Tägliche Lesung aus der Dogmatik von Eduard Böhl

Nur für Gläubige, die die fünf Punkte des Arminianismus ablehnen

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Joschie
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§ 65. Das königliche Amt Christi(239) (Munus regium) Teil.1

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§ 65. Das königliche Amt Christi(239) (Munus regium).Teil.1

Zu dem rechten Reden und Handeln Christi gesellt sich drittens noch das rechte Herrschen unter Gott. Unser Heiland ist König schon im Stande der Erniedrigung. Er ist dazu gesalbt und hat diese Salbung von Anbeginn an, die Salbung nämlich mit dem heiligen Geist, welche durch die symbolische Salbung mit Öl im A.T. vorausbedeutet ward. Ps 45,8; Jes 11,2; 61,1 wird diese Salbung des Messias geweissagt, und in Apg 10,38 redet Paulus von der Erfüllung in Jesus. Jesus sagt es selber vor Pilatus aus, daß er ein König sei, Joh 18,37. Er ist ein geborener König, vom Engel als solcher verkündigt, Lk 1,31.33; von den Magiern als solcher aufgesucht, Mt 2,2. Darauf weisen ja auch alle Prophezeiungen, die den anderen David, oder Davids Sohn betreffen, Jer 23,5.6; Jes 7,14 zu vgl. mit Kap 8,8; Jes 9,1-6; 11,1ff.; Sach 9,9. Ja schon 1.Mose 49,10 ließ das Volk Israel den Messias als König erwarten; wie nicht minder Ps 2, 21, 45, 72,110 u.a.m. Auch diese königliche Herrschafft ist aber eine dem ersten Adam bereits zukommende Funktion. Dieser war bereits König über die andern Kreatu-ren, 1.Mose 1,26. Adam aber gab das rechte, unter Gottes Autorität auszu-übende Herrschen preis, so daß diese Funktion seitdem in andere Hände gelegt werden mußte, in diejenigen Christi: 1.Mose 3,15. Da handelte es sich nun aber bei Christus zunächst nicht darum, diese seine Herrschaft im Triumphe anzutreten, sondern die verloren gegangene wieder zu gewinnen und aufs Neue geltend zu machen; auf den Ruinen der alten Schöpfung die Herrschaft wiederherzustellen. Und in welcher Weise tat er dies? Es geschah dies unter solchen Verhältnissen, die das gerade Gegenteil der Adam begünstigenden Verhältnisse waren. Als König kommt er auf die Erde Lk 1,33, als ein von der letzten Erbin der Krone Davids Geborener. Aber er fängt sozusagen mit nichts an, und sein Auftreten bietet für das sichtbare Auge allerwärts das Gegenteil von königlichem Glanze. In dem Stall zu Bethlehem wird er geboren; arme Hirten und ferner Magier aus dem Osten suchen ihn auf und beten ihn an als König. An dem Handwerk seines Vaters nimmt er teil und gilt für des Zimmermanns Sohn. Etliche Frauen tun Jesu dem König Handreichung von ihrer Habe, Lk 8,3; er selber hat keine Stätte, da er sein Haupt hinlegen kann, Lk 9,58. Endlich wird Jesus vor aller Welt in den drei zu Jerusalem bekanntesten Sprachen als König der Juden proklamiert – an einem Kreuze, nachdem er auf Gabbatha dagestanden mit einer Dornenkrone, einem alten Purpurmantel und einem Rohr, als seinen königlichen Abzeichen. Vom königlichen Glanze also sah man nichts; man mußte glauben, daß er König sei. Dennoch wird er als König wiederholt anerkannt.
zu.239. Calvin setzt (II,15,3) das königliche Amt vor das hohepriesterliche, Olevian, De substantia foederis gratuiti I, Kap 7 setzt es dagegen nach demselben uud verteidigt dies, sofern eben das hohepriesterliche den Grund und Boden abgibt, worauf das königliche für uns sich heilskräftig erweisen könne.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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§ 65. Das königliche Amt Christi(239) (Munus regium) Teil.2

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§ 65. Das königliche Amt Christi(239) (Munus regium) Teil.2

Die Hirten, die Magier beten ihn an als König Lk 2; Mt 2; ebenso erkennen die Dämonen die königliche Würde Jesu an, Mt 8,29-31; so auch das Volk Joh 6,15. Jesus selbst verheißt den Jüngern Throne in seinem Reich, Mt 19,28. Auf einem Eselsfüllen reitet er ein in seine Königsstadt Jerusalem und wird als König begrüßt, Lk 19,38. In Fesseln selbst ist er nach Joh 18,37 ein König genannt worden. Und gerade in solchem Wege hat er ein Reich begründet, welches bleiben soll in alle Ewigkeit, und das in allen Stücken das Widerspiel ist von jenem Reiche, welches der gefallene Adam vererben konnte. Durch die tiefste Er-niedrigung hindurch ging sein Weg, aber dabei hat er sich gleichwohl be-tätigt als den König und Machthaber über alles. Er hat die königliche Salbung nicht verleugnet, sondern auch in den Tagen seines Fleisches sie bewährt unter den schwierigsten Umständen. In der Niedrigkeit auf Erden verkündigt er das Reich Gottes, sein Reich. Es sei herbeigekommen, sagt er, in seiner Person nämlich; das Volk solle an das Evangelium glauben, Mk 1,15. Und als solchen König, ja als den Bräutigam seiner Volksgemeinde bezeichnet Jesus ferner sein Vorläufer Johannes der Täufer Joh 3,29-31; Mt 27 3,11; Mk 1,7. Weiter sagt dann Jesus selber geradezu: „Alle Dinge sind mir übergeben von meinem Vater“, Mt 11,27. Im Wege der Niedrigkeit, durch seine stille Wirksamkeit, erbaut sich dieses Reich, in welchem Wahrheit, Gerechtigkeit, Friede und Freude im heiligen Geiste herrschen. Jes 9,7; 11,9; Joh 18,36f. Es ist dieses Reich aber ein durchaus geistiger Organismus, innerhalb dessen unter Jesu Leitung und Herrschaft alles nach Gottes Wille und Ordnung bestellt ist; ein Reich, in welchem Leben und die Fülle für alle Glaubenden vorhanden ist, vor allem Vergebung der Sünden und Erkenntnis des ganzen Rates Gottes zu unserer Seligkeit. Eminent geistiger, nicht aber fleischlich-äußerlicher Art ist dieser Begriff des Reiches Gottes. Lk 17,20; Joh 18,36f; vgl. 15,19; 17,14. Die Angehörigen dieses Reiches tragen, wie ihr Herr, Dornenkronen, und ihre Herrlichkeit ist eine inwendige und unsichtbare (Psalm 45,14); sie dienen nach Mt 20,26.27. Als König regiert nun Jesus diesen Organismus bereits im Stande der Niedrigkeit; er hielt seine Jünger zusammen; bewahrte sie, so lange als er bei ihnen war in der Welt, Joh 17,12; er hat keinen von denen, die der Vater ihm gegeben, verloren. Als König hat Christus ferner schon auf Erden allerler Anordnungen getroffen, die von seiner königlichen Machtvollkommenheit zeugen: Mt 10,5-14; 16,19; 18,15-20; 28,19.20; Lk 10,1ff.; Joh 20,21-23. Er beweist sich schon in den Tagen seines Fleisches als das Haupt der Gemeinde. Als König ferner spricht er Worte, wie: „deine Sünden sind dir vergeben“, und wirkt zur Beglaubigung dieser seiner Machtvollkommenheit ein Wunder, Mk 2,5-12. Als König erweist er sich in der Geschichte vom Stater in dem Munde eines Fisches, Mt 17,24-27. Als König stillt er den Sturm, Mk 4,39. Als König läßt er es den Dämonen zu, daß sie in die Säue fahren,(240) Mt 8,32. Als König verjagt er die Käufer und Verkäufer aus dem Tempel, Mt 21,10-13; und als König über alle Kreaturen verflucht er den Feigenbaum, der ihm, als ihn hungerte, keine Früchte bot, V.18-21; als König redet er wiederholt zu den Pharisäern, Mt 21,42-46; 22,42-46. Und zwar ist der Evangelist Matthäus derjenige, der die königliche Hoheit und Herrlichkeit Jesu bei aller Niedrigkeit mit Nachdruck hervorhebt.
zu.240. Die Rationalisten (vgl, D. Strauß, Leben Jesu Il, S. 36) treiben bei diesem Text ein wenig Nationalökonomie, sie halten das für eine Vergeudung die Ärmsten – sie wissen es nicht besser!
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§ 65. Das königliche Amt Christi(239) (Munus regium) Teil.3

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§ 65. Das königliche Amt Christi(239) (Munus regium) Teil.3

So hat sich denn schon hier auf Erden das Herrscheramt Jesu zunächst in der Niedrigkeit manifestiert und bewährt; im Glauben an Gott festhaltend, hat er auch geherrscht über die vernünftige und unvernünftige Kreatur, über Zeit und Umstände, als der, dem alle Dinge übergeben sind von seinem Vater, Mt 11,27. Und so hat er die von Adam preisgegebene Würde wieder erworben und wiederhergestellt. Diese Phase der königlichen Herrschaft, die zunächst in Niedrigkeit anhebt, haben auch die Propheten schon im voraus angekündigt. Der Messias tritt auf in Niedrigkeit, wie einst schon der gesalbte König David, vgl. Psalm 16; 22; 40; 69 (vgl. 132,1); Jes 11,1; Mi 5,1; Am 9,11; Sach 9,9. Nachdem nun Christus dergestalt sein Reich im Stande der Niedrigkeit begründet – nachdem er durch seinen Schweiß, sein Blut und seine Tränen den Grundstein zu seinem Reiche hier auf Erden gelegt, so hat ihn alsdann Gott um so höher erhöht, je tiefer er zuvor sich erniedrigt hatte. Phil 2,9 (241). In dieser Erhöhung, die mit derAuferstehung beginnt, und abschließt mit dem Sitzen zur Rechten des Vaters, kommt die Salbung Christi zum König über das Reich Gottes zu ihrer vollen Geltung vor allen himmlischen, irdischen und teuflischen Mächten. Als siegreicher Trium-phator nach dem mühseligen Kampf auf der Erde fährt Christus in die Höhe, um von dort aus alles mit seinen Gaben zu erfüllen. Dies beschreibt Paulus in Eph 4,8-10 nach der Verheißung des Ps 68,19; vgl. Kol 2,15. Christus fährt als ein siegreicher König gen Himmel; er hat Gefangene gemacht und führt sie mit sich; er hat Geschenke mitbekommen, die er an Menschen austeilen will. Die Gefangenen, die seinen Triumph verherrli-chen müssen, sind die geistlichen Machthaber im Himmel und auf Erden, besonders der Teufel und dessen Reich. Die Gaben, die er im Kampfe er-stritten, sind das ewige Leben und ferner die mancherlei Funktionen und Kräfte (also die Ausstattung) dieses neuen geistlichen Lebens. Und dieser König, der nach Paulus Ausdruck zuvor sich auf Tiefste erniedrigt hat und in den Tiefen der Erde weilen wollte als Fleisch gewordener (vgl. Ps 139,15) – ist, wie es in Anlehnung an die Stiftshütte heißt, über alle Him-mel erhoben worden, auf daß er das Gesamte erfüllte. Eph 4,10 ; 1,20-23 ;1.Petr 3,22. Erfüllen wird er es mit nichts anderem, als dem, was er hier auf Erden erstritten – mit den Gaben des Lebens und der Regierung seiner Gemeinde, kurz mit allem, was zu unserem Heil dient. Eph 4,11ff. Davon weissagt bereits Ps 68,19; 72,6.12-14. Vom gleichen Triumph, den Jesus als unser siegreicher König gefeiert, redet Kol 2,15.
zu.241. Immerhin ist die Gewalt, die Christus bei der Erhöhung gegeben wird, eine potestas officii, und nicht etwa die metaphysische des Logos, die der Erlöser in Wirklichkeit nie abgelegt bat. Umsoweniger darf von einer Mitbeteiligung des Leibes Christi an der metaphysischen Eigenschaft der Allgegenwart die Rede sein, weil solche gar nicht hier in Frage kommt Vgl. Olevian, De ubstantia foederis gratuiti, I. 6, § 32 f.)
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§ 65. Das königliche Amt Christi (Munus regium) Teil.4

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§ 65. Das königliche Amt Christi (Munus regium) Teil.4

Hier sind die Feinde, die er in ihrer wahren Gestalt zur Schau gestellt hat und sie entkleidet ihres angemaßten Glanzes, die Gesetzestreiber, welche, unter Vorschützung der Engel, Macht erhielten über das Gewissen der Menschen(242); es sind solche, die nach V.14 dieses Kapitels aus dem wohlgemeinten Gesetz Gottes eine Handschrift, die wider uns lautete, zu machen gewußt hatten, vgl. Kol 2,18. 20.21. Auch diesen Triumph nun hat er gefeiert als unser Stellvertreter, als des Menschen Sohn. Der ewige Sohn hat bei dieser seiner Erhöhung als Mensch für uns durch seinen Gehorsam sich den Namen „Sohn“ erworben. Hebr 1,4; Phil 2,9. Es ist dies der Name „Sohn“, der ihn, den Mittler Gottes und der Menschen, zum rechtmäßigen Erben des Reiches macht; infolgedessen er die Herrschaft unter Gott angesichts der Welt, der Engel und Teufel auszuüben berechtigt ist. Was ihm an sich und zwar vor der Welt Grundlegung (Joh 17,5) schon zukam, erhielt er nun nochmals als seinen rechtmäßigen Erwerb (243) als Lohn für seinen Gehorsam, und damit erhielten es in ihm – wir. Die königliche Herrschaft Christi im Stande der Erhöhung fällt ihrem Anfang nach zusammen mit der Himmelfahrt und dem Sitzen zur Rechten Gottes: Hebr 1,3. Wir beginnen diese königliche Herrschaft im Stande der Erhöhung nicht, wie die alten lutherischen Dogmatiker, mit der Höllenfahrt, wobei Christus sich den Unseligen als Triumphator gezeigt haben sollte. Von einem lokalen Aufenthalte Christi in der Hölle redet keine Schriftstelle. Höchstens ließe sich mit Calvin, Inst. II,16,9 (244) annehmen, daß die Wirkung des Todes Christi κατὰ δύναμιν den Gläubigen und Verworfenen bekannt geworden wäre, obgleich er sodann § 10-12 eine zuverlässigere Auslegung dieses Artikels gibt, indem er sie auf die unermesslichen Leiden in Gethsemane und auf Golgotha bezieht. Die Stelle 1. Petri 3,19 redet in der Tat nur von der Wirksamkeit Christi durch Noah, als einen Propheten, in welchem Christi Geist war; vgl. 1. Petr. 1,11. Κηρύσσειν bedeutet überdies stets Anerbietung des Heils. Zur Hölle hinabgestiegen ist Christus während seines Leidens, insbesondere am Kreuz. Der Artikel des Apostolikums κατελθόντα εἰς τὰ κατώτατα bedeutet das Begräbnis als Element der tiefsten Erniedrigung, sofern Satan und alle Feinde Christi im Recht zu sein schienen. Während aber sein Leib im Grabe war, ruhte sein Geist aus im Schoße Gottes des Vaters: Lk. 23,43.46.
zu.242. Theodoret sagt zu Kol 2,18: Qui legem defendebant (die Gesetzestreiber zu Kolossä) eos etiam ad angelos colendos inducebant, dicentes legem fuisse per eos datam. Mansit autem perdiu hoc vitium in Phrygia et Pisidia – und daher hätte die Synode von Laodicäa in Phrygien (im 35. Canon) das Gebet zu den Engeln verboten. Der Spanier Carranza setzte in seiner Ausgabe der Acten im 35. Canon statt angelos „angulos“ (NB!)
zu.243. Nach dem Satz: Wer da hat – dem wird gegeben; vgl. auch Offb 8, 21, wo Christus von sich sagt: daß er überwunden habe.
zu.244. Vgl. noch Calvin, Corpus Ref. Opp VII, p. 114f. aus dem Jahre 1544.
Zuletzt geändert von Joschie am 13.05.2015 07:03, insgesamt 2-mal geändert.
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§ 65. Das königliche Amt Christi (Munus regium) Teil.5

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§ 65. Das königliche Amt Christi (Munus regium) Teil.5

Freilich dieses Ruhen des Geistes war noch nicht die Erhöhung. Vielmehr trat dieselbige erst dann ein, als sein Geist sich vereinigte mit dem Leibe bei der Auferstehung, durch welche die göttliche Bestätigung zu Christi Wort: „es ist vollbracht“ hinzukam: Joh 19,30. Petrus in Apg 2,24 redet davon, daß bei der Auferstehung die Schmerzen des Todes gelöst worden seien; also betrachtet er den Aufenthalt im Grabe als die äußerste Stufe der Erniedrigung, wo der Tod Christi Leib in Beschlag genommen hatte und den Triumph hinderte. Vgl. Mt 12,40. Noch weniger können wir auf die Fiktion des Katechismus Romanus I. VI,2-6 etwas geben, daß Christus die Geister der Väter des alten Bundes im Gefängnis, im sogenannten limbus patrum, habe trösten (fructum passionis; ut impertiret) und mit sich führen wollen, oder, wie jetzt evangelische Ausleger die Höllenfahrt erklären, eine Predigt an die vor ihm gestorbenen Menschen überhaupt gehalten habe. Diese Ansicht der römischen Kirche und auch neuerer Dogmatiker entbehrt jeglichen Schriftgrundes. Eph. 4,9 ist unter den κατώτερα μέρη τῆς γῆς nach namhaften Auslegern die Erde im Gegensatz zum Himmel, den ὑψίστοις, zu verstehen. Vergleiche auch „Calvin“ zu d. St. und Reiche (im Comment. crit. II. zu Eph. 4,9). Paulus will an dieser Stelle lediglich die Psalmstelle (Ps. 68,19), welche bloß vom Hinauffahren redete, ergänzen und spricht vom vorgängigen Hinabfahren in die κατώτερα μέρη scl. τῆς γῆς, wo dann letztere Worte ein explikativer Genitiv sind. Er will, dass die Leser Christi Herabsteigen und Hinauffahrt in der Psalmstelle erkennen mögen, damit sie diesen Psalm mit Frucht lesen möchten. Was Jahwe dort getan, verhält sich zu dem, was Christus in den letzten Zeiten getan, als Weissagung zur Erfüllung. Daß Paulus an die sogenannte Höllenfahrt gedacht, oder dieselbe so nebenbei hier habe einschalten wollen, kann nur sehr dogmatisch präokkupierten Auslegern in den Sinn kommen. Die ganze heilige Schrift schweigt von solcher Höllenfahrt, von welcher die Römische Kirche und selbst protestantische Dogmatiker neuerdings viel zu sagen wissen. Was bedeutet nun das Sitzen zur Rechten Gottes, das mit der Himmelfahrt zusammenfällt ? Zur Rechten des Herrschers hatten seine nächsten Genossen ihren Platz, diejenigen also, welche an allen Geschäften der Regierung Anteil hatten und zu Stellvertretern des Herrschers sich am besten eigneten. So ward auch Christus, dem Menschensohne, als Lohn für sein im Glauben an Gott geübtes Herrschen hiernieden, der Sitz neben Gott dem Vater und die unumschränkte Herrschaft über alles, wie insbesondere über seine Gemeinde, zuerteilt. Von diesem Sitze aus, wo er thront als des Menschen Sohn, erzeigt er sich als das Haupt seiner Gemeinde, durch welches der Vater alles regiert.
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§ 65. Das königliche Amt Christi (Munus regium) Teil.6

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§ 65. Das königliche Amt Christi (Munus regium) Teil.6

Von diesem Herrschen des Messias in der Herrlichkeit redet die Schrift in Ps 2,6; 8,7-9; 45,5; 72,8; 110,1.2; Jes 9,6; 32,1; Eph 1,20-22; 5,23; Kol 1,18. Hier beginnt nun die erste Funktion des erhöhten Christus, nämlich die Erhaltung und Förderung seines auf Erden begründeten Reiches. Er wird in dieser seiner Herrschaftsstellung betrachtet als das alle Glieder oder den ganzen Leib mit Lebenskraft versorgende Haupt, Eph1,23; 4,16; Kol 2,9.19. Vermittelt wird solche Mitteilung von Kräften durch den heiligen Geist, den er vom Vater sich für uns erbittet. Um ihn herabzusenden als unseren Beistand, geht Jesus zum Vater, Joh 14,16-18; 15,26; Eph 3,16.17. Als unser König will Jesus, daß wir von seinem königlichen Geiste beseelt seien, und daß wir teilhaben an den für uns erworbenen Gaben. Durch die Wirkung seines Geistes teilt er uns alle jene Gaben mit, durch die seine Gemeinde regiert und im Stand erhalten wird, Eph 4,7.11-15; 1.Kor 12,4-6, so daß nun jedes lebendige Glied der Gemeinde irgend eine besondere Gabe und Beruf, gleichsam ein besonderes Mandat von seinem König hat, Eph 4,7. Zur Erhaltung und Förderung seines Reiches gehört ferner auch, daß Christus die Gemeinde mit seiner Macht und Autorität wider alle Feinde schützt und erhält. Er wartet fortan nur noch darauf, daß Gott alle seine Feinde ihm zu Füßen lege. 1.Kor 15,25; Hebr 10,13. Betreffs dieser Feinde hat seine Gemeinde aber schon auf Erden von ihrem König die Versicherung empfangen, daß selbige sie nicht überwältigen würden: Mt 16,18, woselbst die πύλαι Sitz des Rates sind. Von dieser königlichen Wirksamkeit weissagt schon Ps 2,1.8-12; 45,7.8 ; Ps 110,1ff. und es redet davon besonders die Offb 6,2; 19,11.19-21; 20,11. Die zweite Funktion, welche Christus als unser erhöhter König ausübt, ist die Vollendung seines Reiches durch seine Wiederkunft, zu richten die Lebendigen und die Toten. Hierdurch wird er die Seinigen in den definitiven Besitz seines Reiches einsetzen, indem er nun auch ihre Leiber aus dem Staube erweckt und so die ganze alte Paradiesesstellung wiederbringt. Mt 25,31-46; 1.Kor 15,22.23; 1.Thess 4,16; 2.Thess 1,6-10; 2.Tim 4,1. Wenn nun in 1.Kor 15,24-28 Paulus diesen Schlußakt der Christus vom Vater anvertrauten Weltregierung zugleich als eine Übergabe der Herrschaft des Sohnes an den Vater darstellt, so ist dies also gemeint: Christus hat nach dem göttlichen Ratschluß seinen Zweck erfüllt, die Feinde sind bis auf den Letzten – den Tod – vernichtet. Und somit hört für Christus die bisherige Phase seines ihm vom Vater übertragenen Regiments auf, wie ja schon eine noch frühere Form der königlichen Herrschaft Christi auf- hörte, nämlich diejenige im Stande der Niedrigkeit. Joh 17,4. So wird nun auch an die Stelle des auf ein Ziel hin gerichteten und noch auf die Vollendung wartenden Regiments in der Herrlichkeit ein immerwährendes, ewiges Verhältnis des Vaters zu den Erlösten durch den Sohn im heiligen Geist treten. Der Sohn Gottes ist zum glücklichen Ende gediehen mit seinem Werk, Jes 53,10; alle Funktionen Christi zur Beschirmung der Gemeinde sind erfüllt, und nunmehr wird er, das Haupt, mit seinen von der Erde erkauften Gliedern, sich dem Vater zu Füßen legen und damit die ihm übertragene Herrschaft in des Vaters Hände zurückgeben; die ihm gestellte Aufgabe hat ein Ende, und es tritt nun ein, worauf alles angelegt ist, daß Gott alles sein wird in allen. Dabei bleibt seine königliche Funktion in Kraft und wirkt in alle Ewigkeit hinein, wie nicht minder das prophetische und hohepriesterliche Amt.
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§ 65. Das königliche Amt Christi (Munus regium) Teil.7

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§ 65. Das königliche Amt Christi (Munus regium) Teil.7

Da diese Unterwerfung des Sohnes unter den Vater im Dienste der Erlösung geschieht und nicht eher eintreten kann, bis auch der Letzte der seinen heimgebracht und dem Vater unterworfen ist, so kann dieselbe den erhöhten Christus nicht erniedrigen, sondern auch sie schlägt als das letzte Glied der ökonomischen (im Dienste der göttlichen Haushaltung stehenden) Akte des Erlösers für ihn aus zum Ruhme und dient zum Preis der vollkommenen Erlösung. S. darüber Calvin, Inst. II.14.3, dessen Ausführungen sehr gewichtig sind.(245) Was endlich die bleibende Bedeutung des königlichen Amtes in bezug auf uns anlangt, so ist darüber Folgendes zu bemerken. Von seinem Throne in der Herrlichkeit aus macht Christus nunmehr auch sein Volk der königlichen Salbung teilhaftig, wovon Ps 133,2 ein liebliches Vorbild gibt. Er hat uns Gott zu Königen gemacht: Offb 1,6; 5,10; 1.Petr 2,9; vgl. 2.Mose 19,6; Ps 45,17 vgl. auch das Hohelied. Endgültig besteht diese königliche Herrschaft darin, daß wir mit ihm sitzen werden als Könige auf seinem Throne, Offb 3,21. Dazu gehört aber zuvor ein Kämpfen, Leiden und Überwinden (2.Kor 4,10.11; Phil 3,10.11; Röm 8,17.18) gleichwie Christus gekämpft, gelitten und überwunden hat. Hierbei schöpfen wir jedoch Kraft um Kraft aus der Fülle Christi und empfangen alles aus seiner Hand. Aus der Fülle seines für uns errungenen Sieges, seines Verdienstes, dürfen wir in unseren Kämpfen schöpfen; durch ihn überwinden wir weit, Röm 8,37. Da kann denn kein verdammendes Gesetz, keine Sünde, es kann weder Welt noch Teufel mehr die Herrschaft über uns führen und beanspruchen: wenn wir immerdar nur an dem Haupt festhalten, Kol 2,19, und des Sieges Christi uns getrösten, den er über alle seine Feinde davongetragen, und durch solchen Glauben sie alle überwinden. 1.Joh 2,13.14; 5,4.5. So haben wir es denn aufgrund des Sieges Christi allerwärts nur noch mit geschlagenen Feinden zu tun. Die Herrlichkeit dieses Reiches Christi aber wird unter allerlei Bildern in der Schrift geschildert. Den Anfang macht damit bereits 1.Mose 49,11.12 Dann finden wir ähnliche Schilderungen in den Psalmen 45; 72; Hos 2,2.20ff. Jes 9,5.6; 11,6-10; 16,5; 25,6; 32,1-8.15-17; 55,4; 60; Am 9,11;Mi 5,3-8; Jer 23,5.6; 33,15.16; Hes 17,22-24; 34,23-31; Dan 2,44; 7,14; Sach 9,9.10. Im Zusammenhang mit diesen Bildern, die alle in Christus Wahrheit werden sollten (2.Kor. 1,20), ist auch das prophetische Bild, welches Offb 20,1-4, ferner Offb 21 und 22 von dem Reiche Christi entwirft, zu verstehen. Wenn dort von einem tausendjährigen Reiche die Rede ist Offb 20,2f., so ist zunächst die Zahl Tausend eine symbolische und darauf berechnet, ins Auge zu fallen oder zu imponieren; sie ist nicht mathematisch auszudeuten und zu pressen(246). Das Gleiche gilt von den meisten Zahlen der Offenbarung. Durch die Zahl Tausend soll aber die Fülle des Reiches Christi, seine Macht und Herrlichkeit veranschaulicht werden. Was nun die Schilderung dieses Reiches (Kap 21 und 22) betrifft, so ist dieselbe nach dem Regelmaß (Analogie) des Glaubens und nach dem Exempel der Propheten zu verstehen. Auch die Propheten sahen bereits die messianische Zeit, die doch wahrlich in sehr irdischem Gewande für die Augen alles Fleisches auftritt, so an, als ob der Himmel alsdann gegenwärtig sei auf der Erde; z.B. Jes 11; 25,6; 60, u.a.m. Ganz ebenso verfährt auch Offb, Kap 21 und 22. Was speziell die Fesselung Satans Offb 20,1-4 anlangt, so ist sie geschehen – vgl. Mk 3,27 ; Joh 12,31; 16,11; vgl. Augustin, De civitate Dei 20,7 – und sie geschieht fortwährend dort, wo das Wort regiert und das Blut Jesu Christi als das wahre Passahblut auf des Herzens Schwelle gestrichen ist. Der neue Himmel und die neue Erde in Offb 21,1 ist die neue Schöpfung der Gnade, die in Christus bereits vorhanden ist, und von der Jesaja 65,17 geweissagt hat. Es sind also alle prophetischen Darstellungen des Reiches Christi in der Offenbarung bereits eingetroffen, wenn man nur mit dem vom heiligen Geist geschärften Gesicht den Reichtum und die Fülle des Sieges und der Herrschaft Christi erkennen und trotz des Widerspruches des Sichtbaren im Glauben behaupten wollte. Wenn wir die phantasiereiche, morgenländische Form der Offenbarung zu deuten wissen und diesen Schleier lüften, so blickt der gediegene Grund hervor auf welchem sich das Leben der Erlösten Christi fort und fort bewegt. Diese unsere nüchterne Ausdeutung der apokalyptischen Bilder ist sowohl die reformatorische, als auch diejenige Augustins, De civitate Dei l. 20. Cap. 7,9, 13, 17
zu.245. Wichtig für diese Sache ist Athanasius, De incarnatione, I,2, S. 886f.
zu.246. Man vergleiche die Steigerung in Dan 7,10: tausendmal tausend
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§ 66. Resultat

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§ 66. Resultat

Wir stehen am Schluß der Soteriologie oder Christologie. Christi Person und sein Werk liegen uns vor Augen. Jesus Christus ist der Name, in welchem unser Heil beschlossen liegt. Seine Person und sein Werk sind die Angeln, um die sich unser Heil dreht, und auf denen ruhend wir aus dem Tode in das Leben versetzt worden sind. Christus ist, wie wir in den letzten Paragraphen gesehen haben, uns von Gott verordnet:

1. zu unserem obersten Propheten, um uns durch sein Wort und seinen
Geist zu lehren;

2. zu unserem einigen Hohenpriester, der alles für uns geleistet hat und
uns immerdar vor dem Vater vertritt;

3. zu unserem ewigen Könige, um uns durch die Gabe seines Geistes und
des Glaubens bei der erworbenen Erlösung zu erhalten und uns das ewige
Erbe zu erteilen (vgl. Heid. Katechismus 31).

Sein Reich auf Erden ist ein solches, in welchem durch sein Werk und Verdienst das rechte Reden, Handeln und Herrschen dargestellt ist und uns zuteil wird – und so ist die durch den Fall und Ungehorsam unserer ersten Eltern einst verloren gegangene Bestimmung wieder zu der unsrigen gemacht. Wie solches näher vor sich geht, das lernen wir aus der Soteriologie, dem vierten Teil der Dogmatik.
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§ 67. Einleitung

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§ 67. Einleitung
IV. TEIL
Soteriologie
Die Lehre von der Aneignung der Erlösung durch den Heiligen Geist


§ 67. Einleitung

Wir haben im dritten Teil von der Erlösung, wie sie durch Jesus Christi Person und Werk hergestellt worden, gehandelt. Wir kommen nunmehr zur Aneignung der Erlösung und nennen diesen Teil Soteriologie. In dem Sinne von Aneignung der Erlösung reden von σωτηρία z.B. Apg 4,12; Röm 1,16; 10,10; 2.Kor 7,10. Diese ganze Sache der Aneignung der Erlösung ist dem heiligen Geiste überlassen worden. Vgl. Heid. Kat. .53: wonach der heilige Geist uns durch einen wahren Glauben Christi und aller seiner Wohltaten teilhaftig macht. Nach der ratschlußmäßigen Anordnung Gottes wird die Erlösung uns nur zuteil durch das Wirken des heiligen Geistes. Die ganze Trinität ist ja nämlich bei der Erlösung beteiligt (Vgl. S. 160). Alles, was der Vater in der Ewigkeit verordnet, und was der Sohn Gottes zu vollbringen auf sich genommen hat – das kommt allein denjenigen zu gut, welchen der heilige Geist gegeben wird. Es würde Christus mit seinem gesamten Verdienst uns fremd bleiben:(247) wenn derselbe nicht durch das verborgene Wirken des heiligen Geistes in unseren Herzen wohnte, oder wir ihm einverleibt würden wie Zweige dem Weinstock oder Ölbaum – oder nach einem anderen Bilde, wenn wir nicht Christus anziehen. Eph 3,16.17; 4,15; Röm 11,17; Joh 15,5; Gal 3,27; Vgl. noch Röm 8,29. Diese Heilstatsache drückt Paulus besonders treffend aus in dem apostolischen Segen 2.Kor13,13, wo er der Gnade Jesus Christi und der Liebe Gottes des Vaters die Gemeinschaft des heiligen Geistes folgen lässt, weil ohne solche Gemeinschaft kein Verständnis für Gottes Liebe und die in Christus vorhandene Gnade möglich wäre. Das Gleiche besagt Röm 5,5. Was nun der heilige Geist zu diesem Zwecke tut, dass Christus mit allen seinen Verdiensten durch den Glauben der unsrige werde, das wird alles zusammengefasst in dem Ausdrucke „Heiligung“, die durch den Geist geschieht. 1.Petr 1,1.2 (ad sanctificationem Spiritus sancti) ; vgl. mit 2.Thess 2,13; 1.Kor 6,1. 1.Petr sagt nämlich in Kap 1,2,daß die nach Gottes Vorhaben Erwählten durch Heiligung des Geistes d.h. im Wege einer heiligenden Wirkung des Geistes, als Erwählte offenbar würden. Vgl. Conf. Scoticana Art. 16 (qui communionem cum Deo patre et filio ejus Jesus Christus per sancti spiritus sanctificationem habent). Und zwar grundlegend hat zuerst Luther wieder über die Wirksamkeit des heiligen Geistes, nach langem Schweigen seitens der Kirche, (248) geredet.
(zu.247). Vgl. Luther, Cat. maior S. 503: Sed neque de Christo quidquam scire possemus, si non per Spiritum Sanctum nobis revelatum esset.
(zu.248). Athanasius z.B. war schon sehr klar in diesem Punkte, wenn er Orat. III. contra Arianos C. 24.25 über die durch den heiligen Geist vermittelte Einheit der Christen mit dem Vater und dem Sohn laut Joh 17 redet.
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§ 67. Die Lehre von der Aneignung der Erlösung durch den Heiligen Geist Teil.1

Dies geschah im Großen Katechismus, nachdem schon im Kleinen Katechismus die Auslegung des dritten Glaubensartikels in großen Umrissen von dem Werke des heiligen Geistes gezeugt hatte.(249) In der Auslegung des Großen Katechismus (p. 496) heißt es zum 3. Artikel gleich obenan im deutschen Text: Diesen Artikel kann ich nicht besser örtern (d.h. überschreiben) denn, wie gesagt, von der Heiligung; dass dadurch der heilige Geist mit seinem Amt ausgedrückt und abgemalt werde, nämlich dass er heilig macht. Denn wie der Vater ein Schöpfer, der Sohn Gottes ein Erlöser heißt, so soll Gottes Geist von seinem Werke ein Heiliger oder Heilig machen heißen. Christus hat uns den Schatz erworben und gewonnen durch sein Leiden, Sterben und Auferstehen. – Daß nun solcher Schatz nicht begraben bliebe, sondern angelegt und genossen würde, hat Gott das Wort ausgehen lassen, darin den heiligen Geist gegeben, uns solchen Schatz und Erlösung heimzubringen und zuzueignen. Darum ist das Heiligen nichts anderes, denn zu dem Herrn Christus bringen, solches Gut zu empfangen, dazu wir von uns selbst nicht kommen könnten. So lerne nun diesen Artikel aufs deutlichste verstehen. Wenn man fragt: Was meinst du mit den Worten: Ich glaube an den heiligen Geist? dass du kannst (prompte – latein.) antworten: Ich glaube, dass mich der heilige Geist heilig macht, wie sein Name ist. Unter dem Papsttum hat niemand den heiligen Geist für den erkannt, der da heilig macht. Woran hat es denn gemangelt ? Daran dass der heilige Geist nicht ist da gewesen, der solches hätte offenbaren und predigen lassen – sondern Menschen und böse Geister (mali daemones) sind da gewesen, die uns gelehrt haben, durch unsere Werke selig zu werden und Gnade zu erlangen (S. 497).Ferner S. 500,54,55: Denn wiewohl Gottes Gnade durch Christus erworben ist, und die Heiligkeit durch den heiligen Geist gemacht (et sancti-ficatio per spiritum Sanctum facta), durch Gottes Wort in der Vereinigung der christlichen Kirche, so sind wir doch nimm er ohne Sünde, unsres Fleisches halben, so wir noch am Halse tragen
(zu.249). Dieselbe beginnt mit den ewig denkwürdigen Worten: Ich glaube, daß ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesum Christum, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann, sondern der heilige Geist hat mich durchs Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten, gleichwie er die ganze Christenheit auf Erden – heiligt und bei Jesu Christus erhält im rechten einigen Glauben etc.
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§ 67.Die Lehre von der Aneignung der Erlösung ... Teil.2

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§ 67.Die Lehre von der Aneignung der Erlösung ... Teil.2

Darum ist alles in der Christenheit dazu geordnet, dass man da täglich eitel Vergebung der Sünden durchs Wort und Zeichen hole, unser Gewissen zu trösten und aufzurichten, so lang wir hier leben. Also macht der heilige Geist, dass ob wir gleich Sünde haben, doch sie uns nicht schaden kann, weil wir in der Christenheit sind, da eitel Vergebung der Sünde ist, beides dass uns Gott vergibt, und wir (uns) untereinander vergeben, tragen und aufhelfen. Außer der Christenheit kann keine Vergebung der Sünden, keine Heiligkeit da sein etc. – Alle Wirkungen auf die Erwählten fassen wir in dem Ausdruck „sanctificatio“ zusammen. Der Geist führt die Erwählten in die Heiligkeit ein, welche Christus für sie erworben und hergestellt hat, um sie darin zu bewahren. Gehen wir also über zu diesem Wirken des heiligen Geistes und betrachten wir es zunächst im allgemeinen. Wir heben gleich hier hervor, daß bei den Neueren der heilige Geist als dritte Hypostase sehr zurückgestellt, wo nicht gar geleugnet wird, und jetzt nur scheinbar – in der Soteriologie – wieder zu seinem Rechte kommt. Denn was man noch etwa dem heiligen Geiste hier zu tun übrigläßt, geht alles zurück auf die Aktuosität eines göttlichen, den Menschen eingepflanzten Prinzips, auf das Einwohnen und Wirken des göttlichen Lebens, zu welchem der Logos den Anstoß gegeben, und das nun in der Kirche sich von ihm aus weiter betätigt. Der furchtbare Abfall der gesamten neueren Theologie zeigt sich auch in der Lehre vom heiligen Geist. Gleichwie (nach den meisten Neueren) der Logos die Erscheinung des göttlichen Lebens in Christi einzelner Person ist, also ist der heilige Geist die Erscheinung des göttlichen Lebens in der Form des Gemeingeistes der Kirche (so besonders Schleiermacher und nach ihm Al. Schweizer). Man weiß eben ganz einfach auch mit dieser Lehre nichts mehr anzufangen – und macht sich von ihr los, indem man den Rückzug mit Phrasen verdeckt, die etwa noch an das alte Dogma anklingen, aber doch etwas absolut Verschiedenes enthalten. So auch bei O. Pfleiderer a.a.O. § 245
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§ 68. Von den Wirkungen des Heiligen Geistes im Allgemeinen

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§ 68. Von den Wirkungen des Heiligen Geistes im Allgemeinen

Von der Person des Geistes Gottes haben wir im ersten Teile der Dogmatik geredet. Der heilige Geist ist, wie wir dort bewiesen, Gott, und dem-nach sind auch seine Wirkungen göttlich; das will aber sagen: sie sind absolut; sie erwarten keine Beihilfe von seitens des Menschen; zweitens : sie sind ewig, Hebr 9,14, d.h. also, wo sie sich zu betätigen begonnen ha-ben, da hören sie nicht wieder auf; endlich drittens: sie sind unwidersteh-lich, weil eben schöpferisch wirkend. Welches sind nun diese Wirkungen des heiligen Geistes auf uns Menschen? Nennen wir einige. Die Wiederge-burt und die Bewahrung dieser Geburt wird dem Geiste Gottes beigelegt. Joh 3,5.6 ; Tit 3,5 ;1.Kor 12,3.4.11; Röm 8,11.26. Ferner wird ihm beige-legt ein Wohnen, 1.Petr 4,14,und Herrschen in dem Menschen, 1.Mose 6,3; 1.Kor 3,16; Jak 4,5; das Überführen von Sünde, von der in Christus vorhandenen Gerechtigkeit und dem Gericht über Satan, Joh 16, 8ff.; der Geist ist ferner unser Lehrer, der uns in die ganze Wahrheit einführt. Joh 14,26; 15,26; 16,13; Röm 8,14; 1.Kor 2,10.12; Neh 9,20.30. Wie er die Kinder Gottes mit Kraft bekleidet, zeigt schon das Buch der Richter 3,10; 14,6; 15,14; vgl. Mi 3,8. Betreffs des heiligen Geistes ist uns endlich auch die Verheißung gegeben, daß er nimmermehr von uns und unseren Kin-dern weichen soll. Jes 59,21. Dieses mannigfaltige Wirken des heiligen Geistes wird nun in allerlei Namen und Bildern uns deutlich gemacht in der heiligen Schrift. So wird er als unser Anwalt oder Sachwalter bezeichnet – παράκλητος, was im Gegensatz zu κατήγορος, d.h. Ankläger, steht – der unsere Angelegenheiten vor dem Richterstuhl Gottes aufs Beste führt und bei unseren Schwachheiten uns aufhilft. Joh 14,26; Röm 8,26.27. Er heißt auch das Pfand oder Unterpfand unseres Erbes, mittels dessen wir gleichwie durch Siegel und Unterpfand vergewissert werden, daß wir das Erbe der zukünftigen Seligkeit erlangen werden. Eph 1,13.14; 2.Kor 1,22; Röm 8,23. Desgleichen heißt er: der Geist der Kindschaft, der unserem Geiste die Gewißheit gibt, daß wir von Gott adoptiert, in seinem Sohne zu Kindern angenommen sind. Röm 8,15.16; Gal 4,4-6. Als solcher lehrt er uns „Vater“ schreien. Gal 4,6. Indem ferner der heilige Geist gleich dem Wasser unser Innenleben bewässert und befruchtet, so wird er in der Schrift auch unter dem Bilde des Wassers dargestellt, woher dann die Bezeichnung „Ausgießung“ kommt. Die Grundstelle dafür ist Joel 3,1. Die zu erwartende Belebung durch den heiligen Geist tritt daselbst der Belebung der Natur durch den Früh- und Spätregen, Joel 2,23, zur Seite.
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§68.Von den Wirkungen des Heiligen Geistes im Allgemeinen

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§ 68. Von den Wirkungen des Heiligen Geistes im Allgemeinen Teil.1

Dieser Geist hat, analog dem natürlichen Regen,. ein geistliches Leben und Sprossen zur Folge; er bringt eine Fülle der Gaben oder Charismen mit sich. Er weckt den Glauben im Volke, dass dasselbe von der Gnade und dem Erbarmen Jahwes zu zeugen anhebt. V.2. Daraus erklären sich dann Stellen, wie Jes 44,3; 55,1; Joh 7,38.39. Zuweilen wird das Wasser auch als reinigend in Betracht gezogen, und vom Geiste Gottes prädiziert, z.B. Hes 36,25.26. Sofern der heilige Geist, indem er ausgegossen wird, alles erquickt und heiter macht, wird er auch dem Öl verglichen, welches die Erquickung des Leibes und die Geschmeidigkeit der Glieder bewirkt. Weil ferner dieser Geist reinigt und die bösen Begierden in uns verzehrt, so wird er auch dem Feuer verglichen. Mal 3,2.3; Mt 3,11; Apg 2,3. Endlich wird er auch als Hand Gottes bezeichnet, Jes 8,11,sofern er uns anfasst, treibt und bewegt, Römer 8,14; Gal 5,18; 2.Petr 1,21, so daß es von uns heißt: wir wandelten an der Hand des Geistes, denn dies bedeutet der Dativus instrumentalis z.B. in Gal 5,16. Wir sehen also, daß die gesamte Heilsaneignung ebenso in der Hand des heiligen Geistes liegt, wie die Heilserwerbung in der Hand des Sohnes und die Dekretierung des Heils in der Hand des Vaters. Auch der heilige Geist ist einmal in offenbarer Weise vom Himmel herab ausgegossen worden über die an Jesusus gläubig Gewordenen. Es sollte am Pfingsttage vor aller Augen und noch ganz anders, als 4.Mose 11,25 (einem übrigens analogen Vorgang), offenbar werden: daß Jesu Opfer, sein Heilsverdienst genügend befunden sei vor Gottes Angesicht. Jener sichtbaren Auffahrt Christi sollte auch, soweit dies überhaupt möglich ist, eine für den äußerlichen Sinn wahrnehmbare Herabfahrt des von Christus verheißenen Geistes Gottes folgen. Und von dieser augenfälligen Manifestation des Geistes am ersten Pfingstfest entnehmen wir die Gewissheit der Mitteilung des Geistes auch an uns, die durch der Jünger Wort an Jesus gläubig geworden sind: Joh17,20. Die Hauptsache ist in Apg 2: daß sich der heilige Geist auf die Jünger insgemein, – auf die Gemeinde, und nicht die Zwölfe allein, – setzt und sie zum Preis der großen Taten Gottes antreibt (V.11) und zwar im engsten Verband mit der Himmelfahrt des Herrn und als Erfüllung seiner Verheißung (V.33). Die daneben hergehenden Charismen, welche der heilige Geist erteilte, sind im Vergleich dazu nur nebensächlich. Zwar kam der Geist Gottes bei dieser außerordentlichen, ersten Manifestation mit allerlei besonderen Gaben auf die Jünger herab. Hebr 2,4. Es wirkte der Geist Gottes die Gabe der Sprachen, die gleich am Pfingstfest allen vernehmbar hervortrat: Apg 2; ferner brachte er mit sich die Gabe der Prophetie und viele andere Charismen. Aber dies alles war zeitweilig; zeitweilig erhielt die christliche Gemeinde behufs ihrer Konsolidierung an solchen Gaben Anteil. 1.Kor 12,1-11; Apg 10,45.46; 19,6. Denn Gott wollte der nunmehr geschehenen Erlösung ein bestätigendes Zeugnis geben; ja ein so glänzendes, daß sie nicht etwa zurückstehe hinter der Offenbarung am Sinai, sondern sie an Herrlichkeit überrage. Hebr 2,2-4; vgl. Mk 16,20. Erfüllt ward damit endlich auch dieVerheißung des Propheten Joel 3,1ff., wie Petrus in Apg 2,16ff. darauf aufmerksam macht. Man würde sehr irre gehen, wollte man in dieser Geistesausgiessung am Pfingsttag das erstmalige Hervortreten des heiligen Geistes etwa als des neuen „religiös-sittlichen Prinzips“ der Christengemeinde sehen. Die in der Form bestimmter Charismen geschehene Geistesmitteilung gehört zwar zur Pflanzung der Kirche Christi auf Erden, aber es wäre eine Verkennung der Bedeutung des heiligen Geistes, wenn man in dieser besonderen δωρεά , (Apg 2,38; 8,20; 10,45; 11,17) etwa die Wiedergeburt und das Leben in der Wiedergeburt eingeschlossen sehen wollte. Zwar ist es gewiss, dass der heilige Geist am Pfingsttage, ferner Kap 10,45; 11,17 oder wo er sonst in der Apostelgeschichte seine Gaben spendete, nur dort solches tat, wo Glaube und Buße (also Wiedergeburt) anwesend waren. Aber doch zeigt uns schon die Begebenheit mit Simon Magus, dass dieser die „Gabe“ Gottes oder den heiligen Geist in dieser spezifischen Bedeutung durch Geld meinte erwerben zu können (Apg 8,18-20). Demgemäß müssen diese Charismen der Pfingstzeit doch schon damals den Eindruck erweckt haben, dass sie auch etwa, abgesehen von der Wiedergeburt, gedacht werden könnten. Wir sehen daraus, dass die Charismen löslich sind von der Wiedergeburt, und die Geschichte der Urgemeinde zeigt uns (1.Kor 12), dass man die „Gaben“ Gottes zu seinem Schaden mißbrauchte und Gott zur Entziehung derselben herausforderte. Etwas über diese Gaben weitaus Erhabenes ist also die Wiedergeburt und die damit im engsten Zusammenhang stehende Einmütigkeit, Liebe und Freudigkeit, welche sich von dem himmlischen Haupt auf die Glieder durch Vermittlung des heiligen Geistes ergoß (Apg 2,44-47; 4,32; 9,31). Diese Wirksamkeit des heiligen Geistes ist nun vor und nach Pfingsten dieselbe gewesen und bleibt es bis in Ewigkeit.(250) Jene Gaben (oder Charismen) sind aber reine Hilfsbeweise (s. Hebr 2,4) und als solche auf die Stärkung der noch der Milch sehr bedürftigen Gemeinden berechnet: sie haben jedoch lediglich eine transitorische Bedeutung, vgl. die Ausleger zu Apg 8,16; bes. Calvin. Nachdem der heilige Geist durch solche unabweisliche Manifestation sich gleichsam installiert und eingebürgert hatte in der Gemeinde des erhöhten Christus: so wirkt er fortan durch das Wort Gottes oder die heilige Schrift. Röm 10,14-17. Der Glaube kommt aus dem Worte Gottes. 2.Thess 2,13; Jak 1,18.21; 1.Kor 4,15; 1.Petr 1,23; Joh 16,13.14. Und damit kommen wir zur Lehre vom Worte Gottes.
(zu.250.) Vgl. Eph 4,4 mit Psalm 133
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§ 68. Von den Wirkungen des Heiligen Geistes im Allgemeinen Teil.2

Von der Person des Geistes Gottes haben wir im ersten Teile der Dogmatik geredet. Der heilige Geist ist, wie wir dort bewiesen, Gott, und dem-nach sind auch seine Wirkungen göttlich; das will aber sagen: sie sind absolut; sie erwarten keine Beihilfe von seitens des Menschen; zweitens : sie sind ewig, Hebr 9,14, d.h. also, wo sie sich zu betätigen begonnen ha-ben, da hören sie nicht wieder auf; endlich drittens: sie sind unwidersteh-lich, weil eben schöpferisch wirkend. Welches sind nun diese Wirkungen des heiligen Geistes auf uns Menschen? Nennen wir einige. Die Wiederge-burt und die Bewahrung dieser Geburt wird dem Geiste Gottes beigelegt. Joh 3,5.6 ; Tit 3,5 ;1.Kor 12,3.4.11; Röm 8,11.26. Ferner wird ihm beige-legt ein Wohnen, 1.Petr 4,14,und Herrschen in dem Menschen, 1.Mose 6,3; 1.Kor 3,16; Jak 4,5; das Überführen von Sünde, von der in Christus vorhandenen Gerechtigkeit und dem Gericht über Satan, Joh 16, 8ff.; der Geist ist ferner unser Lehrer, der uns in die ganze Wahrheit einführt. Joh 14,26; 15,26; 16,13; Röm 8,14; 1.Kor 2,10.12; Neh 9,20.30. Wie er die Kinder Gottes mit Kraft bekleidet, zeigt schon das Buch der Richter 3,10; 14,6; 15,14; vgl. Mi 3,8. Betreffs des heiligen Geistes ist uns endlich auch die Verheißung gegeben, daß er nimmermehr von uns und unseren Kin-dern weichen soll. Jes 59,21. Dieses mannigfaltige Wirken des heiligen Geistes wird nun in allerlei Namen und Bildern uns deutlich gemacht in der heiligen Schrift. So wird er als unser Anwalt oder Sachwalter bezeichnet – παράκλητος, was im Gegensatz zu κατήγορος, d.h. Ankläger, steht – der unsere Angelegenheiten vor dem Richterstuhl Gottes aufs Beste führt und bei unseren Schwachheiten uns aufhilft. Joh 14,26; Röm 8,26.27. Er heißt auch das Pfand oder Unterpfand unseres Erbes, mittels dessen wir gleichwie durch Siegel und Unterpfand vergewissert werden, daß wir das Erbe der zukünftigen Seligkeit erlangen werden. Eph 1,13.14; 2.Kor 1,22; Röm 8,23. Desgleichen heißt er: der Geist der Kindschaft, der unserem Geiste die Gewissheit gibt, daß wir von Gott adoptiert, in seinem Sohne zu Kindern angenommen sind. Röm 8,15.16; Gal 4,4-6. Als solcher lehrt er uns „Vater“ schreien. Gal 4,6. Indem ferner der heilige Geist gleich dem Wasser unser Innenleben bewässert und befruchtet, so wird er in der Schrift auch unter dem Bilde des Wassers dargestellt, woher dann die Bezeichnung „Ausgießung“ kommt. Die Grundstelle dafür ist Joel 3,1. Die zu erwartende Belebung durch den heiligen Geist tritt daselbst der Belebung der Natur durch den Früh- und Spätregen, Joel 2,23, zur Seite.
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§ 68. Von den Wirkungen des Heiligen Geistes im Allgemeinen Teil.3

Dieser Geist hat, analog dem natürlichen Regen,. ein geistliches Leben und Sprossen zur Folge; er bringt eine Fülle der Gaben oder Charismen mit sich. Er weckt den Glauben im Volke, daß dasselbe von der Gnade und dem Erbarmen Jahwes zu zeugen anhebt. V.2. Daraus erklären sich dann Stellen, wie Jes 44,3; 55,1; Joh 7,38.39. Zuweilen wird das Wasser auch als reinigend in Betracht gezogen, und vom Geiste Gottes prädiziert, z.B. Hes 36,25.26. Sofern der heilige Geist, indem er ausgegossen wird, alles erquickt und heiter macht, wird er auch dem Öl verglichen, welches die Erquickung des Leibes und die Geschmeidigkeit der Glieder bewirkt. Weil ferner dieser Geist reinigt und die bösen Begierden in uns verzehrt, so wird er auch dem Feuer verglichen. Mal 3,2.3; Mt 3,11; Apg 2,3. Endlich wird er auch als Hand Gottes bezeichnet, Jes 8,11,sofern er uns anfaßt, treibt und bewegt, Römer 8,14; Gal 5,18; 2.Petr 1,21, so daß es von uns heißt: wir wandelten an der Hand des Geistes, denn dies bedeutet der Dativus instrumentalis z.B. in Gal 5,16. Wir sehen also, daß die gesamte Heilsaneignung ebenso in der Hand des heiligen Geistes liegt, wie die Heilserwerbung in der Hand des Sohnes und die Dekretierung des Heils in der Hand des Vaters. Auch der heilige Geist ist einmal in offenbarer Weise vom Himmel herab ausgegossen worden über die an Jesusm gläubig Gewordenen. Es sollte am Pfingsttage vor aller Augen und noch ganz anders, als 4.Mose 11,25 (einem übrigens analogen Vorgang), offenbar werden: daß Jesu Opfer, sein Heilsverdienst genügend befunden sei vor Gottes Angesicht. Jener sichtbaren Auffahrt Christi sollte auch, soweit dies überhaupt möglich ist, eine für den äußerlichen Sinn wahrnehmbare Herabfahrt des von Christus verheißenen Geistes Gottes folgen. Und von dieser augenfälligen Manifestation des Geistes am ersten Pfingstfest entnehmen wir die Gewißheit der Mitteilung des Geistes auch an uns, die durch der Jünger Wort an Jesum gläubig geworden sind: Joh17,20. Die Hauptsache ist in Apg 2: daß sich der heilige Geist auf die Jünger insgemein, – auf die Gemeinde, und nicht die Zwölfe allein, – setzt und sie zum Preis der großen Taten Gottes antreibt (V.11) und zwar im engsten Verband mit der Himmelfahrt des Herrn und als Erfüllung seiner Verheißung (V.33). Die daneben hergehenden Charismen, welche der heilige Geist erteilte, sind im Vergleich dazu nur nebensächlich. Zwar kam der Geist Gottes bei dieser außerordentlichen, ersten Manifestation mit allerlei besonderen Gaben auf die Jünger herab. Hebr 2,4. Es wirkte der Geist Gottes die Gabe der Sprachen, die gleich am Pfingstfest allen vernehmbar hervortrat: Apg 2; ferner brachte er mit sich die Gabe der Prophetie und viele andere Charismen. Aber dies alles war zeitweilig; zeitweilig erhielt die christliche Gemeinde behufs ihrer Konsolidierung an solchen Gaben Anteil. 1.Kor 12,1-11; Apg 10,45.46; 19,6. Denn Gott wollte der nunmehr geschehenen Erlösung ein bestätigendes Zeugnis geben; ja ein so glänzendes, daß sie nicht etwa zurückstehe hinter der Offenbarung am Sinai, sondern sie an Herrlichkeit überrage. Hebr 2,2-4; vgl. Mk 16,20. Erfüllt ward damit endlich auch dieVerheißung des Propheten Joel 3,1ff., wie Petrus in Apg 2,16ff. darauf aufmerksam macht. Man würde sehr irre gehen, wollte man in dieser Geistesausgießung am Pfingsttag das erstmalige Hervortreten des heiligen Geistes etwa als des neuen „religiös-sittlichen Prinzips“ der Christengemeinde sehen. Die in der Form bestimmter Charismen geschehene Geistesmitteilung gehört zwar zur Pflanzung der Kirche Christi auf Erden, aber es wäre eine Verkennung der Bedeutung des heiligen Geistes, wenn man in dieser besonderen δωρεά , (Apg 2,38; 8,20; 10,45; 11,17) etwa die Wiedergeburt und das Leben in der Wiedergeburt eingeschlossen sehen wollte. Zwar ist es gewiß, dass der heilige Geist am Pfingsttage, ferner Kap 10,45; 11,17 oder wo er sonst in der Apostelgeschichte seine Gaben spendete, nur dort solches tat, wo Glaube und Buße (also Wiedergeburt) anwesend waren. Aber doch zeigt uns schon die Begebenheit mit Simon Magus, daß dieser die „Gabe“ Gottes oder den heiligen Geist in dieser spezifischen Bedeutung durch Geld meinte erwerben zu können (Apg 8,18-20). Demgemäß müssen diese Charismen der Pfingstzeit doch schon damals den Eindruck erweckt haben, daß sie auch etwa, abgesehen von der Wiedergeburt, gedacht werden könnten. Wir sehen daraus, daß die Charismen löslich sind von der Wiedergeburt, und die Geschichte der Urgemeinde zeigt uns (1.Kor 12), dass man die „Gaben“ Gottes zu seinem Schaden mißbrauchte und Gott zur Entziehung derselben herausforderte. Etwas über diese Gaben weitaus Erhabenes ist also die Wiedergeburt und die damit im engsten Zusammenhang stehende Einmütigkeit, Liebe und Freudigkeit, welche sich von dem himmlischen Haupt auf die Glieder durch Vermittlung des heiligen Geistes ergoß (Apg 2,44-47; 4,32; 9,31). Diese Wirksamkeit des heiligen Geistes ist nun vor und nach Pfingsten dieselbe gewesen und bleibt es bis in Ewigkeit.(250) Jene Gaben (oder Charismen) sind aber reine Hilfsbeweise (s. Hebr 2,4) und als solche auf die Stärkung der noch der Milch sehr bedürftigen Gemeinden berechnet: sie haben jedoch lediglich eine transitorische Bedeutung, vgl. die Ausleger zu Apg 8,16; bes. Calvin. Nachdem der heilige Geist durch solche unabweisliche Manifestation sich gleichsam installiert und eingebürgert hatte in der Gemeinde des erhöhten Christus: so wirkt er fortan durch das Wort Gottes oder die heilige Schrift. Röm 10,14-17. Der Glaube kommt aus dem Worte Gottes. 2.Thess 2,13; Jak 1,18.21; 1.Kor 4,15; 1.Petr 1,23; Joh 16,13.14. Und damit kommen wir zur Lehre vom Worte Gottes.
(zu.250.) Vgl. Eph 4,4 mit Psalm 133
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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