Arthur W. Pink "Der Heilige Geist"

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Joschie
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Arthur W. Pink "Der Heilige Geist"8.Die Ankunft des Geistes

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8.Die Ankunft des Geistes

Das an Pfingsten eine neue Heilszeit anbrach, wird ferner aus den „Zungen zerteilt, wie von Feuer“ (Apg.2,3) deutlich. Als Johannes der Täufer ankündigte, daß Christus „mit dem heiligen Geist und mit Feuer“ taufen würde, hätte man die letzten Worte auch in dem Sinne mißverstehen können, daß alle Menschen außer den Juden einem wirklichen, physikalischen Feuer zum Opfer fallen würden; aber in den Köpfen der Zuhörer wurden wahrscheinlich ganz andere Assoziationen geweckt. Sie erinnerten sich vielleicht an die Szene, als ihr großer Vorfahre Abraham Gott, der ihm das Land, worin er als Fremdling wohnte, zum Erbe verheißen hatte, die Frage stellte: „Herr, mein Gott, woran soll ich merken, daß ich’s besitzen werde?“ Die Antwort war: „Siehe, da war ein rauchender Ofen, und eine Feuerflamme ...“ (1.Mose 15,17). Sie erinnerten sich vielleicht an den brennenden Dornbusch, den Mose sah, und die „Feuersäule“, die sie bei Nacht führte, und die „Herrlichkeit des Herrn“, die herabkam und die Stiftshütte erfüllte. Daher konnten sie in der Verheißung der Taufe mit Feuer sogleich das Herannahen einer neuen Manifestation der Gegenwart und Kraft Gottes erkennen!

Und wenn wir ferner lesen: „Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen“ (Apg. 2,3), so ist das ein weiterer Hinweis darauf, daß eine neue Dispensastion (heilsgeschichtliche Epoche) angefangen hat.
Das Wort ‘setzte sich’ kennzeichnet in der Schrift ein Ende und einen Anfang. Der Prozeß der Vorbereitung ist beendet, und die neu eingerichtete Ordnung hat begonnen. Es bezeichnet das Ende der Schöpfungsphase und das Einsetzen normaler Verhältnisse. ‘So wurden vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer. Und so vollendete Gott ... und ruhte am siebten Tag.’ In Gott ist keine Erschöpfung. Er ruhte nicht aus Müdigkeit: Der Satz bedeutet, daß alles Schöpfungswerk vollendet war. Dasselbe Bild wird mit Bezug auf den Erlöser gebraucht. Von Ihm heißt es, Er ‘hat vollbracht die Reinigung von den Sünden und hat sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe’. Keine andere Priesterschaft hat sich gesetzt. Die Priester des Tempels ministrierten stehend, weil ihr Amt provisorisch und vorbereitend, gleichnishaft und prophetisch war. Das Amt Christi selbst war Bestandteil der Vorbereitung für das Kommen des Geistes. Ehe Er ‘sich setzte’ in Herrlichkeit, konnte es keine Dispensation des Geistes geben ... Als das Werk der Erlösung vollständig war, wurde der Geist gegeben, und als Er kam, ‘setzte Er sich’. Er regiert in der Gemeinde, wie Christus im Himmel regiert“ (S. Chadwick; The Way to Pentecost)
Es gibt wohl kaum Begebenheiten, die anschaulicher sind als diejenige, die ‘am letzten Tag des Festes’ (Joh. 7,37-39) geschah. Das Fest war das Laubhüttenfest. Während seiner Dauer von sieben Tagen wohnten die Israeliten in Laubhütten. Dazu gehörten besondere Opfer und besondere Riten. Jeden Morgen brachte einer der Priester Wasser vom Teich Siloah, und unter dem Schall der Trompeten und anderen Äußerungen der Freude wurde das Wasser auf den Altar gegossen. Der Ritus war ein feierliches Gedenken und eine Prophetie. Er diente dem Gedenken der wunderbaren Versorgung mit Wasser in der Wüste, und er zeugte von der erwarteten Ankunft des Heiligen Geistes. Am siebten Tage hörte die Zeremonie des Wassersgießens auf, und der achte Tag, der größte von allen, war ein Tag heiliger Zusammenkunft.
An jenem Tag wurde kein Wasser auf den Altar gegossen, und an diesem wasserlosen Tag stand Jesus da und rief: ‘Wen da dürste, der komme zu mir und trinke!’. Dann fährt Er fort: ‘Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.’ Der Evangelist fügt den erklärenden Kommentar hinzu: ‘Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.’ ‘Wie die Schrift sagt’. Eine solche Schriftstelle wie die hier zitierte gibt es nicht, aber der prophetische Aspekt der Wasser-Zeremonie gründete sich auf alttestamentliche Sinnbilder und Prophezeiungen, in welchen Wasser aus Zion floß, um die Welt zu reinigen, zu erneuern und fruchtbar zu machen. Eine Betrachtung von Joel 3,18 (Luther: 4,18) und Hesekiel 47 liefert den Schlüssel sowohl für den Ritus als auch für die Verheißung unseres Herrn. Der Heilige Geist ‘war noch nicht da’, aber Er war verheißen, und Seine Ankunft sollte vom Ort des Blutes, dem Opferaltar erfolgen. Golgatha öffnete den Brunnen, aus dem sich der Pfingstsegen ergoss (S. Chadwick).
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Joschie
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Arthur W. Pink "Der Heilige Geist"8.Die Ankunft des Geistes

Beitrag von Joschie »

8.Die Ankunft des Geistes

Wir haben die Frage erörtert, was die Ausgießung des Heiligen Geistes bedeutet, und ich habe darauf hingewiesen, daß sie die Erfüllung einer göttlichen Verheißung, die Vollendung alttestamentlicher Vorbilder, und der Beginn einer neuen Dispensation war. Sie war auch die zu den Heiden überfließende Gnade Gottes. Doch zunächst wollen wir beachten, wie Gottes wunderbare Gnade sich auf die Juden erstreckte. In Seinen Anweisungen an die Apostel befahl Jesus, daß „gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Fangt an in Jerusalem“ (Lk. 24,47), nicht etwa, weil die Juden noch ein besonderes Bündnis mit Gott gehabt hätten – denn die Nation war vor der Kreuzigung von Ihm verlassen worden (s. Mt. 23,38) – sondern um Seine beispiellose Barmherzigkeit und souveräne Güte zur Schau zu stellen. Dementsprechend sehen wir in der Apostelgeschichte Seine Liebe inmitten der rebellischen Stadt hervorleuchten. Am gleichen Ort, wo der Herr Jesus umgebracht worden war, wurde jetzt das volle Evangelium gepredigt, und Dreitausend wurden durch den Heiligen Geist erweckt.

Aber das Evangelium sollte von nun an nicht länger auf die Juden beschränkt sein. Wenn auch die Apostel ihr Zeugnis in Jerusalem beginnen mußten, so sollte doch der herrliche, all-wirksame Name Christi „unter allen Völkern“ verkündigt werden. Das Unterpfand hierfür war darin zu sehen, daß „gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel“ (Apg. 2,5) ausriefen: „Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache?“ (V.8). Es war etwas völlig Neues. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Gott die hebräische Sprache – oder Abwandlungen davon – gebraucht. Somit ist Bullingers Ansicht, daß Gott hier eine neue „jüdische“ Dispensation (die „pfingstliche“) einführte, durch göttliche Autorität ins Unrecht gesetzt. Das, was in Apostelgeschichte 2 geschah, war eine teilweise Umkehrung, ein seliger Gegensatz zu dem, was in 1.Mose 11 berichtet wird. Dort finden wir
die Zungen zerteilt, um eine bösartige Einheit auseinanderzureißen und um Gottes heiligen Haß gegen die Ungerechtigkeit Babylons zu zeigen. In der Apostelgeschichte haben wir Gnade in Jerusalem und eine neue, köstliche Einheit als Hinweis auf ein neues Bauwerk (Mt. 16,18), mit lebendigen Steinen – im Gegensatz zum Turmbau zu Babel mit seinen ‘Ziegeln’ aus 1.Mose 11,3 (P. W. Heward).
In 1.Mose 11 geschah das Zerteilen der Zungen zum Gericht; in Apostelgeschichte waren die zerteilten Zungen ein Zeichen der Gnade; und in Offenbarung 7,9-10 sehen wir Menschen aller Zungen in der Herrlichkeit.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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