Neues CLV-Buch: Die Schatten der Nacht. Was haltet ihr davon

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H.W.Deppe
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Neues CLV-Buch: Die Schatten der Nacht. Was haltet ihr davon

Beitrag von H.W.Deppe »

Ich wollte gerade ein neues evangelistisches CLV-Buch in unseren Shop aufnehmen und habe es dazu als PDF (http://www.clv-server.de/pdf/256136.pdf) quergelesen.

Der Autor ist ein Bekannter von mir, den ich persönlich eigentlich sehr mag und schätze. Daher wäre ich bereit gewesen, dass Buch trotz einiger lehrmäßiger Abweichungen von meiner Position im Shop anzubieten. Leider ist es doch nicht dazu gekommen. Unten meine Notizen (die ursprünglich im Shop als Infotext stehen sollten)
Die Verdorbenheit der Welt und des Menschen ist ein wichtiges Thema, um dort anknüpfend den Menschen Jesus Christus als die einzige Hoffnung auf ewiges Leben in einer neuen Welt vorzustellen.

Der Autor tut genau dies anhand der brisanten aktuellen Bedrohungen, die sich im Weltgeschehen zusammenbrauen: Krieg, Wirtschaftskrisen, Hunger, Terrorismus, moralischer Niedergang, die Globalisierung, Technisierung und Militarisierung der Welt, Verbannung des Christentums usw.

Leider wirkt der zusammenhanglose Gebrauch prophetischer Schriftstellen dabei oft recht willkürlich. Sicherlich lassen sich in der Bibel zu fast allen denkbaren Katastrophen wie Kriege, Erdbeben, Katastrophen, antigöttliche Mächte etc. warnende Vorhersagen finden. Aber um diese Schriftstellen anzuwenden, müssten sie zunächst in ihrem Zusammenhang ausgelegt werden. Worauf bezogen sie sich in ihrem historischen Kontext? Ist ihre Erfüllung Prophezeiung womöglich bereits Geschichte (wie z.B. die Zerstörung Jerusalems in Matthäus 24)? Schließlich bringt man wohl kaum jemandem die Bibel näher, indem man sie falsch anwendet.

Auch ob es angebracht ist, den Nichtchristen mit einer speziellen Sichtweise der Entrückung (dass diese geraume Zeit vor der Wiederkunft Christi standfinde) zu konfrontieren, sei dahingestellt. In der Schrift werden die Menschen bei der Evangelisation jedenfalls mit dem Kommen Christi als Richter konfrontiert (z.B. Apg 10,42; 17,31) - was der Autor am Ende des Buches ebenfalls noch tut.

Im letzten Kapitel entfaltet der Autor auf wenigen Seiten die eigentlich komplexe Lehre der Vorentrückung und der dispensationalistischen Position einer zwei mal dreieinhalb Jahre dauernden speziellen Trübsalszeit.
Es ist zu befürchten, dass dies den nichtchristlichen Leser eher verwirren wird, zumal die speziellen Details dieser Lehre nicht in der Schrift zu finden sind, hier aber als prophetische Tatsachen hingestellt werden.

Davon abgesehen ist dies ein hilfreiches evangelistisches Buch, um Leute aus unserer Gesellschaft entweder überhaupt erst wachzurütteln und ihnen zu zeigen, worauf die Welt zusteuert – denn dass sich die prophezeiten Dinge wie Abfall, antichristliche Machtglobalisierung und Strafgerichte Gottes generell zuspitzen, steht außer Frage – und ihnen die Hoffnung von Gottes Heil und die Lösung des eigentlichen Problems – der menschlichen Sünde, das am Kreuz gelöst wurde, aufzuzeigen.

Schlussbemerkung:
Ein Satz des Autoren am Ende des Buches hat mich letztendlich doch davon abgehalten, das Buch in unser Sortiment aufzunehmen: "[Jesus Christus] wartet nunmehr seit ca. 2000 Jahren darauf, dass Menschen zur Einsicht kommen.“ Dies soll der Aufruf zum Glauben sein, allerdings zum Glauben an einen passiv abwartenden, ja fast hilflos und enttäuscht wirkenden Heiland. So kenne ich meinen Herrn nicht, der mich aktiv aus 100% Gnade errettet hat – und der seinen Ratschluss definitiv ausführen wird, ohne vergeblich auf den nie eintretenden Fall zu warten, dass ein Sünder von sich aus sich über einen wartenden Gott erbarmt.
"Der Prophet, der einen Traum hat, erzähle den Traum! Wer aber mein Wort hat, rede mein Wort in Wahrheit! Was hat das Stroh mit dem Korn gemeinsam? spricht der HERR." (Jer 23,28)
Lasst uns bei dem bleiben, was geschrieben steht! Sola Scriptura!

Jose
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Re: Neues CLV-Buch: Die Schatten der Nacht.

Beitrag von Jose »

Lieber Hans-Werner.
Das Buch enthält m.E. viele lesenswerte Denkanstöße und z.T. bewegende Zeugnisse, dass es Konsequenzen hat, wenn wir treu unseren Weg mit dem Herrn gehen und uns von der Welt unterscheiden. Zwar vertritt der Autor des Buches wohl die Überzeugung, dass der einzelne sich für Jesus persönlich entscheiden muss, aber damit habe ich selbst kein Problem, da ich in der Bibel Raum finde für solches Lehrverständnis - ohne dabei Jesus als fast hilflos und enttäuscht wirkenden Heiland zu sehen. Ich denke eher an den Vater, der Ausschau hielt nach dem verlorenen Sohn. Da wirkt er für mich auch nicht hilflos, sondern besorgt und in Liebe wartend, bis die Gnade das Werk an den Sohn vollbracht hat.

An der von dir besonders kritisierten Aussage würde ich es somit nicht festmachen wollen, ob ein Buch lesenswert ist oder nicht. Tatsächlich gibt es Bibelstellen, welche die Auslegung des Autors ermöglichen, sonst könnte es doch schnell widerlegt werden. Der Leser des Buches wird sicherlich entweder bereits ein Gläubiger sein, oder einer der es möglicherweise noch nicht erkannt hat, dass der himmlischer Vater und Jesus auch an ihn gedacht haben, vor Grundlegung der Welt. Da schadet es nicht, dem Menschen zuzurufen: "Lass dich versöhnen mit Gott".


Liebe Grüße,
José

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