Alkoholproblem

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Moderator: eddi

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Jörg
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Alkoholproblem

Beitrag von Jörg »

Hallo zusammen,

ein mir nahestehender Bruder hat ein Alkoholproblem! Er hat mir schon aufrichtig gesagt, daß er mit dem Trinken aufhören wird. Leider hat er dann nicht die Kraft, gegen die Versuchung zu widerstehen.

Was soll ich ihm raten? Daß er sich in eine Klinik begeben soll? Er ist zur Zeit noch in der Probezeit und würde im Falle eines Klinikaufenthaltes wahrscheinlich seine Arbeit verlieren.

Ich bin ratlos und bitte um Eure Fürbitte aber auch um Euren Rat!

Lieben Gruß

Jörg
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Morgenrot
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Beitrag von Morgenrot »

Hallo Jörg, da hast Du Dir aber eine schwere Bürde auferlegt.
Alkoholismus ist Selbstmord auf Raten.
Alkoholiker beteuern oft und gerne, dass sie mit dem Trinken aufhören wollen, aber oft genug bleibt es bei diesem Vorsatz.
Mein Rat also: Wenn er es wirklich Ernst meint, dann sollte er einen Arzt seines Vertrauens aufsuchen, zeitgleich sich jedoch gleichgesinnte Menschen in Selbsthilfegruppen suchen (Blaues Kreuz z. B.).
Der Arzt ist deshalb auch wichtig, um den gesamten Gesundheitsstatus durchzuchecken um dann weitere Maßnahmen einleiten zu können. Ob ein Klinikaufenthalt notwendig ist, wird er dann auch entscheiden. (Evtl. kurzfristig zur Entgiftung).
Die gleichgesinnt Betroffenen sind wichtig, weil sie aus ihrer eigenen Erfahrung berichten können und anders als Nichtbetroffene auch schon mal mit deutlich-drastischen Worten an die Substanz gehen können.
Und für Dich ist es wichtig zu wissen, das Alkoholismus eine Krankheit ist, eine psychische Erkrankung, kein schlechtes Benehmen oder Ausdruck eines schlechten Charakters, oder gar Sünde oder oder.
Wie an jede andere Erkrankung sollten auch hier Fachleute herangezogen werden. Wenn Du ihn also überzeugen kannst, einen Arzt aufzusuchen und er folgt Dir, dann hast Du schon viel gewonnen.
Ich wünsche Dir, dass Du wirklich eine gute Distanz halten kannst, damit Du nicht zum Co-Alkoholiker wirst. Das kann nämlich auch sehr schnell gehen.

Liebe Grüße
Morgenrot

maxb
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Beitrag von maxb »

Ohne alles immer vergeistlichen zu wollen und Angesichts der Tatsache, dass Körper und Geist sich nicht immer einfach so trennen lassen, möchte ich sagen, dass ich es gefährlich finde zu sagen, Alkoholismus sei keine Sünde. Man wird ja nicht von heute auf morgen Alkoholiker, als ob man sich eine Erkältung zuzieht oder auf einmal Krebs hat. Man wird auch nicht Alkoholiker, blos weil man gerne mal ein Bier trinkt. Alkoholikern fällt auch nicht aus versehen der Alkohol in den Mund und ihr Körper erzeugt auch nicht krankhafterweise Alkohol. Sie gehen in einen Laden und kaufen ihn sich dort. Alkoholiker suchen Befriedigung im Alkohol und gehen so ihren Problemen und ihrer Verantwortung aus dem Weg. Sie sind nicht nur Opfer, so tragisch die Umstände auch sein mögen, die sie so weit gebracht haben.

1. Tim 3,2-3
Der Aufseher nun muss untadelig sein, Mann einer Frau, nüchtern, besonnen, anständig, gastfrei, lehrfähig,
3 kein Trinker, kein Schläger, sondern milde, nicht streitsüchtig, nicht geldliebend,
Sind Schläger, streitsüchtige und geldliebende Menschen einfach nur krank?

Tit 1,7:
Denn der Aufseher muss untadelig sein als Gottes Verwalter, nicht eigenmächtig, nicht jähzornig, nicht dem Wein ergeben, nicht ein Schläger, nicht schändlichem Gewinn nachgehend, 8 sondern gastfrei, das Gute liebend, besonnen, gerecht, heilig, enthaltsam
Hier das gleiche. Wir haben eine Liste von Sünden und "dem Wein ergeben" steht da mitten drin.

"Jede Sünde hat ihre Ursache darin, dass man etwas als angenehmer, wertvoller, schöner, attraktiver als Christus empfindet." - John Piper

Alkoholismus ist nicht nur ein körperliches Problem, sondern immer auch ein geistliches. Es wirkt nicht nur körperlich sondern auch geistlich zerstörerisch. Das schließt natürlich nicht den Arzt aus, was die körperlichen Dinge angeht. Für die geistlichen Dinge muss man aber auf jeden Fall auch sorgen. Es ist Sünde und dementsprechend ist es wichtig, dass er auch jemanden hat, dem er das (und auch anderes) bekennen kann und dem er Rechenschaft schuldig ist.
Die Befreiung vom Alkohol ist kein Selbstzweck sondern muss theologisch betrachtet werden. Bibelstudium und Gebet sind deshalb wichtig. Was bringt es mir, kein Alkoholiker zu sein und in die Hölle zu gehen? Wer hat uns gemacht? Wofür sind wir gemacht worden? Passt es zu den entsprechenden Antworten, dass wir unsere Gesundheit bewusst ruinieren und unsere Kraft und unsere Gaben wegwerfen? Passt das zu der Berufung, die wir haben? Wenn nicht, dann muss man sich davon abwenden und zum Evangelium hinwenden.
Was "Gleichgesinnte" angeht, muss man vorsichtig sein, wenn diese Gleichgesinnten keine Christen sind. Im Zentrum muss das Evangelium stehen. Auch für Alkoholismus hat Jesus bezahlt.

Natürlich schließt das alles nicht den Mediziner aus, um sich um die Entgiftung zu kümmern.

Kann dein Freund Englisch? Dann würde ich diese Seite hier empfehlen:
http://www.settingcaptivesfree.com/courses/new-wine/

Wie sieht es mit der Leitung in seiner/deiner Gemeinde aus? Möglicherweise können und sollten auch sie ihn unterstützen.

Morgenrot
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Beitrag von Morgenrot »

Ich halte dafür, dass Alkoholismus eine Krankheit ist und KEINE Sünde per se. Ist Diabetes Sünde? Ist ein Beinbruch per se Sünde?

Ich arbeite seit 1985 in einer christlichen Suchtberatungsstelle und kenne mich sehr gut aus.
Ich würde mich daher hüten, das Evangelium zu missbrauchen, um eine wie immer geartete Rechtfertigung zu finden.

Maxb, Du machst es Dir einfach zu leicht. Deine Antwort ist keine Hilfe für den Ratsuchenden und seinen Freund. Lass es lieber bleiben, wenn Du nur das Evangelium in den Dreck ziehen und sowieso keine richtige Hilfestellung leisten willst.
Deine Antwort ist eher eine zu heftige Maulschelle für Menschen, die sowieso in Not sind.

maxb
Beiträge: 282
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Beitrag von maxb »

Ich würde gerne nochmal drauf hinweisen, dass hier jemand ein ziemliches Problem hat und sich Hoffnungen macht hier Hilfe zu finden und da wäre es besser, wenn man sich sachlich austauscht. Persönliche Auseinandersetzungen sind mir per PM lieber.
Ich wollte eigentlich klar machen, dass ich einen Unterschied zwischen Diabetes und Beinbrüchen auf der einen Seite und Alkoholismus auf der anderen Seite sehe. Im Gegensatz zu Diabetes und Beinbrüchen hat man auf das Kaufen einer Flasche einen Einfluss.
Die Beurteilung ob meine Antwort Jörg eine Hilfe war, überlasse ich ihm. Auf jeden Fall würdest du uns beiden weiter helfen, wenn du auf meine Antwort eingehen würdest und uns erklärst, warum die Bibel Trinker und "dem Wein ergebene" Menschen in eine Liste von Sünden einordnet, wenn es sich dabei gar nicht um Sünde handelt. Das ist wichtig zu wissen, weil davon ja der Umgang mit der betroffenen Person bestimmt wird.

Leo_Sibbing
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Beitrag von Leo_Sibbing »

$:)
Zuletzt geändert von Leo_Sibbing am 22.12.2021 23:18, insgesamt 1-mal geändert.
Ich freue mich sehr in dem HERRN, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir Kleider des Heils angezogen, mit dem Mantel der Gerechtigkeit mich bekleidet, ... Jesaja 61,10

Silke
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Beitrag von Silke »

Hallo Jörg,

die Frage, die ich mir aufgrund deiner kurz genannten Aussage des Bruders stelle: Gibt er selbst zu, abhängig zu sein? Ohne wenn und aber?

Ich habe in der Familie Alkoholiker. Und das ist m. E. die entscheidende Frage. Wenn er das nämlich nicht tut, wird alles nichts nützen, selbst wenn du auf einem Hochseil im Kopfstand jonglierend Pudding isst...

Und zu dem Punkt, dass er wegen des Klinikaufenthaltes die Arbeit verlieren könnte... Das könnte im anderen Fall auch geschehen... viel wahrscheinlicher sogar...

Gute und aufschlussreiche Literatur gerade auch für dich als "Helfer" gibt es beim Blauen Kreuz. Vielleicht gibt es in deiner Nähe auch eine Gruppe, wo du dich auch als nicht selbst Betroffener informieren und um Rat fragen kannst.

Alles Gute und viel Weisheit! Und das Wissen, dass es bei Gott keine hoffnungslosen Fälle gibt!
Silke
so bitten wir nun stellvertretend für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott! (2Kor 5,20)

Jörg
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Beitrag von Jörg »

Hallo, vielen Dank für Eure Antworten! Zunächst einmal möchte ich sagen, dass mein Bruder (er ist sowohl mein leiblicher als auch mein geistlicher Bruder - hatte gestern etwas Bedenken das zu sagen wegen dem Datenschutz) ein starkes Unrechtsbewußtsein für sein “Saufen” hat. Er leidet sehr unter seinem Verhalten und empfindet es als Ungehorsam gegenüber dem Pauluswort “Sauft euch nicht voll Wein, woraus ein unordentliches Wesen folgt” - ohne dass ich ihm das gesagt habe. Mein Bruder ist ein aufrichtiger Christ, der es mit dem Glauben sehr ernst nimmt. Das Problem ist nur: er bleibt an diesem Punkt (Unrechtsbewußtsein) stehen und fühlt sich elend und schuldig gegenüber seiner Familie und vor Gott. Sein wirkliches Problem ist also nicht mangelndes Sündenbewußtsein, sondern fehlende Kraft, von seiner Sucht loszukommen!!! Es ist auch nicht so, dass er nicht erkennt, ein Problem mit dem Alkohol zu haben. Vor ungefähr 2 Jahren hat er sogar auf meinen Rat eine Gruppe des “Blauen Kreuzes” besucht. Dort hat er eine Art “Verzichtserklärung” unterschrieben, keinen Alkohol zu trinken. Leider hat er es nicht geschafft und ist dann irgendwann nicht mehr zu dieser Gruppe gegangen. Das hörte sich immer so an, als ob er sich durch den Verstoß gegen die Verzichtserklärung disqualifiziert hat - was ich aber nicht glaube! Rückfälle sind ja keine Seltenheit unter Alkoholikern.

“Morgenrot” sprach von “Selbstmord auf Raten”. Ich kann das bestätigen! Es ist noch nicht lange her, dass mein Bruder einen Blutdruck von 230:? hatte und er auf unseren Rat - weil Sonntag war - ins Krankenhaus ging und es gar nicht so einfach war, den Blutdruck zu senken. Dort wurde auch festgestellt, dass der Leberwert schlecht war. Es kann also wirklich lebensbedrohlich sein, exzessiv Alkohol zu trinken - und das macht mir wirklich angst! Anschließend sagte er mir, er habe erkannt, dass sei ein Zeichen von oben, jetzt wirklich mit dem Trinken aufzuhören - und ich glaube, er meinte es sehr aufrichtig. Leider hielt er auch diesen Vorsatz nicht ein.

Ich bitte (und das ist keine fromme Floskel) um Eure Fürbitte, dass der Herr meinem Bruder wirklich Einsicht schenkt, Hilfe in Anspruch zu nehmen und Kraft zu finden von dieser Sucht freizuwerden.

Herzliche Grüße

Jörg
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

ewigesleben
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Beitrag von ewigesleben »

Hallo Jörg,

Morgenrot muss ich aber stark widersprechen: Alkoholismus ist eine Sünde, genauso wie alle Suchtkrankheiten. Ich wehre mich dagegen, Sucht-Krankheiten als reine Krankheit zu bezeichnen, dem ist definitiv NICHT so! Mir ist das Alkohol-Problem aus meinem persönlichen Umfeld bekannt, ich selbst habe über lange Jahre ein anderes Sucht-Problem gehabt. Von daher kann ich aus eigener Erfahrung sagen, es ist wichtig zu erkennen, dass die Sucht keine Krankheit in normalen Sinne ist, sondern eine Suchtkrankheit, die Sünde ist und die ich mit Gottes Hilfe aber in den Griff bekommen kann. Die Sündenerkenntnis ist also sehr wichtig und es freut mich zu lesen, dass das bei Deinem Bruder der Fall ist. Denn das ist der erste Schritt. Auch weiß ich selbst wie schwer es dann ist, den zweiten Schritt zu gehen und wirklich (!) etwas versuchen zu ändern und nicht nur Worte zu machen. Es sind wirklich starke innere Kämpfe, die man ausfechten muss, aber mit Gottes Hilfe und eisernem Willen ist es möglich! An dem Spruch "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg" ist sehr viel Wahres dran...
Zu dem Thema kann ich Dir auch das Buch von Paul Tripp "Alles anders - aber wie? Veränderung ist möglich" empfehlen: http://www.3lverlag.de/xtshop/product_i ... -wie-.html
Da stehen wesentliche Punkte drin, die das geistliche Leben und eine praktische Veränderung betreffen.
Neben dem festen eigenen Willen (und dazu gehört es, auch von den vermeintlich "angenehmen" Dingen der Sucht loskommen zu wollen, wirklich alles was damit zu tun hat zu lassen, und das fängt bereits im Vorfeld in den Gedanken an, nicht erst bei dem Griff zur Flasche) ist natürlich die Fürbitte auch sehr wichtig. Kann ich nur bestätigen. Auch wenn es manchmal Jahre dauert, bis der "Durchbruch" da ist...

Viele Grüße
Maria
»Der Tod ist verschlungen in Sieg! Tod, wo ist dein Stachel? Totenreich, wo ist dein Sieg?«
(1.Kor.15,54-55)

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

maxb schreibt
Man wird auch nicht Alkoholiker, blos weil man gerne mal ein Bier trinkt
Ab wann ist man ein Alkoholiker?
Gruß Joschie
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

maxb
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Beitrag von maxb »

Ich denke der Übergang zum Alkoholiker kann graduell fortschreiten. Ein paar Kriterien:
Wenn man nicht mehr ohne kann, nicht "nein" sagen kann,
wenn man sich vornimmt nicht zu trinken und immer wieder doch trinkt,
wenn die Menge immer größer wird,
wenn man nach einer Weile ohne Trinken Entzugserscheinungen bekommt,
wenn man oft darüber nachdenkt,
wenn man in Zeiten von Sorge oder Frust trinkt und sich davon eine Art von Befriedigung erhofft,
wenn der Alkohol an die Stelle von Gott tritt.

Gibt möglicherweise noch mehr Anzeichen.

Jörg
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Beitrag von Jörg »

Joschie hat geschrieben: Ab wann ist man ein Alkoholiker?
Dieser Test vom "Blauen Kreuz" könnte die Frage beantworten, ob man zumindest gefährdet ist:

http://www.blaues-kreuz.de/bkd/sucht/su_test.htm


Grüße, Jörg
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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