Andachten zum 1. Buch Mose

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Jörg
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J.Kroeker Über unsere Glaubensopfer für Gott.

"Nun begab es sich nach längerer Zeit, dass Kain dem Herrn ein Opfer von den Früchten des Ackers darbrachte. Auch Abel opferte von den Erstlingen seiner Herde und zwar von deren Fettstücken. Da schaute der Herr mit Wohlgefallen auf Abel und dessen Opfergabe." 1.Mose 4,3 u. 4.


Kain aber brachte von der Frucht des Feldes ein Opfer ohne Wahl. Seiner Seele genügte ein "Etwas", das er Gott darbrachte und die äußere Form, in der er es brachte. Kains Opfer fehlte die Sprache der Seele: Zwar opferte er, aber ohne Hingabe, zwar huldigte er, aber ohne Unterordnung, zwar hatte er eine Gabe für Gott, aber nur ein "Etwas".

Auch eine fleischliche Gesinnung vermag sich den äußeren Formen wahrer Frömmigkeit anzupassen. Sie trägt aber nicht deren Wesen in sich. Kain war der erste religiöse Mensch, der äußerlich Gott zu dienen suchte, ohne innerlichen Umgang mit Gott zu pflegen. Er brachte es fertig, Gott ein Geschenk von der Frucht der Ackererde zu bringen, und dabei sein eigenes Leben in unveränderter Gesinnung für sich selbst zurückzubehalten. Er ist daher der Vater jener seelenlosen Religiosität geworden, die bis in unsere Tage hinein die Form des Huldigungsopfers wählt, aber ohne Huldigung lebt, den Weg zum Altar geht, aber des Umgangs mit Gott nicht bedarf, dem Herrn Opfer bringt, aber ohne Hingabe der Seele an Gott steht.

Mit Kain begann daher jene die Menschheit so allgemein beherrschende Religiosität, die in einem rein äußerlich gepflegten Gottesdienst das Wesen der Beziehung des Menschen zu Gott sieht. Daher behandeln alle menschlichen Religionen auch den Umgang des Menschen mit Gott als etwas vom Leben Getrenntes, betrachten ihn als etwas zu den gewöhnlichen Angelegenheiten des Lebens gelegentlich Hinzukommendes. Man befriedigt Gott durch einzelne Leistungen, durch gelegentliche Opfer, durch eine Anzahl von Gebeten und durch heilige Feste. Es ist das die Huldigung, die nur die Frucht der Erde bringt, ohne sich selbst als ein Kind des Geistes zu bringen, "die Tempel und Kirchen stiftet, wie sie auch Spitäler und Gefängnisse baut", weil man ohne dieselben im Leben nicht auskommen kann.

Als Abel denselben Opfergang ging, nahm er zur Opfergabe das Beste von den Erstlingen seiner Herden. In der Opfersprache der Seele bedeutete die Darbringung des Ersten immer die stellvertretende Weihe des Ganzen. Wer das Erste und Beste darbringt, der stellt seine Beziehung zu Gott als das Erste und Angelegentlichste in seinem ganzen Leben. Ein solcher kennt keine Religion neben dem Leben. Ihm ist das ganze Leben ein Gottesdienst.
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Jörg
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J.MacArthur "... da brachte Kain von den Früchten des Ackerbodens dem Herrn eine Opfergabe. Und Abel, auch er brachte von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Und der Herr blickte auf Abel und auf seine Opfergabe; aber auf Kain und auf seine Opfergabe blickte er nicht" (1. Mo. 4,3-5).

Wahre Jüngerschaft ist durch Gehorsam gegen Gottes Wort gekennzeichnet.

In Johannes 8,31 äußerte der Herr etwas sehr Bedeutsames gegenüber einer Gruppe von Menschen, die einiges Interesse an Ihm zeigten: "Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaft meine Jünger." Leider verwarfen sie Sein Wort und bewiesen damit, dass sie weniger als wahre Jünger waren. Der Herr führte dann weiter aus: "Wer aus Gott ist, hört die Worte Gottes. Darum hört ihr nicht, weil ihr nicht aus Gott seid" (Vers 47). Sie hörten es wohl; aber es drang nicht zu ihren Herzen vor. Sie hatten Interesse, aber kein wahres Verlangen. Sie waren Hörer des Wortes, aber keine Täter (siehe Jak. 1,22).

Im Gegensatz dazu tat Abel, was Gott ihm geboten hatte. Dadurch war er sozusagen der erste Jünger. Vielleicht war er ein besserer Mensch als Kain - freundlicher, moralischer und zuverlässiger. Aber nicht deshalb nahm Gott sein Opfer an und verwarf das des Kain. Abel vertraute Gott, und dieser Glaube wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet. Wie bei Abraham, dessen Glaube durch die Bereitschaft bestätigt wurde, seinen Sohn Isaak zu opfern (Jak. 2,21-22), wurde bei Abel der Glaube durch sein gehorsames Opfer offenbar. Er vertraute nicht auf seine eigene Güte, sondern stand zu seiner Sünde und brachte das vorgeschriebene Opfer dar.

Vielleicht hat Gott die Annahmen dieses Opfers dadurch angezeigt, dass Er es von Feuer verzehren ließ wie bei anderen Gelegenheiten in der Bibel (Ri. 6,21; 1. Kön. 18,38). Aber auf welche Weise auch immer - Gott tat dem Abel Sein Wohlgefallen kund.

Abels kurzes Leben enthält eine dreifache Botschaft für uns: Wir müssen zu Gott im Glauben kommen; wir müssen Gottes Wort annehmen und befolgen; Sünde zieht ernste Konsequenzen nach sich. Wenn du diese Botschaft zu Herzen nimmst, wirst du auf dem Wege wahrer Jüngerschaft gehen und Gott wird dich Seines Wohlgefallens versichern.
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C.H.Spurgeon Und der Herr sah Abel und sein Opfer gnädig an; aber Kain und sein Opfer sah er nicht gnädig an. 1. Mose 4, 4.

Wenn wir mit Recht sagen: "Gott gefallen heißt glückselig sein," so entsteht die wichtige Frage: "Wie kann ich Gott gefallen?" Gottes Wort antwortet: "Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen." Das heißt, tue was du willst, ringe noch so ernstlich, lebe noch so vortrefflich, bringe alle möglichen Opfer, sei noch so ausgezeichnet in allem, was gut und wohllautend ist, nichts von allen diesen Dingen kann Gott gefallen, wenn sie nicht mit Glauben verbunden sind. Wie der Herr den Israeliten geboten hat, "mit allen ihren Opfern Salz zu opfern," so sagt er auch uns: "bei allem eurem Tun müßt ihr Glauben bringen, sonst ist es unmöglich, Gott zu gefallen!"

Dies ist ein altes Gesetz, so alt wie der Mensch selbst ist. Kaum waren Kain und Abel in diese Welt hineingeboren und kaum waren sie herangewachsen, so verkündigte Gott das Gesetz: "ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen," auf eine tatsächliche Weise. Kain und Abel errichteten miteinander einen Altar. Kain brachte von den Früchten der Bäume und von dem Überfluß des Bodens, und legte alles auf den Altar. Abel brachte von den Erstlingen der Herde und legte seine Gabe auch auf den Altar. Kain hatte sein Bestes dargebracht, aber er hatte es ohne Glauben getan; Abel brachte auch sein Bestes, aber er opferte es im Glauben an Christus. Die Opfergaben waren gleich an Wert, und beide gut, sofern man sie selbst betrachtete. Aber das himmlische Feuer zündete nur Abels Opfer an, denn auf dieses sah Gott mit seinem Wohlgefallen, während Kains Opfer verworfen wurde, daher dieser auch gegen seinen Bruder ergrimmte. So wird es gehen bis an das Ende der Welt. Kein Opfer kann Gott angenehm sein, das nicht mit Glauben vermengt ist - denn Er hat für immer erklärt: "Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen."
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Jörg
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J.Kroeker Über unsere Glaubensopfer für Gott.

"Da wandte sich der Herr zu Abel und seinem Opfer, aber zu Kain und seinem Opfer wandte Er sich nicht." 1.Mose 4,4-5.


Es heißt nicht: Gott wandte sich zu Abels Opfer, und zu Kains Opfer wandte Er sich nicht, sondern: Er wandte sich zu Abel und seinem Opfer, aber zu Kain und seinem Opfer wandte Er sich nicht. Die wesentliche Verschiedenheit lag in der Herzensgesinnung der Opfernden und nicht im Opfer. Kain stand trotz seines Opfers in einer inneren Verfassung vor Gott, die Gott nie anerkennen, nie rechtfertigen konnte. In seinem Opfer sprach weder eine stille, verborgene Sehnsucht nach Gott, noch eine bewusste, innere Hingabe an Gott. Daher blickte Gott auf sein Opfer auch nicht mit Erhörung. Die Sprache seines Opfers fand keinen Widerhall im Herzen Gottes. Denn in demselben redete nur der Schein und nicht die Tat, nur die Form und nicht die Seele, nur die Pflicht und nicht die Hingabe.

Kain stand sowohl in seiner Gesinnung als auch in seinem Leben ohne Umgang mit Gott, daher konnte Gott auch trotz der Ihm dargebrachten Huldigungsgabe nicht mit ihm verkehren. Es fehlte der Seele Kains die entsprechende Geistesverwandtschaft, der geistliche Resonanzboden für einen wahren Umgang mit Gott. Noch nie hat für Gott die Darbringung eines Opfers an sich etwas bedeutet, wenn in dem Opfer nicht das tiefste Wesen der Persönlichkeit zu Gott sprach 1). Gott kann nur dem antworten, bei dem die symbolische Handlung nichts anderes als die Sprache des Glaubens und der sich Gott hingebenden Seele ist. Diese Sprache redete Abels Huldigungsgabe. Daher antwortete Gott auch auf sein Opfer mit Erhörung, d.h. Gott erschloss sich ihm mit seinem göttlichen Segen und seinem göttlichen Leben. Gott kann sich in seinem Heil nur innerlich wahren Menschen öffnen, denn sie allein sind empfänglich für das Göttliche, das Er geben will. Er offenbart sich in der Fülle seines göttlichen Lebens nur denen, die auf Grund einer wahren Erkenntnis ihrer selbst eines zerschlagenen Herzens und eines gedemütigten Geistes und daher in ihrer Sehnsucht aufgeschlossen sind für Ihn.

Es waren daher in der Geschichte immer Menschen tiefster Glaubenssehnsucht und innerlichster Glaubenshingabe, deren Opfer ein süßer Wohlgeruch war vor dem Herrn. In ihrem Opfer lag ihr Leben. Dies wurde Gott dargebracht, damit Er es erfülle mit seinem Leben und zum Schauplatz seiner Offenbarung mache.

1) Hebräer 10,5-10.
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A.Christlieb Kain und sein Opfer sah der Herr nicht gnädig an. 1. Mose 4, 5

Über Kains Leben liegt ein Geheimnis. Er war kein ,,gottloser" Mann. Er brachte Gott auch sein Opfer dar. Dasselbe konnte Gott aber nicht gefallen. Mit der Darbringung seiner Feldfrüchte wollte Kain Gott nur seine Schuldigkeit ableisten. Kain wollte einen Gottesdienst, bei dem nicht das ganze Leben fromm und gottgeweiht werden brauchte. Das mißfiel Gott. Darum sah er Kain und sein Opfer nicht gnädig an, und Kain fand darum keinen Frieden. - Statt nun die Ursache für seine Friedlosigkeit in sich selbst zu suchen, ärgerte sich Kain über Abel. - Solchen Kainsgrimm findet man bei vielen ,,Weltmenschen", die Gott mit einigen Werken der Frömmigkeit zufriedenstellen wollen, ohne wahrhaft fromm zu werden. Sie ärgern sich über die, welche die Heilige Schrift ,,gläubig", ,,gerecht vor Gott" und ,,wiedergeboren" nennt. Sie können unter Umständen Tausendmarkscheine für gute, humane Zwecke stiften. Aber bei Licht besehen, sind es ,,Kains-Feldfrüchte", mit denen ein im Grunde gottentfremdetes Leben gutgemacht werden soll. - Allen Menschen, die Gott nur etwas von ihrer Habe, nicht aber ihr Herz und Leben weihen, geht es genau wie Kain. Sie leiden unter der Friedlosigkeit ihrer Seele und ärgern sich über die wahrhaft Frommen, die der Gnade Gottes und seines Friedens sichtlich froh sind. - Bei Kain hat Gott noch versucht, seinen neidischen Blick von Abel weg auf die Sünde zu lenken, die vor seiner Tür lag. Aber es kam zu keiner durchgreifenden Wandlung. Wohl redete Kain wieder mit Abel, dem er schon lange kein Wort mehr gegönnt hatte, aber im Herzen wucherte der alte Haß weiter. Eines Tages brach er heraus und Kain wurde der Totschläger! - Sind wir Nachfolger Abels, die still aushalten unter Verfolgung, oder Kainsnaturen, die zutiefst die Frommen hassen?
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J.Kroeker Von Kain und seinem Fall.

"Und der Herr sah an Abel und sein Opfer; Kain jedoch und sein Opfer sah Er gar nicht an." 1.Mose 4,5.


Entsprechend der Sprache der Seele Kains in dem dargebrachten Opfer war die Gottesantwort. Es gibt auch für Gott innerliche Bindungen, die Er nie um seines eigenen Wesens und um des Heils der Menschheit willen aufhebt oder umgeht. Er kann nie die Hölle, die der Mensch sich ohne Ihn schafft, zum Paradies erheben; nie die Sünde rechtfertigen, die den Menschen in einen ewigen Todeszustand versetzt; nie eine Gesinnung zu Recht bestehen lassen, die seinen Geist verloren hat, und die den Geist des Tieres in sich trägt, und daher je länger desto bewusster wider Gott und alles, was Gottes ist, streitet.

Als beide Brüder opfernd vor Gott standen, "wandte sich der Herr zu Abel und seinem Opfer, aber zu Kain und seinem Opfer wandte Er sich nicht". Es heißt nicht: Gott wandte sich zu Abels Opfer und zu Kains Opfer wandte er sich nicht, sondern: Er wandte sich zu Abel und seinem Opfer, aber zu Kain und seinem Opfer wandte Er sich nicht. Die wesentliche Verschiedenheit lag in der Herzensgesinnung der Opfernden und nicht im Opfer. Kain stand trotz seines Opfers in einer inneren Verfassung vor Gott, die Gott nie anerkennen, nie rechtfertigen konnte. In seinem Opfer sprach weder eine stille verborgene Sehnsucht nach Gott, noch eine bewusste innere Hingabe an Gott. Daher blickte Gott auf sein Opfer auch nicht mit Erhörung. Die Sprache seines Opfers fand keinen Widerhall im Herzen Gottes. In demselben redete nur der Schein und nicht die Tat, nur die Form und nicht die Seele, nur die Pflicht und nicht die Hingabe. Kain stand sowohl in seiner Gesinnung als auch in seinem Leben ohne Umgang mit Gott. Daher konnte Gott auch trotz der Ihm dargebrachten Huldigungsgabe nicht mit ihm verkehren. Es fehlte der Seele Kains die entsprechende Geistesverwandtschaft, der geistliche Resonanzboden für einen wahren Umgang mit Gott. Noch nie hat für Gott die Darbringung eines Opfers an sich etwas bedeutet, wenn in dem Opfer nicht das tiefste Wesen der Persönlichkeit zu Gott sprach. Gott kann nur dem antworten, bei dem die symbolische Handlung nichts anderes als die Sprache des Glaubens und der sich Gott hingebenden Seele ist.

Beides drückte Abels Opfer aus. Hinter demselben stand der Mensch in seiner Glaubenshingabe und in seiner Herzensverehrung. Solchen Menschen kann Gott antworten, denn aus ihren Handlungen spricht die Seele, die fähig ist, Gott zu hören und mit Ihm Gemeinschaft zu pflegen.
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D.Rappard Laß der Sünde nicht den Willen, sondern herrsche über sie. 1. Mos. 4,7.

Entweder herrschen wir über die Sünde, oder sie herrscht über uns. Nicht lange nachdem die erste Sünde den Menschen befleckt und ihn aus dem Paradies vertrieben hatte, wurde von Gott selbst das warnende Wort gesprochen: die Sünde ruht vor der Tür, du aber laß ihr den Willen nicht, sondern herrsche über sie! Dieses ernste Wort gilt noch heute. Noch lauert die Sünde an der Herzenstür. Noch übt sie ihre bestrickende Macht. Noch ist es nötig, Wache zu halten.

Aber seit der zweite Adam, das K i n d l e i n v o n B e t h l e h e m, erschienen ist, erklingt das Wort im Siegeston: Die Sünde wird nicht herrschen können über euch, die ihr nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der Gnade (Röm. 6, 14).

Es hat überwunden der Löwe aus dem Stamme Juda. Er hat der Schlange den Kopf zertreten. In ihm geborgen, herrschen wir über die Sünde. Seine Gnade, die wir im Glauben ergreifen, ist der Schild, an dem sich die feurigen Pfeile des Bösewichts brechen. - Soll uns das sorglos machen? O nein. Fassen wir im Gegenteil den ganzen Ernst der göttlichen Warnung, und hüllen wir uns umso fester in den Panzer unseres Siegesfürsten.

Kommt Versuchung, Satan, Sünde, Will ich stille sein, Will mich bergen nur bei Jesus, Nur bei ihm allein.
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P.Wurster Ist's nicht also? Wenn du fromm bist, so bist du angenehm; bist du aber nicht fromm, so ruhet die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie. (1. Mose 4, 7.)

Die Sünde ruht vor der Tür, harmlos, ungefährlich, wie es scheint, aber darauf lauernd, uns zu verderben. Bei Kain war es der Neid. Wie viele böse Stunden hat er uns schon gemacht, und wie oft haben wir uns damit schon gegen unseren Nächsten versündigt! Der Neid ist ein unschöner Geselle; deswegen schämt man sich seiner vor den Menschen und gesteht es sich selber nicht gerne, daß er es ist, der aus so mancher unfreundlichen Stimmung und bitteren Rede spricht. Aber gerade so lange man ihn nicht sehen will, hat er die beste Zeit, sich bei uns einzunisten, und in einer bösen Stunde mag er ausbrechen wie ein wildes Tier. Wir wollen doch recht acht haben auf alle geheimen Regungen unseres Herzens und gerade dieser Sünde gleich den rechten Namen geben. Das Gift, das man kennt und dessen Namen auf dem Fläschchen geschrieben steht, meidet man. Das Gift des Neides mag in seiner groben Form, als Mißgunst gegen die Reichen und Vornehmen dieser Welt, uns nicht mehr so sehr gefährlich sein; es gibt aber auch eine feinere und allerfeinste Art, wenn man es nicht ertragen mag, daß der andere, vielleicht der Schulgenosse und Kollege, weiter kommt, obgleich er nicht tüchtiger ist als wir, ja wenn man die Frömmigkeit des Nächsten nicht gelten lassen will, weil er in christlichen Kreisen mehr gilt und von Gott mehr Segen hat als wir. Kommt solcher Neid auf, das ist der gerade Weg zur Sünde des Kain.
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J.Kroeker Von Kain und seinem Fall.

"Da redete Kain mit seinem Bruder Abel. Es begab sich aber, als sie auf dem Felde waren, da erhob sich Kain wider seinen Bruder Abel und schlug ihn tot." 1.Mose 4,8 f.


Trotz der empfangenen Gottesoffenbarung war Kain vom Angesichte Gottes weggegangen, ohne sich ob seiner inneren Stellung vor Gott gebeugt zu haben. Vor Gott hatte er sich mit seinem Opfer nicht zu rechtfertigen vermocht, nun rechtfertigte er sich selbst vor seinem Bruder durch die Faust. Kain ergrimmte über Gott und versündigt sich am Nächsten.

Das war je und je in der Geschichte der Weg der Selbsterlösung, den eine im Geiste Kains lebende Frömmigkeit wählte. Wenn sich seelenlose Religiosität durch Opfer, die im Geist und in der Wahrheit gebracht wurden, plötzlich gerichtet sah, griff sie immer wieder auf Grund ihrer bevorzugten Stellung zu den ihr zu Gebote stehenden Machtmitteln und erschlug ihren Bruder. So bereitete Kains Frömmigkeit Abels Geschlecht noch immer jenen Leidensweg, den auch Der in der Mitte seiner Brüder ging, dessen Opfer weit besser redet als Abels Opfer. Kainitische Frömmigkeit konnte es nie ertragen, wenn sie sich eines Tages durch Abels Opfer in ihrer Erstgeborenenwürde zurückgesetzt sah. Sie empörte sich gegen Gott, erschlug aber den an ihrer Seite opfernden, schwächeren Bruder. Die große Leidensgeschichte der Jahrtausende von Abel an bis zu dem in Russland gegenwärtig leidenden Stundistenbruder legt Zeugnis ab, dass Kain es nie zu ertragen vermochte, wenn Gott dem opfernden Abel mit Erhörung antwortete. Ob es Synagogen oder Kirchen, Imperatoren oder Priester waren - reichten die geistigen Machtmittel der fleischlichen Frömmigkeit nicht aus, so nahm man den Arm des Staates in Anspruch und schuf den Anbetern im Geist und in der Wahrheit Kerker und Scheiterhaufen.

So glaubte Kain durch die Faust seine Erstgeburtsstellung vor Abel und dessen Opferdienst vor Gott vertreten zu müssen. Allein weder Gott noch Abel konnten je durch äußere Machtmittel zum Schweigen gebracht werden. Sie redeten hinfort lauter denn je zuvor im Gewissen Kains. Denn nach der entsetzlichen Tat fragte Gott Kain: "Wo ist dein Bruder Abel?"

Wo ist dein Bruder Abel? - Das ist die ergreifende Gottesfrage, die seitdem kein Mittel der Welt im Gewissen Kains zum Schweigen bringen konnte! Auch nicht im Gewissen jener Staaten und Kirchen, die je und je über die Leiche ihres Bruders hinweg ihre bereits von Gott verworfene Erstgeburtsstellung und ihren ohne Erhörung gepflegten Opferdienst allein durch Machtmittel zu behaupten vermochten.
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J.Kroeker Von Kain und seinem Fall.

"Und nun sollst du verbannt sein aus dem Land, das seinen Mund aufgetan hat, das Blut deines Bruders zu empfangen von deiner Hand. Wenn du das Land bebaust, soll es dir fortan sein Vermögen nicht mehr geben. Unstet und flüchtig sollst du sein auf Erden!" 1.Mose 4,11.


Sobald der Mensch das Band zwischen sich und Gott zerreißt, zerreißt auch Gott das Band zwischen Mensch und Erde. Sie hört auf, ihm eine Segensquelle und Ruhestätte zu sein. So gern sie ihre Kräfte dem Friedfertigen erschließt, so bestimmt entzieht sie dieselben dem, der sich über seinen Nächsten hinweg auf ihr zu behaupten sucht. Darum hatte sie eines Tages für Kain keine Ruhestätte mehr. Die zwei hebräischen Worte "unstet" und "flüchtig", die in Zukunft dem Leben Kains den inneren Charakter gaben, besagten nichts Geringeres, als dass Kain in seinem Leben gemieden von der Erde und verlassen von den Menschen sein würde. Das ist bis heute das furchtbare Kainsmal, das jedes Verbrechen am Nächsten auf seiner Stirn trägt, ganz einerlei, ob es von einzelnen oder von ganzen Völkern begangen wurde. Nie wird die Erde dauernd Kains Geschlecht zu tragen vermögen, so sehr es sich auch auf ihr zu behaupten versucht. Sie wird dafür Sorge tragen, dass das, was durch Blut auferbaut wurde, wiederum im Blute untergeht. In den ihr abgerungenen Gütern und Kräften lässt die Erde Kains Geschlecht sich selbst jene Katastrophen vorbereiten, in denen es seinen Untergang finden muss. Das ist der Erde Vergeltung gegen Kains Verbrechen.

Kain kam auch durch seinen tiefen Fall nicht zur Erkenntnis seiner widergöttlichen Herzensgesinnung. Er fand daher auch nicht jenen Weg innerlicher Beugung, der zur vergebenden Gnade und zur Erneuerung des Lebens führte. Was er bereute, war nur das, was er durch seine Tat verloren hatte, nicht aber die Tat selbst mit ihrem Verbrechen gegen seinen Bruder. Solche Reue führte aber nie zur Erlösung, weder im Leben des einzelnen noch der Völker. Göttliche Erlösung liegt allein in der Änderung jener inneren Sinnesart, aus der das Verbrechen mit seinen Folgen fließen konnte. Kain jedoch ging diesen Weg des Heils für sich und die Zukunft nicht. Im Gegenteil, die Schrift berichtet von ihm: "Er entfernte sich von dem Angesichte Gottes." Das war das zweite psychologische Ereignis in der Geschichte der Menschen: ein zweiter Sündenfall, ein abermaliges, noch viel tieferes Hinabsteigen. Adam verlor die Lichtsphäre des Paradieses, ihm blieb jedoch noch das Angesicht Gottes. Kain verlor aber auch dieses. Durch diese entscheidungsvolle Tat verlor er hinfort alles: Die Adama (Ackerboden), das Angesicht Gottes, den Nächsten und - sich selbst.
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J.Kroeker Von Lamech und seinem Fall.

"Lamech aber nahm sich zwei Frauen, eine hieß Ada, die andere Zilla. Und Ada gebar Jabal; derselbe war der Vater der Zeltbewohner und Herdenbesitzer. Und sein Bruder hieß Jubal; derselbe war der Vater aller Harfen- und Flötenspieler. Und Zilla, auch sie gebar, den Tabul-Kain, den Meister in allerlei Erz- und Eisenwerk. Und die Schwester Tubal-Kains war Naama." 1.Mose 4,19 ff.


Eine wunderbare Beleuchtung menschlicher Selbstbehauptung gibt uns die Uroffenbarung in Lamechs Fall und seiner Kulturgewinnung. Nicht nur räumlich, aus dem innerlichen Verhältnis zu Gott hatte Kain sich zurückgezogen, als er vom Angesichte des Herrn wegging und sich im Lande Nod niederließ. Allein auf sich angewiesen, begann er hier sein Lebenswerk. Er wurde Städteerbauer. Was ihm geblieben, war nur seine eigene Persönlichkeit mit jenem Maß von geistigen Kräften und Fähigkeiten, die an sich jeder gesunde Mensch in sich trägt.

Von diesem Kraftfeld der eigenen Persönlichkeit aus suchte er sich seine Existenz und Zukunft zu gründen. Die Willensrichtung der damaligen Welt war daher nur auf den Aufbau einer Kultur ohne Gott und auf die Erweiterung der eigenen Macht eingestellt. Dies war das geistige Erbe, das man damals von Kain übernahm. Es war der große Versuch, sich auf Erden dauernd eine Existenz zu schaffen auch ohne Gott, allein auf Grund von Volksbeherrschung, Handel und Städteleben.

Eine Reife dieser von kainitischen Geistesprinzipien befruchteten und getragenen Kulturentwicklung erlangte die Geschichte im genannten Lamech, dem Enkel Mechijaels. In ihm feierte die kainitische Geschichtsentwicklung den Mann, der der damaligen Kulturwelt den weitesten Raum, die höchste Geltung und scheinbar die gesicherteste Zukunft verschaffte. Diesem starken Mann jener Tage wurden drei Söhne geboren, durch die alsdann das ganze Kultur- und Städteleben zu nie da gewesener Entwicklung gelangte. Mit ihnen wurden ganz neue Kulturwerte in das Gesellschaftsleben und in die Machtentwicklung ihrer Zeit für die Zukunft hineingetragen. Zur Macht, zu der man sich bisher bekannt hatte, kamen der Erwerb, die Kunst, die Industrie und die Pflege der Schönheit.

So gestaltete und rundete sich das damalige Kulturleben immer mehr zu einem organischen Gemeinwesen und Gesellschaftskörper ab, der gesund in seiner Seele, machtvoll in seinem Wirken, glücklich in seinem Leben und schön in seinem Gesamtbild zu sein schien. Man fand seinen Schutz in der eigenen Faust, seinen Reichtum im materiellen Wertbesitz, seine Religion in der Pflege der Kunst und seine Anbetung im sinnlichen Kultus. Der Mensch bedurfte Gottes nicht mehr und konstatierte durch die Entwicklung seine Unabhängigkeit von Gott: er genügte sich selbst!
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A.Christlieb Lamech sprach zu seinen Frauen Ada und Zilla: Höret meine Rede, merkt, was ich sage: Ich habe einen Mann erschlagen für eine Wunde und einen Jüngling für eine Beule. Kain soll siebenmal gerächt werden, aber Lamech siebenundsiebzigmal. 1. Mose 4, 23 f.

Lamech ist ein Nachkomme Kains. Unser Text berichtet ein Gespräch Lamechs mit seinen Frauen. Sie sollten hören und sich wohl merken, was er sagt. Da hat ein Mann ihm eine Wunde geschlagen. Lamech hat ihn dafür getötet. Ein Jüngling schlug ihm eine Beule. Lamech schlug ihn dafür tot. Auf jede Beleidigung soll eine siebenundsiebzigmal härtere Strafe und Rache seinerseits erfolgen. - Welche entsetzliche Sprache! Lamech sagt seinen Frauen gleichsam: ,,Ich will euch einmal zeigen, wer ich bin, und wie ich respektiert werden möchte! Vor mir hat man sich in acht zu nehmen. Niemand krümmt mir ungestraft auch nur ein Härchen. Merkt's euch, wie es dem geht, der mich auch nur unsanft anrührt. Ich nehme blutig Rache für jede Kränkung." - Welche Gewalttätigkeit und Rachsucht tritt uns in Lamech entgegen! ,,Mich soll man in Ruhe lassen! Meine Kreise hat keiner zu stören! Meinem Willen darf niemand zuwider sein! Von niemand lasse ich mir auch nur das geringste gefallen. Ich werde mir schon Platz und Achtung verschaffen!" - In Lamech kommt der Geist Kains wieder zum Vorschein. Die Heilige Schrift sagt uns, in der Endzeit werde sich der Geist des Hasses der Weltmenschen gegen die Gemeinde des Herrn Jesu ungehemmt offenbaren. Die ungläubigen Gottesverächter würden in ihrer Gesamtheit über die Frommen herfallen, wie Kain über Abel und wie Lamech über jeden, der ihm zuwider war. - Wir wollen weder Kain noch Lamech verurteilen. Wir wollen Gott bitten, unser Herz von aller Gehässigkeit und Gewalttätigkeit zu reinigen.
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A.Christlieb Eva gebar einen Sohn. Den hieß sie Seth, denn Gott hat mir einen anderen Samen gesetzt für Abel, den Kain erwürgt hat. 1. Mose 4, 25

Wieviel Tränen mag es das erste Elternpaar gekostet haben, als sie an der Leiche ihres frommen, treuen Sohnes standen! Der eigene Bruder war sein Mörder geworden! Wie nah lag für sie der Gedanke: Warum hat Gott das zugelassen?! Wäre doch der Kain gestorben! Hätten wir den lieben Abel behalten dürfen! Davon aber lesen wir nichts. Und Gott hat ihnen in seiner Güte bald darauf wieder einen Sohn beschert. Dem gab die Mutter den bedeutsamen Namen ,,Seth", zu deutsch ,,Ersatz". Mit dieser Namengebung wollte Eva gleichsam sagen: ,,Ich habe mich in Abels Tod gefunden. Gott hat meine tiefe Herzenswunde geheilt. In Seth hat er mir einen Ersatz gegeben für den unvergeßlichen Abel." - Wie Gott die Eva getröstet hat, so kann Gott auch dich und mich trösten, wenn er uns einen lieben ,,Abel" nimmt, sei es ein Familienglied, einen treuen Freund, einen Mitarbeiter oder einen Seelsorger. Viele Menschen gehen über die Erde hin mit blutendem Herzen. Sie meinen, nie wieder froh werden zu können ob des Verlustes und Seelenschmerzes. - Wie tröstlich ist es, ihnen sagen zu dürfen, daß der Gott noch lebt, der die Tränen des ersten Elternpaares trocknete und ihm für Abel einen Seth bescherte. Ja, Gott kann vollen Ersatz geben. Und wenn er es hier auf Erden nicht tut, wenn schmerzliche Lücken bleiben bis ans Lebensende, dann gibt es für jeden wahren Christen einen Ersatz, der mehr als Ersatz ist: Der Herr Jesus selber. Er will unser ,,Seth" sein bei jedem Verlust. Auch beim schmerzlichsten Verlust dürfen wir mit Zinzendorf beten: ,,Manches Herz, das nicht mehr da, geht uns freilich gar sehr nah. Aber Herr, du bist uns mehr, als das eigne Leben wär."
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W.MacDonald »Und Adam ... zeugte einen Sohn in seinem Gleichnis, nach seinem Bilde.« 1. Mose 5,3

Es ist eine grundlegende Tatsache des natürlichen Lebens, daß wir Kinder in unserem Gleichnis, nach unserem Bilde zeugen. Adam zeugte einen Sohn in seinem Gleichnis und nannte ihn Seth. Wenn die Menschen Seth sahen, sagten sie wahrscheinlich, was sie seither immer wieder gesagt haben: »Wie der Vater, so der Sohn.«

Es ist auch eine ernüchternde Tatsache des geistlichen Lebens, daß wir Kinder nach unserem Bild zeugen. Wenn es unsere Gewohnheit ist, anderen den Herrn Jesus vorzustellen, dann nehmen sie unbewußt Charakterzüge an, die den unseren ähneln. Es ist hier keine Frage der Vererbung, sondern der Nachahmung. Sie schauen zu uns auf als ideale Verkörperung dessen, was Christen sein sollen und formen ihr Verhalten unbewußt nach unserem Vorbild um. Bald zeigt sich bei ihnen die typische Familienähnlichkeit.

Dies bedeutet, daß der Platz, den ich der Bibel in meinem Leben gebe, den Maßstab für meine Kinder im Glauben setzt. Es bedeutet, daß meine Betonung des Gebets auch von ihnen übernommen wird. Wenn ich ein Anbeter bin, dann wird dieser Charakterzug wahrscheinlich auch auf sie abfärben.

Wenn ich mich konsequent den Forderungen der Jüngerschaft unterwerfe, werden sie dies als selbstverständliche Norm für alle Gläubigen übernehmen. Wenn ich andererseits die Worte des Heilands verwässere und nur für Reichtum, Ruhm und Vergnügen lebe, muß ich damit rechnen, daß sie auch darin meiner Führung folgen.

Eifrige Seelengewinner bringen im allgemeinen feurige Mann-zu-MannEvangelisten hervor. Diejenigen, die Freude und Nutzen im Auswendiglernen der Schrift finden, geben diese Erfahrung an ihre geistlichen Kinder weiter.

Wenn du die Zusammenkünfte der Versammlung unregelmäßig besuchst, kannst du von deinen Schützlingen kaum ein anderes Verhalten erwarten. Wenn du gewöhnlich zu spät kommst, werden sie wahrscheinlich auch zu spät kommen. Wenn du immer in der hintersten Reihe sitzt, dann wundere dich nicht, wenn sie es unter deinem Einfluß ebenso praktizieren.

Wenn du andererseits diszipliniert, zuverlässig, pünktlich und voll in die Arbeit integriert bist, dann wird dein Timotheus dem Beispiel deines Glaubens folgen.

Die Frage an jeden von uns lautet also: »Kann ich mich damit zufrieden geben, Kinder nach meinem Bild hervorzubringen?« Der Apostel Paulus konnte empfehlen: »Seid meine Nachahmer« (1.Korinther 4,16). Können wir das auch sagen?
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Beitrag von Jörg »

J.Kroeker Vom Wandel mit Gott.

"Und dieweil er ein göttliches Leben führte, nahm ihn Gott hinweg, und ward nicht mehr gesehen." 1.Mose 5,24.


So laut Henochs Wandel auch redete, so klar und bestimmt sein Zeugnis der damaligen Welt gegenüber auch war, man ging an ihm vorüber als an einem, der den Aufgaben der Zeit nicht gerecht wurde, der die große Gegenwart nicht begriff und die noch größere Zukunft nicht zu fassen vermochte. Dass Gott in ihm der Welt einen Propheten gegeben, der durch seine ganze innere Lebenseinstellung den Geschlechtern jenes untergehenden Zeitalters den Weg der Rettung gezeigt hatte, daran dachten wohl nur wenige. Man hatte kein Verständnis mehr für die Sprache der Ewigkeit, denn das Ohr hatte sich gewöhnt an die Sprache der Zeit. Untergehende Zeitalter hören zuletzt immer nur noch sich selbst reden.

Weiter berichtet die Schrift von Henoch: "Henoch wandelte mit Gott und war nicht mehr da, denn Gott hatte ihn fortgenommen!" Während die Mehrheit seines Geschlechts das nahende Gericht als ihren Untergang miterlebte, kam er überhaupt nicht in das Gericht. Durch seine Hinwegnahme versetzte ihn der Herr aus der Welt des Untergangs in die Welt des unvergänglichen Lebens. Er war innerlich der Erde entrückt und der Welt gestorben, bevor Gott ihn auch äußerlich hinwegnahm und in das Reich seines Lichts erhob. Vergänglich es hatte er zu verlieren gewagt, Unvergänglich es hatte er gewonnen. Er hatte sich selbst gerichtet, nun wurde er nicht gerichtet. Während die Welt durch ihren Gewinn alles verlor, gewann er gerade durch seinen Verlust die Ewigkeit. So wurde sein Wandel mit Gott zu einem Wege zu Gott.

Aber auch die Hinwegnahme Henochs wurde von seiner Zeit wenig beachtet, so wenig wie sein Wandeln mit Gott beachtet worden war. Die Welt hatte Nötigeres zu tun, als sich mit jenem Sonderling und seiner Hinwegnahme zu beschäftigen, der sich doch in seinem Leben so weltfremd und in seiner Geistesrichtung so rückständig bewiesen hatte. Sie fuhr fort in ihrer Jagd nach vergänglichen Gütern. Sie haschte weiter nach Ruhm und Glanz. Sie sann auf neue Eroberungen und Machteinflüsse und berauschte sich immer mehr an den großen Schöpfungen der Zeit. Henochs Leben und Hinwegnahme hatten seinen Zeitgenossen nichts zu sagen gehabt. Er war ihnen nicht zu einer Gottesbotschaft geworden, durch die man eine Wendung des Lebens und der Zukunft gewonnen hätte. Man fand sein Genüge weiter in sich selbst und berauschte sich an dem, was man besaß und gewann. Das führte aber zum Gericht. Entweder findet der Mensch wie Henoch wieder heim zu Gott, oder er zerbricht im Gericht an seiner eigenen Geschichte.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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