Andachten zum 1. Buch Mose

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

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Jörg
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J.Kroeker Von Adam und seinem Fall.

"Und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren. Und sie banden Feigenblätter um, nachdem sie sich aus denselben Schürzen gemacht hatten." 1.Mose 3,7.


Hier haben wir den Anfang aller rein menschlichen Religionen. Der Mensch ohne Gott sucht auch seine Schuld ohne Gott zu lösen, sobald sie ihm zum Bewusstsein kommt. Auf dem Boden seines Naturzustandes gibt es für ihn keine anderen Mittel als die der Natur und der eigenen Kraft. Ob er sie an einem Feigenbaum oder sonst wo findet - natürliche Mittel sollen seine sittliche Blöße decken. Der Verlust eines innerlichen Zustandes soll geheilt werden durch das Mittel der Gabe der Natur. Feigenblätter können vielleicht natürliche Wunden heilen, nicht aber Verluste der Seele wiederbringen.

Das wahre Wesen der Nacktheit des Menschen lag nämlich weit über die Natur hinaus. Es war der Verlust der wahren Gottähnlichkeit. Diese hatte der Mensch als seinen inneren Zustand verloren. In seiner Gottähnlichkeit war der Mensch unschuldig auch ohne Feigenblatt. Ohne diese blieb er schuldig trotz des Feigenblattes. Und doch hat die Menschheit bis heute nie mehr aufgehört, ihre sittlichen Wunden durch natürliche Mittel zu heilen. Auch darin trägt sie je und je das Bild des ersten Adam. Daher sind im Laufe der Jahrtausende Religionen um Religionen entstanden.

Und doch sind es nur Feigenblätter vom Baum der Natur, vom Menschen selbst gepflückt und als Schürze zubereitet. Denn was ist das Wesen aller rein menschlichen Religionen? Selbsterlösung. Daher auch ihre ausgesprochene Kreuzesfeindschaft. Haben doch alle Religionen ihr Heimatrecht auf dem Boden des natürlichen Zustandes des Menschen. Die Sehnsucht schuf sie zwar, aber in eigener Kraft und mit eigenen Mitteln. Was dem gefallenen Menschen zur Verfügung stand, seine Nacktheit zu decken, war eine Gabe der Natur und seine eigene Handlung. Niemals aber konnte Menschliches Göttliches wiederherstellen. Vom Fleisch konnte immer nur Fleisch geboren werden. Gottesebenbildlichkeit ist aber Geistesgemeinschaft des Menschen mit seinem Schöpfer.

Es gab daher vom Menschen aus auch niemals einen Weg zurück zu Gott. Auch in aller seiner Religion blieb der Mensch an sich in seinem inneren Zustand das, was er war. In ihrer Stärke erwies gerade seine Religion sich als Feindin Gottes. Der Herr der Herrlichkeit ist von der Religion gekreuzigt worden. Gott kann nur in einen neuen Zustand des Lebens führen, indem Er den Zustand des Todes richtet. Gottes Heil führt über Golgatha nach Ostern zu jenem neuen Lebenszustand, in welchem der Mensch eine Neuschöpfung geworden ist in Christo Jesu.
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C.H.Spurgeon ,,Die Stimme Gottes, des Herrn, der im Garten ging, da der Tag kühl geworden war." 1 Mose 3, 8.

Meine Seele, da jetzt der Tag kühl geworden ist, so komm ein wenig in die Stille, und höre auf die Stimme deines Gottes. Er ist immer bereit, mit dir zu reden, wenn du bereit bist, auf Ihn zu hören. Wenn in deinem Umgang mit Ihm irgend eine Stockung eintritt, so liegt der Fehler nicht an Ihm, sondern ganz und gar nur an dir, denn Er stehet vor der Tür und klopfet an, und wenn die Seinen Ihm nur auftun wollen, so geht Er mit Freuden zu ihnen ein. Aber in was für einem Zustande befindet sich mein Herz, der Garten meines Herrn? Darf ich auch hoffen, daß er wohl gepflegt und begossen ist und Frucht bringt, wie es Ihm gefällt? Wenn nicht, dann hat Er viel zu tadeln; aber dennoch bitte ich Ihn, zu mir zu kommen, denn nichts bringt so sicher mein Herz in einen guten Zustand, als die Gegenwart der Sonne der Gerechtigkeit, die auf ihren Strahlen das Heil bringt. Darum komm, o Herr, mein Gott, meine Seele ladet Dich herzlich ein und harrt sehnsüchtig auf Dich. Komm zu mir, o Jesu, mein Vielgeliebter, und pflanze frische Blumen in meinen Garten, wie ich sie in größter Vollkommenheit blühen sehe in Deinem unvergleichlichen Gemüt! Komm, o mein Vater, der Du der rechte Gärtner bist, und tue mit mir nach Deiner Liebe und Weisheit! Komm, o Heiliger Geist, und besprenge mit Deinem Tau mein ganzes Wesen, gleichwie jetzt die Kräuter befeuchtet werden von Abendtau. O, daß Gott mit mir redete! Rede, Herr, denn Dein Knecht hört! Ach, daß Er doch mit mir wandelte; ich bin bereit, Ihm mein ganzes Herz und Gemüt hinzugeben, und jeder fremde Gedanke ist verbannt. Ich frage nur nach dem, was Er mir gern gibt. Ich weiß gewiß, daß Er sich zu mir herabläßt, und mir seinen Heiligen Geist schenkt zum ewigen Eigentum. Wie lieblich ist die Kühlung der Abenddämmerung, wenn jeder Stern wie ein Auge vom Himmel herniederblickt, und die kühlen Lüfte wie der Odem der himmlischen Liebe fächeln. Mein Vater, mein erstgeborner Bruder, mein sanfter Tröster, redet mit mir in Freundlichkeit und Liebe, denn Du, dreieiniger Gott, hast mir das Ohr geöffnet, und ich widerstrebe nicht; Du hast mich gerufen, und ich eile in Deine selige Nähe.
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C.O.Rosenius Und sie hörten die Summe Gottes des Herrn, der im Garten ging, da der Tag kühl geworden war 1. Mos. 3, 8.

Was mochte Gott wohl im Garten Eden wollen? Aus welchem Grunde kommt Er gerade am Tage des Sündenfalls zu den gefallenen Menschen? Gewiß strafte Er die Sünde und entschuldigte sie nicht. Sein Urteil konnte nicht verändert werden. Aber Er hat den erschrockenen Kindern doch einige ,,Gedanken des Friedens" zu offenbaren. Eigentlich kam Er, um ihnen einen Heilsrat zu verkündigen. Mit der Bestrafung der Sünde vollzog er nämlich nur das, was sie schon tief genug erfahren und verstanden hatten. Er hatte eigentlich einen anderen Grund. Er wollte ihnen etwas für sie Neues und Unbekanntes kundtun. Er redete nämlich von eines ,,Weibes Same, der der Schlange den Kopf zertreten sollte", und der den erlittenen Schaden rächen, sowie das gutmachen und wieder aufrichten sollte, was durch die List der Schlange und durch den Sündenfall verlorengegangen war. Das war der eigentliche Grund, weshalb der barmherzige Vater am Tage des Sündenfalls in den Garten kam, als die Sonne sich zu neigen anfing. Sein erbarmendes Herz konnte nicht ertragen, zu wissen, daß Seine verlorenen Kinder in ihrer Angst und ihrem Schrecken die Nacht hindurch unter den Bäumen liegen und an Seinen Zorn und an ,,des Todes sterben" denken sollten, ohne den geringsten Strahl von Hoffnung und Trost zu haben. Deshalb suchte er sie am selben Tage in ihrem Schamgefühl auf. Er, der uns später gebot: ,,Laßt die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen", gab hier die größte Probe Seiner versöhnlichen Herzensgesinnung. Christus hat offenbart, daß Gott ein solches Herz hat, daß Er nicht einmal dulden kann, wenn Seine Kinder einige Zeit hindurch Tag und Nacht ohne Hilfe und Trost zu Ihm rufen! Sollte er darum nicht Erbarmen mit Seinem geliebten, aber verlorenen Kind haben, das um Seiner Worte willen jetzt ohne jegliche Hoffnung in Verzweiflung und Angst sein mußte?

Wir sehen, daß Gottes Gnade und Liebe eine durchaus unverdiente, freie und zuvorkommende Liebe ist, ganz unabhängig von uns. Hier war die größte Schuld und kein Zeichen von Besserung, weder Buße noch Gebet. Adam und Eva hatten in der Versuchungsstunde alle genügenden Fähigkeiten, um dem Bösen zu widerstehen: Einen klaren und reinen Verstand, ein reines Herz und einen freien Willen. Sie hatten nur äußere Versuchungen, und dennoch übertraten sie das Gebot ihres Vaters. Und als der Fall geschehen war, suchten sie nicht Gott, um ihre Sünde zu bekennen und um Vergebung zu bitten, nein, sie flohen vor Ihm und versteckten sich hinter die Bäume im Garten. Als der Herr sie dann anredete, hörte Er nur Selbstverteidigung, Entschuldigungen und bitteren Unwillen gegen Gott. Auch an dem Fall sollte Er schuld haben, denn Adam sagte: ,,Das Weib, das Du - Du mir zugesellet hast, betrog mich." So verdorben waren ihre Herzen. Und alles dies wußte der Herr. Obwohl ihre Schuld und Bosheit so groß war, suchte der barmherzige Vater sie dennoch mit solcher Liebe auf, um mit ihnen versöhnt zu werden, sie zu erquicken und um es deutlich zu machen, daß Seine Liebe eine zuvorkommende, eine aufsuchende Liebe ist, ganz unabhängig vom Verhalten des Sünders. Das strenge Urteil der Gerechtigkeit konnte nicht geändert werden - ,,der Tod ist der Sünde Sold" -; aber die göttliche Barmherzigkeit hatte einen Weg gefunden, um die Gerechtigkeit zu befriedigen und zugleich den Sünder zu erlösen. Ein Weibessame sollte kommen, der bestimmt war, ,,ehe der Welt Grund gelegt war". Die freie Barmherzigkeit konnte sich über die Gefallenen ergießen. Deshalb kommt Gott hier am Tage des Sündenfalls und kümmert sich um Seinen verlorenen Sohn. Der ,,Sohn Seines Leibes" war gefallen. ,,Darum bricht Mir Mein Herz gegen ihn, daß Ich Mich seiner erbarmen muß."

Wir sollten diesen ersten großen Beweis der unverdienten Gnade Gottes unbedingt beachten! Dagegen aber gehen wir und wägen und messen den Grad unserer Sünden, unserer Bekehrung und Buße oder unseres Gebetes, und urteilen nach ihnen über Gottes Gnade gegen uns. O, welch ein tiefer Fall! Welche schrecklichen Folgen des Sündenfalls in unserer Seele, daß sie in Dunkel und Unglauben so gebunden ist! Du sagst vielleicht: ,,Meine Sünde ist unentschuldbar. Ich wußte den Willen Gottes, handelte aber gerade dagegen." Armer Mensch! Du warst genötigt, so übel zu handeln. Du bist nicht frei, weil du ,,fleischlich, unter die Sünde verkauft" bist. Adam war frei und sündigte dennoch. Er wußte den Willen Gottes, handelte aber gerade dagegen. Und doch läuft der erbarmende Vater ihm nach. - Du sagst: ,,Ich habe keine rechte Buße über meine Sünden, ich kann nicht recht beten." Antwort: Adam und Eva entschuldigten geradezu ihre Sünde, sie baten auch nicht mit einem einzigen Wort um Vergebung, und dennoch kam der allmächtige Gott und bot ihnen Gnade und Versöhnung an. Gottes Liebe ist also ganz frei und unverdient und von dem Sünder unabhängig, denn sie gründet sich auf das Gebet eines anderen, ,,des Weibes Same, des Herrn Mann, auf ,,Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt." Wer nicht an Ihn glaubt, vor Seiner Stimme nicht stehenbleibt und sich mit Gott nicht versöhnen läßt, sondern fernbleibt, der ist und bleibt ewig fern. Aber wer an Ihn glaubt, wer Gottes Stimme hört und sich sowohl für die Sünde strafen als auch mit des ,,Weibes Samen" trösten läßt, soll nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben, ob er auch all das Böse in Seinem Herzen fühlt, was wir bei Adam finden, ja, ob auch der ganze Sündenfall und alles Gift der Schlange in ihm kochen mögen!
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J.Kroeker Von Adam und seinem Fall.

"Und sie hörten die Stimme Gottes, des Herrn, der im Garten wandelte beim Wehen des Abendwindes; und der Mensch und seine Frau versteckten sich vor dem Angesicht Gottes, des Herrn, hinter die Bäume des Gartens." 1.Mose 3,8.


Die Offenbarung Gottes hat auch dem gefallenen Menschen etwas zu sagen. Sie hat sich nicht verändert dem Menschen gegenüber. Daher suchte sie den Menschen auch in seiner Flucht vor Gott. Das war und das ist aber für den Menschen die erste Heilsoffenbarung. Hätte sich Gott dem Menschen entzogen, wie der Mensch sich Gott entzog, er wäre ewig seinem Todeszustand verfallen. Der Allgegenwart Gottes aber und dessen suchender Offenbarungsstimme vermag auch der fliehende Mensch sich nicht zu entziehen. Eines Tages erreicht ihn die Frage: "Wo bist du?"

So fand die Offenbarung die erste Verbindung mit dem Menschen nach seinem Fall. Und Gottes Frage weckte in der Seele des Menschen eine Antwort. Bisher hatte der Mensch in seinem Fall Gott gegenüber geschwiegen. Denn die neue Todeswelt nimmt dem Menschen nicht nur seine ursprüngliche Sohnesstellung vor Gott, sondern auch seinen kindlichen Umgang mit Gott. Anstelle der Vertrautheit im Umgang mit Gott tritt die knechtische Furcht vor Gott. Daher antwortete der Mensch zunächst auch: "Deine Stimme habe ich im Garten gehört, da fürchtete ich mich, weil ich nackt bin und darum verbarg ich mich." Ein wunderbares Gesetz des Geistes, - das auch eine bald sechstausendjährige Menschheitsgeschichte mit ihrer Aufklärung und ihrer fortschreitenden Kultur nicht in seiner ursprünglichen Kraft hat abschwächen können. Erst mit dem Nahen Gottes kam dem Menschen sein neuer Abstand von Gott zum Bewusstsein. Denn Gottes Nähe mit ihrem Licht enthüllt. Sie will, sie muss aufdecken, was der Mensch von seiner ursprünglichen Sohnesnatur verloren hat. Erleuchtung ist mithin für den Menschen der erste Schritt zur Erlösung.

So wurde im Lichte Gottes die Finsternis offenbar, in der der Mensch lebte. Es trat der ganze Gegensatz ins Licht, was der Mensch einst war und was er gegenwärtig ist. Jedoch ohne diese Erkenntnis seiner Selbst kam es beim Menschen nie zur Erlösung. Daher ging Gott auch in der Heilsgeschichte je und je diesen Weg. Obgleich das Licht zunächst richtete, was der Mensch besaß, so lag in diesem Gericht doch Erlösung. Denn Gott war es nie in seinem Gericht nur um das Gericht zu tun. Auch nicht im Leben des einzelnen. Seiner Barmherzigkeit soll es dienen, um den Menschen von dem zu erlösen, was ihn ins Gericht führte. Im Dienste der Gnade muss daher Gericht Gnade werden, sobald auch der Mensch verneint, was Gott richtet.
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C.O.Rosenius Und Gott der Herr rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du? 1. Mose 3, 9.

Es ist dies der erste Ruf Gottes an einen Sünder auf Erden und zugleich das erste Mal, daß ein Sünder zur Bekehrung erweckt wird. Der Herr fängt damit an, ihn zu zerschlagen; denn in den Worten ,,Wo bist du?" liegt, wie Luther bemerkt, des Gesetzes Stimme an das Gewissen oder die Meinung und Absicht des Gesetzes, die Sünder von ihrem gefallenen und unglücklichen Zustand zu überzeugen. Keine Kreatur ist vor dem Herrn unsichtbar, sondern vor Seinen Augen ist alles bloß und entdeckt. Aber dennoch ruft der Herr: ,,Adam, wo bist du?" Damit will Er sagen: ,,Jetzt komme Ich, um nach dir zu fragen. Komm nun hervor und antworte Mir! Was ist aus dir geworden? Wo ist nun das herrliche Ebenbild Gottes, das über die Erde herrschen sollte? Und meinst du, daß Ich dich nicht sehe? Du glaubst dich vor Meinem Angesicht verborgen; auf welchem Wege aber willst du entfliehen?" Das enthält die Frage des Herrn. - Deshalb kam Adam jetzt auch sogleich hervor und fing an, sich zu erklären.

Diese rufende Stimme, diesen Ruf ,,Wo bist du?" wird jeder Sünder von Gott vernehmen. Jenes erste Beispiel gilt für alle Zeiten und für alle Kinder Adams. Erstens ist es ein väterlicher Ruf an die Gläubigen, wenn sie gesündigt haben. Solange der gute Geist noch nicht übertäubt und ihre Ohren noch nicht durch den Lärm der Vergänglichkeit und der Lüste taub geworden sind, merken schon Kinder, wenn sie sündigten, oft frühzeitig die Stimme in ihrem Innern: ,,Was hast du gemacht?" Noch mehr, wenn Christen sich unter die Kinder der Welt gemischt und - sei es aus Schwäche, Menschenfurcht oder Menschengefälligkeit - in irgendeiner Weise mit Wort und Tat ihren Herrn verleugnet haben, dann erhalten sie wie Petrus den durchdringenden Blick vom Heiland, der in Ihrem Innern fragt: ,,Wo bist du? Was hast du gemacht?" Alles dies ist des Freundes Schlag, mit dem Er uns zur Bekehrung ruft, eine Erfahrung, die nicht mit allem Gold der Welt bezahlt werden kann! Wehe, ach wehe dem Christen, der diese Blicke, diese Rufe nicht mehr in seinem Innern erhält oder empfindet!

Zum andern ist es ein Erweckungsruf an die geistlich Toten, die ohne Gott in der Welt leben. Mitten im Lustgarten der Sünde, der Verfänglichkeit und der weltlichen Vergnügungen ruft es oft in ihrem Innern: ,,Wo bist du? Es steht nicht recht mit dir; du mußt dich bekehren". Wenn sie einmal zum Herrn bekehrt worden sind, dann bekennen sie, daß sie lange und oft diesen Ruf vernommen haben und vom Herrn gesucht und dadurch oft in ihrer Lust an der Sünde gestört wurden; besonders wenn ,,der Tag anfing, kühl zu werden". Wenn das Vergnügen vorbei ist und sie zur Einsamkeit oder zur Ruhe der Nacht kommen, dann ruft es in ihrem Innern: ,,Wo bist du?" Oder wenn sie das Wort, eine Predigt oder eine Beichtrede hören und beim Abendmahl Gott unter die Augen treten sollen, dann ruft es oft über ihre Sünden, ihre noch nicht geschehene Bekehrung: ,,Wo bist du?" Wer noch nicht durch eine völlige Bekehrung wieder zu Gott gekommen ist, der soll wissen, daß er einmal doch, ob er will oder nicht, vor Gottes Angesicht kommen muß. - Ja, einmal, früher oder später, in der Zeit oder in der Ewigkeit, soll ein jeder Mensch den Ruf hören, so daß es durch Mark und Bein gehen wird: ,,Wo bist du? Was hast du gemacht?" Denn es ist unmöglich, daß ein einziger Sünder dem allmächtigen, heiligen Gott entgehen wird. Deshalb sei nicht sicher! Gott verzieht wohl mit der Strafe und schweigt, als ob Er deine Sünden gar nicht sähe; aber einmal wirst du Seine Stimme hören.

Dies gilt, wie gesagt, für alle Zeiten der Welt und für alle Kinder Adams. Ein jeder muß vor Gott kommen und hier in der Zeit über seine Sünden Rechenschaft ablegen, sonst begegnen sie ihm in der Ewigkeit. Die Sache ist diese: Wir sind alle Sünder, es ist hier kein Unterschied; würden wir danach gerichtet, so würde kein Mensch errettet werden. Der Unterschied ist nur der, daß, während die Gnadenzeit währt, viele sich fern von Gott halten, Ihm beständig fernbleiben und nicht kommen, um Gnade zu suchen und anzunehmen. Jesus sagt: ,,Das ist das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht. Denn ihre Werke waren böse." Kommen wir dagegen ans Licht, halten wir mit Gott Abrechnung über unsere Sünden, dann wird alles gut, ob wir auch die größten Sünder wären, wie Gott der Herr sagt - O, daß wir Seine Worte zu Herzen nehmen möchten! -: ,,Kommt und laßt uns miteinander rechten! Wenn eure Sünde gleich blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden; und wenn sie gleich ist wie Rosinfarbe, soll sie doch wie Wolle werden." So sagt Jesus auch bei Matth. 18, daß der König, als er seine Knechte zur Rechenschaft rief und einer kam, der ihm zehntausend Pfund schuldig war, demselben die ganze Schuld erließ, als dieser niederfiel und ihn anflehte. So will der Herr auch mit uns handeln, wenn Er uns zur Rechenschaft zieht.

So kommt dann allesamt heran, Mein Heiland nimmt die Sünder an!
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J.Kroeker Von Adam und seinem Fall.

"Da sprach der Herr: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du etwa von dem Baum gegessen, davon ich dir gebot, du solltest nicht davon essen?" 1.Mose 3,11.


Als Ebenbild Gottes kommt der Mensch nie mehr restlos los von Gott. Auch in seinem gefallenen Zustand nicht. Darin liegt seine Qual, aber auch sein Heil. Wenn dem nicht so wäre, dann käme der Mensch schließlich doch in seiner Sünde und in deren Machtbereich zur Ruhe und feierte alsdann in seinem Zustande ewig einen widergöttlichen Sündensabbat. Dann hätte er letzthin ohne Gott gefunden, was er mit Gott nicht gesunden hatte. Solange es jedoch einen Gott des Lichts gibt, wird durch Ihn ewig die Unruhe in die Herrschaftsgebiete der Finsternis hineingetragen werden. Solange Gott ein Gott der Wahrheit ist, wird Er alle Ungerechtigkeit im Reich der Lüge aufdecken. Solange nur auf der Grundlage seiner ewigen Gerechtigkeit ein wahrer Sabbat zu finden ist, wird jedes Reich der Ungerechtigkeit immer wieder in sich selbst zusammenbrechen. Es wird je und je in der Erfüllung seiner Hoffnung und in der Vollendung seines Aufbaus den Anbruch seiner Gerichte finden. Daher baut die Welt ohne Gott ewig an ihrem Exil. Wenn sie glaubte, den Sabbat ihrer Kultur und das Paradies ihres Friedens gefunden zu haben, dann stand sie noch immer vor dem Vorabend ihres Gerichtes. Dann genügte letzthin ein Gymnasiast in seiner Verblendung, um eine ganze Welt in Brand zu stecken.

Und doch ist das auf dem Boden der Weltgeschichte nichts anderes, als dass durch alle Katastrophen und Gerichte eines Tages offenbar wurde: "Ich bin nackt und darum verbarg ich mich." Denn ob der Mensch sich zurückzog in sein Wissen oder in seine Kultur, in sein Genussleben oder in seine Religion, mit jedem Nahen Gottes in der Geschichte erkannte er immer wieder seine Nacktheit und erzitterte innerlich in seinem Schuldbewusstsein vor dem Kommenden. Sein Wissen wurde zum Gewissen, seine Kultur zum Gericht, sein Genussleben zum Ekel, seine Religion zur Knechtung.

"Wer hat dir zum Bewusstsein gebracht", sprach der Herr zum Menschen, "dass du nackt bist? Hast du etwa von dem Baum, von dem ich dir geboten, nicht zu essen, dennoch gegessen?" Das ist die große Gottesfrage an den ersten Menschen. Sie ist es auch heute noch. Sie wendet sich an das Gewissen der Völker und Staaten, der Kirchen und Kulturen auch der Gegenwart.

So musste nun offenbar werden, ob der Mensch sich für das mit dem Baum der Erkenntnis verbundene Wort der Offenbarung entschieden hatte oder aber für die Frucht des Baumes und der damit verbundenen Verheißung, die im Evangelium der Schlange lag. Gott sorgt dafür, dass wir in unserer Stellung Ihm und seiner Offenbarung gegenüber offenbar werden. Uns rettet auch keine Flucht vor Ihm. Das kann aber der Anfang zu unserer Rettung werden.
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C.O.Rosenius Da sprach Adam: Die Frau, die Du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum, und ich aß. 1. Mos. 3, 12.

Hier treten Adams Verderben und Bosheit so recht an den Tag. Er hat die bestimmte Frage bekommen, ob er nicht gesündigt habe, und kann deshalb dem nicht entgehen, von dieser Sache zu reden. Aber was tut er? Statt ein Wort der wahren Erkenntnis zu finden, sucht er sich zu entschuldigen: ,,Die Frau, die Du mir zugesellt hast, war die Ursache, daß ich aß." Das ist also das erste, was die gefallenen Menschen kennzeichnet: Sie bekennen sich nicht zu ihrer Sünde, sondern wollen unschuldig sein. Als der Herr sich dann an die Frau wandte und fragte: ,,Warum hast du das getan?", hatte sie die gleiche Antwort wie Adam; sie führte dieselbe Rede, daß sie nämlich von einem anderen verleitet worden sei. Sie sprach: ,,Die Schlange betrog mich also, daß ich aß."

Diese Art ist so bezeichnend für die Natur des Menschen, daß wir sie schon bei Kindern finden, sobald sie zu sprechen angefangen haben. Wurde ein Fehler begangen, suchen sie ihn gleich auf ihren Nächsten zu schieben. Diese unsere Natur offenbart sich beständig in größeren wie in kleineren Dingen: Vor den Menschen will niemand die Schuld auf sich nehmen, niemand seine Torheiten bekennen, sondern man verbirgt und entschuldigt sie, auch wenn man sich im Innern schuldig fühlt. Vor Gott will man nie stillhalten und seinen Gerichten recht geben, sondern man sucht sich immer zu entschuldigen und zu verteidigen, was der Grund aller Sicherheit, Unbußfertigkeit und Unseligkeit ist. Wird der Mensch nun aber von dem Gesetz Gottes härter angegriffen und gedrängt, dann steigt die Bosheit noch höher, dann wird er bitter gegen Gott den Herrn, der uns erschaffen und uns Sein Gesetz gegeben hat.

Das nämlich ist das andere, was wir in Adams Antwort finden: Nicht nur, daß er sich entschuldigt, er will dazu noch die Schuld auf den Herrn schieben, indem er sagt: ,,Die Frau, die Du mir zugesellt hast, gab mir" usw. Man merkt deutlich, daß er damit dem Herrn einen Vorwurf machen wollte, daß Er ihm die Frau gegeben hätte. Er hätte ja nur zu sagen brauchen ,,die Frau" oder ,,meine Gattin", dies um so mehr, da keine andere Frau vorhanden war; aber mit Fleiß fügt er hinzu: ,,Die Du mir zugesellt hast". ,,Deshalb", sagt Luther, ,,sind diese Worte voll Zorn und Unwillen gegen Gott, als ob er sagen wollte: Diesen Schmutz hast Du selbst auf mich geworfen. Hättest Du mir nicht die Frau gegeben, sondern ihr einen eigenen Garten gegeben, so daß sie nicht bei mir gewohnt hätte, so wäre ich von der Sünde frei geblieben; daß ich jetzt gesündigt habe, ist Deine eigene Schuld, weil Du mir die Frau gegeben hast." Welch schreckliche Bosheit hat den erst so reinen und so guten Menschen ergriffen. Statt daß Adam dem barmherzigen Vater entgegenlief, Ihm zu Füßen fiel und mit bitteren Tränen seine schreckliche Sünde bekannte und Ihn um Verzeihung bat, fängt er an, falsche, ausweichende Antworten zu geben und direkt Gottes Stimme und den von Gott geschaffenen nackten Leib als Ursachen seiner Flucht zu beschuldigen. Anstatt zu sagen: ,,Ich habe gesündigt", sagt er: ,,Du Gott, Du hast gesündigt, der Du mir die Frau gabst." An Adam sehen wir, wie alle Menschen sind und handeln, wenn sie gesündigt und die Stimme des Gesetzes im Gewissen vernommen haben, solange das Evangelium und der Glaube ihre Herzen noch nicht eingenommen und verändert haben. Hätte Gott gleich gerufen: ,,Adam, du hast Vergebung! Ich weiß, wie du gesündigt hast, aber Ich habe es vergeben", dann würde Adam in herzlicher Demut seine Sünden bereut und bekannt sowie sie auch aufs eifrigste verflucht und gesagt haben: ,,Ich habe gesündigt; barmherziger Vater, vergib mir!" Weil aber die Hoffnung auf Vergebung bei ihm noch nicht vorhanden war, war sein Herz verschlossen, hart und bitter gegen Gott.

Und hier hilft es nichts, einzusehen, daß dies alles sündig ist; man vermag doch nicht anders zu handeln, solange die Gnade oder die Vergebung Gottes das Herz nicht erwärmt und gedemütigt haben. Eva sah ohne Zweifel, wie schlecht Adams Entschuldigung gelang, und sie hätte sich dies eine Lehre sein lassen sollen, so daß sie Gott die Ehre gegeben, die Sünde bekannt und in Demut um Gnade gebeten hätte. Aber nein, sie handelt gleich darauf genauso wie Adam, sie ist also gar nicht besser. Gleichwie er die Schuld auf die Frau geschoben hatte, so schiebt sie die Schuld auf die Schlange, die auch Gottes Geschöpf war, als ob sie sagen wollte: ,,Die Schlange, die Du, Gott, erschaffen und im Paradiese hast umherkriechen lassen, betrog mich." So klagen sie den Schöpfer an und entschuldigen sich selber. So geht es noch immer. Dem Unglauben folgt der Ungehorsam aller unserer Kräfte und Glieder, dem Ungehorsam folgen Entschuldigungen. Die Sünde will weder Sünde sein noch als solche bestraft werden, sie will Unschuld heißen. Wenn sie dies nun nicht darf, dann straft sie Gott Lügen, und es wird aus einer menschlichen Sünde ganz und gar eine teuflische. Und so geht der Unglaube zum Haß gegen Gott und der Ungehorsam zur Anklage des Schöpfers über. Das ist dann der letzte Grad der Sünde, nämlich Gott, den Herrn, zu hassen und Ihm die Sünde zuzurechnen, als ob sie von Ihm käme. Gerade das finden wir hier bei Adam und nicht weniger bei Eva.

Wohin soll ich mich verstecken? Ach, wo treff' ich Kleider an, Daß ich meine Schande decken Und vor Gott bestehen kann? Keine weiß ich als die Wunden, Die vom Haupte bis zum Fuß Meine Seel' an dem gefunden, Der am Kreuz verbluten muß.
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J.Kroeker Von Adam und seinem Fall.

"Da sprach der Mensch: Die Frau, die du mir zugesellt hast, die gab mir von dem Baum, und ich aß!" 1.Mose 3,12 f.


So oft der Mensch aß von diesem Baum, fand er immer den Tod anstatt das Leben. Seine Erkenntnis in der Beurteilung der Werte des Lebens wurde so verfinstert, dass er in seiner Sprache und in seiner Ethik die Finsternis Licht hieß, die Lüge Wahrheit nannte, im Untergang das Leben suchte und vom Tod die Zukunft erhoffte.

Gottes Stimme fand jedoch nicht nur die Schuldigen, sondern auch ihre Schuld. Sie deckte den Menschen nicht nur als Sünder auf, sondern auch die Wurzel, die ihn zum Sünder werden ließ. Denn sie will immer ein ganzes Werk tun, und zwar ein Werk, das die Erlösung in sich trägt. Sie sucht den Sünder nicht, um ihn um seiner Sünde willen anzuklagen, sondern um ihn von derselben zu erlösen. In ihrem Gericht über die Sünde liegt daher immer Gnade für den Sünder. Wie oft ließ Gott in seiner Barmherzigkeit im Leben des einzelnen, der Völker und der Geschichte das rettungslos im Gericht zusammenbrechen, was sich dauernd als ein Hindernis für das Heil der Menschheit erwies. Und ob der Mensch tausendmal gehofft hatte, gerade darin das Leben und die Zukunft zu finden, so nahm Gott es ihm dennoch durch Gericht, weil Er besser weiß, was dem Menschen zu seinem wahren Heil und Frieden dient. Grade in diesem vielfach so hart scheinenden Vorgehen Gottes im Leben des einzelnen und der Geschichte liegt daher weit mehr Gnade als Gericht für die Schuldigen. So lag einst in der größten Gottestat der Weltgeschichte, im Kreuz auf Golgatha, zwar das größte Gericht über die Sünde, aber auch die größte Vergebung für den Sünder.

Mit dem Sünder und seiner Schuld wurde auch die ganze Versuchung bis zu ihrer Wurzel offenbar. Adams Antwort auf Gottes schwere Gewissensfrage: "Hast du nicht etwa gegessen?" lautete: "Die Männin, die Du mir ja zur Seite gegeben, gab mir von dem Baum und ich aß." Und als Gott sich dann an die Frau wandte und an sie die nicht weniger schwere Frage richtete: "Was hast du getan?", da antwortete sie: "Die Schlange hat mich betrogen und da aß ich." Wenn Gottes Stimme sich auf den Boden des gefallenen Menschen begibt, dann entgeht ihrem Licht keine Finsternis. Sie zerstört alle Illusionen, sie enthüllt jede Unwahrhaftigkeit. Jede Versuchung und jeder Verführer müssen als das offenbar werden, was sie in ihrem innersten Wesen sind. Verführte werden eines Tages unbedingt zu Anklägern ihrer Verführer.
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C.Eichhorn Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen. 1. Mose 3, 15

Der Mensch war ursprünglich ausersehen, den Satan zu überwinden und die durch Satan verderbte Erde für Gott zurückzuerobern. Stattdessen wurde er von Satan besiegt und immer wieder besiegt, bis der Weibessame kam, der zweite Adam, der Menschensohn Jesus Christus: er hat als der Stärkere den Starken überwunden und ihm seine Beute abgenommen. Aber nun soll Satan auch von uns in der Kraft des Sieges Jesu überwunden werden. Dann wird er zuletzt von Gott lahmgelegt und endlich ganz ausgeschaltet. -

Hinter dem alten Menschen steht Satan. Er facht das Feuer der bösen Leidenschaften an. Er erregt das in uns versteckte Böse. Er knüpft an, wo sich ihm irgendeine Handhabe bietet. Er geht listig und methodisch zu Werk. Er sucht unsre schwachen Stellen, wo wir leicht zu Fall zu bringen sind. Er erspäht den günstigen Zeitpunkt, wo er am besten ankommen kann. Vielleicht stehen wir nicht auf Wachtposten, lassen uns ein wenig gehen, sind lässig und wie in einem Halbschlummer. Oder wir haben uns durch unsere irdischen Angelegenheiten gar zu sehr einnehmen und zerstreuen lassen. Das benutzt er. Dabei stellt er uns das Böse harmlos und unverfänglich hin. Er kommt nicht gleich mit den schlimmsten Reizen, sondern mit feineren Versuchungen, die nicht so gefährlich aussehen. Dann geht er Schritt für Schritt weiter und gewinnt immer mehr an Boden. Er ist zäh, beharrlich, zudringlich und gebärdet sich als der Überlegene. Er ist ein mächtiger Geist, eine Majestät, die wir in gewissem Sinne respektieren müssen. Wenigstens müssen wir uns hüten, wegwerfend und verächtlich von ihm zu reden, Schimpf- oder Lästerworte gegen ihn fallenzulassen. Das könnte uns teuer zu stehen kommen. Wir würden den kürzeren ziehen bei solcher Vermessenheit. Satan und seine Geister haben ihren Schauplatz in den überirdischen Gebieten, sind darum uns irdischen Kreaturen überlegen. Nur der Herr Jesus wird mit diesen Feinden fertig. Wir müssen uns also mit ihm zusammenschließen und im Glauben seinen Sieg ergreifen und uns zu eigen machen. Vor uns weicht Satan nicht, wohl aber vor Jesus.

"Satan flieht, wenn er mich beim Kreuze sieht." Mit unserem Heiland überwinden wir ihn. Der Starke muß vor schwachen Menschen die Flucht ergreifen, sobald sie im Glauben an Christus und sein Blut ihm widerstehen.
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C.O.Rosenius Derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst Ihn in die Ferse stechen. 1. Mose, 3, 15.

In diesen Worten liegt das erste Samenkorn des Trostes und der Seligkeit, nicht nur der ersten Menschen, sondern des ganzen Evangeliums Gottes und des Gnadenreiches auf Erden. Voraus gehen die Worte, mit denen der Herr Seine Strafrede an den Teufel einleitet: ,,Weil du solches getan hast" (nämlich die Menschen betrogen, sie in Sünde und Verdammnis geführt hast), und Er schließt dann mit den Worten: ,,Derselbe soll dir den Kopf zertreten." Hierin sind zwei Dinge enthalten: Der Herr entbrennt hier wegen unseres Sündenfalles, der gerächt werden sollte, so sehr, daß Er zum Verführer sagt: ,,Dein Kopf wird zerschmettert, zertreten werden, weil du solches getan hast." Wir sehen hier, daß Gott selbst sich unserer Sache annimmt und auf unserer Seite gegen den Teufel steht, um sich an ihm zu rächen und uns zu erlösen - und dies mit so brennendem Herzen, daß Er sich der stärksten Drohworte bedient, die man sich denken kann. Denn was kann für die Schlange Schrecklicheres und Vernichtenderes gedacht werden, als daß ihr Kopf zerschmettert, zertreten werden solle! Wahrlich, ein furchtbares Wort für den listigen Satan! So sehen wir denn hier wieder, daß der Herr vor Eifer um Seinen verlorenen Sohn, den Menschen, brennt.

Ebenso entbrannte Christus, als Er von denen redete, die die Kleinen, die an Ihn glauben, ,,ärgern" (d. h. verführen, verleiten). Sind es nicht harte Worte aus dem Mund des milden Heilandes, wenn Er von einem Mühlstein redet, der an den Hals solcher Verführer gehängt werden soll, um sie eiligst im Meer zu ersäufen, wo es am tiefsten ist? Man sollte aus ihnen doch den brennenden Eifer Gottes um die Seele bemerken; man sollte wenigstens spüren, daß Gott nicht so gleichgültig gegen uns ist, wie unser böses, ungläubiges Herz Ihn sich vorstellt. Wir haben Seine bestimmten Versicherungen Seines Liebeseifers und noch größere Beweise dafür in Seinen Taten, in allem, was Er zu unserem Heil getan hat, aber unser Herz ist so, daß wir diese Beweise oft weder glauben noch bedenken. Wir können oft viel leichter das glauben, was wir selbst entdecken, wenn der Herr nicht zu uns redet. Hier aber können wir nun die Rede des Herrn zur Schlange hören und können daraus Seine innersten Gedanken über uns entdecken. ,,Weil du solches getan hast, seist du verflucht vor allem Vieh und vor allen Tieren auf dem Felde - und des Weibes Same soll dir den Kopf zertreten."

Zum anderen ist hier zu beachten, daß der Herr unsere Sache zu einer Sache zwischen Christus und dem Teufel macht. Er sagt, daß des Weibes Same der Schlange den Kopf zertreten und die Schlange den Samen des Weibes in die Ferse stechen werde. Bemerkenswert ist, daß im Grundtext vom Angriff auf die Ferse des Weibessamens wie auch vom Zertreten des Kopfes der Schlange dieselben Worte stehen, obwohl sie in einigen Übersetzungen mit ,,stechen" wiedergegeben sind, wenn von der Schlange geredet wird. Das hebräische Wort bedeutet eigentlich ,,allerlei Böses", das feindlich zugefügt wird, und die nähere Bedeutung dieses Wortes bezieht sich teils auf den, der das Böse zufügt, teils auf das Glied, dem das Böse zugefügt wird. Daraus versteht man, weshalb es an der einen Stelle mit ,,zertreten" und an der anderen mit ,,stechen" übersetzt worden ist. Zudem findet sich hier eine merkwürdige Andeutung davon, wie auch Jesus in diesem Streite vernichtet werden, ja, wie die Schlange all ihre Macht an Christus anwenden und Ihn zermalmen würde, doch nur die Ferse, d.h., Seinen irdischen Teil, die Menschheit, während Er dagegen für Seinen erhabeneren Teil den Sieg und das Leben davontrug. Das Ganze beweist, daß ein harter Kampf, ein Streit auf Leben und Tod zwischen des Weibes Samen und der Schlange stattfinden würde.

So spricht der Herr. Er spricht dabei aber kein Wort von uns oder von einer Mitwirkung unsererseits in dieser wichtigen Sache, auch nicht von unserer Erlösung von der Sünde, vom Tod und vom Teufel. So vollkommen hat der Herr uns diese Sache abgenommen, so vollkommen hat Er sie zu Seiner eigenen gemacht. Sonst wären wir auch ewig verloren. Denn den Sündenfall wiedergutzumachen, uns von der Sünde, vom Tode und vom Teufel zu befreien, das ist ein unsere Kraft weit übersteigendes Werk, ,,wir sind da allzu schwach im Harnisch". Deshalb hat der gnädige Herr es zu Seiner eigenen Sache gemacht; gepriesen sei Sein Name! ,,Also hat Gott die Welt geliebt, daß Er Seinen eingeborenen Sohn dahingab." ,,Wie durch eines Sünde die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, also ist auch durch eines Gerechtigkeit die Rechtfertigung des Lebens über alle Menschen gekommen". So spricht der Herr: ,,Ihr seid umsonst verkauft, ihr sollt auch ohne Geld erlöst werden." ,,Gott hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht."

Und welche Frucht trägt dies für uns? Wir haben nicht nötig, etwas zur Tilgung unserer Sünden beizutragen, sondern bekommen alles von der vollkommen freien, unverdienten Gnade Gottes geschenkt, sobald wir sie nur annehmen und zu Seiner Gnadenhochzeit kommen wollen, wenn Er uns ruft, und Ihm gestatten, uns Gutes zu tun. Und dann sollen wir nichts Geringeres werden als ,,Gottes Gerechtigkeit in Ihm"! O Gott, stärke uns den Glauben! Hier werden Moses' Worte bestätigt: ,,Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein. Fürchtet euch nicht; steht fest, und seht zu, was für ein Heil der Herr heute an euch tun wird."

O Abgrund, welcher alle Sünden Durch Christi Tod verschlungen hat. Das heißt die Wunde recht verbinden, Da findet kein Verdammen statt, Weil Christi Blut beständig schreit: Barmherzigkeit, Barmherzigkeit!
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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J.Kroeker Von Adam und seinem Fall.

"Deswegen schickte ihn Gott aus dem Garten Eden, damit er den Erdboden bearbeite, davon er genommen war." 1.Mose 3,23.


Als der Mensch als Herr der Schöpfung seinen Sabbat verlor, da war auch für Eden und die Welt wieder der Abend gekommen. Sabbatlos zog der Mensch aus und trug nun seine eigene Heimatlosigkeit in die Schöpfung hinein. Hinfort wollte er vermöge der eigenen Energien die Erde gewinnen, und siehe, sie knechtete ihn. Er wollte sich auf der Erde sein eigenes Eden schaffen, und sie wurde sein Exil. Er wollte Mensch und Kreatur gegenüber vermöge seiner Macht sich selbst behaupten und er sah sich durch Mensch und Kreatur bekämpft. Im Kampf um die Macht und um die Existenz ist die Menschheit in Nationen zerfallen und hat sich Katastrophe um Katastrophe in ihrer Geschichte geschaffen. Nachdem sie selbst aufgehört, in der Sabbatruhe Gottes zu leben, kann sie keinen Frieden mehr gebären und kein Eden mehr schaffen. Dynastien und Staaten setzen sich innerhalb der Nationen als höchsten Zweck und erniedrigen die Menschheit. Sie düngen die Erde und Geschichte mit Strömen von Blut, ihr Staatsacker aber trägt Dornen und Disteln. Erst wenn wieder Sabbat geworden sein wird, wo jetzt der Kampf und das Exil der Menschheit herrschen, wird der Sabbatmensch selbst mit den Nattern ein Friedensbündnis schließen.

Ist auch der Schöpfungssabbat nebst seinem Eden verloren, die Sehnsucht nach demselben ist dem Menschen jedoch geblieben. Sie verfolgt ihn in Palast und Hütte. Sie lässt ihn nicht, weder in seiner Macht noch in seiner Knechtschaft. Und ob er tausendmal ihre Stimme verleugnete, sein Ohr hörte dennoch durch die Jahrtausende wieder und wieder den Sabbat Gottes fragen: "Adam, wo bist du?"

Diesen Ruf haben Einzelne in der Menschheit je und je vernommen. Je schwerer das Exil der Menschheit war, desto stärker wurde die Sehnsucht nach dem Verlorenen, desto lebendiger die Hoffnung auf einen neuen Gottessabbat. In Israels Sabbatfeier handelte es sich einst daher um weit mehr als nur um ein menschliches Sabbatgebot. Nicht die jüdische Wocheneinteilung - die jüdische Seele ersehnte diese Feier. Der Woche für Woche wiederkehrende Sabbat sollte in der Seele des einzelnen und des Volkes wieder zurechtbringen und aussöhnen, was durch den Verlauf der Woche auf allen Gebieten zerrüttet worden war.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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C.H.Spurgeon ,,Abel ward ein Schäfer." 1 Mose 4, 2.

Abel heiligte seinen Beruf zur Verherrlichung des Herrn und brachte auf seinem Altar ein blutiges Opfer, und der Herr sah gnädiglich an Abel und sein Opfer. Dies früheste Vorbild auf unsern Herrn ist wunderbar klar und deutlich, es ist wie der erste Lichtstrahl, der bei Sonnenaufgang hervorbricht. Zwar offenbart er nicht alles, aber er verkündigt, daß die Sonne erscheint. In Abel, dem Hirten und Priester, der ein Opfer darbringt zum süßen Geruch dem Herrn, sehen wir vorgebildet unsern Herrn, der seinem Vater ein Opfer bringt, das Jehovah in alle Ewigkeit wohlgefällig ist. Abel wurde von seinem Bruder gehaßt, gehaßt ohne alle Ursache; das mußte auch der Heiland erfahren. Denn der natürliche und fleischliche Mensch haßt den Frommen, in welchem der Geist der Gnade erfunden wird, und ruhet nicht, bis daß er sein Blut vergossen hat. Abel kam um und besprengte Opfer und Altar mit seinem eignen Blut; und hierin bildet er ab den Herrn Jesum, den die Feindschaft der Menschen erwürgte, während Er als Priester vor dem Herrn stand. ,,Der gute Hirte läßt sein Leben für seine Schafe." Laßt uns über Ihn weinen, wenn wir sehen, wie der Haß der Menschenkinder Ihn zum Tode gebracht und die Hörner seines Altars mit seinem Blut befleckt hat. Abels Blut redet: ,,Der Herr sprach zu Kain: Die Stimme deines Bruders Bluts schreiet zu mir von der Erde." Das Blut Jesu hat eine mächtige Sprache, und es schreit nicht um Rache, sondern um Gnade. Köstlich ist's über alles, was köstlich ist, am Altar unsres guten Hirten zu stehen, zu sehen, wie Er dort blutet als ein geschlachteter Priester, und dann zu hören, wie sein Blut der ganzen Herde Friede verkündigt, Frieden im Gewissen, Frieden zwischen Juden und Heiden, Frieden zwischen dem Menschen und seinem beleidigten Schöpfer, Frieden für Zeit und Ewigkeit allen blutgewaschenen Menschen. Abel ist der erste Schafhirte nach der Zeit, aber unsre Herzen sollen den Herrn Jesum als den vornehmsten obenan setzen. Du großer Hüter Deiner Schafe, wir, das Volk Deiner Weide, preisen Dich von ganzem Herzen, denn du bist für uns geschlachtet. ,,Du bist mein treuer Seelenhirt Und bist für mich gestorben; Du hast mich, als ich war verirrt, Mit Deinem Blut erworben!"
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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A.Christlieb Abel ward ein Schäfer, Kain ward ein Ackersmann. Und es begab sich, da sie auf dem Felde waren, erhob sich Kain wider seinen Bruder Abel und schlug ihn tot. 1. Mose 4, 2 u. 8

Abel hat nur ein kurzes, schweres, dafür aber auch ein gesegnetes Leben gehabt. Sein ganzes Erdendasein war bestimmt durch den Umstand, daß er einen Bruder neben sich hatte, der ihn haßte, obwohl er ihm nichts zuleide getan hatte. Die Heilige Schrift sagt (1. Joh. 3, 12): ,,Kain erwürgte seinen Bruder. Und warum erwürgte er ihn? Weil seine Werke böse waren und die seines Bruders gerecht". Bis zum heutigen Tage muß manch einer ähnliche Erziehungsschulen durchmachen. Die eigenen Hausgenossen sind seine Feinde. Sie quälen ihn, obwohl er ihnen nichts zuleide getan hat. Er kann auch nicht wegziehen von seinen Plagegeistern, so wenig wie Abel fliehen konnte. An Abel aber sehen wir auch die rechte Hilfe in solcher Not. Er hatte einen Opferplatz. Und wenn er dahin seine Zuflucht nahm, durfte er erleben, was in 1. Mose 4, 4 zu lesen ist: ,,Der Herr sah gnädig an Abel und sein Opfer." Wenn Abel von diesem Opferplatz heimkehrte, dann war er gefeit gegen die bitterbösen Blicke und Worte seines Bruders. Er erlebte, was Tersteegen einmal sagte: ,,Es kann ein guter Mensch auf Erden durch böse Menschen besser werden." Man muß nur, wie Abel, einen Opferplatz haben, wo man sich Kraft holen kann. Für uns ist das des Heilandes Kreuz auf Golgatha! Da sehen wir unsern Herrn als unseren Stellvertreter an der Stelle hängen, wo wir hingehören. Wenn wir dann bedenken, was wir verdient hätten, und wie Gott uns die Marter und Qual erlassen, wie er uns die ewige Verdammnis in ewige Seligkeit verwandelt hat, dann können wir in Geduld ertragen, was böse Menschen uns an Plage und Qual bereiten.
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C.H.Spurgeon Kain brachte dem HErrn eine Opfergabe. 1 Mose 4, 3.

Wir mögen wie Kain einen Altar bauen, und die Erstlingsfrüchte der Erde darauf legen, und es mag an sich als ein angenehmes Opfer erscheinen; aber weil es ohne das Salz des lebendigen Glaubens ist, so liegt es da, und wird nicht von Gott angenommen, denn ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. Bringt mir einen Mann, der sein ganzes Leben lang seine Gesundheit und Kraft für seine Mitmenschen aufgeopfert hat, der seine Pflicht treulich erfüllt, der Tag und Nacht gearbeitet hat bis zur Abschwächung seines Leibes, weil er glaubte, jedermann erwarte von ihm, daß er seine Pflicht tue, und er selbst sie auch zu tun wünschte; bringt mir diesen Mann, und laßt mich alle seine wohltätigen Werke sehen; sagt mir, daß er allezeit in der besten Absicht für das Beste seines Landes gearbeitet habe; wenn er die Frage: "Glaubst du an den Sohn Gottes?" nicht beantworten kann, so muß ich ihm in aller Ehrlichkeit sagen, daß er, sofern es Gott betrifft, sein ganzes Leben lang nicht ein einziges gutes Werk getan hat.
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J.Kroeker Von Kain und seinem Fall.

"Es begab sich aber nach Ablauf von Jahren, dass Kain dem Herrn ein Opfer brachte von den Früchten der Erde. Und Abel, auch er opferte von den Erstgeborenen seiner Schafe und von deren Fettesten." 1.Mose 4,3.


Weil Kain und Abel zwei ganz verschiedene Welten in sich trugen, daher waren sie auch in ihrem Leben und Handeln so verschieden. Dieses wurde in besonderer Weise offenbar, als beide mit ihrem Opfer am Altar vor den Herrn traten. In der Darbringung dieser beiden Opfer offenbarte sich die grundverschiedene Geistesrichtung und Herzensgesinnung der ersten zwei Brüder vor Gott. Nach außen schienen zwar beide in demselben innerlichen Verhältnis zu Gott zu stehen. Denn beide opferten und traten mit ihrem Geschenk am Altar vor den Herrn. Allein Gott beurteilt die Gabe immer nach dem, der in seiner Gesinnung hinter derselben steht. Denn das Opfer war von jeher die Sprache der Seele. In demselben drückte der Mensch handelnd das aus, was er je und je in seinem innersten Wesen empfand. Daher ist das Opfer so alt wie die Menschheit. Sie war nie und wird nie ohne das Opfer sein, in welchem sie das Tiefste ihres Wesens vor Gott zum Ausdruck zu bringen sucht. Je geistlicher nun der Mensch in seiner Gesinnung ist und je ungetrübter sein Verhältnis zu Gott wird, desto weniger wird er dieses Opfer außer sich, d. h. in irgendeiner Gabe zum Ausdruck zu bringen suchen. Er wird sich selbst bringen.

Der Darbringende wollte mit seiner Huldigungsgabe stets zum Ausdruck bringen, dass er sich in seinem Leben hinfort der Führung eines Höheren unterordnen wolle und sich in seinen Handlungen von dessen Befehlen abhängig mache. Diese Opferart wurde von Kain gewählt. Er brachte aber von der Frucht des Feldes ein Opfer ohne Wahl. Seiner Seele genügte ein "Etwas", das Er Gott darbrachte, und die äußere Form, in der er es brachte. Er brachte in seinem Huldigungsopfer nicht sich selbst.

Mit Kain begann daher jene die Menschheit so allgemein beherrschende Religiosität, die in einem rein äußerlich gepflegten Gottesdienst das Wesen der Beziehung des Menschen zu Gott sieht. Daher behandeln alle menschlichen Religionen auch den Umgang des Menschen mit Gott als etwas vom Leben Getrenntes. Man befriedigt Gott durch einzelne Leistungen, durch gelegentliche Opfer, durch Waschungen des Fleisches, durch eine Anzahl von Gebeten. Es ist das die Huldigung, die nur die Frucht der Erde bringt, ohne sich selbst als ein Kind des Geistes zu bringen, "die Kirchen und Tempel stiftet, wie sie auch Spitäler und Gefängnisse baut", weil man ohne dieselben im Leben nicht auskommen kann.
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