Hallo Joschie,
Du Schreibst im Bifo-Forum in Deinem Eingangs-Thread zu Titus 1,8:
„Mir geht um das Wort enthaltsam, dieses wird auch mit Selbstbeherrschung, Selbstdiziplin und Enthaltsamkeit übersetzt. Wenn ihr noch andere wißt, schreibt bitte. Sind dies verschiedene Übersetzungen oder sind verschiedene Grundtexte? Im Galater 5, 23 ist die Enthaltsamkeit eine Frucht des Geistes, aber in 2. Petrus 1, 6, Titus 1, 8 werden wir zur Enthaltsamkeit oder Selbstdisziplin aufgefordert. Da mich dieses Thema sehr bewegt, ist dies für mich eine Schwierigkeit. Ist die Selbstbeherrschung etwas was von Gott kommt und ich dabei passiv bin oder ist aktiv mein Mitwirken erforderlich. „
1.) [ Galater 5, 22 ; Enthaltsamkeit = egkrateia (ebenso in Apg 24,25 und 2. Petr 1,6) ]
2.) [ Titus 1,8 ; enthaltsam = egkratēs ]
3.) [ 1. Korinther 7,9 und 1. Korinther 9,25; enthalten bzw. enthaltsam = egkrateuomai ]
Deine Vermutungen sind für mein Empfinden richtig, dass es sich bei dem Thema „Enthaltsamkeit“ um unterschiedliche Dinge geht – und zwar um Aktivität und Passivität.
Abgesehen davon wäre hier zu erörtern, um welchen Kampf es denn geht:
[ kämpfen, ringen = agōnizomai = Joh 18,36; 1. Korinther 9,25; 2. Tim 4,7; Kol 1,29; Kol 4,12; Lk 13,24; 1. Tim 6,12 ]
[ kämpfen, streiten, tun (Kriegsdienste und Kriegsleute) = strateuomai = 2. Kor 10,3; 1. Tim 1,18; Jak 4,1; 1. Petr 2,11; 1. Kor. 9,7; 2. Tim 2,4; Lk 3,14 ]
Ich nehme jetzt Bezug auf meine Äußerung zu 2. Tim 2,3.5 und möchte dies in Verhältnis zu dem einen Vers ansprechen, den Du zuletzt im Komplex von 1. Korinther 9,24-27 zitiert hast und zwar meine ich den Vers in 1. Korinther 9, 25 :
„Jeder aber, der kämpft, ist enthaltsam in allem; jene freilich, damit sie einen vergänglichen Siegeskranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen.“
Demnach steht die Aufforderung, enthaltsam zu sein, im Kontext mit dem Kämpfen.
Deshalb ist also zuerst zu fragen, gegen wen wir kämpfen bzw. wo denn der Kampf stattfindet.
A)
Meine Vermutung geht in die Richtung, dass Galater 5,22 den Kampf meint, der gegenüber anderen Menschen gemeint ist – wobei dieser Kampf relativ in seinen Intensivität zu sehen ist, denn gemeint ist hier das Miteinander, welches durchaus auch ein Kampfplatz sein kann. Hinsichtlich der von Gott bewirkten Frucht des Geistes würde ich meinen wollen, dass die eigene Person hierbei passiv ist und ohne ein Dazutun die Frucht / die Früchte des Geistes empfängt.
B)
Dagegen scheinen mir die anderen Verse – insbesondere 1. Petrus 2,11 – auf einen Kampf im inneren eines Menschen hinzuweisen:
„Geliebte, ich ermahne euch als Beisassen und Fremdlinge, dass ihr euch der fleischlichen Begierden, die gegen die Seele streiten, enthaltet,“ (1. Petrus 2,11)
„sondern zieht den Herrn Jesus Christus an, und treibt nicht Vorsorge für das Fleisch, dass Begierden wach werden“ (Römer 13,14)
Nun gut, wie können wir aber den Kampf bekämpfen, der gegen die eigene Seele streitet ?
Eigentlich gar nicht, aber wir können den Kämpf zurückdrängen:
„An jenem Tag wird der HERR der Heerscharen für den Rest seines Volkes zur herrlichen Krone und zum prächtigen Kranz und zum Geist des Rechts dem, der zu Gericht sitzt, und zur Heldenkraft denen, die den Kampf zurückdrängen ans Tor.“ (Jesaja 28,5.6)
„der HERR wird zur Heldenkraft denen, die den Kampf zurückdrängen ans Tor“
Wenn wir wirklich verstehen sollten, dass der Herr ein „Gott des Rechts ist“ (Jesaja 30,18) und dass Gott unsere Kämpfe kämpft (2. Mose 14,14), so können wir unsere Sorgen auf Jesus werfen (1. Petrus 5,7).
Durch ein geschultes Herz und „die infolge der Gewöhnung geübten Sinne“ (Hebräer 5,14) befähigen uns, nicht nur zur Unterscheidung des Guten wie auch des Bösen, sondern auch den Kampf zurückzudrängen ans Tor – das Tor der Gerechtigkeit – denn alle Kämpfe in uns spielen im Bereich der Selbsterkenntnis ab.
Bin ich so sehr gerecht, dieses oder jenes zu bekommen, dieses oder jenes zu beanspruchen, dieses oder jenes zu verlangen ?
„Denn das Fleisch begehrt gegen den Geist auf, der Geist aber gegen das Fleisch; denn diese sind einander entgegengesetzt, damit ihr nicht das tut, was ihr wollt.“ (Galater 5,17).
Aber:
„Und die Fürsten von Juda werden in ihrem Herzen sagen: Die Bewohner von Jerusalem sollen Stärke nur in dem HERRN der Heerscharen, ihrem Gott, haben.“ (Sacharja 12,5)
Demnach wieder ein Problem, der schwachen Gemeindeleiter, die versäumt haben, auf Gott hinzuweisen.
„mit meinem Recht werde ich sie weiden“ (Hesekiel 34,16)
Aber:
„Ja, ich kenne eure vielen Verbrechen und eure zahlreichen Sünden. - Sie bedrängen den Gerechten, nehmen Bestechungsgeld und drängen im Tor den Armen zur Seite“
(Amos 5,12.13)
„ … und drängen im Tor den Armen zur Seite “
Die Verbrecher von gestern sind die Fundamentalisten von heute, die meinen bibeltreu zu sein, aber keine Ahnung vom Wort Gottes haben. Angebliche Christen, die vergessen ihren Brüdern zu helfen !
„Und dieses Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, auch seinen Bruder lieben soll.“
(1. Johannes 4, 21) – „ … in Tat und Wahrheit ! „ (1. Johannes 3,18).