Der Jakobusbrief

Lehrfragen in Theorie und Praxis - also alles von Bibelverständnis über Heilslehre und Gemeindelehre bis Zukunftslehre

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Dirk
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Beitrag von Dirk »

lutz hat geschrieben:Hallo Dirk,

ich versuche es mal etwas anders.
Dazu verwende ich zwei ältere Beiträge von dir.
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Verfasst am: 21.11.2008 21:46 Titel: Schaffet, daß ihr selig werdet,...(Phil. 2,12)

Diese Textstelle wird in der Schlachter etwas sanft mit "verwirklicht eure Rettung,..." wiedergegeben, aber wenn ich einen Blick auf den griech. Text lege, dann scheint die Luther-Übersetzung "schaffet" (im Sinne von "arbeitet") und "selig" (im Sinne von "errettet werden"), den Nagel beser auf den Kopf zu treffen.
Aaalso, hier meine Frage: In der Regel habe ich kein Problem mit Stellen, die nach Werkegerechtigkeit aussehen (z.B. Mt. 25 und Jak. 2,13 etc.), da ich überzeugt bin, dass GOTT es ist, der alles in den Auserwählten wirken wird. Doch mit der Philipper-Stelle habe ich ein Problem, da hier die Kausalität im Sinne einer Werkegerechtigkeit "verdreht" zu sein scheint: Das Schaffen bewirkt hier offensichtich die Seligkeit. Hat jemand eine gute Erklärung für diese Stelle?
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Zu diesem Thema hast du dich nicht wieder geäußert. Wie ist die Sache hier ausgegangen?
Gehört der Philipperbrief in die Bibel und ist unfehlbares Wort Gottes?
Lehrt der Philipperbrief eine Kausalität im Sinne der Werkegerechtigkeit?

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Verfasst am: 28.11.2008 09:51 Titel: @tschilli / Nachtrag

Hallo Tschilli,
nur, dass wir uns nicht mißverstehen, ich denke auch nicht, dass wir durch unsere guten Taten gerecht werden (das wäre katholisch), sondern dass bei den Gerechten diese Dinge vorhanden sind. Doch Verse wie Mt. 7,21 , Joh. 15,10 und auch Gal. 5,19-21 sind auch eine Tatsache der Schrift, die man irgendwie mit der "Errettung aus Gnade" in Übereinstimmung bringen muss. Wenn Du meinst ich liege falsch, dann sage mir bitte Deine Sicht. Ich bin stets bereit dazuzulernen.

Liebe Grüße,
Dirk
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Hast du die Verse Mt. 7, 21; Joh. 15, 10 und auch Gal. 5, 19 – 21 mit der „Errettung aus Gnade“ in Übereinstimmung bringen können?
Wenn ja, nach welchen Prinzipien?
Wenn nein, gehören dann das Matthäusevangelium, Johannesevangelium und Galaterbrief nicht mehr in die Bibel?

Lutz
Lieber Lutz,
mit der Philipperstelle habe ich mich nicht weiter beschäftigt. Viele andere Stellen passen sehr gut in das Schema "Glaube hat Werke".
Gal. 5,19-21 betrifft die, die in voller Übereinstimmung mit ihrem "inneren Menschen" sündigen, also Christus nicht in ihnen wohnt (sonst hätten sie keine innere Übereinstimmung). Sie verlieren nicht ihr Heil, weil sie gem. 5,19-21 sündigen, sondern weil sie erst gar nicht errettet sind.
Zu Mt. 7,21 passt auch Römer 2,13. Hier wird Gesetz gepredigt, um zu Jesus zu treiben.
Der Jakobusbrief aber ist anders, da er die Errettung aus Glauben allein direkt thematisiert und angreift. Das kommt sonst nirgendwo vor.
Es gibt Leute, die sich mangels eigenen Gewichtes überall beschweren müssen.

Ralf_Wtal
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Glauben

Beitrag von Ralf_Wtal »

Hallo Enrico,


Es geht um das extra nos (außerhalb von uns) der Reformatoren.

Das Wort kommt von außen an uns heran. Es ist das Werk Christi, daß wir überhaupt Glauben haben. Ich habe keinen Besitzanspruch am Glauben, er ist Gnadengeschenk. Also rühme ich den Geber des Glaubens und nicht den Gläubigen. Nicht der Glaube an Jesus Christus rechtfertigt, sondern der Glaube Jesu Christi rechtfertigt. (Röm. 3,26 - wieder der Genitiv) In Heb. 11 werde nicht die Gläubigen gerühmt, sondern das Werk des Glaubens und das was er bewirkt.

Ich erteile denen eine klare Absage, die Glauben als Leistung des Menschen zulassen.

Auf Dein Zitat aus Joh. 14,21 antworte ich mit dem Heidelberger:

Frage 1 ... Darum macht er mich auch durch seinen Heiligen Geist des ewigen Lebens gewiß, und von Herzen willig und bereit, ihm forthin zu leben.

Ich kann aus eigener Erfahrung nur sagen, wenn der Vater die Söhne nicht züchtigen würde (Heb.12), würden wir alle in die Irre gehen und wären faule Socken. So rühme ich Gott, der mich in seinen Geboten wandeln läßt und nicht mich selber.

Liebe Grüße
Ralf
Dum spiro, disco (Solange ich atme, lerne ich)

lutz
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Beitrag von lutz »

Lieber Dirk,

du hast über Gal. 5, 19 – 21 nachgedacht – aber nicht ausschließlich anhand dieser Verse, denn da steht: „wer derartiges verübt“ (V. 21). Dort steht nichts davon, dass sie nie errettet waren. Es steht einfach da, welche Werke vom Reiche Gottes ausschließen.
Bei Mt. 7, 21 steht nichts vom Treiben zu Christus. Dort steht einfach da, wer den Willen meines himmlischen Vaters tut, wird in das Himmelreich eingehen im Kontrast zum bloßen verbalen Bekenntnis „Herr“.
Von „allein aus Glauben“ steht in beiden Fällen nichts. Ich kann sagen in beiden Stellen steht nichts anderes als: „Allein die Werke so oder so!“
Diesen Befund bekommst du nicht wegdiskutiert – mit keiner Zusatzstelle!

Jetzt steht im Jakobusbrief „rechtfertigen“, „nicht aus Glaube allein“ …
Das ist genau so eine Tatsache.
So wenig wie ich jetzt behaupten kann, dass obige Stellen ein Heilsverständnis lehren, das auf eigenen Werken basiert, so wenig darf ich behaupten, Jakobus lehre hier einen Synergismus zum Heil.

Mit der Philipperstelle bist du soweit, dass du eine Wortanalyse vorgenommen hast.
Eines kannst du schon mit Sicherheit erwarten: einen Synergismus zum Heil wirst du nicht finden. Wenn du jetzt bei „errettet werden“ genau so vorgehst wie im Falle „rechtfertigen“ im Jakobusbrief: Wie lange wird es dauern, bis du auch hier der Ansicht bist: Ja, Paulus lehrt hier einen Synergismus zum Heil und letztlich kann dann dieser Brief nicht kanonisch sein.
Ich zweifle nicht daran, dass es eine Menge Leute gibt, die dich da unterstützen würden.
Wenn du das so handhabst, dann gewinnst du letztlich eine Menge wackliger Vermutungen und stehst in Gefahr alles zu verlieren, was du an sicheren Überzeugungen zu besitzen meinst.

Du hast in deinen Beiträgen mal von Dingen gesprochen, an denen man sich tröstet.
Ich möchte dir sagen, in welcher Weise ich mich tröste:
Das Wort Gottes beweist sich in untrennbarer Einheit mit dem Geist Gottes selbst. Ich beweise hier diesbezüglich gar nichts, denn ich bin nicht Gott und diese Amtsanmaßung lehne ich ab.
Das Wort Gottes erweist sich als das was ist, obwohl ich zu keinem Zeitpunkt bei der Abfassung dabei gewesen bin. Trotzdem vermute ich nicht bloß, sondern sage weiterhin, die Absicht des Jakobusbriefes ist diese:
„Erachtet es für lauter Freude meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen (d. h. Prüfungen, Anfechtungen) geratet; ihr erkennt ja, dass die Bewährung eures Glaubens standhaftes Ausharren (oder: Geduld) bewirkt. Das standhafte Ausharren muss aber zu voller Betätigung führen, damit ihr vollkommen und tadellos seid und sich in keiner Beziehung ein Mangel an euch zeigt.“ (Jakobus 1, 2 – 4)

Lutz

Dirk
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Beitrag von Dirk »

Lutz, Du hast geschrieben:
"so wenig darf ich behaupten, Jakobus lehre hier einen Synergismus zum Heil. "
Im Vers 2,22 steht aber genau das, ob Du das jetzt wahr haben willst, oder nicht. dort steht, daß der Glaube ZUSAMMEN (=SYN) mit den Werken wirksam war (SYNERGISMUS). Und dieser Glaube ist (erst) durch die Werke vollkommen geworden. Und es schließt sich der Vers 23 an, der beschreibt, wie Abraham vor Gott gerecht wurde. Der Synergismus zum Heil ist hier ein Gedankengang.
Tja, somit ist Deine Behauptung widerlegt.
Es gibt Leute, die sich mangels eigenen Gewichtes überall beschweren müssen.

lutz
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Beitrag von lutz »

Dirk,
habe es zur Kenntnis genommen und werde mal schauen wie du die Sache mit der Philipperbriefstelle in ihrer Einheit von "Schaffen" und "Erettet werden" lösen wirst.
Widerlegt hast du gar nichts, du bist einfach bei deiner Position geblieben.

Lutz

Dirk
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Beitrag von Dirk »

So, ich habe nun meine Gedanken zum Jakobusbrief hier:
http://www.way2god.net/Jakobusbrief.pdf
zusammengefasst.
Es gibt Leute, die sich mangels eigenen Gewichtes überall beschweren müssen.

lutz
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Beitrag von lutz »

Hallo Dirk,
so wie ich es sehe, nimmst du hier irgendeinen Kommentar aufs Korn.
Ich bleibe dann doch lieber bei deinen konkreten Ausführungen und "Widerlegungen" hier.
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Dirk: „daß der Glaube ZUSAMMEN (=SYN) mit den Werken wirksam war (SYNERGISMUS). Und dieser Glaube ist (erst) durch die Werke vollkommen geworden. Und es schließt sich der Vers 23 an,“
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Das ist Fakt (sofern nicht an ein abgetrenntes Nebeneinander gedacht wird) und die Frage ist: Wie passt es zusammen?
Diejenigen, die lebendig sind weisen in Anfechtung Beides auf (Glaube und Werke). Beides ist gleichzeitig vorhanden und nichts Passives, sondern aktiv – also wirkend.
In dem Sinne ist der Glaube nicht allein.
Solche Werke sind nicht im Widerspruch zum Glauben (s. a. Belehrung Jak. 2, 4. 5). So sind die Gläubigen vollkommen und tadellos und zeigen keinerlei Mangel (Jak. 1, 4). In dem Sinne gibt es keine Probleme, wenn von einem Zusammenwirken oder vollkommenen oder vollständigen Glauben gesprochen wird.

Auch Jakobus weist darauf hin, dass Abraham vorher gerechtfertigt (im Sinne der Zurechnung) war (Jak. 2, 23).
Was dieses „dass so erst das Schriftwort sich erfüllt hat“ bedeutet und was nicht, darauf ist Max eingegangen.
Ich erinnere auch an Hebräer 11, 17 - 19: „Durch Glauben hat Abraham, als er versucht wurde, den Isaak zur Opferung dargebracht; … er bedachte eben, dass Gott die Macht habe, auch aus den Toten zu erwecken; daher hat er ihn auch als Gleichnis (oder: Sinnbild) zurückerhalten.“
Was Abraham bedachte ist solange nur Gott selbst zugänglich, solange es nicht sichtbar wird.
Das Handeln Abrahams (sichtbar, zeigbar) dient also als Beispiel für die Absicht des Briefes.
Ein dem Glauben konformer Lebenswandel macht also die „vorher geschehene Rechtfertigung vor Gott“ sichtbar im Leben.
Und diese Einheit von Glaube und Werke der „Lebendigen“ (gemäß Jak. 1, 18) ist keine Option oder Wahlmöglichkeit vonseiten des Menschen, sondern die Werke folgen mit Sicherheit.

Das ist auch kein fremder Gedanke für Paulus, der sich sogar im Galaterbrief findet. Wir wissen dass dies gerade der Brief ist, der sich gegen eine falsche Auffassung des Evangeliums richtet.
„Denn in Christus Jesus hat weder die Beschneidung noch das Unbeschnittensein irgendwelche Bedeutung, sondern nur der Glaube, der sich durch Liebe betätigt.“ (Gal. 5, 6)
Welcher Glaube ist von Bedeutung?
„und alle, die nach dieser Richtschnur wandeln werden: - über die komme Friede und (göttliches) Erbarmen, nämlich (oder: das heißt) über das Israel Gottes!“ (Gal. 6, 16)
Über wen komme Frieden und Erbarmen?

Und so lehrt der Jakobusbrief in völliger Übereinstimmung mit Paulus, dem Hebräerbrief, Mose … und ein Synergismus zum Heil ist nicht belegbar.
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Dirk: „Und es schließt sich der Vers 23 an, der beschreibt, wie Abraham vor Gott gerecht wurde. Der Synergismus zum Heil ist hier ein Gedankengang“
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Es steht nicht da, dass Abraham so „vor Gott“ gerecht wurde. Jakobus 2, 23 lehrt eindeutig, „Abraham glaubte aber Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet“.
Und was diesen Teil angeht, habe ich bis jetzt nichts Anderes von dir gelesen, als das "Wörterbuchargument".

Lutz

PS.: Wenn es noch zu Irgendetwas nützlich sein sollte, dann kann ich dir auch den entsprechenden Calvin-Kommentar reinstellen.

maxb
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Beitrag von maxb »

Für alle die englisch sprechen empfehle ich folgende Predigt:
http://www.youtube.com/watch?v=UuAjGq0gJb4&feature=sub

Ralf_Wtal
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Frömmigkeitsgefühl

Beitrag von Ralf_Wtal »

Hallo Lutz, Hallo Max,

(Jak. 2,22): Du siehst, daß der Glaube zu seinen Werken mitwirkte und daß der Glaube durch die Werke vollendet wurde.

Der Glaube wirkt, ist aktiv. Nicht ! : (ein passiver) Glaube wirkt (mit aktiven) Werken zusammen.
Jakobus redet von einem wirkenden Glauben, nicht von einem inneren (anthropozentrischen) Glauben, der sich von innen nach aussen durch Werke (besser: fromme Eitelkeit) beweisen möchte.

Ich hole etwas aus und komme über Karl Barth zu William McDonald und den von Dirk kritisierten Kommentar dieses bekannten Autors zum Jakobusbrief.

(Karl Barth §17 KD I/2)
„Religion ist Unglaube. Sie ist die Angelegenheit des – gerade in seiner Religiösität – gottlosen Menschen, denn sie sucht Rechtfertigung und Heiligung als eigenes Werk und mißachtet dabei Gottes Tat der Selbstoffenbarung und Versöhnung in seinem Wort. Der Mensch will sich selber rechtfertigen und heiligen. Er nimmt Gottes souveränes Wirken nicht ernst und für sich an.“

Das ist Aufbegehren gegen Gott und noch kein Synergismus.Wir sprechen von Synergismus, wenn der Mensch den Anspruch erhebt, Mensch und Gott wirke zum Heil zusammen.

Karl Barth betont das völlige Angewiesensein auf die erwählende und neuschaffende Gnade. Sie allein erzeugt auch den Anknüpfungspunkt, den es von Natur aus im Wesen des Sünders nicht gibt: „ der Heilige Geist, der vom Vater und vom Sohn ausgeht und also von Gott geoffenbart und geglaubt ist, bedarf keines Anknüpfungspunktes als dessen, den er selber setzt“

In der Frage der Absolutheit der Heilsoffenbarung ist die biblische Botschaft auf seiner Seite.


Ganz anders William McDonald, dem ich im folgenden Synergismus nachweisen werde.


Der Glaube ist eine Reaktion auf Gottes Gnade. Durch den Glauben nehmen wir das Geschenk an. Glaube ist das in uns, was annimmt, was Gott für uns getan hat.

Hier ist nicht mehr von einem Anknüpfungspunkt die Rede, die der Geist Gottes setzt .

Nach Hes. 36 muss Gott zuerst das steinerne Herz ersetzen. Statt die anthropozentrische Sichtweise zu überwinden und DEN Glauben von außen (extra nos) auf uns wirken zu lassen, wird die Reaktion eines Menschen, von dem die Bibel sagt, er sei tot in Übertretung und Sünden, abgefragt. Wer wissen möchte, wie Tote reagieren, sollte doch mal einen Totenbestatter befragen.

Es kommt noch schlimmer:

Und wir werden durch Werke gerechtfertigt (Jak. 2,24). Werke sind der äußere Beweis der Echtheit unseres Glaubens. Sie drücken nach außen aus, was sonst unsichtbar bliebe.

Es scheint mir, als wolle William McDonald einem pietistischen Subjektivismus das Wort reden, der Gott als Gefilde des menschlichen Innenlebens zu horten glaubt und landet doch in der katholischen Mystik. Die eigenen Werke werden zwar brav als nicht heilsrelevant deklariert, aber der innere Glaube (oder besser: das Frömmigkeitsgefühl) bleibt doch im Synergismus verhaftet, um dann wiederum mit Werken verknüpft zu werden. Das Umdrehen der Kausalitätskette ändert daran nichts.

Überall, wo das Frömmigkeitsgefühl gepredigt wird, blüht die fromme Vermessenheit. Auch wo die Liebelei zur arminianisch ausgerichteten Brüderbewegung mit dem Mäntelchen des Calvinismus umgeben ist. Das ist auch eine Form von Synkretismus. Was beweist es schon, wenn jemand trotzdem in einer durch die Hintertür wieder eingeführten Werksgerechtigkeit verhaftet bleibt.

Philipper 2, 13 -Bewirket Eure Heil mit Furcht und Zittern; denn Gott ist es, der wirkt ...

Im griechischen Text steht herabwirken(kat ärgasomae). Will sagen, daß wir mit der Autorität von oben wirken sollen. Ganz im Sinne von Joh. 15,5.
Wir haben keine Macht, irgendetwas zu tun. Nach Römer 12,2 muß unsere Denksinn erneuert werden. Wer in Christus gestorben ist, soll sich auch für gestorben halten. Tote wirken nicht mehr. Gal. 2,20 wird oft zitiert, William McDonald hat das jedenfalls nicht verstanden. Wir finden nichts in uns selber, was für das Heil brauchbar wäre. Wir haben alles in Christus, den Glauben und die damit zusammenwirkenden Heilswerke. Weg vom anthropozentrischen Denken, hin zum christozentrisch-pneumatischen Denken ...

So haben es die Reformatoren gelehrt. Das Heil liegt nicht in uns. Was wir im Fleische leben, leben wir aus Gnaden und in Dankbarkeit gegen Gottes Handeln. In Christus ist uns ein vollkommenes Heil gegeben und das fordert uns aufs schärfste heraus, uns selbst zu verleugnen. Wer seine inneren Glauben durch äußere Werke (besser: eitle Frömmigkeit) ergänzt, bezeugt damit jedenfalls alles andere, als den geoffenbarten Glauben; und leugnet, daß es allenfalls Werk Christi ist, wenn wir an ihm im Glauben festhalten.

1.Tim. 4,1 „Der Geist aber sagt ausdrücklich, daß in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen werden, ...

Vom inneren Glauben wird der Mensch nicht abfallen, er wird immer an sich selber und seine Eitelkeit glauben, aber das Wort des Glaubens (Vers 6), das von außen (extra nos) auf ihn zukommt, wird er zurückweisen und genau das ist Abfall von dem Glauben, den die Apostel gelehrt haben.

Aber was redet William McDonald dem zu, der für sich selber eine subjektive Glaubensfähigkeit proklamiert:

Werke sind der äußere Beweis der Echtheit unseres Glaubens. Sie drücken nach außen aus, was sonst unsichtbar bliebe.

Aus von außen (extra nos) wird von innen (intra nos) nach außen

Schlimmer können die Blüten der frommen Eitelkeit des in sich selbst verdrehten Menschen nicht spriessen.

Viele Grüße
Ralf
Dum spiro, disco (Solange ich atme, lerne ich)

lutz
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Beitrag von lutz »

Da wir hier nun immer wieder damit konfrontiert werden, wie die Reformatoren "was" gesehen haben,
werde ich jetzt drei Beiträge posten, die uns Einblick geben sollen in die Sichtweise der Reformatoren zum Thema Jakobusbrief.

Ich beginne mit dem Reformator, der eingangs dieses Themas mit bestimmten Auffassungen in Verbindung gebracht wird.
Lesen wir aus den Vorlesungen zum Römerbrief, was er 1515/1516 in Beziehung zum Jakobusbrief sagt.
Dann wird sich ein Zitat von Calvin aus der Einleitung zum Jakobusbrief anschließen und schließlich die Auslegung einiger Verse dazu.

Ich bitte also um Nachsicht, wenn der Text jetzt sehr, sehr lang sein wird - aber ich weiß nicht wie wir hier anders vorgehen sollten.

Lutz

__________________________________________________
Martin Luther.
Vorlesung über den Römerbrief 1515/1516.
1935
Chr. Kaiser Verlag München.

„(Und alle Welt sei Gott) unterworfen. 3, 19.
… Man kann fragen: Wie kann ohne des Gesetzes Werke die Rechtfertigung erfolgen und wie kann es sein, dass aus den Gesetzeswerken keine Rechtfertigung erwächst, obwohl doch Jakobus (2, 23 – 25) mit klaren Worten sagt: „Der Glaube ohne Werke ist tot“ und: „Der Mensch wird aus den Werken gerechtfertigt“, wobei er das Vorbild Abrahams und Rahabs anführt? Desgleichen Paulus selbst Gal. 5, 6: „Der Glaube, der durch die Liebe tätig ist“, und oben Rm. 2, 13: „Die Täter des Gesetzes sind gerecht bei Gott.“

Antwort: Der Apostel unterscheidet wie zwischen Gesetz und Glauben, Buchstabe und Gnade, so auch zwischen ihren Werken. Gesetzeswerke nennt er, die ohne Glauben und Gnade geschehen, aus dem Gesetz heraus, das durch die Angst dazu treibt oder durch lockende Aussicht auf irdischen Lohn. Werke des Glaubens aber nennt er, die aus dem Geist der Freiheit heraus, allein aus Liebe zu Gott geschehen. Sie können nur von denen getan werden, die durch den Glauben gerechtfertigt sind. Zu dieser Rechtfertigung aber tragen die Gesetzeswerke in keiner Weise bei, vielmehr bilden sie ein großes Hindernis, weil sie den Menschen davon zurückhalten, dass er sich für ungerecht und der Rechtfertigung für bedürftig halte.
… -, so wird auch der Gerechte nicht gerecht aus dem Gesetze, eben durch diese Werke des Gesetzes, vielmehr ohne diese Werke durch etwas ganz anderes, nämlich durch den Glauben an Christus. Dadurch wird er gerechtfertigt …, dass er gerecht sei, um Werke der Gerechtigkeit zu vollbringen, …
Es kann vorkommen, dass der aus dem Gesetz und Buchstaben Gerechte schönere und gleißendere Werke tut als der aus Gnaden Gerechte. Aber dennoch ist er nicht deswegen gerecht, sondern wird nur noch viel stärker daran gehindert, zur Gerechtigkeit und zu Werken der Gnade zu gelangen.
Ein anderer Vergleich: Der Affe kann geschickt menschliche Werke nachahmen, aber deswegen ist er noch kein Mensch. Würde er Mensch, dann würde er es zweifellos nicht kraft solcher Werke, mit denen er den Menschen nachgeäfft hat, sondern durch eine andere Kraft, nämlich Gottes. Mensch geworden aber würde er in durchaus richtiger Weise Menschenwerke vollbringen.

Also: Wenn Jakobus und der Apostel sagen, der Mensch werde aus den Werken gerechtfertigt, dann streiten sie gegen das falsche Verständnis derer, die meinten, es genüge ein Glaube ohne seine Werke, obwohl der Apostel nicht sagt, dass der Glaube ohne die ihm eigenen Werke ist (denn dann wäre es kein Glaube mehr, da „die Tätigkeit der notwendige Ausdruck einer vorhandenen Form ist“, wie die Philosophen sagen), sondern dass er ohne des Gesetzes Werke rechtfertige. Die Rechtfertigung erfordert also nicht die Werke des Gesetzes, sondern den lebendigen Glauben, der seine Werke wirkt, Gal. 5, 6.
Aber wenn nun der Glaube mit seinen Werken, doch ohne des Gesetzes Werke rechtfertigt, warum werden dann die Ketzer als solche betrachtet, die außerhalb der Rechtfertigung stehen, obwohl sie doch glauben und eben aus einem solchen Glauben heraus große, ja fast noch größere Werke zustande bringen als die übrigen Gläubigen? Ja auch alle stolzen, geistlichen Menschen in der Kirche, die sich großer und zahlreicher Werke rühmen können, die durchaus aus dem Glauben hervorgehen: sie sollen trotzdem ungerecht sein? Also ist allem Anscheine nach doch noch etwas anderes zur Rechtfertigung erforderlich als der Glaube an Christus mit seinen Werken?
Darauf antwortet jenes Wort des Jakobus (2, 10) in Kürze: „Wer an einem sündigt, der ist´ s ganz schuldig.“ Denn der Glaube besteht in etwas Unteilbarem. Entweder ist er in seiner Ganzheit da und umfasst glaubend alles, was man glauben muss, oder er ist überhaupt nicht da, wenn nur eines nicht geglaubt wird. Darum vergleicht ihn der Herr einer Perle, einem Senfkorn, Matth. 13, 45 f., 31 f. (Denn „Christus ist nicht in Stück zerteilet“, 1. Kor. 1, 13. Also wird er in einem Punkte entweder ganz geleugnet oder ganz bejaht. Er kann nicht gleichzeitig in einem Wort geleugnet und in einem andern bekannt werden.) Die Ketzer aber wählen sich aus dem Schatze des Glaubens immer eines oder mehreres heraus, setzen ihre eigene Meinung dagegen, hochmütig wie sie sind, gleich als seien sie klüger als alle anderen. Damit glauben sie gar nichts mehr von dem, was Gegenstand des Glaubens ist, und gehen ohne Glauben, ohne Gehorsam gegen Gott trotz ihrer großen Werke, die den echten täuschend ähnlich sind, zugrunde, nicht anders als die Juden, die ja auch viel von dem glauben, was in rechter Weise auch die Kirche glaubt, aber einem einzigen Punkte halten sie die Meinung ihres stolzen Herzens entgegen: Christus. …

Ihrer aller Werke also sind Gesetzeswerke, nicht Werke des Glaubens oder der Gnade, ja sie widerstreben sogar dem Glauben und streiten wider ihn. Darum kann nicht nur die Rechtfertigung, nein sie muss vielmehr ohne solche Gesetzeswerke geschehen, und diese müssen, um mit dem Apostel zu reden, gleichsam als Kot geachtet werden um Christi willen, Phil. 3, 8.“ (S. 135 ff.)

lutz
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Beitrag von lutz »

Johannes Calvins Auslegung der Heiligen Schrift in deutscher Übersetzung.
14. Band.
Ebräerbrief und katholische Briefe.
Verlag der Buchhandlung des Erziehungsvereins; Neukirchen; Kreis Moers.
(Der Jakobusbrief wurde übersetzt von Superintendent J. Winkelmann in Hohenlimburg-Elsen – Westfalen.)

Der Jakobusbrief

Einleitung:

„Dieser Brief ist einst bei vielen Gemeinden nicht ohne Widerspruch in die Sammlung der für den Gottesdienst bestimmten Schriften aufgenommen worden. Das wissen wir durch das Zeugnis des Hieronymus und Eusebius. Auch heute ist der Widerspruch gegen das kanonische Ansehen des Jakobusbriefes keineswegs verstummt. Ich meinerseits finde jedoch keinen ausreichenden Grund, ihn abzulehnen, und nehme ihn voller Zustimmung auf. Denn den Anschein, als würde im zweiten Kapitel die Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade erschüttert, werden wir seines Ortes leicht zerstreuen. Wenn man weiter Anlass zu dem Verdacht zu haben glaubt, Jakobus hebe denn doch die Gnade Christi zu wenig hervor, als dass man ihm apostolischen Charakter beilegen könne, so ist doch gewiss nicht von allen biblischen Schriftstellern zu fordern, dass ihre Lehre genau die gleichen Gegenstände behandle. Welch ein Unterschied ist zwischen dem Psalter und den Sprüchen! Haben diese Augenmerk gerichtet mehr auf die äußere Bildung des Menschen und die Vermittlung politischer Weisheit, so redet jener offenbar fortwährend über den geistlichen Gottesdienst und Gewissensfrieden, über Gottes Barmherzigkeit und die Verheißung des Heils allein aus Gnade. Aber aus dieser Verschiedenheit folgt nicht, dass die Billigung der einen Schrift die Verwerfung der anderen bedeuten müsste. Ja, auch unter den Evangelisten selbst herrscht ein derartiger Unterschied in der Darstellung des Heilandes, dass die drei ersten im Vergleich mit Johannes kaum hie und da einen Strahl haben von dem Vollglanz der Herrlichkeit, der dort so hell zu Geltung kommt – und dennoch halten wir alle vier Evangelien mit gleicher Freude fest. Mir genügt es deshalb zur Anerkennung des Briefes vollkommen, dass er nichts eines Apostels Unwürdiges enthält: ist er doch gesättigt von mannigfaltigem Lehrstoff, dessen Bedeutung für alle Seiten des Christenlebens klar zutage liegt. Denn hier finden wir vortreffliche Sentenzen über Geduld und Gebet, über die Wirksamkeit und Frucht der himmlischen Lehre, über Demut, heilige Prüfungen, die Zügelung der Zunge, Friedfertigkeit, Unterjochung der Lüste, Verachtung des gegenwärtigen Lebens und dergleichen – an ihrem Ort werden wir jede im Einzelnen untersuchen. …“
Zuletzt geändert von lutz am 03.10.2009 14:57, insgesamt 1-mal geändert.

lutz
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Beitrag von lutz »

Johannes Calvins Auslegung der Heiligen Schrift in deutscher Übersetzung.
14. Band.
Ebräerbrief und katholische Briefe.
Verlag der Buchhandlung des Erziehungsvereins; Neukirchen; Kreis Moers.
(Der Jakobusbrief wurde übersetzt von Superintendent J. Winkelmann in Hohenlimburg-Elsen – Westfalen.)

Der Jakobusbrief

Jakobus 2, 20 – 25

„V. 20. Willst du aber erkennen usw.
Hier muss man die Fragestellung fest im Auge behalten. Hier ist nämlich nicht eine Auseinandersetzung über die Ursache der Rechtfertigung, sondern nur darüber, was das Erkennen des Glaubens ohne begleitende Werke vermöge, und wie es zu werten sei. Die handeln also verkehrt, die sich darauf steifen, dass dieses Wort die Rechtfertigung aus den Werken belege: nichts derart hat Jakobus im Auge. Seine Beweisgründe sind nur darauf angelegt, dass kein Glaube – höchstens aber ein toter – ohne Werke ist. Niemand und nirgendwo wird das rechte Verständnis und Urteil über einen Abschnitt möglich sein, wenn man sich nicht die eigentliche Absicht des Schriftstellers klarmacht.

V. 21. Ist nicht Abraham durch die Werke gerecht geworden?
Oberflächliche Erklärer greifen das Wort „gerecht werden“ hier auf und machen dann einen Siegeslärm, es sei hier die Gerechtigkeit in die Werke gelegt – und doch muss eine gesunde Auslegung aus dem ganzen Zusammenhang gesucht werden. Wir haben schon gesagt, dass Jakobus hier gar nicht davon handelt, woher und auf welche Weise die Menschen Gerechtigkeit erlangen – und das ist doch jedermann ganz klar – sondern dass er nur die ständige Verbindung der guten Werke mit dem Glauben im Auge hat. Wenn er also bekennt, dass Abraham durch Werke gerecht geworden sei, so spricht er vom Beweis der Gerechtigkeit. Wer daher den Jakobus dem Paulus entgegensetzt, der benutzt den Doppelsinn des Wortes Rechtfertigung zu grundlosem Geschwätz. Denn wenn Paulus die Rechtfertigung aus dem Glauben lehrt, so bezeichnet er damit nichts anderes, als dass wir dahin kommen, vor Gott gerecht geachtet zu werden. Jakobus aber hat etwas gänzlich anderes im Auge: nämlich dass der, welcher sich als gläubig bekennt, seines Glaubens Wahrheit durch Werke beweisen möge. Sicherlich hat Jakobus hier nicht lehren wollen, wo die Heilsgewissheit ihren Ruhepunkt suchen muss, was doch das einzige Interesse des Paulus in der Rechtfertigungslehre ist. Um also nicht in den Widerspruch zu verfallen, der jene oberflächlichen Leute täuscht, muss man sich den zwiefachen Sinn für das Wort Rechtfertigung merken, dass sie für Paulus besteht in der geschenkweisen Zuerkennung der Gerechtigkeit vor Gottes Richterstuhl, für Jakobus aber in dem Erweis der Gerechtigkeit aus ihren Wirkungen, und zwar für das Urteil der Menschen, wie man aus den vorhergehenden Worten schließen kann: zeige mir deinen Glauben usw. In diesem Sinne gestehen wir, dass der Mensch ohne Zweifel aus den Werken gerechtfertigt werde, derart, wie man etwa von einem Menschen sagt, er sei durch den Kauf eines großen und wertvollen Landguts reich geworden, weil seine vorher im verschlossenen Schrein verborgenen Reichtümer nun bekannt wurden.
Wenn Jakobus nun sagt, dass der Glaube mitgewirkt hat an seinen Werken und aus jenen vollkommen geworden sei, so zeigt er von neuem, dass hier nicht die Ursache unseres Heils den Gegenstand der Frage bildet, sondern dies: ob Werke notwendigerweise den Glauben begleiten. Denn in diesem Sinne heißt es ja, er habe mitgewirkt an den Werken, weil er eben nicht müßig war. Aus den Werken vollkommen geworden, heißt er nicht daher, dass er von dorther seine Vollkommenheit empfinge, sondern deshalb, weil er von daher den Beweis seiner Wahrheit erhält. Denn die faule Unterscheidung eines ausgebildeten und unausgebildeten Glaubens, die sophistischer weise aus dieser Stelle abgeleitet wird, bedarf keiner langen Widerlegung. Ausgebildet und fertig war Abrahams Glaube vor der Opferung seines Sohnes. Die war nicht nötig als letzte Hand, weil ja doch noch viele Ereignisse darauf gefolgt sind, in denen Abraham seines Glaubens Wachstum gezeigt hat. Also war dieses Werk weder die Vollendung seines Glaubens noch auch die erste Ausbildung seines Glaubens. Jakobus will lediglich sagen, dass Abrahams gesunde, innere Stellung völlig klar ersichtlich wurde, weil er jene vorzügliche Frucht seines Gehorsams hervorbrachte.

V. 23. Und ist die Schrift erfüllet usw.
Wer mit dem Zeugnis des Jakobus beweisen will, dass Abrahams Werke zur Gerechtigkeit angerechnet sind, der muss notwendigerweise gestehen, dass die Schrift von ihm bös verdreht werde. Denn wie sehr man sich auch drehe, kann man doch niemals machen, dass die Wirkung eher sei als die Ursache. Angezogen wird 1. Mose 15, 6. Die Anrechnung zur Gerechtigkeit, der dort gedacht wird, ging um mehr als 30 Jahre jenem Werke, durch das man ihn gerechtfertigt sein lässt, voraus. Wenn 15 Jahre vor Isaaks Geburt der Glaube dem Abraham zur Gerechtigkeit angerechnet worden war, so kann diese Anrechnung sicherlich nicht erst durch Isaaks Opferung geschehen sein. In einen unlöslichen Knoten dürften sich die Ausleger verstricken, die Abrahams Gerechtigkeit vor Gott zugerechnet sein lassen infolge der Opferung seines Sohnes Isaak, der noch nicht geboren war, als der heilige Geist schon verkündete, Abraham sei gerecht. Notwendigerweise bleibt nur über, dass wir irgendetwas Späteres gemeint sein lassen. Auf welche Weise soll denn die Erfüllung nach Jakobus stattfinden? Er will ja eben zeigen, welcherart jener Glaube gewesen ist, der den Abraham gerechtfertigt hat, nicht ein müßiger und eitler, sondern ein solcher, der ihn Gott gehorsam machte, wie er auch Ebr. 11, 8 aufgefasst wird. Die gleich hinzugefügte, aus unserem Satz abgeleitete Folgerung hat ebenfalls keinen anderen Sinn (V. 24): der Mensch wird nicht durch den bloßen Glauben gerechtfertigt, d. h. durch eine nackte und leere Kenntnis Gottes. Gerechtfertigt wird er durch Werke, d. h. aus den Früchten wird seine Gerechtigkeit erkannt und als gültig erwiesen.

V. 25. Desselbigen gleichen die Hure Rahab usw.
Wer so Ungleiches zusammenkoppelt, scheint töricht zu handeln. Warum hat Jakobus denn nicht aus der großen Zahl der viel ansehnlicheren Väter einige ausgewählt, um sie Abraham hinzuzugesellen? Warum zog er ihnen allen die Hure vor? Wohlbedachterweise hat er zwei so unterschiedliche Personen miteinander verbunden, um den Beweis desto schlagender zu machen, dass kein einziger, welcher Lage, welchem Volke oder Stande er angehören mochte, jemals ohne gute Werke zu den Gerechten oder Gläubigen gezählt worden sei. Er hat den vor allen andern ausgezeichneten Erzvater genannt; nun fasst er unter dem Beispiel der Hure alle zusammen, die der Gottesgemeinde fern standen und ihr nun einverleibt werden. Also: wer immer als gerecht beurteilt werden will – wenn auch nur, um unter den Letzten noch ein Plätzchen zu finden – der muss mit guten Werken sich als gerecht erweisen. Die spitzfindigen Rechthaber wollen aus der Tatsache, dass Jakobus nach seiner Weise die Rahab aus Werken gerechtfertigt nennt, den Schluss ziehen, dass man durch Verdienst der Werke Gerechtigkeit erlange. Wir behaupten dagegen, dass hier überhaupt über den Weg, auf dem man Gerechtigkeit erlangt, gar nicht verhandelt werde. Wir gestehen wohl zu, dass in der Tat zur Gerechtigkeit gute Werke verlangt werden; aber wir sprechen ihnen die Kraft ab, Gerechtigkeit zu bringen, weil sie doch vor Gottes Urteil nicht bestehen können.“

Ralf_Wtal
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Zitate

Beitrag von Ralf_Wtal »

Hallo Lutz,

Viele Zitate zieren einen Menschen oder werden hier Zitate gebraucht, weil da jemand selber nichts mehr zu sagen hat?

Der Heidelberger Katechismus, ein bedeutendes Schriftzeugnis der Reformation bezeugt:

Der Heilige Geist wirkt den Glauben.

Die Dankbarkeit gegenüber dem Handeln Gottes ist das große Thema dieses Katechismus. Von einem Glauben, der sich als inneres Gefühl oder als ein Fürwahrhalten bezeugt, lese ich dort nichts.

Der Heilige Geist führt uns dahin, daß wir immer mehr Vertrauen und Zutrauen zum Wort gewinnen und uns selber loslassen.
Da dieser Glaube lebendig ist (die Werke, die Christus an uns, in uns und durch uns tut) und sich auf die Heilswerke Christi gründet, werden wir Teil dieser Heilswerke. Wir sind ja Werk Christi, also ist unser Wirken nicht aus uns selber, sondern Beweis dafür, daß der Glaube lebendig ist.
Wir sind Zeugnis eines lebendigen Glaubens. Wir sind Brief Christi ( 2. Kor.3,3)
Das Mißverständnis liegt darin, daß wir nicht Knechte sein wollen und somit das Werk eines andern, nämlich des Herrn tun;
und das wir nicht Werkzeuge sein wollen (Röm. 6,13), sondern Mitwirker und Teilnehmer. Wir sind aber Teilhaber der Gnade.
Ich hoffe, dieser Unterschied zwischen Teilnehmer und Teilhaber ist verständlich. Die Werke nehmen Teil am Heil, wir haben Teil am Heil.

2. Kor. 3,5 Nicht, daß wir tüchtig sind von uns selber, etwas zu denken als von uns selber; sondern daß wir tüchtig sind, ist von Gott.

Hier beweist sich die Lebendigkeit des Glaubens.

Die Schriftgelehrten und Pharisäer wollen aber durch Werke (die durch sie selber geschehen und angeblich durch Gott gewirkt sind) beweisen, daß sie Gläubige sind.
Die Schrift will beweisen, daß wir Werk Christi sind und unsere Tüchtigkeit Werke Gottes sind und dadurch belegen, daß der Glaube lebendig ist.

Es ist schade, daß jemand wie Dirk, der zu diesem hermeneutischen Problem eine Anfrage an das Forum stellt, von Leuten, die den Ereignishorizont ihrer konditionierten Lehrmeinung nicht überwinden können, mit rechthaberischem Gezänk begegnet wird und allem, was außerhalb ihres Denkvermögens liegt, auf eine Weise begegnen, die letzendlich nur Unsicherheit und Angst bezeugen, das eigene Glaubensgebäude (-gefühl) könne einstürzen.

Viele Grüße
Ralf
Dum spiro, disco (Solange ich atme, lerne ich)

lutz
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Beitrag von lutz »

Ralf,
dann werde ich dir mal erklären, wie es sich „mit dem Schreiben“ aus meiner Sicht verhält.
Ich denke du deckst dich zu Unrecht mit dem Heidelberger Katechismus, denn bzgl. des Jakobusbriefes schreibst du:
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Von Ralf verfasst am: 03.10.2009 13:33 Titel: Frömmigkeitsgefühl

„Der Glaube wirkt, ist aktiv. Nicht ! : (ein passiver) Glaube wirkt (mit aktiven) Werken zusammen.“
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Erinnert mich prinzipiell an deine Interpretation von Römer 12.
Also eine Auseinandersetzung mit dir zu diesem Thema würde genauso enden, wie jene.
Aber mittlerweile weiß ich mehr über deine Ansichten und die bestärken mich in der Tat, mich nicht auf deine Vorgehensweise einzulassen.

Der Grund für deine Ansichten wird hier liegen:
Letztlich sprichst du doch von dem Glauben eines Christus, der

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Von Ralf verfasst am: 01.09.2009 21:55 Titel: Fleischwerdung

„… sich von Petrus nicht als Gott verehren, er hat seine Gottesstellung und Gotteswürde abgelegt und bezeugt eindeutig, daß nur einer Gott ist, sein Vater. Er ist ganz Fleisch geworden und hat unsere Natur angenommen, …“
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Wer lässt sich daran binden und zum Heil nützt er gar nichts.
Auch W. MacDonald ist da meines Wissens nach anderer Ansicht als du.
W. Mac Donald ehrt in diesem Punkt das Wort Gottes, wie sichs gebührt.

Dann möchte ich noch Folgendes zu der Kritik an dem Kommentar sagen, die Dirk vornimmt und auf die auch du Bezug nimmst:
Ich verwende dazu aus der PDF:
„Die Frage ist: Was lehrt der Jakobusbrief und ist die Lehre des Jakobusbriefes vereinbar mit den anderen Schriften des Neuen Testamentes, besonders den Paulusbriefen.“ (S. 1)
und den Abschluss:
„Es gibt übrigens Antworten auf den Jakobusbrief, aber man muss sie wollen und dazu gehört zunächst einmal die richtige innere Einstellung.“ (S. 6)

Dazu ist ausreichend geschrieben worden.

Ein Kommentar, der die Widerspruchslosigkeit des Wortes Gottes, seine Fehlerlosigkeit, seine Inspiration … zur Grundlage hat – ist besser als die Behauptung: „Dies ist nicht Gottes Wort“ und weit weniger gefährlich, als das:
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Von Dirk verfasst am: 21.09.2009 17:14 Titel: Der Jakobusbrief

„Wer bibeltreu ist und den Jakobusbrief als kanonisch betrachtet, darf konsequenter Weise nicht reformatorisch eingestellt sein. Alles andere wäre Heuchelei, denn klarer gehts nimmer“


„Ich halte fest: Der Jakobusbrief lehrt gegen Mose, gegen Paulus und gegen Jesu und es wäre wirklich mal an der Zeit, eine bibeltreue (!) Diskussion zu führen, in wie weit der Jakobusbrief tatsächlich zum Kanon gehört.“
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Denn so fehlerhaft ein Kommentar auch sein mag, der Autor gibt wenigstens dem Wort Gottes in obiger Weise die Ehre, die ihm zusteht. Damit erweist er mindestens in dieser Hinsicht dem Gott, der dieses Wort gab, die Ehre, die IHM gebührt.
Und ich bin daher der Meinung, dass weder du noch Dirk ein Recht hast, über W. MacDonald zu Gericht zu sitzen, weil in den von mir beschriebenen Punkten die Ehre Gottes bei ihm hell erstrahlt, die ihr verdunkelt.
Das sage ich, obwohl ich in bestimmten Punkten mit ihm nicht übereinstimme.

Lutz

Leo_Sibbing
Moderator
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Beitrag von Leo_Sibbing »

$:)
Zuletzt geändert von Leo_Sibbing am 22.12.2021 23:43, insgesamt 1-mal geändert.
Ich freue mich sehr in dem HERRN, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir Kleider des Heils angezogen, mit dem Mantel der Gerechtigkeit mich bekleidet, ... Jesaja 61,10

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