Lieber Enrico,
diese Entwicklung ist schon lange angekündigt worden, weil es sich hier um spezielle Probleme im pfingstlichen Bereich handelt, bzw. beteiligte Personen Verbindungen zum pfingstlichen Bereich haben.
Zurück zur obigen Gemeinde: strafbar ist es nicht, wenn man Mitglied im Schützenverein wird. Und segeln auf dem Mittelmeer ist auch nicht strafbar. Polizei und Staatsanwaltschaft sind in der Regel mehr als vorsichtig, wenn religiöse Gemeinden, Werke oder Kirchen aller Art ins Spiel geraten. Das Recht auf Religionsfreiheit ist ein hohes Gut und deshalb können sich manche Personen trefflich hinter diesem Grundrecht verbergen. Von Religion und deren diversen Spielarten haben die Beamten keine Ahnung (wie auch? Ist nicht Teil ihrer Ausbildung) und deshalb können sie auch das Gefahrenpotential nicht einschätzen. Dazu gibt es bestimmte Abteilungen beim Verfassungsschutz. Diese Abteilungen werden aber erst aktiv, wenn auch gewichtige Personen oder Organisationen betroffen sind, nicht bei Kleinbürgern. Man siehe nur in der Presse, wie sich die Polizei nach dem bedauerlichen Anschlag auf einen Polizeichef plötzlich in wilde Fahndungsarbeit stürzen kann.
Ich bezweifele auch, dass hier illegaler Waffenbesitz vorliegt. Dazu gibt es keinen Beweis. Und streng genommen gibt es für die Aufhetzung und dem Training zur Gewaltbereitschaft innerhalb dieser Gemeinde auch keine Beweise (z.B. Schriften). Man müsste also heimlich ein Tonband mitlaufen lassen.
Einen ähnlichen Fall hat es bereits gegeben: David Koresh und die Davidianer-Sekte im texanischen Waco. Diese Sekte hatte es in der Tat einfacher, weil Waffen in den USA in der Regel einfacher zu erwerben sind als in Europa. Die US-Regierung hat nach den damaligen Vorkommnisse gezielt nach ähnlichen Sekten geforscht und die Untersuchungskommission hat herausgefunden, dass nur zwei Grundbedingungen erfüllt sein müssen, damit eine religiöse Gruppierung potentiell gefährlich sein könnte: 1. Man zählt sich selbst zu einer Elite (Weltmenschen contra Erlöste des Herrn) und 2. Endzeitliche Erwartungen (Überzeugung inmitten endzeitlichen Geschehens zu sein).
Und im Nachgang der Ermittlungen zum Anschlag am 11.9.2001 haben US-Ermittler auch christliche Missionswerke unter die Lupe genommen. War man im Jahr 2001 noch überzeugt, dass die vielen Israel-Werke in den USA harmlos waren, war man dies im Jahr 2002 schon nicht mehr. Man hat z. B. die Lobbyarbeit christlicher Fundamentalisten genauer untersucht und speziell drei Fragen gestellt:
1. Wo kommen diese Gelder her? Wer zahlt also Beiträge?
2. Auf welchen Banken werden die Konten geführt?
3. Welche Zahlungsströme gibt es?
Und die Antworten waren für die Ermittler schockierend. So sind für inneramerikanische Aktivitäten auch ausländische Konten und diverse ausländische Stiftungen für die Transfers verantwortlich. Eine entscheidende Rolle spielen dabei Israel-Werke, die sich immer wieder als Mittler einschalten.
Speziell in Brasilien kennen wir ja das Phänomen, dass die dortigen Pfingstgemeinden
1. nicht von Ältesten, sondern von den Familien der Pastoren geführt werden
2. für Pfingstler sehr ungewöhnlich auch der Marienverehrung sehr zugetan sind
3. das einige (nicht alle!) der führenden Gemeinden auch Geschäfte mit Waffen und Drogen durchführen, bzw. ihre Konten für Geldwäsche benutzen. Ihre Partner in den USA sind in der Regel Israel-Werke. Wer die deutsche Berichterstattung während des Papstbesuchs in Brasilien im TV mit verfolgt hat, der konnte entsprechende Berichte hören. Die kriminellen Machenschaften waren vor Jahren noch den Insidern bekannt, nach dem Papstbesuch sind diese Machenschaften schon Allgemeinbildung.
Ähnliche Entwicklungen haben wir auch im afrikanischen Bereich der Pfingstgemeinden, insbesondere an der Elfenbeinküste. Das ist deshalb nicht uninteressant, weil sich in afrikanischen und brasilianischen Gemeinden sehr ähnliche Lehrverschiebungen zutragen. Wunderglaube, Endzeit, Israel und die Einführung angeblich alttestamentlicher, in Wahrheit schamanischer Bräuche und eine Neubelebung in Stammestraditionen. Wer am Montag (5.1.2008) den Bericht der ARD zum Wunderheiler in Simbabwe gesehen hat, der wird vielleicht bemerkt haben, wie eng Christentum und Schamanismus liiert sein können.
In Deutschland sehen wir seit Jahren das Entstehen von Gemeinden „messianischer Juden“. Neben den aus Russland stammenden Juden (die von ihrer Religion während des Sozialismus nie etwas gehört haben) finden sich allerdings auch viele Baptisten, Pfingstler oder andere Protestanten. Die waren zwar jahrelang in anderen christlichen Gemeinden aktiv, sind aber nun Juden, die ihren „Jeshua“ gefunden haben. Das zaubert nicht nur Juden aus dem „nichtmessianischen“ Spektrum ein erstauntes Runzeln auf die Stirn.
Überhaupt finden sich in den diversen Foren im „bibeltreuen“ Spektrum immer mehr Diskussionen zum Halten des Sabbats, der Wiederaufrichtung des Tempels, die Suche nach der Bundeslade und dem goldenen siebenarmigen Leuchter. Man hat in vielen Freikirchen ohnehin den Eindruck, die Leute dort harren nur notgedrungen und würden eigentlich eine sehr viel judenchristlichere Gemeinde vorziehen. Neben dem Kreuz, dem Leuchter und dem Lied „Hava Nagila“ in 150 Versionen lassen sich so auch wieder bequem diverse alttestamentliche Gesetze wieder installieren, ohne dass man sich dem Vorwurf der Gesetzlichkeit gefallen lassen muss. Bei „Juden“ ist es eben so…
Die obigen Bespiele sind im Moment noch regional differenzierte Phänomene. Aber ein Zusammenwachsen ist ganz klar zu erkennen. Doch es steht zu befürchten, dass aus dem wundergläubigen, israelfreundlichen, alttestamentsliebenden und endzeitlich geprägten Splittergruppen eine neue religiöse Gruppierung/Bewegung/Konfession erwachsen wird.
Und es ist leider nur eine Frage der Zeit, dass in Israel auch Attentate von Christen verübt werden. Besonders im Bereich des Tempelberges rechnen die israelischen Kräfte jederzeit mit solchen Aktivitäten. So werden in den vergangenen Jahren christliche Fundamentalisten verstärkt beobachtet und bei Gelegenheit auch ausgewiesen.
Hier ein etwas älterer Artikel aus dem Jahr 1999, dieser ist jedoch zeitlos und heute noch aktuell:
http://www.focus.de/politik/ausland/isr ... 80334.html
In diesem Artikel siehe Abschnitt „Evangelikale für Israel“
http://www.readers-edition.de/2006/08/1 ... n-endkampf
Hier noch ein interessanter Artikel:
http://blog.jewish-dating.de/26-04-2007 ... eumereien/
LG
Oskar