Ehelosigkeit - Entscheidung oder Ruf?

Lehrfragen in Theorie und Praxis - also alles von Bibelverständnis über Heilslehre und Gemeindelehre bis Zukunftslehre

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Schultheiss
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Ehelosigkeit - Entscheidung oder Ruf?

Beitrag von Schultheiss »

Im Protestantismus spielt Ehelosigkeit ja -so scheint es- eher eine geringe Rolle. Zumindest was die theoretische -d.h. die theologische Reflexion-, als auch die praktische Seite anbelangt.

Ehe ist die Norm, Ehelosigkeit die Ausnahme scheint bei vielen die Meinung zu sein.

Bekannt dürfte die folgende Stelle bei Paulus sein:
1. Kor 7,
26 So meine ich nun, es sei gut um der kommenden Not willen, es sei gut für den Menschen, ledig zu sein.
38 Also, wer seine Jungfrau heiratet, der handelt gut; wer sie aber nicht heiratet, der handelt besser. (LUT 1984)
Paulus scheint meiner Meinung nach die Ehelosigkeit über die Ehe zu stellen.
Oft wird gesagt, dies sei ja nur seine persönl. Meinung . Was bedeutet dann aber V. 40 ?
40 Seliger ist sie aber, nach meiner Meinung, wenn sie ledig bleibt. Ich meine aber: ich habe auch den Geist Gottes.
Für mich ergibt sich eine Spannung aus "dies ist meine Meinung" und "ich habe auch den Geist Gottes".

Mir stellt sich aber alles in allem die Frage, ob Ehelosigkeit denn überhaupt eine Wahl sei. Wenn von einigen protestantischen Theologen schon eingestanden wird, dass Ehelosigkeit eine Gabe sei, dann heißt es, man wolle als jemand mit dieser Gabe ausgestattete auch keine Ehefrau; im Umkehrschluss: Wenn du heiraten willst und dich nach einer Frau sehnst, dann wirst du auch die Gabe der Ehelosigkeit nicht haben.

An dieser Stelle will ich einen Sprung zum AT machen: Jeremia wurde befohlen, sich keine Frau zu nehmen:
Jer 16, 2 Du sollst dir keine Frau nehmen und weder Söhne noch Töchter zeugen an diesem Ort.
Ob er sich nach einer Frau sehnte wissen wir nicht, jedenfalls wissen wir aus dem Kontext dass er sehr unter seiner Einsamkeit zu leiden hatte.

Aber hier wird glaube ich ganz deutlich, dass Ehelosigkeit keine Entscheidung ist, sondern ein (unwiderstehlicher ?) Ruf.

Gast

Beitrag von Gast »

Wenn ich es richtig verstehe, dann ist die Ehelosigkeit eine Gabe Gottes. Natürlich mag es besser sein, nicht zu heiraten - außer eben, wenn man "Brunst leidet", wie Luther in seiner Übersetzung schrieb.

Paulus verlangt übrigens auf der anderen Seite von Bischöfen und Diakonen, dass sie verheiratet sein sollen - ich denke, man sollte nie vergessen, an wen er was schreibt.

Joel213
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Beitrag von Joel213 »

Es ist halt die Frage ob "Mann einer Frau" bedeutet das er verheiratet sein muss oder aber höchstens mit einer Frau verheiratet sein darf. Ohne mich jetzt näher exegetisch mit dem Thema beschäftigt zu haben, tendiere ich aber zu der zweiten Variante. Sonst dürfte ja kein Mann, der mit der Gabe der Ehelosigkeit von Gott gesegnet wurde, einer Gemeinde vorstehen. Für so eine Doktrin wäre mir diese Stelle nicht aussagkräftig genug.

Gast

Beitrag von Gast »

Nun, die Mehrehe gab es afaik damals weder in Rom noch in Griechenland - daher wäre die zweite Auslegung eher eine eise- denn eine Exegese.

Joel213
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Beitrag von Joel213 »

Also ich denke nicht, dass es sich so verhält wie du meinst. Ich finde diese Sicht sogar sehr diskriminierend gegenüber gewollt oder ungewollt ehelos lebenden Christen, die aufopfernd ihren Dienst verrichten. Des Weiteren müsste der Mann damals ja auch nicht zwangsläufig mit allen Frauen offiziell verheiratet gewesensein! Der Mann hätte ja auch nur eine Ehefrau und eine oder mehrere Liebhaberinnen gehabt haben können. Paulus und Timotheus waren ledig. Calvin hat auch keiner seines Amtes enthoben nachdem seine Frau gestorben war. Ich kenne auch keinen Reformator der so eine Doktrin vertritt. Zudem sehe ich da in der Praxis auch nicht viel Sinn drin eine "Zwangsehe" für jeden Ältesten oder Pastor vorauszusetzen.

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Joel123 hat geschrieben:Sonst dürfte ja kein Mann, der mit der Gabe der Ehelosigkeit von Gott gesegnet wurde, einer Gemeinde vorstehen.
Wo genau im Neuen Testament steht das es die Gabe der Ehelosigkeit gibt?
Paulus und Timotheus waren ledig. Calvin hat auch keiner seines Amtes enthoben nachdem seine Frau gestorben war.
Petrus war verheiratet und ob Timotheus immer ledig geblieben ist kann, man den Neuen Testament nicht entnehmen!
Gruß Joschie
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Joel213
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Beitrag von Joel213 »

Paulus spricht über seine Ehelosigkeitsgabe in 1. Korinther 7,7 "Ich wollte zwar lieber, alle Menschen wären, wie ich bin, aber jeder hat seine eigene Gabe von Gott, der eine so, der andere so."

Die Gefahr einer biblizistischen Auslegung von "Mann einer Frau" besteht auch darin, dass man daraus ableiten kann, dass ein Mann nur einmal heiraten darf. Sprich, ein Witwer müsste zwangsweise Ehelos bleiben. Das würde dann allerdings wieder gegen mein Calvin Argument sprechen... ;-)

Nur weil Petrus verheiratet war muss man ihm es ja nicht zwangsweise gleich tun. Auch wenn das hier primär jetzt nicht so die Rolle spielt, war er auch bereits verheiratet als er von Jesus berufen wurde. Theoretisch könnte man sich aus diesem Fakt ja auch noch die eine oder andere Sonderlehre zusammenbasteln. ^^

Schultheiss
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Beitrag von Schultheiss »

Wo genau im Neuen Testament steht das es die Gabe der Ehelosigkeit gibt?
1. Kor 7. Dort steht im Urtext "Charisma".
http://www.bibelkommentare.de/index.php ... apter=7#v7

Ob es sich jedoch um eine "Gnadengabe" handelt oder nicht, darum geht es mir nicht primär, also ich will mich nicht auf den Begriff "Gabe" versteifen - man müsste erstmal klären was man darunter versteht, ob damit die gleiche Kategorie von Gaben gemeint ist wie in 1. Kor 12,28. etc- mir ging es darum ob es eine eigene Entscheidung ist oder nicht;und ich plädiere dafür, dass es ein Ruf ist der von GOTT ausgeht, und der nicht nur an "asexuelle" Menschen ausgehen kann, sondern auch an solche, die gern eine Frau hätten.


Andreas.Janssen
BeitragVerfasst am: 12.10.2012 12:07 Titel:
Nun, die Mehrehe gab es afaik damals weder in Rom noch in Griechenland - daher wäre die zweite Auslegung eher eine eise- denn eine Exegese.
Joel213
BeitragVerfasst am: 11.10.2012 17:50 Titel:
Es ist halt die Frage ob "Mann einer Frau" bedeutet das er verheiratet sein muss oder aber höchstens mit einer Frau verheiratet sein darf. Ohne mich jetzt näher exegetisch mit dem Thema beschäftigt zu haben, tendiere ich aber zu der zweiten Variante. Sonst dürfte ja kein Mann, der mit der Gabe der Ehelosigkeit von Gott gesegnet wurde, einer Gemeinde vorstehen. Für so eine Doktrin wäre mir diese Stelle nicht aussagkräftig genug.
Joel213, ich gebe dir vollkommen recht, 1.Timotheus 3,2 ist zusammen mit dem Text aus Korinther so zu verstehen, "ein Bischof sei Mann einer Frau" um Unzucht zu vermeiden, NICHT dass damit das Verheiratetsein eine Voraussetzung für das Amt des Episkopos, oder Presbyters sein soll, das wäre ziemlich absurd.

Wenn es so ist dass Gott tatsächlich einige zur Ehelosigkeit beruft, warum spielt dass dann in so vielen Gemeinden eine so geringe Rolle, warum werden Ehelos lebende so diskriminiert, warum wird die (biologische) Familie zu einem Idol erhoben, wo doch die geistliche Familie seit dem neuen Bund (im AT waren ethn.-biolog. Familie und geistl. Familie größtenteils identisch) viel wichtiger ist ?


VGl.Matthäus 12,47
46 Als er noch zu dem Volk redete, siehe, da standen seine Mutter und seine Brüder draußen, die wollten mit ihm reden.
47 Da sprach einer zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen mit dir reden.
48 Er antwortete aber und sprach zu dem, der es ihm ansagte: Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder?
49 Und er streckte die Hand aus über seine Jünger und sprach: Siehe da, das ist meine Mutter und das sind meine Brüder!
50 Denn wer den Willen tut meines Vaters im Himmel, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter.

Mk 10,29 Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlässt um meinetwillen und um des Evangeliums willen,
Die Ehe ist nur in diesem Weltzeitalter, nicht in dem kommenden.
Lukas 20,34
34 Und Jesus sprach zu ihnen: Die Kinder dieser Welt heiraten und lassen sich heiraten;
35 welche aber gewürdigt werden, jene Welt zu erlangen und die Auferstehung von den Toten, die werden weder heiraten noch sich heiraten lassen.
John Piper hat mal eine geniale Predigt zu dieser Problematik gehalten.
http://www.youtube.com/watch?v=8y-0Dkl_mr0

P.S. Allein aus praktischen Gründen scheint die Ehelosigkeit geeigneter zu sein, um dem Herrn zu dienen, zumal im Zeitalter der hemmungslosen Sexualisierung, in dem selbst viele Christen die Ehe nur noch als Lizenz zum miteinander Sex haben zu verstehen scheinen. (Das ist natürlich kein legitimer Grund zum heiraten, auch nach Paulus nicht.)

Joel213
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Beitrag von Joel213 »

Das der Stellenwert der Ehe in der heutigen Gemeindewelt etwas "überbewertet" ist empfinde ich genauso wie du. Warum das so ist, wird wohl nicht so einfach zu fassen sein. Lässt sich vielleicht kirchengeschichtlich (Luther & Käthe vs. Zölibat) und soziologisch herleiten.

Beide Formen (Ehelosigkeit und Ehe) ermöglichen den Gläubigen auf ihre jeweilige eigene Art "Christus ähnlicher" zu werden und ihm nachzufolgen. Man sollte nicht beide Formen gegeneinander ausspielen oder eine Form über die andere stellen.

Lautet deine Frage jetzt konkret, ob Ehelosigkeit eine persönliche Wahlentscheidung oder eine von Gott vorherbestimmte Anordnung ist?

Gast

Beitrag von Gast »

Joel213 hat geschrieben:Also ich denke nicht, dass es sich so verhält wie du meinst. Ich finde diese Sicht sogar sehr diskriminierend gegenüber gewollt oder ungewollt ehelos lebenden Christen, die aufopfernd ihren Dienst verrichten. Des Weiteren müsste der Mann damals ja auch nicht zwangsläufig mit allen Frauen offiziell verheiratet gewesensein! Der Mann hätte ja auch nur eine Ehefrau und eine oder mehrere Liebhaberinnen gehabt haben können. Paulus und Timotheus waren ledig. Calvin hat auch keiner seines Amtes enthoben nachdem seine Frau gestorben war. Ich kenne auch keinen Reformator der so eine Doktrin vertritt. Zudem sehe ich da in der Praxis auch nicht viel Sinn drin eine "Zwangsehe" für jeden Ältesten oder Pastor vorauszusetzen.
Hallo Joel,

also diskriminierend empfinde ich diese Einschätzung nicht. Zum Einen darfst Du den kulturellen Kontext des Paulus nicht übersehen - ein unverheirateter jüdischer Mann war nahezu undenkbar, und von einem Rabbi wurde das später sogar vorausgesetzt. Bei den Griechen und Römern war die Einstellung ähnlich (mit Ausnahme des Militärs bei den Römern, wo den Soldaten die Ehe verboten war).

Der Hintergrund eines solchen Gebotes erschließt sich doch sogar sehr deutlich, wenn man den Zölibat im Mittelalter ansieht, der Ursache vieler geschlechtlicher Verfehlungen und Verirrungen war.

Ein weiterer nicht zu übersehender Punkt ist doch die Außendarstellung der Christen zur damaligen Zeit: Von ihrer Umwelt mit Argwohn betrachtet, verleumdet, alle Sünden werden ihnen unterstellt - und dann ist der Seelsorger von Frauen ein unverheirateter Mann! Kannst Du Dir vorstellen, wie die Welt darauf reagiert hätte?

Du neigst dazu, die Dinge aus der heutigen Sicht zu sehen und zu relativieren. Wenn Du Deine Einstellung zu dieser Schriftstelle jedoch vorbehaltlos prüfst, musst Du spätestens beim Vers "gläubige Kinder" erneut empört aufschreien: "Warum soll denn der Vater nicht Prediger sein, nur weil seine Kinder nicht gläubig sind? Das ist doch deren Entscheidung! Die können doch nicht glauben heucheln, nur damit der Vater seinen Job nicht verliert! Ja, letzten Endes ist Gott schuld, weil er diese Kinder nicht berufen hat!" Du merkst, ich überspitze - aber nur so lässt sich manchmal aufzeigen, wo ein Denken in die falsche Richtung zu laufen droht.

Wer die Gabe der Ehelosigkeit hat, hatte schon im Judentum die Möglichkeit, eine "Schein"-Ehe einzugehen, das heißt, eine Ehe, die z.B. den Zweck hat, dass eine nahe Verwandte als Ehefrau aufgenommen wird, die Ehe offiziell geschlossen, aber nicht vollzogen wird. Manche Ausleger - nicht nur aus katholischer Richtung - sehen eine solche Ehe z.B. bei Maria und Josef.

Joel213
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Beitrag von Joel213 »

Jesus und Paulus sind für mich als die "Begründer" der christlichen Religion ja grade anders was Ehe angeht! "Mann einer Frau" und "Gläubige Kinder", dass sind doch alles nur Erkennungszeichen und Merkmale nachdem der Ordinierer ausschauh halten soll, um die passenden Menschen zum Dienst auszuwählen. Ich denke immer noch nicht, dass man daraus sich eine Doktrin, die auch noch für alle Christen zu allen Zeiten gelten soll, generieren lässt. Inwieweit "Seelsorge" nach heutigem Verständnis überhaupt praktiziert wurde und was die Umwelt davon gehalten hätte, ist noch mal wieder ne ganz andere Sache. Christen wurden zudem ja eh als Kanibalen und Staatsfeinde verleugnet, also dann käme es auf "Hurer" ja auch nicht mehr an. Das Christentum war ja auch Gesellschaftsverändernd und räumt den Frauen auch eine stärkere Rolle zu, als dass in der sonstigen antiken Umwelt Gang und Gäbe war. Ferner spricht weiter dafür, dass das entwickelte Mönchtum im 3-4 Jahrhundert eher für die Ehelosigkeitthese spricht und sie nicht Gesellschaftsmissbiligend war.

Vielleicht kannst du neben deiner Interpretation der Umwelt NT mal einen Kirchenvater, Reformator oder sonstigen Kommentatoren benennen, der deine These stichhaltig unterstützt. Thx.

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Schultheiss hat geschrieben:
Wo genau im Neuen Testament steht das es die Gabe der Ehelosigkeit gibt?
1. Kor 7. Dort steht im Urtext "Charisma".
http://www.bibelkommentare.de/index.php ... apter=7#v7

Ob es sich jedoch um eine "Gnadengabe" handelt oder nicht, darum geht es mir nicht primär, also ich will mich nicht auf den Begriff "Gabe" versteifen - man müsste erstmal klären was man darunter versteht, ob damit die gleiche Kategorie von Gaben gemeint ist wie in 1. Kor 12,28. etc- mir ging es darum ob es eine eigene Entscheidung ist oder nicht;und ich plädiere dafür, dass es ein Ruf ist der von GOTT ausgeht, und der nicht nur an "asexuelle" Menschen ausgehen kann, sondern auch an solche, die gern eine Frau hätten.
Schultheiß, du solltest dir schon die Verse 1-17 mit durchlesen, um Dir eine klare Meinung zur Ehelosigkeit zu bilden. Ich habe persönlich so meine Schwierigkeiten, wenn ich von Führung und einen Ruf von Gott in Richtung Ehe und Ehelosigkeit lese. Gerade durch diese Dinge kommt man sehr schnell in der Richtung von einer Führungsmystik. Also angenommen ich vernehme den Willen Gottes in Richtung Ehe oder Ehelosigkeit und folge ihm und danach stellt sich raus, dass dieser Weg falsch für mich war, hat sich Gott in diesem Fall geirrt oder was?
Joschie
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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Joel213 hat geschrieben:Das der Stellenwert der Ehe in der heutigen Gemeindewelt etwas "überbewertet" ist empfinde ich genauso wie du. Warum das so ist, wird wohl nicht so einfach zu fassen sein. Lässt sich vielleicht kirchengeschichtlich (Luther & Käthe vs. Zölibat) und soziologisch herleiten.
Die Ehe kann nicht überbewertet werden, da sie von Gott eingesetzt und an keiner Stelle in der Bibel wieder abgesetzt wurde. Gemeinde soll auch immer ein Stück Gegenwelt sein. Die Zerstörung der christlichen Ehe, hat in dieser Gesellschaft Dimensionen angenommen, von denen die Führung in den sozialistischen Ländern nicht mal geträumt hat. Dieses hat nichts mit Soziologie zu tun, sondern sehr viel mit Ideologie. Begründe doch mal genau, was du mit "kirchengeschichtlich (Luther & Käthe vs. Zölibat)" meinst?
Joel213 hat geschrieben:Jesus und Paulus sind für mich als die "Begründer" der christlichen Religion ja grade anders was Ehe angeht!
Ist den Gott der Gründer des Judentums?
Joel213 hat geschrieben:Mann einer Frau" und "Gläubige Kinder", dass sind doch alles nur Erkennungszeichen und Merkmale nachdem der Ordinierer ausschauh halten soll, um die passenden Menschen zum Dienst auszuwählen. Ich denke immer noch nicht, dass man daraus sich eine Doktrin, die auch noch für alle Christen zu allen Zeiten gelten soll, generieren lässt. Inwieweit "Seelsorge" nach heutigem Verständnis überhaupt praktiziert wurde und was die Umwelt davon gehalten hätte, ist noch mal wieder ne ganz andere Sache. Christen wurden zudem ja eh als Kanibalen und Staatsfeinde verleugnet, also dann käme es auf "Hurer" ja auch nicht mehr an. Das Christentum war ja auch Gesellschaftsverändernd und räumt den Frauen auch eine stärkere Rolle zu, als dass in der sonstigen antiken Umwelt Gang und Gäbe war.
Mir erschließt sich nicht der Sinn deiner Worte, was genau willst du mit diesen Worten sagen? Für mich ist sind deine Worte eine Mischung von Kirchensprache und viel .........!
Ferner spricht weiter dafür, dass das entwickelte Mönchtum im 3-4 Jahrhundert eher für die Ehelosigkeitthese spricht und sie nicht Gesellschaftsmissbiligend war.
Vielleicht kannst du neben deiner Interpretation der Umwelt NT mal einen Kirchenvater, Reformator oder sonstigen Kommentatoren benennen, der deine These stichhaltig unterstützt. Thx.
Joel, belege bitte du erst mal auch deine Thesen und eine weniger geschwollene Sprache von Dir wäre bestimmt für das allgemeine Verständnis hilfreich! Die Abhandlung von Martin Luther Vom ehelichen Leben ist sehr lesenswert!
Joschie
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Gast

Beitrag von Gast »

Joel213 hat geschrieben:Jesus und Paulus sind für mich als die "Begründer" der christlichen Religion ja grade anders was Ehe angeht!
Nun, bei Paulus gibt es eine Reihe von Leuten, die davon ausgehen, dass er Witwer war (z.B. Carsten Peter Thiede, der dies sogar ausführlich begründet). Dass bei Jesus ein Sonderfall vorgelegen haben dürfte - ich hoffe, dass wir uns darin einig sind. Einen Beleg gibt es biblisch gesehen weder dafür noch dagegen.
"Mann einer Frau" und "Gläubige Kinder", dass sind doch alles nur Erkennungszeichen und Merkmale nachdem der Ordinierer ausschauh halten soll, um die passenden Menschen zum Dienst auszuwählen.
Kannst Du das anhand des Bibeltextes begründen, oder ist dies Deine persönliche Einschätzung?
Ich denke immer noch nicht, dass man daraus sich eine Doktrin, die auch noch für alle Christen zu allen Zeiten gelten soll, generieren lässt.
Warum? Es ist ja nicht so, dass ich Dir per se widersprechen möchte - nur wüsste ich gerne, wie Du zu dieser Einschätzung kommst.
Inwieweit "Seelsorge" nach heutigem Verständnis überhaupt praktiziert wurde und was die Umwelt davon gehalten hätte, ist noch mal wieder ne ganz andere Sache.
Nun, die Frage, was die Umwelt davon gehalten hat, hat ja schon so sehr eine Rolle gespielt, dass eine der ersten schriftlichen Gattungen der frühen Kirche die Apologie ist, die sich mit den Vorwürfen, die den Christen gemacht werden, auseinandersetzt.
Christen wurden zudem ja eh als Kanibalen und Staatsfeinde verleugnet, also dann käme es auf "Hurer" ja auch nicht mehr an.
Da vergalloppierst Du Dich jetzt gewaltig. Gerade um die Abwehr falscher Vorwürfe ging es Justin in seiner ersten und zweiten Apologie oder Aristide http://www.glaubensstimme.de/doku.php?i ... e-apologie.

Das Christentum war ja auch Gesellschaftsverändernd und räumt den Frauen auch eine stärkere Rolle zu, als dass in der sonstigen antiken Umwelt Gang und Gäbe war. Ferner spricht weiter dafür, dass das entwickelte Mönchtum im 3-4 Jahrhundert eher für die Ehelosigkeitthese spricht und sie nicht Gesellschaftsmissbiligend war.
Das ist für mein Empfinden zu kurz gedacht. Denn das Mönchtum des 3. - 4. Jahrhunderts hatte eine andere Basis als das Christentum des Paulus. Zum Einen war das Christentum nicht länger eine verfolgte Minderheitsreligion, sondern die Staatskirche - mit allen damit verbundenen Vor- und Nachteilen.

Zum zweiten bedeutete das Mönchtum dieser Zeit noch nicht zwingend ein Zölibat - das kam erst später hinzu - und auch kein lebenslanges Mönchtum. In der Anfangszeit waren es Einzelne, die sich für eine Zeit in die Wüste zurückzogen - Männer und Frauen, Verheiratete und Unverheiratete.

Zum dritten schlug in dieser Zeit ein alter Feind des Christentums zurück, nämlich die Gnosis mit ihrer Körperfeindlichkeit. Leider ist dieser Irrglaube damals in christlichen Kreisen vor allem in Afrika weit verbreitet gewesen, damit auch die Geringschätzung der Frau, die Ablehnung der Ehe und das Verständnis der Ehelosigkeit als höherer Status des Gläubigen.

In der Kirche hat sich dieses Verständnis übrigens nicht wirklich durchgesetzt: Grund für die Einführung des Zwangszölibats in der römischen Kirche war ja keine theologische, sondern eine finanzielle Frage: Wie bleibt das Geld der Pastoren nach deren Tod bei der Kirche, statt bei den Erben?
Vielleicht kannst du neben deiner Interpretation der Umwelt NT mal einen Kirchenvater, Reformator oder sonstigen Kommentatoren benennen, der deine These stichhaltig unterstützt. Thx.
Nun, bei den Reformatoren hat Joschie ja schon dankenswerterweise auf Luther verwiesen. Bei den Reformatoren würde ich auch noch Andreas Althamer, Johannes Brenz, Philipp Melanchthon: "Das Euangelium leret / man sol den Ehestand kainem menschen / der darz von natur tüchtig / verbieten / und nennet das verbot Teüfels lere / Darzu preyset es den Ehstand / das er bey den rechtgläubigen Keüschait und rainigkait sey / Gott gefellig / und gebeüt allen personen / sy haissen Priester oder andere ehlich zuwerden / welchen solches von nöten 1. Cor. 7. Paulus redet auch deütlich von ehlichen Priestern Titum 1. " (Melanchthon, Philipp - Die fürnemisten unterschaid / zwischen rayner Christlicher Lere des Evangelii und der Abgöttischen Papistischen Lere und Zwingli.

Darüber hinaus sollte man sich die Frage stellen, warum alle reformierten Kirchen - seien es Täufer, Lutheraner, Reformierte, Anglikaner, Straßburger, Waldenser, Böhmische Brüder und wie sie alle heißen mögen - als eine der ersten antigöttlichen Lehren den Zölibat abschaffen.

Gruß & Segen,
Andreas

Joel213
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Beitrag von Joel213 »

@Joschie:
Ist jetzt nicht böse gemeint und ich sags mit Liebe: Ich schreibe hier ganz "normal" und verstelle meine Ausdrucksform nicht. Wenn dir meine Ausdrucksweise zu geschwollen klingt, dann zwingt dich niemand meine Kommentare zu lesen oder auf sie einzugehen. Ich empfinde deine Schreibweise oftmals als "barsch" und nörgele trotzdem nicht daran herum.

@Andreas.Janssen:
Die Abschaffung des Zölibats bedeutet ja nicht, dass ein Pastor zwingend dann auch heiraten muss. Das schreibt der Luther und der Melanchthon ja auch nirgends. Oder habe ich da was übersehen?

Zitat:
"Mann einer Frau" und "Gläubige Kinder", dass sind doch alles nur Erkennungszeichen und Merkmale nachdem der Ordinierer ausschauh halten soll, um die passenden Menschen zum Dienst auszuwählen.

Kannst Du das anhand des Bibeltextes begründen, oder ist dies Deine persönliche Einschätzung?

- Ja, persönliche Einschätzung von der Perikope her im gesamten Kontext der Bibel.

Zitat:
Ich denke immer noch nicht, dass man daraus sich eine Doktrin, die auch noch für alle Christen zu allen Zeiten gelten soll, generieren lässt.

Warum? Es ist ja nicht so, dass ich Dir per se widersprechen möchte - nur wüsste ich gerne, wie Du zu dieser Einschätzung kommst.

- Siehe oben und für eine Doktrin würde ich eindeutigere Belegstellen haben wollen und ggf. Bekenntnisschriften die das so aufgenommen haben oder Reformatoren die diese Sichtweise vertreten und nachvollziehbar begründen.

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