Seite 1 von 1

Eine Spende führt zu einem Gewissenskonflikt

Verfasst: 10.11.2013 07:25
von Jörg
Hallo,

in den letzten Jahren habe ich ab und zu für den ERF (früher "Evangeliums- Rundfunk", heute "ERF Medien") gespendet. Manche Sendungen wurden mir zum Segen! Allerdings habe ich den Eindruck, daß Begriffe wie "Buße", "ewige Verdammnis" und "Sünde" selten zur Sprache kommen. Worte dagegen, wie "Gott liebt dich", "du bist wertvoll" kommen sehr oft vor.

Ich bin in dem Gewissenkonflikt, ob meine Spende sogar Sünde ist und ich vielleicht "an falschen Reichen" baue.

Kann mir jemand eine Hilfestellung geben?

Herzliche Grüße, Jörg

Verfasst: 11.11.2013 18:14
von albra-hdh
Lieber Jörg,

also, eine Spende an sich ist keine Sünde. Nur sollte man wissen, wem oder für was man spendet, damit meine ich, dass ich nachvollziehen kann, wohin meine Spende wandert. Es gibt heute soviele Spendenkategorien bzw. Organisationen, wo man manchmal gar nicht mehr weiß, was Sache und was gut oder schlecht ist. Da braucht man Weisheit von oben, durch das Gebet.

Ich für meinen Teil spende immer über meine Gemeinde, der ich angehöre. Da weiß ich, wohin das Geld geht, denn es wird klar definiert, wer das Geld und wie viel man bekommt.

Fazit: Spenden ist gut - nur sollte man ein gutes Gewissen dabei haben, dass das Geld gut angelegt ist.

Gruß Alex

Verfasst: 12.11.2013 05:13
von Jörg
Lieber Alex,

in meinem konkreten Fall (ERF Medien) bewegt mich die Frage, ob ich an ein Werk spenden kann, wo es ja - bei einem 24 Stunden Programm - gute und wertvolle Sendungen gibt, aber gleichzeitig - nach meinem Eindruck - die Tendenz gibt, bestimmte Themen fast zu verschweigen (Buße, Ewige Verdammnis, Kritik am Katholizismus usw.). Die Schwierigkeit ist hier, daß es nicht so einfach ist, den ERF einfach als gut oder schlecht (das wäre "Schwarzweißmalerei") zu bezeichnen. Letzlich geht es mir also um die Frage: Muß etwas 100 Prozent gut sein, um einer Spende würdig zu sein?

Herzlichen Gruß

Jörg

Verfasst: 12.11.2013 08:48
von albra-hdh
Also, eine perfekte Gemeinde gibt es hier auf Erden eh' nicht, auch keine noch so gute Organisation, die 100% gut sein kann.

Man muss sich erst mit etwas identifizieren können, um ein gutes Gewissen zu haben und zu wissen, ob man Geld spenden kann und wohin dies geht.

Buße, Ewige Verdammnis, aber auch die Liebe Gottes zu den Menschen sollten (unabdingbar im Zusammenhang mit Buße) von der Kanzel vorwiegend gepredigt werden, die Kritik am Katholizismus usw. eher weniger bis gar nicht. Solche Diskussionen kann man einem Tisch mit anderen Gläubigen/Interessierten führen.

Lieben Gruß
Alex

Verfasst: 12.11.2013 10:28
von Sonja
Hallo Jörg,

der ERF bringt Sendungen, wie Fernsehgottesdienste von Menlo-Park (John Orthberg), Willow Creek (Bill Hybels), In Touch (Charles Stanley) ...
Auch Ulrich Parzany hat eine regelmäßige Sendung (Bibellesen), ebenso Kay Arthur, die dort offensichtlich als Frau lehrt (Prinzipien fürs Leben).

All diese Sendungen verbreiten ein Evangelium, was auf den ersten Blick richtig erscheinen mag, doch bei näherem Hinschauen eher die Frage aufwirft, ob es sich noch um das Evangelium der Bibel handeln kann.

Der ERF bietet viel um die Bibel herum; Unterhaltung und Lebenshilfe ...

Daneben werden bei kino-check-tv Filme empfohlen, oder noch relativ gut bewertet, bei denen mir die Haare zu Berge stehen - z. B. vor einiger Zeit 'Jesus liebt mich'.

Auch an solchen Projekten wie 'Gott erleben in der Stille' nimmt der ERF teil.
(Online-Workshop 'Mehrglauben').

Und bei einem Blick in den Buch-Shop des ERF, kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln.

Habe irgendwann die Programm-Zeitschrift 'Antenne' abbestellt und den ERF aus meiner Lesezeichenliste gelöscht. Ich würde den ERF nicht unterstützen.

Lieben Gruß
Sonja

Verfasst: 12.11.2013 16:27
von Joschie
Hallo Jörg!
Ich würde so eine Unterstützung durch eine Spende nicht als Sünde bezeichnen, dieses wäre doch weit zu hoch gegriffen. Mit der Zeit bin ich ganz persönlich dazu übergegangen keine großen Organisationen oder Institutionen mehr zu unterstützen, weil sie oft eine große Intransparenz oder Vermischung von ganz verschiedenen Strömungen in sich haben. Ich unterstütze schon seit längerer Zeit einzelne Projekte und Personen und diese Herangehensweise hat sich bei mir sehr bewährt.
Gruß Joschie

Verfasst: 12.11.2013 21:08
von lutz
Hallo Jörg,

also ich kann mich Alex nur anschließen: 100 % gute Organisationen, die deshalb spendenwürdig wären, gibt es nicht.

Wenn deine Spende ein Ausdruck für Dankbarkeit (wegen ganz spezieller Sendungen) war, was wäre zu tadeln? Weil du keine Handhabe darüber hast, wie dieses Geld letztlich verwendet wird? (Es gibt ja auch eine Menge Problematisches, wie du selbst sagst.)
Wenn du einem Menschen dankst in Form von Geld, bist du für die weitere Verwendung dieses Geschenks verantwortlich?

Gott lässt die Sonne aufgehen über „Gute“ und „Böse“ und schenkt Beiden gute Gaben (jetzt nicht als Dankesgabe an den Menschen). Enthebt es denjenigen der empfängt, der Verantwortung? Nein. Ist der Geber Schuld, wenn missbraucht wird? Gott ist nicht schuld.

Gibt es eine Ermahnung in der Schrift, mit der wir gehalten werden darüber zu wachen, was der Beschenkte mit unserem Geschenk anstellt?
Wenn ja, welche?

Das Problem (mir wurde/wird geholfen, ich möchte mich erkenntlich zeigen) wäre nach meiner Sicht auch ganz einfach dadurch zu lösen, dass ein Verwendungszweck formuliert wird.
Also nicht pauschal an „ERF“ spenden, sondern ganz konkret Bezug nehmen. Da kann doch dann ein: „Dankeschön für Sendung A, B, C …“ stehen oder (wenn es eine ganze konkrete Senderreihe ist): „Zur finanziellen Unterstützung der Senderreihe A, B, C …“.
Insofern wäre ich dann wieder bei Alex und auch Joschie:
Anstatt große unübersichtliche Organisationen oder Verbünde pauschal zu unterstützen, ist es besser ganz konkrete Personen oder Projekte im Blick zu haben, von denen man überzeugt ist, dass sie erhalten werden müssen.

Herzliche Grüße Lutz

Verfasst: 13.11.2013 06:13
von Jörg
Sonja hat geschrieben:Hallo Jörg,

der ERF bringt Sendungen, wie Fernsehgottesdienste von Menlo-Park (John Orthberg), Willow Creek (Bill Hybels), In Touch (Charles Stanley) ...
Auch Ulrich Parzany hat eine regelmäßige Sendung (Bibellesen), ebenso Kay Arthur, die dort offensichtlich als Frau lehrt (Prinzipien fürs Leben).

All diese Sendungen verbreiten ein Evangelium, was auf den ersten Blick richtig erscheinen mag, doch bei näherem Hinschauen eher die Frage aufwirft, ob es sich noch um das Evangelium der Bibel handeln kann.
Erst einmal vielen Dank, daß Ihr Euch Zeit genommen habt für die Antworten! Ich werde darüber nachdenken.

Sonja, Du gibst Ulrich Parzany als Negativ-Beispiel an. Ich kenne Parzany noch aus der Zeit, wo er Pfarrer im Weigle-Haus in Essen war. Parzany ist sehr geprägt von Wilhelm Busch, der ja sehr lange Pfarrer im Weigle-Haus war. Das ist natürlich kein Beweis dafür, daß seine Lehre deckungsgleich mit Busch ist - aber ich sehe schon eine große Schnittmenge. Das möchte ich nur zur Ehrenrettung Parzanys sagen.

Möchte aber jetzt nicht vom Thema abweichen und über die Person Parzany diskutieren, sondern nur aufzeigen, daß es nicht immer so einfach ist, bestimmte Leute in bestimmte Schubladen zu stecken.

Wenn ich Parzany schon in eine Schublade stecken würde, dann in die Schublade mit Leuten wie Rolf Scheffbuch, Winrich Scheffbuch, Konrad Eißler (die übrigens auch Verwandte von Wilhelm Busch waren).

Lieben Gruß, Jörg

Re: Eine Spende führt zu einem Gewissenskonflikt

Verfasst: 20.10.2017 14:36
von albi
Ich möchte so antworten:

Da es Werke und Dienste und Personen gibt, die die Spende besser verwenden als der ERF (und die gibt es), dann sollte man besser denen spenden. Bei der Wahl zwischen einem "OKen" und einem Besseren oder gar GUTEN darf man ruhig das Gute wählen.

Nicht das Spenden an ERF Sünde sind, aber es ist dem Reich Gottes einfach dienlicher, seine Gaben denen zu geben, die ihm besser und reiner dienen. Dazu kommt, dass gewisse kleinere Werke oder Einzelpersonen Unterstützung wahrscheinlich viel dringender bräuchten.