über alle, die an ihn glauben. Die ihn aber nicht aufnehmen, die bleiben unter das Teufels Gewalt, und müssen endlich, wie die Juden, zu Grunde gehen. Die Gläubigen aber werden davor wohl sicher sein; ja, sie treiben ihn, den Teufel durch das Wort aus, und werden an jenem Tage samt Christus Richter über die Teufel und alle Gottlosen .

9. Dem Papsttum hat der Teufel, wie ihr wißt, sein Reich und macht sehr hoch gebracht, daß obwohl aus Gottes Barmherzigkeit und Gnade die Heiligen Sakramente und das Wort geblieben, doch kein rechter Verstand weder vom Sakrament noch Wort da gewesen ist, wie jedermann bekennen muß. Dennoch hat der Teufel auch im Papsttum dem Wort weichen und ausfahren müssen durch die heilige Taufe. Denn Gottes Zusagung kann nichts aufhalten. So will der heilige Geist seine Wirkung darum nicht unterlassen, wenn auch die Person, so daß Wort führt und Sakrament reicht, nicht fromm, sondern gottlos ist.

10. Darum sollen wir Gott für solche reiche Gnade von Herzen danken, und uns darüber nicht beschweren, wenn der Teufel uns manchmal plagt. Denn des verdrießt ihn sehr, daß wir arme Sünder ihn, einen solchen hoffärtigen, mächtigen Geist, allein durch das Wort austreiben sollen, und er gegen seinen Willen ausfahren muß. Darum will er sich an uns rächen, und schießt überall mit Verfolgungen anderen Anfechtungen auf uns. Das sollen wir aber gern leiden, um der Hoffnung willen, daß wir wissen, daß wir ihn nicht allein austreiben, sondern am jüngsten Tag, wie gesagt, richten und verdammen werden in Ewigkeit und in den Abgrund der Hölle.

11. Wir sollen aber aus solchem Werk lernen, daß wir von dem Wort Gottes und den Heiligen Sakramenten nicht so gering halten, noch schlecht davon reden, wie doch oft, und besonders von den Weltweisen, geschieht. Wahr ist`s, daß die Sakramente schlechte äußerliche Werke sind, wie die Augen darüber urteilen; so ist das Wort auch ein äußerlich Ding, daß man mit den Ohren fassen und mit den Augen lesen kann; gleichwie die Christen auch leibliche Menschen sind. Daß man es aber darum gering halten und verachten wollte, das taugt überhaupt nicht. Ursache, wenn ein Christ daher geht und führt das Wort nach dem Befehl Christi, so ist die Gewalt da, vor welcher der Teufel fliehen muß und nicht bestehen kann.

12. Das nun das Wort und die Sakramente so ein geringes Ansehen haben, soll uns nicht zur Verachtung des Wortes und der Sakramente, sondern zur herzlichen Danksagung reizen, daß wir sprechen: Dank habe ja unser lieber Herr Gott, daß er die allerhöchste Kraft in so ein geringes, schwaches Gefäß gelegt hat. Denn wir Menschen sind ja gegen den Teufel wie ein Strohhalm, denn wo er seine Gewalt gegen uns üben wollte oder könnte, würde er uns nicht einen Augenblick leben lassen. Was tut aber unser Herr Gott? Er zündet den armen Strohhalm durch sein Wort, das himmlische Feuer, an, und macht so ein Licht und Glanz in der Welt, daß der Teufel nicht weiß, wo er bleiben soll; und muß heute da, morgen an einem anderen Ort fliehen und ausziehen. Darum nennt der Heilige Paulus das Evangelium eine Kraft Gottes, wodurch die Menschen selig werden. Das ist eine solche Macht und Stärke, wie Gottes Stärke heißt, und bringt den Menschen aus der Sünde zur Gerechtigkeit, aus dem Tode ins Leben, aus der Hölle in den Himmel, und aus des Teufels Reich in Gottes Reich.

13. Solches sollen wir Christen lernen, und Gott dafür danken, und sein Wort und heilige Sakramente herrlich und groß , ja, als unsere höchsten Schatz achten. Die Unchristen aber sind es nicht wert, daß sie solche herrliche Majestät und Kraft Gottes sehen sollten. Wie Jesaja von den Juden sagt: " mit den Ohren werdet ihr hören, und werdet es nicht verstehen; mit sehenden Augen werdet ihr sehen, und werdet es nicht vernehmen ", Kapitel 6,9. 10. Wir aber sollen Gott dafür danken, daß wir solche große Majestät und Kraft des Wortes erkannt und erfahren haben; und sollen uns darüber freuen und trösten, ob wir gleich arme Bettler und Sünder sind, daß wir die Kraft bei uns haben, davor auch der Teufel fliehen muß.

14. Also geht das Werk noch immer unter den Christen, das heißt Teufel austreiben, die Stummen redend und die Tauben hörend machen, wenn es nicht leiblich geschieht. Denn es ist viel größer und mehr, daß man den Teufel aus dem Herzen treibe, denn daß man ihn aus dem Leibe treibe. Denn im Herzen sitzt der viel fester. Christus aber treibt ihn auch leiblich aus, auf das wir seine Macht mit den Augen sehen, und darum um so fester glauben sollen, er werde ihn auch da heraus treiben, wo er am festesten sitzt, und dazu durch ein so geringes Ding, nämlich durch das Wort, die Absolution, die Taufe, das hochwürdige Sakrament.

15. Solche Gabe und Gnade hat uns Gott gegeben, dafür sollen wir ihm fleißig danken, und gegen den Teufel getrost gebrauchen und ihn geistlich aus den Menschen treiben, unangesehen, daß er uns hier leiblich aus der Welt ausstoßen wird. Wenn aber der jüngste Tag kommt, alsdann soll er dafür ewiglich ausgestoßen werden. Das ist das erste Stück, dafür wir Gott danken und fröhlich darüber sein sollen.

16. Weiter folgt im Evangelium, was die Welt davon sagt. Hier finden wir dreierlei Schüler. Die ersten sind die frömmsten, nämlich, das Volk, daß sich über das Werk Christi verwundert, und ohne Zweifel Gott dafür dankt. Das ist das kleine Häuflein, dem die Augen aufgetan sind, und sehen die Herrlichkeit und göttliche Kraft des Wortes; vor denen ist es so ein herrliches und großes Ding, daß sie sich nicht genug darüber wundern können, daß das Wort so gering und leicht so viele Leute bekehren, und den Teufel mit Macht austreiben soll, können sich darüber nicht satt hören.

17. Dagegen aber sind zwei andere Haufen, deren Herz ist so hart und verstockt, daß sie auch mit sehenden Augen nicht sehen, daß eine große göttliche Kraft da sein muß, daß der stumme und taube Mensch so leicht reden und hören soll, wie ein anderer Mensch, und dazu fein und vernünftig werden, er doch zuvor rasend gewesen war. So sind nun der eine Haufe solche Schüler, die das Werk Christi mit Augen sehen, sind aber doch so blind, toll und töricht, daß sie das Gegenteil aus solchem Wunder nehmen, und schreiben ist dem Teufel zu.

18. Wenn sie doch so sprechen würden: Er treibt die Teufel aus, darum wird er vielleicht eine besondere Kunst oder Gnade von Gott haben. Das tun sie nicht, sondern sagen frech heraus: Es gehe wider Gott zu, der Teufel sei in ihm, es ist nichts anderes als eine Trügerei und ein Gespenst. Als wollten sie sagen: Sollte es ein Wunderzeichen sein? Ja wohl, es ist lauter Teufelswerk. So blinde Augen, und so ein verstocktes Herz haben sie, daß sie Gottes Wunderwerk nicht sehen, sondern kehren es noch dazu um und sagen: Es sei ein Teufels Gespenst. Weiter sind sie in solcher Sünde und schrecklicher Gotteslästerung so sicher, daß sie dem Teufel einen sehr verächtlichen Namen geben, heißen ihn Beelzebub, das ist auf deutsch eine Hummel oder große Mücke. Das ist ja den Teufel hoch verachtet, als wären sie große Heilige und voll Heiligen Geistes, gegen die der Teufel wie eine Hummel wäre. Paulus, der große Apostel, verachtet den Teufel nicht so, sondern heißt ihn einen Fürsten und Gott der Welt. Aber diese großen Heiligen denken, je höher sie den Teufel verachten können, je eine geringere Kunst sei es an dem Herrn Christus, daß er die Teufel austreibt. Was, sagen Sie, sollte dies für ein besonderes Wunder oder großes Werk sein? Das ist dem Teufel eine schlechte Kunst, daß er einen anderen Teufel austreibt.

19. Also, ob sie wohl wieder die Wahrheit nicht können, dennoch lästern sie wissentlich unseres Herrn Christi Werk, sehen nicht, daß sie selbst mit tausend Teufel besessen sind, besonders weil sie voll Gotteslästerung sind, Mörder, Lügner, Verführer, und tun den höchsten Willen des Teufels, weil sie so dahin gehen, als ginge der Teufel sie gar nichts an.

20. So geht es heute auch zu. Das liebe Evangelium wird, Gott sei ewig Lob, rein und lauter, in aller Zucht und Stille gepredigt; da sollen wir uns trösten, daß etliche Fromme solche Predigt mit Herzen annehmen, fröhlich darüber werden, und sich über solche Gnade und Wohltat verwundern und Gott von Herzen dafür danken. Wiederum fehlt es nicht, man wird derer leider nur zu viel finden, die nicht wissen, wie sie es genügend lästern sollen. Unsere Gegner bekennen, es sei in der Heiligen Schrift gegründet, daß man das Sakrament unter beider Gestalt (wie sie es nennen) nehmen soll; und das Christus weder die Ehe noch Speise verboten hat, dennoch verdammen sie solches. Es wäre kein Wunder, daß von solcher Sünde die Sonne schwarz würde, und solche Lästermäuler das Erdreich verschlingen würde. Aber sie sind so sicher, leichtsinnig und ohne Sorge, als säßen sie unserem Herrn Gott im Schoß; ich will schweigen, daß sie sich vor dem Teufel fürchten sollten, wie die Christen sich fürchten.

21. Die lernen es in der Erfahrung, daß der Teufel auch den Gerechten fällen und Gottes Werk zurück treiben kann. Darum heißen sie ihn nicht einen Beelzebub oder Hummel, sondern wie Paulus, einen Fürsten und Gott der Welt. Denn wir sehen, wie stark er ist, und fühlen es, wo er jemand einmal ergreift und in den Irrtum führt, da ist er so stark, daß man ihn mit viel und langem Lehren und Vermahnen kaum wieder zurecht bringen kann. Also, wenn er einen Menschen in Hurerei oder Ehebruch, in Geiz, Zorn, Haß, Neid, oder andere Laster wirft, ich meine, er hält fest. Hilft ein Strick, eine Kette nicht; er nimmt davon hundert, daß man nur nicht wieder davon kommen soll.

22. Darum verachten die Christen den Teufel nicht so, wie die Werkheiligen, sagen nicht er sei eine Hummel, sondern einen gewaltigen Herrn, Fürst und Gott der Welt, der die Leute würgen, in Sünde führen, in Verzweiflung, Herzeleid, Angst, Sorge, und allerlei Not stecken kann, wo Gott nicht wehrt. Der Papst aber und sein Haufen wissen und glauben solches nicht, selbst wenn sie es auch gleich erfahren und sehen.

23. Darum, weil die Pharisäer Christum und sein Werk so schrecklich lästern, kann man schließen, wenn sie auch nicht leibhaftig besessen sind, wie der arme Mensch hier, sie doch viel schlimmer und gefährlicher geistlich besessen sind; besonders weil sie das Wort nicht verstehen, sondern dazu noch lästerlich Schänden; und sind dabei noch so sicher, als täten sie gut daran.

24. Das ist uns nun zum Trost geschrieben, so wir Teufel austreiben und Gottes Wort predigen wollen, daß wir auch uns nicht irre machen lassen, weil hier steht, daß etliche sich verwundern; die andern aber halten es dafür, unsere Lehre sei falsch und verführerisch, die großen Schaden tut und die Leute nur von Gott fortführe; sagen darum es ist Ketzerei und Teufelslehre. Das soll uns nicht ärgern noch müde machen. Wahr ist`s, daß es sehr weh tut, daß die Katholiken unsere Lehre lästern, und so sicher dabei sind, daß sie sich vor dem Teufel nicht mehr fürchten als vor einer Hummel. Aber es ist dem Herrn selbst so begangen bei diesem hohen Wunderwerk, da er Teufel durch den Finger Gottes austrieb, da lästerten sie, es wäre so eine schlechte Sache, Teufel austreiben, als eine Hummel, die einen um den Kopf herum fliegt, vertreiben; dazu hätte ihm der Teufel geholfen. Das ist der eine böse Haufen, schlimmen Schüler, die solch ein Werk sehen, aber Gott nicht darum danken, sondern noch lästern.

25. Die dritten Schüler sind hier noch viel schlimmer, als die anderen, sind wohl nicht so grob und sagen frei, stellen sich, als wollten sie glauben, wenn sie ein Zeichen hätten, wie es ihnen gefiele. Diesen fehlt es nicht an dem, daß sie das Zeichen nicht sehen. Sie sehen es wohl, aber sie halten es für ein irdisch und kein rechtes Zeichen, möchte es haben, so er, der Herr, wollte, daß sie etwas von ihm hielten, daß er ein Zeichen am Himmel, einen neuen Mond, neue Sterne oder sonst etwas machte. Das sind sehr weise Leute, die unserem Herrn Gott so lehren wollen, was er für Zeichen tun soll. Wollen gern, daß er, wie ein Gaukler, eine Narrenkappe anzieht, er trete vor sie, und spielte ihnen vor, was sie wollten. Gerade als hätte unser Herr Gott sonst nicht zu tun, denn daß er für ihren Müßiggang genug täte.

26. Heute wirst du solche Schüler in der ganzen Welt finden, und am meisten unter den großen Herren. Denn was jetzt überall unter weltweisen, mächtigen Leuten, denn diese, daß sie sagen: Was? Sollte ich der Predigt glauben, die von so armen Bettlern, jetzt unter die Leute gekommen ist? Ich würde viel davon halten, wenn es der Papst, der Kaiser, Könige und Fürsten predigten und annähmen. Diese malen unserem Herrn Gott auch vor, wie er sollte klug werden, der fromme Mann, und die Sachen besser ausrichten, und ihnen solche Predigt schicken, wie sie es gern hätten. Ja, man solle es euch bestellen, ihr lieben hohen Leute.

27. Und zwar bei uns, die wir uns doch stellen, als wären wir gut evangelisch, geht es fast auch so. Man sieht beide in den Regimenten der Städte und Länder, da meint jedermann von sich die Prediger zu regieren, daß sie predigen sollen, wie und was den Herren gefällt. Wo aber ein Prediger seinem Amt nach die Laster straft, die man doch so öffentlich treibt, daß man die Personen leicht daran erkennen kann, wenn man sie auch nicht bei Namen nennt, da geht das Geschrei los, es diene zur Aufruhr, sei darum von der Obrigkeit nicht zu dulden. Man könne das Evangelium wohl sonst predigen, daß man die Leute nicht so öffentlich anzeige. Es ist also die Obrigkeit geschändet, allein daß man die Wahrheit sagt. Was meinst du nun, wenn du dieses hier vergleichst, sind diese nicht verwandt, die das herrliche Wunderzeichen hier sehen, wollen es aber für kein Wunder halten, der Herr spiele ihnen denn, was sie gern hätten? Wollen also Herren sein, nicht allein über ihr Land, Leute und Gemeinde, sondern auch über das Wort und die Kirche. Das mögen doch fromme Kinder sein, da Gott sollte Lust daran haben.

28. Aber es hat die Meinung nicht, wenn man sagt, weltliche Obrigkeit soll man ehren, sie nicht schelten, noch hier übel nachreden, als sollte darum weltliche Obrigkeit über Gott und sein Wort sein; sondern sie sollen ebenso unter Gott und seinem Wort sein, als ihre Untertanen, und ihm gehorchen. Tun sie es nicht, so soll man den Mund auftun, und sagen, was sie nicht gern hören, und nichts danach fragen, ob sie darüber zürnen oder lachen. Denn das Evangelium soll keines Menschen, er sei so hoch er wolle, schonen, sondern an jedermann das Unrecht strafen.

29. Darum sind Prediger da, denen ist eine sehr schwere Last aufgelegt, daß sie sollen ihr Amt so führen, daß sie am jüngsten Tag davon Antwort und Rechenschaft geben. Wenn sie dir nicht sagen und an dir nicht strafen, was sie zu sagen und zu strafen ihres Amtes schuldig sind, so wird Gott dein Blut von ihrer Hand fordern. Warum wollten denn wir Prediger um deinetwillen uns noch mehr beschweren, und dir predigen, wie du es gern hättest? Ist doch das Wort nicht unser; so sind wir nicht von deinetwegen da, als hättest du uns bestellt, und wir müßten predigen, was dir wohl gefällt. Solches können, wollen und sollen die Prediger nicht tun. Wer es nun nicht hören will, dem steht die Kirchentür offen, da mag er hinausgehen und unserem Herrn Gott sein Predigtamt unangefochten lassen.

30. Das sind die drei Schüler, welche der Herr hier bei diesem hohen Wunderwerk hat. Die ersten loben es, und lassen es sich gefallen und verwundern sich darüber. Die anderen sind ihm feind und schänden es. Die dritten wollten gern, daß er es nach ihrem Kopf, und nicht nach seinem Gefallen macht. Solche Schüler hat das Evangelium für und für in der Welt.

31. Darum müssen die Prediger, eben wie Christus hier, sich mit solchen zanken und ihnen nicht Recht lassen; sondern dem Herrn Christus seine Ehre retten und sein Wort verantworten, und nichts danach fragen, ob sie gleich sich nicht bekehren noch bereden lassen wollen. Wir haben das Unsere getan, wenn wir zur ihrem Lästern nicht still schweigen. Wollen sie es nicht annehmen, so mögen sie hinfahren, bis sie es inne werden, was sie getan, und wen sie verachtet, geschändet und gelästert haben.

32. Der Herr antwortet erstlich denen, die da sagten: Er treibe den Teufel aus durch den Beelzebub; und führt eine feine, schlechte, natürliche Antwort: " Ein Reich, wenn es mit ihm selbst uneins ist, so kann es nicht bestehen ". So nun ein Teufel den anderen austreibt, so folgt, daß die Teufel uneins sind, und kann also ihr Reich nicht bestehen.

33. Dies ist ein weltliches Bild, daß die Vernunft fassen und verstehen kann. Denn wo Mann und Weib im Hause uneins sind, daß er Krüge und sie Töpfe zerbricht, da wird die Haushaltung nicht lange bestehen können. Denn die Erfahrung lehrt, daß Uneinigkeit Land und Leute, Haushaltung und alles zerreißt und verwüstet.

34. Darum reden die Pharisäer und Schriftgelehrten hier wieder ihre eigene Vernunft, wie tolle, wahnsinnige Leute, die keinen christlichen Verstand, sondern auch keine menschliche Vernunft haben. Wie wir an unseren Widersacher sehen. Ob wir gleich die Schrift nicht führten, so können wir doch mit vernünftigen Ursachen in viel Dingen ihr Wesen und Lehre strafen, und unseres verteidigen. Aber da hilft nichts, es ist alle Arbeit und Mühe umsonst.

35. Nun aber ist es nötig, daß wir hier darauf Achtung haben, daß Christus sagt, der Teufel habe ein Reich, und ein sehr einiges Reich, daß sich fein zusammenhält. Darum, wer einen Teufel erzürnt, der erzürnt sie alle; der einen angreift, der greift sie alle an. Sonst, wenn sie nicht so zusammen hielten, wollten wir wohl viel mehr Leute dem Papst und anderen entzogen haben. Das aber nicht alle das Wort annehmen und glauben, geschieht darum, daß des Teufels Reich so mächtig ist und so fleißig zusammenhält.

36. Solch ein Reich greifst du an, wenn du dich taufen läßt, daß Wort hörst, das Sakrament empfängst. Das aber der Teufel bei dir nicht siegt, geschieht darum, daß eben wie die Teufel zusammenhalten, also hält sich das Reich Christi auch zusammen. Darum wenn dich der Teufel angreift, so hat er den da oben zur Rechten Gottes auch angegriffen, wie er zu Paulus sagt: " Saul, Saul, warum verfolgst du mich "? Darüber mögen wir uns trösten, und lernen, das ist kein Scherz um einen Christenstand, besonders weil ein so großes Reich wider uns, und aller Augenblicke in Gefahr schweben müßten, wo nicht Gott mit seiner Gnade über uns wachte.

37. Hier möchtest du fragen: Wie geht es denn zu, daß die Exorzisten so böse Buben sind und dennoch Teufel austreiben? Das tut ja Gott nicht, sondern der Teufel. Ich habe selbst einen gesehen, der war voller Teufel, noch war der Pfaffe, der ihn beschwor, so sicher, daß er dem Besessen die Hand in das Maul legte. Wie kann es da anders sein, denn daß ein Teufel den anderen austreibt?

38. Antwort: Paulus sagt: Der Teufel werde in den letzten Zeiten Zeichen tun; aber es werden falsche Zeichen sein. Denn er tut es nicht um des Evangeliums wegen, daß er es fördern, sondern daß er die Leute vom Glauben abführen und in Abgötterei bringen möge. So hat man an anderen Orten Heilige gehabt, wo man die Besessen hingebracht und den Teufel ausgetrieben hat. Aber er ist nicht darum ausgefahren, als hätte er nicht länger sitzen können und müßte weichen; sondern er hat es willig und gern getan, den Aberglauben so zu stärken.

39. Also, hatte er sich häufig so gestellt, als fürchte er sich vor einem geweihten Licht, oder anderem; so ihm doch alleine darum zu tun ist, daß er solchen Aberglauben in den Leuten stärkte, und sie dadurch weniger zum rechten Glauben und Vertrauen auf Gottes Wort und Gnade kommen sollten. Daß es also, wie es Paulus nennt, falsche Wunderzeichen und nur ein Gespenst gewesen sind.

40. Du aber siehe die rechten, wahrhaftigen Zeichen an, da Christus und die Apostel durch das Wort den Teufel austreiben, und er gegen seinen Willen ausfahren muß, da wirst du finden, daß er sich viel anders gestellt hat. Ursache, da muß er ausfahren zum Zeugnis des göttlichen Wortes und Ehre, und Stärke des christlichen Glaubens. Das kann er nicht mit Willen tun, darum wird weder Kreuz, oder andere Gaukelei helfen.

41. Wo aber der Teufel zu seinem Nutzen und seinen Lügen damit zu stärken ausfahren soll, daß die undankbare Welt, die Christus nicht anrufen will, den Teufel anrufen und tiefer in Aberglauben fallen soll, da mag er sich wohl von einem bösen Buben austreiben lassen. Denn es geschieht nicht darum, daß das Evangelium gepriesen und die Wahrheit erkannt, sondern daß sein Irrtum bestätigt werde, daß man das Klosterleben, der Heiligen Fürbitte, Wallfahrten oder anderes für heilige Dinge halten soll; darum ist der Teufel so willig dazu.

42. Wo aber das Teufelaustreiben dahin geht, daß man Gottes Finger sehen und das Himmelreich nahe haben soll, da sperrt sich der Teufel, solange er kann; wie Christus im Gleichnis von dem starken Gewappneten sagt.

43. Darum laßt uns Gott für solche Gnade danken, daß der uns zur Hilfe seinen Sohn wider den Teufel geschickt, und sein Wort bei uns gelassen hat, durch welches noch heute solches Werk geübt, des Teufels Reich zerstört, und das Reich Gottes erbauet und gemehrt wird. In solcher Gnade wolle uns Gott durch seinen Sohn und Heiligen Geist gnädiglich erhalten, Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Am Sonntag Lätare

Johannes 6,1-15


Danach fuhr Jesus weg über das Meer an der Stadt Tebrias in Galiläa. Und es zog ihm viel Volks nach, darum, daß sie die Zeichen sein, die er an den Kranken tat. Jesus aber ging hinauf auf einen Berg und setzte sich daselbst mit seinen Jüngern. Es war aber nahe die Ostern, der Juden Fest. Da hob Jesus seine Augen auf, und siehet, daß viel Volks zu ihm kommt, und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brot, daß diese essen? (Das sagte er aber, ihn zu versuchen; denn er wußte wohl, was er tun wollte.) Philippus antwortete ihm: Zwei Hundert Pfennig Wert Brots ist nicht genug unter sie, daß ein jeglicher unter ihnen ein wenig nehme. Spricht zu ihm einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder Simon Petri: Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; aber was ist das unter so viele? Jesus aber sprach: Schaffet, daß sich das Volk lagere. Es war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten sich bei fünftausend Mann. Jesus aber nahm die Brote, dankte, und gab sie den Jüngern, die Jünger aber denen, die sich gelagert hatten; desselbigen gleichen auch von den Fischen, wie viel er wollte. Da sie aber satt waren, sprach er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, daß nichts umkomme. Da sammelten sie, und füllten zwölf Körbe mit Brocken, von den fünf Gerstenbroten, die über blieben denen, die gespeist worden. Da nun die Menschen das Zeichen sahen, daß Jesus tat, sprachen sie: Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll. Da Jesus nun merkte, daß sie kommen würden und ihn haschen, daß sie ihn zum König machten; entwich er abermal auf den Berg, er selbst alleine.

1. Dieses ist von den Evangelium eines, darum unser lieber Herr Christus seine Christen lehrt, wie sie ihm trauen sollen, daß er sie nicht Hungers sterben, sondern durch seinen Segen ihnen alles genug schaffen wolle, was sie bedürfen. Darum ist eine solche Predigt, welche die Geizigen, die nichts anderes können, denn auf ihren Nutzen denken, nicht wert sind, daß sie es hören, viel weniger, daß sie es glauben sollen. Denn sie hören wohl, wie der Herr hier durch seinen Segen ein großes Wunderwerk getan habe; aber sie wollen es dazu nicht kommen lassen, daß er es mit ihnen auch tun möge. Darum geizen sie, und stellen sich immer so, als könnte oder wollte Christus solch ein Wunder mit ihnen nicht tun, sondern müßten sich selbst versorgen und alles bedenken, sonst möchten sie verloren sein. Mit solchen Leuten hat Christus nichts schaffen.

2. Die aber, die sich an sein Wort halten, tröstet er hier, nicht mit Worten, sondern mit dem Werk, er wolle ihnen zu essen schaffen; auf das wir ja nicht zweifeln, noch denken sollen, wie wir uns ernähren, sondern unser Herz und Vertrauen auf Christum stellen. Solcher Glaube wird uns nicht fehlen. Denn da will Christus bei uns sein, und das Vermögen zu uns bringen, wo gleich nicht mehr denn fünf Brote da sind, daß er es doch so segnen will, daß fünf Tausend Mann, ohne Weib und Kind, sollen satt werden, und dazu noch weit mehr überbleiben, denn im Anfang da gewesen ist. Denn zuvor war kaum ein halber Korb voll Brod da; und bleiben doch zwölf Körbe mit Brocken davon über.

3. Das ist die Summe der Lehre des heutigen Evangeliums: Wir sollen fromm sein, und dem Wort Gottes mit Fleiß nachgehen wie diese Leute hier, und glauben: so will Gott dafür sorgen, daß wir Essen kriegen und Nahrung finden. Wie man in der Geschichte hier sieht, daß ob sie gleich nicht alle fromm sind, weil doch etliche rechte, fromme Herzen darunter sind, und mehr daran denken, wie sie zum Wort kommen können, denn essen, daß der Herr für sie sorgt, und schafft ihnen ohne ihre Gedanken, daß sie auch zu essen haben. Als wollte er sagen: Mein lieber Mensch, lerne und suche am ersten das Reich Gottes, höre mein Wort, glaube an mich, und tue mit Fleiß, was dir zu tun in deinem Stande befohlen ist; so lasse mich für das Übrige sorgen. Bist du nicht reich, so will ich dir doch genug schaffen. Denn Gold, Silber, Geld, Steine kannst du ja nicht essen, es muß Brot sein, daß aus der Erde wächst. Ob du nun aus der Erde das Brot nicht bekommen kannst, weder Haus noch Hof, Acker noch Garten hast: glaube nur und folge mir nach, du sollst Brot genug haben.

4. Dies erfährt man und sieht ist täglich vor Augen. Ein armer Schüler, der fleißig und fromm ist, aus den kann Gott wohl einen großen Doktor machen. Eine arme Dienstmagd, die gottesfürchtig ist und ihrer Herrschaft treu dient, der schenkt Gott einen frommen Mann, gibt ihr Haus und Hof. Von diesen Beispielen sieht man täglich viel, wie Gott armen Leuten hilft. Dagegen die, so Gott nicht fürchten, sein Wort nicht achten, und sonst auch untreu und nicht fleißig sind, müssen arme Bettler bleiben, und können ihr Lebelang auf keinen grünen Zweig kommen.

5. Darum ein böser Bube, der nicht fleißig lernen, böse, mutwillig und untreu sein will, der soll wissen, daß ihn unser Herr Gott gehen läßt, in einen Krieg, wo er vielleicht erstochen oder erschossen wird, oder einen Henker oder sonst einen schlechten Menschen werden läßt. Also eine Magd, die nicht gottesfürchtig sein, sich nicht züchtig halten, nicht gehorsam sein, die läßt Gott in Sünde und Schande fallen, daß ihr Lebelang nichts aus ihr wird. Dieses ist dann rechter verdienter Lohn. Warum sind sie nicht fromm, und glauben an Christum, folgen seinem Wort? So würde Christus bei ihnen sein, und sagen: laß mich sorgen, wie ich dich empor hebe, zu Ehren bringe und reich mache.

6. Das also dies Evangelium uns lehrt an Christum glauben, daß er uns erhalten und genug geben wolle, wenn wir nur fromm sind, auf sein Wort sehen, und mit diesen Leuten hier demselben nachgehen, und etwas darum wagen und leiden. Denn das Werk, daß der Herr hier übt, ist gleich als eine Predigt, als wollte er sprechen: Bist du gottesfürchtig fromm, läßt dir sein Wort lieb sein, so will ich dir zu essen geben, ich will dich nicht verlassen, ich will ganz gewiß etwas aus dir machen. Wo du aber nicht fromm sein willst, mein Wort verachten, oder sonst dich unrecht verhalten, und du dann ein Bettler bleibst; diese Schuld ist dann niemand andere als deine eigene. Oder, ob du schon reich wirst, so mußt du doch zum Teufel, und soll dir dein Geld und Gut nicht helfen. Daß es also so beschlossen sein soll: Wer Gottes Wort verachtet, und nicht tun will, was Gott sagt, da will Gott wiederum nicht tun, was er gern hätte und wohl bedürfte.

7. Solches will der Herr hier uns lehren, daß er mit fünf Broten 5000 Mann, die zu ihm in die Wüste gegangen, mit Weib und Kind speiset, denn an Weib und Kindern sind auch wohl noch bei 5000 gewesen; die haben alle genug und bleibt auch noch viel über. Das heißt nicht mit Worten predigen, wie er bei Matthäus 6,33 tut, als er spricht: " Suchet am ersten das Reich Gottes, so soll euch das andere alles zufallen "; sondern mit der Tat. Als wollte er sagen: Ich bin reich und kann dich wohl nähren; siehe nur du zu, sei fromm, halte dich an Gottes Wort und folge ihm: dann laß mich sorgen, wo du zu essen findest. Das ist die Lehre vom Glauben, so viel wie uns im heutigen Wunderwerk vorgetragen wird.

8. Aber neben solcher Lehre und Trost sind hier zwei Stücke, welche der Evangelist besonders anzeigen will: das erste, daß der Herr die Jünger fragt wie sie über ihn denken; das andere, daß er sagt sie sollen die Brocken aufheben, und will nicht, daß etwas vergebens umkomme.

9. Soviel nun die Jünger Philippus und Andreas betrifft, sieht man, was die Ursache ist: obgleich der Herr durch solchen wunderbaren Segen und zum Glauben reizt, daß dennoch solcher Glaube nicht richtig voran kommen will. Denn es fehlt uns an allen, woran es auch den Jüngern hier fehlt, daß wir nur dahin sehen, wieviel wir bedürfen. Wieviel aber Christus mit seinem Segen geben könne, da können wir nicht hinsehen.

10. Philippus schätzt die Zahl ziemlich genau. Er sagt: Man müsse für 200 Pfennig Brot haben, wenn ein jeder nur ein wenig haben soll. Das ist nach unserer Rechnung heute nicht viel Geld, doch war es damals für die mehr als 5000 Menschen, dazu Weib und Kinder, keine kleine Menge an Geld, auch hat Philippus nicht übermäßig viel Brot für alle gerechnet, sondern nur so viel das der gröbste Hunger gestillt würde. So hat Philippus die Rechnung auch fein und gut gemacht, genau wie wir, denn was wir für unseren Haushalt in einer Woche oder einem Jahr brauchen, daß können wir schnell überschlagen. Aber wenn wir sehen, daß nicht genug Geld da ist, werden wir darüber traurig und kleinmütig, und denken, wir müssen von Haus und Hof lassen, oder gar des Hungers sterben.

11. Also geht es mit Andreas auch: der sieht, wie der Herr dem armen Volk gern helfen will, zeigt deshalb an, es sei ein kleiner Vorrat da, als, fünf Brote und zwei Fische. Als er aber an den großen Haufen, an so viel hungrige Bäuche denkt, ist ihm solcher Vorrat, gleich als wäre nichts da. Was soll das, spricht er, unter so viel? Läßt also wegen seiner Rechnung den Glauben fallen und denkt, es ist dem Volk hier nicht zu helfen.

12. Das ist nun der allgemeine Mangel, den wir noch heute, nicht allein der Nahrung wegen, sondern auch sonst in allerlei Nöten und Anstößen fühlen, daß wir die Rechnung immer machen können, was wir bedürfen, was uns nötig wäre, daß uns Rat geschafft und geholfen würde. Wenn es aber nicht alles da ist, wie wir es gern hätten, so haben wir von solcher Rechnung nichts anderes, denn Unmut und Traurigkeit. Und es wäre viel besser, wir ließen es Gott machen, und dächten nicht daran, was wir bedürfen. Da würde dann nur ein Mangel sein, wenn sich die Not finden würde; und wir mit unseren Sorgen nicht weiter können. Weil die Sorgen über uns herrschen, fressen und nagen uns die Gedanken vor der Not auf, die doch alle vergebens sind. Denn wir werden uns nie reich denken noch sorgen. Wir können uns wohl krank, elend, toll und töricht denken und sorgen, wie man in täglichen Beispielen sieht.

13. Weil nun unsere Vernunft gar nicht anders kann, denn genau rechnen, und dahin sehen, was wir bedürfen, und solches dem Glauben ganz entgegen ist, hat der Evangelist solches nicht verschweigen wollen, auf das wir an der Jünger Beispiel lernen sollen, wie solche Rechnung so ganz und gar falsch und vergebens ist. Der Vernunft nach denken Philippus und Andreas recht, und es ist unmöglich, daß ein vernünftiger Mensch anders denken könnte, oder eine bessere Rechnung machen. Aber wir Christen haben nicht allein Vernunft, sondern haben auch das Wort Gottes. Sollen darum nicht allein genau rechnen, sondern auch gewiß Glauben können. Und wenn wir mit der Rechnung nicht zurecht kommen können, da sollen wir uns an das Wort und an den Glauben halten.

14. Denn siehe, was ein Christ für einen Speisemeister und Haushalter hat an dem Herrn Jesus Christus. Wir können nicht mehr und nicht länger geben, als wir etwas haben. Aber da sagt Johannes von Christus: Er gab vom Brot und Fischen, nicht wie viel da war, sondern wieviel er wollte. Da denke nicht, daß er es allein damals getan habe und wolle es nun nicht mehr unter seinen Christen tun. Denn wie zuvor gemeldet, sehen wir Beispiele dieses Segens auch heute alle Tage: nicht allein mit der Nahrung, daß Gott armen, dürftigen, geringen Leuten, die ihn fürchten und sein Wort lieb und wert haben, Nahrung gibt und noch viel weiter hilft; auch in anderen Nöten, daß er Rat schafft über und über. Denn er ist allmächtig, und hat uns Hilfe und Rettung zugesagt.

15. Darum liegt es nur allein daran, wo uns die Rechnung fehlt, daß wir uns an den Glauben und an das Gebet halten, und uns darüber trösten, daß wir einen solchen Gott haben, der nicht allein einen kleinen Vorrat durch seinen Segen größer macht, wie er der Witwe zu Sarepta Mehl und Öl wunderbar und unverhofft mehrte: sondern er kann auch wohl aus nichts alles machen. Diesen Trost sollen wir wohl merken, und wie Christus in Matthäus 6 sagt, dahin besonders trachten, daß wir am ersten das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit suchen. Das andere, was wir zu unserem Unterhalt bedürfen, da sollen wir unseren Vater im Himmel für sorgen lassen, der will es den Seinen, wie der Psalm 127,2 sagt, schlafend geben, das ist, sie sollen den Segen haben, und doch nicht wissen, wie und wo er herkommt auch; wie es auch hier zugegangen ist. Denn es ist ein solches Wunderwerk gewesen, daß das Brot und die Fische unter den Händen dem Herrn Christus gewachsen sind, wenn er ein Stück in zwei Teile gebrochen, und den anderen Teil von sich gegeben hat, ist dasselbe Teil noch einmal so groß geworden. Solches wollte der Herr uns gern in die Augen und Herzen bilden, daß wir doch lernen möchten ihm zu trauen, und nicht allein die Rechnung nach dem machen, daß wir vor Augen sehen oder dem Vorrat haben.

16. Wir sehen, wie jämmerlich es jetzt überall in der Welt steht. Der Türke feiert nicht, komt immer näher zu uns. Wir aber wachsen von Tag zu Tag, je länger je mehr in Uneinigkeit, nehmen dazu an Leuten und am Geld ab. So feiert der Papst auf der anderen Seite auch nicht, der ist unserem Evangelium so feind, als der Türke der Christenheit. Darum ist kein Aufhören bei ihm und seinem Haufen, nehmen sich immer etwas anderes vor, wie sie die rechte Lehre dämpfen und die alte Abgötterei wieder aufrichten können. Wenn nun ein Christ solch einen Handel sieht, bleibt die Anfechtung nicht aus; Vernunft fängt an zu rechnen und der Sache nachzudenken, sucht Mittel und Wege, wie der Sache wohl zu helfen sei. Weil sich aber Mittel und Wege nicht finden, ist es unmöglich, daß nicht ein Herz darüber betrübt werden sollte, und darüber verzweifeln, als müßte es alles zu Boden gehen und brechen. Weil aber solche Anfechtung nicht ausbleibt (denn Fleisch und Blut kann anderes nicht, wenn wie seine Art ist), so sollen die Christen lernen, wo die Rechnung nicht stimmt, daß sie sich an das Wort halten, und anfangen zu glauben.

17. Was sagt aber das Wort? Also, was sollen wir in solcher Not glauben? Das sollst du glauben, daß Christus die Welt überwunden hat, und daß die Pforten der Hölle seine Gemeinde nicht überwältigen sollen, Matthäus 16,18.; " die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten, und seine Ohren auf ihr Gebet ", Psalm 34,16; " wer ist, der euch kann Schaden tun, so ihr dem Guten nachkommt? Und ob ihr auch leidet um Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig ", 1. Petrus 3,12-14. " Der Herr weiß die Gottseligen aus der Versuchung zu erlösen; die Ungerechten aber zu behalten zum Tag des Gerichts, zu peinigen ", 2. Petrus 2. 9; wie Petrus auch hier mit dem Beispiel des frommen Lot zu Sodom beweist.

18. Wer also Gottes Wort und Zusagung vor sich nimmt und fest darauf baut, dem wird die Rechnung, auch wenn sie ihm fehlt, nicht kleinmütig machen können, noch in Verzweiflung bringen. Denn er sieht einen Herrn über sich, der mitten unter seinen Feinden herrsche, und Lust dazu hat, wo man seinem Wort nicht weichen und seine Christen nicht zufrieden lassen will, daß er seinen Namen und Macht alsdann an seinen Feinden beweise, und alles zu Boden stößt, was sich gegen ihn auflehnt; wie er Pharao und den Ägyptern getan hat. Also kommt man durch die Hilfe des Wortes dahin, daß man Hoffnung haben kann, wo gleich keine Hoffnung ist. Denn Vernunft, weil sie keine Hilfe sieht, muß verzagen. Aber das Wort, das zeigt eine gewisse Hilfe, sofern wir nur an dem Wort treu halten, fromm bleiben und Gott anrufen. Wer aber gottlos ist, in Sünden und bösen Gewissen lebt, und dennoch sich auf Gottes Zusagung, mit welchem er die Frommen tröstet, verlassen wollte, der hat weit gefehlt.

19. Das ist nun der Mangel hier an den Jüngern, daß sie wohl fein rechnen können; sie wollen aber nicht glauben noch sehen, was für einen Herrn sie an Christus haben. Sonst würde Philippus gesagt haben: " Für 200 Pf Brot ist nicht genug, daß ein jeder unter ihnen ein wenig nehme "; aber Gott Lob, daß wir dich bei uns haben, mein lieber Herr Jesus; denn durch deinen Segen und Hilfe, obwohl wir keinen Pfennig haben und in der Wüste sind, wollen wir doch genug Brot haben; denn du kannst eine Kunst, die andere Menschen nicht können. Andreas würde auch also gesagt haben: " Es ist ein Knabe hier, hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische "; wenn ich es austeilen sollte, so würde es kaum für zehn genug sein; aber wenn es durch deine Hand geht, so werden diese alle zu essen genug haben, und wird noch viel überbleiben. Solches würde das Wort durch den Glauben sie gelehrt haben. Weil aber Wort und Glauben durch das genaue Rechnen verschwunden ist, sieht man, daß sie keine Zuversicht zum Herrn haben, daß der hier raten könne. Darum heißt es also: Willst du ein Christ sein und kannst dein Rechnen nicht lassen, so nimm das Wort vor dich, halte fest daran und lerne ihm glauben; sonst ist dir nicht zu helfen.

20. Wo nun unser lieber Herr Christus durch seinen Segen sich also bei uns sehen läßt, da sollen wir, wie er die Apostel hier heißt, die Brocken aufheben und nichts umkommen lassen. Denn wie unsere Vernunft im Mangel nur rechnen und nicht glauben will: also wo der Segen Gottes reichlich ist, da kann und will die Welt sich auch nicht danach richten.

21. Etliche mißbrauchen diesen Segen zum Überfluß; wie man sieht, wenn ein Jahr viel Wein bringt, so denkt jedermann, Gott habe es darum gegeben, daß man mehr saufen und umbringen soll. Aber es hat die Meinung gar nicht. Man soll Gottes Segen fleißig aufheben, und nicht verschwenden, sondern auf die künftige Not sparen. Wie Joseph den König von Ägypten lehrt, er soll die sieben guten Jahre dazu brauchen, daß er die sieben bösen Jahre sich und sein Land vor dem Hunger erretten möchte. Also, wo Gott ein Jahr diesem oder einem anderen Handwerk Glück gibt, daß sein Geschäft gut geht, solchen Segen soll man fleißig sparen, und nicht denken, man wolle darum mehr verzehren. Nein, Gottes Segen soll immer in Ehren gehalten und auf künftige Not gespart werden. Weil man es aber nicht tut, sondern den Segen Gottes so schändlich zu Sünden und Schanden mißbraucht, treibt man Gott mit solcher Unart, das er an sich halten, und wo ein gutes Jahr gewesen ist, zwei oder drei böse Jahre darauf geben muß. Denn wie kann Gott sonst der schändlichen bösen Welt und den schrecklichen Mißbrauch wehren?

22. Etliche aber mißbrauchen diesen Segen in dem Stück, daß sie immer nur zur Seite legen und sparen, wenn schlechte Jahre sind, daß sie in der teuren Zeit ihre Nutzen daraus schaffen, die Armen drücken um so ihren Nutzen und Gewinn zu steigern. Das sind auch böse schädliche Leute, die sich gewiß keiner Gnade Gottes sicher sein können, oder sie bessern sich denn; sonst ist es unmöglich, daß Gott nicht heftig über sie zürnen sollte. Denn daß der Herr die Brocken, so über geblieben waren, heißt aufheben, daß will er nicht so verstanden haben, daß man darüber geizen sollte; sondern das du deinem Nächsten zur Not damit dienen, und den armen Leuten, denen es mangelt, leichter helfen kannst. Willst du aber Korn, Wein und anderes darum zu billiger Zeit kaufen und sammeln, wenn es teuer wird, daß du andere Leute damit drücken, deinen Gewinn damit erhöhen, gerade als hätte Gott darum ein gutes Jahr dir gegeben, daß du es allein genießen, und mit anderer Leute Schaden deinen schändlichen Geiz zu mehren.

23. Darum muß Gott hier seine Strafe auch gehen lassen. Der auf sein Wort traut, haben wir gehört, ob er gleich mangelt, so will Gott mit seinen Segen da sein, daß sich das Wenige reichlich vermehrt und noch überbleiben soll. Wiederum, wer scharrt und kratzt, und Gottes Segen zu seinem Geiz mißbrauchen will, den straft Gott so, ob er gleich viel hat, daß es doch alles zerrinnen, und ihm bei aller Fülle nichts anderes sein soll, als wäre er der ärmste Bettler. Wie man denn sieht und erfährt, das die Geizhälse und Wucherer arme elende, geplagte Leute sind. So sauer es ihnen wird, bis sie etwas zuwege bringen: so sauer, ja, viel saurer wird es ihnen, bis sie denken, wie sie es teuer wieder an den Mann bringen. Wenn nun ein Unfall, wie es häufig geschieht, sich zuträgt, daß das Korn auf dem Boden lebendig wird, der Wein im Keller läuft, oder sonst ein Unglück zuschlägt: da haben sie das größte Herzeleid, sie wissen nicht wo aus, nagen und fressen sich das Herz auf; können also über ihren Gewinn nicht froh werden, sondern wenn es ein wenig anders kommt als sie denken, so haben sie die größte Sorge, Mühe, Arbeit und Krankheit davon zum Lohn.

24. Wer wollte aber nicht tausend Mal lieber ein wenig mit Frieden und fröhlichem Herzen, denn viel mit so ängstlicher Unruhe, Sorge und Kümmernis haben? Besonders so man bedenkt, wie der Teufel nicht weit von solchen Leuten ist, und oft sie so voll und töricht macht, wenn das Korn oder der Wein nicht teurer sondern dazu noch billiger wird, daß sie hingehen, und sich vor lauter Leid aufhängen oder sonst umbringen, daß Gott armen Leuten Essen und Trinken beschert. Da folgt denn auf solchen zeitlichen Jammer ein ewiger Jammer. Das hat man davon, wenn man Gottes Segen zum Geiz mißbrauchen will. Verschwenden soll man ihn nicht, sondern genau und fleißig aufheben; auf das wo Mangel einmal kommt, wir anderen armen, dürftigen Leuten umso mehr helfen können. Denn das unser Herr Gott einem mehr beschert denn dem anderen, geschieht nicht darum, daß wir es allein zu unserer Hoffart und Wollust mißbrauchen, sondern daß wir desto billiger anderen, die es bedürfen, helfen und für sie und uns aufsparen sollen.

25. Also haben wir eine tröstliche Lehre, wie wir in Nöten auf unseren Herrn Christum sehen, uns zu seinem Wort halten, und von ihm den Segen erwarten sollen. Gott verleihe seine Gnade, daß wir von Tag zu Tag je länger je frömmer werden, und solchen Segen beide in Nahrung und sonst in allerlei Not erfahren mögen, durch Jesum Christum, unseren Herrn, Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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Am Sonntag Judica


Johannes 8,46-59


Welcher unter euch kann mich einer Sünde zeihen? So ich euch aber die Wahrheit sage, warum glaubet ihr mir nicht? Wer von Gott ist, der höret Gottes Wort. Darum höret ihr nicht; denn ihr seid nicht von Gott. Da antworteten die Juden und sprachen zu ihm: Sagen wir nicht recht, daß du ein Samariter bist, und hast den Teufel? Jesus antwortete: Ich habe keinen Teufel, sondern ich ehre meinen Vater, und ihr unehret mich. Ich suche nicht meine Ehre; es ist aber einer, der sie suchet und richtet. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, so jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich. Das sprachen die Juden zu ihm: Nun erkennen wir, daß du den Teufel hast. Abraham ist gestorben, und die Propheten, und du sprichst: So jemand mein Wort hält, der wird den Tod nicht schmecken ewiglich. Bist du mehr denn unser Vater Abraham, welcher gestorben ist? und die Propheten sind gestorben. Was machst du aus dir selbst? Jesus antwortete: So ich mich selber ehre, so ist meine Ehre nichts. Es ist aber mein Vater, der mich ehret, welchen ihr sprecht, er sei euer Gott; und kennet ihn nicht, ich aber kenne ihn. Und so ich würde sagen, ich kenne ihn nicht, so würde ich ein Lügner, gleichwie ihr seid. Aber ich kenne ihn, und halte sein Wort. Abraham, euer Vater, ward froh, daß er meinen Tag sehen sollte; und er sah ihn, und freute sich. Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahr alt, und hast Abraham gesehen? Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ehe denn Abraham ward, bin ich. Da hoben sie Steine auf, daß sie ihn würfen. Aber Jesus verbarg sich, und ging zum Tempel hinaus, mitten durch sie hinstreichend.

1. Das ist ein schönes, reiches Evangelium, da viel von zu predigen wäre. Aber es ist zuviel auf einmal. Darum wollen wir allein das Hauptstück daraus nehmen, nämlich, daß Christus sagt: Man solle sein Wort gerne hören. Wer es höre, der sei von Gott. Wer es nicht höre, der sei nicht von Gott.

2. Diese Worte redet Christus so einfältig, daß niemand meint, daß sie so große Dinge in sich haben. Aber wer sie recht ansieht wer fleißig darüber nachdenkt, was da sei, von Gott, oder nicht von Gott sein, der wird bekennen müssen, daß es ein großes und trefflichliches Ding ist, wovon Christus ihr redet. Denn wahr und gewiß ist es, daß man einen Menschen härter nicht urteilen, noch heftiger angreifen kann, wenn man sagt, er sei nicht vom Gott. Das mich jemand einen Schalk und Bösewicht heißt, oder mir gar den Hals abschneidet, ist nichts gegen diesen greulichen Jammer, welchen der Herr mit kurzen Worten hier faßt, da er zu den Juden spricht: " ihr seid nicht von Gott ". Darum liegt es an diesen Stück alles, daß wir Gottes Wort gern hören und fleißig behalten sollen.

3. In der Geschichte des Evangeliums sieht man überall, daß die, so Gottes Wort nicht hören wollen, übel davon reden und es lästern, die folgen dem Teufel so lange, bis er sie endlich ganz und gar besitzt, und sie je länger je ärger werden. Wie man denn im heutigen Evangelium auch sieht. Zuerst zürnen die Juden, als Christus anfängt zu predigen; danach schimpfen sie ihn, heißen ihn einen Samariter, uns sagen: Er habe einen Teufel. Da sind sie schon über zehn Meilen tief in die Hölle gefallen, denn zuvor. Danach werden sie noch unsinniger. Was machst du, sagen Sie, aus dir selbst? In der Summe, sie werden je länger je ärger; bis sie zuletzt zur Tat greifen und werden Mörder, heben Steine auf und wollen ihn zu Tode werfen. In diese schreckliche Sünde fallen sie aus Verachtung des Wortes, daß sie Christus Predigt nicht hören wollen, sondern lästern sie. Solches, spricht hier der Herr, ist ein Zeichen, daß ihr Juden von dem Teufel seid. Denn wo ihr von Gott wäret, würdet ihr euch anders gegen sein Wort, daß ich predige, stellen.

4. Das jetzt zur Zeit die Kinder so ungehorsam und mutwillig gegen ihre Eltern sind, kommt auch daher, daß sie Gottes Wort nicht hören, nicht lernen noch behalten. Wenn sie nun beginnen einmal anzufangen, wider Gottes Befehl Vater und Mutter zu verachten, bleibt es bei solcher Sünde nicht, sondern sie fahren fort, fluchen den Eltern; und wenn sie auch gleich mit der Hand nicht schlagen oder würgen, so wollten sie doch, daß sie tot wären; oder führen so ein schändliches Leben, daß die Eltern sich darüber zu Tode grämen müssen.

5. So geht es; wer Gottes Wort nicht hören, und sich danach nicht halten will, der wird ein Lügner, Lästerer und Verfolger. Wir können so etwas auch an den Katholiken sehen, daß sie je länger je rasender werden, und von ihrem Lästern und Verfolgen nicht eher aufhören werden, bis sie darüber zu Mördern werden und ein Blutvergießen anrichten.

6. Nun ist aber dies das Schlimmste. In anderen Sünden, wenn einer Unrecht tut, kann man ihm noch sagen, daß er seine Sünde erkennt und davon abläßt. Das aber die Katholiken (auch viele unter uns) Gottes Wort nicht allein hören wollen, sondern dazu auch verachten und lästern, da kann sie niemand einer Sünde überführen, daß sie daran unrecht tun und sündigen. Ja, sie meinen, sie machen es recht und tun gut daran. Ursache, sie geben vor, es sei nicht Gottes Wort, sondern Teufelslehre und Lügen; also, die es predigen sind die schlimmsten Verführer. Eben wie die Juden Christum lästerten, er hätte den Teufel und wäre ein Samariter; damit sie genug zu verstehen gaben, was sie von seiner Lehre hielten. Also will die größte Sünde die höchste Heiligkeit sein.

7. Darum ist der leidige Teufel selbst, wo die Leute in diese Sünde geraten, daß sie Gottes Wort nicht hören wollen und verachten es. Denn da bleibt es nicht aus, man wird endlich, wie wir hier an den Juden sehen, auf Christum mit Steinen werfen, ja, ihn auch an das Kreuz hängen; und solches noch für recht halten, und in solchem größten Unrecht noch ungestraft sein wollen. Da seht euch vor, daß ihr da nicht hinkommt.

8. Darum ist es ein hartes, ernstliches Wort, daß der Herr hier zu den Juden spricht: " Ihr höret Gottes Wort nicht, darum seid ihr nicht von Gott ". Denn wer nicht von Gott ist, der ist von dem Teufel.

9. Und es ist ein schrecklicher Jammer, daß solche große, schwere Sünde auch noch so häufig in allen Ständen anzutreffen ist. Denn wie viele sind wohl Lehrer (auch unter den großen Herren, wie in geringen Ständen), wenn du zu einem sagst: Ei, es ist nicht fein, daß du überhaupt nicht zur Predigt gehst, oder wenn du sie auch gleich hörst, doch daraus nichts lernst, du bist nicht von Gott, weil du solches nicht zu Herzen nimmst und dich davor nicht erschreckst. Der meiste Teil ist so gestellt, daß er antworten würde: Was frage ich nach der Predigt? So du aber weiter machst und sagen willst: Es taugt nicht, du mußt dich anders zur Sache stellen, willst du selig werden; dann wirst du erfahren, daß sie nach solcher Vermahnung nur ärger werden, und dich mit diesem oder dergleichen Worten abweisen: Du sollst sie zufrieden lassen, oder sie werden dir etwas tun.

10. Das ist eine solche schreckliche Plage und Zorn, daß ein christliches Herz davor erschrecken sollte; besonders weil das Urteil daran hängt: Wer Gottes Wort nicht hört, der ist nicht von Gott, sondern ist des Teufels Kind. Dazu kommt dann die Unart, wie gesagt, daß solche Verfechter des Wortes recht haben und solche lästerliche Tugend verteidigen wollen; wie die Juden hier tun, und sprechen: " Sagen wir nicht recht, daß du ein Samariter bist, und hast den Teufel "? Das ist der schlimmste Teufel, der noch ein Gott und heilig sein will, und will nicht Unrecht haben noch sich sagen lassen.

11. Das ist das eine Stück, daß wer Gottes Wort nicht hört, der ist nicht von Gott sondern von dem Teufel. Solches soll aber nicht so verstanden werden, als hätte der Teufel die, so Gottes Wort nicht hören, geschaffen, ihnen Mund, Augen, Vernunft und anderes gegeben. Nein, solches alles ist Gottes Geschöpf und Gabe. Ein Mensch, der lügt und trügt, der hat eine gute Zunge von Gott; aber der Teufel benutzt sie. Also gibt Gott gesunde, schöne Augen; wer aber seine Augen mißbraucht und sieht gern unzüchtige Dinge, das ist von dem Teufel. Also wenn das Herz auf Unzucht, Betrug, Lügen und so etwas denkt, da ist das Herz nach seinem Wesen gut und von Gott, aber der Gebrauch ist böse und von dem Teufel.

12. Dagegen heißt nun " von Gott sein ", wenn man die Ohren dazu braucht, daß sie gern Predigt hören, lassen sich gern strafen, wo sie Unrecht haben; also, wenn man mit der Zunge betet, predigt, lehrt, tröstet. Solche Ohren und Zunge sind von Gott und gut; denn sie gehen in einem göttlichen Gebrauch. Also wenn das Herz nach Zucht denkt, und wie man dem Nächsten nützlich und nicht ärgerlich sein möchte. Solch ein Herz ist eine Kreatur Gottes, wie Ohren und Zunge. Es heißt aber darum " von Gott ", daß es sich nach Gottes Wort richtet, und nicht gern denken, reden, hören wollte, was gegen Gott ist. Ob es nun auch manchmal geschieht, daß es bei uns passiert, wir fluchen, wo wir beten sollten; schimpfen, da wir freundlich sein sollten; solches ist wohl Unrecht. Aber so wir umkehren und bekennen, daß wir Unrecht getan haben, und beten um Gnade: solches heißt wohl straucheln, oder wohl auch fallen, aber es heißt nicht, den Teufel haben noch von dem Teufel sein; denn wir kehren wieder um, und haben den Vorsatz, wir wollen es nicht wieder tun.

13. Die aber sind Kinder des Teufels, die den Kopf durchsetzen, und wenn sie zu ihrem besten gestraft und vermahnt werden, sprechen Sie, wie ungezogene Kinder: Was frage ich danach? Machen also weiter, wie sie es angefangen haben, und lassen sich nicht sagen. Solche Leute sind von dem Teufel, und müssen je länger je ärger werden; denn der Teufel läßt sie nicht ruhen. Als erstes verachten sie das Wort, danach lästern sie es, schimpfen und fluchen. Zuletzt tun sie wie die Juden hier, heben Steine auf und wollen morden. Dieses ist auch die Farbe des Teufels, Gottes Wort nicht hören, sondern lästern, dem Nächsten Leid tun und morden. An solch einer Farbe erkennt man den Teufel und seine Kinder; denn er ist ein Mörder und Lügner, verachtet Gott und sein Wort.

14. Darum lernt euch vor solcher Sünde hüten, daß ihr Gottes Wort nicht auch verachtet, sondern es gern hört, und denkt mit Fleiß daran, bildet es in eure Herzen, und richtet euer Leben danach; so könnt ihr gewiß wissen, daß ihr Gottes Kinder und von Gott seid.

15. Die anderen sind Kinder des Teufels. Denn weil sie das Wort nicht hören wollen, haben sie das Leben und die Gerechtigkeit verloren, und stecken, dem Teufel im Hintern. Und es hilft ihnen nicht, ob sie schon solche Sünde mit geben decken können, daß sie mächtig, groß und reich sind. Der Papst steckt auch in solch einer Sünde bis über die Ohren, mit all seinem Anhang. Denn er will Gottes Wort nicht leiden, verfolgt und mordet dazu die Christen: das ist des Teufels eigentliche Farbe.

16. Die aber Gottes Wort gern hören, die sind von Gott. Was ist nun von Gott? Er ist kein Mörder, sondern ein Schöpfer, von dem alles Leben kommt. Denn der Teufel hat nie einen Menschen erschaffen oder lebendig gemacht. Wie nun Gott ein lebendiger Gott ist, also sollen auch die das Leben haben, die von ihm sind und sein Wort hören. Wie er hier mit trefflichen, schönen Spruch sagt: " Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, so jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich ".

17. Was heißt aber " Gottes Wort halten "? Nichts anderes, denn glauben, was uns Christus von Vergebung der Sünde und ewigen Leben im Evangelium zusagt, daß es wahr ist, und an solchem Glauben und Hoffnung festhalten. Wer das tut, spricht Christus, der hat das ewige Leben; darf sich nicht fürchten vor Sünde, Hölle und jüngstem Gericht; denn da ist aller Gnade und Barmherzigkeit. Der Tod wird wohl über ihn fallen und ihn würgen; aber er soll ihn doch nicht fühlen, wie ihn die fühlen, die in Teufels Namen und ohne Gottes Wort sterben. Diese sterben in allem Unwillen, stampfen, stoßen um sich, brüllen wie die Ochsen; denn sie wollen nicht sterben und müssen doch sterben. Darum, so es möglich wäre, liefen sie durch eine eiserne Mauer hindurch.

18. So soll es, spricht Christus, meinen Christen, die mein Wort hören und halten, nicht gehen. Wenn sie auf dem Bette liegen und sterben sollen, werden sie solche Angst und Not nicht haben, sie werden in ihrem Herzen gegen Gott zufrieden, und eines besseren Lebens hoffen, und in solcher Hoffnung denn schlafen und ohne alles zittern von dieser Erde scheiden. Denn obwohl der Tod sie leiblich würgen wird, so soll doch dieser Tod so zugedeckt und geschwächt sein, daß sie ihn nicht recht fühlen, sondern für ein sanftes Ruhebett ansehen. Wie man oft an den armen Leuten sieht, die der Henker würgt, daß sie mit Freuden zum Tode gehen, und sich nicht so jammervoll stellen, wie die, die diesen Trost des Wortes nicht haben. Denn wer den Tod recht fühlt und Gottes Wort nicht hat, der wütet und tobt, als wäre er unsinnig und gar besessen.

19. Darum bedenkt, ihr lieben Kinder, was ihr für einen Vorteil habt, wenn ihr Gottes Wort fleißig und gern hört. Das ist das erste, daß ihr wißt, daß ihr von Gott seid, und habt den Teufel und die Hölle überwunden, und soll euch weder Sünde noch Gottes Gericht Schaden tun. Was neben solchem euch für Unrat begegnet, dem sollt ihr allem entlaufen können. Dagegen die Welt auch in dem geringsten Anliegen ungeduldig und verzagt wird, und endlich verzweifeln muß.

20. Die Christen müssen wohl viel leiden, weil der Teufel und die Welt ihnen bitter feind ist, müssen darum Leid und Leben, Gut und ihre Ehre in Gefahr setzen. Wie können sie aber solches alles leiden und dazu noch geduldig sein? Durch nichts anderes, denn daß sie am Wort hängen bleiben, und sagen: Laß gehen, wie es geht; ich bin nicht von der Welt, sondern von Gott; sonst würde die Welt anders mit mir umgehen. Es ist mir aber viel lieber, sie haßt mich und legt mir alles Leid an, denn daß sie mich lieb hätte und ich nicht von Gott wäre. Wo das Herz so gestellt ist, da geht allerlei Anfechtung und Widerwärtigkeit vorbei; gleichwie die Wolken am Himmel über uns, oder die Vögel in der Luft, die fliegen wieder davon und lassen und zufrieden.

21. Das soll unser einziger Trost sein, daß wir des Wortes Kraft hier im Leben fühlen sollen; und besonders dazu, wenn die letzte Stunde kommt, daß alsdann der Tod um des Wortes willen, dem wir glauben, gleich wie ein Schlaf sein soll. Der Teufel ist ein Mörder, hat uns den Tod geschworen, daß wissen wir wohl. Aber weil wir das Wort haben und fest daran halten, sollen wir seinem Würgen nicht inne werden. Denn das Wort macht feine sanfte Leute und stille fröhliche Herzen, die in Ängsten nicht verzagen noch ungeduldig werden, sondern lassen alles über sich gehen, trösten sich darüber allein, daß sie einen gnädigen Vater durch Christum im Himmel haben. Solches lernen sie im Wort, sonst wüßten sie es auch nicht.

22. Sage mir aber, sollte man nicht allein um tägliche Not und Widerwärtigkeit willen laufen bis zum Ende der Welt nach diesem Trost, welchen das Wort uns zeigt, auf das wir möchten ein stilles Herz haben? Aber das ist noch nichts gegen das letzte und größte Unglück, den Tod, da kein Arzt, Rat noch Hilfe davon helfen und retten kann, denn allein unser lieber Herr Jesus Christus; der gibt uns eine solche Arznei, daß wir alles eher lassen, denn derselben verpassen sollten.

23. Aber wie gehts? Wenn er solche Arzenei uns bietet, trägt sie uns nach Hause, so verachten wir es. Da empfangen wir denn unseren verdienten Lohn, daß wir nicht von Gott sind, und fallen von einer Sünde in die andere, werden also alle Tage ärger. Wie ich oben schon angezeigt habe. Wenn dann die letzte Stunde kommt, so weiß man keinen Trost nach Rat. Da ist es dann unmöglich, daß man sich nicht winden, klagen, heulen und brüllen sollte, wie ein Ochse auf der Schlachtbank.

24. So ist und dies die Hauptlehre aus dem heutigen Evangelium, daß wir uns fleißig zum Wort halten, es gern hören und mit Glauben annehmen sollen. Tun wir das, so sollen wir Herren sein über Sünde, Teufel, Tod und Hölle. Wenn auch der Tod uns fressen wird, werden wir doch seine scharfen Zähnen nicht fühlen. Denn das Wort Christi ist unser Harnisch, dadurch wir ein sicheres Leben und einen friedlichen Tod und das ewige Leben haben sollen.

25. Dagegen rohen, gottlosen Leuten, die das Wort nicht achten, daß Wort auch nicht hören, darum sind sie auch nicht von Gott. Eben wie ein böses Kind, daß Gottes Gebot verachtet und Vater und Mutter nicht gehorsam ist, was kann man dem ärgeres wünschen, denn daß es ein Teufelskind und kein Gotteskind ist? Das ist in der Wahrheit kein Scherz. Denn ich wollte lieber des Henkers oder des Türken eigen sein, denn das ich des Teufels eigen sein sollte, der ein Lügner und ein Mörder ist und in den ewigen Tod führt.

26. Vor solchem Jammer hütet euch fleißig, und lernet, ja, lernet, sage ich, was für einen Schatz ihr am Wort unseres Herrn Jesu Christi habt: das sonst keine Hilfe nach Rat wieder den Teufel, die Sünde und den ewigen Tod ist, denn sich an das Wort Christi halten, das ist, seiner Zusagung glauben und auf sein Wort sich wagen.

27. Denn wenn Christus spricht: " Wer mein Wort hält, der wird den Tod nicht sehen ewiglich ", da meint er nicht das Gesetz, daß durch Mose den Juden gegeben ist, welches wohl eine rechte, gute und heilige Lehre ist; aber weil wir Sünder und Kinder des Zorn von Natur sind, können wir solcher Predigt nicht folgen; sie würde uns nur zum Tode reichen, zeigt uns unsere Sünde an, Gottes Zorn und Strafe, die wir dadurch verdient haben. Deswegen bedürfen wir eines anderen Wortes, dadurch die Sünde von uns genommen und wir vor Gott gerecht werden. Das ist nun das Wort unseres Herrn Jesu Christi, da er tröstet: " Wer an mich glaubt, der wird den Tod nicht sehen ewiglich ".

28. Dies Wort muß mit dem Glauben gefaßt sein, daß man ja nicht daran zweifle, es sei wahr, was uns Christus zusagt. Denn wer das Wort fahren, und nach dem urteilen, wie er fühlt, der würde allein den Tod und kein Leben fühlen. Darum muß man in solcher Not nicht nach dem sehen was wir vor Augen haben und fühlen, sondern nach dem wir im Wort hören, urteilen und sprechen: Ich sehe, daß ich sterben muß und soll; aber ich habe die Zusagung von meinem Herrn Jesus Christus und sein Wort, daß ich durch ihn wieder leben soll. Denn die Sünde, um welcher willen ich den Tod sollte ewig leiden, ist durch Christus abgelegt und bezahlt, daß Gott um seines Sterbens und Auferstehens willen mir gnädig sein und das ewige Leben schenken will. Das heißt denn Christi Wort recht halten. Es kommt aber sauer an; denn Fleisch und Blut will sich nicht bereden lassen, sondern das Urteil immer nach dem stellen, was man vor Augen sieht und im Werk fühlt. Gegen diese Unart müssen wir kämpfen, und Gott um seinen Heiligen Geist bitten, daß er unsere Herzen durch das Wort stärken und in solchen Glauben erhalten wolle.

29. Was aber die Ursache ist, daß unseres lieben Herrn Christi Wort so kräftig ist, zeigt der Herr am Ende dieses Evangeliums an, und entrüstet die Juden so heftig damit, daß sie nach Steinen greifen, und ihn zu Tode werfen wollen. Denn da stand den Juden das im Wege, weil Christus sagt, sein Wort werde vor dem ewigen Tod bewahren, daß sie sahen, daß Abraham, Moses und anderer heilige Männer, die öffentlich Zeugnis in der Schrift hätten, gestorben waren, dachten nun, Christus wäre ihnen nicht gleich. Darum wäre es ein vergebener Ruhm, daß er sein Wort so hoch rühmt. Aber Christus antwortet: " Abraham war froh, daß er meinen Tag sehen sollte; und er sah ihn und freute sich ". Das ist, wo Abraham sich nicht an mein Wort gehalten hätte, so müßte er auch im ewigen Tod geblieben sein. " Ich bin eher denn Abraham ". Das ist beides so viel gesagt: Ich bin ewiger, allmächtiger Gott. Wer nun von Sünden frei werden, dem Tod entlaufen und zum Leben kommen soll, dem muß durch mich geholfen werden. Solches hat weder Moses noch andere Propheten rühmen können; denn sie waren alle Menschen. Christus aber ist Gott und Mensch; darum kann er das Leben und die Seligkeit geben und sonst niemand.

30. Daß ist sehr tröstlich, und ein gewisser Beweis unseres Glaubens, da wir bekennen, Christus sei natürlicher und ewiger Sohn Gottes. Wie denn solcher Zeugnisse viel mehr im Evangelium sind. Darum wir unser Vertrauen allein auf ihn, und sonst auf keinen Menschen setzen sollen, und auf sein Wort uns gewiß verlassen. Denn es ist Gottes Wort und kann nicht lügen. Was er sagt, daß soll Ja sein und in Ewigkeit nicht fehlen; wie es auch nicht gefehlt hat, da Gott durch solches Wort Himmel und Erde aus nichts gemacht hat. Das lernet mit Fleiß, und danket Gott für solche Lehre, und bittet, daß er durch seinen Heiligen Geist euch im Wort erhalten, und also durch Christum ewig wolle selig machen, Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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Ich habe mit Gott, meinem Herrn, einen Bund gemacht, dass er mir nur keine Gesichte und Träume und auch darzu keinen Engel senden solle. Denn ich bin mit dieser Gabe wohl zufrieden und lasse mich gern daran genügen, dass ich die Heilige Schrift habe, die mich reichlich lehret und berichtet alles, so beide, zu diesem und zum künftigen Leben, zu wissen vonnöten ist. Dieser Heiligen Schrift glaube ich und bin damit zufrieden.

Dr. Martin Luther
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Am Palmsonntag


Johannes 12,12-19


Des anderen Tages, viel Volks, das aufs Fest gekommen war, da es hörte, daß Jesus kommt gen Jerusalem; nahmen sie Palmenzweige, und gingen hinaus ihm entgegen, und schrien: Hosianna, gelobet sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, ein König von Israel. Jesus aber überkam ein Eselein, und ritt darauf; wie denn geschrieben steht: Fürchte dich nicht, du Tochter Zion; siehe, dein König kommt reitend auf einem Eselsfüllen. Solches aber verstanden seine Jünger zuvor nicht; sondern da Jesus verklärt ward, da dachten sie daran, daß solches war von ihm geschrieben, und sie solches ihm getan hatten. Das Volk aber, daß mit ihm war, da er Lazarus aus dem Grabe rief, und von den Toten auferweckte, rühmte die Tat. Darum ging ihm auch das Volk entgegen, da sie hörten, er hätte solches Zeichen getan. Die Pharisäer aber sprachen unter einander: ihr sehet, daß ihr nichts ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihn nach.

1. Dieser Tag heißt der Palmtag, an welchem Tage unser lieber Herr Jesus Christus ist eingeritten zu Jerusalem, und hat erfüllt die Schrift der Propheten, welche von ihm geweissagt war, daß er zu Jerusalem auf einem Esel einreiten sollte; wie der Prophet Sacharja verkündigt hat, und die Evangelisten Matthäus und Johannes dieses Zeugnis des Propheten beweisen. Diese Geschichte sollen die Christen lernen und behalten. Früher hat man in der Schule gespielt, daß sie mit einem Esel geritten und Palmen gestreut haben. Solches ist geschehen um das junge Volk, daß es die Geschichte besser behielte. Danach hat der Papst solch ein Kinderspiel auch in die Kirche eingeführt. Davon hat man diesen Tag genannt den Palmtag.

2. Es sollte aber dieser Tag heißen der Tag des Einzugs Christi. Denn da ist er von Galiläa und Kapernaum durch das ganze Land gezogen bis nach Jerusalem, und ist auf diesen Tag zu Jerusalem auf einem Esel eingeritten. Denn er hat auf das Osterfest zu Jerusalem sein wollen und da sein Königreich einnehmen, wie die Könige und Fürsten pflegen einzureiten, daß das Land ihnen huldigen und schwören muß.

3. Weil aber Christus Reich ein geistlich und armes Reich ist, mußte die Weissagung des Propheten Sacharja vorher gehen und dem Volk verkündigen, daß ihr König einreiten würde: nicht prächtig und herrlich, wie die weltlichen Könige pflegen, sondern sanftmütig und erbärmlich; auf das die Juden, welche diesen König verachten, sich nicht entschuldigen können und sagen: Wir Juden haben nicht gewußt, daß dieser unser König wäre. Denn wie sollten wir ihn angenommen haben, weil er nicht eingeritten ist, wie ein weltlicher König pflegt einzureiten, sondern ist eingeritten auf einem Esel, arm und elend? Darum sagte es der Prophet vorher, und der Einzug geschieht eben genau, wie er zuvor vom Propheten verkündigt und aufgezeigt ist, auf das die Juden keine Entschuldigung hätten. Dazu heißen ihn seine Jünger einen König öffentlich. Und auch er gleich nichts Eigenes hat, streuen Sie doch Palmenzweige auf den Weg und breiten ihre Kleider unter ihn; damit wird er geehrt als ein König. Am allermeisten aber wird er damit geehrt, daß das Volk ihm hinaus entgegengeht und von ihm singt: " Hosianna, gelobt sei, der da kommt in den Namen des Herrn, ein König von Israel ". Das ist die Ehre und die Huldigung, so diesem König geschieht von seinen Jüngern und vom Volk.

4. Solches, sage ich, ist von dem Propheten Sacharja lange zuvor verkündigt und aufgeschrieben, auf das die Juden nicht auf große weltliche Gewalt, leibliche Pracht und Herrlichkeit gafften; wie sie denn heute noch darauf gaffen, und meinen, ihr Messias und König werde mit weltlicher Pracht zu Jerusalem einreiten, wie der römische Kaiser zu Rom einreitet. Darum spricht er: " Fürchte dich nicht, du Tochter Zion; siehe, dein König kommt zu dir, sanftmütig, reitend auf einem Eselsfüllen ". Als wollte er sagen: Du Tochter Zion, höre und merke es mit Fleiß, der Einzug des Messias wird so zugehen: dein König wird auf einem Esel einreiten; ob er auch gleich arm sein wird, dennoch wird er von sich singen und sich als einen König ehren lassen. Darum achte fleißig darauf, daß du ihn nicht versäumst, sondern für deinen König annimmst. Er wird aber einreiten arm, wird weinen über die Stadt Jerusalem, daß sie ihn nicht annehmen will, und das ist ihr so übel gehen wird, darum daß sie ihren König verachtet, und die Zeit, darin sie heimgesucht ist, nicht erkannt hat.

5. Darum haben die Juden keine Entschuldigung, warum sie ihn nicht angenommen haben. Denn ob sie gleich sprechen möchten: Wir haben nicht gewußt, daß dieser unser König ist; denn an ihm ist nichts gewesen was eine Gestalt eines Königs hat, sondern er ist arm eingeritten auf einem Esel; so würde er doch ihnen antworten: Sehet den Propheten Sacharja an, der hat euch lange Zeit vorher verkündigt, wie euer König einreiten würde. Weil es euch nun alles zuvor gesagt ist durch den Propheten und ich die Schrift des Propheten erfüllt habe, ihr aber weder den Propheten noch mich, euren König, geachtet gehabt: so habt ihr keine Entschuldigung.

6. Uns aber ist solches vorgeschrieben, wird uns auch von Jahr zu Jahr gepredigt, auf das wir das Reich Christi von der Welt Reich, und den König Christum von anderen weltlichen Königen scheiden lernen. Dieser König Christus kommt zu der Tochter Zion arm und reitet auf einem Esel. Denn er regierte nicht so in seinem Reich, daß man unter ihm könnte Geld und Gut sammeln, Krieg führen, reich und gewaltig werden auf Erden; welches die weltlichen Könige lehren und tun. Denn diese müssen darauf sehen, daß sie Friede in ihrem Lande erhalten, auf das ihre Untertanen in Ruhe und Einigkeit leben und ihrer Nahrung gewiß sind. Christus verwirft und verdammt solches nicht, denn er ißt und trinkt mit als ein Gast in dieser Welt; aber in seinem Reich, darin er König und Herr ist, lehrt er nicht, wie wir ackern sollen, pflügen, ernten, Geld sammeln, Krieg führen, Land und Leute regieren; sondern befiehlt solches den weltlichen Königen und Herren.

7. Also ist dieser König von den weltlichen Königen zu unterscheiden, daß die weltlichen Könige und Herren damit umgehen, und lehren, wie man soll Haus und Hof, Land und Leute regieren, Geld und Gut gewinnen, reich und gewaltig werden, hier zeitlich auf Erden. Aber dieser König Christus geht damit um und lehrt, wie wir das Himmelreich ererben sollen, ewig reich und selig werden, daß wir zu einem anderen und besseren Leben kommen mögen, da wir nicht mehr (wie wir hier auf Erden tun müssen, den Leib zu erhalten) dürfen essen, trinken, arbeiten; da unsere Körper viel hübscher und schöner sein werden, denn die liebe Sonne; da man nicht mehr traurig, noch schwach, noch krank sein wird, sondern ewig fröhlich, gesund, stark und frisch.

8. Denn Christus in seinem Reich lehrt uns durch sein Wort, daß wir arme, verlorene Sünder sind, zum Tode verdammt, und dem Teufel unterworfen; er aber habe uns durch seinen Tod und Blut von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels erlöst, auf das wir durch den Glauben an ihn gerecht und selig werden. Das ist eine andere Lehre, Weisheit und Kunst, denn der Vernunft, Juristen und weisen Leute auf Erden, wie wir hier leben sollen, Haus und Hof regieren, Güter sammeln, Land und Leute schützen. Denn wenn wir gleich hier lange leben, regieren und Güter sammeln, müssen wir doch endlich davon und das alles hinter uns lassen.

9. Das ist nun die Ursache, warum Christus ohne weltliche Pracht, auf einem Esel und arm zu Jerusalem eingeritten ist: daß er damit nicht allein die Schrift der Propheten erfüllen wollte, sondern auch die Art und Eigenschaft seines Reiches anzeigen; auf das wir nicht meinen, er sei darum auf Erden gekommen, daß wir von ihm hier auf Erden reich werden sollen, Schätze sammeln, sondern daß wir wissen, er ist darum gekommen, daß wir von Sünde, Tod und Teufel erlöst, und er uns in jenem Leben reich mache. In der Summe, ist es ihm darum zu tun, er ist auf Erden gekommen, und das ist seines Reiches Art, Kraft und Frucht: das wir aus diesem elenden, sterblichen und stinkenden Leben in jenes ewige, klare und ewige Leben kommen werden.

10. Ein solcher König war auch Jerusalem von Gott durch die Propheten verheißen. Denn wo er hätte ein weltlicher König sein sollen und mit weltlicher Weise regieren, so hätte er nicht besonders von Gott verheißen werden. Weil er aber besonders von Gott verheißen ist, so kann er nicht ein weltlicher König sein, noch mit weltlicher Weise regieren. David und andere Könige regierten weltlicher Weise, hatten Land und Leute, sammelten Schätze. Dieser König aber ist der rechte König, von Gott verheißen; der hat ein geistliches, ewiges Königreich, welches er mit eigener Kraft und Macht regiert gewaltig durch sein Wort und Heiligen Geist.

11. Aber die Juden mochten diesen König nicht, wenn er auch zu ihnen kam, wie der Prophet Sacharja sagt, gerecht und ein Helfer, und ewige, himmlische Güter zu ihnen brachte; weil er arm gekommen ist, geritten auf einem Esel, darum achteten sie ihn nicht. Darum haben sie ihn verpaßt, und warten auch noch heute auf einen anderen, weltlichen König, der einreiten soll auf einem hübschen Pferd, auf einem goldenen Sattel sitzt, gute Kleider anhat, und in der Summe, wo alles auf das schönste und herrlichste zugeht. Aber sie warten vergebens und umsonst. Darum wird ihnen solcher König auch nie kommen.

12. Der Papst mag diesen König auch nicht, und lästert dazu sein Evangelium. Denn er rühmt sich Christus Statthalter zu sein auf Erden, und hält sich doch genau wie die weltlichen Herren und Könige, sammelt Schätze. Aber die Schätze, welche Christus bringt, welche von Motten und Rost nicht gefressen und von Dieben nicht gestohlen werden können, weil es himmlische Schätze sind, achtet der Papst nicht.

13. Wir Christen aber sollen diesen König recht kennen lernen, und alle unseren Trost und Trotz auf jenes Leben setzen, da wir ewig selig und ohne alle Sünde und Gebrechen sein werden. Denn darum ist Christus gekommen, gekreuzigt, gestorben, von den Toten auferstanden, gen Himmel gefahren und in sein Reich getreten, auf das er Sünde, Tod und Teufel für uns überwindet, und durch sein Blut und Heiligen Geist alles Böse von uns wegnimmt, auf das alle, die an ihn glauben, gerecht und selig werden, und durch diesen zeitlichen Tod in sein ewig himmlisches Reich kommen.

14. Also soll man diesen König Christum empfangen, daß wir ihn als gerecht und einen Helfer erkennen, durch die Kraft seiner Worte, der Sakramente und des Glaubens für jenes Leben genießen. Denn ein Christ ist nicht darum getauft, daß er sich hier Schätze sammle und reich werde auf Erden; denn er kann wohl ohne daß Evangelium und ohne die Taufe Schätze sammeln und reich werden: aber er ist darum getauft, daß er durch Christum das ewige Leben erlange. Darum sollen wir auch das Evangelium und die Taufe zum ewigen Leben gebrauchen. Ich bin darum getauft und ein Christ, daß ich das Reich Christi erbe und erlange. Habe ich aber Güter, so soll ich dieselben gebrauchen zu meines Leibes Notdurft; aber damit soll ich mich nicht in den Himmel heben.

15. Darum soll man das Reich Christi von der Weltreich unterscheiden; wie Christus denn selbst solchen Unterschied mit seinem Einzug zu Jerusalem genügend angezeigt hat. Er ist eingeritten auf einem Esel ohne Sattel; hat dazu keinen eigenen Esel, sondern der Esel, darauf er einreitet, ist geliehen; sitzt auch auf dem Esel schlecht, wie er geht und steht, barfuß, ohne Stiefel und Sporen. Nach der Vernunft geht alles närrisch zu; und ist doch dieser Bettlerkönig, der auf einem Esel einreitet, der König Israel, von Gott verheißen und von den Propheten verkündigt; wie die Jünger auch singen: " Hosianna ", das ist, Glück zu diesem König, zu seinem neuen Königreich! " Gelobet sei, er da kommt in den Namen des Herrn, ein König von Israel ". Daraus ist klar und offenbar, daß Christus zu Jerusalem nicht eingezogen ist mit weltlicher Pracht, welche die weltlichen Könige brauchen, die Schätze und Güter sammeln hier auf Erden. Darum ist er kein weltlicher König, noch hat er so ein Königreich, davon man reich auf Erden wird; sondern er ist ein ewiger König und hat ein ewiges Königreich, in welchem man kein Gold oder Silber bedarf, und doch keinen Mangel hat ewiglich.

16. Aber die Welt verachtet diesen König und sein Reich mit seinen ewigen Gütern auf das allerhöchste, und nimmt sich allein der zeitlichen Güter an, als, Gewalt, Ehre und Reichtum auf Erden. Wir Christen aber sollen hier auf Erden arbeiten und der Güter dieser Welt zu unserer Notdurft gebrauchen, und doch auf jenes Leben Gedanken haben. Denn wir müssen doch endlich davon und die Güter dieses weltlichen Reichs hinter uns lassen; darum sollen wir denken, wo wir dort bleiben wollen, nämlich, bei dem ewigen König Christus. Denn wie wir ihn hier empfangen werden, das ist, an ihn glauben und seinem Evangelium gehorsam sein, so wird er uns dort wiederum empfangen, und zu uns sprechen: " kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, daß euch bereitet ist von Anbeginn der Welt ".

17. Das hat uns unser lieber Herr Jesus Christus mit seinem Einzug zu Jerusalem anzeigen wollen, auf das wir ihn recht erkennen lernen, und allein mit der linken Hand hier auf Erden sind in dem Reich der Welt, aber mit der rechten Hand dort in jenem Leben; wie wir denn auch zu dem zukünftigen Leben getauft sind. Gott gebe und seine Gnade, daß wir diesen König mit Freuden empfangen und annehmen möchten, und bei ihm bleiben ewiglich, Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Alle Wunder, die einmal geschehen sind,
geschehen auch noch bis heute,
durch den Glauben.
Denn der Glaube macht Blinde sehend,
Lahme gehend,
Taube hörend.

So ist´s um die heilige Schrift bestellt,
wenn man meint,
man hab´s ausgelernt, so muss man erst anfangen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Am Karfreitag


Lukas 23,32-43

Es wurden aber auch hingeführt zwei andere Übeltäter, daß sie mit ihm abgetan würden. Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte; kreuzigten sie ihn da selbst, und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten, und einen zur Linken. Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun. Und sie teilten seine Kleider, und warfen das Los darum. Und das Volk stand, und sah zu, und die Obersten samt ihnen spotteten sein und sprachen: Er hat anderen geholfen, er helfe ihn selber, ist er Christ, der Auserwählte Gottes. Es verspotteten ihn auch die Kriegsknechte, traten zu ihm, und brachten ihm Essig, und sprachen: Bist du der Juden König, so hilf dir selber. Es war auch oben über ihm geschrieben die Überschrift, mit griechischen, und lateinischen, und hebräischen Buchstaben: Dies ist der Juden König. Aber der Übeltäter einer, die da gehängt waren, lästerte ihn und sprach: bist du Christus, so hilf dir selbst und uns.

Da antwortete der andere, strafte ihn und sprach: Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? Und zwar sind wir billig darinnen; denn wir empfangen, was unsere Taten wert sind; dieser aber hat nichts Ungeschicktes gehandelt. Und er sprach zur Jesu: Herr, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst. Und Jesus sprach zu ihm: wahrlich, ich sage dir, heute wirst du mit mir im Paradies sein.


1. Der Heilige Evangelist Lukas meldet hier zwei Stücke, die sehr tröstlich sind. Darum, obwohl Matthäus und die anderen solche Stücke ausgelassen haben, wollen wir doch diese betrachten, auf das wir die Geschichte des Leidens Christi ganz haben. Das erste ist, daß Christus, wie er an das Kreuz geschlagen und das Kreuz mit ihm aufgerichtet worden ist, kurz danach anfängt zu beten, und spricht: " Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun ". Das andere von dem Schächer, der solches Gebet gehört, und so viel daraus gelernt hat, daß dieser Jesus Gottes Sohn und der rechte Christ sei, begehrt darum, daß er sein nicht vergessen wolle, wenn er in sein Reich komme. Diese zwei Stücke wollen wir jetzt vor uns nehmen; denn sie sind sehr tröstlich, und können nicht von uns genügend bedacht und erklärt werden. Darum ist es nötig, daß wir nicht allein auf die Werke sehen, die dieser Mann tut, und auf sein Leiden, sondern auch seine Worte fleißig hören, die er predigt. Denn damit erklärte er sein Tun und Leiden, warum er da ist und was er macht.

2. Wir müssen aber vor allen Dingen dies Leiden unterscheiden von aller anderen Menschen Leiden. Nicht allein der Person wegen, daß Jesus Christus ewiger Gott ist, durch welchen Himmel und Erde erschaffen und alles gemacht ist; sondern auch der Ursache wegen seines Leidens, und den Nutzen oder der Frucht wegen, welche aus solchen Leiden, und sonst aus keines Menschen noch Engels, oder anderer Kreatur Leiden folgt. Denn er leidet (wie ihr gehört habt) nicht seinetwegen, sondern unseretwegen, daß wir dadurch von Sünde und Tod befreit werden sollen. Solches hören wir auch hier in seinen Worten, die ein jeder Christ merken, und in sein Herz, als den höchsten Schatz und Trost, einschließen sollte.

3. Denn daß er da am Kreuze spricht: " Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun "; diese Worte zeigen deutlich, daß er ist in seinem rechten priesterlichen Amt, und verbringe sein Werk, darum er auf Erden gekommen ist, nicht allein mit seinem Leiden, daß er sich selbst aufopfert, sondern auch mit dem Gebet. Denn beides sind priesterliche Werke, Opfern und Beten. Das Opfer geht aber eigentlich dahin, das, wie er Johannes 17,19 sagte, er sich selbst für uns hat heiligen wollen, auf das wir in der Wahrheit und recht geheiligt würden; also, Johannes 10,12, daß er sein Leben gebe für seine Schafe. Solche Sprüche findest du viel mehr, die alle bezeugen, daß sein Leiden ein Leiden für uns heißen soll, nicht für sich selbst oder seinetwegen. Dieses Werk des Opfers richtet er mit solchem Ernst aus, daß er auch bittet, der Vater wolle denen, so ihn kreuzigen, vergeben, die Sünde nicht strafen, sondern nachlassen; auf das jedermann sehe, warum er hierher an das Kreuz gekommen sei, und sich darüber tröstet.

4. Darum sollst du aus solchen Gebet das lernen, daß unser lieber Herr Jesus ein Priester sei, und da am Kreuz sein Priesteramt verrichtet habe. Denn für die Sünder bitten gehört eigentlich zum Priesteramt. Fragst du nun, was er für einen priesterlichen Schmuck oder Kleid habe, oder Altar, so magst du hier an das Kreuz sehen; da hängt er nackend und bloß, voller Wunden, und hat nicht einen Faden an seinem Leibe. Und dennoch richtet er sein Priesteramt auf das beste und fleißigste aus, daß er auch für seine Feinde bittet. Denn es hat mit diesem Priester einer anderer Meinung, denn mit den mit Priestern bei Mose.

5. Also siehst du, wie über seinem Haupt die Überschrift steht, er sei der Juden König, die er vor Pilatus öffentlich und selbst klar bekannt hat. Dieser Titel reimt sich schlecht mit dem äußerlichen Ansehen. Denn anstatt eines schönen Kleides ist sein ganzer Leib blutig und voll Wunden und Striemen, und anstatt der goldenen Krone trägt er Dornen auf den Kopf geschlagen. Einen solchen Priester und König findest du da am Kreuz, daß die Welt sich schämt, verachtet ihn, will ihn weder für einen König noch für einen Priester halten; wie Jesaja sagt: " Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, daß wir sein hätten mögen begehren. Er war der Allerverachtetste und Unwertestste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, daß man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn nicht geachtet ". Nun mag man es mit fleischlichen Augen sehen wie man will, so soll es doch uns der liebste, schönste, beste Schmuck sein, daß dieser Priester seinen Leib selbst und sein Blut da am Kreuz geopfert, an einem verfluchtem Ort. Denn die Ochsen, Kühe, Kälber, die man im Tempel opferte, wurden auf einem geschmückten Altar geopfert. Christus aber opfert sich selbst auf einem ungeweihten und verfluchten Altar. Denn also steht in Mose: " Verflucht sei, der am Holz stirbt ".

6. Vor der Welt ist solches lästerlich und unehrlich, daß diesem Priester der Ort zu seinem Opfer nicht gegönnt werden soll, welchen Kühe und Kälber hatten. Aber es geschieht alles um unseretwegen und uns zu gut, auf das wir lernen, daß er ein völliges, genügendes Opfer für unsere Sünden getan habe. Denn wie unsere Sünden nicht versöhnt oder bezahlt werden konnten, denn allein durch diesen Priester, der ewiger Sohn Gottes war: also hat dieser Priester um unsere Sünden willen keinen ehrlicheren Altar noch köstlichen Schmuck haben können.

7. Aber solches hindert sein Amt nicht. Er opfert nicht allein seinen Leib und Leben, sondern bittet auch für die armen, unwissenden Sünder. Darum sollen wir uns über dieses Priesters und seines Amtes herzlich trösten. Denn gleichwie er leidet, also betet er auch, nicht allein für die, die damals dabei waren, und die Hände an ihn legten, und ihn an das Kreuz schlugen (solches wäre das Gebet Christi viel zu eng gedeutet), sondern auch für uns.

8. Denn jene sind nur unseren Sünden, Knechte und Diener gewesen. Wo deine und meine Sünden Christum nicht hätten an das Kreuz geschlagen, sie hätten ihn wohl müssen zufrieden lassen. Weil aber Christus als der rechte Priester und das Lamm Gottes da ist, für der ganzen Welt Sünde mit seinem Opfer oder Tod zu bezahlen, daß macht, daß Juden und Heiden Gewalt gegen ihn tun. Darum, wenn er für die betet, die ihn kreuzigen, betet er für uns Menschen alle, die wir mit unseren Sünden zu seinem Kreuz und Sterben Ursache geben.

9. Darum sollen wir den Galgen und das Kreuz, daran Christus gelitten hat, anders nicht sehen, denn einen Altar, da Christus sein Leben opfert, und sein priesterliches Amt auch mit dem Beten ausrichtet, und uns mit Gott versöhnt, daß wir von Sünden frei und von dem ewigen Tode befreit werden. Denn wer die Sünde wegnimmt, der nimmt auch den Tod weg. Ursache, der Tod hat keine Macht mehr, wo die Sünde weg ist; also die Hölle auch. Solches hat Christus, unser einiger und ewiger Priester,ohne unsere Werke, durch sein eigenes Leiden, daß er für uns zum Fluch geworden und um unsere Sünden willen am Kreuz gestorben, und endlich noch für die Sünder gebeten hat. Da bedenke, das du ihm auch von Herzen dafür dankst.

10. Der Papst predigt solches auch. Aber sie verdrehen den Text, der doch eigentlich so klar und deutlich ist, daß Christus sich selbst am Kreuz opfert und für uns gelitten hat, da predigen sie, wir selbst sollen Priester sein, sollen selbst opfern, und durch eigene Werke das ewige Leben erwerben. Unsere Lehre aber, daß wir lehren, Christus, der einige, rechte Priester, habe uns von Sünden erlöst und das ewige Leben verdient, verfluchen und verdammen sie als Ketzerei.

11. Ist aber das nicht schrecklich? Ist solches nicht ein schrecklicher Zorn, Blindheit und Strafe über die undankbare Welt, daß die Katholiken predigen, Christus habe sich für uns am Kreuz opfert, und doch toben sie gegen uns, und vergießen unschuldiges Blut, darum das wir solche Lehre treiben und die Leute auf solchen Trost weisen? Das heißt ja (wie Jesaja den Verächtern des Wortes Gottes droht) mit sehenden Augen blind sein und mit offenen Ohren nicht hören, und ein verstocktes, unverständiges Herz haben. Denn wie könnte es sonst möglich sein, daß sie dieses Opfer so wenig achten, und dann Leben ihren Trost auf eigene Werke, auf Ablaß, und auf Mönchskappen setzen wollen? Warum tröstet man sich nicht dessen hier, daß Christus sein Leib und Leben opfert, und betet für uns, und spricht: Vater, hier bin ich, ein Mittler zwischen dir und den armen Sünden; ich sterbe für sie, ich opfere mich für sie, sei ihnen gnädig.

12. Solches hören und sehen unsere Widersacher; und dennoch sollen sie noch dagegen schreien und toben, und uns als Ketzer verdammen. Nun, es ist ein schrecklicher Zorn Gottes, da möchte Gott uns gnädiglich vor behüten. Will er uns aber einmal fallenlassen, so möchte er uns in solch eine Sünde fallen lassen, die wir fühlen und bekennen, und nicht in die, die der Gnade ganz und gar entgegen ist, und dennoch so geschmückt und für eine Heiligkeit gerühmt wird.

13. Darum laßt uns unsere Herzen auftun, und unseren Priester Christum in seinem rechten Schmuck anschauen. Mit den Augen wirst du keinen Schmuck an ihm finden; denn wie elend und jämmerlich hängt er da, das siehst du wohl. Aber siehe ihm ins Herz, da wirst du einen solchen Schmuck und Schatz finden, für den du in deinem Leben nicht genug danken kannst.

14. Denn erstens ist er geschmückt mit dem großen, herzlichen Gehorsam gegen seinen Vater, daß der ihm zu ehren sich also läßt geißeln und martern. Diesen Schmuck können wir in diesem Leben unmöglich sehen, aber dennoch, so viel können wir sehen, daß alle Perlen und aller Samt und goldene Stücke nichts dagegen sind.

15. Der andere Schmuck ist die große Liebe gegen uns, daß der Herr seines Lebens und Leidens so wenig gedenkt, sondern bedenkt nur unsere Sache und Not, bittet zuerst für uns eh er an sich selbst denkt. Wer kann solche Liebe genügend verstehen oder fassen, daß der Herr ein solches Herz gegen uns hat, so voll Feuer, daß er in seinem größten Leiden, Marter und Schmach sich stellt, als sehe oder fühle er nichts; er denkt aber, sieht und sorgt nur auf dein und mein Elend, Not und Herzeleid? Das muß doch eine große, ernste Liebe sein, daß er sich unser so annimmt, daß er seiner Gefahr, Schaden und Leiden ganz und gar vergißt. Das ist gleichwie es sich mit den Kindern verhält, daß Vater und Mutter durch ein Feuer laufen, sie zu erretten. Da ist die Liebe so groß, daß das Herz auf die eigene Not nicht denkt, und allein sich darum annimmt, wie dem Kind geholfen werden kann. Also, sehen wir, brennt unseren lieben Herrn Christus sein Herz auch, daß er durch das Leiden hindurch, wie durch ein Feuer, rennt und faßt uns in aller Liebe und Barmherzigkeit.

16. Das ist nun der richtige Schmuck, dar unser hoher und ewiger Priester mit geschmückt ist. Äußerlich sieht man solchen Schmuck nicht; aber inwendig sieht man ihn, wie denn seine Worte genügend bezeugen.

17. Also soll man zuerst in allen Stücken des Leidens auf die Hauptsache sehen, dieselbe fest fassen, und uns nicht nehmen lassen, daß Christus für uns geopfert hat, auf das er uns errette, greift nach uns, und läuft uns nach, durch alles Leiden, wie durch ein Feuer. Dieses bedürfen wir nicht allein, um uns damit zu trösten, sondern auch zu stärken gegen des Teufels Gift, welches der Papst in die Leute gießt, und sie durch eigene Gerechtigkeit, Werke und Verdienst in den Himmel bringen will. Aber wenn wir mit unseren Werken solches ausrichten könnten, warum sollte Christus, der Sohn Gottes, gelitten haben? Nun aber steht er hier, bringt sein Opfer, seinen eigenen Leib und Leben, in allem Gehorsam und Geduld, und bittet noch dazu seinen Vater, daß er wolle gnädig sein und vergeben. Das ist ein Zeichen, daß wir mit unseren Werken nichts ausrichten können; denn Vergebung der Sünden ist ein Handel, der nicht so leicht zugeht, wie die Katholiken meinen. Es ist bald geschehen, daß du eine Kappe anziehst, viel fastest, singst, solches ist alles noch wohl zu tun: aber Vergebung der Sünden bekommen, da gehört weit mehr und größeres dazu, denn deine eigenen Werke; Gott wird dein Fasten, Wachen, Beten wegen langsam erhören; sondern also heißt es, wie Jesaja sagt: " um unsere Missetat willen ist er verwundet, und um unsere Sünden willen zerschlagen. Er hat unserer aller Krankheit getragen ".

18. Nun müssen ja die Katholiken selbst bekennen, daß des Herrn Christi Leiden und Sterben etwas anderes ist, denn mein Gebet, meine guten Werke, meine Marter, mein Almosen geben, mein Fasten. Wer nun solches anstatt der Sünde setzen will, der wird es nicht ausrichten. Es gehört ein anderer Mann, andere Werke und Verdienst dazu, wie Jesaja klar sagt. Wer aber seine eigenen Verdienste geben und gegen die Sünde gebrauchen will, der lästert der Sterben, Opfer und Gebet Christi; besonders weil er von seinem Opfer und Gebet genauso viel hält, als vom Opfer und Gebet unseres Herrn Jesus Christus. Vor diesem Greuel soll man sich fleißig hüten.

19. Nun betet aber der Herrn nicht schlecht in den Haufen hin, sondern setzt einen Unterschied derer, für die er bittet, und spricht: " Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun ". Will also damit zweierlei Sünder anzeigen. Etliche wissen, daß sie Unrecht tun, und tun es dennoch und aller Scheu. Solches heißt dann wider den Heiligen Geist gesündigt, wenn man in solcher wissentlichen Sünde beharren, sie nicht bekennen, davon nicht ablassen, noch Vergebung derselben bitten will; wie die Katholiken, jetzt tun. Die wissen, daß unsere Lehre recht ist, daß Christus das Sakrament ganz empfangen befohlen hat, die Ehe nicht verboten, und dennoch verdammen sie uns um solcher Stücke willen als Ketzer, und Strafen ihre Untertanen, wo sie wissen, daß sie unsere Lehre und Sakrament brauchen.

20. Diese sündigen nicht unwissend. Darum ist die Natur solcher Sünden so, daß sie nicht vergeben werden kann; denn sie geht gegen die Vergebung der Sünden, besonders weil man nicht davon ablassen und sie nicht bekennen will. Denn Vergebung der Sünden will beides haben, daß man das Unrecht bekennen und davon Abstand nimmt.

21. Die anderen Sünder sind, die unwissend sündigen. Nicht also, als wüßte David nicht, daß es Sünde wäre, dem Uria sein Weib nehmen und ihn erschlagen lassen. Er weiß es sehr wohl. Aber da treibt und jagt ihn die Sünde und der Teufels so heftig, daß er in solche Sünde fällt, ehe er es denn recht bedenkt, was er tut. Danach aber bekennt er es, läßt es sich leid sein, wollte, er hätte es nicht getan, und begehrt Gnade.

22. Solche Sünde tragen wir alle am Halse, daß wir leicht und unversehens betört werden, und fallen häufig aus Furcht, wie Petrus, aus Unvorsichtigkeit und Schwachheit, oder aus Vermessenheit. Solche Sünde hat Christus mit sich an das Kreuz getragen und dafür gebeten; denn es sind Sünden die nicht wider die Gnade sind; besonders wenn man sie erkennt und bekennt, und bittet um Vergebung. Also sieht man, daß oft Huren und Buben, Mörder und andere böse Leute zu Gnaden kommen; denn sie wissen, daß sie Unrecht getan haben, und wollen es nicht verantworten. Solche bekannten Sünden haben das Opfer Christi zwischen sich und Gott; darum will Gott diese uns nicht zurechnen. Jene aber, die wissend unwillig nicht wollen anderes tun und ihre Sünden noch verteidigen, die sündigen wider den Heiligen Geist und verleugnen die Gnade Gottes. Für diese bittet Christus hier nicht, sondern für die, die nicht wissen, was sie tun, und aus Schwachheit fallen. Die soll dieses Opfer und Gebet trösten, und wissen, daß ihnen die Sünden vergeben sind. Denn um solches hat Christus hier gebeten, und ist gewiß vom Vater erhört worden; da sollen wir nicht daran zweifeln, sondern uns darüber trösten und freuen.

23. Dieses sei in Kürze gesagt von dem Gebet Christi am Kreuz, damit er anzeigt, warum er da leide, daß diese Sünder, die unwissend sündigen und lassen es sich leid sein, sollen um des Herrn Christi willen einen gnädigen Gott haben, der ihnen ihre Sünde vergeben will.

24. Nun wollen wir auch ein wenig die Geschichte mit den Schächer zur rechten Hand betrachten. Das ist so ein schönes Beispiel, wie man es sonst nirgends findet. Denn erstens muß man sich darüber wundern, der arme Mensch kann seine Sünden nicht leugnen, er weiß, daß er gesündigt und wegen seiner Sünden den Tod leiden soll. Darum kann er sich gegen Gott keines guten Werkes noch Verdienstes rühmen; wie er zu seinem Gesellen sagt, der mit dem Herrn Jesus Christus übel redet: " wir ", spricht er, " sind billig in solcher Strafe; denn wir empfangen, was unsere Taten wert sind. Dieser aber hat nichts Ungeschicktes gehandelt ". Hier hörst du, was er von sich selbst bekennt, daß er diesen Tod wohl verdient habe. Das ist eines, darüber man sich wundern kann, daß er seiner Sünden wegen Ursache hat, sich vor Gott zu fürchten; und dennoch faßt er, wie wir hören werden, den Gedanken, er werde noch in Gottes Reich kommen.

25. Zum anderen ist das auch ein großes Wunder, daß dieser Mensch sich durch das große Ärgernis nicht anfechten läßt, daß der ganze Rat zu Jerusalem, weltliches und geistliches Regiment, des Herrn Christi spottet und ihn lästert. Die Obersten im geistlichen Regiment sprachen: " Er hat anderen geholfen, er helfe ihm selbst, so er Christus ist, der Auserwählte Gottes ". Die Kriegsknechte tun auch so: " bist du der Juden König, so hilf dir ". Denn das stand die Überschrift über ihm: " der Juden König ". Also der eine Mörder, der mit ihm gekreuzigt wurde, sprach auch: " bist du Christus, so hilf dir und uns auch ". Dieses redet er nicht nach der Meinung, daß er Hilfe begehrte, sondern daß er Christum spotten wollte. In der Summe, alle Welt ärgert sich an diesem Christus, der am Kreuz hängt, und hält nichts von ihm. Denn die Jünger selbst, ob sie wohl ein Teil bei dem Kreuz standen, hatten sie doch keine Hoffnung mehr.

26. Allein der arme Mörder zur rechten Hand reißt durch das ganze Ärgernis hindurch, und darf Christum, der neben ihm am Kreuz hängt, einen Herrn und König nennen. Dieser straft die ganze Welt lügen, sieht nicht an, was andere Leute von ihm halten oder sagen, und ruft ihn für einen ewigen König aus. Denn so lauten seine Worte: " Herr, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst ". Er heißt ihn einen " Herrn ", und sagt, er habe ein " Reich "; und begehrt, wenn er im selben Reich werde sein, daß er sein gedenken wollen. Nun war es ja um die Zeit, daß von ihnen keiner den Abend mit dem Leben erreichen konnte. Darum glaubt er, Christus sei ein Herr eines anderen und ewigen Lebens. Das nenne ich einen großen, trefflichen Glauben und ein herrliches Bekenntnis, weil sonst alle Welt an Christus verzweifelt und nichts von ihm hält.

27. Hier gedenke bei dir selbst: Wo doch diesem Mörder so einer reichliche und klare Erkenntnis hergekommen ist, daß er Christus für einen Herrn des ewigen Lebens erkennt und ausruft, und vom wem er solches gelernt hat? Aber da ist kein Zweifel, er hat es allein aus dem Gebet, daß der Herr am Kreuz getan hat, gelernt. Im Propheten Jesaja, im 53. Kapitel, ist es beides geschrieben, daß der Messias leiden und den Übeltätern gleich gerechnet werden, und viele Sünden tragen und für die Übeltäter beten werde. Da nun solches am Kreuz geschehen ist, er hängt da, der fromme Herr, der nichts Böses getan hat, zwischen zwei Mördern, und fängt an zu beten und spricht: " Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun ": da faßt der eine Schächer das Wort " Vater ". Denn auf diese Weise pflegen die Leute mit Gott nicht zu reden; Christus ist es allein, der mit Gott so reden kann, und hat es uns auch so gelehrt. Darum schließt der Schächer, daß er Gottes Sohn sei. Und weil er für die Sünder bittet, erkennt er ihn für den rechten Messias. Und es werden ihm ohne Zweifel diese Sprüche von Jesaja, und andere Prophezeiungen eingefallen sein, die er vielleicht in der Kirche gehört, da aber noch nicht verstanden hat. Diese faßt er nun zusammen, und der Heiligen Geist macht diese Weissagung in seinem Herzen licht und klar, daß er nun nicht mehr an sich halten kann; er muß mit dem Mund bekennen, wie er im Herzen glaubt, und spricht: " Herr, gedenke mein, wenn du in dein Reich kommst ". Das ist als wollte er sagen: Du bist Gottes Sohn; hier auf Erden leidest du für unsere Sünde und muß unserer Sünden wegen sterben; aber danach wirst du auferstehen in ein ewiges Reich, und ein Herr sein über alles. Oh Herr, da gedenke mein. Ich will den Tod jetzt gern leiden; denn ich habe ihn wohl verdient: laß mich nur nicht, wenn du in dein Reich kommst. Siehe, so eine reiche Erkenntnis des Herrn Christi schöpft dieser Mensch aus dem kurzen Gebet des Herrn; das ist die Predigt, da er diese Kunst von lernt. Gleichwie nun dieser Mörder am Kreuz Christum erkennt und bekennt: also will Gott auch noch heute seine christliche Kirche erhalten. Wenn auch gleich alles zu Trümmern geht, Kaiser, Könige, Papst, Bischöfe, so will doch Gott einen kleinen Haufen erhalten, die seinen Geist haben und ihn vor der Welt bekennen sollen. Wollen die Jünger, mit anderen, die mit dem Herrn Christus verwandt, nicht bekennen noch glauben, sondern aus Furcht leugnen und davon laufen: so muß ein Mörder kommen, diesen Christus bekennen, von ihm predigen, und andere Leute lehren, was man von ihm halten und warum man sich sein trösten soll; denn unser Herr Gott will Christus nicht ohne Leute lassen, sollte es gleich nur ein Dieb am Galgen, oder ein Mörder sein.

28. Darum ist dies eine tröstliche Geschichte, an der wir sehen können, was Christus für Leute hat, die sich zu ihm finden, und denen er alle Gnade beweisen will, nämlich, die Sünder sind, und ihre Sünde bekennen und um Gnade bitten; diese sollen Gnade und Barmherzigkeit finden. Denn eben wie er vorher gebeten hat, also beweist er es hier mit der Tat, daß er darum da sei und will Sünden vergeben. Und dieses ist nun sein erstes Werk, daß er einen Mörder von Sünden und ewigen Tod erlöst und selig macht, auf das wir ja gewiß werden und nicht zweifeln, weil er sich am Kreuz selbst geopfert, solches geschieht nicht um der Heiligen und Frommen willen, sondern um der Sünder willen. Denn um der Sünder willen ist er gekommen, sie zur Buße zu rufen, und nicht um der Gerechten willen; wie er und selbst sagt, Matthäus 9,13.

29. Darum, wer da denkt, er will in den Himmel kommen als ein Heiliger Mensch und ohne alle Sünde, der wird betrogen. Denn wer nicht ein Sünder sein will, der bedarf des Herrn Christi nicht; denn er ist nicht um sein selbst willen, sondern um der Sünder willen gestorben.

30. Darum soll man diese Geschichte für ein Beispiel halten, in der Christus mit der Tat bewiesen, was er mit seinem Leiden gesucht und erworben hat, besonders weil er einen Mörder am Galgen zum Heiligen macht, und will ihn nicht in Sünden bleiben noch verderben lassen. Dieses aber tut er nicht darum, als hätte er ein Wohlgefallen an den Sünden, oder daß wir in Sünden bleiben und darin fortfahren sollten. Nein, weil er für die Sünder leidet, will er, daß sie nicht mehr so bleiben, sondern fromm und heilig sind und sich bekehren sollen. Wie man hier an dem Schächer sieht: der kehrt um, und beschuldigt sich selbst seiner Sünden wegen; hofft aber, er werde des Herrn Christi geniesen, daß seine Sünden am ewigen Lebens ihm nicht schaden sollen.

31. Also wird ein ganz anderer Menschen aus ihm, und sein Tod, den er verdient hat, wird jetzt ein Gottesdienst, daß er ferner nicht mehr leidet als ein Mörder, sondern als ein rechter Heiliger. Denn er stirbt in rechten Bekenntnis und herzlichen Vertrauen auf die Gnade Gottes durch Christum, und läßt sich seine Sünde von Herzen leid sein; und wo Gott ihn noch länger auf Erden ließe, würde er es nicht wieder tun, was er zuvor getan hat. Dieser Glaube an Christum macht ihn nicht allein zum Heiligen, sondern bringt ihn ins Paradies und zum ewigen Leben; wie der Herr Christus ihm sagt: " Wahrlich, ich sage dir, heute wirst du bei mir sein im Paradies ".

32. Diesem Beispiel sollen wir folgen, und nicht denken, wie rohe, gottlose Leute pflegen: Ich will sündigen, auf das mich Christus erlöse, und seine Gnade an mir beweise. Nein, so nicht; sondern denke so: Ich bin in Sünden geboren, ich bin voll böser Lüste, muß nicht zuerst noch anfangen zu sündigen, daß ich mich für einen Sünder rühmen möchte; ich bin schon vorher ein Sünder, ich liege immer in Sünden und dem Tod. Darum will ich mich an den halten, er durch sein Leiden für die Sünder bezahlt, und durch seinen unschuldigen Tod mich vom verdienten und längst verschuldeten Tod erlöst und mit Gott versöhnt hat.

33. Wer aber solche Gnadenpredigt mißbrauchen, von Sünden nicht ablassen, diese nicht bekennen, noch sich dieses wollte leid sein lassen will, der mag mit dem Mörder zur Linken, die Obersten der Juden und die Kriegsknechte besehen, und bedenken, was ihnen geschehen und was sie mit dem unbußfertigen Leben verdient haben. Denn willst du des Herrn Christi und seines Leidens und Gebets geniesen, so mußt du des anderen Schächers Weise folgen, der seine Sünden bekennt, um Gnade bittet, und den Herrn Christum bekennt, er sei ein Herr und König des ewigen Lebens. Das verleihe uns unser lieber Herr Christus, Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Ich wünsche Euch allen ein besinnliches, fröhliches und gesegnetes Osterfest; denn Christus ist auferstanden, ER ist wahrhaftig auferstanden!

Lieben Gruß, Jörg




Ostern 1. Predigt

Matthäus 28,1-10


Am Abend aber des Sabbats, welcher anbricht am Morgen des ersten Feiertages der Sabbate, kam Maria Magdalena und die andere Maria, das Grab zu besehen. Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein von der Tür und setzte sich darauf. Und seine Gestalt war wie der Blitz und sein Kleid weiß wie der Schnee. Die Hüter aber erschraken vor Furcht und wurden, als wären sie tot. Aber der Engel antwortete und sprach zu den Weibern : Fürchtet euch nicht; ich weiß, daß ihr Jesum, den Gekreuzigten suchet. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und sehet die Stätte, da der Herr gelegen hat! Und gehet eilend hin und saget es seinen Jüngern, daß er auferstanden sei von den Toten. Und siehe, er wird vor euch hingehen nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich hab`s euch gesagt. Und sie gingen eilend zum Grabe hinaus mit Furcht und großer Freude und liefen, daß sie es seinen Jüngern verkündigten, siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßet! Und sie traten zu ihm und griffen an seine Füße und fielen vor ihm nieder. Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Gehet hin und verkündigt es meinen Brüdern, daß sie gehen nach Galiläa; daselbst werden Sie mich sehen.

1. Weil das heutige Fest den tröstlichen und fröhlichen Artikel unseres Glaubens uns vorhält, wie wir bekennen, Christus ist am dritten Tag wieder auferstanden von den Toten; so ist es nötig, daß man zuerst die Geschichte auf das einfältigste fasse und wisse, und danach auch lerne, wozu solches geschehen und wie wir es genießen können.

2. Die Geschichte hat sich so zugetragen. Christus ist, als er am Abend des Donnerstag, da er vom Abendmahl aufgestanden und in den Garten gegangen, von Judas verraten und von den Juden gefangen worden, und von einem Hohenpriester zum anderen geführt, bis sie endlich beschlossen, und ihn dem Pilatus, als dem Landpfleger, dem das Gericht befohlen, überantwortet haben. Da nun drei Stunden dieser Tag alt war, ist das Urteil über ihn ergangen, und er ist zum Gericht geführt worden und gekreuzigt. Um die sechste Stunde, das ist, um Mittag, oder eine Stunde darüber, ist das Erdbeben und die Finsternis der Sonne gekommen. Danach um die neunte Stunde, das ist ungefähr drei Stunden vor Sonnenuntergang, ist Christus am Kreuz gestorben. Denn so teilt Markus die Stunden und die Zeit; die anderen Evangelisten zeigen dieses nicht an.

3. Nun steht aber in unserem Glauben also, Christus sei am dritten Tage auferstanden. Das ist etwas anders geredet denn: nach drei Tagen. Denn der Herr Christus ist nicht drei ganze Tage und Nächte tot gewesen; sondern am Freitag, ungefähr drei Stunden vor der Nacht, ist er gestorben, wie gesagt. Diese drei Stunden nennt man den ersten Tag. Danach die ganze Nacht und den ganzen Tag des Sabbats ist er auch tot gewesen im Grab; und nach dem Sabbat die Nacht bis an den folgenden Morgen. Diese Nacht zählt man auch für einen Tag. Denn die Juden fangen den Tag mit der Nacht an, und ist ihnen Nacht und Tag ein ganzer Tag. Wir kehren es um und machen aus Tag rund Nacht einen ganzen Tag. In unserer Kirche hält man es auch so, und nicht wie die Juden.

4. Da es nun am Sonntag (der der dritte Tag von dem Freitag ist, da Christus gekreuzigt ist) sehr früh ist, und die Kriegsknechte um das Grab herum liegen, da erhebt sich der gestorbenen Christus in ein neues und ewiges Leben, und steht von den Toten auf, daß die Kriegsknechte, die um das Grab liegen, dieser Auferstehung nicht gewahr werden. Denn bei Matthäus ist es zu lesen, daß der Herr Christus nicht im Erdbeben auferstanden, sondern das das Erdbeben angefangen hat, da der Engel vom Himmel herab gekommen und den Stein vom Grab weg getan hat. Christus aber ist durch das geschlossene Grab, und ohne alle Verletzung der Siegel, welche an das Grab gedrückt, hindurch gekommen. Eben wie er am selben Abend durch verschlossene Türen zu den Jüngern gekommen ist.

5. Über das Erdbeben und den Engel erschrecken die Kriegsknechte so, daß sie wie tot da liegen. Als sie aber wieder zu sich kommen, laufen sie mit Haufen vom Grab, einer da, der andere dort hinaus. Denn der Engel war darum nicht da, daß sie darüber froh werden sollten; sondern erschrecken sollten sie vor ihm und sich fürchten. Es waren aber andere Leute, die der Engel trösten und freundlich zu ihnen sprechen sollte.

6. Wie nun die Kriegsknechte vom Grab weglaufen, in dieser Zeit kommen Maria Magdalena, und die andere Maria und wollen zum Grabe schauen. Da tröstet und unterrichtet der Engel die Weiber, Christus sei nicht mehr da, er sei auferstanden, und sie sollten ihn in Galiläa sehen. Und befehlen, daß sie eilends hingehen und seinen Jüngern solches verkündigen sollen. Wie sie nun auf dem Rückweg sind, begegnet der Herr Christus der Magdalena in der Gestalt eines Gärtners. Also, wie Johannes meldet, erscheint er Petrus auch. Und gegen den Abend kommt er zu den zwei Jüngern, die nach Emmaus gingen, und offenbart sich ihnen, da er das Brot brach, und ihnen auf den Tisch vorlegt. Da nun die selben zwei Jünger eilends wieder nach Jerusalem rennen, und den anderen sagen wollen, was sie ihnen begegnet ist, wie sie den Herrn gesehen haben, und sich darüber verwundern, und doch nicht alle glauben können, kommt Jesus durch die verschlossene Tür, und steht mitten unter ihnen, Johannes 20.

7. Dieses hat sich auf dem Heiligen Osterfest mit der Offenbarung unseres lieben Herrn Christi zugetragen, wie man aus den Evangelisten spüren kann. Und es ist deshalb nötig, daß man es wisse; denn es ist ein Artikel unseres Glaubens, da sehr viel, wie wir hören werden, daran gelegen ist.

8. Nun ist es aber nicht genug, die Geschichte wissen: man soll auch lernen, wozu es uns diene und wir es gebrauchen sollen. Von diesem wollen wir jetzt auch ein wenig sagen. Denn wenn man es auch täglich und das ganze Jahr davon predigt, so kann es doch niemand auspredigen, noch genügend lernen, weil es eine reiche Geschichte ist.

9. Wir müssen aber, so wir den Brauch der Auferstehung unseres Herrn Christi fassen wollen, zwei unterschiedliche Bilder uns machen. Daß eine ist das traurige, elende, jämmerliche, blutige Bild, von welchem wir am Karfreitag gehört haben, daß Christus da hängt mitten unter den Mördern, und stirbt in großem Schmerz. Dieses Bild, wie ihr gehört habt, sollen wir ansehen mit einem Herzen welches nicht zweifelt, daß es alles um unserer Sünden willen geschehen ist, daß er, der rechte und ewige Priester, sich zum Opfer für unsere Sünde geben und mit seinen Tod dafür bezahlt hat. Denn das solle ein jeder Mensch wissen, daß seine Sünden Christum also verwundet und so elendiglich zugerichtet haben, und daß sein Leiden anderes nichts ist, denn deine und meine Sünde. Darum, so auf wir an solch ein trauriges, blutiges Bild denken, oder es sehen, sollen wir anders nicht davon denken, denn das wir unsere Sünde da sehen. Wo nun solches Trauerbild immer bleiben sollte, so wäre es sehr schrecklich.

10. Aber wie wir im Glauben diese zwei Artikel auf einander fassen: Christus ist gekreuzigt, gestorben, begraben, zur Hölle hinunter gefahren, und am dritten Tage wieder auferstanden vom Tode: also sieht man, daß dies Trauerbild nicht lange bleibt. Denn bevor drei ganze Tage um sind, bringt unser lieber Herr Christus ein anderes, schönes, gesundes, freundliches, fröhliches Bild mit sich: auf das wir den Trost gewiß lernen und fassen, daß nicht allein unsere Sünde durch das Sterben Christi vertilgt ist; sondern das wir durch seine Auferstehung sollen gerecht und ewig selig werden; wie Paulus zu den Römern im vierten Kapitel Vers 25 sagt: " Christus ist um unserer Sünde willen dahin gegeben, und um unsere Gerechtigkeit willen wieder auferweckt; und 1. Korinther 15,17-19.: " so Christus nicht auferstanden ist, so ist euer Glaube eitel, so seid ihr noch in euren Sünden, so sind auch die, so in Christus entschlafen sind, verloren. Und wir sind die aller elendesten Menschen, so wir allein in diesem Leben auf Christum hoffen ". Denn wie zuvor die Sünden ihm am Halse gehangen, und ihn an das Kreuz geheftet haben: so siehst du jetzt in diesem ein anderes Bild, daß keine Sünde mehr an ihm ist, sondern nur lauter Gerechtigkeit, kein Schmerz oder Traurigkeit, sondern nur Freude, kein Tod, sondern nur Leben, und ein ewiges Leben, das w e i t, w e i t über dies zeitliche Leben ist. Über dieses Bild sollten wir uns einfach freuen.

11. Das erste Bild anzusehen ist wohl etwas schrecklich; aber man sehe die Ursache an, so sollten wir uns anderes nicht wünschen. Denn da siehst du, das Gott deine Sünde von dir genommen hat, die dir alle zu schwer waren, daß du darunter hättest müssen zu Boden gehen, und hat sie auf seinem Sohn aufgelegt, der ewiger Gott und der Sünde stark genug ist. Da laß nun deine Sünde liegen. Denn besser wirst du deine Sünde nicht legen können, wo sie dich nicht drücken und beschweren soll. Danach nimm dies andere Bild auch vor dich, an welchem du siehst, wie dein Herr Christus, der zuvor um deiner Sünden willen so schrecklich und elend war, jetzt schön, rein, herrlich und fröhlich ist, und alle Sünden an ihm verschwunden sind. Dann mach deine Rechnung weiter: So deine Sünden an dir nichts sind um des Leidens Christi willen, sondern von Gott selbst dir genommen und auf Christus gelegt, und sind heute an diesen Tag nach seiner Auferstehung an Christus nicht mehr: wo werden Sie denn sein? Ist es nicht wahr, wie Micha sagt, sie sind in die Tiefe des Meeres versenkt, daß sie weder Teufel noch eine andere Kreatur finden soll?

12. Das ist nun der herrliche, fröhliche Artikel unseres Glaubens, der allein Christen macht, und doch aller Welt ein Spott ist, und von jedermann geschändet und verlästert wird. Denn selbst der Papst und Cardinäle sind meist von der Art, daß sie diese Geschichte selbst für ein Gelächter und für ein Märchen halten, die darüber lachen, wenn man von einem anderen und ewigen Leben, nach diesem Leben, sagt. So sieht man es an unserem Adel, an Bürger und Bauern auch, daß sie es mehr aus einer Gewohnheit glauben, denn daß es ihnen ein Ernst wäre, daß noch ein anderes Leben ist. Sonst würden sie sich danach halten, und nicht so sehr dieses zeitliche Leben, der Nahrung, Ehre und anderes sich annehmen; sondern mehr nach dem Ewigen trachten. Aber man predige und sage, was man will, so hält es die Vernunft für eine Narrheit. Also wehrt sich dieser Artikel, und will nicht zur Tiefe in die Herzen fallen, wie es nötig wäre.

13. Aber wir, wenn wir rechte Christen sein wollen, sollen diesen Artikel in unserem Herzen fein und gewiß machen, daß Christus, der unsere Sünde am Kreuz getragen und dafür mit seinen Tod bezahlt hat, ist von den Toten wieder auferstanden um unserer Gerechtigkeit willen. Je fester wir nun solches in unserem Herzen glauben, je mehr Freude und Trost werden wir darin finden. Denn unmöglich ist es, daß dies Bild dich nicht freuen sollte, das du an Christus jetzt so einen schönen, reinen, gesunden Menschen siehst, der zuvor deiner Sünden wegen so elend und jämmerlich war. Denn da bist du gewiß, das deine Sünden weg und nicht mehr vorhanden sind.

14. Das ist der schöne Gesang, von den alten Christen; die da singen: Christ ist erstanden von seiner Marter allen, des sollen wir alle froh sein, Christ sollen unser Trost sein. Das unschuldige Lamm Christus hat uns armen irrenden Schafe mit seinem Vater versöhnt, und ist ja ein wunderbarer Krieg, daß Tod und Leben mit einander kämpfen, und der Herr des Lebens stirbt, aber dennoch wieder lebt und regiert.

15. Es habe den Gesang gemacht, wer da wolle, so muß er einen hohen und christlichen Verstand gehabt haben, daß er dies Bild so fein malen konnte, wie der Tod das Leben angegriffen, und der Teufel auch mit auf das Leben gestochen hat. Nun, daß Leben, unser Herr Jesus Christus, litt und ließ sich töten. Aber der Tod traf nicht richtig. Denn das Leben war ewig. Solches sah der Tod nicht, daß hinter dem sterblichen Leibe eine ewige Macht und göttliche Kraft vorhanden sein sollte. Verliert also das Spiel, und vergreift sich an der Person, die nicht sterben konnte; und starb doch. Da geschah es so, daß der Leichnam tot und begraben wurde, die Person aber blieb lebendig. Denn man muß es fassen, daß diese Person zugleich leiblich Tod und doch ewig lebendig ist. Da hat der Tod ausgerichtet, wieviel er konnte, und kann doch nicht weiter. Weil nun die Person lebendig ist und im Tode nicht bleiben kann, dringt sie wieder hervor, und wirft den Tod, und alles, was dem Tod geholfen hat, Sünde und Teufel, unter sich, und herrscht in einem ewigen, neuen Leben, welchem weder Sünde, Teufel noch Tod etwas anhaben kann.

16. Das ist eine seltsame, unerhörte Predigt, welche die Vernunft nicht fassen kann, sie muß geglaubt sein, daß Christus lebe, und dennoch Tod sei, und so tot, daß doch der Tod in ihm sterben muß und alle seine Macht verlieren. Es wird aber solches und zum Trost gepredigt, daß wir glauben und lernen sollen, der Tod habe seine Macht verloren. Denn da findet sich, Gott habe ewig Lob! ein solcher Mensch, welchen der Tod angreift, wie alle anderen Menschen, und würgt ihn: aber im Würgen muß er selbst sterben und verschlungen werden, und der gewürgte Christus soll ewig leben.

17. Solches rühmt der Heilige Paulus mit sehr feinen Worten, Kolosser 2,14-15.: " Christus hat ausgetilgt die Handschrift, welche durch das Gesetz entstanden, und wieder uns war. Dieselbe hatte er weggetan, und an das Kreuz geheftet; und hat ausgezogen die Fürstentümer und die Gewaltigen, und sie Schau getragen öffentlich, und einen Triumph aus ihnen gemacht, durch sich selbst.

18. Dieser Spruch fast zwei Dinge. Erstens sagt er, daß Christus mit seinem Leiden die Handschrift ausgetilgt habe, welche wir des Gesetzes wegen von uns haben geben müssen. Das meint Paulus also: wir alle wissen durch das Gesetz, was Gott von uns fordert, daß wir tun und lassen sollen. Wo wir uns nun vergreifen, entweder das wir es lassen, daß uns befohlen ist, oder tun, daß uns verboten ist, da können wir nicht vorbei; unser Gewissen steht da, und überzeugt uns, wir haben Unrecht getan. Das also unser Gewissen gleich als ein Schuldbuch ist, wo wir über uns selbst ein Zeugnis geben, daß wir ungehorsam gewesen sind, und müssen darum Gottes Zorn und Ungnade tragen. Die Handschrift, spricht Paulus, entsteht durch das Gesetz; denn wenn das Gesetz nicht wäre, so wäre keine Übertretung. Also ist nun beides da, die Sünde und die Handschrift, die uns beweist, daß wir nicht leugnen können, wir müssen uns schuldig bekennen; wie ein Kaufmann, dem seine eigene Handschrift ein Siegel ist. Da sagte nun Paulus, genießen wir unseres lieben Herrn Christi; denn er nimmt solche Handschrift und heftet sie an das Kreuz, das ist, er macht ein Loch dadurch, und zerreißt sie, daß sie nicht mehr gilt, und uns beschuldigen kann. Ursache: Er, der Herr Christus, hängt darum am Kreuz, daß er in unsere Sünde getreten, und mit seinem Leibe für unsere Sünde bezahlen will. Das ist das erste.

19. Zum anderen hat Christus die Fürstentümer " ausgezogen ", das ist, er hat dem Teufel seine Macht genommen, daß der Teufel die Christen zu Sünden nicht mehr treiben und nötigen soll, wie zuvor, ehe sie zu Christus gekommen sind. Denn sie können durch die Hilfe des heiligen Geistes dem bösen Geist Widerstand tun, und sich durch das Wort und den Glauben erwehren, daß er sie zufrieden lassen muß. Denn darum gibt uns Christus seinen heiligen Geist. Wie nun der Teufel ausgezogen und seiner Gewalt erledigt ist; also sind die Gewaltigen auch ausgezogen, das ist, der Tod, der uns alle dämpft, den hat Christus auch gewürgt. Das also die Christen künftig dem Teufel und dem Tod ein Gelächter machen können. Denn ob sie schon beide böse und zornig sind, und alle ihre Macht wieder die Christen wenden, so können Sie doch nichts ausrichten, wie Paulus zu den Römern 8,1. Sagte: " die in Christo Jesu sind, an denen ist nichts Verdammliches ".

20. Eben nun, wie der Herr Christus den Tod überwunden hat, also hatte er die Sünde auch überwunden. Denn seiner Person wegen ist er gerecht; aber weil er sich fremder Sünden annimmt, wird er ein Sünder, wie er klagt, Psalm 41,5.: " Ich sprach, Herr, sei mir gnädig, heile meine Seele, denn ich habe an dir gesündigt ". Das ist Ursache, daß die Sünde ihn angreift. Und er, der Herr Christus, läßt sich gern greifen und an das Kreuz bringen, daß er stirbt, nicht anders, denn als hätte er den Tod selber verwirkt und selbst gesündigt. Wie Jesaja sagt, 53,12. " Er ist den Übeltätern gleich gerechnet ", so doch er nicht gesündigt hat, sondern wir haben gesündigt; und er tut nicht mehr, denn daß er sich Fremder annimmt und unsere Missetat auf sich lädt. Aber da ist die Heiligkeit, die unter fremder Sünde verborgen ist, so groß, daß die Sünde Sie nicht überwinden kann. So kommt die Sünde und trifft den falschen Mann, wie der Tod; wird darum matt, und stirbt in seinen Leibe, wie Paulus sagt.

21. Der Teufel wollte seine Herrschaft an Christus beweisen, braucht deswegen seine Macht gegen ihn und will ihn unter sich bringen. Aber er findet eine höhere Gewalt, die kann er nicht überwältigen. Denn obwohl sich der Herr Jesus Christus schwach stellt, und tut nichts anderes, denn als müßte er ganz und gar zu Boden gehen und dem Teufel weichen; dennoch in solcher Schwachheit ist eine unüberwindliche Gewalt verborgen. Daß sieht der Teufel nicht, verliert darum alle seine Macht, daß unser Herr Christus rühmen kann, ob er gleich unten und oben gelegen; und müssen darum diese drei gewaltigen Feinde, Tod, Sünde und Teufel, ihm zu den Füßen liegen.

22. Diesen herrlichen Sieg begehen wir heute. Nun liegt alle Macht daran, daß wir solches wohl zu Herzen nehmen und fest glauben, daß in Christus Gott mit dem Teufel, Gerechtigkeit mit der Sünde, das Leben mit dem Tode, das Gute mit dem Bösen, Ehre mit Lästerung gekämpft und gesiegt habe. Dieses Bild ist uns befohlen, daß wir es auch anschauen. Denn gleich wie im ersten Bild am stillen Freitag, sehen wir unsere Sünde, unseren Fluch und Tod auf Christus gelegt, und einen elenden erbärmlichen Menschen aus ihn machen: also sehen wir am Ostertag ein anderes Bild, da keine Sünde, kein Fluch, keine Ungnade, kein Tod, sondern nur lauter Leben, Gnade, Seligkeit und Gerechtigkeit ist. Mit solchem Bild sollen wir unsere Herzen aufrichten. Denn es ist uns vorgestellt und geschenkt, daß wir uns nichts anderes annehmen sollen, denn als hätte uns selbst heute Gott mit Christus auferweckt. Denn wie wenig Sünde du, Tod und Fluch an Christus siehst, so sollst du glauben, daß Gott auch so wenig an dir, um Christus willen, auch sehen will, wenn du dieser seine Auferstehung dich annimmst und tröstest. Solche Gnade bringt uns der Glaube. An jenem Tage aber wird man es nicht mehr glauben, sondern sehen, greifen und fühlen.

23. Nichtsdestoweniger, weil wir noch hier auf Erden sind, bleibt in unserem alten Sack Sünde, Tod, Schande und Schmach, und allerlei Mangel und Gebrechen; die müssen wir leiden. Sie gehen aber doch nicht weiter denn in das Fleisch; denn dem Glauben nach zu rechnen sind wir schon selig. Und eben wie Christus von den Toten auferstanden, ohne Sünde und Tod, in einem ewigen Leben ist; also sind wir auch im Glauben. Denn die Sünde ist weg, und wir sind durch Christum Kinder Gottes geworden. Darum fehlt es an nichts, denn das wir den Kopf legen und uns gefallen lassen, da wird dann auch unser Leib zum ewigen Leben auferstehen oder alle Sünde rein und heilig sein; obwohl wir jetzt noch gebrechlich und Sünder sind, wie andere Leute, ohne daß wir durch die Hilfe des heiligen Geistes dem Fleisch seine Lust nicht abgewinnen könnten um die großen Sünden zu meiden. Denn obwohl die Christen auch einmal fallen, bleiben Sie doch in den Sünden nicht liegen, sondern stehen durch die rechte Buße wieder auf und erlangen durch den Glauben Vergebung aller Sünden.

24. Darum kann man einen Christen nach dem äußerlichen Leben nicht beurteilen. Denn sein Leben ist wohl unrein und baufällig, als das Leben der Unchristen, darum Sie auch täglich beten: Vergib uns unsere Schuld. Wer aber einen Christen recht ansehen und beurteilen will, der tue es nach dem Glauben. Denn nach unserem Fleisch und Blut sind wir Sünder, und müssen sterben wie andere, und allerlei Unglück hier auf Erden erwarten, und wohl mehr, denn andere Leute, die Unchristen sind. Besonders weil wir die Sünde fühlen, denn die Welt, die in aller Sicherheit dahinlebt, und sich um die Sünde nicht kümmert.

25. Ja, sprichst du, wie können wir uns denn rühmen, daß wir heilig und ohne Sünde sind? Also, daß wir durch Christum, der unsere Sünde getragen und von den Toten auferstanden ist, Glauben an Vergebung der Sünden und bitten auch darum. Solches kann niemand sonst tun, denn als die Christen. Denn Vergebung der Sünden glauben und darum bitten, ist des Heiligen Geistes Werk. Wo der Heilige Geist nicht ist, da wird man es langsam tun. Wie man an den Feinden des Evangelium, am Papst und seinem Haufen sieht; die sind große, schreckliche Sünder, aber sie fühlen es nicht, bitten darum auch nicht dafür. Kommt es aber einmal dazu, daß sie es fühlen müssen, da werden sie nicht stehen können, sondern müssen verzweifeln. Besonders weil sie von diesem Bild nichts wissen, daß Christus auferstanden und keine Sünde mehr an sich hat. Ein Christ aber, soviel er von diesem Bilde mit dem Glauben faßt, so viel hat er Seligkeit in Christus Jesus, der von den Toten auferstanden, nicht mehr blutig, sondern schön, lieblich und herrlich ist. Denn eben wie er zuvor um unsere Sünden willen blutig gewesen und am Kreuz gehangen ist: also ist er jetzt uns zum Trost schön, rein und in einem ewigen Leben, daß wir uns über ihn freuen und trösten sollen; denn es ist auch um unseretwillen geschehen.

26. Also ist beides bei einander: dem Glauben nach an Christum sind wir rein und heilig; dem alten Adam nach sind wir unrein und Sünder. Solchen Unflat sollen wir in das Vater Unser werfen, so sind wir heilig, obwohl wir Sünder sind. Denn wir wissen, es fehle uns noch, was da wolle, so ist doch unser Herr und Haupt, Christus, von den Toten auferstanden; der hat keine Sünde, keinen Tod mehr an sich. Also haben wir durch den Glauben an ihn auch weder Sünde noch Tod. Wer aber nicht glaubt und Christum nicht hat, der muß bei allen seinen Werken und Gottesdienst ein Sünder sein und bleiben, da hilft nichts anderes.

27. Darum sollen wir solches fröhliche, liebliche, tröstliche Osterbild mit Fleiß ansehen und in uns bilden. Denn in diesem Bild ist weder Sünde noch Tod. So dich nun die Sünde anfechten will und das Gewissen dich betrüben, das du dies oder das getan und im Glauben schwach gewesen, so halte dich hier, und sprich: wahr ist es, ich bin ein Sünder, ich bin schwach im Glauben, das kann ich ja nicht leugnen; aber ich tröste mich darüber, daß ich weiß, Christus Jesus hat meine Sünde auf sich genommen und sie getragen. Aber am Ostertag ist er so auferstanden, daß alle Sünde und Sündenstrafe verschwunden ist. Da sage mir nun, du Sünde, du Tod, du Teufel, was hat dir der Mann getan, daß du ihn vor Pilatus verklagt und an das Kreuz gebracht hast? Hast du daran auch recht getan? Da wird Sünde, Tod und Teufel bekennen müssen, sie haben Unrecht getan.

28. So kannst du zu Sünde, Tod und Teufel sagen: So verschwinde und laß mich auch zufrieden. Wer also den Teufel abweisen kann und auf den Herrn Christum, an welchem er sich das Maul verbrannt hat, der ist gesund.

29. Das ist die rechte Lehre vom Glauben da jedermann denken kann, er habe es und könne es. Aber es sind ihrer wahrlich wenig, die es recht können; denn es läßt sich mit Worten weder ein- noch ausreden; der Heilige Geist muß es tun. So du nun diese Kunst kannst, so bist du ein Christ. Kannst du es aber noch nicht, so danke Gott, daß du unter dem Haufen bist, die doch solches gern hören und ungern lästern wollen; wie Türken, Juden und Katholiken tun: die wollen ihrer Person wegen so fromm sein, daß sie vor Gottes Gericht treten dürfen, und ohne dieses Bild mit dem Tod, mit der Sünde und dem Teufel fechten. Da muß der Glaube ganz untergehen. Du aber lerne, daß du auf deiner Herrlichkeit nicht baust, und dieses Bild Christi dir also so einbildest, als weißt du nichts von dir; eben wie deine Augen sich selbst nicht sehen, wenn du gehst; auf das du allein Christum, der von den Toten auferstanden, Sünde und Hölle überwunden hat, in deinem Herzen hast; so bist du genesen. Dazu helfe uns unser lieber Herr Christus Jesus, Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Ostern 2. Predigt

Lukas 24,36-48

Da sie aber davon redeten, trat er selbst, Jesus, mitten unter Sie und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch! Sie erschraken aber, und fürchteten sich, meinten, sie sehen einen Geist. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so erschrocken? und warum kommen solche Gedanken in euer Herz? Sehet meine Hände, und meine Füße, ich bins selber; fühlet mich, und sehet; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, daß ich habe. Und da er das sagte, zeigte er ihnen Hände und Füße. Da sie aber noch nicht glaubten vor Freuden, und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr hier etwas zu essen? Und sie legten ihm vor ein Stück von gebratenem Fisch und Honigseims. Und er nahm es und aß es vor ihnen. Er aber sprach zu ihnen: Das sind die Reden, die ich zu euch sagte, da ich noch bei euch war; denn es muß alles erfüllt werden, was von mir geschrieben ist im Gesetz Moses, in den Propheten und in Psalmen. Da öffnete er ihnen das Verständnis daß sie die Schrift verstanden. Und sprach zu ihnen: Also ist`s geschrieben, und also mußte Christus leiden und auferstehen von den Toten am dritten Tage und predigen lassen in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden unter allen Völkern und anheben zu Jerusalem. Ihr aber seid des alles Zeugen.

1. Diese Geschichte ist auch am Ostertage geschehen, wie damals, als die zwei Jünger von Emmaus wieder gen Jerusalem kommen, und den Jüngern verkündigen, was ihnen begegnet und wie sie den Herrn gesehen haben. Nun könnte man wohl viele Predigten daraus machen, denn es ist eine reiche und große Geschichte; aber weil wir den Artikel von der Auferstehung gehört haben, wollen wir es bei diesen beiden Stücken, welche die wichtigsten sind, bleiben lassen.

2. Das erste, daß die Jünger, da der Herr unverhofft durch verschlossene Türen zu ihnen kommt, vor ihm erschrecken, und meinen, es sei ein Geist. Aus diesen Worten haben wir, daß es nicht neu ist, daß man Geister sieht. Denn er selbst, der Herr, leugnet es nicht, als sollten die Geister sich nicht sehen lassen; sondern bekräftigt es mit dem, daß er zwischen den Geistern und sich einen Unterschied macht. Denn so spricht er: " Warum erschreckt ihr denn und denkt so? Sehet meine Hände und meine Füße. Ein Geist hat nicht Fleisch noch Bein ".

3. Solches ist Nutz und Not, daß man es wisse, daß wir nicht so allein sind, als wäre der Teufel über hundert Kilometer von uns weg. Er ist überall um uns, und zieht häufig eine Larve an; wie ich selbst gesehen habe, daß er sich sehen läßt, als wäre er eine Sau, brennendes Stroh, und dergleichen. Das muß man wissen; denn es dient uns dazu, daß wir keinen Aberglauben daraus machen und solche Geister nicht für Menschenseelen halten; wie es bisher geschieht, und die päpstliche Messe sehr dadurch gefördert und hoch erhoben worden ist. Denn jedermann hält es dafür, wenn der Teufel sich so sehen und führen läßt, es wären Menschenseelen; wie man das Zeugnis hat, nicht allein aus den vielen Schreiben des Papstes, sondern auch andere alte Lehrer, die es nicht für Teufelsgespenst, sondern für gläubige Seelen gehalten haben. Was aber daraus für ein schrecklicher Irrtum und einer Abgötterei gefolgt ist, wissen wir leider zuviel.

4. Denn damit hat man das Fegefeuer erhalten. Durch das Fegefeuer hat man danach das Verdienst eigener und anderer gute Werke erhalten, als sollten diese den verstorbenen zu Nutz kommen. Wie aber durch solche falsche Lehre das Sterben und Auferstehen Christi verkleinert worden ist und Menschen Werk geehrt worden, kam man leicht bedenken. Zum dritten ist daraus gefolgt der schreckliche Greuel mit der Messe, da durch das Opfer Christi ganz verdunkelt und das Abendmahls des Herrn zum schrecklichen Mißbrauch verkehrt worden ist, als wäre es den Toten und nicht den Lebendigen gegeben. Dieser Jammer ist aus dem Aberglauben entstanden, hier hat der Teufel eine Larve angezogen, sich jetzt da so, jetzt am anderen Ort anders hat sehen lassen, daß jedermann geglaubt hat, es sei nicht der Teufel, sondern eine Menschenseele. Sonst, wo man es für den Teufel gehalten hätte, würde man ihm nicht geglaubt; denn man weiß, daß er ein Mörder und ein Lügner ist. Darum hat er Christus und sein Zeugnis auch nicht haben wollen, da er die Wahrheit sagte; wie man sieht bei Markus 1,25. und an anderen Stellen, da ihm Christus das Reden verbietet, und will sein Zeugnis nicht haben, ob er gleicht die Wahrheit sagte.

5. Es ist darum ein wichtiges Stück, daß wir wissen und Glauben, es sei wahr, daß der Teufel sich häufig sehen läßt, jetzt so, jetzt anders. Wie denn die lieben heiligen Engel auch tun. Denn wir gehen und stehen immer zwischen Engeln und Teufeln. Die Teufel achten und trachten danach, wie sie uns würgen, verführen und Schaden tun können; die guten Engel aber sind um uns, wenn wir fromm und gottesfürchtig sind, daß sie uns vor Schaden behüten und bewahren. Solches dient dazu, daß wir lernen Gott zu fürchten, und uns alle Tage umso fleißiger segnen, und noch ernster Gott um Schutz anrufen gegen die bösen Geister, daß sie uns nicht Schaden, uns mit Pest, oder sonst nicht vergiften, noch einen anderen Jammer anrichten möchten.

6. Wer vor solchem möchte sicher sein, da ist das Allerbeste und Gewisseste, daß man in Gottesfurcht lebe, fleißig bete, viel und gern von Gottes Wort redet. Solches ist das rechte Kreuz, damit wir uns segnen können und wieder den Feind schützen sollen. Denn da kann er nicht bleiben, wo Gottes Worte im Herzen ist, er muß gehen. In der Kirche bleibt er jetzt auch nicht. Denn also spricht Christus: " wo zwei oder drei in meinem Namen sind, da will ich mitten unter ihnen sein ". Wo aber Christus ist, da wird der Teufel nicht lange warten können. Das ist gewißlich wahr. Darum sollen wir Gottes Wort gern hören, oft und viel daran denken und gern davon reden. Wer aber lügt, afterredet, in Sünden und bösen Gewissen lebt, da wird der böse Feind nicht lange warten, Christus aber und seine Engel werden weichen. Darum soll es niemand leugnen, daß der Teufel sich nicht sehen läßt, daß er die Leute nicht erschrecke und verführe, oder ihnen heimlicher Weise Schaden tut. Wenn er aber solches tut, so lerne und mache das heilige Kreuz: nicht allein mit der Hand vor dich; sondern trachte, daß du es in deinem Herzen hast, daß du mit Gottes Wort dich tröstest und betest. Und lasse ihn danach scharren und poltern, so lange er will, sollst dann aber vor ihm sicher bleiben. Sage es ihm nur getrost in die Augen, und sprich: Du bist ein Teufel und bleibst ein Teufel, ich aber bin ein Christ, und habe einen stärkeren Herrn über mir, denn du bist: darum laß mich zufrieden.

7. Mir ist es selbst so oft geschehen, daß der Teufel mir ein gepolter im Haus angerichtet und mich hat erschrecken wollen. Aber ich habe meinen Beruf vor mich genommen, und gesagt: Ich weiß, daß mich Gott in dieses Haus gesetzt hat, daß ich darin soll ein Herr sein. Hast du einen stärkeren Beruf denn ich und bist hier im Hause ein Herr, so bleibe da. Aber ich weiß, daß du an einen anderen Ort gehörst, nämlich in den Abgrund der Hölle. Bin also wieder eingeschlafen und habe ihnen böse sein lassen; denn ich habe wohl gewußt, daß er mir nichts tun kann. Das ist nun das erste Stück, welches wir nicht auslassen können; besonders weil die Jünger und der Herr selbst von Geistern redet, die da böse Geister sind, und darum erscheinen, daß sie die Leute erschrecken und furchtsam machen.

8. Das andere Stücke ist, daß Christus sagt: " also ist es geschrieben, und also mußte Christus leiden, und auferstehen von den Toten am dritten Tage, und predigen lassen in seinen Namen und Vergebung der Sünden unter allen Völkern, und anfangen zu Jerusalem.

9. Zu Jerusalem, spricht er, soll diese Predigt anfangen, und danach in alle Welt hinausgehen, daß Christus habe sterben müssen und von den Toten auferstehen. Wozu? Dazu, daß in seinen Namen Buße und Vergebung der Sünden, und sonst in keinem Namen, gepredigt werde. Das also keine Buße, kein Ablaß gelte, weder beim Papst noch in einem anderen Namen, daß ich sollte ein Mönch werden, dies oder jenes Werk machen, um damit Vergebung der Sünden zu verdienen; sondern es heißt: In seinen Namen soll man den Ablaß predigen, daß er durch sein Leiden und Auferstehung uns erworben hat. Darum, wer Vergebung der Sünden haben will, der soll Glauben, daß Christus für ihn gelitten und wieder vom Tode auferstanden ist. Das soll die einzige rechte Predigt sein.

10. Auf das man aber wisse, daß solche Predigt nicht so schnell gefaßt und ausgelernt werden kann, wenn man es auch einmal gehört hat, darum setzte Evangelist diese Worte mit Fleiß hinzu und spricht: " Er ", der Herr Christus, " öffnete ihnen das Verständnis, daß sie die Schrift verstanden ". Solches gehört dazu; sonst gehen die Leute ein und aus der Predigt wie die Kühe. Da ist kein Verstand; und kann auch keiner da sein, Christus sei denn zuvor da und öffne den Verstand.

11. Was hat es aber für eine Meinung, daß der Herr Buße und Vergebung der Sünden zusammen faßt, und sagt mit ausdrücklichen Worten: Solche Predigt soll zu Jerusalem anfangen? Das ist doch ein ärgerlicher Befehl, daß man zu Jerusalem anfangen und Buße und Vergebung der Sünden predigen soll, da die größten Heiligen, die Leviten, Hohenpriester und das Volk Gottes war. Da sollte doch jedermann meinen, es bedürfte solcher Predigt von der Buße und Vergebung der Sünden nicht.

12. Aber der Herr will so viel sagen: ihr lieben Leviten und Juden ihr sollt die ersten sein und an euch soll man anfangen die Buße zu predigen, daß ihr euch sollt bessern, oder ihr sollt nie mehr zur Vergebung der Sünden kommen. Denn Buße predigen heißt anderes nicht, denn die Sünden strafen, und lehren, daß es unmöglich ist, selig zu werden, wir bekehren uns denn und Glauben an Christum, daß Gott um seinetwillen uns gnädig sein will.

13. Solche Bußpredigt, will der Herr, daß sie in alle Welt gehen soll. Darum kann sich kein Mensch entschuldigen, wir müssen uns alle für Sünder beschuldigen und geben. Was wäre es sonst, daß man uns von der Buße predigen sollte? Ja, er will, daß solche Predigt zu Jerusalem, unter dem Volk Gottes und an dem heiligsten Ort, anfangen soll; das man den Pharisäer sagen soll, daß sie sich bessern. Denn sie machen es ärger, denn Huren und Buben; besonders sie sich noch für fromm und heilig achten, so als bedürften sie solcher Bußpredigt nicht.

14. In der Summe, Christus verdammt mit diesem Befehl die ganze Welt und heißt sie alle Sünder, und will, so wir es anders begehren heilig zu werden, daß ein jeder auf seine Knie falle, seine Hände aufhebe, und sagen soll: Herr, ich bin ein Sünder; mir ist Not, daß ich mich bessere; ich kann es aber nicht; darum Herr, sei gnädig und hilf mir.

15. Wo solches geschieht, daß wir an all unserem Leben und Tun verzagen, da kommt dann das andere Stück, daß da heißt Vergebung der Sünden. Dieselbe, will der Herr das man sie auch predigen soll. Daß es also besonders darum zu tun ist, daß wir es erkennen, daß wir Sünder sind, und danach um Gnade bitten. Denn zu diesem Bau, wo man einen Christen machen will, muß das immer der erste Stein sein, daß man die Sünde erkenne. Denn sonst wird man sich der Vergebung nicht freuen oder trösten können. Also will der Herr hier beides anzeigen, daß alle Welt unter der Sünde ist, und allein durch Christum gerecht und heilig werde.

16. Die Vernunft hat ihr besonderes Urteil. Einer denkt, er sei fromm, weil er viel fastet und betet; der andere, daß er viel Almosen gibt, usw.. Aber das Evangelium macht alles zu Sünden und spricht: tut Buße. Da fängt der Ärger an. Der Papst will kein Sünder sein, ein Mönch im Kloster auch nicht; und wir selbst wollten auch gern so leben, daß man uns nicht beschuldigen könnte. Aber daraus wird nichts.

17. Nun, wie wollen wir ihm tun? Wollen wir darum verzweifeln? Denn Sünder sind wir, und wissen, daß Gott der Sünde feind ist. Nein, sondern weil Vergebung der Sünden neben der Buße zu predigen befohlen ist: daß man Vergebung der Sünden allen, die es hören und glauben, im Namen Christie verkündigen soll; solches nimm an und tröste dich darüber, sprich: Herr, ich bin ein Sünder, aber schone mich um deine Sohnes willen. Ich will der bloßen Gnade leben, die mir im Namen deine Sohnes angeboten wird. Denn da steht die Verheißung, daß allen denen, die das Evangelium annehmen, ihre Sünden geschenkt sein sollen. Denn man soll ja im Namen Christi Vergebung der Sünden predigen. Wo aber Christus nicht ist, da kann keine Vergebung der Sünden sein.

18. Darum ist der Ablaß des Papstes eine klare Lüge und ein Betrug, welchen er im Namen und Verdienst der verstorbenen Heiligen verkauft. Denn hier stehts: In meinem Namen soll man es predigen, der ich für euch sterben und von den Toten auferstehen mußte; sonst ist niemand für euch gestorben.

19. Diese Predigt nennt der Papst eine Ketzerei, wie ihr wißt, und lästert uns, wir verbieten gute Werke. Aber wie sollen wir ihm recht tun? Haben wir doch diese Worten nicht selbst erfunden oder gemacht, daß man im Namen Jesu soll Buße predigen allen Völkern. Was wäre es aber nötig, Buße predigen, wenn wir gute Werke hätten, oder tun könnten? Die Gerechten bedürfen es ja nicht, daß man ihnen Buße Predigt, sondern die Sünder. Nun aber geht solcher Befehl über die ganze Welt, daß man in aller Welt Buße predigen soll. Da folgt ja, daß in der ganzen Welt nur Sünder und Sünde, und keine guten Werke sind. Wozu bedürfte man sonst der Buße und Vergebung der Sünden?

20. Aber die blinden Leute wollen nicht hören, und lästern immer, man verbiete gute Werke. Darum gehört es dazu, daß Gott den Verstand bei uns auftut, daß wir sprechen: Herr, sei mir gnädig, ich bin ein armer Sünder; aber ich tröste mich deiner Gnade, daß du befohlen hast, man soll Vergebung der Sünden in deinem Namen predigen. Wer sich so erkennt, der preist Gott, und gibt ihm das Lob, daß er in seinem Wort wahrhaftig sei; welches Wort uns alle für Sünder anklagt und zur Buße vermahnt. Zum anderen preist er Gott auch in dem, daß er durch den Namen Christi glaubt Vergebung der Sünden. Dagegen die Unbußfertigen und Ungläubigen Gott lästern, und endlich auch ihre Strafe darum empfangen werden.

21. Also soll unser Glaube sein vor Gott, und soll auf den Glauben ein christlicher Wandel folgen, daß wir anderen Gutes tun, gern helfen, gehorsam sind und ein jeder seines Berufes warten; so werden wir rechtschaffene Heilige, die vor Gott durch den Glauben heilig, und danach des Lebens wegen vor den Menschen auch unsträflich sind. Sonst, wo die Person nicht vorher durch den Glauben rein und heilig ist, wie kann sie gute Werke tun oder heißen, weil die Quelle böse und unrein ist, da die Werke herkommen? Denn das Herz glaubt nicht, daß Gott wahrhaftig ist, der in aller Welt heißt Buße predigen; und weil du dich für keinen Sünder halten willst, folgt, daß du Vergebung der Sünden nicht begehren noch suchen wirst.

22. Die nun, die sich für Sünder erkennen, und hoffen, Gott werde ihnen solche Sünde durch Christum vergeben, sind die rechten Christen, bei welchem man Buße und Vergebung der Sünden findet. Über solche Lehre schimpft man uns Ketzer und verdammt uns. Aber wir sollen Gott dafür danken, daß wir zu der Gnade kommen, und uns für Sünder erkennen und der Gnade Gottes uns trösten können; und danach in solchem Glauben rechtschaffene und gute Werke tun, die daher gehen in der Buße und dem Glauben. Denn wo solche Predigt und Lehre ist, da will Christus auch sein; da soll kein Teufel hinkommen, ja, man soll auch weder Teufel noch Tod mehr fürchten, noch vor ihm erschrecken. Denn da ist Vergebung der Sünden und ein fröhliches, friedliches Herz, daß gern alles tut, was es nur soll.

23. Die anderen aber, die nicht glauben, die tun kein gutes Werk. Und ob das Werk an sich selbst vielleicht nicht böse ist, so ist doch das Herz böse. Denn es sind verdrießliche und unfreundliche Werke, an denen Gott keinen Gefallen haben kann. Nun wird aber das Herz nicht rein, denn nur durch den Glauben an Christum: daß wir uns für Sünder erkennen, aber durch ihn Vergebung der Sünden aus lauter Gnade hoffen.

24. Aus diesem folgt, daß ein Christ zugleich ein Sünder und ein Heiliger ist; er ist zugleich böse und fromm. Denn unserer Person wegen sind wir in Sünden, und in unserem Namen sind wir Sünder. Aber Christus bringt uns einen anderen Namen, in diesem ist Vergebung der Sünden, daß uns um seinetwillen die Sünden nachgelassen und geschenkt werden. Also ist beides wahr: Sünder sind da; denn der alte Adam ist noch nicht ganz gestorben: und sind doch nicht da; Ursache, Gott will sie um Christi willen nicht sehen. Vor meinen Augen sind sie, ich sehe und fühle sie wohl. Aber da ist Christus, er heißt mir predigen, ich soll Buße tun, das ist, für einen Sünder mich bekennen, und danach Vergebung der Sünden glauben in seinem Namen.

25. Denn die Buße, Reue und Erkenntnis der Sünde, ob sie wohl da sein muß, so ist sie doch nicht genügend, es muß dazu kommen, daß man im Namen Christi glaube Vergebung der Sünden. Wo aber solcher Glaube ist, da sieht Gott keine Sünden mehr. Denn da stehst du vor Gott nicht in deinem Namen, sondern in Christus seinem Namen; der schmückt dich mit Gnade und Gerechtigkeit, ob du gleich in deinen Augen und für deinem Person ein armer Sünder bist, und steckst voller Schwachheit und Unglauben. Dieses soll dich aber nicht zu Tode schrecken; denn wie wolltest du sonst diese Predigt von der Buße hören können? Darum sprich so: Ach, Herr, ich bin ein armer Sünder: aber du sagst: es soll nicht so mit mir bleiben; denn du hast ja befohlen, auch Vergebung der Sünden in deinem Namen zu predigen.

26. Das ist nun der rechte Artikel, der Christen macht. Denn ob du dich gleich zu Tode fasten und durch Almosen geben selbst zum Bettler machen wolltest: dadurch ist dir nicht geholfen, du wirst kein Christ damit, du kommst damit nicht in den Himmel, du machst dir damit auch keinen gnädigen Gott. Denn hier steht es: In meinen Namen, sagt Christus, soll man Buße predigen, daß die Leute erschreckt werden, und Vergebung der Sünden, daß sie wieder getröstet werden. Das also unser Herr Christus allein der Gnadenrock ist, der uns angezogen wird, auf das Gott, unser Vater, uns nicht für Sünder ansehen, sondern als gerechte, heilige, fromme Kinder annehmen und das ewige Leben uns geben möchte.

27. Diese Lehre, wißt ihr, daß sie vor dieser Zeit, ehe das liebe Evangelium gekommen, in der Welt sehr heimlich und von wenigen Leuten bekannt gewesen ist. Gesagt hat man es, man soll im Namen Christi Vergebung der Sünden predigen; aber dagegen ist alles Leben und Lehre gegangen, denn wer da wollte selig werden, der sollte es mit guten Werken zuwege bringen, und für seine Sünde selbst bezahlen oder Gutes tun. Das heißt Sünde in seinem eigenen Namen wegtun. Aber dies ist vergebens und unrecht. Denn der Name Christi ist es allein, in welchem man Vergebung der Sünden predigen soll. Mönchsname, Nonnenname, Papstname, Fastenname, Almosenname oder der Jungfrau Maria Name sollen es nicht tun.

28. Daran können wir erkennen was für arme Leuten noch im Papsttum sind und wie jämmerlich sie betrogen werden. Wenn sie beichten und lassen sich am frömmsten nennen, und glauben, man entbinde sie von allen ihren Sünden nach der Beichte, so geschieht solche Absolution nicht allein im Namen Christi, wie es doch sein sollte, sondern in Namen der Mutter Gottes, der heiligen Apostel und aller heiligen Verdienst. Was ist aber das für eine Absolution? Ein schrecklicher Greuel ist es, da man, als vor dem Teufel, vor fliehen sollte; so will man noch die Leute, als zum höchsten Gottesdienst, dazu zwingen und treiben. Wer aber dem Befehl Christi nachkommen will, der hört hier, Vergebung der Sünden soll allein im Namen Christi Jesu gepredigt werden. Ursache, denn er allein ist für uns gestorben. Die anderen Heiligen sind nicht für deine Sünden gestorben; was bedarfst du denn ihres Namen zur Vergebung der Sünden?

29. Das ist die Lehre aus dem heutigen Evangelium, daß die, so ihre Sünde bekennen, und wissen, daß sie Sünder sind, sollen Vergebung der Sünden haben in den Namen Christi. Das scheint eine leichte Kunst zu sein, wie man zu Vergebung der Sünden kommen soll. Denn man braucht nicht schwere Steine tragen, Kirchen bauen, Messe lesen; sondern man braucht nur Gottes Wort allein hören, Gott die Ehre geben, wenn er uns Buße predigen läßt, daß er recht hat und wir arme Sünder sind; und danach lerne auf Gottes Gnade bauen, und auf den Namen Jesu sehen, in welchen Vergebung der Sünden gepredigt wird. Wer solches glaubt, dem kann die Sünde nicht schaden; denn er hat Christum und seinen Namen und ist gerecht. Nicht darum, als hätte er keine Sünde getan; sondern daß die Sünde durch Christum vergeben, und wir um Christus willen, aus Gnaden, für heilig und gerecht gehalten werden. Wie wir in unserem Glauben beten und bekennen: Ich glaube Ablaß oder Vergebung der Sünden. Für solche Gnade sollen wir Gott danken, daß wir zum Reich Christi und seinem Wort gekommen sind, welches ein Gnadenreich ist, darin durch den Namen Jesu alle Sünden sollen vergeben werden.

30. Wir sollen diese Lehre von anderen Lehren sehr unterscheiden, die der Lehren von guten Werken. Nicht darum, als sollten die, so begehren selig zu werden, nicht gute Werke tun, wie es die Katholiken falsch deuten; denn solcher Gehorsam ist uns lange zuvor aufgelegt im Gesetz: sondern darum, daß solche gute Werke niemand zu Vergebung der Sünden dienen könne. Denn Petrus und Paulus und alle Heilige, sie sind ihres Lebens wegen so fromm wie sie wollen, so hilft es sie vor Gott nicht, der nicht bloß mit Werken sich bezahlen lassen will; er will ein reines Herz haben. Das aber hilft alle Christen, daß sie an Christum glauben und durch seinen Tod Vergebung der Sünden und ewiges Leben hoffen. Das also beides sein muß. Gute Werke soll man tun, und dennoch Vergebung der Sünden allein im Namen Christi glauben. Das verleihe uns unser lieber Herr Christus, Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Am Sonntag Quasimodogeniti

Johannes 20,19-31

Am Abend aber desselbigen Sabbat`s, da die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren, aus Furcht vor den Juden, kam Jesus, und trat mitten ein, und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! Und als er das sagte, zeigte ihnen die Hände, und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, daß sie den Herrn sahen. Da sprach Jesus abermal zu ihnen: Friede sei mit euch! Gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Und da er das sagte, blies er sie an, und spricht zu ihnen: Nehmet hin den Heiligen Geist. Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten. Thomas aber, der Zwölfen einer, der da heißt Zwilling, war nicht bei ihnen, da Jesus kam. Da sagten die anderen Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Es sei denn, daß ich in seinen Händen sehe die Nägelmale und lege meinen Finger in die Nägelmale, und lege meine Hand in seine Seite, will ich es nicht glauben. Und über acht Tage waren abermal seine Jünger drinnen, und Thomas mit ihnen. Kommt Jesus, da die Türen verschlossen waren, und tritt mitten ein, und spricht: Friede sei mit euch! Danach spricht er zu Thomas: Reiche deine Finger her, und siehe meine Hände; und reiche deine Hand her, und lege sie in meine Seite; und sei nicht ungläubig, sondern gläubig. Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr, und mein Gott! Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, so glaubst du. Selig sind, die nicht sehen, und doch glauben. Auch viel andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch. Diese aber sind geschrieben, daß ihr glaubet, Jesus sei Christ, der Sohn Gottes; und das ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.

1. Diese Geschichte ist geschehen nachdem die Jünger von Emmaus wieder nach Jerusalem gekommen, und den anderen erzählt haben, wie sie den Herrn gesehen haben. Nun hat aber Johannes die Art vor anderen Evangelisten, daß er nicht allein die Geschichte erzählt, sondern auch die Predigt Christi und Worte hinzu setzt, an denen besonders viel gelegen ist. Also meldet er hier die Worte, welche man in den anderen Evangelium nicht findet, wie der Herr damals, nach dem er seinen Jüngern Frieden gewünscht und Hände und Füße gezeigt, zu ihnen gesagt: Wie mich der Vater gesendet hat, also sende ich euch.

2. Das sind treffliche Worte, mit welchen er ihnen das Predigtamt befiehlt, und bringt das Leiden und die Auferstehung Christi in seinen rechten Gebrauch und Übung. Denn wo es außerhalb des Predigtamtes allein geblieben wäre bei der Geschichte, so wäre die Geschichte uns gar nicht zunutze gewesen. Wie man im Papsttum sieht, da hat man die Geschichte recht und gut, wie wir sie haben; aber weil man sie im Predigtamt nicht gebraucht, wie Christus hier befiehlt, bleibt es alles ohne Frucht, eben als wäre es eine Geschichte aus einem Märchenbuch, die man hört und lehrt; aber man hat nicht mehr davon, denn als allein das Wissen. Darum liegt es an dem, daß man die Geschichte vom Leiden und Auferstehung Christi in ihren rechten Gebrauch bringe.

3. Solches aber geschieht auf die Weise, wovon der Herr hier predigt, und spricht: " Ich sende euch, wie mich mein Vater gesendet hat ". Wie nun der Vater Christum gesendet hat, davon lehrt lange zuvor Jesaja im 61. Kapitel 1. 2.: " Der Geist des Herrn ist bei mir, darum hat mich der Herr gesalbet. Er hat mich gesandt, den Elenden zu predigen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu predigen den Gefangenen eine Erledigung, den Gebundenen eine Öffnung, zu predigen ein angenehmes Jahr des Herrn ". Das ist der Befehl, mit dem Christus gesandt ist. Und sagt hier, er sende seine Jünger auch so, wie er gesandt sei, und befehle ihnen dieses bis zum Ende der Welt solch ein Amt, daß er auch geführt hat, daß sie ebenso wie er predigen sollen. Das also dieser Befehl und das Aussenden hier allein auf die Lehre geht, daß die Jünger dieselbe von Christus führen sollen, eben wie er sie in der Welt geführt hat.

4. Was nun solches für eine Lehre ist, sagt Jesaja mit seinen, herrlichen, klaren Worten, daß Christus dazu gesalbet und gesendet ist, daß er soll die erschrockenen, blöden, verzagten Herzen trösten. Welche Predigt nun anders als so geht, das ist dann nicht die rechte Predigt von Christus; Christus hat keine andere Predigt befohlen, eine andere Predigt ist eine Predigt von Mose. Denn Mose predigt so, daß die erschrockenen, blöden Herzen noch mehr erschrecken und verzagt werden. Diese Predigt aber heißt Christi Predigt, dadurch die Elenden getröstet werden. Denn Christus hat mit einem neuen Befehl kommen sollen, darum, daß die Werke, die er ausgerichtet, sind auch neue Werke, die zuvor in der Welt nie geschehen, daß Gottes Sohn gelitten und von den Toten wieder auferstanden ist. Eben wie Jesaja von der Lehre Christi weissagt, also hören wir hier von Christus auch. Denn so lauten des Evangelisten und seine Worte:

Und er blies seine Jünger an, und sprach zur ihnen: Nehmet hin den Heiligen Geist; welchen ihr die Sünde vergebet, denen sind sie vergeben; welchen ihr sie aber behaltet, denen sind sie behalten.

5. Das ist das rechte geistliche Regiment, welches man ja weit vom weltlichen Regiment unterscheiden soll, so weit als Himmel und Erde von einander unterschieden sind. Die nun in diesem geistlichen Regiment sind, die sind rechte Könige, rechte Fürsten, rechte Herren, und haben zu regieren. Aber hier siehe und lerne, wie solches Regiment eingeschränkt ist und wie weit es geht. Nämlich, wie die Worte klar lauten, so weit die Welt ist; und soll doch sonst mit nichts tun haben, denn mit den Sünden. Es soll weder mit Geld noch Gut, mit der Nahrung, noch allem, was zur Nahrung gehört, umgehen. Mit solchen sollen weltliche Kaiser und Könige, Fürsten und Herren zu tun haben, alles ordnen und machen, wie es dem gemeinen Nutz und Frieden am besten ist. Aber dies geistliche Regiment ist allein auf die Sünden gestellt. Wo die Sünde angeht, da soll dies Regiment auch angehen, und sonst nicht.

6. Denn davor soll man sich hüten, daß man es miteinander menge noch in einander werfe, wieder Papsttum seine Bischöfe getan haben, die das geistliche Regiment so gebraucht haben, daß sie auch weltliche Herren geworden sind und Kaiser und Könige sich vor ihnen bücken müssen. Das hat Christus seinen Jünger nicht befohlen und sie zu weltlichen Regiment nicht ausgesendet; sondern das Predigtamt hat er ihnen befohlen und das Regiment über die Sünde. Das also das Predigtamt eine eigene Sache ist, daß man das Evangelium von Christus predigen, und Sünde den zerschlagenen, furchtsamen Gewissen vergeben, aber den Unbußfertigen und sicheren Sünde behalten und sie binden soll.

7. Solches binden hat der Papst jämmerlich verkehrt, und weit von dem gebracht, daß im Lehramt " binden " heißt; denn er hat es dahin gedeutet, als möge er Gesetz und Ordnung nicht allein in der Kirche, sondern auch in weltlichen Regiment machen, wie es ihm gut tut. Aber diese Meinung hat es nicht. Ich, als ein Prediger und von Christus Gesandter, soll dich nichts vom Haushalten, vom Ackerbau, von der Nahrung, und anderen lehren; denn zu solchem hat dir Gott deine Vernunft gegeben. Wo du aber meinst viele Dinge nicht recht ausrichten zu können, da kannst du weise Leute in dieser Welt zu brauchen, die dir helfen und raten können. Mein Befehl aber und Regiment geht nur auf die Sünde, daß ich dich lehre, wie du deiner Sünden wegen hättest ewig verloren sein müssen, wenn Christus dafür nicht bezahlt und genug getan hätte.

8. Darum steht die ganze Sache dieser Lehre auf dem, daß man wissen soll, was Sünde ist; da Sünde nicht heißt Geld noch Gut, Königreich, Nahrung, Brot, Wein, und anderes; sondern es heißt eine Last, welche dir dein Herz und Gewissen beschwert vor Gott, daß du dich vor seinem Zorn fürchten und der ewigen Verdammnis gedenken mußt. Denn wir reden hier von wahrhaften, rechten Sünden, die Gott für Sünde hält und des ewigen Todes wert sind; nicht von den Sünden mit denen der Papst umgeht, daß einer an einem verbotenen Tag nicht fastet oder Fleisch ist, daß ein Mönch, eine Nonne ohne Schleier geht. Solches sind die Sünden die der Papst vorgibt, vor Gott aber sind es keine Sünden, und verdammen niemand; denn Gott hat solches nicht verboten. Hier aber reden wir von Sünden, daß rechte und wahrhafte Sünden sind, die kein Mensch erdacht hat, sondern darin wir geboren sind und leben, und gegen Gottes Gebot zeugen, und nicht allein der Menschen Gebot. Mit solchen Sünden, sagt der Herr hier, sollen die Apostel umgehen, daß sie es vorgeben, oder binden und behalten sollen. Mit Geld und Gut und weltlichen Handel sollen sie nicht umgehen. Das also in eines Apostel oder Predigers Mund Himmel und Hölle zugleich liegen: wenn du unbußfertig, sicher und Böse sein willst, daß sie dich in die Hölle hinunter werfen können; wiederum, so du deine Sünde erkennst und dich über das Leiden und die Auferstehung Christi tröstest, soll dir der Himmel offen stehen, und ein solches Urteil von den Kirchendiener über dich gesprochen werde, welches der Teufel selbst fürchten muß, und dich von allen Sünden frei zählen, so du es mit rechten Glauben annimmst.

9. Das ist nun eine solche Gewalt, gegen welche Kaiser und Könige Gewalt nichts ist, daß ein Apostel, ja, ein jeder Jünger Christi darf ein Urteil sprechen über die ganze Welt, daß die Sünde fort sein soll. Und solches Urteil soll so gewaltig und gewiß sein, als hätte es Christus selbst gesprochen; wie denn seine Worte hier zeugen: " Wie mich mein Vater gesendet hat, so sende ich euch ".

10. Das ist nun eins,daß die Sünde nicht ein weltliches Ding heißen soll; sondern eine Angst und Beschwerung des Gewissens, daß uns vor Gott verklagt und schuldig macht. Das dient nun auch dazu, daß man sich vorsieht, daß man mit Narrensünden, von denen ich oben gesagt, umgehe. Denn so du dich von diesen Narren-und Lügensünden entbinden lassen willst, so würde folgen, daß du danach dich auch an die Narren -und Lügengerechtigkeit halten müßtest. Darum so merke dieses wohl, daß Sünde heißt, welches uns Gottes Gesetz aufdeckt, und deswegen beschuldigt. Ist es nicht eine solche Sünde, so ist es keine rechte Sünde sondern eine erdachte und gemachte Sünde, von der Gott nichts weiß und uns nicht schadet.

11. Nun sieht man aber, daß viele in rechten, großen, öffentlichen Sünden liegen, als da ist, Geiz, Ehebruch, Dieberei, Wucher, Zorn, Neid, Völlerei, Gotteslästerung, und vieles mehr; und dennoch kümmert sich keiner darum, alle fahren fort. Da hat es an Sünden keinen Mangel, sondern daran, daß man sie nicht erkennen und davon nicht ablassen will. Solche Sünde kann man nicht vergeben, sondern es gehört das binden dazu, und die andere Gewalt, von der Christus hier sagt: " Welchen ihr ihre Sünden behaltet, denen sind sie behalten ".

12. Darum soll man hier einen gewissen Unterschied machen und die rechten Sünden so teilen, daß etliche Sünden zugleich vor uns Sünden sind und vor Gott; etliche aber sind allein vor Gott Sünde und vor uns nicht; denn wir wollen sie nicht erkennen, noch uns darum kümmern, noch um Vergebung bitten. Also sagt David: " Herr, dir habe ich gesündigt, und Übels vor dir getan ". Da ist beides bei einander, daß David sieht, daß er unrecht getan hat, und weiß, daß es Gott übel gefällt. Als wollte er sagen: ich erkenne und fühle die Sünde: nicht allein damit, daß ich daran denke; sondern das ich auch sehe und empfinde der Sünde Kraft, was sie vermag, daß es ein böser Teufel und eine schreckliche Last ist, die mich vor Gott verklagen will, in die Hölle und ewigen Tod reißen. Wie Paulus auch zu den Römern im 7. Kapitel redet, Vers 8. 9: " ohne das Gesetz war die Sünde tot, ich aber lebte etwa ohne das Gesetz ". Das soll heißen: Sünde ist immer in uns: aber weil das Gesetz nicht kommt, so ist die Sünde gleich, als schliefe sie; denn sie tut nicht weh, sie beißt und nagt nicht. Daher kommt es, daß du hingehst, und sammelst eine über die andere; sonst würdest du Gott fürchten und frömmer werden.

13. Wenn aber der Donnerschlag, das Gesetz, in das Herz kommt um rührt das Gewissen; dann wird die Sünde gleich lebendig, daß du siehst, was für ein mächtig Ding sie ist, daß sie dir Gott nimmt, dich dem Teufel übergibt und in die Hölle hinein stößt. Darum spricht Paulus: " Da aber das Gebot kam, ward die Sünde wieder lebendig. Ich aber starb; und es befand sich, daß das Gebot mir zum Tode gereichte, daß mir doch zum Leben gegeben war ".

14. Das ist nun dir rechte Sünde, die vor Gott und mir Sünde ist. Also sieht man an David auch, da er mit Bethseba sündigte, ging er dahin, kümmerte sich wenig darum; denn die Sünde schlief und war noch tot. Aber als Nathan kam und schlug ihm den Donner in das Herz: " Du bist der Mann "; da fing die Sünde in Davids Herz an zu leben. Er aber fing an zu sterben. Aber Nathan tröstet ihn, und sagt: " Nein, du sollst nicht sterben ".

15. Dieses heißt nun der Apostel Regiment, eine Gewalt, die nicht über Leib und Leben, Geld und Gut, und was zu diesem Leben gehört, geht, sondern über rechte Sünde, die du und Gott für Sünde hältst. Das also der ganzen Welt Sünden unterworfen sind den Aposteln und allen Kirchendienern, und im Fall der Not allen Christen; das du in deinem Herzen gewiß sein kannst, wenn du von deinem Pastor, oder wo du den nicht haben kannst, von einem anderen Christen hörst, daß im Namen Christi deine Sünden dir vergeben sein sollen, daß es gewiß wahr sei, und nicht fehlen kann, als wenn dir es Christus selbst gesagt hätte, oder durch einen Engel vom Himmel sagen lassen.

16. Dieser Befehl und diese Macht soll aber den Aposteln und Kirchendienern nicht zum Hochmut oder Pracht dienen; denn sie haben nichts davon: dir aber sollen sie damit dienen, daß du erlöst wirst von dem Feind, der dir zu stark ist, und dich in Ewigkeit ohne diesen Trost gefangen hält. Darum ist es eine große, herrliche Gewalt, daß ein armer Mensch, der selbst ein elender Sünder ist, sich unterstehen darf, den Feind zu vertreiben, dem sonst alle Welt weichen muß. Denn also spricht Christus: " Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen "; also: " Was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel los sein ". Weil nun diese Worte da sind: " Wie mich mein Vater sendet, als so sende ich euch ", so soll niemand zweifeln, wie er Vergebung seiner Sünde hört, also solle er sie auch gewiß haben. Wo aber die Sünde weg ist, da ist des Teufels Gewalt aus; er muß weichen.

17. Das ist auch die Ursache, warum man euch oft vermahnt, weil Christus solche herrliche Macht seiner Kirche gelassen, daß ihr diese gebrauchen und sie nicht verachten sollt. Denn darum setzt der Herr Christus dieses Amt ein, daß dadurch alle Sünden vergeben werden sollen, so es rechte Sünden sind, und man sie erkennt und des Herrn Christi Worten glaubt. Denn die anderen närrischen Menschensünden gehören nicht hierher; es müssen Sünden sein, die das Herz rühren und ängstlich machen.

18. Wie Adam seinen Sohn Kain, auch predigt und sagt: " Ist`s nicht also? wenn du fromm bist, so bist du angenehm; bist du aber nicht fromm, so ruhet die Sünde vor der Tür ". Das ist, du stehst jetzt da und bist ein Sünder; aber du fühlst es noch nicht: die Sünde schläft, aber an einem sehr unruhigen Ort. Darum bedenke, wird sie dir einmal wach werden, so wird es viel anders mit dir werden. Denn sie schläft nicht darum, daß sie immer schlafen will; sondern sie soll einmal aufwachen, das ist, dir ein Gewissen machen, dich schrecken und an dir nagen, daß du nicht weißt, wie du ein oder aus sollst.

19. Die sich nun ihrer Sünden nicht annehmen, die haben rechte Sünde, aber nicht vergebliche Sünde. Deswegen werden ihnen ihre Sünden behalten und gebunden; denn sie begehren nicht, daß sie vergeben werden, sonst würden sie davon ablassen.

20. Im Papsttum hat man so gepredigt: Wer Vergebung der Sünden begehrt, der soll seine Sünden bedenken und sich selbst eine Reue oder Leid schöpfen. Auf solche Reue hat man danach Vergebung der Sünden gegründet. Nun kann es geschehen, daß solche Weise aus dem Beispiel der Alten genommen ist, die eben wie wir keinen die Absolution zusprechen wollten, er bekenne sich denn für einen Sünder, und stelle sich, daß man sehe, daß ihm die Sünde leid ist. Solches ist recht, und soll auch so sein. Aber daß man darum sagen wollte: solches verdiene Reue und Leid, daß die Sünde darum vergeben werden soll; das ist falsch. Denn die Reue ist kein Verdienst, sondern es ist die Sünde selbst und der Sünden Regiment. Da muß man Vergebung der Sünden und die Gnade nicht darauf bauen.

21. Denn bevor es zu solcher Reue kommt, nimmt man sich der Sünden nicht an. Denn obwohl die Sünde da ist, so ist es doch nur eine schlafende und tote Sünde, wie Adam vom Kain sagt. Wenn aber die Sünde lebendig wird, und nicht mehr schläft, sondern greift das Herz und das Gewissen an, und schreckt es, solches kann man ja kein Werk und Verdienst nennen, sondern, wie es Paulus nennt, ist es die rechte und lebendige Sünde. Wer will aber sagen, daß die Sünde könne Gnade verdienen?

22. Darum sind die Leute im Papsttum jämmerlich betrogen und verführt worden, daß man sie auf solche Reue, als auf ein Verdienst und gutes Werk, absolviert hat. Wie der Papst in vielen Schreiben bestätigt hat, die bereut und gebeichtet haben, die sollen Vergebung der Sünden haben. Denn die Reue, wo sie recht ist, ist sie nichts anderes, denn der Sünden Reich und Regiment; das kann aber doch nichts verdienen. Daher hat man Vergebung der Sünden, wenn man dem Befehl Christi hier glaubt, und das Wort, welches aus solchem Befehl und in seinem Namen uns verkündigt wird, mit herzlichem Vertrauen annimmt. Ob es nun wohl nötig ist, wer Vergebung der Sünden herzlich begehrt, daß er sich seine Sünde auch leid sein läßt; so verdient doch solches Leid und Reue nichts. Ja, wo Gott durch den Trost des Evangeliums die Gewissen nicht wieder aufrichten, würde solche Reue und Leid uns gar vom Glauben wegreißen und uns voll Furcht machen.

23. Das heißt denn die Sünde aufdecken, größer und stärker machen, und eben ausrichten und tun, was die Sünde ausrichten soll, daß die Unlust je länger je mehr werde und eine Sünde zu der anderen zuschlage. Eben als wenn ein Dieb gestohlen und dem Henker zum Strick übergeben ist, da bleibt es nicht; daß man dem Gericht und Recht, der Obrigkeit und Gott selbst feind wird. Solche spricht Paulus Römer 7. mit seinen Wort, und sagt in Vers 13: " die Sünde wird überaus sündig durch das Gebot ", das ist, es wird dann eine rechte Sünde. Wo nun die Sünde also diese Wirkung hat, und aus einer Sünde die Welt voller Sünde wird, daß man nie eine Ruhe noch Rast haben kann, das haben sie Reue und Leid geheißen.

24. Wo solches recht im Herzen ist, da kommt dann Christus und spricht: Du bist voller Sünden und denkst je länger je mehr von mir fallen: sollte ich dafür dir die Sünde vergeben? Oh nein. Es muß ja solche Reue und Leid da sein. Denn sonst kannst du der Sünde nicht von Herzen feind werden, wirst auch nicht von Herzen begehren, daß sie dir vergeben werden soll. Das ist aber der rechte Weg, daß du dich so findest, wo mein Wort ist, und dieses hörst und mit Glauben annimmst; damit wirst du von Sünden frei.

25. Auf diese Weise hat man im Papsttum nie gepredigt, sondern die Leute nach Rom oder an andere Orte gewiesen; und danach auf eigene Reue und Genugtuung. Vom Wort aber und dem Befehl Christi haben sie nicht das Geringste gesagt. Aber hier steht es: " Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen, und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten ". Darum sollen wir Vergebung der Sünden nirgends anders suchen, denn nur in des Herrn Christi Worten. Wer es aber anderswo sucht, wie im Papsttum geschehen, der wird es nicht finden. Denn was hat es geholfen, daß wir uns mit Fasten, Singen, Beten, Wachen, und anderem gemartert haben, damit wir Vergebung der Sünden bekommen? So es meine Werke, mein Reue und Beichten tun kann, wozu bedarf man denn Christus Wort? Und was bedarf es, daß er den Befehl hier gibt? So laßt uns Türken und Juden sein, die auch glauben, sie wollen selig werden, wenn sie gleich Christus nicht haben. Aber der Papst ist viel schlimmer, denn Türken und Juden; besonders er noch zu solchem Irrtum den Namen Christi mißbraucht.

26. Darum laßt uns das fleißig merken, daß Christus Vergebung der Sünden hier in sein Wort faßt, und nicht mit Almosen und anderen Werken, man heiße sie, wie man will. So nun jemand Vergebung der Sünden begehrt, der gehe zu seinem Pastor, oder zum nächsten Christenmenschen, da er Gottes Wort bei weiß und findet; da soll er auch Vergebung der Sünden gewiß finden. Denn das ist beschlossen, daß wir mit keinen Berg die Sünde überwinden können, sondern alles, was wir tun können, wenn wir uns auch gleich zu Tode marterten, ist umsonst und vergebens. Wie man im Papsttum erfahren hat: Wer ein blödes Gewissen gehabt, und darum in ein Kloster gekommen, oder hat sich andere Werke vorgenommen, daß ihm geholfen und er zufrieden würde, der hat bekennen müssen, daß weder Orden, Beten, Fasten oder anderes ihm hat helfen können.

27. Was ist die Ursache? Anderes nichts, denn das hier steht: daß die Sünden durch das Wort behalten, oder vergeben werden. Darum, wer da nicht kommt in dies Wort, wo Vergebung der Sünden ist, der muß in das andere kommen, dadurch die Sünden behalten werden; denn es ist sonst kein anderer Weg noch ein anderes Mittel zur Vergebung der Sünden, denn das Wort. Darum, man tue, was man will, so werden doch denen ihre Sünden behalten, die zum Wort nicht gehen und mit eigenen Werken sich helfen wollen. Denn unser Herr Gott hat Vergebung der Sünden in kein Werk gelegt, daß wir tun; sondern in das einige Werk, daß Christus gelitten hat und auferstanden ist. Dieses Werke aber hat er durch das Wort in der Apostel und seiner Kirchendiener, ja zur Not in aller Christen Mund, gelegt, daß sie dadurch Vergebung der Sünden austeilen, und allen, die es begehren, verkündigen sollen.

28. Willst du nun Vergebung der Sünden da holen, so sollst du sie gewiß finden. Denn der Befehl ist da, daß man Sünden vergeben soll. Willst du sie aber da nicht holen, so werden deine Sünden behalten, du tust, was du willst. Denn, wie oft gesagt, außer dem Wort ist keine Vergebung der Sünden. Dieses Wort hat Christus seinen Aposteln, ja, allen Christen in den Mund gelegt, wer es daraus nicht nehmen und dem Wort nicht glauben will, der mache und tue, was er will, so werden ihm seine Sünden behalten. Denn da ist der starke Befehl, daß der Herr die Vergebung der Sünde wegnimmt aus aller Welt und allen Werken, und legt sie allein in das Wort, wo man sie finden soll.

29. Nun aber soll man solches nicht allein von der Absolution verstehen, damit man von Sünden entbindet, sondern wie am Anfang gesagt, faßt der Herr hier das ganze Predigtamt oder Kirchenamt mit diesem Befehl zusammen, daß Vergebung der Sünden in der Predigt und in den heiligen Sakramenten verkündigt und ausgeteilt werden soll. Denn darum predigt man das Evangelium, daß die Menschen ihre Sünde erkennen, und fromm und gerecht werden sollen. Also tauft man darum, das uns durch den Tod Christi unsere Sünden vergeben sein sollen. Also, der Herr setzt darum sein Abendmahl ein, daß wir glauben sollen, sein Leib sei für uns gegeben und sein Blut für unsere Sünden vergossen, und also an Vergebung der Sünden nicht zweifeln. Auf das nun der Glaube fest werde, daß dir und mir unsere Sünden vergeben sind, darum hat es Christus so geordnet, daß nicht einer für den anderen sich taufen lassen, oder zum Sakrament gehen soll; sondern ein jeder soll es für sich selbst tun. Also soll auch ein jeder für sich selber daß Wort hören, und die Absolution suchen und begehren. Und soll ja nicht zweifeln, wie er das Wort von Vergebung der Sünden im Namen Jesu hört, es auch so sei, daß seine Sünden von ihm genommen, und er von diesen auch im Himmel und vor Gottes Augen entbunden ist.

30. Also soll man das Wort und die Sakramenten nicht scheiden. Denn Christus hat die Sakramente auch in das Wort gefaßt. Und wo es ohne daß Wort wäre, könnte man sich der Sakramente nicht trösten; ja, man könnte nicht wissen, was die Sakramente wären. Darum ist es nicht allein eine große Blindheit und ein Irrtum, sondern auch ein schrecklicher Jammer, daß die Katholiken von Vergebung der Sünden predigen, und doch das Wort, an dem es allein liegt, vergessen, und die Leute auf ein Affenspiel weisen, daß sie mit eigener Andacht und eigenen Werken Vergebung der Sünden suchen sollen.

31. Weil aber unser lieber Herr Christus die Vergebung der Sünden in das Wort gefaßt, und, wie oft gesagt, den Kirchendienern, und in der Not allen Christen, in den Mund gelegt hat; aus dem folgt, daß man Vergebung der Sünden glauben muß und allein durch den Glauben dazu kommen kann. Wie denn der Grund unserer Lehre dieser ist, daß wir allein durch den Glauben an Christum gerecht und selig werden.

32. Denn du mußt ja bekennen, daß man das Wort unseres lieben Herrn Jesu Christi, welches er seinen lieben Jüngern in den Mund gelegt, nicht fassen kann mit den Händen, noch mit Werken. Der Glaube ist es allein, der solches Wort fassen kann; und das Herz ist allein der rechte Kasten dazu, in den es sich schließen läßt. Daß es also lauter und gewiß ist, daß wir allein durch den Glauben gerecht werden müssen; besonders Vergebung der Sünden allein durch das Wort, daß Wort aber allein durch den Glauben angenommen werden kann.

33. Dieses weiß der Papst und sein ganzer Haufen nicht; ja, sie sind wohl so verstockt, daß sie es nicht wissen wollen. Darum ist Glauben und Wort eins mit dem anderen zurückgeblieben, und sind die armen Leute auf ihrer eigenen Werke, Frömmigkeit und Verdienst gewiesen worden. Nun predigt, daß euch Gott heißt still sein, alle Buben. Es ist aber doch sehr nötig, daß wir immer diese falsche päpstliche Lehre gegen unsere rechte Lehre halten und des päpstlichen Greuels nicht vergessen, auf das wir nicht wieder dahin kommen, und Vergebung der Sünden außer dem Wort, in unseren eigenen Werken suchen. Denn der Herr weist uns hier nicht auf Werke, sondern zu seinem Wort, welches er seinen Jüngern in den Mund gelegt, und sendet sie, eben wie er ist gesandt worden.

34. Wo nun Vergebung der Sünden ist, und die Herzen, wie Petrus sagt, durch den Heiligen Geist gereinigt sind, da werden dann auch aus einem feinen, guten Herzen auch rechtschaffene, feine Früchte wachsen und folgen. Denn der Glaube feiert nicht, und der Heilige Geist treibt immer, seiner Art nach, zu dem Gehorsam, und wider das Fleisch und die Sünde. Gott verleihe uns durch Christum seine Gnade, daß wir solches glauben und erfahren, Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Kommentar zum Galaterbrief 1519, GTB Siebenstern, S. 22f

V. 2b: Den Gemeinden in Galatien:

In anderen Briefen schreibt Paulus an die Gemeinde einer einzigen Stadt; in diesem Brief schreibt er an die Gemeinden von vielen Städten, ja von einer ganzen Provinz. Und es ist ganz besonders zu merken, was der selige Hieronymus hier fein beobachtet:dass nämlich diejenigen noch den Namen “Gemeinden” erhalten, welche der Apostel doch beschuldigt, dass sie durch Irrlehre verderbt seien. Daraus ist zu erkennen, sagt Hieronymus, dass von Kirche in einem doppelten Sinn die Rede sein kann. Einmal von der Kirche, die weder einen Flecken noch eine Runzel hat (Eph 5,27), und die in Wahrheit der Leib Christi ist (1. Kor 12,27). Und zum andern von der Kirche, die in Christi Namen gesammelt wird, ohne dass ihre Tugenden schon vollendet und vollkommen wären. Ebenso hat der Begriff “die Weisen”eine doppelte Bedeutung. Das sind einerseits die, welche die Tugend der Weisheit völlig und vollendet zu eigen haben, andererseits solche, die erst anfangen und im Fortschreiten begriffen sind. Von den vollkommenen Weisen handelt das Wort (Matth 23,34): “Ich sende zu euch Weise”; von denen, welche am Anfang sind (Spr 9,8): “Rüge den Weisen, der wird dich lieben”. Dieser Auffassung folgend muß man auch die übrigen Tugenden verstehen, dass nämlich “tapfer” und “klug”, “keusch”, “gerecht”, “mäßig” zuweilen im Vollsinn, zuweilen in einem mehr abgewerteten Sinn gebraucht wird. Jedoch tut man zum rechten Verständnis dieser Aussagen gut daran, von ihrem Vollgehalt auszugehen. Denn keiner ist so vollkommen in diesem Leben, nicht einmal ein Apostel, dass er nicht noch vollkommener werden müßte. Vielmehr wie Sir 18, 6 sagt: “Ein Mensch, wenn er gleich sein Bestes getan hat, so ist´s noch kaum angefangen.” Demnach mag man wohl die einen im Vergleich zu den anderen vollkommen nennen; im übrigen aber fangen gerade auch sie täglich an und machen noch Fortschritte.



Deswegen tut der selige Augustin besser daran, die Kirche “ohne Flecken und Runzel” ins zukünftige Leben hinauszuschieben, wo sie nicht mehr zu beten braucht: “Vergib uns unsere Schuld”. Und doch besteht der obige Satz des Hieronymus und Origenes zu Recht, weil er im Sinn des Apostels vortrefflich gegen die Ketzer kämpft. Diese haben ja für die Kirche, weil sie in ihrer Mitte noch Böse beherbergt, sofort den Schimpfnamen Babel bereit, um dann sich allein, als seien sie die Heiligen, den Namen der (wahren) Kirche anzumaßen. Kein Zweifel: wenn in irgendeiner Kirche Böse sind, ist man gewiss verpflichtet, zur Stelle zu eilen und nach dem Vorbild, das Paulus hier gibt, seine Stimme laut zu erheben, zu ermahnen, zu beschwören, zu bitten, abzuschrecken und überhaupt alles zu versuchen, damit sie sich zum Guten wenden. Man soll aber nicht in jener lästerlichen “Gottesfurcht”, wie sie´s dann heißen, und in einem frevlerischen Übereifer des Gewissens sich von den andern trennen und eine Spaltung herbeiführen. Was ist das für eine Liebe, die die Bösen weder zu tragen noch zu stützen sich entschließen kann? Blindes Toben ist es nur, das sich ganz unpassend mit dem Namen der Liebe überkleidet. Was können sie hier noch erwidern? Der Apostel gibt denen noch den Namen “Gemeinden”, die nicht an einer sittlichen Verirrung krankten (das allein genügt ja schon, um bei den Tugendstolzen Anstoß zu erregen und von ihnen mit dem Ketzertitel bedacht zu werden), - sondern sie krankten an einer Glaubensverirrung, und der ganze Grundbestand, womit sie den Namen von Gemeinden verdient hatten, war verloren.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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Es ist ein wunderlich Ding, das wir uns merken sollen. Und einer soll sich dem anderen unterwerfen. Christus hätte billig davon können aufgeblasen werden, dass er der Herr aller Engel war. Alle Kreaturen dienen ihm, und dennoch ist er bescheiden. Was tun aber wir elenden Leute? Wenn wir nur ein klein wenig haben, so werden wir stolz. Wenn einer ein wenig mehr in der Schrift weiß, so muß es gleich heraus. Desgleichen ists mit andern Gaben: wenn der Mensch Gaben hat, so traut er auf sie. Hat er keine, so ist er ängstlich.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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