Glaubte Calvin an ein universelles Sühneopfer

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Peter01
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Glaubte Calvin an ein universelles Sühneopfer

Beitrag von Peter01 »

Ich weiß, das hört sich überhaupt nicht nach Calvin an und ich persönlich glaube dieser These auch nicht. Jedoch möchte jemand davon überzeugt sein, dass Calvin wirklich an ein universelles Sühneopfer glaubte. Nach meiner Frage, auf welcher Grundlage er solch eine Behauptung aufstellt, schickte er mir die folgende Seite:

http://calvinandcalvinism.com/?p=230

Leider ist die Seite auf englisch und ich persönlich verstehe kein englisch, würde viel zu viel Zeit brauchen, bis ich es einigermaßen verstadnen habe. Deshalb wende ich mich an euch? Habt ihr schon mal von dieser Seite was gehört? Und ist die Quelle überhaupt seriös? Vielleicht können die Englischsprachigen unter uns bei Möglichkeit es durchlesen und kurz widerlegen? $:)

Gruß

Peter

RKubsch
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Beitrag von RKubsch »

Hallo Peter,

die Debatte ist keinesfalls neu. Durch R. Τ Kendall's "Calvin and English Calvinism to 1649" hat sie 1979 neuen Auftrieb bekommen. Kendall meint, Calvin lehre ein universales Sühneopfer. Paul Helm und Roger Nicole haben daraufhin erneut darüber publiziert (Paul Helm, Calvin and the Calvinists (Edinburgh: Banner of Truth, 1982; repr., Edinburgh: Banner of Truth, 1998, Roger Nicole, "John Calvin's View of the Extent of the Atonement", WTJ 47, 1985, 197-225) und die traditionelle Sicht begründet und verteidigt.

2008 erschien Rouwendals "Calvin‘s forgotten classical position on the extent of the atonement: about sufficiency, efficiency, and anachronism", WTJ 70, 2, 2008. Rouwendal hinterfragt beide Fraktionen. Rouwendal unterscheidet zwischen vier historischen Positionen (hier muss ich Englisch zitieren):
1. The classical position: Christ died sufficiently for all men, but efficiently only for the elect. Faith is a fruit of election.
2. The particular position: Christ died for the elect only. His death could have been suf- ficient for the whole world, but it was not his intention to die for the whole world. Faith is a fruit of election. (Note the difference with the classic position: Did Christ die in any sense for all men or not? Classic: yes; Particular: no.)
3. The universal position: Christ died for all men, but only believers enjoy the effects of his death. Election follows faith. (Note the difference with the classic position: Does predestination have anything to do with Christ's death as such, or not? Classic: yes; Universal: no.)
4. The hypothetical universal position. Christ died for the whole world with the intention to save all men. The grace for all men merited is offered to all upon condition of faith. Faith is a fruit of election. (Note the difference with the classic position: Does predestination have anything to do with Christ's death as such, or not? Classic: yes; Hypothetical universal: no. Note also the difference with the universal position: Is faith the reason for or the fruit of predestination? Universal: reason; Hypothetical universal: fruit.)
Rouwendal kommt zu dem Ergebnis, dass Calvin weder ein begrenztes Sühneopfer noch ein universelles Sühneopfer lehrte. Er lehrte, dass Christus hinreichend für die ganze Welt und effektiv für die Erwählten starb.

Die Sache ist nicht so einfach, da Calvin Aussagen gemacht hat, die in mehrere Richtungen gedeutet werden können. Das Thema ist von der dt. Theologie so weit entfernt, dass ich persönlich nicht weiß, was ich Dir dazu empfehlen kann. Falls Dich die engl. Publikationen interessieren, kannst Du Dich an mich wenden. Der Moderator kennt meine e-mail-Adresse.

Liebe Grüße, Ron

lutz
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Beitrag von lutz »

Das ist eine ausgesprochene Expertendiskussion.
Mir ist aufgefallen, dass im Kommentarbereich bspw. auch eine Expertendarstellung erwähnt wird, die Ron hier nennt – auch englisch.

Eine andere englische Expertendarstellung hatte ich auch einmal verlinkt. Die Frage nach Calvins Auffassung der Sühne wurde auch unter diesem älteren Thema gestellt:
http://www.betanien.de/forum/viewtopic.php?t=1269

Beitrag: 18. 02. – 20: 11 Uhr.

Aussagekräftig ist bspw. Calvins Auslegung zu 1. Johannes 2, 2 (J. Calvins. Auslegung der Heiligen Schrift in deutscher Übersetzung; hrsg. K. Müller, Neukirchen):

" ...Nicht allein für die unsern usw.

Dies fügt der Apostel hinzu, damit die Gläubigen fest überzeugt seien, die Sühne, die Christus zustande gebracht, erstrecke sich auf alle, die das Evangelium im Glauben ergriffen haben.
Hier entsteht die Frage, wie die Sünden der ganzen Welt gesühnt werden.

Ich übergehe die wahnwitzige Ansicht derer, die auf Grund solcher Stellen alle Verworfenen und sogar den Satan selbst zum Heil gelangen lassen. Solche Ungeheuerlichkeit bedarf keiner Widerlegung.

Die solche Torheit vermeiden wollten, haben gesagt, das Leiden Christi sei genugsam für die ganze Welt, werde aber bloß für die Auserwählten wirksam. Diese Erklärung ist ziemlich allgemein angenommen. Ich gestehe, dass dieser Gedanke an sich wahr ist, behaupte aber, dass er zu dieser Stelle nicht passt.

Die Absicht des Johannes war keine andere, als der ganzen Gemeinde dies Gut der Sühne zuzusprechen. Also schließt er in den Ausdruck „ganze Welt“ die Verworfenen nicht mit ein, vielmehr bezeichnet er damit die, die einmal gläubig werden sollten und die durch die ganze Welt zerstreut sind. Dann wird die Gnade Christi ins rechte Licht gestellt, wenn gepredigt wird, dass es für die Welt nur ein Heil gebe."


Lutz

PS: Hallo Peter, der dir den langen englischen Text gab, wird sicher mit all dem englischen Expertenwissen etwas anfangen können.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Hallo Ron und Lutz,

vielen Dank für Eure Antworten. Gut zu wissen, dass darüber Disskussionen existieren. Aber das Kommentar von Calvin betreffs 1 Joh. 2,2 ist ja mehr als deutlich was er bezüglich des Sühneopfers vertreten hatte.

Was mich allerdings noch etwas irritiert ist die Auslegung von Calvin zu Röm. 5,18:
Calvin hat geschrieben:18 Wie nun durch eines Sünde die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, also ist auch durch eines Gerechtigkeit die Rechtfertigung des Lebens über alle Menschen gekommen.

Dieser Satz stellt das Gesamtergebnis des bisher erörterten Vergleiches dar. Die Verschiedenheit tritt jetzt beiseite, und die Übereinstimmung wird in ihrem entscheidendsten Stücke deutlich. Wie die Sünde des einen uns zu Sündern machte, so ist es Christi Gerechtigkeit allein, welche unsere Gerechtigkeit schafft. Christi Gerechtigkeit und Gehorsam kam nicht seiner Person allein zugute, sondern greift weit darüber hinaus und macht die Gläubigen reich, welche sie zum Geschenk empfangen. Ein Gemeinbesitz für alle Menschen ist die Gnade nun deshalb, weil sie für alle öffentlich ausgeboten ward, nicht etwa weil alle sie wirklich hinnähmen. Christus hat zwar für die Sünden der ganzen Welt gelitten, und alle empfangen unterschiedslos das Angebot der Güte Gottes: aber nicht alle nehmen es an. „Rechtfertigung des Lebens“, d. h. eine lebendig machende Rechtfertigung; so heißt das göttliche, uns freisprechende Rechtfertigungsurteil, weil es uns den Zutritt zum Leben eröffnet. Denn die Hoffnung der Seligkeit ruht darauf, dass wir einen gnädigen Gott haben: um ihn aber haben zu können, müssen wir gerecht sein. Also kommt das Leben aus der Rechtfertigung.

Dieses Kommentar ist ja auch auf der Seite, die ich am Anfang angeführt habe, zu finden, als Beweis dafür, dass Calvin ein universelles Opfer vertrat (Betonung audf die Worte: "Christus hat zwar für die Sünden der ganzen Welt gelitten..."). Dennoch glaube ich nicht, dass er sich widersprochen hat. Vielleicht, meinte er es nicht so, wie es zunächst scheint. In 1 Joh. 2,2 lesen wir ja auch von der ganzen Welt. wahrscheinlich benutzt Calvin diesen Ausdruck dementsprechend, wie er es zu 1 Joh. 2,2 auslegt.

Gruß

Peter

Paulusbuch
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Beitrag von Paulusbuch »

Ich weis nicht mehr ob es von calvin war oder nicht.Ich habe gelesen das,das blut christi ausreicht um alle zu erlösen aber nur den auserwälten kommt es zu gute?
S.liebelt

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