Was sagt die Schrift über die Juden?

Lehrfragen in Theorie und Praxis - also alles von Bibelverständnis über Heilslehre und Gemeindelehre bis Zukunftslehre

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Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Raphael,
Raphael hat geschrieben: wer/was ist nun genau der Ölbaum?
Der Oelbaum steht fuer Israel. Zuerst einmal natuerlich fuer das Israel nach dem Fleisch = das Volk der Juden. Auf der Wurzel der Patriarchen. Aber im zweiten Schritt dan veraendert Paulus dieses Israelbild: Er spricht von den herausgebrochenen Zweigen - den nicht an Christum glaubigen Juden - und eingepropften Zweigen - den an Christum glaeubig gewordenen Nichtjuden. D.h. die Gemeinde ersetzt nicht die Juden als Volk Gottes sondern kommt zum - nun geistlich verstandenen! - Israel dazu und kompletiert dieses.
Raphael hat geschrieben: Die Frage hast bisher nicht ganz klar beantwortet, denn wenn die Juden nach dem Fleisch niemals das wahre Israel waren, können sie aus dem Baum doch auch nicht ausgebrochen werden??
Den Juden gehoert das Buergerrecht Israels, wie es Paulus im Epheserbrief nennt, natuerlich von Geburt an. Trotzdem koennen sie es verlieren. Das zeigt Paulus im Roemerbrief ganz klar. Das war wohl schon vor Christus so - siehe Romer 2,28+29, ist aber seit dem Erscheinen Christi noch deutlicher. Ein Jude nach dem Fleisch hat zwar ein Vorrecht. Wenn er es aber nicht wahrnimmt und den Messias Jesus ablehnt, gehoert er nicht zum geistlichen Israel. Anders kann man glaube ich das Bild von den aus dem Oelbaum ausgebrochenen Zweigen nicht verstehen.

Raphael hat geschrieben: Könntest du den 3. Punkt etwas genauer ausführen. Ist jetzt dem geistlichen Israel Verhärtung widerfahren? Ist der Israelbegriff in Vers 25 mit dem in Vers 26 identisch?
Wenn Paulus in Romer 11 von Israel spricht, spricht er meistens von dem Israel nach dem Fleisch = dem Volk der Juden. So wie es es damals gab. Dem ist Verhaertung geschehen und es hat seinen Messias zum ueberwiegenden Teil abgelehnt. In Vers 25 bezieht sich Israel also auf die Juden. "Ganz Israel" in Vers 26 wird von vielen Auslegern auch auf die Juden ausgelegt. Es gibt aber gute Argumente, dass Paulus hier das geistliche Israel, d.h. der Oelbaum, aus dem einige Zweige ausgebrochen und andere eingepropft wurden, meint. Man koennte sagen die Gemeinde, wobei es wichtig ist, dass Gemeinde hier nicht nur die Christen sondern auch die Patriarchen und die Glaubigen des alten Bundes meint - sie sind ja die Wurzel.

Bitte lies auch Epheser 2. Hier macht Paulus dieses Dazubringen der Glaubigen aus den Heiden zum geistlichen Israel sehr deutlich. Es spricht vom Nahe bringen:
Eph 2:11 Deshalb seid eingedenk, daß ihr, einst die Nationen im Fleische, welche Vorhaut genannt werden von der sogenannten Beschneidung, die im Fleische mit Händen geschieht,
Eph 2:12 daß ihr zu jener Zeit ohne Christum waret, entfremdet dem Bürgerrecht Israels, und Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheißung, keine Hoffnung habend, und ohne Gott in der Welt.
Eph 2:13 Jetzt aber, in Christo Jesu, seid ihr, die ihr einst fern waret, durch das Blut des Christus nahe geworden.
Der absolute Hammer ist auch
Eph 2:14 Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht und abgebrochen hat die Zwischenwand der Umzäunung,
Eph 2:15 nachdem er in seinem Fleische die Feindschaft, das Gesetz der Gebote in Satzungen, hinweggetan hatte, auf daß er die zwei, Frieden stiftend, in sich selbst zu einem neuen Menschen schüfe,
Eph 2:16 und die beiden in einem Leibe mit Gott versöhnte durch das Kreuz, nachdem er durch dasselbe die Feindschaft getötet hatte.
Hier spricht Paulus von der Wand im Tempel, die den Vorhof der Heiden von den Vorhofen der Juden trennte. Das Hindurchtreten durch die Tore in dieser Wand ware den Heiden bei Todesstrafe verboten. Diese Wand hat Jesus hinweggetan. Im Jahre 70 wurde sie dann tatsaechlich zerstoert. In seiner Person - Vers 15 - hat Christus das Zeremonialgesetz erfuellt und hinweggetan und hat durch das Kreuz - Vers 16 - eine neue Menschheit geschaffen. Es gibt nicht mehr Juden und Heiden.

Wer kann angesichts dieser Aussagen des Paulus noch einen Wiederaufbau des Tempels und eine Wiederaufnahme der Opferzeremonien als Werk Gottes erwarten?

Raphael
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Beitrag von Raphael »

Hallo tschilli,
ich habe den Text nicht vergessen. Ich schreibe heute morgen. :wink: :mrgreen:

Raphael
Fürwahr, Gott ist mein Heil: ich bin voller Zuversicht und fürchte mich nicht! Denn Gott, der HERR, ist meine Stärke und mein Lobgesang, und er ist mir ein Retter geworden! - Jes 12, 2 (Menge)

Raphael
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Beitrag von Raphael »

Hallo tschilli,
vielen Dank für die Geduld, ich will mich bemühen beim nächsten mal schneller zu antworten:

Kann man sagen, die Juden waren das Volk des alten Bundes, obwohl viele von ihnen nie zum ewigen Heil erwählt waren? Oder (scheint mir wahrscheinlicher) geht es im alten Bund nicht um das Heil?

Ei, ei, ei - ich merke das ich nicht so schnell mitkomme :oops: Man hat von überall her Gedanken zu dem Thema im Kopf, die jetzt erstmal geordnet werden müssen.

Jetzt aber, seit Christus gelten die Juden nicht mehr als Volk Gottes, sondern die Gemeinde aus den erwählten Juden und Heiden ist das wahre Israel, sind die wahren Juden (waren die erwählten Heiden schon immer teil des wahren Volkes?). Während die Juden, nach dem Fleisch, aber doch noch irgendwie (scheint zumindest in Röm 11 anzuklingen, oder?) eine besondere Stellung haben. Israel, nach dem Fleisch, ist nicht mehr Volk Gottes und wird es nie mehr sein. Sie sind aber nicht völlig verworfen, denn, wie Paulus schreibt, gibt auch unter ihnen zum ewigen Heil erwählte. Was bedeutet im Kontext von Röm 11, 25-27 die Verse 28-29? Sie lassen anklingen, dass Israel zwar das Evangelium nicht annimmt, aber es wenigstens von einigen (viell. sogar von allen, obwohl dann fraglich ist, wer alle wären), aufgrund der Erwählung angenommen wird.
Herzliche Grüße

Raphael
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