Bran hat geschrieben:…erinnerst du dich an deinen letzten Heuchler? Hast du deutlich gemacht, daß du ihn für einen Heuchler hälst? Beginnt nicht gerade dann der Kampf, denn welcher Heuchler läßt sich schon gerne überführen?
Hallo Bran.
Es ist immer schwierig, mit Menschen Umgang zu haben, deren Gesinnung nicht wirklich aufrichtig ist, oftmals deswegen, weil sie sich selbst noch nicht erkannt haben. Aber wie viel Geduld hat Gott doch auch mit uns gehabt und hat sie noch. Es ist auch nicht immer Heuchelei im Spiel, sondern oftmals eine falsche Erkenntnis für die man streitet und die einen blind macht, sich selbst zu erkennen. Paulus sagte über die Juden, die noch mit Eifer am Gesetz festhielten: "
Denn ich gebe ihnen Zeugnis, dass sie Eifer für Gott haben, aber nicht mit rechter Erkenntnis" Röm 10,2. Hier liegt nun eine ganz große Gefahr, dass man im menschlich ernst gemeinten Eifer, oftmals bedingt durch falsche Belehrung, anfängt unwahrhaftig zu sein und dann kommt man immer mehr in die Gefahr, zu heucheln.
Deine konkrete Frage:
Hast du deutlich gemacht, daß du ihn für einen Heuchler hälst?
möchte ich so beantworten, dass ich nicht nur einmal erlebt habe, dass oftmals erst nach Monaten jemand sich für sein fehlerhaftes Verhalten entschuldigt hat. Wie dankbar bin ich dann für das Wirken Gottes an dem Herzen des Bruders, aber auch an meinem Herzen. Ich bin zwar eher ein Mensch, der sehr offen und direkt ist, aber weniger wenn man sich nicht persönlich kennt. Wenn man sich kennt und miteinander redet, ist es einfacher und vielleicht auch wirksamer, etwas Ernsteres offen zu sagen. Aber deine Erfahrung kenne ich leider auch, dass man dann oft mit Vorwürfen konfrontiert wird oder der Lieblosigkeit bezichtigt wird. Ich denke aber, dass keiner von uns sich über Tadel freut und so ist die normale menschliche Reaktion oftmals die, dass man ausschlägt. Je mehr man aber lernt, dass es nicht um uns persönlich geht, gleichgültig wie der andere es meint, desto mehr kann man dann Stille sein vor Gott und sich beugen und fragen: Herr, was willst du mir dadurch sagen?
Wir sind alle aufgefordert, in der Gegenwart Gottes zu verharren und IHN um Bewahrung und um die rechte Leitung zu bitten. Es ist nicht immer einfach. In der Gemeinde muss Heuchelei oftmals schnell als Gefahr enttarnt werden, und hierzu zähle ich auch die öffentliche Enttarnung der Pharisäer als Heuchler. Wenn wir die Sendeschreiben betrachten, besonders das an die Gemeinde zu Laodizea, so erkennen wir, dass Jesus aufdeckt mit der Absicht, den Gemeindeleiter und sicherlich auch die Gemeinde, zurechtzubringen: "
Weil du sagst: Ich bin reich und bin reich geworden und brauche nichts!, und nicht weißt, dass du der Elende und bemitleidenswert und arm und blind und bloß bist, rate ich dir, von mir im Feuer geläutertes Gold zu kaufen, damit du reich wirst; und weiße Kleider, damit du bekleidet wirst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde; und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du siehst" Offb 3,17-18. Jeder kann sich nun ein Bild über den Zustand der Gemeinde machen und sich dabei selbst prüfen, wo man selber steht. Wichtig hierbei ist aber, dass der dem die Ermahnung gilt, sich dem Urteil unterwirft und die Bereitschaft bringt, sich zurechtbringen zu lassen. Nur daraus kann auch wahre Herzensbuße erfolgen.
Im Umgang miteinander ist es aber so wichtig, dass Gott zuerst uns ganz in Seine Hand bekommt, ansonsten können wir einander nicht zum Segen sein. Aus dem Vorbild Jesu dürfen und sollen wir lernen, denn er hatte unterschiedliche Jünger um sich, und doch hat Er sie alle geliebt, bis ans Ende.
Bran hat geschrieben:Macht uns das nicht wütend und hilflos? Man findet ja selten Einsichtsfähigkeit und wirkliche Milde. Die Entlarvung eine Heuchlers erzeugt regelmäßig feindliche Gefühle, mit denen man dann umgehen muß.
Hilflos, vor allem hilflos, und daraus sollten wir auch erkennen, dass es nicht in unserem Vermögen liegt, einem Menschen zur Selbsterkenntnis und der daraus folgende Buße zu verhelfen, um die es uns letztlich gehen soll. Ungeduldig werden wir oft und dann auch schnell wütend über den anderen, aber das sollten wir nicht, und da möge Gott uns dazu verhelfen. Mose wurde auch ungeduldig über das Volk, welches ihm oftmals eine menschlich gesehen untragbare Last war. Dann schlug Mose den Felsen, anstatt nur zu ihm zu reden, und durfte nicht das Volk ins verheißene Land führen, obgleich er doch zu Gott flehte: "
Ich möchte doch auch hinüberziehen und das gute Land sehen, das jenseits des Jordan liegt, dieses gute Bergland und den Libanon. Aber der HERR war euretwegen über mich erzürnt und hörte nicht auf mich. Und der HERR sprach zu mir: Lass es genug sein! Rede mir nicht mehr weiter von dieser Sache!" 5.Mose 3,25-26. Der HERR nahm dann Mose zu Sich, hat ihn selbst begraben und berief ihn zum höheren Dienst.
Möge der Herr uns segnen, damit wir aus all dem, was die Schrift uns bezeugt, lernen und uns prüfen, ob wir wirklich im Glauben stehen. Die meisten Israeliten, hatten sich selber leider nicht erkannt, sie standen nicht wirklich im Glauben.
Gruß, José