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Nur für Gläubige, die die fünf Punkte des Arminianismus ablehnen

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Jörg
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Am 5. Sonntag nach Trinitatis


Lukas 5,1 - 11

Es begab sich aber, da sich das Volk zu ihm drang, zu hören das Wort Gottes, und er stand am See Genezareth, und sah zwei Schiffe am See stehen; die Fischer aber waren ausgetreten und wuschen ihre Netze: trat er in der Schiffe eines, welche Simons war, und bat ihn, daß er es ein wenig vom Lande führte. Und er setzte sich und lehrte das Volk aus dem Schiff. Und als er hatte aufgehört zu reden, sprach er zu Simon:. Fahre auf die Höhe, und werfet eure Netze aus, daß ihr einen Zug tut. Und Simon antwortete und sprach zu ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich das Netz auswerfen. Und da sie das taten, beschlossen sie eine große Menge Fische, und ihr Netz zerriß. Und sie winkten ihren Gesellen, die im anderen Schiff waren, daß sie kämen und hülfen ihnen ziehen. Und sie kamen und fülleten beide Schiffe voll, also, daß sie sanken. Da das Simon Petrus sah, fiel er Jesu zu den Knien und sprach: Herr, gehe von mir hinaus; ich bin ein sündiger Mensch. Denn es war ihn ein Schrecken angekommen und alle, die mit ihm waren, über diesem Fischzug, den sie mit einander getan hatten, desselbigen gleichen auch Jakobus und Johannes, die Söhne Zebadäi, Simons Gesellen. Und Jesus sprach zu Simon:. Fürchte dich nicht; denn von nun an wirst du Menschen fangen. Und sie führten die Schiffe zu Lande und verließen alles und folgten ihm nach.

1. In dieser Geschichte zeigt Lukas an, wie Petrus und andere zum Apostelamt berufen und gekommen sind. Es ist eine sehr feine Geschichte. Denn mit einem solchen reichen Fischzug hat der Herr ihnen wollen anzeigen, wie das Evangelium mit Gewalt in der Welt gehen, und die Menschen aus des Teufels Reich abfangen und in Gottes Reich bringen werde. Denn der Herr sagt es selbst an, daß Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes künftig Menschen fangen sollen.

2. Dies ist ein sonderlicher Trost wider die Anfechtung, welche allen frommen Prediger haben, daß sie sich besorgen, die Welt sei zu böse, das predigen werde vergebens und umsonst sein, niemand werde sich bessern. Solches, will Christus sagen, mag man bei einer Predigt von Mose sorgen, aber wo mein Wort geht und ich heiße predigen, da sollte es geraten, wie es hier mit dem Fischzug geraten ist, welchen Petrus auf meinen Befehl getan hat.

3. Ehe nun der Evangelist die Geschichte anfängt, sagte er, wie viel frommer Leute und Haufen dem Herrn Christus nachgelaufen sind, daß sie gern gehört haben wenn er predigt. Will also mit diesem Beispiel uns reizen, daß wir auch gerne Gottes Worten hören und fleißig uns zum selben halten sollen. Denn wer Gottes Wort fleißig hört, die er hat zwei große Vorteile, zu welchem man ohne daß Wort nicht kommen kann.

4. Das erste ist, daß man lernt Gottes Willen erkennen wie er gegen uns gesinnt ist und was er mit uns nach diesem Leben machen will. Solches ist unmöglich, daß Gott mit uns zürne und uns strafen will, aber das Wort belehrt, wie wir nachher hören werden, daß Gott mit uns, obwohl wir Sünder sind, nicht zürnen, sondern uns gnädig sein, und uns helfen will von Sünden und Tod zum ewigen Leben. Das ist eine Frucht, die wir haben durchs Wort, und sollen deswegen dieses gern und fleißig hören.

5. Der andere ist, daß wir aus dem Wort lernen, wie unser äußerliches Leben, Stand und Wesen, ins Wort gefaßt und durch das Wort geheiligt, ein rechter Gottesdienst sei, da Gott ein Wohlgefallen an habe; daß es nicht vonnöten ist, wer Gott dienen will, daß er des äußerlichen Lebens bewegen etwas besonderes anfange, wie die Mönche getan haben. Er bleibe bei seinem Beruf, tue, was seine Obrigkeit, sein Amt und Stand erfordert und haben will. Dieses heißt Gott recht gedient, und geschieht ihm ein besonderes Wohlgefallen, wird auch Glück und Heil dazu geben.

6. Das ist eine nötige Lehre, an der sehr viel gelegen ist, daß wir unseren Beruf in Gottes Wort fassen, und ein jeder dessen gewiß sein soll, daß alles, was er tut und läßt, in Gottes Namen und aus Gottes Befehl getan und gelassen hat. So kann das Herz dem Teufel Trotz bieten, und guter Dinge sein, und sagen:. Ich habe heute dies und das getan, daß mich Gott geheißen und mir befohlen hat in seinem Wort; weiß deswegen, daß es ein gut und Gott wohlgefälliges Werk ist. Wer aber solches nicht sagen kann, der höre nur beizeiten auf, er habe vor, was er wolle; denn es ist Sünde, und Gott hatte keine Lust und Willen daran; wie Paulus sagt:. " Was nicht aus dem Glauben ist, das ist Sünde ".

7. Hier aber müssen wir wissen, wer nicht in die Lüfte will, wie die Heiden, leben, sondern sein Tun und Lassen in das Wort fassen und im Glauben alles tun will, der muß vor allen Dingen Gottes Wort recht haben und wissen. Denn der Glaube kann nicht sein, wo kein Wort ist. Bedenke du selbst, was doch solches Wort ist, daß alle Stände und das ganze äußerliche Leben faßt. Aber man kann es dir sehr bald sagen. Denn erstlich steht das vierte Gebot da. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. Dieses Gebot faßt alle Stände. Denn der Ehestand ist die Quelle, aus der alle Stände wachsen. Und Gott hatte es sonderlich also in einander gebunden: gleich wie der Ehestand allen anderen Ständen dienen muß (denn wo nicht Eheleute, würde kein Regiment noch bürgerlich Leben bestehen können); also sollen wiederum alle Stände in dem einigen Ehestand dienen.

8. Zum anderen, neben solchen Wort, daß alle Stände faßt, haben wir ein anderes Wort, daß fast alle Werke, nämlich, daß Wort, daß da heißt und gebietet, wir sollen unseren Nächsten lieben als uns selbst. Diese zwei Befehle sollen uns immer vor unseren Augen leuchten, so geht unser Leben recht nach Gottes Wort und Befehl.

9. Wer es nun dem Werk nach will rechnen, ist es ein sehr geringes Ding, daß eine Magd im Hause kocht, spült, kehrt, Kinder trägt, wischt, badet. Denn solches tun die Heiden und Unchristen auch; aber sie tun es ohne Gottes Wort, das ist, sie glauben nicht, daß Gott ein Dienst und Gehorsam an solchen Werken geschieht, und kennen seinen Befehl nicht. Eine Magd aber, daß eine Christin ist, weiß aus dem vierten Gebote, daß Gott für solche Werke gebietet und von uns haben will, und sieht, daß es die Liebe gegen den Nächsten auch so fordert. Darum macht es ein heilig Werk daraus, und Bedarf keines Gehorsams dazu. Denn das Wort ist der rechte Gehorsam, daß der Herr sagt durch den Heiligen Paulus:. " ihr Knechte, seid Gehorsam euren leiblichen Herrn, mit Furcht und Zittern, in Einfältigkeit eures Herzens ", Epheser 6,5. 1. dieses Wort und der Glaube machen die schlechten Werke (welche die Heiden genauso tun) heilig und Gott angenehm; da sie dort, wo das Wort und der Glaube nicht ist, Gott nicht gefallen können. Denn auf Erden ist nichts heilig, denn Gottes Name und Wort. Was soll nun geheiligt werden, muß durch solchen Namen und Wort Gottes geheiligt werden.

10. Der Befehl nun des vierten Gebots der geht durch und über alle Stände und Werke und segnete sie also, daß es heilige und Gott wohlgefällige Stände und Werke sind, so du an Christus glaubst und in Gottes Namen den Gehorsam leistest. Stirb deswegen in solchen Stande, wann Gott will, so stirbst du selig und wohl; denn du stirbst in dem rechten Glauben und Gehorsam, und bist ein Kind des ewigen Lebens: nicht wegen der Werke, sondern wegen des Glaubens, aus welchem nachher solcher Gehorsam und Werk folgt.

11. Das ein Mönch eine Kappe anzieht, sich die Haare besonders schneidet, zur Messe des Nachts aufsteht, mit dem Essen besondere Regeln hat: diese Werke haben wohl einen großen Schein; denn es fällt den Leuten schwer: aber der Mangel ist daran, daß solche Werke geschehen nicht nach unseres Herrn Gottes Wort; darum sind es auch nicht heilige Werke. Das aber ist ein heiliges Werk und macht heilig, daß du an Jesus Christus glaubst, und dir das vierte Gebot vornimmst und da deinen Gehorsam leistest; weil du hörst, daß dein Stand, darin du bist, mit Gottes Wort geschmückt und darum ein heiliger Stand ist.

12. Also muß man vor allen Dingen auf das Wort sehen. Denn wenn nur auf die Werke sieht, sieht keinen Unterschied zwischen Christen und Unchristen. Denn beide tun, was Vater und Mutter, Knechte und Mägde, Herr und Frau im Hause tun. Aber da sieht man den Unterschied. Die Heiden und Unchristen tun es in Sünde und Unglauben; denn sie wissen von Gottes Wort nichts. Ein Christ aber tut es im Glauben, und hält seine Werke nach dem Wort Gottes für ein gehorsam und Gott wohlgefälliges Werk. Darum ist dies ein heiliges, jenes aber ein unheiliges Werk.

13. Darum sollte man diesem Beispiel nach Gottes Wort hier gern und fleißig hören, so könnten wir mit Petrus noch heutigen Tages dazu kommen, daß wir zu unserem tun einen gewissen Befehle hätten, und würde danach vielmehr Glück bei allem unserem Tun sein; da sonst, wo Gottes Wort nicht ist, kein rechter Segen, sondern nur Fluch und Ungnade, und ein böses Gewissen sein muß. Dieses sei genug vom Beispiel, daß der Evangelist im Anfang meldete, wie dies Volk sich fleißig zum Wort gehalten hat, und Petrus selbst daß Wort so hoch achtet, und tut, was ihn Christus heißt.

14. Nun wollen wir die Geschichte uns vornehmen. Worin zwei Stücke sind: zum ersten ist ein leiblicher Trost und Lehre, daß Gott uns nicht verhungern lassen will; danach eine geistliche, daß er uns um der Sünde willen nicht will verdammen, sondern uns mit Gnaden annehmen. Dieses sind zwei Lehren, die sehr nötig und nütze sind; deswegen sollen wir sie fleißig merken und uns danach halten.

15. Der leibliche Trost ist, daß Christus Petrus heißt einen Zug tun, und Petrus folgt und fängt über den Maßen viele Fische. Das mag ein feiner Hausvater sein: wer ihn nur in seinem Beruf und bei seiner Arbeit haben könnte, der würde bestimmt alles genug haben und keinen Mangel leiden. Aber der Evangelist gibt soviel zu verstehen, daß unser lieber Herr Christus nicht jedermann solches tun will; sondern allein denen, die eine ganze Nacht zuvor vergebens gearbeitet und danach Gottes Wort gehört haben. Das ist, er will den Frommen und Armen, die zuvor Not gelitten haben, mit seinem Segen helfen. Denn die Christen müssen hier auf Erden leiden und versucht werden. Wenn sie aber versucht sind, und dennoch treu am Wort bei ihrem Beruf und an der Arbeit bleiben, dann will Christus da sein und durch reichen Segen helfen.

16. Das ist der eine Trost, der uns hier vorgehalten wird, daß wir glauben sollen; und obschon zuweilen wir Mangel haben, daß wir doch nicht verzweifeln noch ungeduldig werden sollen, sondern hoffen, es werde der Segen noch kommen. Denn also geht es Petrus und seinen Gesellen auch: die arbeiten die ganze Nacht umsonst, und können nichts fangen; aber da kommt Christus, unser lieber Herr, und gibt ihnen zuerst sein Wort und macht Christen aus ihnen; danach heißt er sie auf das Meer fahren und versucht sie noch einmal. Da folgt Petrus, und es gerät ihm sehr wohl. Also soll es mit uns auch gehen. Gott will uns nicht alle Fülle schon im Anfang geben. Denn wenn er es sofort gebe, wenn wir getauft und Christen geworden sind, würden wir meinen, wir hätten es von uns selber. Darum läßt er uns zuvor eine Zeitlang mangeln und daß wir uns an das Unglück gewöhnen, daß ein Mensch bei sich selbst verzagen und sagen muß:. Wer weiß, wie es mir noch gehen wird, wie ich versorgt werde? Wo wir dann in der Hoffnung und am Wort festhalten, so will der liebe Herr und gute Haushalter bei uns sein, und sprechen:. Sei du zufrieden, tue einen Zug, laß dich von der Arbeit nicht treiben und warte meines Segens.

17. Denn das soll bei den Christen nicht sein, ob sie schon Mangel leiden, daß sie darum verzagen, Christus verleugnen, und ungeduldig darüber werden wollten; sondern hoffen sollen sie, es werde der Herr mit der Zeit noch geben, was sie bedürfen; sollen deswegen mit der Arbeit immer fortfahren und dabei bleiben. Denn Christus gibt dem Petrus hier die Fische nicht also, daß sie von selbst in den Kahn hinein springen: er muß auf die Höhe fahren, sein Netz ausbreiten, und sich, wie andere Fischer, zu dem Handel schicken, obwohl er jetzt zu einem Christen geworden ist; und muß den Herrn dafür sorgen lassen, ob er etwas fangen werde.

18. Also solle es mit uns auch sein, in was für einen Stand Gott einen jeden gesetzt hat. Bist du Knecht, Magd, Herr, Frau, Bürgermeister, Fürst: so tue, was dein Amt ist, denn es hindert dich an deinem Glauben nicht, und kannst Gott in solchem Stand recht und wohl dienen; lasse Gott danach für dich sorgen, wie er dich ernähren und dir deine Notdurft schaffen werde; und erschrick nicht davor, ob du gleich eine Zeitlang Not leiden und mangeln mußt. Denn es kann eine Zeit kommen, die du nicht weißt, da Glück und Segen sich finden wird, wie es sich hier findet. Bleibe allein treu an Gottes Wort, und laß dich nicht müde noch ungeduldig machen. Wer aber solches nicht tut, sondern will bald, wenn es ihm einmal mißrät, das Netz wegwerfen, und in Ungeduld von seinem Beruf und Handel lassen und ein anderes anfangen, der müßte sein Lebtag ein Stümper bleiben, und würde nicht nach vorne kommen.

19. Das ist die erste Lehre, daß wir sollen unverzagt sein, ob wir gleich Mangel spüren und uns Gott den Segen nicht sofort gibt, wie wir es bedürfen und gerne hätten. Denn es wäre nicht recht, daß Gott uns so bald geschehen läßt, wenn wir wollten. Arbeite eine Weile auch umsonst, wie Petrus, leide und sprich: ich muß meine Nacht auch haben und aufstehen, mit der Zeit wird es mein Vater im Himmel wohl anders machen. Wie man sagt:. Man muß arbeiten, etwas leiden und wagen; alsdann will Gott mit seinem Segen auch kommen: doch sofern, daß man des ersten Stückes nicht vergesse, und mit Petrus dem Herrn Christus das Schifflein leihe, daß er sich darin setze und predige, und wir dem Wort fleißig zu hören und es wohl lernen.

20. Und hier sehen wir eine besonders große Tugend an Petrus, der muß ja ein frommes Herz gewesen sein, daß er sich so fein brechen lassen kann und an das Wort so steif halten. Denn hier geht es wie sonst, daß unser Herr seine Gebote und Werke (wie es die Vernunft ansieht) sehr närrisch zu. Sonst hat es so eine Meinung mit dem Fischen, daß man am Mittag nicht viel fängt, die Nacht ist viel besser dazu. Auch pflegen die Fischer nicht mitten auf die See oder auf das Meer zu fahren; sondern bleiben am Lande, da gibt es viel Fische. Dieses aber dreht der Herr hier um, heißt Petrus auf die Höhe, das ist, wohl hinein auf die See fahren; und da sie zuvor die ganze Nacht nichts gefangen hatten, heißt er jetzt um den Mittag das Netz auswerfen. Solches fehlte Petrus wohl, daß es nicht aus der Kunst und aus dem Beruf geredet ist, antwortet deswegen sehr höflich: Ei,Herr, spricht er, wir haben die ganze Nacht gearbeitet, und nichts gefangen; und so es unserer Kunst nach gehen soll, ist wenig Hoffnung dabei, daß wir jetzt etwas fangen sollen. Aber dennoch auf dein Wort will ich es wagen; wo dasselbe nicht etwas besonderes schafft, so ist es verloren.

21. Dies ist eine sehr feine, höfliche Antwort; denn sonst sollte er anders geantwortet haben:. Lieber, lehre mich nicht; ich weiß gewiß, wie man Fische fangen soll, was du mir nicht lehren kannst. Predigen und Fischen ist zweierlei. Jenes kannst du; so kann ich das. Ich will dich nicht lehren predigen; lehre du mich auch nicht Fische fangen. Also würden wir vielleicht unserem Herrn auch geantwortet haben. Denn das ist unsere Art und Natur, daß wir immer klüger sein wollen, denn unser Herr Gott. Aber Petrus ist frömmer, läßt solche Gedanken alle fallen, und denkt:. Ich kann vom Fischfang wissen was ich will, so will ich doch dies Wort nicht verachten, sondern ihm folgen. Hängt sich also mit ganzem Herzen an das Wort, und läßt Vernunft, Erfahrung und alles fallen.

22. Dies ist ein feines Stücklein des Glaubens, wer es nur dem lieben Petrus nachtun, und alles, was uns einfällt, lassen und sich allein an das Wort halten. Denn das erfahren wir: ein Mensch hat es gern vom andern, daß man ihm glaube und folge; und wenn es gleich mißraten sollte, so zürnt man doch nicht darum. Wiederum ist es sehr verdrießlich, wenn der Herr im Haus etwas befiehlt, daß der Knecht nicht folgen will, spricht: Ei, Herr, er tut es nicht, ich habe es auch versucht und es ist mir nicht gelungen, darum will ich es nicht tun. Einen solchen Knecht würde niemand gern im Hause haben. Aber fürwahr, wir tun immer gegen Gott im Himmel, lassen uns die Vernunft irren, daß wir dem Wort nicht folgen, wie wir sollen. Wie man an den Sakramentsschwärmern sieht. Christus spricht: " Nehmet hin und esset, das ist mein Leib; trinket alle daraus, daß es mein Blut ". Nein, nein, sprechen sie, es ist sein Leib und sein Blut nicht, sondern nur ein Zeichen seines Leibes und Blutes; denn Christus sitzt zur rechten Gottes. Wollen also das Wort nach ihrer Vernunft beurteilen. Pfui dich mal an! Das heißt die Hühner lehren wie sie Ei legen und die Kühe lehren wie sie kalben sollen, wenn man unserem Herrn Gott will predigen lehren. Wie sollte uns so wohl gefallen, wenn unser Knecht und Magd sich also gegen uns hielten, das, was wir heißen, sie alles anders machen wollten?

23. Darum achtet es Gott für eine große Ehre, wenn wir gegen ihn und sein Wort tun, wie Petrus hier: obgleich die Vernunft uns anders wo hin führen will, daß wir doch an uns halten, und sprechen:. Vernunft hin, Vernunft her; da steht Gottes Wort und Befehl, dabei will ich es lassen. Wer also sich an das Wort halten kann, da lacht unser Gott und das ganze himmlische Heer. Den Leuten gefällt solcher Gehorsam auch wohl. Wenn ein Fürst seinen Diener etwas heißt, und er schnell hingeht und tut es, diskutiert nicht lange, wie es wohl werden soll, sondern denkt:. Mein Herr hat es so gesagt, ich will es im Namen Gottes tun; gerät es, so gerät es ihm und mir; gerät es nicht, so mißrät es ihm; es ist närrisch befohlen, so ist es närrisch ausgerichtet. Was geht es mich an? Ich bin darum da, daß ich folgen soll. Wer gegen Gott und sein Wort solches auch tun könnte, wie wir denn zu tun schuldig sind, so würde größerer Friede auf Erden sein. Es würden weder Rotten noch Ketzer aufstehen, sondern alle Kirchen würden in der Lehre fein einträchtig und gesund bleiben. Aber weil man es nicht tut, und der meiste Teil klüger und diskutiert, und dem Wort nicht folgen will, kommt aller Irrtum und Uneinigkeit.

24.Wohl ist es wahr, ohne Anfechtung geht es nicht ab. Wenn es uns geht, wie Petrus, daß wir auch eine Nacht vergebens gearbeitet: da fehlte es nicht, wir bekümmern uns, und murren bald, werden ungeduldig, und Denken, wir wollen alles stehen und liegen lassen, und davon gehen. Aber dieser Anfechtung sollen man nicht Raum geben, sondern im Beruf bleiben, einen Weg wie den anderen, und Gott dafür sorgen lassen. Denn da sehen wir oft, daß feine, fromme, gehorsame Kinder sind, denen nichts gelingt, dagegen anderen Bösen und ungehorsamen Buben gerät alles gut. Aber es dauert nicht lange, und es findet sich am Ende, daß sich das Blatt wendet. Deswegen, wenn es sich auch bei dir so zuträgt, daß es nicht so geht wie du willst, so halte nur fest und laß dich nicht müde machen; denn das Mißraten ist besser, wo du nur im Gehorsam bleibst, denn daß es nach deinem Willen geht. Ursache, Gott stößt doch zuletzt den Ungehorsam mit dem Glück zu Boden, es sei so Es auch will. Dem Gehorsam aber hilft er endlich auf und gibt Glück dazu.

25. Darum sollen wir solches merken, und dem schönen Beispiel folgen, daß Petrus allein auf das Wort sieht und demselben folgt, läßt die anderen Gedanken, die mir und dir eingefallen wären und ihm einige Zweifel auch eingefallen sind, jedoch an seinem Gehorsam nichts hindern. Denn da steht Gottes Wort und Befehl, auch über uns, als über Petrus, daß Gott uns befiehlt, wir sollen arbeiten und tun, was unser Beruf erfordert. Wer nun auf solchen Beruf sieht, und fleißig anhält, obgleich das Glück sich sperrt und der Segen eine Zeitlang ausbleibt, so wird es doch endlich wohl und gut gehen. Denn Gott kann es nicht lassen, er hat Lust am Gehorsam und gibt auch Glück dazu, wenn er ers auch eine Zeitlang aufschiebt, und uns versucht, ob wir auch an seinem Befehl fest halten wollen. Darum soll niemand darüber unlustig oder unwillig werden, wenn er gleich mit Petrus eine Nacht vergebens fischt. Denn sollte Petrus diesen reichen Fischzug bei Nacht getan haben, würde er gedacht haben, es wäre seine Kunst und Arbeit gewesen, er bedürfte sonst niemand anderen dazu. Weil er aber die ganze Nacht fischt und nichts fängt, und der Herr ihn zuvor das Wort gibt und heißt ihn es noch einmal versuchen: da muß Petrus begreifen, daß er es nicht getan hat; das Wort Gottes und der Segen Gottes haben es getan, seine Arbeit nicht. Das sei genug von dem ersten Trost und Lehre, die leiblich ist und auf die Nahrung geht: das Christus seine Christen nicht will vergebens arbeiten lassen, er will mit seinem Segen bei ihrer Arbeit sein und sie nicht des Hungers sterben lassen.

26. Der andere Trost und Lehre ist geistlich. Denn da hört ihr Lieben, wie Petrus über den Fischzug erschrickt, und lernt den Herrn Jesum daran kennen, daß er mehr als ein gemeiner Mensch ist. Weil er aber sich als einen armen Sünder erkennt, fällt er dem Herrn Jesu zu Füßen und spricht: " Herr, gehe von wir hinaus, ich bin ein sündiger Menschen ". Das ist ein geistliches Stück, welches wenig Leute verstehen. Denn es hat einen solchen Schein, als sei Petrus so andächtig und demütig, daß er von dem Herrn Christus gern fliehen wollte. Aber es hat eine andere Meinung.

27. Im Gewissen geht es so zu:. Wenn Gott mit seiner Gnade kommt, Vergebung der Sünden und ewiges Leben umsonst durch Christus verheißt, da wird die Gnade so groß, daß man denkt, es sei zuviel, und können es nicht annehmen. Das kann man wohl glauben, daß Gott gnädig und barmherzig sei; aber daß er uns so überaus wollen gnädig sein, daß will in das schlechte Herz nicht hinein. Jedermann denkt:. Wenn ich so rein und fromm wäre wie die Jungfrau Maria, so wollte ich mich solcher Gnade auch trösten und annehmen; aber ich bin ein Sünder, bin der Gnade nicht wert, sondern der Ungnade und des Zorns. Da schlägt dann der Teufel auch zu, der bläst die Sünde im Herz dermaßen hoch, daß du nichts anderes sehen kannst als deine Unwürdigkeit, und muß also vor der großen, überschwenglichen Gnade erschrecken . Dies ist eine geistliche Anfechtung, von der rohe Leute nichts wissen und merken. Denn der meiste Teil der Menschen leben so dahin, daß sie weder an ihre Sünde, noch an Gottes Gnade denken. Aber die richtigen Christen erschrecken davor, und denken immer, der sei zuviel, daß Gott um ihretwillen das tun soll. Was bin ich? Denken sie; bin ich es doch nicht wert, daß Gott mir soll so gnädig sein.

28. Der geht nun dieser Trost und Lehre mit Petrus hin, daß der Herr hier sich so freundlich hören läßt:. Ach, Petrus bin ich doch nicht darum da, daß ich dich würgen, oder wegen deiner Sünden dich strafen will, fürchte dich nicht. Bis du ein Sünder, sei zufrieden: ich kann und will dir davon helfen und einen großen Mann aus dir machen; darum stelle dich meinetwegen zufrieden, es soll nicht Not haben.

29. Das also dieser Trost dazu dient, daß wir lernen sollen, wo solche Gedanken unserer Herzen schrecken und kleinmütig machen wollen, daß wir es forttun, und ihnen nicht Raum geben. Denn solch eine Meinung hat es mit Christus nicht, daß er arme Sünder nicht leiden kann. Er ist um ihretwillen auf Erden gekommen. Darum tröstet er Petrus hier gegen solche Gedanken, und Lukas 12,32 spricht er:. " Fürchte dich nicht, du kleine Herde; denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben ". Da redet der Herr auch mit solchen furchtsamen Herzen, wie Petrus hier hat, die da denken:. Wer? Solltest du in den Himmel kommen? Mit den lieben Engeln in ewige Freude und Wonne im Himmel droben leben? Ja, wenn du fromm und heilig wärest! Wie du jetzt aber bist, so wird daraus nichts. Nein, spricht Christus, ihr fürchtet euch; aber ihr sollt nichts tun. Mein Vater will euch das Reich geben; und will es euch aus gnädigem Wohlgefallen geben. Denn weil ihr als arme Sünder nicht würdig seid, ist es sein gnädiger Wille, daß er es euch umsonst und aus Gnaden geben will. Darum erschreckt nicht davor; nehmt es mit Liebe und Dank an. Denn so Gott uns nicht sollte etwas geben, wir hätten es denn verdient und wären es würdig, so sollte er uns kaum das liebe Brot und bloß Wasser geben. Aber er will nicht auf unser Verdienst und Würdigkeit, sondern auf unsere Not und seine Gnade und Barmherzigkeit sehen, und über den leiblichen Segen auch das ewiges Leben schenken.

30. In solcher Anfechtung steckt Petrus hier. Er merkt, daß es des Herrn Christi Gaben und Segen ist, daß er auf sein Wort samt seinen Gesellen so eine große menge Fische auf einen Zug fängt, bedenkt doch, er sei solcher Wohltat unwürdig, will deswegen verzweifeln. Was, spricht er, soll ich, Herr, bei dir machen? Geh du zu den frommen Leuten, ich bin leider ein böser, sündiger Mensch. Aber Christus tröstet ihn, und zeigt sich ganz anders gegen ihn, als er denkt; spricht:. Er soll ohne Furcht und zufrieden sein. Als sollte er sagen:. Es ist ein geringes Ding um die Fische; ich will dich noch zu einem Menschenfischer machen. Jetzt hast du das Amt, daß du ein Fischer bist; aber ich will dir ein anderes Amt befehlen, daß du in ein anderes Wasser gehen, und Leute fangen, den Himmel voll Fische machen, und meine Reich so füllen sollst, wie jetzt diese Fische dein Schifflein füllen. Zu solchen Fischzug will ich dir ein anderes Netz geben, nämlich das Evangelium, dadurch sollst du die Auserwählten fangen, daß sie sich taufen lassen, glauben und ewig leben sollen. Und nicht an einem Ort allein, sondern in der ganzen Welt, daß du hier eine Stadt, dort ein ganzes Land fangen und bekehren sollst.

31. Das ist der geistliche Trost, welchen der Herr seinen Jüngern gibt, daß er sie nicht allein des Hungers sterben lassen will, sondern sie setzen in das geistliche Regiment, und in die Welt schicken, unter den Königen und Fürsten das Evangelium rumoren lassen. Ob nun der Teufel darüber zornig ist und sich mit aller Macht dagegen setzt, das schadet nicht: dennoch soll das Wort, es zürne oder lache der Teufel, hindurch brechen und Frucht schaffen, daß viele an Gottes Sohn glauben, und so Vergebung der Sünden empfangen, gerecht, selig und Erben des ewigen Lebens werden. Als Zeichen hat uns der liebe Gott sein Wort, Taufe, Abendmahl, Absolution gegeben, welche seine Netze sind, damit er die Seinen aus der Welt, da der Teufel Fürst und Gott ist, versammelt, sie dadurch vor des Teufels List und der Welt Tyrannei bewahrt, im Glauben erhält und stärkt, daß sie mit der Welt nicht verdammt werden. Und ob sich noch gleich die Sünde in ihnen regt und der Glaube schwach ist, daß sie denken, sie sind des großen, herrlichen Schatzes nicht wert; so tröstet sie doch Christus in Lukas 12, wie gesagt, und spricht:. Fürchtet euch nicht, sehet nicht dahin, ob ihr es wert oder unwert seid; sondern höret, was ich euch sage:. Eures Vaters Wohlgefallen ist, euch das Reich zu geben. Ist dem also, so wird euch euer Vater nicht lassen in die Hölle fahren, obwohl ihr es gleich verdient habt. Darum halte euch nur an mich, kriecht in die Taufe, gehet zum heiligen Sakrament, lasset euch durch mein Evangelium ziehen und fangen, so soll es nicht Not haben.

32. Also haben wir neben dem Exempel, daß man Gottes Wort gern hören soll, diese zwei Stücke: das erste, obgleich Gott uns eine Zeitlang Mangel leiden und vergeblich arbeiten läßt, daß er dennoch zu rechter Zeit mit seinem Segen bei uns sein und uns helfen will; das andere, daß er auch wieder die Sünde uns helfen, und nicht verdammen will. Darum gibt er uns auch sein Wort und tröstet uns damit, daß wir gewiß sollen glauben, wir seien seine Kinder.

33. Solche Leute tun danach auch rechtschaffene gute Werke, wenn sie zuvor durch das Wort und den Glauben wissen, daß sie durch Christus einen gnädigen Gott und Vater im Himmel haben, dessen Fische sie sind, welche in seinem Wort, als in seinem Netz, wohl verwahrt sind vor allem Unglück. Die können auch in Mangel, Hunger und Kummer fröhlich und guter Dinge sein, und sagen: ob ich gleich hier Armut leide, schadet nicht; dennoch weiß ich, daß mich mein lieber Gott nicht wird immer Not leiden. Denn er hat mir Christus gegeben und alle Seligkeit in ihm: er wird mir also auch so viel zuwerfen, daß der Leib die kurze Zeit meines Lebens seine Notdurft haben wird.

34. So ist es nun dem Herrn am meisten darum zu tun, daß er unsere Herzen tröste und gewiß mache, daß wir fest glauben und ja nicht daran zweifeln sollen, wir haben einen gnädigen Gott in Himmel. Wer das also glaubt, der wird sich nicht wegen eines zeitlichen Mangels anfechten lassen, sondern auch nichts danach fragen, ob der Teufel und die Welt zürne: wenn nur Gott uns gnädig ist. Daß wir nun solches auch fest glauben, und in aller Anfechtung, leiblich und geistlich, uns also trösten mögen, daß verleihe uns unser von lieber Vater im Himmel, durch Jesum Christum, seinen Sohn und unseren lieben Herrn, Amen.


Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Am 6. Sonntag nach Trinitatis


Matthäus 5,20 - 26

denn ich sage euch:. Es sei denn eure Gerechtigkeit besser, denn der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist:. Du sollst nicht töten; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. Ich aber sage euch:. Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Racha, der ist des Rats schuldig; wer aber sagt:. Du Narr, der ist des höllischen Feuers schuldig. Darum wenn du deine Gabe auf den Altar opferst und wirst allda eindenken, daß dein Bruder etwas wider dich habe; so laß allda vor dem Alter deine Gabe und gehe zuvor hin, und versöhne dich mit deinem Bruder; und alsdann komm und opfere deine Gabe. Sei willfertig deinem Widersacher bald, dieweil du noch bei ihm auf dem Wege bist, auf das dich der Widersacher nicht dermaleins überantworte dem Richter, und der Richter überantworte dich dem Diener, und werdest in den Kerker geworfen. Ich sage dir:. Wahrlich, du wirst von dannen heraus kommen , bis du auch den letzten Heller bezahlest.

1. In diesem Evangelium sehen wir, daß unser lieber Herr Christus seine Christen also will lehren, wenn sie glauben und getauft sind, und haben nun den Namen und die Herrlichkeit daß sie Christen heißen, und allerlei geistliche Güter und Gaben empfangen haben: daß sie denken, auch ein rechtschaffenes Leben untereinander zu führen, daß nicht falsch noch heuchlerisch sei. Denn er hat uns nicht eine falsche Gnade widerfahren lassen, die nur den Schein hätte; sondern gleichwie unsere Sünden rechte, große, verdammliche, und nicht gemalte Sünden sind: also ist es auch mit seiner Gnade eitel Ernst und ein rechtschaffen wahrhaftig Wesen. Darum sollen wir denken, daß wir nicht fälschlich gegen unserer nächsten Handeln, sondern treulich und wahrhaftig; wie Gott mit uns, unsere Sünden wegen, gehandelt hat.

2. Um dieser Ursache willen nimmt der Herr im heutigen Evangelium das fünfte Gebote vor sich, und stellt uns ein Beispiel vor, vor dem man sich hüten soll, und spricht:. " Ich sage euch:. Es sei denn eure Gerechtigkeit besser, denn der Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen ". Das ist ein kurzer Sinn:. Wer in den Himmel will, der muß eine bessere Frömmigkeit haben, denn als die Pharisäer. Was ist nun der Pharisäer Frömmigkeit? Das war nicht unrecht, daß sie sich in einem feinen, züchtigen, ordentlichen Leben und Wandel hielten. Denn solches will Gott in allen Wegen von uns haben; wie sein Wort da steht: du sollst nicht töten, du sollst nicht ehebrechen, nicht stehlen, nicht lügen. Wer in solchem Gehorsam sich hält, der tut recht. Aber das war Unrecht an den Pharisäern, daß sie sich um solcher äußerlichen Werke, Zucht und Ehrbarkeit willen brüsteten, fromm und gerecht vor Gott dadurch sein wollten, gingen fein sicher dahin, als hätte das Gesetz keine Anklage gegen sie, sie hätten es nun vollkommen erfüllt; so doch Gott nicht allein die Werke, sondern ein neues, reines Herz haben will.

3. Vor solcher Sicherheit will der Herr uns warnen. Ob wir gleich mit Werken niemand ärgern und vor jedermann sträflich sind, daß wir doch darum uns nicht lassen fromm dünken, als hätten wir Gott vollkommenen Gehorsam geleistet. Denn Christus spricht hier:. Ob jemand gleich mit der Hand nicht totschlägt, kann er dennoch ein Mörder und Übertreter dieses Gebotes vor Gott sein. Ursache, Gott hat nicht allein den Totschlag, welcher mit der Hand geschieht, sondern auch den Zorn im Herzen, ein zornig Wort, einen zornigen Anblick in diesem Gebote verboten.

4. So ist nun die pharisäische Gerechtigkeit, äußerlich fromm seien, nicht töten, nicht ehebrechen, nicht stehlen, und denken, wegen solcher Werke seien man fromm und heilig, und bedarf nichts mehr; das Gesetz habe keinen Anspruch mehr an uns, wir haben es völlig erfüllt, Gott sei wohl zufrieden und zürne nicht; obgleich das Herz inwendig voll Sünde und böser Lüste ist. Diese Gerechtigkeit, spricht Christus, gehört nicht in den Himmel, sondern in die Hölle. Denn Gottes Gebote lassen sich mit den bloßen Werken nicht erfüllen; es muß das Herz rein sein von allem Zorn, Haß und Neid, Unzucht und allerlei bösen Lüsten. Wer es dahin bringen kann, der mag sagen, er sei fromm. Weil aber im Herzen die Sünde und böse Lüste noch nicht alle tot sind, sondern regen sich, so hüte dich, daß du dich für fromm halte ist, oder in den Himmel zu kommen denkest. Es gehört eine höhere und bessere Gerechtigkeit dazu, spricht Christus; mit der Schriftgelehrten und Pharisäer Gerechtigkeit kommt ihr nicht in den Himmel.

5. Was ist nun die bessere Gerechtigkeit? Diese, da Werke und Herz zugleich fromm und nach Gottes Wort gerichtet ist: das nicht allein die Hand totschlage, sondern auch das Herz von allem Zorn frei ist; das nicht allein du mit dem Werke nicht ein Ehebrecher werdest, sondern dein Herz ganz rein sei, ohne alle böse Lust und Begierde. Also ist es in allen Geboten; denn solches fordert das Gesetz. Es will nicht allein das Werken haben; sondern eine reines Herz, daß durchaus mit dem Wort Gottes und Gesetz sich vergleicht.

6. Jahr, sprichst du, wo findet man ein solches Herz? Ich finde es in mir nicht, du in dir auch nicht. Denn es ist über die Maßen bald geschehen, daß dir die Gallen überläuft, daß du zu Zorn bewegt wirst. Also läßt sich die böse Lust in Herzen auch sehr bald erregen, auch wider unseren Gedanken und Willen, wir wollen es wohl gern und werden doch letztlich darüber mit uns feind. Wie sollen wir ihm denn tun? Solche hohe Gerechtigkeit (das ist, ein reines Herz) haben wir nicht, und hören doch hier das Urteil:. Wo unsere Gerechtigkeit nicht besser sei, denn der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werden wir nicht in das Himmelreich kommen. Also sollen wir ihm tun: wir sollen den Schriftgelehrten und Pharisäern nicht gleich werden, daß wir uns unserer Werke wegen für fromm hielten; sondern neben allem Guten, daß wir tun und können, sollen wir uns vor Gott demütigen und sprechen:. Lieber Herr, ich bin ein armer Sünder, sei du mir gnädig, und richte mich nicht nach meinen Werken, sondern nach deiner Gnade und Barmherzigkeit, die du in Christus uns verheißen und geleistet hast.

7. Also geht diese Lehre vornehmlich dahin, daß der Herr uns vor der geistlichen Hoffart warnen und zur Erkenntnis unseres unreinen bösen Herzens und sündlichen Natur bringen, und also zur Hoffnung seiner Gnade uns leiten will. Dieses ist dann die rechte Gerechtigkeit, die in den Himmel gehört. Die steht nicht in unseren Werken, obwohl diese heilig sein, sondern in Vergebung der Sünden und auf der Gnade Gottes. Denn ob wir es schon soweit bringen, daß wir äußerlich niemand ärgern und uns in Gottes Wort und Willen fleißig üben; so ist doch der größte Mangel daran, daß das Herz noch voll böser Lust und Sünden ist.

8. Wer nun aus dem Wort Christi den Bericht hat, und glaubt, daß solche Sünden ihm vergeben sind, der ist gerecht: nicht seinethalben, denn Sünder hat er; sondern der Gnade halben, daß solche Sünden durch den Glauben an Christus vergeben sind. Darum spricht Petrus in der Apostelgeschichte Kapitel 15,9.: Gott reinige die Herzen durch den Glauben. Dies Reinigen aber geht nicht so zu, daß wir keine bösen Gedanken noch Lust mehr im Herzen fühlen; welches wird nicht ihr Herr geschehen, bis wir begraben, und zum anderen und ewigen Leben auferstehen werden; da wird das Herz wahrhaftig gereinigt sein. Hier aber geht solches im Wort und Glauben, daß Gott die Sünde um Christus willen nicht zurechnen noch strafen, sondern vergeben und nachlassen will. Doch dazu folgt die Frucht des Glaubens, daß wir durch die Hilfe des Heiligen Geistes anfangen, fromm zu sein und Gott seinen Gehorsam zu leisten; aber, wie gemeldet, es ist ein unvollkommener Gehorsam, darum muß die Vergebung der Sünde sein.

9. Nun sind die Worte, die der Herr spricht: " Es sei denn, daß eure Gerechtigkeit besser sei, denn der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich komm ", nicht so zu deuten, als wären der Pharisäer Werke an sich selbst böse. Denn daß der Pharisäer Lukas 18, 11 berühmt, er sei kein Ungerechter, kein Räuber, keinen Ehebrecher, er faßte zweimal in der Woche, und gebe den Zehnten von allem, daß er habe, daß zwar nicht unrecht gelebt, und wäre zu wünschen, daß alle Menschen im äußerlichen Wandel sich also hielten: so würden weltliche Obrigkeit, der Henker, Vater und Mutter, Herr und Frau im Hause mit bösen Buben und unartigen Leuten nicht viel zu schaffen haben. Aber daran mangelte es, daß derselbe Pharisäer solches Lebens wegen sich für gerecht hielt, und dachte, er bedürfte nicht, daß ihm Gott gnädig wäre und seine Sünden und bösen Lüste im Herzen vergeben. Davor warnt der Herr, daß wir bei solcher Gerechtigkeit nicht bleiben, sondern nach einer besseren trachten sollen, wenn wir anders in das Himmelreich kommen wollen. Und stellt uns deswegen ein Beispiel des fünften Gebotes vor, daß wir daran lernen sollen, was die pharisäische Gerechtigkeit sei, und uns davor hüten.

10. Das fünfte Gebote, wie ihr wißt, heißt also:. Du sollst nicht töten. Der dachten die Pharisäer, wenn sie mit der Hand nicht totschlügen, so hätten sie diesem Gebot genug getan, es hätte keine Not, niemand könnte sie höher treiben. Aber Christus spannt es ihnen höher und spricht:. Nein, Geselle, es hat eine andere Meinung. Wenn das fünfte Gebot also hieße:. Deiner Hand soll nicht töten; so hätte dem Gebot genug getan, will er mit der Hand nicht tötet. Aber es lautet also:. Du sollst nicht töten, das ist: dein Herz, dein Mund, deine fünf Sinnen und alles, was du hast und an dir ist, daß soll deinem Nächsten nicht schädlich sein. Du sollst nicht allein den Körper totschlagen, sondern auch alles das lassen, was zum Tod dient.

11. Daraus ist klar, daß der Herr daß Wort " töten " nicht so eng spannt, daß es allein hieße, das Leben ihnen und ein Aas machen; sondern es begreift alles das Tun, aus welchem der Tod folgen müßte. Als, wenn du jemand feind bist, und gönnst ihn nicht einen Bissen Brot, wie der reiche Mann dem armen Lazarus; da müßte ein solcher Mensch deinetwegen Sterben und verderben. Du würgst ist ihn mit der Faust nicht, und bist doch ein Mörder, nach dem Spruch:. Gibst du deinem Bruder nicht zu essen, so hast du ihn erwürgt. Und 1 Johannes 3,15. " Wer seinen Bruder hasset, der ist ein Todschläger, und ihr wisset, daß ein Totschläger hat nicht das ewige Leben bei ihm bleibend "; Ursache, wo Haß ist, da fehlt nur die Gelegenheit, daß der Totschlag leicht folgen kann. Darum wer dies Gebot halten will, der muß nicht allein die Hand an sich halten, sondern das Herz soll auch ohne allen Zorn sein: daß man nicht einen so sauren Blick sehen, nicht ein hartes Wort fahren lasse, auch gegen die, da alle Welt sagen muß, sie haben alles Unglück um uns verdient.

12. Demnach zeigte Herr klar an, daß man auf vielerlei Weise dies Gebote übertrete: zum ersten, mit dem Herz, wenn dasselbe sich zu Zorn und Abgunst wider den Nächsten bewegen läßt; zum anderen, wenn das Herz heraus bricht, und der Mensch sich mit Geberden stellt, daß er zürne. Als, wenn du vor deinem Nächsten vorüber gehst, ihn nicht ansiehst mit ihm nicht reden, ihm, so er dich grüßt, nicht danken willst. Denn das Wörtlein " Racha ", daß der Herr hier braucht, bezieht sich vornehmlich auf eine saure, unfreundliche Geberde, da man einen den Zorn an den Augen oder im Gesicht ansieht, oder an der Rede hört. Zum dritten, wenn der Zorn aus dem Herzen in den Mund kommt daß man Fluch, die Leute übel ausrichtet, oder sonst nichts Gutes nachsagt. Das vierte ist das Gröbste und Ärgste, wenn es alles zusammen kommt, ein zorniges Herz, unfreundliche Geberde, zornige Zunge und zornige Hand, daß man dazwischen haut und würgt, oder begehrt zu würgen. Ob nun wohl immer ein Grad schwerer ist denn der andere (denn der Herr selbst teilt sie und macht Unterschied der Strafen), so sind sie doch alle, der geringste sowohl als der höchste, Sünde wider dies Gebot: also das wer nur im Herzen einen Widerwillen, Zorn oder Ungunst gegen den anderen trägt, heißt und ist vor Gott auch ein Totschläger.

13. Da bedenke du nun wohl, ob du dies Gebot so rein dein Leben lang gehalten hast, oder noch halten könntest, wie es Christus zu halten befiehlt. Du wirst aber bekennen müssen, wenn du kein Heuchler sein willst, daß du es nicht allein gehalten hast, sondern daß es dir ganz und da unmöglich ist. Wie sollst du nun tun? Denn wie Gott die Übertreteung seines Wortes will strafen, zeigt Moses mit klaren, deutlichen Worten an, da er spricht, 5. Mose 27,26.: " verfluchte sei, wer nicht alle Worte des Gesetzes erfüllt, daß er danach tue ". Also sollst du tun, wie hier Christus dich lehrt: daß du dich ja hütest und kein Schriftgelehrter noch Pharisäer wirst, daß du dich darum wolltest für fromm halten, ob du schon mit der Faust nicht totgeschlagen hast; sondern habe Achtung auf dein Herz, deinem Mund, deine Geberde, und wenn du merkst, daß der Zorn dich ergriffen hat, da kehre schnell zu Gott, und sprich: Herr, ich armer Sünder habe hier wider das fünfte Gebot getan, haben nicht erzürnen lassen, habe mich unfreundlich mit Worten und Geberden gegen meinen Nächsten gehalten; vergibt mir diese meine große Sünde, und verleihe mir deine Gnade, daß ich mich bessere und hinfort solches nicht mehr tue. Das ist ein Stück, daß du tun sollst, welches die Pharisäer nicht tun, die in aller Sicherheit gehen, solchen Zorn für kleine Sünder achten, und um Vergebung solcher Sünde nicht bitten.

14. Danach soll auch das folgen, daß du dich mit Ernst angreifst, dem Zorn den Zaum nicht zu lang lassest: sondern wo du ihn schon aus dem Herzen sobald nicht lassen kannst, daß du doch solche Sünde erstlich deinem Gott von ganzen Herzen bekennst und klagst und um Vergebung bittest; und danach dich übst, daß solcher Groll, der im Herzen nicht ganz vergessene ist, sich nicht dort wieder einwurzle und mit der Zeit wieder heraus breche, und sich mit und freundlichen Geberden, bösen Worten und streitiger Hand beweise, sondern zum wenigsten den Zorn verbergen, freundlich mit deinem Nächsten redest. Da findet denn ein gut Wort auch einen guten Boden, und du wirst es erfahren, wenn du dich so verhälst, der Zorn von Tag zu Tag aus dem Herzen weichen und gleich wie ein Rauch vergehen wird.

15. So taten die Pharisäer nicht. Den Zorn im Herzen, die unfreundliche Geberde, ja, wohl auch die bösen Worte hielten sie für keine Sünde; ließen sie deswegen frei und ohne Scheu gehen. Denn dies Laster, der Zorn, hat die Unart, daß er sich fein schmücken kann. Denn da machen wir uns solche Gedanken:. Der hat mir diese und das getan; sollte ich nicht sauer sehen noch darum zürnen, so trete ich Unrecht; denn ich würde ihn sonst in seinen bösen Vorhaben stärken. Ich muß den Buben ein wenig mürbe werde lassen, er würde sonst gar zu wild und frech. Wenn nun das Herz zuvor zum Zorn geneigt ist, und der Wahn dazu kommt, also tue man recht und wohl daran, daß man zürne mit dem Nächsten um seiner Untugend willen; da geht das Feuer dann erst richtig an und der Teufel hat sein Spiel gewonnen, daß der Groll von Tag zu Tag je länger je größer und die Herzen je länger je mehr gegen einander erbittert werden. Dar warnt der Herr vor, daß wir uns solche pharisäische in Gedanken nicht verführen lassen; sondern rechtschaffene Christen sein sollen, die entweder recht tun, oder doch das Unrecht bekennen und Gott um Gnade bitten, daß er vergeben und uns reine Herzen geben wolle.

16. Wer sich nun also in den zehn Geboten übte, meinst du nicht, er würde nicht jede Stunde Ursache haben, seine Sünde zu beichten, zu beten und sich im Glauben und Wort zu üben? Denn das Beichten muß sein, wenn der Zorn oder andere Lüste uns angreifen, daß wir es nicht leugnen noch entschuldigen, sondern Gott bekennen und ihm von ganzem Herzen beichten, daß wir Unrecht getan haben. Da muß danach das Beten auch folgen, daß Gott solches uns nicht zurechnen soll, sondern vergeben, und uns, um Christus willen, durch seinen Heiligen Geist frömmer machen. Auf solches Gebet soll der Glaube folgen, daß wir nicht zweifeln, es sei uns durch Christus diese und andere Sünde vergeben.

17. Das heißt, sich recht üben im Gesetz oder den zehn Geboten, da ist es nicht nötig, sich nach anderen guten Werken wo der Gottesdienst umsehen; wie der Papst uns sein Haufe tut, der steckt bis über die Ohren in der pharisäischen Gerechtigkeit. Wie denn der Spruch, damit sie, eben wie die Pharisäer, daß fünfte Gebot allein auf das äußerliche Werk gedeutet haben, zeuget:. Den Groll, sagen sie, sollst du fallen lassen; aber die Geberde das Grollen ist nicht nötig fallen zu lassen. Das ist, wenn dir jemand Leid tut, der hüte dich, daß du ihm darum feind sein willst, oder ihn schlagen; daß du aber mit ihm nicht redest, keine Gemeinschaft mehr mit ihm hast, ist keine Sünde. Darum haben sie die zehn Gebote für ein schlechtes Ding gehalten, mit denen allein weltliche Leute umgehen sollen. Sie aber haben sich eigene und höhere Gottesdienste und Werke erfunden. Aber wer mit den zehn Geboten umgehen wollte, wie ich jetzt von dem fünften allein gesagt habe, ich meine, der sollte zu schaffen genug gewinnen, daß er sich nach andere Übung oder Gottesdienste nicht dürfte umsehen.

18. Nun macht es aber der Herr über den Maßen heftig, will, so wir anders wollen Christen sein, daß wir stets in solcher Übung der zehn Gebote uns üben. Denn es ist ein harter Spruch, da er am ersten sagt:. " Es sei denn eure Gerechtigkeit besser, denn der Pharisäer und Schriftgelehrten, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen ". Also beschließt er am Ende, und macht zwei Parteien. Denn wo Zorn und und Einigkeit ist, der sind allewege zwei Parteien: die eine, die Unrecht tut und den anderen Teil beleidigt; die andere, die beleidigt wird. Dem nun, der zum Zorn Ursache gegeben und andere beleidigt hat, sagt er Herr hier, daß er falsch denke, und mit Gott und dem Gottesdienst falsch liegt, so lange, bis er sich zuvor versöhnt habe, und spricht also:

Wenn du willst opfern deine Gabe, und wirst allda vor dem Alter eingedenk, daß dein Bruder eine Sache zu dir hat, so laßt deine Gabe da, und versöhne dich zuvor mit deinem Bruder.

19. Geschieht solches nicht, so ist dein Opfer und Gottesdienst vergebens, und Gott hat keinen Gefallen daran.

20. Mit diesen Worten trifft der Herr der Pharisäer Gedanken sehr fein, die meinten, sie wollten Gott einen Rauch vor die Augen machen, daß er ihren Neid und Haß im Herzen wieder den Nächsten nicht sehen sollte, und andere Leute sollten sie auch für fromm halten. Nein, daß tut es nicht; du täuscht dich selbst. Gott sieht am ersten auf dein Herz, wie es hingegen deinen Nächsten steht. Findet er es in Haß und Neid, so denke nicht, daß er einen Gefallen an deinem Opfer oder Gottesdienst habe. Denn weil er geboten hat:. " Liebe deinen Nächsten wie dich selbst ", so will er vor allem denselben Gehorsam von dir haben, oder will deiner gar nicht. Denn was sollte das für ein Handel sein, daß du wolltest unserm Herrn Gott einen Ochsen, der zehn Gulden Wert ist armer Schenkel, und daneben deinen Bruder totschlagen? Das hieße, da einen Pfennig geben, und an einem anderen Wort hunderttausend Gulden stehlen. Das soll und kann nicht sein. Willst du Gott dienen, so diene ihm mit solchen Herzen, daß deinem Nächsten nicht feind ist, oder wisse, daß dein Dienst vor Gott ein Greuel ist.

21. Daher kommt es, daß viele, wenn sie in Uneinigkeit mit ihren Nächsten stehen, sich vom Sakrament enthalten und kein Vater Unser beten wollen. Denn es stößt sie das Wort vor die Stirn, da sie beten:. Vergib uns unsere Schuld, wie wir unseren Schuldigern auch vergeben, so sprechen sie das Urteil wider sich selbst, daß Gott ihnen auch nicht vergeben soll. Das ist auch wahr, darf auch niemand anderes denken: willst du nicht vergeben, so wird dir Gott auch nicht vergeben, daß wird nie anders werden. Darum bedenke, was du dir selbst für ein Bad zu richtest, wenn du den Zorn behälst und nicht fahren läßt. Denn deine Sache wirst du damit nicht besser machen, so du nicht beten noch zum Sakrament gehen willst, sondern nur schlimmer. Denn wie dich Gott findet, so richtet er dich.

22. Darum folge dem Rat Christi, demütige dich vor Gott, und bekenne deine Sünde; danach versöhne dich auch mit deinem Nächsten, und laß den Zorn fallen. Alsdann opfere deine Gabe. Sonst hörst du hier daß du mit Gott nicht einig bist, der sich deiner Gebete und Opfer nicht gefallen lassen will. Das meint Christus, daher spricht:. " Laß deine Gabe vor dem Altar ". Als sollte er sagen:. Du richtest doch damit bei Gott nichts aus. Das ist der eine Teil, der zum Zorn Ursache gibt und beleidigt seinen Nächsten. Der soll nicht allein vor Gott sich demütigen, und bekennen, er habe Unrecht getan, sondern auch vor seinem Nächsten; und danach auch Vergebung bei Gott erwarten.

23. Der andere Teil nun, der beleidigt ist, und meint, er habe gute Ursache, daß er zürnen solle, dem warnt der Herr auch, daß er gern vergeben und sich nicht lange soll feiern lassen. Denn da, sagte Herr, sei eine große Gefahr. Denn wo du dich lang bitten und zur Sühne nicht gütig wolltest finden lassen, so würde dein Gegenteil die Sache dem Richter, Gott im Himmel, befehlen und sagen: Herr, ich habe getan, was ich soll: bei dir finde ich Gnade, aber bei den Leuten nicht. Wo nun Gott dir zuvor kommt, was, meinst du, daß das Urteil sein wird? Nehmen wird er dich, der du nicht vergeben noch vergessen willst, und dem Diener überantworte und in den Kerker werfen lassen. Dar wirst du nicht heraus kommen, du habest denn bezahlt bis auf den letzten Pfennig. Das ist, da soll keine Gnade sein, wie er in Lukas 6,38.: " mit dem Maß, damit ihr messet, wird man euch wieder messen ".

24. Also will der Herr zu beiden Teilen haben, daß man barmherzig sein, den Zorn fallen lassen und jedermann freundlich sein soll. Sonst ist das fünfte Gebot da, und verklagt uns, daß wir Todschläger sind vor Gott; deswegen wird die Strafe auch nicht ausbleiben. Solche Lehre und Leben soll unter den Christen bleiben und fleißig geübt werden. Sonst geschieht Gott ein Ungefallen daran; und wir tun und selbst schaden, nicht allein am Leid und Gut, sondern auch an der Seele, wie der Herr droht.

25. Aber außer dem Christenstand oder Reich Christi, in weltlichen Ämtern und Ständen, da hat das fünfte Gebot einen anderen Gang und eine andere Kraft. Da hat Gott einen besonderen Befehl gegeben, dem man folgen und nachkommen soll. Denn wer im welchen Regiment ist, der hat Befehl, daß er zürnen, strafen und Würden soll, wo etwas Unrechtes von den Untertanen begangen wird. Also, Vater und Mutter im Haus haben einen besonderen Befehl von Gott über die Kinder, daß sie nicht dazu lachen sollen, wenn die Kinder sich vergriffen haben; sondern sie sollen schimpfen und getrost strafen. Das heißt sie Gott; und wo sie es nicht tun, sind sie Gott ungehorsam und tun wieder ihr Amt und Befehl.

26. Darum hatte es die Meinung nicht, daß ein Dieb zum Richter sagen wollte:. Hänge mich nicht; denn im fünften Gebot steht geschrieben:. Du sollst nicht töten. Solches mag er zu seines gleichen sagen, der nicht im Amt ist. Aber die Obrigkeit hat den Befehl, sie soll das Schwert brauchen, daß dem Übel gewehrt werde. Also würde es sich nicht reimen, daß eine Magd im Hause, wenn sie unordentlich, faul, zur Frau sagen wollte: Liebe Frau, ihr seid eine Christin, denkt an das fünfte Gebot, daß ihr mit mir nicht zürnt; denn es ist verboten. " Wer mit seinem Nächsten zürnt ", sagt Christus, " der ist des Gerichts schuldig ". Nein, Magd, Gott hat hier eine andere Ordnung gemacht. Du bist eine Magd und sollst deines Amtes, und was man dir befiehlt, fleißig ausüben. Tust du es nicht, so soll man dir nicht gute Worte als Lohn geben, sondern dich darum strafen.

27. Das hat Gott nicht allein Herren und Frauen im Hause, sondern im weltlichen Regiment der Herrschaft aufgelegt, die Macht solcher Zorn ebensowenig zu Unchristen, als das Amt und der Beruf, den sie haben. Das aber würde sie zu Unchristen machen, wenn sie ihren Beruf verlassen, und Haus-und Zucht durch ein unordentliches Wesen ersetzen würden. Das also der Unterschied bleibe:. Im Reich Christi sollt kein Zorn sein, sondern nur Freundlichkeit und Liebe, daß das Herz gegen niemand bitter sei, auch weder Mund noch Hand jemand betrübe. Aber in der Welt Reich und Hausregiment, da sollen Mund und Hand nach eines jeden Stand und Amt tun und schaden allen, die sich falsch Verhalten, und nicht tun, was ihnen befohlen ist. Denn da gilt es nicht schonen oder barmherzig sein, sondern strafen. Wer aber die Strafe läßt, der verursacht dem höchsten Richter, Gott selber, daß er kommen und das Übel strafen muß. Dar an hat man wenig Vorteil. Denn wenn Gott kommt, so kommt er bestimmt und straft.

28. Das ist die Lehre des heutigen Evangeliums. Unser lieber Herr Gott helfe uns mit seinem Heiligen Geist, daß wir als Christen uns gegen einander halten, und ein jeder in seinem Amt und Stand fleißig sei, Armen.

Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Am 7. Sonntag nach Trinitatis


Markus 8,1 - 9

Zu der Zeit, da viel Volks da war und hatten nicht zu Essen; rief Jesus seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen:. Mich jammert des Volks; denn sie haben nun drei Tage bei mir beharret, und haben nichts zu essen; und wenn ich sie ungegessen von mir heim ließe gehen, würden sie auf dem Wege verschmachten. Denn etliche waren von ferne gekommen. Seine Jünger antworteten ihm:. Woher nehmen wir Brot hier in der Wüste, daß wir sie sättigen? Und er fragte sie:. Wieviel habt ihr Brots? Sie sprachen:. Sieben. Und er gebot dem Volk, daß sie sich auf die Erde lagerten. Und er nahm die sieben Brote und dankte und brach sie und gab sie seinen Jüngern, daß sie dieselbigen vorlegten; und sie legten dem Volke vor. Und hatten ein wenig Fischlein; und er dankte und hieß dieselbigen auch vortragen. Sie aßen aber und wurden satt, und huben die übrigen Brocken auf, sieben Körbe. Und ihrer war bei 4000, die da gegessen hatten; und er ließ sie von sich.


1. Dies Wunderwerk hat unser lieber Herr Jesus zweimal getan. Denn ein anderes Mal hören wir, daß er mit fünf Broten und zwei Fischen 5000 Mann, ohne Weib und Kinder, gespeist hat, und sind 12 Körbe Brocken übriggeblieben. Im heutigen Evangelium aber hört ihr, wie mit sieben Broten und ein wenig Fischlein Viertausend gespeist und sieben Körbe voll übergeblieben sind.

2. Es scheint aber, als sei solche Wunderwerk darum auf diese Zeit zu predigen verordnet, auf das die Leute lernten, weil jetzt zur Zeit des Jahres die Ernte angeht, daß man die Früchte auf dem Feld beginnt einzuführen, daß jedermann durch dies Evangelium erinnert würde, daß es Gottes Segen sei, und Gott noch heutigen Tages mit uns das Wunder tut, daß er dazu mal in der Wüste getan hat, daß er mit einem wenigen durch seinen Segen weit reichen, und viele speisen und ernähren könne; auf das, wo gleich ein geringer Vorrat, oder das Getreide übel geraten ist, wir dennoch an diesem Trost halten, daß es nicht an dem allein gelegen sei, ob man viel habe, sondern an den Segen unseres lieben Herrn Christi.

3. Denn das ist der schändlichen, ungläubigen Welt eigentliche Unart: wenn sie nicht aller Dinge eine Fülle sieht und hat, so will sie bald verzweifeln, als müßte sie Hungers sterben. Und zwar Gott hat uns nun viele Jahre reichlich versorgt; noch hilft es nicht, es ist als wenn jedermann verhungern will. Dazu helfen die Geizhälse und Wucherteufel, die mit Korn und Wein zurück halten, wollen es den Leuten nicht um einen Pfennig verkaufen, sondern warten, bis es teurer werde, daß sie mehr Geld dafür bekommen. Das sind Unchristen, die von solchen Segen und Wunderwerk nichts wissen noch glauben; sonst würden sie mehr auf Gottes Wort sehen und sich an dasselbe halten, und alle Sorge dem reichen Gott im Himmel befehlen, der das kleine segnen und viel daraus machen kann.

4. Wir sehen aber hier zweierlei Trost, nämlich: das unser lieber Herr Christus beide, die Seele mit dem Wort und den Leib mit dem Brot versorgen will; auf das, ob er wohl die seinen läßt eine Zeitlang Mangel leiden, arm und verachtet sein (denn alle Welt ist ihnen feind, und der ihnen nicht einen wissen Brot), sie dennoch daran nicht zweifeln sollen, er wolle dafür sorgen, daß sie nicht Hungers sterben, und ihnen ein ziemliches Auskommen schaffen, mit welchem sie sich behelfen können.

5. Nun geht aber der Herr mit solchen Segen um nach der Regel, die er gibt in Matthäus 6,33:. " Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes, so wird euch das andere alles zu fallen ". Denn der Evangelist meldet, wie das Volke wohl drei Tagen bei dem Herrn beharret habe. Was meinst du aber, daß sie bei ihm getan oder gesucht haben? Ohne Zweifel anderes nicht, denn daß sie dem Wort nachgegangen und dasselbe zu hören begehrt haben. Das ist danach die Ursache, daß er sich ihrer so herzlich annimmt, und denkt, er müßte sorgen, wie sie zu Essen kriegen, daß sie nicht verschmachten.

6. Daß also dieses die vornehmste Lehre sein soll, daß wir am ersten nach dem Reich Gottes und dem Wort trachten, und demselben nachgehen sollen. Wenn das geschehen ist, so sollen wir danach dem Herrn Christus für den Bauch sorgen lassen. Denn er hat es schon beschlossen, wenn wir seines Wortes Schüler sind, daß wir nicht des Hungers sterben sollen. Daher spricht er:. " Mich jammert des Volks ". Und ist gewiß, ehe es sollte an Brot mangeln, es müssen die Steine zu Brot werden.

7. Eben so sagte Markus oben auch im sechsten Kapitel, da Christus die 5000 Mann in der Wüste speiset, daß er sei übergefahren und in eine Wüste gegangen. Da aber das Volke sei sein inne geworden, sind sie aus allen Städten und Flecken ihm nachgelaufen. Als er aber das große Volk gesehen hat, spricht Markus, jammerte ihn derselben, denn sie waren wie die Schafe, die keinen Hirten haben, und fing eine lange Predigt an.

8. Das ist der erste Jammer, welchen der Herr, als der rechte Hirte und Bischof der Seelen, ansieht, daß sie war wie eine zerstreute Herde. Gleichwie wir unter dem Papsttum auch gewesen sind: der rief St. Barbara, jener St. Katharina an; da war kein richtiger Prediger, der uns auf die rechte Weide geführt (das ist, die reine Lehre vorgehalten) hätte; alles schwebte und lebte es in Abgötterei und Irrtum. Also, sagt Markus, war es mit dem armen Volk bei den Juden auch: da waren Priester und Leviten geordnet, daß sie sollten predigen von dem zukünftigen Christus und seinem Gnadenreich. Aber was taten sie? Sie wurden aus Hirten schädliche Wölfe, predigten ihre eigenen Träume, daß die armen Schäflein verschmachteten. Eben wie wir im Papsttum, dann niemand wußte, wie er mit Gott dran war: daß Gott um Christus willen uns wollte gnädig sein, und Sünde vergeben. Jedermann meinte, sollte er selig werden, so müßte er mit seinen Werken und Leben dazu helfen. Das ist der erste Jammer und Schade, den der Herr an dem armen Volk sieht, läßt sich den zu Herzen gehen, tut ihnen eine schöne lange Predigt; als sollte er sagen:. Was machen doch die heillosen Priester und Leviten? So viel Volks ist da, wollten gern etwas von unserm Herrn Gott hören und lernen; aber da ist niemand, der sie lehre und führe; die es tun sollen, haben mit ihrer Pracht, Geiz und Hoffart zu tun.

9. Darum spricht Markus:. " Sie waren wie die Schafe, die keinen Hirten haben ". Ach, Herr Gott, wenn ein Schaf keinen Hirten hat, so ist es ein armes und verlassenes Tier. Es hat Not, wenn es keinen Hirten, Hund oder Stall hat. So ist es mit uns armen Leuten auch. Sollte der Teufel nicht da regieren, wo kein Wort Gottes noch rechte Predigt ist; weil die genug zu schaffen haben, daß sie vor dem Wolfe sicher bleiben, die das Evangelium gern hören, fleißig beten, dazu auch fromme Pastoren und treue Seelsorger haben? Darum, wo man Gottes Wort nicht rein hat, und niemand weiß, wie er beten und sich Gott befehlen soll, da ist es sehr bald geschehen, daß sich die Leute bereden lassen, daß er diesen, jener einen anderen Heiligen zum Heiland nimmt, und also alle in die Irre und unter diese Wölfe kommen.

10. Solchem Jammer und hoher Not wehret der Herr hier am ersten damit, daß er Predigt, und die irrigen Schäflein durchs Wort lockt und zusammenbringt. Darum haben wir große Ursache, diese Wohltat zu bedenken, und solche freundliche und liebliche Augen unseres lieben Herrn Jesu Christi zu rühmen, daß er den Leuten so in die Herzen hinein sieht, und nimmt sich so herzlich ihres Irrweges an, weil sie so dahin gehen oder Hirten. Darum, ob er wohl seiner Ruhe wegen, wie Markus sagt, in die Wüste gewichen, dennoch macht er sich hervor, und jammert ihn des Völkleins, daß sie geistlich Hunger leiden und verschmachtet sind, und tut ihnen eine lange Predigt, speiset und tröstet sie also erstlich an der Seele.

11.. Also ist es im heutigen Evangelium auch, da der Evangelist anzeigt: das Volks sei drei ganze Tage bei dem Herrn Christus beharret, ohne Zweifel, daß sie Predigten von ihm gehört haben. Und wäre gut, daß solche Predigten geschrieben wären; aber die Evangelisten haben allein das Werk melden wollen.

12. Das ist nun das erste Stück, daß unser lieber Herr Christus sorgfältig ist, und hat ein trauriges Herz über die verlassenes Seelen. Läßt deswegen sein Gebet anstehen, daß er gegen seinen Vater zu tun hat, nimmt sich des armen Völkleins an und predigt ihnen.

13. Weil er nun ein solches Herz hat, wie, meinst du wohl, wie er am jüngsten Tag empfangen werde die unfleißigen Pastoren, die ihres Amtes nicht treu waren, dazu wohl ihre Pfarrkinder noch verführen? Gleich, Fürsten und Herren, die das Volk zur Abgötterei zwingen, und das Wort nicht rein lassen wollen? Sonderlich aber, was wollen hier unsere Bischöfe sagen und wie wollen sie sich verantworten, welche den Namen führen und das Amt rühmen, Gott habe sie zu Bischöfen und Seelsorgern gemacht, und tun doch nichts, denn daß sie wissentlich das Volk in Abgötterei halten, und zur rechten Erkenntnisse des Wortes und rechten Gottesdienstes nicht kommen lassen wollen, strafen dazu ihre Untertanen an Gut und Leid, wenn sie der Abgötterei nicht folgen wollen.

14. Gleich, was wollen Vater und Mutter sagen, die ihre Kinder nicht fleißig zur Kirche und dem Wort halten? Da wird er ohne Zweifel sagen:. Ihr Herren und Frauen, ihr Könige und Fürsten, ihr habt so viel Seelen unter eurem Gebiet gehabt, die solltet ihr zu Gottesfurcht gezogen und fleißig zum Wort gehalten haben; aber ihr habt es nicht getan, habt sie lassen ruchlos werden und ohne alle Gottesfurcht aufwachsen. Von wem sollte ich für solchen unsäglichen Schaden Rechenschaft fordern? Von niemand, denn eben von euch Eltern, Herren und Frauen, Könige und Fürsten, denen ich befohlen habe, darauf zu sehen, daß eure Kinder, Gesinde und Untertanen etwas lernen. Denn darum ist Vater und Mutter, Fürsten und Herren nicht da, daß sie ihren Kindern und Untertanen allein Frieden schaffen und den Bauch füllen; sondern sie sollen auch mit allen Fleiß dazu tun, daß Kinder, Gesinde und Untertanen zur Wahrheit und Erkenntnis des Wortes geführt, und also vor allen Dingen die Seele ihre Speise habe, daß die Menschen gottesfürchtig, fromm und selig werden.

15. Darum ist das das höchste und größte Werk und der vornehmste Gottesdienst, den wir auf Erden tun können, daß wir andere Leute, und besonders die uns befohlen sind, zur Erkenntnis Gottes und dem Heiligen Evangelium bringen. Solchem guten Werk ist der Teufel sehr feind, setzt sich heftig dagegen mit Rotten und Verfolgung. Neben dem ist es an sich selber ein sehr schweres Ding und kostet viel Mühe und Arbeit, ehe man die Kinder und das junge Volk ein wenig auf die Beine bringe, daß sie die Lehre annehmen um gottesfürchtig werden.

16. Diesen Gottesdienst und das größte Almosen richtet der Herr hier am ersten aus, hilft den armen Leuten an der Seele. Das heißt den Sabbath recht geheiligt, damit Gott mehr gedient und den Leuten besser geholfen ist, denn wenn der Herr einem jeglichen unter ihnen, die seine Predigt gehört, hätte tausend DM geschenkt. Denn die geistliche Speise übertrifft weit die leibliche, durch welche der Mensch ewig lebe.

17. Diesem Beispiel sollen Vater, Mutter, Herren, Frauen und Regenten folgen, so könnten sie an ihren Kindern, Gesinde und Untertanen den Himmel verdienen, das ist, daß höchste und Gott wohlgefälligste Werk tun, wenn sie also am ersten den Seelen helfen, daß sie nicht zum Teufel führen.

18. Nach diesem geistlichen Almosen (nach der Predigt, welches billig das reiche Almosen heißt) geht das andere geringere Almosen auch an, daß der Herr auch dem Leibe will helfen. Denn Christus ist nicht darum gekommen, daß er Seele oder Leib verderben will; er will überall gern helfen. Darum hat es die Meinung nicht, daß sich ein Mensch zu Tode faßten oder beten soll. Aber doch soll die Übung dermaßen sein, daß der Leib gesund bleibe. Wer aber dem Leibe Schaden tut (wie im Papsttum in den Klöstern von vielen geschehen ist, die sich mit gar zuviel Beten, Fasten, Singen, Wachen, Singen und Kasteien verdorben haben, daß sie vor der Zeit haben Sterben müssen), der ist sein eigener Mörder, davor hüte dich, als vor einer großen Todsünde.

19. Sirach spricht im 33. Kapitel Vers 25.: " dem Esel gehört sein Futter, Geißel und Last; also dem Knecht sein Brot, Strafe und Arbeit ". " Doch, spricht er bald danach, Vers 30, lege keinem zuviel auf, und halte Maß in allen Dingen ". Der Leib ist sterblich, darum muß er seine Futter haben, daß er gesund bleibe. Danach soll er nicht müßig gehen, sondern etwas vorhaben und arbeiten, sonst wird er geil und unruhig. Zum dritten muß die Geißel oder Strafe auch da sein, daß er immer anhalte und fortfahre, nicht faul und nachlässig werde. Doch soll es ein Maß haben. Denn der Mensch kann nicht immerdar arbeiten, er muß auch seine Ruhe haben, ohne welche niemand lange kann. Daher hat auch Gott nicht allein den Tag zur Arbeit, sondern die Nacht zum Schlaf und Ruhe geordnet, und wir halten Mittagsstunde zum Essen. Denn Gott ist kein Mörder, wie der Teufel, welcher damit umgeht, daß die Werkheiligen sich zu Tode faßten, beten, wachen sollen. Aber Gott hat daran keinen Gefallen; sondern also heißt es:. Halte Maß in allen Dingen, wie der weise Mann vermahnt.

20. Das ist der andere Trost, daß wir uns recht lernen in die Sache schicken und vornehmlich nach dem Wort Gottes trachten. Ob wir nun dasselbe in der Wüste suchen und Mangel darüber leiden müssen, da liegt es nicht dran. Wir haben einen reichen Herrn, der sich unserer Not annimmt und für uns sorgt, auf eine viel bessere Weiße, denn wir für uns selbst sorgen können. Denn wir können doch mit unserer Sorge nichts ausrichten. Aber wo Christus sorgt, da muß sich alle Fülle finden, wenn auch nichts da ist, wie man hier sieht.

21. Die Apostel sorgen auch, aber viele auf eine andere Weise, denn Christus; sie sprechen:. " Woher nehmen dir Brot in der Wüste, daß wir sie sättigen? " Das heißt ja sorgen; aber von solchem Sorgen wird der Sache nicht geholfen. Dagegen, da Christus sich des Volkes annimmt, und denkt, wie er ihnen Essen schaffe, obgleich nur sieben Boote da sind und ein wenig Fischlein; so reicht ist doch soweit, daß 4000 Mann genug daran haben, und bleibe noch sieben Körbe voll Brocken über; Weib und Kinder sind nicht gezählt, derer werden ohne Zweifel auch viel gewesen sein.

22. Nun sage mir, ist es nicht wahr, wer gewiß könnte wissen, daß er mit einem einigen Gulden soweit könnte reichen und so lange davon zehren, als ein reicher Mann von 10000, der würde es sich freilich nicht anfechten lassen, ob er gleich nur einen Gulden hätte, und würde jenen mit den 10000 Gulden nichts reicher achten denn sich. Wo aber jener auf seinen großen Haufen pochen und trotzen wollte, würde dieser noch sein dazu Spotten und sprechen:. Du hast zumal eine vergebliche Freude; denn auch du gleich viel hast, so hast du doch keinen Vorteil vor mir, ohne daß du mehr zählen mußt, denn ich; sonst müssen dir deine 10000 Gulden ebensobald zerrinnen, als mein einziger Gulden.

23. Wie kommt es denn, daß wir, so alle Christen sind, oder wollen es ja zum wenigsten alle sein, nicht durchaus auch also tun, uns weder der Fülle oder des Überflußes trösten, und vor dem Mangel nicht erschrecken, noch sorgfältig darüber werden? Denn so wir Gottes Wort treulich und fleißig anhangen, soll es nicht Mangel haben; Christus sorgt für uns, und muß folgen, daß wir zu Essen haben. Denn da liegt es nicht dran, ob wir etwas oder wenig haben; es liegt an seinem Segen. So er denselben zu dem geringen Vorrat schüttet, den du hast, so wird hier nicht allein nicht zerrinnen, sondern es muß solches Segens halben auch überschießen, und mehr da bleiben, denn am Anfang da gewesen ist

24. Das sollten wir wo lernen, so würden wir nicht allein uns nichts bekümmern, obgleich Mangel vorfiele; sondern auch dem Geiz, der uns sonst immerdar ängstet, wehren können. Denn die Unart haben wir alle an uns, daß wir denken, wer viel habe, der dürfe desto weniger sich der Gefahr besorgen, und könne desto weiter reichen. Daher kommt es, daß jedermann gern viel haben will, und kommen die Leute endlich dahin, daß sie weder nach Gott noch den Leuten fragen, wenn sie nur ihren Geiz nachkommen und viel Gutes zusammen können scharren.

25. Wer nun fleißig diesem Wunderwerk nachdächte, der würde andere Gedanken fassen, und sich weder der Fülle trösten, noch den Mangel schrecken lassen denn er würde sein Herz dahin richten und schließen:. Wer Christus hat, der hat einen solchen Haushalter, der aus wenig viel, ja, aus nichts alles machen kann. Dagegen nur Christus mit seinem Segen nicht ist, der müssen großer Haufen zerschlagen und von Tag zu Tag abnehmen.

26. Diese sieben Brote hier und die Fischlein haben vielleicht für den Herrn selbst und seine Jünger gehört auf eine Mahlzeit. Denn weil der Herr im Brauch hatte, daß er oft sich von den Leuten eine Zeitlang tat, Betens und anderes wegen, mußten die Jünger auf solches Reisen sich mit dem Essen schicken. Da aber so viel Volks zum Herrn kommt, und diese Not vorfällt, daß sie nicht zu Essen haben, muß dieser Vorrat dazu dienen, daß die ganze Menge damit gespeist werde. Sobald nun der Herrn die sieben Brot nimmt, sie bricht und den Jüngern gibt, dieselben dem Volk vorzulegen, wachsen sie unter seinen Händen zusehends, daß er immer, daß er gebrochen hat, den Jüngern reicht, und bleibt ihn doch mehr in den Händen, denn er ausspendet. Diese Kunst kann er, und beweist sie auch seinen Jüngern zu gut, daß sie seinem Wort nachgehen; aber doch nicht eher, es sei denn Not und Mangel vorhanden. Darum, wer solchen Segen begehrt, der beschwere sich des Mangels nicht, daß es eine Zeitlang übel zugeht. Halte du fest am Wort und deinem Beruf, nach Christus Befehl; danach laß ihn sorgen, wie er dich ernähre.

27. Denn das hat nie kein Mensch weder gesehen noch gehört, daß ein Christ wäre Hungers gestorben. Man verfolgt sie wohl, wirft sie ins Gefängnis und tötet ihrer viele; aber wenn sie zuvor das erste und reiche Almosen hinweg haben und dem Wort glauben, so haben sie alle zu Essen gefunden und sind ernährt worden. Denn daran soll einem Christen nicht gelegen sein, ob er es gleich nicht zu gut, herrlich und viel hat, wie die reichen Leute haben. Denn hier geht es auch schlecht zu. Der Herr Christus gibt seinen Gästen ein Stück Brot und Fisch, und einen Trunk Wassers, setzt ihnen nicht zehn Gerichte, und köstlichen Wein vor, wie die Reichen pflegen, die den Überfluß haben.

28. Also will der Herr auch, daß seine Christenheit hier die kurze Zeit ihrer Wallfahrt nicht nach großem Gut streben sollen. Sondern daß sie sich an dem geringen, daß er ihnen bescherte, genügen lassen. Denn was willst du mehr, denn daß du dich des Hungers erwehren und gesunden Leib behalten könntest? An dem lasse du dir genügen. Haben es andere Leute besser, so mögen sie Gott dafür danken, und sich hüten, daß sie mit dem Überfluß nicht sündigen und zu ihrem eigenen Schaden mißbrauchen.

29. Denn man sieht, daß der Reichen Kuchen nicht jedermann dienen, und die Leute nicht lang gesund dabei bleiben; das mancher sich lieber ein Stück Brot und einen frischen Trunk Wassers wünschen sollte, dabei er möchte gesund bleiben, denn solchen Überfluß, da Krankheit und ungesunder Leib aus folgen muß. Wie man bei den Reichen sieht, die mehr nach Wollust, denn was dem Leib gesund ist und zur Notdurft dient, trachten. Darum geschieht es ihnen auch so, daß ihrer viele vor der Zeit an mancherlei Seuchen sterben. Der dagegen arme Leute, die da Essen und Trinken zu ihrer Notdurft, was sie haben, dabei frisch und gesund bleiben, und viele Jahre erreichen. Die Reichen könnten fein und mäßig zehren und leben, des Überflußes weniger machen, mit zwei, oder auf das meiste 3 Gerichten, sich behelfen, daß sie satt würden, fröhlich, guter Dinge und lustig dabei bleiben. Das tun sie nicht, sondern machen der Wollust zuviel, tun damit ihren Leib und Leben weh, daß sie noch in ihrer Jugend siech und krank werden, und vor der Zeit sterben müssen.

30. Über das, wo bleiben dabei die Armen, die das trockene Brot nicht haben können, die ja die Reichen nicht sollten Not leiden lassen, wenn sie vor den großen Unkosten und Überfluß dazu könnten kommen, den sie auf Kleidung wenden, da nicht allein überflüssig alles voll auf sein, sondern auch viel unnützlich umkommen und verderben muß? Denn die Unart haben gemein die Reichen an sich, die des reichen Mannes, Lukas 16 Schüler und Nachfolger sind, daß sie sich nicht lassen dauern, was zur Pracht, Überfluß und Wollust gehört und dient. Wo sie aber einem Armen einen Rock geben, oder sonst Hilfe tun sollen, dessen beschweren sie sich, oder tun es ungerne; und wo sie reichlich den Armen geben und helfen sollen, tun sie es unbillig, und stellen sich, als stünde ihnen ihr Verderben dann an.

31. Darum tut unser Herr Gott über die Maßen recht, daß er es ihnen entweder läßt alles zerrinnen, wo sie zuvor im Wein gebadet haben, daß sie hernach kaum das liebe Wasser haben; oder, so sie am Gut keinen Mangel leiden, müssen sie am Leib ihre Marter und Plage haben, welches verdrießlicher und weher tut. Wie man denn sieht, daß die Reichen ihre sondere Plage und Krankheiten haben, Zipperlein, Stein, Grimmen, Lähme und dergleichen. Das haben sie davon, daß sie ihres Leibes sowohl wissen zu warten, und lassen daneben die armen, dürftigen Leute Not leiden; dienen Gott solchen Mangel, den sie leiden, erstattet, ob sie gleich nur ein trockenes Brot und einen Trunk Wasser haben, daß sie doch gesund, fröhlich und guter Dinge dabei sind. Dies habe ich zu einer Erinnerung hier melden wollen, da wir hören, wie der Herr seine Gäste so kurz abspeiset, mit einem Stück Brot und einem Stück Fisch.

32. Also dient das heutige Evangelium dazu, daß wir unseren lieben Herrn Jesum Christum als einen gnädigen Herrn und Vater sollen erkennen lernen, der Leib und Seele gerne will helfen, und mit der nötigen Hilfe am ersten kommt, daß er sein Wort mit uns teilt, und dadurch lehrt, wie wir Gott erkennen und aus Gnaden sollen selig werden. Danach wer das Wort halben in Mangel kommt und leiden muß, da will er uns auch nicht lassen, sondern seinen Segen zu unserem kleinen Vorrat setzen, daß es wohl ergeben und sich mehren soll wieder aller Welt Vernunft und Gedanken. Für solche Lehre sollen wir Gott heute danken, und bitten, daß er mit seinem geistlichen und zeitlichen Segen uns durch Christus versorgen wolle, Amen.

Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Am 8. Sonntag nach Trinitatis


Matthäus 7, 15-23


Sehet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen; inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man auch Trauben lesen von den Dornen, oder Feigen von den Disteln? Also ein jeglicher guter Baum bringet gute Früchte; aber ein fauler Baum bringet arge Früchte. Ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen, und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen. Ein jeglicher Baum, der nicht gute Früchte bringet, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Darum an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Es werden nicht alle, die zu mir sagen:. Herr, Herr! In das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mehr sagen an jenem Tage:. Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweißsaget? Haben wir nicht in deinem Namen Teufel aus getrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan? Dann werde ich ihnen bekennen:. Ich habe euch noch nie erkannt, weichet alle von mir, ihr Übeltäter.


1. Diese Predigt hat der Herr getan zum Schluß der Bergpredigt, Matthäus Kapitel 5. Und das darum, daß er wohl weiß, wo unser Herr Gott eine Kirche baute, da baut der Teufel ein Wirtshaus dazu ; oder, wie man den jungen Kindern vorsagt, da unser Herr Gott einen Erdenklos genommenen und einen schönen Menschen daraus gemacht hat, da habe der Teufel solches Werk nachmachen wollen, es sind aber nur Kröten und Schlangen daraus geworden. Denn es ist allezeit so gewesen, wenn die rechte Predigt ihren Lauf begonnen hat, daß der Teufel falsche Lehre und Ketzerei darunter gemengt hat. Wie du in einem Garten siehst: da fehlt es nicht, wenn man Gutes hinein säet, so wächst Unkraut auch mit, und man hat Mühe, daß man in den guten Samen vor dem Unkraut erhalten und aufwachsen lassen kann.

2. Weil denn anderes nicht daraus wird, wir müssen wir auf Erden unter dem Teufel sein, der die Welt unter sich hat und sein Unkraut immer dazwischen sät: so vermahnt und warnt uns der Herr im heutigen Evangelium, als unser treuer Lehrer und Erzhirte unserer Seelen, daß wir uns sollen vorsehen und hüten vor den falschen Propheten. Als sollte er sagen:. Ich habe mein Wort euch geben, und treulich gelehrt, was ihr tun, und wie die zehn Gebote recht verstehen, recht beten, recht faßten, Gott Vertrauen und anderes sollt. Nun liegt es da an, daß ihr euch vorsehet, daß ihr von solcher Lehre nicht abgeführt werdet. Ich warne euch, ihr werdet euch nicht entschuldigen können; denn ich sende euch nicht unter Engel, sondern unter die Wölfe, und säe euch nicht unter den Weizen, sondern mitten unter daß Unkraut. Darum sehet euch vor, daß ihr euch nicht verführen lasset.

3. Also will der Herr, daß wir nur am Wort halten und von denselben uns nicht sollen abführen lassen. Was aber dem Wort entgegen ist, daß sollen wir hassen und fliehen, als den Teufel selbst. Darum soll niemand sicher sein, noch schlafen. Denn es wird nicht fehlen (wie zuvor gesagt), wo das Wort recht und fein ist, da bleiben die Wölfe nicht außen, sondern kommen gewiß. Wie man den sieht, erstlich in der Kirche, danach auch in weltlichem Regiment und Haushalten. Allenthalben mischt sich der Wolf ein, ob er uns von Wort reißen und Schaden tun könnte. Die christliche Kirche hat das rechte, reine Wort Gottes; dabei kann der Teufel sie nicht bleiben lassen, führt allerlei Schwärmer herrein, die von der Taufe, vom Abendmahl Christi, von Christus selbst etwas Neues uns Sonderliches bringen, die Leute dadurch Irre machen und verführen. Und wo sich solche Schwärmer finden, haben wir, als heillose, vorwitzige Leute, die Unart an uns, sobald wir etwas Neues hören, daß wir sofort darauf fallen, fallen vom Wort, und gaffen solchen Rotten und Schwärmern auch noch nach.

4. Da gehört nun diese Warnung besonders hin. Als sollte Christus sagen:. Die falschen Propheten werden nicht außen bleiben, sondern gewiß zu euch kommen, und dazu mit einem schönen, gleißenden Schein, daß ihr denken werdet, ihr habt euer ganzes Leben noch nie eine bessere Predigt gehört; werdet also dahin fallen, wie das unzeitige Obst, wenn der Wind daher kommt.

5. Denn wo ein Christi fleißig wäre, und hätte nicht mehr denn den Katechismus, die zehn Gebote, den Glauben, das Vater Unser, und die Worte des Herrn von der Taufe und Sakrament des Alters, der könnte sich gut damit wehren und bestehen gegen alle Ketzereien.

6. Aber weil wir so unfleißig daß Wort hören, und ledige Herzen behalten, die sich nicht an das Wort halten, daher kommt es, daß der Teufel solche ledigen Herzen findet, und sie in grobe und schlimme Irrtümer führt. Davor will uns der Herr gerne warnen, daß wir nicht solche leichtfertigen Herzen behalten, sondern bedächten, wie wir Gottes Wort ja wohl und fest fassen könnten. Denn er schickt uns nicht unter die Engel, sondern unter die Wölfe; da heißt es gut aufpassen. Wer nun hier der Sache will gewiß sein und nicht irren, der halte sich, spricht Christus, ein mein Wort. Das ist das rechte Licht, daß ich euch angezündet habe, und der Harnisch, damit ihr euch gegen des Teufels Stiche halten könnt, und euch fein wehren, wenn er auch gleich den Schafskleidern zu euch kommen wird.

7. Nun ist aber das schrecklich und steht uns eine große Gefahr darauf, daß der Teufel, wenn er zu uns kommt (in seinen Rottengeistern), kommt er also nicht wie ein Teufel, sondern er schmückt sich, als wäre er Gott selbst; wie er zu unserem lieben Herrn Christus auch gekommen ist, da er sprach:. " Bete mich an, so will ich dir alle Reiche der Welt geben ". Das waren nicht Worte, die der Teufel reden sollte, sondern gehören der hohen Majestät, dem ewigen Gott, zu. Denn er ist es, den man allein anbeten soll, und der allein aller Welt Reiche mächtig ist, und gibt sie nach seinem Gefallen, wem er will. Darum straft ihm Christus und spricht:. " Hebe dich, Satan ". Als sollte er sagen:. Du gibst dich gerne für Gott aus; aber ich kenne dich: du bist der Teufel. Darum müssen wir auf die Schafskleidern nicht sehen; sonst werden wir betrogen, und müßten den Teufel an Gottes statt annehmen und hören. Denn, wie gesagt, er kommt zu uns in seinen Rotten, Schwärmern und Ketzern: nicht in einer Wolfshaut, die schrecklich und jeder kennt, sondern in Schafskleidern. Denn erstlich führen sie Gottes Wort und die Schrift, rühmen viel von Christus, von Gottes Geist, wissen alles besser denn andere, machen dabei auch einen großen Schein, daß sie viel Leute an sich ziehen und großen Schaden tun. Dazu führen sie auch ein strenges, scheinbares Leben mit einem frommen Schein, daß man darauf schwören möchte, es wäre eine große Heiligkeit mit ihnen, sie meinten es recht und gut: und ist doch der leidige Teufel. Wie wir an den Wiedertäufern, Sakramentschwärmern und anderen sehen. Wo nun die Herzen unachtsam und ledig sind, nicht genau auf das Wort sehen, da schleicht der Teufel durch solcher Geister irrige Lehre ein, wie eine Schlange in einen Menschen, der im Gras schläft.

8. Deswegen sollten wir unseres Herrn Christi treue Warnung mit Fleiß annehmen, und nicht solche Maulaffen sein, die nichts können, denn das Maul offen halten und immer nach einem Neuen gaffen. Wir sollten daß Wort fleißig hören, fest daran halten, und alle Lehre nach dem Wort richten und urteilen; so würde der Teufel nicht so leicht einen Schaden tun.

9. In weltlichem Regiment geht es auch also zu, welches gleich ein Beispiel und Gemälde der christlichen Kirche ist. Wenn die Fürsten sicher und unfleißig sind, nicht selbst ihres Amtes und Befehls warten, so wird das Land voll Heuchler. Denn sie trauen hier, sie trauen da, verlassen sich auf ihre Amtleute; die halten so Haus, wie es ihnen am besten nutzt. Darüber wird der arme Mann vergessen und beschwert; da gibt Gott endlich bösen Segen zu. Denn es ist nicht recht, daß Herren ihre großen Sachen und Händel wollen anderen befehlen und jedermann trauen, und sich der Händel nicht selbst annehmen. Sie sollen selbst in das Spiel sehen, Rechenschaft selbst einnehmen, und nicht weiter glauben, denn sie sehen, so würden sie desto weniger getäuscht.

10. Also ist es auch im Haushalten. Wenn Herr und Frauen schnarchen, und dem Gesinde alles unter die Hände lassen und auf ihr gut Vertrauen stellen, so geht es nach dem Sprichwort:. Ist der Meister nicht da, tanzen in die Mäuse auf dem Tisch. Wahr ist es, trauen soll und muß man; denn es ist ein schändliches Ding wer immer nur mißtrauisch ist, niemand etwas gutes zutraut: aber es soll alles auch ein Maß haben, daß man nicht zuviel traue; sondern selbst mit zu sehr, und durch zuviel Vertrauen, wie häufig geschieht, dem Gesinde nicht Ursache zum sündigen gebe.

11. Nun soll aber das Gesinde auch nicht sicher sein, sondern fleißig sich halten nach dem Befehl ihrer Herrschaft, und sich durch böse Gesellschaft davon nicht abführen lassen. Denn wie kann es da wohl zu gehen, wenn Vater und Mutter zum Kinde, Herr und Frau zum Gesinde sprechen:. Tue das; daß sie sich ihre Gesellen überreden lassen, daß sie daß, so ihnen befohlen ist, lassen anstehen und etwas anderes tun? Gehen dabei spazieren, spielen, zechen, wo sie doch im Hause arbeiten, daß und jenes tun sollten. So eine Gesellschaft stellt sich aber nicht, daß sie böse wären, sondern geben sehr gute Worte; aber weil sie zum Ungehorsam Ursache geben, ist es der leidige Teufel; dem sollst du nicht folgen.

12. Mancher Knecht oder Magd hat einen guten Dienst bei ehrlichen frommen Leuten, die nicht gern Unzucht oder Leichtfertigkeit an den ihren sehen oder leiden wollen. Aber was hat der Teufel durch böse Mäuler zu schaffen? Hier kommt eins, dort eins, und sagt:. Was willst du?, willst du dich einsperren lassen und so hart halten lassen? Du könntest keine Sache wohl verbessern, an einem Ort sein, wo es dir besser ginge, wo du mehr Lust hätte ist, nicht so hart arbeiten und bessere Tage hättest. Mit solchen Worten ist ein einfältiger Mensch bald beredet, denkt nicht, daß man es böse mit ihm meine, ja, hält solche feinen Mäuler für gute Freunde, obwohl sie doch die ärgsten Feinde sind. Denn einem jungen Menschen ist nichts schädlicher, denn wo man ihm seinen Willen läßt, nicht anhält und treibt zur Zucht und Arbeit.

13. Also geht es immer in allen Ständen, daß der Wolf sich findet und in die Herzen von dem Wort reißt. Denn der Teufel kann weder das Wort in der Kirche, noch ernste gute Worte in weltlichem Regiment, noch den Gehorsam in den Haushalten dulden, sondern alles, was Gott geordnet hat, daß muß er verderben, in der Haushaltung und weltlichem Regiment sowie in der Kirche. Denn das ist Gottes Ordnung und Wille, daß sein Wort in der Kirche, im Regiment gute Ordnung und Gesetze, und in Haushalten ernste Zucht und Gehorsam erhalten werde. Da legt sich der Teufel dagegen, daß er solche gottselige, notwendige Ordnung zerrütteln will. Darum sollen wir uns mit Fleiß vorsehen, nicht sicher sein; denn wir leben nicht unter vielen frommen Christen, der meiste Teil ist arg und falsch, kann sich dennoch schmücken mit den Schafskleidern, daß man den Wolf nicht erkennen kann.

14. Solches aber geschieht am meisten und ist am gefährlichsten in der Kirche: da kommen alle Rotten, Schwärmer und Ketzer mit dem Schein, wie ihnen viele an der Leute Seelen Seligkeit gelegen, und sie gern Gottes Wort rein und die Wahrheit gefördert wollten sehen. Wenn solche Schafskleider die armen Schäflein sehen, dann denken Sie, es sei pures Gold, platzen bald darauf und lassen es sich gefallen. Denn wer wollte nicht gern Gottes Wort hören und in die Wahrheit erkennen? Aber da sollten die Christen lernen, daß der Teufel die Wahrheit ebensowohl nennen und Gottes Wort rühmen kann, als die frommen Christen. Darum sollten sie sagen:. " Ich will Gottes Wort und die Wahrheit auch gern hören; aber daneben nicht zuviel trauen, sondern sehen, ob es sich mit meinem Katechismus auch reimt, und mit der Predigt, die ich bisher gehört habe. Wer also fein achtsam ist, und nicht bloß glaubt, sondern auf das Wort sieht, der ist genesen und unbetrogen. Wer es aber nicht tut, dem ist es unmöglich, daß er nicht sollte verführt werden.

15. Also dient es mit Eva im Paradies: da kam der Teufel mit guten, glatten Worten, machte unsern Herrn Gott so fromm, als könnte man ihn nicht erzürnen. Hat er doch, sprach er, euch den ganzen Garten gegeben, daß hier alles genießen sollte; wie käme er denn dazu, daß er nun diesen einzigen Baum euch nicht gönnen sollte, der euch nicht schaden, sondern dazu dienen kann, daß ihre Weise werdet, wie er? Das waren glatte, süße Worte, die der Eva eingingen, daß sie dahin fiel und vergaß das Gebot Gottes. Da war es aus mit ihr. Am ersten, da der Teufel an sie setzte, handelte sie sehr klug, und schlug den Teufel hinweg mit dem Befehl, welchen ihnen Gott gegeben hatte. Aber da er wieder an hielt und darauf drang:. Wo ihnen Gott den Baum verboten hätte, so müßte er ein neidischer, untreuer Gott sein, der ihnen nicht gönnte, daß sie so klug würden als er; da ließ sie das Wort fahren, brach den Apfel ab und aß ihn; dadurch sie und wir alle in alles Unglück und den ewigen Tod gefallen sind.

16. Um dieser Gefahr wegen, daß wir nicht auch vom Teufel durch seine Apostel verführt werden, warnt uns der Herr hier und sagt:. " Sehet euch vor ". Als wollte er sagen:. Werdet ihr verführt, so ist die Schuld nicht meine, sondern euer. Ursache, ich habe euch mein Wort rein und lauter gegeben, daß soll euer Hut und Licht sein, daß euch vorleuchte. Schaut nur ihr darauf, und laßt dieses Licht nicht aus den Augen, sondern haltet euch fest daran. Höret ihr jemand dagegen reden, daß mit meinem Wort nicht stimmt, so sprecht:. Ich höre nicht; hier ist mein Licht, daß leuchtet mir anders.

17. Also hatte uns Gott genug gegeben, daß er uns sein Wort gegeben hat, und gewarnt, daß wir uns hüten vor den falschen Propheten, ist deswegen wohl entschuldigt. Wir aber sind nicht entschuldigt, wenn wir am Wort nicht halten und dem Wolfsgeschrei zuhören; selbst wenn unsere Not groß ist, daß wir es nicht tun sollten. Denn er ist ein Lügner und Mörder, der nichts anderes begehrt zu tun, denn zu verführen und würgen.

18. Wie er bald dem Anfang im Paradies mit Adam und Eva bewiesen, und sie mit allen ihren Nachkommen in Sünde, Tod und Zorn Gottes geworfen hat. Aus solchen Jammer uns unser barmherzige Gott und Vater im Himmel durch seinen Sohn geholfen, daß wir von Sünden und Tod sind selig geworden. Darum schleicht der Feind uns wieder nach, ob er aus solcher Gnade uns rücken und in den alten Unfall bringen könnte. Da müssen wir uns wohl vorsehen, und treu am Wort halten, sonst sind wir verloren.

19. Das sei von diesem Evangelium zum schlechten, einfältigen Unterricht gesagt, weil der Herr uns heißt vor falschen Propheten hüten und vorzusehen, daß wir beim Wort bleiben und uns davor nicht sollen abführen lassen, sondern alles, was dem Wort zuwider ist, als den Teufel selbst fliehen. Solches wäre auch genug. Denn, wie gehört, wer diesem Licht folgt und es nicht aus den Augen läßt, der ist genesen.

20. Aber der Herr läßt es bei solchem einfachen Unterricht nicht bleiben, sondern gibt seinen Christen zwei Regeln, nach denen sie sich halten sollen, so werde es mit ihnen nicht Not haben. Die erste ist, daß sie sich durch Schafskleider nicht betrügen lassen sollen, noch nach dem Kleid ihr Urteil richten. Denn gleich wie die Wölfe, wenn sie hungrig sind, bellen und heulen wie Hunde, ob sie Vieh oder Menschen damit betrügen könnten: also tun die falschen Propheten auch, kommen mit einem köstlichen Schein, geben eine große Heiligkeit vor. Da soll sich niemand dran kehren. Dies ist die eine Regel, an der sehr viel gelegen ist.

21. Nun ist erstlich dies das Schafskleid, darin sich die falschen Geister kleiden und damit schmücken, daß von ihnen keiner kommt, der da bekennt, daß er die Leute verführen will und nicht richtig predigen. Mit guten, glatten, sanftem Worten kommen sie, gegeben vor, wie sie der Eifer Gottes treibe, und sie am armen Volk den Jammer nicht länger sehen mögen, daß man so lange die Wahrheit ihnen verschwiegen habe. Diesen Worten ist der einfache Mann an bösen Buben nicht gewohnt, fällt darauf rein, und hält es für lauter Heiligtum, was diese Schleicher sagen und tun. Aber ein Christ soll lernen (wie oben auch gemeldet), daß der Teufel nicht kommt als ein Teufel, sondern als wäre er Gott. Also pflegen diese Wölfe auch nicht zukommen wie Wölfe; sondern legen eine Schafshaut an, daß wer sie nicht kennt, sie für albernen fromme Schäflein hält.

22. Danach heißt auch das Schafskleid das Amt oder Beruf und die großen, herrlichen Titel. Wie wir denn erfahren haben, das Papst um Bischöfe den meisten Schaden damit getan haben, und noch, daß sie ihr Amt gerühmt, und deswegen ihre Satzungen gehalten haben wollen. Denn obgleich nicht ihr Leben so ärgerlich ist, daß sie damit niemand betrügen noch fangen können, so hat es doch einen sehr großen Schein, daß sie in öffentlichem Kirchenamt sitzen. Eben wieder Herr von den Pharisäern und den Schriftgelehrten sagt, daß sie sitzen auf Moses Stuhl. Und wir selbst können ihnen nicht solchen Ruhm nehmen; wir müssen bekennen, daß sie das Amt haben, und das Amt sei recht an sich selbst, wenn sie es nur recht brauchten.

23. Darum, wenn der Papst und Bischöfe ihr Amt rühmen, und deswegen wollen gehört sein, und sagen sie können nicht irren, da soll ein Christ vor gewarnt sein, und sprechen:. Das Amt bekenne ich wohl, es ist ein rechter Schafspelz. Aber Christus warnte mich, ich soll mir an dem nicht genügen lassen, wenn ich bin Schafspelz sehe; sondern sollen mich wohl umsehen, ob nicht ein Wolf unter dem Schafspelz verborgen ist, daß heißt, ob nicht ein gottloser, böser Bube daß Amt führe, und durch solchen Schein seines Amtes falsche Lehre einführen will.

24. Also ist das auch ein Schafskleid, daß die falschen Propheten äußerlich einen schönen Schein und herrliches Leben führen. Wie man an den Wiedertäufern sieht: da hört man nicht Fluchen, Kleider, Essen und Trinken ist gering und schlecht, gehen viel mit Gottes Wort um, beten viel, sind im Leiden geduldig, nicht rachgierig. Dieses ist an sich selbst nicht schlecht, und wäre zu wünschen, daß diese Stücke alle Menschen hätten wie sie. Aber daß man darum ihre Lehre für richtig halten und ihnen folgen soll, da sagt Christus:. Hüte dich vor ihnen. Denn unter dem Schafskleid wirst du einen Wolf finden, nämlich: daß die Wiedertäufer, gleich wie die Mönche, ihren Trost auf ihre eigene Gerechtigkeit und Werke setzen; daß sie Gott lügen strafen in seiner ersten Zusage, weil sie sich wieder taufen lassen, und damit die erste und rechte Taufe ganz zunichte machen, lehren nicht das Abendmahl richtig, daß man im armen Mal nichts anderes denn als Brot und Wein bekommt, und legen in den Christen unnötige Last auf; zerreißen die Haushaltung, sagen, es sei unrecht, etwas Eigenes haben, verachten weltliche Obrigkeit als einen unchristlichen Stand, kehren also um und zerrütten alle drei Gottesstifte, nämlich, die Kirche, Weltregiment und Hausregiment. Ein solcher schädlicher und schändlicher Wolf steckt unter dem feinen, glatten Pelz, daß die Wiedertäufer so einen schönen Schein führen im äußerlichen Leben.

25. Mit der Mönche und Nonnen Leben hat es auch so einen Schein gehabt, daß die ganze Welt damit betrogen worden ist. Aber Gottes Wort deckt solchen Betrug öffentlich auf, daß man unter dem Schafspelz den Wolf sieht.

26. Also sind auch die großen Gaben ein Schafskleid, davon der Herr hier sagt, daß etliche in seinem Namen weissagen, Teufel austreiben und große Wundertaten tun werden. Denn da soll ein Christ sich vor hüten, daß er deswegen nicht hinein falle, an solcher Leute sich nicht hängen, und ohne fleißiges merken alles annehmen und glauben wollte, was sie sagen; sondern vornehmlich auf das Wort sehen, ob nicht ein Wolf unter dem Schafspelz stecke.

27. Das ist die erste Regel, daß wir uns durch die Schafwolle nicht sollen betrügen lassen. Denn wenn auch die Worte gut, daß Amt recht, daß äußerliche Leben ohne Ärgernis, und daneben große, sonderliche, und nicht schlechte Gaben sind; dennoch kann man verführt und betrogen werden: das unter dem guten Wort ein schädliches Gift, unter dem rechten Amt ein gefährlicher Mißbrauch, unter dem guten Leben ein Betrug, und unter den großen Gaben ein falsches Herz verborgen liegen. Darum, sobald du das Schafskleid siehst, so denke:. Hier ist es nicht sicher; denn Christus selbst warnte, daß auch die Wölfe Schafskleider anziehen und sich darunter verbergen. Darum muß ich den Schafspelz aufdecken und darunter sehen. Wie geschieht nun das? Also:

28. Dies ist nun die andere Regel, die der Herr gibt, daß man den äußerlichen Schein fahren rund nach den Früchten sehen soll. " An ihren Früchten ", spricht er, " sollt ihr sie erkennen ". Dazu gibt er ein Gleichnis. Niemand ist unter euch so töricht, wenn er auf dem Feld einen Dorn-oder Distelstrauch sieht, daß der hingehe und suche, ob er Weintrauben oder Feigen daran findet. Nein, solche Früchte sucht man an einem anderen Baum, denn nicht so stachelig ist. Im Garten geht es so zu. Wenn ein Baum voll Äpfel und Birnen hängt, spricht jedermann, wer es sieht:. Ei, was für ein guter Baum ist das ! Wiederum, wo auf einem Baum nichts ist, spricht jedermann:. Der Baum ist nichts wert, nur umgehauen und in den Ofen geworfen, und einen besseren an diese Stelle gesetzt! Diese Kunst, spricht der Herr, die sollen wir gegen die falsche Propheten gebrauchen, so kann uns der Schein, so Er auch ist, auch wenn 20 Schafspelze auf dem Wolfe liegen, ihr sollte ihn dennoch erkennen, daß er euch nicht betrüge.

29. Was ist nun die Frucht eines rechten Propheten oder Prediger, dabei man ihn kann erkennen, daß er nicht ein Wolf, sondern ein frommes Schäflein sei? Das äußerliche Leben, der Titel und das Amt, sonderliche Gaben und Gnaden sind es nicht. Denn der Herr zeugt selbst, so lehrt es auch die Erfahrung, daß die Leute oft damit betrogen und verführt werden. Die rechte Frucht aber ist, wie der Herr am Ende meldet, daß man den Willen des Vaters im Himmel tue.

30. Hier mußt du merken, daß der Herr nicht insgemein von allen Christen, sondern von den Propheten sagt. Wahr ist es, alle Christen sollen den Willen des Vaters tun, dadurch sie auch selig werden. Nun heißt aber " der Wille des Vaters " nicht allein der, daß man die zehn Gebote tue und Gott solchen Gehorsam leiste; denn weil wir solches in diesen Leben hier nicht vollkommen können, ist es unmöglich, daß wir uns rühmen könnten, wir hätten den Willen des Vaters getan, würden deswegen auch nimmermehr in den Himmel kommen: sondern des Vaters Wille heißt, wie Christus sagt, Johannes 6,40.: " das ist der Wille des, er mich gesandt hatte, daß wer den Sohn sieht und an ihn glaubt, habe das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tag ". Das ist der einzige Weg, den wir alle zugleich, Prediger und Zuhörer, gehen sollen, dadurch wir selig werden. Nun redet aber der Herr hier besonders von den Prediger und Propheten; deren rechte und eigene Frucht ist anderes nichts, denn daß sie den Willen den Leuten fleißig vortragen, und sie lehren sollen, wie Gott gnädig und barmherzig sei, der nicht Lust habe an des Sünders Tod, sondern wolle, daß er soll leben; und daß Gott selbst solche Barmherzigkeit in dem bewiesen hat, daß er seinen eingeborenen Sohn hat lassen Mensch werden.

31. Wer nun denselben annimmt und glaubt an ihn, das ist, wer sich seiner tröstet, daß Gott ihm um seines Sohnes Willen wolle gnädig sein, Sünde vergeben und ewig selig machen, wenn diese Predigt rein geführt, und die Leute also auf Christum, als den einzigen Mittler zwischen Gott und uns, weiset, der, als ein Prediger, tut den Willen Gottes. Und dies ist die rechte Frucht, dadurch niemand kann betrogen noch verführt werden. Denn wo es möglich wäre, so der Teufel selbst also predigte, so könnte solche Predigt nicht falsch noch verlogen sein; wer daran glaubte, er würde das haben, daß sie ihn verheißt.

32. Nach dieser Frucht, welche die vornehmste und gewiß ist, die nicht trügen kann, folgen danach auch andere, nämlich, daß das Leben mit solche Lehre sich auch fein reime und nicht dagegen sei. Aber solche Frucht soll man als dann für eine rechte Frucht halten, wenn die erste Frucht, nämlich, die Lehre von Christus, zuvor da ist. Denn es kann zuweilen die Lehre nicht unrecht sein, wenngleich das Leben ärgerlich und böse ist. Darum müssen wir zuerst nicht auf das Leben, sondern auf die Lehre sehen; so werden wir fein wissen können, ob der ein Wolf oder Schaf sei, so in Schafskleidern zu uns kommt.

33. Wer nun den Papst und seine Kirche beurteilen will, der fange hier mit der ersten Frucht an, da wird er finden, daß die Lehre von der Seligkeit und Vergebung der Sünden nicht allein auf Christum, sondern auch auf allerlei Werke, auf Mönchsgelübde, auf Messe halten, auf Ablaß und der Heiligen Verdienst gestellt ist. Das ist ein schändlicher, giftiger, stechender Dorn, den man an keinem Feigenbaum oder Weinstock findet. Zum anderen sehe man auch nach dem Leben: da findet man, daß der Papst und sein ganzer Haufe sich aus allen ordentlichen Gehorsam heraus gezogen hat. Sie sind dem Wort und den Christen bitter feind, verfolgen, martern und würgen sie, wo sie können, Leben in greulichste Unzucht, arbeiten nichts und Fressen in der Kirche Güter umsonst. In der Summe, es ist doch nicht ein guter Tropfen an all ihrem Leben.

34. Wo nun die Bösen Früchte beide zusammen schlagen, daß Lehre und Leben nichts taugt, da denke, es sei ein Dorn und stechender Distelstrauch, daran du nicht Trauben oder Feigen suchen solltest; und ob du dich unterstehen solltest es zu tun, daß du sie nicht nur nicht finden, sondern du wirst dich daran zerstechen und wirst zerrissen. Es liegt nicht daran, daß der Weinstock so eine ungeschaffene, rauhe Rinde, und der Feigenbaum so ein schwach, untaugliches Holz hat, dagegen aber die Dorne so eine schöne glatte Rinde und so eine liebliche, riechende Blüte und Rose hat. Um die Frucht ist es zu tun, nicht um das äußerliche Ansehen. Da sollen wir lernen unsere Rechnung nach machen, und nach nirgends etwas anderen.

35. Was aber für eine Strafe über solche falsche Lehrer gehen werde, zeigt der Herr an durchs Gleichnis vom faulen Baum, daß man ihn abhauen und ins Feuer werfen soll. Eben nun wie es den falschen Lehrern geht, also soll es auch ihren Schülern gehen, wenn sie die rechte Lehre nicht hören, oder keine Frucht bringen werden.

36. Darum laßt uns Gottes Wort ja vor Augen haben, es mit Fleiß hören und wohl merken; danach auch unser Leben richten, daß wir gute Frucht bringen, und alle falsche Lehre erkennen und fliehen lernen. Das verleihe uns allen unser lieber Herr Christus, durch seinen Heiligen Geist, Amen.




Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Am neunten Sonntag nach Trinitatis.


Lukas 16,1-9

Er sprach aber zu seinen Jüngern:. Es war ein reicher Mann, der hatte einen Haushalter; der ward vor ihm berüchtigt, als hätte er ihm seine Güter umgebracht. Und er forderte ihn und sprach zu ihm:. Wie höre ich das von dir? Tu Rechnung von deinem Haushalten; der Haushalter sprach bei sich selbst:. Was soll ich tun? Mein Herr nimmt das Amt von mir; graben mag ich nicht, so schäme ich mich zu betteln. Ich weiß wohl, was ich tun will, wenn ich nun von dem Amt gesetzt werde, daß sie mich in ihre Häusern nehmen. Und rief zu sich alle Schuldner seines Herrn und sprach zudem ersten:. Wieviel bist du meinem Herrn schuldig? Er sprach: hundert Tonnen Öl. Und er sprach zu ihm:. Nimm deinen Brief, setze dich und schreibe flugs fünfzig. Danach sprach er zu dem andern:. Du aber, wieviel bist du schuldig? Er sprach: Hundert Malter Weizen. Und er sprach zu ihm:. Nimm deinen Brief und Schreib achtzig. Und der Herr lobte den ungerechten Haushalter, daß er klüglich getan hatte. Denn die Kinder dieser Welt sind klüger, denn die Kinder des Lichtes in ihrem Geschlechte. Und ich sage euch auch:. Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, auf das, wenn ihr nun darbet, daß sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten.


1. Das heutige Evangelium ist eine Predigt von guten Werken, und sonderlich wider den Geiz, daß man Geld und Gut nicht mißbrauchen, sondern armen, dürftigen Leuten damit helfen soll. Wie der Herr am Ende mit klaren Worten sagt:. " Machet euch Freunde von dem ungerechten Mammon ", das ist, helft armen Leuten mit eurem Geld und Gut. Denn das Wörtlein " Mammon " heißt auf Deutsch so viel, als Reichtum.

2. Solche Lehre fast der Herr in ein Gleichnis, wie er denn gern pflegt (denn man kanns desto besser merken), und sagt:. Wir sollen uns drein schicken, wie dieser ungerechte Haushalter. Der sah, weil er vom Amt abgesetzt ward, daß er anderer Leute Hilfe würde bedürfen; gebraucht deswegen sein Amt, weil er es noch in den Händen hatte, also, daß er da einem Schuldner die Hälfte, dort einem anderen den vierten Teil nachließ, auf das sie an solche Freundschaft denken und ihm auch helfen sollten, wenn er ihrer bedürfte.

3. Nun ist aber des Herrn Meinung nicht, daß wir untereinander tun, und einer den anderen um das seine betrügen sollen und davon Almosen geben. Nein, sondern seine Meinung ist, daß wir in der Vorsichtigkeit, Schlauheit und Klugheit diesem Haushalter folgen sollen, Geld und Gut dahin wenden, daß wir es in einem anderen und besseren Leben genießen mögen; daß wir mit unserem Mammon uns Freunde machen, wie der Haushalter mit dem ungerechten Mammon sich Freunde machte.

4. Hier sollen wir zuerst lernen, warum doch der Herr dem Mammon den Namen gibt, daß er ihn einen ungerechten Mammon heißt. Denn unrecht Gut soll man wiedergeben, und nichts Gutes anderen damit tun oder Almosen stiften. Wie Jesaja am 61. Kapitel Vers 8 sagt: " ich ", spricht der Herr, " bin es, der das Recht liebet, und hasset räuberische Brandopfer ". Das ist so viel gesagt:. Wer Opfern, Almosen geben und mit dem Geld Gott will einen Dienst tun, daß er mit Gott und guten Gewissen erworben hat, oder sei zufrieden. Denn mit fremden Gut soll man anders nichts tun, denn daß man es dem wieder gebe, dem man es abgenommen hat. Wie schickt es sich nun, daß der Herr hier sagt: vom ungerechten Mammon soll man Freunde machen, das ist, davon Almosen geben und den Armen helfen? Antwort:. Denn Herr heißt den Mammon oder daß Gut nicht darum unrecht, daß es unrecht gewonnen ist (denn, wie gesagt, unrecht Gut soll man wiedergeben); sondern daß kein Mensch des Mammons recht braucht, ausgenommen die rechten, frommen Christen, die in Gottesfurcht und nach Gottes Geboten sich halten. Die anderen brauchen des Mammons dazu, nach dem Sprichwort:. Gut macht Mut, prangen, bankettiren, Leben im Saus, und lassen daneben die Armen ledig vorübergehen, denen sie wohl könnten helfen. Darum muß das Gut und Reichtum den schändlichen Namen haben und tragen, daß es unrecht heißt.

5. Was aber Gott an solchem Mißbrauch für Gefallen habe, kann man aus dem Spruch Hesekiels wohl abnehmen, da er spricht Kapitel 16,49.: " Siehe, daß war deiner Schwester Sodom Missetat: Hochmut und alles vollauf, und guter Friede, den sie und ihre Töchter hatten. Aber den Armen und dürftigen hätten sie ungern die Hand gereicht; sondern waren stolz und harten Greuel vor mir ". Da steht es beisammen, Friede und alle Genüge haben, daß man nicht weiß, was man vor großen Mutwillen damit tun soll, und dennoch armen Leuten nicht helfen. Das ist der Jammer, und der gemeine Brauch in der Welt, da dem Gut der schändliche Name von kommt, es sei gleich so recht gewonnen, als es immer kann, daß es sei unrechter Mammon, ein verdammlich ein gestohlen Gut heißt: nicht seiner Art und Natur halben (denn was kann der arme Pfennig, Gulden, Mark, Brot, Fleisch, Fisch, Wein, und anderes dazu?) sondern des Menschen wegen, der es nicht recht braucht.

6. Darum geht die Lehre des heutigen Evangeliums vornehmlich dahin, daß man nicht geizig sein, sondern das Gut recht brauchen, und sich Freunde damit machen soll, daß Gott bescheret hat: auf daß, wenn wir sterben und darben, das ist, wenn wir alles zurück lassen müssen, wir Freunde dort finden, die uns in die ewigen Hütten nehmen. Denn was wir hier armen Leuten Gutes tun, Freundschaft und Wohltat erzeigen, dieselben Werke werden am jüngsten Tag nicht allein Zeugen sein, daß wir uns brüderlich und christlich gehalten haben, sondern auch belohnt oder bezahlt werden. Da wird keiner kommen und rühmen: Herr, der hat mir einen Rock, einen Gulden, einen Leib Brot, einen Trunk Wassers in der Not gegeben. Ja, wie Christus sagt, Matthäus 25, er selbst, der Herr, wird hervortreten und sagen vor seinem himmlischen Vater, allen Engeln und Heiligen, was wir ihm Gutes getan, und wie wir dadurch unseren Glauben bewiesen haben. Diese Freunde werden es tun und uns in den Himmel helfen, wenn wir darben und alles, was wir haben, hier auf Erden lassen müssen.

7. Wer nun solcher Lehre folgte, Geld und Gut, daß ihm Gott bescheret, den Armen, so ihr Brot selbst nicht gewinnen mögen, zur Steuer und Hilfe wieder fahren ließe, der würde aus dem ungerechten einen rechten Mammon machen, vielmal er ihn aus dem Mißbrauch zum rechten Brauch wendete. Denn das soll keineswegs bei den Christen sein, daß sie Geld und Gut allein für sich brauchen wollten, zu ihrer Pracht, Ehre, Wollust und Stolz. Wie man an den Bürgern und Bauern sieht, und das gemeine Sprichwort zeigt, daß solche Filze im Maul führen:. Ich habe Korn und Brot für mich; willst du auch haben, so schaffe dir es selbst. daß heißt einen unrecht Korn und Brot, einem unrechter Mammon, den sie zu Sünden und ihren ewigen Verderben brauchen, da sie ihn könnten wohl und Gott zum Dienst und Gefallen brauchen, wenn sie ihrem Nächsten damit dienten.

8. So nun aber die einen ungerechten Mammon haben, die anderen damit nicht helfen:. Lieber, was werden wohl die für einen ungerechten Mammon haben, die noch dazu stehlen und anderen nehmen? Als da sind fast alle Handwerker und Händler, Knechte und Mägde, da immer eins das andere übersetzt, übervorteilt, betrügt und belügt. Die werden sich nicht allein nicht Freunde, sondern viel Feinde machen, welche alle am jüngsten Tage sie verklagen werden vor Gottes Gericht und Urteil, daß sie hier unrecht Leiden, dazu noch schweigen und solcher Feinde Christen heißen.

9. Aber an jenem Tage wirds anders zugehen; da werden sie den Mund auftun und sagen: Herr, da war eine teure Zeit, und dieser hatte viel Kasten voll Korn und Keller voll Wein; aber er hätte nicht ein Körnlein, nicht ein Tröpflein herausgegebenen, man hätte es ihm denn teuer bezahlt, wie er wollte. Jener ist mein Hausherr gewesen, habt mich von Jahr zu Jahr mit dem Zins betrogen. Von diesem habe ich mein Brot, Bier, Fleisch, Fisch genommen; aber da ist mir und anderen selten ein rechtes Gewicht und Maß widerfahren, noch sonst Gutes geschehen. Jahr, es werden an jenem Tage über Geizhälse, Wucherer und alle Gottlosen nicht allein die Heiligen, so hier Not und Mangel haben und Leiden müssen, und der Herr Christus selbst, sondern auch alle Kreaturen, die sie je gehabt und genossen, klagen, und über ihren Hals Zeter in Ewigkeit schreien, daß sie ihrer so übel mißbraucht haben zu ihrem ewigen Schaden und Verdammnis. Wie, meinst du denn, du elender Götzen-und Mammonsdiener, wenn dies Urteil über dich gehen wird, daß du dann bestehen werdest? Denn so die ohne Strafe nicht hindurch kommen, die andere nicht beschädigen mit steigern, übersetzen, sondern den Dürftigen nicht geben: wie, meinst du, werde denen zu Sinn sein, die nicht allein nicht geben, sondern als rechte Erzdiebe und Räuber mit ihrem Geizen, Wuchern, Stehlen Und Rauben Teuerung machen. Die große Armut noch erschweren, allein, daß sie viel Geld zusammen scharren und reich werden, und machen sich dennoch kein Gewissen darüber?

10. Das ist nun die Predigt wieder den Geiz, daß wer ein Christ will sein, nicht immerdar seiner Hand soll auftun zum nehmen, und zum geben so hart zutun, sondern er soll gern, willig und mildiglich den Dürftigen helfen und geben, wo er kann. Das heißt Gott gedient; der wird endlich dir auch lohnen. Dagegen die Geizhälse und Wucherer die nichts können, denn alles zu sich scharen, niemand nichts, oder gar ganz wenig geben, dem leidigen Teufel dienen; der wird ihnen auch lohnen.

11. Sonderlich aber werden alle Heiligen an jenem Tage über sie schreien und sagen:. Dieser Bauer, Bürger, Händler, Edelmann konnte nichts, denn scharren, kratzen, schinden und schaben; ich hätte seiner Hilfe oft bedurft, aber er hätte mir nicht mit einem Wort geholfen, will schweigen, daß er mir sollte mit Geld und Gut geholfen haben. Eine solche Geschichte macht der Herr hier, daß er es so vor die Augen bildet, wie die armen Heiligen vor dem Herrn Christus an jenem Tage stehen, und über die reichen, kargen Filze klagen werden.

12. Dagegen aber werden die Reichen, so mit ihrem Gut mild gewesen und anderen gern geholfen haben, in großen Ehren sein, viel Freunde (und vor allem dem Herrn Christum) finden, die ihre Wohltat rühmen werden. Daraus sollen wir lernen, mit rechten Ernst anzufangen, Fromm, mild, freundlich, wohltätig zu sein, dadurch also unseren Glauben beweisen, und (die, so wir Wohltat erzeigt haben,) dessen Zeugen vor Christus am jüngsten Tag mögen haben, daß wir uns dessen schändlichen Lasters enthalten haben, daß nicht mehr tut, denn zu sich kratzt, es gehe daneben anderen, wie es wolle.

13. Nun steht hier:. Der Herr hat den ungerechten Haushalter gelobt. Das muß nicht dahin gedeutet werden, als sollte er es sich lassen gefallen, wo hier anderen Leuten unrecht tun; sondern allein die Geschwindigkeit und Vorsichtigkeit lobt er, und will, daß hier in einer guten Sache auch den Ernst und Fleiß brauchen, den dieser Haushalter in einer bösen Sache, sich Nutz und seinem Herrn zu Schaden, gebraucht hat.

14. Eben als wenn du ein unzüchtig Weib siehst, daß sich, ihre Buhlerei auszurichten, auf das schönste schmückt: da kann das arme Gold, Samt und Seide nichts dazu, daß sie es zur Unzucht mißbraucht. Aber dennoch kann ich es nicht rühmen und zu dir sprechen:. Siehst du auch, wie dies Weib sich zu ihr Unzucht weiß zu schicken? Warum brauchst du solchen Fleiß nicht auch dazu, daß du deinem Bräutigam, unseren lieben Herrn Christus, mögest gefallen? Mit diesen Worten lobe ich die Hurerei nicht, sondern den Fleiß, die Sorge und Vorsichtigkeit, daß wir derselben in guten, ehrbaren, redlichen Sachen brauchen sollen.

15. Darauf ist wohl acht zu geben, daß Christus ihr redet ein sehr schreckliches Wort, da er sagt:. " Die Kinder dieser Welt sind klüger, denn die Kinder des Lichts in ihrem Geschlecht ". Das Bedarf nicht viel Deutens; wir sehen es vor Augen täglich, leider mehr, denn gut ist, wie die Welt so überaus genau sucht, wenn sie ihren Vorteil sieht, und sich keiner Mühe noch Arbeit verdrießen läßt. Wieviel Mühe, Sorge und Gefahr haben die Strauchdiebe, die sich in Hecken behelfen? Die haben weder Tag noch Nacht Ruhe, steht ihnen dazu die Gefahr, daß sie der Klinge oder Strang zuteil werden: noch lieben sie ihr teuflisches Leben. Also ein Dieb, ein Buhler, ein Ehebrecher, führen aller ein mühsames Leben, brauchen allerlei Liste und Tücke, Ränke und Vorteil, daß sie ihrer Arbeit und Unzucht ausrichten; und wird ihnen über die Maßen sauer, bis sie dem Teufel seinen Dienst ausrichten.

16. Dagegen aber sehen wir, wie die Kinder des Lichts, das ist, die rechten Christen, faul, verdrossen, unachtsam und unfleißig sind in Gottes Sachen, da sie wissen, daß Gott ein Wohlgefallen an hat und sie es in Ewigkeit genießen mögen. Also sauer kommt sie das Gute an. Geht also nach dem gemeinen Sprichwort, daß es die Gottlosen zweimal saurer ankommt, die Hölle zu verdienen, indem sie dem Teufel so fleißig dienen, und ihm zu liebe alles tun und Leiden, denn die Gottseligen den Himmel; und ist fein geredet, wenn man es recht versteht. Darum muß Gott seine Christen gleich mit den Haaren dazu ziehen und zwingen, daß sie tun, was sie sollen.

17. Darum ist dieses ein sehr feines Gleichnis, daß der Herr hier uns vorhält. Wenn wir Christen sind, und tun wollen, was wir sollen, so dürfen wir nicht in die Bücher sehen, ein jeglicher sehe in sein eigenes Haus, wie böse Kinder, böse Knechte, Mägde auf Büberei, Schalkheit und alles, was der Teufel liebt, abgerichtet und fertig sind. Da wirst du so einen großen Fleiß spüren, daß die Leute auf die Schalkheit so versessen sind, daß sie nicht wissen, wie sie sich genug böse und mutwillig stellen sollen. Da lerne, daß du dergleichen gegen Gott und sein Wort, und deiner Seligkeit zu gut auch tust, und nimm dir eine nützliche Lehre und Beispiel von solchem argen Wesen. Gedenke:. Ei, der Bauer, Bürger, Kaufmann, diese Frau, Magd dem Teufel mit solchem Fleiß dienen, und sich keiner Mühe verdrießen lassen: warum wollte ich doch meinem Herrn, des ich in Ewigkeit genießen soll, nicht auch also dienen? Sie laufen, als wären sie unsinnig, doch ihrem ewigen Schaden und verderben nach: wie bin ich denn so schläfrig und faul, wo es doch meiner Seelen Seligkeit betrifft, daß mich Gott noch mit den Haaren dazu ziehen muß? Sollte ich mich doch anspucken, daß ich nicht zum Himmel zu krieche, da jene zur Hölle also laufen und rennen!

18. Sonderlich aber tragen die Kinder in der Welt den Kindern des Lichts ein feines Beispiel vor in dem Fall, da der Herr hier von sagt. Denn siehe auf einen, den der Geiz recht besessen hat, so wirst du finden, daß er weder Tag noch Nacht vor seinen eigenen Gedanken Ruhe hat, all sein Achten und Trachten ist auf Geld. Findet er einen freien Winkel im Haus, er macht eine Kammer daraus, daß er sie vermieten kann, nimmt jetzt diesen, bald einen anderen Handel vor, versucht, welcher am meisten Gewinn bringe. In der Summe, nicht einen Pfennig ließe er dahinter, und dauert ihn keiner Mühe noch Arbeit, wo er Geld sieht.

19. Da sollten wir lernen, wie ein Geiziger sich um das Geld kümmert, wir uns auch um das Ewige so mit Ernst kümmern. Aber wo findest du einen Christen, der es tut? Der sich so freut, wo er einen armen Menschen findet, dem er mit 10 Gulden, mehr oder weniger, nachdem sein Vermögen und jenes Notdurft erfordert, helfen kann; wie sich ein reicher Wucherer freut, wenn er mit seinem Geld großen Gewinn zu schaffen weiß? Hier läuft jedermann zu, und wollte gern das Hundert auf 10, 20 oder mehr Gulden bringen.

20. Aber was ist das gegen den Wucher, den unser Geld gewiß tragen soll, wenn wir den Armen damit helfen? Denn so spricht Salomon:. " Wer sich des Armen erbarmet, der leihet Gott auf Wucher ". O wie einen Gewissen Schuldner, o wie einen treulichen Bezahler hätten wir, wenn wir nur selbst wollten! Aber der Teufel will uns dazu nicht lassen kommen, daß wir solches glauben, und nach solchem reichen Wucher, der mehr denn die Hauptsumme bringt, mit Ernst trachteten. Darum geht es uns recht, weil wir mit den Menschen lieber denn mit Gott wuchern, daß nicht allein große, schreckliche Sünde, sondern auch großer Unfall und Unglück dabei ist, und wir Leib und Seele mit dem schändlichen Mammon einbüßen.

21. Darum beschließt Christus recht und spricht, daß die Welt Kinder auf das ihre viel fleißiger und klüger sind, denn seine Kinder. Denn also findet sich im Werk, daß der Teufel immer Hundert Dienste bei seinen hat, da Christus kaum einen hat. Was sollen wir dazu tun? Ändern können wir es nicht; denn die Welt läßt sich nichts sagen. Predigen mögen wir, und immer anhalten mit Strafen, Drohen, Vermahnen, ob wir etliche Weltkinder dem Teufel aus seinen Stricken reißen könnten; auch den faulen, lässigen Christen, ja, uns allen getrost zusprechen, daß wir von solchem Fleiß, welchen die Welt in des Teufels Diensten braucht, ein Beispiel nehmen, daß wir uns auch darin üben in dem Guten, wie die Adamskinder sich üben in dem Bösen, ob wir doch ein wenig von diesem Beispiel erlangen möchten, sonderlich, weil wir den Vorteil haben (es gehe gleich so schwer es will), daß wir Kinder des Lichtes sind.

22. Wenn wir bei diesem Namen bleiben, daß wir zu dem Licht gehören, ob wir gleich nicht so fleißig sind, nicht so klug anstellen , wie die Weltkinder, so hat es nicht Not: allein, daß wir etwas tun und also erfunden werden, daß wir zum wenigsten haben angefangen unter dem Häuflein zu sein, daß da heißt: " Kinder des Lichts ".

23. Das nehme sich aber niemand vor, daß wir es dahin überhaupt bringen werden, da es die Weltkinder hin bringen in ihrem Geschlecht. Es sollte wohl also sein, daß wir es ihnen weit zuvor täten, weil wir die Verheißung haben, daß wir die ewige Krone empfangen; aber Hindernisse liegen uns zu viele im Wege. Trotzdem sollen wir uns mit rechten Ernst bemühen, daß wir von Tag zu Tag in Zucht, Geduld, Sanftmut, Barmherzigkeit und anderen christlichen Tugenden fortfahren. Denn so wir nur im anheben und auf dem rechten Weg sind und bleiben, so wird es der Schritt, er sei gleich so langsam und klein er wolle, sein geben, daß wir vorwärts kommen. Allein das wir nicht denken, wir hätten es getan.

24. So ist nun unser Trost, daß wir also anfangen, Gott will uns nicht urteilen, wie die Weltkinder, die sicher zur Hölle rennen und lassen sich dieses nicht sauer werden; sondern er will in allen Gnaden zu uns sagen:. Du solltest mir ja treuer gedient haben und fleißiger gewesen sein, weil du ein Kind des Lichtes bist; aber es ist nicht geschehen. Darum muß ich den Mantel darüber decken, der da heißt Gnade und Vergebung der Sünden. Die muß in unser Leben geworfen, daß wir darunter, als unter dem freien, weiten Himmel, wandeln. So werden wir dennoch ein Freund oder zwei dort oben finden; sonderlich aber den rechten Freund, der den Himmel geben und selig machen kann, unseren lieben Herrn Jesu Christum.

25. Das ist die Lehre aus dem heutigen Evangelium, daß wir mit dem ungerechten Mammon sollen recht lernen umgehen und uns Freunde damit machen, das ist, den Leuten damit dienen; wie dieser Haushalter sich mit fremden Geld Freunde machte.

26. Wir pflegt man zu fragen, wie solche Lehre sich reime mit der Lehre vom Glauben? Und sonderlich die Katholiken machen viel Geschrei davon, bedeuten es dahin, daß man mit Werken könne den Himmel verdienen, der Glaube tue es nicht allein; weil der Herr hier sagt:. Die Freunde werden euch in die ewigen Hütten nehmen. Sie sind es aber nicht wert, daß man ihnen diese Frage beantwortet (denn sie nehmen es doch nicht an, sondern lästern), wollen deshalb um der Frommen willen, kurz auf diese Frage antworten.

27. Die Katholiken müssen selbst bekennen, daß die Freunde, von denen der Herr hier sagt, sind Menschen, die bei und um uns wohnen. Denn wie könnten wir ihnen sonst geben? Zum anderen müssen sie auch dieses bekennen:. Weil diese Freunde Menschen sind, wie wir, daß sie den Himmel uns nicht geben können. Denn Gott allein, als der rechte Hausherr, ist allein des Himmels mächtig. Warum sagt denn der Herr " machet euch Freunde von dem unrechten Mammon, auf das, wenn ihr darbet, sie euch in die ewigen Hütten nehmen "? Wie mag solches zu gehen? Die Auslegung sollen wir nehmen aus den Worten Christi Matthäus 25., da er sagt, er wolle am jüngsten Tag rühmen, was wir unseren Brüdern hier auf Erden Gutes getan haben, daß es ihm geschehen sei, und wolle uns das ewige Leben geben. Diese Worte zeigen dir, wer der rechte Freund ist, der den Himmel geben will, nämlich, Christus. Die armen Bettler, denen wir mit einem Gulden oder Groschen ihr auf Erden helfen, werden es nicht tun; ob sie wohl mit ihrer Fürbitte, Gebet und anderem uns wiederum dienen und nützen können.

28. Darum ist es ferner auf das zu antworten. Ob wir (wie es sich läßt Ansehen) durch Almosen den Himmel und das ewige Leben erkaufen können? Darauf ist zur antworten. Paulus sagt:. " Was nicht aus dem Glauben geht, das ist Sünde ", der Römer 14,23. Darum muß folgen, daß Gott an der ungläubigen Almosen keinen Gefallen habe, viel weniger den Himmel und das ewige Leben darum geben werde. Die aber an Christus glauben und ihren Glauben mit Werken beweisen, derselben Werke Gefallen Gott wohl um des Glaubens willen. Gott will auf solche Werke in jenem Leben bezahlen oder belohnen. Aber aus dem folgt nicht, daß das ewige Leben um der Werke willen gegeben werde, welches allein dem, der an Christus glaubt, verheißenen wird; wie Christus sehr oft bezeugt:. " Wer an mich glaubt, wird den Tod nicht sehen ewiglich ". " Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben ". " Gott hat seinen Sohn gegeben, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben ".

29. Dieser Bericht ist gewiß und gründlich. Denn da steht des Heiligen Paulus Urteil:. " Was nicht aus dem Glauben geht, ist Sünde ". Deswegen, so daß Almosen Gott ein wohlgefälliges Werk sein soll, so muß der Glaube an Christus zuvor da sein. Derselbe Glaube bringt das ewige Leben mit sich, und empfängt Vergebung der Sünden, und macht, daß Gott all unser Tun und Lassen gefällt, ob es gleich an sich selbst gebrechlich und nicht vollkommen ist; und Gott will es in jenem Leben belohnen. Wie Christus sagt Matthäus 25, und wie Paulus sagt:. Daß der Christen Leiden und Trübsal in jenen Leben soll bezahlt und dafür ergötzt werden.

30. Das nun Christus spricht:. " Machet euch Freunde von dem unrechten Mammon, auf das, wenn ihr darbet, sie euch in die ewigen Hütten nehmen ", Vermögen die Worten nicht mehr, denn, so wir Jünger Christi sind und gute Werke tun, daß Gott dieselben guten Werke bezahlen werde in jenem Leben. Was sagt aber Paulus? Sollen es gute Werke sein, so müssen sie aus dem Glauben kommen. Und Christus sagt, der Glaube sei es, dadurch wir zu Vergebung der Sünden und ewigen Leben kommen. Solche Sprüche mußt du ja ebensowohl glauben, als diesen hier, daß sie wahr und nicht erlogen sind.

31. Wie will man es aber zusammen reimen? Anders nicht, denn daß wir durch den Glauben an Christus Vergebung der Sünden und ewiges Leben haben; und daß Gott, um solches Glaubens willen, unser Almosen und andere gute Werke sich gefallen lassen, und dieselben in jenem Leben uns reichlich bezahlen und vergelten wolle; auf das, ob es uns gleich sauer ankommt, daß wir Gott dienen und gute Werke tun, wir doch desto billiger und lustiger dazu sein sollen, um der Hoffnung willen, die uns beigelegt ist im Himmel; wie Paulus redet zu den Kolossern Kapitel 1,5. Dieses ist der rechte und eigentliche Verstand dieses Spruchs, und richtige, gründliche Antwort auf die Frage von den guten Werken. Gott wolle seine Gnade uns mitteilen, um seines Sohnes Christi Jesu willen, und durch den Heiligen Geist unsere Herzen also erwecken, daß als solche treuliche, schöne Verheißung und Ermahnung bei uns auch Frucht schaffen, und wir unser Leben danach richten und endlich mögen selig werden, Armen.


Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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Am zehnten Sonntag nach Trinitatis


Lukas 19, 41-48


Und als er nahe hinzu kam, sah er die Stadt an, und weinte über sie, und sprach:. Wenn du es wüßtest, so würdest du auch bedenken zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Frieden dienet. Aber nun ists vor der einen Augen verborgen. Denn es wird die Zeit über dich kommen, daß deine Feinde werden um dich und deine Kinder mit dir eine Wagenburg schlagen, dich belagern, und an allen Orten ängsten, und werden dich schleifen, und keinen Stein auf den anderen lassen, darum, daß du nicht erkannt hast die Zeit, darinnen du heimgesucht bist. Und er ging in den Tempel und fing an auszutreiben, die darinnen verkauften und kauften, und sprach zu ihnen:. Es stehet geschrieben:. Mein Haus ist ein Bethaus; ihr aber habt es gemacht zur Mördergrube. Und er lehrte täglich in Tempel. Aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten und die Vornehmsten im Volke trachteten ihm nach, daß sie ihn umbrächten, und fanden nicht, wie sie ihm tun sollten; denn alles Volke hing ihm an, und hörete ihn.


1. Dies Evangelium sollen die Christen fleißig merken, daß sie daraus lernen Gott fürchten. Denn es ist der schrecklichen Evangelien eins in Lukas; sollte deshalb uns also zu Herzen gehen, daß wir es nie vergessen. Denn hier hören wir, was für ein großer Zorn und Ernst über Jerusalem ergangen ist. Daraus können wir gewiß schließen:. Wer in seiner Bosheit sicher fein und in Sünden fortfahren will, der soll sich nicht in den Sinn nehmen, daß er der Strafe entlaufen werde. Denn so Gott der trefflichen, hoch begnadeten Stadt nicht verschonet hat, weil sie Gottes Wort gehabt, und doch sich nicht gebessert hat: so denke nur jedermann, und lasse in Zeiten von Sünden ab und bessere sich; sonst wird gewißlich die Strafe und der Zorn nicht außen bleiben.

2. Nun ist aber der Zorn und Jammer, so über diese Stadt und Volk ergangen, so groß, daß es dem Herrn Christus selbst zu Herzen geht und er bitterlich darüber weint, daß die schöne Stadt so jämmerlich umkommen und zerrissen werden soll, daß nicht ein Stein auf dem anderen bleiben soll, und wünscht:. Ach Jerusalem! Wenn du es wüßtest, und solchen künftigen Jammer glaubtest, der über dich kommen wird, so würdest du gewiß nicht so sicher sein, sondern auch weinen, und bedenken, was zu deinem Frieden dienet, und bitten, daß dir Gott wollte gnädig sein.

3. Obwohl nun der Herr allein von Jerusalem redet, so will er doch damit gewarnt und gedroht haben allen denen, die Gottes Wort haben, und es doch vergeblich hören und verachten, daß sie nicht sicher sein, noch sich darauf verlassen sollen, als sollte es ihnen Gott schenken. Nein, die Strafe wird sich finden, so wahr Gott lebt. Darum soll nun man sich vor allen Sünden, sonderlich aber vor der hüten, die da heißt, Gottes Wort oder die Zeit der Heimsuchung, verachten, das ist, Predigt hören, und doch sich nicht bessern, sondern in Sünden immerdar fortfahren, man predige und sage, was man wolle. Die Strafe auf solche Sünde bleibt gewiß nicht außen, ob sie gleich eine Zeitlang aufgehalten wird.

4. So wird nun in diesem Evangelium uns vorgehalten ein sonderliches Beispiel des schrecklichen Urteils Gottes über seine liebste und heilige Stadt Jerusalem und sein eigen Volk, welche Stadt unseres lieben Herrn Gottes eigen Haus, und das Volk sein eigen Hausgesinde gewesen ist. Denn Jerusalem ist gleich als ein halber Himmel gewesen, da Gott selbst mit seinen Engeln gewohnt hat, da aller Gottesdienst geordnet, da alle Patriarchen gelebt und ihr Begräbnis gehabt, da endlich Christus, der Sohn Gottes, selbst gewandelt, gestorben, begraben, auferstanden und den Heiligen Geist gegeben hat. Das also diese Stadt mit Heiligkeit dermaßen überschüttet, daß ihresgleichen auf der ganzen Welt nicht gewesen ist, noch sein wird, bis an den jüngsten Tag. Dennoch solches alles unangesehen, da sie Gottes Wort nicht annehmen und demselben nicht folgen wollte, hat unser Herr Gott so fest über seinem Wort gehalten, daß seine liebste Stadt auf das greulichste hat müssen verwüstet werden. Wieviel weniger wird er es anderen Städten schenken, die Jerusalem das Wasser nicht reichen können, und andern Völkern, die ihm nicht so nahe zugehören, als die Juden, die seine Blutsfreunde waren.

5. Darum sollen man bei diesem Beispiel Gottes Zorn merken, und sich vor Verachtung des Wortes hüten, daß man nicht sage, wie wir häufig tun:. Ei, Gott wird nicht so zornig sein, er wird nicht so hart strafen. Denn so er die heilige Stadt Jerusalem, sein höchstes Kleinod auf Erden, also zerreißen lassen hat, daß kein Stein auf dem anderen geblieben ist, darum daß die Juden das Evangelium hörten und sich nicht besserten: so darfst du nicht denken, daß er es uns schenken werde, wenn wir in dergleichen Sünde auch liegen. Denn Jerusalem wurde so verwüstet, daß man nicht sagen könnte, daß dort je ein Haus gestanden hätte.

6. Es hat aber Gott diese greuliche Strafe eben dazumal gehen lassen, da das jüdische Volk sich mit Haufen gen Jerusalem auf das Osterfest versammelt hatte und fast in die hunderttausend Menschen (wie es die Historien Zeugen) da gewesen sind. Denn Gott gedachte ein groß Feuer anzuzünden, darum brachte er die Brände all zu Haufen. Da er sie nun wie einen großen Scheiterhaufen, ja, wie einen Wald, hatte zusammen gerafft, führte er die Römer über sie, daß sie es ansteckten und verbrannten. Josephus sagt, daß von der Zeit der Belagerung an, bis die Stadt erobert, in die zehnmal hunderttausend erschlagen und an der Pest gestorben, und 97000 gefangen worden sind. Die sind so verachtet und unwert gewesen, daß man 30 Menschen für einen Schilling verkauft hat. Also mußte Christus gerächt werden, den sie um 30 Silberlinge verkauft hatten.

7. Dies ist nun die klägliche jämmerliche Strafe, welche Gott über sein Volk verhängt und damit ein Ende gemacht hat, welches er doch mit so großer Herrlichkeit und Wunderzeichen aus Ägypten geführt, in das Land Kanaan gesetzt, ihr Vater gewesen, so freundlich mit ihnen geredet und umgegangen ist. Da sie aber sein Wort verachteten und ihm nicht folgen wollten, hat er solchen Zorn und greuliche Strafe über sie gehen lassen.

8. Solchen Jammer sieht der Herr, daß er nicht weit sei, weint deswegen und spricht:. " Wenn du es wüßtest, so würdest du auch bedenken zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Frieden diente. Aber nun ist es vor deinen Augen verborgen ". Darum gehst du sicher hin, als hätte es nicht Not mit dir. Aber es wird nicht lange so bleiben, es wird müssen brechen; und ist schon vor der Hand, ohne daß es noch verborgen ist und du es nicht siehst.

9. Hier möchte einem einfallen, warum doch unser Herr Gott die Strafe verbirgt? Warum läßt er sie nicht alsbald gehen? Antwort:. Er tut es darum, daß er seine Geduld damit beweisen, und sehen will, ob wir uns bessern und Gnade suchen wollen. Denn wenn er sobald sollte mit dem Donner und Blitzen dazwischen schlagen, so könnte keiner von uns sieben Jahre alt werden. Darum hält er mit der Strafe an sich, uns Zeit und Raum zu lassen, daß wir uns bessern. Solches steht Gott wohl an, der preiset damit seine Barmherzigkeit gegen uns. Der Teufel aber ist ein zorniger Geist, der tut es nicht; wenn er einen könnte mit einem Strohhalm totschlagen, er täte es, und würde sich nicht lange aufhalten lassen. Aber Gott ist gnädig, darum will er die Strafe aufhalten, aber nicht nachlassen.

10. Das macht die Leute sicher, daß sie sich nicht allein bessern, sondern je länger je ärger werden. Wie man sieht:. Ein Ehebrecher, Wucherer, Dieb, weil die Strafe nicht sobald kommt, läßt sich denken, es habe noch lange nicht Not. Aber hüte dich, laß dich nicht verführen noch betrügen. Denn hier hörst du, daß Gott die Strafe wohl aufhalte und verberge; aber ist sie nicht aufgehoben. Darum kehre beizeiten um, tu Buße und bessere dich. Das meint hier Christus, da er spricht:. " Nun aber ist es vor deinen Augen verborgen "; als sollte er sagen:. Laß dich nicht betrügen, daß die Strafe verborgen ist. Du wirst mich töten und mein Blut vergießen, wie du mit anderen Propheten vor mir auch getan hast. Ich schweige still dazu, lasse es geschehen und leide es. Solches macht, daß du denkst, es werde immer so gehen und ungestraft bleiben. Deswegen tut niemand mit Ernst dazu, daß er frömmer würde und sich besserte. Aber sieh dich vor, du bist vor der Strafe nicht sicher. Wenn du zu überreden wärest, daß du es glauben könntest, so würdest du danach denken, wie du vor der Strafe fliehen kannst. Aber du glaubst es nicht; darum gehst du so sicher hin, läßt die Zeit deiner Heimsuchung, darin du gewarnt wirst und wieder zu Gnaden kommen könntest, vorüber rauschen, bist sicher und besserst dich nicht. Das ist eben die Sünde, darum Gottes Zorn dich überfallen und übereilen wird.

11. Hier lerne mit Fleiß und merke, was Gott für die größte Sünde achtet, die er am wenigsten dulden und leiden kann, nämlich, daß sein Volk die Zeit seiner Heimsuchung nicht erkannt hatte. Denn der Herr schweigt hier aller anderen Sünden, und gedenkt allein dieses, daß sie sicher dahin gegangen und sich nicht allein an der Propheten Ermahnung und Drohung gekehrt, sondern sie auch verfolgt, und viel unschuldiges Blut vergossen haben, bis daß, wie die Schrift sagt, Jerusalem hier und da voll Blut ward (gleich wie heutigen Tages Deutschland sich versündigt mit viel Verfolgung des Wortes und seiner Diener). Neben dieser Sünde gingen mit Macht Ehebruch, Hurerei, Wucher, Geiz, Stehlen, Schwelgen, Saufen und was da noch ist.

12. Solche Untugend, sagt Christus hier, wollte ich mit dem Wort strafen, und auch lehren, daß ihr sollt fromm sein und euch bessern. Um dieser Ursache Willen habe ich zuvor meiner Propheten, Johannes und meine Apostel geschickt; ja, ich selbst bin aufgetreten, habe gepredigt, Wunderzeichen getan, und alles vorgenommenen, was euch zur Besserung dienen möchte. Nun sollten alle anderen Sünden, so groß und viel ihrer auch sind, euch nicht schaden, sondern vergebenen und in Ewigkeit nicht mehr gedacht werden; Jerusalem sollte wohl stehen und von den Feinden unangefochten bleiben: wenn ihr nur die Zeit teurer Heimsuchung erkennet. Denn ich komme zu euch nicht mit dem Schwert, nicht mit der Keule, sondern sanftmütig und ein Heiland. Ich predige und schreie: tut Buße, bessert euch und seid fromm. Hört doch und folgt, ehe der Zorn mit Macht kommt. Also suche ich euch heim.

13. Ja wohl, da wird nichts aus. Alle eure Sünden macht ihr damit größer, daß ihr auch die Heimsuchung nicht erkennt, annehmt und leiden wollt. Darum geht es, wie das Sprichwort lautet: wem nicht zur raten ist, dem ist auch nicht zu helfen. So gehen auch die Juden mit unseren Herrn und Gott um. Er läßt euch durch mich Vergebung der Sünden anbieten, will euer gnädiger Gott sein, alles gern vergessen und vergeben: nur, daß ihr noch aufhört von den Sündern und nehmt sein Wort an. Ihr aber macht weiter, läßtert mich, sagt:. Ich habe den Teufel, heißt meine Predigt eine Ketzerei, wollt mich dazu an das Kreuz schlagen, werdet auch nicht eher zufrieden sein, ihr habt es denn ausgerichtet. Das ist aber erst der Teufel, wenn Gott nicht allein Sünde vergeben und gnädig sein, sondern auch große, hohe Gaben schenken will, daß man ihm den Rücken Wende und seine Gnade noch auf das greulichste lästert. Wenn es so weit kommt, kann ich nicht mehr halten, es muß die Strafe folgen. Denn wo man Vergebung der Sünden und Gottes Gnade nicht leiden kann, da ist weder Rat noch Hilfe.

14. Und das ist die Hauptursache, daß der Zorn Gottes so überaus groß und schrecklich ist. Denn weil die Juden sein Wort weder sehen noch hören wollten, also hat Gott danach ihr Schreien, Beten, Gottesdienst und anderes auch weder sehen noch hören wollen, und ist sein Zorn nicht eher gestillt, bis Jerusalem zugrunde getilgt ist, daß kein Stein auf dem anderen geblieben ist. Das haben sie so gewollt. Das ist nun das schreckliche Beispiel, welches der Evangelist uns zur Besserung geschrieben hat, daß wir Gottes Wort nicht verachten und die Zeit unserer Heimsuchung nicht sollen ohne Frucht vorüber lassen.

15. Das ist besonders zu merken, daß der Herr spricht:. " Aber nun ist es vor deinen Augen verborgen ". Denn so geht es oft, daß man nicht denkt, daß Gott strafen werde; sondern weil Gott aus Güte mit der Strafe verzieht und auf Besserung wartet, denkt die Welt, er werde immer still verschweigen. Aber hütet euch, spricht Christus; ob ihr die Strafe gleich nicht sehet, so haltet es doch für gewiß, wenn ihr euch nicht bessert, so wird die Strafe nicht außen bleiben. Denn wenn Gott auch eine Zeitlang verzieht, hat er gleich wohl überall so viel Netze und Stricke gelegt, so viel Mausefallen um der bösen Buben willen gerichtet, daß es unmöglich ist, daß du ihm entlaufen solltest.

16. Zu dem hat er Vater und Mutter, Herr und Frau im Haus das Regiment befohlen, daß sie sollen auf böse Kinder und Gesinde Achtung haben. Wer nun dieses alles nicht beachten will, dem befiehlt er der weltlichen Obrigkeit, die Obrigkeit ist aber ein grober Prediger, hat so eine harte Stimme, daß er dir den Kopf vom Hals wegnehmen kann. So ist der Teufel auch noch da, der kann (wo du dich nicht bessern willst) aus dem Verhängnis welches Gott über dich verhängt, dich strafen mit Pestilenz, Hunger, Wasser, Feuer. Darum niemand denken soll, er könne es führen und der Strafe entlaufen. Willst du nicht fromm sein und Gottes Wort dich nicht lassen weisen, so muß dich der Henker oder der Teufel ohne deinen Dank weisen und führen lassen; aber bestimmt mit deinem Schaden und Verderben.

17. Darum sollst du keinen Unterschied machen zwischen der Strafe, die verborgen ist und die gewiß ist. Daß sie nun verborgen ist, daß betrügt die Leute. Wie Salomon auch sagt:. Es sei nicht gut, daß die Leute nicht sofort bestraft werden und unser Herr Gott so lang still schweigt; denn sie werden nur desto mutwilliger.

18. Ein Dieb, der heute stiehlt, wenn es ihm gelingt, stiehlt er morgen wieder, und denkt, es werde immer so weiter gehen; solches bringt ihm zuletzt an den Galgen. Daß er aber bedächte, beizeiten aufzuhören und nicht mehr zu stehlen, da wird nichts draus. Also tun Ehebrecher, Wucherer, und in der Summe alle Sünder: je besser es ihnen gelingt, je hitziger und fleißiger sie darauf werden. Denn sie sehen und kennen diese Worte nicht, obgleich die Strafe verborgen ist, daß sie dennoch gewiß ist. Wie es sich allewege findet, daß, dem Sprichwort nach, der Krug so lange zum Brunnen geht, bis er einmal zerbricht.

19. Darum hüte dich, und laß dich nicht betrügen. Ob die Strafe schon verborgen ist, bis sie doch gewiß und wird nicht außen bleiben. Wie die Heiden aus der Erfahrung gelehrt und darum gesagt haben:. Wenn unser Herr Gott kommen und strafen wolle, so ziehe er wollene Socken an, daß er leise gehen und man ihn nicht hören kann. Das ferner, und sei darum nicht sicher, ob unser Herr Gott nicht schnell zuschmeißt; sondern fürchte dich und sieh dich vor. Denn er hat so viel Engel, so viel Knechte, so viel Plagen, Krieg, Hunger, Pestilenz, daß er dich wohl treffen kann. Er kann die Luft voll Feuer machen und dich verbrennen. Er kann dich im Wasser ersäufen, mit Gift, durch unreifes oder ungesundes Obst erwürgen. In der Summe, der Stricke und Netze sind tausend und aber tausend, die Gott den bösen Buben und unbußfertigen Sündern stellen läßt.

20. Das ist nun die Ursache, daß unser lieber Herr Christus so treulich warnt, weint und spricht:. Sieh dich vor, Jerusalem; weil die Strafe verborgen ist, meinst du, sie werde außen bleiben; aber du irrst dich. Denn die Strafe ist darum nicht verborgen, daß du frei sein sollst; sondern daß du nur desto gewisser getroffen werden sollst, wenn du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkennen willst. Willst du nun solches verziehens nicht mißbrauchen, sondern recht gebrauchen, so höre beizeiten auf zu sündigen, halte dich hierher zum Wort, so wird dir Rat geschafft; wo nicht, so mußt du verderben.

21. Auf solche Weise Predigt uns der Liebe Petrus 2. Petrus 3,15. " Die Geduld oder Langmütigkeit unseres Herrn ", spricht er, " achtet für eure Seligkeit ". Das ist, laßt euch dünken, es sei euer Heil, es geschehe euch zum Besten, daß ihr nicht verdammt werdet. Denn so Gott immer straft, wie und nach dem wir verdienen, so würde, wie ich oben gesagt, unser keiner über sieben Jahre kommen. Nun, er tut es nicht, sondern ist langmütig, hält an sich und verzieht mit er Strafe. Das, spricht Petrus, achtet dafür, es geschehe um eurer Seligkeit willen, daß ihr sagen sollte:. Ach Herr! Ich habe leider viel und oft gesündigt, jetzt in dem, jetzt in einem anderen. Nun kommt die Strafe nicht, sondern verzieht. Was bedeutet es aber? Gewiß anderes nicht, denn daß, ob die Strafe gleich verborgen ist, sie doch gewiß kommen wird. Darum, lieber Vater, vergib, ich will ablassen und mich bessern. Dieser Spruch vom Petrus ist sehr wohl zu merken, daß die Geduld Gottes unsere Seligkeit sei.. " Denn Gott ", spricht er kurz zuvor, " will nicht, daß jemand verloren werde, sondern daß sich jedermann zur Buße kehre ". Deswegen wo Gott die Strafe verzieht, geschieht es uns zum Besten. Wer aber nicht ablassen, sondern in Sünden fortfahren und solcher Geduld Gottes mißbrauchen will, da muß der Krug letztlich brechen. Wie man sieht: weil der Dieb nicht beizeiten aufhören will zu stehlen, wird er zuletzt dem Henker zu Teil; ein unzüchtiges Weib,die von ihrer Büberei nicht ablassen will, wird endlich zu Schanden vor jedermann. Sonderlich aber hat es Gott mit der Stadt Jerusalem bewiesen, ob er wohl die Strafe verbirgt und aufhält, daß er doch endlich kommen will und den Ungehorsam uns nicht schenken.

22. Darum lerne jedermann Gott fürchten, jedermann, Groß und Klein, jung und alt, lerne, wenn er unrecht tut und davon nicht ablassen will, daß die Strafe nicht werde außen bleiben. Denn da steht Jerusalem zum ewigen Beispiel, die heilige, schöne Stadt, welcher auch die heidnischen Geschichten das Lob geben, daß sie die herrlichste, berühmteste Stadt in den Morgenländern gewesen; da die ist dahin und zu Grunde vertilgt, daß niemand weiß, wo ein Haus gestanden ist, darum, daß sie von Sünden nicht ablassen und sich an das Wort nicht hat kehren wollen. Dies Beispiel hält uns der Herr im heutigen Evangelium vor, daß wir es zu Herzen nehmen sollen und uns bessern; oder wissen, wenn wir von Sünden nicht ablassen, dem Wort nicht folgen und es mit Glauben annehmen wollen, daß Gott mit der Strafe nicht will außen bleiben, ob er gleich eine Zeitlang damit verzieht; welches uns, wie gesagt, zum Besten geschieht, daß wir der Zeit wohl brauchen und von Sünden ablassen sollen. So du aber dich nicht bessern, sondern nur darum desto frecher werden und deinen Mutwillen desto mehr nachkommen willst; so wisse, daß das böse Stündlein, ehe denn du dich versiehst, kommen wird, da dich unser Herr Gott auch schreien lassen wird, aber nicht hören.

23. Denn mit den Juden tat er auch also. Die Belagerung wehrte nur kurze Zeit, von Ostern bis auf den Herbstmond da hatten sie in der Stadt alle Tage so ein Opfern, so ein Singen und Beten, daß es wie ein Wunder war. Aber es war alles umsonst. Gott hatte seine Ohren zugestopft und wollte nicht hören. Aber es wollte bei dem verstockten Volk nicht sein. Darum, da er die Strafe offenbarte, verbarg er sich auch und wollte sich nicht finden lassen. Wie Hosea dem Königreich Israel auch droht am 5. Kapitel Vers 6:. " sie werden kommen mit ihren Schafen und Rindern, den Herrn zu suchen, aber nicht finden; denn er hat sich von ihnen gewandt "; und Jesaja Kapitel 1,15:. " Wenn ihr eurer Hände werdet aufrecken und beten, will ich es nicht hören ".

24. So laßt uns nun dies Beispiel mit Fleiß merken, auf das, weil doch Gott mit der Strafe endlich nicht außen bleibt, wir ihn fürchten; und weil er nicht sobald zuschlägt, sondern Frist gibt, bis wir uns bekehren, wir ihn auch als einen gnädigen Vater lieb haben, und sagen: oh lieber Vater, du läßt die Sünde gewiß nicht ungestraft; so verleihe mir deine Gnade und Heiligen Geist, daß ich mich möge bessern und der wohlverdienten Strafe entlaufen. Wer also sich zur Buße begibt, der soll Gnade finden.

25. Jerusalem würde noch heute so stehen wie zuvor, wenn die Juden sich erkannt, gedemütigt, und gesagt hätten:. Lieber Gott, wir haben ja Unrecht getan, daß wir so böse Buben gewesen und deine lieben Knechte, die Propheten, gewürget haben. Nun, du hast uns jetzt durch deinen lieben Sohn daß heilige Evangelium gegeben, gibt Gnade, daß wir uns bekehren und frömmer möchten werden. Wenn sie das getan hätten, hätten sie keine Not gehabt; die Römer hätten mit all ihrer Macht sie wohl müssen zufrieden lassen und daheim bleiben. Weil sie aber in Sünden fortfuhren, und sagten:. O, es hat nicht Not; meinst du, daß Gott die Stadt so werde zu Boden lassen gehen, da er selbst wohnt und sonst keinen Gottesdienst haben will? O nein, da wird nichts aus. Da ging es ihnen so, daß kein Stein auf dem anderen blieb. Und steht nun das arme, zerstörte, verwüstete, Jerusalem zum Beispiel da aller, die mutwillig böse sind und sich nicht bessern wollen, daß sie die gleiche Strafe auch leiden werden.

26. Den anderen aber, die Gottes Wort annehmen und sich bessern, wird diese Geschichte vorgehalten zum Trost und Unterricht, daß sie lernen: wenn Gott die Strafe verbirgt, daß es ihnen geschehe zu ihrem Frieden und Besten, Gott wolle ihnen ihre Sünden gnädiglich vergeben, wo sie davon aufhören und sich bessern. Denn daß wir sündigen, ist kein Wunder; aber Sünde verteidigen, und unbußfertig und verstockt darin verharren, das kann Gott nicht dulden, es muß eher alles zu scheitern gehen; sonderlich aber, wenn er mit der gnädigen Heimsuchung des Wortes kommt und uns gern zur Buße rufen will.

27. Also ist das arme Jerusalem dahin, und hat nichts als den großen Titel, daß sie Gottes Stadt, sein eigen Haus und seine eigene Wohnung hieß. Das machte die Juden sicher, daß sie dachten:. Sollte Jerusalem untergehen? Das könnte nicht sein, es ist Gott mehr daran gelegen; darum, wenngleich die ganze Welt käme würde sie uns nicht können anhaben, Gott wird seine Wohnung nicht lassen Wüste werden. Auf diesem Titel hin und auf die Gnade sündigten sie, fragten nach keiner Predigt. Das stieß dem Faß den Boden aus und brachte sie in alles Unglück.

28. Weil nun Gott aus besonderen Gnaden uns heutigen Tages auch heimsucht mit seinem Wort, wir aber alle uns sehr übel dagegen stellen, die Bischöfe verfolgen es, wir mißbrauchen es zu unserem Geiz, Hoffart und anderen Sünden: so habe ich die Sorge, Deutschland werde eigentlich eine große Schlappe leiden müssen, es geschehe gleich durch den Türken, oder sonst durch Krieg, Hunger und andere Plagen. Darum laßt uns dies Beispiel wohl zu Herzen nehmen, daß Jerusalem so jämmerlich ist verwüstet worden, weil es Gottes Wort nicht angenommen, sondern verachtet hat: auf das wir lernen Gottes Worten ehren, gern hören, und wir schon sündigen, daß wir doch umkehren und uns bessern. Das ist das erste Stück des heutigen Evangeliums.

29. Danach meldet der Evangelist, wie Jesus in den Tempel gegangen und da angefangen habe, die auszutreiben, die darin kauften und verkauften, und gesagt:. " Mein Haus ist ein Bethaus, aber ihr habt es gemacht zur Mördergrube ".

30. Dieses tut Christus aus einer besonderen Gewalt, und ist es zu achten gleich wie andere Wunderzeichen, die wir ihm nicht können nachtun. Sonst sollten so viele große und gewaltige Junker, die ihren Nutzen davon hatten, ihn abgehalten, und solches nicht gestattet, noch von ihm gewichen, der ohne Schwert, allein mit einer Geißel (wie die anderen Evangelisten melden) solches gewagt hat.

31. Daß sie nun solche Gewalt und Schaden leiden und dazu still schweigen, das ist eine Anzeigung, daß der Herr ebenso ein Wort mit ihnen geredet hat wie er mit den Juden redete im Garten, da sie alle hinter sich zurückfielen auf die Erde. Darum soll niemand diese Geschichte dahin deuten, daß die Prediger Hand anlegen und dergleichen, wie Christus hier, Gewalt brauchen wollten. Denn wo Christus nicht mehr denn menschliche Gewalt hier brauchen hätte wollen, würde er allein, gegen so viele, wenig haben ausgerichtet.

32. Wir sollen aber nicht allein auf das Werk, sondern auch auf die Ursache sehen. Die hängt der Herr mit den Worten dran, da er sagt:. " Mein Haus ist ein Bethaus, aber ihr habt es zur Mördergrube gemacht ". Was mag den Herrn so zu einem harten Wort bewegen? Denn sie haben keinen Mord in Tempel begangen, sondern ihren Handel getan, nämlich, daß sie da ihre Wechselbank gehabt, mit dem Vieh groß und klein, wie man es zum Opfer bedurfte, Markt gehalten. Denn die Juden, die fern von Jerusalem wohnten, konnten nicht von zu Hause mitbringen was sie opfern wollten. Da waren der Hohenpriester Diener geschickt, daß immer Vieh vorhanden war und vielleicht auch Geld zum Opfer. Denn der Tempel hatte seine besondere Münze, wie man hin und wieder in den Historien findet.

33. Dieses alles scheint mehr zu loben, denn zu tadeln. Denn weil Gott selbst solchen Gottesdienst geordnet und befohlen hatte, wer wollte es für Unrecht achten, daß man ihn so um fördert und treu dazu hilft, daß er wohl gehe. Aber es hatte eine andere Meinung. Die Pfaffen gaben es wohl also vor, daß sie es täten, den Gottesdienst damit zu fördern; aber am Gottesdienst wäre ihnen so viel nicht gelegen, wenn es nicht soviel Geld eingebracht hätte. Darum ist es ihnen um das Geld und nicht um unseren Herrn Gott zu tun gewesen. Solcher Geiz hat sie getrieben, daß sie nichts haben predigen können, denn von opfern; haben solchen Gottesdienst eben gerühmt, wie die Pfaffen und Mönche ihre Meßopfer, daß man dadurch Sünde ablege und zu Gottes Gnaden komme. Das hat die Leute mit Haufen herbei gebracht und getrieben, daß sie den rechten Gottesdienst (der da heißt, Gott fürchten und auf seine Güte trauen, und fleißig sich zum Wort Gottes halten) vergessen haben; sind in Sünden mit aller Sicherheit fortgefahren; haben dabei gedacht, wenn sie nur Schlachten und opfern, soll es keine Not haben. Wie man in den Propheten sieht, daß sie um solcher Ursache Willen sehr heftig wieder ihr Opfer predigen.

34. Das ist die rechte Sünde, die da heißt Morden, da nicht der Leib, sondern die Seelen in Ewigkeit ermordet werden, nämlich, wenn man die Leute auf ihre eigenen Werk lehrt und Vertrauen, und nicht auf Gottes Güte und Barmherzigkeit. Das konnte Christus nicht leiden. Wir sollen es auch nicht leiden, sondern wehren, soviel wir können, durch das Wort (denn sonst ist uns nichts befohlen): daß die Leute davon abtreten und auf ihre eigenen Werke und Verdienst Vertrauen, als wollten sie dadurch Sünde ablegen und selig werden; und sich von Herzen begeben und ihr Vertrauen setzen allein auf Gottes Barmherzigkeit, der um Christus Willen uns Sünde vergeben, gerecht und selig machen will. Danach soll man die Leute auch heißen Fromm sein, nicht ihren eigenen Gedanken, sondern dem Wort Gottes folgen, und sich nach denselben halten. Wer solches tut, der braucht des Tempels und seines Amtes recht. Wer es nicht tut, der mißbraucht es und ist ein Seelenmörder.

35. Eben diesen Titel gibt auch Hosea den Priestern dem Königreich Israel, und scheint fast, als habe der Herr auf solchen Spruch Hosea gesehen, denn so spricht er Kapitel 6,9.: " die Priester samt ihren Gesellen sind wie Strauchdiebe, so da lauern und würgen auf dem Wege, der hinab gen Sichem geht ". Will damit den Schaden anzeigen, den sie mit falscher Lehre anrichten. Denn da sie das Volk auf das Opfer Christi weisen sollten, weißen sie auf das Kühe-und Ochsen Schlachten, als wäre es damit alles ausgerichtet und man bedürfte sonst nichts mehr zum ewigen Leben. Solches alles machte wohl eine volle Kirche und Keller, denn sie hatten ihren Teil dazu. Aber die Leute kamen nicht allein um das Geld dadurch, sondern auch um die Seelen und Seligkeit. Das kann Christus nicht leiden, stürzt deswegen alles über einen Haufen.

36. Wie aber dazumal wunderbarlicher Weise getan hat, also sieht man, daß Gott in der Kirche immer solche Strafe wieder die Rottengeister und falschen Prediger noch gehen läßt. Darum wird es mit den gottlosen Bischöfen, Pfaffen und Mönchen, die um ihres Geizes Willen Messe und andere Abgötterei halten, sich auch eines Tages finden, daß sie Gott austreiben und ihnen ihren Jahrmarkt umstoßen wird, es tue der Türke oder jemand anders.

37. Das sei vom heutigen Evangelium auf diesmal genug. Gott, der Vater aller Barmherzigkeit, wolle um Christus Willen, durch seinen Heiligen Geist, unsere Herzen zur einer Furcht erwecken, und uns bei dem Wort gnädig erhalten, und vor allem Jammer leiblich und ewig behüten, Amen.


Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Am 11. Sonntag nach Trinitatis


Lukas 18,9-14


Er sagte aber zur etlichen, die sich selbst vermaßen, daß sie fromm währen, und verachteten die anderen, ein solches Gleichnis:. Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, zu beten, einer ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst also:. Ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie die anderen Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner; ich faßte zweimal in der Woche, und gebe den Zehnten von allem, daß ich habe. Und der Zöllner stand von ferne, wollte auch seine Augen nicht aufheben gen Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach:. Gott, sei mir Sünder gnädig. Ich sage euch:. Dieser ging gerechtfertigt in sein Haus vor jenem. Denn wer sich selbst erhöhen wird, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.


1. Im heutigen Evangelium lehrt uns unser lieber Herr Christus, wie wir rechtschaffene Christen und demütig sollen sein. Denn durch diese Tugend allein kommt man zu Gnaden. Wo aber diese Tugend, nämlich Demut, nicht ist, da kann Gott keinen Gefallen haben noch gnädig sein. Wie wir hier an diesen zwei Personen sehen, am Pharisäer und Zöllner.

2. Die Pharisäer waren bei den Juden, gleichwie im Papsttum die Mönche, hatten sonderliche Kleidung, sonderliche Tage zum fasten und beten, und trieben der Heiligkeit soviel, daß die anderen Menschen sich dagegen wie Sünder vorkamen. Daher hatten sie auch den Namen, daß sie Pharisäer hießen. " Pharisäus " aber heißt in hebräischer Sprache so viel als ein Sonderling, der sich ausgesondert aus dem allgemeinen Volk und will etwas besonderes sein.

3. Dagegen waren die Zöllner eben wie bei uns die Amtleute sind, welche den Leuten nur dann schnell helfen wenn sie dafür extra Geld bekommen. Darum sie jedermann für Geizhälse und öffentliche Sünder hielt, die ein solches Amt hätten, darin sie geizten und den Leuten viel Plage anlegten. Darum war es nicht zu vermuten, daß einer unter ihnen fromm wäre; gleichwie sich nicht vermuten ließ, daß unter den Pharisäern ein Schalk wäre.

4. Aber unser lieber Herr Christus macht hier gar ein anderes Urteil, sagt:. Der Zöllner sei fromm und gerecht; der Pharisäer aber sei ein Sünder, dazu ein sehr großer, schändlicher Sünder. Denn also zeigt er das Gleichnis an:. " Es waren etliche, die sich vermaßen, daß sie fromm während, und verachteten die anderen ".

5. Das sind der zwei häßliche Untugenden der Pharisäer, daß sie nicht allein von sich selbst hoch hielten, welches Sünde genug wäre, denn Hoffart ist eine teuflisches Sünde: sondern verachteten auch die anderen. Da bedenke du, was soll einem solchen Heuchler helfen, wenn er sich gleich zu Tode betet und fastet, weil der Teufel ihm im Herzen sitzt mit einer solchen Hoffart, daß er sich selbst aufbläst und sagt:. Wenn ich mich nicht selbst heilig machte, so müßte ich lang auf unseren Herrn Gott warten; aber da faßte ich soviel, der bete ich soviel, da tue ich dies, da daß, daß andere nicht tun: ich gebe meinen Zehnten treulich. Könnten die anderen den Priestern nichts denn Stroh und Stoppeln geben, sie täten es; aber ich bin nicht so, ich bin frömmer.

6. Also kommen die zwei greulichsten und Tugenden in dem Heiligen Mann zu Hauf, daß er so trefflich hoffärtig und vermessen ist, und andere so tief verachtet, und sagt:. Sie sind nichts denn Räuber, Ungerechte und Ehebrecher; sonderlich aber malt er den Zöllner meisterlich aus. Der, spricht er, steht da, schindet und schabt jedermann, nimmt es, wo er kann. So ein böser Bube bin ich nicht, Gott Lob! Nicht: ich bin ein lebendiger Heiliger gegen den zu rechnen. Solcher Stolz und Hoffart ist auch vor der Welt ein sehr verdrießliches Laster, wie das gemeine Sprichwort sagt, da man sagt:. Bist du etwas, so sei es; aber laß andere Leute auch etwas sein. Wie mag es denn vor unserem Herrn Gott sein? Dem muß es tausend und aber tausendmal mehr entgegen sein, wo man gegen ihn vermessen und hoffärtig sein will.

7. Das also dies Evangelium vornehmlich dahin geht, daß unser lieber Herr Christus uns vormalt, was da sei die rechte Gerechtigkeit, und wie man sie von der Heuchelgerechtigkeit unterscheiden und erkennen soll. Als sollte er sagen:. Du sollst wohl einen Mann finden, der dahergeht als ein lebendiger Heiliger; er fastet, er gibt Almosen, er bricht die Ehe nicht, tut niemand Unrecht, geht gern zur Predigt. Wer kann dies alles anders deuten, denn daß er ein frommer Mann sei? Aber ich sage dir, willst du ihn recht erkennen, so muß du nicht auf solchen Schein sehen, welchen auch ein Schalk führen kann, sondern du mußt darauf sehen, was da heiße, vor Gott gerecht sein. Denn des äußerlichen Lebens halben ist dieser Pharisäer fromm, daß man wünschen sollte, so viel den äußerlichen Wandel belangt, es wäre alle Welt, wie er ist. Aber das ist noch nicht genug, und hüte dich ja daß du dich darauf nicht verläßt. Denn hier siehst du, wie unter solchem Heiligen Leben eine so großer Teufels Hoffart steckt. Um solcher Hoffart Willen konnte der Teufel nicht im Himmel bleiben; Adam und Eva konnten nicht im Paradies bleiben; wie sollte denn dieser in der Kirche bleiben?

8. Fasten ist recht, beten ist recht, Zehnten geben ist recht, die reine Ehe halten, nicht Rauben, niemand Unrecht tun, ist alles recht und gut. Aber der Pharisäer zieht es mit Hoffart an, daß lauter Teufelsdreck daraus wird. Denn so es in der Welt also geht, wer einem anderen darum Gutes tut, daß er ihn damit fangen und sich zur eigen machen will, der tut ihm mehr Schaden, denn Gutes. Wie das Sprichwort heißt: geschenktes Gut kommt am teuersten. Wie kann Gott einen Gefallen haben an der Heiligkeit, da man ihm mit pochen und wieder ihnen stolzieren will? Da wird aus der Heiligkeit eine zweifache Schalkheit.

9. Also tut der Heuchler hier auch: o Gott, spricht er, siehst du auch, daß du an mir einem frommen Mann hast? Die Welt ist doch nichts denn Räuber, Ungerechte und Ehebrecher; ich aber bin fromm. Er tue nun in solcher Hoffart, was er wolle, ja, wenn er auch Blut schwitzte und sich mit Feuer verbrennen ließe, so ist es vor Gott ein Greuel und die größte Sünde. Darum spricht Christus hier:. Wenn ihr wollt fromm sein, so seid es recht, und hütet euch, daß ihr nicht hoffärtige Heilige seid. Denn ob ihr schon strauchelt, oder zuweilen gar in den Dreck fallet, so soll es mich nicht so verdrießen, als so ihr alle Heiligkeit hättet und wäret hoffärtig dabei.

10. Beschließt deswegen diese Lektion mit seinem, merklichen Spruch: " wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt, der sich aber selbst erniedrigt, der wird erhöht ". Auf das jedermann lerne demütig sein und niemanden verachtet. Denn das heißt Demut, daß ich von mir nichts, aber von anderen viel halte. Wer aber von sich selbst viel hält, und denkt, wie er gelehrt, schön, reich, fromm sei, d. h. Hoffart. Wie der Pharisäer tut, der sieht sein fasten, Zehnten geben und anderes an, hält deshalb viel und hoch von sich. Das will der Herr verboten haben. Dagegen sieht man an dem Zöllner keine Hoffart, sondern eine rechte Demut. Denn er rühmt nichts, und bittet nur darum, daß Gott ihm wolle gnädig sein. Das, spricht der Herr, lernet ihr auch, daß ihr sagt:. Ich kann mich nichts rühmen; denn ob ich schon mich wollte rühmen, ich wäre gelehrt, reich, mächtig; so kann unser Herr Gott sagen:. Lieber, woher hast du es? Hast du es von dir selbst? Nein. Woher denn? Ist es nicht mein Geschenk? Ja, Herr, dein ist es. Warum rühmst du dich denn? Sollte jemand sich rühmen, so sollte ich es tun, der ich dir alles gebe. Du sollst es nicht tun, sondern solltest sagen:. Ob ich schon reich bin, so weiß ich doch, daß du mich in einer Stunde arm machen kannst; ob ich weise und gelehrt bin, so kannst du mich mit einem Wort zum Narren machen. Das hieße demütig sein und sich nicht selbst brüsten und andere verachten, darum daß du schöner, frömmer, reicher bist denn andere.

11. Das wäre wohl fein, wenn wir solcher Hoffart wider den Teufel brauchten, und sprächen:. Ich habe Gottes Wort, daß weiß ich; habe damit so viel Gutes ausgerichtet, da den, dort einen anderen unterrichtet, getröstet, vermahnt; ich habe da, dort mit Almosen geholfen; daß weiß ich, daß es ein gutes Werk ist; und trotz Teufel, daß du es lästern solltest! Gegen den Teufel, sage ich, geht solches hin, daß man es rühme; denn wir haben es nicht von ihm. Aber wieder Gott, da wir alles von haben, soll man nicht rühmen, sondern sich demütigen.

12. Danach soll man den Nächsten auch nicht verachten, sondern also denken:. Weil alle Gaben unseres Herrn Gottes eigen sind und von ihm allein kommen: ob ich gleich derselben mehr denn mein Nächster habe, so weiß ich doch, daß unser Herr Gott ein Urteil sprechen kann zwischen dir und meinem Nächsten, der kaum den Zehnten Teil meiner Gaben hat, und ihm gleich so günstig sein, als mir. Warum wollte ich denn etwas mich rühmen oder überheben? Fürchten sollte ich mich, wenn ich viel habe, daß ich desselben nicht mißbrauchen, und immerdar denken: Gott macht es nach seinem Gefallen; einem gibt er viel, dem anderen wenig. Aber wohl kann es kommen, daß er dem gnädiger sei, der wenig hat. Ursache: jener, der viel hat, muß desto mehr Rechenschaft geben; da er aber wenig hat, darf desto weniger Gefahr ausstehen.

13. Aber solche ist tut der Pharisäer hier nicht; er fährt auf das allergröbste heraus:. Ich bin nicht wie andere Leute; bin auch nicht wie dieser Zöllner. Ich gebe den Zehnten; der Zöllner raubt allein. Ich betrüge niemand; so klagt er diese ganze Welt an. In der Summe; der Pharisäer denkt bei sich, er sei allein und habe alles; der Zöllner sei nichts und habe nichts. Aber, du Schalk, solltest du nicht sagen:. Wahr ist es, ich gebe meinen Zehnten fleißig, ich faßte und tue, so viel ich kann; aber ich weiß darauf nicht zu bauen. Lieber Herr Gott, es ist deine Gabe und es steht wohl darauf, daß dir dieser Zöllner besser Gefallen, denn ich? So sollte er den Zöllner über sich gehoben, oder ja neben sich haben gehen lassen, und gesagt:. Es ist daran nicht gelegen, ob mich viel oder wenig, sondern ob jemand einen gnädigen Gott habe. Was will ich denn trotzen und andere verachten, weil es alles an Gottes Barmherzigkeit liegt, und nicht an dem, was ein jeder für Gaben habe. Er aber tut es nicht, sondern trotzt auf seine Frömmigkeit, und eben, da er vor Gott steht und betet.

14. So will nun der Herr uns verbieten, daß wir unserer Frömmigkeit halben nicht sollen vermessen sein. Wiederum auch will er, daß niemand darum zweifeln soll, ob er schon in Sünde Gefallen und vom Teufel ist betört worden. Denn wir haben alle einen Gott, der seine Barmherzigkeit über uns, wie einen Mantel, ausbreitet, über Fromme und Sünder, über Gelehrte und Ungelehrte, über Reiche und Arme; denn er ist unser aller Gott. Darum sollen wir uns nicht überheben, sondern demütig sein: nicht dahin sehen, ob wir viel und andere wenig haben. Denn Gott kann dem gnädiger und holder sein, dem er wenig gegeben hat, denn der viel hat; ja, er kann wohl dich wieder nackend ausziehen, und einen, der nackend und bloß ist, schöner kleiden und mit trefflicheren Gaben zieren, denn dich. Warum wolltest du denn andere verachten und dich hervorheben?

15. In der Welt muß solche Ungleichheit der Personen, Stände und Gaben bleiben, daß einer mehr und höher, denn der andere, gehalten wird. Aber darum sind ihr vor unserem Herrn Gott nicht ungleich. Denn weil nichts denn Gnade bei ihm gilt, ist es unmöglich, daß jemand sich vor ihm rühmen und stolz sein könnte. Alle sollen sich demütigen, und wissen, obgleich wir unter einander ungleich sind, daß Gott darum nicht ungleich wird: er hat kein anderes Herz noch Auge auf den, der viel hat, denn auf dem, der wenig hat. Das also wir alle lernen sollen, uns an seine Gnade und Barmherzigkeit halten. Denn beide, Gerechte und Sünder, Reiche und Arme, Starke und Schwache, sind unseres Herrn Gottes. Was wir haben, daß haben wir alles von ihm; aber von uns selbst haben wir nichts als Sünde. Darum soll sich keiner über den anderen erheben, sondern sich demütigen und fürchten. Denn obgleich was Gutes da ist, so ist es doch alles unseres Herrn Gottes Gabe. Der soll davon rühmen, du nicht: sondern sollst desselben brauchen mit Danksagung und in der Furcht Gottes; denn er kann kein Stolzieren, kein Pochen noch trotzen Leiden.

16. Gleich aber wie niemand sich seiner Frömmigkeit oder anderer Gaben wegen überheben soll: also will Gott nicht, wenn du meinst, was für ein armer Sünder du bist, daß du nicht verzweifeln sollst, sondern daß du auf seine Güte trauen und dich sein trösten sollst, und sagen:. Wohlan, habe ich nicht so viel als der oder jener, so habe ich doch eben denselben Gott, der will mir auch gnädig sein. Darum will ich zufrieden sein, hingehen, meines Standes und Amtes warten in dem Maß, den mir Gott beschert hat; will niemand verachten, mich über nichts überheben, will mich auch darum nicht bekümmern, daß andere mehr, denn ich, haben. Denn ich will zufrieden sein, daß ich eben den Gott habe, den sie haben; und daß Gott nicht darum ein ungleicher Gott ist, obschon wir Menschen unter einander ungleich sind. Das meint der Herr, da er dies Gleichnis beschließt, und spricht:. Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt; aber wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht ". Als sollte er sagen:. Wenn ich solche Heiligen finde, die mir es können heimgeben, je weniger dieselben von sich halten, je mehr will ich ihnen geben. Dagegen aber, der etwas hat und will darum hoffärtig und hoch gehalten sein, dem will ich eins nach dem anderen wieder nehmen, bis ich ihn endlich in Ungnaden in den Abgrund der Hölle stoße.

17. Wenn der Pharisäer nicht so hoffärtig gewesen, sondern in aller Demut Gott seine Gaben hätte heimgetragen, und gesagt: Herr, du hast mir viel Gnade getan, daß du mich vor dieser und anderen Sünden so gnädiglich behütet hast; solches ist deine Gabe, der freue ich mich, ich überhebe mich aber dessen nicht, verachte auch deswegen niemand; denn du kannst es wieder nehmen, wenn du willst. So hätte ihm Gott von Tag zu Tag der Gaben noch mehr gegeben und ihm nicht können feind sein. Weil er aber damit Hoffart treibt, und andere darüber richtet und verachtet, und spricht:. Ich bin alles, der Zöllner ist nichts, da zieht ihn unser Herrn so rein aus, daß nichts mehr an ihm bleibt, daß noch zu loben wäre. Denn da steht unseres Herr Christi Urteil:. " Der Zöllner ging gerechtfertigt hinab vor jenem ". Das ist, der Pharisäer ist ungerecht, verdammt und gehört in die Hölle zum Teufel. Was hat er nun von seinem Rühmen? Dagegen aber der Zöllner, der da spricht: " Gott, sei mir gnädig ", wird zum Heiligen in der Kirche, und hat einen gnädigen Gott, wie er betet.

18. Das will Christus uns alle lehren, daß wir sollen von Tag zu Tag erkennen, was wir sind und haben. Hast du Geld, gesunden Leid, Haus und Hof: brauche desselben, gönne dir es wohl, gebe es dir gern und will dir noch mehr geben, allein rühme dich nicht und verachte keinen lebendigen Menschen darum. Gedenke, wenn du einen siehst, der nicht hat, was du hast, daß er ebenso einen gnädigen Gott haben kann, als du. Darum verachte ihn nicht, lasse ihn eben dir gehen, so wird Gott gepriesen von beiden; da sonst die falschen Heiligen Gott schmähen, ob sie es gleich mit dem Munde und öffentlich nicht tun.

19. Darum wer bloß nach den Worten beurteilen wollte, der muß sagen, daß es nicht unrecht geredet ist, daß der Pharisäer hier sagt: Gott, ich danke dir. Denn solche Worte führen die rechten Heiligen in ihrem Gebet auch, aber mit einem anderen Herzen. Denn wo sie Gott für etwas danken, bekennen sie damit, es sei sein Werk und Gabe, sie haben es nicht von sich selbst. Aber das ist des Pharisäers Meinung nicht; sonst würde er gesagt haben:. Das ich kein Ehebrecher, kein Räuber noch Ungerechter der bin, Herr, daß habe ich niemand denn dir zu danken. Meinetwegen, wo es außer deiner Gnade gewesen, würde ich eben haben hausgehalten, wie andere Leute. Denn wir sind alle gleich, einer darf sich nicht über den anderen rühmen. Aber so denkt dieser Pharisäer nicht, sondern er dreht es noch um, und spricht:. " Ich danke dir, daß ich nicht bin, wie andere Leute ". Zieht also alle seine Tugend in sich selbst, als hätte er sie von sich selbst und nicht von Gott. Denn sonst würde er ihrer sagen:. Du hast es gegeben. Das tut er nicht, stellt sich nicht anders, denn als sei er so reich und könne Gott geben; dankt also nicht Gott, sondern sich selbst, seiner Vernunft, seinem freien Willen und Kräften, daß er so viel habe tun können.

20. Nun ist es wahr: wem Gott etwas besonderes gibt, der soll es erkennen und hoch achten. Denn was sollte das sein, daß du leugnen wolltest, du wärest nichts gelehrter oder besser denn ein Esel, oder ein anderes Tier? Also wem Gott Geld und Gut beschert, der soll nicht so unvernünftig sein, daß er wollte sprechen:. Ich bin ein armer Bettler und haben nichts. Wer etwas Gutes getan, armen Leuten geholfen und geraten hat, soll solches auch nicht versprechen, daß er wollte sagen:. Ich habe nichts Gutes getan. Nein, so soll es nicht sein; Gottes Gaben soll man erkennen, rühmen und hoch halten. Aber neben dem soll man sich demütigen und sagen:. Mein Gott, es ist dein und nicht mein; du hast es gegeben, sonst müßte ich es wohl als andere sein, ich danke dir dafür. Das wäre recht getan, wo wir also uns demütigen. Aber unseres Herrn Gottes Güte soll man nicht klein noch gering achten, sondern erkennen und Achten; und doch nicht dabei stolz sein, noch andere verachten, sondern, wie nun oft gemeldet, sagen:. Lieber Gott, es ist deine Gabe, die du mir gegeben hast; so ein anderer dies nicht hat, daß schadet nicht: denn er hat doch ebenso einen gnädigen Gott, als ich: warum wollte ich ihn denn verachten?

21. Solche Demut will der Herr uns im heutigen Evangelium lehren und vor Hoffart und Stolz uns warnen. Denn es ist beschlossen:. Wer sich selbst erhöht, der soll wieder herunter geworfen werden. Gott hat es seinem eigenen Volk nicht geschenkt, sondern hat es um der Hoffart willen zerstört. Andere große Königreiche sind auch solcher Sünde wegen zerstört worden. Luzifer mußte darum aus dem Himmel, Adam und Eva aus dem Paradies.

22. Darum so lerne, daß du sagst: Herr was habe ich, das ist dein, du hast mir es gegeben, kannst mir es auch wieder nehmen. So wird die Hoffart draußen bleiben. Denn wer wollte auf so etwas Ungewisses pochen? Wer aber solches nicht tun und sich dafür halten will, als habe er es alles von sich selbst, der findet hier sein Urteil, daß Gott ihn so rein will ausziehen, daß er nichts behalten, und noch dazu ungerecht und des Teufels soll sein. Gott gebe seine Gnade, daß wir solche Lehre merken und uns danach halten, Amen


Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Am zwölften Sonntag nach Trinitatis


Markus 7,31-37

Und da er wieder aus ging von den Grenzen Tyrus und Sidon, kam er an das galiläische Meer, mitten unter die Grenze der Zehnten Städte. Und sie brachten zu ihm einen Tauben, der stumm war, und sie baten ihn, daß er die Hand auf ihn legte. Und er nahm ihn von dem Volk besonders und legte ihm die Finger in die Ohren und spützete und rührte seine Zunge. Und sahe auf gen Himmel, zuefste und sprach zu ihm: Hephatha, das ist, tue dich auf. Und alsbald taten sich seine Ohren auf, und das Band seiner Zunge ward los, und redete recht. Und er verbot ihnen, sie sollten es niemand sagen. Je mehr er aber verbot, je mehr sie es ausbreiteten. Und verwunderten sich über die Maße und sprachen:. Er hat alles wohl gemacht; die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend.


1. Das ist ein einfaches Evangelium weil es nicht mehr tut, denn daß es sagt vom Wunderwerk, welches der Herr hier an dem stummen und tauben Menschen getan hat. Von diesem und anderen Wunderzeichen hören wir im Jahr oft, daß sich Christus damit erzeigt und sehen läßt, daß er der Heiland sei, der uns wieder des Teufels Zorn helfen und beistehen wolle. Darum mögen wir Gott für solche Wohltat besonders danken, daß er uns einen solchen Mann gegeben hat, der uns aus lauter Gnaden beistehen will, wider alles, daß der Teufel uns zufügen kann.

2. Denn daß dieser arme Mensch also verletzt ist, daß er weder Zunge noch Ohren, wie andere Leute, brauchen kann, daß sind alles Schläge und Stiche des leidigen Teufels. Vor der Welt hat es wohl das Ansehen, daß jedermann meint, es seien natürliche Gebrechen; denn die Welt kennt den Teufel nicht, daß er so mancherlei Schaden anrichtet, die Leute toll und töricht macht, ihnen alles Unglück zufügt, nicht allein am Leib, sondern auch an der Seele, daß sie vor Angst und Traurigkeit Sterben und zu keiner Freude kommen können: wir Christen aber sollen es dafür halten, daß solche Fehler und Gebrechen alle anderes nichts, denn eitel Teufels Schläge sind; der richtet solchen Jammer auf Erden an, und tut Schaden, wo er kann.

3. Darum sollen wir unserem lieben Herrn Gott billig danken, daß er unseres Jammers sich angenommen, und seinen Sohn, unseren Herrn Christum Jesum, gesandt hat, der diesem armen Menschen geholfen; und uns auch gnädig behütet hat, daß wir mit der gleichen Plage vom bösen Feinde nicht auch beschädigt sind. Denn dafür soll es ein jeder Mensch halten, so er gesunde Augen, Ohren, Hände, Füße und andere Glieder hat, daß es nicht ein natürlich, ungefährliches Gewächs sei, wie es die Welt ansieht; sondern es sind lauter Gaben Gottes. Weil aber die Welt solches nicht glaubt, sondern, weil es so gemein ist, für ein natürlich schlecht Ding hält: deswegen muß Gott zuweilen solches geschehen lassen, daß der Teufel da einen stumm und taub, dort einen blind macht, oder wohl gar tötet, auf das jedermann lerne, Gott habe es dem Teufel erlaubt, und desto fleißiger Gott dafür danke, daß er uns so gnädig vor solchem Unrat bewahret.

4. Also ist es auch des Teufels Werk, daß er die Herzen verblendet durch irrige und falsche Lehre, daß sie die Wahrheit nicht sehen noch annehmen wollen. Alle Gottes Werke aber sind gut; denn er ist gut, und schafft nichts, denn was gut ist. Der Teufel aber ist böse; deswegen wo es ihm Gott erlaubt, da richtet er nichts Gutes an. Gleich wie ein Baum, der schöne gute Äpfel trägt, aber wenn das Ungeziefer kommt und zersticht es, so werden die Früchte wurmig und verderben. Solches ist aber nicht unseres Herrn Gottes Schuld, sondern der Würmer und des Ungeziefers.

5. Also ist es mit uns Menschen auch. Gott ist ein Gott des Lebens, deswegen gibt er gesunden Leib und seine, geschickte Gliedmaßen. Aber der Teufel, wo er kann und Gott ihm solches erlaubt, verdirbt er den Leib und tut Schaden. Darum sollen wir es lernen, was dergleichen für Unrat uns widerfährt, daß es lauter Teufelstiche sind, der allen Menschen, besonders aber den Christen, bitterfeind ist und nichts Gutes gönnt.

6. Nun ist es aber schrecklich, daß der arge, böse, mächtige Feind so viel Jammer anrichten soll. Aber dagegen tröstet uns das heutige Evangelium, von einer Gewissen Hilfe wieder solchen Feind. Denn da sehen wir, wie Johannes sagt 1 Johannes 3,8.: daß der Sohn Gottes darum erschienen ist, daß er die Werke des Teufels zerstöre. Denn weil der Teufel in das Paradies darum gekommen ist, daß er unserem Herrn Gott sein Werke zerbrechen, und aus den Heiligen Frommen Menschen, Adam und Eva, ungehorsamen böse Menschen machen wollte, und es gelangt ihm solcher Anschlag: hat der Sohn Gottes wiederum gedacht, wie er sich an seinen Feinde könne rächen. Wird deswegen Mensch, und macht wieder ganz und besser, was der Teufel zerbrochenen hat; zerbricht dem Teufel auch sein Werk, die Sünde, den Tod und Hölle, und, wie wir hier sehen, macht er die Zunge wieder los, die der Teufel gebunden hatte, und tut die Ohren auf, die er verstopft hatte. Diese Werk auszurichten ist Christus gekommen, und treibt es für und für unter seinen Christen, wie wir hernach weiter hören werden. Das sei vom Wunderzeichen und Werk unseres Herrn Christi gesagt, damit er sich heut erzeiget hat, daß er ein Helfer sei der elenden Leute, und wolle heilen alle Gebrechen, die der Teufel auf uns geladen hat, und von seiner Tyrannei uns ledig machen.

7. Es will aber der Herr mit diesem Wunderwerk uns auch das anzeigen, wie diese zwei Stücke sonderlich einem Christen zugehören, daß die Ohren ihm aufgetan und die Zunge gelöst sei; und daß er dies Werk täglich in seiner Kirche wider den Teufel üben wolle. Die leibliche Wohltat, daß er gesunde Ohren und Zunge gibt, läßt er auch wohl den Heiden widerfahren; aber bei den Christen allein geht diese geistliche Wohltat, daß er ihnen die Ohren geistlich öffnet und die Zunge löst. Denn das ist ja gewiß, daß wir alle unsere Seligkeit allein durch das Wort Gottes haben. Was wüßten wir sonst von Gott, von unserem Herrn Christus und seinem Opfer, und vom Heiligen Geiste? Darum ist dies noch heutigen Tages das größte Wunderwerk und die größte Wohltat, wem Gott ein solches Ohr gibt, daß sein Wort gern hört, und eine Zunge, die Gott ehrt und nicht lästert.

8. Die Katholiken sind tausend Mal elender, denn dieser Stumme hier. Denn sie haben taube Ohren; und ob sie gleich Gottes Wort hören, so können und wollen sie es dennoch nicht hören. Eben wie wir an den ungläubigen Juden sehen: wenn unser lieber Herr Christus die schönste Predigt von Vergebung der Sünden und dem ewigen Leben tat, wurden sie toll und töricht, wollten es nicht allein hören, sondern lästerten noch dazu. Also sind noch alle, die Gottes Wort nicht hören wollen, taub und stumm, und in viel größerer Gefahr als dieser arme Mensch hier. Denn sie können mit ihrer Zunge anderes nicht, denn Gott lästern, und von seinem Wort, dem höchsten Schatz, auf das ärgste Reden. Die aber Gottes Wort gern hören, und zur denen Christus sagt, wie hier zum Stummen: " Hephatha ", Ohr, du sollst offen stehen: die sind es, denen recht geholfen ist wider den Teufel denn Gott hat uns keinen anderen Weg gewiesen, darauf wir in den Himmel gehen können, denn sein liebes Wort, das heilige Evangelium. Wer dasselbe gern hört, mit Fleiß merkt, und Lust und Liebe daran hat, dem ist geholfen. Das ist das eine Wunderwerk, welches noch täglich in der Christenheit geht, daß unsere Ohren, welche der Teufel durch die Sünde verstopft hat, durch das Wort wieder aufgetan werden, daß wir Gottes Wort hören.

9. Das andere ist, daß er auch die Zunge wohl rühret, und uns Reden macht, wie Paulus sagt Römer 10,10.: " So man von Herzen glaubt, so wird man gerecht, und so man mit dem Mund bekennet, so wird man selig ". Durch den glauben an Christum kommen wir zu Vergebung der Sünden. Da soll danach auch das Bekenntnis folgen, daß wir nicht stumm sind, sondern Reden, wie wir es im Herzen glauben. Das macht denn einen rechten Christen; alle anderen Werke machen keinen Christen.

10. Das kann wohl sein, daß ein Mönch fastet und wacht, und tut seinem Leibe weher denn ein Christi: dadurch aber kann er kein Christ werden; denn es mangelt ihm an dem, daß er noch taub und stumm ist. Das Wort will er nicht hören, viel weniger bekennen. Ein Christ aber, der hört es, glaubt es und bekennt es danach. Diese zwei Stücke machen einen Christen. Also übt unser lieber Herr Christus solches Werk noch täglich in seiner Kirche, im Geist und durch das Wort; welches Werk er dort leiblich darum getan hat, daß er sich sehen ließe, wie er wieder allen Schaden, den der Teufel uns zufügt, sonderlich aber wieder den Geistlichen Schaden uns helfen könnte und wollte, auf das wir an ihn glauben und unsere Hoffnung auf ihn setzen lernen.

11. Nun müssen wir auch sehen, was der Herr mit dem sonderen Gepränge hier meint. Das Volk bringt den armen Menschen zu ihm, und bittet, er wolle ihm die Hände auflegen. So fährt er zu, führt ihn beiseite vom Volk, legt ihm die Finger in die Ohren, spuckt aus, und rühret seine Zunge damit. Danach sieht er auf gen Himmel, seufzt und spricht: " Hephatha ". Solches alles ist eine sonderliche Geberde, die der Herr besonders bei diesem Wunderwerk führt. Weil wir nun gehört haben, was es sei, recht stumm und taub sein, müssen wir auch das sehen, warum der Herr soeben hier bei diesem Wunder Werke eine besondere Zeremonie oder Gepränge hat brauchen wollen; so er doch wohl mit einem einzigen Wort solches Werk hätte können ausrichten. Denn wir sehen durch und durch im Evangelium, daß es nur um ein Wort zu tun ist; wenn er etwas haben will, so geschieht es.

12. Aber der Herr treibt hier so viel Wesens um des geistlichen Wunderwerkes Willen. Denn er will damit anzeigen, wie es soviel Mühe kostet, bis man einen Tauben hörend und einen Stummen redend macht. Lazarus weckt er mit einem Wort auf. Zum Gichtbrüchigen sagt er: " stehe auf und wandle "; da war ihm schon geholfen. Aber mit diesem Tauben und Stummen hier geht er so kurz und schlecht nicht um; sondern braucht eine besondere Geberde, daß er mit den Fingern ihm in die Ohren gereift, und mit dem Speichel seine Zunge zuvor rührt, sieht auf gen Himmel, und seufzt; als dann allererst er spricht:. " Tue dich auf "; uns damit anzuzeigen, so wir von des Teufels Banden wollen los werden; und eine fertige Zunge und offene reine Ohren überkommen so müsse es geschehen durch das äußerliche Wort oder Predigtamt, und durch äußerliche Zeichen. Denn das Wort müssen wir zuerst hören, und danach Taufe und Sakrament nicht zurücklassen; so will alsdann der Heilige Geist dabei sein, Ohren und Zunge losmachen.

13. Darum hüte sich jedermann vor den Rottengeistern, die des äußerliche Wort und Sakrament verachten, und warten, bis Gott mit ihnen rede in ihrem Herzen. Nein, spricht Christus, da ist mein Finger, daß äußerliche Wort, daß muß in den Ohren erschallen. Da ist mein Speichel, der muß die Zungen rühren und feuchten. Also wird mein Werk recht und fertig von Statten gehen. Wie man sieht, wo das äußerliche Wort recht geht, da findet man gewißlich Christen. Wo es nicht recht geht, da findet man keine. Denn wie der Hirte ist, so sind die Schafe.

14. Darum denke jedermann, daß er sich auf dieser Bahn lasse finden und Gottes Wort gern hören. Denn Gott will sich ohne daß Wort in deinem Herzen nicht offenbaren. Sollst du ihn sehen und erkennen, so muß es allein durch das Wort und die äußerlichen Sakramente geschehen; sonst will der Heilige Geist sein Werk nicht führen. Wie Gott vom Himmel herab uns lehrt, da er spricht:. " das ist meint lieber Sohn, den sollt ihr hören ". Also, Christus befiehlt seinen Jüngern:. " Gehet hin in alle Welt, lehret und taufet alle Völker "; also:. " Wer euch höret, der hörete mich ". Da hat unser lieber Herr Christus befohlen, man soll das Maul auftun, den Leuten das Evangelium predigen, und sie taufen. Das ist die rechte Weise, dadurch wir müssen selig werden; sonst ist alles vergebens und verloren. " Wer euch höret ", spricht er, " der höret mich ".

15. Nach dem Predigtamt hat Gott auch geordnet Vater und Mutter, Herr und Frau im Haus, weltliche Obrigkeit im Regiment. Die sind nicht von ihretwegen allein da; sondern sitzen an Gottes Statt: die sollst du, soviel daß äußerliche Leben und all dein Tun und Lassen gegen andere betrifft, auch hören, und wissen, wenn du dieselben hörst, so hörst du Gott. Ohne wenn sie ihr Amt mißbrauchen, wieder Gottes Wort etwas sagen und gebieten wollten: da soll man sie nicht hören. Denn Gott soll man mehr Gehorsam sein, denn den Menschen. Und, wie gemeldet, sollst du erst Gott in der Kirche durch seine Diener hören; danach allererst die Menschen, als, deinem Vater, Mutter und Obrigkeit; was dieselben ihres Amts wegen dir sagen, daß sagt dir Gott. Darum denke auch, daß du es annehmen sollst und folgen. Nun ist es aber wahr, unser keiner ist, er denkt, er wollte hundert Meilen Weges zu einer solchen Kirche laufen, da unser Herr Gott selbst predigte; denn jedermann würde die Stimme hören wollen. Aber unser Herr Gott sagt:. Ich will es dir wohl näher machen, daß du nicht so weit danach laufen darfst: höre deine Pfarrherren, deinen Vater und Mutter, so hast du mich gehört; denn sie sind meine Jünger und Amtleute; wenn du sie hörst, so will ich dir in dein Herz reden, wie diesem Tauben, daß deine Ohren sich auftun und deine Zunge soll frei sein, und du von da an bist ein hörender und redender Mensch, nicht mehr taub und Stummen, wie zuvor.

16. Aber wie geht es? Kinder und Gesinde im Hause lassen ihrer Eltern und Herrschaft predigen und sagen, was sie wollen; sie aber täten nicht das Wenigste, wenn man sie nicht dazu zwingt. Also geht es mit der Obrigkeit auch, sie schaffe und heiße, was sie wolle, so findest du unter Hundert nicht einen, der mit Ernst denkt, solchen Befehl nachzukommen. Besonders jetzt, wegen der großen Gefahr, in der Deutschland jetzt schwebt, daß man Fromm sein und sich bessern, zu Gottes Wort sich fleißiger halten und vor allem Ärgernis sich hüten soll; dazu denn weltliche christliche Obrigkeit treulich die Untertanen vermahnt. Aber sie wollen nicht so um, und stellt sich die Welt, als wolle sie vorsätzlich ärger sein, denn sie zuvor gewesen ist, ehe wir das Wort gehabt haben.

17. Also auch, gleichwie es im Haus und Regiment geht, so geht es auch in der Kirche, das sehr wenige sind, die mit rechtem Ernst die Predigt hören und die Ohren recht auftun. Der meiste Teil, Bürger und Bauern, sind den Kirchendiener feind, könnten sie ihnen nur viel zu Leid tun, nichts geben und überall nur nehmen, daß täten sie von Herzen gern, wie man leider überall sieht.

18. Darum folgt auch die Strafe, weil man Gott, der durch Vater und Mutter, durch weltliche Obrigkeit und Kirchendiener mit uns redet, nicht hören will, daß der Teufel die Ohren je länger je härter zumacht, und die Zunge je länger je mehr bindet und schwerer macht, daß man Gottes Wort nicht hören, noch davon reden mag. Dagegen aber tut der Teufel die Ohren auf, daß man seine Lügen, Rotten, falsche Lehre, Unzucht und anderes gern hört; löst auch die Zunge, daß sie Gott lästern und jedermann ärgerlich sei. Solcher Lohn pflegt zu folgen, wo man das Wort verachtet; und geschieht den Leuten darum recht, sie wollen es so und nicht anders haben. Über das werden auch die zeitlichen Plagen nicht außen bleiben, sondern werden gewiß folgen, als, Pestilenz, Krieg, Türke und alles Unglück; damit solche Buben, nach dem sie verdient haben, ihre Strafe empfangen, wie man es bereits vor Augen sieht. Gott helfe uns, daß wir uns bessern und frömmer werden.

19. Das ist die Ursache, daß der Herr hier gen Himmel aufsieht, seufzt, und gleich in einem Grimm sagt: " Hephatha, tue dich auf ". Denn es tut ihm weh, da Gott gern helfen und die Leute von des Teufels Banden durch sein Wort gern frei machen wolle, daß sie sich nicht wollen helfen lassen, und zu ihrem eigenen Verderben eilen und Gott zur Strafe dringen.

20. Darum laßt uns dies Wunderwerk wohl und mit Fleiß merken, und der Frommen Leute Exempel folgen, welche den Herrn Christus hier rühmen, daß er alles wohl gemacht habe, daß die Tauben hören und die Sprachlosen reden. Solches tut er, wie gesagt, noch für und für in der Christenheit, mit seinem Finger und Speichel, das ist, durch die Heiligen Sakramente und das äußerliche Worte, daß er predigen läßt, daß die Tauben Ohren geöffnet und die Sprachlosen redend werden. Durch das, und sonst durch nichts, will der Heilige Geist in uns seine Wirkung haben. Das merket ja wohl, und haltet euch desto fleißiger dazu; denn das ist der nächste und gewißeste Weg, daß unsere Ohren aufgetan und unsere Zunge gelöst, und wir selig werden. Das verleihe uns unser lieber Herr und Heiland, Christus Jesus, Amen


Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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Am dreizehnten Sonntag nach Trinitatis


Lukas 10,23-37


Und er wandte sich zu seinen Jüngern und sprach insonderheit:. Selig sind die Augen, die da sehen, daß ihr sehet. Denn ich sage euch:. Viel Propheten und Könige wollten sehen, daß ihr sehet, und haben es nicht gesehen; und hören, daß ihr höret, und haben es nicht gehöret. Und siehe, da stand ein Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muß ich tun, daß ich das ewige Leben ererbe? Er aber sprach zu ihm:. Wie stehet im Gesetz geschrieben? Wie liest du? Er antwortete und sprach:. Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten als dich selbst. er aber sprach zu ihm:. Du hast recht geantwortet; tue das, so wirst du Leben. Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesu: wer ist denn mein Nächster? Da antwortete Jesus und sprach:. Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab gen Jericho und fiel unter die Mörder; die zogen ihn aus und schlugen ihn, und gingen davon und ließen ihn halb tot liegen. Es begab sich aber ungefähr, daß ein Priester dieselbe Straße hinab zog; und da er ihn sah, ging er vorüber. Desselbigen gleichen auch ein Levit, da er kam bei die Stätte und sah ihn, ging er vorüber. Ein Samariter aber reiste und kam dahin; und da er ihn sahe, jammerte ihn sein, ging zu ihm, verband ihn seine Wunden, und goß drein Öl und Wein, und hub ihn auf sein Tier, und führete ihn in die Herberge, und pflegete sein. Des anderen Tages reiste er, und zog heraus zwei Groschen und gab sie dem Wirt, und sprach zu ihm:. Pflege sein; und so du was mehr wirst dartun, will ich dir es bezahlen, wenn ich wiederkomme. Welcher dünket dich, der unter diesen drei der Nächste sei gewesen dem, der unter die Räuber gefallen war? Er sprach:. Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Dar sprach Jesus zu ihm:. So gehe hin und tue desgleichen.


1. dieses ist ein langes Evangelium; darum wollen wir nur ein oder der zwei Stücke daraus nehmen, daß wir es darum leichter merken können und uns daraus bessern. Das erste Stücke ist, daß der Herr Christus hier sein Wort, das heilige Evangelium sehr hoch preiset, und spricht insonderheit zu seinen Jüngern:

Selig sind die Augen, die da sehen, daß ihr sehet. Denn ich sage euch, viele Propheten und Könige wollten sehen, daß ihr sehet, und haben es nicht gesehen, und hören, daß ihr höret, und haben es nicht gehöret.

2. Damit will er uns trösten wieder den Jammer, den wir auf Erden sehen, da kein verachteter Ding ist, denn als das Evangelium. Denn aller andere Lehre, Lügen und Ketzerei mag die Welt hören, und kann sie dulden; aber das Evangelium will sie weder hören noch sehen, sondern lästert und verfolgt es auf das höchste, legte denen das Herzeleid an, die es predigen und hören. Wie denn der Beispiele leider mehr denn zuviel durch ganz Deutschland und in vielen anderen Königreichen vor Augen sind. Das sieht der Herr, tröstet deswegen seine Jünger und spricht:. Die Welt schilt und lästert das Evangelium; aber wer die Gnade hat, daß er es haben und sich des trösten kann, der hat selige Ohren, der mag wohl Gott von Herzen darum danken, daß er dazu gekommen ist und das kann für köstlich halten, welches die Welt so hoch verachtet. Daher ist es gewiß war, daß ihr seliger seid, denn David und alle anderen Könige. Denn das ist aller Heiligen Patriarchen, Propheten und Könige höchstes Verlangen gewesen, daß sie diese Zeit gern erlebt, und mich gern gesehen und gehört hätten. Aber es hat ihnen nicht können zuteil werden. Euch aber ist diese Gnade und Seligkeit widerfahren; darum schaut und danket Gott dafür, daß es euch widerfahren ist, daß ihr mich hören und sehen könnt.

3. Es sieht der liebe Herr, was für arme, elende Leute wir sind. Wenn wir solchen Schatz des Heiligen Evangelium nicht haben, so fällt immerdar ein Irrtum über den anderen herein, und ist nicht möglich, daß jemand sich könnte retten. Wie wir im Papsttum leider allzuviel erfahren haben, daß es endlich dahin gekommen ist, daß wir den Teufel für einen Prediger angenommen, und ihm geglaubt haben, was er durch die Poltergeister und seine lügenhaften Prediger von Messen, Wallfahrten, Fegefeuer, und anderem gelogen hat. Anders kann es nicht zu gehen, wo das Wort nicht ist, denn daß man allerlei Irrtum und Lügen annimmt und glaubt. Und lassen sich dennoch die Leute dünken, sie seien auf dem rechten Weg zur Seligkeit, so sie doch genau zur Hölle und zum Teufel rennen.

4. Wiederum, wenn wir das Evangelium haben, so findet sich ein Jammer, der schier noch greulicher ist, nämlich, daß es jedermann verachtet, und der Wenigste Teil zur Besserung annimmt. Darum sind wir durchaus elende und arme Leute. Gibt uns Gott sein Wort nicht, so können wir es ohne Nachteil unserer Seelen Seligkeit nicht entbehren. Wiederum, gibt er es, so will es niemand haben. Wäre deswegen nichts besser, denn das unser Herr Gott bald käme mit dem jüngsten Tag und schlüge alles auf einen Haufen. Denn es hilft doch an der undankbaren Welt weder Strafe noch Gnade. Aber wie hier steht:. Selig sind die Ohren, die es hören und annehmen; denn da soll eine ewige Freude auf folgen.

5. Das ist das erste Stück, da unser lieber Herr Christus hier über klagt, daß er der Welt sein Wort, und mit dem Wort Vergebung der Sünden und ewiges Leben anbietet und gibt; aber sie will sein nicht, sondern verachtet es. Darum wendet er sich besonders zu seinen Jüngern und spricht:. Selig seid ihr, die hier Gottes Wort habt und hört, nicht längst gestorben seid, ehe es gekommen ist. Ich sage euch, die größten und höchsten Könige und Propheten hätten es gern erlebt und gesehen. Noch ist die Welt so böse, wenn sie es gleich haben kann, daß sie nichts danach fragt, ja, dazu auch wohl verachtet und lästert. An solches Ärgernis kehret euch nicht, sondern denket, daß ihr solcher Gnade brauchet und euch bessert. Denn eben darum ist es dem Herrn hier zu tun, daß er gern wollte, daß jedermann daß Wort mit Ernst höret, und nicht verachtet, wie die Welt tut, und wir in allen Ständen, vom höchsten bis zum niedersten, sehen, was das Evangelium nicht verfolgen kann, daß verachtet es; der Wenigste Teil nimmt es mit Dank an und bessert sich. Dieselben sind es allein, die selige Ohren und selige Augen haben.

6. Im anderen Stück hält der Herr uns vor die Frucht des Heiligen Evangelium, nämlich, die guten Werke, die folgen sollen, wenn man Gottes Wort gehört hat. Solches malt er mit seinem Beispiel von dem, der von Jerusalem hinab gen Jericho zog, und die Mörder über ihnen vielen, schlugen und beraubten ihn, und ließen ihn für tot da liegen. Dar kommt ein Priester, der sieht den armen Menschen, aber nimmt sich sein nicht an und geht seine Straße. Ein Levit ging auch vorüber und sah ihn, aber es kümmerte ihn der arme Mensch auch nichts. Letztlich kommt ein Samariter, der nicht den Namen hatte, daß er besonders heilig sei; sondern war ein Heide, der dem armen Menschen, der ein Jude war, nichts angehörte; denn er war nicht seines Geschlechts, wie der Priester oder Levit, sondern ein Fremder. Dieser sieht den armen Menschen, und läßt sich seinen und Fall zu Herzen gehen, steigt bald vom Roß, gießt ihm Öl und Wein in seine Wunden, verbindet ihn und legt ihnen auf sein Tier, er aber geht zu Fuß, und führt ihn in die Herberge. Als er aber wegen seiner Geschäfte nicht da bleiben konnte, befiehlt er den Wirt, und gibt ihm zwei Groschen, daß er sein wartet, bis er wieder komme.

7. Das ist das richtige Gemälde, in welchem der Herr abmalt, was die Rechte Frucht des Wortes und christliche Liebe sei, nämlich, daß das Wort werde solche Leute machen, wie der Samariter hier ist, weiche, barmherzige Leute, die nicht wohl können sehen, daß jemand Not leidet. Wo sie es aber sehen, wagen sie ihr eigenes Leben, und helfen, womit sie können. Ich rede aber hier von Dürftigen, armen Leuten, die sich nicht auf das betteln legen, wie das faule, unnütze, müßige Bettlervolk, daß niemand zu keiner Arbeit bringen kann und das ganze Land aussäuft. Solchen Streichern soll man nichts geben. Aber wo Rechte dürftige Leute sind, da ist ein christliche Herz so geschickt, daß es tut, wie hier der Samariter. Der denkt:. Ob ich gleich kein Jude bin, wie dieser, so bin ich doch ein Mensch, wie er, und habe einen Schöpfer. Darum gehört er mir näher zu, denn ein unvernünftiges Tier, will deswegen ihn nicht liegen lassen. Auf, lieber Bruder, halt her, laß dir helfen. Tut also mit ihm, wie ein Vater mit seinem Kind. Das heißen rechte Heilige.

8. Aber die Stockheiligen, wie der Priester und Levit hier sind, die viel und groß von sich selbst halten, die haben natürlich keine Barmherzigkeit mit den Armen, sondern sind greuliche, harte Leute. Denn sie halten es dafür, unser Herr Gott sei froh, daß sie ihm dienen; denken deswegen, sie dürfen anderen Leuten nichts tun noch dienen. Der Priester hier war heilig des Amtes und der Geburt wegen, darüber war er über die Maßen Stolz, daß er darum nach niemand fragte, wie der Text von ihm sagt, daß er den armen verwundeten Menschen wohl gesehen habe, aber sei vorüber gegangen, und sich seiner Not nicht hat angenommen.

9. Nun sind es aber verdrießliche Heilige, denen Gott besonders feind ist, die da sehen, daß ihr nächster Not leidet, und können helfen, tun es aber nicht. Worauf mögen sie sich verlassen? Auf anderes nichts, denn auf ihrer Heiligkeit, daß sie denken, wenn sie Messe gehalten, geopfert, gesungen und anderes getan haben, so haben sie alles verrichtet. Diese heißen Stockheilige und Steinheilige, ja, des Teufels Heilige, die bei sich denken, unser Herr sei ihnen schuldig, und sie seien niemand etwas schuldig.

10. Gegen solche schändlichen Heiligen geht dies Gleichnis hier. Denn der Herr hat auch so einen stolzen Heiligen, einen Schriftgelehrten, hier vor sich, der will nicht allein sich sehen lassen, wie fromm er sei, sondern auch den Herrn Christum lügen strafen, und ein besserer Doktor sein, als er ist. Denn weil der Herr seine Predigt so hoch rühmt und sagt: " selig sind die Augen, die da sehen, daß ihr sehet "; viel Könige und Propheten haben es begehrt zu sehen und zu hören, aber sie harte es nicht so gut wie ihr jetzt: das denken die Schriftgelehrten ist zuviel, denkt bei sich selbst:. Haben sie doch Mose gehabt, was kann dieser Besseres oder Höheres predigen, denn als Mose gepredigt hat? Fragt deswegen, und spricht:. " Meister, was soll ich tun, daß ich selig werden? ". Als wollte er sagen:. Du wirst mir ich ja nichts Besseres lehren können, denn als uns Mose gelehrt hat. Darum sind nicht allein die selig, die dich hören, jene, die Mose gehabt und gehört haben, sind auch selige Leute. Du tust ihm ein wenig zuviel. Es wäre übrig genug, daß du ein Doktor wärest, wie Mose, aber daß du Mose wegwirfst, als einen unseligen Prediger, der zur Seligkeit nicht den rechten Weg weiß, und willst ein besserer Prediger sein, das ist zuviel.

11. Solch ein Herz und solch einer Meinung versteht der Herr sehr wohl, will deswegen ihm auf seine Frage nicht antworten, sondern läßt ihn deswegen anlaufen, daß er selbst bekennen muß: wenn man gleich Mose und das Gesetz habe, so könne man dennoch nicht selig werden. So fragt er ihn nun, und spricht:. " Wie steht dem Gesetz geschrieben? Wie liest du? ". Der Schriftgelehrte ist mit der Antwort bald fertig, und spricht:. " Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen, und deinen Nächsten wie dich selbst ". Dieses, so denkt er, sei der rechte Kern und Hauptlehre, da niemand etwas Besseres könne antworten. Und es ist wahr, Mose kann nichts Höheres und Besseres lehren. Aber was antwortet Christus? " Tu das ", spricht er, " so wirst du Leben ". Als wollte er sagen:. Die Lehre ist wohl gut und recht, aber dir und allen Menschen ist damit nicht geholfen. Ursache, ihr tut nichts und könnt nichts tun. Solches fühlt der Schriftgelehrte wohl, schämt sich deswegen, denn er darf nicht sagen, daß er es getan habe, und will es doch nicht bekennen, in daß er solches Gebot nicht gehalten habe. Wirft deswegen eine andere Frage auf, und spricht:. " Wer ist mein Nächster? ". Das heißt ja diesen hoch Gelehrten Doktor fein zum Brett geführt. Denn daß er fragt, wer sein Nächster sei, das ist frei bekannt, daß er seinen Nächsten nicht geliebt habe; vielmal er noch nicht dahin gekommen ist, daß er seinen Nächsten kennt. Was hilft ihm nun Mose und das Gesetz?

12. Deswegen gereift ihm der Herr sofort an den Kopf, mit dem Gleichnis vom verwundeten Menschen, und spricht:. Ein Priester sah ihn, und ging vorüber; ein Levit desgleichen. Die beiden waren ebenso fromm, als du. Aber er Samariter nahm sich des armen Menschen an. Sage nun, welcher war des verwundeten sein Nächster? Da Antwort der Schriftgelehrte: " der die Barmherzigkeit an ihm tat "; will den Samariter mit Namen nicht nennen, der hoffärtige Heuchler.

13. Darum gibt ihm der Herr eine gute Schlappe, und spricht:. " So gehe hin, und tue desgleichen ". Als sollte er sagen: du bist ebenso ein frommer Heiliger, wie der Priester und Levit; du hilfst deinem Nächsten nicht mit einem Pfennig, ob er jetzt Sterben sollte; und fragtst noch, was du tun sollst, daß du das ewige Leben ererbest? Hast du nicht arme Freunde, arme Nachbarn, betrübte Leute? Ist nicht Unglück, Angst und Not genug in der Welt? Und du bist so ein grober Lehrer, daß du erst fragst, wer dein Nächster sei? Willst du heilig sein, so liebe deinen Nächsten wie dich selbst; wie der Samariter hier getan hat. Als sollte der Herr sagen:. Hast dein Lebtag noch nicht so viel gelernt, daß du wüßtest, wer dein Nächster wäre, will schweigen, daß du ihn geliebt hast wie dich selbst. An wem ist nun der Fehler? Mose und das Gesetz hast du. So dieses zur Seligkeit genug ist, so hat es nicht Not mit dir. Aber ist es nicht wahr, ob du gleich Mose und das Gesetz hast, so ist dir doch damit nicht geholfen, du bleibst ein Sünder wie zuvor, und hast am Gesetz mehr nicht, denn daß es dein Schuldbuch ist, und Zeugnis wieder dich gibt und dich vor Gott deiner Sünden wegen verklagt. Das heißt ja, noch der Seligkeit sehr weit gefehlt.

14. Wer aber solches eigentlich und gründlich verstehen will, warum das Gesetz uns nicht selig macht, der nehme nur diese zwei Stücke vor sich, da der Schriftgelehrte ihr von redet, und sehen mit Fleiß, was es heißt: Gott von ganzem Herzen lieben, und den Nächsten wie sich selbst: so wird er finden, wie ein schwer und unmögliches Ding es sei, wo nicht durch den Herrn Christum und sein Evangelium uns der Heilige Geist in unsere Herzen gegeben wird. Es ist schnell gesagt:. Ich habe Gott lieb; denn er kommt persönlich nicht zu uns, bedarf deswegen nicht, daß man sich hart auf ihn einrichte. Aber wir sehen, wie wir uns gegen die armen Leute halten, so wird es sich finden, ob wir Gott lieb haben.

15. Darum, wenn du wissen willst, wer Gott recht liebt, so tue nicht mehr, denn siehe, ob die Kinder ihre Eltern ehren, ob das Gesinde seiner Herrschaft gehorsam ist, ob man die Kirchendiener wohl und ehrlich halte; so wirst du sein und eigentlich sehen, wer Gott liebt, oder nicht liebt. Denn von den Kindern steht Gottes Befehl und Wort da:. Du sollst Vater und Mutter ehren. Ja, spricht ein Mönch und Nonne:. Vater und Mutter lasse ich fahren; ich will in ein Kloster gehen und dich ehren und dich lieben, der du Gott im Himmel bist. Nein, spricht Gott, da hast du mein Wort und wirst meinen Befehl; hast du mich nun lieb, so wirst du auch deinen Vater und eine Mutter lieb haben, sie ehren, und ihnen alle Liebe erzeigen. Dieses heißt Gott geliebt. Aber danach fragen die meisten Leute nicht, sondern wollen die Liebe gegen Gott mit anderen Werken beweisen, da doch Gott nichts von befohlen hat. Also die Kinder, ob sie gleich bei ihren Eltern bleiben, so wollten sie doch, daß sie schon Tod und unter der Erde wären, nur daß sie ihren Mutwillen haben könnten. Da muß man ja sagen, sie haben Gott nicht lieb.

16. Also geht es in anderen Ständen auch. Ein Fürst hat seine Amtleute, denen befiehlt er, daß sie recht und treu Haushalten sollen. Fragtst du sie, ob sie auch Gott lieb haben, da wird ihrer keiner nein sagen, sondern werden alle rühmen, ja, ich habe Gott lieb, warum sollte ich Gottes feind sein? Ja, Lieber, so sage an, warum bist du deinem Fürsten ungehorsam und untreu? Hättest du Gott lieb von ganzem Herzen, ja, von halben Herzen, so würdest du deinem Fürsten viel treuer dienen.

17. Also ist kein Knecht noch Magd im Haus, wenn sie gleich von Gott nichts wissen, dazu nachlässig und untreu sind, die diese Nachrede leiden wollten, und sich dazu bekennen, daß sie Gott feind wären, oder ihn nicht lieb hätten; und dennoch beweisen sie es in dem, daß sie ihren Herren so ungehorsam sind, welchen Gott heißt gehorsam sein. Weil sie aber Gott nicht lieben und nach seinem Befehl nichts fragen, bleiben sie ungehorsam, untreu, lügen, trügen und brauchen sich aller bösen Stücke. So lerne nun, daß es nicht so ein leichtes Ding ist, Gott lieben, als man meint. Gesagt hat man es schnell, aber im Werk will es nicht gehen.

18. Denn Gott lieben heißt, sein Wort und Befehl halten. Wie Christus sagt:. " Wer mich liebet, der wird mein Wort halten ". Denn hast du Gott lieb, so wirst du seine Gebote nicht verachten. Was heißt und befiehlt nun Gott dem Gesinde, Knechten, Mägden?

Ja, was verheißen sie ihrer Herrschaft, daß sie tun wollen? Ist es nicht wahr, da fordert Gott, und sie geloben es, nehmen auch ihren Lohn, Essen und Trinken darum, daß sie treu sein, folgen, und mit Fleiß tun wollen, was sie zu tun schuldig sind, und mit ihren Dienst, Arbeit und Fleiß ihrer Herrschaft Nutz und Frommen zum besten fördern. Aber wo findest du solche Leute, solche Knechten und Mägde? Der größte ungehorsam, der größte Unfleiß, Stolz, böse Worte, Schaden tun, und oft dazu auch noch stehlen und rauben, solche Leute findet man heute. Darum lieben sie nicht Gott, ja, sind Gott feind; denn sie achten seines Wortes nicht: sonst würden sie gewiß frömmer und fleißiger sein. Eben nun wie sie Gott lieben und seines Wortes sich fleißigen, so geht es ihnen auch, daß weder Glück noch Heil bei solchem Gesinde ist, müssen ihr Leben lang Arbeiter und Bettler bleiben.

19. Von Pfarrherren und Kirchendiener ist nicht Not hier zu melden; man sieht es überall, wie die Amtleute, Richter Bürger, Bauern und Nachbarn mit ihnen umgehen, halten sie geringer und verächtlicher denn als Kuh und Sauhirten. Nun hatte es aber Gott über die Maßen fleißig befohlen, man solle sie liebt und Wert halten, und besonders ihnen nicht vorenthalten, was ihnen gehört; wie man sieht im Propheten Maliachi. Und Christus selbst spricht:. " Ein Arbeiter ist seiner Speise wert ". Darum eben wie du dich vor Sünden sollst fürchten, so du deinem Knechte und Magd etwas abbrichst: also sollst du dich der Sünden fürchten, wo du deinem Pfarrherren etwas abbrichst, daß du ihm schuldig bist; und wissen, daß Gott dir an einem anderen Ort mit Ungewitter, Unglück, Feuer, Wasser und der gleichen zehnmal mehr dafür nehmen wird, denn du deinem Pfarrherren bestiehlst.

20. Also sieht man, daß die Welt nicht allein Gott liebt, sondern haßt, verachtet ihn, und ist ihm feind. Daß es nicht zu leiden wäre, daß sie ihn nicht lieb hätte, wenn sie nur ihm nicht auch feind wäre. O nein, spricht jedermann, da behüte mich Gott vor, sollte ich Gott feind sein? Ja, sicher bist du ihm feind. Denn so du wieder deinen Vater und Mutter, wieder deiner Herrschaft oder Obrigkeit murrst, und nicht tust, was dir zu tun befohlen ist; so verachtet du Gott, haßt ihn und bist ihm feind. Denn es ist sein Befehl, daß du folgen, und durch den Gehorsam sie ehren sollst. Demselben Befehl bist du feind; denn du willst ihn nicht tun und magst ihn nicht hören. Wer kann dann anders sagen, denn daß du Gott auch feind bist?

21. Also rühmen Bürger und Bauern auch, sie haben Gott lieb. Aber wenn man ihnen Gottes Befehl vorhält, daß sie nicht geizig sein sollen, nicht zu teuer verkaufen, treu handeln: je mehr man Predigt, je toller sie werden, und tun nur desto mehr aus lauter Trotz und Mutwillen. Was, sprechen sie, geht es den Pfaffen an, wie ich haushalte? Sollte er mich meistern? Wohlan, geht es den Pfaffen nicht an, so geht es Gott an; aber sieh du zu, wie er dir mit der Zeit lohnen werden, mit Pestilenz, teuerer Zeit, mit Feuer, mit Wasser, mit dem Türken und allerlei anderen Plagen; die werden dir deine Thaler und Gulden ganz nehmen und wo wolltest du nun wissen wie du noch zu Dank kommen solltest: da du sonst, so du ein Christ wärest, gegen Gott und die Leute könntest Gunst und Dank verdienen, und würdest am Gut von Tag zu Tag zunehmen.

22. Also sieht man überall, daß man unseres Herrn Gottes Wort nicht allein mit Fleiß nicht hören will, sondern man verfolgt es noch dazu. Nicht allein der Papst, die Bischöfe, sondern auch auf unseren Teil die Bürger, Bauern, die vom Adel, und andere in allen Ständen. Sie sollten Gottes Wort ehren und denselben sich nach halten, mit ihrem Nächsten freundlich Leben, und besonders den Kirchendienern geben, was sie zu geben schuldig sind. Aber könnten sie noch viel nehmen, so täten sie es mit fröhlichem Mut, denken dazu, sie hätten es nur sehr gut ausgerichtet.

23. Darum laßt uns mit Fleiß lernen und wohl merken, daß wer Gottes Wort hat, der soll auch Gott lieben, das ist, er soll Gott seinen Gehorsam leisten und dem Wort fleißig folgen, und sagen: o Herr Jesus Christus, du hast meine Augen mir auf getan, daß ich sehe, wie du mich durch deinen Tod von Sünden erlöst und einen Erben des Himmelreichs und ewigen Lebens gemacht hast; nun, lieber Herr, ich danke dir für solche hohe unaussprechliche Gnade; will wiederum auch gern tun, was ich weiß, daß du von mir haben willst. Du hast mich geheißen, Vater und Mutter ehren; ich will es mit allem Willen und gern tun. Du hast mich geheißen, ich soll meiner Herrschaft Treue dienen, fleißig arbeiten und gehorsam sein; ich will es auch gern tun. Du hast mich geschaffen zur Hausmutter, zum Hausvater; lieber Gott, ich will fromm sein, will tun mit Lust und Liebe, was ich soll, und eher das Leben darüber lassen, denn daß ich dir nicht wollte folgen, oder meinen Kindern und Gesinde nicht treu vorstehen, oder sie ärgern. Das ist die Rechte Frucht, die aus dem Wort folgen soll, und heißt, Gott recht von Herzen lieben. Das nun Gott solche fromme, gehorsame Christen, die Gott und sein Wort ehren und lieben, nicht wieder ehren, ihnen nicht Glück und Heil sollte geben, das ist nicht möglich.

24. Aber da gehe jeder heim in sein Herz, und schaue, wie er Gott liebe. Denn, wie jetzt gemeldet, Gott lieben geht nicht mit Gedanken allein zu, wie das tolle Mönchsvolk meint; sondern Gott lieben heißt, wie der Herr am anderen Ort auch sagt, den Nächsten lieben. Denn also spricht Gott:. Willst du mich lieben, so gedenke und liebe deinen Vater und Mutter, dein Kind, dein Weib, deinen Mann, deinen Herrn, deine Frau; das will ich von dir haben. Das sage ich wohl, ob du überall dieses tust, so wirst du finden, ob du Gott liebst, oder Gott feind bist.

25. Denn wie gesagt, ihrer sind wenig, ja, die Christen sind es allein, die Gottes Wort haben und Christum lieben, wohl nicht so vollkommen, als sie es sollten. Die sprechen:. Wohlan, ich will wiederum meinem Nächsten von Herzen gern tun, was ich tun soll. So ich aber häufig mit Zorn, und Geduld und anderen übereilet würde, so soll es mir doch von Herzen leid sein, und will wiederkehren. Christen tun daß, die anderen, so nicht Christen sind, tun es nicht.

26. Darum können wir schließen, daß besonders Bürger und Bauern, Kind und Gesinde, Amtleute und Untertanen, alle des Teufels sind: denn sie sind Gott feind, denn sie achten (wie man sieht) seines Wortes und Befehls nicht. Daß er sie erschaffen, ihnen Leib und Seelen gegeben, Essen und Trinken beschwert, ja, daß er seinen eingeborenen Sohn gegeben hat, dafür singen sie ihm ein Liedlein, daß heißt, ich mag dein nicht, ich will dein nicht, und wo sie könnten, sollten sie ihn wohl noch vom Himmel herunter reißen, so lieb haben sie sein Wort und Befehl. Ei nun, Liebe in jenes Namen! Heißt daß Gott lieben, Gott und seinem Wort so bitterfeind sein; und dagegen den Teufel lieben und seinem Willen folgen, der uns in Sünde und den ewigen Tod geworfen, und allen Lust daran hat, daß wir Gott so ungehorsamen sind?

27. Also ist die Welt eine leidige Dienerin des leidigen Teufels in der Hölle; der hat Lust dazu, daß man Gott feind sei, und nicht tue, was er zu tun befohlen hat. Wer schändliche Feind hat uns bereits die Sünde und den Tod an den Hals gehängt; und so er noch diese Stunde Korn und Wein verderben, und es zuwege bringen könnte, daß wir alle des Hungers Sterben müßten, täte er es gerne. Dennoch solchem Feind, der und so übel und giftig ist, dienen wir, und lassen den gnädigen Gott im Himmel, der uns alles, und sonderlich seinen Sohn gegeben, und mit demselben das ewige Leben geschenkt hat, uns vergeblich predigen, und wollen seines Befehls nicht achten.

28. Nun schlage tot und würge, lieber Gott, daß wir dich nicht sollen lieben, der du allerlei zeitliche und geistliche Gaben liebst. Dagegen aber sollen wir dem mit Liebe und Willen gern dienen, der uns alle Plage hier an legt, und dort den ewigen Tod gibt .

29. Darum lerne, was da heiße, Gott lieben. Dieser Samariter hat Gott lieb: nicht daß er Gott etwas gegeben hätte; sondern daß er dem armen verwundeten Menschen hilft, soviel er kann. Denn also sagt Gott:. Willst du mich lieb haben und mir dienen, so tue es deinem Nächsten, der bedarf es; ich bedarf es nicht. Darum dient dieser Samariter hier mit seinem Geld, Tier, Öl und Wein unseren Herrn Gott in Himmel. Nicht daß es unser Herr Gott für seine Person bedarf, oder er es unserem Herrn Gott tue, er tut es seinem Nächsten. Es heißt aber darum Gott getan und Gott damit gedient, daß es Gott also geheißen und befohlen hat.

30. Das andere, da die Welt Gott mit gedenkt zu dienen, hat er nicht befohlen, daß man nach Rom laufen, Kirchen Bauern, oder anderes tun soll. Er will, daß einer dem anderen dienen und helfen soll. Zu Rom darfst du mich nicht suchen, spricht er, du findest mich daheim in deinem Haus, bei deinem Weib, Kind, Gesinde, Herrschaft, Obrigkeit; also, in deines Nachbarn Haus, auf der Gasse, auf dem Markt und überall. Da tue, was du jedermann zur Freundschaft, Liebe und Dienst tun kannst, so will ich es dafür halten und rühmen, du habest es mir getan. Wie könnte er dir es näher legen? Aber der Teufel blendet die Welt, daß sie es nicht sehen kann, was da eigentlich heißt, Gott lieben und dem Teufel feind sein.

31. Darum trachte danach, daß du lernest nach diesem Beispiel dieses Samariter dich zu halten, welcher sich des Verwundeten in seiner Not also annimmt, ihm hilft und pflegt, wie er hätte begehrt, daß ihm ein anderer in solcher Not auch getan und seiner gepflegt hätte; und bringt dadurch das Lob davon, daß er Gott und seinen Nächsten geliebt habe. Daß, sage ich, sollst du lernen, daß du es auch tust. Denn diese Frucht soll bei denen folgen, die daß Wort haben. So sie aber nicht folgt, sind es falsche Christen; wie dieser Priester und Levit hier, die sind Stockheilige, ja, Teufelsheilige. Denn wer vor seinem Nächsten vorüber geht, der geht auch vor Gott vorüber. Darum hüte dich vor der Welt Beispiel, die beide, Gott und dem Nächsten, feind ist, sondern beweise die Liebe gegen jedermann, so wird es Gott nicht unbelohnt lassen. Wer aber Gott nicht lieben und vor seinem Nächsten in der Not vorübergehen will, der wird seine Strafe gewiß zu seiner Zeit empfangen. Das soll jedermann wissen und sich danach richten.

32. Also gibt uns dies Evangelium eine schöne und sehr nütze und nötige Lehre, wie wir unser Leben sollen schicken, wenn wir unter dem Haufen wollen sein, der Gott recht liebt, nämlich, daß wir unseren Nächsten lieben und ihm in seiner Not alles Gute beweisen sollen. Das will Gott annehmen, als hätten wir es ihnen getan.

33. Dem Schriftgelehrten aber gibt der Herr eben den Bescheid auf seine Antwort, wie zuvor, und spricht:. Gehe hin und tue desgleichen. Will damit noch einmal anzeigen, daß er solchen Willen Gottes noch nie getan habe, könne ihn auch nicht tun. Auf das er müsse bekennen, ob er gleich Mose und das Gesetz habe und wisse, daß es nicht genug zur Seligkeit sei. So er aber soll selig werden, so müsse er erstlich durch den Sohn Gottes Vergebung all seiner Sünde haben, und danach auch den Heiligen Geist empfangen, der das Herz zum willigen, rechten Gehorsam erwecke. Denn außerhalb des Heiligen Geistes Hilfe, welchen wir allein durch den Herrn Christum empfangen, ist es unmöglich, daß wir dem Gesetz könnten genug tun. Denn wo der Heilige Geist nicht ist, da bleibt das Herz unrein und in Sünden. Darum, obgleich die äußerlichen Werke des Gesetzes folgen, so ist es doch nur eine Heuchelei, da Gott keinen Gefallen an haben kann.

34. Darum besteht unseres Herrn Christi Urteil fein und gewiß, daß die allein seliger Augen und Ohren haben, ihn da sehen und hören, was seine Jünger sehen; und die nicht, so mehr nicht sehen noch hören, denn Mose und das Gesetz, durch welches die Herzen nicht geändert werden, sondern bleiben, wie sie im Anfang waren, böse und unrein.

35. Aus diesem ist leicht zu antworten auf der Katholiken Einrede gegen uns, daß sie sprechen: Christus sagt:. " Tue daß, so wirst du Leben ", und schließen daraus, man könne durch die Werke des Gesetzes selig werden. Denn der Herr will mit solchem Wort dem Schriftgelehrten und uns allen zeigen, daß es unmöglich ist, daß wir dem Gesetz können folgen, wo nicht unsere Herzen durch das Evangelium den Heiligen Geist zuvor empfangen und von Sünden gereinigt werden. Darum ist solches geredet nach des Gesetzes Art; das heißt uns auch Gottes Willen tun, aber daraus folgt nicht, daß wir es tun können. Solches muß Christus durch das Heilige Evangelium und seinen Heiligen Geist in uns ausrichten. Wie denn der Herr solcher Ursache wegen dies Gleichnis mit dem, der unter die Mörder fiel, einführt, damit anzuzeigen, wie ein großer Jammer auf uns Menschen allen liege, und das wir allein durch ihn, den rechten einigen Samariter, davon können los und ledig werden.

36. Denn wir arme Menschen sind unter die ärgsten Mörder gefallen durch die Sünde, daß der Teufel und Tod unser mächtig geworden, und nicht allein uns ausgezogen und geraubt hat aller geistlichen Güter, die Gott uns gönnt und gegeben hat; sondern sie haben uns auch verwundet und geschlagen, das ist, der Sünden wegen sind wir in allerlei Jammer, Unglück und Elend geraten. In solchem Elend müßten wir des Priesters und Leviten, das ist, das Gesetz, wegen liegen bleiben; denn sie gehen vorüber und helfen dem armen Menschen nicht. Wie Paulus sagt:. Durch das Gesetz wird kein Mensch gerecht, noch von Sünden frei. Aber letztlich findet sich der Samariter, unser lieber Herr Christus, welchen sein eigenen Volk nicht annehmen wollte, sondern hielten ihnen wie einen Heiden und besessenen Menschen. Der nimmt sich unseres Jammers an, wäscht und verbindet uns unsere Wunden mit Wein, und gießt daß selige Öl seiner Gnade hinein, und nimmt unsere Sünden auf sich, die trägt er an seinem Leib, und führt uns also in die rechte Herberge, das ist, in die christliche Kirche, und befiehlt da dem Wirt, daß er unser pflegen soll, daß sind die, so im Predigtamt sind und das Wort führen.

37. Aber leider! Der größte Haufen, wie wir an dem Papst, Bischöfen und denselben Ungeziefer sehen, wartet solches Amtes sehr übel; daß die Kirche ist wie ein Krankenhaus, daß einen untreuen, unfleißigen, unnützen Arzt hat, der die Kranken sehr schlecht wartet. Denn sie sollten Gottes Wort predigen, aber sie verfolgen es; sie sollten die Leute zu Christus führen und also ihnen von Sünden helfen, aber sie stecken dieselben nur tiefer hinein. Dennoch sehen wir, daß unser lieber Herr Christus solch Krankenhaus nicht abbrechen will. Wollen Papst und Bischöfe nicht richtig predigen, so mögen sie es lassen, und warten, wie ihnen zuletzt gelohnt werde. Dazu erweckt unser lieber Herr Christus arme, elende und in der Welt verachtete Leute, die sein Wort führen und den armen Kranken pflegen, daß sie durch das Evangelium zur Vergebung der Sünden und dem ewigen Leben kommen. Denn ohne diese Predigt ist es unmöglich, daß wir zu solchem Schatz könnten kommen. Darum mögen wir Gott für solche Wohltat wohl danken, und beten, daß er in solcher Gnade uns erhalten und selig machen, Amen.


Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Am 14. Sonntag nach Trinitatis


Lukas 17, 11-19


Und es begab sich, dar er reiste gen Jerusalem, zog er mitten durch Samarien und Galiläum. Und als er in einen Markt kam, begegneten ihm zehn aussätzige Männer, die standen von ferne, und erhobenen ihre Stimme und sprachen:. Jesu, lieber Meister, erbarme dich unser. Und da er sie sahe, sprach er zu ihnen:. Gehet hin und zeiget euch den Priestern. Und es geschah, da sie hingingen, wurden sie rein. Einer aber unter ihnen, dar er sahe, daß er gesund geworden war, kehrte um, und preiste Gott mit lauter Stimme, und viel auf sein Angesicht zu seinen Füßen, und dankte ihm. Und das war ein Samariter. Jesus aber antwortete und sprach:. Sind ihrer nicht zehn rein geworden? Wo sind aber die neune? Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte und gäbe Gott die Ehre, denn dieser Fremdling? Und er sprach zu ihm:. Stehe auf, gehe hin; deinem Glaube hat dir geholfen.


1. Im heutigen Evangelium hörete ihr am Ende, wie der Herr den Glauben preiset. Dein Glaube, spricht er zum Samariter, der aussätzig gewesen war, hat dir geholfen. Gibt also die Ehre, daß dieser gesund geworden ist, nicht sich selbst (sonst würde er sagen:. Ich habe dir geholfen), sondern dem Glauben. Will uns damit reizen, daß wir auch solchem Beispiel nach mit ganzer Zuversicht Gott Glauben, und gewiß sein sollen, was wir glauben, daß wir es durch Christum haben sollen. Glauben wir durch Christum Vergebung der Sünden und ein ewiges Leben, so soll es ja sein; Glauben wir, daß Gott um Christi Willen uns gnädig und barmherzig sei, so will er gnädig und barmherzig sein. Daß es also alles aus dem Glauben soll zugeeignet werden, nicht Gott, der es doch allein tut. Auf das jedermann lerne, wo wir etwas nicht erlangen, daß wir doch gerne hätten und wohl bedürften, daß es nicht an Gott mangelt, sondern allein an unserem Unglauben; sonst, wo wir fest glaubten, würden wir es gewißlich haben.

2. So ist nun dies die erste Lehre aus dem heutigen Evangelium, daß wir wissen sollen, es soll ja sein alles, was wir uns zu Gott versehen und trösten können. Wer aber Gott nicht glauben, und sich nichts Gutes zu ihm versehen will, der denke nur nicht, daß er etwas werde kriegen. Wie Jakobus in seiner Epistel sagt, Kapitel 1. denn wer mit Gott handeln und etwas von ihm mitten will, der muß nicht zweifeln noch wanken, und sagen:. Wer weiß, ob mir es Gott geben will, oder auch ich es Wert bin? Nein, bei Leibe nicht; sondern also sollst du sagen:. Ich weiß, was ich Gott bitte, daß er es um Christie Willen gern tun und geben will. Und ob er es schon jetzt und auf diese Weise nicht tut, wie ich es gerne hätte, so wird er es auf eine andere Zeit und Weise tun.

3. Denn ein Wankelherz, daß nicht glaubt, noch Gewissen dafür hält, daß es etwas erlangen werde, daß wird nimmermehr gewährt. Denn Gott kann es ihm nicht geben, wenn er gleicht gern wollte. Es ist eben wie ein Gefäß, daß man in Händen hält, und will es doch nicht still halten, sondern bewegt es immerhin und wieder, da wird man nichts eingießen können; und auch man schon gern hineingießen wollte, so läuft es doch daneben hin und kommt vergebens um. So ist es auch bei einem ungläubigen, wankenden Herzen. Gott wollte gern geben, was wir bedürfen; aber da stehen wir, wie ein toller Bettler, wir halten den Hut auf, daß er uns etwas hinein werfe, und wollen doch nicht still halten. So will unser Herr Gott seine Gaben auch nicht so vergebens hinschütten, daß sie daneben fallen und verloren sind. Eben als wenn du eine Flasche den Händen hättest, und begehrst, man sollte dir Wein hineingießen, und wolltest sie doch immer mit der Hand hin und her schleudern. Das würde einen Wirt böse machen, besonders wenn er dir den Wein noch schenken und kein Geld dafür nehmen wollte. Er würde sagen:. Nun verschwinde, meinst du denn, ich will den Wein auf die Erde gießen? Eben so ein Ding ist es auch um ein wankend, ungläubig Herz, da kann Gott nichts hinein gießen, auch wenn er es gern wollte.

4. Wiederum, wo man nicht wanket, sondern fein still hält, da will er gern geben. Wie wir hier an den 10 Aussätzige sehen; die stehen und schreien:. " Jesu, lieber Meister, erbarme dich unser ". Sie halten fein still, und zweifeln gar nicht daran, er werde helfen. Darum, wie sie glauben, so geschieht es ihnen auch. Das sollen wir wohl merken, auf das wir auf Gottes Güte lernen fest trauen, und mit dem Herzen nicht wanken, sondern fein still halten und in allem, daß wir bitten, es sei um Gesundheit, Nahrung, Glück, Weisheit, Gerechtigkeit. Denn Gott will solches gern geben, sofern es zu seiner Ehre gereichen soll, und unserer Seligkeit nütz und gut ist. Ohne daß er es zuweilen verzieht, uns also zu versuchen, ob wir mit dem Gebet und Glauben auch anhalten wollen. Das ist das erste Stück aus dem heutigen Evangelium, daß wir im festen Glauben beten, und an Gottes gnädigen Willen durch Christum nicht verzweifeln sollen.

5. Das andere Stück ist ein sehr schreckliches Beispiel, daß ihrer zehn am Anfang so einen festen Glauben haben und gesund werden, und doch die neun wieder abfallen, und dem Herrn Christus solcher Wohltat wegen keinen Dank sagen.

6. Es soll aber solches Beispiel uns dazu dienen, daß wir dankbar sind und vor dem schändlichen Laster der Undankbarkeit uns hüten sollen. Denn es will unser Herr Gott, und nicht billig, die Ehre haben, daß wir ihm wir alle seinen Wohltat danken sollen.

7. Solche sollten wir auch gern und williglich tun. Denn es ist ein Ding, daß nicht viel Mühe macht. Denn was kann es dir doch Schaden, daß du dich zu Gott zu erste und sagst:. Ach Herr, du hast mir gesunde Augen, gesunde Hände und Füße, dies und anderes gegeben; ich danke dir von Herzen dafür, denn es ist ja deine Gabe. Also, was kann es dir Schaden, daß du deinem Vater und Mutter, deinem Herrn und Frau, deinem Nachbar dankest, wenn dir eine Wohltat von ihnen widerfahren ist? Bricht ist dir doch kein Bein, und ist allein darum zu tun, daß man sehe, ob es wohl auch an dir angelegt sei, also tut der Samariter hier, kehrt um zum Herrn und dankt. Das hat ihn keinen Pfennig, sondern wenig Worte gekostet; und gefällt doch dem Herrn sowohl, daß es ein Wunder ist.

8. Den Leuten gefällt Dankbarkeit auch wohl, und tut ihnen sanft; werden auch dadurch gereizt, daß sie ein anderes mal mehr helfen. Die Heiden haben gesagt: der Undank sei das größte Laster. Darum, wenn man einen undankbar schimpft, so habe man ihn auf das höchste beschimpft. Den auch so erfahren wir, daß solche Untugend sehr gemein ist, und denen am meisten begegnet, die allen Dank an uns verdient haben; als da sind: Vater und Mutter, die an ihre Kinder Leid, leben, Ehre und gut, und was sie haben, wagen. Aber wie lohnen ihnen die Kinder? Was erleben sie an ihnen? Selten geschieht es, daß ein Kind dankbar ist. Das macht der leidige Teufel. In anderen Ständen geht es auch so zu.

9. Darum lerne dich hüten vor dem großen und schändlichen Laster, davon die Quelle versieget, da alle Treue und Wohltat unter den Menschen herfließt. Denn wo man ein undankbares Herz findet, da vergeht Lust und Liebe, daß man ferner helfen und solchen Leuten etwas sollte zu gut tun. Denn wer anderen Leuten helfen soll, und soll keinen anderen Dank davon bekommen, denn daß man ihm dafür die Hand schmeiße, das ist ein sehr verdrießliches Ding. Das ist das erste Wort, daß man sagt:. Es ist alles verloren mit dem heillose Menschen. Laßt ihn immerhin fahren, er wollte ihn nicht ansehen, daß ich ihm mit einem Heller helfe. Also werden die Leute unwillig. Das richtet der schändliche Undank an, und ist doch in der Welt ein sehr gemeines Laster.

10. Darum, wenn ihr fromme Christen sein wollt, soll lerne, daß ihr dankbar seid, erstlich Gott, unserem gnädigen Vater im Himmel, der Leib und Leben schenkt und erhält; gibt danach auch alles, was gehöret zum ewigen Leben. Danach seid auch dankbar gegen eure Eltern, Freunde, Nachbarn, und alle, die euch Gutes bewiesen haben, und erweiset ihnen wieder Gutes; auf das, wo ihr es gleich mit Werken nicht vergelten könnte, dennoch ihr mit Worten euch dankbar und freundlich erzeiget. Solches steht euch wohl an, und Gott will es von euch haben. Aber der wenigste Teil tut es. Denn weil man es bei der Welt nicht erheben kann, daß sie zum wenigste mit Worten sich dankbar erzeigen, ist es kein Wunder, daß man die Leute zum Danken nicht bringen kann; wie das Sprichwort heißt:. Wohltat ist bald vergessen.

11. In Klöstern gewöhnt man die jungen Mönche, wer ihnen nur eine geschnittene Feder schenkte, daß sie sich bücken und sagen mußten:. Gott sei gelobt um alles daß, daß er uns schenket. Solches war nicht eine böse Weise; denn es geschah darum, daß das junge Volk sich gewöhnen sollte, alles mit Danksagung gegen Gott und die Menschen anzunehmen. Darum, ob es gleich nicht immer so im Herzen war, so war es doch fein, daß man die Worte sagte. Also steht im 116. Psalm Vers 12,13.: " wie soll ich den Herrn vergelten alle seine Wohltat, die er mir tut? Ich will den heilsamen Kelch nehmen, und des Herrn Namen predigen "; das ist, ich will ihm darum loben, preisen und danken, und sagen, er habe mir gütlich getan. Gern, liebes Kind, spricht unser Herr Gott, da habe ich eben genug an.

12. Aber der gütige Vater kann es bei wenigen Leuten erlangen. Der meiste Teil verfolgt sein Wort, und lästert ihn, unangesehen daß alles, was wir haben, wir allein durch ihn und aus seinen Gnaden haben. Und ist an solchem noch nicht genug; seinen eingeborenen Sohn, den er uns zum Trost wieder Sünde und ewigen Tod geschenkt hat, hängen sie noch an den Galgen. Das mag je eine Welt sein, der Gott sollte billig feind sein und ihr nichts Gutes tun. Aber er läßt sich nicht erzürnen, er bleibt gütig und gnädig, und hilft überall.

13. Darum ist es an dem nicht genug, daß wir lernen dankbar zu sein, sondern wir müssen uns auch zu der Tugend gewöhnen, die den Undank leiden kann. Das ist alle ein Gottes und der rechten Christen Tugend. Denn da sind Beispiele genug vor Augen, die da zeugen, daß die Welt solches nicht kann. Die Griechen haben sehr feine Leute gehabt, die dem Vaterland treu beigestanden, und Leib und Leben gewagt haben. Aber sobald sie merken, daß der Dank außen bleibe und sie solcher Wohltat nicht genießen, sondern man ihnen noch zusetzen und sie drücken wollte, wurden sie ungeduldig darüber. Also das gleich wie sie zuvor das Vaterland wieder die Feinde geschützt hatten, sie danach den Feinden wieder das Vaterland halfen, und wurden die ärgsten Feinde. Das ist unserer Art und Natur, aber es ist eine böse Art, der wir uns absagen, und Gottes Art an uns nehmen sollten, der, ob er wohl dem Undank, als einem schändlichen, großen Laster, feind ist, dennoch läßt er sich dadurch nicht bewegen, daß er auch wollte böse sein, er bleibt immer gut und gnädig gegen jedermann, der seiner Hilfe bedarf.

14. Wer nun ein Christ sein will, der lerne, daß er sich dieses erzeiget, daß er mit all seiner Wohltat, Treue und Dienst nicht überall werde Dank verdienen, sondern müsse auch Undank leiden. Solches aber sollen wir uns nicht betrüben lassen, daß wir anderen nicht mehr dienen noch helfen wollten. Denn das ist eine christliche Tugend und eine rechte Frucht des Glaubens, daß wenn du dein Bestes getan hast und man dir dagegen die Hand verweigert, du Geduld habest, und sagst:. Nein, damit sollst du mich nicht erzürnen noch unlustig machen; ich will es leiden, und dennoch helfen, wo ich kann. Willst du undankbar sein? Ich weiß einen über uns im Himmel, der wird mir an deiner statt danken; das soll mir lieber sein, denn so du mir dankest. Das heißt, christlich sich halten, und wie es Salomon nennt, brennende Kohlen auf des Undankbaren Haupt schütten.

15. Diese Kunst wirst du von der Welt nicht lernen. Sie tut das Gegenteil. Will man nicht dankbar sein, so denkt sie, was sie getan habe, daß sei hin und verloren. Sie will hinfort ihre Wohltat nicht mehr so schlecht anlegen. Aber unser Vater im Himmel ist es, da wir solche Kunst von lernen sollen, der läßt seine Sonne erscheinen, nicht allein über die Frommen, die ihm dafür danken, sondern auch über die Bösen, die ihm nicht danken, sondern aller Gaben mißbrauchen. Er könnte des Rechtes wegen auch sagen:. Ich habe die Sonne so viele Jahre scheinen lassen, Korn, Wein und allerlei Früchte und Wohltat gegeben; aber ich verdiene kleinen Dank; darum will ich sie nicht mehr scheinen, und die Undankbaren Welt des Hungers Sterben lassen. Aber er tut es nicht, der gnädige Vater. Nein, spricht er, so groß soll der Welt Undank nicht sein, daß sie mich damit sollte zornig machen. Will sie nicht dankbar sein, so will ich dennoch gnädig sein, und die Undankbaren zu seiner Zeit wohl finden.

16. Diese Kunst sollen wir auch lernen, wollen wir anders Christen sein. Denn das ist der christlichen Liebe Art, daß sie alles trägt und duldet, und läßt sich dennoch nicht bitter machen. Aber sehr wenige sind ihrer, die solche Liebe haben; darum sind auch sehr wenig rechte Christen. Sonst würden wir den Leuten gerne Gutes tun und helfen, und doch uns den Undank nicht verdrießen, noch seltsam denken lassen, wie die Welt: der tut es weh, und verdrießt sie sehr, wo die Wohltat nicht vergolten wird. Aber denke du und gewöhne dich daran, hast du einem heute Gutes getan und er gibt dir den Undank, laß dich durch solches nicht anfechten. Denn er wird es wohl finden, wie er solches Undankes genießen werde. Du Fahrer Forte, und spricht:. Ist es an diesem verloren, schnell eine anderen her, und dem auch wohl getan. Will der dir auch nicht gut tun, wohl her mit dem Dritten, und so weiter, auf das du lernest sagen, wie unser Herr Christus hier sagt:. Sind ihrer nicht 10 gesunden geworden, wo sind die neun?

17. Der liebe Herr verdienet auch ein wenig Dankes; aber er läßt sich genügen, daß doch einer aus den 10 wieder kommt und ihm danket. Er würde auch nach den anderen nicht gefragt haben, wenn er es nicht darum getan hätte, daß er wollte damit zeigen, wie er dem Undank so feind ist. Als wollte er sagen:. Harre, wollt ihr undankbar sein, ihr werdet mir nicht so entgehen; ich will einmal danach fragen, wo ihr geblieben seid, daß ihr mir noch nie dafür gedankt habt, daß ich euch Leib rund Leben gegeben, und alles erschaffen habe, was euch nötig ist. Da wird es sich dann finden, was für eine schändliche Untugend der Undank ist.

18. Darum müssen wir uns daran gewöhnen, und an dem Beispiel unseres Herrn lernen, daß wir den Undank verachten können. Denn die Erfahrung gibt es und jedermann sieht es vor Augen, da wo unser Herr Gott 10 gute Jahre gibt, wir ihm kaum für eines oder ein wenig danken; ja, daß noch mehr ist, der besten Jahre mißbrauchen wir immer auf das schändlichste. Gibt Gott ein reiches Jahr mit Wein, kaum und anderem, da finden sich Geizhälse, die kaufen es auf und warten bis läßt teuer wird. Andere denken, weil viel gewachsen sei, müssen sie noch mehr umbringen, Schwelgen und Saufen; damit danken sie Gott für seinen Segen. Also wird kaum für den zehnten Teil seiner Gaben und Güter unseren Herrn Gott gedankt. Darin sollen wir uns auch gewöhnen, und uns es nicht weh sein lassen, sondern uns genügen lassen, wenn wir unter 10 einen finden, die er uns für unsere Wohltat dankt. Die anderen werden es zu seiner Zeit finden. Denn sie sollen es unseren Herrn Gott, der den Dank haben will, nicht also hinweg tragen.

19. So hat nun eure Liebe aus dem heutigen Evangelium diese zwei Lehrern: die erste, vom Glauben, die andere, von den zwei schönsten Tugenden, daß wir sollen dankbar sein und daneben lernen den Undank zu leiden. Die Dankbarkeit sollen wir vom Samariter lernen, und uns seinem Beispiel nach halten, daß wir gegen Gott und die Menschen nicht undankbar erfunden werden. Von Christus aber sollen wir lernen, ob hier gleich jemand Gutes tun, und doch keinen Dank bekommen, daß wir uns darüber nicht ärgern, und doch Gutes weiter tun. Denn wie ich zuvor gesagt, in der Welt ist es ein sehr gemeines Laster, daß man durch Undank die Leute unwillig und verdrossen macht, und oft ihrer 10 eines Undankbaren Menschen entgelten müssen. Aber bist du ein Christ, so tue also nicht. Ob dich gleich neun betrügen, so lasse dich genügen, daß nur der zehnte gut undankbar ist. Denn Christus selbst findet die Leute nicht, die für so eine große Wohltat dankbar wären; wolltest du es denn besser haben als er? Darum lasse es auch bis auf die neun kommen, du wirst ebensowenig Schaden davon haben, als Christus. Sie aber müssen Schaden haben, daß weder Glück noch Heil bei den Undankbaren Leuten sein wird.

20. In der Summe, dann werden wir feine Christen sein, wenn wir zuerst einen festen Glauben und Vertrauen auf Gottes Güte haben; danach nicht allein dankbar sind, sondern auch den Undank leiden können. Denn wir werden es nicht besser haben, denn als Christus, unser Herr. Den Leuten sollen wir alles gute beweisen, dann neben doch warten, daß ihrer unter 10 kaum einer ist, der so gestellt ist und sich dankbar erzeigen wird. Und kann wohl kommen, daß es eben der sei, der danket und da es wohl angelegt ist, da man am wenigsten den Trauen und die Hoffnung zu hat; wie der Samariter hier ist. Unser lieber Herr Gott gebe seine Gnade, daß wir uns bessern, und den schändlichen Undank gegen Gott und die Menschen mit ernst meiden und fliehen, Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Am fünfzehnten Sonntag nach Trinitatis


Matthäus 6,24-34


Niemand kann zwei Herren dienen. Entweder er wird einen hassen und den anderen lieben, oder wird einem anhangen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Darum sage ich euch:. Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr, denn die Speise? Und der Leib mehr, denn die Kleidung? Sehet die Vögel unter den Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheune; und euer Himmlische Vater nähret sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr, denn sie? Wer ist unter euch, der seiner Länge eine Elle zusetzen möge, ob er gleich darum sorget? Und warum sorget ihr für die Kleidung? Schauet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen; sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, daß auch Salomon in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist, als derselbigen eins. So denn Gott das Gras auf den Felde also kleidet, daß doch heute stehet und morgen in den Ofen geworfen wird; sollte er das nicht viel mehr euch tun, o ihr Kleingläubigen? Darum sollt ihr nicht sagen :. Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach solchem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, daß ihr das alles bedürfet. Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit; so wird euch solches alles zufallen. Darum sorget nicht für den anderen Morgen; denn der morgende Tag wird daß seine Sorgen. Es ist genug, daß ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe.


1. Das ist ein reiches Evangelium und lange Predigt wieder den Geiz; dem ist unser Herr Gott darum besonders feind, daß sonst kein Laster ist, welches das Evangelium mehr hindert und den Christen mehr Schaden tut. Und dennoch sehen wir, daß die ganze Welt darin ersoffen ist. Denn jeder Mann besorgt Tag und Nacht, wie er wolle ernähret werden. Und fördert das den Geiz besonders, daß keiner sich an dem genügen läßt, daß ihm Gott gönnt und gegeben hat; alle wollen sie mehr haben. Wenn Gott ein schönes Haus beschert hat, der wollte gern ein Schloß haben; hat er ein Schloß, so wollte er gern ein Dorf haben, und sofort an: niemand läßt sich genügen, jeder Mann wollte gern noch höher kommen und mehr haben. Sonst, wo der Geiz und Stolz nicht wäre, hätten wir alle genug, und würde kein solch Sorgen, scharren und kratzen unter den Leuten sein. Solchem unchristlichen Wesen wollte der Herr gern wehren mit dieser Predigt, macht es deswegen sehr heftig. " Niemand ", spricht er, " kann zwei Herren dienen; er wird entweder einen hassen, und den anderen lieben; oder einem anhangen, und den anderen verachten ". Da sieht man, daß der Herr Sorge hat, der Mammon hindere seinen Dienst.

2. Darum ist es nicht ein Evangelium für das junge Volk. Denn dasselbe hat die Gnade, Gott habe Lob, daß sie lieber Kirschen essen, denn Geld zählen, ihnen ist auch mehr an einem schönen Apfel, denn an einem Geldstück gelegen, fragen nicht danach, was das Korn kostet, denn sie sind in ihrem Herzen sicher und gewiß, sie werden zu essen finden.

3. Es geht aber diese Predigt besonders auf die Hausväter und die in den Ämtern sitzen; und am allermeisten auf die Prediger, denen es in der Welt übel geht, deren etliche durch Armut gezwungen werden, daß sie denken müssen, wie sie sich und ihr Weib und Kinder ernähren wollen. Diese tröstet der Herr hier, will ihnen solche Sorge nehmen, und sagt:. Sie sollen doch die Vögel ansehen: weil Gott dieselben so reichlich versorgt, so werde ihnen ja auch ihr Lohn werden, daß sie nicht des Hungers Sterben müssen.

4. Das also diese Predigt die Jugend nicht angeht, denn dieselbe geht in den Gedanken daher, daß Küche und Keller bereits voll sind, und lassen andere Sorgen. Aber wir alten Narren haben das Unglück besonderen an uns, daß wir für den Bauch Sorgen und immerdar fürchten, wir müssen Hungers Sterben.

5. Weil es aber unser lieber Herr Christus so knapp abschlägt, man könne nicht zugleich Gott und dem Mammon dienen, will es vonnöten sein, daß wir wohl lernen, was da heiße, Gott dienen.

6. Dem gemeinen Gebrauch nach in der Welt heißt " dienen " anderes nichts, denn tun, was man befohlen hat. Daß es gleich so viel gesagt ist:. Ich diene meinem Herrn, als wenn man spräche:. Ich tue, was mir mein Herr befiehlt. In das also der Dienst nicht auf die bloße Person, sondern auf das Wort und Befehl geordnet ist. Denn Herren und Frauen im Haus dürfen das Gesinde nicht dazu halten, daß sie essen und trinken; sie können es wohl. Da aber mögen sie zusehen, wie sie das tun und ausrichten, daß sie ihnen befohlen haben. Wo nun ein Knecht ein Schalk ist, und läßt seines Herrn Wort und Befehl anstehen, und richtet aus, was ihn andere sagen, daß heißt dem rechten Herrn nicht dienen.

7. Auf diese Weise müssen wir hier vom Gottesdienst auch reden: daß Gott dienen anderes nicht heißt, denn hören, was er sagt, und dasselbige gern und mit Fleiß tun. Was heißt aber Gott? Vor allen Dingen heißt er, man soll Christum hören und das liebe Evangelium annehmen. Das ist der einige, rechte, wohlgefällige Dienst, den wir Gott können tun; denn da steht sein Befehl vor Augen.

8. Nach demselben befiehlt Gott, daß die Kinder Vater und Mutter ehren, die Eltern ihre Kindern nähren, ziehen und lehren sollen; daß ein Weib ihren Mann lieb haben und den Haushalt warten, und dagegen der Mann sie nähren und schützen soll. Wo nun die Kinder ihren Vater und Mutter ehren, mit demselben dienen sie Gott. Denn da steht Gottes Befehl, daß sie es tun sollen. Also Knechte und Mägde im Hause, wenn sie mit Fleiß tun, was ihnen befohlen ist, dienen sie in dem nicht allein ihrer Herrschaft, sondern Gott im Himmel; denn da steht sein Wort, das fordert solches von ihnen.

9. Also fortan in anderen Ständen auch, könnte ein jeglicher in Gottes Befehl und Dienst gehen, wenn wir es nur lernen wollten, was da heiße, Gott dienen. Denn wie gesagt, der Gottesdienst steht nicht am Werk, sondern im Wort und Befehl Gottes. Es hat ein großes Ansehen vor der Welt, daß sich ein Mönch allem enthält und geht in ein Kloster, führt da ein strenges und hartes Leben, fastet, wacht, betet. Da mangelt es am Werk nicht; es mangelt aber am Befehl, daß Gott solches ihn nicht geheißen hat; darum kann es für keinen Gottesdienst gerühmt werden. Wiederum ist es ein sehr geringes Ding anzusehen, daß eine Magd im Haus kocht, spült, kehrt und andere Hausarbeit tut. Aber weil Gottes Befehl da ist, so kann solch geringes Werk anders nicht denn ein Gottesdienst gerühmt werden, und übertrifft weit aller Menschen und Nonnen Heiligkeit und hartes Leben. Denn dort ist kein Befehl Gottes; hier aber ist Gottes Befehl, daß man Vater und Mutter ehren und zur Haushaltung helfen soll.

10. Also heißt es durchaus Gott gedient, wo man tut, was Gott befohlen hat, und läßt, was Gott verboten hat. Und möchte also die ganze Welt voll Gottesdienstes sein: nicht allein in der Kirche, sondern auch im Hause, in der Küche, im Keller, in der Werkstatt, auf dem Felde, bei Bürgern und Bauern, wenn wir uns nur recht wollten dahin schicken. Denn gewiß ist es, daß Gott nicht allein das Kirchen -und Weltregiment, sondern auch das Hausregiment geordnet und erhalten haben will. Darum wer dazu dient, Vater und Mutter erstlich, danach die Kinder, und letztlich das Gesinde und Nachbarn, alle miteinander dienen sie Gott; denn es ist sein Wille und Befehl.

11. Da könnte als dann eine arme Dienstmagd erstlich die Freude im Herzen haben, und sagen: ich koche jetzt, ich mache das Bett, ich kehre das Haus, wer hat es mich geheißen? Es hat mich mein Herr und meine Frau geheißen. Wer hat nun ihnen solche Macht über mich gegeben? Es hat Gott getan. Ei, so muß es wahr sein, daß ich nicht allein ihnen, sondern auch Gott im Himmel diene, und daß Gott einen Gefallen daran habe. Wie kann ich denn seliger sein? Ist doch genau so viel, als wenn ich Gott im Himmel selbst sollte kochen.

12. Also könnte ein Mensch bei aller seiner Mühe und Arbeit fröhlich und guter Dinge sein, und würde ihm nichts sauer werden, wenn er sich also in seinem Dienst und Beruf schickte. Aber da wehrt der Teufel mit Händen und Füßen, daß man zu der Freude nicht komme, sondern jedermann einen Unwillen habe an dem, daß er tun soll und ihm befohlen ist; daß nur den Leuten keine Liebe dazu geschehe, und Gott kein Dienst.

13. Wenn es um Geld zu kaufen wäre, daß einer könnte in den Stand kommen, da er gewiß wüßte, daß er Gott darinnen diente; meinst du nicht, wir würden alles darum geben, daß wir es haben? Was hat allein das tolle Mönchs -und Nonnenvolk getan, um der Hoffnung Willen, daß sie dachten, sie wollten Gott dienen? Aber wie ich oben auch gesagt habe, es hat ihnen daran gefehlt, da alles an liegt. Denn so du fragt, wer sie habe geheißen in das Kloster laufen, ist es ihnen unmöglich, daß sie es sagen könnten, Gott habe es ihnen befohlen; sondern wenn sie die Wahrheit bekennen wollen, so müssen sie sagen, sie haben es dafür gehalten, man könne Gott so dienen. Aber das danke Ihnen der leidige Teufel. Denn das ist ebenso ein Ding, als wenn ich meine Magd hieße ein Feuer machen, und sie wollte dafür die Stube kehren. Mit solchen Dienst würde sie mir keinen Gefallen tun, ich würde es ihr nicht danken; besonders wenn sie solches noch verteidigen und rühmen wollte:. Ei, Herr, es kommt mich das Stube kehren auch sauer an. Ich würde wohl sagen, wer hat dich so etwas geheißen? Du solltest mir jetzt die Stube gewärmt haben; dieses habe ich dir gesagt, und nicht die Stube kehren.

14. So eine Meinung haben die Mönche und Nonnen: die rühmen Gottesdienst, und Gott hat sie es doch nicht geheißen. Darum, willst du Gott recht dienen, so bleibe in deinem Beruf und Stand, er sei so gering er ist; und höre zuerst auf Gottes Wort in der Kirche, danach auf deiner Obrigkeit, Herrschaft oder Eltern Wort, und folge. Das heißt Gott recht gedient.

15. Darum soll ein jeglicher für seine Person, in was für einen Stand er ist, fleißig lernen und wohl merken, was da heiße, Gott dienen, nämlich, tun, was Gott befiehlt durch Prediger, durch Vater und Mutter, durch Herren und Frauen im Haus. Tust du daß, so kann dein Herz gegen Gott sicher sein, und wird deine Arbeit oder Dienst dir nicht sauer noch schwer werden; denn du weißt, daß Gott einen Gefallen daran hat und daß es ihm gedient heißt. Und es ist eben soviel, was du in deinem Hause tust, als wenn du es unseren Herrn Gott oben im Himmel getan hättest.

16. Das ist denn der schönste und beste Schmuck, da ein Mensch mit geschmückt ist, über aller anderen Kreaturen, die doch auch im Gehorsam Gottes daher gehen. Denn da sehen wir, daß Sonne und Mond, die Erde und alle Kreaturen in Gottes Ordnung und Gehorsam einher gehen, und das ausrichten, daß sie Gott geheißen hat. Die Sonne gibt aller Welt Licht des Tages, der Mond des Nachts, das Erdreich bringt jährlich allerlei Früchte. Also das Wasser auch. Was hat das für einen Befehl? Was soll es tun? Es soll Fische bringen, sagt Gott im ersten Buch Mose. Das tut es auch überall, wo nur die Leute durch ihre Sünde nicht selbst Gottes Segen aufhalten und seinen Befehl hindern. Also alle andere Kreaturen gehen daher in dem schönsten Schmuck, das ist, im Dienst Gottes. Christus spricht hier, daß auch Salomon nicht so schön geschmückt sei gewesen in all seiner Herrlichkeit, als ein Blümlein auf dem Felde. Was ist sein Befehl? Anderes nicht, denn das es soll da stehen, lieblich sehen, wohl riechen, und sich ansehen und brauchen lassen. So nun Gott solches an einem Blümlein so hoch lobt, was meinst du wohl, daß es an einem Menschen für ein Schmuck ist, wenn er erfunden wird im Befehl und Gehorsam Gottes?

17. Eine Magd, die sich zum Tanz schmückt, das ist Weltschmuck. Wer es aber recht urteilen will, der muß sagen:. Es ist ein Dreck gegen den Schmuck, wenn sie in ihrem Amt und Beruf geht, wartet der Kinder, der Küche, des Hauses, und tut, was ihr zu tun befohlen ist. Denn also rühmt der 45. Psalm die Christen, und spricht in Vers 10.: " in deinem Schmuck gehen daher der Könige Töchter ". Was kann das für ein Schmuck sein, weil wir wissen, daß die Christen auf Erden Arm, Elend und verachtet sind? Es ist ein geistlicher Schmuck, und heißt nicht Silber, Perlen, Samt oder goldene Stücke, sondern der Befehl unseres Herrn Gottes. Solcher Schmuck leuchtet schöner denn die Sonne; denn es ist Gottes Schmuck. Also wer in unseres Herrn Gottes Befehl recht geht, der geht in unseres Herrn Gottes eigenem Schmuck.

18. Wenn ich des Kaisers Schmuck anhätte oder eine junge schöne Frau im Schmuck der Königin von Frankreich einherginge, das wär ein herrlich und köstliches Ding vor der Welt, da jedermann das Maul darüber aufsperret. Aber in der Wahrheit ist es nichts gegen diesen geistlichen Schmuck, wenn ein Weib daher geht im Gehorsam gegen Gott, hat ihren Ehemann lieb und wert, und zieht ihre Kindlein fein und wohl, und ist im Haushalten ordentlich und fleißig gegen solchen Schmuck sind Perlen, Samt und goldene Stücke wie ein alter, zerrissener, geflickter Bettlersmantel. Denn es ist ein Schmuck, der Gottes Wort und Befehl hat und in Gottes Gehorsam geht.

19. Das ist nun die rechte Krone und schöne goldene Kette, wie Salomon redet Sprüche 1, und spricht Vers 8 und 9:. " Mein Sohn, gehorche der Zucht deines Vaters, und verlassen nicht das Gebot danach Mutter; denn solches ist ein schöner Schmuck deinem Haupt, und eine Kette an deinem Halse ".

20. Hier auf Erden scheint dieser Gehorsam nichts besonderes zu sein. Aber in jenem Leben, da wird es scheinen, wenn Gott sagen wird und rühmen:. Mein Kind, kommt her, du bist ein gehorsames Kind, eine treue Magd, ein frommer Knecht gewesen. Da wird man sehen, daß der Gehorsam gegen Gott und sein Wort, auch in solchen geringen Ständen, mehr zieret, denn aller Welt Schmuck.

21. Das sei von dem ersten Stück gesagt, daß ihr lernet, was da heiße, Gott dienen, und euch des Mammons Dienst an solchem nicht hindern lasset. Nun wollen wir den Trost besehen, und lernen, wie wir uns des Geizes erwehren sollen.

22. Erstlich spricht der Herr:. " Niemand kann zwei Herren dienen ". Nennt zwei Herren; der eine heißt Gott, das ist der rechte Herr, dem wir zu dienen schuldig sind. Der andere Herr heißt Mammon, das ist nicht der rechte Herr; darum will Christus, daß wir ihm nicht dienen sollen. Wie man aber Gott diene, haben wir gehört.

23. Was aber heiße, dem Mammon dienen, deutet der Herr hier selbst, nämlich, für das Leben sorgen, was man essen und trinken wolle, und für den Leib sorgen, wie man sich kleiden wolle. Und stellt die ganze Predigt dahin, daß wir solche Sorge sollen gar fallen lassen; denn es ist nicht allein eine vergebliche Sorge, der wir nicht bedürfen und nichts damit ausrichten können, sondern es hindert auch solche Sorge den rechten Gottesdienst. Darum soll man sich davor hüten, und sich dahin gewöhnen, daß man Gott diene, und wissen, daß er weiß, was wir bedürfen, will uns auch schaffen und gern geben, wenn wir es nur bei ihm suchen.

24. Zu solchem Vertrauen haben wir einen großen Vorteil, daß wir sehen, daß Gott bereits, ohne unsere Vorsorge, uns gegeben hat Leib und Leben. Da lasse nun alle Welt über urteilen. Ist es nicht wahr, wenn alles Essen auf einem Haufen da wäre, es wäre dir nicht so lieb als dein Leben? Also ist dein Leib dir lieber denn alle Kleidung. Sind wir denn nicht heillose, undankbare Leute, da Gott billig sollte über zürnen? Bekennen müssen wir, daß er uns das meiste und größte bereits von sich selbst und ungebeten gegeben hat, und wollen ihm doch nicht trauen, daß er uns werde das Geringere auch geben. Es sollte ja einem reichen Mann weh tun, wenn er dir tausend Gulden geschenkt hätte, daß du nicht so viel wolltest von ihm denken, daß er dir auch ein paar Schuhe schenken würde. Eben also tun wir in der Wahrheit gegen unseren Herrn Gott im Himmel, wenn wir für Essen und Trinken sorgen; obwohl er bereits das größte und meiste geschenkt hat. Wie aber solches Mißtrauen ihm nicht gefällt, da mögen wir drüber nachdenken.

25. Gleich nun wie wir an und selbst, an unserem Leib und Leben, an Augen, Ohren, Händen, Füßen und allen unseren Gliedmaßen lernen und bekennen müssen, Gott sei gnädig, er habe uns viel die geben und gütlich getan: also stellt der Herr uns auch anderer Kreaturen Beispiel vor, daß wir daran lernen sollen, Gott trauen und nicht sorgen.

26. Denn da fliegen die Vögel vor unseren Augen, uns zu kleinen Ehren, daß wir wohl möchten unseren Hut gegen sie heben, und sagen:. Mein lieber Herr Dr., ich muß bekennen, daß ich die Kunst nicht kann, die du kannst. Du schläfst die Nacht über in deinem Nest ohne alle Sorge; am Morgen stehst du wieder auf, bist fröhlich und guter Dinge, setzt dich auf eine Blume, und singst, lobst und dankst Gott; danach suchst du deine Nahrung und findest sie. Pfui, was habe ich alter Narr gelernt, daß sich es nicht so tue, der ich doch so viel Grund dazu hätte. Kann der Vogel sein Sorgen lassen, und hält sich in solchem Fall, wie ein lebendiger Heiliger, und hat dennoch weder Acker noch Scheune, weder Kasten noch Keller, er singt, lobt Gott, ist fröhlich und guter Dinge; denn er weiß, daß er einen hat, der für alles sorgt; dieser heißt unser Vater im Himmel: warum tun wir es denn nicht auch, die wir den Vorteil haben, daß wir können arbeiten, das Feld bauen, die Früchte sammeln, und wenn eine Not kommt behalten? Dennoch können wir das schändliche Sorgen nicht lassen.

27. Darum sollten wir dieses Beispiel von den Vögeln nicht vergessen. Sie sind ohne alle Sorge, fröhlich und guter Dinge. Und warum wollten sie auch sorgen? Sie haben einen reichen Küchenmeister und Kellner, der heißt der Vater im Himmel, der hat eine Küche, die so groß als die ganze Welt ist. Darum, sie fliegen hin, wo sie wollen, so finden Sie die Küche wohl bestellt. Dieser himmlische Vater, sagte Christus hier, will unser Küchenmeister und Kellner auch gerne sein, wenn wir es nur glauben könnten.

28. Aber wir erfahren leider, daß die ganze Welt ist ein Haufe verzweifelter Geizhälse, die Gott nicht trauen, Gott nicht dienen, sondern dem Mammon; und gehen nur damit um, wie sie viel Geld sammeln mögen. Gelingt es ihnen, daß sie es bekommen, so sind sie guter Dinge. Gelingt es ihnen nicht, so sind sie traurig und bekümmert und sorgen Tag und Nacht. Ist es aber nicht wahr, wenn du schon das Haus voll Geld hättest, und das Haus wäre auch noch golden, und die Elbe oder der Rhein Flüsse mit Gold und wäre dein eigenen: was könnte solches dir helfen, wenn sonst nichts, kein Korn, kein Bier, kein Wein, kein Wasser da wäre? Du wirst ja das Gold nicht fressen.

29. Das mag doch ein schändlicher Mammonsdienst heißen, dessen auch die Heiden verspottet haben, und eine Geschichte gemacht von einem reichen König, der war so geizig, daß er wünschte, daß alles, was er anrührte, zu Gold würde. Dieser Wunsch wurde ihm erfüllt, wie er begehrt hatte: Griff er seinen Rock, Tisch, Bänke, Bett, Türe an, wurde alles sobald zu Gold, das Messer über dem Tisch, das Brot und Trinken auch. Aber er mußte zuletzt des Hungers dabei Sterben, der Geizhals, da er hatte wohl gewünscht. Darum fluche dem Geiz, und fliehe ihn, wer da kann; denn man wird ja weder Silber noch Gold essen. Dennoch ist die Welt so blind und toll, wenn sie essen und Trinken hat, daß sie noch Gold und Geld haben will. Gerade als bedürfte sie dessen nicht, daß Gott gibt, und müßte das haben, daß er nicht gibt.

30. Wer nun ein Christ ist, der bedenke besser, und lasse sich den Geiz nicht überkommenen; sondern lerne Gott trauen, der an uns und der ganzen Kreatur sich schon mehr als bewiesen hat, daß er für uns sorgen und uns keinen Mangel leiden lassen will. Wie denn der Psalter auch besonders rühmt von den jungen Raben, daß Gott ihnen ihre Speise und Nahrung schaffe, obwohl die alten Raben sie im Nest verlassen und nicht mehr zu ihnen kommen. Denn das ist Gottes Ordnung für und für, wo er das Leben gibt, daß er auch schafft, daß man es erhalten können. Und so er solches dem Vieh tut, wieviel mehr will er es den Menschen, und besonders seinen Christen tun! Welchen er nicht allein Leib und Leben, sondern auch seinen eingeborenen Sohn gegeben hat, daß sie nicht allein zeitlich, sondern in Ewigkeit Leben sollen. Das wollte der Herr gerne, daß wir es lernen, und den schändlichen Unglauben, welchen der Geiz erregt, fallen lassen.

31. Denn was richten wir damit aus, wenn wir uns schon zu Tode sorgen? Ein sehr närrisches Ding wäre es, wenn ein kleines Männlein sich in einen Winkel setzen, und da sein Lebtag sorgen und gedenken wollte, wie es könnte größer werden. Meinst du nicht, alle Welt würde darüber Spotten und ihn für einen großen Narren halten? Eben so, spricht Christus, tut die Welt, wenn sie sorgt, wie sie Geld und Gut könne zu Wege bringen; es wird sich keiner reich sorgen. Es liegt ganz und gar an dem, ob Gott seinen Segen gebe, und nicht am Sorgen. Ist der Segen Gottes da, so hat mans; ist er nicht da, ob man es schon hat, so wird man es doch nicht genießen noch erhalten können, wie die Beispiele vor Augen sind.

32. Das sollte ja auch eine Ursache sein, die uns zum Glauben reizen und bewegen sollte: daß die Sorge nicht allein den Glauben hinderte und wieder Gott ist; sondern sie tut uns wehe und plagt uns, und wir richten dennoch nichts damit aus. Das heißt den Geiz, die Sorge und dem Mißglauben (denn wo eins ist, der ist auch das andere) redlich gelobt; das so wir nur unserer Vernunft gebrauchen wollten, wenn wir solchen Untugenden feind werden und uns davor hüten sollten.

33. Aber der Herr will es bei dem nicht bleiben lassen, und heißt uns, wir sollen doch die Augen auftun, wenn wir auf dem Feld oder in einem Garten sind, und die Blumen ansehen; da werden wir auch einen trefflichen Dr. finden, der uns gern die höchste Kunst lehren wollte, daß wir Gott trauen und uns alles Gute zu ihm versehen könnten. Denn da stehen Blumen in vielen Farben, auf das schönste geschmückt, daß kein Kaiser noch König ihnen im Schmuck gleich ist. Denn solcher Schmuck aller ist ein totes Ding. Eine Blume aber hat seine Farbe und Schöne, daß es ein natürlich, lebendig Ding ist. Und hat diese Meinung nicht, daß es ohne Grund so wachse. Hier steht es, daß Christus sagt: Gott kleidet das Gras auf dem Felde also.

34. Eben wie er oben sagt:. Die Vögel finden ihre Nahrung nicht ohne Grund, sondern Gott der Vater im Himmel schafft sie ihnen, und ordnete es, daß ein jeder Vogel seine Pfunde habe und ernähret werde. Also geht es mit dem Blumen auch, wie man sieht. Denn wo es nicht Gottes besondere Ordnung und Schöpfung wäre, würde das nie sein können, daß eines dem anderen so gleich wäre, gleiche Farbe, Blätter, Anzahl der Blätter, und vieles mehr. So nun Gott solchen Fleiß auf das Gras legt, daß nur darum steht, daß man es sehen und das Vieh sein genießen soll: ist es nicht Sünde und Schande, daß wir noch zweifeln, ob auch Gott uns Kleidung schaffen wolle?

35. Denn eben wie wir einen Vorteil haben vor den Vögeln, wir bauen daß Feld, wir ernten, wir füllen die Scheune und Keller, und können uns einen Vorrat, zum wenigsten auf einen Tag, schaffen; da die Vögel solches nicht haben, und dennoch ernähret werden: also, spricht der Herr, haben wir auch einen Vorteil der Kleidung wegen. Da baut man so viel Leinen, Flachs, Hanf; man zieht so viel Schafe; es ist überall in allen Häusern so viel Vorrat: wie kann denn ein Mensch so ohne Glauben sein, daß er nicht hoffen will, ihm sollte auch ein Teil daraus werden, besonders wenn er mit der Arbeit weiter anhält?

36. Denn wir müssen hier einen Unterschied machen. Die Arbeit ist nicht allein nicht verboten, sondern auch zum höchsten geboten; und also geboten, daß man allen Fleiß und Sorge darauf legen, und nicht unfleißig, faul noch unachtsam damit sein soll. Aber sorgen, wie wir Essen, Trinken, Kleidung und anderes bekommen müssen, das ist zum höchsten verboten. Denn solcher Sorge ist ein Zeichen, daß wir das Vertrauen zu Gott nicht haben, daß er uns erhalten will. Darum wird Gott am höchsten damit gelästert.

37. Daß es also beides bei einander sein und bleiben muß. Das erste, daß du mit allem Fleiß deiner Arbeit nachgehst. Denn solches hat Gott den Menschen im Paradies befohlen: wollte er Essen, daß er auch arbeiten soll. Das andere, daß du auch ein Christ bist und glaubst. Glauben aber heißt Gott trauen, der sei unser Vater, er wisse, was wir bedürfen, und er werde uns dasselbe gern wiederfahren lassen. Mit solchem Glauben kann sich die Sorge nicht vertragen; sondern sobald das Sorgen angeht, so wankt der Glaube, ja, es ist aus mit ihm.

38. Darum verbietet es der Herr, und sagt kurz:. Sorget nicht: arbeiten sollt ihr, das ist euer Befehl; und laßt mich sorgen; denn solches ist mein Amt, daß ich euer Vater bin, und ich kann mit meiner Fürsorge etwas ausrichten; ihr könnt nichts damit ausrichten. Darum laßt es bleiben; oder wo ihr es nicht wollt bleiben lassen, so wisset, daß ihr meine Diener nicht seid; ihr seid des Mammons Diener; den liebt ihr, mich aber hasset ihr; dem hängt ihr an, mich aber verachtet ihr. Wie man denn öffentlich an der Welt Beispiel sieht. Ja wohl, wenn mancher diese Stunde zehn oder 20 Gulden zu gewinnen wüßte, daß er solchen Gewinn vergesse, oder ein wenig verzöge, und ginge zuvor zur Predigt? Geld gewinnen ist ihm aber wichtiger, und denkt, die Predigt hören könne er wohl zur anderen Zeit bekommen. Nun ist es aber wahr, was man Gottes Wort tut, daß hat man Gott getan. Wer es verachtet und Geld lieber hat, der hat Gott verachtet und haßt Gott. Da mache nur niemand keine Glosse, der Text ist zu rein, daß man nicht vorüber kann.

39. Darum ist das eine Christenpredigt, daß dieselben nicht sorgen noch sagen sollen:. " Was werden wir Essen? Was werden wir Trinken? Womit wollen wir uns kleiden? ". Die Heiden, spricht der Herr, trachten nach solchem, die es nicht wissen noch glauben, daß sie im Himmel einen Vater haben. Ihr aber habt einen Vater im Himmel, der euch Leib und leben, ja, auch seinen Sohn gegeben hat, der weiß, was ihr bedürfet. Wie könnt ihr ihn aber so für unbarmherzig und hart halten, daß er es euch nicht geben, und des Hungers Sterben und verderben wollte? Darum tut, wie ihr es seht, daß eure Kinder gegen euch tun: sie legen sich des Nachts nieder, und schlafen ohne alle Sorge; sie kümmern sich um nichts, wenn sie morgens ein Stück Brot oder Suppe nehmen wollen; denn sie wissen, daß Vater und Mutter für dasselbe sorgt. Also tut ihr auch, lieben Kindlein, spricht Christus hier, gegen euren Vater im Himmel, so soll es keine Not haben. Allein, sorget nicht; denn das wäre ein Zeichen, daß ihr euch eures Vaters im Himmel nicht tröstet; sonst würde ihr alle Sorge fallen lassen und alles Gute hoffen

40. Deswegen beschließt der Herr dieser Predigt also, und spricht:. " Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes, und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das andere alles zufallen ". Das ist eine nötige Lehre und treffliche Verheißung. Die Welt fragt und trachtet nach ihrem Reich, da muß man Geld und Gut haben, welches alles ungewiß und unbeständig ist. Dagegen hat Gott ein anderes Reich, das ist ein ewiges Reich, dem sollen wir Christen nach trachten. Solches Reich, sagt Christus, sei inwendig in uns. Und heißt anderes nicht, denn das Wort hören und glauben, das ist, Gott von Herzen vertrauen und für einen Vater halten. Wo solcher Glauben ist, da wohnt Gott, und folgt sobald die Gerechtigkeit, das ist, Vergebung der Sünden. Das, spricht Christus, laßt euer erstes sein, haltet euch zum Wort, hört es mit Fleiß, übt euch damit und glaubt.

41. Wenn ihr also Gottes Reich und Gerechtigkeit am ersten gesucht habt, so seid zufrieden, und tue ein jeder in seinem Stande, was er soll; denn Christen sollen nicht müßig gehen, sondern arbeiten: alsdann sollen es euch alles zufallen. Dann kann Gott so fromm und gnädig sein, daß er den bösen Buben alles genug gibt, die nicht allein ihm nicht dienen, sondern auch sein Wort noch verfolgen und lästern, und ihm alle Schande und Unehre tun, wie könnte es möglich sein, daß er euch lassen sollte, die hier ihn lieb habt, sein Wort gern hört und fördert, und alle euer Vertrauen auf ihn setzt? Also lehrt der Herr, daß wir und sollen an das Wort halten, glauben und fromm sein, und alle Sorge fallen lassen; so will Gott uns alles genug geben.

42. Aber was geschieht? Der meiste Teil geht hin, und achtet Gottes Wort nicht, geht lieber dem Saufen und Spiel nach und zum Tanz, denn in die Kirche zur Predigt. Solche Unart bringt allerlei Sünde mit. Das nun Glück dabei sollte sein, und Gott nicht mit Krankheit, Armut und allerlei Unrat solches strafen sollte, das ist nicht möglich. Danach ist eine andere Unart dabei , daß der meiste Teil auch mit der Arbeit sehr nachlässig, faul und unachtsam ist; oder wo sie arbeiten sie es sich sauer werden lassen. Es ist kein Maß mit dem Schlemmen, Spielen und anderem, daß man auf einen Feiertag alles durchbringt, was man die ganze Woche erarbeitet hat. Beides will unser Herr Gott verboten haben, daß man nicht müßig gehen soll und auch nicht verschwenden, sondern was man erarbeitet, fein zu Rat halten soll.

43. Daher spricht der Herr: " die Vögel ernten nicht, und sammeln nicht in ihre Scheunen ". Als sollte er sagen:. Ihr tut beides, und sollt auch beides tun, daß ihr arbeitet, und danach den Gewinn hinter euch legt und auf die Not behaltet. Wer es aber nicht tun will, was kann Gott dazu, daß weder Glück noch Heil da ist? Du magst deinem ruchlosen, und unchristlichen Leben, deinem Faulenzen und deinem Verschwenden die Schuld geben, und Gott nicht, der gern geben wollte, wenn du nur ein Christ sein, daß Wort hören, glauben, die Sorge fallen lassen und arbeiten wolltest. Wie er hier sagt:. Euch soll es alles zufallen. Aber du willst nicht. Wenn du solltest zur Predigt gehen, so liegst du im Bette und faulenzt, oder gehst spazieren, oder dem Saufen nach. Wenn du arbeiten sollst, tust du auch so. Muß doch ein Vogel arbeiten und nach seiner Weide ausfliegen. Unser Herr Gott, der es nähren will, der will ihm die Speise nicht ins Nest werfen. Also tue du ihm auch, sei gottesfürchtig, und mit deiner Arbeit fleißig, und lasse Gott für das übrige sorgen, wie er dir deine Nahrung schaffen werde. Doch, wie oben gemeldet, daß du auch nicht geizig bist, und dich genügen läßt; denn dasselbe will Gott auch nicht leiden.

44. Das ist die Lehre aus dem heutigen Evangelium. Unser lieber Herr Gott gebe durch Christum seinen Heiligen Geist, daß wir uns daraus bessern und frömmer werden, Amen
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Am sechzehnten Sonntag nach Trinitatis


Lukas 7, 11-17


Und es begab sich danach, daß er in eine Stadt mit Namen Nain ging; und seiner Jünger gingen viel mit ihm und viel Volks. Als er aber nahe an das Stadttor kam, da trug man einen Toten heraus, der ein einiger Sohn war seiner Mutter; und sie war eine Witwe, und viel Volks aus der Stadt ging mit ihr. Und da sie der Herr sah, jammerte ihn derselbigen und sprach zu ihr:. Weine nicht. Und trat hinzu und rührte den Sarg an, und die Träger standen. Und er sprach: Jüngling, ich sage dir, stehe auf. Und der Tote richtete sich auf und fing an zu reden. Und er gab ihn seiner Mutter. Und es kam sie alle eine Furcht an und preiseten Gott und sprachen:. Es ist ein großer Prophet unter uns aufgestanden, und Gott hat sein Volk heimgesucht. Und diese Rede von ihm erscholl in das ganze jüdische Land und in alle umliegende Länder.

1. Vom heutigen Evangelium wäre viel zu predigen. Wir wollen aber nur bei den zwei Stücken bleiben: das erste, wie wir uns gegen den Toten trösten sollen; denn an solchem Trost und Lehre ist am meisten gelegen; das andere, von christlicher Barmherzigkeit und Mitleiden, daß wir unter einander haben sollen.

2. Eure Liebe hören hier von einer armen Witwe, die ihren Mann verloren hat, und stirbt ihr endlich ihr einiger Sohn auch, daß sie überall elend und arm ist. Denn im Judentum war es für ein besonders großes Unglück gerechnet, wo kein Sohn im Hause war, darum, daß der Juden Regiment so stand, daß sie sollten Erben haben. Ist deswegen dies Weib eine elende bekümmerte Witwe, und hat das Ansehen, als sei ihr Gott feind und habe ihrer ganz vergessen, daß er zuerst den Mann und danach den Sohn ihr nimmt. Es wäre deshalb ein Wunder, daß sie an Gott nicht gezweifelt hätte.

3. Dieses Weibes nimmt unser lieber Herr Christus sich an, hat ein Mitleiden mit ihr, und macht den Sohn lebendig und gibt ihn ihr wieder, daß die Freude zehnmal größer wird, denn als das Leid zuvor war. Und es ist ein Wunder, daß sie vor Freude nicht niedergefallen und gestorben ist.

4. Diese Geschichte sollen wir uns darum merken, daß wir lernen sollen unseren Glauben damit stärken und fest machen. Denn es ist dem Herrn Christus hier nicht allein um dieses Weib zu tun; er will uns alle lehren, wie es so ein gering Ding um den Tod sei, damit wir uns nicht davor fürchten, sondern mit geduldigem Herzen hingehen, und des Todes und anderes Unglücks nicht achten sollen; weil wir so einen Herrn an ihm haben, der also leicht helfen, und Tod und alles Unglück wenden kann. Denn sie hier, wie bald und leicht es zugeht, da diesem Weib geholfen wird, da sie doch an aller Hilfe mußte verzweifeln. Denn wer wollte hoffen, daß der verstorbene Sohn, den man jetzt hin zum Begräbnis trug, sollte wieder lebendig werden?

5. Da nun alle Hoffnung dahin ist, kommt unser lieber Herr Christus, tut nicht mehr, denn daß er sagt:. " Jüngling, ich sage dir, stehe auf ". Alsbald richtet sich der Tote auf und lebt. Da müssen wir bekennen, daß der Tod vor des Herrn Augen genau so ist wie das Leben; und ist ihm gleich viel, wir leben oder sterben. Denn wenn wir schon gestorben sind, so sind wir vor ihm nicht gestorben. Ursache, es ist ihm nur um ein Wort zu tun, so ist der Tod hin und das Leben kommt wieder. Das also Christus recht sagt im Evangelium: " Gott ist ein Gott der Lebendigen, und nicht der Toten ". Denn obwohl Abraham, Isaak, Jakob und andere heilige Patriarchen gestorben sind, so leben sie doch Gott.

6. Deswegen sollen wir aus dem heutigen Evangelium an dieser Witwe Sohn lernen die große Macht, die Gott an uns erweisen wird durch Christum am jüngsten Tag, da er mit einem Wort alle Menschen hervor rufen wird aus dem Tode und die Gläubigen ewig selig machen. Solches wird in einem Augenblick geschehen, auf das wir ja nicht daran zweifeln, daß es beides bei dem Herrn Christus sei: die Macht, daß er es tun kann, wie er hier bewiesen, und der Wille, daß er es gern tun will. Denn hier steht das Beispiel. Der Witwe Sohn ist Tod, und er hat das Gehör und alle Sinne verloren. Aber sobald Christus mit ihm redet, hört er. Das ist doch eine seltsame, wunderbare Geschichte: der da nicht hört, der hört; der da nicht lebt, der lebt. Und geschieht doch mehr nicht, denn das Christus seinen Mund auftut, heißt ihn aufstehen. Das einige Wort ist so mächtig, daß der Tod weichen muß und das Leben wieder kommen.

7. Weil wir aber sehen, daß Christus uns so leicht aus dem Tode reißen und zum Leben bringen, und sehen hier, daß er es gern tun will; denn da ist kein Mensch, der ihn darum bittet, es jammerte ihn der armen Witwe Not, und ungebeten geht er hinzu, und macht ihren Sohn wieder lebendig: darum sollen wir dieses Beispiel annehmen und uns vor dem Tod nicht erschrecken, sondern uns des Herrn Christi trösten. Denn um unseretwillen ist es also geschehen. Als wollte er sagen:. Ich weiß wohl, daß ihr euch vor dem Tode fürchtet; aber fürchtet euch nicht, euer Herz erschrecke nicht. Denn was kann er euch tun, wenn er gleich böse ist? Schrecken kann er euch. Aber dagegen lernt, daß ihr nicht allein dahin sehet, wie ihr es fühlet, und also eurem Schrecken folget, sondern sehet auf mich, was ich tun kann und was nicht gern tun will, nämlich, daß ich euch eben genau so leicht aus dem Tode erwecken kann, als ob ihr jemand auf dem Bette und aus dem Schlafe wecket. Und will es dazu mit Lust und gern tun. Daß es also weder am Willen, noch an der Kraft und dem Vermögen fehlen soll.

8. Da muß aus folgen, daß die Verstorbenen, so auf dem Friedhof und unter der Erde liegen, wohl leiser schlafen, denn wir in unserm Bette. Denn das kann wohl geschehen, daß du so hart schläfst, daß man dir zehnmal ruft, ehe du einmal hörst. Die Toten aber hören von einem einzigen Wort Christi, und wachen wieder auf, wie man hier am Jüngling, und Johannes 11. an dem Lazarus sieht.

9. Darum heißt der Tod vor unserm Herrn Gott nicht Tod. Vor uns heißt er und ist ein Tod, wenn wir sterben; denn wir liegen da und können uns selbst nicht helfen. Aber vor Gott ist er so ein leiser Schlaf, daß Christus kein Wort kann reden, wir hören es und werden davon lebendig.

10. Das wollte unser lieber Herr Christus uns gern lehren, auf das wir nicht erschrecken, wenn gleich Pest oder der Tod selber kommt, sondern sagen:. Was kannst du denn, Tod, wenn du am bösesten bist? Du hast schreckliche Zähne, die zeigst du, und schreckst mich; denn ich sterbe nicht gern. Aber da will ich nicht hinsehen, was du allein tust, und wie du, gleich als der Henker, das Schwert ziehst; sondern ich will denken und sehen, was unser Herr Gott dazu tun kann und was er dazu tun will, wenn du mich gewürgt hast, nämlich, daß er sich vor dir nicht fürchtet, und fragt nach deinem Wüten und Würgen nichts; sondern er spricht: " Tod, ich will dein Tod sein; Hölle, ich will deine Pest sein ". Kannst du meine Christen Würgen, so kann ich dich wieder Würgen und sie lebendig machen.

11. Das ist der Trost, welchen der Herr in dem heutigen Evangelium uns vorhält, daß die Christen, ob sie gleich sterben, nicht tot sind, sondern sie schlafen, und schlafen so leise, daß Christus sie mit einem Finger, ja, mit einem einzigen Wort wecken kann. Das ist aber dem Tod eine kleine Ehre, daß wenn er am zornigsten ist, er nicht mehr tun wird und ausrichten soll, denn einen Menschen schlafen legen, daß Christus ihn wieder vom Tod mit einem Wort auferwecke; wie er sagt Johannes 5,25.: " Es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden die Stimme des Menschensohnes hören, und werden hervorgehen, die da Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens; die aber Übels getan haben, zu der Auferstehung des Gerichts ".

12. Den Trost haben die Christen; Türken und Juden haben ihn nicht, unsere Katholiken haben ihnen auch nicht. Sie wissen wohl, daß sie sterben müssen, und das Gottes Gericht und die Hölle ist. Was tun sie aber? Sie setzen ihr Herz und Hoffnung nicht auf Christum, sondern laufen ihm entgegen mit ihrem Messe halten, Fasten und anderem. Und halten Christum für anderes nichts, denn für einen Richter, der darum da sei, daß er verdammen und richten wolle. Das ist ein schrecklicher Irrtum und der leidige Teufel selbst, daß sie Christum böser machen, denn als den Tod selbst. darum fürchten sie sich vor dem jüngsten Tag, und haben ein blödes, verzagtes Herz .

13. Das tun die Christen nicht. Die wissen wohl, daß Christus die Ungläubigen an jüngsten Tage richten wird, die daß Wort nicht annehmen noch glauben wollen. Aber da machen sie einen Unterschied und sprechen:. Ich bin getauft, und glaube an meinen Herrn Jesu Christum, daß er für meine Sünde gestorben und durch seine Auferstehung mir die Gerechtigkeit und ewiges Leben erworben habe. Was wollte ich denn mich fürchten? Er ist nicht mein Feind, sondern mein Freund und Fürsprecher bei dem Vater. Darum obgleich der jüngste Tag herein bricht, oder ich sonst sterbe, da liegt nicht an. Mein Herr Jesus Christus sieht dem Tod eine kleine Weile zu, wie er mich würget. Und wenn der Tod meint, es sei mit mir gar aus, ich sei gestorben, so schlafe ich nur; und schlafe so süß und leise, daß der Herr Christus den Mund nicht kann auftun, ich wäre es und stehe auf zum ewigen Leben.

14. Das laßt uns lernen und wohl merken, daß wir uns vor dem Tode und dem jüngsten Tage nicht fürchten. Denn Christus kommt nicht, daß der uns richten und verdammen wolle; er kommt, wie er hier zu der elenden Witwe und ihrem Sohn gekommen ist, daß er vom Tode uns auf erwecken und uns wieder zurechtbringen wolle, daß wir wieder hören, sehen, reden und anderes können. Also will er zu uns allen kommen, die wir an ihn glauben, und uns selig machen. Die aber nicht glauben, die wird er richten.

15. Darum sollen wir lernen dieses Heilandes begehren und ihm glauben, und in fester Zuversicht solche Hilfe und Gnade je länger je gewisser werden, und uns vor dem Tode und vor dem jüngsten Tage nicht fürchten. Wer sich aber fürchtet, der folgt dem alten Adam und seinem Fleisch, und nicht dem Herrn Christo, nach seinem Wort. Denn gewiß ist es, daß Christus am jüngsten Tage kommen und uns wieder vom Tode aufwecken wird. Deswegen ruhen der Christen Körper im Grabe, und schlafen, bis Christus komme und klopfen an das Grab und spreche: auf, auf! Dann werden wir auferstehen, als aus einem sanften, lieblichen Schlaf, und ewig mit dem Herrn Christus leben und fröhlich sein.

16. Also soll ein Christ einen anderes Herz haben, denn Türken, Juden oder Katholiken; die werden kleinmütig, erschrecken und verzagen in den letzten Zügen, daß sie nicht wissen, wie sie ein noch auskommen. Und es geschieht ihnen recht. Warum lernen sie nicht und glauben auch, daß Christus ein Heiland der Gläubigen, aber ein Richter über die Ungläubigen sei? Warum hören sie das Evangelium nicht, sondern verfolgen es, welches doch lehrt, wo wir uns des Herrn Christus trösten, daß er will unser Arzt, Helfer und Retter sein wider den Tod und Teufel. Aber sie stopfen die Ohren zu, und wollen weder hören, noch glauben, und suchen andere Mittel und Wege, dadurch sie dem Tod glauben zu entlaufen. Solches kann Christus nicht dulden, und muß der Ungläubigen Richter sein, da er gern, wo sie ein ihn glaubten, ihr Heiland sein wollte. Denn sie sind ihm Feind, und wollen seines Reiches nicht annehmen. Darum muß Christus sich als ein Richter gegen sie beweisen. Den Frommen aber, die sich sein trösten, will er Friede schaffen und Ruhe in Ewigkeit.

17. Nach dieser Lehre, die des Glaubens Lehre heißt, sollen wir auch vom Herrn Christus lernen barmherzig sein. Wir hören im Jahr oft von der Liebe, daß eines dem anderen dienen soll. Aber barmherzig sein, ist etwas mehr, ähnlich, daß man sich anderer Leute Jammer und Elend annehme. Als, wenn ich einen armen oder kranken Nachbarn habe, da soll ich nicht allein ihm gern helfen, sondern es soll auch sein Elend mich jammern, als wäre es meine eigene Sache. Wie wir hier am Herrn sehen, der ist ein Fremder, unbekannter Gast; als er aber das Elend an der Witwe sieht, nimmt er sich dieses an, als wäre es sein eigener Sohn, weint mit der Mutter, tröstet sie und hilft ihr.

18. Das ist das Beispiel der Liebe, welche folgen soll auf den Glauben, und wird auch nicht außen bleiben, wenn der Glaube rechtschaffen ist. Auf das wir nicht tun, wie die Bösen, verdorbenen Leute, deren jetzt so viel sind, auch unter uns, die Herzen haben von Stein und Holz, und treiben noch das Gelächter dazu, wenn sie sehen, daß es ihren Nachbarn übel geht, ja, tut ihnen wehe, daß jemand einen Pfennig hat. Aber mit den Christen sollte es nicht so sein; die sollen sich es erbarmen lassen, wo sie Not sehen, und fröhlich sein, wenn es anderen Leuten wohl geht. Wie Paulus sagt, daß man mit den Weinenenden weinen und mit den fröhlichen sich freuen soll, und nicht tun wie die Steine und Klötze, die sich anderer Leute Unglück freuen, und wollten gern, es hätte niemand etwas, denn sie.

19. Nun ist aber die Barmherzigkeit zweierlei; wie denn die Not auch zweierlei ist, geistlich und leiblich. Den leiblichen Nöten soll man zulaufen, helfen, raten, womit man kann, wenn man sieht, daß die armen Leute der Hilfe brauchen weil sie sich nicht selbst helfen können.

20. Geistliche Not heißt, wo man an der Seele Not leidet. Als, wenn ich sehe, daß ein junger Mensch daher wächst, will die Predigt nicht hören, ja, verachtet sie, kann nicht beten, ist unzüchtig, Ungehorsam und voll Untugend. Wenn man einen solchen mahnt, und will es nicht helfen, mit ernstlichen Worten straft, ja, auch Ruten und Knüppel aufträgt, daß der Sünde und Art in der Zeit gewehret werde: das heißt Barmherzigkeit geübt. Denn wo die Seele solche Untugend auf sich hat, das ist weit gefährlicher und Ärger, denn so der Leib krank ist. Darum ist man schuldig, Barmherzigkeit an einem solchen Menschen zu erzeigen, wie man kann, mit Worten, Schlägen und Ruten.

21. Ja, sprichst du, es ist eine greuliche Barmherzigkeit, Ruten auf die Haut zu legen. Wie soll man ihm tun? Wenn es nötig ist, kann man es nicht umgehen. Müssen doch auch die Ärzte ein Bein oder Arm abnehmen, auf das der Leib errettet werde. Also ist es hier auch. Denn solche Strafe nimmt man darum vor, daß du Fromm und vom Teufel und seinem Reich erledigt werdest. Ist es nicht wahr, wenn du in ein Wasser fallen würdest, du würdest mir noch dazu danken, daß ich dich beim Haar erwischt und fest hielte, und nicht danach fragen, daß es dir sehr wehe täte? So du nun in leiblichen Nöten leiden kannst und leidest es gern, daß man dir wehe tut, weil es dein Nutz ist: warum wolltest du hier zürnen, da es nicht um das zeitliche Leben, sondern um das ewige, und nicht um den Leib, sondern um die Seele zu tun ist?

22. Also ist es auch ein Art der Barmherzigkeit, daß Gott belohnen will, wo böse Kinder und Knechte im Hause besinnt, daß man einen Stock in die Hand nehme und schmiere ihnen die Haut damit. Solches ist eine geistliche Salbe wieder der Seelen Krankheit, die da heißt Ungehorsam gegen Vater und Mutter, gegen Herr und Frau im Hause. So ist es nun ein Werk der Barmherzigkeit, so man den Menschen ansieht in seinen Jammer und Elend, und hilft ihm.

23. Auf solche Barmherzigkeit sollte besonders Vater und Mutter im Hause mit Kindern und Knechten, und die Obrigkeit im Regiment sehen mit ihren Untertanen; und sich ja hüten, daß sie zu solcher Barmherzigkeit nicht unbillig noch faul würden, wie es doch leider geschieht. Denn wer da wollte barmherzig sein und die Sünde nicht strafen, der würde eine zweifache Unbarmherzigkeit seinem Nächsten beweisen, und deswegen Gottes Zorn auf sich laden. Der leibliche Jammer kann auch groß sein. Als, wenn jemand ins Wasser oder Feuer fällt, da sieht man nicht danach, wie man dich leise angreifen und dir nicht möchte weh tun, sondern wie man dich erhalte. Warum wollte man denn in geistlichem Jammer und Not nach demselben sehen? Deswegen sollen harte Worte, harte Schläge und aller Ernst da gebraucht werden, daß man die armen Leute rette und aus des Teufels Netze zum Gehorsam bringe.

24. Darum merke das Beispiel unseres lieben Herrn Christus hier, und lerne, was Barmherzigkeit sei, nämlich, eine solche Tugend, die sich des nächsten Jammers annimmt. Der ist aber, wie gesagt, zweierlei. Ein leiblicher Jammer, als der ist, krank sein, arm sein, und dergleichen. Wo du solchen Jammer an deinem nächsten dir zu Herzen gehen läßt, daß du deinen Schaden tust, auf das du ihm hilfst: das ist recht und wohl getan, und heißt nicht allein dem nächsten, sondern auch Gott gedient, der will es auch belohnen. Der geistliche Jammer ist die Sünde; als da ist, im Hause, Ungehorsam, Unfleiß, ärgerliche Worte und Werke. Da heißt Barmherzigkeit, wenn man denen Knechten übel zuredet und straft. Will es nicht helfen, so befiel das übrige dem Henker; denn es muß doch bestraft werden. Denn der Henker ist auch ein barmherziger Prediger; besonders bösen Buben welchen weder zur raten noch zu helfen ist, sie verderben sich und andere Leute, wo man die Barmherzigkeit an ihnen nicht übte und mit dem Schwert nicht wehren würde.

25. Also ist das Köpfen und Henken, obwohl es gleich schrecklich ist und wehe tut, ein Werk der Barmherzigkeit. Denn wo es nicht wäre, würdest du keinen Bissen mit Frieden essen und keinen ganzen Fleck an deiner Haut behalten können. Darum lerne Barmherzigkeit üben, ein jeder in seinem Beruf, und hilf, nicht allein wo leiblicher, sondern auch, wo geistliche Jammer vorhanden ist.

26. Das sind die zwei Lehren aus dem heutigen Evangelium. Die eine Lehre vom Glauben: daß wir unerschrocken sollen sein, wenn es übel zugeht, und besonders, wenn wir Sterben sollen, und denken, daß wir am Herrn Christus so einen Helfer haben, der ein Wort hat, daß allmächtig ist. Darum soll man an ihm nicht verzagen. An uns selbst und an den Leuten kann man verzagen; ja, man muß wohl an ihnen verzagen. Denn dem Tod können sie nicht steuern, der ist ihnen zu mächtig. Aber in Gott und seinen Sohn Jesu sollen wir mutig sein. Denn was wir nicht können, das kann er; was wir nicht haben, daß hat er. Können wir uns nicht helfen, so kann er helfen, und will es sehr gern und willig tun, wie man hier sieht. Wo ein solches Herz ist, daß getrost am Herrn Christus hält, daß geht im rechten Dienst, der Gott gefällt. Die anderen, die verzagen und verzweifeln, die sind ihm feind und halten ihn für keinen Gott, sonst würden sie sich sein trösten. Die andere Lehre ist, daß wir, wie Christus, unseres nächsten Not uns sollen annehmen und jammern lassen. Unser lieber Herr Gott verleihe seine Gnade, daß wir beides lernen, und mit den Frommen Leuten hier im Evangelium den Herrn Christum um seine Wohltat auch in Ewigkeit preisen, Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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Am siebzehnten Sonntag nach Trinitatis


Lukas 14, 1-11


und es begab sich, daß er kam in ein Haus eines Obersten der Pharisäer, auf einen Sabbath, das Brot zu essen; und sie hielten auf ihn. Und siehe, da war ein Menschen vor ihm, der war wassersüchtig. Und Jesus antwortete, und sagte zu den Schriftgelehrten und Pharisäern, und sprach:. Ist es auch recht, auf den Sabbath heilen? Sie aber schwiegen stille. Und er griff ihn an, und heilte ihn, und er ließ ihn gehen, und antwortete und sprach zu ihnen:. Welcher ist unter euch, dem sein Ochse oder Esel in den Brunnen fällt, und er nicht alsbald ihn herauszieht am Sabbattage? Und sie konnten ihm darauf nicht wieder Antwort geben. Er sagte aber ein Gleichnis zu den Gästen, da er merkte, wie sie erwählten oben an zu sitzen, und sprach zu ihnen:. Wenn du von jemand geladen wirst zur Hochzeit, so setze dich nicht oben an, daß nicht etwa ein Ehrlicherer, denn du, von ihm geladen sei; und so dann kommt, der dich und ihn geladen hat, spreche zu dir:. Weiche diesem; und du müßtest dann mit Scham unten an sitzen. Sondern wenn du geladen wirst, so gehe hin und setze dich unten an, auf daß, wenn der kommt, der dich geladen hat, spreche zu dir: Freund, rücke hinauf. Dann wirst du Ehre haben vor denen, die mit dir zu Tisches sitzen. Denn wer sich selbst erhöret, der soll erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöhet werden.


1. Im heutigen Evangelium sind zwei Stücke: das erste betrifft den Gottesdienst, wie man gegen Gott handeln soll; das andere, wie wir uns gegen die Leute erhalten sollen.

2. Es hebt sich aber hier eine Frage des ersten Stückes wegen:. Ob es vor Gott besser sei, den Sabbath halten, oder den Menschen helfen und wohl tun? Denn darum ist es den Pharisäern hier zu tun, daß sie auf den Herrn Christum halten, was er mit dem Wassersüchtigen tun werde:. Hilft er ihm nicht, denken Sie, so kann man ihnen schimpfen, daß er und barmherzig sei und den Leute nichts Gutes Ruhe; hilft er ihm aber, so ist er gottlos und hält den Sabbath nicht; kann also überzeugt werden, daß er Gott und seinem Wort Ungehorsam ist. Es mache nun der lieber Herr, was er wolle, so ist er gefangen; denn sie verstellen ihm den Weg zu beiden Seiten. Bei den Juden war der Sabbat ein großes und heiliges Ding und waren der Meinung es wäre gefährlich mit dem Sabbat brechen. Was tut aber der lieber Herr Christus, der jetzt ganz gefangen ist und, der Pharisäer Anschlag nach, verloren hat? Geht mitten hindurch, und tut, was recht ist, macht die Pharisäer zur Schanden, und treibt sie dermaßen ein, daß jedermann sieht, daß sie lauter Narren sind, ob sie wohl den Namen haben, daß sie die geistliche Regenten sind, die das Volk lehren und führen, und deswegen für große Doktoren gehalten werden.

3. So ist nun daß die Summe von diesem Handel, daß er ihnen klar unter die Augen sagt, sie wissen nicht, was da heiße, den Sabbat halten und heiligen. Eure Gedanken, spricht er, sind diese, als heiße den Sabbat heiligen, gar müßig gehen und kein Werk daran tun. Nein, so müßt ihr den Sabbath nicht deuten; sondern den Sabbat heiligen heißt, Gottes Wort hören, und dem Nächsten helfen, womit man kann. Denn Gott will den Sabbat so heilig nicht halten, daß man den Nächsten in der Not darum lassen oder versäumen sollte. Darum, wenn ich meinem Nächsten diene und helfe ihm, ob ich gleich arbeite, so habe ich doch den Sabbat recht und wohl gehalten; denn ich habe ein göttliche Werk daran getan. Das also diese Lehre vom Sabbath besonders dahin geht, daß wir das dritte Gebot recht verstehen lernen, was es sei und uns fordert, nämlich: nicht daß wir feiern und nichts tun sollen, sondern daß wir Gottes Wort hören, und danach tun und leben sollen. Was sagt und lehrt uns denn dasselbe? Es weiset uns dahin, daß wir uns, der anderen Tafel nach, unter einander lieben und alles Gute tun sollen. Solches, will Gott, sollst du am Sabbat hören und lernen. Er muß ja folgen, daß du mit solchen guten Werken den Sabbat nicht entheiligst.

4. Darum spricht Christus: ihr Pharisäer seit so grobe Lehrer, daß ihr das den Sabbat brechen heißt, wenn man Gutes tut. Predigt man doch solches am meisten am Sabbat, daß wir unter einander lieben sollen. Was heißt aber lieben? Es heißt nicht, mit Gedanken umgehen, sondern von Herzen dem Nächsten günstig sein, mit dem Wort trösten und strafen, wo es nötig ist, und mit Rat und Tat behilflich sein, und also an Leib und Seele helfen. Wie Johannes sagt, 1. Johannes 3,18. " Meine Kindlein, laßt uns nicht lieben mit Worten, noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit ". Solches, spricht der Herr, gebietet dir Gott eben auf den Sabbat; ja, daß wohl mehr ist, er hat den Sabbat darum eingesetzt, daß du es hören und lernen sollst, deinem Nächsten freundlich zu sein mit Worten, und die Hilfe ich mit der Tat, wo er es bedarf.

5. Also straft der Herr die falschen Heiligen, die aus Gottes Wort einen verkehrten Verstand machten, und rühmten sich, sie hielten den Sabbat, wenn sie sogar keine Liebe bewiesen, daß sie auch einem nackten Menschen nicht ein Hemd oder ein Paar Schuhe gereicht hätten. Schelmen sind solche, die Gottes Wort umkehren. Denn wo Gottes Wort gebietet und heißt:. Liebe deinen Nächsten, und tue ihm alles Gute; sprechen sie:. O nein, ich möchte den Sabbat damit brechen. Das heißt unrecht gelehrt und Gottes Befehl ganz verkehrt. Denn Gott läßt dir eben auf den Sabbat sagen, daß du deinen Nächsten lieben, sein pflegen, und ihm alles Gute tun sollst, in allem, was er Bedarf an Leib und Seele. Wie man denn im Beispiel sieht, daß der Herr hier mit einführt. Ist es nicht Schande, spricht er, wenn dir ein Ochse oder Esel am Sabbat in das Wasser fällt, so brichst du den Sabbath nicht, wenn du dem armen Tier hilfst. So es nun nicht Sünde ist, einem Vieh am Sabbat helfen: seit ihr denn nicht tolle Heilige, daß ihr Ochsen und Esel könnt lieb haben, mit Stricken und Stangen zulaufen, ihnen aus dem Wasser helfen und sie retten, daß ihr verbieten wollt, wenn man solle einen armen Menschen am Sabbat nicht lieb haben noch ihm helfen?

6. Also soll es allen denen gehen, die den Herrn Christum meistern und lehren wollen, daß sie sich selbst fangen, und öffentlich an den Tag geben müssen, daß sie grobe Narren sind; wie sich hier die Pharisäer unterstehen, gedenken, der Herr könne ihnen nicht entgehen, er helfe gleich dem armen wassersüchtigen Menschen oder auch nicht. Aber er gibt ihnen eine solche Antwort, daß sie müssen rot werden und weiter können sie gegen ihn nichts vornehmen, und spricht:. Ihr Heuchler, hier seit es, die ihr den Sabbat entheiligt und brecht. Was ihr an mir suchet, daß findet ihr an euch es selbst. Den " Sabbat heiligen " heißt Gottes Wort hören und Heilige Werke tun, den Nächsten lieben, und ihm tun, was er Bedarf, Gehorsam sein, barmherzig sein, hilfreich, raten, trösten, Essen und Trinken geben. Solches sollen man am Sabbat tun, und heißt Gott recht dienen. Denn der anderen närrischen Gottesdienste bedarf er nicht; auch will er nicht, daß man den ganzen Tag in der Kirche heulen wollte, wie unsere Katholiken pflegen. Er will, daß man sein Wort hören, und danach leben und tun soll.

7. Darauf geht der schöne Spruch des Propheten Hosea Kapitel 6,6.: " denn Herr hat Lust an der Liebe mehr, denn am Opfer, und an Erkenntnis Gottes mehr, denn am Brandopfer ". Was heißt Gott erkennen? Anderes nicht, denn Gottes Wort hören. Ursache, ohne daß Wort wird niemand von Gott etwas wissen. Wenn aber das Wort kommt und spricht:. Ich bin der Herr, dein Gott, der ich meinen Sohn gesandt und für dich in den Tod gegeben habe, der ich dich in der Taufe habe angenommen: durch solches Wort lernen wir Gott erkennen, daß er gnädig und barmherzig ist; welches die Vernunft nicht von sich selbst wissen noch lernen kann. Aus diesem aber folgt, weil man durch das Wort zur Erkenntnis Gottes kommt, daß es heiße, Gott dienen und den Sabbat recht heiligen, wenn man Gottes Wort hört, und nach dem Wort Gottes lebt und tut. Solches lassen die heillosen Heuchler, die Pharisäer, anstehen: sie hören Gottes Wort nicht, tun auch nicht danach; wollen dennoch den Namen haben, sie brechen den Sabbat nicht.

8. Also tun die Katholiken auch, Könige und Fürsten, so dem Wort noch entgegen sind, hören alle Tage Messe; das ist der hohe, besondere Gottesdienst, welches sie keinen Tag entbehren können. Dagegen aber hören sie in einem Monat, in einem halben Jahr, ja, wohl oft in einem ganzen Jahr keine Predigt. Und ob sie gleich Predigt hören, hören sie nichts aus der Schrift oder das Recht der Wort Gottes, sondern eitel Menschenstand und Lügen. Das ist ihr Gottesdienst, damit sie den Sabbat oder Feiertag heiligen. So doch solches auf keine andere Weise geschehen kann, denn daß man Gottes Wort hören, und in den Werken sich übe, die im Wort uns vorgehalten und geboten werden.

9. Deswegen soll bei uns Christen alle Tage Sabbat sein. Denn wir sollen alle Tage Gottes Wort hören und unser Leben danach ausrichten. Gleichwohl ist der Sonntag für das gemeine Volk geordnet, daß jedermann am selben Tag besonders Gottes Wort hören und lernen soll und danach leben. Denn die anderen sechs Tage muß der gemeine Mann seiner Arbeit warten, und erwerben, davon er lebe. Das will Gott gern geschehen lassen; denn er hat die Arbeit geboten. Aber den siebten Tag will er geheiligt haben, daß man daran nicht soll arbeiten, auf das jedermann ungehindert sei, sich in Gottes Wort und Werken zu üben, und zu tun, nicht was das zeitliche betrifft, sondern was Gott in seinem Wort fordert und haben will.

10. Das ist das erste Stück des heutigen Evangeliums, daß jedermann lerne, es heiße Gott gedient und den Sabbat recht und wohl geheiligt, wenn wir Gottes Wort hören und danach tun. Darum, wenn du in die Predigt gehst, wenn du ein Evangelium liest, daß heißt Gott gedient, und ist ihm viel ein angenehmerer Dienst, denn alle Opfer und Heiligkeit, wie Hosea sagt.

11. Das anderen Stück lehrt von der Demut. Denn also deutet der Herr das Gleichnis am Ende selbst:. " Wer sich selbst erhöhet, der soll erniedrigt werden; und das sich selbst erniedrigt, der soll erhöhet werden ". Das sollt hier lernen, daß es nicht allein vor Gott wahr ist, sondern auch vor den Leuten; denn die Art haben alle Menschen, daß sie den Hoffärtigen feind sind. Dagegen aber muß es einen besonders böser Mensch sein, der einem demütigen, frommen Herzen feind ist. Natürlich ist es, daß es jedermann lieb hat; wie man sieht, wenn eine Magd im Hause willig und Gehorsam ist, und mit einem einfältigen, schlechten Herzen tut, was man befiehlt: da ist bald der Herrschaft das Herz genommen, daß sie solchem Gesinde nicht können feind sein. Daß es also natürlich ist, jedermann hat demütige, willige und stille Leute lieb.

12. Wiederum, Hoffärtigen Leuten kann niemand hold sein. Sobald Vater und Mutter an einem Kinde oder Gesinde den Ungehorsam und Stolz merken (denn diese zwei Unarten sind häufig bei einander), daß sie sagen:. Muß ich doch nicht tun, was du mich heißt; da hebt es sich, daß Vater und Mutter denken, wie sie ihnen den Stolz brechen und sie demütigen, oder zum Haus hinaus stoßen. Weltliche Obrigkeit tut es auch so. Wer stolzieren, und nicht Gehorsam sein will, den lehrt sie es mit dem Stricke oder Schwertes durch Meister Hansen.

13. Wie kommt es nun, daß den Stolz niemand leiden kann? Anders nicht, denn daß es Gott haben will, und sein Wort der steht und sagt:. Er wolle getrost dazu helfen, daß die gedemütigt werden, so stolz und hoffärtig sind. Wie man sieht in allen Ständen: was reich, gelehrt, vernünftig, schön, stark, mächtig und gewaltig ist, sobald sie in die Hoffart geraten und sich nicht haben willig herunter gegeben, hat sie Gott gestürzt, daß sie haben fallen müssen. Denn so steht geschrieben: Gott selbst legt sich gegen die Hoffärtigen. Der nun einen solchen schweren Feind auf sich ladet, den er nicht tragen kann, der muß fallen, und hilft ihn keine Macht noch Stärke.

14. Dagegen aber, wer demütig ist, der gewinnt Gott und den Menschen das Herz ab, daß ihm Gott mit allen seinen Engeln, und danach die Leute, als ein sonderlich edel Kleinod ansehen. Da folgt hernach auch Glück und Segen; wie man sieht, daß es auch eines armen Bürgers oder Bauen Sohn, dem sein Vater nicht drei ständige zu geben hat, ein großer Herr wird, da Fürsten und Herren seines Verstandes und Kunst halben ein Aufsehen haben müssen. Woher kommt solch Glück? Daher, daß es unser Herr Gott nicht kann lassen: was demütig ist, daß setzt er zu mit seiner Gnade und Barmherzigkeit, und allem, was er hat. Wie der 113. Psalm sagt, wer ist wie der Herr, unser Gott? Er sich so hoch gesetzt hat, und auf das niedrige sieht im Himmel und Erden. Der den Geringen aufrichtet aus dem Staube, und erhöhet den Armen aus dem Kot, daß er ihn setze neben die Fürsten, neben die Fürsten seines Volkes. Das tut Gott mit den Demütigen. Die aber stolz sind und nach oben wollen, wieder dieselben legt er sich mit aller Ungnade, und hört nicht eher auf, sie liegen denn danieder.

15. Solches sollte uns bewegen, daß wir uns demütigen, und Kinder und Gesinde im Hause sich gehorsam hielten, und bedächten: Gott will haben, ich sollt tun, was man mich heißt; ich soll nicht hoffärtig, sondern demütig sein. Das will ich tun, und mich nichts darum bekümmern, ob ich gleich in einem geringen Stande bin. Denn ich weiß, wenn ich mich so halte, Gott wird mich nicht so gering lassen sein, er wird mich empor heben.

16. Also ging es mit Saul: der war seinem Vater Gehorsam, hütete der Esel und hielt sich für den geringsten in Benjamin. Zu solchem Eseltreiber schickt Gott den Propheten Samuel und salbt ihn zum König. Denn weil er demütig und nicht hoffärtig war, setzte Gott zu ihm alle Gnade und Barmherzigkeit. Was geschah aber? Da Saul König war, schwoll ihm das Herz, daß er Stolz ward und fragte nach unserm Herrn Gott und seinem Wort nichts. Darum, gleich wie ihn Gott zuvor erhoben hatte, also stürzt er ihn danach wieder herunter, daß er sich aus Verzweiflung selbst erstach, und sein Geschlecht ausgerottet ward.

17. Also auch, David war ein feiner, starker, vernünftiger Jüngling. Aber er war daneben demütig und erhob sich solches nicht. Er blieb ein Schafhirte, und tat, was ihn sein Vater hieß, bis Samuel kommt und ihm sucht, und ihn zum König salbte. Und meldet die Geschichte besonders, wie er sieben Brüder gehabt, die waren alle stolz und hoffärtig, und verachteten ihren jungen Bruder David. Aber Gott sagte zu Samuel:. Du sollst nicht ansehen die Gestalt noch Person, sondern den sollst du mir zum Könige salben, den ich dir zeigen werden; der anderen mag ich nicht. Auch konnte sich David, da ihn Gott erhöhet, Feinde in der Demut halten; sonst, so er stolz geworden wäre, hätte ihn Gott auch gestürzt wie Saul. Weil er aber demütig bleibt, ob er schon des Reiches verjagt war, kommt er doch wieder dazu; und Gott tut ihm noch so eine große Ehre, daß er ihn verheißt, Christus soll aus seinem Stamm geboren werden.

18. Solches ist darum geschrieben und wird uns auch darum gepredigt, daß wir sollen demütig sein und uns vor der Hoffart hüten, und nicht sagen, wie die Bösen Mägde:. Ei, wer mag immer in der Küche liegen, spülen und kehren? Muß ich des doch nicht immer tun, was man mir befiehlt. Siehe dich vor; willst du stolz werden, was gilts, Gott wird sich zwischen dich legen? Denn er übt nicht, er kann keiner Hoffart noch stolz leiden, wie wir vor Augen sehen. Denn was meinst du, daß die Schuld sei, daß es überall in der Welt so übel steht, daß überall so viel grober, ungeschickter, unglücklicher Männer und Weiber sind? Anders nichts, denn wenn sie jung sind, will alles stolzieren, niemand will tun, was man sie heißt und sie tun sollten. Darum läßt sie unser Herr Gott hingehen, wie die Säue, daß sie nicht etwas rechtschaffenes Lernen. Denn also ist es beschlossen:. Was sich erhöhet, daß soll wieder herunter, wiederum, was sich erniedrigt, das kann er nicht liegen lassen, er muß es nach oben heben. Der Liebe Gott habe Lob und Dank, daß er auf diesen Tag uns also lehrt, und gebe seine Gnade, daß wir solcher Lehre auch folgen, um seines Sohnes, Christi Jesu willen, Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Am achzehnten Sonntag nach Trinitatis


Matthäus 22, 34-46


Da aber die Pharisäer hörten, daß er den Sadduzäern das Maul gestopft hatte, versammelten sie sich. Und einer unter ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und sprach: Meister, welches ist das vornehmste Gebot im Gesetz? Jesus aber sprach zu ihm:. Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen und von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das vornehmste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich:. Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst. In diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten. Da nun die Pharisäer beieinander waren, fragte sie Jesus und sprach:. Was denkt ihr von dem Christus? Wessen Sohn ist er? Sie sprachen: Davids. Er sprach zu ihnen:. Wie kann ihn dann David im Geist einen Herrn nennen, wenn er sagt:. Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn:. Setze dich zu meiner Rechten, bis daß ich lege deine Feinde unter deiner Füße. So nun David ihn einen Herrn nennet, wie ist er denn sein Sohn? Und niemand konnte ihm ein Wort antworten, und wagte auch niemand von dem Tage an, ihn hinfort zu fragen.


1. In dem heutigen Evangelium sind vornehmlich zwei Stücke: das erste, vom Schriftgelehrten, der da fragt, welches das vornehmste Gebot sei im ganzen Mose; das andere, daß der Herr Christus die Pharisäer wieder fragt, was Christus für ein Mann sei, sintemal David im Geist ihn seinen Herrn heißt.

2. Die erste Frage ist eine Anzeigung, daß die Juden in so eine große Blindheit sind gefallen, daß sie der 10 Gebote vergessen haben, welche doch die kleinen Kinder können. Darum sollte jedes Kind auf solche Frage antworten können.

3. Das erste und größte Gebot heißt:. Du sollst nicht andere Götter haben. Die Pharisäer und Schriftgelehrten aber waren davon gekommen, und in die Torheit geraten, daß wenn sie vom höchsten Gebot diskutiert, einer gesagt hat, es sei opfern, der andere, es sei Almosen geben, der dritte, es sei fasten, sich besonders kleiden. Wie man sieht, daß es geht, wenn die Leute von den Geboten Gottes und seinem Wort abgefallen, und sich andere Werke, aus eigenen Gedanken, ohne Gottes Wort vorgenommenen haben. Wie unseren Mönchen und Nonnen auch geschehen ist: die sind in die Klöster gelaufen, haben da einen Gehorsam sich vorgenommenen, Keuschheit und Armut geschworen, alles ohne Befehl, daß sie also Gottes Wort ganz verloren, und vergessen haben, was Glaube und Liebe sei, und nichts denn das unselige Klosterleben für den Stand der Vollkommenheit gerühmt.

4. Nun, Gott Lob! Kann ein Kind von zehn Jahren besser sagen, was ein vollkommener Stand sei, denn alle Mönche und Nonnen. Ursache, sie denke nur auf ihr Klosterleben. Aber ein Christ spricht:. Vollkommen sein heißt, Gott fürchten und lieben, und dem Nächsten alles Gute tun. Denn Gott hat je sonst anderes nichts zu tun befohlen. Solches wissen weder Pfaffen, Mönche noch Nonnen, daß weiß fürwahr, sonst würden sie solch ihr eigenen närrisch Vornehmen fallen lassen und an den rechten Gehorsam der 10 Gebote sich begeben.

5. Wo kommt aber solcher und Verstand und Blindheit her? Von nirgendwo anders, denn daß die Leute das Wort fahren lassen, und fallen auf äußerliche Werke, die ein besonderes Ansehen haben. Als, wenn man sonderliche Tage erhält, sich besonders kleidet, nicht ißt und trinkt, was andere essen und trinken. Das hat einen schönen Schein und machten den Leuten eine Nase. Darüber aber verliert man die höchsten Werke und Gebote, daß man Gott lieben und den Leuten alles Gute tun soll. Wie wir hier an den Pharisäer und Schriftgelehrten sehen, welche eben dieser Ursache wegen vom vornehmsten Gebot im Gesetz fragen, daß sie davon unter einander selbst nicht eins sind, und einer daß, der andere jenes für das Beste hält.

6. Darum ist dies Beispiel eine treffliche Warnung, daß so hohe Leute so blind gewesen sind, und nicht gewußt haben, welches das größte oder kleinste Gebot sei, und sind doch Lehre gewesen, die anderen Leuten vorgehen und vom rechten Gottesdienst unterweisen sollten. Wie unser tolles Mönchs -und Pfaffenvolk noch ist. Frage einen, wenn du willst, von guten Werke und was du tun sollst, so du willst selig werden, so wird er dich nicht auf die zehn Gebote weisen, sondern dir sagen, du müssest ein Mönch werden, Messe hören, zu den Heiligen fahren, fasten.

7. Das heißt aber von den zehn Geboten und dem rechten Weg ins Schlaraffenland gewiesen, welches ist endlich der Lohn von Menschenlehren, wenn man solcher Werke vornimmt, da Gott nichts von geboten hat. Da werden die Leute geblendet, daß sie die zehn Gebote nicht mehr sehen, sondern ganz verlieren. Denn sonst sollte man ja so witzig sein, und sagen können:. Das ist das größte, daß Gott befohlen und geheißen hat. Aber Pharisäer und Schriftgelehrter, Pfaffen, Mönche und Nonnen können es nicht.

8. Darum mögen wir uns vor solchem Irrtum wohl hüten und eigenen Andachten fliehen. Wiederum lasse man den Katechismus nicht eine geringe Lehre sein, so man die Leute unterrichten soll, was sie tun sollen. Denn da hören wir, daß man Gott lieben und keine andere Körper haben soll; das ist, man soll nichts lieber haben und größer achten, denn Gott und sein Wort, und eher alles lassen und leiden. Also, wenn du solches tust, bist du im höchsten Stande.

9. Ja, sagen sie, solches tun die gemeinen Christen; ich will etwas besonderes machen: ein gemeiner Christ steht des Nachts nicht auf zum beten, ich will aber aufstehen, er ißt Fleisch, ich will Fisch essen; er kleidet sich nach einfacher Weise, ich will mir eine besondere Kleidung machen lassen. Also kommt es endlich dahin, daß die blinden Leute so viel mit eigener Andacht sich zu schaffen machen, daß sie die zehn Gebote ganz vergessen.

10. Darum willst es nicht eine schlechte Lehre, da der Herr hier sagt, daß größte Gebote sei, Gott lieben, und das andere sei dem ersten gleich, daß man den Nächsten lieben soll, wie sich selbst; denn in diese zwei Stücke ist alles gefaßt, was man predigen und lehren kann von guten Werken. Aus diesem Brunnen soll es auch quellen und wieder hineinfließen. Denn da ist beschlossen:. Willst du Gott dienen, so kann es auf keine andere Weise geschehen, denn daß du Gott und deinen Nächsten liebst.

11. Diese Lehre wird am jüngsten Tage ein sehr strenges Urteil erregen. Denn was im Papsttum geschehen ist, weiß jedermann wohl. Wer Gott wollte dienen, der gedachte an die zehn Gebote nicht, sondern wurde ein Mönch, lief nach Rom, oder anders wohin, rief diesen und jenen Heiligen an, diente ihm mit Fasten, Feiern. Solches hieß man damals den Gottesdienst. Aber dienen heißt, wenn du tust was man dir befiehlt. Darum muß folgen, wer Gott recht dienen will, der muß tun, was Gott ihn heißt, nicht, was er sich denkt. Was heißt aber Gott? Hier steht es, wenn du Gott dienen willst, daß du nicht weit danach gehen und laufen, noch viel Geld darum geben darfst. Liebe Gott und deinen Nächsten. Wie könnte aber Gott seinen Dienst dir näher legen und besser geben, wenn also: wenn du deinen Nächsten liebst und ihm alles Gute tust, daß es Gott dafür halten will, als habe du es ihm selbst getan? Das ist eine wunderlich er Lehre: wenn du deinem Nächsten Gutes tust, daß es ein Gottesdienst sei und sei Gott selbst getan.

12. Solche Lehre, sage ich, wird am jüngsten Tage gar einen wunderlichen Lärm machen. Denn die Gottlosen, sagt Christus selbst, werden sprechen: " wann haben wir dich hungrig gesehen und durstig? ". Aber Christus wird antworten und sagen:. " Was ihr den Geringsten von den Meinen nicht getan habt, daß habt ihr mir nicht getan ". Daß es also gewiß und beschlossen ist, wenn du einem armen Christen ein Hemd, einen Rock, ja, auch einen kalten Trunk Wasser gibst, daß hast du Christus gegeben. Und soll hier niemand einen Unterschied machen.

13. Ist nun aber das nicht der leidige Teufel, daß wir dies so lassen vorübergehen, und bedenken es nicht, daß wir unserem Herrn Gott so leicht dienen können, und tun es dennoch nicht? Wir denken, wenn wir wüßten, wo Christus zu finden wäre, wir wollten hinlaufen, und ihm alles zutragen, was wir hätten. Aber was bedarf es solcher Gedanken? Hören wir doch hier, daß andere Gebot sei den ersten gleich. Da muß ja folgen, daß es unser Herr Gott gern will annehmen und dafür achten, als sei es ihm geschehen, was wir unserem Nächsten tun.

14. Ja, sprichst du, unser Herr Gott ist im Himmel. Das schadet nicht; er ist auch hier unten auf werden. Darum, so du einen Christen in Not siehst, so wisse, daß Christus Not leidet und deiner Hilfe bedarf. Wie er selbst sagt, er wolle am jüngsten Tag über uns klagen, daß wir ihn Hunger und Durst haben leiden lassen.

15. Aber wie gesagt, ein Jammer ist es, daß wir diese Lehre so klar haben, und schlagen sie doch so in den Wind, als wären es nur Lügen und Geschichten. Solcher Unglaube und Ungehorsam wird sich damit nicht entschuldigen lassen, daß wir sagen wollten, wir hätten es nicht gewußt. Denn hier steht es:. Das andere ist dem ersten gleich. Darum, wer den Nächsten liebt, der liebt Gott. Es wird auch deswegen das Urteil am jüngsten Tag also lauten:. Hättest du deinem Nächsten gedient, so hättest du mir gedient, und ich wollte es dir reichlich bezahlen. Aber ich hätte um deinetwillen müssen sterben und verderben. Vor solchem Urteil sollten wir uns hüten; denn es wird die ewige Verdammnis daraus folgen.

16. Im Papsttum war es ein sehr gemeines Ding, das alte Reiter, Krieger, Juristen und andere Leute, die von sich meinten, sie wären in einem verdammlichen Stand gewesen, sprachen:. Sie hätten bisher der Welt gedient; sie wollten nun anfangen und Gott dienen. Liefen deswegen in die Klöster und worden Mönche. Aber es ist eine teuflische Verführung gewesen. Denn wer Gott dienen will, der soll nicht in ein Kloster laufen, sondern unter den Leuten bleiben, und ihnen dienen, womit er kann, und gewiß sein, er diene Gott damit; denn er hat es befohlen und gesagt:. Das andere ist den ersten gleich. Mit dem Mönchsleben aber wird ihm nicht gedient; denn er hat nicht allein davon nichts befohlen, sondern es ist auch wieder die Liebe und den rechten Gottesdienst, da der Herr hier von predigt.

17. Also ging es bei den Juden auch zu, die taten ihrem Nächsten alles Übel, und meinten, wenn sie nur viel Kühe und Kälber schlachten, sie hätten alles gut getan. Aber was sagt unser Herr Gott im 50. Psalm Vers 8-10? " Deines Opfers halben Strafe ich dich nicht; sind doch deine Brandopfer sonst immerdar vor mir. Ich will nicht von deinem Hause Farren nehmen, noch Böcke aus deinen Ställen; denn alle Tiere im Wald sind mein, und das Vieh, daß bei Tausenden auf den Bergen gehet ". Also sagt er an anderem Orten mehr, er bedürfe ihres Goldes, ihres Tempels und anderes nicht, sondern wenn du mir recht dienen willst, so weise ich dich herunter zu deinem Nächsten. Du hast weit, Kind, die Sünder, Nachbarn, Fürsten, Herren und allerlei Stände, da findest du zu schaffen genug, da diene mir: will dein Kind nicht gehorsam und fromm sein, nimmt schnell eine Rute und haue getrost zu; will das Gesinde nicht recht tun, Strafe es, oder weise ihm die Tür; ist dein Nachbar arm, betrübt, krank, hilf, diene, tröste ihn; sei deinem Fürsten willig und gehorsam, so hast du es mir getan.

18. Das nun solches nicht will in unser Herz gehen, das ist zum erbarmen. Denn was wir wieder Gott gesündigt und Unrecht getan haben, daß will er uns nicht zurechnen, sondern vergeben; allein sollen wir unserem Nächsten dienen und ihm wohl tun, so will es Gott dafür halten, wir haben es ihm getan, will uns dazu reichlich vergelten.

19. Wer nun nicht müßte, was die Welt mit ihrem Wesen wäre, und wie sie sich weder an Gottes Verheißung noch Drohung kehre, der möchte es hier lernen. Denn was tun Bürger und Bauern anderes, denn daß sie unserem Herrn Gott ohne aller Scheu ins Angesicht schlagen, raufen und mit Füßen treten? Jedermann geht nur damit um, wie er reich wird und seinen Haufen mehren könne, es gehe den Nächsten, wie es wolle, er sterbe oder verderbe dabei. Wer glauben könnte, was er seinen Nächsten tut, daß er es Gott täte, der würde von Herzen vor solcher Untreue der Welt erschrecken. Aber da ist niemand, der es glaubt, daß es wahr sei; wie der Herr in Matthäus 25 selbst sagt, daß die Gottlosen an jüngsten Tage sagen werden:. " Herr, wann haben wir dich gesehen hungrig oder durstig? ". Aber es wird sie nicht helfen. Denn eben wie der Herr hier spricht:. " Das andere Gebot ist dem ersten gleich "; also wird Christus dort auch sagen: " was ihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten, daß habt wir mir auch nicht getan ".

20. Das ist die erste Lehre aus dem heutigen Evangelium. Gott gebe, daß wir sie zu Herzen nehmen, und ein jeder seinen Nächsten dafür ansähe, wenn er ihm diente, daß es Gott gedient sei: so würde die ganze Welt voll Gottesdienst sein. Ein Knecht im Stall, eine Magd in der Küche, ein Knabe in der Schule, die wären eitel Gottesknechte und Gottesdiener, wenn sie solches mit Fleiß täten, was ihnen zu tun von Vater und Mutter, von Herrn und Frau im Hause aufgelegt wird. Also würde ein jedes Haus eine rechte in Kirche sein, darin nichts denn lauter Gottesdienst geübt würde. Aber es will niemand sich zur Herzen nehmen, niemand will den Nächsten dienen. Jedermann sieht nur dahin, wie er sich selbst diene und seinen Nutzen schaffe. Darum, wie man durch des Nächsten Liebe könnte Gott dienen: also dient die Welt durchaus dem Teufel, weil sie des Nächsten Liebe so gar nicht achtet. Es wird aber solches ein böses Ende nehmen. Denn wie sollte doch solches unserem Herrn Gott gefallen, weil er seinen Gottesdienst uns so nahe gebracht hat, daß ein jeder aus seinem Hause und Kammer könnte eine goldene Kirche machen, mit schönen Steinen und Perlen geschmückt: und doch solches mutwillig unterlassen, und lieber dem Teufel dienen wollen, denn Gott.

21. Darum lernet hier, daß wer seinem Nächsten zum Besten dient, der dient nicht allein seinem Nächsten, sondern Gott im Himmel selbst. denn hier steht es, daß Gott sich solches Dienstes will annehmen, als wäre es ihnen selbst geschehen. Denn sonst würde Christus nicht sagen: " das andere Gebot ist den ersten gleich ". Wer sich aber durch dieses nicht bewegen lassen will, daß er hier auf Erden ein Himmelreich könnte anrichten, und ein Gotteshaus und Kirche aus seinem eigenen Hause und Stande machen, der fahre immer hin. Denn gleichwie du hier ein Paradies und Himmel machen könntest, wenn du deinem Nächsten dienst (denn dasselbige heißt Gott im Himmel gedient): also, wenn du deinem Nächsten nicht Dienst, machst du dir selbst eine Hölle auf Erden; denn du dienst dem Teufel, der in die Hölle gehört. Und es liegt nicht daran, ob du solches noch nicht siehst noch fühlst. Es wird mit der Zeit sich finden, daß du es sehen und fühlen, und ein großes Geschrei über dich selbst und deinen großen Ungehorsam schreien wirst. Darum wäre es nötig, daß wir solches wohl lernen und uns stets in der Liebe gegen unseren Nächsten übten. Denn dazu hat uns Gott bereits gegeben Mund, Augen, Hände, Füße, Geld, Gut, Vernunft und anderes, daß wir solcher seinen Befehl nachkommen und uns in seinen Dienst halten können.

22. Gleich aber wie diese Lehre von der Liebe Gottes und des Nächsten in das Leben hier auf Erden gehört; also gehört die andere Lehre, wessen Sohn Christus sei, dazu, daß wir lernen sollen, wie wir nach diesem Leben in ein besser und ewiges Leben kommen mögen. Denn das wird uns nicht in den Himmel bringen, daß wir wissen, wie wir Gott und unserem Nächsten lieben sollen, wenn wir schon solche Liebe mit den Werken angreifen, auf das beste können, wie die Pharisäer Gedanken standen: die hielten es dafür, wenn sie Mose hätten, so bedürften sie weiter nichts mehr. Aber Christus zeigte uns hier an, solches werde zum ewigen Leben nicht helfen; wir müssen höher hinaus, und eigentlich lernen, was Christus sei und wessen Sohn er sei. Die Pharisäer wußten wohl, daß er Davids Sohn sollte sein. Aber an dem läßt es Christus hier nicht genug sein. Ursache, wenn Christus nicht mehr denn Davids Sohn wäre, so müßte er auch wie David sterben und nur ein zeitliches Reich haben. Aber Christus hat einen ewiges Reich, und David, sein Vater, heißt ihnen im Geist einen Herrn. Wie will sich es nun schicken, daß Christus zugleich Davids Sohn und Davids Herr sein soll?

23. Das ist nun die Frage, da die Pharisäer nicht antworten konnten; gleichwie noch heutiges Tages kein Jude darauf antworten kann. Zu solcher Frage hört man nichts vom Nächsten, von der Liebe noch guten Werken; sondern allein ist es darum zu tun, daß wir lernen, wessen Sohn Christus sei? Wer solches weiß, der wird des Weges zum ewigen Leben nicht fehlen können. Denn es ist nicht genug zum ewigen Leben, daß wir das Gesetz und was wir tun sollen, wissen; Ursache, es soll auch mit dem Werk erfüllt werden. Das wird sich aber bei uns sehr langsam finden, weil unsere Herzen sündhaft und böse sind. Darum muß das dabei sein, daß man fleißig lernen, was Christus sei. Darum stellt der Herr seiner Frage also:. Sie sollen ihm sagen, wessen Sohn Christus sei, der nach dem Fleisch Davids Sohn war. Aber weil ihn David nicht einen Sohn, sondern seinen Herrn heißt und einen solchen Herrn, der da sitzet zur Rechten Gottes, und dem Gott alle seine Feinde will zum Schemel seiner Füße legen: mit solcher Frage will der Herr die Juden und uns alle aufwecken, daß sie Christum höher halten und mit anderen Augen ansehen sollen, denn daß er allein sollte Davids Sohn sein.

24. Denn er ist auch Davids Herr, das ist, er ist nicht allein Mensch, sondern auch wahrhaftiger Gott, in Ewigkeit vom Vater geboren. Sonst würde ihn David keinen Herrn heißen, wo er nicht mehr denn ein Mensch und allein Davids Sohn wäre. Denn David ist der größten Heiligen ein nach und der gelehrteste König, und dennoch heißt er Christum, der sein Sohn ist, einen Herrn. Als wollte Davids sagen und frei heraus bekennen:. O, mein Sohn ist weit über mich. Ich bin auch ein König und heiße sein Vater; aber er ist mein Herr, und ein solcher Herr, der zur Rechten Gottes sitzt und aus Gottes Befehl herrschet über alle seine Feinde. Denn weil er ein Mensch ist, ist gut zu rechnen, was er für Feinde habe, nämlich, den Teufel und den Tod; wie Paulus 1. Korinther 15,25 folgende aus diesem Psalm auch schließt. Soll nun der Teufel und Tod diesem Sohn Davids zu den Füßen liegen, der er hier Herr sei; so muß folgen, daß eine göttliche Kraft und Allmächtigkeit in diesem Sohn Davids sei, sonst sollte er ebensowenig als andere Menschen dem Tod und Teufel abgewinnen können.

25. Also führt der Herr uns auf die rechte Bahn zum ewigen Leben. Das Gesetz ist eine sehr gute, nützliche und nötige Lehre; denn es weist uns, was wir tun sollen, wenn wir Gott zu Gefallen leben, ihm dienen und der Sünden Strafe entlaufen wollen. Aber solche Lehre dient nur hier in dies zeitliche Leben. So man aber nach diesem Zeitlichen Leben auch in das Ewige kommen soll, da hilft das Gesetz der Lehre nicht zu. Ursache, zum Leben können wir nicht kommen, wir sind denn aller Sünden frei und ledig. Ob nun das Gesetz schon dazu dient und gegeben ist, daß man der Sünden weniger tun soll; so werden doch die Sünden damit nicht abgelegt. Darum muß man über das Gesetz eine andere Lehre haben, die uns weise, wie wir der Sünden mögen ledig werden. Denn weil wir das Gesetz nicht vollkommen halten können, hilft das Gesetz dazu, daß wir ein böses Gewissen haben und der Sünden wegen Gottes Zorn und Gericht fürchten müssen.

26. Gegen solchen Unrat, welchen das Gesetz im Gewissen anrichtet, dient diese Frage, daß du lernst, was Christus sei und was er getan habe da sagt Christus selbst:. Er sei nicht allein Davids Sohn, wie die Juden ihn hielten, sondern er sei auch Davids Herr, das ist, ewiger und rechter Gott. Was tut er aber? Er äußert sich seiner Gottheit, wie Paulus sagt, und wird Mensch, stirbt am Stamme des heiligen Kreuzes. Warum das? Darum, daß er das Lamm Gottes ist, das ist, daß Opfer, welches Gott selbst für der Welt Sünde geordnet hat. Als er nun gestorben ist, steht er am dritten Tage wieder von den Toten auf in ein ewiges Leben und sitzt zur Rechten Gottes.

27. Das sollen wir von Christus lernen und wohl merken. Denn wer diese Kunst kann, dem ist geholfen; wer sich nicht kann, der muß in Sünden und Tod verderben. Ursache, wir sind alle Sünder, und das Gesetz hilft uns nicht allein von Sünden, sondern verklagt uns vor Gott, und macht uns erst zu rechten Sündern. Dar stecken wir, können unserethalben weder hinter sich noch vor sich. In Sünden sind wir empfangen und geboren; und je länger wir Leben, je mehr die Sünde mit uns wächst und zunimmt. Denn sie ist uns nicht aufgelegt wie eine andere Last, die wir ablegen und von uns werfen können; sie steckt in Mark und Bein, läßt uns deswegen keine Ruhe. Wie wir bekennen müssen, wenn wir nur die Augen auftun und selbst in unser Herz hinein sehen wollen. Da ist dies die einige Rettung und Hilfe, daß wir lernen, wer Christus sei. Denn wenn du es weist, wer er ist, und danach auch hörst, was er tut, so ist dir geholfen. Ursache, bist du ein armer Sünder, der wider Gottes Willen viel gesündigt hat, siehe hierher, diesen Christum sendet Gott, daß er für die Sünder leiden und bezahlen soll. Was willst du dich aber um die Schuld bekümmern, die so ein reicher Herr auf sich genommen und schon bezahlt hat? Darum liegt es nur an den, daß du dich solches Sterbens und Leidens mit festem Vertrauen annimmt ist.

28. Also haben wir alle den Tod vor uns, dem kann niemand entrinnen noch sich davon erretten, er sei so mächtig, stark, reich, weise und heilig, als er immer wolle. Aber wo kommt der Tod Herr? Er ist der Sünden Sold oder Lohn, Römer 6,23. Nun hast du gehört, wo wir Vergebung der Sünden finden: nirgends denn bei Christus, der dafür gestorben ist. Derselbe Christus, wie er gestorben ist, ist er im Tod nicht geblieben, sondern von den Toten wieder auferstanden. Das ist ja ein Zeichen, daß er auch über den Tod ein Herr sei. Darum eben wie du durch ihn Vergebung der Sünden hast, also hoffe auch durch ihn das ewige Leben, daß er dich am jüngsten Tage auch leiblich wieder auferwecken und dich ewig werde selig machen.

29. Das heißt Christum recht erkennen, und wissen, wessen Sohn er sei, nämlich, ein Sohn Davids; denn er ist ein Mensch, aber doch auch ein Herr Davids, als der zur Rechten Gottes sitzt und hat seine Feinde, Sünde, Tod und Hölle, als einen Schemel, zu seinen Füßen. Darum, wer wider solcher Feinde Rettung bedarf, der suche sie nicht bei Mose, nicht durch das Gesetz, nicht durch seine Werke oder Frömmigkeit; er suche es bei den Sohn und Herrn Davids, da wird er es gewiß finden. Solches müssen die blinden Pharisäer nicht; darum achten sie des Herrn Christi nicht; lassen sich an dem genügen, daß sie aus dem Gesetz wissen, wie man Gott und den Nächsten lieben soll. So es doch unmöglich ist, daß man Gott erkennen, ich schweige, daß man Gott lieben möge, man kenne denn Christus. Wie er sagt Matthäus 11, 27. " Niemand kennet den Vater, denn nur der Sohn, und wem es der Sohn offenbart ".

30. Und das ist auch eine Ursache, daß der Herr jetzt so eben mit dieser Frage kommt. Als wollte er sagen:. Das wißt ihr wohl, daß man Gott lieben soll; aber gewißlich werdet ihr Gott nimmermehr recht von ganzem Herzen, ganzer Seelen und ganzem Gemüt lieben, es sei denn, daß ihr Christum recht erkennt, und wißt, wer er sei. Denn wie kann man sonst wissen, was Gott uns für Gnade und Barmherzigkeit bewiesen hat? Es ist nicht ein Geringes, daß Gott uns erschaffen, Leib und Leben, und alles gegeben hat. Aber solches alles dient uns nur eine kleine Zeit, weil wir hier auf Erden leben.

31. Da aber sehen wir den Reichtum der überschwenglichen Güte und Gnade, daß Gott seines eingeborenen Sohnes nicht verschonet; sondern gibt ihn in den Tod des Kreuzes für uns, daß wir, von Sünden ledig, durch ihnen ewig Leben sollen. Das ist eine ewige, unergründliche Liebe und Gnade, welche kein Mensch wissen kann, er kenne denn Christum; wird deswegen auch nimmermehr Gott recht lieben.

32. Also sehen wir, was die Pharisäer und Schriftgelehrten an ihrem Fragen und Versuchen gewinnen. Anderes nicht, denn daß sie Christus frei öffentlich vor jedermann überzeugt, daß sie von der Liebe Gottes viel zu sagen wissen, aber nicht einen Funken davon in ihren Herzen haben, vielmal sie Christum nicht kennen. So sie aber Gott nicht lieben, der ihnen so viel Gnade und Gutes bewiesen hat: wie sollen oder wollen sie den Nächsten lieben, der ihre Hilfe bedarf, und ihnen nichts Gutes beweisen kann von wegen seiner Bedürftigkeit?

33. Darum sollen wir solche Lehre uns lassen lieb sein und Gott von Herzen dafür danken, daß wir nicht mehr in so einer großen Blindheit stecken, wie zuvor unter dem Papst und die Juden hier, sondern die Lehre von Christus lauter haben; dadurch wir nicht allein wissen, wie wir von Sünden ledig und selig sollen werden; sondern auch, wir empfangen dadurch den Heiligen Geist, der unsere Herzen durch solche Lehre dahin treibt, daß wir anfangen, Gott und den Nächsten recht und von Herzen zu lieben. Das verleihe uns allen unser lieber Herr Christus Jesus, Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Am neunzehnten Sonntag nach Trinitatis


Matthäus 9,1-8


Da trat er in das Schiff und fuhr wieder hinüber und kam in seine Stadt. Und siehe, da brachten sie einen Gichtbrüchigen, der lag auf einem Bette. Da nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gichtbrüchigen:. Sei getrost mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben. Und siehe, etliche unter den Schriftgelehrten sprachen bei sich selbst:. Dieser lästert Gott. Da aber Jesus ihre Gedanken merkte, sprach er:. Warum denket ihr so Arges in euren Herzen? Welches ist leichter, zur sagen:. Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen:. Stehe auf und wandele? Auf das ihr aber wisset, daß des Menschen Sohn Macht habe auf Erden, die Sünden zu vergeben, sprach er zu dem Gichtbrüchigen:. Stehe auf, heb dein Bett auf und gehe heim. Und er stand auf und ging heim. Da das Volk das sah, verwunderte es sich und pries Gott, der solche Macht den Menschen gegeben hat.


1. Aus dem heutigen Evangelium sollen wir zuerst merken die gnadenreiche Predigt, welche Gott den Menschen gegeben hat, daß wir unter einander ihr auf Erden sprechen können:. Dir sind deine Sünden vergeben; auf das wir mit den frommen Leuten hier uns solches auch verwundern und Gott von Herzen dafür danken, daß er solche Gewalt den Menschen gegeben hat. Denn es ist wahrlich eine große Gewalt, daß ein Christ zum anderen sagen kann:. Mein Bruder, sei unerschrocken, du hast einen gnädigen Gott; ich glaube nur der Zusage., die ich gehe tue im Namen Jesu, so soll es gewiß wahr sein, als wenn Gott selbst zu dir sagt:. Deine Sünden sind dir vergeben.

2. Solche Macht hat durch den Herrn Christum, wie wir hören, angefangen und ist an nach bei uns Menschen gebliebenen; besonders bei denen, so im Amt sind und den Befehl haben, daß sie das Evangelium, das ist, Buße und Vergebung der Sünden im Namen Jesu predigen sollen. Andere Christen, ob sie gleich das Amt nicht haben, dennoch im Fall der Not haben sie auch Befehl, dich zu trösten, wenn du um deiner Sünden willen verzagt bist, und dir zu sagen:. Was bekümmert du dich? Ich, als ein Christ sage dir, du tust dir selbst unrecht, Gott ist dir nicht ungnädig. Durch Christum sollst du aller Gnade dich zu ihm halten. Solcher Worte sollst du dich ebenso gewiß trösten, als Striche sie Christus selbst persönlich vom Himmel.

3. So liegt es nun alles daran, daß dein Herz solcher Zusagung sich annehmen, und halte es für wahr, daß Gott dir wolle um Christi willen gnädig sein. Wie wir hier sehen mit dem Gichtbrüchigen: den vermahnt der Herr aufs erste zum Glauben, da er spricht:. " Sei getrost, mein Sohn ", zweifel nicht, " deine Sünden sind dir vergeben "; sobald der Gichtbrüchige solchem Wort glaubte, waren ihm seine Sünden wahrhaftig vergeben.

4. Auf diese Weise müssen wir noch heutiges Tages zu Vergebung der Sünden kommen, daß dir das Wort suchen und demselben glauben. Darum wenn Pfarrer, oder im Fall der Not ein jeder Christ zu dir spricht: Gott zürnt nicht mit dir, zürne du mit ihm nicht; denn um seines Sohnes Christi Jesu willen hat er dir alle deine Sünden vergeben: da sollst du mit aller Macht solcher Zusagung glauben, und dich eher zerreißen lassen, denn daß du daran zweifeln wolltest. Denn so du zweifelst, hilft dich die Absolution nichts, wenngleich Gott mit all seinen Engeln solche Absolution selber mündlich über dich spräche.

5. Denn wo der Glauben nicht ist, dar schilt man unseren Herrn Gott einen Lügner, als sei es nicht wahr, was er uns zu sagt, er wolle es uns nicht leisten noch halten. Vor solchem Unglauben und Sünde wolle uns der liebe Gott gnädig behüten. Wiewohl der Teufel ein sonderlicher Meister darauf ist und uns immerdar damit plagt, daß wir unsern Herrn Gott gern Lügen strafen, das ist, daß wir Gottes Zusagung ungern glauben.

6. Wo aber das Herz glaubt, da ehrt man unseren Herrn Gott mit der höchsten Ehre, die er am liebsten hat. Denn man hält ihn für wahrhaftig, und so für einen Herrn, der nicht lügen kann, wenn er gleich für uns unmögliche Sachen redet. Darum gefällt es dem Herrn Christo an diesen Menschen hier auch besonders, daß sie so eine starke Zuversicht zu ihm haben, er werde dem Gichtbrüchigen helfen, spricht ihm deswegen freundlich zu:. Mein Sohn, du bist krank, der Teufel hat dir die Gicht angehängt, und Gott hat es von wegen deiner Sünden geschehen lassen; da folgt denn Schrecken und ein blödes Gewissen, daß du denkst:. Ach, Gott zürnt mit mir, wo will ich hin? Denn es ist natürlich, wenn Gottes Strafe sich sehen läßt, daß als bald der Schrecken sich auch findet.

7. Aber, mein Sohn, laß solchen Glauben in dein Herz nicht zu tief ein sinken, gedenke nicht so:. Wo was fragt Gott nach mir? Wer weiß, ob er mir gnädig sein will, oder nicht; denn was bin ich gegen Gott? Siehe nicht auf deine Krankheit, sondern höre, was ich dir sage, nämlich, daß deine Sünden dir vergeben sind. Darum schließe also: Gicht hin, Gicht her, meine Sünden sind mir vergeben; an solchem Glauben soll mich weder Gicht noch andere Krankheit hindern.

8. Also soll Wort und Glaube fein beisammen stehen; denn es kann keins ohne daß anderes ein. Wer der glaubt, und hat das Wort nicht, der glaubt wie Türken und Juden: die haben den Glauben, Gott seit gnädig und barmherzig; aber es fehlt ihnen an der Zusagung, denn Gott will außer Christus nicht gnädig sein. Also, wer das Wort hat und den Glauben nicht, da schafft das Wort auch nichts bei. Das also Wort und Glauben zur Ehe zusammen gegeben und keins sich vom anderen scheiden lassen kann.

9. Ein Schwärmer glaubt, es soll noch in vier Wochen der jüngste Tag kommen. Solcher Glaube ist eine lautere Lüge; denn es ist kein Gotteswort dabei. Der Türke glaubt, er wolle sich seines Mohammed zur Seligkeit genießen: aber es ist eine lautere Lüge; denn es ist kein Gotteswort dabei. Also glaubt der Papst auch, ein Christ müsse mit eigenen Werken sich den Himmel fördern: aber es ist ein falscher Glaube; denn es mangelt am Wort und der Zusagung. Also kann es wohl sein, daß man ein den Glauben hat, das ist, man versieht sich etwas und hofft etwas; aber weil es am Wort mangelt, ist es kein rechter Glaube, sondern ein bloßer unbegründeter Wahn, aus dem nie etwas wird.

10. Uns Christen aber mangelt es nicht am Wort. Denn das Wort haben wir von Gottes Gnaden recht und rein. Es mangelt uns aber am Glauben, daß wir nicht so fest an das Worte können halten, als wir sollten; so doch jene ohne Wort fest und stark glauben können. Das Macht der Teufel und die Erbsünde, die zieht uns also vom Wort und der Wahrheit zu der Lüge. Darum hat es Mühe, wo man schon das Wort hat, daß wir uns des Unglauben es erwehren. Denn unser Fleisch und Vernunft will an das Wort nicht. Soll es glauben, so wollte es den Glauben gerne in den Händen haben.

11. Zu solchem hilft der böse Geist auch, daß es also nirgends mit uns fort will; sonst sollten unsere Herzen wohl fröhlicher und getroster sein. Denn rechne du, so ich es recht unvollkommen könnte glauben, daß Christus hier zum Gichtbrüchigen sagt, und zu mir und dir in der Taufe auch gesagt worden ist, und in der Absolution, auch in öffentlicher Predigt täglich gesagt wird, daß ich mich keines Zorns noch Unglaube zu Gott versehen soll: meinst du nicht, ich würde vor Freuden auf dem Kopf gehen? Es würde mir alles eitel Zucker, eitel Gold, eitel ewiges Leben sein? Das aber solches nicht geschieht, ist ein Zeichen, daß der alte Adam und der Teufel uns immerdar herunter ziehen vom Glauben und vom Wort.

12. Darum so lerne es, muß beides sein: das Wort mußt du haben, und danach dich mit dem Glauben an das Wort halten, und so viel möglich ist, daran nicht zweifeln. Alsdann sollst du haben alles, was das Wort dir zusagt, und du zur Erhaltung des Leibes und der Seele bedarfst. Die nun das Wort nicht haben, die haben sehr gut glauben. Ursache, es ist ohne daß eine angeborene Untugend, daß wir der Lüge gern glauben, das Herz hängt ohne daß mehr dahin.

13. Also glaubt der Papst und sein Haufe sehr stark an die Messe, an der heiligen Dienst und Fürbitte, an Klostergelübde, singen, faßte. Aber es ist ein falscher, erlogen mehr Glaube, und sind, Huren und Buben beisammen. Das Herz ist eine Hure, der falscher Glaube ist ein Bube. Wir aber, die wir, Gott Lob! Eine reine Braut haben (denn das Wort ist je rein und gut), können nicht so steif und fest Glauben; so wir doch sollten billig fest glauben. Jene aber sollten nicht fest Glauben können, weil sie das Wort nicht haben. Das ist unseres alten Adams und des Teufels schuld, daß wir durch die Erbsünde sind vom Wort und der Wahrheit auf die Lüge gefallen.

14. So soll man nun aus dem heutigen Evangelium lernen, daß wir erstlich daß Wort haben müssen; danach sollen wir auch fest daran glauben. So ist es denn eine göttliche Kraft, dadurch wir erlangen Vergebung der Sünden und die Seligkeit, daß wir hier und dort Hilfe und Trost finden. Wenn aber das Wort nicht da ist, da wird wohl auch ein Glaube draus, wie diese Sakramentschwärmer, Widertäufer, Türken, Juden und Katholiken einen Glauben haben. Aber es ist ein Glaube ohne Wort, der uns allen angeboren ist durch Adams Fall, das ist, es ist ein Lügenglaube, da wir von Natur können fester dran hangen, denn an Gottes Wort.

15. Als nun unser lieber Herr Christus dem Gichtbrüchigen also gepredigt und ihm seine Sünden vergeben hat; hindern die Schriftgelehrten an, und gedenken, Christus lästere Gott, daß er Sünde vergeben hat. Solches ist auch ein wichtiges Stück, an dem viel gelegen ist, darum wir es auch fleißig merken sollen. Denn das sieht man an allen Schwärmern und Rottengeistern durch aus, daß sie alle in dem Irrtum sind, daß sie nicht verstehen, wie die Sünden vergeben werden. Denn Frage denn Papst und seine Doktoren, so werden sie dir nicht sagen können, was die Absolution ausrichte. Denn auf dieser Lehre besteht das ganze Papsttum:. Geht Gnade werde den Menschen ein gegossen durch eine heimliche Wirkung; wird dazukommen wolle, der müsse reuen, Beichten und Werke tun.

16. So man aber fragt, was die Absolution und die Schlüssel tun, sprechen sie, es sei eine äußerliche Ordnung, die in der Kirche gehalten werde. Stellen also die Vergebung der Sünden nicht auf das Wort und den Glauben, worauf es doch gestellt sein muß, sondern auf unsere Reue, Beichte und Werke. Aber solches ist eine erlogene Lehre, dadurch die Leute verführt und auf den falschen Weg gewiesen werden.

17. Also sagen die Widertäufer auch:. Was sollte die Taufe zur Vergebung der Sünden tun? Ist es doch nur eine Hand voll Wasser! Der Geist muß es tun, so wir recht von Sünden sollen rein werden, daß Wasser kann es nicht tun. Ziehen also Vergebung der Sünden auch vom Wort hinweg, und wollen es bei dem nicht bleiben lassen, wie die frommen Leuten hier sagen, daß solche Macht den Menschen gegeben sei.

18. Die Sakramentschwärmer sagen auch also:. Es sei im Sakrament nur Bot und Wein, darum könne man Vergebung der Sünden da nicht finden, der Geist müsse es geben, daß Fleisch ist nicht nütze. In der Summe, keine Rottengeister, kein Pfaffe noch Mönch hat das sehen können, daß Vergebung der Sünden sei eine Macht, den Menschen gegeben, wie es hier in Evangelium steht.

19. Darum lerne hier, daß du kannst so von der Sache reden:. Ich weiß wohl, bekenne auch, daß Gott allein die Sünde vergibt. Aber ich muß auch dies wissen, wobei ich es merken könne, daß die Sünden mir vergeben sind, oder welches das Mittel sei, dadurch die Sünden mir vergeben werden. Da lehrt die heilige Schrift mich und alle Christen, wenn ich Vergebung der Sünden haben will, müsse ich mich nicht in den Winkel setzen und sagen:. Mein Gott, vergib mir meine Sünden; und alsdann warten, wenn ein Engel vom Himmel, und mir sage:. Deine Sünden sind dir vergeben. Denn Gott verheißt, er wolle sich zu mir herunter finden und selbst Vergebung der Sünden mir zusagen

20. Solches geschieht erstlich in der heiligen Taufe; denn da ist sein Befehl, daß man mich taufen soll im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und steht ferner bei solchem Befehl diese Zusagung:. " Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden ".

21. Ja, sprichst du, ist doch die Taufe nur Wasser! Wahr ist es; aber solch Wasser ist nicht allein, es ist Gottes Wort dabei. Also, wenn du zu deinem Seelsorger gehst, der solches einen besonderen Befehl hat, oder sonst zu einem Christen, und begehrst, daß er dich tröstet und absolviere von seinen Sünden, und er zu dir spricht:. Ich, an Gottes statt, verkündige dir durch Christum Vergebung aller deiner Sünden; hier sollst du gewiß sein, das dir deine Sünden durch solch äußerlich Wort wahrhaftig und gewiß vergeben sind; denn die Taufe und das Wort lügen nicht.

22. Solches hat man im Papsttum nicht gepredigt, und versteht es noch heutigen Tages kein Prediger des Papstes. Darum dankt Gott für solche Gnade, und lernt es, daß Gott will die Sünde vergeben. Aber wie? Anders nicht, wie es hier steht: daß er solche Macht den Menschen gegeben hat. Wie denn Christus solches hier sagt, und danach befiehlt, daß man es in der Kirche, bis an der Welt Ende, so halten soll, und in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden predigen.

23. Das also jedermann lerne Vergebung der Sünden bei den Menschen, und sonst nirgends zu suchen. Denn da soll man es allein finden; denn also lautet unseres Herrn Christi Befehl:. " Wahrlich, ich sage euch, was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel los sein ", Matthäus 18,18; also:. " Welchem ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen ", Johannes 20, 23. Denn das will Gott nicht erleiden, daß ein jeder sich wollte eine sonderliche Leiter oder Treppe in den Himmel bauen, er will der einige Baumeister sein.

24. Darum so du willst Vergebung der Sünden haben, so gehe hin, lasse dich taufen, so du nicht getauft bist; oder bist du getauft, so erinnere dich derselben Zusagung, welche Gott dir dazumal getan hat, und sei nicht ungläubig. Also, gehe hin, und versöhne dich mit deinem Nächsten, begehre danach die Absolution. Und wie du hörst, daß man dir im Namen Jesu Vergebung der Sünden zusagt, also glaube du es; so hast du sie wahrhaftig. Gehe danach auch zum heiligen Sakrament und empfange da den Leib und das Blut Christi, auf das du gewiß werdest, dieser teure Schatz gelte dir, und sei dein eigen, daß du ihn genießen sollst.

25. Daß man also die Taufe, Absolution, Predigt und Sakrament nicht verachten, sondern Vergebung der Sünden dabei suchen und holen soll. Denn dazu hat Gott deinen Pfarrer, deinen Vater und Mutter, und deinen nächsten Christenmenschen berufen und geordnet, und sein Wort in ihren Mund gelegt, daß du Trost und Vergebung der Sünden bei ihnen suchen sollst. Denn ob es gleich Menschen reden, so ist doch nicht ihr, sondern Gottes Wort. Darum soll man fest daran glauben und es nicht verachten.

26. Wenn nun ein Kirchendiener ein Kind kauft nach den Befehl Christi, da hörst du wohl einen Menschen reden, der für seine Person ebenso ein Sünder ist, als du; aber er tut es aus Gottes Befehl. Darum wenn er spricht:. Ich Taufe dich im Namen des Vaters, sollst du dieselben Worte nicht anders hören noch annehmen, denn als hätte sie Gott selbst geredet. Also wenn man dir in der Absolution deine Sünde vergibt, da zweifle ja also wenig, als hätte Gott selbst solche Worte geredet. Denn Gott selbst spricht solch Urteil über dich, daß du sollst von Sünden los sein.

27. Daß man solches lerne und wisse, ist hoch vonnöten um der schändlichen, verdrießlichen Rottengeister willen, die gar nicht mehr können, denn daß sie schreien: Wasser ist Wasser. Solches bedürfen wir nicht, daß sie uns dieses lehren. Das aber wissen sie nicht, daß bei solchem Wasser daß Wort Gottes ist. Darum ist es mehr als ein schlechtes Wasser, sondern eine göttliche Wasser, welches der Kirchendiener nicht gibt von sich selbst, sondern Gott hat es also befohlen zu geben da zu, daß man zum Reich Gottes wiedergeboren und von den Sünden ledig werden soll.

28. Gleichwie nun Gott daß Wort gibt, daß sein, nicht unser Wort ist: also gibt er auch den Glauben an das Wort; denn es ist beides Gottes Werk, Wort und Glaube. Darum muß Vergebung der Sünden auch Gottes Werk sein, ob es wohl Gott durch die Menschen ausrichtet. Also soll man Vergebung der Sünden im Worte, welches in der Menschen Mund liegt, und in den Sacramenten, die durch die Menschen gereicht werden, suchen, sonst nirgends; denn man wird es sonst nirgends finden.

29. Wer sieht aber nicht, daß meine Werke, die ich tue, weit ein anderes Ding sind, denn das Wort und die Werke Gottes? Wie kommen denn die heillosen Katholiken dahin, daß sie Vergebung der Sünden in ihren eigenen Werken suchen? Darum, wenn sie am jüngsten Tage mit ihren Werken und Verdienst werden auftreten, da wird Christus sie fragen und sagen:. Wo ist denn mein Wort? Hab ich doch in meiner Kirche Taufe, Sakrament, Absolution und Predigt bestellt, daß die Menschen dadurch zu Vergebung der Sünden kommen und meiner Gnade gewiß sein sollen. Warum habt ihr euch nicht daran gehalten? Da hätte es euch nicht können fehlen; mit euren Werken sollen und muß es euch fehlen.

30. Darum so merket diesen Unterricht wohl, und lerne, was eigentlich Vergebung der Sünden sei, und wie man der könne gewiß werden, und wo man sie suchen und finden soll, nämlich, daß du nirgends hinlaufen sollst, denn nur zu der christlichen Kirche, die daß Wort und das Sakrament hat. Da sollst du gewiß finden, und nicht im Himmel; wie die Pharisäer hier meinen und denken: Christus lästere Gott, daß er Sünde vergibt; Sünde könne niemand denn Gott vergeben. Da hüte dich vor und sprich: Gott hat Vergebung der Sünden in die heilige Taufe gesteckt, und das Abendmahls und in das Wort; ja, er hat es einem jeden Christenmenschen in den Mund gelegt; wenn der dich tröstet, und dir Gottes Gnade durch das Verdienst Christi Jesu zusagt, sollst du es annehmen und glauben, nicht anders, denn so es Christus selbst mit seinem und dir hätte zugesagt, wie hier dem Gichtbrüchigen.

31. Darum irren die Rottengeister und Schwärmer gefährlich, daß sie das Wort von Vergebung der Sünden wegreißen. Solches möchte man tun, so es eines Menschen Wort oder eines Menschen Wasser wäre, aber hier ist Gottes Wort und Gottes Wasser. Wer dasselbe den Leuten nehmen oder anders ausreden will, der nimmt ihnen Vergebung der Sünden, da hilft nichts für.

32. Darum haben die Widertäufer und anderer Rotten zugleich Vergebung der Sünden, Taufe, Sakrament, die christliche Kirche und alle christliche Werke verloren, weil sie das Wort, so sie von ihrem Nächsten hören, wegwerfen, und für anderes nicht halten, denn so irgend eine Kuh blökte. Nun, wenn denn Gott gleich durch eine Kuh oder ander Tier redete, wie er einmal durch eine Eselin geredet hat, sollte man gleich wohl sein Wort nicht verachten, sondern geltend lassen; warum will man es denn verachten, da es die Menschen aus Gottes Befehl und Ordnung reden? Denn ob du wohl eines Menschen Stimme hörst, so wirst du doch nicht eines Menschen Wort, sondern Gottes Wort, und findest gewißlich Vergebung der Sünden dabei, wenn du es nur mit Glauben annimmst.

33. Solches ist sonderlich bei diesem Evangelium zu merken, auf das ihr euch wider die Rotten trösten und ihnen begegnen könnt. Denn im Papsttum, wie zuvor gemeldet, weiß man von solcher Predigt weniger denn nichts. Denn sie halten und lehren, wenn der Mensch in Sünde fällt, so sei ihm die Taufe nicht mehr nütze. Will er aber Vergebung der Sünden haben, so müsse er beichten, reuen und für die Sünde mit guten Werken genug tun. Also haben sie von der Buße geredet. Die Lehre ficht der Teufel nicht an, denn sie tut ihm keinen Schaden und ist eine große Lüge.

34. Wohl ist es war, ich soll reuen und mir meine Sünder herzlich Leid sein lassen; aber dadurch komme ich nicht zur Vergebung der Sünden. Wodurch denn? Alle ein dadurch, daß ich auf das Wort und Verheißung Achtung habe und es glaube; und das ich dem Herrn Christus der durch seine verordneten Diener, ja, in der Not auch durch alle Christen, mit mir redet, auf den Mund sehe, und nicht auf mein Reuen und Büßen.

35. So kehren sie es um, daß Wort lassen sie fahren, sehen nicht darauf, was der Kirchendiener oder ein Christ aus Befehl unseres Herrn Christi sagt; sehen allein auf ihrer Reue und Buße. Der mit aber verlieren sie Christum, und alles, was Christus ist. Und ist unmöglich, daß sie einen einigen Gewissen recht raten oder helfen könnten. Denn das Wort, da man allein mit helfen kann, haben sie verloren, und weisen die Leute auf eigene Reue und Frömmigkeit.

36. Ihr aber lernet, daß ihr von Vergebung der Sünden also sagen und andere unterrichten könnt, daß Gott in der Taufe, in der Absolution, auf der Kanzel und in Sakrament mit uns redet durch die Kirchendiener und aller anderen Christen; denen sollen wir glauben, so finden wir alsdann Vergebung der Sünden. Von solchen Glauben an Gottes Wort haben sie im Papsttum nicht ein Wort gelehrt, wie man in allen Ablaßbriefen und wohl in sieht; sondern Vergebung der Sünden auf die Reue und eigene Werke gestellt, das ist, auf einen bloßen, ungewissen Stand die Herzen gegründet. Das sei von den Worten gesagt, die hier stehen, daß Gott den Menschen Macht gegeben habe, die Sünden zu vergeben. Nun wollen wir die Geschichte auch ein wenig vor uns nehmen.

37. Der Gichtbrüchige hier ist ein Bild aller Sünder. Denn das ist dieser Krankheit Art, daß man der Glieder nicht mehr gebrauchen kann; will man den Fuß oder die Hand zu sich ziehen, so kann man nicht, ja, man streckt sie nur je mehr von sich. Darum vergleicht Aristoteles einen solchen Menschen der ungezogenen, frechen Jugend, die man nicht bändigen noch zähmen kann.

38. Aber wer diese Krankheit will richtig deuten, der deute sie auf die Werkheiligen. Je mehr dieselben sich darum annehmen, wie sie nahe zu Gott kommen und ihn versöhnen mögen, je ferner kommen sie von ihm. Also, wenn sie meinen, sie machen es am besten, so machen sie es am ärgsten; denn sie sind ohne Glauben.

39. Wer nun will, daß von solcher Klage ihm geholfen werde, er mache sich hierher zu Christum, der wunderbar hilft; tut nicht mehr, denn daß er spricht:. " Sei getrost mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben ". Von solchem Wort werden die Gelenke wieder fein stark und fest, daß eines das andere tragen kann und heben. Denn wo Vergebung der Sünden ist, da hat er Zorn und die Strafe nicht länger Platz, das ist, Gott hat nicht mehr ein Mißfallen an uns und läßt sich unsere Werke alsdann auch gefallen um des Glaubens willen an Christum.

40. Solches hat der Herr hier besonders anzeigen wollen mit dem Gichtbrüchigen, der da lag auf dem Bette, nach Art der Krankheit, und streckte alle viere von sich. Aber da Christus ihn heißt auf stehen, steht er auf, frisch und gesund. Und da man ihn zuvor hatte im Bette getragen von Haus aus, trägt er das Bett selbst heim. Das will der Herr, daß wir es wahrnehmen und ansehen sollen als ein Wahrzeichen, dabei wir lernen, wie er Macht habe auf Erden, Sünde zu vergeben

41. Daß der Herr sagt: " auf Erden ", ist sonderlich darum wohl zu merken, daß man nicht gaffe in den Himmel oder, wie der Papst gelehrt hat, Vergebung der Sünden hoffe, wenn man gestorben ist, in Fegefeuer, durch anderer Leute Werke und Verdienst. Denn hier steht es, daß Vergebung der Sünden sei eine Macht, die den Menschen auf Erden gegeben ist, wenn man tauft, daß Sakrament reicht, absolviert und von der Kanzel predigt. Denn es ist beschlossen, was man also los spricht auf Erden, daß es im Himmel auch los sei. Wiederum, was man bindet, das ist von der Taufe und Sakrament und Wort ausschließt, daß soll auch im Himmel gebunden seien.

42. Durch solche Macht, daß wir Menschen untereinander Sünden vergeben oder binden, wird Gott seine Lehre nicht genommen noch wir zu Göttern gemacht, wie die ungeschickten Leute davon reden. Denn wir haben nicht mehr denn das Amt, dasselbe gilt nicht weiter, denn du glaubst. Glaubst du, so hast du es; glaubst du aber nicht, so hast du nichts. Darum hat Gott eben durch solch Amt uns zusammen gebunden, daß immer ein Christ den anderen trösten, ihm freundlich zusprechen, und du Vergebung der Sünden im Namen Christi Glauben sollst. Das heißt recht zu Gott und zu Vergebung der Sünden geführt. Wer in solchem Glauben stirbt, der stirbt selig und wohl.

43. Wer aber stirbt, wie man im Papsttum lehrt, auf der Heiligen Fürbitte, auf seine und anderer Menschen Verdienst, der stirbt unselig und übel. Denn er hat die Geleitsleute nicht, die ihm unser Herr Gott gegeben und hier auf Erden bestellt hat, nämlich, er hat kein rechtes Wort noch eine rechte Absolution. Und ob er schon die Taufe hat, so weiß er doch sich ihrer nicht zu trösten. Diesen Jammer hat der Teufel durch den Papst angerichtet und hebt es jetzt mit den Rotten wieder auf ein neues an. Denn er kann daß Wort nicht leiden, es sticht ihm in die Augen und blendet ihn.

44. Darum hat es der Papst, als des Satans lieber und getreuer Diener, ganz weggenommen, und die Mönchsorden, Messen, Wallfahrten, Ablaß und anderes angerichtet. Das kann der Teufel wohl leiden, denn es tut ihm keinen Schaden. Die Widertäufer helfen auch dazu, so verächtlich vom Wasser oder der Taufe reden, die Sakramentschwärmer auch, so verächtlich vom Sakrament reden, gerade als wäre nichts denn Bot und Wein da.

45. Diese aller haben das Wort verloren. Darum hütet euch voll ihnen, und lernet, daß Vergebung der Sünden sonst nirgends ist, denn wo das Wort ist. Solch Wort aber ist in der Taufe, im Abendmahl, in der Absolution und Predigt; darum ist Vergebung der Sünden auch da, und trotz, daß jemand anderes sage! Wo nun das Wort ist, da soll der Glauben folgen; so steht denn der Ellenbogen fein gerade und gewiß, welchen der Gichtbrüchige zuvor nicht mochte an sich ziehen. Wo aber das Wort nicht ist, da bleibt man gichtbrüchig; ist deswegen unmöglich, daß man könnte recht zugreifen.

46. Solches habe ich deswegen mit vielen Worten sagen wollen, weil der Papst und die schändlichen Rotten so viel Schaden anrichten, daß jedermann davor sich wisse zu hüten. Der Papst weist weder auf das Wort noch Sakrament; so können die Rotten mehr nicht, denn vom Wort und Sakrament verächtlich reden, und gilt bei ihnen nichts, denn Geist, Geist. Aber wir wissen, daß der Heilige Geist ohne Wort und Sakrament sein Werk nicht will ausrichten. Darum können wir Wort und Sakrament nicht verachten, sondern wir sollen es und müssen es Groß und für den edelsten Schatz halten.

47. Gott verleihe seine Gnade, daß wir bei solcher Lehrer fein bleiben und bis ans Ende verharren, und selig werden, Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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