Andachten zu dem Johannesevangelium

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Jörg
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C.O.Rosenius Hast du Mich lieb? Joh. 21, 16.

Es ist der Herr, der hier redet, Er, der am Jüngsten Tag richten wird, den du im Gebet anrufst. Wir sollten doch, wenn es sein müßte, auf unseren Knien nach Jerusalem kriechen, um von Ihm selbst zu hören, wonach Er zuerst fragt. Nun, zuerst fragt Er nach deiner Liebe. Warte noch mit der Antwort, bis du Seine Meinung wohl erfaßt hast. Beachte! Seine erste Frage ist diese: ,,Hast du Mich lieb?" Nicht: ,,Dienst du und gehorchst du Mir? Bekennst du Mich?", sondern: ,,Liebst du?" Zweitens sagt Er nicht: ,,Liebst du das Meine?", sondern ,,Mich". Er sagt nicht: ,,Liebst du Meine Kräfte und Gaben?" sondern: ,,Liebst du Mich?" - Mich als eine Gabe an dich, Mich in Meiner Person als deinen ganzen Trost und deine ganze Seligkeit?

Was das erste betrifft, so kannst du dessen sicher sein, daß du Liebe zu Jesus hast, wenn du Ihm dienst und gehorchst; denn Jesus sagt ja: ,,Wer Mich liebt, der wird Mein Wort halten; wer Mich nicht liebt, der hält Meine Worte nicht." Und Johannes sagt: ,,Das ist die Liebe zu Gott, daß wir Seine Gebote halten." Aber warte, du deutest es zu schnell. Wir werden bald sehen, daß es nicht sicher ist, daß du Jesus liebst, obwohl du in einer gewissen Weise Ihm dienst und gehorchst oder die Werke tust, die Er dir befiehlt. ,,Seine Gebote halten" ist noch etwas mehr. Wir werden mit Christi eigenen Worten zeigen, daß man ein ausgezeichneter Diener Christi sein, große geistliche Erleuchtung und einen großen Reichtum an den herrlichsten Taten und großen Eifer für die Sache Christi haben kann, während man Ihn doch nicht recht liebt. In dem Brief an den ,,Engel der Gemeinde zu Ephesus" sagt der Herr ausdrücklich, daß dieser Lehrer nicht nur eine allgemeine christliche Erleuchtung, sondern auch einen feinen, prüfenden Blick hatte - ,,du hast versucht die, so da sagen, sie seien Apostel, und sind es nicht, und hast sie als Lügner erfunden." Ferner sagt Er ausdrücklich, daß dieser Lehrer nicht unter denen sei, die nur Erkenntnis, Erleuchtung und Worte haben, sondern er hat auch Kraft und Eifer zu heiliger Wirksamkeit. Ja, er arbeitete so treu für den Namen des Herrn Christus, daß er deswegen leiden mußte, und dabei hatte er ,,Geduld". Drittens sagt der Herr, daß dieser Lehrer nicht nur erleuchtet und mit Predigen im allgemeinen wirksam sei, sondern daß er in seiner Gemeinde auch gute Kirchenzucht geübt und falschen Lehren entgegengetreten sei.

Fasse nun das alles zusammen, und du wirst ein Bild von einem seltenen Diener Christi sehen; und doch - und doch hatte er die erste Liebe verlassen; nur dadurch war sein ganzer Zustand derart, daß, wenn keine Änderung geschähe, der Herr bald kommen und den Leuchter von seiner Stätte wegstoßen würde. Hieraus kannst du erkennen: ,,Seine Gebote halten" ist etwas mehr, als gewisse Werke nach Seinen Geboten zu tun. Auch wenn du ein ebenso ausgezeichneter Diener Christi wärest, wie jener es war, hat der Herr doch noch eine Frage an dich: ,,Hast du Mich lieb?"

Was das letztere betrifft, oder daß du auf das Wort ,,Mich" achtgeben mußt - ,,liebst du Mich, nicht das Meine?" - so unterscheidet sich gerade hierdurch die echte Brautliebe von der Hurenliebe. Viele haben eine gewisse Liebe zu Jesus nur wegen der vortrefflichen Dinge, die Er in ihnen und anderen wirkt, sind aber nie als verlorene Sünder von Ihm errettet und von Seiner bloßen Liebe oder von dem, was Er in Seiner Person ist, überzeugt worden. Sie lieben Ihn, wie gesagt wurde, wegen der schönen Gaben. Das heißt ,,Hurenliebe" Wir reden nicht von so groben Leuten wie Judas Ischariot, der dem Herrn Jesus um des Beutels Willen folgte, oder von dem Zauberer Simon, der sich aus derselben unreinen Begierde die Gaben des Heiligen Geistes erkaufen wollte, sondern wir reden von dem unheimlich feinen und geheimnisvollen Betrug unserer Selbstvergötterungsnatur, deren Grund durch das bezaubernde Wort der alten Schlange ,,Ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist" gelegt wurde. Denn seit der Zeit hat sich neben den sinnlichen Lüsten auch eine ebensolche adamitische Vergötterungsnatur gefunden, zu der der Mensch flieht, wenn er die Greuel der Sünde empfindet. Wenn er dann wie der eben genannte Simon merkt, daß es im Namen Jesu Kräfte gibt wie sonst nicht, daß in Ihm alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis, die Kräfte zu allen Tugenden und heiligen Werken verborgen liegen, wirft er sich auf diese, wird ein Jünger Jesu, liebt Ihn und folgt Ihm, betet und ruft Ihn an, alles aber mit dem Blick auf diese Kräfte und Gaben und nicht um deswillen, was Er getan hat und was Er in Seiner Person ist. Was Er in Seiner Person ist und was Er getan hat, kann man mit dem Verstand erkennen und mit dem Mund preisen; aber das Herz sieht nach den Gaben, der ganze Blick der Seele ist nur auf diese, nicht auf den Gekreuzigten gerichtet.

Ach, daß wir doch um des Herrn willen und wegen der Errettung unserer Seele so aufrichtig würden, daß wir darauf achtgäben, was der Gegenstand des Herzens ist,- ob es die Gnade, die Versöhnungsgnade, das Waschen im BlutJesu ist! Es hilft nichts, daß der Kopf und die Zunge christlich sind! - Denke nach, was das Erste und das Letzte deines Herzens ist.

Alle Deine Gaben Können mich zwar laben; Aber keine, Jesu Christ, Ist mir, was Du selber bist!
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Jörg
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Ch.Spurgeon "Simon Jona, hast du mich lieb?" Johannes 21,17

Petrus war ein fleißiger Jünger. Wie spontan rief er, als er auf dem galiläischen Meer war: "Herr, bist du es, so heiße mich zu dir auf das Wasser kommen!" Welcher Mut! Welcher Glaube! Welch ein Eifer! Auch bei der Begebenheit, die dieser Frage des Herrn vorausgeht, kann Petrus in seinem Eifer nicht warten, bis das Boot ans Ufer stößt, sondern umgürtet sich und wirft sich ins Meer, um zu dem Meister zu kommen, den er liebt. Und doch stellt der Herr, der diesen Eifer sieht, die herausfordernde Frage: "Hast du mich lieb?"

Ja, junger Mann, du nimmst es mit deiner Sonntagschule ernst, du hast die Bekehrung der Kinder gesucht, spornst andere an und gibst jeder Bewegung, an der du teilnimmst, mehr Leben. Dennoch ist es nötig zu fragen, ob du in Wirklichkeit den Herrn liebst oder nicht. Vielleicht, mein lieber Bruder, stehst du an den Straßenecken den Menschen gegenüber, und es ist dir eine Freude, von deinem Herrn zu reden, ob die Menschen darüber spotten oder nicht; und doch, bist du überzeugt, daß du den Herrn Jesus liebst? Meine Schwester, du besuchst die Armen und sorgst für die Schwachen, du strengst dich an, der Jugend Gutes zu tun und bist in allen Dingen, die des Herrn Sache betreffen, voll Wärme. Wir freuen uns über dich und hoffen, daß dein Eifer nicht abkühlt. Dennoch muß ich dir die Frage vorlegen: "Hast du den Herrn Jesus lieb?" Es gibt einen Eifer, der sich von der Rücksicht auf die Meinungen anderer nährt und durch den Wunsch erhalten wird, für ernst und nützlich angesehen zu werden. Es gibt einen Eifer, der mehr von der Wärme der Natur als von dem heiligen Feuer der Gnade herrührt. Dieser Eifer hat viele fähig gemacht, große Dinge zu tun. Und doch, wenn sie alles getan haben, sind sie nur ein tönendes Erz und eine schallende Zimbel gewesen, weil sie den Herrn nicht liebten.
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Jörg
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Ch.Spurgeon "Simon Jona, hast du mich lieb? . . .Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, daß ich dich lieb habe." Johannes 21,17

Unser Herr fragt Petrus, ob er ihn lieb habe. Er fragt nicht nach seiner Liebe zum Reich oder Volk Gottes, sondern zu ihm selbst. Er nennt Petrus bei seinem alten Namen - "Simon Jonas" -, um ihn daran zu erinnern, was die Gnade für ihn getan hat. Danach fragt unser liebevoller Heiland in schlichten, deutlichen Worten nach seiner Liebe zu ihm. Das war kein "auf-den-Busch-Klopfen", er kam sogleich zur Sache; denn hierbei kann weder Zweideutigkeit noch Zweifel geduldet werden. Wie der Arzt den Puls seines Patienten fühlt, um sein Herz zu beurteilen, so prüft Jesus den Puls der Seele des Petrus. Er fragt nicht: "Simon, Sohn Jonas, bereust du deine Torheit?" Reue ist eine wertvolle Gnadengabe und sehr wichtig. Aber es war weiser, nach der Liebe des Petrus zu forschen, weil ein Jünger, der seinen Meister liebt, tief bekümmert sein wird, wenn er ihn verleugnet hat. Der Herr fragt Petrus auch nicht nach seinem Glauben, den man wohl in Frage hätte stellen können; denn er hatte geschworen: "Ich kenne diesen Menschen nicht!" Es wäre eine wichtige Frage gewesen, aber sie wurde beantwortet, als Petrus seine Liebe bekannte. Denn wer liebt, der glaubt. Und niemand kann einen Heiland lieben, an den er nicht glaubt. Der Herr faßt alle anderen Punkte in dieser einen Frage zusammen: "Hast du mich lieb?"

Dreimal stellt der Herr diese Frage, und wir erkennen daran ihre Wichtigkeit. Wenn ihr euch selbst prüft, dann untersucht besonders eure Liebe zum Herrn. Die Liebe zu dem Herrn Jesus ist der Lebensnerv, nach dem ihr vor allem zu sehen habt.

Achtet nun aber auch darauf, wie bescheiden Petrus antwortete. Er brachte keine Gefühle zum Ausdruck und suchte auch nicht irgendwelche Beweise. Er sprach gleichsam: "Herr, ich berufe mich auf deine Allwissenheit. Du kannst ja in mein Herz sehen, und darum brauche ich dir eigentlich gar nichts zu sagen. Du weißt, daß ich dich lieb habe."

Könnten wir dem Herrn dieselbe Antwort geben, wenn er uns heute nach unserer Liebe zu ihm fragen würde?
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Jörg
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C.O.Rosenius Herr, Du weißt alle Dinge, Du weißt, daß ich Dich liebhabe. Joh. 21, 17.

Möchte ein jeder so aufrichtig gegen sich sein und sich vor dem Angesichte Jesu prüfen, ob er dasselbe wie Petrus bekennen kann. Auch dich, der du dieses liest, fragt der Herr: ,,Hast du Mich lieb?" Antworte vor dem Herrn, wie es wirklich ist, und nimm dir nicht vor zu versuchen, dein Herz zu bewegen, Jesus zu lieben; denn diese Liebe kann nicht genommen, sie muß geboren werden. - Hast du solche Erfahrungen mit Christus gemacht, daß Er deine höchste Freude, dein höchster Trost und Schatz geworden ist, so daß du nicht unterlassen kannst, Ihn zu lieben, nach Ihm zu hungern und zu dürsten?

Auf diese Frage werden sehr verschiedene Antworten gegeben. Wir reden nicht von den bezauberten, selbstzufriedenen Heiligen, die diese Frage nie auf sich deuten, sondern nur an andere denken. Wir wollen stattdessen von den verschiedenen Antworten von seiten ernster, gläubiger Christen reden. Viele können mit lieblichem Gefühl sofort mit Petrus antworten: ,,Ja, Herr, Du weißt, daß ich Dich liebhabe." Andere wiederum antworten: ,,Herr, Du weißt, daß ich Dich nicht liebhabe; Du kennst die Kälte, die Härte und Gleichgültigkeit meines Herzens. Ach, es ist schrecklich!" Laßt uns mit diesen letzteren reden.

Was soll ein Christ tun, der nichts anderes als seine große Kälte fühlt? Was soll er tun, wenn er Jesus wirklich nicht liebt, sondern wenn er lau oder aber unter aller seiner Gesetzesarbeit ganz kalt gegen den Heiland ist, dann aber mit Schrecken über dieses Verhältnis erwacht? Gepriesen sei die ewige Liebe, daß der Heiland selbst diese Frage beantwortet hat! Sonst wären wir nie recht gewiß in unserem Sinn geworden. Der Herr Christus hat zu zwei verschiedenen Malen gerade von solchen geredet, um die es sich hier handelt. Von dem einen sagt Er, daß er ,,die erste Liebe verlassen habe", und von dem anderen heißt es, daß er ,,weder kalt noch warm", sondern lau sei. Gott sei ewiglich gepriesen, daß wir erfahren dürfen, was Er zu solchen sagt! Seine eigenen Worte stehen Offb. 2, 1-5 und 3, 14-22 vor aller Augen. Er redet da eigentlich zu solchen, die über sich selbst nicht bekümmert waren, sondern die im Gegenteil sagten: ,,Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts." Darum redet Er sie mit ernstlichen Drohungen an, wie z. B., daß Er den Leuchter in Ephesus von seiner Stätte ,,wegstoßen" und daß Er die Lauen in Laodicea aus Seinem Mund ,,ausspeien" wolle, während wir in der ganzen Bibel nicht ein einziges Beispiel dafür finden, daß Er jemanden mit Drohungen und Strenge angeredet hat, der sich selbst richtete und strafte und der einer Verzweiflung nahe gewesen ist. Aber beachte jetzt das Herrliche, das uns veranlassen kann, vor Freude zu rufen oder zu weinen, wenn wir dies recht zu bedenken Gnade erhalten. Mitten in die erschreckliche Rede an die Lauen in Laodicea, denen Er droht, sie ,,aus Seinem Mund auszuspeien", mitten in diese strenge Anrede legt der Herr das unaussprechlich liebliche Wort hinein: ,,Welche Ich liebhabe, die strafe und züchtige Ich. So sei nun fleißig und tue Buße!" O, mein Herr und Gott! War dies Deine Meinung bei der furchtbaren Anrede? Rührte sie daher, daß Du den ,,lauen", unwürdigen Jünger liebtest? O, dann kann man ja recht anfangen, Dich zu lieben, wenn Du auch mit der erschreckendsten Anrede ein solches Herz und eine solche Absicht hast. Dann weiß ich, was es bedeutet, wenn Du auch heute unsere Herzen erschreckst: Du liebst uns - und ,,welche Ich liebhabe, die züchtige Ich". Du willst ja nur unsere Errettung, nicht unseren Tod oder daß wir verzweifeln und vor Dir fliehen sollen.

Soll ich Liebe zum Herrn Jesus erhalten, dann muß ich Ihn in einer solchen Weise kennenlernen, daß ich von Ihm eingenommen werde. Wir wissen: Unser Herz ist so beschaffen, daß es oft ebenso schwer wird, von einer Liebe frei zu werden, die man mißbilligt, wie es schwer ist, eine solche Liebe zu erhalten, die man sich wünscht. Die Liebe zu Jesus brauchst du nie zu mißbilligen; sie bleibt leider stets zu schwach. Wir führen dies auch nur an, damit du einmal bedenken möchtest, wie es zugeht, Liebe zu erhalten - daß es nämlich nur dann geschieht, wenn etwas mein Herz einnimmt. Liebe zu Jesus zu erhalten, geschieht nie durch Arbeit an dem Herzen, sondern nur durch solche Erfahrungen Seiner Liebe, daß man dadurch von Ihm eingenommen wird. ,,Wem viel vergeben wird, der liebt viel." Das verstand jener alte Lehrer, den ein fast zur Verzweiflung betrübter Mann besuchte, der gerade diese Besorgnis hatte, daß er Jesus nicht liebte. Er sagte, er könne auf die Frage Jesu: ,,Hast du Mich lieb?" nichts anderes antworten als: ,,Du weißt, daß ich Dich nicht liebhabe." Der alte Seelsorger antwortete: ,,Dann weiß ich keinen besseren Rat als den, daß du die Frage zurück an den Heiland richtest und Ihn fragst: ,,Hast Du mich lieb?" Denn es ist doch nicht deine Liebe zu Ihm, sondern Seine Liebe zu dir, die hier helfen kann. Johannes sagt: ,,Darin steht die Liebe: Nicht, daß wir Gott geliebt haben, sondern daß Er uns geliebt hat und Seinen Sohn gesandt hat zur Versöhnung für unsere Sünden." Und als der Lehrer eine Weile in diesem Ton geredet hatte, brach der niedergeschlagene Mann in Tränen aus und sprach: ,,Jetzt kann auch ich sagen: ,,Herr, Du weißt, daß ich Dich liebhabe."

O Wonne, welche Seligkeit! So wie ich bin, Herr, liebst Du mich! Ich sage drum mit Freudigkeit: Du weißt es, Herr, ich liebe Dich.
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Jörg
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S.Keller Joh. 21,18: «... wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein andrer wird dich gürten und führen, wo du nicht hin willst.»

Die Selbständigkeit der Jugend - was war das für ein zweifelhaftes Glück! Wie stark kamen wir uns vor und wie frei. Wie wollten wir mit dem Kopf durch die Wand Und wie viel törichte, vergebliche Anstrengung und wie viel Herzeleid und wie viel Enttäuschungen trug das alles ein. Nachher tratst du, Jesus, in unser Leben ein, und nun gab es noch lange keine völlige Aufgabe der falschen Selbständigkeit. Stückweise ließen wir uns von dir leiten und wurden dabei gesegnet, und dann brachten wir es doch wieder fertig, deinen Armen zu entschlüpfen und auf eigene Faust Törichtes zu unternehmen. Du aber hattest Geduld und vergabst einmal über das andere und zogst dann die Seile fester und führtest uns sicher. Je älter wir werden, desto ängstlicher werden wir gegen alle Abenteuer, auch fromm scheinende, die hin und her Mode sind, und desto sorgsamer achten wir auf deine Winke.

Behalte uns in deiner Pflege, behalt uns, Herr, in deiner Zucht. Kommt es jetzt auch vor, daß du die Seile ganz fallen lässest und keine Gewalt bei der Führung anwendest, wir bleiben doch an dir hängen und wollen keinen Schritt in eigner Weisheit tun. Laß die geheime Anziehungskraft deiner Liebe den Gürtel sein, damit du uns alte, unselbständige Leute leise, lose führst, wir wollen uns von deinen Augen leiten lassen, bis wir nichts mehr können, als uns von deinen Armen tragen lassen. Amen.
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C.O.Rosenius Spricht Er zu Ihm: Folge Mir nach! Joh. 21, 19.

Hier begehrt der Herr einen Dienst von Seinem armen Petrus und läßt ihn Hirte der Schafe werden, wie Er es war, und läßt ihn Seinen Diener und Mitarbeiter werden. Dieselbe Gnade gibt Er allen Seinen Freunden, obwohl auf verschiedenen Wegen, in verschiedenen Ständen und Berufen. Wir dürfen alle Christi Diener werden, für andere dasselbe tun und sein, was Er für uns ist. Allen, die Ihn lieben, sagt Er: ,,Folge Mir nach!" Auch der Apostel Paulus sagt: ,,Seid Gottes Nachfolger als die lieben Kinder und wandelt in der Liebe, gleichwie Christus uns geliebt hat und Sich selbst für uns dargegeben." Auch zu uns sagt Christus: ,,Ich bin gekommen, daß ihr das Leben und volle Genüge haben sollt; was Ich habe, das sollst auch du haben; fehlt dir etwas, soll es auch Mir fehlen; hast du Meine Gerechtigkeit, Mein Leben und Meine Seligkeit, wird keine Sünde dich verdammen, kein Übel dich überwältigen, und du wirst ganz sicher sein in Ewigkeit. Solange Ich gerecht bin und lebe, wirst auch du gerecht sein und leben um Meinetwillen." So will Er, daß auch wir mit derselben Liebe zu unserem Nächsten sprechen sollen: ,,Sieh, mein lieber Bruder, ich habe meinen Herrn und alle Gnade und Seligkeit in Ihm erhalten; laß mich nun auch dir dienen, so wie Er mir gedient hat. Ich will nicht mehr mich oder etwas, was ich habe, mein nennen, sondern ganz dir und allen Menschen zu Diensten stehen, nur um meines teuren Herrn willen, der mir so viel Gutes getan hat und noch täglich tut." So handeln heißt, ein Nachfolger Christi zu sein und ,,nicht mehr sich selbst zu leben, sondern dem, der für uns gestorben und auferstanden ist". Denn das ist ja die Aufgabe unseres Lebens, wenn wir Christen sind.

Doch wie geht es hiermit in Wirklichkeit? Es ist nicht damit genug, es nur zu wissen, sondern es soll auch täglich im Werk und in der Tat geübt werden. Welche gewaltigen Hindernisse legen sich da in den Weg! Es gibt niemanden, der es recht glaubt, daß Christus uns so liebt und dient, wie wir es eben sagten, und daß Er sich um unsere armen Dienstleistungen kümmert und an denselben sein Wohlgefallen hat; es sind auch nur wenige, die es beachten und ins Herz zu bringen suchen. Denn wer glaubt es recht, daß Er wirklich Gefallen an unseren armen Werken habe?

Die armen Verblendeten, die in einem falschen Glauben dahinleben, indem sie meinen, der Wert der eigenen Werke vor Gott sei so groß, daß Er sie um ihrer Werke willen lieben würde, haben einen solchen Glauben, daß es geradezu erschrecklich ist, zumal der Teufel gerade solchen Glauben unterstützt. Erhält ein Mensch rechtes Licht über den Mangel und die Unwürdigkeit seiner guten Werke, sieht er, daß kein einziges Werk in sich vor Gott unsträflich, rein oder angenehm ist. Wir müssen selbst für unsere besten Werke Vergebung haben oder wegen derselben verdammt werden. Die Werke gefallen Gott nicht um ihres eigenen Wertes willen, sondern nur, weil Gott erstens um Seines Sohnes willen Gefallen an uns hat und sich darum auch kleine Liebesdienste gefallen läßt, und zweitens um Seines Gebotes willen, d. h., weil es Ihm gefällt, uns zu gebieten, ein Werk für Ihn zu tun, so daß das Werk um dessentwillen, der dasselbe befahl, Wert hat. Wenn man dies versteht, dann will man trotzdem nicht glauben und sich freuen, Ihm dienen zu dürfen, sondern geht und blickt doch nur auf die eigene Beschaffenheit des Dienstes oder des Werkes. Wenn dieses nun von geringer Bedeutung ist, kann man nicht glauben, daß man Christus damit Freude macht. Das ist eine Plage, die stets der rechten Lehre von den Werken anhaftet, so daß man vor Mutlosigkeit, etwas ausrichten zu können, am liebsten schweigen möchte. Ach, der schwarze, unheilvolle Unglaube und die Finsternis des verblendeten Herzens! Es ist eigentlich der unheilvolle Unglaube, der Heide im Herzen, der die Gläubigen daran hindert, das Gute mit der Lust und dem Fleiß zu verrichten, wie sie es sonst tun würden. Denn soviel lieben sie doch ihren Heiland, daß sie, wenn sie nur wirklich glaubten, Ihm zu dienen, dann auch mit großer Freude zu diesem Dienst hineilen würden, auch wenn es ein weiter Weg wäre. Wenn Er in sichtbarer Gestalt in ihr Haus käme und Speise oder Kleidung von ihnen begehrte, würden sie Ihm gewiß nichts vorenthalten, sondern das Beste, was sie hätten, hervorholen. Wenn Er aber an Seiner Stelle einen armen Menschen schickt, der Speise, Kleidung oder Geld nötig hat, ist man ganz bedenklich. Könnten wir dann glauben, daß Jesus neben ihm steht, uns anblickt und spricht: ,,Was ihr diesem Geringsten tut um Meinetwillen, das tut ihr Mir!" - o, welche Freude würde es uns dann machen zu geben oder auszuleihen, je nachdem es vonnöten sein würde! Wenn wir aber nichts recht glauben, haben wir weder Lust noch Trieb, das Gute zu tun.

Die Werke kommen gewißlich her Aus einem rechten Glauben; Denn das nicht rechter Glaube wär, Dem man die Werk wollt rauben. Doch macht allein der Glaub' gerecht, Die Werke sind des Nächsten Knecht, Dabei wir'n Glauben merken.
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Jörg
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W.MacDonald »Was geht es dich an ? Folge du mir nach.« Johannes 21,22b

Der Herr Jesus hatte Petrus gerade gesagt, daß er ein hohes Alter erreichen und dann eines Märtyrertodes sterben würde. Petrus schaute sofort zu Johannes hinüber und fragte sich laut, ob denn Johannes etwa eine bevorzugte Behandlung erfahren würde. Die Antwort des Herrn lautete: »Was geht es dich an? Folge du mir nach.«

Petrus' Haltung erinnert uns an Dag Hammarskjölds Worte: »Trotz allem ist deine Bitterkeit darüber, daß andere genießen, was dir verwehrt ist, immer wieder am Aufflammen. Bestenfalls ist sie vielleicht für ein paar sonnige Tage eingeschlafen. Und doch ist sie, selbst auf dieser unaussprechlich armseligen Ebene, immer noch ein Ausdruck der wirklichen Bitterkeit des Todes - der Tatsache, daß andere weiterleben dürfen.«

Wenn wir uns die Worte des Herrn zu Herzen nehmen würden, dann wäre dadurch manches Problem unter dem Volk Gottes gelöst.

Es ist so leicht, verbittert zu werden, wenn wir sehen, daß es anderen besser geht als uns. Der Herr erlaubt ihnen, ein neues Haus zu haben, einen neuen Wagen, ein Wochenendhaus am See. Andere, die wir für weniger hingegeben halten, erfreuen sich bester Gesundheit, während wir mit zwei oder drei chronischen Krankheiten zu kämpfen haben.

Die andere Familie hat gutaussehende Kinder, die sich im Sport und den anderen Schulfächern auszeichnen. Die unseren dagegen gehören eher zum gewöhnlichen Mittelmaß.

Wir sehen andere Gläubige Dinge tun, wozu wir keine Freiheit haben. Auch wenn die Dinge in sich nicht sündhaft sind, werden wir bitter über die Freiheit der anderen.

Und was vielleicht noch trauriger ist: Es gibt sogar einen gewissen Grad professioneller Eifersucht unter den Arbeitern im Werk des Herrn. Der eine Prediger ist gekränkt, weil ein anderer populärer ist, mehr Freunde hat und bekannter ist. Ein anderer ist verletzt, weil sein Kollege Methoden verwendet, denen er nicht zustimmen könnte.

Alle diese unwürdigen Einstellungen werden von den Worten des Herrn mit eindringlicher Schärfe verurteilt: »Was geht es dich an? Folge du mir nach.« Es geht uns wirklich nichts an, wie der Herr mit anderen Christen umgeht. Unsere Verantwortung ist es, Ihm auf dem Weg nachzufolgen - wie immer er aussehen mag - den Er uns vorgezeichnet hat.
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C.O.Rosenius So Ich will, daß er bleibe, bis Ich komme, was geht es dich an? Folge du Mir nach! Joh. 21, 22.

Der Herr hatte den Apostel Petrus auf sein künftiges Märtyrertum vorbereitet und gesagt: ,,Wahrlich, wahrlich, Ich sage dir: Da du jünger warst, gürtetest du dich selbst und wandeltest, wohin du wolltest; wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und führen, wohin du nicht willst." Als nun Petrus sich umwandte, auf den Jünger blickte, welchen Jesus liebhatte, und fragte: ,,Herr, was soll aber dieser?", sprach Jesus zu ihm: ,,So Ich will, daß er bleibe, bis Ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach!" Das Lehrreiche an dieser Stelle ist, zu sehen, wie schnell und ernsthaft Jesus den Petrus darauf hinweist, nicht auf den Weg anderer zu sehen, sondern seine Aufmerksamkeit auf seinen eigenen Beruf zu richten, und zu verstehen gibt, daß alles Gewicht auf dem Willen des Berufers liegt: ,,So Ich will", spricht Er. Hier ist das wichtigste Wort der Schrift hinsichtlich unserer Werke, das Wort, das die Werke eines Menschen groß, wichtig und wertvoll macht: ,,Ich will." Hier ist das Wort, welches bewirkt, daß das geringste und unbedeutendste Werk - wie etwa eine Diele zu kehren - vor Gott viel wertvoller und heiliger sein kann, als wenn ich Ihm einen großen Tempel baute oder hinausginge, die Heiden zu bekehren, wenn nämlich das erstere mir von Gott befohlen wäre, die letzteren Werke dagegen von mir selbst erwählt wären.

O, daß doch unsere Augen einmal für dieses Verhältnis geöffnet würden! Denn es gibt nichts, was den Eifer um gute Werke bei sonst so willigen, gläubigen Christen so lähmt wie dieses, daß sie unmöglich von unserer alten Neigung abkommen können, auf den Wert und das Ansehen der Werke zu blicken. Wenn das Werk gering ist, dann halten sie es sofort für weniger heilig und vor Gott dem Herrn für weniger angenehm, weil sie ganz den Willen und Befehl des großen Gottes vergessen, die allein einem Werk seinen Wert geben. Nun hat Gott doch von Anfang der Welt, gleich von der ersten Probe an, auf die der Mensch gestellt wurde, unsere Aufmerksamkeit dafür schärfen wollen, daß vor Ihm das geringste Werk ebensoviel wie das größte gilt, daß es eben nur von Seinem Worte abhängt, und daß Er nur unseren Gehorsam sucht, Glauben, Liebe, Gehorsam. - Es war jene Stunde, als Gott die Probe der ganzen Welt an die kleine Tat knüpfte, nicht von einem gewissen Baum im Paradiese zu essen. Beachte und verstehe! Vor uns Menschen ist ein großer Unterschied in den Werken. Es ist z. B. ein viel größeres Gut, das den Menschen durch den Dienst eines gläubigen Seelsorgers oder Missionars erwiesen wird als etwa durch den des Handwerkers oder der Dienstmagd. Aber vor Gott ist der eine Dienst genau so wohlgefällig wie der andere, wenn es nur aus Glauben und Gehorsam gegen Sein Wort geschehen ist.

Unser Gott hat ein großes Reich auf Erden - die ganze Menschheit mit ihrer weltlichen und auch mit ihrer geistlichen Regierung. In diesem Reich sind mancherlei Bedürfnisse, mancherlei Diener und mancherlei Dienste erforderlich, die alle zum Bestehen des Ganzen notwendig sind. Es sind Könige und Untertanen, Befehlshaber und Gehorchende, Lehrer und Schüler, Eltern und Kinder, Hausherren und Diener erforderlich. Alle haben verschiedene Berufe, Pflichten und Beschäftigungen, die wiederum alle wertvoll vor Gott sind, weil Er sie verordnet hat. Zudem sind sie auch alle für uns erforderlich und notwendig. Das ist es, was Paulus unter dem Bild von den verschiedenen Gliedern am Leibe darstellt, wenn er sagt: ,,Alle Glieder haben nicht einerlei Geschäfte. Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? So er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruch? Nun aber hat Gott die Glieder gesetzt, ein jedes besonders am Leibe, wie Er gewollt hat. Also sind wir viele ein Leib in Christus, aber untereinander ist einer des anderen Glied, und haben mancherlei Gaben nach der Gnade, die uns in allen verschiedenen Berufen gegeben ist."

Gott hat auch Seine besonderen Verordnungen für Stände, wie z. B. für die Kinder und Eltern, für Mann und Frau, für Hausherren und Diener gegeben. Und da jeder Mensch einem dieser Stände angehören muß, so hat auch jeder seine Befehle vom Herrn. Durch diese Befehle kann jeder, der die Werke tut, die Gott seinem Stand verordnet hat, gewiß sein, daß er Ihm einen Dienst tut, so als ob der Herr ihn persönlich besuchte und dieses Werk von ihm begehrte. Man würde wahrlich glücklich darüber sein, Ihm einen Dienst erweisen zu dürfen. Wenn z. B. eine Magd, der es scheint, sie habe einen geringen Stand und die darum keine Gelegenheit zu haben meint, gute Werke zu tun, dies recht bedenken könnte, würde sie so große Freude in ihrem Herzen erleben, daß sie mit all ihren einfachen Hausbeschäftigungen lauter gute Werke tun und beständig Gott dienen darf, weil ihr Stand und ihre Beschäftigung ebenso von Ihm verordnet sind wie die Werke eines Bischofs oder eines Missionars. - Versäumst du dagegen das, was Gott für deinen Stand verordnet hat, und tust du stattdessen ein an und für sich großes Werk, so ist das vor Ihm von keinem Wert, und die Versäumnis dessen, was dir befohlen war, ist eine große Sünde.

Laß Deines Wortes Kräfte Mich immer mehr erfreu'n; Laß es mein Hauptgeschäfte Zu allen Zeiten sein, Dein Wort zu wiederholen, So wird's aufs neue süß, Sowohl was Gott befohlen, Als was Er mir verhieß.
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