Römer 5, 6-11; 2. Kor 5, 14-21

Nur für Gläubige, die die fünf Punkte des Arminianismus ablehnen

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Raphael
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Römer 5, 6-11; 2. Kor 5, 14-21

Beitrag von Raphael »

Hallo ihr,
mich beschäftigen diese Stellen seit längerem im Zusammenhang mit der Lehre des wirksamen/begrentzten Sühnopfers.

Römer 5, 6-11:
"Denn Christus ist, als wir noch kraftlos [d.h. durch die sündige Natur unfähig, Gottes Willen zu tun (vgl. Röm 7,14-24)] waren, zur bestimmten Zeit [w. »gemäß dem kairos«, d.h. der von Gott festgesetzten Zeit] für Gottlose gestorben. 7Nun stirbt kaum jemand für einen Gerechten; für einen Wohltäter entschließt sich vielleicht jemand zu sterben. 8Gott aber beweist seine Liebe zu uns dadurch, daß Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. 9Wieviel mehr nun werden wir, nachdem wir jetzt durch sein Blut gerechtfertigt worden sind, durch ihn vor dem Zorn errettet werden! 10Denn wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, wieviel mehr werden wir als Versöhnte gerettet werden durch sein Leben!
11Aber nicht nur das, sondern wir rühmen uns auch Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung empfangen haben."

2. Korinther 5, 14-21:
"Denn die Liebe des Christus drängt uns, da wir von diesem überzeugt sind: Wenn einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben; 15und er ist deshalb für alle gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferstanden ist.
16So kennen wir denn von nun an niemand mehr nach dem Fleisch; wenn wir aber auch Christus nach dem Fleisch gekannt haben, so kennen wir ihn doch nicht mehr so. 17Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden!
18Das alles aber [kommt] von Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Jesus Christus und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat; 19weil nämlich Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnte, indem er ihnen ihre Sünden nicht anrechnete und das Wort der Versöhnung in uns legte. 20So sind wir nun Botschafter für Christus, und zwar so, daß Gott selbst durch uns ermahnt; so bitten wir nun stellvertretend für Christus: Laßt euch versöhnen mit Gott! 21Denn er hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm [zur] Gerechtigkeit Gottes [d.h. zu der Gerechtigkeit, die von Gott gewirkt wird bzw. vor Gott gilt] würden.

Was meiner Meinung nach in diesen Stellen sehr deutlich gesagt wird, ist, dass die Versöhnung Gottes des Vaters mit Menschen am Kreuz durch das Opfer seines Sohnes die Zueignung dieser Versöhnung zur Folge hat. Nicht, dass dies erst durch Glauben hervorgerufen werden müsste, sondern, dass es eine logische und sichere Folge der Versöhnung, die Paulus juristisch versteht, ist. Es wird also die am Kreuz objektiv für Menschen vollbrachte Versöhnung ihnen ganz gewiss auch Subjektiv, durch den Glauben zuteil.

Nun habe ich dazu schon einige Kommentare gelesen (Schlatter, Wuppertaler, Calvin, Genfer StB, John MA StB) - Calvin deutet meinen Gedankengang an, bringt ihn aber nicht so klar zum Ausdruck. Schlatter geht mit meiner Argumentation soweit mit, schließt dann aber nicht auf die Wirksamkeit (und damit die Begrenztheit) des Todes Jesu. Die Wuppertaler ähnlich wie Schlatter. Auch Genfer und MacArthur denken dort nicht wirklich zu Ende (was sicherlich vor allem an Platzgründen liegt). Ich bin mir bewusst, dass der Text nicht vom begrenzten Sühnopfer spricht, dass es also ein systematischer Schluss auf den Text ist, aber meine Frage sind jetzt:

1. Ist dieser Schluss gültig? Ist es gültig diesen meiner Meinung nach zwingenden Schluss zu schließen oder haben wir dort ein plötzliches und (meiner Meinung nach) unbegründetes striktes "Weiter-Denkverbot"?

2. Da ich bisher wie gesagt noch keinen anderen ausführlichen Kommentar (in der Genfer Studienbibel wird es auch kurz so gesagt) gefunden habe und es im deutschen Raum, wahrscheinlich auch nichts empfehlenswertes anderes gibt, frage ich euch, ob ihr gute, vor allem aber ausführliche Kommentare (oder andere Abhandlungen) dazu habt oder mir gute empfehlen könnt?

Herzlichen Dank für Meldungen. Ich sitze sozusagen schon wie auf Kohlen und "tüfftle" selber weiter. $:)

Raphael
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lutz
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Beitrag von lutz »

Hallo Raphael,

eine ausführliche Abhandlung in deutscher Sprache kenne ich auch nicht.

Aber ich denke, dass es fundierte Arbeiten dazu geben muss.
In dem Buch "Leben durch Seinen Tod - Das Sühneopfer Christi im Licht der Bibel", John Owen finden wir zumindest folgende Aussagen:

Vorwort von Dr. J. I. Packer:
S. XVII:" ... Golgatha ermöglichte nicht nur die Rettung derer, für die Christus starb; es sorgte auch dafür, dass sie zum Glauben kommen und in den Besitz ihres Heils gelangen. Das Kreuz rettet. ... die tatsächliche wirksame Ursache des Heils und leitet die Herkunft jeder geistlichen Segnung - Glauben eingeschlossen - von jener großen Transaktion zwischen Gott und Seinem Sohn ab, die sich auf Golgatha ereignet hat."

John Owen, Kapitel 4, S. 25: "2. Der Wille Gottes, dass Christus das Heil für Sünder erwirken sollte, war nicht an die Bedingung geknüpft, dass sie glauben. Gottes Wille war absolut und umfasste die Erringung und die Zuteilung des Heils. 3. Unser Empfang des Heils ist an die Bedingung geknüpft, dass wir glauben. Doch dieser Glaube wird uns von Gott ohne Vorbedingung geschenkt, wie ich nachher deutlich zu machen hoffe."

S. 27: "4. Alles was Christus für diese Menschen durch seinen Tod erworben hat, wird zur rechten Zeit mit Gewissheit in ihren Besitz gelangen. Und weil Christus es für sie erworben hat, hat er das Recht, den Vater darum zu bitten ...
5. ... Die Schrift lehrt jedoch, dass dieser Glaube eine der Segnungen ist, die Christus für uns erwirkt hat."

S. 29/30: "Was Christus erworben hat, kann nicht von den Menschen abgekoppelt werden, für die er es erworben hat. Christus starb, nicht, damit die Menschen gerettet werden, wenn sie nur glauben würden; sondern er starb für alle Auserwählten Gottes, damit sie glauben. Nirgendwo in der Schrift wird gesagt - und es ergibt auch keinen Sinn -, dass Christus für uns starb, wenn wir glauben. ... unser Akt des Glaubens würde bewirken, dass sein Tod stellvertretend für uns ist! Aber Christus starb für uns, auf dass wir glauben mögen."

Eine ausführliche Bibelarbeit ist dies freilich nicht - auf die müssen wir wohl in deutsch noch warten.
Das Buch von Owen soll eine gekürzte Fassung der Originalausgabe sein - ich weiß nicht, ob er noch ausführlicher darauf eingeht.

Lutz

Raphael
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Beitrag von Raphael »

Hallo Lutz,
wo bringt Owen Bibelstellen dafür, dass uns Glauben vom Kreuz zufließt?
Eine ausführliche Bibelarbeit ist dies freilich nicht - auf die müssen wir wohl in deutsch noch warten.
Das Buch von Owen soll eine gekürzte Fassung der Originalausgabe sein - ich weiß nicht, ob er noch ausführlicher darauf eingeht.
Das ist leider so. Wenn wir also gute Auslegung suche, müssen wir also Englisch lesen - ich beginne langsam damit. Aber es kostet Überwindung, weil es am Anfang doch erstmal viel langsamer geht.

Ich weiß nur, dass das engl. Original noch viel ausführlicher ist, an welchen Stellen jetzt genau aber nicht.
Herlziche Grüße

Raphael
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Raphael
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Beitrag von Raphael »

An dieser Stelle mal noch eine Frage zu Kommentaren: Kennt ihr den Römerbriefkommentar von Schirrmacher und die Entschlüsselung von Hoest Stute, wenn ja, könnt ihr sie empfehlen? Das heißt vor allem: sind sie ausführlich?
Herzliche Grüße

Raphael
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eugen
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Beitrag von eugen »

Raphael hat geschrieben:An dieser Stelle mal noch eine Frage zu Kommentaren: Kennt ihr den Römerbriefkommentar von Schirrmacher und die Entschlüsselung von Hoest Stute, wenn ja, könnt ihr sie empfehlen? Das heißt vor allem: sind sie ausführlich?
Herzliche Grüße

Raphael
Der Römerbriefkommentar von Schirrmacher ist meiner Meinung nach das Beste was es gibt. An dieser Stelle greift er das Thema als solches komplett auf (leider geht er viel zu wenig auf die Römerstelle ein... stattdessen bringt er das Thema der "Begrenzten Sühne" als Exkurs mit ein.) Also hat er genau wie du "weitergedacht". An dieser Stelle wohl "Weiterdenken-erlaubt"! :-D

maxb
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Beitrag von maxb »

Hier mal etwas Text von unseren englischsprachigen Brüdern:

John Gill kommentiert Röm 5,9 folgendermaßen:

Der Apostel geht hier von der Rechtfertigung durch Christus zur Errettung durch Christus. Zwischen beiden Teilen gibt es eine bestimmte und untrennbare Verbindung. Wer auch immer gerechtfertigt wird, wird gerettet. Er spricht von der Rechtfertigung als "jetzt durch sein Blut".
In Gottes Gedanken basiert die Rechtfertigung von Ewigkeit her auf der sicheren Tat Christi innerhalb der Zeitdimension; die Heiligen des Alten Testaments wurden mit Blick auf das Blut des Lammes, welches noch vergossen werden sollte, gerechtfertigt; dieses Blut wurde "jetzt" vergossen und die Anwendung der Rechtfertigung durch dieses Blut wurde "jetzt" an den Personen vorgenommen, von denen die Rede ist.
Das Blut Christi meint seinen Tod, wie es der Kontext zeigt, und zeigt an, dass es sich um einen gewaltsamen Tod handelt - Tod durch Vergießen von Blut. Es liegt eine Betonung auf "sein Blut"; nicht das Blut von Stieren und Böcken, noch von bloßen unschuldigen Kreaturen, sondern von Christus, dem Sohn Gottes. Dieses ist deshalb wirksam alles zu tun, wofür es vergossen wurde, insbesondere Rechtfertigung.
...
Das Blut wird hier stellvertretend für alle Angelegenheiten der Rechtfertigung erwähnt. Das Vergießen ist der abschließende Teil derselben...

Matthew Henry schreibt:

I. Der Zustand unter dem wir waren, als Christus für uns starb

1. Wir waren ohne Stärke (Röm 5,6), in trauriger Verfassung und, was noch schlimmer ist, völlig außer Stande uns selbst aus dieser Verfassung zu helfen - verloren, ohne sichtbaren Weg für unsere Wiederherstellung - unser Zustand war kläglich und auf eine Art und Weise verzweifelt; und deshalb wird hier gesagt, dass unsere Rettung zur rechten Zeit kam. Gottes Zeit zu helfen und zu retten ist dann, wenn diejenigen die gerettet werden sollen ohne Kraft sind, sodass seine Kraft und Gnade umso mehr vergrößert wird, 5. Mo 32,36. Es ist Gottes Art dann zu helfen, wenn es am schwersten ist.

2. Er starb für die Gottlosen; nicht nur hilflose Kreaturen, die leicht umkommen können, sondern schuldige, sündige Kreaturen, die es verdienen umzukommen; nicht nur böse und wertlos, sondern abscheulich und widerwärtig, unwürdig solcher Gunst des heiligen Gottes. Da sie gottlos sind, brauchen sie jemanden, der für sie stirbt, der der Schuld genüge tut und Gerechtigkeit bringt. Das veranschaulicht er (Röm 5,7-8) als unvergleichliches Beispiel der Liebe. Hierin sind Gottes Gedanken und Wege über unseren. Vgl. Joh 15,13-14, ...

II. Die wertvollen Früchte seines Todes

1. Rechtfertigung und Versöhnung sind die ersten und vorrangigsten Früchte des Todes Christi. Wir sind durch sein Blut gerechtfertigt (Röm 5,9), durch seinen Tod versöhnt, Röm 5,10. Sünde ist vergeben, der Sünder als gerecht angenommen, der Streit aufgehoben, die Feindschaft erschlagen, der Ungerechtigkeit ein Ende bereitet, und eine ewige Gerechtigkeit wurde gebracht. Das ist passiert, d.h. Christus hat alles getan, das von von seiner Seite notwendig war zu tun und sobald wir glauben, werden wir in den Stand der Versöhnung und Rechtfertigung versetzt.
Gerechtfertigt durch sein Blut.
Unsere Rechtfertigung wird dem Blut Christi zugeschrieben, weil es ohne Blut keine Vergebung gibt (Hebr 9,22). Das Blut ist das Leben und das muss verschwinden, um Sühnung zu bringen. In all den Sühneopfern war das Besprengen mit Blut der wichtigste Teil. Es war das Blut, das Sühnung für die Seele gebracht hat (3. Mose 17,11).

2. Daraus resultiert Rettung vor dem Zorn: Gerettet vom Zorn (Röm 5,9), gerettet durch sein Leben, Röm 5,10. Wenn das, was unsere Rettung behindert weg genommen wird, muss die Rettung folgen. Ja, das Argument ist sehr stark; Wenn Gott uns gerechtfertigt und versöhnt hat, als wir Feinde waren und sich selbst so viel aufgebürdet hat, dann wird er noch viel mehr tun um uns zu retten, wenn wir gerechtfertigt und versöhnt sind. Der, welcher das größere getan hat - das ist aus Feinden Freunde machen -, der wird sicherlich auch das geringere tun - das ist, wenn wir Freunde sind, uns freundlich und gütig zu begegnen.
Und deshalb spricht der Apostel ein "Vielmehr nun". Der, welcher so tief gegraben hat, um das Fundament zu bauen, wird zweifellos auf dieses Fundament bauen. - Wir sollen vom Zorn, von der Hölle und Verdammnis gerettet werden. Es ist der Zorn Gottes, welcher das Feuer der Hölle ist; der kommende Zorn, wie er genannt wird (1. Thess 1,10). Die finale Rechtfertigung und Freisprechung der Gläubigen am großen Tag, zusammen mit Vorbereiten derselben für ihn, sind die Rettung vom hier genannten Zorn; es ist die Vollendung der Arbeit der Gnade. -
Versöhnt durch seinen Tod, gerettet durch sein Leben.
Sein Leben, von dem hier die Rede ist, sollte nicht als sein Leben im Fleisch, sondern als sein Leben im Himmel, welches nach seinem Tod kam, verstanden werden. Vgl. Röm 14,9. Er war tot und ist lebendig, Offb 1,18. Wir werden durch die Demütigung Christi versöhnt und durch die Verherrlichung Christi gerettet. Der sterbende Jesus legte das Fundament, indem er für Sünden bezahlte und die Feindschaft niederschlug und uns somit rettbar gemacht hat; somit ist die Trennwand abgebrochen, Versöhnung gebracht und die Unehre umgekehrt; aber es ist der lebende Jesus der diese Arbeit vervollständigt: Er lebt, um Fürbitte zu leisten, Hebr 7,25. Es ist Christus in seiner Verherrlichung, der durch sein Wort und seinen Geist beruft und verändert und uns mit Gott versöhnt, der unser Fürsprecher beim Vater ist und somit unsere Rettung vervollständigt und vollendet. Vgl. Röm 4,25 und Röm 8,34. Der sterbende Christus war der Vermächtnisgeber, der uns das Erbe hinterlässt; aber der lebende Christus ist der Testamentsvollstrecker, der das Erbe auszahlt. Jetzt ist das Argument sehr stark. Er, der selbst die Verantwortung übernimmt unsere Errettung zu erwerben, wird nicht den Aufwand scheuen, sie anzuwenden.

James White schreibt folgendes zu Titus 3,7:
In Römer 5,1 heißt es, dass wir "durch Glauben" gerechtfertigt wurden und hier ist es "durch seine Gnade". Paulus lehrt nicht zwei unterschiedliche Methoden der Rechtfertigung. Er benutzt dikaiwthentes drei mal: Röm 5,1 (gerechtfertigt durch Glauben), Römer 5,9 (gerechtfertigt durch Christi Blut), und hier (gerechtfertigt durch Gnade). Glaube, das Blut Christi und Gnade sind nicht drei unterschiedliche Grundlagen für Rechtfertigung und wenn man versteht, dass der Glaube ein Geschenk Gottes ist, dann sehen wir das Paulus hier vollkommen widerspruchsfrei ist. Jedes mal sind wir auf der Basis einer Sache gerechtfertigt, die göttlich vollkommen in ihrer Natur ist und die absolut außerhalb von irgendetwas steht, was man als menschlichen Verdienst bezeichnen könnte.


John MacArthur über 2. Kor 5,14 in einer Predigt:
Die Frage ist, wer sind "alle"? Irgendjemand würde sofort sagen: "Er starb für die Welt." Alle meint die Welt, alle Menschen die jemals lebten. Und wie ich oft betont habe, gibt es ein unbegrenztes Element im Tod Christi. Wir haben darüber geredet und ich sage gleich mehr dazu. Aber wenn er sagt, dass Einer für alle starb und der Satz hier enden würde, dann könnten wir folgern, dass er hier diesen allgemeinen Sinn meint, aber er schränkt es durch den zweiten Teil ein: "deshalb sind alle gestorben." Der eine starb für alle, deshalb sind diese alle gestorben. Jetzt folge der Logik! Wir können folgern, dass alle, für die er gestorben ist alle sind, die starben. Ist das nicht wahr? Das ist nicht sehr schwer. Die alle, für die Er starb, sagt Paulus, sind die alle, die gestorben sind.

Nun sagst du, "Ja, na und?" Ich komme gleich zum Punkt. Er sagt nicht, dass der Eine starb, weil alle tot waren. Was das bedeuten würde, wäre etwas vollkommen anderes, denn alle Sünder, die je gelebt haben sind tot in Übertretungen und Sünden, richtig? Wenn er also sagen würde, er starb für alle, weil alle tot waren, dann könnte wir sagen: "In Ordnung, die ganze Welt ist tot in Übertretungen und Sünden und er starb für sie alle." Das ist nicht, was hier gesagt wird. Was der Text hier sagt ist, dass einer für alle starb und deshalb alle gestorben sind. Er spricht nicht über einen Zustand oder eine Verfassung, sondern über ein Ereignis. Er sagt, dass Er für die alle gestorben ist, die gestorben sind, als er starb.


Was meinst du damit? Was Paulus meinst ist, dass Er für alle starb, die in Ihm gestorben sind. Das ist die einzige Möglichkeit den Text zu interpretieren. Alles andere ist exegetisch nicht vertretbar. Er starb für alle. Wer sind alle? Es sind alle, die starben. Das ist genau das, was er sagt. Er starb für alle, deshalb sind alle gestorben. Es kann nicht die gesamte menschliche Rasse sein, denn die gesamte menschliche Rasse ist nicht in Christus gestorben, richtig? Wenn die gesamte Menschheit in Christus starb, dann sind sie alle ... was? ... gerettet. Es kann also nicht die gesamte Menschheit in Christus sterben, sonst ist die gesamte Menschheit gerettet.

Er wird hier sehr genau. Er starb für alle, die deshalb gestorben sind. Was sagt Paulus? Paulus sagt...das ist es, was mich überwältigt, Ich bin überwältigt, dass Christus mich so sehr geliebt hat (V.14), dass der Eine Christus für alle starb und ich ein Teil von den allen bin, die in ihm gestorben sind. Was Paulus hier überwältigt ist, dass Christus seine Sünden am Kreuz getragen hat, als er noch ein Sünder war. Das ist das Erstaunliche für ihn. Er sagt nicht, dass Christus eine Möglichkeit der Errettung geschaffen hat und er schlau genug war, das einzulösen. Er sagt nicht, dass Christus das rausgeschleudert hat und er es aufgefangen hat und deshalb ein Teil des Guthabens an ihn geht. Er sagt, dass er davon beherrscht wird, dass, als er noch ein Sünder war, Christus für seine Sünden starb. Das ist es, was er sagt. Das ist Römer 6, oder? Paulus sagt in Römer 6, dass wir in Seinem Tod und Seiner Auferstehung vereinigt wurden.


John Owen über 2. Kor 5,14-15:
Die Auferstehung Christi wird hier mit seinem Tod verbunden; Nun, für wen auch immer Christus aufersteht, er tut es für ihre "Rechtfertigung" (Röm 4,25) und sie müssen gerechtfertigt werden (Röm 8,34). Ja, unsere Gegner haben immer bezeugt, dass die Früchte der Auferstehung Christi für die Gläubigen bezeichnet sind.
...
All die, von denen der Apostel spricht, erweisen sich als tot, weil Christus für sie starb: "Wenn einer für alle starb, dann sind alle gestorben." Von was für einem Tod ist hier die Rede? Es ist kein natürlicher, sondern geistlicher Tod; und von dem, was man darunter verstehen kann ist es nicht der Tod IN Sünde sondern Tod ZUR Sünde. Denn, -Erstens, Die größten Streiter der Arminianer, wie Vorstius und Grotius, überzeugt von der Wahrheit, geben zu, dass es sich um einen Tod zur Sünde handelt, aufgrund des Todes Christi, von dem hier die Rede ist; ...
Zweitens, Es ist aus dem Text ersichtlich: Die Intention des Apostels ist es zu beweisen, dass diejenigen, für die Christus starb tot zur Sünde sind, sodass sie sodann nicht mehr für die Sünde leben, sondern für den, der für sie gestorben ist. Er behandelt hier das gleiche Thema, welches er ausführlicher in Römer 6,5-8 behandelt, wo uns gesagt wird der Sünde tot zu sein durch das Verwachsensein mit der Gleichheit des Todes Christi. Von dort, wie auch hier, drängt Paulus sie zu einem neuen Leben. Diese Worte "Wenn Christus für alle starb, dann sind alle gestorben" betreffen deshalb den Tod zur Sünde für diejenigen, für die Christus starb...

lutz
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Beitrag von lutz »

Hallo Raphael,

John Owens Buch ist keine Detailabhandlung der Frage: "Auf welcher Basis kommt mir der Glaube?"
Diese Frage wird innerhalb der Gesamtschau ihre Beantwortung finden und so sind der Argumente viele.
Die alle hier aufzulisten ist zu umfangreich.

Mit meinen beschränkten Englischkenntnissen möchte ich aber doch auf wenigstens drei Links verweisen, die mit der Problematik zu tun haben.
Dort findet man dann wieder Stichworte, die eine weitere Recherche erleichtern.
Leider nur englisch!

http://www.ncbf.net/audio/01.13_03.02.0 ... nement.pdf

www.gomarus.wordpress.com/category/atonement/

http://www.theologymatters.blogspot.com ... inism.html

Lutz

Raphael
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Beitrag von Raphael »

Hallo,
vielen Dank für eure Beiträge. Obwohl es nicht unbedingt in unserer Evaneliumsverkündigung vorkommen muss ist mir die Lehre vom (ich nenne es am liebsten) wirksamen Sühnopfer sehr wichtig. Weil dort unser Heil fest gegründet wird. Nun mag man sagen, schon in Gottes Erwählung wird es fest gegründet, aber was nützt mir ein guter Vorsatz der mich nicht rettet?!
Weil es aber der Vorsatz Gottes ist, die Seinen zu retten, findet er auch einen Weg die auf ein festes Fundament zu setzen, nämlich den Tod Jesu, der wirklich rettet!
Andere sagen jetzt vielleicht, dass meine Gewissheit doch viel größer sein kann, wenn ich weiß, Christus ist für alle Menschen gestorben, ich bin ein Mensch, deshalb ist Christus für mich gestorben. Abgesehen davon, dass in der Bibel nicht so argumentiert wird, ist es eher Grund zu Wankelmut, wenn ich sehe: soviele für die Christus starb gehen schrecklich verloren! Woran halten diese sich im letzten fest, wenn sie auf das Opfer Christi sehen, ich bin der festen Überzeugung nicht an dieser ungewissen These, sondern am sichersten Zeugnis der Ewigkeit:

"Der Geist selbst gibt Zeugnis zusammen mit unserem Geist, daß wir Gottes Kinder sind." (Röm 8, 16)

Ist das denn ein sandiges, subjektives, gefühltes, nicht völlig von uns zu erfassendes Fundament, dessen wir uns täuschen und auf das wir kein Haus bauen könnten oder ist das Zeugnis das der heilige Geist uns gibt nicht vielmehr sicher und gewiss, auf Gottes Wort gegründet, das durch den Geist in uns wohnt. Ich bin der festen Überzeugung und ich denke, dass Wort Gottes gibt uns gute Gründe das zu glauben, dass der heilige Geist mir dies offenbart hat und das Gott selbst die Garantie ist, dass dem so ist (das Christus für mich gestorben ist und ich deshalb gerettet bin). Es wäre jetzt interessant darüber eine ausführliche Ausarbeitung zu machen. Später sicher mal. $:)

Was vor alle auch wirchtig ist, ist das wir diesen Glauben sowohl an klarer Systematik als auch an ausführlicher Exegese festmachen, dass man uns nicht vorwirft, unser Glaube beruht auf systematischen Kunststücken.
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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Raphael schreibt
An dieser Stelle mal noch eine Frage zu Kommentaren: Kennt ihr den Römerbriefkommentar von Schirrmacher und die Entschlüsselung von Hoest Stute, wenn ja, könnt ihr sie empfehlen?
Ich schließe mich der Meinung von Eugen an.Das Buch von Stute beachtet besonders die semantischen Strukturen beide zusammen sind das beste was es aktuell in deutscher Sprache gibt.
Gruß Joschie
Zuletzt geändert von Joschie am 12.01.2010 09:53, insgesamt 1-mal geändert.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Raphael
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Beitrag von Raphael »

Hallo Max,

könntest du mir die Predigt von James White über Titus 3, 7 aus der du oben zitiert hast nennen. Wo kann man sie herunterladen?

Bei der Gelegenheit: kennt jemand das Buch von George Bryson "The Dark Side of Calvinism"?
Herzliche Grüße


Raphael
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maxb
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Beitrag von maxb »

Morgen Raphael,
das ist aus keiner Predigt, sondern aus seinem Buch "The God Who Justifies"

Am günstigsten gibts das hier:
http://www.bookdepository.co.uk/book/97 ... -Justifies

Was George Bryson angeht, kenn ich sein Buch zwar nicht, aber es gibt eine Debatte von ihm mit James White:

http://www.aomin.org/catalog/product_in ... cts_id=283

http://www.youtube.com/watch?v=QDKlW9o1rnI,

http://www.youtube.com/watch?v=oEGLlZHFyIw

Raphael
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Beitrag von Raphael »

Vielen Dank Max. Ich werde mir das Buch bei nächster Verlegenheit zu Gemüte führen. Der erste von beiden youtube-links fuunktioniert nicht.
Herzliche Grüße


Raphael
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maxb
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Beitrag von maxb »

Der erste Link ist fehlerhaft, weil da ein Komma ist...
so ist er richtig:
http://www.youtube.com/watch?v=QDKlW9o1rnI

Raphael
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Beitrag von Raphael »

Was sagst du zu dem Buch von White über Rechtfertigung? Ist es lesenswert?
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maxb
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Beitrag von maxb »

Sehr schönes Buch. Wer griechisch kann, dem wird es wahrscheinlich noch mehr gefallen als mir, weil er oft auch auf die Grammatik und Wörter genauer eingeht. Sehr sorgfältige und klare Arbeit.

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