lutz hat geschrieben:Hallo Till,
besonders das, was du unter "indirekt" meinst.
Welchen Zusammenhang hat z. B. die Erwählungslehre der Reformierten mit der Vermischung von Heiligung und Rechtfertigung?
Nat. muss ich dann zuerst die Voraussetzung abklären:
Was ist Vermischung von Rechtfertigung und Heiligung?
Lutz
Gotcha!
Die Betonung liegt auf dem Wort
indirekt. Es ist recht subtil aber - aus meiner Sicht - nicht weniger giftig als ein direkter Synkretismus.
Zuerst muss ich aber den Ausdruck "reformierte Praxis" zuruecknehmen. Es geht nicht um die Praxis sondern um die Lehre. Ich weiss nicht warum ich Praxis geschrieben habe. Was ich meine ist:
Auf der einen Seite haben wir das Evangelium. Das sagt: "Schau an Christus das Lamm Gottes, das der Welt Suende traegt. In ihm, Christus, war Gott und versoehnte die Welt mit sich selber. Durch seine Inkarnation, sein Leben, Sterben und Auferstehen. Dieser Christus hat das Heil nicht nur errungen, er hat auch die Mittel eingesetzt, mit denen er dir das Heil objektiv zuteilt: in seiner Taufe macht er dich sein Eigen, gebaert dich von Neuem und errettet dich von Hoelle, Tod und Teufel. In seinem Abendmahl gibt er sich selber dir dar und gewaehrt dir die Vergebung von Suenden. Fuehle, schmecke und sehe wie freundlich der Herr ist. Fuerchte nicht, dass deine Suende zu gross ist um vergeben zu werden, sondern schaue nur auf das was Christus objetiv fuer die ganze Welt errungen hat! Du bist ein Teil der Welt, also ist es deines. Fuerchte nicht, dass du noch unter der Herrschaft des Teufels stehst! Christus hat dich in deiner Taufe errettet und in seinen Machtbereich versetzt. Du bist getauft! Es ist geschehen.”
Auf der anderen Seite haben wir die reformierte Lehre. Die sagt:”Gott hat einige Menschen zum Heil erwaehlt und fuer die ist Christus gestorben. Diese Menschen wird Gott unweigerlich von Neuem gebaeren. Wann und wie er will. In den Sakramenten wirkt Gott nur an den Auserwaehlten und ohne Vorhandensein von Glauben wirkt Gott in den Sakramenten gar nicht. Wie, fraegst du, wissen wir ob wir zu den Auserwaehlten gehoeren? Nun, wenn wir erkennen, dass Gott in uns den Glauben gewirkt hat, dann koennen wir es wissen. Fuerchte nichts! Schaue nur fest auf den Glauben, den Gott in dir gewirkt hat. Der ist dir ein festes Unterpfand, dass du zu den Auserwaehlten gehoerst und Gott dich errettet.”
Diese Betonung auf das Innenleben fuehrt indirekt zu einer Vermischung von Rechtfertigung und Heiligung. Der Fokus liegt dann schnell naemlich nicht nur auf dem im eigenen Herzen wahrzunehmenden Glauben sondern auf den im eigenen Leben wahrzunehmenden Auswirkungen dieses Glaubens.
lutz hat geschrieben:
Christus muss so verstanden werden, dass ER "das Heil ´ein für allemal´mit seinem Tod und seiner Auferstehung vollbracht hat." (Bernhard Kaiser, "Christus allein", Betanien)
Was ist dann dazu zu sagen, wenn mir ein "Christus" vorgestellt wird, zu dem noch etwas hinzukommen muss. Welche Art Christus ist das?
Richtig. So muss Christus verstanden werden. Aber das genuegt nicht. Es ist nur eine Seite der Gnade Gottes in Christus: die sola gratia. Es fehlt noch die gratia universalis, die allgemeine Gnade. Christus muss eben auch so verstanden werden, dass er der Heiland aller Menschen ist, der die ganze Welt objektiv mit Gott versoehnt hat. Und dass er dieses Heil objektiv darbittet in seinen Heils- oder Gandenmitteln. Wer diese zweite Seite der Gnade explizit ablehnt, den trifft die gleiche Frage:
Welche Art Christus ist das?
Es ist zum einem ein Christus, der diskrimiert und zum anderen ein Christus, der den Menschen auf sich selbst und seine inneren Erfahrungen zurueckweist, sprich auf den Weg des Schwaermertums und Pietismus. Luther hat Zwingli aufgrund desen Sakramentologie unter die Schwaermer gerechnet. Ein feinfuehliger Mann wie Paul Gerhardt hat harte und klare Worte gsprochen wenn es um die Frage des Unionismus zwischen Luthertum und Reformierter Kirche geht und hat lieber seine Karriere aufgegeben als Kompromisse einzugehen. Diese Maenner sahen das Evagelium durch reformierte Lehren genauso in Gefahr wie ihr es durch katholische Lehren in Gefahr seht.
Ein Zitat von Christian Dogmatics by John T. Mueller macht es hoffentlich klarer was ich sagen moechte. Quelle
http://www.presenttruthmag.com/archive/XXVI/26-3.htm
This pernicious mingling of grace and the gifts of grace is the basic error of the Roman Catholic Church, which in the Decisions of the Council of Trent (Sess. VI, Can. XI) has anathematized the definition of justifying grace as gratuitus Del favor, from which infused grace must be rigidly excluded. But also the Reformed are obliged to rely on infused grace for justification since they deny that God's grace (gratia universalis) is seriously offered to all sinners in the Gospel and the Sacraments. They are therefore compelled to rely for the personal assurance of their justification on something within themselves or upon their renewal, or their good works, in short, upon infused grace. The same is true of all enthusiasts who assume a revealing and sanctifying operation of the Holy Ghost outside the divinely appointed means of grace (the Word and the Sacraments), no matter by what names they may be known. Zwingli, in Fidel Ratio: "Dux autem vel vehiculurn Spiritui non est necessariurn." Since in this case the believer cannot rely for justification and salvation on the objective promises of God, he must rely on the feeling of grace (sensus gratiae) within his heart, or upon divine grace as it exerts itself in him.