Laut Morgner sind Pietisten keine Fundamentalisten

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Jörg
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Laut Morgner sind Pietisten keine Fundamentalisten

Beitrag von Jörg »

Hi zusammen,

IDEA führte kürzlich mit dem Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Dr. Christoph Morgner, ein Interview. Dort antwortete er auf die Frage, was er unter einem fundamentalistischen Bibelverständnis versteht: "Fundamentalismus ist eine Angstreaktion auf die Verunsicherung der Moderne. Für einen Fundamentalisten ist die Bibel das Fundament des Glaubens, in allen Aussagen völlig irrtumslos und unfehlbar." Daraufhin fragte IDEA "Ist sie das denn nicht?" Morgner antwortet darauf: "Diese Begriffe werden der Bibel nicht gerecht. Sie liegt uns nicht im Original vor. Sie ist vielmehr aus zahlreichen hebräischen und griechischen Handschriften zusammengestellt worden, in denen manche Stellen kaum zu übersetzen sind, d. h. es ist nicht immer deutlich, was eigentlich gemeint ist. Von daher kann man nicht einfach behaupten, die Bibel sei in allem unfehlbar. Sie ist Gottes Wort, das jedoch von Menschen - geleitet durch den Heiligen Geist - geschrieben ist. Und wo Menschen etwas wiedergeben, schleichen sich auch mal Unzulänglichkeiten ein. Entscheidend ist, dass uns die Bibel auf dem Weg des Heils führt." IDEA fragt: "Und was ist nun der Unterschied zwischen einem Pietisten und einem Fundamentalisten?" Morgner: "Der Pietist sagt: "Ich glaube an Jesus Christus, von dem in der Bibel Zeugnis abgelegt wird." Der Fundamentalist glaubt sowohl an Jesus Christus als auch an die Bibel."

Ich möchte an dieser Stelle von ganzem Herzen bekennen: ICH BIN EIN FUNDAMENTALIST - zumindestens nach der Definition Morgners. Denn an Jesus Christus zu glauben und an die Bibel zu glauben gehören für mich untrennbar zusammen!

Grüße

Jörg
Zuletzt geändert von Jörg am 08.09.2009 21:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Raphael
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Beitrag von Raphael »

Hallo Jörg,

ich stimme mit ein und bekenne mich dazu nach Morgners Definition auch ein Fundamentalist zu sein.

Genauso lässt sich schon (fast) sagen Morgner könnte auch Angestellter der Landeskirche sein und wenn das der Kurs der Gemeinschaft für die nächsten Jahre ist, dann dauert es nicht mehr lang und die Gemeinschaften können wieder völlig eingegliedert werden in die Landeskirche.

Es gibt zum Glück in den Gemeinschaften noch andere Stimmen, die nicht mit hineinblasen in das Horn der liberalen Theologie, die den christlichen Glauben zersetzt. In diesem Sinn ist Morgner ein Zersetzer des Glaubens, statt die Gläubigen zu erbauen.

Eigentlich hat mich an dem Mann schon immer gestört, dass er nicht klar Position bezieht, sondern wie viele Pastoren und Kirchenmänner (Peter Strauch z.B. auch) ständig nur so "rumeiert". Das finde ich schrecklicher als eine klare Positionierung; die hat er nun wohl gebracht und sich deutlich gegen eine biblische, reformatorische, ja pietistische (im recht verstandenen, positiven Sinn) Theologie gewandt!!!
Herzliche Grüße

Raphael
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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Ist Christoph Morgner noch Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes :?:
Gruß Joschie
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Jörg
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Beitrag von Jörg »

Hallo Joschie, er war es zum Zeitpunkt des Interviews noch. Seit September ist der Pfälzer Dekan Dr. Michael Diener sein Nachfolger.

Jörg
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Raphael
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Beitrag von Raphael »

Hallo Jörg,
wie steht der zur Bedeutung der Heiligen Schrift für den christlichen Glauben? Hat er sich schon geäueßert?
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Jörg
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Beitrag von Jörg »

Hallo Raphael, vielleicht hilft Dir folgender Text:

http://www.evpfalz.de/presse/index_14143.php

Man beachte vor allen Dingen: "Er steht eher für ein historisch-kritisches Bibelverständnis...."

Sofern die Einschätzung stimmt, bin ich schon enttäuscht.

Beste Grüße

Jörg
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Bibel lover
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Beitrag von Bibel lover »

Scheint als ob Bibelkritik immer mehr auch unter "Evangelikalen" modern wird...
lg johannes
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Jörg
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Beitrag von Jörg »

In der aktuellen IDEA-Ausgabe gab es 4 Leserbriefe zum Thema "Morgner-Interview". Traurigerweise sind 3 davon Pro Morgner und nur einer Kontra Morgner. In diesem sagt der Schulleiter der Freien Theologischen Fachschule Breckerfeld, Johannes Vogel, was mir aus dem Herzen spricht: ".....Wer legt denn jetzt fest, an welchen Stellen die Bibel "unfehlbar" ist? Woher kann man dann wissen, was wahr ist und was nicht? Dazu möchte ich bemerken, dass schon Jesus selbst und die Apostel kein "Original" mehr hatten. Tatsache aber ist, dass sowohl Jesus, als auch die Apostel kein "Problem" damit hatten, sondern immer wieder darauf hingewiesen haben, dass die Bibel - obwohl sie Menschenwort ist - vollkommenes Gotteswort ist. Auch Luther - der viel später die vier "Sola´s" aufschreibt - stellt sich eindeutig zur "sola scriptura - Allein die Schrift".........."

Danke Herr Vogel!
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Jörg
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Beitrag von Jörg »

http://www.bibelbund.de/pdf/bug2008-3.pdf

Ab Seite 29 wird auf die Fundamentalismuskritik Morgners eingegangen.
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Raphael
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Beitrag von Raphael »

Ich würde sagen, Diener steht von Anfang klarer als Morgner; und zwar in Richtung Bibelkritik und allen negativen Folgen, wie zum Beipiel seine falsche Haltung zur Homosexualität. (Es ist falsch davon auszugehen, dass die Bibel diese Frage offen lasse, bzw. man darüber unterschiedlicher und trotzdem biblischer Meinung sein kann, denn davon geht Diener anscheinend aus!)

Was mich an dem Text wieder neu bestärkt, ist, dass er wieder mal die Problematik vom Christsein in der Landeskirche (auch unter dem Dach der Gemeinschaft) anspricht.
Ich möchte dazu Ian H. Murray aus seinem Buch "Spurgeon wie ihn keiner kennt" [S. 158/159] zitieren:

"Die Tragik der Down-Grade-Kontroverse war, daß es viele gab, die nicht sehen konnten, daß Spurgeons Protest das aktuelle Wort zur gegeben Situation war. Spurgeons Position war einsam, weil er, im Gegensatz zu den meisten seiner Amtskollegen, die Hauptsache deutlich sah:

1. Wenn Christen in einem Bündniss mit Pastoren zusammengeschlossen sind, die nicht das Evangelium Christi predigen, laden sie moralische Schuld auf sich.
2. Eine Union, die ungeachtet dessen fortbestehen kann, ob ihre Mitglieder einem gemeinsamen Glauben anhängen oder nicht, erfüllt keine biblische Funktion.
3. Der Erhalt einer denominationellen Vereinigung, die ihne Vollmacht ist, auf Irrlehren mit Kirchenzucht zu reagieren, kann aus Gründen der Wahrung der "christlichen Einheit" nicht gerechtfertigt werden.
4. Irrtum ist es, der die Einheit der Kirchen zerstört, und in einer denominationellen Vereinigung zu bleiben, die Irrtum gutheißt, bedeutet Spaltung zu fördern.

Spurgeon sagt als Antwort auf den oft gegen ihn erhobenen Vorwurf:
"Was die Verletzung der Einheit betrifft, bin ich der Ansicht, daß nichts der Union der Wahrhaftigen dienlicher ist, als der Bruch mit den Falschen."

Ein Artikel in "The sword and the trowel" mit dem Titel "Absonderung, nicht Spaltung" greift denselben Punkt auf:

Absonderung von solchen, die grundlegenden Irrtum dulden oder untergehenden Seelen das "Brot des Lebens" vorenthalten, ist nicht Spaltung, sondern das, was die Wahrhaftigkeit und das Gewissen und Gott von allen verlangen, die treu erfunden werden wollen."

Amen!
Herzliche Grüße

Raphael
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