Hörendes Gebet

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Moderator: Jörg

Pickeboe
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Hörendes Gebet

Beitrag von Pickeboe »

Hallo allerseits!

Zunächst einmal, sei "Hallo" gesagt.
Mit der Forenauswahl war ich nicht ganz sicher, also falls der Beitrag woanders besser passt; einfach rumschieben.

Nun meine Frage: "Was ist zum "Hörenden Gebet" zu sagen?
Konkret meine ich das Hörende Gebet, welches in manchen Gemeinden praktiziert wird, bspw. hier beschrieben: http://www.hoerendes-gebet.de . Rein von der Sache her denke ich mir, dass es an und für sich genommen nicht unbiblisch sein dürfte, da die Bibel, soweit ich sie verstanden habe, sogar dazu aufruft um Weisung und Weisheit und Erkenntnis und damit um Informationen bzgl. des Willens Gottes zu bitten/beten.

Was mich daran irritiert: Die Veranstaltung der Sache selbst. Müsste/sollte nicht jeder Christ in der Lage sein "hörend" zu beten? Ist es also falsch, weil institutionalisiert, wenn man das "anbietet"?

Wie handhabt Ihr das? Was ist Eure Meinung zum o.g. "Angebot" an sich und dem "hörenden Gebet" im Wortsinn?


Viele Grüße,
Thomas

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Hallo Pickeboe
Nur zu bessen Einordnung stimmt es das,das Christliches Zentrum Nürnberg eine nähe zur Pfingstbewegung oder zur charismatischen Erneuerung hat :?:
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Pickeboe
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Beitrag von Pickeboe »

Hallo Joschie,
Joschie hat geschrieben:Hallo Pickeboe
Nur zu bessen Einordnung stimmt es das,das Christliches Zentrum Nürnberg eine nähe zur Pfingstbewegung oder zur charismatischen Erneuerung hat :?:
keine Ahnung. Bis zu meiner Recherche nach dem Thema kannte ich diese Gemeinde noch gar nicht. Allerdings erachte ich das als zunächst sekundär und damit thematisch irrelevant. Verallgemeinerungen im Sinne von "schubladenartigen Vorurteilen" empfinde ich als nicht besonders sinnvoll. *zw*


Viele Grüße,
Thomas

Gast

Re: Hörendes Gebet

Beitrag von Gast »

Pickeboe hat geschrieben: Nun meine Frage: "Was ist zum "Hörenden Gebet" zu sagen?
Hi Pickeboe and welcome!

Wir muessen bei Deiner Frage prinzipieller werden. Wie es auf der von dir verlinkten web site heisst:
Alle Christen sollen und können Gottes Stimme hören – für sich persönlich, aber auch für andere. Dennoch sind viele unsicher, ob das auch für sie gilt, und wie man das lernen und üben kann.
Ist diese Aussage biblisch richtig oder nicht? Spricht Gott zu den Glaubigen in einer inneren Stimme?

Danke,
Till

Pickeboe
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Beitrag von Pickeboe »

Hi tschilli,
Ist diese Aussage biblisch richtig oder nicht? Spricht Gott zu den Glaubigen in einer inneren Stimme?
Definiere mal "innere Stimme"!

Von einer inneren Stimme war ja bislang keine Rede. Wenn Du das allerdings so anführst, würde mal darauf tippen, dass beispielsweise das so genannte "gute Gewissen", eine Stimme Gottes sein _könnte_.

Fakt ist, dass Gott, respektive Jesus, in der Bibel auf vielfältige Weise mit den Menschen gesprochen hat - sowohl im alten als auch neuen Testament.

Klär' mich mal auf. ;)


Viele Grüße,
Thomas

Gast

Beitrag von Gast »

Thomas,

Das hoerende Gebet basiert auf der Annahme, dass Gott durch eine innere, d.h. nicht mit den Ohren hoerbare Stimme zu den Glaubigen spricht. Deswegen wird es auch als "prophetisch fuer sich beten lassen" beschrieben. Wobei es hier nicht zuerst um prophetisches Reden Gottes durch Traume oder Visionen geht, sondern eben durch eine innere Stimme. Deswegen hoerendes Gebet. Zitat von der Website, die du verlinkt hast:
Sie kommen dann in eine Gruppe von etwa fünf Mitarbeitern, die von Ihnen nichts wissen, als Ihren Namen. Die werden zuerst einige Minuten in der Stille auf Gott hören und Ihnen dann mitteilen, was sie gehört haben. Sie bekommen alle Eindrücke auch aufgeschrieben.
Die Ansicht, dass Gott zu allen Glaubigen durch eine innere Stimme spricht ist ja weitverbreitet. Teilt man diese Ansicht nicht - zum Beispiel weil man sie durch die Schrift nicht belegt sieht - wird man dem hoerenden Gebet wohl ehere skeptisch gegenueber stehen.

Pickeboe
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Beitrag von Pickeboe »

tschilli hat geschrieben:Thomas,

Das hoerende Gebet basiert auf der Annahme, dass Gott durch eine innere, d.h. nicht mit den Ohren hoerbare Stimme zu den Glaubigen spricht. Deswegen wird es auch als "prophetisch fuer sich beten lassen" beschrieben. Wobei es hier nicht zuerst um prophetisches Reden Gottes durch Traume oder Visionen geht, sondern eben durch eine innere Stimme. Deswegen hoerendes Gebet. Zitat von der Website, die du verlinkt hast:
Sie kommen dann in eine Gruppe von etwa fünf Mitarbeitern, die von Ihnen nichts wissen, als Ihren Namen. Die werden zuerst einige Minuten in der Stille auf Gott hören und Ihnen dann mitteilen, was sie gehört haben. Sie bekommen alle Eindrücke auch aufgeschrieben.
Die Ansicht, dass Gott zu allen Glaubigen durch eine innere Stimme spricht ist ja weitverbreitet. Teilt man diese Ansicht nicht - zum Beispiel weil man sie durch die Schrift nicht belegt sieht - wird man dem hoerenden Gebet wohl ehere skeptisch gegenueber stehen.
Hm... was ist dann zur biblisch fundierten "Gabe der Prophetie" (bzw. des prophetischen Redens) zu sagen? Das wird ja als eine mögliche Aufgabe in der (neutestamentlichen) Gemeinde beschrieben. Soweit ich weiß wird nirgends exakt erklärt wie genau diese Prophetie ausfallen wird. Denke ich dabei an den Schöpfer... dürften die Möglichkeiten gewissermaßen "unendlich" variabel sein.

Thomas

Gast

Beitrag von Gast »

Pickeboe hat geschrieben: Hm... was ist dann zur biblisch fundierten "Gabe der Prophetie" (bzw. des prophetischen Redens) zu sagen? Das wird ja als eine mögliche Aufgabe in der (neutestamentlichen) Gemeinde beschrieben.
Die Fragen sind:
1. Wie diese Gabe aussah. und
2. Ob es sie heute noch gibt. Ob diese Gaben tatsaechlich fuer heute gedacht sind.


Pickeboe hat geschrieben: Soweit ich weiß wird nirgends exakt erklärt wie genau diese Prophetie ausfallen wird. Denke ich dabei an den Schöpfer... dürften die Möglichkeiten gewissermaßen "unendlich" variabel sein.
Das ist reine Spekulation. Mit dieser Argumentation koennte man alles moegliche als biblisch hinstellen. Wir muessen uns schon die Muehe machen, die bilischen Zeugnisse UND die Bereichte der Kirchengeschichte zu beachten um ein besseres Verstandnis dieser Gaben der Prophetie zu bekommen. Eines faellt mir dabei auf: Die biblischen Berichte ueber Prophetie - NT wie AT - sprechen von einem zweifelsfreien prophetischen Reden. Nicht von Eindruecken, die man ausfiltern muss. In er Schrift heisst es, dass man einen falschen Propehten daran erkennen, dass seine Prophezeiungen NICHT eintreffen.

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Enrico
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Beitrag von Enrico »

Die Fragen sind:
1. Wie diese Gabe aussah. und
2. Ob es sie heute noch gibt. Ob diese Gaben tatsaechlich fuer heute gedacht sind.
Da Apostel Paulus dies zur Gemeinde sagt, gilt auch dies zur Lehre der Apostel in welcher wir ja verbleiben sollen.
Auch werden wir davor mit einem Fluch gewarnt, wenn wir was anderes als Evangelium verkünden würden als dies was die Apostel, eben auch Paulus ,dazu gehört eben auch dies was er lehrte, verkündigt haben.

Da ich glaube dass alles was die Apostel lehrten eben Lehre der Apostel ist und eben Wort Gottes, liegt es an jedem einzelnen selbst dem Wort treu zu sein und es eben zu glauben.
Zum Glauben an Gottes Wort wird ja niemanden gezwungen und an keiner einzigen Stelle steht in der Bibel dass die prophetische Gabe aufgehört HAT, sondern nur dass sie einmal aufhören WIRD, WENN das Vollkommende DA IST.
Bis dahin zählt eben Glaube über das was geschrieben steht und Gehorsam dazu.

Aber es gilt auch zu prüfen anhand der Schrift und wenn eine prophetische Aussage kommt entgegengesetzt zum Worte Gottes oder die Aussage lässt sich nicht mit dem Worte decken, dann ist diese Aussage nicht von Gott sondern vom Teufel und eben abzulehnen.

Wenns von Gott ist, wirds immer mit dem Worte Gottes übereinstimmen.

Pickeboe
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Beitrag von Pickeboe »

Hallo Enrico,
Enrico hat geschrieben:
Die Fragen sind:
1. Wie diese Gabe aussah. und
2. Ob es sie heute noch gibt. Ob diese Gaben tatsaechlich fuer heute gedacht sind.
Da Apostel Paulus dies zur Gemeinde sagt, gilt auch dies zur Lehre der Apostel in welcher wir ja verbleiben sollen.
Auch werden wir davor mit einem Fluch gewarnt, wenn wir was anderes als Evangelium verkünden würden als dies was die Apostel, eben auch Paulus ,dazu gehört eben auch dies was er lehrte, verkündigt haben.

Da ich glaube dass alles was die Apostel lehrten eben Lehre der Apostel ist und eben Wort Gottes, liegt es an jedem einzelnen selbst dem Wort treu zu sein und es eben zu glauben.
Zum Glauben an Gottes Wort wird ja niemanden gezwungen und an keiner einzigen Stelle steht in der Bibel dass die prophetische Gabe aufgehört HAT, sondern nur dass sie einmal aufhören WIRD, WENN das Vollkommende DA IST.
Bis dahin zählt eben Glaube über das was geschrieben steht und Gehorsam dazu.

Aber es gilt auch zu prüfen anhand der Schrift und wenn eine prophetische Aussage kommt entgegengesetzt zum Worte Gottes oder die Aussage lässt sich nicht mit dem Worte decken, dann ist diese Aussage nicht von Gott sondern vom Teufel und eben abzulehnen.

Wenns von Gott ist, wirds immer mit dem Worte Gottes übereinstimmen.
vielen Dank auch für Deine Gedanken dazu.
Eines können wir schon einmal festhalten: Ich teile sowohl tschillis als auch Deine Ansicht, dass sich alle biblisch anmutenden oder besser gesagt, christlichen Dinge, an der Bibel messen lassen müssen. Oder mehr noch - sich durch die Bibel autentifizieren lassen müssen. Getreu dem Motto: "Prüfet alles, das Gute aber behaltet.".

Steht natürlich jetzt die Frage: "Ist das Eingangsthema 'biblisch'?" Ich tendiere inzwischen zu 'nein'. Einerseits gehe ich davon aus, dass die biblischen Gaben, die Du, Enrico, angesprochen hast, nach wie vor existieren und für mein Dafürhalten auch bitter nötig sind. Vielleicht sogar gerade in unserer heutigen Zeit. Das sage ich, wohl wissend, dass es hier Anhänger der Interpretation gibt, dass diese Gaben aufgehört haben - ich glaube, weil die Bibel das Vollkommene sein soll (falls ich irre, bitte berichtigen). Andererseits... die meisten Hinweise auf das "Zukünftige" sind ähnlich formuliert, wie eben jene Information betreffend der Gaben (prophetisches Reden, Weissagung usw.). Warum also sollen gerade jene Gaben nicht mehr benötigt werden?

Aber das ist schon wieder ein anderes Thema. ;) Ich denke, dafür sollte ein separater Thread her.

Was mich momentan am meisten am "praktizierten hörenden Gebet" stört, ist tatsächlich die Tatsache, dass es dort um "Eindrücke" geht... man könnte also auch sagen; um Vermutungen. Letztlich muss der Empfänger auch noch selbst herausfinden was es damit auf sich hat - oder auch nicht.

Insofern mag ich Deine Auffassung, tschilli, unterstreichen, wenn Du sagst, dass in der Bibel von "zweifelsfreiem" prophetischen Reden gesprochen wird, nicht von Eindrücken. Und, was mir gerade noch auffällt, auf der Website des "Hörenden Gebets" wird nicht einmal davon gesprochen, dass diese Eindrücke, Prophetie seien. Hm... das muss ich wohl da hinein interpretiert haben...

maxb
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Beitrag von maxb »

So wie du das dargestellt hast, Leo, würde ich das größtenteils auch sehen. Allerdings kann ich dir bei folgendem nicht zustimmen:
1Kor 14,3 Wer aber weissagt, redet den Menschen zur Erbauung und Ermahnung und Tröstung.
Der neutestamentliche Prophet redet die Worte Gottes (also Verse aus der Bibel) und erbaut und ermahnt damit die Gemeinde Gottes. In diesem Sinne tut jeder Prediger auch einen prophetischen Dienst.
Ich denke es KÖNNEN Bibelverse sein, aber das ist nicht zwingend notwendig.
Oder glaubst du, dass Paulus in 1Kor 14,24 meint, dass dem Unkundigen von allen Leuten Bibelverse vorgelesen werden?
Wenn aber alle weissagen und irgendein Ungläubiger oder Unkundiger kommt herein, so wird er von allen überführt, von allen beurteilt;
In der neutestamentlichen Prophetie gibt Gott einem Menschen auf irgendeine Art und Weise eine Offenbarung, die dieser Mensch dann an die Gemeinde weiter gibt. Und das ist der Knackpunkt. Der Mensch kann die Offenbarung ungenau weiter geben und deshalb muss sie geprüft werden. Diese Offenbarung dient zur Erbauung und Ermahnung, in eine bestimmte Situation hinein. Es geht nicht darum zusätzlich zur Bibel unfehlbare Sätze zu formulieren.

Ich hab mir kurz die Seite angeschaut die ganz am Anfang verlinkt ist...mich machen ein paar Dinge sehr skeptisch:

3. Die Ermutigung: In dieser Situation der Anonymität halten wir es nicht für angemessen, Kritik oder Ermahnung weiterzugeben. Das findet eher in der Seelsorge seinen Platz. So werden nur die Eindrücke gesagt, die ermutigen und von einem heilbringenden Eingreifen Gottes zeugen.

Sollte Gott zu den Menschen dort etwas sagen, was zur Ermahnung desjenigen dient, der Gast ist, dann sehe ich keinen Grund, warum man das nicht weiter geben sollte. Gerade das wird ja auch im Korintherbrief beschrieben. Der Unkundige wird überführt. Dass das negative außen vor gelassen wird kommt auch an anderen Stellen rüber und das finde ich schon bedenklich. Gott kann nun mal auch sehr negativ sprechen und redet nicht immer durch die Blume...dafür haben wir ja mehr als genug Verse in der Bibel als Beleg. "Heilbringendes Eingreifen Gottes" widerspricht nicht dem Weitergeben von Kritik oder Ermahnung.

Das zweite, was ich seltsam finde ist, dass man diese Sache in Seminaren vermittelt. Braucht man wirklich ein Seminar um eine von Gott gegebene prophetische Gabe zu lernen?

Gast

Beitrag von Gast »

Hi Leo,
Leo_Sibbing hat geschrieben: Prophetie dient im NT immer zur Erbaung, Ermahnung und Tröstung, wie auch meist im AT, nur ohne den Zukunfts- oder Vorraussagungsaspekt der alttestamentlichen Prophetie und geschieht immer anhand oder mittels des Wortes Gottes.
Es gibt im Dienst Jesu aber auch des Johannes als auch in den, in der Apostelgeschichte berichteten Beispielen sehr wohl Prophetie als Voraussage zukunenftiger Ereignisse. Ausserdem wird von Jesu berichtet, dass er uebernatuerliche Kenntnisse ueber die Situation von Menschen, mit denen er in Kontakt kam, hatte und diese zu seelsorgerlichen Unterweisungen nutzte.

Genau diese Gaben - die sogenannten Wort der Erkenntnis - glauben die Anbieter des HG auch zu haben. Es geht also um mehr als nur allgemeine, biblische Worte der Ermahnung und Troestung.
Leo_Sibbing hat geschrieben: Ich finde allerdings die Art und Weise wie Wolfgang Wegert diese Gabe beschreibt sehr interessant. Er sagt: "Die Propheten des AT haben fehlerfrei das Wort Gottes ausgesprochen. Deshalb sagten sie: 'So spricht der HERR'. Gott hat seine Worte nicht als Eindruck in ihr Herz gelegt, sondern Er hat seine Worte in ihren Mund gegeben. Wenn sie sich dennoch als falsch erwiesen, obwohl sie sagten: 'So spricht der HERR', mussten sie sterben." Weiter erklärt er, dass die neutestamentliche Prophetie nicht diesen Charakter der Unfehlbarkeit hat, sondern eher ein von Gott gewirkter Impuls/Eindruck/Emotion ist und keine neue Offenbarung ist.
Sehr, sehr zweifelhaft.

Jesus hat die Zerstoerung des Tempels vorausgesagt -> Im jahre 70 eingetreten.
Paulus wurde vorausgesagt, dass er gebunden werden wuerde -> Eingetreten.
Johannes hat die Erscheinung und Vernichtung des Tieres vorausgesagt -> In der Person Neros eingetreten.

Diese Beispiel zeigen: Auch im NT geht es bei Prophetie um mehr als Eindruecke und Emotionen.

maxb
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Beitrag von maxb »

Da hat Tschilli recht, die Zukunft vorhersagen gehört auch in die neutestamentliche Prophetie.
Wayne Grudem hat etwas interessantes zur Prophezeiung von Agabus geschrieben.
Apg 21,10-11:
Als wir nun mehrere Tage blieben, kam ein Prophet mit Namen Agabus von Judäa herab. Und er kam zu uns und nahm den Gürtel des Paulus und band sich die Füße und die Hände und sprach: Dies sagt der Heilige Geist: Den Mann, dem dieser Gürtel gehört, werden die Juden in Jerusalem so binden und in die Hände der Nationen überliefern.
Hier steht, dass die Juden Paulus binden und den Nationen geben würden.

In Vers 33 steht dann:
Dann näherte sich der Oberste, ergriff ihn und befahl, ihn mit zwei Ketten zu fesseln, und erkundigte sich, wer er denn sei und was er getan habe.
Die Römer haben Paulus gebunden und ihn sich genommen, weil ihnen der Aufruhr der Juden aufgefallen ist (siehe Kontext). Die Juden wollten Paulus töten und die Römer sind eingeschritten.

Agabus war ein Prophet, aber seine Prophezeiung war nicht 100% korrekt.

Grudem schreibt: "Dieser Text kann perfekt erklärt werden, wenn man annimmt, dass Agabus eine Vision von Paulus als Gefangenen der Römer mit einem wütenden Mob von Juden um sie herum empfangen hat. Seine eigene Interpretation einer solchen "Vision" oder "Offenbarung" vom Heiligen Geist war, dass die Juden Paulus gebunden und ihn an die Römer übergeben haben und das ist es, was Agabus (etwas fälschlich) prophezeit hat. Das ist genau die Art von fehlbarer Prophetie, die in die Definition der neutestamentlichen Gemeinde-Prophetie, wie oben beschrieben hinein passt - mit eigenen Worten etwas berichten, dass Gott einem spontan eingegeben hat."

Der vollständige Text findet sich in seiner "Systematic Theology". - sehr ausführlich und verständlich geschrieben.

Gast

Beitrag von Gast »

maxb hat geschrieben:
Agabus war ein Prophet, aber seine Prophezeiung war nicht 100% korrekt.

Grudem schreibt: "Dieser Text kann perfekt erklärt werden, wenn man annimmt, dass Agabus eine Vision von Paulus als Gefangenen der Römer mit einem wütenden Mob von Juden um sie herum empfangen hat. Seine eigene Interpretation einer solchen "Vision" oder "Offenbarung" vom Heiligen Geist war, dass die Juden Paulus gebunden und ihn an die Römer übergeben haben und das ist es, was Agabus (etwas fälschlich) prophezeit hat. Das ist genau die Art von fehlbarer Prophetie, die in die Definition der neutestamentlichen Gemeinde-Prophetie, wie oben beschrieben hinein passt - mit eigenen Worten etwas berichten, dass Gott einem spontan eingegeben hat."
Bei allem Respekt vor Wayne Grudems "Systematic Theology", die ein guter Einfuehrungstext ist: Ich halte das fuer wilde Spekulationen.

Es waren tatsaechlich die roemischen Truppen, die Paulus banden, aber auf Grund der Probleme, die Paulus mit den Juden hatte. Die ja auch spaeter, als er in roemischer Gefangenschaft war, versuchten ihn zu toeten. In Tyrus - Apg 21,4 - wird Paulus prophetisch gewarnt nicht nach Jerusalem zu gehen. Seine Problem waren mit den Juden. Nicht mit den Roemern. Und die Probleme waren theologischer Art. Daher ist die Prophezeiung des Agabus theologisch korrekt und wir muessen davon ausgehen, dass sie so, in dieser Form, mit diesen Worten, 100% dem Willen Gottes entsprach. Und auch, dass die Aufnahme des Wortlautes dieser Prophetie in den Bericht des Lukas dem Willen Gottes entspricht. Es geht hier eben auch um den Konflikt zwischen Juden und Christen bzw. darum dass das juedische Establishment Christus verwarf und zu Feinden des Evangeliums wurden.

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Pilger Andreas
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Beitrag von Pilger Andreas »

Hallo,

zum Thema Agabus und seine Prophezeiung und die Interpretation von W. Grudem:
Der Argumentation des Verfassers, Agabus habe in Apg. 21,10-11 etwas nicht Korrektes prophezeit (nicht die Juden hätten Paulus gebunden, sondern die Römer), wird entgegen zu halten sein, dass Grudem hier einem reichlich überzogenen und insofern anfechtbaren Literalismus frönt.

Zum Vergleich folgendes Beispiel: In Apg. 1,18 verkündet der Apostel Petrus, Judas habe mit seinem Verräterlohn ein Feld „erworben“. Aus Mt. 27,3-7 geht hervor, dass nicht Judas selbst, sondern andere nach seinem Tod dieses Feld gekauft hatten. Hatte Petrus deswegen gelogen?

Worum es in der Prophetie des Agabus geht, ist doch folgendes: Paulus werde aufgrund des aufrührerischen Verhaltens der Juden von den Römern in Schutzhaft genommen. Dabei wirkten die Römer zunächst lediglich als Katalysator (Apg. 21,27-31.35; 22,29-30), bis sie schließlich für die Überführung des Apostels nach Rom Sorge trugen. Genauso deutet Paulus die Ereignisse in Jerusalem im Nachhinein: Er sei „gefangen aus Jerusalem in die Hände der Römer überliefert worden“
(Apg. 28,17).
Quelle: Bekennende Kirche - Prophetie in der neutestamentlichen Gemeinde II

Gruß,
Andreas

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