Qvo Vadis? Anglikanische Kirche
Verfasst: 22.07.2008 12:49
Steht die anglikanischen Weltgemeinschaft vor der Spaltung?
Gruß JoschieWeltbischofskonferenz: Anglikaner am Wendepunkt
Das geistliche Oberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft, Erzbischof Rowan Williams, rügt das Fernbleiben konservativer Bischöfe. Foto: WCC
C a n t e r b u r y (idea) – Die anglikanische Weltgemeinschaft steht nach Ansicht ihres geistlichen Oberhaupts, Erzbischof Rowan Williams (London), an einem Wendepunkt und vor einer der schwerwiegendsten Herausforderungen ihrer Geschichte.
Williams sprach vor den rund 650 Bischöfen, die sich zur alle zehn Jahre stattfindenden Weltbischofskonferenz im südenglischen Canterbury versammelt haben. Der 58-jährige Waliser, dem Kritiker Führungsschwäche vorwerfen, hat die nach Einschätzung von Beobachtern fast unlösbare Aufgabe, die 70 Millionen Anglikaner vor einer Spaltung zu bewahren. Hauptauslöser ist der Umgang mit Homosexualität. 1998 hatte die letzte Weltbischofskonferenz festgestellt, dass praktizierte Homosexualität mit Bibel und Kirchenlehre unvereinbar sei. Gleichwohl hat die US-Episkopalkirche 2003 den in einer schwulen Partnerschaft lebenden Geistlichen Gene Robinson zum Bischof von New Hampshire geweiht. Die kanadischen Anglikaner beschlossen, gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu segnen. Die Evangelikalen vor allem aus den wachsenden Kirchen der Dritten Welt sehen darin einen klaren Verstoß gegen Bibel und Kirchengemeinschaft. Auf einer Konferenz im Juni in Jerusalem, an der rund 1.000 konservative Geistliche vor allem aus der Dritten Welt teilnahmen, wurde die Einsetzung eines Bischofsrats als Gegenstück zu der Weltbischofskonferenz beschlossen. 230 der 880 zur jetzigen Weltkonferenz eingeladenen Bischöfe boykottieren die Tagung, die mit einer dreitägigen Klausur begann und noch bis zum 3. August dauert. Dabei soll es keine Beschlüsse und Plenardebatten geben; die Bischöfe beraten vielmehr in Gesprächsgruppen.
Wegbleiben schwächt den Leib Christi
Williams bedauert das Wegbleiben der konservativen Bischöfe. In einem Vorbereitungspapier für Delegierte, aus dem die Londoner Zeitung „Times“ zitiert, wird ihnen die Verletzung kollegialer Verantwortung vorgeworfen. Die Pflege der Gemeinschaft sei besonders für jene Bischöfe wichtig, die miteinander im Konflikt stünden. Ihre Abwesenheit schwäche „den Leib Christi, für den sie Verantwortung tragen“. Williams strebt den Erhalt der Kirchengemeinschaft mittels einer gemeinsamen Glaubensbasis an. Konservative Bischöfe haben diesem Vorhaben dem Adventistischen Pressedienst zufolge bereits eine Absage erteilt. Williams konzentriere sich zu sehr auf die Institution Kirche und vernachlässige die Lehren der Heiligen Schrift.
Schwuler Bischof wirft Konservativen „Götzendienst“ vor
Für Aufregung am Rande sorgt der schwule US-Bischof Robinson, der zwar nicht eingeladen ist, sich aber in England zu Wort meldet. Er warf konservativen Kritikern in einem Gespräch mit der Times „Götzendienst“ vor. Sie hätten Fragen der Sexualität einen überragenden Stellenwert gegeben und andere geistliche und ethische Themen verdrängt.