Luther-Predigten, Zitate und Sprüche

Nur für Gläubige, die die fünf Punkte des Arminianismus ablehnen

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Jörg
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Am 31. Oktober 1517 schlug Martin Luther 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg an. Dieser Thesenanschlag gilt als die Geburtsstunde der Reformation. Hier sind die 95 Thesen:

1. Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht "Tut Buße" usw. (Matth. 4,17), hat er gewollt, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll.
2. Dieses Wort kann nicht von der Buße als Sakrament - d. h. von der Beichte und Genugtuung -, die durch das priesterliche Amt verwaltet wird, verstanden werden.
3. Es bezieht sich nicht nur auf eine innere Buße, ja eine solche wäre gar keine, wenn sie nicht nach außen mancherlei Werke zur Abtötung des Fleisches bewirkte.
4. Daher bleibt die Strafe, solange der Hass gegen sich selbst - das ist die wahre Herzensbuße - bestehen bleibt, also bis zum Eingang ins Himmelreich.
5. Der Papst will und kann keine Strafen erlassen, außer solchen, die er auf Grund seiner eigenen Entscheidung oder der kirchlichen Satzungen auferlegt hat.
6. Der Papst kann eine Schuld nur dadurch erlassen, dass er sie als von Gott erlassen erklärt und bezeugt, natürlich kann er sie in den ihm vorbehaltenen Fällen erlassen; wollte man das geringachten, bliebe die Schuld ganz und gar bestehen.
7. Gott erlässt überhaupt keinem die Schuld, ohne ihn zugleich demütig in allem dem Priester, seinem Stellvertreter, zu unterwerfen.
8. Die kirchlichen Bestimmungen über die Buße sind nur für die Lebenden verbindlich, den Sterbenden darf dem gemäß nichts auferlegt werden.
9. Daher handelt der Heilige Geist, der durch den Papst wirkt, uns gegenüber gut, wenn er in seinen Erlassen immer den Fall des Todes und der höchsten Not ausnimmt.
10. Unwissend und schlecht handeln diejenigen Priester, die den Sterbenden kirchliche Bußen für das Fegefeuer aufsparen.

11. Die Meinung, dass eine kirchliche Bußstrafe in eine Fegefeuerstrafe umgewandelt werden könne, ist ein Unkraut, das offenbar gesät worden ist, während die Bischöfe schliefen.
12. Früher wurden die kirchlichen Bußstrafen nicht nach, sondern vor der Absolution auferlegt, gleichsam als Prüfstein für die Aufrichtigkeit der Reue.
13. Die Sterbenden werden durch den Tod von allem gelöst, und für die kirchlichen Satzungen sind sie schon tot, weil sie von Rechts wegen davon befreit sind.
14. Ist die Haltung eines Sterbenden und die Liebe (Gott gegenüber) unvollkommen, so bringt ihm das notwendig große Furcht, und diese ist um so größer, je geringer jene ist.
15. Diese Furcht und dieser Schrecken genügen für sich allein - um von anderem zu schweigen -, die Pein des Fegefeuers auszumachen; denn sie kommen dem Grauen der Verzweiflung ganz nahe.
16. Es scheinen sich demnach Hölle, Fegefeuer und Himmel in der gleichen Weise zu unterscheiden wie Verzweiflung, annähernde Verzweiflung und Sicherheit.
17. Offenbar haben die Seelen im Fegefeuer die Mehrung der Liebe genauso nötig wie eine Minderung des Grauens.
18. Offenbar ist es auch weder durch Vernunft- noch Schriftgründe erwiesen, dass sie sich außerhalb des Zustandes befinden, in dem sie Verdienste erwerben können oder in dem die Liebe zunehmen kann.
19. Offenbar ist auch dieses nicht erwiesen, dass sie - wenigstens nicht alle - ihrer Seligkeit sicher und gewiss sind, wenngleich wir ihrer völlig sicher sind.
20. Daher meint der Papst mit dem vollkommenen Erlass aller Strafen nicht einfach den Erlass sämtlicher Strafen, sondern nur derjenigen, die er selbst auferlegt hat.

21. Deshalb irren jene Ablassprediger, die sagen, dass durch die Ablässe des Papstes der Mensch von jeder Strafe frei und los werde.
22. Vielmehr erlässt er den Seelen im Fegefeuer keine einzige Strafe, die sie nach den kirchlichen Satzungen in diesem Leben hätten abbüßen müssen.
23. Wenn überhaupt irgendwem irgendein Erlass aller Strafen gewährt werden kann, dann gewiss allein den Vollkommensten, das heißt aber, ganz wenigen.
24. Deswegen wird zwangsläufig ein Großteil des Volkes durch jenes in Bausch und Bogen und großsprecherisch gegebene Versprechen des Straferlasses getäuscht.
25. Die gleiche Macht, die der Papst bezüglich des Fegefeuers im allgemeinen hat, besitzt jeder Bischof und jeder Seelsorger in seinem Bistum bzw. seinem Pfarrbezirk im besonderen.
26. Der Papst handelt sehr richtig, den Seelen (im Fegefeuer) die Vergebung nicht auf Grund seiner - ihm dafür nicht zur Verfügung stehenden - Schlüsselgewalt, sondern auf dem Wege der Fürbitte zuzuwenden.
27. Menschenlehre verkündigen die, die sagen, dass die Seele (aus dem Fegefeuer) emporfliege, sobald das Geld im Kasten klingt.
28. Gewiss, sobald das Geld im Kasten klingt, können Gewinn und Habgier wachsen, aber die Fürbitte der Kirche steht allein auf dem Willen Gottes.
29. Wer weiß denn, ob alle Seelen im Fegefeuer losgekauft werden wollen, wie es beispielsweise beim heiligen Severin und Paschalis nicht der Fall gewesen sein soll.
30. Keiner ist der Echtheit seiner Reue gewiss, viel weniger, ob er völligen Erlass (der Sündenstrafe) erlangt hat.

31. So selten einer in rechter Weise Buße tut, so selten kauft einer in der rechten Weise Ablass, nämlich außerordentlich selten.
32. Wer glaubt, durch einen Ablassbrief seines Heils gewiss sein zu können, wird auf ewig mit seinen Lehrmeistern verdammt werden.
33. Nicht genug kann man sich vor denen hüten, die den Ablass des Papstes jene unschätzbare Gabe Gottes nennen, durch die der Mensch mit Gott versöhnt werde.
34. Jene Ablassgnaden beziehen sich nämlich nur auf die von Menschen festgesetzten Strafen der sakramentalen Genugtuung.
35. Nicht christlich predigen die, die lehren, dass für die, die Seelen (aus dem Fegefeuer) loskaufen oder Beichtbriefe erwerben, Reue nicht nötig sei.
36. Jeder Christ, der wirklich bereut, hat Anspruch auf völligen Erlass von Strafe und Schuld, auch ohne Ablassbrief.
37. Jeder wahre Christ, sei er lebendig oder tot, hat Anteil an allen Gütern Christi und der Kirche, von Gott ihm auch ohne Ablassbrief gegeben.
38. Doch dürfen der Erlass und der Anteil (an den genannten Gütern), die der Papst vermittelt, keineswegs geringgeachtet werden, weil sie - wie ich schon sagte - die Erklärung der göttlichen Vergebung darstellen.
39. Auch den gelehrtesten Theologen dürfte es sehr schwer fallen, vor dem Volk zugleich die Fülle der Ablässe und die Aufrichtigkeit der Reue zu rühmen.
40. Aufrichtige Reue begehrt und liebt die Strafe. Die Fülle der Ablässe aber macht gleichgültig und lehrt sie hassen, wenigstens legt sie das nahe.

41. Nur mit Vorsicht darf der apostolische Ablass gepredigt werden, damit das Volk nicht fälschlicherweise meint, er sei anderen guten Werken der Liebe vorzuziehen.
42. Man soll die Christen lehren: Die Meinung des Papstes ist es nicht, dass der Erwerb von Ablass in irgendeiner Weise mit Werken der Barmherzigkeit zu vergleichen sei.
43. Man soll den Christen lehren: Dem Armen zu geben oder dem Bedürftigen zu leihen ist besser, als Ablass zu kaufen.
44. Denn durch ein Werk der Liebe wächst die Liebe und wird der Mensch besser, aber durch Ablass wird er nicht besser, sondern nur teilweise von der Strafe befreit.
45. Man soll die Christen lehren: Wer einen Bedürftigen sieht, ihn übergeht und statt dessen für den Ablass gibt, kauft nicht den Ablass des Papstes, sondern handelt sich den Zorn Gottes ein.
46. Man soll die Christen lehren: Die, die nicht im Überfluss leben, sollen das Lebensnotwendige für ihr Hauswesen behalten und keinesfalls für den Ablass verschwenden.
47. Man soll die Christen lehren: Der Kauf von Ablass ist eine freiwillige Angelegenheit, nicht geboten.
48. Man soll die Christen lehren: Der Papst hat bei der Erteilung von Ablass ein für ihn dargebrachtes Gebet nötiger und wünscht es deshalb auch mehr als zur Verfügung gestelltes Geld.
49. Man soll die Christen lehren: Der Ablass des Papstes ist nützlich, wenn man nicht sein Vertrauen darauf setzt, aber sehr schädlich, falls man darüber die Furcht Gottes fahren lässt.
50. Man soll die Christen lehren: Wenn der Papst die Erpressungsmethoden der Ablassprediger wüsste, sähe er lieber die Peterskirche in Asche sinken, als dass sie mit Haut, Fleisch und Knochen seiner Schafe erbaut würde.

51. Man soll die Christen lehren: Der Papst wäre, wie es seine Pflicht ist, bereit - wenn nötig -, die Peterskirche zu verkaufen, um von seinem Gelde einem großen Teil jener zu geben, denen gewisse Ablassprediger das Geld aus der Tasche holen.
52. Auf Grund eines Ablassbriefes das Heil zu erwarten ist eitel, auch wenn der (Ablass-)Kommissar, ja der Papst selbst ihre Seelen dafür verpfändeten.
53. Die anordnen, dass um der Ablasspredigt willen das Wort Gottes in den umliegenden Kirchen völlig zum Schweigen komme, sind Feinde Christi und des Papstes.
54. Dem Wort Gottes geschieht Unrecht, wenn in ein und derselben Predigt auf den Ablass die gleiche oder längere Zeit verwendet wird als für jenes.
55. Die Meinung des Papstes ist unbedingt die: Wenn der Ablass - als das Geringste - mit einer Glocke, einer Prozession und einem Gottesdienst gefeiert wird, sollte das Evangelium - als das Höchste - mit hundert Glocken, hundert Prozessionen und hundert Gottesdiensten gepredigt werden.
56. Der Schatz der Kirche, aus dem der Papst den Ablass austeilt, ist bei dem Volke Christi weder genügend genannt noch bekannt.
57. Offenbar besteht er nicht in zeitlichen Gütern, denn die würden viele von den Predigern nicht so leicht mit vollen Händen austeilen, sondern bloß sammeln.
58. Er besteht aber auch nicht aus den Verdiensten Christi und der Heiligen, weil diese dauernd ohne den Papst Gnade für den inwendigen Menschen sowie Kreuz, Tod und Hölle für den äußeren bewirken.
59. Der heilige Laurentius hat gesagt, dass der Schatz der Kirche ihre Armen seien, aber die Verwendung dieses Begriffes entsprach der Auffassung seiner Zeit.
60. Wohlbegründet sagen wird, dass die Schlüssel der Kirche - die ihr durch das Verdienst Christi geschenkt sind - jenen Schatz darstellen.

61. Selbstverständlich genügt die Gewalt des Papstes allein zum Erlass von Strafen und zur Vergebung in besondern, ihm vorbehaltenen Fällen.
62. Der wahre Schatz der Kirche ist das allerheiligste Evangelium von der Herrlichkeit und Gnade Gottes.
63. Dieser ist zu Recht allgemein verhasst, weil er aus Ersten Letzte macht.
64. Der Schatz des Ablasses jedoch ist zu Recht außerordentlich beliebt, weil er aus Letzten Erste macht.
65. Also ist der Schatz des Evangeliums das Netz, mit dem man einst die Besitzer von Reichtum fing.
66. Der Schatz des Ablasses ist das Netz, mit dem man jetzt den Reichtum von Besitzenden fängt.
67. Der Ablass, den die Ablassprediger lautstark als außerordentliche Gnaden anpreisen, kann tatsächlich dafür gelten, was das gute Geschäft anbelangt.
68. Doch sind sie, verglichen mit der Gnade Gottes und der Verehrung des Kreuzes, in der Tat ganz geringfügig.
69. Die Bischöfe und Pfarrer sind gehalten, die Kommissare des apostolischen Ablasses mit aller Ehrerbietung zuzulassen.
70. Aber noch mehr sind sie gehalten, Augen und Ohren anzustrengen, dass jene nicht anstelle des päpstlichen Auftrags ihre eigenen Phantastereien predigen.

71. Wer gegen die Wahrheit des apostolischen Ablasses spricht, der sei verworfen und verflucht.
72. Aber wer gegen die Zügellosigkeit und Frechheit der Worte der Ablassprediger auftritt, der sei gesegnet.
73. Wie der Papst zu Recht seinen Bannstrahl gegen diejenigen schleudert, die hinsichtlich des Ablassgeschäftes auf mannigfache Weise Betrug ersinnen,
74. So will er viel mehr den Bannstrahl gegen diejenigen schleudern, die unter dem Vorwand des Ablasses auf Betrug hinsichtlich der heiligen Liebe und Wahrheit sinnen.
75. Es ist irrsinnig zu meinen, dass der päpstliche Ablass mächtig genug sei, einen Menschen loszusprechen, auch wenn er - was ja unmöglich ist - der Gottesgebärerin Gewalt angetan hätte.
76. Wir behaupten dagegen, dass der päpstliche Ablass auch nicht die geringste lässliche Sünde wegnehmen kann, was deren Schuld betrifft.
77. Wenn es heißt, auch der heilige Petrus könnte, wenn er jetzt Papst wäre, keine größeren Gnaden austeilen, so ist das eine Lästerung des heiligen Petrus und des Papstes.
78. Wir behaupten dagegen, dass dieser wie jeder beliebige Papst größere hat, nämlich das Evangelium, "Geisteskräfte und Gaben, gesund zu machen" usw., wie es 1. Kor. 12 heißt.
79. Es ist Gotteslästerung zu sagen, dass das (in den Kirchen) an hervorragender Stelle errichtete (Ablass-) Kreuz, das mit dem päpstlichen Wappen versehen ist, dem Kreuz Christi gleichkäme.
80. Bischöfe, Pfarrer und Theologen, die dulden, dass man dem Volk solche Predigt bietet, werden dafür Rechenschaft ablegen müssen.

81. Diese freche Ablasspredigt macht es auch gelehrten Männern nicht leicht, das Ansehen des Papstes vor böswilliger Kritik oder sogar vor spitzfindigen Fragen der Laien zu schützen.
82. Zum Beispiel: Warum räumt der Papst nicht das Fegefeuer aus um der heiligsten Liebe und höchsten Not der Seelen willen - als aus einem wirklich triftigen Grund -, da er doch unzählige Seelen loskauft um des unheilvollen Geldes zum Bau einer Kirche willen - als aus einem sehr fadenscheinigen Grund -?
83. Oder: Warum bleiben die Totenmessen sowie Jahrfeiern für die Verstorbenen bestehen, und warum gibt er (der Papst) nicht die Stiftungen, die dafür gemacht worden sind, zurück oder gestattet ihre Rückgabe, wenn es schon ein Unrecht ist, für die Losgekauften zu beten?
84. Oder: Was ist das für eine neue Frömmigkeit vor Gott und dem Papst, dass sie einem Gottlosen und Feinde erlauben, für sein Geld eine fromme und von Gott geliebte Seele loszukaufen; doch um der eigenen Not dieser frommen und geliebten Seele willen erlösen sie diese nicht aus freigeschenkter Liebe?
85. Oder: Warum werden die kirchlichen Bußsatzungen, die "tatsächlich und durch Nichtgebrauch" an sich längst abgeschafft und tot sind, doch noch immer durch die Gewährung von Ablass mit Geld abgelöst, als wären sie höchst lebendig?
86. Oder: Warum baut der Papst, der heute reicher ist als der reichste Crassus, nicht wenigstens die eine Kirche St. Peter lieber von seinem eigenen Geld als dem der armen Gläubigen?
87. Oder: Was erlässt der Papst oder woran gibt er denen Anteil, die durch vollkommene Reue ein Anrecht haben auf völligen Erlass und völlige Teilhabe?
88. Oder: Was könnte der Kirche Besseres geschehen, als wenn der Papst, wie er es (jetzt) einmal tut, hundertmal am Tage jedem Gläubigen diesen Erlass und diese Teilhabe zukommen ließe?
89. Wieso sucht der Papst durch den Ablass das Heil der Seelen mehr als das Geld; warum hebt er früher gewährte Briefe und Ablässe jetzt auf, die doch ebenso wirksam sind?
90. Diese äußerst peinlichen Einwände der Laien nur mit Gewalt zu unterdrücken und nicht durch vernünftige Gegenargumente zu beseitigen heißt, die Kirche und den Papst dem Gelächter der Feinde auszusetzen und die Christenheit unglücklich zu machen.

91. Wenn daher der Ablass dem Geiste und der Auffassung des Papstes gemäß gepredigt würde, lösten sich diese (Einwände) alle ohne weiteres auf, ja es gäbe sie überhaupt nicht.
92. Darum weg mit allen jenen Propheten, die den Christen predigen: "Friede, Friede", und ist doch kein Friede.
93. Wohl möge es gehen allen den Propheten, die den Christen predigen: "Kreuz, Kreuz", und ist doch kein Kreuz.
94. Man soll die Christen ermutigen, dass sie ihrem Haupt Christus durch Strafen, Tod und Hölle nachzufolgen trachten
95. und dass die lieber darauf trauen, durch viele Trübsale ins Himmelreich einzugehen, als sich in falscher geistlicher Sicherheit zu beruhigen.

Luther © DVD-educativ Matthias-Film gGmbH 2004
Infoblatt: Die 95 Thesen
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Nachfolgender Text soll zum besseren Verständnis der 95 Thesen verhelfen:



Die Buße als Ausgangspunkt der evangelischen Erneuerung der Kirche – die 95 Thesen

Das römisch-katholische Bußsakrament ist ein typischer Ausdruck der römischen Irrlehre im Zentrum des christlichen Glaubens, nämlich der Rechtfertigung. Der römische Bußbegriff kennt den Glauben gar nicht, dafür aber menschliche Werke, Vorbedingungen in verschiedener Weise. Schon die Reue wird nicht als ein Werk Gottes durch das Gesetz gefasst, sondern als etwas, das der Mensch im Herzen hervorbringen muss. Als nächstes Werk muss er alle Sünden bekennen – denn nur für diejenigen wird er eine Absolution (Lossprechung) erhalten. Und schließlich muss er dann noch genugtuende Werke vollbringen, so, als hätte Christus keine vollkommene Genugtuung für uns erworben.

Die Absolution, und damit wird das Evangelium entscheidend eingeschränkt, ja, letztlich aufgehoben, gelte nach römischer Lehre nur für die Sünden vor Gott, es bliebe aber eine zeitliche Strafe, die die Kirche zu verhängen habe. Die Bibel kennt das nicht. Gott kann wohl zeitliche Folgen der Sünde verhängen – aber, wohl gemerkt, Gott, nicht der Mensch. Es ist ganz natürlich, dass durch solch ein Verständnis der Buße der Schwerpunkt von der Sünde vor Gott verschoben wird auf die Genugtuung, die gegenüber der Kirche zu leisten ist. Und das musste verheerende Folgen für das Sündenverständnis wie auch das Gottesverständnis haben. (vgl. Heinrich Fausel: Dr. Martin Luther. Sein Leben und sein Werk. 2. Aufl. Neuhausen-Stuttgart 1996. Bd. 1, S. 82). „Die zeitlichen Strafen (wozu auch das Fegfeuer gehört) sind in der Absolution nicht aufgehoben, sie müssen durch Genugtuungswerke wie Fasten, Almosengeben, Wallfahrten abgebüßt werden, welche der Beichtiger zumisst. Kein Wunder, dass der Sünder um der Todsünden willen verhängte ewige Strafen sehr leicht nimmt, dagegen vor den zeitlichen Strafen und den darauf folgenden Genugtuungswerken, die oft jahrelang dauern konnten, einen gründlichen Respekt empfindet.“ (s. Fausel, ebd.)

Gleichzeitig wurde der Sündenernst weiter unterhöhlt, indem die römische Kirche versuchte (und bis heute versucht), den Menschen entgegen zu kommen, damit sie die Genugtuung erfüllen können. Sie bietet ihnen Ersatzleistungen an, eben den Ablass, der nun wiederum bei der römischen Kirche als einer immer auf Geld aus seienden Institution, vor allem dazu dienen sollte, den Kirchenbau, etwa des Petersdomes, zu finanzieren, so dass man von einem „heiligen Geschäft“ sprach (vgl. Fausel, Bd. 1, S. 83) und sogar „Ablass auf Vorrat“ verkaufte, seit 1476, da es so erträglich war, Ablass für die Toten.

Das Sündenbewusstsein, eine klare Erkenntnis von der Heiligkeit Gottes wurde damit völlig zerstört. Die Menschen fassten den Ablassbrief vielfach als Freibrief zum Sündigen auf. Luther führt in seiner Schrift „Wider Hans Worst“ (1541) unter anderem auf, auf welche unverschämte Weise etwa Tetzel den Ablass anbot: „Ferner: Wenn einer Geld für eine Seele im Fegfeuer in den Kasten lege, so führe die Seele aus dem Fegfeuer in den Himmel, sobald der Pfennig auf den Boden fiele und klänge.
Ferner: Die Ablassgnade sei eben die Gnade, durch welche der Mensch mit Gott versöhnt werde.
Ferner: Es sei nicht nötig, Reue, Leid oder Buße für die Sünden zu tun, wenn einer den Ablass oder die Ablassbriefe kaufte (eigentlich sollte ich sagen: gewönne). Er verkaufte auch [Ablass für] künftige Sünden. Derlei Dinge trieb er gräulich viel; es war ihm dabei nur ums Geld zu tun.“ (s. Wider Hans Worst. 1541. WA 51,538,23 ff.; in: Fausel, Bd. 1, S. 85.86)
In seinem Brief, den Luther aus diesem Anlass an Erzbischof Albrecht von Mainz schrieb, betonte er: „Die Werke der Gottesfurcht und Liebe sind unendlich wertvoller als die Ablässe. Und doch wird darüber weder mit solchem Gepränge noch mit solchem Eifer gepredigt, ja, man schweigt davon, weil die Ablasspredigt wichtiger ist, während es doch die erste und einzige Sorge aller Bischöfe sein sollte, dass das Volk das Evangelium und die Liebe Christi lerne. Die Ablasspredigt hat Christus nirgends geboten, wohl aber mit großem Nachdruck die Evangeliumspredigt. Welch große Schande und welch große Gefahr ist es also für einen Bischof, wenn er das Evangelium schweigen lässt, dafür aber den Ablasslärm unter seinem Volk erlaubt und dafür mehr übrig hat als für das Evangelium! Wird Christus nicht zu solchen sprechen: „Ihr seihet Mücken und schlucket Kamele“ (Matth. 23,24)?“ ((Briefe 1,110,5 ff.; in: Fausel, Bd. 1, S. 87) Hier wird bereits deutlich, worum es Luther geht: um das ewige Heil der Menschen, dem Zentrum der Schrift, das Evangelium. Und um des Evangeliums willen scheut er sich auch nicht, den Bischof selbst scharf anzusprechen.

Und das ist genau der Grund, der ihn dazu treibt, schließlich die 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg zu heften: die Not der verführten Seelen, die nach Hilfe schreien (vgl. Fausel, Bd. 1, S. 88).
Luther will dabei in den 95 Thesen nichts anderes sein als ein treuer Ausleger der Heiligen Schrift Gottes, der das Evangelium entfaltet.
Er hebt dabei die Buße nicht auf, wie das heute vielfach die Tendenz ist, nein, er will sie vielmehr von der Schrift her erneuern. Gerade die ersten sieben Thesen sprechen daher von der evangelischen Buße, die das gesamte Leben des Menschen umfasst: „Unser Herr und Meister Jesus Christus hat mit seinem Wort „tut Buße“ usw. gewollt, dass das ganze Leben der Gläubigen [nichts als] Buße sein solle.“ (1. These) In der zweiten These grenzt Luther diese evangelische Buße klar ab gegen das Bußsakrament und betont auch noch einmal in seinen Erläuterungen, dass die wahre, innerliche Buße nicht mit dem römischen Bußsakrament identisch ist, denn letzteres ist etwas äußeres, kann erheuchelt sein; außerdem gibt es gar keinen Befehl Christi für ein Bußsakrament. Die wahre innerliche Buße aber führt, These 3, zu mancherlei Abtötung des Fleisches als Wirkung und dauert an (These 4), bis der Mensch in die Herrlichkeit kommt.

Nachdem er dann in den Thesen 5-7 die Macht des Papstes, Strafe zu erlassen, sehr einschränkt, greift er in den Tehse 8-13 den Ablass für die Toten an und unterstreicht in These 13: „Die Sterbenden bezahlen mit dem Tode alles, sie sind den kanonischen Gesetzen schon abgestorben und also von Rechts wegen davon los und frei.“ (s. Fausel, Bd. 1,S. 91) An dem Wahn des Fegfeuers hält Luther in den Thesen noch fest, hat sich später aber ausdrücklich davon losgesagt.
Welch ein Ungeheuer der Ungewissheit das römische Bußsakrament ist, das aufbaut auf der menschlichen Reue, hebt Luther dann in These 30 hervor: „Niemand ist sicher über die Echtheit seiner Reue, wieviel weniger über die Erlangung des vollen Erlasses.“ (s. Fausel, Bd.1, S. 93) Wenn schon die Grundlage der römischen Buße völlig schwankend, fragwürdig ist, so stürzt das ganze Bußsakrament als eine menschliche Handlung, ein menschliches Werk, ein. Darum geißelt er auch scharf den Versuch, Gewissheit auf dem Ablass zu begründen: „Verdammt in Ewigkeit samt ihren Lehrmeistern werden die sein, die durch Ablassbriefe ihres Heils gewiss zu sein glauben.“ (These 32, s. Fausel, Bd. 1, S. 94)

Dem Ablass- und Verdienstdenken, der menschlichen Werkerei, setzt Luther das Evangelium entgegen und betont, dass es völlige Vergebung ohne Ablass gibt – und zwar darum, weil der Christ Anteil hat an Gottes Gütern. „Jeder wahre Christ, ob lebendig oder tot, hat Anteil an allen Gütern Christi und der Kirche; diese Teilnahme ist ihm auch ohne Ablassbrief von Gott gegeben.“ (These 37, s. Fausel, ebd.) In den Erläuterungen führt er dazu aus: „So kommt es durch die unvergleichlichen Reichtümer der Barmherzigkeit Gottvaters, dass ein Christ alle Gaben in Christus rühmen und im Glauben genießen kann: ja, Gerechtigkeit, Kraft, Geduld, Demut, kurz alle Verdienste Christi sind auch die seinigen kraft der Einheit des Geistes im Glauben an ihn. Und wiederum: Alle seine Sünden sind nicht mehr die seinen, sondern Christi Sünden kraft derselben Einheit; denn in Christus sind sie alle verschlungen ... Ja, er legt seine Hand auf uns, und wir haben’s gut; er breitet seinen Mantel aus und überdeckt uns, der hochgelobte Erlöser in Ewigkeit, Amen.“ (s. Fausel, Bd. 1, S. 94 f., Anm. 37)

In These 38 greift Luther einen weiteren Hauptpunkt des römischen Bußwahns an, nämlich die Behauptung, dass Papst und Priester Richter im Bußsakrament seien. Was sie proklamieren, das ist nichts anderes als eine „Erklärung der göttlichen Vergebung“, also Verkündigung des, was Gott tut, in Christus längst getan hat und nun durch das Wort zueignet. „Deshalb rechtfertigt dich weder das Sakrament noch der Priester, sondern der Glaube an das durch den Priester und sein Amt vermittelte Wort Christi.“ (Erläuterungen, s. Fausel, Bd. 1, S. 95, Anm. 38) Der Glaube tritt an die entscheidende Stelle in der Buße: Nur der Glaube hat die Vergebung, die Christus längst auf Golgatha erworben hat.
Wie wenig Wert der Ablass hat, das hebt Luther weiter hervor, wenn er betont, dass die Werke der Liebe besser sind als jeder Ablass: „Lehren muss man die Christen: Wer dem Armen gibt oder dem Bedürftigen leiht, tut besser, als wenn er Ablass löst... Lehren muss man die Christen: Wer einen Bedürftigen sieht, ihn aber missachtet und sein Geld für Ablässe ausgibt, der erwirkt sich damit nicht den Ablass des Papstes, sondern Gottes Ungnade.“ (Thesen 43 und 45; in: Fausel, Bd. 1, S. 95 f.)
Der Ablass, immer wieder hebt Luther das hervor, kann kein Heil bewirken. „Ewig unselig ist jede Predigt, die den Leuten Sicherheit und Vertrauen einredet auf etwas anderes als auf die nackte Barmherzigkeit Gottes, die Christus ist.“ (Erläuterungen, in: Fausel, Bd. 1, S. 96, Anm. 46). Darum ist auch die Evangeliumspredigt unendlich viel mehr wert als jede Ablasspredigt, ja, die Evangeliumspredigt geht auch über das Bußsakrament: „Besser ist’s noch, das Sakrament zu unterlassen als das Evangelium nicht zu verkündigen.“ (Erläuterungen; in: Fausel, Bd 1, S. 97, Anm. 47)

Da das Evangelium der einzige und wahre Schatz der Kirche ist, während wir Menschen alle Sünder sind und nie Gottes Forderung erfüllen, fällt auch ein weiterer römischer Wahn, auf den sich der Ablass unter anderem stützt, nämlich die Behauptung von überschüssigen Werken der „Heiligen“. Sie gibt es gar nicht. „Kein Heiliger hat in diesem Leben die Gebote Gottes hinreichend erfüllt, also haben sie überhaupt nichts Überschüssiges getan ... Jeder Heilige ist schuldig, Gott zu lieben, soviel er kann, ja, mehr als er kann; das aber hat keiner getan und konnte es auch nicht tun. ... Da Christus das Lösegeld und der Erlöser der Welt ist, ist er darum auch in aller Wahrheit der einzige Schatz der Kirche. Aber dass er der Schatz der Ablässe ist, bestreite ich bis auf bessere Belehrung.“ (Erläuterungen, in: Fausel, Bd. 1, S. 98, Anm. 48). Christus, das ist ganz wichtig, ist für unsere Erlösung gestorben, nicht für den Ablass.

Was also ist der wahre Schatz der Kirche? Christus mit seinem Evangelium, nichts anderes: „Wohlüberlegt sagen wir: Die Schlüssel der Kirche (durch das Verdienst Christi uns geschenkt) sind dieser Schatz. ... Der wahre Schatz der Kirche ist das hochheilige Evangelium der Ehre und Gnade Gottes.“ (Thesen 60; 62, in: Fausel, Bd. 1, S. 98) Aber dieser Schatz ist vielen verhasst, weil nur der ihn erlangen kann, der in Demut seine völlige geistliche Armut anerkennt und sich beschenken lässt – während doch der Ablass der menschlichen Werkerei dient. Die These 62 ist, wenn man so will, das Zentrum des biblischen, evangelischen Glaubens, wie ihn die lutherische Reformation wieder erneuert hat. In den Erläuterungen schreibt Luther zu der These 62: „Wenn das sündige Gewissen diese allersüßeste Botschaft hört, wird es wieder lebendig, frohlockt und jauchzt, ist voll Vertrauen und fürchtet weder den Tod noch die Todesstrafen noch die Hölle. Wer sich darum immer noch vor den Strafen fürchtet, der hat Christus und die Stimme des Evangeliums noch nicht gehört, sondern die Stimme Moses. Darum wird aus diesem Evangelium die wahre Ehre Gottes geboren, sofern wir unterwiesen werden, dass nicht durch unsre Werke, sondern durch die erbarmende Gnade Gottes in Christus das Gesetz erfüllt ist und erfüllt wird, nicht durchs Werken, sondern durchs Glauben, nicht dadurch, dass wir Gott etwas anbieten, sondern dadurch, dass wir alles von Christus empfangen und daran teilhaben – von ihm, aus dessen Fülle wir alle empfangen und teilhaben.“ (in: Fausel, Bd. 1, S. 98 f., Anm. 50) Das ist genau das, was Paulus im Römer 4 schreibt, nämlich dass Gott den Gottlosen gerecht spricht, nicht den, der es sich verdient hat.
Luther wird darum nicht müde zu betonen, dass das Evangelium größere Gnade hat als der Ablass (These 78) und Christi Kreuz mehr ist als jeder Ablass (These 79).

Auch wenn Luther in den 95 Thesen noch mancherlei Römisches stehen lässt, was er später richtigerweise ebenfalls verworfen hat, wie das Papsttum, so stellen sie doch tatsächlich bereits den zentralen Angriff auf die Papstkirche und ihre Menschenlehre und Menschenherrschaft dar. Es geht bereits in diesen 95 Thesen um das wahre, das biblische Evangelium, es geht um die Autorität der Bibel selbst – und damit um die Aufrichtung der Herrschaft Jesu Christi in der Kirche. „Luther hebt die Teilung der Gewalten zwischen Gott und Mensch auf. Christus ist allein, ganz und in jeder Beziehung der Herr der Kirche. Christi Ruf zur Buße umfasst unser ganzes Leben bis zum letzten Augenblick; er lässt sich nicht mit einer Teilbuße abspeisen; wer ihn liebt und ihm gehorcht, kann vor Buße und Strafe nicht fliehen, sondern zeigt seinen Gehorsam, indem er Buße tut und die Strafe trägt. Christus allein hat Gewalt über die Toten, die Schlüssel der Hölle und des Todes sind in seiner Gewalt; die Macht des Papstes reicht über die Todesgrenze nicht hinaus, und seine Vergebungsgewalt erstreckt sich nicht auf die armen Seelen. Der Papst hat die Schlüsselgewalt auf Erden; für die armen Seelen kann er Fürbitte tun, nicht mehr. Christus allein hat das Heil für uns in seinen Händen, und er allein schenkt völlige Vergebung der Sünden. In ihm ruht die Gewissheit unsres Heils, die Menschensatzung der Ablässe kann diese Gewissheit nicht geben; Teilnahme an den geistlichen Gütern der Kirche hat der gläubige Christ auch ohne den Ablass. Christus verlangt unsre ganze Liebe, und dies ssein Gebot will gehalten sein vor allen andern Geboten und Vorschriften der Menschen; wer Liebe übt, wächst in der Liebe, wer sich von der Liebespflicht durch den Ablass, d.h. durch Geld, loskauft, flieht das Gebot Chrsiti und verdient sich den Zorn Gottes.“ (s. Fausel, Bd. 1, S. 102.103) Damit ist alle Menschenherrschaft, alle Hierarchie in der Kirche gestürzt. Durch den Glauben sind wir Christus-unmittelbar, brauchen keinen weiteren Mittler, sondern haben durch das Evangelium freien Zugang zu allen Schätzen, die Christus uns auf Golgatha erworben hat. Wohl teilt Christus diese Schätze auch durch das von ihm gestiftete Predigtamt aus – aber dennoch sind diese nur Diener der Kirche als der unmittelbaren Inhaberin dieser Schätze. Und den Zugang haben wir nicht allein durch das Predigtamt, sondern völlig unmittelbar durch die Bibel. Die zentrale Aufgabe aber derer, die im heiligen Predigtamt sind, ist es, die Gnadenmittel, das Evagnelium in Wort und Sakrament, zu verwalten, vor allem, Gottes Wort rein und lauter zu verkündigen. Der Mensch kann ohne Messe, ohne Ablässe, selbst, wenn er keinen Zugang dazu hat, ohne Sakramente selig werden – aber nicht ohne Wort Gottes. Durch das Evangelium allein haben wir rechte Heilsgewissheit.

http://www.lutherische-bekenntnisgemein ... Kirche.htm
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Am zwanzigsten Sonntag nach Trinitatis


Matthäus 22,1-14

Und Jesus hob an und redete abermals in Gleichnissen zu ihnen und sprach: Das Himmelreich ist gleich einem Könige, der seinem Sohn Hochzeit machte. Und er sandte seine Knechte aus, daß sie die Gäste zur Hochzeit riefen; und sie wollten nicht kommen. Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Saget den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet und alles bereit; kommt zur Hochzeit! Aber sie verachteten das und gingen hin, einer auf seinen Acker, der andere zu seiner Hantierung; etliche aber griffen seine Knechte, höhnten und töteten sie. Da ward der König zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an. Dann sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste warens nicht wert. Darum gehet hin auf die Straßen und ladet zur Hochzeit, wen ihr findet. Und die Knechte gingen aus auf die Straßen und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute; und die Tische wurden alle voll. Da ging der König hinein, die Gäste zu besehen, und sah allda einen Menschen, der hatte kein hochzeitlich Kleid an, und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hereingekommen und hast doch kein hochzeitlich Kleid an? Er aber verstummte. Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße und werfet ihn in die Finsternis hinaus! Da wird sein Heulen und Zähneklappen. Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.

1. In dem heutigen Evangelium hört ihr, wie das Reich Gottes einer Hochzeit gleich sei, und einer solchen Hochzeit, da man Gäste zu ladet, die nicht allein ausbleiben und verachten es; sondern eines Teils fahren sie noch zu, höhnen und töten die Knechte, so solche herrliche Hochzeit ihnen anzeigen, und sie dazu laden und bitten.

2. Hier soll man zuerst lernen, was das Wort " Himmelreich " heiße, nämlich, daß es nicht heiße ein Königreich auf Erden, sondern ein Reich im Himmel, da Gott selbst allein König ist. Das heißen wir die christliche Kirche, die hier auf Erden ist. Denn der Herr braucht darum dies Gleichnis von der Hochzeit, daß des Königs Sohn, unser lieber Herr, der Herr Christus, die Kirche sich zur Braut nimmt. Darum sollen man das Himmelreich auch also verstehen lernen, daß es sei hier unten auf Erden, und sei doch nicht ein weltlich noch zeitlich Reich, sondern ein geistliches und ewiges. Denn mit uns Christen hier auf Erden geht es also, daß wir schon mehr denn die Hälfte im Himmelreich sind, nämlich, mit der Seelen und Geist, oder nach dem Glauben, bis der Leib endlich auch nach kommt.

3. Darum, wenn du vom Himmelreich hörst, sollst du nicht allein hinauf gen Himmel gaffen, sondern hier unten bleiben, und es unter den Leuten suchen, soweit die ganze Welt ist, da man das Evangelium lehrt, an Christum glaubt und die Heiligen Sakramente in rechtem Brauch hat. Das also auf gut Deutsch das Himmel Reich ebenso heißt, als das Reich Christi, das Reich des Evangeliums und des Glaubens.

4. Denn wo das Evangelium ist, da ist Christus. Wo Christus ist, da es der Heilige Geist und zu sein Reich, das Rechte Himmelreich; und alle, so daß Wort und Sakrament haben und Glauben, und durch den Glauben in Christum bleiben, sind himmlische Fürsten und Kinder Gottes. Und ist allein darum zu tun, daß unser Herr Gott die Wand weg tue, die noch dazwischen ist, das ist, daß wir sterben, so wird es alsdann eitel Himmel und Seligkeit sein.

5. So sollt ihr nun auf das erste lernen, daß das Himmelreich heiße unseres Herrn Christi Reich, da das Wort und der Glaube ist. In solchem Reich haben wir das Leben in der Hoffnung, und sind, dem Wort und Glauben nach zu rechnen, rein von Sünden und ledig vom Tod und Hölle, ohne daß es noch am alten Sack und faulen Fleisch fehlt. Der Sack ist noch nicht zerrissen, daß Fleisch ist noch nicht weg getan; das muß zuvor geschehen, alsdann soll es mit uns eitel Leben, Gerechtigkeit und Seligkeit sein.

6. Zu solcher Hochzeit, sagt Christus, habe unser Herr Gott sein Volk, die Juden, berufen und laden lassen, zu Hochzeit, ehe Christus gekommen ist, durch die Heiligen Propheten. Denn derselben vornehmstes Amt ist gewesen, daß sie die Juden haben warten heißen auf die Hochzeit, das ist, sie haben ihr Volk vertröstet, daß der Sohn Gottes werde Mensch werden, und durch sein Sterben für aller Welt Sünde bezahlen, und durch seine Auferstehung des Todes und des Teufels Reich und Gewalt zerreißen, und danach das Evangelium lassen ausgehen durch die ganze Welt, und Vergebung der Sünden und das ewige Leben in seinem Namen jedermann predigen lassen. Auf solche gnadenreiche Predigt haben die Heiligen Propheten die Leute heißen warten und sich derselben trösten, und durch Christum Vergebung aller Sünden und das ewige Leben hoffen.

7. Aber Christus sagt hier:. Sie blieben außen und wollten nicht kommen. Eben wie die Juden in der Wüste, die wieder hinter sich begehrten nach Ägypten. Danach schickt er andere Knechte aus, da es jetzt an der Zeit war, daß Christus kommen und sich mit Predigen hören und mit Wunderzeichen sehen lassen sollte. Denn da war Johannes und die Jünger Christi, die sagten, es wäre die Mahlzeit bereit, und fehlte an nichts mehr, denn daß sie alles liegen und stehen lassen, sich schmücken und zu Hochzeit schicken sollten. Aber es war auch umsonst; sie verachteten es, spricht der Herr, gingen hin, einer zu seinem Acker, der andere zu seiner Hantierung.

8. Sind aber solches nicht elende, unselige Leute, so um ihres Ackers oder Hantierung willen dieser herrliche Mahlzeit, nämlich, Vergebung der Sünden und ewiges Leben, verachten, und dennoch die Hoffnung haben, es soll ihnen wohl dabei gehen? Denn sonst würden sie sich den Acker oder die Hantierung nicht so sehr lieb sein lassen, daß sie darüber diese Mahlzeit versäumten.

9. Aber es geht dem lieben Evangelium immer so, wenn es unter die Leute kommt, so fängt das Spiel an, daß die Welt ärger wird denn zuvor und jedermann hantieren will. Damit machen sie sich viel zu schaffen, daß sie dieser Einladung nicht können folgen. Also soll es auch gehen.

10. Darum ärgere sich nur niemand an der jetzigen Welt, da Bürger und Bauern so schändlich geizen, einen solchen Stolz und Übermut treiben, besonders aber ihre Pfarrer, die sie zu solcher Mahlzeit laden, und freundlicher, ja ärger, denn ihre Knechte, halten. Solches, sage ich, lasse sich niemand ärgern, daß er denken wollte:. Es geht den Leuten wohl bei ihrem Acker oder Hantierung; ich will es ihnen nachtun. Bei Leibe nicht! Denn unser Herr Gott ist ein gütiger Wirt, der eine Zeitlang die Zeche borgen kann; er schenkt sie aber darum nicht. Als, jetzt sieht er zu, läßt Bürger und Bauern all ihren Mutwillen treiben, daß Evangelium und alle treue Ermahnung und Lehre verachten, Geld sammeln, alles, was man bedarf, Holz, Korn, Butter, Eier verteuern, schweigt still dazu, als sähe er er es nicht. Aber wenn er heute oder morgen kommt mit einer Pest, daß sie häufig dahin fallen wie das unzeitige Obst, oder mit einem Krieg, daß die Soldaten dir ins Haus fallen, nehmen, was sie finden, und schlagen dir die Haut voll dazu, erwürgen sie dich nicht ganz, schänden Weib und Kind, und lassen dich zusehen, und darüber Zeter und Mord schreien:. O wie gehet unser Herr Gott so greulich mit uns um!

11. Da wird es sich finden, was Gott für Wohlgefallen an deinem Geiz, Mutwillen und Stolz gehabt habe. Denn es wird also heißen:. Lieber, konntest du zuvor geizen, Stolz und mutwillig sein, und mein Wort verachten; so nimm es jetzt auch für gut, und siehe hinter sich auf das Kerbholz. Du hast lange gezecht mein Lieber, bezahle auch einmal und halte dafür den Hals her. Also wird es endlich hinausgehen. Darum wäre es gut, beizeiten abgelassen und sich gebessert; wie wir denn durch das Wort fleißig vermahnt werden. Wir wollten es wohl gern also haben, daß wir Gottes Wort verachten, und tun möchten, was wir wollten, und dennoch Gott uns nicht strafte. Ja, man müßte es uns so bestellen. Weiter folgt im Evangelium:

12. Etliche, die geladen wurden, waren noch böser, griffen die Knechte, legten ihnen alle Schmach und Schande an, und töten sie endlich dazu. Damit meint der Herr besonders die Stadt Jerusalem, die würgte die Propheten und endlich Gottes Sohn selbst.

13. Was geschah aber? Der König ward zornig, und schickte sein Heer, die Römer, aus; sie mußten in seinem Dienst sein, die Mörder umbringen, die Stadt mit Feuer verbrennen, und so greulich mit den Juden umgehen, daß sie sie billiger verkauften denn Sperlinge, dreißig um einen Pfennig. Da ging ein erbärmliches Schreien und Klagen an, daß es möchte Gott im Himmel erbarmet haben. Aber sie wollten es also so haben. Sie hatte lang gezecht und sich vergeblich predigen lassen, da mußten sie die Zeche einmal bezahlen: Gott wollte sie wieder nicht hören. Davor hüte du dich.

14. Wir haben zwar ohne daß sonst viel auf uns, das unseren Herrn Gott billig verdrießt: Zorn, Ungeduld, Geiz, Bauchsorge, Brunst, Unzucht, Haß und andere Laster, sind eitel große, greuliche Todsünden, die überall mit Macht in der Welt gehen und überhand nehmen; dennoch sind solche Sünden nichts gegen die greuliche Verachtung göttlichen Wortes, die so groß und gemein ist bei allerlei Ständen und Menschen, daß es zum erbarmen ist. Nun ist es aber gewiß und wahr, Gott wollte mit den anderen Sünden eine Zeitlang Geduld haben, wenn man nur das Wort gehen ließe und in Ehren hielte. Aber die Welt will nicht. Des Wortes wird sie bald satt, verachtet es, und stellt sich dagegen gleich wie ein Kranker zur Speise und Arzenei; da muß denn Gott zürnen und solche Unbilligkeit strafen.

15. Über solchen Jammer, daß die Sünde so gemein ist, ist es auch darum eine schreckliche höllische, teuflische Sünde, daß sie sich nicht will erkennen lassen, wie andere Sünde. Jedermann hält es für ein geringes Ding, wenn man in der Predigt ist und nicht fleißig darauf merkt; ja, der meiste Teil geht so hin, und läßt sich denken, es schmecke ihm der Wein ebensowohl unter der Predigt, als zur anderen Zeit; niemand kümmert sich darum, viel weniger macht jemand sich selbst ein Gewissen darüber, daß er das liebe Wort so gering achtet. Solches geschieht mit anderen Sünden nicht; denn andere Sünden, als, totschlagen, Ehebrechern, Stehlen, bringen doch bisweilen Reue mit, daß das Herz sich darüber entsetzt, und wollte, es wäre nicht geschehen; denn niemand kann es für recht halten. Aber das Wort nicht fleißig hören, ja, verachten, verfolgen, da nimmt sich niemand kein Gewissen vor, darum ist es eine solche schreckliche Sünde, da Land und Leute endlich drüber müssen zerstört werden. Denn weil sie unerkannt bleibt, kann keine Buße noch Besserung folgen. Also ist es der Stadt Jerusalem gegangen und allen Königreichen.

16. Deutschland muß auch noch darum herhalten; denn die Sünde schreit stets gen Himmel, und läßt Gott nicht ruhen, da er muß darum zürnen und sagen:. Ich habe euch meinen lieben Sohn, meinen höchsten und liebsten Schatz geschenkt, wollte gern mit euch reden, euch lehren und unterweisen zum ewigen Leben; so habe ich niemand, der mir zuhören will. Darum muß ich die Strafe gehen lassen. Wie der Herr in Johannes 3,19 selbst zeuget:. " Das ist das Gericht, daß das Licht in die Welt kommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr denn das Licht; denn ihre Werke waren böse ". Als wollte er sagen:. Ich wollte der anderen Sünden aller gern schweigen; aber das ist das Gericht, daß der Welt den Hals bricht, daß ich mein Wort gesandt habe, und sie nichts danach fragen; das verdrießt mich am allermeisten. Sie sind sonst voll Sünden; da wollte ich gern ihnen von helfen durch mein Wort: so wollen sie es nicht. Wollen sie nun mein Wort nicht hören, so hören sie des Teufels Wort, daß muß ich geschehen lassen; aber sie sehen zu, wie es ihnen darüber gehen werde.

17. Also ist es mit den Christen gegen Morgen auch gegangen in den schönen, großen Ländern, die nun der Türke unter sich gebracht hat. Ungarn ist auch ganz dahin, wir Deutschen und andere Nationen wollen das Evangelium auch nicht hören noch leiden. Darum müssen sie des Teufels Rotten, die Widertäufer und Sakramentschwärmer hören und leiden. Also soll es gehen, wo man das Wort Gottes verachtet und nicht hören will, welches die höchste und größte Sünde ist; deswegen gehört auch die höchste und schärfste Strafe darauf.

18. Unser Herr Gott wollte gern, daß wir auf die Knie davor niederfielen, und es nicht allein mit goldenen Buchstaben in die Bücher, sondern in die Herzen schrieben. So will es die Welt da am wenigsten haben, ja, kann es kaum leiden, daß es geschrieben ist in den Büchern und auf der Kanzel erschallt. Den Teufel will sie im Herzen haben, der regiert sie auch, daß wohl besser taugte.

19. Darum seid gewarnt, Gott hat um anderer Sünden willen Ursache genug, daß er zürne und strafe. Aber dieses Sünde ist über alle, wenn man sein Wort verachtet, und die übel hält, so zu solcher Hochzeit und Mahlzeit uns laden. Wer nun in solcher Sünde ist, der lerne sein Gewissen also berichten, daß er nicht in einer geringen, sondern in der allerhöchsten und größten Sünde stecke, die Gott am wenigsten dulden und am heftigsten strafen wird.

20. Jedermann schreit jetzt über die große Untreue und über den Geiz, der in der Welt ist es ist nicht weniger, solches kann in die Länge nicht ungestraft bleiben. Aber, daß wir das Evangelium haben, dagegen schnarchen, und unter der Stunde der Predigt müßig gehen und auf dem Markt, vor dem Tor, in Wirtshäusern, oder auf den Spielplätze sitzen und liegen, das ist die Hauptsünde, die andere alle weit übertritt. Deswegen sie auch Gott gewißlich schrecklich strafen wird, daß er Irrtum schicken und Rottengeister mit Macht wird einreißen lassen, die es mit Haufen wegreißen. Wie in Griechenland und anderen Ländern geschehen ist, da jetzt Mohamed regiert, der lehrt sie an des Teufels Dreck glauben, da sie zuvor Gottes Wort hatten, aber es doch verachteten.

21. Im Papsttum ist es auch so gegangen: da war erstlich die Lehre recht und rein; aber da die Leute sich so närrisch und undankbar dagegen stellten, strafte Gott die Sünde dermaßen, daß wir hinliefen in die Klöster, zermarterten uns da in des Teufels Namen, und glaubten anstatt wirklicher Wahrheit groben, schädlichen, schändlichen und gotteslästerlichen Lügen. Jetzt ist es wieder an der Zeit (denn diese Sünde muß leiblich und geistlich gestrafft werden), daß der Teufel die Sakramentschwärmer und Widertäufer herrein wirft. Warum will man bei dem Wort nicht bleiben, und dasselbe mit Dank nicht annehmen?

22. Darum sehet zu, so lieb euch eure Seligkeit ist, daß ihr euch vor solcher Sünde hütet; habt Gottes Wort in Ehren, und hört es fleißig und gern. Denn so man es sonst um keiner anderen Ursache willen tun wollte, sollte man es doch um dieser Ursache willen tun, daß es Gott geboten hat, und ihm Liebe und Dienst daran geschieht. Denn es ist nicht ein Geringes, solchem großen Herrn dienen; er kann es reichlich belohnen. Darum sollte ein jeder Christ zu solchem Dienst sich fleißig halten, und denken:. Weil es denn mein Herr und Gott so haben will, daß ich sein Wort hören soll, so will ich ihm solchen Dienst gern leisten, daß ich mich auch könne rühmen, ich habe einmal meinem Gott einen Tag oder eine Stunde gedient. Solche Ursache sollte uns genug sein, die uns zum Wort bewegte.

23. Aber da sind noch andere und größere Ursachen. Denn da verheißt dir Gott und spricht:. Wenn du mein Wort fleißig hörst und behältst es, sollst du ein Herr des Teufels sein, daß er vor dir fliehen und zu dir nicht nahen darf. Denn wo mein Wort ist, da bin ich auch. Wo aber ich bin, da wird der Teufels sich nicht dürfen finden lassen, sondern muß davon gehen.

24. Weiter sollst du auch den Nutzen davon haben, daß dir deine Sünde vergeben, und dein Herz zur wahren Andacht und rechtem Gehorsam angezündet wird. In der Summe, mein Wort soll dir den Weg in den Himmel weisen und dich zum ewigen Leben bringen; denn ich heiße dich also mir dienen, daß doch der Nutz am meisten dein ist. Wärest du doch ohne daß schuldig, wenn ich etwas von dir haben wollte, daß du es tätest; nun aber gebiete ich dir einen solchen Dienst, daß du am meisten genießen sollst. Wie wir denn erfahren, wenn wir nicht mehr tun, denn die zehn Gebote, oder das Vater Unser über eine Stunde wieder vor uns nehmen, so findet sich allewege eine neue Frucht, daß man etwas merkt und lernt, welches man zuvor nicht gewußt hat.

25. Und besonders ist diese Frucht allewege dabei, daß der Teufel nicht bei dir bleiben und dir schaden kann. Darum soll kein Christ sich so gelehrt lassen dünken, daß er sagen wollte, er könnte das Vater Unser und die zehn Gebote zuvor wohl; sondern wo gleich ein solcher Gedanke dir einfiele, so schlage ihn wieder aus, und sprich:. Habe ich heut gebetet, ich will jetzt wieder beten; auf das du immerdar den Teufel und die Sünde von dir jagest und unserem Herrn Gott seinen Dienst leistest. Tust du das nicht, so tust du unserem Herrn Gott einen verdrießlichen Unwillen, wer wollte aber gern eines solchen großes Herrn Zorn haben?

26. Aber da geht leider der größte Haufe hin, achtet des Wortes weniger denn nichts. Kommt nun heut oder morgen Pest oder Krieg, so wird unser Herr Gott sich dein und deiner Not auch nicht annehmen, wird dich ebenso umsonst schreien und heulen lassen, wie du ihn jetzt schreien läßt. Wie in den Sprüchen Salomos Am ersten Kapitel Vers 24-30 steht:. " Weil dich denn rufe, und ihr weigert euch; ich recke meine Hand aus, und niemand achtet darauf, und last fahren all meinen Rat, und wollt meiner Strafe nicht, so will ich auch lachen in eurem Unfall, und euer spotten, wenn da kommt, daß ihr fürchtet, wenn über euch kommt, wie ein Sturm, daß ihr fürchtet, und euer Unfall als ein Wetter, wenn über euch Angst und Not kommt. Dann werden sie mir rufen, aber ich werde ihnen nicht antworten, sie werden mich frühe suchen, aber nicht finden. Darum, daß sie hasseten die Lehre, und wollten des Herrn Furcht nicht haben. Sie wollten meines Rates nicht haben, und lästerten alle meine Strafe ". Also greulich soll diese Sünde gestraft werden.

27. Wenn du nun dermaleinst mit einem blutigen Kopf kommst, wird unser Herr Gott in die Faust lachen, rund sprechen:. O recht, du hast es nicht anders haben wollen! Ich habe dir mit Ernst gepredigt, aber du hast mich nicht hören wollen, so höre nun den Teufel. Willst du den nicht hören, der da spricht:. " Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig seid, ich will euch erquicken "; Warum verachtest du Gottes Wort also, welches du hören, als den höchsten Schatz, sollst schicken? Aber du läufts hin auf deinen Acker, hast da und dort zu schaffen, daß du der Predigt nicht warten kannst; meinst du, daß Gott solches nicht solle verdrießen? Er hat dir ohne daß sechs Tage gegeben, da sollst du arbeiten und deiner Nahrung warten; begehrt nicht mehr, denn den siebenten Tag, daß du ihm zu Ehren und deinen Besten Gutes tun und dienen sollst. Dennoch soll er es von dir nicht haben können.

28. Darum ist diese ernste Predigt des Herrn wider die Juden, daß sie diese Hochzeit, das ist die Predigt des Heiligen Evangeliums verachtet, die Knechte gehöhnt und ermordet haben, wohl zu merken. Denn daraus sehen wir, daß der König solchen Undank und Verachtung nicht leiden kann, schickt deswegen sein Heer, die Römer, und läßt diese Mörder umbringen und zündet ihre Stadt an. Wer kann hier unserem Herrn Gott Schuld geben, daß er Unrecht getan habe?

29. Wenn ein mächtiger Fürst einen Sohn hätte, und schickte ihn zu etlichen Gefangenen in einen Turm, daß er sie sollte frei machen; und sie führen zu, wollten ihn nicht allein mit Freuden annehmen, sondern würgeten ihn und spotteten noch des Vaters dazu: meinst du, daß er darüber lachen würde? Er würde Turm und Gefangene eins mit dem anderen in einen Haufen schießen; und täte recht daran. Also tut unser Herr Gott auch. Er schickt seinen Sohn, daß er uns von Sünde Tod und Teufel frei machen, und zum ewigen Leben helfen soll. Darum sollten wir ihn ja billig mit großer Freude und allen Ehren annehmen, sein Wort hören und an ihn glauben. So wenden wir ihm den Rücken, verachten sein Wort, Rat und Hilfe, die er uns dadurch anbietet, gehen lieber auf unseren Acker und zu unserer Hantierung, da ist uns mehr an gelegen.

30. Kommt nun einmal Blitz, Donner, Pest, Türke, Soldaten oder eine andere Plage, und wir dann ängstlich klagen, heulen und schreien, und uns doch keine Rettung geschieht: so mögen wir es für gut nehmen und die Strafe tragen; und als dann gedenken: wir haben es nur mehr als verdient in dem, daß wir nicht allein unseren lieben Gott undankbar gewesen sind, daß er uns sein seliges Wort jetzt in der letzten und bösen Zeit, da der Glaube und Erkenntnis Christi gar verloschen gewesen, rein und reichlich gegeben hat; sondern es dazu auf das schändlichlichste verachtet. Wir mögen deswegen eins gegen das andere abrechnen, und uns lassen an dem genügen, daß er mit dem höllischen Feuers so lange ausgeblieben ist, und uns durch solche zeitliche Strafe zur Buße fordert, daß wir frömmer werden und auf hören zu sündigen.

31. Das meinte der Evangelist, da er sagt, daß der König die Mörder umbringt und ihre Stadt anzündet; uns zur Warnung, daß wir uns an dem gemeinen Haufen, an Bürgern und Bauern nicht ärgern, noch ihrem Beispiel folgen sollen. Denn anders geht es in der Welt nicht zu; sie will und mag das Wort nicht, ihre Äcker und Hantierung beliebt ihr mehr. Aber wehe! Denn was für ein Urteil und Strafe danach kommen werde, sehen wir an den Juden.

32. Darum laßt uns ihrem Beispiel nicht folgen, sondern das Wort gern und mit Fleiß hören, und besonders die zu Hochzeit laden in allen Ehren lieb und wert halten, um ihres Herrn Willen, der sie aussendet; so wird Gott bei uns sein in allen Nöten, und uns helfen und schützen, und endlich das ewige Leben um seines Sohnes, unseres lieben Bräutigams, des Herrn Christi, willen, geben.

33. Das ist der erste Teil von den Juden, die sind nun weg. Jetzt höre weiter, wie es den Heiden geht. Die lagen draußen auf der Straße, hatten kein Gesetz noch Gottes Wort, wie die Juden; sie waren nicht am Ort, sondern standen offen, wie ein freier Flecken, daß der Teufel hindurch und wieder durch, wie es ihn gelüstete. Die heißt dieser König auch laden, ohne allen Unterschied, wie sie gefunden werden, Mann und Weib, jung und alt, reich und arm. Wie wir noch heutiges Tages sehen, daß Gott seine Taufe, sein Wort, sein Abendmahl daher gesetzt hat, daß es jedermann, wer es begehrt, soll ausgeteilt werden.

34. Darum heißt dies laden anderes nicht, denn das Christus uns allen gepredigt, und wir zu Heiligen Taufe getragen werden, daß wir sollen Gäste sein, essen und trinken, das ist, Vergebung der Sünden, daß ewige Leben und Sieg wieder den Teufel und Hölle haben. Also sind wir Heiden zu diesem Abendmahl alle geladen.

35. Als nun die Tische alle voll sind, denn da steht es klar, es sind Böse und Gute ohne Unterschied zusammen geladen, da geht der König hinein und besieht seine Gäste, und findet etliche, die haben kein hochzeitlich Kleid an. Denn unter den Christen geht es so zu, daß man findet Mäusedreck unter dem Pfeffer: das etliche Böse sind, und doch den Namen haben, daß sie Christen heißen, darum daß sie sind getauft, gehen zum Sakrament, hören Predigt, und bringen doch nicht mehr davon, denn den Namen; denn sie halten es für keine Wahrheit

36. Daran müssen wir uns gewöhnen. Denn dahin werden wir es mit dem predigen nie bringen, daß eine ganze Stadt, Dorf oder Haus fromm werden; daraus wird nie etwas werden; sondern, wie hier steht, kommen herein Gute und Böse. Das müssen wir leiden, und ihnen den Namen gönnen, daß sie Christen heißen. Denn ob sie gleich nicht fromm sind, sind sie gleichwohl geladene Gäste. Solches geht bis an den jüngsten Tag, da wird alsdann ein anderes Urteil sich finden.

37. Aber gleichwohl ist es gewißlich beschlossen, daß dieser König will nicht allein zu seines Sohnes Hochzeit jedermann lassen laden; sondern er will auch sehen, ob die, so geladen sind, sich dem Bräutigam zu Ehren geschmückt haben. Wenn ein Schmutziger, wie er von der Arbeit oder aus der Schmiede gelaufen, in seinem Hemd, mit einem kohlschwarzem Bart und Angesicht, unter die Hochzeitgäste treten und mit in die Kirche gehen wollte: ob er schon auf die Hochzeit geladen wäre, so würde ihn doch niemand gern neben sich gehen lassen; jedermann, besonders aber der Bräutigam, würde denken, er wäre entweder nicht bei Sinnen, oder er täte es ihm zum besonderen Hohn. Denn zur Hochzeit soll man geschmückt kommen. Also, sagt der Herr, werde es hier auch zugehen. Wenn du schon ein geladener Gast bist, du bist getauft, hörst die Predigt, gehst zum Sakrament, und hast doch kein hochzeitlich Kleid an; das ist, du glaubst nicht, läßt dir es nicht Ernst damit sein, und denkst dein Christen Namen nur da zu, daß du den Bauch davon voll habest: um Gottes willen bist du kein Christ, noch um deiner Seligkeit willen, da denke nur nicht, daß du werdest so hindurch schleichen.

38. Der König wird dein gewahr werden und dich hervorziehen, entweder am jüngsten Tag, oder an deinem letzten Ende, und sagen:. Finde ich dich hier, daß du den Namen hast, ein Christ heißt, und glaubst doch nicht, was ein Christ glauben soll? Es ist dir dein Lebtag nie Ernst gewesen, wie du von Sünden frei, frömmer und selig könntest werden. Alle deine Gedanken sind allein auf dein Gut, Ehre, gute Tage gewesen: darum kommst du jetzt wie ein schmutziger Gast. Immer weg, du hörst nicht unter die, die sich geschmückt haben, sie möchten sonst von dir schmutzig werden.

39. Denn solches entweder im Gewissen, oder an jüngsten Tag solchen losen Christen vorgehalten wird, da, sagt der Herr, werden sie verstummen, das ist, sie werden keine Entschuldigung vorbringen können. Gott hat getan, was er sollte. Er hat dir seine heilige Taufe gegeben, er hat dir das liebe Evangelium vor das Maul gehalten, und zu Haus und Hof bringen lassen; also die Absolution und sein Abendmahl; er hat dir in der Kirche seine Diener verordnet, im Hause Vater und Mutter, deinen Herrn und Frau, die dir sagen sollen, was du glauben und wie du dein Leben anstellen sollst. Darum wirst du nicht sagen können, du hast es nicht gewußt, sondern wolltest du glauben, sondern du wirst müssen bekennen:. Ja, ich bin getauft, man hat es mir genug gepredigt und gesagt; aber ich habe es nicht angenommen, ich habe die Welt lieber gehabt. Das heißt hier, daß der ungeschmückte, schwarze Gast verstummt. Denn wer wollte dem Richter antworten können, denn wir selbst müssen Zeugnis geben, er habe seinen Sohn uns geschenkt, und in der Taufe und dem Heiligen Evangelium alle Gnade zugesagt?

40. Darum wird das schreckliche Urteil über die ungläubigen Christen müssen folgen: man soll ihnen Hände und Füße binden, und sie in die äußerste Finsternis hinaus werfen, das ist, sie müssen mit dem Teufel in der Hölle und dem höllischen Feuer ewig gefangen liegen. Denn Hände und Füße sind ihnen gebunden, daß sie mit Werken sich nicht werden losmachen können. Und müssen dazu in Finsternis liegen, und von Gottes Licht, das ist, von allen Trost abgeschieden sein, in ewiger Qual, Angst und Traurigkeit, daß sie nimmermehr kein Fünklein des Lichtes sehen werden

41. Das ist ein schrecklicher Jammer, wenn wir es nur wollten zu Herzen nehmen, ewig also in der Hölle und Qual gefangen liegen, da nichts denn Heulen und Zähneklappen ist: Zähneklappen von Frost, und Heulen von der Hitze, wie es die alten Lehrer gedeutet haben, wiewohl der Herr damit alle Marter angezeigt, die man er denken kann. Denn Hitze und Frost sind die zwei größten Plagen auf Erden. Als wollte er sagen:. Ihr werdet mehr leiden müssen, denn man mit Worten sagen und mit Gedanken fassen kann.

42. Das wird die Strafe dafür sein, daß man die Zeit der Heimsuchung nicht erkennt noch angenommen hat, daß wir geladen sind, haben Sakrament, Taufe, Evangelium, Absolution gehabt, und haben es doch nicht geglaubt, noch uns zunutze gemacht. Wollte also der lieber Herr uns gern lehren, und dahin bringen, daß wir erkennen, wie eine große Gnade uns in dem widerfahren ist, daß wir zu solcher seligen Mahlzeit geladen sind, da wir finden sollen Errettung von Sünde, Teufel, Tod und dem ewigen Heulen. Wer nun solches nicht will mit Dank nicht annehmen, solche Gnade verschmähet, der soll den ewigen Tod dafür haben. Denn von den zweien muß eins sein: entweder das Evangelium angenommen und geglaubt und selig werden; oder nicht geglaubt und ewig verdammt sein.

43. Das also dies Evangelium gleich stimmt mit Paulus, ab Apostelgeschichte 18,6 den Juden also sagt, die ihm widerstrebten und lästerten: " euer Blut sei über euer Haupt; ich gehe von nun an rein zu den Heiden ". So es nun zu uns gekommen ist, haben wir uns gewißlich des zu besorgen, da hiervon steht, daß Gott die ungeschmückten Hochzeitsgäste will aussondern. Wollte also der liebe Herr es gern mit Locken und Schrecken dahin bringen, daß wir das Evangelium ließen unseren höchsten Schatz sein, es gern hörten und glaubten. Durch die Verheißung und große Gnade lockt er, und durch die große Strafe schreckt er. Wo nun die Herzen ganz und gar verstockt sind, daß diese zwei Stücke nicht helfen wollen, da helfe der leidige Teufel; der wird es auch tun.

44. Wenn unser Herr Gott Geld regnen ließe und machte uns hier zu großen Herren, so würde er Leute viel finden, die zuliefen, und mit Ernst anhielten, daß sie etwas von ihm haben möchten. Weil er uns aber ewige und himmlische Güter verheißt in seinem Wort, deren wir mit Geduld hoffen und warten sollen, hat es kein Ansehen vor der Welt; die sagt:. Was Himmel, Himmel; hätte ich hier Mehl! Wer weiß, was dort werden will?

45. So ist nun dies die Summe der heutigen Predigt, daß der Herr uns gern reizen und schrecken wollte, daß wir das Wort mit Ernst fassen und glauben lerneten, und also hofften der fröhlichen Zukunft, wenn er wieder kommen wird am jüngsten Tage, uns zu erlösen von aller Not und zu helfen an Leib und Seele. Das verleihe uns der allmächtige Gott, unser gnädiger Vater, durch Christum, seinen Sohn, und den Heiligen Geist, Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Wenn´s nämlich wahr ist, dass der von der Jungfrau geborene auch mein ist, so hab ich keinen zornigen Gott. Da muß ich merken und fühlen, wie eitel Lachen und Freude sei im Herzen des Vaters und kein Unlust in meinem Herzen. Wenn wir das fassen, erwachen wir wie aus einem Traum und sprechen: hilf Gott Vater, ist das wahr, dass dein Sohn mein ist? Wie kann ich traurig sein? Wer sollt mir etwas schaden?
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Am einundzwanzigsten Sonntag nach Trinitatis


Johannes 4,47-54


Und es war ein Mann in des Königs Dienst, des Sohn lag krank zu Kapernaum. Dieser hörte, daß Jesus kam aus Judäa nach Galiläa, und ging hin zu ihm und bat ihn, daß er hinabkäme und hülfe seinem Sohn; denn der war todkrank. Und Jesus sprach zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht. Der Mann sprach zu ihm: Herr, komm hinab, ehe denn mein Kind stirbt! Jesus spricht zu ihm: Gehe hin, dein Sohn lebt! Der Mensch glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin. Und indem er hinabging, begegneten ihm seine Knechte und sprachen: Dein Kind lebt. Da erforschte er von ihnen die Stunde, in welcher es besser mit ihm geworden war. Und sie sprachen zu ihm: Gestern um die siebente Stunde verließ ihn das Fieber. Da merkte der Vater, daß es um die Stunde war, in welcher Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt. Und er glaubte mit seinem ganzen Hause. Das ist nun das zweite Zeichen, das Jesus tat, als er aus Judäa nach Galiläa kam.



1. im heutigen Evangelium sind zwei Stücke, die sonderlich tröstlich und wohl zu merken sind. Das erste ist das Wunderwerk, daß unser lieber Herr Christus an dem kranken Knaben tut, daß er ihn gesund macht, und kommt dennoch nicht zu ihm. Er sagt nur zum Vater:. " Gehe hin, dein Kind lebet ". Alsbald von dem Wort wird der Knabe gesund, der etliche Meilen von dannen war und von solchem Wort nichts wußte.

2. Das ist ein großes Wunderwerk, da wir sehen, wie unseres lieben Herrn Christi Wort eine allmächtige Kraft sei. Was es verheißt, daß geschieht gewiß, daß es weder Teufel noch Welt hindern noch wehren soll. Denn wir müssen diese Krankheit ansehen wie andere Werke, damit der böse Feind die armen Menschen plagt. Solches Teufelswerk zu vertreiben, bedarf man mehr nicht, denn unseres lieben Herrn Christi Wort, so ist der Sache schon geholfen. Denn der Teufel muß wieder seinen Willen ablassen, sobald dieses Mannes Wort klingt, wie wir hier sehen.

3. Darum dient solchem Wunderwerk erstlich dazu, daß wir den Herrn Christum recht sollen erkennen lernen, daß er nicht allein ein Mensch sei, aller Dinge gleich wie andere Menschen, sondern auch ewiger und allmächtiger Gott; vielmal er Herr über Tod und Teufel ist, und so ein Herr, der mit einem Wort helfen kann. Darum sollen wir in unseren Nöten, wieder den Teufel und seine Werke bei ihm auch lernen Hilfe zu suchen, wie dieser Königische hier tut.

4. Sonderlich aber sollen wir sein Wort herrlich und hoch halten, als eine allmächtige Kraft. Denn wer es hat, der hat und kann alles. Wiederum, wer es nicht hat, den kann sonst keine Gewalt, Weisheit, Heiligkeit wieder Sünde, Tod und Teufel schützen. Denn was unser lieber Herr Christus hier tut mit des Königische Sohn, daß er durch sein allmächtiges Wort ihn vom Tod errettet und bei dem Leben erhält; das will Herr durch sein Wort mit uns allen tun, wenn wir es nur annehmen und wollen, und uns nicht allein von Leibes Krankheit und aus leiblicher Not, sondern auch von der Sünde und ewigem Tod erlösen.

5. Darum sollen wir dem Beispiel dieses Königische folgen: in allem unserem Anliegen Rat und Hilfe bald Christus suchen, der in allerlei Not und Tod so leicht helfen kann, daß er nur ein Wort spricht, so sind wir genesen; hat dazu einen geneigten Willen, uns zu helfen. Denn weil dieser Königische eilt und nicht lange wartet, eilt der Herr noch mehr, und will des Königische Sohn nicht solange in der Gefahr liegen lassen, bis er mit dem Vater zu ihm komme; sondern macht ihn abwesend, ja, indem Augenblick frisch und gesund, da er zum Vater sagt:. " Gehe hin, dein Sohn lebet ". Also will unser lieber Herr Christus auch gegen uns, daran wir ja nicht zweifeln sollen, willig sein, und bald helfen, so es nur Ernst ist, und wir in rechtem Vertrauen bei ihm Hilfe suchen. Denn dazu ist er von seinem himmlischen Vater gesandt und auf Erden gekommen, daß er uns von des Teufels Tyrannei ledig machen und in Gottes ewiges Reich setzen wolle.

6. Deswegen, wer Hilfe wieder die Sünde und Tod sucht und begehrt, der soll sie hier gewißlich finden. Wie wir hier an diesem Königischen sehen, da es doch nur um eine leiblicher Hilfe zu tun war; wieviel mehr ist er denn geneigt zu helfen, da die Gefahr größer und wir der Hilfe notdürftiger sind, da es die ewige Seligkeit betrifft?

7. Das ist das erste Stück, da man sonst gemein von predigt, wenn man dergleichen Wunderwerk Christi handelt. Denn darum sind sie geschehen, und uns vorgeschrieben, daß wir unseres lieben Herrn Christi Macht und Willen erkennen und in unserer Not auch bei ihm Hilfe finden.

8. Das anderer aber, davon man in dieser Geschichte zu handeln pflegt, ist, daß wir hier ein überaus feines Beispiel haben, da wir eigentlich und gewiß bei lernen können, was der Glaube sei. Unsere Widersacher, die Katholiken, reden vom Glauben anderes nicht, denn als sei es nur ein bloßes Wissen, was Christus sei und was er getan habe. Aber da können sie selbst nicht vorüber, sie müssen bekennen, der Teufel und die falschen Christen, die verdammt werden, Wissen solches ja auch, als die Christen. Dagegen aber redet die Schrift also vom Glauben, daß wir dadurch zu Vergebung der Sünden, Gerechtigkeit und ewigem Leben kommen. Denn also spricht Paulus, Römer 3,28:. " Wir halten, daß der Mensch durch den Glauben, und nicht durch des Gesetzes Werke gerecht werde ". Und der Prophet Habakuk spricht Kapitel 2,4:. " Der gerechte wird seines Glaubens leben ". Und Christus spricht zu Maria, der ihre Sünden vergeben wurden:. " Gehe hin, dein Glaube hat dir geholfen ". Darum werden solchen Glauben weder Teufel noch falsche Christen haben, die doch die Geschichte Wissen und haben, ja, so gut als die rechten Christen. Denn der Teufel kennt Christus sehr wohl, und weiß, was er auf Erden getan und gelitten hat. Aber solches, ob es wohl ein Christ auch wissen muß, ist doch nicht gerechter Glaube, dadurch man zu Vergebung der Sünden und ewigem Leben kommt.

9. Aber hier steht es, was der rechte Glaube sei, nämlich anderes nicht, denn Glauben, was Christus redet und verheißt, daß es wahr und ohne alles Falsch sei. Denn diese zwei gehören auf einander: wenn Gott etwas verheißt, daß wir mit dem Herzen uns daran halten, und nicht zweifeln, es sei wahr, ob wir es gleich noch nicht gesehen haben. Wo nun die Verheißung ist, und wir mit Herzen uns derselben annehmen, es sei gewißlich also, wie sie lautet: das heißt der rechte lebendige Glaube. Wie wir hier sehen. Der Königische kommt zu Christo und bittet ihn, er soll mit ihm gehen und seinem Sohn helfen. Da war ein Vertrauen zu dem Herrn Christo, er könnte und würde seinem Sohn helfen; aber solches Vertrauen war noch ohne daß Wort, und stand bloß auf dem Wunder, daß der Herr zuvor in Galiläa getan hatte auf der Hochzeit. Davon wird dieser Königische ohne Zweifel gehört haben; schöpft deswegen das Vertrauen zum Herrn Christo daraus, er werde ihm auch helfen. Solches mag man wohl einen Glauben heißen; aber es ist noch ein sehr schwacher Glaube. Denn die Zusagung ist noch nicht heraus, und beruht solcher Glaube oder Vertrauen noch auf dem ungewissen Wahn, ob Christus helfen wolle oder nicht. Hilft er, so hält der Königische ihn für einen großen, Heiligen Mann; hilft er nicht, so hält er nicht so hoch von ihm.

10. Darum fährt ihn Christus etwas hart an und spricht:. " Wenn ihr nicht Zeichen seht, so glaubet ihr nicht ". Als wollte er sagen:. Der Glaube soll nicht allein auf dem Zeichen und Wundern beruhen, sondern auf dem Wort: denn Zeichen und Wunder können wohl falsch und erlogen sein; wer aber auf das Wort baut, der kann nicht betrogen werden; denn Gottes Zusagung ist gewiß und kann nicht lügen. Denn obgleich der Herr Zeichen und Wunder getan hat, daß er sich damit hat wollen sehen lassen und die Leute zum Glauben bewegen, so ist doch seine eigentliche Meinung gewesen, daß die Leute mehr auf sein Wort sehen sollten, denn auf die Zeichen, welche dem Wort dienen mußten als ein Zeugnis. Denn darum war es ihm eigentlich nicht zu tun, daß er diesem oder anderen Kranken am Leibe helfe: sein vornehmstes Amt war, die Leute auf das Wort weisen und dasselbe in ihre Herzen bilden, daß sie dadurch sollten selig werden.

11. Weil nun dieser Königische noch kein Wort oder gewisse Zusagung von Christus hat, kann er nicht gewiß glauben. Aus dem Wunderwerk zu Kanaan, und vielleicht aus dem allgemeinen Geschrei von Christus als von einem neuen Propheten, faßt er das Vertrauen, er werde seinem Sohn helfen und könne ihm helfen. Aber solcher Glaube geht nicht weiter, denn sofern solche Hilfe folgte. Darum eilte er, hat Sorge, so der Herr verziehen wollte, sein Sohn würde indes Sterben. Daß es also noch weit fehlet, und noch kein rechter Glaube ist. Denn er denkt, wenn Christus nicht persönlich selbst bei dem Kranken sei, so werde ihm nicht geholfen; und besorgt, wo der Herr verziehen und sein Sohn inzwischen sterbe, so sei es alles aus und umsonst. Und zwar, es war dem Königischen noch zur Zeit unmöglich, daß er anders sollte Glauben; denn wie gesagt, er hatte noch keine Zusagung, noch Wort, da er gewiß sich an halten konnte . sobald aber Christus den Mund auftut und spricht:. " Gehe hin, dein Sohn lebet ", da folgt der rechte, vollkommene Glaube, welches eigene Art ist, daß er sich an die Zusagung Christi hält; wie wir am Königischen sehen: der glaubt solchem Wort Christi, geht hin in gewisser Zuversicht aufs Wort Christi, und zweifelt nicht, so er heim komme, er werde seinen Sohn frisch und gesund finden.

12. Also lernen hier, was Glauben heiße, nämlich anderes nicht, denn daß wir am Wort Christi und der Verheißung nicht zweifeln; sondern wie das Wort verheißt, solches für gewiß und wahr halten, daß es nie fehlen werde, ob wir es gleich noch nicht sehen oder fühlen. Denn das ist des Glaubens besonderer Art, daß er damit umgeht und das glaubt, daß noch nicht vorhanden ist. Denn was vorhanden ist, darf man nicht Glauben: man fühlt es und sieht es. Ein reicher Mann, der Geld und Gut die Fülle hat, ob derselbe schon glaubt, er wolle das Jahr nicht am Hunger sterben, daß heißt kein Glaube. Wer aber keinen Vorrat hat, doch sich an Gottes Wort hält, Gott werde als ein Vater ihm seine Nahrung schaffen, sofern er auch in Gottesfurcht sich halte und seinem Beruf nachkomme, derselbe glaubt recht. Und ist unmöglich, daß solcher Glaube sollte fehlen; denn er steht auf dem Wort Gottes, daß allmächtig ist, und uns zusagt, wenn wir am ersten das Reich Gottes suchen und danach mit der Arbeit anhalten, das andere soll uns alles zufallen.

13. Also erfahren wir allzumal, einer sowohl als der andere, daß wir durch die Sünde dermaßen vergiftet sind, daß wir ganz und da keine Gerechtigkeit an uns finden. Weil nun das Wort uns durch Christum Vergebung der Sünden und Gerechtigkeit verkündigt, kann solche ein Wort anderes nicht, denn allein durch den Glauben gefaßt werden. Darum hat es eine solche Gestalt um einen Christen: ob er gleich durchaus nichts denn Sünde ist, so ist er doch dem Glauben und Wort nach ohne Sünde, rein und gerecht. Da bringt ihn der Glaube hin, seine Werke können ihn nicht dahin bringen, wie die Papstesel predigen. Denn soviel unsere Werke betrifft, wo sie gleich am besten sind, sind wir doch anders nicht, denn unnütze Knechte, wie der Herr selber sagt, Lukas 17,10.

14. Gleichwie ich von der Gerechtigkeit gesagt habe, also ist es mit dem Leben auch. Wir sind dermaßen durch die Sünde im Tod ersoffen, daß wir unseres Lebens nicht einen Augenblick sicher sind; daß wir mit der Wahrheit sagen müssen (wie die Heiden), der Mensch haben nichts Gewisseres vor sich, wenn er geboren ist, denn den Tod. Wie wir denn immerdar, nicht allein durch anderer Leute Beispiel, sondern an uns selbst lernen und erfahren, daß es so bald geschehen ist, daß ein Mensch in Krankheit oder ein anderes Unglück fällt. Gleichwohl leuchtet uns in solchem Jammer und Elend daß Wort vor, vertröstet uns nicht allein auf dies zeitliche Leben, sondern auch auf das ewige Leben. Das haben wir, die da glauben nicht, nicht in Händen, wir fühlen und greifen es nicht; aber es ist im Wort verheißen, und wir glaubens. Und ist gewiß, solcher Glaube soll uns nicht fehlen; denn er steht auf Gottes Wort, daß ewig und allmächtig ist.

15. In der Summe, des Glaubens Art ist diese:. Eben wie das Wort vertröstet auf die künftigen ewigen, himmlischen Güter, die wir noch nicht haben: also faßt der Glaube künftige Güter, als wären sie bereits da, und zweifelt gar nichts daran. Ursache, er sieht, daß Gottes Wort allmächtig, und Gott wahrhaftig, und kein Lügner ist. Darum hat der Glaube ein scharfes Auge auf das Wort. Sieht er, daß das Wort da ist, so geht er frisch dazu, und läßt weder Teufel noch Welt sich schrecken; denn er weiß, worauf es endlich beruhen und wie es hinaus gehen soll, und sollte es auch dem Teufel leid sein.

16. Wiederum, so er sieht, daß kein Gottes Wort da ist, da läßt er sich keinen Schein, kein Drohen, noch Macht der Welt dahin bewegen, daß er es für war hielte; und leidet er darüber, was ihm zukommt. Wo nun wir im Papsttum solches Glaubens Art gefolgt hätten, würden wir nimmermehr so schrecklich in die Abgötterei und Irrtum verführt sein worden. Aber wir haben Gottes Wort aus den Augen gelassen, und sind mit dem Glauben auf das und jenes Werk gefallen, als sollte es zu Vergebung der Sünden helfen; sind also nicht allein um das Gut, sondern auch um die Seelen durch falsche Gottesdienste und Abgötterei gekommen.

17. Darum ist es eine sehr nötige und nütze Lehre, daß man eigentlich wisse, was da heiße, recht glauben, nämlich, Gottes Wort und Verheißung haben, und fest daran bleiben, daß es gewißlich also geschehen werde, wie das Wort es vorsagt . denn ohne Gottes Wort etwas glauben, ist kein Glaube, sondern ein falscher Wahn, da nie etwas draus wird. Eben als wenn du glauben wolltest, du solltest noch römischer Kaiser werden; wenn du das gleich auf das allergewisseste vornähmest, würde doch nichts daraus werden. Da aber David, der eines geringen Standes war, Gottes Wort hatte durch den Propheten Samuel, er sollte König in Israel werden: da mußte es werden, es täte Saul dagegen, was er wollte.

18. Also ist es auch hier. Obgleich der Königische den Gedanken hatte, Christus würde seinem Sohn helfen so konnte doch solcher Gedanke nicht gewiß sein. Ursache, es fehlte im ihm am Wort. Da aber das Wort kam, daß er von Christus hörte:. " Gehe hin, dein Sohn lebet ", da hatte es nicht mehr Not; er wollte denn den Herrn Christum Lügen strafen; denn das Wort konnte ihm nicht Lügen.

19. Also haben wir Gottes Wort und Zusagung auch, da unser lieber Herr Christus insgemein alle Welt tröstet und sagt, Johannes 8,51:. " Wer mein Wort hält, der wird den Tod nicht sehen ewiglich ". Auch, Johannes sagt von ihm:. " Das ist das Lamm Gottes, daß der Welt Sünde trägt ". Solches sind gemeine Sprüche, aus welchen kein Mensch sich ausschließen sollte. Denn er sagt nicht:. Wenn der oder jener an mich glaubt; sondern er redet insgemein:. " Wer mein Wort hält, der wird den Tod nicht sehen ewiglich ". Auch, Johannes sagt nicht, daß Christus von Gott zu einem Opfer gesandt sei, welches für den oder jenen sollte geopfert werden, sondern für der ganzen Welt Sünde. Darum, weil du auch ein Sünder und in der Welt bist, so nimm es an, und zweifel nicht, es gelte dir, es sei um deinetwillen geschehen. Das ist der Grund, da unser Glaube, so viel Vergebung der Sünden und ewiges Leben belangt, auf beruhen soll. Und wird uns gewißlich ebensowenig fehlen, als hier dem Königischen.

20. Denn das sollen wir nicht denken: daß der Königische einen Vorteil in dem vor uns gehabt, daß er desto leichter habe glauben können, weil der Herr seine Person so eigentlich in das Wort faßt und spricht zu ihm:. " Gehe hin, dein Sohn lebet "; uns aber komme der Glaube schwerer an, weil unsere Person nicht so eigentlich in das Wort gefaßt, sondern das Wort allein insgemein so hingeredet wird. Das ist die Meinung nicht. Denn unser lieber Herr Christus hat es bei solcher Predigt insgemein nicht bleiben lassen; sondern gleich wie er hier zudem Königischen sagt:. " Gehe hin, dein Sohn lebet "; also sagt er zu unser jeglichem insonderheit, zu mir und dir:. Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben, du sollst das ewige Leben haben.

21. Denn sage mir, mit wem redet Gott, und mit wem hat er zu tun, wenn man dich tauft? Ist es nicht wahr, die Taufe gilt allein dir, und sonst keinem Menschen? Du genießest deiner Taufe, andere genießen ihrer nicht; wollen sie aber die Taufe genießen, so müssen sie für ihre Person sich selbst auch taufen lassen. Was sagt aber Gott dir und einem jeglichen, der sich taufen läßt, in der Taufe? So lautet seine Zusagung: " wer glaubet und getauft wird, der wird selig werden ". Also, du wirst in den Tod Christi getauft, daß er für dich gestorben und mit seinem Tod dich von Sünden und Tod ledig gemacht hat. Wie könnte aber Gott freundlicher mit dir reden und deine Person gewisser und eigentlicher in das Wort ein schließen, denn es in der Taufe geschieht, die niemand, denn nur dir allein gilt, und deine eigene Taufe heißt und ist?

22. Also, wenn du begehrst von deinen Sünden frei zu werden, und kommt es zum Kirchendiener oder zu einem anderen Christen, du wolltest Gottes Wort und einen Trost bei ihnen befinden: ist es nicht wahr, wie du sonst in der Predigt hörst, Christus sei für alle Sünder gestorben, also hörst du auch da besonders, daß solcher Tod und Sterben dir gelte und du sein annehmen solltest? Denn da gehen die Worte also: lieber Bruder, lieber Schwester, wir alle sind Sünder und Sünderrinnen, hätten deswegen alle verdammt sein müssen, aber Gottes Sohn ist um unseretwillen Mensch geworden, um unsere Sünden Willen gestorben und um unserer Gerechtigkeit Willen wieder auferstanden. Darum verzage nicht: Christus hat für dich bezahlt, du sollst frei ausgehen; allein tröste dich seines Leidens und nimm dich dieses an.

23. Also auch im Abendmahl des Herrn wir dir besonders im Brot der Leib Christi und im Wein sein Blut gegeben, und dir besonders dabei gesagt:. Sein Leib sei für dich gegeben und sein Blut für dich vergossen; auf das du nicht zweifeln sollst, sondern dich solches Opfers annehmenest, als daß es dein Heiligen sei: darum der Leib und das Blut Christi dir in deinen Mund gelegt und zu eigen gegeben wird, daß du es für dich allein essen und trinken sollst. Da hat ja Gott mit niemand zu tun, er redet mit sonst niemand, denn mit dir, der du zu solchem Abendmahl dich findest und da issest und trinkest, wie er befohlen hat.

24. Da sieh nun, was das für Christen sind, die so lange Zeit hingehen, nicht einmal der Absolution begehren, noch zu diesem gnadenreichen Abendmahl gehen. Die nun kein Verlangen danach haben, noch glauben, daß Gott mit ihnen besonders da zu schaffen habe, mit ihnen Rede, sie tröste, und Vergebung der Sünden und das ewige Leben ihnen zu sage: die sind nichts besseres Wert, denn daß der leidige Teufel mit ihnen umgehe und rede. Also fehlte es nicht an dem, als redete Gott nicht besonders mit uns; an dem fehlt es, daß wir dieses Königischen Beispiel nicht folgen, und was Christus besonders uns zusagt, nicht annehmen, noch für wahr und gewiß halten.

25. Der Königische hat auch Ursache, daß er nicht glauben sollte, wenn er seiner Vernunft hätte folgen und sich vom Wort wollen abführen lassen. Denn wer wollte glauben, daß dieses einige Wort über so viele Meilen so kräftig sein und solch Werk ausrichten sollte? Es hätte wohl können sagen:. Ich weiß wohl, wie ich meinen Sohn gelassen habe, daß er gefährlich gelegen ist; sollte ihm geholfen werden, so wird es, lieber Herr, daß nicht tun, daß du jetzt mit mir redest: du mußt näher zu ihm, ihn anrühren, mit ihm reden, so möchte Hoffnung da sei. Aber da schlägt der Königische alle Gedanken aus und bleibt schlecht am Wort, und glaubt es so gewiß, als wenn er seinen Sohn schon vor sich da sähe frisch und gesund. Denn wo sein Herz nicht so stünde, würde er sich mit diesem bloßen Wort nicht haben abweisen lassen. Aber er läßt sich abweisen, wie Johannes sehr fein sagte:. " Der Mensch glaubte dem Wort, daß Jesus zu ihm sagte, und ging hin ".

26. Da siehst du, was der Glaube eigentlich ist, wenn du ihn recht definieren und malen willst. Anderes nicht, denn das für gewiß und wahr halten, was Christus dir zusagt. An solche Zusagung halte dich mit ganzem Herzen, und laß dich andere Gedanken, die nicht ausbleiben, an solchem Glauben nicht Irre machen. Wir fühlen uns in die Sünde und den Tod, welche sich ohne Unterlaß sehen und fühlen lassen. Wenn du nun an das Wort dich nicht halten willst, sondern es fahren lassen, und urteilen, wie du dich befindest: so wird die Sünde dich in Angst und Verzweiflung führen, und der Tod mit Macht dich aufreiben.

27. Aber was tut ein Christ? Die Sünde bekennt er, und weiß, daß er den Tod vors sich hat. Aber da wirft er sich herum, hält sich an das Wort, so gut er kann, und spricht: Christus ist für mich gestorben; darum bin ich von Sünden frei, und kann nicht Sterben; es hat weder Teufel noch Tod teil an mir; denn Christus hat ausgerichtet und für mich bezahlt, daß ich zu bezahlen schuldig war. Das heißt als dann recht geglaubt; und es ist unmöglich, wer also an das Wort sich so hält, daß es ihm fehlen oder lügen sollte.

28. Ja, sagst du, ich sehe der keines, viel weniger habe ich, was ich glauben soll; ich höre es allein: wer weiß, ob es wahr sei? Antwort:. Was das Wort dir sagt, daß glaube; so wirst du gewißlich nicht betrogen, es wird sich am Ende eigentlich also finden. Tue wie der Königische hier; der mußte sich auch an das Wort halten. Er sah es nicht, daß es mit seinem Sohn besser geworden war. Aber weil er dem Wort glaubte, kommen des anderen Tages seine Knechte, und sagen, sein Sohn sei frisch und gesund. Da er zu Hause ist, sieht er es vor Augen. Da darf er nicht mehr glauben; es steht da im Werk und vor seinen Augen, wie er es geglaubt hat.

29. Also wird es mit uns auch sein. Vergebung der Sünden, ewiges Leben haben und empfinden wir nicht. Wenn du schon heute die Predigt gehört, die Absolution begehrt und zum Tisch des Herrn gegangen bist, so bist du doch deiner Person wegen, wie gestern: du findest dich gar nicht anders; du hast das alte Fleisch und Blut, wie zuvor. Daran ärgere dich nicht; sondern halte fest an dem Wort, daß dir Vergebung der Sünden und ewiges Leben zusagt, und gehe hin mit diesem Königischen ohne allen Zweifel: so wird gewißlich daß Stündlein sich finden. Wie du glaubst Vergebung der Sünde und ewiges Leben durch Christum, also wirst du es finden zu seiner Zeit, in jenem Leben. Hier haben wir es nur im Wort und Glauben, aber dort in der Tat und Erfahrung. Das verleihe uns Gott, unser lieber Vater im Himmel, um seines Sohnes Christi Jesu willen, durch seinen Heiligen Geist, Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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Am zweiundzwanzigsten Sonntag nach Trinitatis



Matthäus 18,21-35



Da trat Petrus zu ihm und sprach: Herr, wie oft muß ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Ist es genug siebenmal? Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebenzigmal siebenmal. Darum ist das Himmelreich gleich einem König, der mit seinen Knechten rechnen wollte. Und als er anfing zu rechnen, kam vor ihn einer, der war ihm zehntausend Pfund schuldig. Da ers nun nicht hatte, zu bezahlen, hieß der Herr verkaufen ihn und sein Weib und seine Kinder und alles, was er hatte, und bezahlen. Da fiel der Knecht nieder und warf sich auf sein Angesicht vor ihm und sprach: Habe Geduld mit mir; ich will dirs alles bezahlen. Da jammerte den Herrn des Knechts, und er ließ ihn los, und die Schuld erließ er ihm auch. Da ging derselbe Knecht hinaus und fand einen seiner Mitknechte, der war ihm hundert Silbergroschen schuldig; und er griff ihn an und würgte ihn und sprach: Bezahle, was du mir schuldig bist! Da fiel sein Mitknecht nieder und bat ihn und sprach: Habe nur Geduld mit mir; ich will dirs bezahlen. Er wollte aber nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängnis, bis daß er bezahlt hätte, was er schuldig war. Da aber seine Mitknechte solches sahen, wurden sie sehr betrübt und kamen und brachten vor ihren Herrn alles, was sich begeben hatte. Da forderte ihn sein Herr vor sich und sprach zu ihm: Du Schalksknecht, alle diese Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich batest; hättest du da dich nicht auch erbarmen sollen über deinen Mitknecht, wie ich mich über dich erbarmt habe? Und sein Herr ward zornig und überantwortete ihn den Peinigern, bis daß er bezahlt hätte alles, was er ihm schuldig war. So wird euch mein himmlischer Vater auch tun, wenn ihr nicht vergebet von Herzen, ein jeglicher seinem Bruder.




1. Was die Summe vom heutigen Evangelium sei, höret bald im Anfang. Petrus fragt den Herrn, wie er sich halten soll, wenn sein Bruder wieder ihn sündigt, wie oft er ihm vergeben soll, ob es genug sei siebenmal? Da antwortet ihm der Herr:. " Ich sage nicht siebenmal, sondern siebzig mal siebenmal ". Das ist, Vergebung der Sünde soll unter den Christen kein Maß noch Ziel haben; immer soll einer dem anderen vergeben, und sich hüten, daß er sich nicht räche. Denn das steht Gott allein zu, dem soll man seine Majestät und Macht unangetastet lassen. Wie denn das Gleichnis nach der Länge anzeigt, und wir hernach solche Ursache nach einander zusammen ziehen und anzeigen wollen.

2. Aber hier müssen wir besonders merken auf das Wort allein, daß der Herr sagt:. Das Himmelreich sei gleich einem König, der mit seinen Knechten rechnen wollte. Denn solch ein Gebot von Vergebung der Sündern soll man nicht in das Weltreich ziehen, da Ämter und Personen ungleich sind, und deswegen immer eins über das andere Macht und Befehl hat. Da soll man der Bosheit nicht zu sehen, noch jedermann tun lassen, was ihn gelüstet; sondern das Übel soll man strafen und die Leute zu Zucht, Ehrbarkeit und Billigkeit halten.

3. Darum hat es die Meinung nicht, daß ein Vater seinen Kindern alles vergeben, und ihnen zu ihrer Schalkheit zusehen sollte. Strafen soll er, und nichts vergeben. Also Herr und Frau mit dem Gesinde, weltliche Obrigkeit mit ihren Untertanen sollen nicht vergeben, was man Unrecht tut, sondern strafen. Denn die Unart steckt ohne daß in der Welt: je mehr man übersieht, je ärger und böser wird sie, daß letztlich, wo die Kinder von Vater und Mutter sich nicht wollen ziehen lassen, der Henker sie ziehen und der Bosheit wehren muß.

4. Darum gehört dieser Befehl nicht in das Weltreich, da ungleiche Personen und Ämter sind, wie zuvor gemeldet; sondern in das Himmelreich, da wir alle gleich sind, und nur einen Herrn über uns haben, des wir alle genießen sollen. Solches Himmelreich fängt hier unten auf Erden an, und heißt mit einem anderen Namen die christliche Kirche hier auf Erden, da Gott durch sein Wort und seinen Geist begehrt. In derselben Kirche, sofern du nicht ein sonderliches Amt hast, da Gott dich das Unrecht strafen heißt, soll es also getan sein, daß immer einer dem anderen vergeben, und keiner sich rechnen, sondern alle Barmherzigkeit und Freundlichkeit seinem Nächsten erzeigen soll, wo er es Bedarf, ob er gleich um uns wohl anderes verdient, und wir, der Welt nach zu reden, gute Ursache hätten, ihm alles Übel zuzufügen. Warum aber solches unser Herr Christus haben wolle, zeigt er mit etlichen Ursachen fein an, im Gleichnis von den zwei Knechten und dem Könige.

5. Die erste Ursache ist, daß unser lieber Herr Christus will, daß seine Christen daran gedenken sollen, was für Gnade ihnen Gott bewiesen hat, der auch, wo er hätte gewollt, sehr viel und große Ursachen gehabt hätte, daß er uns strafen und alles Unglück hätte anlegen sollen. Weil aber uns Gnade unverdienter Sache wiederfahren ist, sollen wir dergleichen gegen unseren Nächsten auch tun.

6. Solches ist deswegen auch desto fleißiger zu merken, denn der Herr zeigt hier mit an, was die rechte Weise sei, daß wir zu Vergebung der Sünden kommen, und stellt uns das allerwichtigste vor Augen, wer wir sind und wer Gott sei, was wir gegen Gott verdienen, und was Gott uns tut.

7. Denn daß er das Gleichnis vom Knecht, der 10000 Pfund schuldig ist, uns vorhält, in selben will der Herr uns alle lehren, was es für eine Meinung mit uns vor Gottes Gericht habe. 10000 Pfund sind eine unermeßlich er große Summe, die wir mit Millionen DM ausdrücken würden. Eine solch große Summe Geldes gleicht der Herr unsere Sünde, damit anzuzeigen, daß wir nimmer sie ablegen, oder dafür können genug tun. Denn es ist die Sünde auf uns geerbt, daß wir sie mit uns aus Mutterleibe bringen. Je mehr wir danach wachsen und am Alter zunehmen, je mehr beweisen sich die Sünden auch, daß wir zu fremden angeerbten Sünden auch unsere eigenen Sünden mit großen Haufen dazu tun, und so tief in die Schuld gegen Gott wachsen, daß wir eben stecken, wie dieser Knecht hier.

8. Was ist aber das Urteil über diesen Knecht, von wegen seiner großen Schuld? Dieses, daß der Herr heißt ihn, sein Weib, sein Kind und alles verkaufen. Dadurch will der Herr anzeigen, daß wir arme Sünder nicht allein nicht bezahlen können, sondern wir müssen den Tod um der Sünde Willen leiden. Wie Paulus sagt:. " Der Sünde Sold ist der Tod "; und der Herr im Paradies Adam und Eva drohe:. " Welches Tages ihr von diesem Baum esset, sollt ihr des Todes sterben ". Da ist es mit uns armen Menschen allen hingekommen, daß um unserer Sünde Willen das Gesetz Gottes so ein hartes Wort gegen uns fällt und uns dem Tode überantwort. Wo sollen wir nun hin? Die Schuld ist vor Augen, wir können sie nicht leugnen; so will der Herr bezahlt sein, wir aber können nicht bezahlen, daß ist uns unmöglich.

9. Das ist nun das trefflicher, edle und tröstliche Stück, dagegen wir unsere Ohren neigen und unsere Herzen weit auftun sollten, ob wir diese Kunst auch lernen könnten, daß wir aus der großen Schuld möchten kommen und dem Tod entfliehen. Es geschieht aber solches allein damit, daß wir tun, wie der Herr hier sagt, daß dieser Knecht getan habe. Er sieht beides wohl, seine große Schuld, danach sein Unvermögen und die Strafe. Darum fällt er vor dem Herrn wieder, betet ihn an und spricht: " habe Geduld mit mir ". Das heißen wir auf deutsch zum Kreuze kriechen und Gnade begehren.

10. Das will der Herr, daß wir es lernen sollen, so wir anders von der Schuld frei werden wollen. Denn wer die Schuld nicht bekennen, sondern leugnen wollte (wie die Pharisäer tun, die sich für Fromm und gerecht halten), der würde seine Sache nur schlimmer machen. So wir es aber bekennen, so sind wir gefangen, denn wir können es ja nicht bezahlen. Darum ist es ein gefährlicher, greulicher Irrtum, daß man im Papsttum die Leute auf eigene Werke und Genugtuung weiset, Sünde damit abzulegen. Der einzige Weg ist, daß du solche Sünde und Schuld bekennst, und mit dem Knechte niederfällst und um Gnade bittest, und sprechest wieder Zöllner Lukas 18,13:. " Ach, Herr, sei mir gnädig ".

11. Ja, sprichst du, es sagte gleichwohl der Knecht hier, er wolle alles bezahlen. Er sage, was er wolle, so müssen wir bekennen, wenn es sein Ernst ist, daß es nicht wahr, sondern ihm ganz und gar unmöglich sei. Deswegen läßt es sich ansehen, Christus habe damit anzeigen wollen, wie es um unsere Herzen getan sei in solchem Fall, nämlich, daß wir solche Gnade, die so reichlich und überschwenglich ist, nicht fassen können. Wir denken immer, es sei zuviel, Gott werde nicht so gnädig sein, daß er uns alles sollte nachlassen, es müsse dennoch auch etwas bezahlt werden, es sei zuviel, daß man uns alles ganz und gar nachlassen und schenken sollte. Solche unsere Gedanken hat der Herr hier anzeigen wollen, daß der Knecht, ob er wohl um Gnade bittet, dennoch sich erbietet, als wolle er bezahlen, was er schuldig sei. Obwohl das auch wahr ist, wer Vergebung seiner Sünden mit Herzen begehrt, der muß am wenigsten den Vorsatz haben, er wolle der Schuld nicht mehr machen, daß ist, er wolle von Sünden ablassen und sich bessern und hinfort frömmer werden. Denn in Sünden fortfahren und davon nicht wollen ablassen, und dennoch um Vergebung der Sünden bitten, daß heißt unseres Herrn Gottes spotten.

12. Wer nun sich also an Gottes Barmherzigkeit begibt und um Gnade betet, wie findet er Gott? Auf das allerwilligste und gnädigste. Denn höre, was sagt der Sohn Gottes, der im Schoß des Vaters ist? " Es jammerte den Herrn desselbigen Knechts ", spricht er, " und er ließ ihn los, und die Schuld erließ er ihm auch ". Das ist die rechte und eigentliche Farbe, da man Gott und sein Herz auf das Beste mit malen kann und soll. Wer in ihm aber eine andere Farbe gibt, der malt ihn nicht richtig, und anders, denn er an sich selbst ist.

13. Denn das unsere Herzen dafür halten, Gott sei ein ernster Richter, da die Sünder keine Gnade bei finden, sondern sich aller Ungnade besorgen müssen, das ist ganz und gar ein falscher Gedanke; und es nicht nichts dran, obgleich das Gesetz selbst von unserem Herrn Gott nicht anders Predigt. Denn das Gesetz redet von den Sündern, die keine Gnade hoffen noch begehren. Die Sünder aber, die ihre Sünde bekennen, lassen sie sich leid sein, und wollten gern, daß sie Gott nicht also erzürnt hätten, und ist all ihr Anliegen und Kummer, daß sie wieder Gott so gelebt und seinen Geboten nicht gefolgt haben, und bitten deswegen um Gnade: die sollen Gnade finden, wie hier steht. Ursache, Gott ist ein gnädiger Gott, und hat ein väterliches Herz. Darum jammerte ihn unser Unglück und geht ihm zu Herzen; und wie der Prophet sagt (Hesekiel 18,23), hat er nicht Lust an des Sünders Tod; das aber ist seine Lust, daß der Sünder sich bekehre und lebe. Darum, wo er bei dir ein solches Herz findet, daß der Gnade begehrt, und ein Mißfallen ob der Sünde hat und davon abläßt, da will er gerne alle Schuld fallen lassen und dir Gnade beweisen. Wie wir hier sehen an dem Knechte, der seine Schuld bekennt und um Gnade bittet.

14. Was aber das Mittel sei, dadurch uns Gott will gnädig sein, zeigt das Evangelium an anderen Orten an, nämlich, daß der Sohn Gottes, unser lieber Herr Christus Jesus sich der Sünder angenommen, ihre Sünde auf sich geladen, und mit seinem Tod dafür bezahlt hat. Wo nun solches Vertrauen an den Herrn Christum und seinen Tod ist, da hat man Gott das Herz abgewonnen, daß er nicht zürnen noch strafen kann. Denn er ohne das ein mitleidig Herz hat, und tut ihm unser Jammer und Elend weh. Deswegen er von sich selbst, sobald Adam und Eva in die Sünde und den Tod gefallen waren, sich erboten hat, dem Teufel soll seine Macht durch des Weibessamen genommen werden.

15. Das ist nun unsere Lehre, die wir, Gott Lob! Recht und rein haben in unseren Kirchen, daß wir Vergebung der Sünden und ewige Gerechtigkeit und ewiges Leben haben, allein durch den Glauben an Jesum Christum, das ist, durch Gottes Gnade und Barmherzigkeit. Wie wir hier an dem Knechte sehen, der eine so große Summe schuldig ist; aber aus Gnaden, ohne Verdienst, ohne alle Werke wird sie ihm erlassen: allein darum, daß er sich an die Gnade hält und darum bittet.

16. Darum ist es eine irrige, falscher, ja, gotteslästerlichen Lehre, daß die Katholiken, wenn sie von Vergebung der Sünden predigen, die Leute, so in solcher Schuld stecken, die ihnen zu bezahlen unmöglich ist, dahin beweisen, sie sollen und müssen für sich selbst mit eigenen Werken bezahlen. Daß wir aber die Leute bloß und allein auf Gottes Gnade durch Christum weisen, das heißen sie Ketzerei und Irrtum. Aber nimm du dies Evangelium vor dich, und besiehe, welche mehr hinzu kommen: wir, die wir von der Gnade predigen, oder sie, die von eigenen Werken und Genugtuung predigen. In Summe, die ganze Predigt geht dahin, daß wir lernen sollen, Gott will uns vergeben, und frei lauter umsonst zu Gnaden annehmen, und alle Schuld uns erlassen. Solcher Gnade erinnert uns der Herr hier, daß wir auch also tun, und untereinander alle Gnade und Freundlichkeit brauchen und mit unserem Nächsten nicht genau rechnen sollen; als dann halten wir uns wie Christen, denen Gnade wiederfahren ist, und deswegen auch gegen jedermann Gnade beweisen. Das ist die erste Ursache, die der Herr hier führt, und daneben auch lehrt, welches der rechte Weg zur Seligkeit sei, daß wir zu Gnaden und Vergebung der Sünden kommen.

17. Die andere Ursache ist, daß der Herr will, wir sollen doch den Schaden und Unbilligkeit, so uns von anderen wiederfahren, recht ansehen und wohl bewegen; so werden wir gewißlich befinden, wenn wir es auf die Goldwaage legen, daß die Schuld, so wir gegen unseren Herrn Gott haben, wird sein, wie 10000 Pfund gegen hundert Pfennige, die uns unser Nächster schuldig ist. Das wird denn uns auch bewegen, weil Gott so eine große Summe uns hat nachgelassen, daß wir mit dem kleinen nicht so genau rechnen, sondern auch zu Unrecht uns gutwillig halten sollen.

18. Einen Pfennig gegen 10000 Pfund, wobei ein jegliches Pfund sechshundert Kronen macht, ist eine sehr geringe Summe. So will nun der Herr so sagen: wenn ihr gleich euren Schaden wollten hoch machen, darum ihr denkt, ihr hättet Ursache zu zürnen: was ist es denn? Es ist kaum ein Gulden gegen hundert mal tausend Gulden, die ihr unserem Herrn Gott schuldig seid. So denn Gott auch die Augen zutut gegen euch, er will solche große Schuld nicht rechnen noch sehen: wie könnt ihr denn so unbarmherzige, harte Leute sein, daß ihr nichts nachlassen, und alles so genau rechnen wollt? Tut es nicht, um Gottes willen. Legt eure Sünde auf eine Waage und eures Nächsten auch, und tut nicht mehr, denn heuer himmlischer Vater mit euren vielen und großen Sünden getan hat, so seid ihr rechte Christen.

19. Die dritte Ursache ist diese, daß der Herr im Gleichnis uns alle miteinander Knechte heißt. " Derselbe Knecht ", spricht er, ging hinaus, und fand einen seiner Mitknechte, der war ihm hundert Groschen schuldig ". Solches sollte uns auch zur Gnade bewegen und von der Rache abschrecken. Denn wir sind nur Mitknecht, und haben aller einen Herrn über uns, der kann und wird uns strafen, was jedermann Böses tut; dem sollen wir seine Gewalt und Macht lassen, und ihm nicht dazwischen fallen. Denn er will es nicht leiden, daß du ihm in sein Amt greifen, und das tun wolltest, daß ihm allein zu tun gebühret. Wie der Herr am anderen Ort sagt:. " Die Rache ist mein, ich will vergelten ". Denn Gottes Ordnung ist es, daß er die Sünde strafen will; und hat zu solchem Werk nicht allein den bösen Feind, der Leib und gut an greifen und auf mancherlei Weise beschädigen kann, wenn Gott ihm solches verhängt; sondern er hat auch auf Erden Vater und Mutter, Herr und Frau, und weltliche Obrigkeit. Diese alle haben Befehl von Gott, daß sie das Böse strafen sollen.

20. Darum, du bist Kind oder Knecht im Hause, so dir Unrecht geschieht von anderen Kindern oder Knechten, so hüte dich; laß dich den Zorn nicht überkommen, daß du dich rächen und nicht vergeben wolltest. Denke, es ist mein Mitknecht, ich habe keine Macht über ihn; ich will den strafen lassen, der Herr über uns beide ist. Will der es nicht tun und seines Amtes nicht warten, so ist noch ein Art oben über uns alle, der wird es nicht ungestraft lassen. Also sollen Bürger, Bauern, in der Summe ein jeder gegen den anderen sich halten, und vor der Rache sich hüten. Das meint der Herr mit dem Wort, daß er sagte im Gleichnis:. " Dieser Knecht fand einen seiner Mitknechte ".

21. Die vierte Ursache ist, werde solcher Lehre nicht folgen, und weder Gottes große Gnade gegen sich, noch seines Nächsten kleine Schuld bedenken wollte, der doch sein Mitknecht ist, über den er keine Macht hat, und wollte seines Kopfes hinaus und nichts nachgeben, sondern zürnen und strafen: was würde er damit ausrichten? Anderes nicht, denn das solche große Unbilligkeit und Unbarmherzigkeit nicht wird heimlich bleiben. Andere Christen werden es sehen, und sich sehr darüber betrüben, und vor den Herrn kommen und ihm alles erzählen. Das heißt auf deutsch so viel:. Durch solche Unbarmherzigkeit wird der Heilige Geist in den Christen betrübt; denen tut es wehe, seufzen deswegen zu Gott. Da darf niemand denken, daß solch Seufzen sollte vergebens und umsonst sein. Denn wo sonst der Herr sich so würde stellen, als sehe und wüßte er es nicht, und würde die Strafe verziehen und aufhalten: so wird er doch durch solch der anderen Christen Klagen und Seufzen gedrungen, daß er der Sache sich annehmen und zur Strafe eilen muß.

22. Also, gleich wie frommer Leute Fürbitte nicht vergebens noch umsonst ist, so ist der gemeine Fluch, das gemeine Klagen über die Bösen auch nicht vergebens noch umsonst. Darum will der Herr uns hiermit warmen, daß wir solchen gemeinen Fluch nicht verachten, sondern gegen unsere Mitknechte freundlich und barmherzig sein sollen: so werden wir Christen finden, die für solche Barmherzigkeit Gott danken, und wünschen werden, daß Gott uns bezahlen und dergleichen auch tun soll.

23. Darum sind diese unglückselige, heillose Leute, die beide, den gemeinen Segen und Fluch, verachten, die doch beide treffen: der Segen die Frommen, der Fluch die Bösen. Wie man denn erfährt, wenn eine teure Zeit kommt. Wer dann das Korn inne hält, wie die Geizhälse pflegen, und wartet, bis es mehr Geld dafür gibt, dem fluchen, wie Salomon sagt, die Leute, Sprüche 11,21; aber Segen kommt über den, der es verkauft. Solches verachten die Gottlosen beides. Aber man sehe, ob solcher Fluch vergebens sei, und sie nicht alles Unglück anstoße, die ihn auf sich laden. Denn, wie wir hier sehen, weißet uns der Herr dahin, daß wir uns davor hüten sollen, und nicht Ursache geben, daß die Mitknechte betrübt werden, vor den Herrn kommen und sagen, was sie gesehen haben. Denn da höre, was folgt.

24. Der Herr fordert den Knecht vor sich. Das ist die fünfte Ursache: daß, wo du keine Barmherzigkeit deinem Nächsten beweisen, sondern dich rächen und ihn strafen willst, Gott dazu nicht will bestehe schweigen, sondern dich zur Rede stellen. Das wird am jüngsten Tage geschehen. Da wird dann das schreckliche Urteil gehen, daß du den Peinigern überantwortet werdest, bist du alles bezahlest.

25. Was hast du denn an deinem Zorn gewonnen, du armer Mensch? Da du sonst einen gnädigen Gott haben und aller deiner Schuld hättest können frei und los werden, so du deinem Nächsten Barmherzigkeit bewiesen und ihm seine Missetat hättest für gut gehabt; da will Gott dir auch nicht vergeben, und ebenso genau gegen dich rechnen, als du genau gegen deinen Nächsten rechnest. Das ist ein armer, elender Handel, der du um eines Pfennigs willen, den du nicht lassen willst, über hunderttausend DM verlierst. Wie wohl dies Gleichnis viel zu gering zu dieser Sache ist, da ein Mensch zu Vergebung der Sünden nicht kommen und in Ewigkeit in Zorn und der Ungnade Gottes bleiben muß.

26. Darum beschließt der Herr und spricht: " also wird euch mein himmlischer Vater auch tun, so ihr nicht von Herzen vergebet, ein jeglicher seinem Bruder seine Fehler ". Er heißt uns untereinander Brüder; da will sich je keine Feindschaft noch Unfreundlichkeit leiden. Nun sind wir aber so gebrechlich alle, daß wir nie durchaus unter einander so leben werden, es wird immer einer den anderen mit Worten, Werken und anderem beleidigen.

27. Wie soll es denn sein? Sollen wir wie Hunde und Katzen unter einander uns beißen und kratzen? O nein, sondern so soll es sein, daß wir von Herzen vergeben, und bedenken:. Was wollte ich meinen Bruder strafen? Ist mir Gott gnädig, und hat mir so eine große Summe frei, umsonst, um Jesu Christi seines Sohnes, willen, nachgelassen: was wollte ich mich um einen Pfennig oder zwei ärgern. Ich will eines gegen das andere abrechnen, vergessen und vergeben, und Gott danken, daß er mir auch vergeben und mich zu Gnaden angenommen hat, da er doch tausend und aber tausend Mal mehr Ursache hätte gehabt, mit mir zu zürnen und mich zu strafen, denn ich wieder meinen Nächsten habe.

28. Das ist die Lehre, welche unser lieber Herr Christus seinen lieben Christen heute predigen läßt, daß wir uns brechen, dem Zorn den Zaum nicht lassen, sondern unsere Schuld gegen des Nächsten abrechnen, und froh sollen sein, daß wir dazu kommen und beides aufgehoben werde.

29. Aber da sieht man leider, wie wir so gar nicht folgen, und uns den Teufel reiten und treiben lassen zu Zorn, Rache und allem Unglück, mit unserem großen Schaden und Nachteil. Denn beschlossen ist es:. Willst du nicht vergeben, so will dir Gott auch nicht vergeben; willst du rächen, zürnen, strafen, so will Gott auch rächen, zürnen und strafen. Aber ein ungleicher Zorn und Strafe ist es. Denn Gottes Zorn und Strafe ist ein ewiger Zorn und Strafe: da steckts du dich ein durch einen kleinen Zorn, der so einer geringen Schuld wegen entsteht, gegen den, da du kein Recht zu hast; sondern Gott allein hat Recht dazu, und ist gewiß, wo du nur nicht strafest und ihm zuvor kommst, er werde weit härter und schrecklicher die Sünde an deinem Mitknecht strafen, denn du immer gedenken kannst.

30. Darum sieht man auch, wie immer eine Sünde mit der anderen gestraft wird. Was so rachgierige, zornige, unerträgliche Leute sind, die treibt er Teufels so weit in den Zorn, daß sie nicht können noch wollen das Vater Unser beten. Denn sie sehen einen Stachel darin, den sie nicht können über die zugelassen, daß ein Christ beten soll:. Vergib uns unsere Schuld, wie wir unseren Schuldigern vergeben. Da fühlen sie sehr wohl, so ihnen Gott nicht anders vergeben wolle, denn sie anderen vergeben, so werden ihnen ihre Sünden wohl unvergeben bleiben. Solch ein Urteil wollen sie selbst wieder und über sich nicht sprechen, lassen eher Vater Unser ungebetet. Denkst du nicht, der Teufel habe solche Leute schon gebunden, daß sie um des Zornes willen auch das Gebet verlieren? Was hat aber ein Christ, wenn er das Gebet verloren hat? Gar nichts hatte er, ja, steckt in einem doppelten Ungehorsam gegen Gott!

31. Also geschieht es auch, daß solche Leute sich vom Heiligen Abendmahl des Leibes und Blutes Christi enthalten, und um eines kleinen, geringen, und ewigen Zornes willen gegen ihren Nächsten sich des höchsten Trostes wieder die Sünde und das Gewissen berauben. Wäre es nicht tausend und aber tausend Mal besser, allen Zorn fahren lassen, alle Unbilligkeit leiden und vertragen, denn mutwillig und vorsätzlich sich Gottes Gnade berauben und ihm seinen Zorn fallen?

32. Darum, wer sein Herz dermaßen mit Zorn und Haß verhärtet findet, der nehme dies Evangelium vor sich und besinne sich wohl, und bitte Gott um Vergebung, daß er so lange den Zorn gegen seinen Nächsten behalten und so unchristlich gelebt habe; und fahre bald zu und vergebe von Herzen, auf das Gottes Urteil und Gericht ihn nicht übereile, sondern er auch zu Vergebung der Sünden und ewigem Leben komme durch Christum, unser aller Erlöser und Seligmacher.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Am ersten Sonntag des Advents


Matthäus 21,1-9


Da sie nun nahe bei Jerusalem kamen an Bethpage an den Ölberg, sandte Jesus seiner Jünger zwei, und sprach zu ihnen:. Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt, und bald werdet ihr eine Eselin finden angebunden und ein Füllen bei ihr; löset sie auf und führet sie zu mir. Uns so euch jemand etwas wird sagen, so sprechet:. Der Herr bedarf ihrer; so bald wird er sie euch lassen. Das geschah aber alles, auf das erfüllet würde, daß gesagt ist durch den Propheten, der da spricht:. Saget der Tochter Zion:. Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen der lastbaren Eselin. Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und brachten die Eselin und das Füllen, und legten ihre Kleider darauf und setzten ihn darauf. Aber viel Volks breitete die Kleider auf den Weg; die anderen hieben Zweige von den Bäumen und streueten sie auf den Weg. Das Volk aber, daß vorging und nachfolgte, schrie und sprach: Hosianna dem Sohn Davids; gelobet sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, Hosianna in der Höhe!


1. Die Juden hatten viele schöne und herrliche Verheißungen von dem Messias oder Christus, wie er auf Erden kommen, ein ewiges Reich anrichten, und sein Volk von allem Übel erlösen und ewig helfen sollte; wie man denn in der Propheten Predigten überall sieht, daß sie über die maßen herrlich von dem künftigen Reich Christi reden. Und solche Predigten bei den Juden sehr wohl bekannt gewesen sind.

2. Aber da fanden sich falsche Prediger und fleischlichen Lehrer, welche das Volk auf diese Meinung führten, als sollte Christus in weltlicher Pracht kommen und einreiten, wie es sonst weltliche Könige pflegen, da es alles auf das prächtigste und schönste zugeht; und sollte dann aus den Juden in aller Welt eitel große, gewaltige Fürsten und Regenten machen. Wie sie heute auch noch denken, wenn ihr Messias kommen werde, so werden sie in aller Welt Herren sein und die Heiden ihre Knechte. Auf einen solchen Messias oder Christus gaffen sie noch, begehren den Messias, das ist, aber nicht dazu, daß er sie von Sünden und dem ewigen Tod erlösen sollte.

3. Auf das nun die Juden gewarnt und durch solche fleischlichen Lehrer nicht betrogen würden, so hat Gott durch den Propheten Sacharja lange zuvor verkündigen lassen: Christus werden nicht kommen als ein weltlicher König, mit großer Pracht und köstlicher Rüstung; sondern als ein armer Bettler werde er zu Jerusalem, in seiner Hauptstadt, auf einen Esel einreiten, wie denn die Geschichte des heutigen Evangeliums anzeigt. Auf das ja die Juden sich nicht entschuldigen möchten und sagen:. Hätten wir es gewußt, daß er so ein armer König sein sollte, wir wollten ihn angenommen haben. Denn solches hat ihnen der Propheten ganz klar angezeigt, vor so langer Zeit. So ist die Geschichte auch öffentlich bei hellem Tag geschehen, daß Christus daher reitet auf einem geliehenen Esel, der weder Sattel noch anderes Gerät hat, deswegen die Jünger ihre Kleider auf den Esel legen müssen, daß der arme König sich so behelfen muß. Deswegen können sich die Juden nicht entschuldigen. Denn hier ist eine helle, klare Weissagung: wenn Christus zu Jerusalem einreiten wird, so werde er nicht, wie sonst weltliche Könige, auf hohen Pferden, mit Harnisch, Spies und Schwertern kommen, welches alles zum Ernst gehört und eine Gewalt anzeigt: sondern er werde kommen, wie es der Evangelist nennt, " sanftmütig ", oder wie der Prophet spricht, " Arm und Elend ". Als wollte der Prophet jedermann warnen und sprechen:. Habt ja auf den Esel gut Achtung, und wisset, daß der der darauf kommt, der rechte Messias sei. Darum hütet euch, und gaffet nicht auf die goldenen Kronen, feinen Kleider und goldenen Stücke, noch auf anderes herrliches Zeug. Denn Christus wird endlich kommen, mit betrübten und sanftmütigen Herzen, und auf einen Esel. Das ist alle seine Pracht und Herrlichkeit, die er in seinem Einreiten gen Jerusalem vor der Welt führen wird.

4. Die Weissagung nun verursacht den Herrn zu diesem Einzug, und ist ihm sehr viel daran gelegen gewesen. Deswegen er den Jünger auch die Sache so fleißig befiehlt; und nicht bei Nacht, noch heimlich, sondern öffentlich, bei hellem, lichtem Tage, zu Jerusalem einzieht, nicht allein, sondern mit viel Volks, das vor- und nachgeht, und ihm als dem rechten König und Sohn David zuschreit, wünscht ihm auch Glück und Heil zu seinem Königreich; das also das ganze Jerusalem dieses Einzugs gewahr werden muß, den Esel und diesen armen König zu sehen und zu hören, von welchem Sacharja geweissagt hatte, und die Juden gewarnt, daß sie sich an der armen Gestalt und dem bettlerischem Einzug nicht ärgern sollten; sondern sollten den Wahn fallen lassen, daß sie dachten, Christus würde mit weltlicher Pracht kommen. Er wird wohl ein König sein, spricht Sacharja, aber ein armer, elender König, der ganz und gar kein Ansehen eines Königs hat, wenn man ihnen nach der äußerlichen Pracht rechnen und Ansehen will, welche die weltlichen Könige und Fürsten vor der Welt führen.

5. Dagegen aber, sagt Sacharja, wird dieser arme und bettlerische König eine andere Macht haben, denn sonst alle Könige und Kaiser haben, die jemals auf Erden gekommen sind, sie seien gleich so große und mächtige Herren gewesen, als nie zuvor gewesen sind. Nicht ein reicher, prächtiger, herrlicher König vor der Welt, sondern ein Gerechter und ein Heiland, der Gerechtigkeit und Seligkeit mitbringen, und Sünde und Tod angreifen, und ein Sündenfeind und Todesfeind sein soll, der allen denen von Sünden und ewigen Tod helfen will, die an ihn glauben und ihn als ihren König aufnehmen, und sich den armen, und geliehenen Esel nicht ärgern lassen. Die solches tun, denen soll die Sünde vergeben sein und der Tod nicht schaden, sondern sie sollen das ewige Leben haben. Und ob sie schon leiblich einmal Sterben und begraben werden, so soll es doch nicht ein Tod sein noch heißen, sondern nur ein Schlaf. Solches will der Prophet von diesem Könige uns lehren mit dem, daß er ihm diese zwei Namen gibt und heißt ihn gerecht und einen Heiland, der dem Tod die Zähne ausbrechen, dem Teufel den Bauch zerreißen, und also uns, die wir an ihn glauben, von Sünden, Tod frei machen soll, und unter die Engel führen, da ewiges Leben und Seligkeit ist.

6. Den anderen Königen läßt er ihre Pracht, Schlösser, Häuser, Geld und Gut, läßt sie köstlicher Essen, Trinken, kleiden, bauen, denn andere Leute, aber diese Kunst können sie nicht, die dieser arme Bettelkönig Christus kann. Denn da ist weder Kaiser, König noch Papst mit aller seiner Macht, der von der geringsten Sünde helfen, und mit seinem Geld und Gut die geringste Krankheit heilen könnte; ich geschweige, daß sie wider den ewigen Tod und die Hölle helfen sollten. Aber dieser Bettelkönig Christus hilft nicht allein wieder eine Sünde, sondern wieder alle meine Sünde, und nicht allein wieder meine Sünde, sondern der ganzen Welt Sünde. Er kommt und will wegnehmen, nicht allein die Krankheit, sondern den Tod; und nicht allein meinen Tod, sondern der ganzen Welt Tod.

7. Solches, spricht der Prophet, sagt der Tochter Zion, daß sie sich nicht ärgere an seiner elenden Zukunft, sondern tue die Augen zu und die Ohren auf, und sehet nicht, wie armselig er einreitet, sondern hören, was man von diesem armen Könige predige und sage. Das Elend und Armut sieht man, daß er auf einem Esel ohne Sattel und Sporen einherreitet wie ein Bettler; aber daß er die Sünde von uns nehmen, den Tod würgen, ewige Heiligkeit, ewige Seligkeit und ewiges Leben geben werde, daß sieht man nicht. Deswegen muß man es hören und glauben. Darum spricht Sacharja:. " Sagt es der Tochter Zion ", daß sie es wisse, und sich daran nicht ärgere, daß er so jämmerlich einreitet und so schmählich stirbt. Denn solches alles geschieht hier, Zion, zu gut, daß er die helfen will, als ein Heiland, wider den Teufel und Tod, und will dich heiligen und von Sünden frei machen.

8. Wer nun solches nicht mit den Ohren fassen will, sondern mit Augen sehen und Händen greifen, der wird fehlen; denn mit diesem König ist es ganz anders, denn sonst mit anderen Königen. Was die selben tun, daß tun sie mit einer Pracht, und hat alles ein großes, tapferes Ansehen. Solches findet man bei Christum nicht; der hat solch fein Werk daß er von Sünden und Tod helfen will, zuerst in die Taufe gesteckt. Da sehen die Augen anderes nichts, denn ein schlechtes Wasser wie anderes Wasser. Er hat es in das Wort gefaßt und in die Predigt. Da sehen die Augen anderes nichts, denn einen Menschen atmen. Aber wir sollen uns hüten und den Augen nicht folgen, sondern die Augen zu und die Ohren auftun, und das Wort hören. Dasselbe lehrt, wie unser Herr Christus sein Blut vergossen habe zur Vergebung unsere Sünde und ewigem Leben. Solche Gaben will er uns geben in der heiligen Taufe, dem Abendmahl, in der Predigt oder Absolution, da sollen wir es gewiß finden. Nun, wahr ist es, es scheinet klein und gering, daß durch das Wasserbad, Wort und Sakrament solches soll ausgerichtet werden; aber laß dich durch deine Augen nicht verführen. Dort war es auch klein und gering, daß der, der auf einen geliehenen Esel einritt und hernach sich kreuzigen ließ, sollte Sünde, Tod und Hölle wegnehmen. Niemand konnte ihm ansehen; aber der Prophet sagte es. Deswegen muß es auch geglaubt und mit den Ohren gefaßt sein, mit den Augen wird mans nicht sehen.

9. Darum spricht der Evangelist:. " Sagst der Tochter Zion ". Und der Prophet spricht:. " Zion, jauchze, sei fröhlich ", tanz und spring, " denn dein König kommt ". Was für ein König? Ein Heiliger, Gerechter König, und ein Heiland oder Helfer, der dein Heiligmacher und dein Heiland sein will. Denn seine Heiligkeit und Gerechtigkeit will der dir anhängen, daß du von Sünden frei bist, und sein Leben will er für dich lassen, daß du durch seinen Tod vom ewigen Tod sollst erlöst sein. Deswegen ärgere dich nicht an seiner elenden und armen Gestalt, sondern danke ihm dafür und tröste dich. Denn es geschieht alles um deinetwillen und dir zu gut, er will dir also von deinen Sünden und Tod helfen, und gerecht und selig machen.

10. Daß es nun unser König, der liebe Herr Jesus Christus, und ist dies sein Reich und Amt. Er geht nicht mit Thalern, Kronen und großen Königreichen, und weltlicher Pracht um; nein, sondern wenn wir müssen Sterben und können das Leben hier nicht länger behalten, so ist dies sein Amt und Werk, daß wir durch sein Leiden und Tod wissen, wo wir bleiben sollen; daß wir können sagen:. Ich bin geheiligt durch meinen König Jesu Christum, der ist darum so elendiglich gekommen, hat sich darum an das Kreuz schlagen lassen, daß er mich heiligen wollte und in mir ersäufen meine Sünde und Tod. Wer solches also glaubt, wie er es hört und im Evangelium gepredigt wird, der hat es also. Denn darum ist die heilige Taufe von Christus eingesetzt, daß er dadurch seine Gerechtigkeit dir anziehen will, daß seine Heiligkeit dein und seine Unschuld auch dein eigen sein soll. Denn wir sind elende, arme Sünder, aber in der Taufe tröstet uns Christus und spricht:. Gib mir deine Sünde her, und ich gebe dir meine Gerechtigkeit und Heiligkeit; laß dir deinen Tod abziehen und ziehe dafür mein Leben an. Das heißt eigentlich Christi Regiment. Denn all sein Amt und Werk ist dieses, daß er uns täglich Sünde und Tod ausziehe, und seine Heiligkeit und Leben uns anziehe.

11. Diese Predigt sollte man billig mit großen Freuden hören und annehmen, sich daraus bessern und fromm werden. Es kehrt sich aber leider um, und die Welt wird aus diese Lehre je länger sie geht umso Ärger und schlimmer, dieses ist des leidigen Teufels Arbeit und Geschäft. Wie man sieht, daß die Leute jetzt geizigen und unbarmherziger, unzüchtiger, frecher und ärger sind, denn zuvor. Was macht dieses? Anderes nicht, denn daß man diese Predigt nicht mit Freuden annimmt, sondern jederman schlägt es in den Wind, nimmt sich mehr um Geld und Gut an, denn als um diesen seligen Schatz, welchen unser Herr Christus zu uns bringt. Deswegen straft sie unser Herr Gott wie er spricht:. Magst du denn mir nicht darum danken, daß ich durch meines eingeborenen Sohnes Tod und Sterben die Sünde und den Tod hinweg nehme? Nun, so will ich dir Sünde und Tod genug schaffen, weil du es doch so haben willst; und wo vorher dich nur ein Teufel geritten hat, sollen dich jetzt sieben ärgere Teufel reiten. Wie man denn an den Bürgern und Bauern mit dem schändlichen geiziger, unordentlichen Leben, Unzucht und andere Unart sieht .

12. Deswegen ermahne ich euch, daß wir ja solche Predigt mit Lust und Liebe hören, und mit aller Dankbarkeit annehmen wollt, und unseren Herrn Gott von Herzen bitten, daß er euch einen starken Glauben geben will, daß ihr solche Lehre behalten möchtet; so wird gewiß auch die Frucht daraus folgen, daß ihr von Tag zu Tag demütiger, gehorsamer, freundlicher, züchtiger und frömmer werden. Denn diese Lehre hat diese Art und Natur an sich, daß sie züchtige, gehorsame, fromme Leute macht. Die es eben nicht mit Liebe annehmen wollen, die werden siebenmal Ärger, denn sie zuvor gewesen sind, ehe sie zu dieser Lehre gekommen sind; wie man überall sieht. Deswegen hütet euch, denn die Stunde wird gewiß nicht ausbleiben, daß Gott solchen Undank strafen wird. Als dann wird es sich finden, was die Welt damit verdient habe.

13. Darum lernet diese Geschichte des heutigen Evangeliums wohl. Denn weil die Juden dem Propheten nicht folgen wollten, ist es uns gesagt, daß unser König sanftmütig und arm komme, auf das wir uns an solcher Armut nicht ärgern, noch auf weltlicher Pracht und Reichtum mit den Juden gaffen; sondern lernen, daß wir an unseren Herrn Christus einen solchen König haben, der gerecht und ein Heiland ist, und uns von Sünden und dem ewigen Tod helfen will. Solche Predigt sollt ihr mit Willen und Freuden annehmen, und Gott dafür von Herzen danken; sonst werdet ihr den leidigen Teufel annehmen müssen und mit Heulen, Weinen und Zähneklappen.

14. Zu solchen ermahnet uns das Beispiel der Apostel und anderer, so hier mit dem Herrn Christus zu Jerusalem einlaufen. Denn weil der Herr Christus ein König ist, so muß er auch ein Reich oder Volk haben, und das Volk muß sich mit rechtem gebührlichen Dienst gegen diesen König erzeigen. Was nun solcher Dienst sei, zeigt die Geschichte sehr fein an. Denn hier findet man Leute, die den Herrn Christum als einen König erkennen, und sich nicht scheuen, neben dem elenden Esel und armen König her zu laufen.Unter den selben sind die Apostel die ersten, die erkennen den Herrn Christum für den Rechten Messias, der gerecht machen und ein Heiland wider Sünde und Tod sein werde. Deswegen bringen sie hier dem Herrn Christus den Esel, das ist, sie weisen die Juden zu Christus, die bisher unter dem Gesetz gelebt, und solche Last, wie ein Esel, getragen hatten. Jetzt aber mit dem Esel führen sie zu Christus auch das junge Füllen, die Heiden, so noch ungezähmt und unter keinem Gesetz gewesen waren. Denn Christus ist ein Heiland aller Menschen. Deswegen alle rechtschaffenen Prediger und Lehrer die Leute zu Christus leiten und führen sollen. Das ist der eine Gottesdienst, der diesem König gebühret, daß man ihn für einen Gerechten und Heiland erkennen, annehmen, rühmen und preisen, und jederman zu ihm weisen soll.

15. Der andere Gottesdienst ist, daß man dem Herrn Christus auf den Esel das Hosianna singen soll, das ist, nach dem an ihn erkannt und als einen Heiland angenommen hat, soll man auch ihm zu seinem Reich Glück und Heil wünschen, und alles tun, was zur Förderung seines Reiches dient. Gott gebe es; sagen die Pharisäer und Priester dazu, was sie wollen. Denn " Hosea nach " heißt auf deutsch: Herr, hilf, Herr, gib Glück dem Sohn David. Eben wie wir im Vater Unser beten: dein Reich komme. Denn der Teufel und seine Glieder werden es nicht unversucht lassen, wie sie dieses Reich hindern, und das Wort entweder vertilgen oder fälschen können. Da gehört nun beten und wünschen zu, daß Gott solchen des Teufels Willen brechen, und zurück treiben wolle.

16. Das dritte ist, daß man nicht allein beten, sondern auch die Kleider ausziehen und dem Herrn Christus auf den Weg streuen soll, daß er doch ein wenig einen herrlichen und ehrlichen Einzug haben möge; welches geschieht, wenn wir das Predigtamt fördern nach unserem Vermögen, daß man helfe mit Geld und Gut, daß man feine, Gelehrte, fromme Leute aufziehe, die der Kirche mit dem Wort und gutem Wandel vorgehen; daß man die, so im Amt sind, also halte, daß sie ihres Amtes warten, nicht aus Mangel an Nahrung davon lassen müssen. In der Summe, wo man Geld und Gut dazu brauchen kann, daß die Kircheämter wohl bestellt und die Leute mit rechten Vorstehern wohl versorgt werden, da bereitet man dem Herrn Christus die Kleider unter, daß er desto ehrlicher möge einreiten.

17. Also soll man diesem König dienen, und nach den Hohenpriestern und Pharisäern nicht fragen, welchen dieser Einzug und armes Gepränge sehr wider und entgegen ist; ja, wollten es auch noch gern wehren. Aber Christus will es nicht verhindert haben. Denn weil er ein König ist, so muß er sein Hofvolk und Hofdienst haben. Und wohl denen, die ihm dienen; denn er ist ein solcher König, der uns wieder dienen will, nicht mit Geld und Gut, welches ein sehr geringer Dienst ist, sondern mit Gerechtigkeit wider die Sünde, und Hilfe gegen den Tod und ewige Verdammnis. Deswegen sollen wir zu seinem Dienst bereit und willig sein, und uns des Papstes, der Bischöfe und anderer Beispiele nicht ärgern, welche damit umgehen, daß sie nicht, wie die Apostel, den Esel zum Herrn Christus führen und ihn darauf setzen; sondern wollen sich selbst auf dem Esel setzen, die Leute mit Lehre und anderem regieren, wie sie wollen. Christum aber lassen sie zu Fuß gehen, und können nicht leiden, daß er durch sein Evangelium einreite und sich sehen lasse.

18. Diese falschen Lehrer haben auch ihre Schüler, die ihnen heucheln, Palmen und Ölzweige an den Weg streuen; aber zu dem armen Christus werfen sie mit Steinen. Denn sie verfolgen ihn, sein Evangelium, und alle, die es predigen. Solche werden an jenem Tag mit den Juden inne werden, daß sie den gerechten König und Heiland verachtet haben, und müssen deswegen Gottes Zorn in Ewigkeit tragen; dagegen die, so ihn angenommen, erkannt und ihre Armut zu seinen Ehren gewendet haben, durch ihn ewige Gerechtigkeit und ewiges Leben empfangen werden. Das verleihe uns allen unser lieber Herr und Heiland Jesus Christus, Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Am zweiten Sonntag des Advent


Lukas 21, 25-36

Und es werden Zeichen geschehen an der Sonne, und Mond, und Sternen; und auf Erden wird den Leuten bange sein, und werden zagen; und das Meer und die Wasserwogen werden brausen. Und die Menschen werden verschmachten vor Furcht und vor warten der Dinge, die kommen sollen auf Erden; denn auch der Himmel Kräfte sich bewegen werden. Und alsdann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in der Wolke, mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, so sehet auf, und hebet eure Häupter auf, darum, daß sich eure Erlösung nahet. Und er sagte ihnen ein Gleichnis:. Sehet an den Feigenbaum und alle Bäume. Wenn sie jetzt ausschlagen, so sehet ihrs an ihnen, und merket, daß jetzt der Sommer nahe ist. Also auch ihr, wenn ihr dies alles sehet angehen; so wisset, daß das Reich Gottes nahe ist. Wahrlich, ich sage euch, dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis das alles geschehe. Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte vergehen nicht. Aber hütet euch, daß eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen, und mit Sorgen der Nahrung, und komme dieser Tag schnell über euch; denn wie ein Fallstrick wird er kommen über alle, die auf Erden wohnen. So seid nun wacker allezeit, und betet, daß ihr würdig werden möget, zu entfliehen diesem allen, daß geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn.

1. Diese Weise hat unser Herr Gott allewege gehalten, von Anfang der Welt her, wenn er hat wollen was Neues machen, so hat er sondere große Zeichen lassen vorher gehen. Als, da er Ägypten strafen, und sein Volk daraus führen und sich ein besonderes Volk daraus machen wollte, da gingen allerlei herrliche Zeichen, böse und gute. Denn die Frösche, Heuschrecken Hagel, Pest und dergleichen tat den Ägyptern großen Schaden, bis zuletzt alle erste Geburt in einer Nacht gewürgt und das übrige Volk im Roten Meer ersäuft wurde. Bei den Juden aber waren dies gute Zeichen, daß sie trocken durch das rote Meer führte, ihre Feinde aber darin ersoffen, ihnen aber Himmelbrot gab, und dergleichen. Solches war eine Anzeigung, daß Gott etwas Neues mit diesem Volk anfangen, und ein neues Regiment und Wesen stiften wollte. Dergleichen geschah auch, da er die ungläubigen, verstockten Juden strafen und das neue Gnadenreich durchs Evangelium in aller Welt anrichten wollte. Denn da der Herr Jesus am Kreuz hing, taten sich die Gräber auf, die Toten stiegen heraus und gingen in die Stadt Jerusalem. Es kam eine große ungewöhnliche Finsternis, der Vorhang im Tempel zerriß. Solches alles war ein Anfang eines neuen Wesens und ein Untergang des alten, wie sichs denn im Werk hat auch gefunden daß das Judentum gefallen Christus ein neues Reich angerichtet hat.

2. Solches wußten die Juden wohl, und hatten es aus eigener Erfahrung gelernt. Deswegen kommen hier die Apostel zum Herrn Christus, und fragen ihn, was für Zeichen vor der Zerstörung Jerusalems und der Welt Ende kommen werden, ehe denn das ewige Reich Christi angehe?

3. Von der Zerstörung Jerusalems nun antwortet ihnen der Herr hier:. Wenn sie sehen werden, daß sich ein Heer um Jerusalem lagern werde, so sollen sie wissen, daß Ende sei nicht weit; gibt ihnen deswegen diesen Rat:. Sie sollen sich aus dem Land machen und auf das Gebirge fliehen; denn da werde keine Gnade sein, es müsse das Judentum verwüstet werden.

4. Also lehret er sie vom jüngsten Tag auch und spricht:. Wenn ihr Zeichen sehen werdet an der Sonne, am Mond, an den Sternen, am Meer und Wassern, an den Menschen und am Himmel; wenn solches, sagt er, angehe (denn man sollte nicht so lang harren, bis man meinte, es sei nun alles aus, oder man habe dergleichen auch vorher gesehen), dann seid tapfer, und laßt mit solchen Zeichen keinen Scherz sein; denn es ist eine gewisse Anzeigung, daß der jüngste Tag jetzt vor der Tür ist.

5. Hier ist nun die Frage, ob solche Zeichen alle vor dem jüngsten Tag werden geschehen. Aber nach solchem darf man nicht fragen. Denn der Herr sagt:. Wenn solches anfängt zu geschehen, so soll man darauf sehen. Deswegen glaube ich, daß etliche vielleicht die meisten Zeichen hernach geschehen werden, daß der Herr lehret, wo man solche Zeichen sehen und warten soll, nämlich, an den Himmel, Sonne, Mond und Sternen, und an den Menschen und den Meer. Wenn man nun etliche derselben sieht, so sollen man sich auf diese Zukunft schicken, und nicht warten, bis alle geschehen sind. Denn sonst würde uns die Zeit einholen.

6. An der Sonne und Mond geschehen zweierlei Zeichen: erstlich, daß sie ihren Schein verlieren. Solches, ob es wohl nicht seltsam und natürlich ist (denn man kann das aus der Kunst eigentlich zuvor wissen, ehe es geschieht), so ist dennoch ein Zeichen, wie es Christus selbst klar deutet im Evangelium Matthäus. Aber neben diesem können an der Sonne auch solche Zeichen geschehen, die man nicht wissen kann, sondern begeben sich plötzlich und fallen herrein gegen alle Mathematik, wie die Finsternis zur Zeit, da Christus am Kreuz gehangen hat. Denn die Kunst fällt so, daß die Finsternis an der Sonne geschehen muß im Anfang des Mondes, wenn er neu wird. Wenn es aber geschieht im Vollmond, wie damals, oder auf einen anderen Tag im Mond, so ist es nicht natürlich. Darum ist solche Finsternis ein besonderes großes Wunderwerk gewesen. Ob wir nun dergleichen nicht gesehen haben, so kann es sich doch sehr bald zutragen.

7. Und wir haben über die Jahre viel andere wunderliche Dinge gesehen, welches alles ungewöhnlich und seltsam ist. Als, daß ein Regenbogen um die Sonne gehen soll, daß die Sonne sich gleich teilen und viele Sonnen gesehen werden. So ist es auch nicht unglaublich, daß dergleichen auch etwas kommen wird, welches wir zuvor nicht gesehen haben. Darum haben wir eine Warnung an der Sonne genug, daß wir nicht sicher sein, sondern der seligen Zukunft unseres Herrn Christi warten sollen.

8. Die anderen Zeichen, davon Christus ihr meldet, sind das große Brausen der Wasser, daß es tobet, als wolle es alles untergehen. Denn gleich wie ein Mensch, wenn er natürlich sterben soll, erst krank wird, bekommt Fieber, Pest oder eine andere Krankheit; solches alles sind Zeichen, daß er davon soll: also wird auch die Welt gleich krank sein, daß Himmel, Sonne, Mond, Sterne, Menschen, Wasser und alles sich regen krümmen und übel sein wird, ehe es ganz zu Boden geht.

9. Das Zeichen an den Menschen halte ich gänzlich, daß wir es erlebt haben. Denn zu solchem hat der leidige Papst mit seiner Predigt sehr geholfen, das die frommen Herzen sehr erschreckt gewesen sind, darum daß man gepredigt hat, was für eine große Todsünde es sei, nicht recht zu beichten, beten, fasten, Messe hören und dergleichen. In solchem Schrecken wußten niemand, wohin? Denn der rechte Trost, die Vergebung der Sünden durch Christum, war verschwunden. Das fing für die Menschen ein martern an, jetzt mit diesen, jetzt mit anderen Werken; daß ich glaube, solches sei der größte Jammer auf Erden gewesen. Wie ich ihrer denn viel selbst gesehen habe, die solches Herzeleid und Schrecken nicht ertragen konnten, und in Verzweiflung fielen vor großer Furcht und Schrecken, daß sie sich nicht trauten, zu bestehen vor Gottes Gericht.

10. Denn da trieben uns des Papstes Predigten mit Macht hin, daß wir uns von Christus dem Richter, sollten zu Tode fürchten. Ich bin auch einer gewesen, konnte mich zu Christum, als einem strengen Richter, nichts Gutes hoffen, rief deswegen die Jungfrau Maria an, daß sie mir beistehen und gegen solchen Richter meine Rückhalterin sein sollte. Denn etwas anderes kannten wir nicht. Christum hatten wir verloren und mußten bekennen, daß wir bösen Buben waren. Er konnte man anderes nicht, denn sich fürchten und vor dem Richter erschrecken. Deswegen achte ich, dieses Zeichen sei bereits geschehen. Gleichwie ichs dafür halte, der andere Teil der anderen Zeichen am Himmel sei auch schon geschehen. Ob aber gleich noch mehr kommen sollen, so kann es doch alle Tage sich begeben, daß sie auch kommen. Wir sollen aber darum nicht unterlassen, uns gegen diesen Tag also zu schicken, wie der Herr unten lehren wird.

11. Am Ende meldet der Herr von einem Schrecken, und sagt: " die Leute werden verschmachten vor Furcht und vor Warten der Dinge, die auf Erden kommen sollen ". Hier redet er von einer anderen Furcht, welches eine sehr große Furcht ist, und sie kommt daher, daß die Menschen vor den Zeichen des jüngsten Tages sich fürchten werden. Solche sind nicht gottlose, ungläubige Leute, sondern fromm und gottesfürchtig. Deswegen nehmen sie die Warnung mit den Zeichen an, welche die Gottlosen frei und sicher verachten, darum der sie denken, diese Zeichen sind zuvor auch viel geschehen, und es sei dennoch der jüngste Tag nicht gekommen. Lassen deswegen heute dieses, morgen an anderes Zeichen und Warnung vorüber rauschen, und bleiben wie sie sind, heute wie gestern, und ohne alle Besserung, und kümmern sich gar nichts, wie es mit dem jüngsten Tage gehen werde.

12. Solche gottlose, sichere Leute läßt der Herr fahren. Denn weil sie Zeichen sehen und verachten können, so werden sie auch nach dem Wort und der Predigt nichts fragen. Aber die Frommen, die solche Zeichen wahrnehmen, und sich darüber entsetzen, die läßt der Herr sich befohlen sein, und tröstet sie auf das allerfreundlichste, und sagt:. Weil sie Christum bekennen, sein Wort lieben, nicht gern von selben abfallen noch leugnen wollten; so sollen sie vor solchen Zeichen, ob sie gleich etwas schrecklich sind, sich nicht entsetzen, noch erschrecken.

13. Als dann, spricht Christus, werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in der Wolke, mit großer Kraft und Herrlichkeit. Das wird eine andere Pracht sein, denn wo Kaiser und König einziehen. Denn da wird die ganze Luft voll Engel und Heilige sein, die werden leuchten, heller denn die Sonne, und der Herr Christus wird mitten unter ihnen schweben, und mit seinen Heiligen das Urteil über die Verdammten sprechen, welche unten auf Erden bei den Teufel stehen, zittern und beben werden.

14. Wenn nun, spricht Christus, dieses anfängt zu geschehen, so sehet auf und hebet eure Häupter auf, seid fröhlich und guter Dinge, denn es muß also so gehen. Soll die Welt zerbrechen, so muß sie zuvor krachen, sonst kann ein solch großes Gebäude nicht einfallen, es muß sich alles regen und bewegen. Eben wie ein Mensch, der jetzt sterben will, der windet und krümmt sich, verdreht die Augen, krümmt den Mund, wird im Gesicht blaß und ungestaltet. Also wird die Welt auch tun.

15. Aber ich sage euch:. Erschrecket nicht davor, richtet euer Haupt auf, als die es von Herzen gern sehen. Denn merkt, eure Erlösung ist nahe. Eure, spricht er, die ihr glaubt; die anderen, die nicht glauben, werden verdammt. Deswegen sollten sie sich wohl fürchten, aber sie tun es nicht. Denn der Herr Jesus würde beides mitbringen: denen, die gläubig und fromm gewesen sind, den Himmel; den anderen aber die Hölle und die Verdammnis.

16. Solches redet der Herr mit den Frommen. Die werden auch darüber erschrecken, wenn Sonne und Mond die Augen verdrehen und die Welt voll mit Feuer sein wird. Denn die Heiligen sind nicht so stark; es müßte auch St. Peter oder ein anderer Heiliger davor erschrecken, wenn sie lebten. Aber, spricht der Herr, seid getrost; es wird euch wohl jämmerlich und erschrecklich ankommen, aber solches gilt euch nicht, es gilt dem Teufel und den Ungläubigen. Euch aber kommt die Seligkeit und die fröhliche Erlösung, da ihr solange nach gezeufst habt und gebeten, daß mein Reich zu euch komme, euch eure Sünde vergeben und ihr von allem Übel sollt erlöst werden. Was ihr nun so lang mit ganzem Herzen gebeten habt, daß soll dann kommen. Denn es heißt ein Tag eurer Erlösung.

17. Darum mag man den jüngsten Tag wohl nennen einen Tag der Verdammnis und der Erlösung, einen Tag der Traurigkeit und der Freude, einen Tag der Hölle und des Himmelreichs. Wie der Herr in Matthäus 24,30. Sagt:. " Alsdann werden heulen alle Geschlechter der Erde ". Da wollen wir, ob Gott will, nicht bei sein, sondern den Papst, die Rottengeister, den bösen Adel, böse Bauern und Bürger dieses lassen, die jetzt allen Mutwillen treiben, das Evangelium verfolgen, und allen Jammer und Unglück anrichten; dieselben werden dann bezahlen müssen. Wir aber, die wir uns jetzt vor ihnen beugen müssen, weinen und bekümmert sind, werden dann lachen und sehen, daß sie mit dem Teufel in den Abgrund der Hölle müssen hinunter fahren.

18. Deswegen ob sich gleich die Kreatur verstellt, Sonne und Mond schwarz und finster und euch sauer ansehen werden, erschreckt darum nicht; kriecht nicht in den Winkel, wenn solches angeht, sondern richtet euer Haupt auf, und lasset euch nicht anfechten; gedenkt, daß ihr mich haben wolltet. Denn so ich euch erretten soll, so muß ich zuvor die angreifen die euch gefangen halten. Gleich, als wenn du in einem Schoß gefangen lägest, in einem Turm, und hörst, wie man hinein schießt und stürmt du würdest dich vor dem Schießen und Stürmen nicht fürchten, sondern darüber noch froh sein, wenn du wüßtest, daß es um deinetwillen wäre, dich also frei zu machen.

19. Also ist es hier auch; laßt euch nicht Schrecken, daß die Welt sich so krümmen und winden wird; diese Rute gilt euch nicht, sondern denen, über die ihr geschrien habt. Deswegen nehmet solche Zukunft an, als eine Zukunft eurer Erlösung. Denn ich komme nicht darum, daß ich euch in die Hölle werfen, sondern euch aus der schändlichen, kranken, bösen, heillosen Welt helfen, euch scheiden von dem Teufel und seinen Knechten, und unter die Engel setzen, wo ihr nicht leiden, sondern in ewiger Herrlichkeit leben sollt.

20. So solchem Trost dient nun auch das schöne Gleichnis mit den Bäumen. Im Frühling, spricht er, wenn der Winter jetzt aufhören soll, und die ganze Erde neu werden; wenn die Kälte weichen und die Wärme kommen, und die dürren Bäume ausschlagen und grünen sollen, da sage mir, wie fängt solches an? Ist es nicht wahr, die Bäume knospen erst, danach schlagen sie aus; so spricht denn jedermann, der Winter ist vorüber und geht nun der schöne Sommer an.

21. Dieses Gleichnis soll euer Doktor und die Bäume auf dem Felde euer Kunstbuch sein, daß ihr lernet, wie ihr des jüngsten Tages warten sollt. Denn gleichwie der Sommer folgt, wenn die Bäume saftig werden und die Blätter gewinnen: also wenn die Erde beben, der Himmel zittern, Sonne und Mond betrübt und sauer aussehen werden, so laßt euch ebensowenig schrecken, als euch die jungen Blätter, die an den Bäumen ausschlagen, schrecken, wenn es Sommer werden will. Denn solche Zeichen sollen euch sein wie der Saft und Blätter an den Bäumen, daß ihr des ewigen Sommers mit Freuden warten sollt. Denn dies elende Leben auf Erden hier ist wie der schändliche, unfruchtbare Winter, und da alles verdorrt und verdirbt. Mit demselben soll es dann ein Ende haben, und der schöne ewige Sommer kommen, nämlich das Reich Gottes, durch welches des Teufels Reich soll zerstört werden, durch welches ihr hier auf Erden so viel leiden mußtet. Denn ihr lebt unter gottlosen, bösen, falschen, geizigen Leuten, die das Evangelium lästern und schänden, und alles Unglück begehren anzurichten. Das müßt ihr sehen und hören, und täglich Schlimmeres erwarten. Von solchem will ich euch durch meine Zukunft erlösen, daß ihr solchen Mutwillen nicht mehr sehen dürft.

22. Deswegen gilt solch ein schreckliches Wesen nicht euch, sondern euren Feinden, den Gottlosen: die lasset trauern und erschrecken. Hier aber freuet euch, daß eure Erlösung nahe ist. Wie der fromme Lot zu seiner Zeit auch tat, der lebte mitten unter den schändlichen Leuten zu Sodom, die ihm alles Leid taten, mit ihrem unzüchtigen Wandel, und quälten seine gerechte Seele von Tag zu Tag mit ihren ungerechten Werken, wie man nicht erzählen kann, die er sehen und hören mußte, bis sie überreif wurden und Gott nicht länger konnte zusehen. Da kamen zwei Engel, die geführten den frommen Lot zur Stadt hinaus. Da wird es ohne Zweifel auch einen schrecklichen Anblick gehabt haben, daß der Himmel schwarz geworden, geblitzt und gedonnert hat, und die Wolken sich aufgetan, Schwefel und Feuer herab geregnet, und die Erde sich aufgetan, und alles versenkt hat. Das nun Lot sich nicht darüber sollte entsetzen, das ist unmöglich. Aber da war daß der Trost, daß er wußte, dieser schreckliche Anblick gilt nicht ihm, sondern den Sodomiten, die böse, verzweifelte Buben gewesen waren und sich nicht bessern wollten. Die mußten sich nicht allein bei solchem feurigen Regen entsetzen, sondern auch darin verderben und in den Abgrund der Hölle fahren. Dem frommen Lot aber war es wie ein schöner Baum, der ausschlägt und jetzt beginnt zu grünen. Denn er spürte dabei Gottes Hilfe und gnädige Rettung wieder die Gottlosen.

23. Also wird uns, so wir es erleben, am jüngsten Tag auch geschehen. Schrecklich wird es anzusehen sein, wenn Himmel und Erde so anheben zu feuern, und wir in einem Augenblick hinfahren und sterben. Aber ein Christ soll nicht dem Ansehen folgen, sondern hören, wie es Christus deutet, nämlich, daß es sei eine schöne Blüte, ein schöner saftiger Zweig; auf das, obgleich über dem schrecklichen, häßlichen Anblick sich die Vernunft entsetzt, dennoch das Herz am Wort hängt und sich wieder des äußerlichen Ansehens stärke, und spreche:. Ei, erschreckt nicht, es ist doch nicht Böses noch Schädliches; ja, es bedeutet, wie Christus selbst sagt, nicht Böses, sondern das mein Erlöser und Erlösung nahe sei. So sei mir nun Gott willkommen, wer nun den Herrn Christum so empfangen kann, der ist in einem Augenblick dahin in die Herrlichkeit, daß er wie die schöne Sonne leuchten wird.

24. Auf diese Weise lehret uns unser lieber Herr Christus den jüngsten Tag recht erkennen, daß wir wissen, was wir an ihm haben, wozu wir seiner Zukunft warten und hoffen sollen. Der Papst Predigt von Christus, er sei ein strenger Richter, gegen den man sich mit Werken recht halten, also, die Heiligen anrufen und ihrer Fürbitte genießen, so man nicht verdammt werden soll. Denn also hat man Christum im Papsttum überall gepredigt, wie er zum Gericht komme, und ein Schwert und Rute im Mund führe, welches beides Zorn bedeutet. Weil aber Maria und Johannes ihm zur Seite stehen, hat man für die beiden und anderer Heiligen Fürbitte gesucht und darauf gehofft. Wie der gute Pater Bernadus sich auch Gedanken gemacht hat und dachte, wenn die Mutter Maria ihrem Sohn die Brüste zeige, so könne er ihr nichts versagen. Das ist ja ein gewisses Zeichen, daß man kein Vertrauen zu Christus hat, sondern geglaubt hat, Christus komme als ein Richter. Aber in diesem Evangelium lehret er uns anders, nämlich, daß er wolle kommen, nicht daß er uns richten und verdammen, sondern erlösen und helfen wolle, und erfüllen, was wir ihn gebeten haben, und sein Reich zu uns bringen. Denen aber, so an ihn nicht geglaubt, seine Christen auf Erden verhöhnt und geplagt haben, für diese will er Richter sein und sie strafen. Solches, spricht er, glaubet fest und zweifelt nicht daran, und freuet euch auf meine Zukunft; denn sie soll euch zum besten geraten, daß ihr von Sünden, Teufel, Tod und Welt erlöset, und durch mich ewig selig werdet. Das heißt ja herrlich und reichlich getröstet.

25. Aber da ist noch ein Stück, über welchem die blöden Gewissen sich hart entsetzen. Denn der Herr sagt, der jüngste Tag werde unversehens herrein fallen, daß den Leuten eben geschehen soll, wie ein Waldvogel, der des Morgens fliegt, ist hungrig und sucht seine Nahrung, hofft, es wolle dieselbe finden, wie bisher, findet sie auch, setzt sich nieder und ist fröhlich und guter Dinge; und plötzlich, ehe es gewahr wird, fällt das Netz über ihn, wird gefangen und erwürgt. Solches nehmen die frommen gottesfürchtigen Menschen zu Herzen, und weil sie es kennen aus täglicher Erfahrung, wie bald es geschehen ist, daß man zu Fall kommt, werden sie blöde und verzagt darüber. Denn sie denken:. Wer weiß, wie dieser Tag dich finden wird. Vielleicht wird er zu der Stunde kommen, wenn du am ungeschicktesten bist, und an diesen Tag am wenigsten denkst, oder in dieser oder anderen Sünde liegst; so ist es denn mit dir geschehen, und wird aus diesem Freudentag ein ewiger Trauertag.

26. Hier will der Herr uns auch nicht trostlos lassen, und lehret seine Christen, wie sie dieser Sorge sich abhelfen sollen, und spricht:. " Hütet euch, daß eure Herzen nicht beschweret werden mit Fressen und Saufen, und mit Sorgen der Nahrung, und komme dieser Tag schnell über euch. Denn wie ein Fallstrick wird er kommen über alle, die auf Erden wohnen. So seid nun wacker allezeit, und betet, daß ihr würdig werden möget, zu entfliehen diesem allen, daß geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn ".

27. Daß ist nun eine sehr edle und nötige Lehre, die uns nimmermehr sollte aus unseren Herzen kommen. Es verbietet der Herr Essen und Trinken nicht; so heißt er auch nicht, wie der Papst, daß man alles liegen und stehen lassen soll, in ein Kloster gehen um geistlich werden. Nein, esset und trinket, daß gönnt euch Gott wohl; trachtet auch noch eurer Nahrung, denn darum hat Gott die Arbeit befohlen. Aber davor hütet euch, daß eure Herzen mit solchem allen nicht dermaßen beschwert werden, daß ihr meiner Zukunft dabei vergesset; sondern seid wacker, das ist, wartet alle Stunden und Augenblicke und haltet euch deswegen in Gottesfurcht und gutem Gewissen. Das laßt das erste sein.

28. Danach so betet auch, daß ihr aller Anfechtung und Jammer entfliehen, und vor des Menschen Sohn zu stehen mögt würdig werden. Wie denn solches im Vater Unser in den letzten zwei Bitten fein begriffen ist:. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern Erlösung uns vom Übel. Wenn ihr solches tut, so soll es nicht Not haben, es finde euch alsdann der jüngste Tag über Tisch, oder im Bette, in der Kirche oder auf dem Markt, wachen oder schlafen, so gilt es alles gleich. Denn er findet euch in Gottes Schutz.

29. Aber hier muß man auch dieses merken, daß man Gott nicht recht anrufen noch beten kann, wo man von wissentlichen Sünden nicht abstehen und sich nicht bessern will. Deswegen gehört zum rechtschaffenem Gebet eine rechtschaffene Buße, und daß man sich vor mutwilligen Sünde hüte, und sich im gutem Gewissen halte, und alsdann auf Gottes Güte im Namen Jesu Christi bitte, daß er in seiner Furcht uns erhalten, durch seinen Heiligen Geist vor Sünden bewahren, und in einem rechten Glauben bis ans Ende erhalten wolle, auf daß wir dieses selbigen Tages mit Freuden erwarten, und unsern Herrn Jesum, als unseren Erlöser, mit herzlicher Zuversicht annehmen mögen. Solch Gebet wird durch Christum erhört, da ist kein Zweifel an. Deswegen sollen wir solchem Rat und Lehre folgen, auf diesen gnädigen Tag der ewigen Erlösung recht schicken. Das verleihe uns allen unser Herr und Erlöser Jesus Christus, Amen.
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Jörg
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Am dritten Sonntag des Advents


Matthäus 11, 2-10


Da aber Johannes im Gefängnis die Werke Christi hörte, sandte er seiner Jünger zwei, und ließ ihm sagen:. Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines anderen warten? Jesus antwortete und sprach zu ihnen:. Gehet hin und saget Johannes wieder, was ihr sehet und höret; die Blinden sehen, und die Lahmen gehen; die Aussätzigen werden rein, und die Tauben hören; die Toten stehen auf, und den Armen wird das Evangelium gepredigt. Und selig ist, der sich nicht an mir ärgert. Da die hingingen, fing Jesus an zu reden zu dem Volk von Johannes:. Was seid ihr hinaus gegangen in die Wüste zu sehen? Wolltet ihr ein Rohr sehen, daß der Wind hin und her webt? Oder was seid ihr hinaus gegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Menschen in weichen Kleidern sehen? Siehe, die da weiche Kleider tragen, sind in der Könige Häusern. Oder was seid ihr hinaus gegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, ich sage euch, der auch mehr ist, denn ein Prophet. Denn dieser ists, von dem geschrieben steht:. Siehe, ich sende meinen Engel vor dir her, der deinen Weg vor dir bereiten soll.


1. In diesem Evangelium sind zwei Stücke: das erste, wie Johannes seine Jünger aus dem Gefängnis zu Christus sendet, daß sie ihn hören, und seine Wunderwerke sehen, und ihn als den rechten Messias oder Christum annehmen sollen. Und dient uns dazu, daß wir unseres lieben Herrn Christi Wort auch gern hören, und für den höchsten Schatz achten sollen, an dem alle unsere Seligkeit gelegen ist. Das andere Stück ist eine Predigt, damit unser lieber Herr Christus nicht allein den Heiligen Johannes trefflich hoch rühmt und lobt, daß er ein Ausbund sei vor allen anderen Predigern, besonders weil er seines Amtes so fleißig wartet, daß er damals, da er im Kerker und Gefängnis war und selbst nicht predigen konnte, dennoch seine Jünger zu Christus sendet; sondern er schimpft auch die Juden ihres Unglaubens wegen, daß sie solchen Prediger so gering achten und nach seiner Predigt garnichts fragen. Solches dient uns dazu, daß wir vor solcher Unart uns hüten, Gottes Wort nicht verachten, sondern es gern hören und uns darum bessern sollen.

2. Das erste nun, daß wir das Wort Christi fleißig hören sollen, ist dabei angezeigt, daß Johannes, da er schon im Gefängnis lag, alsbald er von den Wunderwerken Christi hört, seine Jünger zu ihm sendet, mit einem solchen Befehl, daß sie ihn fragen sollten:. Ob er der sei, der da kommen sollte, von welchem Moses und alle anderen Propheten soviel geweissagt hätten und hernach im Neuen Testaments soviel gepredigt sollte werden? Das ist, ob er der verheißene Christus sei, von dem geschrieben stünde, daß er der Juden Reich und Moses Lehre sollte bestehen bis auf seine Zukunft; danach sollte Moses Lehre und Gottesdienst aufhören, und eine neue Lehre und neuer Gottesdienst angerichtet werden, nicht allein unter den Juden, sondern auch unter den Heiden in der ganzen Welt.

3. Wie denn solches war lauter und klar zuvor geweissagt. Darum, weil es bald, nach dem Johannes im Gefängnis war, angegangen, und der Herr Christus vom ewigen Leben und dem Reich Gottes jetzt predigte und Wunderwerke tat, wollte Johannes seine Jünger zu ihm weisen; schickt sie deswegen hin zu Christus, daß sie mit ihren Augen die Wunderwerke sehen und mit ihren Ohren die Predigt hören sollten, da solange Zeit zuvor die Propheten von geweissagt hatten, daß sie Christus auf Erden bringen und sich also offenbaren würde.

4. Deswegen ist solches Schicken anderes nichts, denn als sagte Johannes also:. Ich weiß es zwar wohl, daß er der rechte Christus ist, aber die Leute glaubens nicht. Deswegen gehet ihr jetzt zu ihm und hörets von ihm selbst, auf das ihr euch von mir und dem ganzen Judentum wegtut, und hängt euch an diesen Mann, an welchem alles gelegen ist, was euer und der ganzen Welt Seligkeit betrifft. Das ist die eigentliche Meinung dieser Botschaft zu Christus, daß seine Jünger ihn selbst sehen und hören, ihm in Kundschaft kommen, und also an ihn glauben und selig werden sollen.

5. Nun, was sagte aber Christus zu solcher Botschaft? Er sagt weder Ja noch Nein, da sie ihn fragten, ob ers sei; sondern antwortet bloß mit den Werken und spricht:. Ihr sehets, hörets und greifts, daß ich es bin. Denn eben wie Jesaja und andere Propheten geweissagt haben, daß Christus die Lahmen gerade, die Blinden sehend machen werde, so sehet ihr jetzt vor euren Augen, bedürft also weiter keines Unterricht noch Antwort, wenn ihr euch nur wolltet recht auf das Wort schicken.

6. Das ist und eine schöne, herrliche und tröstliche Predigt, die alles sehr fein fasset, was man von Christus predigen kann, nämlich was er für ein König sei, und für ein Reich habe, nämlich ein solches Reich, da Blinde, Lahme, Aussätzige, Taube, tote Leute, und besonders die armen Sünder, und alles, was ihnen, dürftig und nichts ist, zugehören, und da Trost und Hilfe finden. Diese Predigt von Christus und seinem Reich sollten wir mit Fleiß merken, und immerdar unter uns klingen lassen, daß Christus ein solches Reich habe, und ein solcher König sei, der den elenden, armen Leuten an Leib und Seele helfen wolle, was sonst unmöglich ist, das alle Welt mit ihren Künsten helfen könnte. Denn es ist nie ein so großer Doktor gekommen, der einen Blinden hätte können sehen, einen Aussätzigen rein machen. Gleichwie auch nie kein Prediger gewesen ist, der den Armen hätte können das Evangelium predigen, das ist, die betrübten, elenden, geängstigsten Gewissen auf sich weisen und trösten, die erschrockenen Herzen, die in Schwermut und Kümmernis ersoffen sind, fröhlich und guter Dinge machen.

7. Moses ist der höchste Prediger, aber diese Kunst kann er nicht, daß er arme Sünder sollte trösten, ja, das Widerspiel tut er; denn alle seine Predigten lauten also:. Du sollst und mußt das Gesetz halten, oder verdammt sein. Da kommt dann ein Jammer: die ihre Sünde fühlen, und von der Sünde gern los wären, leben nach dem Gesetz, können aber nicht zufrieden sein, noch ein fröhliches Herz und Gewissen dadurch erlangen. Wie denn die Heiligen im Alten Testament klagen, so Moses Regiment überdrüssig sind, und ein herzliches sehnen nach dem Reich der Gnade, in Christus verheißen, haben. Als, Psalm 14,7.: " Ach, daß aus Zion die Hilfe über Israel käme, und der Herr sein gefangen Volk erlöste ". Und Psalm 102, 14.: " du wolltest dich auf machen, denn es ist Zeit, daß du ihr gnädig seist ". Wiederum die Heuchler meinen, wenn sie äußerlich das Gesetz halten, so dürfen sie kein Evangelium noch Christum, denken, es haben nicht Not, Gott müsse sie wohl wegen ihres Fastens, Betens, Almosen gebens wegen in den Himmel nehmen. Das sind die sicheren, satten Geister, die unseres Herrn Gottes und seiner Gnade nicht bedürfen.

8. Nun ist es wohl wahr, Moses Predigt muß man haben, und die Leute zu solcher äußerlichen Zucht und gutem Wandel vermahnen; eben wie man im Weltregiment Henker und Polizei darum haben muß, den wilden rohen Haufen zu strafen, wenn solche äußerliche Zucht nicht hält, sondern hurt, stiehlt, geizt, wuchert. Aber wenn das Stündlein kommt, daß du Sterben sollst, sage mir, was hilft dir Moses Lehre, wenn du dich gleich danach gehalten hast? Ist es nicht wahr, du mußt bekennen, und sagen:. Lieber Herr Gott, ob ich gleich kein Ehebrecher, Dieb noch Mörder gewesen bin, so begehre ich doch, du wollest mir gnädig und barmherzig sein, ich muß sonst auch bei allen meinen guten Werken verzweifeln.

9. Davon kann man in der Geschichte: " Leben der Väter " lesen. Es stand jemand drei Tage an einer Stätte, hob immer auf die Augen zum Himmel, zeufste und klagte. Als ihn aber seine Jünger fragten, was er hätte? Antwortete er:. Ich fürchte mich vor dem Tode. Da fingen seine Jünger an, und erzählten, was er doch für ein strenges Leben geführt und sich so fleißig nach Gottes Geboten gehalten hätte, meinten, sie könnten ihn dadurch trösten. Aber er sprach:. Ich sage euch, daß ich mich sehr fürchte; ich habe wohl, wie ihr sagt, mich fleißig nach Gottes Wort gehalten, noch kann ich solcher Furcht nicht los sein; denn ich weiß, daß Gottes Gerichte anders sind, denn der Menschen Gerichte. Dieser ist soweit gekommen, daß er gesehen hat, wenn die Züge kommen, die vor Gott und sein Gericht treiben, daß Gottes Gericht so scharf, ernst und schwer ist, daß unsere Heiligkeit und guten Werke den Stich nicht halten, noch wir damit bestehen können.

10. Deswegen, ob man das Gesetz gleich predigen, und sich in guten Werken ohne Unterlaß üben, und nach dem Wort Gottes sich alle Zeit richten soll; doch wenn es soweit kommt, daß man sterben soll, so muß man sagen, wie dieser Vater:. Ach Gott, wer hilft jetzt? Dieser ist der elenden auch einer, da hier von steht, aber er weiß nicht, woran er sich halten soll. Denn dies mangelt ihm, wovon der Herr hier sagt:. " Den Armen wird das Evangelium gepredigt ". Er sieht und hat nicht mehr, denn das Gesetz; und läßt ihm ein Böses Gewissen, in Angst und Not stecken, und kann alles nicht trösten.

11. Das Evangelium aber ist eine solche Predigt von Christus, die zu dem Sünder sagt:. Mein Sohn, sei getrost und fröhlich, erschrecke nicht; denn du sollst wissen, daß Christus befohlen hat, den Armen, das ist, den elenden, betrübten Herzen, Gnade anzusagen, daß er seine Reinigkeit, die göttlich und ewig ist, für dich setzen, dich mit Gott zufrieden machen, deine Sünder abwaschen und vergeben wolle. Diese Gnade heißt er dir durch sein Wort anbieten; darum zweifle nicht, wie du hörst und glaubst du es nun, so wird es dir wiederfahren.

12. So heißt nun Evangelium eine gnadenreiche, selige Lehre und tröstliche Botschaft; als wenn ein reicher Mann einen armen Bettler tausend Gulden zusagt, daß wäre ihm ein Evangelium, eine frohe Botschaft, die er gern hören und von Herzen fröhlich darüber würde. Aber was ist Geld und Gut gegen diese tröstliche und gnadenreiche Predigt, daß Christus der Elenden sich annimmt, und ein solcher König ist, der den armen Sündern, die unter dem Gesetz gefangen sind, zum ewigen Leben und Gerechtigkeit helfen will!

13. Das, sagt Christus hier, ist mein Reich, ein ganz anderes Reich, denn als das Weltreich ist. Da geht es so zu, daß man dem Stärksten hilft und wie das Sprichwort lautet:. Der Stärkere steckt den anderen in seinen Sack. Das Weltreich regiert nach der Schärfe mit dem Schwert, schlägt und haut überall um sich, es soll auch keine Laster und Untugenden leiden. Deshalb muß es Henker, Ruten, Schwert, Wasser, Feuer dazu haben, damit es überall strafen kann.

14. Aber hier im Reich Christi ist es ganz anders, daß hat nichts zu schaffen mit starken, Heiligen Leuten, sondern mit schwachen, armen Sündern, wie Christus spricht:. " Die Blinden sehen, die Toten stehen auf ". Nun, Tote auferwecken ist ein großes Wunderwerk; aber dies Wunderwerk ist viel größer und herrlicher, obwohl es das Ansehen nicht hat, nämlich: daß Gott also die Welt liebt, daß er seinen Sohn gibt, den er von Ewigkeit dazu geordnet hat, daß er ein König der Sünder sei, denselben das Evangelium predige. Von solchem König und Evangelium predigt Moses und das Gesetz nicht. Da heißt es also:. Wer ein Sünder ist, gehört in des Teufels und des Todes Reich. Das lautet, als sei unser Herr Gott ein König der Heiligen und Frommen, die eine größere Frömmigkeit haben, als es das Weltregiment fordert. Und es ist wahr. Denn Moses Reich ist auch unseres Herrn Gottes Reich, und die Predigt, die er führt, ist Gottes Wort. Eben wie auch das weltliche Regiment Gottes Reich genannt werden mag. Denn er will haben, daß es bleiben und wir uns in denselben gehorsam halten sollen. Es ist aber nur das Reich der linken Hand, da er Vater, Mutter, Kaiser, König, Richter, Henker hin setzt und ihnen das Regiment befiehlt.

15. Sein rechtes Reich aber, da er selbst ist und regiert, ist dies, daß den Armen das Evangelium gepredigt wird, in welchem du lernst, wenn es dahin kommt, daß deine Frömmigkeit dir nie helfen kann, damit du sprichst:. Herr, ich habe getan, was ich gekonnt habe, meinem Vater, meinem Herrn treu gedient, niemand betrogen, nicht gemurrt, mein Haus, Kinder und Nächte treulich unterrichtet, und, so viel möglich, gut regiert, meinem Nächsten nicht zum Schaden gelebt, nicht gestohlen, nicht die Ehe gebrochen: aber wo nun hin? Denn solches hilft dir vor dem Gericht nicht, auch fördert es nichts zum Reich Gottes. Doch, lieber Herr, ich will darum nicht verzagen noch verzweifeln; denn ich habe einmal in deinem Evangelium gehört, daß Dein Sohn, mein lieber Herr Jesus Christus, sechs verschiedene Wunderzeichen getan hat. Unter denselben wird auch dieses bedacht, daß den Armen das Evangelium gepredigt wird, das ist, daß er von dir, himmlischer Vater, dazu geordnet sei, daß er die erschrockenen Herzen trösten soll. Dieser Predigt will ich mich auch annehmen; denn sie gehört mir, weil ich so Arm und Elend bin, und sonst keine Hilfe weder in mir noch in der ganzen Welt sonst finden kann.

16. Also weissagt der Prophet Jesaja von Christus im 50. Kapitel, 4 da er, der Herr Christus, selbst spricht:. " Der Herr hat mir eine gelehrte Zunge, gegeben ", das ist, Gott hat sein Wort auf meine Zunge gelegt, " daß ich wisse mit den Müden zu rechter Zeit zu reden ", das ist, die blöden Gewissen recht trösten. Das legt hier der Evangelist aus, und sagt: Christus predigt den Armen das Evangelium. Denn darum und dazu ist er zum König gesetzt, daß er evangelisieren, das ist, die armen, blöden, betrübten Herzen trösten und stärken soll; darum sein Reich auch heißt und ist ein Trostreich und Hilfereich, in welchem man die Blöden nicht mehr erschrecken, oder in Angst stecken lassen, sondern sie trösten und fröhlich machen soll. Solches aber geschieht nicht durch des Gesetzes Predigt, sondern allein durch das Evangelium. Das ist die fröhliche gute Botschaft, daß durch Christum für unsere Sünden bezahlt und für sein Leiden wir vom ewigen Tode erlöst sind. Diese Predigt gehört für die armen, spricht der Herr, da will ich hin; denn zu den großen Heiligen kann ich nicht kommen, die keine Sünder sein wollen und das Evangelium nicht bedürfen, ja, verfolgen, und schimpfen es als Ketzerei, sagen, man verbiete gute Werke, man predige gegen Mose und das Gesetz.

17. Darum so spricht der Herr weiter: " selig ist, der sich an mir nicht ärgert ". Denn an diesem König und seiner Predigt, an der sich jedermann freuen sollte, ärgert sich die ganze Welt. Wie wir in der Geschichte des Evangelium sehen, daß die Pharisäer, Schriftgelehrten, Hohenpriester, Priester, Leviten und alles, was nur hoch und groß ist, Christum für einen Verführer und seine Predigt für Ketzerei halten und verdammen. Er kann ihnen nie recht predigen, sie denken immerdar, er kehrt alles um und mache es nicht richtig. Er wolle die Frommen und Gerechten (wie er denn auch tut) in die Hölle stoßen und in seinem Reich nicht leiden; die Sünder aber in den Himmel heben. Eben wie die Katholiken uns heutigen Tages auch tun. Heißt daß, sagen sie, recht predigen, daß man die guten Werke gar nicht gelten lassen will, und den bösen Buben den Himmel aufsperren? Diese Nachrede hat unser lieber Herr Christus unter den Juden auch leiden müssen.

18. Aber hier steht es:. " Selig ist, der sich an mir nicht ärgert ". Nun, hörst du Christum recht, nähmest sein Wort an, und du kommst in sein Reich, so würdest du erfahren, daß das Evangelium gute Werke nicht verbietet, wie die Katholiken an uns lügen; sondern die Christen lehrt und vermahnt, gute Werke zu tun, daß sie sich mit Ernst darum annehmen, daß sie gegen Gottes Wort und Gewissens sich nichts vornehmen; läßt die weltliche Obrigkeit bleiben, Kaiser, König, läßt den Henker das Schwert, Rute und anderes brauchen, was zur Zucht gehört. Warum ärgerest du dich denn an dem Heiligen Evangelium, und lästerst es, daß man nichts Gutes tun soll? Gute Werke verwirft noch verbietet das Evangelium nicht. Das aber verbietet es, wenn wir jetzt sterben, und in ein anderes Leben kommen sollen, und da keine Rat noch eine Hilfe ist, daß wir dann auf unser Leben und gute Werke nicht bauen noch trauen sollen; sondern uns nach dem Herrn Christus umsehen, mit festem Vertrauen auf sein Werk und Verdienst uns verlassen, daß wir durch ihn Gnade und ewige Seligkeit in jenen Leben finden sollen.

19. Denn eben darum hat uns Gott einen solchen Leib, mit so manchen guten Gliedern, gegeben, daß wir hier auf Erden nicht müßig sein, sondern mit den Füßen gehen, mit den Händen zugreifen, mit dem Mund reden, mit den Augen sehen sollen. Über das alles hat er auch sein Wort, die Zehn Gebote gegeben, daß wir unsere Werke alle danach richten, wieder seiner Ehre und unseres Nächsten Nutz nicht handeln sollen. Solches läßt das Evangelium nicht allein geschehen, sondern heißt auch, wir sollen es fleißig tun. Wenn aber der Mensch jetzt bloß und allein ist, und aus dieser Welt vor Gottes Gericht kommen soll, da befiehlt das Evangelium nach einen anderem Trost umsehen, da du deine Hoffnung und Herz drauf stellen und gründen kannst.

20. Darum hast du wohl gelebt: ist recht und gut, danke Gott darum; aber verlasse dich im Sterben nicht darauf, als sollte Gott dir dafür den Himmel geben; sondern halte dich hier zu diesem König, unserem Herrn Christus Jesus, der, wie der Evangelist hier meldet, das Amt haben soll, daß er die Blinden sehend, die Lahmen gehend, die Aussätzigen rein, die Tauben hörend machen, die Toten auferwecken, und den Armen daß Evangelium predigen, das ist, die elenden, betrübten Herzen trösten soll. Denn er ist von seinem Vater nicht dazu gesetzt, daß er uns um unserer Sünde willen hängen oder erwürgen soll, sondern daß er den armen Gewissen raten, sie aufrichten, trösten und ihnen ewig helfen soll.

21. Die nun ihn dafür nicht ansehen, noch von ihm Gnade erhoffen, sondern sich an ihm und seiner Lehre ärgern und ihn verachten, wie die Juden taten und die Heuchler auch noch heute tun, denen wird er zu seiner Zeit es richten. Und ist eben das der Ärgernisse eins, daß die Welt sich an der Lehre Christi ärgert, daß sie nicht will auf Gottes Gnade, sondern auf ihr eigenes Werk und Verdienst sich verlassen. Schimpft deswegen das heilige Evangelium, es sei eine verführerische Lehre, die gute Werke verbiete, die Leute böse und wild mache.

22. Zum anderen ärgert sich die Welt auch an dem an Christus, daß er so ganz arm und elend ist; also, daß er das Kreuz trägt und sich daran hängen läßt: also vermahnt er auch seine Christen, ihr Kreuz auf sich zu nehmen, und ihm also durch allerlei Anfechtung Trübsal nachzufolgen. Solchem ist die Welt immer feind, scheuen sich davor, und eben wie man sieht, wenn wir das Evangelium bekennen, und um des Evangeliums willen etwas wagen oder leiden sollen, daß sie mit großen Haufen dahin fallen, wie das wurmstichige Obst im Sommer.

23. Zum dritten heißt das auch ein Ärgerniß, wenn wir uns mehr an unser Herz und Gewissen kehren, wie wir uns fühlen, denn an das Evangelium von Christum; das ist, wenn uns unser Tun und Lassen mehr anficht und bekümmert, denn die Gnade unseres lieben Herrn Jesu Christi, im Evangelium verkündigt, uns tröstet. Solches Ärgerniß ist nicht so gemein, als die ersten zwei; denn die rechten Christen allein werden damit angefochten. Aber es tut über die Maßen weh; und wo es ohne des Heiligen Geistes Hilfe und Beistand wäre, würde keiner in solchen Ärgernissen bestehen können.

24. Also ist der liebe Herr Christus überall in der Welt ein ärgerlicher Prediger; wie er nach diesem Evangelium noch klarer meldet, daß die Leute an diese Predigt sich stoßen, und sie verachten werden und verfolgen. Was aber die Welt für ein Urteil darum muß ausstehen, zeigt die schreckliche Predigt an wider die drei Städte, Kapernaum, Chorazin und Bethsaida; also, die ernste Klage Christi wider die Juden, da er spricht: Johannes ist ein strenger Prediger gewesen, aß nur wilden Honig und Heuschrecken, trank nichts denn Wasser, führte dazu ein sehr hartes Leben, aber was halfs? Ihr gabt ihm die Schuld, er hätte den Teufel. Ich, spricht er, esse und trinke mit jedermann, und halte mich auf das allerfreundlichste zu den Leuten; so muß ich für euch ein Fresser und Weinsäufer sein, der sich zu Zöllnern und Sündern halte. Kann also niemand mit den giftigen Schlangen, den Heuchlern und Werkheiligen auskommen. Lebt einer frei und tut sich freundlich zu den Leuten, so taugt es nicht. Führt ein anderer ein strenges und hartes Leben, so taugt es aber auch nicht. Wie soll mans denn der schändlichen Welt noch machen? Das möchte ihr gefallen, wenn man alles lobt, was sie tut, so sie selbst doch nichts rechtes tut.

25. Solche Ärgernisse muß man leiden. Denn so es damals, als der Herr Christus selbst gepredigt, und mit Wunderzeichen geregnet und geschneit hat, daß die Blinden sehend, die Tauben hörend, die Lahmen gerade, die Aussätzigen rein, die Toten wieder lebendig geworden sind, nicht hat helfen wollen; sondern das Wort ist gleichwohl verachtet, und er, der liebe Herr Christus, darüber an das Kreuz geschlagen, und die Apostel aus dem jüdischen Land verjagt worden sind, und nirgend in der ganzen Welt um dieser Predigt willen sicher sein konnten: was wollen wir denn sehr darüber klagen? Und was für ein Wunder ists, daß die Welt daß heilige Evangelium und rechtschaffene Prediger zu unserer Zeit so verachtet und mit Füßen tritt. Ist es doch damals Christus, unserem Herrn, selbst und den Aposteln nicht anders gegangen, welche nicht allein das Wort führten, sondern auch noch treffliche große Wunderzeichen taten, die wir nicht tun, sondern allein das bloße, ärgerliche Wort führen.

26. Deswegen müssen wir uns daran gewöhnen und geschehen lassen. Denn dem Evangelium wird es nie anders gehen. Es ist und bleibt eine Predigt, daran sich nicht allein nur geringe Leute stoßen, sondern die heiligesten, frömmsten, weißesten, gewaltigesten auf Erden, wie die Erfahrung zeigt. Wohl aber denen, die wissen und glauben, daß es Gottes Wort ist; die sind genesen, getröstet und gestärkt wider alle solche Ärgernisse. Die es aber nicht wissen, blasen sich auf ihrer guten Werke willen, fallen von diesem Wort auf ihre eigene Gerechtigkeit, und halten es für eine ärgerliche und aufrührerische Lehre. Das heißt denn angestoßen und sich geärgert. Und solches tun, wie gesagt, die, so vor der Welt die größten Heiligen und klügsten Leute gehalten werden. Deswegen mögen wir mit dem Herrn Christus wohl über die blinde Welt klagen, und sagen:. " Wir haben euch gepfiffen, und ihr wolltet nicht tanzen; wir haben euch geklagt, und ihr wolltet nicht weinen ". Predigen wir das Evangelium, so hilft es nicht. Man kann die böse Welt weder recht fröhlich noch recht traurig machen, das ist, sie will sich weder zu Sündern machen, noch sich wider die Sünde trösten lassen; sie will weder blind noch sehend sein, wie das Beispiel mit unseren Widersachern, den Katholiken, vor Augen ist.

27. Das ist nun das andere Stück, daß wir hier merken sollen: daß das Evangelium eine Lehre und Predigt für die Armen ist, das ist, für die betrübten, geänstigten Gewissen, die ihr Elend und Jammer fühlen, sich vor Gottes Zorn und Gericht entsetzen und erschrecken; nicht für die Reichen, die alle ihr Tun und Gedanken dahin richten, daß sie hier große Ehre und Gut haben mögen und in Freuden und Wohllust leben. Darum ist es ihnen in ihren Ohren eine seltsame wunderliche Predigt, wenn Christus, der Herr, spricht:. " Den Armen wird das Evangelium gepredigt ", welches sie nicht begehren zu wissen noch zu lernen, ja, halten es für Narrheit, ärgern sich nicht allein daran, sondern verfolgen es und lästern es als Ketzerei. Wie wir denn sehen am Papst, und seinen geistlosen Kardinälen, Bischöfen, auch am meisten Teil der größten und wichtigsten weltlichen Herrschaften, die dem Papst anhangen. Das also alles, was fromm, heilig, und gewaltig in der Welt ist, sich wider das Evangelium setzt.

28. Vor solchem Ärgerniß, wie gesagt, warnt Christus sein Häuflein und spricht: . " Selig ist, der sich an mir nicht ärgert ". Als wollte er sagen:. Wenn ihr nun sehet und erfahret, daß die Welt sich an meinem Wort ärgert, euch, die ihr es bekennt, darüber verfolgen wird, so laßt euch nicht beirren noch anfechten, sondern denkt: ist es doch Christus, Gottes Sohn, unserem Herrn, selbst auch so gegangen. Und ob er wohl so gewaltig predigte, und so viel herrliche große Wunderzeichen tat, hat es ihn dennoch nichts geholfen. Und das wir ja andächtig sein sollten, nicht uns der Welt Weisheit, Herrlichkeit, Gewalt und große Menge uns beeindrucken, davor warnt er uns, wir sollen an seinem Wort festhalten, da er spricht:. " Selig ist, der sich nicht an mir ärgert".

29. Weil es denn unseren lieben Herrn Christus Jesus selbst begegnet ist, daß sich sein eigenes Volk, dem er verheißen und gesandt zum Heiland war, an ihm geärgert hat, und ob sie wohl seine herrlichen, großen Wunderzeichen sahen, die er vor ihren Augen tat, sich dadurch trotzdem nicht bewegen lassen, seiner Predigt zu glauben und ihn anzunehmen, ja, haben ihn gekreuzigt und ermordet: so mögen wir wohl schweigen und nicht klagen, wenn wir um des Evangeliums willen auch verachtet, verlacht und verfolgt werden. Solche Lehre vom Ärgerniß ist uns nötig, besonders in diesen Zeiten, da jedermann das Evangelium lästert und sich daran ärgert.

30. Also haben wir aus dem heutigen Evangelium eine treffliche und hohe Lehre, an welcher unsere Seligkeit und das ewige Leben gelegen ist, nämlich, daß wir lernen, wie Christus ein König der Gnaden und alles Trostes sei, der den Armen betrübten Gewissen durch sein Evangelium freundlich zusprechen, und sie in Sünden trösten, und ihnen zum ewigen Leben helfen will. Denn obwohl das strenge weltliche Regiment auch Gottes Reich ist, so ist es doch nur ein linkes Reich, daß einmal aufhören soll. Dies aber ist sein rechtes und ewiges Reich, daß zu uns kommt durch das Wort, wenn wir, so der Sünde und des Todes Last drückt (denn solchen wird es gepredigt), dasselbe annehmen und glauben. Das tröstet und versichert uns denn, daß wir gewiß auf Christus dahin fahren sollen, und mit gewisser Zuversicht sagen:. Ich glaube an meinen Herrn Jesus Christum, der die Blinden sehend, die Lahmen gehend, die Aussätzigen rein, die Tauben hörend und die Toten lebendig gemacht. Das Wort habe ich, und bin deswegen gewiß, daß er mich in meinen höchsten Nöten nicht stecken lassen, sondern mich aus dem Tod und des Teufels Reich ins ewige Leben und Himmelreich führen wird. Denn darum ist er Mensch geworden und zu mir auf Erden gekommen, daß er mich armen, elenden Sünder durch sein Evangelium trösten und mir von Sünde und Tod in Ewigkeit helfen will. Alle nun, die solches von Herzen glauben, die fahren dahin aus diesen Jammertal in die ewige Freude und Seligkeit. Das verleihe uns unser lieber Herr Christus, Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Am vierten Sonntag des Advents


Johannes 1,19-28

Und dies ist das Zeugnis Johannes, da die Juden sandten von Jerusalem Priester und Leviten, daß sie ihn fragten:. Wer bist du? Und er bekannte, und leugnete nicht; und bekannte:. Ich bin nicht Christus. Und sie fragten ihn:. Was bist du denn? Bist du Elias? Er sprach:. Ich bins nicht. Bist du ein Prophet? Und er antwortete: nein. Da sprachen sie zu ihm:. Was bist du denn? Daß wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst? Er sprach:. Ich bin eine Stimme eines Prediger in der Wüste:. Richtet den Weg des Herrn, wie der Prophet Jesaja gesagt hat. Und die gesandt waren, die waren von den Pharisäern, und fragten ihn und sprachen zu ihm:. Warum taufst du denn, so du nicht Christus bist, noch Elias, noch ein Prophet? Johannes antwortete ihnen und sprach:. Ich Taufe mit Wasser; aber er ist mitten unter euch getreten, den ihr nicht kennet. Der ists, der nach mir kommen wird, welcher vor mir gewesen ist, deß ich nicht wert bin, daß ich seine Schuhriemen auflöse. Dieses geschah zu Bethabara, jenseits des Jordans, da Johannes taufte.


1. Dies ist auch der schönen, herrlichen Evangelium eins von dem höchsten Artikel unseres Glaubens, da man nicht lehrt von zehn Geboten, oder was wir tun sollen; sondern von einer höheren Sache, nämlich, was Christus sei und was er getan habe. Denn Johannes rühmt ihn so hoch, daß ob er gleich ein sehr heiliges Leben geführt, dennoch frei bekennt und sagt:. " Ich bin nicht wert, daß sich ihm seine Schuhriemen auflöse ". Es ist deswegen fast das gleiche Evangelium als vor acht Tagen, ohne das hier andere Worte und Personen sind.

2. Denn vor acht Tagen haben wir gehört, wie die ganze Macht daran liegt, daß man dieser Person, Christus Jesus, nicht fehle, sondern ihn annehme, nicht vorüber gehe noch auf andere gaffe. Denn der ihn trifft, der findet Erlösung von Sünden, Tod und Hölle. Denn also hat es Gott beschlossen, daß in Christus alle Fülle wohnen und er alles gar sein soll. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Durch ihn allein sind alle Patriarchen, Propheten, Apostel und Heilige selig geworden, von Anfang der Welt her. Solches weiß Johannes, schickt deswegen seine Jünger zu ihm, daß sie solchen Schatz nicht versäumen.

3. Nun aber, daß wir uns danach nicht richten, ist der Mangel, daß wir uns nach Gottes Wort nicht halten, sondern es außer Acht lassen, und uns andere Weise und Wege vornehmen, in den Himmel zukommen. Einer läuft in ein Kloster, wie im Papsttum zu sehen, wird ein Mönch, der andere fastet, der Dritte sucht dieses oder jenes Heiligen Fürbitte; das also jedermann eine besondere Weise sucht und einen eigenen Weg in den Himmel zukommen. Solchem Unrat und schädlichen Vornehmen zu wehren, hat Gott ernstlich seinem Volk sein Wort gegeben, und vertröstet, er wolle ihnen helfen durch des Weibes Samen, das ist, durch seinen Sohn Jesu Christum. Wer diesen nicht hat, der hat die Seligkeit nicht, ob er sich gleich zu Tode gefastet, und zum Narren gebetet hätte. Wiederum, wer ihn mit Glauben angenommen und sich auf ihn verlassen, der hat Vergebung der Sünde und ewige Seligkeit gefunden, und hat ihn weder Sünde noch Teufel daran hindern können.

4. Diesem Weg haben alle Heiligen Patriarchen und Propheten gefolgt, und sind durch den Glauben an Christum selig geworden. Denn so jemand durch ein heiliges Leben sollte in den Himmel gekommen sein, sollten es doch wohl nur die Heiligen Propheten gewesen sein, so um Gottes Willen in der bösen, argen Welt über die Maßen viel getan und erlitten haben. Aber sie verzagen alle an ihrer Heiligkeit, und hängen sich mit festem Vertrauen an den verheißenen gebenedeiten Samen, der der Schlangen Kopf zertreten solle.

5. Die meisten Juden aber zu Christi Zeiten wollten diesen Weg nicht folgen, dachten:. Was sollte dieser Zimmerknecht können? Wir müssen uns nach dem Gesetz halten, fasten, opfern, Almosen geben; das wird der beste und nächste Weg in den Himmel sein; dieser Bettler aber kann nicht helfen. Denn Christus ist ganz und gar armselig und elend gewesen, daß wer an die Wunderzeichen und seine Predigt sich nicht gehalten, der hat sonst nichts an ihm gefunden, daß ein Ansehen hätte.

6. Auf das nun die Juden ihn nicht ließen vorüber gehen und sein nicht gewahr würden, ordnet es Gott, der barmherzige Vater, also, daß der liebe Johannes, wie ein Trompeter vor dem Fürsten, vor dem Herrn Christus herziehen und die Posaune sein sollte. Wenn sie nun die hörten, daß sie alsdann die Augen auftäten, und sehen den, der nun bald auf dem Fuße ihm folgen sollte, der würde der rechte Mann sein.

7. Darum, daß die Juden nun Leute zu ihm schicken, und fragen ihn:. Ob er Christus, Elias, oder ein Prophet sei? Antwortet er:. " Ich bins nicht". Als sie aber weiter fragen:. " Was bist du denn? Was sagst du von dir selbst? ". Da antwortete er:. Ich will es euch sagen:. " ich bin eine rufende Stimme in der Wüste:. Bereitet den Weg des Herrn ", das ist, ich bin ein Trompeter vor dem Fürsten. Darum höret fleißig meine Predigt; denn er wird bald nach mir kommen, der vor mir war, und euch mit dem Heiligen Geist taufen, da ich als ein Diener nur mit Wasser taufen kann. Er ist mitten und euch getreten; aber ihr kennet ihn nicht.

8. Darum ist dies mein Amt, dazu ich gekommen bin, daß ich ein rufende Stimme oder ein Prediger in der Wüste sein soll, auf das, wenn ihr den Schall meiner Posaune hört, daß ihr wisset, er sei da. Denn ich bin die rufende Stimme und der Prediger, darauf ihr hören sollt. Der Nächste nun, der nach mir kommt, der ists, wie Jesaja auch weissagt am 40. Kapitel, 3:. " Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste:. Bereitet dem Herrn den Weg, macht auf dem Gefilde eine ebene Bahn unserm Herrn ". Dieser, sagt Johannes, bin ich, der euch solches sagen soll. Darum sehet darauf, er ist bereits unter euch, aber ihr kennet ihn nicht; ich aber soll es euch lehren, daß ihr ihn kennt und annehmt. Denn der nächste Prediger, der nach mir kommen wird, der ists gewißlich; ich bin nur der Vorbote. Solches Amt führe ich jetzt und predige. Er predigt noch nicht; aber bald nach mir wird er sich hören lassen: so schauet nun, daß ihr sein nicht fehlet und ja wohl Achtung auf ihn habt.

9. Wie Johannes gepredigt hat, so ist es ergangen. Denn kurz nach seiner Taufe hat Christus sich mit Wunderzeichen in Galiläa sehen lassen, hat 12 Apostel und sonst 72 Jünger ausgesandt, und gesagt sie sollen predigen:. Das Himmelreich sei herbei gekommen, das ist, Christus sei vorhanden, und sei eben der, von dem er zeuge; an denselben hängt euch, und nehmet ihn an, so könnt ihr nicht fehlen. Nach mir wird er kommen, aber er war vor mir. Denn Johannes ist ein halbes Jahr älter gewesen denn Christus der Herr, dennoch sagt er:. Er war vor mir. Solches war denn Juden ein lästerliches Wort gewesen, wenn sie es aber damals verstanden hätten; wie man in Johannes 8,58., da er spricht:. " Ehe denn Abraham war, bin ich ". Denn es ist so viel gesagt, daß dieser Mensch, ehe er auf Erden geboren, in Ewigkeit wahrer Gottes Sohn gewesen sei. Solches haben die Juden dazumal nicht verstanden. Aber Johannes hats gewißlich mit diesen Worten also gemeint, und die göttliche Herrlichkeit der Person rühren wollen; wie er auch damit genug zu verstehen gibt, da er spricht:. " Ich bin nicht wert, daß ich seine Schuhriemen auflöse "

10. Da sollten die Juden fein zugefallen und gedacht haben:. Was wird doch das für ein Mann sein, was für eine Person, vor der sich Johannes so tief demütigt, und sagt:. Er sei nicht wert, daß er ihm im geringsten dienen soll? Lieber Johannes, sollst du es nicht wert sein? Ja, ich, ich, spricht er, bins nicht wert; ich sei wer ich will, so bin ich doch gegen diesen Mann nichts. Wirft also alle seine Heiligkeit von sich, und sagt:. Er wollte sich an den genügen lassen, wenn er dieses Mannes nur so von fern genießen könnte, daß er ihm die Schuhe wischen sollte.

11. Auf das nun die Juden nicht dächten, er demütige sich gar zuviel, besonders weil er die Taufe angerichtet und ein sonderlicher Prediger war, unterrichtete er sie fein wegen der Taufe, und spricht:. Ich habe eben die Zeichen bei mir, wie die anderen Propheten. Jeremia trug ein hölzernes Joch; Jesaja ging barfuß und nackend, als er den Ägyptern und Mohren weissagt, wie sie von ihren Feinden geplündert und ausgezogen werden, Jesaja 20. Also, spricht Johannes, führe ich auch eine neue Predigt und ein neues Zeichen, ich predige:. Ihr sollt dem Herrn den Weg bereiten. Solches dürfte ich nicht predigen, wenn der Weg zuvor bereitet wäre. Danach wasche und taufe ich euch, zum Zeichen, daß ihr unrein und unflätig seid. Solches Baden hebe ich an, aber er wird euch ein anderes und besseres Bad zu richten, und euch mit dem Heiligen Geist taufen.

12. So ist es nun alles dahin gerichtet, daß sie diesen Mann nicht sollen vorübergehen, sondern an Johannes Predigt denken. Siehe, Johannes hat es uns gesagt von einem, der nach ihm auftreten wird; der wird es gewißlich sein, der mit Predigen und Zeichen sich so gewaltig sehen läßt.

13. Aber was geschah? Johannes hörten sie wohl; aber glaubten seinem Zeugnis nicht, ja, richteten sie beide hin, Christus und seinen Vorläufer, schlugen Johannes den Kopf ab, und kreuzigten Christus, von den Johannes so treu gepredigt und jedermann vermahnt hatte ihn anzunehmen. Aber solche Frommen sind je und je gewesen, die nicht allein die Predigten der Propheten verachtet, sie verfolgt und darüber totgeschlagen, sondern danach auch Christum den Herrn selbst, den sie verkündigten, gekreuzigt haben.

14. Heute geht es noch genau so; denn Christus muß doch gekreuzigt werden, nicht allein in eigener Person, sondern auch in seinen Gliedern. Wir wollten gern jedermann auf den rechten Weg der Seligkeit mit Johannes weisen, sagen:. Es sei außerhalb Christus keine Vergebung der Sünde, noch ewiges Leben. Aber was geschieht? Je stärker wir die Leute von eigenen Werken, auf den rechten Felsen Christum weisen, je heftiger unser Gegenteil uns dafür verdammt. Denn solches stimmt mit ihrer Lehre nicht überein. Sie weisen in die Klöster, lesen Messe, halten Seelmessen, stiften Gottesdienst, laufen Wallfahrten, kaufen Ablaß. Das heißt aber nicht auf Christum gewiesen, sondern neben Christus andere Wege, in den Himmel zukommen. Dagegen reden wir, und vermahnen die Leute, sich an Johannes Zeugnis zu halten, der auf Christum weiset. Das ist dem Papst und seinem Haufen ärgerlich, verdammen uns darüber als Ketzer, und wo sie könnten, würden sie freilich an ihrem Willen nicht mangeln lassen, uns eben so lohnen und danken, wie die Juden dem Heiligen Johannes.

15. Warum aber sind sie uns so feind und können uns so gar nicht leiden? Um keiner anderen Ursache willen, denn daß wir mit Johannes predigen, sie sollen sich demütigen vor Christus, und sich mit all ihrem Gottesdienst und guten Werken nicht wert achten, daß sie ihm die Schuhe auswischen. Denn das müssen sie ja selbst bekennen, Johannes sei viel heiliger gewesen denn sie; dennoch spricht er:. Ich will solche Heiligkeit nicht ansehen, könnte ich nur zu der Gnade kommen, daß ich ihm seine Schuhe sollte abziehen oder wischen, daß würden mir genügen. Solche Demut wollten wir gern durch das Evangelium bei jedermann anrichten, ermahnen deswegen, unserem Amt nach, jedermann, er soll sich vor Sünden hüten und fromm sein, doch auf solche Frömmigkeit keinen Trost vor Gott setzen; sondern soll, wie Johannes, seine guten Werke und ehrbares Leben als einen Schuhlumpen achten gegen die hohe reine, vollkommene und große Gerechtigkeit, die unser lieber Herr Christus durch sein Leiden und Sterben uns verdient hat.

16. Darum soll sich niemand daran ärgern, daß die Katholiken zu unserer Zeit des Evangelium verachten und verfolgen. Es ist Johannes, Christus und den Aposteln zu ihrer Zeit selbst so gegangen, daß ihre Lehre nicht allein verachtet worden ist, sondern sie dazu verfolgt und jämmerlich hingerichtet sind. Nun, die Juden haben ihre Strafe empfangen, unsere Verächter und Lästerer werden ihrer Strafe auch nicht entgehen.

18. Dagegen laßt uns Gott danken für seine Gnade, daß wir das reine Wort wieder haben; und auf das erste vornehmlich auf Johannes Wort acht haben, da er spricht:. " Bereitet den Weg dem Herrn "; also: " er ist mitten unter euch getreten "; und bald danach:. Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt ". Da sagt er nichts von unseren Werken, Verdiensten, sondern zeigt allein auf Christum, in dem wir alles finden und haben.

19. Danach sollen wir auch das Beispiel seiner Demut mit Fleiß merken, daß der heilige Mann, welcher, wie Christus zeugt, seinesgleichen unter allen, so von Weiber geboren sind, nicht hat (so werden in freilich alle Mönche und Pfaffen, die je unter dem Papst gewesen, mit aller ihrer Heiligkeit das Wasser nicht reichen können), sich so tief herunter läßt und demütigt, daß er sagt:. Er sei mit aller seiner Heiligkeit und guten Werken nicht wert, daß er sich vor dem Herrn Christum bücke und seine Schuhriemen auflöse. Das soll uns ein Beispiel der Demut von Johannes sein, daß wir uns davor in acht nehmen, und Johannes nachfolgen sollten.

20. Gute Werke sollen wir tun und derselben uns auf das höchste befleißigen, denn Gott hat es befohlen in den zehn Geboten; die hat er nicht vergebens vom Himmel herab gegeben. Es ist sein Wort, darum will er es gehalten haben. Deswegen befleißige sich nur jedermann nach dem besten, daß er danach lebe, und sich so gehorsam und dankbar gegen Gott erzeige, der uns seinen lieben Sohn geschenkt hat, welcher sich um unseretwillen erniedrigt hat, und gehorsam geworden ist bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz, daran er für uns und aller Welt Sünde genug getan hat. Auf dieses Mannes Gehorsam und Werk verlasse dich und baue fest darauf, und wirf ihm alles, was du je Gutes getan hast, vor seine Füße, und bekenne nur frei von Herzen mit Johannes, es sei nicht wert, daß du dem Herrn Christus damit die Schuhe auswischest.

21. Vor den Menschen ist es wohl fein, sauber, ein schönes Tuch, Kleinod und Tugend, daß du kein Ehebrecher, kein Dieb, kein Mörder bist; das mag und soll man in der Welt bei den Menschen rühmen, und für Samt, seidene und goldene Stücke halten. Aber wenn es vor unsern Herrn Gott und sein Gericht kommt, so sprich:. Vor dir, Herr, ist mein bester Samt und goldene Stücke ärger denn ein Bettlerlumpen. Darum richte mich nicht nach meinen Werken, will sie gerne einen alten Lumpen sein lassen, und wollte, daß ich es nur möchte wert sein, ich wollte mich gern daran genügen lassen.

22. Also tut der heilige Paulus auch, Philipper 3, 5-7.: " ich ", spricht er, " bin ein Israeliter, nach dem Gesetz ein Pharisäer, und nach der Gerechtigkeit im Gesetz unsträflich ", daß mich kein Mensch strafen kann. Das lasse etwas besonderes sein, wenn sich vor den Leuten jemand so rühmen kann. " Dennoch achte ich ", spricht er, " alle diese Heiligkeit nun, um Christus willen, für Schaden und Dreck ", und ist meine höchste Freude und bester Trost, daß ich erfunden werden soll, nicht in meiner Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz ist; sondern aus der Gerechtigkeit, die durch den Glauben an Christum kommt, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird. Daß ich nun solcher Gerechtigkeit meines Herrn genießen kann, achte ich meine Gerechtigkeit für Dreck. Hier macht es Paulus noch gröber denn Johannes; der beschneidet es doch, heißt seine guten Werke einen Schuhlumpen; Paulus aber heißt es Kot und Dreck. Das ist ja unflätig genug von unserem heiligen Leben geredet.

23. Wir sollen aber solche Beispiele uns besonders annehmen, wohl merken und ernstlich danach leben, daß wir vor der Welt in aller Zucht und Ehrbarkeit leben, daß die Leute nichts über uns zu klagen haben. Solches gehört in dies Leben, hier auf Erden, und hört auch hier auf, wie man sieht: einen Frommen Mann beerdigt man ebenso als einen Narren, eine fromme Frau ebenso als eine Hure. Wenn es aber zum ewigen Leben kommen soll, so lerne sprechen:. Ich halte mich an meinen Herrn Christum und an seine Heiligkeit, die er in der Taufe, im Wort und Sakrament mir verheißt und schenkt; dabei will ich mich finden lassen, als ein armer und kleiner Wurm. Auf das wir also einen Unterschied machen zwischen unseren zeitlichen Leben und Heiligkeit, und den ewigen Leben der Heiligkeit, die vor Gott gilt.

24. Die Heiden haben auch sich in feiner Zucht und Ehrbarkeit gehalten, und viel um des Vaterlandes willen getan und gelitten; darum sie auch zu rühmen sind. Aber hier, wenn der Tod kommt, da scheidet es sich; da bleibt allen unser Tun und Leiden zurück, denn dadurch erlangen wir nicht Vergebung der Sünden, Gerechtigkeit. Wo sollen wir aber dann die Gerechtigkeit und Heiligkeit nehmen, die vor Gott und in dem ewigen Leben gilt? Da heißt es also, daß wir mit Johannes uns Demütigen und sagen: Herr, hier kommt ein armer Lumpen, alt und zerrissen, oder wie Paulus sagt, ein stinkender Dreck. Vor der Welt mag es wohl Samt und goldene Stücke sein; aber vor dir, Herr, lasse mich einen alten Lumpen sein, da ich deinem Sohn die Schuhe mit wische, und Schenke mir seine Gerechtigkeit, der Samt seiner Gerechtigkeit mein edelster und teuerster Schatz ist. Denn ich weiß, daß ich durch ihn und seine Gerechtigkeit ins Himmelreich komme; daß ich durch meiner Heiligkeit müßte in den Abgrund der Hölle fahren.

25. Daraus folgt, daß wir frei müssen schließen, daß Mönche, Pfaffen, Klöster, und was dergleichen noch genannt ist, alles zum Teufel und in die Hölle gehöre. Denn sie sehen mit ihren guten Werken nicht dahin, daß sie Gott den schuldigen Gehorsam leisten, und niemand ärgerlich seien; sondern daß sie damit denken selig zu werden. Darum verkaufen sie auch ihre guten Werke anderen Leuten. Das heißt aber Christum verleugnen, ja, sein spotten und ihn so verachten, wie die Juden sein spotteten und ihn verachteten. Vor solchem Greuel sollen wir uns hüten, und hier lernen, wie wir solchen Verführern begegnen mögen, daß wir zu ihnen sagen:. Du armer Mensch, willst mich mit deinen dreckigen Werken und Heiligkeit selig machen? Hat es doch Johannes, Paulus, Petrus und andere Heilige nicht tun können; sonst würden sie selbst nicht so gering von ihrer Heiligkeit gehalten und gepredigt haben. Wenn man die Klöster noch brauchte als Zuchthäuser, daß man junge Knaben darin aufziehe und in der Schrift studieren ließe, so wäre es ein sehr feiner, köstlicher und nützlicher Brauch. Aber dazu will sie der Papst und sein gottloser Haufen nicht brauchen; sondern sie weisen jedermann mit solchem Klosterleben in den Himmel. Sie werden aber gewiß einen solchen Himmel damit finden, wo die Flamme und das Feuer zum Fenster hinaus schlägt. Darum wäre es viel besser, daß man solche Klöstern abreiße, weil die Leute so von Christus abgewiesen und an Seele und Leib beschädigt werden.

26. So lerne nun in der Summe aus dem heutigen Evangelium, daß wir unter und bei den Leuten züchtig leben, in guten Werken fleißig und emsig sein sollen, und niemand ärgerlich. Solchen Gehorsam fordert Gott durch sein Gesetz und will ihn von uns haben; und wo wir ihn nicht leisten, will er mit dem Henker, mit dem Schwert, und zuletzt auch mit dem höllischen Feuer dazwischen schlagen. Solches zu tun, sage ich, sind wir schuldig aus Gottes Befehl gegen die Leute. Aber wenn du vor Gott kommst, so sprich: Herr, meiner Heiligkeit und Werke wegen bin ich verloren. Ich begehre deswegen, daß ich möchte ein alter Lumpen sein, zu den Füßen meines Herrn Jesus Christus. Wegen meines Lebens wegen bin ich anderes nicht wert, denn daß er mich in die Hölle werfe. Aber ich begehre seiner Heiligkeit, daß er mich heiligen wollen mit einer anderen, besseren und ewigen Heiligkeit; so komme ich gewiß in das ewige Leben.

27. Solches wollen weder Papst noch Bischöfe hören; denn sie sehen wohl, was daraus folgen würde, nämlich, das Stifte und Klöster, Messe und all ihr falscher Gottesdienst nicht lange stehen würden; darum halten sie so steif und fest darüber: mehr um des Bauches willen, der andere und geringere Teil darum, weil sie dadurch hoffen selig zu werden. Solches tut Johannes nicht, Paulus auch nicht, die wollen ihre Gerechtigkeit und Heiligkeit nicht behalten. Also sollen auch alle Christen tun, mit Paulus sagen:. Meiner Heiligkeit ist ein stinkender Unflat und Dreck; und mit Johannes:. Meine Heiligkeit ist ein Lumpen, wenn ich sie gegen die Heiligkeit und die Werke Christi rechnen will. Aber die Katholiken wollen weder Kot noch Lumpen in ihren Messen, Gelübden, Fasten, Beten sein, schlagen uns darüber tot, daß wir es nicht mit ihnen halten und die Leute auf einen anderen und besseren Weg weisen. Nun, es ist ein Otterngezücht, da nimmermehr etwas Gutes aus wachsen kann, sie werden es finden, was sie suchen. Last aber uns ja sehen auf den Mund und Finger Johannes, da er uns mit zeuget und weiset, auf das wir unseren Herrn und Seligmacher, Jesum Christum, nicht übersehen und nicht seiner fehlen sollen, da er so fleißig und treulich und zu ihm leitet und weiset, daß wir selig werden.

28. Dies ist die vornehmste Lehre aus dem heutigen Evangelium, da Johannes so fleißig von sich zu dem Herrn Christum weiset, sich also hoch demütigt, und Christum so empor hebt und rühmt. Das andere Stück, daß die Pharisäer und Hohenpriester zu Johannes schicken, und ihm das Taufen und Predigen verbieten wollen, weil er selbst sagt:. Er sei weder Christus, noch Elias, noch ein Prophet; also, daß er einen Unterschied macht zwischen seiner Taufe, damit er tauft, als ein Knecht, und der Taufe Christi, der selbst der Herr ist und den Geist allein geben kann: solche zwei Stücke sind für den gemeinen Mann etwas zu hoch; ohne daß man dennoch dies daraus lernen und merken soll, wie die Welt, und besonders, was in der Welt weise und hoch ist, Gottes Werken feind ist, und wollten sie gern dämpfen und unterdrücken, wie die Pharisäer und Hohenpriester hier tun. Aber Johannes hat einen rechten Eliasgeist und -kraft, das ist, ein unerschrocken Herz, läßt sich weder Predigen noch Taufen verbieten, bis ihn Herodes bei dem Kopf nimmt, in den Turm wirft, und endlich den Kopf abhauen läßt. Das leidet er um Gottes willen gern und geduldig, der Hoffnung, daß er durch seinen Herrn und Erlöser Christum einen gnädigen Gott und das ewige Leben haben werde. Das verleihe uns unser lieber Herr Gott und Vater durch seinen Sohn Jesu Christum, Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann; sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten; gleichwie er die ganze Christenheit auf Erden beruft, sammelt, erleuchtet, heiligt und bei Jesus Christus erhält im rechten, einigen Glauben; in welcher Christenheit er mir und allen Gläubigen täglich alle Sünden reichlich vergibt und am Jüngsten Tage mich und alle Toten auferwecken wird und mir samt allen Gläubigen in Christus ein ewiges Leben geben wird. Das ist gewisslich wahr.

Kleiner Katechismus - Martin Luther
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Am Heiligen Christtag

von der Geschichte, wie Christus zu Bethlehem geboren ist.

Lukas 2,1-15


Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot vom Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Cyrenius Landpfleger in Syrien war. Und jedermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. Da machte sich auch auf Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazaret, in das jüdische Land, zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum, daß er von dem Hause und Geschlechte Davids war, auf das er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, daß sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Und es waren Hirten in derselbigen Gegend dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und siehe, des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie, und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen:. Fürchtet euch nicht; siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen, ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:. Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede auf Erden, und den Menschen ein Wohlgefallen.


1. Dies Fest, von der Geburt unseres lieben Herrn Jesu Christi, ist vornehmlich um der Ursache willen unter den Christen eingesetzt, daß man die Geschichte predigen und wohl lernen soll, daß sie dem jungen Volk und gemeinen Mann im Gedächtnis bleibe, daß sie es wohl in das Herz bilden und ihren Erlöser recht erkennen lernen. Denn obwohl man es jährlich sagt, so kann man nicht genug davon predigen, noch genug lernen. Wir wollen deswegen das Evangelium in zwei Stücke teilen. Zum ersten die Geschichte erzählen auf das einfältigste, wie sie sich zugetragen; danach hören, was die lieben Engeln davon predigen und singen.

2. Das erste Stücke in der Geschichte ist dies: das Christus geboren ist eben zu der Zeit, da unter dem Kaiser Augustus zum erstenmal die Juden und ihr Vermögen geschätzt worden sind. Da hat unser lieber Herr Christus zu regieren, obwohl heimlich, in der Welt angefangen, und muß ihm der große Kaiser Augustus samt seinem Reich dienen, wohl unwissend, und die Ursache mit seinem Gebot dazu geben, daß die Jungfrau Maria samt ihrem vertrauten Mann Josef gen Bethlehem reist, und wie die Propheten zuvor geweissagt hatten, den Heiland der Welt daselbst an das Licht bringt. Sonst, wo solches durchs Kaisers Gebot nicht so verursacht, würde Josef und Maria wohl daheim geblieben sein. Aber Christus sollte zu Bethlehem geboren werden, darum muß der Kaiser dazu die Ursache geben, und also dem Herrn Christus zu seiner Geburt dienen; obwohl weder Kaiser noch die Welt etwas davon wußten. Denn sonst ist die Welt wohl so böse und untreu, daß sie es lieber verhindert, denn gefördert hätte. Aber Gott führt sein Regiment also, daß sie unwissend häufig tun müssen, was sie wissend nie zu Wege bringen würden.

3. Als sie nun, dem Kaiser Gehorsam zu leisten, aus Galiläa in Judäa gen Bethlehem gekommen sind, sagt der Evangelist, sei die Zeit gekommen, daß die Jungfrau Maria gebären sollte. Da sind doch alle Dinge zu der Zeit ganz ungeschickt. Siehe, die zwei Eheleute sind in einem fremden Land, in einer fremden Stadt, da sie weder Haus noch Hof haben, und ob sie schon, wie es wohl anzunehmen ist, Freunde da haben, so haben doch diese an sie nicht gedacht. Über das alles war die Stadt noch so voll, daß, wie der Evangelist sagt, sie keinen Raum hatten in der Herberge, müssen deswegen in den Kuhstall, und sich da wie die armen Leuten behelfen. Da wird weder Schrank, Leinen, Polster, Kissen noch Federbett gewesen sein; ein Bund mit Stroh war noch das Beste, was sie bei dem Vieh finden konnten. Und es war im harten Winter bei Nacht, daß die heilige Frucht, daß Kindlein Jesus, geboren wurde.

4. Dies ist kurz die Geschichte, welche ohne Zweifel der Evangelist so uns erzählen wollte, weil wir sonst so kalt sind, ob er doch ein wenig unsere Herzen erwärmen könnte, weil unser Heiland so elendiglich auf diese Welt geboren ist. Bethlehem wäre wohl wert gewesen, daß sie damals in den Abgrund der Hölle versunken wäre, die nicht so viel die Ehre ihrem Heiland beweise, daß sie ihm irgend eine kleine Kammer und Bett mit einem Kissen leihet. Seine Wiege ist zuerst der lieben Mutter Schoß, danach die Krippe. Die arme Mutter, will sie nicht erfrieren, so wird sie sich mit ihrem Mantel, den sie gehabt, allein zudecken; denn hier ist niemand, der Kind oder Mutter etwas leihen, dienen, oder mit dem Geringsten helfen könnte.

5. Warum malt doch der Evangelist diese Geburt so arm und elend? Darum, daß du daran denken und es nimmermehr vergessen sollst, und es dir durch Dein Herz gehen lassen, und besonders, weil du wir hörst, es ist alles deinetwegen geschehen, daß du darüber fröhlich und Gott auch dankbar dafür bist. Es ist eine weite Reise von Nazaret aus Galiläa nach Bethlehem, ja, soweit als aus Sachsen nach Bayern, wenn nicht noch weiter. Da ist es doch wohl zu denken, daß sie auch nicht viel Hausrat mitgeführt oder getragen haben. So werden die Windeln oder was sonst zu solchem Handel gehört, auch nicht besonders schön gewesen sein, daß sie das Kind vielleicht nur mit ihrem Hemd eingewickelt und ihm die Krippe gelegt hat. Denn sie hat es nicht immer im Schoß halten können, und sich an den Kleidern und Leib der Mutter wärmen, sondern das liebe Kind mußte sich mit Stroh und Heu und einer Krippe behelfen. Josef hat auch das Beste tun müssen, und es wird wohl so gewesen sein, daß eine Magd dem Hause mit Wasser holen und anderen ihnen gedient habe, wie es in der Not üblich ist. Aber solches ist hier nicht geschrieben. Darum ist es zu vermuten, obwohl jedermann wußte, daß ein junges Weib im Kuhstall gelegen, sich doch niemand ihrer angenommen hat.

6. Spuck du dich an, du schändliches Bethlehem, weil du dich so hart und unbarmherzig gegen deinen Heiland stellst, daß du ihm auch den geringsten Dienst nicht erzeigst! Du hättest die Strafe von Sodom und Gomorra besser verdient, daß Schwefel und Feuer vom Himmel herab geregnet wäre und dich zu Grunde vertilgt. Denn obgleich die Jungfrau Maria eine Bettlerin, oder, eine ehrliche Frau gewesen, so sollte man doch in solcher Not und Zeit, ihr zu dienen willig und geneigt gewesen sein. Ja wohl, es wird nichts daraus, dies Kind muß in Tüchern gewickelt und in eine Krippe gelegt werden, dabei bleibt es. So soll dieser Herr auf Erden empfangen werden, wohl die anderen prassen, fressen, große Pracht treiben mit schönen Kleidern, herrlichen Häusern.

7. Das ist das erste Stück von der Geschichte, welche uns darum so vorgeschrieben ist, daß wir das Bild lernen sollen und in unser Herz fassen, wie unser lieber Herr Jesus Christus so elendiglich in dieser Welt geboren ist, auf das wir lernen Gott für solche große Wohltat zu danken und zu loben, daß wir armen, elenden, ja auch verdammten Menschen heut zu so großen Ehren gekommen, daß wir ein Fleisch und Blut mit dem Sohn Gottes geworden sind. Denn eben der ewige Sohn des ewigen Vaters, durch welchen Himmel und Erde aus nichts erschaffen ist, der ist, wie wir hören, Mensch geworden und auf diese Welt geboren wie wir, ohne daß es mit ihm ohne alle Sünde zugegangen ist. Deswegen mögen wir rühmen, daß Gott unser Bruder, ja, unser Fleisch und Blut geworden sei. Diese große Ehre ist nicht den Engeln, sondern uns Menschen widerfahren. Deswegen obwohl die Engeln eine herrlichere Kreatur sind denn wir, so hat doch Gott uns mehr und höher geehrt und sich näher zu uns getan, denn zu den Engeln, weil er nicht ein Engel, sondern ein Mensch geworden ist. Wenn nun wir Menschen solches recht bedenken und von Herzen glauben könnten, so sollte gewißlich solche unaussprechliche Gnade und Wohltat unseres lieben Herrn Gottes eine hohe große Freude machen, und uns treiben, daß wir Gott von Herzen dafür dankten, ihn liebten und gern uns nach seinen Willen halten würden.

8. Im Papsttum hat man eine Geschichte erzählt:. Es sei der Teufel auf eine Zeit in eine Kirche zur Messe gekommen, und da man die Worte gesungen habe: " Gottes Sohn ist Mensch geworden ", und die Leute gestanden und sich nicht niedergekniet, hat er ihnen auf das Maul geschlagen, und geschimpft und gesagt:. Du grober Bauer, schämst du dich nicht, daß du so stehst wie ein Stock, und nicht vor Freuden niederfällst? Wenn Gottes Sohn unser Bruder geworden wäre wie euer, müßten wir nicht, wo wir vor Freude bleiben sollten. Ich glaube nicht, daß es wahr ist; denn der Teufel ist uns und dem Herrn Christus zu feind: aber daß es gewißlich wahr, der es so gedichtet hat, der hat einen hohen Geist gehabt, und die große Ehre wohl verstanden, welche uns wiederfahren ist indem, daß Gottes Sohn ist Mensch geworden: nicht wie Eva noch Adam, der aus Erden ist gemacht worden; sondern er ist uns noch näher gekommen, besonders weil er aus Fleisch und Blut von der Jungfrau Maria geboren ist, wie andere Menschen, ohne daß sie, die Jungfrau, allein gewesen, und vom Heiligen Geist geheiligt, ohne Sünde und vom Heiligen Geist diese selige Frucht empfangen hat. Außer diesem ist er uns gleich und ein rechter natürlicher Weibessohn.

9. Adam und Eva sind nicht geboren, sondern geschaffen. Denn Adam hat Gott aus der Erde gemacht; das Weib aber aus seiner Rippe. Wieviel aber ist Christus uns näher, denn die Eva ihrem Mann Adam, besonders weil er unser Fleisch und Blut ist? Solche Ehre sollten wir hoch achten, und wohl in unsere Herzen bilden, daß der Sohn Gottes ist Fleisch geworden, und gar kein Unterschied zwischen seinem und unserem Fleisch ist, nur das sein Fleisch ohne Sünde ist. Denn er ist von dem Heiligen Geist empfangen, und Gott hat die Seele und den Leib der Jungfrau Maria voll Heiligen Geistes gegossen, daß sie ohne alle Sünde gewesen ist, als sie den Herrn Jesus empfangen und getragen hat. Außer denselben ist alles natürlich an ihm gewesen, wie an anderen Menschen: daß er gegessen, getrunken, ihn gehungert, gedürstet, gefroren hat, wie andere Menschen. Solche und dergleichen natürliche Gebrechen, welche der Sünden wegen auf uns geerbt sind, hat er, der ohne Sünde war, getragen und gehabt, wie wir, wie Paulus sagt:. Er sei erfunden in allem ein Mensch wie wir, der gegessen, getrunken, fröhlich und traurig gewesen ist.

10. Das heißt ja sich tief demütigen und herunter lassen. Denn er hätte es wohl machen können, daß er ein Mensch geworden, wie er jetzt im Himmel ist, daß er Fleisch und Blut hat wie wir; aber nicht, was wir tun. Solches hätte er wohl von Anfang an tun können; aber er hat es nicht tun wollen, auf das er uns anzeigt, was für eine Liebe er zu uns hat, daß wir uns darüber freuen, trösten und rühmen können, daß wir einen Bruder im Himmel haben, diesen sollen wir mögen, ja, sollen ihnen annehmen. Denn ein unseliger Mensch ist der, der ihn nicht annimmt, noch diese Freude in seinem Herzen fühlt.

11. So ist nun die Ursache, daß diese Geschichte jährlich gepredigt wird, auf das ein jegliches junges Herz sich solches vorhalte, und Gott dafür danke und spreche:. Es hat keine Not mit mir; denn ich habe einen Bruder, der geworden ist wie ich bin. Warum er nun also geworden sei und was er dadurch habe ausrichten wollen, sage ich noch nicht. Denn darum ists geschehen, daß er uns errette von der Sünde und ewigen Tod. Aber ich will jetzt allein sagen von der Ehre des ganzen menschlichen Geschlechts, der wir uns mit der Wahrheit rühmen und fröhlich darüber sein sollen, daß der Sohn Gottes Mensch geworden ist. Solcher Ehre können sich alle Menschen rühmen. Die Christen aber haben danach ein Höheres, daß sie solcher Ehre auch in Ewigkeit genießen sollen. Dies Stück sollen wir aufs erste von dieser Geschichte merken.

12. Zum anderen dient dies treffliche hohe Beispiel uns auch dazu:. Weil Christus, der Sohn Gottes, sich so demütigt, und alle seine Ehre an das arme Fleisch gewandt, und die göttliche Majestät, davor die Engel zittern, sich so herunter gelassen hat, geht daher wie ein armer Bettler; oben im Himmel beten ihn die Engel an, hier unten auf Erden dient er uns und legt sich in unseren Schlamm: weil nun, sage ich, der Sohn Gottes solches getan hat, so sollen wir auch lernen, ihm zu Lob und Ehren, gern demütig sein, und seinem Wort nach unser Kreuz auf uns nehmen, allerlei Trübsal leiden und ihm also folgen. Denn was kann es uns schaden, oder warum wollten wir uns des Leidens schämen? Weil unser lieber Herr gelitten hat Frost, Hunger und Kummer. Sonderlich aber ging es elendig und armselig zu, wie gesagt, da er auf Erden kam und geboren ward. Da weder Gefäß noch Stube, weder Kissen, Windel noch Bettlergewand; er mußte in einer Krippe liegen, vor den Kühen und Ochsen. So denn nun dein lieber Bruder, der König Himmels und der Erden und aller Kreatur, so elend sich daher legt; spuck du dich mal an, warum wolltest du so herrlich sein und nichts leiden? Wer bist du denn? Ist es nicht wahr, du bist ein armer Sünder, der du nicht wert bist, daß du auf einem Brette liegen solltest. Liegst aber auf einem weichem Bette; aber dein Herr auf hartem Stroh und in einer Krippe.

13. Ist dies nicht ein verdrießlicher Handel? Wir sehen hier, in was für einer Demut und Armut unser Herr Jesus liegt um unseretwillen; und wir wollen Könige sein, frei ausgehen und nichts leiden. Das will sich wohl übel reimen, wenn der Herr in solchem Elend und Armut, uns zu gut, geboren wird, dazu für uns am Kreuz stirbt; und wir faulen Narren wollten immerfort in guter Ruhe und Friede sitzen! Nein, daß reimt sich nicht:. " Der Jünger ist nicht über seinen Meister, noch der Knecht über den Herrn ", spricht Christus.

14. Darum sollen wir wohl lernen und mit Ernst bedenken, erstlich, zu was für Ehren wir gekommen in dem, daß Christus Mensch geworden ist. Denn es ist eine solche Ehre, daß wenn einer ein Engel wäre, wünschen möchte, daß er ein Mensch wäre, daß er auch sich rühmen möchte:. Mein Fleisch und Blut sitzt über allen Engeln. Darum sollten wir Menschen uns ja billig für selig halten. Gott gebe, daß wir es verstehen, zu Herzen nehmen und Gott dafür dankbar sind. Zum anderen sollen wir das Beispiel von Christus fleißig ansehen, was er, der ein Herr ist über alle Herren, in seiner ersten Zukunft uns armen Menschen bewiesen, und um unseretwillen gelitten hat. Solches würde uns bewegen und treiben, daß wir von Herzen auch anderen Leuten gerne helfen und dienen, ob es uns auch gleich sauer würde, und wir etwas darüber leiden müßten. Dazu helfe uns Gott mit seinem Heiligen Geist, durch unseren lieben Herrn Jesu Christum, Amen.
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Jörg
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Am 1. Weihnachtstag

Lukas 2, 10-12

Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der HERR, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.


1. Wir haben zuvor die Geschichte gehört, wie Jesus Christus, Gottes Sohn, in diese Welt geboren ist und was wir daraus lernen sollen. Als nun solches zu Bethlehem geschehen, meldet der Evangelist, wie ein Engel vom Himmel zu einigen Hirten, die nahe dabei auf dem Felde bei ihren Herden waren, mit einem herrlichen, großen Licht kommen und von solcher Geburt den Hirten mit diesen Worten gepredigt habe:

Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkündige euch eine große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt David. Und das habt zum Zeichen:. Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt, und in einer Krippe liegen.

2. Das ist die erste Predigt von diesem geborenen Kindlein, unseren Herrn Jesu, welche von den Engeln vom Himmel zu uns auf Erden gebracht worden ist. Deswegen sie wohl wert ist, daß wir es mit Fleiß lernen, und uns ja davor hüten, daß wir nicht denken, wir könnten es auslernen. Denn ob man es gleich alle Jahre, ja, alle Tage predigt, so werden wir es doch hier auf Erden nicht zu Ende lernen können.

3. Es ist aber diese Engelpredigt sehr nötig gewesen: denn wenn Christus zwanzigmal geboren wäre, so wäre es doch vergebens gewesen, wenn wir nichts davon wüßten. Denn was ist es, daß einer einen Schatz im Hause oder Keller hat, da er nichts von weiß? Dieser Schatz wird ihm wenig Freude machen. Wie das Sprichwort heißt: ein verborgener Schatz ist ein unnützer Schatz, weil man über ihn hinläuft, wie über den Dreck auf der Gasse, den man nicht achtet. Also ist es hier mit dieser heiligen, freudenreichen Geburt auch. Wenn die lieben Engeln nicht davon gepredigt und solchen Schatz den Leuten nicht geoffenbart hätten, hätte niemand diesen Schatz begehren, viel weniger genießen, niemand wäre darüber froh geworden. Ursache, was einer nicht weiß, daß ficht ihn nicht an; es gibt wieder Lust noch Unlust, sondern ist, als wäre es nie gewesen oder sollte es nimmermehr etwas werden.

4. Darum ist dies der vornehmsten Stücke eins in dem heutigen Evangelium, daß der Engel mit seiner Predigt diese Geburt offenbart und zeigt uns diesen Schatz; daß wir nicht so vorüber gehen, den Schatz haben, und dennoch nichts davon wissen, uns weder darüber freuen noch trösten, und spricht:. " Dich verkündige euch große Freude ".

5. Diese Worte sind sehr wohl gesetzt. Die Hirten sind über dem großen Licht und Glanz, als über einem ungewöhnlichen Ding, sehr erschrocken, daß Himmel und Erde in einem Augenblick die Nacht so hell als der Tag geworden ist. Solches sieht der Engel, spricht deswegen fröhlich an, und sagt:. " Fürchtet euch nicht ". Als sollte er sprechen:. Wir habt kein Ursache, daß ihr euch fürchten sollt; daß ihr euch aber fürchtet, ist ein gewisses Zeichen, daß ihr von dem edlen, teuren Schatz noch nichts wisset, den euch Gott geschenkt hat; sonst würdet ihr euch nicht fürchten, ja, ihr würdet euch von Herzen freuen und guter Dinge sein. Denn eben darum bin ich gekommen, daß ich euch eine große Freude verkündigen soll, ein großes Werk und Wunderzeichen, welches, so ihr es recht in euer Herz bilden werdet, so werdet ihr guter Dinge darüber sein und eine große, überschwengliche Freude haben.

6. Daß es also den Engeln vornehmlich darum zu tun ist, daß er gern eine solche Predigt tun wollte, die da haften bleibt und nicht umsonst wäre, sondern ausrichtet, was sie soll. Darum sagt er nicht von einer schlechten, sondern von einer großen Freude und nötigen Sache.

7. Und das darum: denn der Teufel hat durch die Sünde uns Menschen sehr herunter geworfen, und einen schrecklichen Jammer angerichtet, daß wir nicht allein in der Erbsünde stecken und den ewigen Tod auf uns haben, sondern noch täglich in der Welt allerlei Unglück von ihm erwarten müssen; also, daß niemand einen Augenblick sicher ist, weder des Leibes noch des Gutes wegen, welches alles in einer Gefahr schwebet. Über solchen Jammer ist noch ein größerer, wie im Evangelium geschrieben ist, daß der Teufel in die Leute fährt, macht sie toll und töricht, daß man mit Wahrheit sagen kann, ein solcher Mensch sei nichts, denn ein stinkendes heimliches Gefäß des Teufels. So schändlich hat er durch die Sünde uns Menschen zunichte gemacht, daß wir hier auf Erden nicht einen Bissen Brot können mächtig sein, müssen danach recht auch Gottes Zorn und ewigen Tod tragen. Das lasse ein schrecklich, jämmerlich und greulich Teufelsreich sein.

8. Dennoch, wenn wir es recht bedenken und beides gegeneinander abwägen, so ist solcher Jammer, welchen wir vom Teufel haben, keineswegs der Herrlichkeit und diesem trefflichen Schatz und Freude zu vergleichen, da der Engeln hier von predigt, und sagt:. " Fürchtet euch nicht, ich verkündige euch große Freude, euch ist der Heiland geboren ". Mit solcher Predigt wollte der Engel gern unseren Herzen abwenden von allem solchen Teufelsjammer auf dies Kindlein; und meint, der hätte alsdann ein Werk eines christlichen Predigers ausgerichtet, wenn er uns dahin bringen könnte, daß wir diesen Heiland recht ansehen und als unser Fleisch und Blut erkennen lernten. Und es ist gewiß wahr: wenn es sein sollte oder könnte, daß dies fröhliche Bild in eines Menschen Herz recht ginge, so würde dieser Schatz allen gering sein, welchen wir vom Teufel haben, ob es gleich ein großer und ewiger Schade sei.

9. Wer nun den Teufel überwinden, sein Gift und Zorn verlachen und vor ihm sicher sein will; der muß es allein mit diesem süßen Anblick und Trost tun, wovon der Engel hier predigt und sagt:. Euch ist der Heiland geboren. Wenn dieser Blick recht in das Herz fällt, so ist die Sache schon gewonnen. Denn da denkt der Mensch also:. Der Teufel hat mich und alle Menschen geschändet und erwürgt, in Gottes Zorn und ewiges Urteil geworfen: aber so groß ist dieser Schade nicht; der Schatz, welchen mir Gott gegeben hat, ist noch größer, nämlich, daß Gott, mein Herr, nicht das menschliche Geschlecht besitzt, wie der Teufel pflegt die Menschen zu besitzen; sondern er selbst wird wahrer Mensch, daß also aus Gott und menschlicher Natur eine Person wird. So nahe kann der Teufel einem Menschen nicht kommen. Denn ob er gleich einen Menschen besitzt, so bleibt doch der Mensch Mensch, der Teufel Teufel, und so sind zwei unterschiedliche Personen und Naturen. Dagegen ist nun der Sohn Gottes Mensch geworden, daß ich mit der Wahrheit sagen kann:. Dieser Mensch ist Gott, und Gott ist Mensch.

10. Deswegen hat sich unser lieber gnädiger Gott im Himmel viel näher zu uns getan und ist viel tiefer in unser Fleisch gekommen, denn als der Teufel hineinkommen kann. Der mag einen Menschen besitzen und martern, aber er kann nicht ein persönlicher Mensch werden, die Naturen bleiben immer geschieden, nicht allein nach dem Wesen, sondern auch in der Personen. Solches aber ist hier eins, der Sohn Gottes ist unser Fleisch um Blut, von Maria, der Jungfrau, geboren, natürlicher Weise, wie ich und du, ausgenommen, daß er ohne männlichen Samen vom Heiligen Geist empfangen, und das Gift des leidigen Teufels nicht mit hat angenommen, sondern hat ein ganz und gar rein unschuldig Fleisch und Blut. Außer diesem einigen Stück, daß unser Fleisch und Blut unrein und sündig ist, ist er ein Mensch wie ich und du, er hat essen müssen, trinken, schlafen, aufwachen, wie andere Menschen von Natur aus tun müssen, wie Paulus sagt:. " Der ist erfunden wie ein Mensch "; das wer ihm gehört oder gesehen, hat müssen sagen:. Das ist ein wahrhaftiger natürlicher Mensch, kein Gespenst. Denn er hat alle Art dieses Lebens an sich.

11. Das ist die Freude, da der Engel von sagt. Ich rede aber jetzt nur allein von der Ehre, der wir uns freuen sollen, noch nicht von der Frucht, von welcher man predigt, wenn man von seinem Leiden und Auferstehen predigt. Jetzt sagen wir allein von der Ehre, daß Gott uns so nahe geworden ist, daß er unser Fleisch und Blut, und ein persönlicher Mensch ist, wie ich und du sind, allein das ausgenommen, daß er ohne alle Sünde ist. Mit dieser unaussprechlichen Ehre hat er das menschliche Geschlecht geziert. Das wollte der Engel den Leuten gern einbilden und spricht: . " Ich verkündige euch große Freude, die allem Volk wiederfahren wird ".

12. Der ist fröhlich und guter Dinge darüber, brennt und springt vor lauter Freude, schämt sich der armen Hirten nicht, daß er ihnen predigen soll, sondern ist guter Dinge darüber, und wollte gern, daß jedermann solches zu Herzen ginge, wie ihm, und alle Menschen solche große Ehre erkennen lernten, daß die menschliche Natur zu der Herrlichkeit gekommen ist, daß der Sohn Gottes, durch welchen alles erschaffen ist, die hohe Majestät, unser Fleisch und Blut geworden ist.

13. Denn da wäre nicht wunder, wenn wir gleich sonst nichts davon hätten, daß wir Menschen unter einander uns so lieb gewinnen sollten, daß eines das andere vor Liebe, wie man sagt, fressen sollte. Ich rede aber noch nicht von dem Nutzen und Brauch, sondern allein von der Ehre. Wenn dieselbe uns recht zu Herzen ginge, da sollten wir nie einem Menschen feind sein können. Ursache, wer wollte doch dem Bild feind sein oder Böses tun, das Leib und Seele hat, wie mein und dein Gott? Sollten wir nun nicht um solcher Ehre willen, die Gott uns bewiesen hat, alle Menschen auch lieben und ihnen alles Gute tun?

14. Die Engel sind eine viel herrlichere Kreatur denn wir Menschen; das hat Gott nicht angesehen. Gott ist nicht ein Engel geworden. Dazu sind die Engel auch unschuldige und heilige Geister, die nicht gefallen sind, wie die anderen Engel und wir armen Menschen. Da läßt es sich ansehen, als wäre es billiger gewesen, daß Gott ein Engel sollte geworden sein. So fährt er zu, nimmt die geringe, arme Kreatur an, die in Sünden steckt, in des Teufels Reich und unter des Todes Gewalt ist, die der Teufel auf das äußerste plagt und schändet. Das heißt ja tief sich zu uns herunter gebeugt. Sollte denn uns solches nicht erweichen, daß wir mit aller Brunst unter einander uns lieb hätten, alle Freundschaft und Dienst unter einander beweisen, nicht so unter einander verachten, neideten?

15. Etliche Väter, meinen, der Teufel, der im Himmel gesehen habe, daß der Sohn Gottes soll Mensch werden, habe er aus solcher Ursache einen Neid gegen die Menschen und einen Haß gegen Gott bekommen, daß er nicht mehr ein Engel sein wollte sondern ein Mensch hat werden wollen, sei also aus Hoffart und Neid herunter gefallen. Solches mag wohl ein Gedanke unter wahr sein. Es habe aber dennoch die lieben Väter die große Freude und Ehre damit anzeigen wollen, welches uns in dem wiederfahren ist, daß Gott ist ein Mensch geworden, eben das arme Fleisch und Blut an sich genommen hat, daß wir arme Menschen haben, welche vom Teufel besessen und dem Tod der Sünde wegen übergeben waren.

16. Was für unselige Leute müssen diese sein, die von solcher Ehre nichts wissen? Die aber sind viel unseliger, die solches von den Engeln, Aposteln, oder anderen Predigern hören, daß Gott die menschliche Natur so gnädig heimsucht, an sich genommen und über alle Kreatur zum Herren gemacht habe, und haben dennoch keine Freude daran. Ja, unselige Leute müssen es gewiß sein, die solches nicht fühlen, nicht Trost und Freude davon haben.

17. Wenn unter vielen Brüdern einer zum großen Herren wird, wie froh werden die anderen Brüder? Wie können sie sich so hoch trösten? Wie man an Josef seinen Brüdern im ersten Buch Mose sieht, da er sich ihnen zu erkennen gibt. Und ist wahr, solches ist eine natürliche Freude. Wie kommt es aber, daß wir uns dieser unaussprechlichen Ehre und Herrlichkeit nicht auch freuen, daß sie uns nicht zu Herzen gehen will, wir Gott nicht darum loben und danken, daß mein Gott mein Fleisch und Blut geworden, und jetzt droben sitzt zur rechten Hand Gottes, ein Herr über alle Kreatur?

18. Der solches recht in sein Herz fassen könnte, der sollte ja um des Fleisches und Blutes willen, daß droben zur rechten Gottes ist, alles Fleisch und Blut hier auf Erden lieb haben, und keinem Menschen mehr zürnen können. Das also die zarte Menschheit Christi, unseres Gottes, mit einem Anblick alle Herzen billig fröhlich und freundlich machen sollte, es und mit Freude so erfüllen, daß nie mehr ein zorniger Gedanke da sein möchte also, wer in seinem Herzen dies Bild wohl gefaßt hätte, daß Gottes Sohn ist Mensch geworden, der sollte sich nie vom Herrn Christus etwas Böses, sondern nur etwas Gutes erhoffen. Denn ich weiß ja wohl, daß ich nicht gern mit mir selbst zürne, noch mir Arges begehre zu tun. Aber ist Christus eben der, der ich bin, ist auch ein Mensch; wie kann er es denn mit sich selbst, das ist, mit uns, die wir sein Fleisch Blut sind, übel meinen? Also würde solches Bild, wo es recht im Herzen wäre, in einem Augenblick alle greulichen Beispiele des Zornes Gottes verschmelzen, als da ist, die Sintflut, die Strafe von Sodom und Gomorra. Solches alles müßte in dem einigen Bild verschwinden, wenn wir denken an diesen einigen Menschen, der Gott ist, und die arme menschliche Natur so geehrt hat, daß er ist ein Mensch geworden.

19. Sind aber das nicht unselige Leute, wie gesagt, die solches hören, und achten es dennoch nicht, sondern lassen solchen Schatz liegen, denken nur, wie sie den Kasten mit Geld füllen, schöner Häuser bauen und große Pracht führen mögen? Solches kommt daher, daß der leidige Teufel die Herzen blendet, daß sie gar keinen Blick von solcher Freude, da der Engel hiervon predigt, sehen können.

20. Dies ist nun ein Stück, daß uns bewegen sollte zu großer Freude und seliger Hoffart, daß wir also geehrt sind über alle Kreatur, auch über die Engel, daß wir nun können mit der Wahrheit rühmen:. Mein Fleisch, mein Blut sitzt zur rechten Gottes und regiert über alles. Solche Ehre hat keine Kreatur, kein Engel nicht, es sie mein Fleisch und Blut aber hat es. Das sollte doch wohl allein schon ein Backofen sein, wo unser Herz drin schmelzen, und eine solche Brunst unter uns Menschen anrichtete, daß wir von Herzen einander liebten. Aber da hat, wie gesagt, der leidige Teufel sein Gespenst, daß wir es in der Kirche hören, danach nicht weiter daran denken, sondern bald vergessen. Das verdirbt uns diese Freude mit anderen Sorgen, auf das wir dies Bild nicht in unser Herz einschließen, wie wir sollten. Wenn wir nun nicht mehr denn diese Ehre hätten, so sollten wir vor Freuden springen und tanzen.

21. Nun aber über diese natürliche Ehre und Freude ist noch dies dabei, daß er, der Mensch Jesus, auch unser Heiland sein will. Das ist aller erst daß Rechte Stück und größte Ursache, daß wir sollen fröhlich sein. Daher sind es unselige Leute, die davon nicht hören noch wissen. Aber wie zuvor gesagt, viel unseliger sind die, die es hören und wissen, und doch nicht achten. Denn diese Worte sollten Himmel und Erde zerschmelzen, und uns aus dem Tode eitel Zucker, und aus allem Unglück, welches doch unzählig ist, eitel köstliche Perlen machen. Denn welcher Mensch ist, der dieses alles ausdenken kann, daß uns ein Heiland geboren ist? Solchen Schatz gibt der Engel nicht allein seiner Mutter, der Jungfrau Maria, sondern uns Menschen allen. " Euch, euch ", spricht er, " ist der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr ".

22. Der Engeln redet mit den Hirten; die waren Juden und kannten daß Wort " Christus " in ihrer Sprache sehr wohl, daß es heiße einen König und Herrn. Aber da irrte der meiste Teil der Juden, daß sie dachten, er würde ein Herr und Heiland im leiblichen Regiment sein. Das war die Meinung nicht. Der Engel sieht auf ein Höheres, da er spricht:. " Euch ist der Heiland geboren "; als wollte er sagen:. Ihr seid bisher des Teufels Gefangene gewesen, der hat euch geplagt mit Wasser, Feuer, Pest, Schwert, und wer kann die Unglücke alle erzählen? Da liegt ihr armen Menschen unter seiner Tyrannei. Die Seele verführt er mit Lügen, das ist unzählig mehr schädlicher, denn alle Pestilenz dem Leib sein kann. So hat der arme, dürftige, schwache Leib auch keine Ruhe vor ihm. Wenn er nun Seele und Leib so geplagt hat, so steckt noch der ewige Tod dahinter. Euch nun, spricht der Engel, euch, die ihr mit Seele und Leib unter solchem schädlichen, bösen, giftigen Geist, der der Welt Fürst und Gott ist, gefangen liegt, ist der Heiland geboren.

23. Das Wörtlein "euch" sollte uns ja fröhlich machen. Denn mit wem redet er? Mit Holz oder Steinen? Nein, sondern mit Menschen, und nicht mit einem oder zwei allein, sondern mit allem Volk. Was wollen wir nun daraus machen? Wollen wir auch weiter zweifeln an der Gnade Gottes und sprechen:. Über den Heiland mag sich wohl St. Peter und St. Paul freuen; ich darf es nicht tun, ich bin ein armer Sünder, dieser edle, teure Schatz geht mich nicht an? Lieber, wenn du es so willst sagen:. Er ist nicht mein; wessen ist der dann? Ist der um der Gänse, Enten oder Kühe willen gekommen? Denn du mußt hier sehen, wer er sei. Hätte er wollen eine anderen Kreatur helfen, so wäre er dieselbe Kreatur geworden. Aber ist allein eines Menschen Sohn geworden.

24. Nun, wer bist du? Wer bin ich? Sind wir nicht Menschen? Ja. Wer soll sich denn dieses Kindleins annehmen, eben die Menschen? Die Engel dürfen nicht, die Teufel wollen sein nicht. Wir aber dürfen sein, unseretwillen ist er Mensch geworden. Deswegen gebührt es uns Menschen, daß wir mit Freuden uns seiner annehmen, wie der Engel hier sagt:. " Euch ist der Heiland geboren ". Um kurz davor:. " Ich verkündige euch große Freude, welche allem Volk widerfahren wird ". Ist es nicht ein großes, herrliches Ding, daß ein Engel von Himmel solche Botschaft den Menschen bringt? Und danach so viel tausend Engel so fröhlich darüber sind, wünschen und predigen, daß wir Menschen auch sollen fröhlich sein und solche Gnade mit Dank annehmen, wie wir hören werden.

25. Darum ist es ein trefflich, teures Wort, daß wir hier hören:. "Euch ist der Heiland geboren ". Als wollte der Engel sagen:. Diese Geburt ist nicht mein, darf mich ihrer nicht annehmen, ohne daß ich es euch von Herzen gerne gönne. Aber euer ists, die ihr arme, verdorbene und verlorene Menschen seid. Diesen ist er ein Heiland geworden. Darum nehmet ihn an, ihr bedürfet solchen Heiland, so euch von Sünden und Tod sollte geholfen werden. Jenes, davon zuvor gemeldet ist, ist an sich selbst ein herrlich, großes Ding, daß Gott ist ein Mensch geworden. Aber dies ist weit darüber, daß er soll unser geistlicher und ewiger Heiland sein. Wer solches recht fühlt und glaubt, der würde davon zu sagen wissen, was eine rechte Freude wäre, ja, sollten nicht lange vor großer Freude leben können. Aber, wie am Anfang gesagt, wir werden diese Predigt hier auf Erden nicht völlig fassen, noch auslernen können. Dies Leben ist zu eng, so sind unsere Herzen zu schwach dazu. Sonst wenn es möglich wäre, daß es ein Herz recht annehmen könnte, müßte es vor Freude zerspringen, würde auch nimmermehr keinen traurigen Gedanken fühlen.

26. Es sollte, wenn wir glaubten, und zum wenigsten diese Frucht daraus folgen, daß wir freundlich unter einander leben würden, aufhörten mit Lügen und Trügen und allerlei Unrat, um des Bildes willen, daß Gott selbst ist ein Mensch geworden. Aber da sieht man, wie schwach es mit uns fortgeht, daß diese Freuden nicht recht ins Herz will, und wir beide, der Predigt des lieben Engels und des Heilands, vergessen, und der meiste Teil der Menschen dem alten Geiz und anderen nachgehen. Welches ein gewisses Zeichen ist, daß wir solche Predigt nicht fest, oder ja schwach glauben, sonst würden wir fröhlich sein, uns nicht bekümmern, wenn wir glaubten, daß wir einen solchen Heiland hätten. Wie sollte wohl ein Mensch sich freuen wenn die Glocken bei seinem Sterben läuten, wenn er eine gewisse Arznei gegen diesen Tod hätte! Solche Freude würde man fühlen, daß sie von Herzen ginge. Aber hier, der wir eine gewisse Versicherung gegen Sünde und den ewigen Tod haben, freut sich niemand, oder nur wenige. Der meiste Haufe sucht eine andere Freude, daß er hier Friede, Ruhe und gutes Leben habe, und ist sich doch keines Augenblicks hier sicher. Das ist ein Zeichen, daß wir diese freudenreichen Predigt, gleich als im Schlaf, hören, bleiben heillose Leute, die den Schatz vor Augen haben und achten sein doch nicht.

27. Wer nun also geschickt ist, daß er solches hört und keine Freude davon empfindet, der mag sich wohl für einen unseligen Menschen achten. Denn was will doch ein Herz fröhlich machen, wenn es sich dessen nicht freuen, davon der Engel hier sagt:. " Euch ist der Heiland geboren "? Wer sich nun dieser Predigt nicht bessern und frömmer werden will, wem dieser Schatz nicht schmecken und dies Feuer das Herz nicht erwärmen will, den mag der Henker frömmer machen, sonst ist ihm nicht zu helfen. Darum so lerne es für ein böses Zeichen zur achten, wo du dich dermaßen so kalt und erstarst befindest, und bitte ja Gott von Herzen um seine Gnade, daß er durch seinen Heiligen Geist dir dein Herz ändern und helfen wolle.

28. Daß der Engel aber weiter meldet, er sei geboren, dieser Heiland, in der Stadt David, und nennt ihn Christum, den Herrn: mit den Worten weist er uns in die Schrift. Denn also war durch den Propheten Micha zuvor geweissagt, er sollte zu Bethlehem geboren werden.

29. Besonders aber heißt der Engel das Kindlein Jesum einen Herrn. Solches sollen wir nicht verstehen, als würde er ein weltlicher König sein, der sich als ein Tyrann erzeigen würde und mit der Keule dazwischen schlagen. Nein, sondern wie Gott zu Adam spricht:. " Des Weibes Same soll der Schlange den Kopf zertreten "; und des Teufels Feind, aber unser Herr und Erlöser sein wolle, der mich und dich für das Seine ansprechen und als die Seinen vom Teufel abfordern wolle, und ihn sagen:. Gib mir diesen her, den du gefangen hälst; er ist sich dein, sondern mein eigen Geschöpf, den ich nicht allein erschaffen, sondern auch mit meinem Leib und Blut erkauft habe; darum lasse ihn fahren und gib ihn mir wieder, denn er steht mir zu. Das also Christus ein tröstlicher Herr sei, der dem Teufel in das Regiment mit Gewalt greife, und das Seine zu sich nähme; der ihm unter die Augen trete und sagen:. Du verfluchter Geist hast sie geführt in die Sünde und Tod, du betrügst und belügst sie, und sind doch nicht dein; ich bin der Herr, dem es nicht allein von Natur, sondern auch von Rechts wegen gebührt, und dir nicht, daß ich über die Menschen regieren soll, denn sie sind mein verdientes Gut.

30. Ja, sprichst du, hat doch der Sohn Gottes die Engel nicht erlöst, wie kann man denn das Wörtlein Herr also deuten? Antwort:. Gegen uns hat solches Wörtlein keinen anderen Verstand, und ist recht also gedeutet. Aber weil der Engel einfach hin redet, und dem Kindlein Jesus einen so hohen Titel gibt, und Herr nennt, so ist es eine gewisse Anzeigung, daß dies Kindlein, von Maria der Jungfrau leiblich geboren, natürlicher, wahrer, ewiger Gott sei, sonst würde der Engel ihn bestimmt nicht Herr heißen.

31. Unser Heiland ist er, und der Engel nicht, wieder Engel hier klar sagt:. " Euch ist der Heiland geboren ". Aber ist nicht allein unser Herr, sondern auch der Engel Herr; die sind nun mit uns und wir mit ihnen dieses Herrn Hausgesinde, zählen sich unter diesen Herrn zugleich mit uns, daß wir Menschen, die wir zuvor des Teufels Knechte waren, durch dies Kindlein zu solchen Ehren kommen, daß wir nun in der Bürgschaft der lieben Engeln angenommen sind. Die sind jetzt unsere besten Freunde, daß wir uns mögen rühmen um dieses Kindleins willen, daß wir mit den Engeln und sie mit uns einen einigen Herrn haben, einerlei Hausgesinde miteinander sind.

32. Die lieben Engel sollten billig hoffärtig sein, daß sie viel edler sind denn wir Menschen: erstens ihrer Natur und Wesens wegen, danach auch, daß sie ohne Sünde sind. Aber da spürt man keine Hoffart, sie verachten uns Menschen um unseres Jammers willen nicht, unser Sterben, Sünde und Not ist ihnen von Herzen leid. Darum haben sie auch so eine herzlichen Freude über die Hilfe, so uns durch dies Kindlein widerfährt, gönnen uns die Seligkeit wohl, als sich selbst, daß wir das Kindlein zu eigen bekommen, welches ihr Herr ist, und zu hohen Ehren bringt, daß wir ihre Mitgenossen sein sollen. Sie sagen nicht:. Ich mag die Sünder nicht, die stinkenden Toten, die im Grabe liegen, die Hurer, die Buben. Nein, so sagen sie nicht, sondern sind von Herzen fröhlich darüber, daß sie solche Sünder zu Frieden kriegen, und loben Gott darum, daß wir von der Sünden los werden, und zu ihnen in ein Haus und unter einen Herrn gekommen sind. Um solcher Gnade willen danken und preisen sie Gott, deren sie doch nicht genießen.

33. Wie viel mehr will sichs nun gebühren, daß wir auch Gott dafür danken und loben, und unter einander auch lieben und Dienst beweisen, wie der Sohn Gottes uns bewiesen hat, der unser Fleisch und nächster Freund geworden ist. Wer aber solches nicht achten, den Nächsten nicht auch so lieben und ihm helfen will, dem ist, wie ich oben gesagt habe, nicht zu helfen.

34. Das ist die erste Predigt nach Christi Geburt von diesen Kindlein, die geht nun durch die Welt durch und durch, bis an der Welt Ende. Darum sollt ihr fleißig merken; denn hier steht, wie die lieben Engel unsere Freunde geworden, und mit der fröhlichen Botschaft zu uns gekommen sind, und gesagt:. Wir sollen uns nun nicht mehr fürchten, weil das Kindlein uns geboren ist und unser Heiland sein will. Dies ist der rechte, höchste und beste Trost, da man Gottes Gnade und Barmherzigkeit ganz gewiß dran prüfen kann, daß Gott, der allmächtige, ewige Vater, sich über uns erbarmt, und uns seinen Sohn gegeben hat auf eine so freundlicher Weise, durch ein zartes, keines, junges Jungfräulein, den legt er in ihren Schoß hinein, und läßt uns predigen:. Er sei unser Heiland; was uns mangelt, daß sollen wir an ihm finden; er wolle unsere Hilfe und Trost sein, daß von nun an zwischen Gott und uns aller Zorn aufgehoben und nur lauter liebe und Freundlichkeit sein soll.

35. Da denke du nun, ob Gott denen unrecht tue, wenn er sie gleich ewig verdammt, die solches hören und sich doch solches nicht annehmen, wie die blinden verstockten Katholiken tun, die sich an diesem Heiland nicht genug sein lassen, suchen sich andere Heilande, darauf sie sich verlassen. Des Engels Predigt lautet anders, nämlich, daß dies Kindlein allein unser Heiland sei, an dem wir allein allen Trost und Freude haben sollen, als an dem höchsten Schatz; wo der ist, da sehen alle Engel und Gott selber hin.

36. Solchen Schatz aber legt er nicht allein der Mutter in den Schoß, sondern mir und dir, und sagt:. Er soll dein eigen sein, sollst sein genießen, und alles, was er hat, im Himmel und auf Erden, daß soll dein sein. Wer nun solches hört, doch keine Freude davon hat, oder diesen Heiland fahren läßt und sucht einen anderen, der ist wert, daß ihn der Donner neun Ellen unter die Erde schlage. Deswegen sollen wir Gott um seine Gnade danken und bitten, daß er diese Engelpredigt selbst in unsere Herzen reden und schreiben wolle, auf das wir uns dieses Heilandes recht trösten und durch ihn Tod und Teufel überwinden mögen. Das helfe uns unser lieber Herr und Heiland Christus, Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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2. Weihnachtstag


1. Bisher haben wir von diesem Fest gehört, erstlich die Geschichte, wie der Sohn Gottes Mensch geworden und von der Jungfrau Maria in diese armselige Welt geboren sei; welcher darum geschrieben und jährlich in der Christenheit gepredigt wird, auf das wir dieselbe wohl zur Herzen fassen, und Gott für solche Gnade und herrliche Wohltaten von Herzen lernen danken, die er uns durch solche Geburt seine Sohnes erzeigt hat.

2. Nach der Geschichte haben wir die himmlische Predigt des Engels gehört, durch welche solche Geburt den Hirten verkündigt worden ist, mit großer Klarheit auf dem Felde. Das ist auch etwas Neues, daß Gott die großen Herren zu Jerusalem sitzen läßt, und schickt so eine herrliche Botschaft vom Himmel herunter zu den armen Bettlern, den Hirten, auf das Feld. Das also der heilige Engel sich demütigt dem Beispiel seines Herrn Christi nach, und läßt sich gar nicht verschmähen, daß er den armen Hirten so eine schöne Predigt tun soll, die noch bleibt und bleiben muß unter den Christen, bis an der Welt Ende.

3. An solcher Geschichte lernen wir, wie die lieben Engel sehr feine Geister sind, da keine Hoffart innen ist. Deswegen alle die, so sich gelehrt, heilig und große Herren lassen heißen, billig dieses Beispiel wahrnehmen, und daran lernen sollten, daß sie ihrer Kunst, Weisheit, Gewalt und anderer Gaben sich auch nicht überheben, noch andere darum verachten. Denn so die Gaben zur Hoffart werden sollten, so hätten je die lieben Engel Ursache genug, daß sie solches getan und die armen Hirten verachtet hätten. Aber sie tun es nicht. Ob nun wohl die Hirten geringe, einfältige Leute sind, gleichwohl halten die Engel sich selbst nicht für so heilig und hoch, daß sie nicht sollten von Herzen willig und fröhlich sein, solche Botschaft ihnen anzusagen.

4. Also sollen wir auch tun, und in aller Demut unsere Gaben anderen zu Trost und Hilfe gern brauchen und niemanden verachten. Denn solches heißt dem Beispiel Christi gefolgt, wie wir in der ersten Predigt gehört haben. Der verachtet niemand; sondern gleich wie er vom Himmel herunter arm und elend in diese Welt gekommen ist, also will er auch arme, elende Leute um sich haben, die Hilfe suchen und bedürfen. Denn eben darum führt er auch den Namen, daß er ein Helfer oder Heiland heißt.

5. Solches Heilandes, lassen sich die großen Herren zu Jerusalem bedenken, sie bräuchten sein nicht. Die armen Hirten aber dürfen sein. Darum wird denselben solcher Schatz am ersten vom Engel in seiner kurzen Predigt, verkündigt, in welcher er uns dahin weiset, wie es alles darum zu tun sei, daß wir uns solches Heilandes freuen sollen, der uns von Sünde, Tod, Teufel und Hölle erlösen will. Denn also heißt diese Predigt:. " Fürchtet euch nicht. Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr ".

6. Dies sind nicht Worte, die in eines Menschen Herzen gewachsen sind; denn auch die weisesten Leute auf Erden wissen davon nichts: sondern es sind engelische Worte, vom Himmel herab erschollen, welcher wir, Gott sei ewig Lob, auch sind teilhaftig geworden. Denn es ist eben so viel, du hörst oder liest heute diese Predigt, als hättest du sie vom Himmel selbst gehört. Denn die Hirten haben die Engel auch nicht gesehen; sie haben nur das Licht und den Glanz gesehen. Die Worte aber die der Engel haben sie gehört. Du hörst es noch in der Predigt, du liest es noch im Buch, wenn du nur willst die Augen und Ohren auftun, und solche Predigt lernen und recht brauchen.

7. Es gelingt aber solche Predigt weit anders, denn als Mose Predigt, die er von den Engeln auf dem Berg Sinai gehört hat. Denn hier ist es umgekehrt. Dort war es also getan, daß die Leute sich fürchten mußten, Leibes und Lebens nicht sicher waren vor dem Blitz und Donner und anderen greulichen Wesen. Hier aber predigen sie, die lieben Engel, man soll sich nicht fürchten, sondern guter Dinge sein, trotzig und hoffärtig werden, als man immer kann, um des Kindleins willen, daß unser Heiland ist, und von den Engeln hier mit einem sonderen Namen getauft und " Christus, der Herr " genannt wird.

8. Mit diesem Namen greifen sie in die Schrift, und fassen auf einen Haufen alle Propheten zusammen. Denn alles, was geschrieben ist, zielt dahin, daß man hoffen soll und warten auf den Mann, der da Christus heißt. Denn das Gesetz konnte wieder Sünde und Tod nicht helfen; eigene Werke und Frömmigkeit konnten auch nicht helfen. Solches war allein auf Christum gesetzt, der sollte es tun. Da sehen die Engel hin und predigen hier:. Dieser ist es, der es tun soll, an dem jedermann alles finden sollen, was zur Vergebung der Sünden und ewigem Leben gehört.

9. Das heißt hinweggeworfen allerlei Lehre und Religion, dadurch man die Menschen außerhalb von Christus zum ewigen Leben führen will. Denn so es dieser Christus sein soll, so wird es nicht seine Mutter Maria, kein anderer Heiliger, wo doch die Katholiken auf der Heiligen Fürbitte, auf Möncherei und anderes die Leute weisen.

10. Aber wie reimt sich dies mit der Engelpredigt? Ja, wie reimt es sich mit dem schönen Gesang:. Ein Kindlein so löblich? Da wird also unserem Herrn Christus zu Ehren, und zum Zetergeschrei über uns selbst, über den Papst und alle Werkheiligen singen:. Wär uns das Kindleins nicht geboren, so wären wir alle zumal verloren. Sind wir nun außer Christus alle zumal verloren, so muß ja der Mensch mit seiner Regel, mit seiner Kappe und Messe auch verloren sein. Denn wer alle nennt, schließt niemand aus. Sollen sie aber selig werden, so müssen sie nicht durch Mönchsorden, Fasten, beten selig werden, sondern allein durch Christum, der den Namen hier hat, und heißt ein Seligmacher oder Heiland.

11. Man hat diese Engelpredigt im Papsttum auch gehabt, man hat auch jedes Jahr in Deutschland dies schöne christliche Lied:. Kein Kindleins so löblich, überall gesungen, und singt es noch, aber niemand hat es verstanden. Ursache, es hat an treuen Predigern gefehlt. Wo nun der Predigtstuhl liegt und schnarcht, daß der die Worte nicht aufweckt und erklärt, so singt und liest man es zwar, aber ohne allen Verstand. Denn wir müssen bekennen, daß wir auch im Papsttum die Taufe, Sakrament, den Text des Evangelium, daß Vaterunser, den Glauben, die zehn Gebote gehabt haben, und noch heutigen Tages haben die Katholiken es wie wir, ausgenommen, daß sie das Abendmal des Herrn geändert und sein Testament verrückt haben. Aber solches alles schläft bei ihnen, sie haben es und wissen es nicht, was sie haben. Denn sie trösten sich nicht, wie sich Christen solches Schatzes trösten sollen; sondern gehen frei und sicher daher, denken nicht einmal, was die Taufe, Evangelium, Vater Unser und Glauben ist. Darum wissen sie auch nicht, was sie davon singen oder sagen.

12. Woran fehlt es denn? Daran, daß der Predigtstuhl gefallen ist, der den Leuten die Ohren auftun und das Wort aufwecken muß, daß sie verstehen, was sie hören, lesen oder singen. Der nun andere aufwecken soll, muß auch nicht schlafen, sondern wacker und munter sein, sonst kann ein schläfriger Prediger einen lustigen Zuhörer mit sich schläfrig machen. Wie ist es denn mit dem Papst gegangen. Der ist im Rosengarten und Paradies, das ist, in aller Ruhe und Fülle gesessen; darum hat er geschnarcht und geschlafen und diese herrliche Predigt fallen lassen, daß ob sie gleich davon singen und lesen wie wir, dennoch nichts davon wissen oder verstehen. Daß es also beides miteinander bei den Katholiken geht. Im Evangelium lesen sie, wie der Heiland geboren ist. In der Kirche singen sie:. Wär uns das Kindlein nicht geboren, so wären wir allzumal verloren, daß Heil ist unser aller. Gehen doch nichts desto weniger hin, rufen die Jungfrau Maria an, Fasten, feiern der Toten Heiligen Feste, bestellen und hören Messe. Das heißt ja andere Heilande machen, und dieses Lied und den Gesang verkehren, und anstatt dieses Heilands oder Kindleins die Jungfrau Maria und anderer Heilige, ja, wohl auch die armen und elenden Menschen Werke setzen.

13. Darum ist es hoch vonnöten, daß man Gott von Herzen bitte, daß er tapfere Prediger geben wolle, die solche Worte in uns aufwecken und erklären, daß wir es nicht allein hören und lesen, sondern auch verstehen. Wo aber solche Prediger nicht sind, da geht es zu wie bei den Katholiken, die das Evangelium, Taufe, Sakrament haben, verstehen aber nichts davon. Darum ist ihnen das Wort " Taufe ", " Sakrament " eben wie ein Schatz, den einer im Hause hat sein doch nicht nutzt, weil er ihm verborgen ist.

14. Des Engels Predigt ist klar und deutlich genug:. Euch ist der Heiland geboren. Aber wenn es noch so klar und deutlich wäre, ist es doch dem Papst und seinem Haufen unverständlich, sonst würden sie die Leute nicht heißen die Heiligen anrufen, Menschenwerk und Verdienst kaufen, und anderer Heilande suchen, sondern sie würden sich an diesem Heiland genügen lassen. Wo aber Gott einen wackeren und munteren Prediger gibt, der solche Worte bei den Zuhörern im Herzen recht aufwecken und erklären kann, der bringt aus dieser Engelpredigt die hohe Kunst, daß er allerlei andere falsche Lehre und Geister eigentlich richten und urteilen kann, und ist nicht möglich, daß der Teufel sich sollte so seltsam vertrehen, daß er ihn nicht fassen, kennen und mitten in sein Herz sehen soll, ob er gleich noch so verschlagen und arglistig ist. Daher rühmt Paulus 2. Korinther 2,11., und spricht:. " Uns ist nicht unbewußt, was der Satan im Sinn hat ".

15. Also auch wir dürfen nicht mehr zur Sache tun, denn daß wir allerlei Lehre, sie heiße jüdisch, türkisch, katholisch oder wie sie wolle, gegen des Engels Predigt halten, ob sichs auch mit ihr reimen oder leiden wolle. Das Papsttum hat über die Maßen viel Gepränge mit den Gottesdiensten, auch viel großer, köstlicher Werke. Aber wer sieht nicht, daß es alles Abgötterei ist, besonders weil sie solche Gottesdienste für ihren Heiland halten? Das ist, sie verlassen sich darauf, als hätte Gott einen Gefallen daran, und sie dadurch seine Gnade erlangen und ins Himmelreich kommen könnten; so doch hier vom Kind der Engel predigt, und sonst niemand, sei der Heiland. Deswegen können wir Papst und Bischöfe mit Wahrheit beschuldigen, daß sie in irriger Lehre und Leben sind. Denn es reimt sich weder ihr Leben noch ihre Lehre mit dieser Engelpredigt. Wer sich nun hält und richtet nach des Engels Predigt, der kann nicht fehlen noch irren, er nehme vor sich und urteile, was er wolle. Deswegen mögen wir Gott wohl für solche Gnade danken, und von Herzen bitten, daß er uns wolle bewahren, daß wir dies Kindleins und selig Licht ja nicht aus den Augen und Herzen lassen, welches uns vorleuchtet wider alle List des Teufels und Schalkheit der Welt, daß wir sicher wandeln, und aller anderen Lehren, so dawider sind, leicht und bald urteilen können, daß sie unrecht sind; dürfen nicht mehr tun, denn daß wir sagen:. Der Engel predigt nicht so, daß meine, deine oder einiger Kreatur Werke unser Heiland sei; sondern er weist uns auf das Kindlein, von dem er sagt: " euch ist heut der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr ", der hat alles getan und ausgerichtet, was unsere Seligkeit betrifft. Dem englischen Doktor will ich Glauben und mich an seine Predigt halten, sonst keine hören, die anders lautet.

16. Das ist die köstliche Engelpredigt, da kommen viel tausend andere Engel und heben eine schöne Musik an, daß, gleich wie die Predigt eine Meisterpredigt ist, also folgt auch ein schöner Meistergesang darauf, ein englischer Gesang, den man vorher in der Welt nie gehört hat, und lautet also: Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden, und den Menschen ein Wohlgefallen. Amen
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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Am Neujahrstag

Lukas 2,21


Und da acht Tage um waren, daß das Kind beschnitten würde, da ward sein Name genannt Jesus, welcher genannt war von dem Engel, ehe denn er in Mutterleibe empfangen ward.



1. Am heutigen Fest hat man besonders von zwei Stücken zu predigen. Das erste, von der Beschneidung. Das andere, von dem Namen Jesu, von welchem der Evangelist das besonders meldet, wie er vom Engel genannt sei, ehe denn das Kind in Mutterleib empfangen ist. Darum muß an solchem Namen sehr viel gelegen sein.

2. Wir wollen zuerst von der Beschneidung sagen, einen Unterschied machen, nicht wegen des Werkes, sondern der Person wegen, davon man heute predigt, wie sie beschnitten sei. Nun ist aber zwischen der Beschneidung Christi und der anderen Juden so ein großer Unterschied, soweit Himmel und Erde von einander sind. Ursache, die Personen sind ganz und gar ungleich und unterschieden, wie ihr nachher hören werdet.

3. Nun hat aber die Beschneidung der Juden ihren Ursprung aus der Schrift, wie man im ersten Buch Mose liest, Kapitel 17,10 ff. Hat dazu auch ihre bestimmte Zeit, wie lange sie währen soll, nämlich bis auf Christus. Mit Abraham hat es angefangen. Dem befahl Gott, er und sein Hausgesinde sollten sich beschneiden lassen. Und was von nun an Knaben geboren würden, sollten aller am achten Tag nach der Geburt auch beschnitten werden. Welche nun solch ein Zeichen der Beschneidung an ihrem Leib hätten, deren Gott wollte er sein, und sich ihrer annehmen wie seines Volkes.

4. Nun ist es nicht ohne besonderen Rat Gottes so geordnet, daß nicht allein Abraham, sondern all sein Gesinde im Hause, was männlich war, sich beschneiden lassen mußte, auf das die Juden nicht rühmten, sie wären allein Gottes Volk. Denn hier nimmt Gott bald im Anfang Abrahams Knechte, welche Heiden waren, auch zu seinem Volk und Kindern an in das Erbe, da Abrahams Blutkinder und Leiberben zugehörten; ja, kommen eher dazu als Isaak, da auf den die Verheißung lautet; so sie doch schlechte erkaufte Knechte von den Heiden gewesen sind. Darum dürfen sich die Juden nicht so hoch rühmen. Denn wenn sie die Beschneidung gleich groß machen, so können sie es nicht leugnen, daß Gott zur selben Zeit auch Heiden, die nicht Abrahams Kinder, sondern seine erkauften Knechte waren, berufen hat.

5. Von dieser Beschneidung kennen wir heute nicht mehr, denn als die bloße Deutung und das Bild des Glaubens. Wie andere Geschichten, die vorüber und vollbracht sind, auch allein zu dem dienen, daß wir die Beispiele des Glaubens und guter Werke daraus lernen sollen. Die Werke dürfen wir nicht tun; dennoch müssen wir denselben Gehorsam und Glauben haben, welchen die gehabt, so damals gelebt haben. Also predigen wir von der Beschneidung heutigen Tages auch, nicht darum, daß wir uns sollen beschneiden lassen, denn solches ist vorbei; sondern daß wir bei der Beschneidung lernen Gott gehorsam sein, wie Abraham gehorsam war. Wenn aber Christus nicht gekommen wäre, so müßten wir uns noch heutiges Tages beschneiden lassen, wenn wir uns als Gottes Volk rühmen lassen wollten. Denn da steht der Befehl klar:. " Wer nicht beschnitten ist, des Seele soll ausgerottet werden aus meinem Volk ". Diesen Befehl hat Christus aufgehoben. Befiehlt nun weiter uns, daß wir sein Volk sind, daß wir uns nicht beschneiden, sondern taufen lassen, und glauben sollen, wenn wir Gottes Kinder werden wollen.

6. Das Beispiel aber, daß wir aus der alten Beschneidung nehmen, ist dies: Gott läßt uns hier sehen, wie närrisch er seine Sache pflegt zu beginnen, wenn man der Vernunft nach richten will. Denn bei den stolzen Heiden ist das ein lächerliches und närrisches Ding gewesen, daß je auf Erden gewesen ist, daß Gott die ewige Weisheit, soll dem Menschen so ein lächerliches Gebot auflegen (da wir nicht gern von Reden), besonders aber den alten Leuten. Denn Abraham ist bereits 99 Jahre alt, da er dies Gebot empfing.

7. Aber so soll es gehen, wie wir im nächsten Evangelium auch hören. Alles was Gott vorgibt, daß soll niemand gefallen, jedermann soll darüber lachen und für die größte Narrheit halten. Wiederum, was er nicht vorgibt, und wir für uns selbst tun, ohne seinen Befehl, daß sollte ihm gefallen; so wollten wir es gern haben. Aber Gott will es nicht tun. Da geht es denn, daß die Vernunft sich stößt und ärgert, wie Paulus sagt, 1. Korinther 1,21.: " weil die Welt durch ihre Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch törichte Predigt selig zu machen die, so daran glauben ".

8. Was ist närrischer, wenn die Vernunft urteilen soll, daß sich auch weniger mit ihr reimt, denn das im Abendmal unter dem Brot der Leib Christi, unter dem Wein das Blut Christi soll zur Vergebung der Sünden gegessen und getrunken werden? Was soll ein Schluck Wein, ein Bissen Brot helfen? So denkt die Vernunft; kann es auch nicht anders denken. Aber Gott will es darum nicht ändern. Will es die Vernunft nicht glauben noch annehmen, so mag sie es lassen.

9. Also ist es mit der heiligen Taufe auch. Das ein Kind, so nach dem Befehl Christi in das Wasser getaucht, oder damit begossen wird, soll von Sünden abgewaschen, aus des Teufelsreich in Gottes Reich gerückt werden; wie reimt sich das? Wie kannst du es glauben, wenn du das Wort nach hinten setzen willst, und die Sache mit der Vernunft messen und begreifen? Dann wäre es wohl zu glauben, wenn die Sünde ein schwarzer oder roter Flecken wäre; aber weil die Sünde im Herzen, im Mark und in den Beinen steckt, scheint es, daß Wasser werde langsam hineinkommen und sie abwaschen. Also hätte auch Abraham denken können, da er den Befehl von der Beschneidung bekam:. Lieber, was soll mir das zur Seligkeit helfen, daß ich alter Mann mich beschneiden lassen soll? Was sollte es einem Kind helfen? Oder was ists besser nach der Beschneidung denn zuvor? Hätte Gott den Leib anders haben wollen, er würde ihn wohl so gemacht haben, daß man nichts davon hätte schneiden dürfen. Vernunft hätte so gesagt; kann auch nichts anderes sagen noch denken, wenn sie am klügsten sein will.

10. Aber wenn man an die Frage kommt:. Warum Gott dies oder anderes befohlen habe, so hat der Teufel schon gewonnen; wie man sieht an der Eva im Paradies. Die hatte den Befehl, sie sollte von dem verbotenen Baum nicht essen. Da sie aber solchen Befehl aus den Augen ließ, und hörte dem Teufel zu, warum doch Gott solches sollte verboten haben; da ging sie dahin, fiel in den greulichen Ungehorsam, an dem wir noch alle tragen müssen.

11. Darum sollen wir aus solchem Befehl von der Beschneidung fleißig lernen, uns danach richten:. Wenn Gott etwas heißt, sagt oder tut, so sollst du dein Maul halten und auf deine Knie fallen, weiter nichts fragen noch sagen, sondern tun, was er dir heißt, hören, was er dir sagt, und dir gefallen lassen, was er tut. Denn Gott will von uns nicht gemeistert sein, die wir von Natur Kinder des Zorns, Sünder und Lügner sind. Darum ist und sein Rat, Wort und Werk viel zu hoch, daß wir es verstehen könnten. Dazu sind wir noch so blinde, vermessene Narren, die denken, daß sie es nicht allein verstehen, sondern auch wohl noch besser machen könnten. Darum sagt Jeremia wohl:. " Des Menschen Herz ist so heillos und tückisch, daß es niemand ausgründen kann ". Weil wir nun solcher Unart von Natur sind, so sollten wir unsere Weisheit bei Seite legen, und in Gottes Sachen und Geboten also denken:. Sieht es mich närrisch an, so ist es in Wahrheit keine andere Ursache, denn daß ich ein großer Narr bin, der die göttliche Weisheit nicht verstehen noch fassen kann; denn meine Torheit und Blindheit hindert mich.

12. Also ist nun die alte Beschneidung ein Beispiel eines feinen Glaubens, daß Abraham und seine Knechte über solchem Befehl sich nicht entsetzt, sondern demselben sofort nachgekommen sind. Haben nicht gedacht:. Ei, es ist ein närrisches Ding, wenn wir Alten uns beschneiden lassen, Gott wird es nicht so meinen, es muß einen anderen Verstand haben (wie die Sakramentsschänder von der Taufe und dem Abendmal geredet haben). Was will Gott an dem närrischen Ding haben, daß man den Leib beschneiden soll? Wofür sollte doch dasselbe gut sein? Solches aber haben sie nicht gedacht; sondern sind dem Befehl nach gekommen, und beschlossen:. Weil es Gott so befohlen und so haben will, es sei so närrisch es immer will, so werde ich nicht selig, ich folge denn seinem Befehl, wie er geheißen hat. Das also die Beschneidung ein feines Beispiel ist eines festen und rechtschaffenen Glaubens, welchen Abraham und seine Knechte gehabt haben; daraus wir lernen sollen, daß wir dergleichen auch tun, uns unsere Weisheit und Vernunft vom Wort Gottes nicht verführen lassen.

13. Dieses sei von der alten Juden Beschneidung geredet, die nicht länger stehen soll denn als das Gesetz, das ist, bis auf Christus, der es mit dem Gesetz ein Ende gemacht hat. Wie solches fein in dem angezeigt ist, daß die Kinder am achten Tag beschnitten sein mußten. Denn die Schrift hält die Ordnung daß nach sechs Tagen der Sabbat ist, und der Tag, so auf den Sabbath folgt, ist der achte Tag, da eine neue Woche anfängt. Denn unser lieber Herr Christus hat mit der Beschneidung angefangen zu erfüllen die Predigt, die von ihm gesagt war, daß er sollte sein ein Heiland und ein Licht für die Heiden, der nicht im kleinen Winkel des Judentums sein Regiment allein führen, sondern in aller Welt durch sein Evangelium regieren, uns von allen Sünden frei machen, da ist er beschnitten worden, und mit seiner Beschneidung der vorigen ein Ende gemacht hat.

14. Ich habe aber am Anfang gesagt, wenn man von der Beschneidung Christi recht wollte reden, so müsse man ja so einen weiten Unterschied zwischen der Beschneidung Christi und der Juden machen, als zwischen Himmel und Erde. Denn hier sind die Personen ungleich, ob es wohl einerlei Werk ist. Die Beschneidung, eben wie das Gesetz, war denen gegeben, die Sünder und des ewigen Todes schuldig waren. Nun aber ist Christus ohne alle Sünde und ein Herr des Gesetzes, mit dem das Gesetz nicht zu schaffen hat; denn es hat allein mit den Sündern zu schaffen. Er aber ist kein Sünder. Daß er nach dem Gesetz eben wie nun ein ander sündig Kindlein beschnitten wird, im selben vergreift sich das Gesetz an ihm, muß deswegen seine Strafe leiden und aufhören. Wenn es Christus hätte tun wollen, so hätte er das Gesetz wohl mit Gewalt können abschaffen und aufheben; denn er ist ja ein Herr des Gesetzes, mit dem das Gesetz nicht zu schaffen hat, darum, daß er ohne alle Sünde ist. Aber er hat es nicht wollen tun mit Gewalt, sondern mit Liebe und Demut. Solches geschieht nun uns zu gut, daß wir es annehmen und uns trösten sollen.

15. Denn für seine Person hat es unser lieber Herr Christus nicht bedurft; ebensowenig er es für seine Person wegen bedurft hat, daß er Mensch geworden ist oder an das Kreuz sich schlagen ließ. Er tut es um unseretwillen; denn wir bedürften eines solchen Mannes, der ohne Sünde wäre, und für uns das Gesetz erfüllte und also den Zorn Gottes stillte. Wegen dieser Ursache hat er sich unter das Gesetz getan, schenkt solchen Sieg, den er am Gesetz erlangt hat, uns, daß wir sein brauchen und genießen sollen, und fortan all das Recht zum Gesetz durch ihn haben, daß er zum Gesetz hat, daß es uns nicht mehr verdammen noch fangen. Denn wer sich an Christum mit rechtem Glauben hält, der soll durch ihn von solcher Verdammnis erlöst sein.

16. Darum merke diesen Unterschied wohl; denn da ist alles an gelegen. Abraham mußte unter das Gesetz und sich beschneiden lassen; denn er ist ein Sünder, und deswegen hat das Gesetz einen Anspruch an ihn. Christus aber ist kein Sünder, er darf deswegen nicht unter das Gesetz; dennoch tut er sich unter das Gesetz, auf das alle, die sich an ihn mit Glauben halten, durch ihn vom Fluch des Gesetzes frei und ledig sein sollen.

17. Deswegen ist das Fest der Beschneidung Christi ein sehr tröstliches Fest, da man Grund hat Gott zu loben und zu danken, daß ob wir gleich dem Gesetz durch unsere Sünden verfallen sind, dennoch solches an unserer Seelen Seligkeit uns nicht schaden, sondern wir durch Christus von dem Fluch des Gesetzes frei und ledig sein sollen, der um unseretwillen den Fluch des Gesetzes getragen und sich dem Gesetz unterworfen hat.

18. Daß es aber Not gewesen sei, daß wir von dem Gesetz los und frei werden, lehrt Paulus, 1. Korinther 7,19. " Die Beschneidung ist nichts, sondern Gottes Gebote halten ". Das sind sehr stolze Worte, den Juden nicht lieb; denn es ist so viel gesagt:. Keiner, der beschnitten ist, erfüllt Gottes Gebot oder hält das Gesetz. Was ist aber das anderes, denn, die beschnitten sind, sind nicht beschnitten; oder, daß ich es noch deutlicher sage:. Durch die Beschneidung erfüllt niemand das Gesetz; niemand wird auch dadurch von Sünden frei. Denn obgleich die Juden sich beschneiden lassen haben, steht gleich wohl noch Gottes Gebot und Befehl da:. " Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und ganzem Gemüt ". Da gib mir einen Menschen, der sich rühmen könne, daß er es getan habe oder tun könne. Das Gesetz spricht:. " Du sollst dich nicht gelüsten lassen ". Gibt mir einen Menschen, der sich könne rühmen, daß er es getan hat oder tun könne. In der Summe:. Nimm ein Gebot vor dich, welches du willst, so mußt du bekennen, daß niemand sei, der es vollkommen gehalten habe.

19. Was gehört aber für ein Urteil auf solche Leute, die Gottes Gebot nicht halten, ob sie gleich beschnitten sind? Das zeigt Paulus an aus dem fünften Buch Mose, da also steht:. " Verflucht sei jeder Mann, der nicht bleibt in alle dem, daß geschrieben stehet in diesem Buch des Gesetzes, daß er es tue ". Schließt deswegen, daß alle die, so mit des Gesetzes Werken umgehen, sind unter dem Fluch. Ursache, sie können es nicht halten. Denn so man das Gesetz könnte halten, so hätte es nicht Not. Weil man es aber nicht halten kann, so folgt, daß das Gesetz uns verklagt, würgt, dem Teufel gibt, und in die Hölle stößt.

20. Darum muß man eine höhere und bessere Predigt haben, die uns mehr gebe, denn das Gesetz, welches mir nicht kann, denn daß es gebietet:. Wir sollen Gott von ganzem Herzen lieben, unseren Nächsten, wie uns selbst, auch wenn er uns Leid tut und wir uns gern rächen wollten. Da wird aber nichts aus. Die Natur regt sich mit Zorn, Unwillen, Ungeduld, Haß, Leid, Hoffart. Darum ist niemand, der solche Predigt könne Folge tun. Und ob man schon so viel tut, als möglich ist, so können wir doch damit vor Gott nicht bestehen.

21. Daß ist nun die Ursache, daß ein Höhrerer und Größerer kommt, nämlich Christus, der Sohn Gottes; der ist ohne alle Sünde, läßt sich dennoch beschneiden wie andere Sünder, gibt sich also in aller Demut unter das Gesetz, daß er es gar aufhebe und uns davon freimache, die wir nicht konnten solche Last tragen, mußten deswegen unter dem Fluch und Zorn Gottes bleiben. Wie denn nicht allein unserer Erfahrung, sondern auch der Heiligen Propheten Zeugnis am Tag liegt. Denn was hätte sonst den heiligen Propheten David Not getan, da er sagt dem 19. Psalm, 13:. " Wer kann merken, wie oft er fehlet? Verzeihe mir die verborgenen Fehler ", da ich nichts von weiß; also Psalm 143,2: " gehe nicht in das Gericht mit deinem Knechte; denn vor dir ist kein lebendiger gerecht "; also, Psalm 130, 3: " so du willst, Herr, Sünde zurechnen, Herr, wer wird bestehen? "

22. Solche und andere mehr Sprüche zeugen genügend, daß es unmöglich ist, daß ein Mensch könne sagen, er habe dem Gesetz genug getan, und sei seiner Werke wegen dem Zorn Gottes entgangen. Weil nun das Gesetz uns dermaßen gefangen hält und läßt uns nicht vor Gott, sondern hindert viel mehr solche Zuversicht, die wir zu Gott haben sollten: so folgt, wo wir vor Gott wollen, daß wir etwas Höheres denn die Gesetzes Predigt haben müssen, nämlich die Predigt des heiligen Evangelium, in welcher unser lieber Herr Christus den Juden und uns verkündigen läßt, daß wir unserer Sünden wegen verdammt sind. Und hilft die Juden nichts, daß sie beschnitten sind; denn solche Beschneidung macht nicht von Sündern frei; wie die Propheten sagen, ob sie gleich am Leib beschnitten sind, daß doch das Herz unbeschnitten und unrein sei. Das aber entledigt uns, daß das Evangelium weiter predigt, wie unser lieber Herr Christus, welcher dem Gesetz nicht schuldig, sondern ohne Sünde war, dennoch sich unter das Gesetz gegeben und sich beschneiden lassen habe, auf das er eine Ursache zum Gesetz gewinne, und zu ihm sagen kann:. Hörst du, Gesetz, du machst mich zum Knecht, so ich doch dein Herr bin; darum mußt du mir wieder dienen, mein Knecht und Gefangener wieder sein.

23. Das Recht nun, daß unser lieber Herr Christus zum Gesetz hat seiner Person wegen, daß schenkt er mir und dir; und nimmt dem Gesetz sein Recht, daß es wider uns, als die armen Sünder, hat; spricht uns davon frei und los. Doch nicht darum, daß wir nichts tun, und leben sollen, wie wir wollen; sondern also, daß wo wir nicht getan haben, was wir sollen, solches uns vergeben und nicht zugerechnet und an unserer Seligkeit nicht schaden soll.

24. Deswegen dürfen die, so an Christus glauben, nichts von der Beschneidung. Denn sie sind nicht allein von solchen und anderen Beschwerungen des Gesetzes befreit, sondern haben Vergebung aller Sünden und Verheißung des ewigen Lebens durch Christum. Darum können sie rühmen und sagen:. Das Gesetz hilft mir nicht, die Beschneidung auch nicht; das aber hilft, daß ich glaube, daß Christus beschnitten ist; denn solches ist um meinetwillen geschehen, daß ich einen Bürgen habe, der für mich die Schuld trägt, welcher Schuld mich das Gesetz, meiner Sünden wegen, überweisen kann. Darum will ich seiner Unschuld mich trösten und sprechen:. Das Gesetz ist eine Zeitlang gleich wie ein Herr im Himmel gewesen; denn es hat uns Menschen vor Gott verklagt; das haben wir müssen also leiden. Uns geschah auch nicht Unrecht, weil wir die Sünden nicht leugnen konnten. Aber jetzt ist es umgekehrt, weil wir durch die Beschneidung von Christi von der Beschneidung und dem Fluch des Gesetzes erlöst sind.

25. Mit meiner Beschneidung, mit meiner Liebe zu Gott und zu den Menschen, mit meinem Gehorsam ist es nicht ausgerichtet, da will ich nicht drauf hoffen, noch mich darauf verlassen. Alle meine Zuversicht aber, Trost und Trotz soll das sein, daß Christus gehorsam, unschuldig und heilig ist. Solche Zuversicht und Hoffnung wird mir nicht fehlen; denn es ist ein gewisser Trost und fester Schirm. Ehe ich den hatte, meinte ich, ich müßte dran und das Gesetz erfüllen, oder verdammt sein. Nun aber weiß ich, daß es eine unmöglich Ding ist, mir und allen Menschen, die wir solche Last nicht können tragen. Christus aber hat sie von uns auf sich genommen, sich unter das Gesetz geworfen und daselbst mit der Beschneidung angefangen, auf das er es erfüllt und nichts zurück ließe, daß Gott uns armen Sündern zum Gehorsam aufgelegt hat; solches ist mein Herz und Trost.

26. Ich soll wohl meinen alten Adam zähmen und dahin halten, daß er tue, was er soll, denn sonst wäre ich ein ungehorsames Kind. Aber es läuft über die maßen viel Ungehorsam bei mir. Wir tun viel, daß wir lassen sollten; lassen viel, daß wir tun sollten; häufig fallen wir auch noch in grobe, schreckliche Sünde. Hier es kein anderer Trost, denn daß wir fliehen unter diesen Schirm, der da heißt:. " Christus hat sich unter das Gesetz getan "; und sollen uns trösten, was unserem Gehorsam mangelt, daß es Christus erfüllt habe. Denn mit uns wird es nie dahin kommen, daß wir alles tun, was wir sollen, wie Paulus sagt:. " Ich habe Lust an dem Gesetz Gottes nach dem inwendigen Menschen; ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, daß da widerstrebt dem Gesetz in meinem Gemüt, und nimmt mich gefangen in der Sünden Gesetz, welches ist in meinen Gliedern ". Das ist so viel gesagt:. Ich muß tun, was das Fleisch will; aber nach dem Glauben tue ich es nicht, sondern es ist mir leid, bin nicht so gern gefangen.

27. Also wird nun die christliche Gerechtigkeit ganz, daß ich mich erkenne für einen armen Sünder, der ich dem Gesetz nie genug tun kann. Aber darum verzweifle ich nicht. Denn hier sehe ich, daß mein Herr Christus sich meiner angenommen, und für mich unter das Gesetz gegeben und dem Gesetz genug getan hat. Darum folgt weiter, daß ein solches Herz sagen muß:. Ei, hat das mein Gott um meinetwillen getan? Sollte ich denn nicht auch solchen gnädigen Gott lieb haben? Sollte ich mich seines Willens nicht von Herzen fleißigen und wiederum auch tun, was ihm lieb ist? Also wird man lustig und freundlich gegen Gott, und folgt die rechte Erfüllung des Gesetzes, die nicht gezwungen, sondern willig ist. Ob nun gleich solche Erfüllung, des Fleisches wegen, noch nicht ganz und unvollkommen ist, so läßt es sich Gott doch gefallen, um des Glaubens willen an Christus. Denn was noch unrein und unvollkommen daran ist, daß gehört unter den Deckel und unter den Schirm der Vergebung der Sünden.

28. Also ihr Lieben, habt jetzt von zweierlei Beschneidung gehört. Die erste hat Gott geboten, und bis auf Christus haben die Juden sich unter solche Beschneidung, eben wie unter das Gesetz, mit dem Gehorsam müssen geben. Aber damit sind sie noch nicht selig geworden. Denn niemand hat jemals dem Gesetz können genug tun. Darum, obwohl die Beschneidung da gewesen ist, so hat doch nichts desto weniger das Gesetz alle Juden verklagt und vor Gott verdammt. Dadurch aber wird man selig und heilig, daß man Christus hat, der sich unter das Gesetz gegeben und den Fluch von uns genommen hat. Die Juden nun, so solches geglaubt und ihre Seligkeit auf den verheißenen Samen gestellt haben, denen ist die äußerliche Beschneidung ein Siegel gewesen, daß sie vor Gott gerecht sind, nicht der Beschneidung, sondern des Glaubens wegen an Christus.

29. Darum ist das Fest von der Beschneidung Christi ein tröstliches Fest, an welchen wir lernen, wenn wir vor Gott kommen sollen, daß wir sagen: Herr, du hast den Juden die Beschneidung geboten; den Juden und uns allen hast du geboten, wir sollen dich von ganzem Herzen lieb haben, unseren Nächsten wie uns selbst: aber, lieber Herr, ich habe es leider nicht getan, und kann es auch nicht tun, daß ich darum nach meinem Verdienst, verloren und ewig verdammt sein müßte. Aber das ist mein Trost und Schirm, dahinter fliehe ich mich: Dein lieber Sohn Christus Jesus, mein Herr, hat sich unter das Gesetz gegeben, und sich beschneiden lassen, ein anderer Sünder, und also deinen Willen vollkommen getan; denn sonst hätte er sich nicht, wie ein anderes Kind, am achten Tage beschneiden lassen. Solches ist um meinet-und aller Sünder willen geschehen, und uns geschenkt und zu eigen gegeben. Denn seiner Person wegen hätte er es nicht bedurft. Darum nehme ich mich dieses an, und bitte dich, lieber himmlischer Vater, wollest mir um seinetwillen gnädig sein, und mich seiner Frömmigkeit und Heiligkeit genießen lassen. Das also jedermann lerne auf die Heiligkeit und Unschuld unseres lieben Herrn Christus vertrauen; so fahren wir gewiß, und wird weder Sünde noch Tod gegen uns siegen. Daß verleihe uns unser lieber Herr Christus, Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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