Lesung aus Arthur W. Pink "Der Heilige Geist"

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Joschie
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Lesung aus Arthur W. Pink "Der Heilige Geist"11.Der Geist macht lebendig

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11.Der Geist macht lebendig


Das Wort und die Wahrheit Gottes, das wichtigste aller Gnadenmittel, ist nicht ein Mittel zur Wiedergeburt im Sinne eines separaten Eingriffs, abgekoppelt von Schulderkenntnis, Bekehrung und Heiligung. Das ist offensichtlich, wenn wir bedenken, dass es die Aufgabe eines Mittels oder Werkzeugs ist, ein bereits bestehendes Lebensprinzip anzuspornen und hervorzulocken. Physische Nahrung ist ein Mittel zum physischen Wachstum, aber sie setzt physische Lebendigkeit voraus. Wenn der Leib tot ist, kann Brot kein Mittel oder Werkzeug sein. Intellektuelles Wissen ist ein Mittel zu intellektuellem Wachstum, aber es setzt intellektuelle Lebendigkeit voraus. Wenn der Verstand dumm ist, kann säkulares Wissen kein Mittel oder Werkzeug sein. Geistliche Wahrheit ist ein Mittel zu geistlichem Wachstum, aber sie setzt geistliche Lebendigkeit voraus. Wenn der Geist tot in Übertretungen und Sünden ist, kann geistliche Wahrheit kein Mittel oder Werkzeug sein.
Das unerleuchtete Verständnis ist unfähig zu begreifen, und der unerneuerte Wille ist unfähig zu glauben. Diesen beiden wesentlichen Funktionen fehlt die Lebenskraft. Was an diesem Punkt fehlt, ist das Leben und die Kraft selbst. Folglich muss der Urheber geistlichen Lebens selbst in direkter Weise tätig werden – ohne den Einsatz von Mitteln oder Werkzeugen und zunächst einmal, ex nihilo, geistliches Leben und Kraft schenken, sich aus den Toten zu erheben. Das neue Leben wird nicht deshalb gegeben, weil der Mensch die Wahrheit sieht, sondern er sieht die Wahrheit, weil ihm neues Leben gegeben wurde. Ein Mensch ist nicht wiedergeboren, weil er zuerst an Christus geglaubt hat, sondern er glaubt an Christus, weil er wiedergeboren ist“ (W. T. Shedd, Presbyterian, 1889)
.

Unter dem Vorwand, das geschriebene Wort Gottes zu ehren, haben viele (zweifellos unwissentlich) den Heiligen Geist verunehrt. In „orthodoxen“ Kreisen scheint sich heute die Vorstellung durchgesetzt zu haben, dass es für die Bekehrung von Seelen lediglich erforderlich sei, das Wort in seiner Reinheit zu verkündigen, weil Gott sich verpflichtet habe, dasselbe zu segnen. Wie oft habe ich den Satz gehört: „Dem Wort Gottes wird es gelingen.“ Viele sind der Ansicht, die Heilige Schrift als solche sei völlig ausreichend, denen, die in Finsternis sind, Licht, und denen, die tot in Sünden sind, Leben zu vermitteln. Aber der Bericht, den wir vom Leben Christi haben, sollte diese Sichtweise umgehend korrigieren: Wer predigte das Wort so treu wie Er, und doch, wie wenige wurden in den dreieinhalb Jahren Seines irdischen Dienstes gerettet!

Das Gleichnis vom Sämann deckt die Fehlerhaftigkeit der Theorie auf, die heute so verbreitet ist. Die ausgestreute Saat ist das Wort. Es wurde auf unterschiedliche Böden verteilt, doch ungeachtet der Reinheit und Lebendigkeit des Samens, geschah dort, wo der Boden ungeeignet war, kein Wachstum. Bis der Boden gut gemacht wurde, konnte der Same nicht wachsen. Dieser Same kann durch reichliche Schauer gewässert und von der Sonne kraftvoll gewärmt werden, doch solange die Erde schlecht ist, kann es keine Ernte geben. Der Boden muss verändert werden, bevor er fruchtbar sein kann. Es ist auch nicht der Same, der den Boden verändert: Welcher Bauer würde je darauf kommen zu sagen: Der Same wird die Erde verändern! An diesem Punkt dürfen wir nichts durcheinanderbringen: Der Heilige Geist muss zuerst die tote Seele zu neuem Leben erwecken, bevor das Wort Einlass findet.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Joschie
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Lesung aus Arthur W. Pink "Der Heilige Geist"11.Der Geist macht lebendig

Beitrag von Joschie »

11.Der Geist macht lebendig
Wer sagt, daß die Seele Leben empfängt, wenn der Geist das Wort zur Anwendung bringt, und gleichzeitig argumentiert, daß das Prinzip des Lebens dem Wort Wirksamkeit verleiht, der dreht sich argumentativ im Kreis. Das Wort kann keiner Seele von geistlichem Nutzen sein, solange es nicht „mit dem Glauben vereinigt“ ist (Hebr. 4,2, Menge); Glaube wiederum kann nicht ausgeübt werden, es sei denn, er geht aus einem innewohnenden Prinzip des Lebens und der Gnade hervor. Daher kann dieses Prinzip des Lebens nicht erst durch den Glauben geschaffen werden.
„Zu sagen, daß die bloße, objektive Darreichung des Wortes das Werkzeug sei, wodurch Gott das inwendige Prinzip erzeugt, das uns in die Lage versetzt, das Wort anzunehmen, wäre das gleiche wie zu behaupten, daß die Darreichung eines Bildes an einen Blinden ihn sehend machen könne“ (Thos. Ridgley, Presbyterian, 1730
-dieses Zitat soll zeigen, daß ich hier keine neue Lehre einführe).

Doch ungeachtet der angeführten Argumente werden wahrscheinlich noch immer viele auf der lebendigmachenden Kraft, die dem Wort selbst innewohnt, beharren und uns daran erinnern, daß in dem Wort schließlich die Stimme des Allmächtigen redet. Das will ich gern gelten lassen; aber ist es nicht so, daß alle unerneuerten Menschen sich widersetzen und sich weigern, auf diese Stimme zu hören? Wie nun soll dieser Widerstand beseitigt werden? Ich will das veranschaulichen: Nehmen wir an, das Fenster meines Zimmers wird von einer Eisenwand verdunkelt. Die Sonnenstrahlen treffen darauf, doch die Wand bleibt. Wäre sie aus Eis, so würde sie schmelzen, aber es liegt in der Natur des Eisens, daß es unter Hitzeeinfluß härtet, nicht aufweicht. Wie nun soll die Sonne in mein Zimmer kommen? Nur indem die Wand entfernt wird: Eine direkte Kraft muß zu ihrer Zerstörung eingesetzt werden. In gleicher Weise muß die tödliche Feindschaft des Sünders durch ein unmittelbares, Leben vermittelndes Eingreifen des Geistes entfernt werden, bevor das Wort Einlaß findet und ihn anrührt.

„Das Auge ist das Licht des Leibes. Wenn dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein. Wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein“ (Mt. 6,22-3). Mit „Auge“ ist hier nicht nur der Verstand gemeint, sondern die Veranlagung des Herzens (vgl. Mk. 7,22-3). Hier sagt Christus, worin die Blindheit des Menschen besteht, nämlich in der bösen Veranlagung seines Herzens, und daß es nur einen Weg gibt, die Finsternis zu entfernen und das Licht einzulassen, nämlich das Herz zu verändern. Ein „böses Auge“ wird ebenso wenig allein dadurch geheilt und von seiner Finsternis befreit, daß man Licht darauf scheinen läßt, wie die Strahlen der Sonne jemandem, dessen Sehvermögen tot ist, das Augenlicht geben können. Das Auge muß geheilt, „lauter“ gemacht werden, und dann ist es in der Lage, das Licht wahrzunehmen.

Das Gleichnis vom Sämann deckt die Fehlerhaftigkeit der Theorie auf, die heute so verbreitet ist. Die ausgestreute Saat ist das Wort. Es wurde auf unterschiedliche Böden verteilt, doch ungeachtet der Reinheit und Lebendigkeit des Samens, geschah dort, wo der Boden ungeeignet war, kein Wachstum. Bis der Boden gut gemacht wurde, konnte der Same nicht wachsen. Dieser Same kann durch reichliche Schauer gewässert und von der Sonne kraftvoll gewärmt werden, doch solange die Erde schlecht ist, kann es keine Ernte geben. Der Boden muß verändert werden, bevor er fruchtbar sein kann. Es ist auch nicht der Same, der den Boden verändert: Welcher Bauer würde je darauf kommen zu sagen: Der Same wird die Erde verändern! An diesem Punkt dürfen wir nichts durcheinanderbringen: Der Heilige Geist muß zuerst die tote Seele zu neuem Leben erwecken, bevor das Wort Einlaß findet.

Wer sagt, daß die Seele Leben empfängt, wenn der Geist das Wort zur Anwendung bringt, und gleichzeitig argumentiert, daß das Prinzip des Lebens dem Wort Wirksamkeit verleiht, der dreht sich argumentativ im Kreis. Das Wort kann keiner Seele von geistlichem Nutzen sein, solange es nicht „mit dem Glauben vereinigt“ ist (Hebr. 4,2, Menge); Glaube wiederum kann nicht ausgeübt werden, es sei denn, er geht aus einem innewohnenden Prinzip des Lebens und der Gnade hervor. Daher kann dieses Prinzip des Lebens nicht erst durch den Glauben geschaffen werden.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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