Fragen zum Grundtext/ Bibelübersetzungen

Lehrfragen in Theorie und Praxis - also alles von Bibelverständnis über Heilslehre und Gemeindelehre bis Zukunftslehre

Moderatoren: Der Pilgrim, Anton, Peter01

Antworten
Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5910
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Fragen zum Grundtext/ Bibelübersetzungen

Beitrag von Joschie »

Hallo Ihr
Joh.1.12
Luther
auf. 12 Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben,13
Rev.Elberfelder
an; 12 so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben
Schlachter2000
12 Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben;
Schlachter 1951
12. Allen denen aber, die ihn aufnahmen, gab er Vollmacht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben
Das Wort exousia wird ja recht verschieden übersetzt.Woran liegt es? Ist es eine Grundtextfrage?Oder hat das Wort eine sehr große Bedeutungsvielfalt?
Welche Einfluß hat es auf die Auslegung des Textes :?:
Gruß Joschie
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

maxb
Beiträge: 282
Registriert: 13.03.2008 16:53

Beitrag von maxb »

Am Grundtext liegt es nicht. exousia ist überall das gleiche Wort.
Sehr hilfreich finde ich Bibelprogramme mit denen man nachschauen kann wo das Wort noch so verwendet wird. Ich benutze dafür e-sword (ist allerdings zum Großteil englisch).

Das zeigt mir dann, dass das Wort über 100 mal in der Bibel vor kommt. Unter anderem in folgenden Stellen:

Mat 8:9 Denn auch ich bin ein Mensch unter Gewalt und habe Kriegsknechte unter mir; und ich sage zu diesem: Gehe hin, und er geht; und zu einem anderen: Komm, und er kommt; und zu meinem Knechte: Tue dieses, und er tut's.

Mat 9:6 Auf daß ihr aber wisset, daß der Sohn des Menschen Gewalt hat auf der Erde Sünden zu vergeben...Dann sagt er zu dem Gelähmten: Stehe auf, nimm dein Bett auf und geh nach deinem Hause.

Lk 23:7 Und als er erfahren hatte, dass er aus dem Machtbereich des Herodes sei, sandte er ihn zu Herodes, der auch selbst in jenen Tagen in Jerusalem war.

Joh 5:26,27 Denn wie der Vater Leben in sich selbst hat, so hat er auch dem Sohn gegeben, Leben zu haben in sich selbst; 27 und er hat ihm Vollmacht gegeben, Gericht zu halten, weil er des Menschen Sohn ist.

Röm 9:21 Oder hat der Töpfer nicht Macht über den Ton, aus derselben Masse ein Gefäß zur Ehre und ein anderes zur Unehre zu machen?

Röm 13:1 Jede Seele unterwerfe sich den übergeordneten staatlichen Mächten! Denn es ist keine staatliche Macht außer von Gott, und die bestehenden sind von Gott verordnet

2Kor 13:10 Deswegen schreibe ich dieses abwesend, auf daß ich anwesend nicht Strenge gebrauchen müsse, nach der Gewalt, die der Herr mir gegeben hat zur Auferbauung und nicht zur Zerstörung.

Offb 11:6 Diese haben die Macht, den Himmel zu verschließen, damit während der Tage ihrer Weissagung kein Regen falle; und sie haben Gewalt über die Wasser, sie in Blut zu verwandeln, und die Erde zu schlagen mit jeder Plage, sooft sie nur wollen


Ich glaube diese Stellen geben einen guten Eindruck, was das Wort bedeutet. Die Stelle aus Johannes drückt also aus, dass jeder Gläubige ein unbedingtes Anrecht auf die Gotteskindschaft hat. Es ist absolut unmöglich gläubig zu sein und nicht Gottes Kind zu sein. Wer Jesus aufnimmt, der ist nicht vielleicht Gottes Kind, wenn er noch dieses oder jenes tut, sondern er hat das Recht und die Vollmacht Gottes Kind zu sein.

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5910
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Jahwe oder Jehova

Beitrag von Joschie »

Welcher Gottesname ist richtig?

Weiß jemand davon etwas, dass er zeigen kann, welcher Name der richtige ist?
Gruß Joschie
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Johannes S.
Beiträge: 53
Registriert: 31.03.2007 19:04
Wohnort: Hannover

Beitrag von Johannes S. »

Hallo Joschie

beides was du genannt hast ist zweifelhaft, wobei Jehova allerdings eindeutig nicht der ursprüngliche Name war. Das Althebräisch setzte bis in die christliche Zeit hinen keine Vokale in seiner Schrift ein. Der Satz "welcher Gottesname ist richtig", sah dann so aus: "WLCHR GTTSNM ST RCHTG". So verhält es sich auch mit dem Tetragramm "JHWH". Dieses Wort taucht auch in nichtbiblischen Inschriften auf und ist dort auch ohne Vokale (z.B. im Moabitischen). Auf Hebräisch sieht das so aus: יהוה. Die Masoreten nahmen später die hebräischen Texte und vokalisierten sie, in dem sie die Vokale unter die Konsonaten setzten. Da der Gottesname aber zu dieser Zeit als zu heilig zum aussprechen galt, wurde er so vokalisiert, dass dem Vorleser in der Synagoge klar war, dass er hier nicht das zu lesen habe was dort stand. Man nennt diese Unterscheidung "Qere" (Das was auszusprechen ist) im Gegensatz zum "Cetib" (Das was geschrieben steht). Bei dem Gottesnamen handelt es sich sogar um ein sogenanntes "Qere perpeteum". Am besten vergleichbar ist das mit dem hebr. Wort für Jerusalem: Das müsste gemäß den Konsonaten und der Vokalisierung eigentlich "Jeruschalim" ausgesprochen werden, aber jeder Vorleser ließt hier automatisch "Jeruschalajim". Der Gottesname wurde von den Masoreten meistens so vokalisiert: יְהֹוָה. Wenn das ein Leser ließt, der mit dem "Quere perpeteum" nicht vertraut ist, dann ließt er "Jehova", ganz entsprechend dem wie es dort steht. Tatsächlich aber wurden hier die Vokale von dem Wort "adonai" ("Meine Herren") unter das Tetragramm gesetzt um dem Vorleser deutlich zu machen, dass er hier anstatt des heiligen Gottesnamens (dem "Cetib") das "Qere" "Adonai" lesen sollte. Es gibt auch noch andere "Qeres" für den Gottesname, z.B. HaSchem ("der Name"), Elohim ("Gott") oder auch das aramäische Schema ("der Name"). Allerdings ist "Adonai" das mit Abstand am häufigsten vorkommende "Qere".
Ich hoffe dir ist jetzt klar wie man auf "Jehova" kommt. Die Aussprache "Jahwe" stützt sich hauptsächlich auf eine Überlieferung des Kirchenvaters Theodoret der den Gottesnamen im Griechischen mit "Іαβε" (Jabe; das b ist weich auszusprechen).
An die ursprücngliche Aussprache kommen wir wohl nicht mehr mit absoluter Genaugikeit heran. Wichtig ist aber vor allem eines. Das Wort יהוה leitet sich gemäß Exodus 3,14 von der Verbwurzel היה ab. Wenn ich die Vokalisation für dieses Verb für die 3.Pers. Sg. erstelle komme ich auf "Jiwäh". In Exodus stellt Gott sich als der "Ich bin", als der "Ähjäh" vor. Da das Jod und das Waw sehr verwandt sind kann man daraus einmal ein hypothetisches "Ähwä" machen. Und jetzt wird es spanndend: Gott sagt zu Mose er soll den Israeliten sagen "der "ich bin (Ähj(w)ä")" hat mich zu euch gesandt". Und wie stellt er den Israeliten Gott vor? Als יהוה. Es liegt also nahe JHWH zu überetzten mit "er ist", Jahwe wär zu übersetzen als "er wird sein lassen", was auf Gottes Souveränität und Schöpferkraft verweisen würde.
Letztendlich halte ich es nicht für entscheiden, wie man JHWH ausspricht, da auch im Judentum zwar der Konsonantentext heilig ist, aber nicht die Vokale. Interessant ist, dass das NT in Zitaten JHWH mit "Herr" oder "Gott" wiedergibt, also auch hier letzlich ein "Qere" einsetzt.
Ich hoffe das war jetzt einigermaßen verständlich.

MfG

Johannes

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5910
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Joschie »

Hallo Johannes
Wie wird der Name im heutigen Orthodoxen Judentum ausgesprochen?
Gruß Joschie
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Johannes S.
Beiträge: 53
Registriert: 31.03.2007 19:04
Wohnort: Hannover

Beitrag von Johannes S. »

Hallo Joschie

im orthodoxen Judentum wird der Name meines Wissens nach als "Adonai" ausgesprochen. Das ist aber eigentlich, wie schon erwähnt, keine Aussprache von JHWH sondern lediglich das "Qere", also der Ersatz der gewählt wurde um auf keinen Fall den Gottesnamen zu entweihen. Daneben gibt es noch die samaritanische Tradition die "HaSchem" sagt.

MfG

Johannes

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5910
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Joschie »

Hallo Ihr.
Ich bin öfter über das Konkordante Neue Testament gestolpert :!: Was ist davon zu halten und die Weise der Übersetzung :?:
Gruß Joschie
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5910
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Joschie »

Schlachter 2000
Und plötzlich war bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: 14 Herrlichkeit [ist] bei Gott in der Höhe und Friede auf Erden, [und] unter den Menschen [Gottes] Wohlgefallen
rev.Elberfelder
Und plötzlich war bei dem Engel eine Menge der himmlischen Heerscharen5, die Gott lobten und sprachen: 14 Herrlichkeit Gott in der Höhe, und Friede auf Erden inden Menschen des Wohlgefallens!
Luther 1984
Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: 14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.
Luther 1545
Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:
14Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen
Die Stelle Lukas.2,14 wird ja recht verschieden übersetzt,Welche ist am
genausten und wie versteht man das Wort ein/seins/des Wohlgefallens :?:
Gruß Joschie
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Johannes S.
Beiträge: 53
Registriert: 31.03.2007 19:04
Wohnort: Hannover

Beitrag von Johannes S. »

Hallo Joschie

sowohl die Schlachter 2000 als auch die Luther 1545 verwenden den Textus Receptus. Die Luther 1984 und die rev. Elberfelder orientieren sich an dieser Stelle an dem Codex Sinaiticus. Dieser hat an dieser Stelle ein -s an das "Wohlgefallen" (ich bin jetzt mal zu faul das auf Griechisch einzutippen), das aus dem Nominativ des TR (ein Wohlgefallen) ein Genetiv (des Wohlgefallens) macht. Ich selbst vermute, dass an dieser Stelle dem CS der Vorzug einzuräumen ist. Vermutlich hat ein späterer Schreiber das -s weggelassen, da es ihm, da eine solche Konstruktion angeblich für das Griechische in erster Linie als Hebraismus zu verstehen ist, nicht einleuchtend erschien. So zumindest die Erklärung von A. Schick. Diese Lesart ergibt dann auch mehr Sinn. Die Botschaft der Engel wäre dann keine pazifistische (der Weltfrieden beginnt jetzt) sondern würde bedeuten, dass mit Christus (Gottes) Friede für die Menschen, die Gott wohlgefallen, kommt.

Gruß Johannes

Antworten